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angedacht 3 3<br />
Liebe Leser und Leserinnen!<br />
Wenn man abends zu Fuß an einem<br />
warmen Sommerabend durch die Felder<br />
des Burgunds geht und es fast vollständig<br />
still unter dem schwarzbedeckten<br />
Himmel ist. Wenn man den Kopf in<br />
den Nacken legt und aufblickt, zu den<br />
Sternen, die zum Greifen nah scheinen.<br />
Wenn man ein Kind an der Hand hat<br />
und es auf den Arm nimmt, um ihm die<br />
Sterne zu zeigen, und es in aller Ehrfurcht<br />
das Offensichtliche flüstert: „Die<br />
glitzern.“ Dann kann einem ein Staunen<br />
darüber überkommen, dass wir das<br />
sehen dürfen: Das Licht der Sterne und<br />
die Finsternis, fast zum Berühren nahe<br />
und unerreichbar fern.<br />
Ich höre dieses Staunen in den Worten<br />
der Beterin des 8. Psalms: „Wenn ich<br />
sehe die Himmel, deiner Finger Werk,<br />
den Mond und die Sterne, die du bereitet<br />
hast: was ist der Mensch, dass du<br />
seiner gedenkst, und des Menschen<br />
Kind, dass du dich seiner annimmst?“<br />
Ein Staunen darüber, dass wir mitten<br />
unter diesem Sternenhimmel stehen,<br />
mit all dem Glitzernden und Freudigen<br />
in unserem Leben in diesen Sonnentagen:<br />
Mit einem Kaffee in der Hand in<br />
der Sommersonne auf der Terrasse<br />
sitzen. Mit den Kindern und Enkelkindern<br />
im Garten spielen. Die Aufregung<br />
am Abreisemorgen. Dass wir mitten<br />
unter diesem Sternenhimmel stehen mit<br />
all dem Dunklen: Mit dem Platz neben<br />
uns auf den Gartenstühlen, der<br />
schmerzlich leer bleibt. Mit den verpassten<br />
Zielen, mit den Dingen, die wir<br />
nicht gewagt haben. „Was ist der<br />
Mensch, dass du seiner gedenkst?“<br />
Wenn man abends durch den Sternenhimmel<br />
des Burgunds geht, mit einem<br />
schlafenden Kind auf dem Arm, dann<br />
kann es einen treffen: Die Größe des<br />
Sternenhimmels und die Fragilität des<br />
menschlichen Lebens. Und die Hoffnung<br />
darauf, dass es gilt, was die Beterin<br />
des 8. Psalms hofft: Das beides bei<br />
Gott geborgen ist.<br />
Marit Ritzenhoff,<br />
Pastorin in Luthe