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2018/20 - unternehmen Mai

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Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong> | 3,00 €<br />

4 197821 303000 6 2<br />

Hart, aber<br />

gerecht<br />

Was können deutsche Unternehmer von den<br />

Amerikanern lernen: Harald Hiller, Chef der US-<br />

Tochter Alko Fahrzeugtechnik, berichtet.<br />

Finanzen Die liebe Not mit dem digitalen Kreditprüfer SEITE 6<br />

Speditionen Flüchtlinge übernehmen das Lenkrad SEITE 28<br />

Frühsommer Wonach sich Führungskräfte sehnen SEITE 46


Was verbindet Memmingen<br />

und chinesische Schifffahrer?<br />

… Und wieso muss dabei die Internet-Infrastruktur von<br />

LEW TelNet besonders sicher sein?<br />

Videos auf www.lechreporter.de


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong><br />

[inhalt]<br />

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,<br />

Verantwortung in Unternehmen zu tragen,<br />

war vielleicht noch nie so herausfordernd<br />

wie heute. Das Tempo der Veränderung ist<br />

enorm, die Arbeitsverdichtung immens und<br />

die Themen sind eng vernetzt. Bei Harald<br />

Hiller kam noch das Eintauchen in eine<br />

komplett andere Welt dazu: der Wechsel<br />

von einem schwäbischen Familien<strong>unternehmen</strong><br />

zu einem US-geführten Private-Equity-<br />

Konzern. Warum sich sein Leben wie im<br />

Hochgeschwindigkeitszug anfühlt, erzählt<br />

der Chef der Alko Fahrzeugtechnik aus Kötz<br />

im Titelinterview (Seite 10). Weil die Konjunktur<br />

boomt, arbeiten viele Firmen an ihrer<br />

Kapazitätsgrenze. Da macht es Sinn, über<br />

externe Hilfe nachzudenken – auch beim<br />

Thema Energie-Contracting (S. 30). Zugleich<br />

wird der Firmenalltag digitaler. Wie smart<br />

sich Zukunft gestalten lässt, zeigt unser<br />

Por trät der Göppinger Speidel GmbH (S.<strong>20</strong>).<br />

Ich wünsche Ihnen anregende Lektüre!<br />

Ihr Alexander Bögelein,<br />

Redaktionsleiter <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

[finanzieren]<br />

6 Digitaler Kreditprüfer mit Tücken<br />

Wenn Roboter Kunden beurteilen<br />

[titelthema]<br />

10 Vom Erfolg getrieben Alko-Fahr zeugtechnik-Chef<br />

Harald Hiller im Gespräch<br />

[machen]<br />

22 Neue Ideen für smarte Energie Die<br />

Speidel GmbH aus Göppingen<br />

36 Der Herr der Lösungen Die Neu-Ulmer<br />

[s.i.g.] mbH setzt auf IT mit IQ<br />

[spezial]<br />

24 Schlüssel mit Mehrwert Von den<br />

Vor- und Nachteilen eines Dienstwagens<br />

30 Nicht erfasstes Sparpotenzial<br />

Energie-Contracting: So optimieren<br />

Mittelständler ihren Energieverbrauch<br />

38 Schön herausgeputzt Wie sich die<br />

Reini gungs branche neu aufstellt<br />

[verantworten]<br />

28 Vorfreude auf die große Kiste<br />

Mohammed Amany, Flüchtling aus<br />

Afghanistan, lernt bei Allgaier in Neu-<br />

Ulm das Lkw-Fahren<br />

[führen]<br />

44 Motivation mit kleinen Extras Was<br />

Arbeitgeber für ihre Mitarbeiter Gutes<br />

tun können<br />

[leben]<br />

46 Sehnsucht nach Natur Umfrage: Das<br />

treibt Führungs kräften im Wonnemonat<br />

<strong>Mai</strong> an<br />

[namen & nachrichten]<br />

4 Streit um das Tor zur Ulmer City<br />

4 Liebherr investiert 60 Millionen Euro<br />

in Oberopfingen<br />

5 Würth testet 24-Stunden-Einkauf für<br />

Handwerker<br />

<strong>20</strong> Bio-Premium aus Oberschwaben<br />

42 Konkurrenz für DHL & Co.<br />

50 Wenn der stolze Vater mit den<br />

Söhnen<br />

50 Impressum<br />

24 44<br />

30 38<br />

06<br />

3


[namen & nachrichten] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Streit um das Tor zur Ulmer City<br />

