Landshuter Mama Ausgabe 12
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Experten klären auf<br />
Krankheit<br />
verändert alles<br />
Bettina Krümmel,<br />
Kinderpsychotherapeutin,<br />
Musiktherapeutin<br />
und<br />
Trauerbegleiterin<br />
(i.A.)<br />
1. In der Familiensprechstunde<br />
kommen Familien zu Ihnen,<br />
in denen ein Elternteil an<br />
Krebs erkrankt ist.<br />
Wie verändert sich dadurch<br />
der Alltag der Familien?<br />
Jede Familie ist ein System. Wenn die<br />
Mutter oder der Vater an Krebs erkranken,<br />
hat das Auswirkungen auf alle<br />
Mitglieder der Familie. Der erkrankte<br />
Elternteil ist körperlich und seelisch<br />
belastet. Er braucht Zeit für sich. Der<br />
gesunde Elternteil macht sich Sorgen<br />
um die Gesundheit des Partners,<br />
der Partnerin. Aber auch die Kinder<br />
brauchen Zuwendung und Zeit, um ihre<br />
Sorgen mitzuteilen, um Fragen stellen<br />
zu können.<br />
18 <strong>Landshuter</strong> <strong>Mama</strong> | ERZIEHEN UND FÖRDERN<br />
Häufig muss Vieles im Alltag umorganisiert<br />
werden, da aufwändige<br />
Behandlungen die Abläufe durcheinander<br />
bringen. Wer fährt den Sohn zum<br />
Fußballtraining, die Tochter zum Reiten,<br />
zur Nachhilfe, zum Sport. Manche<br />
Eltern brauchen Ermutigung, sich hier<br />
Unterstützung zu holen. Vielleicht kann<br />
die Mutter der Freundin die Tochter<br />
mitnehmen, die Nachbarin den Sohn<br />
abholen, die Schwiegermutter das<br />
Kochen übernehmen. In besonderen<br />
Lebenssituationen ist es besonders<br />
wichtig, sich bewusst darum zu<br />
kümmern, im Alltag „Auftankzeiten“ zu<br />
installieren.<br />
2. Wie gehen Kinder mit<br />
der Situation um?<br />
Da gibt es keine typischen Verhaltensweisen.<br />
Alles ist möglich – und alles ist<br />
in dieser unnormalen Situation auch<br />
„normal“. Es gibt z.B. Kinder, die mit<br />
Leistungsabfall in der Schule reagieren,<br />
weil sie sich einfach nicht mehr so gut<br />
konzentrieren können, aber es gibt<br />
genauso Kinder, die sich ins Lernen<br />
stürzen und Musterschüler werden,<br />
eben weil sie die <strong>Mama</strong> schonen<br />
wollen, oder keine zusätzlichen Sorgen<br />
machen wollen oder weil die Schule<br />
ein stabilisierender, „krebsfreier“ Raum<br />
ist. Viele Kinder, besonders kleinere, zeigen Entwicklungsrückschritte.<br />
Plötzlich ist der Schnuller<br />
wieder nötig, oder die Kinder nässen wieder ein.<br />
Es gibt Kinder die reizbar werden, in ihrem Verhalten<br />
„schwierig“ oder ganz still werden. Oft machen<br />
die zurückgezogenen, stillen Kinder den Eltern die<br />
meisten Sorgen.<br />
3. Was sind die häufigsten Fragen<br />
und Probleme in den Familien?<br />
Leider begegnet uns häufig, dass das Problem eher<br />
ist, dass die Kinder ihre Fragen und Sorgen gar nicht<br />
so direkt äußern. Sie möchten ihre Eltern schützen,<br />
spüren, dass da etwas die Eltern traurig macht oder<br />
ängstigt. Schon sehr kleine Kinder haben da ganz<br />
feine Antennen.<br />
Wenn die Eltern aber wissen, dass unausgesprochene<br />
Befürchtungen in der kindlichen Phantasie oft zu<br />
noch viel schlimmeren Bildern führen als die Realität,<br />
schaffen sie es, den Kindern mit der Wahrheit zu<br />
begegnen. Dazu braucht es eine liebevolle, geborgene<br />
Atmosphäre und Zeit. Sie finden dann die<br />
richtigen Antworten auf Fragen wie: Warum gehst Du<br />
nicht mehr arbeiten? Wirst Du sterben? Ist der Krebs<br />
ansteckend? Bin ich schuld, war ich zu anstrengend<br />
für Papa?<br />
4. Welche Maßnahmen sind hilfreich,<br />
um die Familien zu unterstützen?<br />
Wichtig ist es, offen mit den Kindern zu sprechen<br />
und einfache, altersentsprechende und vor allem<br />
ehrliche Informationen zu geben. Wenige wichtige<br />
Informationen und dann den Fragen der Kinder<br />
folgen. Kannst Du dir vorstellen was bei der Chemo<br />
passiert? Nachfragen, was bei dem Kind angekommen<br />
ist. Es gibt auch viele hilfreiche Materialien oder<br />
Bilderbücher, die das Thema auf kindgerechte Weise<br />
aufgreifen und ein Anlass sein können für weitere<br />
persönliche Fragen. Wichtige Behandlungsschritte<br />
oder äußerliche Veränderungen wie Haarausfall sollten<br />
im Vorfeld erklärt werden.<br />
Tagesmutter gesucht!<br />
Sie haben Freude am Umgang<br />
mit Kindern und können sich<br />
vorstellen, neben Ihren eigenen<br />
Kindern oder Enkeln, noch<br />
weitere Kinder zu betreuen?<br />
Wir bilden Sie zur qualifizierten<br />
Tagespflegeperson aus!<br />
Die Fachberaterinnen: (v.l.) Heike Reinsch, Margit<br />
Bornschlegl, Monika Furtmair<br />
Auch wenn Sie selbst für Ihr<br />
Kind eine Tagesmutter suchen,<br />
sind wir die richtigen<br />
Ansprechpartnerinnen!<br />
Stadtjugendamt Landshut<br />
Kindertagespflege<br />
Luitpoldstraße 27b<br />
Tel. 0871/88-2391<br />
tagespflege@landshut.de