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Heimat-Rundblick Frühjahr 2018

Magazin für Kultur, Geschichte und Natur

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Mannschaft und Silberladung wurden geborgen;<br />

jedoch in der Zeit lernte Heinrich Hackfeld<br />

die Schauplätze seines späteren Erfolges kennen.<br />

So richtete er im Januar 1847 als dreißigjähriger<br />

Kapitän ein Schreiben an die heute<br />

noch existierende Reedereifirma W. A. Fritze in<br />

Bremen, in welchem er auf die große Bedeutung<br />

der Hawaii-Inseln für den Handel in der<br />

Südsee mit Amerika und China aufmerksam<br />

machte. Seine Absicht war es, Vertreter des<br />

bekannten Bremer Unternehmens zu werden.<br />

Es war sein Glück, dass die Geschäftsleitung der<br />

Firma Fritze auf sein Angebot nicht eingegangen<br />

war. Kurzentschlossen kaufte er die Brigg<br />

„Wilhelmine", fuhr von Hongkong nach Bremen<br />

und kaufte hier Ware ein für ein in Honolulu zu<br />

gründendes Geschäft. In Bremen heiratete er<br />

Das Elternhaus von Marie Gesine Hackfeld, geborene Pflüger, an der Schlachte - zweites Haus von<br />

links - Fassade heute an der Sparkasse am Bremer Marktplatz<br />

Foto aus Privatbesitz<br />

Heinrich Hackfeld<br />

noch die Tochter des Schiffsmaklers Georg-Friederich<br />

Pflüger Marie Gesine. Mit ihr und ihren<br />

beiden Brüdern trat er die Reise nach Honolulu<br />

an. Johann Carl Diederich Pflüger (1833-1883),<br />

sein Schwager, wurde aufgrund seines Fleißes<br />

als Geschäftspartner und Teilhaber aufgenommen.<br />

Das 1849 gegründete Geschäft befasste sich<br />

zunächst mit der Ausstattung von Walfangschiffen<br />

und deren Besatzung. Der Erwerb von<br />

RUNDBLICK <strong>Frühjahr</strong> <strong>2018</strong><br />

Foto aus Privatbesitz<br />

Marie Gesine Hackfeld, geb. Pflüger<br />

Foto aus Privatbesitz<br />

zwei Zuckerplantagen stabilisierte das Unternehmen<br />

und die Entwicklung des Holzimportes.<br />

Die Einführung von Ananaspflanzungen von<br />

Mexiko nach Hawaii brachte der Firma Hackfeld<br />

einen ungeahnten Aufschwung. Im Jahre 1850<br />

wurde ein Ladengeschäft für Kleiderstoffe -<br />

auch Seidenhaus Haie Kalika genannt - eingerichtet.<br />

Die Leitung übernahm Hackfelds Neffe<br />

Bernd-Carl Ehlers, dem bald 70 Angestellte<br />

unterstanden.<br />

Heinrich Hackfeld kehrte 1862 mit seiner<br />

Frau Marie Gesine nach Bremen zurück. Zuvor<br />

aber wurde noch eine Reedereigesellschaft<br />

gegründet, deren Register 1871 achtzehn<br />

Schiffe zählte. Hackfelds Reedereiflagge auf<br />

den Schiffen war das rote Hanseatenkreuz auf<br />

weißem Feld. Eine interessante Nachbildung<br />

dieser ehemaligen Verdienstmedaille für Bremer<br />

Freiheitskämpfer der Jahre 1810-1813 finden<br />

wir auf dem Pflaster des Bremer Marktplatzes.<br />

Heinrich Hackfeld war Konsul von Schweden<br />

und Russland. Sein Nachfolger Johann Friedrich<br />

Hackfeld bzw. die Direktoren der Hackfeld-<br />

Gruppe vertraten Jahrzehnte die verschiedensten<br />

Staaten, wie Österreich, Ungarn, Schweden,<br />

Norwegen, Belgien und das deutsche Kaiserreich.<br />

Am 20. Oktober 1887 starb Heinrich Hackfeld<br />

im Alter von 71 Jahren in Bremen, von wo<br />

er die Geschäfte seines Unternehmens noch<br />

betreut hatte. Der Firmengründer Heinrich<br />

Hackfeld wurde in Delmenhorst bestattet, später<br />

auf den 1897 fertiggestellten Friedhof an<br />

der Wildeshauser Straße umgebettet. Marie<br />

Gesine Hackfeld hat ihren Ehemann dreißig<br />

Jahre überlebt. Sie starb am 4. Februar1917 und<br />

wurde nach der Einäscherung im Elterngrab auf<br />

dem Riensberger Friedhof in Bremen beigesetzt.<br />

Zunächst wurde die Leitung des umfangreichen<br />

Unternehmens auf Hawaii von dem<br />

Schwager Johann Carl Diederich Pflüger wahrgenommen.<br />

Als hochqualifizierter Mitarbeiter<br />

in der Firmenspitze fungierte Paul Isenberg, ein<br />

aus Dransfeld stammender Landwirt, dem der<br />

Konzern seine starke Stellung in der Hawaiischen<br />

Zuckerwirtschaft verdankte. Bleibt noch<br />

anzumerken, dass freie Pflanzer mit großzügigen<br />

Krediten unterstützt wurden, allerdings mit<br />

der Auflage, ihre Erzeugnisse über das Hackfeldsche<br />

Unternehmen abzurechnen.<br />

Aus der Ehe des Firmengründers sind keine<br />

Kinder hervorgegangen, sodass Heinrich Hackfeld<br />

seinen Neffen Johann Friedrich Hackfeld<br />

im Jahre 1878 nach Hawaii schickte. Sein Vater,<br />

der am 10. Februar 1821 geborene Hermann<br />

Wilhelm Hackfeld, war der Bruder von Heinrich<br />

Fassade des ehemals Pflügerschen Hauses an<br />

der Sparkassenfiliale am Marktplatz<br />

Foto: R. Matzner<br />

Hackfeld. Er war Tagelöhner aber auch Schneidermeister.<br />

Aus der übernommenen Reihenfolge<br />

der Berufsbezeichnungen ist zu vermuten,<br />

dass er im Winter seinen Lebensunterhalt als<br />

Schneider bestritten hat. Wie erwähnt, befand<br />

sich das Ehepaar Marie Gesine und Heinrich seit<br />

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