Mit dem Bauprojekt Sedelhöfe in<br />

Ulm geht es von nun an nur noch<br />

aufwärts: Die Aushub- und Tiefbauarbeiten<br />

in der 18 Meter tiefen<br />

Grube gegenüber des Bahnhofs<br />

sind beendet. Als nächstes<br />

werden die vier Untergeschosse<br />

des künftigen Wohn- und Einkaufszentrums<br />

gebaut, drei für<br />

die Tiefgarage, eines für den Handel.<br />

Insgesamt sollen bis Frühjahr<br />

<strong>20</strong><strong>20</strong> in den vier Gebäuden 112<br />

Wohnungen entstehen, Platz für<br />

Gastronomie, Büroräume und<br />

18.000 Quadratmeter Fläche für<br />

den Einzelhandel. Der Hamburger<br />

Investor DC Developments<br />

steckt etwa <strong>20</strong>0 Millionen Euro<br />

in das Großprojekt.<br />

Während die Sedelhöfe schon<br />

nach oben wachsen, wird das benachbarte<br />

Gebäude am Bahnhofsplatz<br />

7 erst noch abgerissen.<br />

Von Winter <strong><strong>20</strong>18</strong> an soll hier für<br />

40 Millionen Euro ein Neubau<br />

mit Hotel, Dachterrasse und Sky-<br />

Bar entstehen, ein neues Tor zur<br />

Ulmer City. Der Bau soll zeitgleich<br />

mit den Sedelhöfen in<br />

zwei Jahren fertiggestellt sein,<br />

Investor ist ebenfalls DC Developments.<br />

Das zweite Bauprojekt<br />

war in Ulm anfangs umstritten.<br />

Vor allem aus der CDU gab es<br />

Stimmen, die eine Sichtachse wie<br />

vor dem Krieg von der Bahnhofstraße<br />

zum Bahnhof schaffen<br />

wollten. Das Architekturbüro<br />

Mühlich, Fink und Partner nahm<br />

die Kritik auf und verbreiterte<br />

unter anderem den Zugang zur<br />

unterirdischen Passage. Das<br />

mehr als 30 Meter hohe Gebäude<br />

wird mit den Sedelhöfen direkt<br />

gegenüber dem Bahnhof einen<br />

markanten und eleganten Eingang<br />

zur Innenstadt bilden. Genutzt<br />

wird es als Hotel (140 Zimmer).<br />

Besonderes Flair erhält es<br />

durch einen gläserenen Aufsatz<br />

und eine „Skybar“. Die bewirtete<br />

Dachterrasse könnte buchstäblich<br />

zu einem neuen Höhepunkt<br />

in der Innenstadt werden – mit<br />

glänzender Rundumsicht auf die<br />

Dächer Ulms. [!] CIK, JON, REI,<br />

Foto: Lars Schwerdtfeger<br />

Blick aus der 19 Meter tiefen Baugrube des <strong>20</strong>0-Millionen-Projekts Sedelhöfe<br />

