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<strong>Zentralregulierung</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Insolvenz</strong><br />

Von Rechtsanwalt Markus Heeseler, Remscheid, und<br />

Rechtsanwalt Albert Rassel, Dortmund<br />

Viele kle<strong>in</strong>ere und mittlere Han<strong>de</strong>lsunternehmen<br />

schließen sich zur Verbesserung ihrer E<strong>in</strong>kaufs- und<br />

Zahlungskonditionensog.Verbundgruppen(E<strong>in</strong>kaufsverbän<strong>de</strong>n)<br />

an. Kernstück <strong><strong>de</strong>r</strong>en Leistung ist die sog.<br />

<strong>Zentralregulierung</strong> mit o<strong><strong>de</strong>r</strong> ohne Delkre<strong><strong>de</strong>r</strong>eübernahme.<br />

Nachfolgend wer<strong>de</strong>n die vertraglichen Beziehungen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Beteiligten untere<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong> sowie die rechtlichen<br />

Probleme <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Insolvenz</strong> e<strong>in</strong>er an diesem Dreiecksverhältnis<br />

beteiligten Partei dargestelltl. Dabei bil<strong>de</strong>t<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e die <strong>Insolvenz</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe e<strong>in</strong>en<br />

Schwerpunkt.<br />

A. E<strong>in</strong>leitung<br />

<strong>Zentralregulierung</strong> ist e<strong>in</strong> Abrechnungssystem, mit<br />

<strong>de</strong>m hauptsächlich Verbl.mdgruppen und von diesen<br />

e<strong>in</strong>geschaltete Dienstleister, <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel Banken, <strong>de</strong>n<br />

Zahlungsverkehr zwischen Lieferanten und meist<br />

mittelständischen Han<strong>de</strong>lsunternehmen abwickeln<br />

und sich für diese Han<strong>de</strong>lsuntemehmen verbürgen.<br />

Die wirtschaftliche Be<strong>de</strong>utung <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppen<br />

und damit auch <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Zentralregulierung</strong> wird <strong>de</strong>utlich,<br />

wenn man <strong>de</strong>n Zentralverband Gewerblicher Verbundgruppen<br />

(ZGV) als Wirtschafts-, Han<strong>de</strong>ls- und Arbeitgeberverband<br />

betrachtet. Er vere<strong>in</strong>t unter e<strong>in</strong>em Dach<br />

fast 400 E<strong>in</strong>kaufs- und Market<strong>in</strong>g-Kooperationen. Deren<br />

<strong>in</strong>sgesamt ca. 180 000 Mitgliedsunternehmen s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> über 30 Branchen tätig und erwirtschaften e<strong>in</strong>en Umsatz<br />

von jährlich rund 90 Mrd. Eur02•<br />

Die Geschäftstätigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppen bestand<br />

zunächst im E<strong>in</strong>kauf o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Vermittlung <strong><strong>de</strong>r</strong> von <strong>de</strong>n<br />

Mitgliedsunternehmen benötigten Waren, Rohstoffen<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> sonstigen Betriebsmitteln3• Die Verbundgruppen<br />

haben sich aber <strong>in</strong> <strong>de</strong>n letzten Jahrzehnten zu Fullser-<br />

vice-Verbän<strong>de</strong>n weiterentwickelt. Neben <strong>de</strong>n verbesserten<br />

Beschaffungsbed<strong>in</strong>gungen bieten sie für ihre<br />

Mitgliedsunternehmen Dienstleistungen von geme<strong>in</strong>samen<br />

Market<strong>in</strong>gaktivitäten bis zu iranchiseähnlichen<br />

Vertriebssystemen an. E<strong>in</strong>e Verbundgruppe nimmt die<br />

Interessen <strong><strong>de</strong>r</strong> Beteiligten wahr, wobei e<strong>in</strong>e <strong><strong>de</strong>r</strong> erbrachten<br />

Dienstleistungen die <strong>Zentralregulierung</strong> se<strong>in</strong><br />

kann4• Zur Koord<strong>in</strong>ation <strong><strong>de</strong>r</strong> Aktivitäten, <strong>in</strong>sbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

<strong>de</strong>s Zahlungs- und Abrechnungsverkehrs. wird e<strong>in</strong>e<br />

Zentralstelle als Verwaltung e<strong>in</strong>gerichtet. Verbundgruppen<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel als Genossenschaft, Aktiengesellschaft<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Kapitalgesellschaft, meist GmbH & Co<br />

KG, organisiert.<br />

B. Grundlagen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Zentralregulierung</strong><br />

Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Zentralregulierung</strong> stellt sich die Verbundgruppe<br />

als Dritter zwischen ihre Mitgliedsunternehmen<br />

und die Vertragslieferanten, also zwischen die Vertragsparteien<br />

<strong>de</strong>s Kaufvertrages. Das e<strong>in</strong>kaufen<strong>de</strong><br />

Unternehmen ist kraft sog. Anschlussvertrages "Mitglied<br />

"s <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe. Der Lieferant ist aufgrund<br />

e<strong>in</strong>er <strong>Zentralregulierung</strong>s- und Delkre<strong><strong>de</strong>r</strong>evere<strong>in</strong>barung<br />

(sog. ZR + D -Vertrag) mit <strong><strong>de</strong>r</strong>Verbundgruppe e<strong>in</strong><br />

"Vertragslieferant ".<br />

I Es wird <strong><strong>de</strong>r</strong> E<strong>in</strong>fachheit halber von e<strong>in</strong>er Verbundgruppe ausgegangen,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> sowohl <strong>Zentralregulierung</strong> als auch die Delkre<strong><strong>de</strong>r</strong>eübemahme leistet.<br />

Zu diesen und an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Fonnen <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Zentralregulierung</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis vgl.<br />

ZenteslSwoboda, Perspektiven <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Zentralregulierung</strong>, 2002. S. 245 ff.<br />

www.zgv-onl<strong>in</strong>e.<strong>de</strong>.<br />

MeyerlMeulenberglBeuthien. Genossenschaftsgesetz, 13. Auf!. 2000.<br />

§ 1 Rdn. 31; vgl. Meier, ZfG 1978, 278 ff.<br />

4 HagemüllerlSommerlBr<strong>in</strong>k, Handbuch das <strong>in</strong>ternationalen Factor<strong>in</strong>g. 3.<br />

Auf!. 1997. S. 262.<br />

5 Dieser Begriff hat sich e<strong>in</strong>gebürgert. auch wenn es sich nicht um e<strong>in</strong>en<br />

Vere<strong>in</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> e<strong>in</strong>e Genossenschaft han<strong>de</strong>lt.


WM Heft 4912003 Heeseler/Rossel, <strong>Zentralregulierung</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Insolvenz</strong> 2361<br />

Zwischen <strong>de</strong>m Vertragslieferanten und <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe<br />

f<strong>in</strong><strong>de</strong>n Ld.R.6ke<strong>in</strong>e Lieferungen und Leistungen<br />

statt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die Verbundgruppe wickelt nur die<br />

Bestellungen se<strong>in</strong>es Mitgliedsunternehmens abrechnungstechnisch<br />

ab :<br />

.(1) Das Mitgliedsunternehmen bestellt bei <strong>de</strong>m Vertragslieferanten<br />

Waren zu <strong>de</strong>n von <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe<br />

ausgehan<strong>de</strong>lten Gruppenkonditionen. Der Vertragslieferant<br />

liefert die Waren unter umfassen<strong>de</strong>m Eigentumsvorbehalt<br />

an das Mitgliedsunternehmen und<br />

schickt ihm die Orig<strong>in</strong>alrechnungen (manchmal wer<strong>de</strong>n<br />

diese auch von <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe weitergeleitet).<br />

(2) Die Rechnungskopien sen<strong>de</strong>t <strong><strong>de</strong>r</strong> Vertragslieferant<br />

an die Verbundgruppe. Die Rechnungen wer<strong>de</strong>n<br />

auf e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>gerichteten Lieferantenkonto gebucht<br />

und von <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe mit e<strong>in</strong>er Zahlung zu e<strong>in</strong>em<br />

regelmäßigen Zahlungsziel beglichen.<br />

(3) Die Verbundgruppe fakturiert <strong>de</strong>m Mitgliedsunternehmen<br />

zu bestimmten Abrechnungsperio<strong>de</strong>n<br />

(auch "Deka<strong>de</strong>n" genannt) gesammelt und zieht z. B.<br />

per Bank-Lastschrift bei <strong>de</strong>m Mitgliedsunternehmen<br />

e<strong>in</strong>. Für das Mitgliedsunternehmen ist bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe<br />

ebenfalls e<strong>in</strong> Kontokorrentkonto e<strong>in</strong>gerichtet.<br />

Ihr wird e<strong>in</strong> Kontoauszug zur Kontrolle <strong><strong>de</strong>r</strong> Buchungen<br />

übersen<strong>de</strong>t.<br />

Abb.l:<br />

Anstelle <strong><strong>de</strong>r</strong> Rechnungskopien/Sammelrechnungen<br />

<strong>in</strong> Papierform wer<strong>de</strong>n heute meist per Datenaustausch<br />

(EDIFACT) nur noch Sal<strong>de</strong>nlisten ausgetauscht und<br />

auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Zahlungsverkehr wird elektronisch abgewickelt.<br />

Für die übernommene Ausfallhaftung und <strong>de</strong>n Debitoren<br />

e<strong>in</strong>zug erhält die Verbundgruppe vom Vertragslieferanten<br />

die sog. Delkre<strong><strong>de</strong>r</strong>e - Provision o<strong><strong>de</strong>r</strong> ZR+D­<br />

Provision prozentual vom (Brutto-j7 Rechnungsbetrag.<br />

Die Verbundgruppe muss die e<strong>in</strong>gereichten Rechnungen<br />

an <strong>de</strong>n Vertragslieferanten bezahlen und kann im<br />

<strong>Insolvenz</strong>fall aus <strong>de</strong>n vere<strong>in</strong>barten bzw. vom Vertragslieferanten<br />

übertragenen Sicherungsrechten gegen das<br />

<strong>in</strong>solvente Mitgliedsunternehmen vorgehen.<br />

Diese Abwicklung ist vom Factor<strong>in</strong>g (bei Verbundgruppen<br />

als sog. Kaufmo<strong>de</strong>ll bezeichnet) zu unterschei<strong>de</strong>n.<br />

Dabei verpflichtet sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Factor, alle For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen,<br />

die bestimmte Voraussetzungen erfüllen, anzukaufen.<br />

Beim echten Factor<strong>in</strong>g übernimmt zwar <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Factor, ebenso wie die Verbundgruppe als Zentralregulierer<br />

das Delkre<strong><strong>de</strong>r</strong>erisko, ihm wird jedoch die<br />

For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung abgetreten. Auch das unechte Factor<strong>in</strong>g<br />

unterschei<strong>de</strong>t sich vom ZR + D-Geschäft, da es dabei<br />

an <strong><strong>de</strong>r</strong> une<strong>in</strong>geschränkten Haftungsübernahme <strong>de</strong>s<br />

Factors für eventuell ausfallen<strong>de</strong> For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen fehlt.<br />

Es han<strong>de</strong>lt sich auch nicht um e<strong>in</strong>en Inkassovertrag8,<br />

da die Verbundgruppe aufgrund e<strong>in</strong>er übernommenen<br />

Delkre<strong><strong>de</strong>r</strong>ehaftung an <strong>de</strong>n Vertragslieferanten auch<br />

dann zahlt, wenn die For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung une<strong>in</strong>br<strong>in</strong>glich ist.<br />

Vere<strong>in</strong>zelt betreiben Verbundgruppen nicht die oben<br />

dargestellte Abwicklung, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die sog. Zentralfakturierung<br />

(o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch Strecken-, Ketten- bzw. Reihengeschäft<br />

genannt), bei <strong><strong>de</strong>r</strong> die Verbundgruppe selbst als<br />

Käufer/Großhändler auftritt. Das Mitgliedsunternehmen<br />

bestellt dann direkt beim Vertragslieferanten im<br />

Namen und für Rechnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe, o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

diese leitet die Bestellungen weiter bzw. schreibt sie <strong>in</strong><br />

eigene Bestellungen um. Mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Direktlieferung <strong>de</strong>s<br />

Vertragslieferanten auf Weisung <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe<br />

wird im Rahmen e<strong>in</strong>er Eigentumsübereignungskette<br />

die Verbundgruppe für e<strong>in</strong>e juristische Sekun<strong>de</strong> Eigentümer<strong>in</strong>9•<br />

Wirtschaftlich ist die Situation mit <strong><strong>de</strong>r</strong> oben<br />

dargestellten Konstellation i<strong>de</strong>ntisch, weshalb oft auch<br />

solche Geschäfte unter <strong>de</strong>n Begriff <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Zentralregulierung</strong><br />

gefasst wer<strong>de</strong>n.<br />

c. Vertragliche Verhältnisse zwischen <strong>de</strong>n<br />

Beteiligten<br />

Wie bereits erwähnt, gibt es bei <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Zentralregulierung</strong><br />

regelmäßig drei Beteiligte, und zwar <strong>de</strong>n Vertragslieferanten,<br />

die Verbundgruppe und das MitgliedsunternehmenlO,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>en vertragliche Verhältnisse<br />

wie folgt ausgestaltet s<strong>in</strong>d:<br />

I. Vertragliches Verhältnis zwischen Verbundgruppe<br />

und Vertragslieferant<br />

Die vertragliche Beziehung zwischen Verbundgruppe<br />

und Vertragslieferant regelt <strong><strong>de</strong>r</strong> ZR + D-Vertrag. Die<br />

meisten dieser Verträge be<strong>in</strong>halten, dass sämtliche Geschäftsvorfälle,<br />

die zwischen Vertragslieferant und<br />

Mitgliedsunternehmen anfallen, über die Verbundgruppe<br />

abgerechnet und von dieser reguliert wer<strong>de</strong>n<br />

müssen. Darüber h<strong>in</strong>aus übernimmt die Verbundgruppe<br />

die Delkre<strong><strong>de</strong>r</strong>ehaftung für For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen aus<br />

Warenlieferungen an ihre Mitgliedsunternehmen.<br />

1. Rechtsnatur <strong>de</strong>s ZR + D-Vertrages<br />

Die Frage nach <strong>de</strong>m rechtlichen Charakter e<strong>in</strong>es ZR<br />

+ D-Vertrages ist nicht e<strong>in</strong><strong>de</strong>utig zu beantworten. Mit<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Zentral~egulierungsvere<strong>in</strong>barung ist die Übernah-<br />

6 Ausnahme ist das sog. Eigengeschäft, bei <strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe als<br />

Zwischenhändler im Streckengeschäft o<strong><strong>de</strong>r</strong> Großhändler im Lagergeschäft<br />

auftritt o<strong><strong>de</strong>r</strong> Eigenmarken bei <strong>de</strong>n Lieferanten e<strong>in</strong>kauft.<br />

7 Der Bruttorechnungsbetrag wird vere<strong>in</strong>bart, da auch die Haftung über<br />

<strong>de</strong>n Bruttorechnungsbetrag erstreckt wird. Zu<strong>de</strong>m kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Zentralregulierer<br />

bei e<strong>in</strong>em Ausfall <strong><strong>de</strong>r</strong> For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung beim Mitgliedsunternehmen<br />

ke<strong>in</strong>e Umsatzsteuerrückerstattung beim Rnanzamt geltend machen, da<br />

er nicht Leisten<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s Kaufvertrags ist und es sich auch nicht um e<strong>in</strong>e<br />

Versicherungsleistung han<strong>de</strong>lt.<br />

8 Vgl. dazu Palandt/He<strong>in</strong>richs, BGB, 62. Auf!. 2003, § 398 Rdn. 26 ff.;<br />

OIeseh, Der Verbund, 1990, S. 20.<br />

9 Vgl. dazu Palandt/Bassenge, BGB, 62. Auf!. 2003, § 929 Rdn. 20 mit Verweis<br />

auf Pa<strong>de</strong>ck, Jura 1987, 454, 460; BGH WM 1982,690 = NJW 1982,<br />

2371.<br />

10 Schaltet die Verbundgruppe z.B. im Rahmen <strong>de</strong>s Outsourc<strong>in</strong>g für die<br />

<strong>Zentralregulierung</strong> e<strong>in</strong>e Bank (z.B. Heller-Bank, VR-Diskontbank etc.) als<br />

vierten Beteiligten e<strong>in</strong>, schließt die Bank <strong>de</strong>n eigentlichen ZR+D-Vertrag<br />

mit <strong>de</strong>m Vertragslieferanten. Die Verbundgruppe und die Anschlusshäuser<br />

wer<strong>de</strong>n vertraglich <strong>in</strong> verschie<strong>de</strong>nen Konstellationen e<strong>in</strong>gebun<strong>de</strong>n.


