05.05.2018 Aufrufe

Heimat-Rundblick Frühjahr 2018

Magazin für Kultur, Geschichte und Natur

Magazin für Kultur, Geschichte und Natur

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Profil durch den großen Ofen (c), Grundrisse des<br />

großen (a) und kleinen (b) Brandt-Ofens; aus:<br />

NLA Stade, Karten Neu Nr. 13061, Tab. VII. Nr. B<br />

gebrannt werden konnten, die in benachbarten<br />

Gebäuden geformt und vorbereitet wurden. Der<br />

benötigte Brenntorf konnte mit wenig Aufwand<br />

aus dem „Torff-Schauer“ (F) herangeschafft<br />

werden.<br />

Vorbereitet wurde der Ton in der Trete Deehle<br />

(K); auf überdachter Fläche wurde er hier ggf.<br />

angefeuchtet und dann von Pferden getreten,<br />

um eine gleichmäßige, geschmeidige Masse zu<br />

erhalten, die sich gut formen lassen sollte. Zwei<br />

Flächen gab es mit je einem Pferd. Das<br />

benötigte Wasser konnte aus dem nahen Bach<br />

entnommen und hierher geleitet werden.<br />

Diesem am nächsten erstreckt sich auf 260<br />

Fuß Länge und 28 Fuß Breite die Bek Hütte<br />

(auch Bach Hütte genannt). Da diese auch am<br />

nächsten zum Tonvorkommen gelegen ist, lässt<br />

sich hier dessen Anlieferung vermuten. Dann<br />

käme die Jungfern Bude (B) für die Formung<br />

und erste Trocknung der Ziegel in Frage, bevor<br />

sie zur weiteren Trocknung in die Pferde-Hütte<br />

(E) verbracht werden. Diese Funktion wird auch<br />

durch die Bezeichnung „Trocken Stein Hütte“<br />

nahe gelegt. Von dort ist es nur noch ein kurzer<br />

Weg in den großen oder kleinen Brandt-Ofen (c<br />

bzw. d).<br />

In einem Anbau an die Jungfern Bude (B) ist<br />

eine Wohnung für die Ziegelknechte untergebracht,<br />

die also direkt auf dem Betriebsgelände<br />

gewohnt haben. Was man aus der Zeichnung<br />

allerdings herauslesen kann, deutet doch auf<br />

eine Gruppenunterkunft mit sehr spartanischer<br />

Ausstattung hin.<br />

Herstellung der Rohziegel<br />

Ein separater Punkt in der „Umbständlichen<br />

beschreibung“ befasst sich speziell mit den<br />

Arbeiten im „Steinwerck“, da diese sich gegenüber<br />

anderen Ziegeleien unterschieden. Fasst<br />

man diese Beschreibung mit den Kartenbefunden<br />

und anderen Hinweisen 8) zusammen, so<br />

lässt sich folgender Arbeitsablauf für die Herstellung<br />

der Rohlinge konstruieren. Dabei waren<br />

einige Arbeitsgänge erforderlich, die arbeitsteilig<br />

zu absolvieren waren.<br />

1) Die Lehmgrube befand sich im Klosterholz.<br />

Hier wurde ggf. bereits im Vorjahr der Lehm<br />

vorbereitet und im Winter der Witterung<br />

ausgesetzt, um dessen Struktur zu verbessern.<br />

2) Die ersten drei Tage einer Woche dienten<br />

dazu, Lehm für 12 000 Steine zuzubereiten.<br />

Dazu mussten zwei Lehmmacher täglich 40<br />

Karren Ton graben. Sie bereiteten vor Ort den<br />

Rohstoff zu, damit er weich, gut formbar und<br />

von gleichmäßiger Qualität war. Zu „fetter“<br />

Lehm wurde mit Sand versetzt.<br />

3) Zwei Aufkarrer „fahren solchen an in die<br />

nahe bey der Hütten befindliche Kumpe“, wo<br />

er ggf. mit Wasser aus dem Bach angefeuchtet<br />

wurde.<br />

4) Zur Durchmischung bediente man sich auf<br />