auf die Bahnhofsplatz 7: Nach dem Abriss soll dort ein Hotel entstehen.<br />

Liebherr investiert 60 Millionen Euro in Oberopfingen<br />

Der familiengeführte Mischkonzern<br />

Liebherr mit Firmensitz in<br />

Bulle (Schweiz) investiert kräftig<br />

in seine Zukunft. Zu den größeren<br />

Maßnahmen <strong>20</strong>17 zählte der<br />

Bau eines 60 Mio. Euro teuren<br />

Werks für Hydraulikzylinder In<br />

Oberopfingen. Dort entstanden<br />

zwei neue Werkshallen für Logistik,<br />

Montage, Prüfung und Lackierung<br />

sowie ein Verwaltungsgebäude.<br />

Die zugehörige<br />

mechanische Fertigung bleibt<br />

vorerst im fünf Kilometer entfernten<br />

Kirchdorf an der Iller. Bis<br />

zur Jahresmitte soll der Umzug<br />

der Mitarbeiter vollzogen sein.<br />

Zukünftig werden ca. 250 der aktuell<br />

450 Mitarbeiter im neuen<br />

Werk beschäftigt sein.<br />

Künftig sollen bei Bedarf in<br />

Kirchdorf von Hydraulikzylindern<br />

samt Sensorik über zugehörige<br />

Aggregate bis zu Komplettsystemen<br />

mit Hilfe anderer<br />

Komponentenwerke entstehen,<br />

sagt Paul Ibach der kaufmännische<br />

Geschäftsführer der Liebherr-Components<br />

Kirchdorf<br />

GmbH. Insgesamt steigerten die<br />

elf Liebherr-Sparten, die von der<br />

Raumfahrt über Baukrane bis hin<br />

Blick in das neue Werk. Hier werden Hydraulikzylinder hergestellt.<br />

zu Hausgeräten reichen, <strong>20</strong>17<br />

den Umsatz um 9 Prozent auf<br />

rund 9,9 Milliarden Euro. Der Gewinn<br />

kletterte um 11 Prozent auf<br />

331 Mio. €. Von den 43.900 Beschäftigen<br />

arbeiten 17.100 in<br />

Süddeutschland.<br />

Weltweit größter Standort – gemessen<br />

an der Kopfzahl – ist das<br />

Werk in Ehingen (3463 Mitarbeitern,<br />

Fahrzeugkrane). Auf Platz<br />

zwei kommt Biberach (3106, unter<br />

anderem Turmdrehkrane),<br />

gefolgt von Ochsenhausen (1900,<br />

Hausgeräte), Lindenberg (2700,<br />

Zulieferer für die Luftfahrt). Weitere<br />

Standorte sind unter anderem<br />

in Kempten (1264) und Bad<br />

Schussenried (664) und Lindau<br />

(580). [!] AMB<br />

4


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong><br />

[namen & nachrichten]<br />

Würth testet 24-Stunden-Einkauf für Handwerker<br />

Dübel und Sägeblätter auch um<br />

Mitternacht noch einkaufen,<br />

wenn es schnell gehen muss: Mit<br />

einem Pilotprojekt in seiner 481.<br />

Niederlassung in Vöhringen betritt<br />

der Würth-Konzern Neuland.<br />

Auch außerhalb der Öffnungszeiten<br />

können Handwerker<br />

und andere Firmenkunden dort<br />

von Montag bis Samstag einkaufen.<br />

In der 500 Quadratmeter großen<br />

Filiale gibt es nach Ladenschluss<br />

weder Kasse noch<br />

Personal. Stattdessen werden die<br />

Waren per Förderband in einen<br />

Tunnelscanner transportiert, digital<br />

erfasst, einige Tage später<br />

flattert eine Rechnung ins Haus.<br />

Nachts können die Kunden aber<br />

lediglich 4500 Produkte aus dem<br />

Sortiment mit 1<strong>20</strong>.000 Produkten<br />

kaufen. Das ist zwar nur ein<br />

kleiner Ausschnitt, doch sind<br />

dies die am häufigst nachgefragten<br />

Waren, erklärte Matthias Glaser,<br />

der bei Würth den Geschäftsbereich<br />

Niederlassungen leitet.<br />

Außerdem sei bei manchen Produkten,<br />

etwa Chemikalien, eine<br />

gesetzliche Beratung vorgeschrieben.<br />

Zutritt in den Verkaufsraum<br />

erhalten ausschließlich<br />

Geschäftskunden via<br />

QR-Code über die Würth-App.<br />

Das Unternehmen aus Künzelsau<br />

handelt mit Montage- und Befestigungsmaterial<br />

für professionelle<br />

Anwender und ist weltweit tätig.<br />

Würth erwirtschaftete zuletzt<br />

mit 74.000 Mitarbeitern einen<br />

Jahresumsatz von rund 12,7 Milliarden<br />

Euro. [!] REI/CZI<br />

Vorstellung der Test-Filiale von Würth in Vöhringen: Nachts weisen sich die<br />