2362 Heeseler/Rossel, <strong>Zentralregulierung</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Insolvenz</strong> WM Heft 49/2003<br />

me <strong><strong>de</strong>r</strong> Debitorenbuchführung durch die Verbundgruppe<br />

für For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong>de</strong>s Vertragslieferanten gegenüber<br />

<strong>de</strong>n Mitgliedsunternehmen geregelt. Die Vere<strong>in</strong>barung<br />

enthält daher Elemente e<strong>in</strong>es Geschäftsbesorgungsvertrages<br />

gemäß § 675 BGB.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus ist im ZR + D-Vertrag im Rahmen <strong>de</strong>s<br />

sog. VermittIungsgeschäfts regelmäßig vere<strong>in</strong>bart, dass<br />

die Verbundgruppe <strong>de</strong>m Vertragslieferanten sämtliche<br />

Mitgliedsunternehmen nennt. Das geschieht nicht zuletzt<br />

<strong>de</strong>shalb, damit die Vertragslieferanten auch mit<br />

solchen Mitgliedsunternehmen geschäftliche Beziehungen<br />

aufbauen können, zu <strong>de</strong>nen bislang noch ke<strong>in</strong>e<br />

Geschäftsbeziehungen bestan<strong>de</strong>n. Mith<strong>in</strong> enthält<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> ZR + D-Vertrag auch Elemente e<strong>in</strong>es (Nachweis-)<br />

Maklervertrages im S<strong>in</strong>ne <strong>de</strong>s § 652 BGBll.<br />

Wichtigstes Merkmal <strong>de</strong>s ZR+ D-Vertrages ist für <strong>de</strong>n<br />

Lieferanten (neben <strong>de</strong>m Rationalisierungseffekt <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Rechnungsabwicklung) die Übernahme <strong>de</strong>s Delkre<strong><strong>de</strong>r</strong>e.<br />

Die Rechtsnatur <strong><strong>de</strong>r</strong> Delkre<strong><strong>de</strong>r</strong>e-Übernahme ist für<br />

<strong>de</strong>n E<strong>in</strong>zelfall zu klären. Zwar schließt die h.M. aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

fast wörtlichen Übere<strong>in</strong>stimmung <strong>de</strong>s § 86b HGB mit<br />

§ 765 BGB, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Anspruch auf Delkre<strong>de</strong>provision<br />

<strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsvertreters regelt, dass es sich bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Delkre<strong><strong>de</strong>r</strong>übernahme<br />

um e<strong>in</strong>e Bürgschaft han<strong>de</strong>lel2. Da<br />

§ 86b HGB diese Frage letztlich aber offen lässt und<br />

neben <strong><strong>de</strong>r</strong> Bürgschaft auch noch e<strong>in</strong> Schuldbeitritt <strong>in</strong><br />

Betracht zu ziehen isP3,wird man auf die konkrete haftungsbegrün<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Vere<strong>in</strong>barung zwischen Verbundgruppe<br />

und Vertragslieferant abstellen müssen.<br />

Die meisten ZR + D-Verträge bezeichnen die Delkre<strong><strong>de</strong>r</strong>e-Übernahme<br />

ausdrücklich als selbstschuldnerische<br />

Bürgschaft gemäß § 765 BGB.Ist ke<strong>in</strong>e konkrete Vere<strong>in</strong>barung<br />

getroffen, ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Vertrag auszulegen. Für e<strong>in</strong>en<br />

Schuldbeitritt spricht dabei als Indiz, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Beitreten<strong>de</strong><br />

e<strong>in</strong> eigenes, unmittelbares sachliches bzw. wirtschaftliches<br />

Interesse daran hat, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Gläubiger die<br />

Leistung erhälP4. Dies ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall, wenn er aus <strong>de</strong>n Vorteilen,<br />

die sich aus <strong>de</strong>m Schuldverhältnis ergeben, partizipieren<br />

wür<strong>de</strong>ls. E<strong>in</strong> solcher Vorteilkönnte <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Delkre<strong><strong>de</strong>r</strong>eprovision<br />

zu sehen se<strong>in</strong>l6. Das Provisions<strong>in</strong>teresse<br />

dürfte aber für die Unmittelbarkeit nicht ausreichen, da<br />

es nur e<strong>in</strong> ~ekundäres Interesse an <strong><strong>de</strong>r</strong> Kaufpreiszahlung<br />

an <strong>de</strong>n Vertragslieferanten begrün<strong>de</strong>t. Der Provisionsanspruch<br />

ist e<strong>in</strong> eigener Anspruch gegen <strong>de</strong>n Gläubiger,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Kaufpreiszahlung zunächst e<strong>in</strong>mal nichts zu<br />

tun hat, <strong>de</strong>nn er fällt auch an, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Kaufpreis nicht<br />

gezahlt wird. Als weiteres Argument für e<strong>in</strong>en Schuldbeitritt<br />

wird vorgebracht, die Verbundgruppe übernehme<br />

e<strong>in</strong>e selbständige Verpflichtung zur Zahlung, was sich<br />

daraus ergebe, dass die gelieferte Ware nicht auf Mängel<br />

überprüft wer<strong>de</strong>n könnel7. Dieses Argument trifft<br />

auch auf e<strong>in</strong>e selbstschuldnerische Bürgschaft zu und<br />

zeigt vielmehr, dass die Verbundgruppe nur für e<strong>in</strong>e<br />

frem<strong>de</strong> Schuld e<strong>in</strong>stehen will. E<strong>in</strong> Schuldbeitritt wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spricht<br />

<strong>de</strong>m Wesen und <strong><strong>de</strong>r</strong> Grundkonzeption <strong>de</strong>s ZR+D­<br />

Geschäfts als Dreiecks- und Abrechnungsverhältnis. Die<br />

Parteien gehen nicht davon aus, dass das Mitgliedsunternehmen<br />

von vornehere<strong>in</strong> nicht zahlen kann, die Verbundgruppe<br />

sollnur akzessorisch - also als Bürge - haften.<br />

Sollten bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Auslegung Zweifel verbleiben, nimmt<br />

die Rechtsprechung zum Schutz <strong>de</strong>s Zweitschuldners<br />

die formstrengere und <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Haftungswirkung mil<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

Bürgschaft anl8.<br />

In Anbetracht <strong><strong>de</strong>r</strong> verschie<strong>de</strong>nen vertraglichen Elemente<br />

wird man <strong>de</strong>n ZR + D-Vertrag als gemischttypischen<br />

Vertrag eigener Art ansehen müssenl9. Die entwickelten<br />

Theorien (Absorbtionstheorie, Komb<strong>in</strong>ationstheorie)<br />

zur Behandlung von gemischttypischen<br />

Verträgen20 s<strong>in</strong>d nur wenig hilfreich. Für die Lösung<br />

auftreten<strong><strong>de</strong>r</strong> Probleme bei gemischttypischen Verträgen<br />

muss man sich vielmehr an S<strong>in</strong>n und Zweck <strong>de</strong>s jeweiligen<br />

Vertrages sowie <strong><strong>de</strong>r</strong> Interessenlage und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Verkehrssitte orientieren21. Grundsätzlich s<strong>in</strong>d für je<strong>de</strong><br />

Leistung die Vorschriften <strong>de</strong>s entsprechen<strong>de</strong>s Vertragstyps<br />

- hier also entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> Bürgschaftsrecht o<strong><strong>de</strong>r</strong> das<br />

Recht <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschäftsbesorgung - heranzuziehen. Kollidieren<br />

die gesetzlichen Vorschriften, ist das Recht <strong>de</strong>s<br />

Vertragstyps heranzuziehen, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n rechtlichen o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

wirtschaftlichen Schwerpunkt bil<strong>de</strong>t22.<br />

2. Sicherungsrechte<br />

Im ZR + D-Vertrag zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe und<br />

<strong>de</strong>m Vertragslieferanten wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Vertragslieferant verpflichtet,<br />

sich das Eigentum an <strong>de</strong>n an das Mitgliedsunternehmen<br />

veräußerten Waren vollurnfänglich vorzubehalten23.Der<br />

Vertragslieferant überträgt das vorbehaltene<br />

Eigentum auf die Verbundgruppe23a. Dies geschieht<br />

meist bereits mit Absendung <strong><strong>de</strong>r</strong> Ware, da die Delkre<strong><strong>de</strong>r</strong>ehaftung<br />

mit Kaufvertragsabschluss beg<strong>in</strong>nt24, das<br />

Eigentum kann aber auch Üe nach Vere<strong>in</strong>barung) erst<br />

mit Zahlung <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe an <strong>de</strong>n Vertragslieferanten<br />

übergehen. Kommt es zur Zahlungsunfähigkeit<br />

<strong>de</strong>s Mitgliedsunternehmens, tritt also <strong><strong>de</strong>r</strong> Haftungsfall<br />

e<strong>in</strong>, kann die Verbundgruppe aus <strong>de</strong>n ihr übertragenen<br />

Eigentumsvorbehaltsrechten gegen das Mitgliedsunternehmen<br />

bzw. <strong>de</strong>n <strong>Insolvenz</strong>verwalter vorgehen25.<br />

11.Vertrag zwischen Verbundgruppe und<br />

Mitgliedsunternehmen<br />

Verbundgruppe und Mitgliedsunternehmen schließen<br />

e<strong>in</strong>en sog. Anschlussvertrag26. Dieser regelt, zu wel-<br />

11 Die Verbundgruppe ist nicht als Han<strong>de</strong>lsvertreter tätig, da es an <strong>de</strong>m hierfür<br />

erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lichen E<strong>in</strong>wirken auf <strong>de</strong>n Dritten (Mitgliedsuntemehmen) fehlt,<br />

dass dieser sich zum Abschluss <strong>de</strong>s Geschäfts entschließt; vgl. BaumbachlDu<strong>de</strong>nlHopt,<br />

HGB, 30. Auf!. 2000, §84 Rdn. 23. Sie tritt auch nicht<br />

als Han<strong>de</strong>lsmakler gemäß § 93 ff. HGB auf, da zur Vermittlungstätigkeit<br />

<strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsmaklers gehört, dass dieser mit bei<strong>de</strong>n Vertragsparteien <strong>in</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dung tritt und dadurch zum Vertragsschluss beiträgt; die bloße<br />

Übersendung von Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>listen reicht nicht aus; vgl. BaumbachlDu<strong>de</strong>nlHopt,<br />

ebenda, § 93 Rdn. 13.<br />

12 OLG Nümberg BayJMBI1956, 115; Castan, BB 1957, 1124; Küstnerl<br />

Manteuffel, Das Recht <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lsvertreters Bd.l, 2. Aufl. 1992, Rdn. 546<br />

m.w.N., vgl. BaumbachlDu<strong>de</strong>nlHopt, a.a.O. (Fn. 11), § 86b Rdn. 7.<br />

13 BaumbachlDu<strong>de</strong>nlHopt, a.a.O. (Fn. 11), § 86b Rdn. 7; e<strong>in</strong>e Schuldübernahme<br />

im S<strong>in</strong>ne <strong>de</strong>s § 414 BGB schei<strong>de</strong>t mangels Vorliegen ihrer<br />

Voraussetzungen aus, vgL dazu OLG Düsseldorf, Urteil vom 16.5.2003 ­<br />

14 U 16/03, vom Vertragslieferanten ist das nicht gewollt, da er nur e<strong>in</strong>e<br />

zusätzliche Sicherheit gew<strong>in</strong>nen will.<br />

14 BGH NJW 1981, 47.<br />

15 VgL ScholzlLwowski, Das Recht <strong><strong>de</strong>r</strong> Kreditsicherung, 7. Auf!. 1994,<br />

S.368.<br />

16 Vgl. LG Wuppertal, 1 0249/01, S. 7.<br />

17 Vgl. LG Wuppertal, 1 0249/01, S. 7.<br />

,. VgL RGZ 90, 415, 417; BGH NJW 1967, 1020.<br />

19 So wie das unechte Factor<strong>in</strong>g, vgl. Obermüller, <strong>Insolvenz</strong>recht Ld. Barikeraxis,<br />

6. Auf!. 2002, Rdn. 7.74.<br />

20 Uberblick über die verschie<strong>de</strong>nen Theorien bei MünchKommlTho<strong>de</strong>,<br />

BGB, Bd. 2, 3. Aufl. 1994, § 305 Rdn. 45; PalandtlHe<strong>in</strong>richs, a.a.O.<br />

(Fn. 8), E<strong>in</strong>führung vor § 311 Rdn. 24.<br />

21 PalandtlHe<strong>in</strong>richs, a.a.O. (Fn. 8), E<strong>in</strong>führung vor § 311 Rdn. 24.<br />

22 BGHZ 2,333; BGH NJW 1981, 342; BGH WM 1994, 2280 = WuB 11 C.<br />

§ 32a GmbHG 2.95 v. Gerkan = NJW 1995, 326.<br />

23 Hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Vertragslieferant sich das Eigentum an <strong>de</strong>n gelieferten Waren<br />

nicht wirksam vorbehalten, ist e<strong>in</strong>e Übernahme <strong>de</strong>s Delkre<strong><strong>de</strong>r</strong>e durch die<br />