einer speziellen Diele der Hilfe von zwei Pferden,<br />

die den Ton so lange treten mussten, bis<br />

dieser so fein und zäh geworden ist, dass<br />

Mauersteine daraus gestrichen werden<br />

konnten.<br />

5) Danach wurde „die zubereitete Erde aus dem<br />

Kumpen wieder in die Karren geschlagen“<br />

und in die Streichhütte gefahren.<br />

6) In Form gebracht wurde der Lehm dann in<br />

den drei restlichen Tagen der Arbeitswoche<br />

durch den Ziegelstreicher. Nachdem der Einschlager<br />

die Masse in vorbereitete Rahmen<br />

aus Holz geschlagen hatte, konnte der Streicher<br />

oder Former diese dann mit einem<br />

Streichbrett glätten. Bei dieser im Akkord<br />

verrichteten Tätigkeit erhielt der Lehm dann<br />

die gewünschte Form; in der Regel war es der<br />

Quader, aber auch andere Formen waren<br />

möglich.<br />

7) Im nächsten Arbeitsschritt war es dann der<br />

Abträger, der die gefüllten Formen zu einem<br />

Trockenplatz trug. Dort konnten die Formen<br />

dann abgezogen und zum Ziegelstreicher<br />

zurückgebracht werden.<br />

8) Nach einigen Tagen der Trocknung trat dann<br />

der Ziegler (Hagensetzer) in Aktion und stapelte<br />

die vorgetrockneten Rohlinge so, dass<br />

sie dann für 2 – 3 Wochen weiter trocknen<br />

konnten. Dabei verloren diese außer an<br />

Masse auch an Volumen, was im Vorfeld bei<br />

der Bemessung der Formen zu berücksichtigen<br />

war.<br />

Anmerkungen<br />

Wilhelm Berger<br />

1) Siehe HRB Nr. 122, S. 6.<br />

2) Zur Errichtung der Ziegelei und zu vertraglichen<br />

Regelungen s. HRB Nr. 123, S. 10 – 12.<br />

3) NLA Stade, Rep. 74 Osterholz Nr. 799<br />

4) Hans Siewert, Der Wandel von einer Tongrube<br />

zum Osterholzer Waldstadion; in: HRB Nr.<br />

3/2009, S. 21<br />

5) NLA Stade, Rep. 74 Osterholz Nr. 800. C. F.<br />

Meiners war Sohn von A. F. Meiners und seit<br />

1744 Amtschreiber und Kommissarius in Lilienthal.<br />

1744 war sein Vater gestorben, dessen<br />

Erbe er antrat. Dazu gehörte auch die<br />

Osterholzer Ziegelei. Drost in Osterholz war<br />

damals B. C. von Gruben. (Angaben von H.-C.<br />

Sarnighausen: Amtsjuristen…; in: Genealogie<br />

1/2015, S. 373 – 376)<br />

6) NLA Stade, Rep. 74 Osterholz Nr. 799<br />

7) NLA Stade, Karten Neu Nr. 13061, Tab. VI und<br />

VII. Die Gebäudestruktur deckt sich mit der<br />

im HRB Nr. 123, S. 10, veröffentlichten Darstellung.<br />

8) Die Ausführungen basieren u. a. auf:<br />

http//wiki-de.genealogy.net/Ziegler_(Beruf)<br />

April<br />

Der April kann rasen,<br />

nur der Mai halt Maßen.<br />

Ist die Krähe nicht mehr weit,<br />

wird‘s zum Säen höchste Zeit.<br />

Bauernregeln<br />

April – Mai – Juni<br />

Mai<br />

Donnert‘s im Mai viel,<br />

haben die Bauern leichtes Spiel.<br />

Der Mai, zum Wonnemonat erkoren,<br />

hat den Reif noch hinter den Ohren.<br />

Juni<br />

Was im September soll geraten,<br />

das muss bereits im Juni braten.<br />

Wenn im Juni wechseln Regen und Sonnenschein,<br />

wird die Ernte reichlich sein.<br />

RUNDBLICK <strong>Frühjahr</strong> <strong>2018</strong><br />

25

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!