KuS 2018-2_GzD
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Werbung und Öffentlichkeitsarbeit<br />
Ich denke, das ist gut. «Swissmade» ist angesagt,<br />
und das zieht auch, allerdings nur<br />
bis zu einem gewissen Grad. «Nachhaltigkeit»<br />
oder «Tradition» sollte nicht der Kern<br />
der strategischen Ausrichtung sein. Jemand<br />
kann ein hervorragender Handwerker sein<br />
und perfekt bearbeitete Steine anbieten –<br />
wenn er dies gestalterisch in einer Weise tut,<br />
die niemand wünscht, dann nützt ihm das<br />
alles nichts.<br />
Was tun, wenn die Nachfrage nach den eigenen<br />
Produkten nachlässt?<br />
Hier kommt es auf die Bereitschaft des Einzelnen<br />
an, sich auf die gewandelten Bedürfnisse<br />
des Marktes einzustellen. Die Grundüberlegung,<br />
die jeder für sich machen muss, ist, zu<br />
wieviel Veränderung und Anpassung bin ich<br />
bereit? Wenn man als Künstler von seinen persönlichen<br />
Vorstellungen nicht abweichen will,<br />
ist das eine Entscheidung, gegen die nichts<br />
einzuwenden ist – aber man muss damit leben<br />
können, dass man vielleicht kaum etwas verkaufen<br />
kann. Andernfalls muss man bereit sein,<br />
Konsequenzen zu ziehen. Beispielsweise einen<br />
unrentabel gewordenen Teilbereich aufzuge-<br />
«BILDER MÜSSEN GROSS,<br />
AUSSAGEKRÄFTIG UND<br />
HOCHWERTIG SEIN»<br />
ben und nach neuen Anwendungen zu suchen,<br />
neue Formen zu entwickeln. Sehr hilfreich ist<br />
hier der persönliche Dialog mit den Kunden:<br />
Indem man nach ihren konkreten Bedürfnissen<br />
und Interessen fragt, kann man kontinuierlich<br />
das eigene Angebot mit der Nachfrage seitens<br />
der Kunden abgleichen. Um diesen Abgleich<br />
kommt kein Unternehmen herum. Wer am Kundenbedürfnis<br />
vorbeiproduziert, kann langfristig<br />
nicht überleben.<br />
Angenommen, Sie wären so ein Kunde – was<br />
wären Ihre Wünsche an einen Steinbildhauer<br />
oder einen Steinmetz?<br />
Ich glaube, Stein als Material ist angesagt. Stein<br />
ist auch zeitlos. Man kann ihm jedes beliebige<br />
Gesicht geben. Zum Beispiel als Kunst im<br />
Neubau: Ich kann mir Ornamente oder auch<br />
Säulen vorstellen, die man in total moderne<br />
Bauten integrieren könnte. Wenn ein Steinbildhauer<br />
ein Gespür für gutes Design hat, oder in<br />
Zusammenarbeit mit einem Designer dessen<br />
Ideen umsetzen kann, könnten hier attraktive<br />
neue Formen entstehen, die dem Zeitgeist entsprechen.<br />
Im Sanitärbereich wiederum liesse<br />
sich Schönheit mit Funktionalität verbinden,<br />
zum Beispiel könnten für ein zahlungskräftiges<br />
Publikum individuelle Becken oder Küchenabdeckungen<br />
entworfen werden. Für Geschäftskunden<br />
könnte man Skulpturen oder Objekte<br />
entwerfen, welche die Firmenkultur verkörpern,<br />
zum Beispiel anlässlich eines Jubiläums<br />
– hier könnte man sich auch selber in der Region<br />
umschauen und aktiv auf Firmen zugehen.<br />
Aktiv auf Leute zugehen – das muss man können.<br />
Was empfehlen Sie den Schüchternen?<br />
Ja, eine Arbeit gut zu machen und eine Arbeit<br />
gut zu verkaufen, das sind natürlich zwei<br />
vollkommen unterschiedliche Gaben und Fähigkeiten.<br />
Wer die Verkaufskompetenz selber<br />
nicht hat, muss sie einkaufen. Denn es braucht<br />
sie. Man kann beispielsweise ein bisschen<br />
mehr in eine attraktive Website investieren,<br />
um zu kompensieren, dass man nicht so extravertiert<br />
ist.<br />
Was kennzeichnet eine gute Website?<br />
Eine Website ist wie ein Schaufenster, wo man das<br />
zeigt, was Kunden sehen sollen. Das heisst, sie<br />
muss optisch ansprechend sein, ästhetisch und<br />
geschmackvoll gestaltet. Dies ist nicht gleichbedeutend<br />
mit «möglichst aufwendig» – eher im<br />
Gegenteil. Die Website soll den Rahmen für die<br />
Inhalte bilden – im Falle eines Steinbildhauers<br />
also vor allem für Bilder seiner Werke – und diese<br />
nicht konkurrenzieren. Die Bilder selbst müssen<br />
gross, aussagekräftig und qualitativ hochwertig<br />
sein. Kleine, schlecht belichtete, womöglich unscharfe<br />
oder verpixelte Bilder haben auf einer<br />
Website nichts verloren. Wie bereits gesagt: Der<br />
Schluss von der Qualität der Bilder auf die Qualität<br />
der Werke ist schnell gemacht. Und an einem<br />
Schaufenster, in dem es nichts Schönes zu sehen<br />
gibt, geht man achtlos vorbei.<br />
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02/18