Verbundgruppe rt:gelmäßig vertraglich ausgeschlossen.<br />

23a Verpflichtung zur Ubertragung ergibt sich auch analog §§ 774, 401 BGB,<br />

vgl. Pa/andtlSprau, a.a.O. (Fn. 8), § 774 Rdn. 9.<br />

24 Vgl. Schulte, <strong>in</strong>: ZenteslSwoboda, Perspektiven <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Zentralregulierung</strong>,<br />

2002, S. 63 f.<br />

25 Probleme ergeben sich, wenn Vertragslieferanten ihre Rechnungen nicht<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> verspätet bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe mel<strong>de</strong>n. Die Verbundgruppe kann<br />

die ihr übertragenen Sicherungsrechte dann nicht mehr zeitnah beim<br />

Mitgliedsunternehmen bzw. <strong>Insolvenz</strong>verwalter durchsetzen. Nach <strong>de</strong>n<br />

meisten Verträgen führt dies zu e<strong>in</strong>em Ausschluss <strong><strong>de</strong>r</strong> Haftung.<br />

26 Vgl. Olesch, Das Kartellrecht <strong><strong>de</strong>r</strong> E<strong>in</strong>kaufszusammenschlüsse, 1983,<br />

S. 37, 47.


WM Heft 49/2003 Heeseler/Rossel, <strong>Zentralregulierung</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Insolvenz</strong> 2363<br />

chen Bed<strong>in</strong>gungen sich das Mitgliedsunternehmen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Verbundgruppe anschließen kann und welche Leistungen<br />

die Verbundgruppe für das Mitgliedsunternehmen<br />

zu erbr<strong>in</strong>gen hat. Es kann sich bei diesen Leistungen um<br />

das Aushan<strong>de</strong>ln von E<strong>in</strong>kaufskonditionen, Bonusansprüchen,<br />

Leistungen im Bereich <strong>de</strong>s Market<strong>in</strong>g, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geschäftsoptimierung bis h<strong>in</strong> zur aJlgeme<strong>in</strong>en betrieblichen<br />

Beratung han<strong>de</strong>ln27, wobei die Leistungen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

e<strong>in</strong>zelnen Verbän<strong>de</strong> stark differieren. H<strong>in</strong>zu kommen je<br />

nach Ausgestaltung <strong>de</strong>s Systems auch Wechself<strong>in</strong>anzierung<br />

und Formen <strong><strong>de</strong>r</strong> Absatzf<strong>in</strong>anzierung28. Problematisch,<br />

aber im Ergebnis wohl zulässig, ist die Regelung,<br />

dass das Mitgliedsunternehmen ke<strong>in</strong>e Liefergeschäfte<br />

mit <strong>de</strong>n Vertragslieferanten unter Umgehung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Verbundgruppe abschließen darf (sog. Closed-shopsystem),<br />

sowie e<strong>in</strong> Verbot <strong><strong>de</strong>r</strong> DoppelrnitgliedschafF9.<br />

1. Rechtsnatur <strong>de</strong>s Anschlussvertrages<br />

Aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> oben erwähnten, von <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe<br />

zu erbr<strong>in</strong>gen<strong>de</strong>n Leistungen für die Mitgliedsunternehmen,<br />

enthält <strong><strong>de</strong>r</strong> Anschlussvertrag fast ausschließlich<br />

dienstvertragliche Elemente. Dom<strong>in</strong>ieren<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Wesenszug <strong>de</strong>s Anschlussvertrages ist die Bereitstellung<br />

von Dienstleistungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe, die<br />

durch die Bün<strong>de</strong>lung <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirtschaftskraft <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitgliedsunternehmen<br />

entstehPo.<br />

2. Sicherungsrechte<br />

Wie bereits beim Vertrag zwischen Verbundgruppe<br />

und Vertragslieferant ausgeführt (B.I. 2.), wird im ZR +<br />

D-Vertrag regelmäßig vere<strong>in</strong>bart, dass die vom Vertragslieferanten<br />

vorbehaltenen Eigentumsrechte bei<br />

Absendlmg <strong><strong>de</strong>r</strong> Ware vom Vertragslieferanten zum Mitgliedsunternehmen<br />

auf die Verbundgruppe übergehen.<br />

Der Lieferant tauscht damit das Eigentum und die<br />

Unsicherheiten e<strong>in</strong>er Verwertung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>Insolvenz</strong>verfahren<br />

se<strong>in</strong>es Kun<strong>de</strong>n gegen die Delkre<strong><strong>de</strong>r</strong>ehaftung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe e<strong>in</strong>. Damit ist die Verbundgruppe<br />

Eigentümer und das Mitgliedsunternehmen Anwartschafts<strong>in</strong>haber.<br />

Zahlt die Verbundgruppe als Bürge auf<br />

ihre Bürgschaftsverpflichtung (siehe vorstehend), geht<br />

die For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung aus <strong>de</strong>m Kaufvertrag nicht durch Erfüllung<br />

unter, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n gern. § 774 Abs. 1 BGB auf die Verbundgruppe<br />

über. Dabei erstarkt das Anwartschaftsrecht<br />

<strong>de</strong>s Mitgliedsunternehmens nicht zum Vollrecht.<br />

Das Mitgliedsunternehmen erhält erst dann Eigentum,<br />

wenn - wie vertraglich mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe vere<strong>in</strong>bart<br />

- sämtliche For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe gegen<br />

das Mitgliedsunternehmen aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschäftsbeziehung<br />

von ihm bezahlt s<strong>in</strong>d (Kontokorrentvorbehalt).<br />

Somit können auch Sicherungsrechte Dritter an <strong>de</strong>n<br />

Waren (Vermieterpfandrecht, Raumsicherungsübereignung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Banken) nicht entstehen.<br />

111.Vertrag zwischen Mitgliedsunternehmen und<br />

Vertragslieferant<br />

Das Mitgliedsunternehmen schließt mit <strong>de</strong>m Vertragslieferanten<br />

e<strong>in</strong>en Kaufvertrag. Sollten aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Abwicklung<br />

dieser Kaufverträge Fragen <strong><strong>de</strong>r</strong> Gewährleistung<br />

auftauchen, s<strong>in</strong>d diese zwischen Vertragslieferant<br />

und Mitgliedsunternehmen zu klären. Die Verbundgruppe<br />

kann die gelieferten Waren nicht auf Mängel<br />

überprüfen, da sie nicht Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Lieferkette ist. Not-<br />

falls muss die Verbundgruppe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Passivprozess<br />

gegen <strong>de</strong>n Lieferanten die Mängele<strong>in</strong>re<strong>de</strong> geltend machen<br />

und <strong>de</strong>m Mitgliedsunternehmen <strong>de</strong>n Streit verkün<strong>de</strong>n.<br />

Der Verbundgruppe als Bürg<strong>in</strong> stehen dabei<br />

die E<strong>in</strong>re<strong>de</strong>n gern. § 768 BGB zu. Zusätzlich s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>de</strong>n<br />

ZR + D-Verträgen entsprechen<strong>de</strong> Zurückbehaltungsrechte<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe bis zur Klärung zwischen<br />

<strong>de</strong>n Kaufvertragsparteien geregelt. Die For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung wird<br />

bis zur Klärung <strong>de</strong>s Streits zwischen Mitgliedsunternehmen<br />

und Vertragslieferanten als nicht fällig betrachtet<br />

und zurückgebucht. Problematisch wird die<br />

Aufrechnung <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Insolvenz</strong> e<strong>in</strong>es an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Mitgliedsunternehmens<br />

wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> Frage <strong><strong>de</strong>r</strong> Konzernverrechnung<br />

(siehe nachstehend D.).<br />

D. Die <strong>Insolvenz</strong> <strong>de</strong>s Mitgliedsunternehmens<br />

In <strong><strong>de</strong>r</strong> Krise und <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Insolvenz</strong> <strong>de</strong>s Mitgliedsunternehmens<br />

verwirklicht sich das Ausfallrisiko <strong>de</strong>s Vertragslieferanten,<br />

das die Delkre<strong><strong>de</strong>r</strong>ehaftung auffangen<br />

soll. Trotz e<strong>in</strong>er gewissen Nähe <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe zu<br />

ihren Mitgliedsunternehmen liegen ihr <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> überwiegen<strong>de</strong>n<br />

Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> Fälle ke<strong>in</strong>e (aktuellen) Bilanzen o.ä.<br />

vor. Oftmals erfährt die Verbundgruppe erst durch Branchenkontakte<br />

von <strong>de</strong>n Schwierigkeiten ihres Mitgliedsunternehmens.<br />

Die Unterstützung erfolgt dann meist im<br />

Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Gewährung längerer Zahlungsziele o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

E<strong>in</strong>räumung e<strong>in</strong>es Wechselobligos. Bei e<strong>in</strong>er Verschärfung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Krise gibt es je nach Branche und Größe <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Verbundgruppe unterschiedliche Vorgehensweisen.<br />

Erste mögliche Folge ist die "Abmeldung"31 aus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Zentralregulierung</strong>32. Dies erfolgt meist unter FälligsteIlung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen und Erteilung e<strong>in</strong>es Veräußerungsverbots.<br />

Damit ist je nach Bezugsquote (die<br />

über die Verbundgruppe abgewickelten E<strong>in</strong>käufe im<br />

Verhältnis zum Warene<strong>in</strong>kauf <strong>in</strong>sgesamt) die Handlungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>s Mitgliedsunternehmens stark e<strong>in</strong>geschränkt.<br />

Die Vertragslieferanten dürfen weiterh<strong>in</strong><br />

liefern, allerd<strong>in</strong>gs ohne die Sicherheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Delkre<strong><strong>de</strong>r</strong>ehaftung.<br />

Das hält die meisten Vertragslieferanten von<br />

weiteren Lieferungen ab, zumal die Beendigung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Zentralregulierung</strong> e<strong>in</strong> <strong>de</strong>utliches Zeichen für e<strong>in</strong>e drohen<strong>de</strong><br />

<strong>Insolvenz</strong> <strong>de</strong>s Unternehmens se<strong>in</strong> kann. Die<br />

Weiterbelieferung o<strong><strong>de</strong>r</strong> Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>aufnahme <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Zentralregulierung</strong><br />

durch die Verbundgruppe ist bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Fortführung<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Insolvenz</strong> sehr för<strong><strong>de</strong>r</strong>lich,<br />

weil <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Insolvenz</strong>verwalter nicht mit e<strong>in</strong>er<br />

Vielzahl von Lieferanten über e<strong>in</strong>e Weiterbelieferung<br />

verhan<strong>de</strong>ln muss. Für die Verbundgruppe liegt <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorteil<br />

<strong>in</strong> weiterem Umsatz und <strong>de</strong>n damit verbun<strong>de</strong>nen<br />

Delkre<strong><strong>de</strong>r</strong>e-Provisionen.<br />

Die Verbundgruppe ist aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> vere<strong>in</strong>barten<br />

umfänglichen Eigentumsvorbehaltsrechte (siehe vorstehend<br />

C.L) Ausson<strong><strong>de</strong>r</strong>ungs- und Abson<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsberechtige.<br />

Sie bün<strong>de</strong>lt <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Insolvenz</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Art<br />

"Zwangspool" e<strong>in</strong>e Vielzahl von Lieferantenfor<strong><strong>de</strong>r</strong>un-<br />

27 Vgl. Modrow, Der Verbund 1992, 4ft.; vgl. auch Stubbe, ZfG 1978,213 ft.<br />

28 Vgl. dazu Olbort/Secker/Weimer, Factor<strong>in</strong>g und <strong>Zentralregulierung</strong>,<br />

1993, S. 53 f.<br />

29 Zur kartellrechtlichen Zulässigkeit vgl. Schulte, Kartellrechtliche Fragen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppen, 1. Auf!. 2000, S. 36 ff.<br />

30 Unberücksichtigt bleiben sollen hier die gesellschaftsrechtlichen Verb<strong>in</strong>dungen.<br />

31 "Abmeldung" be<strong>de</strong>utet <strong>in</strong> diesem Zusammenhang die Kündigung <strong>de</strong>s<br />

Vertrages mit <strong>de</strong>m Mitgliedsunternehmen und e<strong>in</strong>e Mitteilung an die Vertragslieferanten,<br />

dass ke<strong>in</strong>e Haftung mehr übernommen wird.<br />

32 Gesetzlich kann <strong><strong>de</strong>r</strong> ZR+D-Vertrag nach § 314 BGB n.F. aus wichtigem<br />

Grund bei Unzumutbarkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Fortsetzung gekündigt wer<strong>de</strong>n, bei vertraglichen<br />

Pflichten allerd<strong>in</strong>gs erst nach Fristsetzung o<strong><strong>de</strong>r</strong> Abmahnung.<br />

Vertraglich ist jedoch meist die Möglichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Abmeldung aus <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Zentralregulierung</strong><br />

im Falle von Zahlungsstockungen geregelt.