Kunden über eine App und einen QR-Code aus.<br />

Mit dem Motorrad und den<br />

Söhnen unterwegs<br />

Sein Rückzug hat viele überrascht:<br />

Fast acht Jahre hatte Stefan<br />

Klebert den Göppinger Pressenbauer<br />

Schuler geleitet. Die<br />

Gründe für seinen Abschied hat<br />

der 52-Jährige nie öffentlich gemacht.<br />

Es sei der richtige Zeitpunkt<br />

gewesen<br />

für einen<br />

persönlichen<br />

Neuanfang<br />

gewsen. Klebert<br />

gönnt<br />

Gönnt sich eine<br />

Pause: Stefan<br />

Klebert.<br />

sich nun seit<br />

Monatsbeginn<br />

eine Pause.<br />

Die will er<br />

nutzen, um<br />

mit seinen<br />

Söhnen eine Motorradtour durch<br />

Europa zumachen. Auch künftig<br />

will er mehr Zeit haben zu reisen,<br />

und auch für sein Hobby. Der gebürtige<br />

Stuttgarter ist leidenschaftliche<br />

Flieger. Bei Schuler<br />

war Klebert stark gefordert und<br />

schreckte auch vor unpopulären<br />

Entscheidungen nicht zurück.<br />

Heute sei der Pressenbauer ein<br />

extrem gesundes Unternehmen.<br />

Zur Restrukturierung gehörte<br />

unter anderem die Aufgabe der<br />

Windkraft-Aktivitäten, die Zusammenlegung<br />

von sieben auf<br />

vier Standorte. Davon betroffen<br />

waren 450 Mitarbeiter in Weingarten,<br />

Waghäusel und Netphen.<br />

Bereits <strong>20</strong>14 hatte er die Gießerei<br />

in Göppingen mit 100 Mitarbeitern<br />

geschlossen. Zudem baute er<br />

das China-Geschäft aus. <strong>20</strong>17 erwirtschaftete<br />

der Pressenbauer,<br />

der seit <strong>20</strong>16 mehrheitlich dem<br />

österreichischen Andritz-Konzern<br />

(Graz) gehört, mit 6570 Mitarbeitern<br />

einen Umsatz von 1,2<br />

Milliarden Euro. Das Konzernergebnis<br />

sank leicht auf 72,1 Millionen<br />

Euro. Schuler werde er stets<br />

im Herzen behalten, sagt Klebert,<br />

der von Domenico Iacovelle abgelöst<br />

worden ist. [!] SU<br />

Weniger Führungsposten<br />

bei Sparkasse Göppingen<br />

Angesichts von Nullzinsphase<br />

und Digitalisierung strafft die<br />

Kreissparkasse Göppingen ihre<br />

Führungsstruktur. Künftig wird<br />

es nur noch zwei Vorstände geben.<br />

Die Zahl der Direktoren wird<br />

von 26 auf 16 sinken. Man wolle<br />

bewusst in der Fläche mit derzeit<br />

51 Filialen präsent bleiben, sagte<br />

Vorstandschef Hariolf Teufel.<br />

Gleichzeitig will die Sparkasse<br />

digitaler werden. So wird die mediale<br />

Kundenberatung eine eigenständige<br />

Abteilung. Bei einer<br />

Bilanzsumme von 5,9 Milliarden<br />

Euro erwirtschaftete das Institut<br />

ein operatives Ergebnis von 48<br />

Millionen Euro. [!] REI/JOA<br />

Auch im Mittelstand gibt<br />

es kaum Chefinnen<br />

Die Zahl der Frauen in Geschäftsführungen<br />

ist <strong>20</strong>17 um 1,3 Prozentpunkte<br />

auf 16,3 Prozent gestiegen.<br />

Sie ist damit mehr als<br />

doppelt so hoch als in börsennotierten<br />

Unternehmen. Nach einer<br />

Studie der Beratungsfirma EY besteht<br />

die Geschäftsführung bei 36<br />

Prozent der Mittelständler nur<br />

aus Männern. Hat es eine Frau in<br />

die Führungsetage geschafft, ist<br />

sie oft allein. Gerade einmal bei<br />

13 Prozent der Mittelständler ist<br />

die Geschäftsführung zu mehr<br />

als 40 Prozent von Frauen besetzt.<br />

Der Anteil der Chefinnen beträgt<br />

im Maschinenbau 12 Prozent, im<br />

Bausektor 14 Prozent. Handelsund<br />

Logistik<strong>unternehmen</strong> erreichen<br />

<strong>20</strong> Prozent. [!] AMB<br />

5


[finanzieren] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Digitaler Kreditprüfer mit Tücken<br />