2364 Heeseler/Rossel, <strong>Zentralregulierung</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Insolvenz</strong> WM Heft 4912003<br />

gen und ist auch wegen ihrer Branchenkenntnis und ­<br />

kontakte für <strong>de</strong>n <strong>Insolvenz</strong>verwalter neben <strong>de</strong>n Kredit<strong>in</strong>stituten<br />

wichtiger Gesprächspartner für die Fortführung<br />

und Sanierung e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>solventen Unternehmens.<br />

E. Die <strong>Insolvenz</strong> <strong>de</strong>s Vertragslieferanten<br />

In <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Insolvenz</strong> <strong>de</strong>s Vertragslieferanten bestehen ke<strong>in</strong>e<br />

Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>heiten. Existieren noch nicht vollständig erfüllte<br />

gegenseitige Verträge und hat <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Insolvenz</strong>verwalter<br />

gemäß § 103 Abs. 1 InsO Erfüllung verlangt, hat<br />

er die Ware vertragsgemäß an das Mitgliedsunternehmen<br />

zu liefern. Die Verbundgruppe muss entsprechend<br />

an <strong>de</strong>n <strong>Insolvenz</strong>verwalter zahlen. Ansprüche auf Delkre<strong><strong>de</strong>r</strong>eprovision,<br />

die vor <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Insolvenz</strong> entstan<strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d,<br />

können nach § 94 InsO mit <strong>de</strong>n For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong>de</strong>s lieferanten<br />

aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit vor <strong>Insolvenz</strong> verrechnet wer<strong>de</strong>n.<br />

Fraglich ist <strong>in</strong><strong>de</strong>s, welches rechtliche Schicksal <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

ZR + D-Vertrag im Fall <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Insolvenz</strong>eröffnung über das<br />

Vermögen <strong>de</strong>s Vertragslieferanten nimmt. Wie unter C.<br />

I. 1. dargestellt ist, han<strong>de</strong>lt es sich beim ZR + D-Vertrag<br />

um e<strong>in</strong>en gemischttypischen Vertrag. Neben <strong>de</strong>n Elementen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Bürgschaft enthält dieser Vertrag auch Elemente<br />

e<strong>in</strong>es Geschäftsbesorgungsvertrags. Es stellt<br />

sich daher die Frage, ob <strong><strong>de</strong>r</strong> ZR + D-Vertrag <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Insolvenz</strong><br />

<strong>de</strong>s Vertragslieferanten nach § 116 InsO en<strong>de</strong>t<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> bis zu e<strong>in</strong>er Kündigung fortbesteht.<br />

Nach § 116 Abs. 1 InsO, <strong><strong>de</strong>r</strong> die Rechtsfolge <strong>de</strong>s § 115<br />

InsO entsprechend anwen<strong>de</strong>t, erlischt e<strong>in</strong> Geschäftsbesorgungsvertrag<br />

mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Eröffnung <strong>de</strong>s <strong>Insolvenz</strong>verfahrens.<br />

Die Vorschrift soll sichern, dass die Verwaltung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Insolvenz</strong>masse von <strong><strong>de</strong>r</strong> Eröffnung an alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>de</strong>n<br />

Hän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s <strong>Insolvenz</strong>verwalters liegP3. Geschäftsbesorgung<br />

im S<strong>in</strong>ne dieser Vorschrift ist, wie auch bei<br />

§ 675 BGB, die selbständige Wahrnehmung frem<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Vermögens<strong>in</strong>teressen34. Fraglich ist, ob die Verbundgruppe<br />

beim E<strong>in</strong>zug <strong><strong>de</strong>r</strong> For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong>de</strong>s Vertragslieferanten<br />

<strong>in</strong> frem<strong>de</strong>m Interesse tätig ist o<strong><strong>de</strong>r</strong> ob nicht<br />

durch die Delkre<strong><strong>de</strong>r</strong>eübernahme die Verbundgruppe<br />

eigene Vermögens<strong>in</strong>teressen wahrnimmt. Kommt es zu<br />

For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsausfällen beim Mitgliedsunternehmen, ist<br />

die Verbundgruppe aufgrund <strong>de</strong>s ZR + D-Vertrags verpflichtet,<br />

die For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong>de</strong>s Vertragslieferanten auszugleichen.<br />

E<strong>in</strong>e Rückgriffsmöglichkeit, wie etwa beim<br />

unechten Factor<strong>in</strong>g, besteht nicht. Die Verbundgruppe<br />

verfolgt daher beim For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungse<strong>in</strong>zug vordr<strong>in</strong>glich eigene<br />

Interessen, da For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsausfälle nur sie, nicht<br />

aber <strong>de</strong>n Vertragslieferanten treffen. Die Übernahme<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Debitorenbuchführung durch die Verbundgruppe<br />

ist daher weniger e<strong>in</strong>e Angelegenheit <strong>de</strong>s Vertragslieferanten<br />

als vielmehr e<strong>in</strong>e Angelegenheit <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe<br />

selbst. Die Verbundgruppe nimmt daher<br />

überwiegend eigene Interessen und ke<strong>in</strong>e frem<strong>de</strong>n<br />

Interessen LS.v. § 675 BGB wahr, so dass für § 116 InsO<br />

ke<strong>in</strong> Raum ist und die allgeme<strong>in</strong>e Vorschrift <strong>de</strong>s § 103<br />

InsO für <strong>de</strong>n ZR + D-Vertrag zur Anwendung kommt.<br />

Problematisch ist die Verrechnung von Gewährleistungs-<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Bonusansprüchen e<strong>in</strong>es Mitgliedsunternehmens<br />

mit Ansprüchen <strong>de</strong>s <strong>in</strong>solventen Vertragslieferanten<br />

gegen e<strong>in</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>es Mitgliedsunternehmen. In<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Insolvenz</strong> <strong>de</strong>s Vertragslieferanten versucht die Verbundgruppe,<br />

sich durch die Saldierung aller For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Mitgliedsunternehmen auf<strong>de</strong>mbei ihr geführten<br />

Lieferantenkonto vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Notwendigkeit zu bewahren,<br />

die Gegenfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung e<strong>in</strong>zeln im <strong>Insolvenz</strong>verfahren<br />

geltend machen zu müssen.<br />

In <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis wird von <strong>Insolvenz</strong>verwaltern die Ansicht<br />

vertreten, dass dies e<strong>in</strong>e Art <strong><strong>de</strong>r</strong> unzulässigen Kon-<br />

zernverreclmung sei35• Die sog. Konzernverrechnungsklausel<br />

ermöglicht e<strong>in</strong>e Drittaufrechnung ohne Rücksicht<br />

auf die Gegenseitigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen36. Sie<br />

kann <strong>in</strong> Individualvere<strong>in</strong>barungen wirksam vere<strong>in</strong>bart<br />

wer<strong>de</strong>n, ist <strong>in</strong> Allgeme<strong>in</strong>en Geschäftsbed<strong>in</strong>gungen<br />

allerd<strong>in</strong>gs umstritten. Der Vertragspartner <strong>de</strong>s Verwen<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />

muss e<strong>in</strong><strong>de</strong>utig erkennen können, welche For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen<br />

welcher Unternehmen die Klausel e<strong>in</strong>beziehp7.<br />

Zum Teil wird die Wirksamkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Konzernverrechnungsklausel<br />

<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Insolvenz</strong> generell abgelehnps. <strong>Insolvenz</strong>rechtlich<br />

wird sich das aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> Fassung<br />

<strong>de</strong>s § 94 InsO nicht mehr halten lassen39.Nach <strong>de</strong>m klaren<br />

Wortlaut <strong>de</strong>s § 94 Alt. 2 InsO s<strong>in</strong>d vorgreifliche Verrechnungsvere<strong>in</strong>barungen,<br />

wie Verrechnungs- o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Kontokorrentabre<strong>de</strong>n, die zu zwei- o<strong><strong>de</strong>r</strong> mehrseitigen<br />

automatischen Saldierungen e<strong>in</strong>zelner Rechnungsposten<br />

führen, zulässig. Trotz Be<strong>de</strong>nken im Schrifttum40<br />

ist dies zu befürworten, zumal als Ausgleich die Anfechtungsmöglichkeit<br />

verbleibt (z.B. wegen <strong>in</strong>kongruenter<br />

Deckung, § 131 InsO o<strong><strong>de</strong>r</strong> vorsätzlicher Gläubigerbenachteiligung,<br />

§ 133 InsO). Ansonsten wür<strong>de</strong><br />

die Verbundgruppe schlechter gestellt als e<strong>in</strong>e vergleichbare<br />

Bank, die ebenfalls <strong>in</strong> diesem Umfang verrechnen<br />

kann. Außer<strong>de</strong>m ist die Saldierung vor <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Insolvenz</strong><br />

zulässig und wird von <strong>de</strong>n Parteien als praktische<br />

Notwendigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Zentralregulierung</strong> akzeptiert.<br />

F. Die <strong>Insolvenz</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe und die sog.<br />

Doppelzahlungsverpflichtung<br />

In <strong>de</strong>n letzten Jahren haben die <strong>Insolvenz</strong>en von Verbundgruppen<br />

Aufsehen erregt41, obwohl o<strong><strong>de</strong>r</strong> gera<strong>de</strong><br />

weil die <strong>Zentralregulierung</strong> über 100 Jahre erfolgreich<br />

funktioniert hat und die Anzahl an <strong>Insolvenz</strong>en eher ger<strong>in</strong>g<br />

gewesen ist. Wichtigstes Problem <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />

ist die sog. Doppelzahlung42• Die Frage<br />

lautet, ob e<strong>in</strong> Mitgliedsunternehmen, welches bereits<br />

an die Verbundgruppe gezahlt hat, im <strong>Insolvenz</strong>fall <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Verbundgruppe nochmals an <strong>de</strong>n VertragslieferanteniVerkäufer<br />

zahlen muss. Das kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall se<strong>in</strong>,<br />

wenn die Verbundgruppe zwar <strong>de</strong>n Betrag vom Mitgliedsunternehmen<br />

entgegengenommen, die Zahlung<br />

an <strong>de</strong>n Vertragslieferanten aber nicht mehr vor <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen<br />

<strong>Insolvenz</strong> ausgeführt hat43. Ke<strong>in</strong>e Doppelzahlungsverpflichtung<br />

besteht, wenn die Zahlung <strong>de</strong>s Mitgliedsunternehmens<br />

an die Verbundgruppe als schuldbefreiend,<br />

also als Erfüllung <strong><strong>de</strong>r</strong> For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s lieferanten<br />

LS.d. § 362 BGB angesehen wer<strong>de</strong>n kann44.Es<br />

ist von großem wirtschaftlichen Interesse für die Beteiligten,<br />

wie diese Problematik rechtlich beurteilt und<br />

praktisch gelöst wer<strong>de</strong>n kann.<br />

33 Vgl. Begründung zum ReGE, BT-Drucks. 12/443, S. 151.<br />

34 Vgl. BGH WM 1988, 1755 = WuB VI A. § 667 BGB 1.89 Sturmhoebel =<br />

ZIP 1988,1474; Palandt/Thomas, BGB, 62. Aufl. 2003, § 675 Rdn. 3, 4.<br />

35 Wobei e<strong>in</strong> Konzern nicht vorliegt, da es ke<strong>in</strong>e gesellschaftsrechtlichen<br />

Verflechtungen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Beteiligungen gibt.<br />

36 Vgl. Palandt/He<strong>in</strong>richs, a.a.O. (Fn. 8), § 387 Rdn. 22 m.w.N.<br />

37 Westermann, WM 1986, 2, 8.<br />

38 Vgl. Palandt/He<strong>in</strong>richs, a.a.O. (Fn. 8), § 387 Rdn. 22 m.w.N., mit Verweis<br />

auf § 96 Nr. 2 u. 31nsO analog; zur KO: BGHZ 81,17 = WM 1981, 144;<br />

OLG Köln BB 1995, 1870.<br />

39 Vgl. dazu Luscher/Renken-Röhrs, Z<strong>in</strong>sO 2002, 611 ff.<br />

40 Wittkowski, <strong>in</strong>: Nerlich/Römermann, InsO, 2000, § 94 Rdn.17 m.w.N.<br />

41 Z.B. Kaufr<strong>in</strong>g, SHE, Nürnberger Bund, DHS, Grozenta, ha<strong>de</strong>ka.<br />

42 Siehe Em<strong>de</strong>, ZfgG 1999, 176-182; Krel/zig, Der Verbund 1997, 16 ff.<br />

43 Die Doppelzahlungsproblematik ist auch im umgekehrten Verhältnis gegeben,<br />

wenn Vertragslieferanten die vere<strong>in</strong>barten Umsatzboni über die<br />

Verbundgruppe auszahlen (sofern <strong><strong>de</strong>r</strong> Anspruch <strong>de</strong>s Mitgliedsunternehmens<br />

direkt gegen <strong>de</strong>n Vertragslieferanten besteht).<br />

44 Im <strong>Insolvenz</strong>fall <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe s<strong>in</strong>d paradoxerweise die "schwachen"<br />

Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>, die e<strong>in</strong>e Krise mitverursachen, diejenigen, die davon am wenigsten<br />

getroffen wer<strong>de</strong>n. Sie haben im Zweifel noch nicht an die Verbundgruppe<br />

gezahlt und können nun - e<strong>in</strong>malig - an <strong>de</strong>n Lieferanten zahlen.


WM Heft 4912003 Heeseler/Rossel, <strong>Zentralregulierung</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Insolvenz</strong> 2365<br />

I. Erfüllung durch Leistung an die Verbundgruppe<br />

als Gläubigervertreter<strong>in</strong><br />

Nach § 362 Abs. 1 BGB tritt Erfüllung mit Leistungserbr<strong>in</strong>gung<br />

<strong>de</strong>s Schuldners an <strong>de</strong>n Gläubiger e<strong>in</strong>. Gläubiger<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Kaufpreiszahlung ist vorliegend <strong><strong>de</strong>r</strong> Vertragslieferant.<br />

Grundsätzlich bleibt das Mitgliedsunternehmen<br />

im Rahmen <strong><strong>de</strong>r</strong> Bürgschaft (o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s Schuldbeitritts)<br />

Hauptschuldner <strong><strong>de</strong>r</strong> Kaufpreiszahlung45•<br />

1. Die Verbundgruppe als Vertreter<strong>in</strong> <strong>de</strong>s<br />

Vertragslieferanten<br />

Zunächst könnte die Verbundgruppe als Gläubigervertreter<strong>in</strong>4ti<br />

im Namen <strong>de</strong>s Lieferanten han<strong>de</strong>ln. Die<br />

Leistung an Vertreter o<strong><strong>de</strong>r</strong> Hilfspersonen (Boten), die<br />

im Namen <strong>de</strong>s Gläubigers auftreten, steht <strong><strong>de</strong>r</strong> Leistung<br />

an <strong>de</strong>n Gläubiger selbst gleich, wenn dadurch <strong><strong>de</strong>r</strong> geschul<strong>de</strong>te<br />

Leistungserfolg herbeigeführt wird47• Die Bewirkung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Leistung führt dann zur Erfüllung im S<strong>in</strong>ne<br />

<strong>de</strong>s § 362 Abs. 1BGB. Die Verbundgruppe tritt beim<br />

Empfang <strong><strong>de</strong>r</strong> Zahlung aber üblicherweise nicht ausdrücklich<br />

im Namen <strong><strong>de</strong>r</strong> e<strong>in</strong>zelnen Lieferanten auf48,<br />

son<strong><strong>de</strong>r</strong>n zieht im Rahmen e<strong>in</strong>er Sammelrechnung e<strong>in</strong>en<br />

Saldo aus zahlreichen Rechnungen und Gutschriften<br />

e<strong>in</strong>er Perio<strong>de</strong> e<strong>in</strong> bzw. nimmt die Zahlung entgegen.<br />

Die Willenserklärung <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe gegenüber<br />

<strong>de</strong>m Mitgliedsunternehmen ist daher auszulegen. Die<br />

Offenkundigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Vertretung ist nach §§ 133, 157<br />

BGB aus <strong>de</strong>m Verhalten <strong>de</strong>s Vertreters aus Sicht <strong>de</strong>s<br />

Dritten unter E<strong>in</strong>beziehung <strong><strong>de</strong>r</strong> Umstän<strong>de</strong> (§ 164 Abs. 1<br />

Satz 2 BGB) zu ermitteln. Die Auslegung muss vorliegend<br />

<strong>de</strong>n Anschlussvertrag als maßgeblichen Umstand<br />

mite<strong>in</strong>beziehen, aus <strong>de</strong>m sich die Kenntnis <strong>de</strong>s Mitgliedsunternehmens<br />

über die Art <strong><strong>de</strong>r</strong> Abwicklung herleitet.<br />

Dar<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d meist ke<strong>in</strong>e Regelungen bezüglich e<strong>in</strong>er<br />

Erfüllungswirkung enthalten, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n es ist nur von<br />

ausschließlicher Zahlung an die Verbundgruppe die<br />

Re<strong>de</strong>. Die Verbundgruppe erfüllt ihre vertragliche Verpflichtung<br />

gegenüber <strong>de</strong>m Vertragslieferanten zur<br />

Empfangnahme, Abrechnung und Weiterleitung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Rechnungsbeträge. Sie tritt selbstständig und wie e<strong>in</strong><br />

Gläubiger <strong>de</strong>s Mitgliedsunternehmens auf. Die Verbundgruppe<br />

mahnt die Zahlung, sie erlegt <strong>de</strong>m Mitgliedsunternehmen<br />

vertraglich Obliegenheiten z.B.<br />

h<strong>in</strong>sichtlich Prüfung von Mängeln auf und sie nimmt<br />

Verrechnungen mit Provisionsansprüchen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Bonusansprüchen<br />

vor. Je nach Vertragsgestaltung ist die<br />

Verbundgruppe auch bereits vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Zahlung an <strong>de</strong>n<br />

Lieferanten Eigentümer<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Ware gewor<strong>de</strong>n. Daraus<br />

wird ersichtlich, dass sie ausschließlich im eigenen<br />

Namen han<strong>de</strong>lt, wenn sie das Geld <strong>de</strong>s Mitgliedsunternehmens<br />

<strong>in</strong> Empfang nimmt. Die Verbundgruppe<br />

ist somit ke<strong>in</strong>e Empfangsvertreter<strong>in</strong> <strong>de</strong>s Gläubigers.<br />

2. Verbundgruppe als sog. Zahlstelle<br />

Die Verbundgruppe ist auch ke<strong>in</strong>e sog. Zahlstelle49<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Erfüllungsmittler<strong>in</strong> wie die Bank bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Zahlung<br />

auf e<strong>in</strong> Bankkonto <strong>de</strong>s Lieferanten. Es entspricht ständiger<br />

Rechtsprechung <strong>de</strong>s BGH, dass <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Überweisung<br />

auf e<strong>in</strong> Bankkonto e<strong>in</strong>e Leistung <strong>de</strong>s Überweisen<strong>de</strong>n<br />

nur an <strong>de</strong>n Überweisungsempfänger, nicht an <strong>de</strong>ssen<br />

Bank, liegt, auch wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Bank die For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung abgetreten<br />

wur<strong>de</strong>50• E<strong>in</strong>e Zahlstelle ist gegeben, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

allgeme<strong>in</strong>e Zahlungsverkehr <strong>de</strong>s Gläubigers über die-<br />

se Stelle abgewickelt wer<strong>de</strong>n kann und wenn aufgrund<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Verträge <strong><strong>de</strong>r</strong> Gläubiger unmittelbar über die For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

verfügen kann. Somit wird durch die Zahlung<br />

e<strong>in</strong>e Leistung im bereicherungsrechtlichen S<strong>in</strong>ne ausgeführt,<br />

womit <strong>in</strong> Folge die For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung erfüllt wird. Die<br />

Verbundgruppe dagegen "reguliert" auch dann an <strong>de</strong>n<br />

Gläubiger, wenn das Mitgliedsunternehmen (noch)<br />

nicht an die Verbundgruppe gezahlt hat. Dies geschieht<br />

entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Delkre<strong><strong>de</strong>r</strong>ehaftung o<strong><strong>de</strong>r</strong> weil <strong>de</strong>m<br />

MitgIiedsunternehmen bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe e<strong>in</strong> längeres<br />

Zahlungsziel als Kredit gewährt wur<strong>de</strong> als es mit<br />

<strong>de</strong>m Vertragslieferanten vere<strong>in</strong>bart ist51• Die Verbundgruppe<br />

gewährt <strong>de</strong>m Vertragslieferanten ke<strong>in</strong>e Verfügungsmacht<br />

über das geführte Kontokorrentkonto. Sie<br />

entschei<strong>de</strong>t eigenständig über Art und Höhe <strong><strong>de</strong>r</strong> Auszahlungen,<br />

abhängig von Bonusansprüchen, Delkre<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

und Skonto. Sie ermöglicht ke<strong>in</strong>en allgeme<strong>in</strong>en Zahlungsverkehr.<br />

Die Verbundgruppe kann, auch weil sie<br />

selbst Rechte und Pflichten aus <strong>de</strong>m Vertrag mit <strong>de</strong>m<br />

Mitgliedsunternehmen hat, nicht als bloße Zahlstelle<br />

<strong>de</strong>s Lieferanten angesehen wer<strong>de</strong>n52•<br />

11.Erfüllung gemäß § 362 Abs. 2 i.V.m. § 185 BGB<br />

durch Leistung an die Verbundgruppe als<br />

Dritten<br />

Die Verbundgruppe ist Dritter <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Leistungsbeziehung<br />

<strong>de</strong>s Mitgliedsunternehmens zu <strong>de</strong>m Vertragslieferanten.<br />

E<strong>in</strong>e Leistung an e<strong>in</strong>en Dritten kann <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Schuldner aber nur <strong>in</strong> beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Fällen vornehmen.<br />

Dazu gehört § 362 Abs. 2 BGB, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Fall betrifft, dass<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Schuldner zur Erfüllung e<strong>in</strong>er eigenen Verb<strong>in</strong>dlichkeit<br />

bewusst nicht an <strong>de</strong>n Gläubiger leisten will53• Die<br />

Leistung an e<strong>in</strong>en Dritten kann schuldbefreiend wirken,<br />

wenn entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Dritte von <strong>de</strong>m Gläubiger ermächtigt<br />

wur<strong>de</strong>, die Leistung mit befreien<strong><strong>de</strong>r</strong> Wirkung<br />

<strong>in</strong> Empfang zu nehmen o<strong><strong>de</strong>r</strong> wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Schuldner vom<br />

Gläubiger ermächtigt wur<strong>de</strong>, die Leistung mit dieser<br />

Wirkung an <strong>de</strong>n Dritten zu erbr<strong>in</strong>gen54•<br />

Also müsste entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> die Verbundgruppe vom Vertragslieferanten<br />

zum Empfang ermächtigt se<strong>in</strong>, o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

45 An<strong><strong>de</strong>r</strong>s wäre dies bei <strong><strong>de</strong>r</strong> befreien<strong>de</strong>n Schuldübernahme, die aber von<br />

Lieferantenseite erkennbar nicht gewollt ist; zu<strong>de</strong>m fehlt es an <strong><strong>de</strong>r</strong> Anzeige<br />

nach § 415 Abs. 1 Satz 2 BGB. Für die Annahme e<strong>in</strong>es konklu<strong>de</strong>nten<br />

Schuldübernahmevertrages muss <strong><strong>de</strong>r</strong> Gläubiger <strong>de</strong>n Entlassungswillen<br />

<strong>de</strong>utlich erklären, Pa/andt/He<strong>in</strong>richs, a.a.O. (Fn. 8), § 414<br />

Rdn.1.<br />

46 Ohne Vertretungsmacht, <strong>de</strong>nn e<strong>in</strong>e Vollmacht ist <strong>in</strong> <strong>de</strong>m ZR+D-Vertrag<br />

nicht zu sehen.<br />

41 Vgl. Olzen, <strong>in</strong>: Staud<strong>in</strong>ger, BGB, Buch 2,13. Aufl. 2000, § 362 Rdn. 35;<br />

die Theorie <strong><strong>de</strong>r</strong> realen Leistungsbewirkung als h.M. geht davon aus, dass<br />

Leistung die Herbeiführung <strong>de</strong>s Erfolges be<strong>de</strong>utet, vgl. Palandt/He<strong>in</strong>­<br />

. richs, a.a.O. (!'<strong>in</strong>. 8), § 362 Rdn. 6 m.w.N. ; vgl. auch BGHZ 87,156,163<br />

= WM 1983, 559.<br />

48 An<strong><strong>de</strong>r</strong>s im Fall <strong>de</strong>s OLG Düsseldorf, Urteil vom 16.5.2003 - 14 U 16/03,<br />

dort war zwischen Verbundgruppe und Lieferanten vere<strong>in</strong>bart, dass die<br />

Verbundgruppe "im Namen und für Rechnung <strong>de</strong>s Lieferanten" e<strong>in</strong>zieht<br />

und damit hat sie Vertretungsmacht; han<strong>de</strong>lt sie trotz<strong>de</strong>m im eigenen Namen,<br />

spielt diese Vertretungsmacht als Verfügungsmacht erst bei § 362<br />

Abs. 2 LV.m. § 185 BGB e<strong>in</strong>e Rolle; vgl. auch OLG Dres<strong>de</strong>n, Urteil vom<br />

10.7.2003 - 16 U 537103.<br />

49 Vgl. AG Augsburg, Urteil vom30A.1997 -7 C 1727/97; LG Hamburg, Urteil<br />

vom 8.10.1990 - 412091/90: statt<strong>de</strong>ssen "Zahlmeister<strong>in</strong>" <strong>de</strong>s Mitgliedsuntemehmens;<br />

allgeme<strong>in</strong> zur Stellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Bank als Zahlstelle vgl.<br />

BGHZ 53,139,142 = WM 1970, 191; BGH NJW 1979, 371; BGHZ 72,<br />

316,320 = WM 1979, 13.<br />

50 BGHZ 128, 135, 137 m. w. N = WM 1995, 149 = WuB I D 1. - 3.95 Escher­<br />

We<strong>in</strong>gart.<br />

51 In diesem Fall wäre e<strong>in</strong>e Leistung durch e<strong>in</strong>en Dritten gem. § 267 BGB<br />

anzunehmen.<br />

52 Vgl. LG Düsseldorf, Urteil vom 16.7.2002 - 350 17/02; so auch OLG<br />

Düsseldorf, Urteil vom 16.5.2003 - 14 U 16/03.<br />

53 Zeiss, <strong>in</strong>: Kohlhammer, BGB, Bd. 2, 12. Aufl. 1990, § 362 Rdn.14.<br />

54 BGHZ 87,156 f., 162 = WM 1983, 559.


2366 HeeselerlRossel, <strong>Zentralregulierung</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Insolvenz</strong> WM Heft 49/2003<br />

das Mitgliedsunternehmen vom Vertragslieferanten<br />

zur Zahlung an die Verbundgruppe. Personen, auf <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Verlangen h<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Schuldner zu leisten hat, wer<strong>de</strong>n<br />

als E<strong>in</strong>ziehungsberechtigte (1.) bezeichnet, Empfangszuständige<br />

(2.)s<strong>in</strong>d alle Personen, zu <strong><strong>de</strong>r</strong>en Hän<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Schuldner die Leistung mit befreien<strong><strong>de</strong>r</strong> Wirkung erbr<strong>in</strong>gen<br />

darf o<strong><strong>de</strong>r</strong> muss, ohne von ihnen selbst <strong>in</strong>s Anspruch<br />

genommen zu wer<strong>de</strong>n55•<br />

1. E<strong>in</strong>ziehungsermächtigung<br />

Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> E<strong>in</strong>ziehungsermächtigung bleibt <strong><strong>de</strong>r</strong> Vertragslieferant<br />

Inhaber <strong><strong>de</strong>r</strong> For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung und damit Gläubiger.<br />

Er ermächtigt analog § 185 BGB mit unterschiedlichen<br />

Befugnissen e<strong>in</strong>en Dritten, die For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung bei se<strong>in</strong>em<br />

Schuldner geltend zu machen56• Bei e<strong>in</strong>er vertraglichen<br />

E<strong>in</strong>ziehungsermächtigung kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Schuldner<br />

nur noch mit befreien<strong><strong>de</strong>r</strong> Wirkung an <strong>de</strong>n Dritten leisten,<br />

d.h. <strong><strong>de</strong>r</strong> Gläubiger begibt sich se<strong>in</strong>er Verfügungsrnacht<br />

über die For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung.<br />

Die Abgrenzung zur Abtretung ist im Wege <strong><strong>de</strong>r</strong> Auslegung<br />

zu ermitteln. Bei e<strong>in</strong>er Inkassostelle, die an Stelle<br />

e<strong>in</strong>er gerichtlichen Durchsetzung e<strong>in</strong>geschaltet wird,<br />

han<strong>de</strong>lt es sich im Zweifel um e<strong>in</strong>e Zession57•<br />

E<strong>in</strong>e solche E<strong>in</strong>ziehungsermächtigung seitens <strong>de</strong>s<br />

Vertragslieferanten anzunehmen, geht bei e<strong>in</strong>er <strong>Zentralregulierung</strong><br />

aber zu weit, sofern ke<strong>in</strong>e ausdrückliche<br />

Regelung hierzu vorliegt. Dies ist <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis selten<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Fall. E<strong>in</strong>e Formulierung im Lieferantenvertrag,<br />

die For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung wer<strong>de</strong>" im Namen und für Rechnung <strong>de</strong>s<br />

Vertragslieferanten" e<strong>in</strong>gezogen, reicht zur Begründung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Empfangszuständigkeit aus58•<br />

Die E<strong>in</strong>ziehungsermächtigung muss nicht ausdrücklich<br />

ausgesprochen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n kann auch konklu<strong>de</strong>nt erteilt<br />

wer<strong>de</strong>n59• Die Verbundgruppe ist aber <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel<br />

auch konklu<strong>de</strong>nt nicht zur E<strong>in</strong>ziehung und gerichtlichen<br />

Durchsetzung <strong>de</strong>s Kaufpreisanspruchs ermächtigt.<br />

Das ergibt sich aus <strong>de</strong>n Zusammenhängen: die Verbundgruppe<br />

erhält <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel nur e<strong>in</strong>e Rechnungskopie<br />

und zahlt zu e<strong>in</strong>em mit <strong>de</strong>m Vertragslieferanten<br />

vere<strong>in</strong>barten Zahlungsziel, unabhängig von <strong><strong>de</strong>r</strong> Zahlung<br />

<strong>de</strong>s Mitgliedsunternehmens. Es ist also nicht vere<strong>in</strong>bart,<br />

dass die Verbundgruppe <strong>in</strong> je<strong>de</strong>m Fall zuerst<br />

die Gel<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitgliedsunternehmen e<strong>in</strong>ziehen und<br />

dann weiterleiten soll. Damit wür<strong>de</strong>n auch die Vorteile<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Skontozahlung vereitelt. Zu<strong>de</strong>m hat e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>ziehungsermächtigter<br />

im Zweifel das Recht, alle Erklärungen<br />

abzugeben, die mit <strong><strong>de</strong>r</strong> E<strong>in</strong>ziehung zusammenhängen,<br />

z.B. auch die Annahme. als Erfüllung (§ 363<br />

BGB) etc60• E<strong>in</strong>e solche weitgehen<strong>de</strong> Ermächtigung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Verbundgruppe gegenüber <strong>de</strong>n eigenen Kun<strong>de</strong>n will<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Vertragslieferant nicht abgeben. Die Verbundgruppe<br />

kann auch nicht e<strong>in</strong>fach <strong>de</strong>m "Lager" <strong>de</strong>s Vertragslieferanten<br />

zugerechnet wer<strong>de</strong>n, da sie e<strong>in</strong>e eigenständige<br />