Selbstlernende Programme mit künstlicher Intelligenz entscheiden bei Banken immer häufiger über Finanzierungen.<br />

Was auf den ersten Blick wie ein Fortschritt erscheint, kann in der Praxis für Firmenkunden zum Problem werden.<br />

Illustration: © Zenzen / shutterstock.com<br />

Der Besuch bei seiner Hausbank hat für<br />

Anton Bäuerle mit einem Schock geendet.<br />

Den dringend benötigten Kredit<br />

für eine neue Kücheneinrichtung in einem<br />

seiner zwei Gasthäuser, über den er wochenlang<br />

verhandelt hatte, hat das Geldhaus kurzerhand<br />

abgelehnt. „Mein Bankberater konnte<br />

mir noch nicht einmal genau sagen, aus<br />

welchem Grund“, erzählt Bäuerle, der seinen<br />

richtigen Namen an dieser Stelle nicht lesen<br />

möchte. „Dabei laufen meine beiden Restaurants<br />

in Langenau und Ulm seit Jahren gut.<br />

Die Zahlen stimmen ebenso wie mein Konzept.“<br />

Doch für die beantragte Kreditsumme<br />

war die Bonitätsnote, die die Bank berechnet<br />

hat, kurz Rating genannt, zu schlecht.<br />

Spätestens seit Einführung der Eigenkapitalrichtlinien<br />

(Basel II) sind die Banken verpflichtet,<br />

die Bonität ihrer Kreditkunden zu<br />

bewerten und in die Verzinsung ihrer Kredite<br />

eine Risikokomponente einzukalkulieren.<br />

Mit dem Rating versuchen sie das Risiko eines<br />

Zahlungsausfalls zu ermitteln. Das Ganze<br />

funktioniert in den meisten Fällen nach einer<br />

Art Schulnotensystem: Bei einer Eins oder<br />

Zwei wird der Kredit ohne Bedenken vergeben.<br />

Eine Vier bedeutet: Die Wahrscheinlichkeit<br />

einer Pleite ist hoch. Je<br />

schlechter die Note, desto höher<br />

fällt der Zinssatz aus. Denn riskante<br />

Kreditengagements<br />

muss die Bank mit mehr Eigenkapital unterlegen<br />

als ein Darlehen an einen Kunden mit tadelloser<br />

Solvenz.<br />

DATEN-FUTTER FÜR RECHNER<br />

Zur Berechnung des Ratings fragen die Bankberater<br />

bei bestehenden als auch neuen Kreditnehmern<br />

regelmäßig eine Fülle von Informationen<br />

ab und füttern damit ihre<br />

Rechner. Dazu gehören quantitative Daten<br />

wie etwa Zahlen zur Geschäftsentwicklung<br />

und bestimmten betriebswirtschaftlichen<br />

Kennziffern ebenso wie qualitative,<br />

sogenannte weiche Faktoren – zum Beispiel<br />

zur Qualifikation des Managements, Unternehmensstruktur,<br />

Produkten und zur Branche.<br />

Spezielle Programme ermitteln dann mit<br />

Hilfe traditioneller statistischer Auswer-<br />

Heute entscheiden oft Rechner und Algorithmen über Kreditanträge. Die<br />

Bankberater kennen teilweise nicht die Gründe für eine Ablehnung.<br />

6


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong><br />

[rubrik]<br />

tungsverfahren<br />

die Ratingnote. Zunehmend<br />

setzen<br />

die Banken dabei<br />

auch auf Künstliche<br />

Intelligenz<br />

und Big-Data-Analysen,<br />

um Muster<br />

und Zusammenhänge<br />

zwischen<br />

Hans-Peter Burghof, bestimmten Daten<br />

Universität Hohenheim. und einer Pleitewahrscheinlichkeit<br />

zu entdecken. Liegt das Rating über einem<br />

hausintern gesteckten Grenzwert, sagt<br />

die Bank häufig nein, weil ihr das Risiko eines<br />

Ausfalls zu groß erscheint. Allerdings gibt es<br />

jederzeit Ermessenspielräume – die die Bank<br />

im Fall von Bäuerle jedoch nicht nutzen wollte<br />

oder konnte.<br />

Das Problem aus Sicht des Kreditnehmers ist,<br />

dass die Rating-Verfahren der Banken oft nach<br />

einem Black-Box-Prinzip funktionieren. Das<br />

Mit künstlicher Intelligenz versuchen Banken die Pleitewahrscheinlichkeit zu berechnen.<br />