Rechtstellung gegenüber <strong>de</strong>n Mitgliedsunternehmen<br />

hat und das Mitgliedsunternehmen aufgrund dieser<br />

Verpflichtung zahlt61• E<strong>in</strong>e Unklarheit <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Verträgen<br />

kann <strong>de</strong>m Mitgliedsunternehmen entsprechend<br />

§ 5 AGBG (jetzt § 305c Abs. 2 BGB n.F.) entgegengehalten<br />

wer<strong>de</strong>n62•<br />

2. Empfangsermächtigung nach § 362 Abs. 2 BGB<br />

i.V.m. § 185 BGB<br />

Nach § 362 Abs. 2 BGB LV.m. § 185 BGB wird <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Schuldner von se<strong>in</strong>er Leistungsverpflichtung frei, wenn<br />

die geschul<strong>de</strong>te Leistung unter Zustimmung <strong>de</strong>s Gläu-<br />

bigers an <strong>de</strong>n Dritten erfolgt. Die Zustimmung kann<br />

vorab o<strong><strong>de</strong>r</strong> nachträglich erteilt wer<strong>de</strong>n und ist e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>seitige,<br />

empfangsbedürftige Willenserklärung63• Im Zusammenhang<br />

mit § 362 Abs. 2 BGB wird das Problem<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Doppelzahlungsproblematik bisher überwiegend<br />

diskutiert. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Rechtsprechung wur<strong>de</strong> e<strong>in</strong> Anspruch<br />

<strong>de</strong>s Vertragslieferanten auf nochmalige Zahlung <strong>de</strong>s<br />

Mitgliedsunternehmens zum Teil verne<strong>in</strong>t64• Die<br />

Gegenansicht lehnt e<strong>in</strong>e Erfüllungswirkung <strong><strong>de</strong>r</strong> Zahlung<br />

an die Verbundgruppe ab und geht davon aus,<br />

dass nur die Leistung an <strong>de</strong>n Vertragslieferanten als eigentlichem<br />

Gläubiger schuldbefreien<strong>de</strong> Wirkung hat65•<br />

Die Erfüllung tritt danach nur e<strong>in</strong>, wenn die Verbundgruppe<br />

als Erfüllungsgehilfe/Empfangsvertreter <strong>de</strong>s<br />

Mitgliedsunternehmens bzw. als Dritter gern. §§ 267,<br />

268 BGB an <strong>de</strong>n Vertragslieferanten zahlt66• Es bedürfe<br />

beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er Grün<strong>de</strong>, um bei Zahlung an e<strong>in</strong>en Dritten<br />

als Ausnahme zu <strong>de</strong>m Normalfall <strong><strong>de</strong>r</strong> Bewirkung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Leistung an <strong>de</strong>n Gläubiger, e<strong>in</strong>e Erfüllung anzunehmen.<br />

Die Verbundgruppe könne nur als "Zahlmeister"<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Mitgliedsunternehmen gesehen wer<strong>de</strong>n, da sie <strong>in</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>en Interesse e<strong>in</strong>geschaltet wird, um günstigere E<strong>in</strong>kaufsbed<strong>in</strong>gungen<br />

zu erreichen67• Im Folgen<strong>de</strong>n wird<br />

näher auf die Schwerpunkte <strong><strong>de</strong>r</strong> Argumentation e<strong>in</strong>gegangen.<br />

a) Regelung <strong>in</strong> ZR+O-Verträgen<br />

Die oft zu f<strong>in</strong><strong>de</strong>n<strong>de</strong> Vertragsklausel, dass erst mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Zahlung <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe an <strong>de</strong>n Vertragslieferanten<br />

die For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung erfüllt wird, ist für das Mitgliedsunternehmen<br />

als Schuldner unbeachtlich, da dies nur<br />

zwischen Verbundgruppe und Vertragslieferanten vere<strong>in</strong>bart<br />

ist, nicht aber mit <strong>de</strong>m Mitgliedsunternehmen68•<br />

Das Mitgliedsunternehmen kennt die Verträge mit <strong>de</strong>n<br />

Vertragslieferanten <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel nicht69• Die Verträge<br />

unterliegen sogar <strong>in</strong> <strong>de</strong>n meisten Fällen e<strong>in</strong>er vertraglich<br />

geregelten Vertraulichkeit. Man könnte <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Regelung<br />

auch e<strong>in</strong>e Art Vertrag zu Lasten Dritter sehen,<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> ebenfalls nichtig wäre.<br />

b) Erklärung <strong>de</strong>s Lieferanten gegenüber <strong>de</strong>m Mitgliedsunternehmen<br />

Da es sich bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Empfangsermächtigung um e<strong>in</strong>e<br />

Willenserklärung <strong>de</strong>s Vertragslieferanten han<strong>de</strong>lt, ist<br />

zu fragen, ob und <strong>in</strong> welcher Form er sie abgibt.<br />

55 Gernhuber, Handbuch <strong>de</strong>s Schuldrechts, Bd. 3, 2. Aufl. 1994, § 231.,<br />

S.451.<br />

56 Vgl. MünchKomm/He<strong>in</strong>richs, BGB, Bd. 2, 3. Aufl. 1994, § 362 Rdn. 12;<br />

Palandt/He<strong>in</strong>richs, a.a.O. (Fn. 8), § 398 Rdn. 29 ff.<br />

57 Palandt/He<strong>in</strong>richs, a.a.O. (Fn. 8), § 398 Rdn. 30.<br />

58 An<strong><strong>de</strong>r</strong>s LG Düsseldorf, Urteil vom 16.7.2002 - 35017/02, aber aufgehoben<br />

durch OLG Düsseldorf, Urteil vom 16.5.2003 -14 U 16/03.<br />

59 MünchKomm/Thiele. BGB. Bd. 2, 3. Aufl. 1994, § 185 Rdn. 30. § 182<br />

Rdn.9.<br />

60 Palandt/He<strong>in</strong>richs, a.a.O. (Fn. 8), § 398 Rdn. 31.<br />

61 Vgl. LG Düsseldorf, Urteil vom 16.7.2002 -35 0 17/02.<br />

62 Vgl. LG Düsseldorf, Urteil vom 16.7.2002-35 0 17/02.<br />

63 Larenz, Lehrbuch <strong>de</strong>s Schuldrechts, Bd.11, 1996, §18111.<br />

64 AG Augsburg, Urteil vom 30.4.1997 - 7 C 1727/97; AG Deggendorf, Urteil<br />

vom 24.9.1997 - 1 C 510/97; LG Ba<strong>de</strong>n-Ba<strong>de</strong>n, Urteil vom.<br />

29.11.1991 -3 S 31/91; AG Berl<strong>in</strong>, Urteil vom 11.10.1991 -15 C 796/90.<br />

65 Z.8. AG Krefeld, Urteil vom 28.1.1998 - 1328/97 Z.<br />

66 So Em<strong>de</strong>, ZfgG 1999, 176, 182.<br />

67 LG Hamburg, Urteil vom 8.10.1990 -412 0 91/90.<br />

66 Das wird überwiegend vertreten, so auch vom AG Augsburg, Urteil vom<br />

30.4.1997 -7 C 1727/97.<br />

69 A.A. Em<strong>de</strong>, ZfgG 1999, 176, 180, <strong><strong>de</strong>r</strong> ausführt, dass nach lebensnaher<br />

Betrachtung e<strong>in</strong>e Vermutung für e<strong>in</strong>e Kenntnis spricht, da die Verträge<br />

meist als dreiseitige Verträge geschlossen wür<strong>de</strong>n.


WM Heft 49/2003 Heeseler/Rossel, <strong>Zentralregulierung</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Insolvenz</strong> 2367<br />

aa) Rechnungsaufdruck auf Lieferantenrechnungen<br />

Das AG Augsburg70 hat die Formulierungen "Zahlung<br />

erfolgt durch die Verbundgruppe" und "Zahlung<br />

[bzw. Verrechnung] erfolgt über die Verbund gruppe "<br />

auf <strong>de</strong>n Rechnungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Vertragslieferanten als Empfangsermächtigung<br />

gern. § 362 Abs. 2 BGB LV.m.§ 185<br />

BGBge<strong>de</strong>utet. Dies ergebe sich nach Auslegung <strong><strong>de</strong>r</strong> Erklärungen<br />

gern. §§ 133, 157 BGB aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Übertragung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> gesamten Abrechnung auf die Verbundgruppe. Es<br />

sei gera<strong>de</strong> ke<strong>in</strong>e Direktzahlung gewünscht, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

die Weisung abgegeben, dass an die Verbundgruppe zu<br />

zahlen seL<br />

Der Wortlaut <strong><strong>de</strong>r</strong> Rechnungsaufdrucke <strong>de</strong>utet aber<br />

nicht zweifelsfrei auf e<strong>in</strong>e Berechtigung h<strong>in</strong>, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

stellt nur die Abrechnungsart und die technische Abwicklung<br />

fesF1. Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Formulierung "über" die Verbundgruppe<br />

sei zu zahlen, ist im Gegenteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Wortlaut<br />

eher so zu verstehen, dass die Verbundgruppe die Zahlung<br />

weiterleitet. Sonst müsste "Erfüllung nur durch<br />

Zahlung an die Verbundgruppe" auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Lieferantenrechnung<br />

stehen, was aber <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis nicht vorkommen<br />

wird, da es nicht im Interesse <strong><strong>de</strong>r</strong> Vertragslieferanten<br />

ist.<br />

bb) Regelungen <strong>in</strong> Allgeme<strong>in</strong>en Geschäftsbed<strong>in</strong>gungen<br />

Die Vertragslieferanten könnten <strong>de</strong>n Mitgliedsunternehmen<br />

gegenüber klarstellen, dass e<strong>in</strong>e Erfüllungswirkung<br />

erst mit Regulierung durch die Verbundgruppe<br />

gewollt ist und e<strong>in</strong>e schuldbefreien<strong>de</strong> Wirkung bei<br />

Zahlung an die Verbundgruppe noch nicht e<strong>in</strong>tritt72.<br />

Das könnten sie z.B. auch <strong>in</strong> ihre Allgeme<strong>in</strong>e Geschäftsbed<strong>in</strong>gungen<br />

aufnehmen, was allerd<strong>in</strong>gs selten<br />

praktiziert wird. § 362 Abs. 2 BGBist disponibel und e<strong>in</strong>e<br />

solche Regelung wür<strong>de</strong> auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Überprüfung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

AGB grundsätzlich standhalten73. An<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits gehen<br />

Individualvere<strong>in</strong>barungen vor und es ist nicht gewährleistet,<br />

dass die Mitgliedsunternehmen nicht gegenteilige<br />

Klauseln <strong>in</strong> ihren E<strong>in</strong>kaufsbed<strong>in</strong>gungen aufnehmen,<br />

womit die Patt-Situation wie<strong><strong>de</strong>r</strong>hergestellt wäre.<br />

Auch hier ist die Unklarheitenregel (§ 305c Abs. 2 BGB)<br />

zu beachten.<br />

ce) Konklu<strong>de</strong>nte Ermächtigung<br />

Betrachtet man <strong>de</strong>n Empfängerhorizont <strong><strong>de</strong>r</strong> zahlen<strong>de</strong>n<br />

Mitgliedsunternehmen, so dul<strong>de</strong>t <strong><strong>de</strong>r</strong> Vertragslieferant<br />

jahrelang die Zahlungen an e<strong>in</strong>en Dritten, ohne<br />

sich zu beschweren und die Leistung nochmals direkt<br />

bei <strong>de</strong>m Schuldner anzufor<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Vertragslieferant<br />

dazu noch ke<strong>in</strong>e o<strong><strong>de</strong>r</strong> nur missverständliche Äußerungen<br />

<strong>de</strong>m Schuldner gegenüber tätigt, dass er diese<br />

Leistung nicht als Erfüllung gelten lässt, so könnte<br />

dies als konklu<strong>de</strong>nte Ermächtigung ausgelegt wer<strong>de</strong>n.<br />

Diese Bewertung ist im E<strong>in</strong>zelfall anhand verschie<strong>de</strong>ner<br />

Indizien vorzunehmen und kann hier nicht antizipiert<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Übersendung von Orig<strong>in</strong>alrechnungen<br />

an die Verbundgruppe zur Weiterleitung an das<br />

Mitgliedsunternehmen soll z.B. als e<strong>in</strong> Indiz gelten. In<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis wer<strong>de</strong>n meistens· nur Kopien o<strong><strong>de</strong>r</strong> Sal<strong>de</strong>nlisten<br />

an die Verbundgruppe gesen<strong>de</strong>t. Selbst wenn die<br />

Orig<strong>in</strong>ale über die Verbundgruppe weitergereicht wer<strong>de</strong>n,<br />

geschieht dies nur zu Informationszwecken74. Das<br />

Mitgliedsunternehmen wird dieser Verfahrensweise<br />

auch ke<strong>in</strong>en Erklärungswert beimessen, da die <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Rechnung genannten Rechnungsaussteller und Emp-<br />

fänger gleich bleiben. Damit schei<strong>de</strong>t e<strong>in</strong>e konklu<strong>de</strong>nte<br />

Ermächtigung aus.<br />

dd) Leistung an e<strong>in</strong>en "Vertreterkraft Rechtssche<strong>in</strong>s"75<br />

Die Erfüllung an <strong>de</strong>n Vertreter kraft Rechtssche<strong>in</strong>s ist<br />

dadurch gekennzeichnet, dass die auf Seiten <strong>de</strong>s Gläubigers<br />

und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Namen auftreten<strong>de</strong> Person nicht<br />

vom Gläubiger ermächtigt ist, aber aus Sicht <strong>de</strong>s erfüllungsbereiten<br />

Schuldners als autorisiert ersche<strong>in</strong>t76• So<br />

könnte aus e<strong>in</strong>ern Rechts~che<strong>in</strong> entsprechend §§ 54, 55,<br />

56 HGB o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Verkehrsschutzregeln <strong><strong>de</strong>r</strong> §§ 171, 173<br />

BGB e<strong>in</strong>e Empfangszuständigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe<br />

hergeleitet o<strong><strong>de</strong>r</strong> § 370 BGB analog angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs sollte dabei Zurückhaltung geübt wer<strong>de</strong>n,<br />

zumal die Verbundgruppe wie oben beschrieben<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>n meisten Fällen nicht im Namen <strong>de</strong>s Lieferanten<br />

auftritt. Das Mitgliedsunternehmen darf <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Regel<br />

ke<strong>in</strong>e Autorisierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe vermuten.<br />

c) Lösung über Treu und Glauben gern. §242 BGB<br />

Verkürzt könnte man sagen, <strong><strong>de</strong>r</strong> Vertragslieferant bekommt<br />

doppelte Schuldnerschaft, das Mitgliedsunternehmen<br />

das doppelte Risiko. Das Verlangen <strong>de</strong>s Vertragslieferanten,<br />

die Mitgliedsunternehmen sollten nochmals<br />

zahlen, könnte als wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüchliches Verhalten im<br />

S<strong>in</strong>ne <strong>de</strong>s §242 BGBgegen Treu und Glauben verstoßen.<br />

Wichtig für die Beurteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> Treuwidrigkeit ist die<br />

Interessenlage <strong><strong>de</strong>r</strong> Beteiligten, die von <strong><strong>de</strong>r</strong> Rechtsprechung<br />

als Argumentationshilfe herangezogen wird.<br />

Nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Grundi<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s ZR+D-Geschäfts soll <strong><strong>de</strong>r</strong> Vertragslieferant<br />

"zwei Schuldner" (Mitgliedsunternehmen<br />

und Verbundgruppe) und nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Schuldner<br />

"zwei Gläubiger" bekommen, was dafür spricht, e<strong>in</strong>e<br />

Erfüllungswirkung <strong><strong>de</strong>r</strong> Zahlung an die Verbundgruppe<br />

zu veme<strong>in</strong>en77. Der genossenschaftliche Charakter, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

die Verbundgruppe immer z,-v<strong>in</strong>gend <strong>in</strong>s Lager <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitgliedsunternehmen<br />

stellen soll, ist heute nicht mehr<br />

une<strong>in</strong>geschränkt als Argument wirksam. E<strong>in</strong>ige Verbundgruppen<br />

s<strong>in</strong>d mittlerweile <strong>in</strong> Form <strong><strong>de</strong>r</strong> GmbH & Co<br />

KG o<strong><strong>de</strong>r</strong> AG organisiert und verfolgen autonome wirtschaftliche<br />

Interessen, wobei die Mitgliedsunternehmen<br />

die Stellung guter Kun<strong>de</strong>n e<strong>in</strong>nehmen. Ihre Rechtstellung<br />

ist e<strong>in</strong>e ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>e als die <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Genossenschaft nach <strong>de</strong>m GenG. Es ist also auch nicht<br />

zw<strong>in</strong>gend, dass die Mitgliedsunternehmen nach <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Interessenlage die <strong>Insolvenz</strong>risiken "ihrer" Verbundgruppe<br />

zu tragen haben7B.<br />

E<strong>in</strong> Schwerpunkt <strong>de</strong>s Interesses an <strong><strong>de</strong>r</strong> Ab,-vicklung<br />

liegt bei <strong>de</strong>n Mitgliedsunternehmen, sowohl von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

genossensdhaftlichen Grundi<strong>de</strong>e als auch von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Weiterentwicklung <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe zum Dienstleister79.<br />

Das Mitgliedsunternehmen erhält neben beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Vergünstigungen und Preisvorteilen auch<br />

Skonti und Boni, die e<strong>in</strong> erhebliches wirtschaftliches<br />

70 AG Augsburg, Urteil vom 30.4.1997 - 7 C 1727/97; dagegen LG Hamburg,<br />

Urteil vom 8.10.1990 -412091/90.<br />

71 So auch AG Krefeld, Urteil vom 28.1.1998 - 1328/97 Z.<br />

12 So im zugrun<strong>de</strong>liegen<strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>s LG Hamburg, Urteil vom 8.10.1990 ­<br />

412091/90.<br />

73 So auch im Fall <strong>de</strong>s LG Hamburg, Urteil vom 8.10.1990 - 412091/90<br />

bejaht.<br />

7. Vgl. LG Hamburg, Urteil vom 8.10.1990 - 412091/90.<br />

75 So Taupitz, JuS 1992, 449, 454.<br />

76 Vgl. Taupitz, JuS 1992, 449, 454.<br />

77 Vgl. Schulte, a.a.O. (Fn. 24), S. 62 f.<br />

76 So aber Em<strong>de</strong>, ZfgG 1999, 176, 181.<br />

79 So auch Krolfzig, Der Verbund 1997, 16 ff., 17.


2368 Heeseler/Rossel, <strong>Zentralregulierung</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Insolvenz</strong> WM Heft 4912003<br />

Interesse an <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Zentralregulierung</strong> begrün<strong>de</strong>n und<br />

auch erst mit Zahlung <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe an <strong>de</strong>n Vertragslieferanten<br />

anfallen. An<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits wer<strong>de</strong>n die Mitgliedsunternehmen<br />

z.B. e<strong>in</strong>geschränkt durch strikte<br />

Zahlungsterm<strong>in</strong>e <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe und haben ke<strong>in</strong>e<br />

Spielräume mehr durch exzessive Inanspruchnahme<br />

von Lieferantenkrediten. Versäumnisse <strong><strong>de</strong>r</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Vertragslieferanten bei <strong><strong>de</strong>r</strong> For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsdurchsetzung<br />

wirken sich nicht mehr zugunsten <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitgliedsunternehmen<br />

aus, vielmehr hat die Verbundgruppe e<strong>in</strong>en<br />

Überblick über das E<strong>in</strong>kaufsverhalten <strong>de</strong>s Mitglieds<br />

und kann im Krisenfall schneller reagieren.<br />

Das ZR+D-Geschäft ist an<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits auch für die Vertragslieferanten<br />

vorteilhaft. Sie haben e<strong>in</strong>en festen<br />

Stamm an Abnehmern, ihre Waren wer<strong>de</strong>n flächen<strong>de</strong>ckend<br />

beworben und von Mitgliedsunternehmen bevorzugt<br />

gekauft. Der Vertragslieferant spart bei E<strong>in</strong>schaltung<br />

e<strong>in</strong>er Verbundgruppe mit Delkre<strong><strong>de</strong>r</strong>eübernahme<br />

u.a. die KreditversicherungspräIDien (zahlt dafür<br />

aber die Delkre<strong><strong>de</strong>r</strong>e-Provision)80. Damit ist die Verbundgruppe<br />

letztlich auch" im Namen <strong><strong>de</strong>r</strong> Lieferanten"<br />

tätig. Die Übertragung <strong><strong>de</strong>r</strong> Abrechnung be<strong>de</strong>utet dabei<br />

aber nicht "zwangsläufig" Entgegennahme <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s<br />

mit befreien<strong><strong>de</strong>r</strong> Wirkung, wie das AG Augsburg81 annimmt.<br />

Der Vertragslieferant wür<strong>de</strong> das Geld auch vom<br />

Mitgliedsunternehmen direkt entgegennehmen, darf<br />

es aber nach <strong>de</strong>m Vertrag nicht, bzw. riskiert die Delkre<strong><strong>de</strong>r</strong>ehaftung.<br />

Das OLG Dres<strong>de</strong>n (Fn. 48) argumentiert,<br />

dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Lieferant im Verhältnis zu <strong>de</strong>m Mitgliedsunternehmen<br />

durch die E<strong>in</strong>schaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe<br />

das <strong>Insolvenz</strong>risiko tragen müsse. Die Wahrnehmung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Interessen <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> (E<strong>in</strong>kaufsvorteile)<br />

sei unerheblich, <strong>de</strong>nn bei dieser Wahrnehmung<br />

habe sich das <strong>Insolvenz</strong>risiko nicht verwirklicht.<br />

Im Ergebnis bleibt es im Rahmen e<strong>in</strong>er Interessensabwägung<br />

bei e<strong>in</strong>er Patt-Situation und e<strong>in</strong>er Stellung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe zwischen <strong>de</strong>n Beteiligten <strong>de</strong>s Kaufvertrages.<br />

3. Zwischenergebnis und Stellungnahme<br />

Es bleibt nach wie vor e<strong>in</strong>e Bewertung für <strong>de</strong>n E<strong>in</strong>zelfall,<br />

ob e<strong>in</strong>e Doppelzahlungsverpflichtung besteht,<br />

die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit ist aber <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis sehr groß.<br />

E<strong>in</strong>e Abweichung von <strong><strong>de</strong>r</strong> üblichen Erfüllung ist so be<strong>de</strong>utend,<br />

dass eigentlich ausdrückliche Regelungen<br />

von bei<strong>de</strong>n Seiten zu erwarten wären, was aber an <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Marktrnacht <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppen scheitern kann. Verbleiben<br />

Zweifel, muss e<strong>in</strong>e Rückbes<strong>in</strong>nung auf <strong>de</strong>n<br />

Kaufvertrag als das Zwei-Parteien-"Grundverhältnis"<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> ZR+D-Konstruktion und <strong>de</strong>n Normalfall <strong><strong>de</strong>r</strong> Erfüllung<br />

nach § 362 Abs. 1 BGB stattf<strong>in</strong><strong>de</strong>n. Der Norrnalfall<br />

ist die Zahlung <strong>de</strong>s Kaufpreisschuldners an <strong>de</strong>n Kaufpreisgläubiger.<br />

Ziel <strong><strong>de</strong>r</strong> E<strong>in</strong>schaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe<br />

soll (nur) e<strong>in</strong>e Mischung aus Bürgschaft und<br />

Dienstleistung als untergeordnetes Beiwerk <strong><strong>de</strong>r</strong> eigentlichen<br />

Kaufverträge se<strong>in</strong>. Im Zweifel ist daher von e<strong>in</strong>er<br />

Doppelzahlungsverpflichtung auszugehen.<br />

111.Gegenanspruch <strong>de</strong>s Mitgliedsunternehmens<br />

auf Scha<strong>de</strong>nsersatz wegen Verletzung von<br />

Aufklärungspflichten durch <strong>de</strong>n Vertragslieferanten<br />

Das Mitgliedsunternehmen könnte im Ernstfall e<strong>in</strong>er<br />

gerichtlichen Ause<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung mit Gegenansprüchen<br />

aufrechnen wollen. Der Vertragslieferant als<br />

Gläubiger könnte durch e<strong>in</strong> Unterlassen e<strong>in</strong>e Aufklärungspflichl<br />

verletzt haben. Er könnte die Doppelzahlungssituation<br />

als "latente Gefahr" für das Mitgliedsunternehmen<br />

aufklären müssen, damit dieses vor nachteiligen<br />

Vermögensdispositionen geschützt wird.<br />

Dafür muss e<strong>in</strong>e Aufklärungspflicht <strong>de</strong>s Vertragslieferanten<br />

bestehen. Es ist anerkannt, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Vertragspartner<br />

über wichtige Tatsachen, Umstän<strong>de</strong>, Vorgänge<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Verhältnisse zu unterrichten ist, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Kenntnis<br />

für se<strong>in</strong>e Willensbildung und se<strong>in</strong> Verhalten von Be<strong>de</strong>utung<br />

s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e Aufklärungspflicht besteht dann,<br />

wenn wegen beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s E<strong>in</strong>zelfalls davon<br />

ausgegangen wer<strong>de</strong>n muss, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Vertragspartner<br />

nicht h<strong>in</strong>reichend unterrichtet ist und die Verhältnisse<br />

nicht durchschaut82. An<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits besteht ke<strong>in</strong>e<br />

generelle Aufklärungspflicht über die Verrnögenslage<br />

und Kreditwürdigkeit e<strong>in</strong>es Dritten83.<br />

Für das Mitgliedsunternehmen ist die Abwicklung<br />

über die Verbundgruppe e<strong>in</strong>e wichtige Motivation für<br />

<strong>de</strong>n Abschluss <strong>de</strong>s Kaufvertrags, <strong>de</strong>nn davon hängen<br />

die Preise, die Boni-Ansprüche etc. ab. Die <strong>Zentralregulierung</strong><br />

mit Delkre<strong><strong>de</strong>r</strong>ehaftung als Bürgschaft ist Bestandteil<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Kaufverträge und wird über Jahre h<strong>in</strong>weg<br />

unbeanstan<strong>de</strong>t durchgeführt. E<strong>in</strong>e ständige Geschäftsbeziehung<br />

begrün<strong>de</strong>t bzw. verstärkt die bestehen<strong>de</strong>n<br />

Schutzpflichten aufgrund e<strong>in</strong>er beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Vertrauensprägung8~.<br />

Das Mitgliedsunternehmen trägt bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Abwicklung<br />

unbewusst die wirtschaftlichen Risiken <strong><strong>de</strong>r</strong> vom Lieferanten<br />

gewünschten Zahlung an die Verbundgruppe.<br />

Der Anschlussvertrag enthält dazu meistens ke<strong>in</strong>e Regelungen<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Erklärungen.<br />

Der Vertragslieferant dagegen bestimmt als Gläubiger<br />

die Art <strong><strong>de</strong>r</strong> Erfüllung. Ihm s<strong>in</strong>d die Probleme <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Doppelzahlung bekannt, da er sie durch se<strong>in</strong>en Vertrag<br />

mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe verursacht. Es ist se<strong>in</strong> Ziel, zwei<br />

Schuldner zu erlangen. Er hat auch ke<strong>in</strong>e <strong><strong>de</strong>r</strong> Auskunftserteilung<br />

entgegenstehen<strong>de</strong>n schützenswerten<br />

Interessen, da das legitime Ziel <strong><strong>de</strong>r</strong> zweifachen Schuld- .<br />

nerschaft durch die Aufklärung <strong>de</strong>s Hauptschuldners<br />

nicht gefähr<strong>de</strong>t wür<strong>de</strong>. Durch die Abwicklung se<strong>in</strong>es<br />

Zahlungsverkehrs über die Verbundgruppe begrün<strong>de</strong>t<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Vertragslieferant für das Mitgliedsunternehmen<br />

das Risiko <strong><strong>de</strong>r</strong> Doppelzahlung. Im Ergebnis muss er daher<br />

zum<strong>in</strong><strong>de</strong>st die Tatsache, dass mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Zahlung <strong>de</strong>s<br />

Kaufpreises ke<strong>in</strong>e Erfüllungswirkung verbun<strong>de</strong>n ist,<br />

<strong>de</strong>m Mitgliedsunternehmen mitteilen.<br />

E<strong>in</strong>e fahrlässige Verletzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufklärungspflicht<br />

reicht aus, um entwe<strong><strong>de</strong>r</strong> e<strong>in</strong>en Scha<strong>de</strong>nsersatzanspruch<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n E<strong>in</strong>wand <strong><strong>de</strong>r</strong> unzulässigen Rechtsausübung<br />

<strong>de</strong>m Anspruch <strong>de</strong>s Gläubigers entgegenzuhalten85.<br />

Über § 254 BGB kann im Rahmen <strong>de</strong>s Mitverschul<strong>de</strong>ns<br />

das Verhalten und e<strong>in</strong>e Kenntnis <strong>de</strong>s Schuldners angemessen<br />

berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Dies s<strong>in</strong>d Fragen, die im<br />

E<strong>in</strong>zelfall zu klären s<strong>in</strong>d. Es wird <strong>de</strong>m Mitgliedsunternehmen<br />

aber nur selten gel<strong>in</strong>gen, e<strong>in</strong>e Kenntnis <strong>de</strong>s<br />

Vertragslieferanten von <strong><strong>de</strong>r</strong> Krise <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe<br />

nachzuweisen.<br />

Die Vertragslieferanten könnten auch die Mitgliedsunternehmen<br />

bei Zahlungsstockung <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe<br />

warnen müssen. E<strong>in</strong>e Ansicht leitet daraus e<strong>in</strong>en<br />

Scha<strong>de</strong>nsersatzanspruch aus pVV wegen Verletzung<br />

BQ Zu weiteren Vorteilen vgl. Zentes, <strong>in</strong>: Zentes/8woboda, Perspektiven <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Zentralregulierung</strong>, 2002, 8.12 ff.<br />

81 AG Augsburg, Urteil vom 30.4.1997 - 7 C 1727/97.<br />

82 BGH WM 2001,1158 = ZIP 2001,1152.<br />

83 MünchKommlRoth, BGB, Bd. 2, 3. Aufl. 1994, § 242 Rdn. 225 m.w.N.<br />

84 RGZ 143, 219. 223; BGHZ23, 222, 226 f. = WM 1957, 288 = NJW 1957,<br />

586.<br />

85 Vgl. MünchKommlRoth, BGB, Bd.2, 3. Aufl. 1994,§242 Rdn. 231 m.w.N.


WM Heft 49/2003 Heeseler/Rossel, <strong>Zentralregulierung</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Insolvenz</strong> 2369<br />

e<strong>in</strong>er Aufklärungspflicht herB6• In <strong>de</strong>m Unterlassen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Meldung e<strong>in</strong>er Zahlungsstockung ist aber ke<strong>in</strong>e<br />

schuldhafte Verletzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufklärungspflicht zu sehen.<br />

Der Vertragslieferant begibt sich <strong>in</strong> die Gefahr <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Geschäftsschädigung, wenn er ernsthafte Zahlungsschwierigkeiten<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe behauptet, ohne<br />

tatsächlich e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Organisation zu haben.<br />

Außer<strong>de</strong>m ist die Bewertung von Zahlungsstockungen<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> Zahlungse<strong>in</strong>stellung schwierig87• E<strong>in</strong>e Warnung,<br />

die zu<strong>de</strong>m an alle Mitgliedsunternehmen gesen<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n müsste, wird kaum rechtzeitig möglich se<strong>in</strong> und<br />

ist <strong>de</strong>m Lieferanten daher auch nicht vorzuwerfen.<br />

Weitere Gegenansprüche können aus Bonusansprüchen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Mitgliedsunternehmen gegenüber <strong>de</strong>n Lieferanten<br />

bestehen, sofern diese nicht direkt durch <strong>de</strong>n Verband<br />

verrechnet wor<strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d. Hier ist die Bonusvere<strong>in</strong>barung<br />

genau zu prüfen. Unter Umstän<strong>de</strong>n kann die Doppelzahlungsproblematik<br />

dann beidseitig bestehen, <strong>in</strong><strong>de</strong>m<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Verband auch die Boni nicht weitergeleitet hat.<br />

IV. Versuche e<strong>in</strong>er Kompensation <strong>de</strong>s Doppelzahlungsrisikos<br />

<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis<br />

E<strong>in</strong>e Lösung, die Vertragslieferanten und Mitgliedsunternehmen<br />

gerecht wird, kann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>solvenzfesten<br />

Verwaltung <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s durch die Verbundgruppe<br />

liegen, so dass das verwaltete Geld weiterh<strong>in</strong> zur Begleichung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Vertragslieferanten bereitsteht.<br />

Es wer<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>ne Mo<strong>de</strong>lle e<strong>in</strong>es Ausgleichs<br />

für die Doppelzahlung diskutiert.<br />

1. For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungskauf<br />

Wenn sich die E<strong>in</strong>kaufskooperation die For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Vertragslieferanten abtreten lässt (<strong>in</strong> Form <strong><strong>de</strong>r</strong> sog.<br />

Inkassozession o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s Factor<strong>in</strong>gs, Abgrenzung siehe<br />

vorstehend) und damit Inhaber <strong><strong>de</strong>r</strong> For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung wird, tritt<br />

das Problem nicht auf. Der Vertragslieferant trägt hier<br />

e<strong>in</strong><strong>de</strong>utig das Risiko, <strong>de</strong>nn das Mitgliedsunternehmen<br />

wird durch Zahlung an die Verbundgruppe als Zessionar<br />

nach § 362 Abs. 1 BGB frei. Fällt die Verbundgruppe<br />

<strong>in</strong> die <strong>Insolvenz</strong>, so kann <strong><strong>de</strong>r</strong> Vertragslieferant die<br />

For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung nicht mehr gegenüber <strong>de</strong>m Mitgliedsunternehmen<br />

geltend machen. Diese Lösung ist somit nachteilig<br />

für <strong>de</strong>n Vertragslieferanten. Er zahlt meist e<strong>in</strong>e<br />

Provision für die <strong>Zentralregulierung</strong> <strong>in</strong>klusive Delkre<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

und als entsprechen<strong>de</strong> Gegenleistung soll ihm dieses<br />

Delkre<strong><strong>de</strong>r</strong>e-Risiko gera<strong>de</strong> abgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />

2. Kreditversicherung<br />

E<strong>in</strong>e Kreditversicherung seitens <strong>de</strong>s Mitgliedsunternehmens<br />

verursacht Kosten und <strong>de</strong>ckt nicht die volle<br />

For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung gegen die Verbundgruppe ab. E<strong>in</strong>e Versicherung<br />

<strong>de</strong>s Doppelzahlungsrisikos durch die Verbundgruppe<br />

zugunsten <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitgliedsunternehmen als (echtem)<br />

Vertrag zugunsten Dritter ist für die Verbundgruppe<br />

kostenträchtig. Hier kommt es im E<strong>in</strong>zelfall auf die<br />

Ab<strong>de</strong>ckung und die richtige E<strong>in</strong>schätzung <strong>de</strong>s Risikos<br />

an, damit ke<strong>in</strong>e Unter- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Überversicherung auftritt.<br />

3. Bankbürgschaft<br />

Die Absicherung <strong>de</strong>s Doppelzahlungsrisikos im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>er Bankbürgschaft, Avalbürgschaft o<strong><strong>de</strong>r</strong> Ga-<br />

rantie ist <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis seltenB8, da sie sehr unflexibel ist.<br />

E<strong>in</strong>e solche Absicherung wäre m<strong>in</strong><strong>de</strong>stens so kostenträchtig<br />

wie e<strong>in</strong>e Kreditversicherung.<br />

4. Fonds, Son<strong><strong>de</strong>r</strong>vermögen<br />

Die Bildung e<strong>in</strong>es Fonds o<strong><strong>de</strong>r</strong> Son<strong><strong>de</strong>r</strong>vermögen z.B.,<br />

<strong>in</strong><strong>de</strong>m Vermögenswerte auf e<strong>in</strong>en Vere<strong>in</strong>/Stiftung o.ä.<br />

mit <strong>de</strong>m Zweck <strong><strong>de</strong>r</strong> Auszahlung an von Doppelzahlung<br />

betroffene Mitgliedsunternehmen übertragen wer<strong>de</strong>n,<br />

ist e<strong>in</strong>e Möglichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Insolvenz</strong>sicherung. Die Anteile<br />

wer<strong>de</strong>n dann vertraglich an die Mitgliedsunternehmen<br />

verpfän<strong>de</strong>t o<strong><strong>de</strong>r</strong> diese wer<strong>de</strong>n Vere<strong>in</strong>smitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>.<br />

Die Lösung setzt ausreichend Liquidität voraus und<br />

b<strong>in</strong><strong>de</strong>t diese Liquidität vollständig. Außer<strong>de</strong>m muss<br />

das Son<strong><strong>de</strong>r</strong>vermögen ricptig bewertet und kontrolliert<br />

wer<strong>de</strong>n und im Ernstfall verwertbar se<strong>in</strong>. Die Erträge<br />

e<strong>in</strong>es Son<strong><strong>de</strong>r</strong>vermögens o<strong><strong>de</strong>r</strong> Fonds stehen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Verbundgruppe zur Kosten<strong>de</strong>ckung zur Verfügung.<br />

Probleme können bei Aktienfonds die Kursschwankungen<br />

se<strong>in</strong>.<br />

5. Treuhandmo<strong>de</strong>lle<br />

Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Beachtung soll auch die Möglichkeit e<strong>in</strong>er<br />

Abwicklung über Treuhandkonten t<strong>in</strong><strong>de</strong>n89• Bisher<br />

wird diese Lösung lediglich bei kle<strong>in</strong>eren Verbän<strong>de</strong>n<br />

praktiziert. Vorteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Treuhandlösung ist, dass dabei<br />

ke<strong>in</strong>e Liquidität gebun<strong>de</strong>n wird. Es muss jedoch Wert<br />

auf e<strong>in</strong>e sorgfältige Vertragsgestaltung gelegt wer<strong>de</strong>n.<br />

Um e<strong>in</strong>e <strong>Insolvenz</strong>festigkeit zu erreichen, müsste e<strong>in</strong><br />

geson<strong><strong>de</strong>r</strong>tes und als solches gekennzeichnetes Treuhandkonto<br />

geführt wer<strong>de</strong>n. Grundsätzlich darf sich auf<br />

diesem Treuhandkonto nur Treugut Dritter bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n90•<br />

Die Vertragskonstellationen im Rahmen e<strong>in</strong>er sog. doppelseitigen<br />

Treuhand können wie folgt gestaltet wer<strong>de</strong>n:<br />

Abb.2:<br />

B6 Vgl. LG Bonn, Urteil vom 17.9.1991 -11 0218/90.<br />

87 Entsprechen<strong>de</strong> Diskussionen gibt es bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Beurteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> Zahlungse<strong>in</strong>stellung<br />

als <strong>Insolvenz</strong>grund LS. § 17 InsO, vgl. Harz, ZlnsO 2001,<br />

194 f.<br />

88 Vgl. aber z.6. das Sanierungskonzept <strong><strong>de</strong>r</strong> VEDES-Gruppe, Vortrag von<br />

Herrn Dr. Thomas März, unter www.management.wiso.uni-erlangen.<strong>de</strong>/<br />

Studium/ Lehrangebot/Hauptstudium / SBWLlUntemehmensentwicklungi<br />

Vortrag_ Ve<strong>de</strong>s_040702.pdf.<br />

89 Vgl. zur doppelseitigen Treuhand als <strong>Insolvenz</strong>sicherung Bo<strong>de</strong>/Bergt/<br />

Obenberger, OB 2000, 1864; Fischer, OB 2000, 1861: He<strong>in</strong>sius. <strong>in</strong>:<br />

Festschr. Henckel, 1995, S. 387.<br />

90 Vgl. BGH WM 1993, 1524 = WuB i C 3. - 1.94 Canaris, zit. Obermül/er,<br />

a.a.O. (Fn. 19), Rdn. 5.452.


2370 Rechtsprechung WM Heft 4912003<br />

Die Verwaltungstreuhand als Geschäftsbesorgungsvertrag<br />

entfällt bei <strong>Insolvenz</strong>eröffnung, nicht aber die<br />

Sicherungstreuhand91• Die Treugeber (Sicherungsnehmer,<br />

hier die Vertragslieferanten) haben datm <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Insolvenz</strong><br />

im Falle <strong><strong>de</strong>r</strong> fremdnützigen Treuhand e<strong>in</strong> Ausson<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsrecht<br />

gem. §47 InsO, weil das Treugut wirtschaftlich<br />

und materiell-rechtlich zu ihrem Vermögen<br />

gehört92• Problematisch könnte die Wirksamkeit e<strong>in</strong>es<br />

solchen Treuhandmo<strong>de</strong>lls im Rahmen <strong>de</strong>s § 119 InsO<br />

wer<strong>de</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong> Vertragsklauseln, die speziell für <strong>de</strong>n <strong>Insolvenz</strong>fall<br />

die Anwendung von §§ 103 bis § 118 InsO<br />

ausschließen, für unwirksam erklärt. Hier müsste <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Vertrag so gestaltet wer<strong>de</strong>n, dass er sich nicht nur auf<br />

die <strong>Insolvenz</strong>, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auf je<strong>de</strong>n Fall <strong><strong>de</strong>r</strong> Nichtleistung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe bezieht - außer<strong>de</strong>m besteht neben<br />

<strong>de</strong>m Treuhandvertrag <strong><strong>de</strong>r</strong> ZR+D-Vertrag bzw. Anschlussvertrag<br />

weiter, die nicht unmittelbar <strong>de</strong>m § 116<br />

InsO unterliegen9J• Insgesamt setzt diese Lösung aber<br />

voraus, dass die Zahlungsziele <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitgliedsunternehmen<br />

kürzer s<strong>in</strong>d als die <strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe, <strong>de</strong>nn die<br />

Beträge wer<strong>de</strong>n nur weitergeleitet. Datnit wird sie für<br />

das Massengeschäft großer Verbän<strong>de</strong> und die Kreditgewährung<br />

an Mitgliedsunternehmen durch längere<br />

Zahlungsziele unpraktikabel. Das Mo<strong>de</strong>ll eignet sich<br />

aber für die umgekehrte Weiterleitung von Boni <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Vertragslieferanten.<br />

G. Fazit<br />

Verbundgruppen spielen <strong>in</strong> <strong>Insolvenz</strong>verfahren<br />

mittelständischer Unternehmen e<strong>in</strong>e erhebliche Rolle<br />

und können die Abwicklung für alle Beteiligten erleichtern.<br />

Aus <strong><strong>de</strong>r</strong> beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Dreieckskonstellation<br />

ergeben sich Probleme, <strong>in</strong>sbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Insolvenz</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Verbundgruppe selbst. Die dann im Regelfall vorliegen<strong>de</strong><br />

DoppelzahIungsproblematik ist bei Fehlen e<strong>in</strong>er<br />

ausdrücklichen vertraglichen Regelung für <strong>de</strong>n<br />

E<strong>in</strong>zelfall zu beurteilen. In <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis sollten Verbundgruppen<br />

die von ihnen weiterzuleiten<strong>de</strong>n Gel<strong><strong>de</strong>r</strong> für<br />

<strong>de</strong>n <strong>Insolvenz</strong>fall absichern.<br />

91 Wegener, <strong>in</strong>: Frankfurter Kommentar zur 1050, 3. Auf!. 2001, § 115<br />

Rdn. 7; Bo<strong>de</strong>lBergt/Obenberger, OB 2000,1864,1866.<br />

92 RGZ 145,253,256; BGH WM 1993, 83 '" WuB VI B. §43 KO 1.93 OOOrmüller;<br />

Obermüller, a.a.O. (Fn. 19), Rdn. 5.452.<br />

9J Zu <strong>de</strong>n Kriterien vgL Bo<strong>de</strong>lBergtlObenberger, DB 2000,1864,1866 .<br />

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