Prinzip selbstlernender Systeme hat die Tücke,<br />

dass Kriterien und Muster, die in der Vergangenheit<br />

auf einen Kreditausfall hingewiesen<br />

haben, im Zeitablauf immer stärker vom<br />

Rating-Programm gewichtet werden – was zu<br />

Lasten derjenigen Kunden geht, die dieses<br />

Merkmal nur zufällig aufweisen. „Sie können<br />

dadurch als Kunde eine eventuelle Diskriminierung<br />

gar nicht mehr nachweisen“, kritisiert<br />

Hans-Peter Burghof, Inhaber des Lehr-<br />

Illustration: © Zenzen / shutterstock.com<br />

7


[finanzieren] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

stuhls für<br />

Bankwirtschaft<br />

und Finanzdienstleistungen<br />

an der<br />

Universität Hohenheim.<br />

„Vielleicht<br />

liegt ihr Betrieb<br />

in einem<br />

Viertel, in dem es<br />

häufig zu Pleiten<br />

Oliver Wenzler,<br />

kommt oder sie<br />

Commerzbank Ulm. haben einen merkwürdig<br />

klingenden<br />

Nachnamen. Dafür können sie nichts,<br />

aber es drückt ihre Ratingnote, weil die Statistik<br />

dagegen spricht. Die Banken, die diese Systeme<br />

verwenden, haben dadurch eine geringere<br />

Ausfallquote. Aber am Ende können<br />

weder sie selbst noch die Bank konkret nachvollziehen,<br />

warum ihr Antrag abgelehnt wurde,<br />

und sie können nicht dagegen angehen.“<br />

SCHNELLERE ENTSCHEIDUNG<br />

Für Oliver Wenzler, Niederlassungsleiter Firmenkunden<br />

der Commerzbank Ulm, haben<br />

moderne Ratingsysteme indes für beide Seiten<br />

Vorteile: „Von der Digitalisierung des Ratings<br />

profitieren auch unsere Kunden immens.<br />

Zum einen weil sie aufgrund der<br />

schnellen Kreditentscheidung besser planen<br />

können, zum anderen, weil die Analyse der<br />

vorliegenden Daten sehr treffgenau ist“, hebt<br />

der Commerzbanker hervor. „Und durch die<br />

Digitalisierung ist die Ratingerstellung und<br />

damit die Kreditentscheidung sehr viel<br />

schneller geworden. Früher hat dieses Procedere<br />

zwei bis vier Wochen in Anspruch genommen.<br />

Heute reicht oftmals ein Tag.“ Dem<br />

Eindruck, dass es in dem standardisierten Verfahren<br />

keinen Platz gibt für menschliches Eingreifen,<br />

widerspricht der Firmenkundenchef:<br />

„Kreditkunden, bei denen im Rahmen des Ratingprozesses,<br />

zum Beispiel aufgrund fehlender<br />

Zahlen noch weitere Fragen offen sind,<br />

werden dann von ihrem Firmenkundenbetreuer<br />

kontaktiert“, beschreibt Wenzler den<br />

hausinternen Prozess. „In diesem Gespräch<br />

erklärt der Betreuer seinem Kunden auch genau,<br />

an welchen Faktoren der Unternehmer<br />

gezielt arbeiten kann, um sein Rating zu verbessern.<br />

Diese Transparenz zwischen Berater<br />

und Kunde in Bezug auf die Rating-Faktoren<br />

halte ich für enorm wichtig.“ Auch Heimo<br />

Koch, stellvertretendes Vorstandsmitglied der<br />

Sparkasse Ulm, sagt: „Es gibt zwar für viele<br />

Faktoren hinterlegte Ratingeinschätzungen<br />

Fit für den Kreditcheck?<br />

Die Rating-Vorbereitung ist komplex. Firmen tun gut daran, sich an eine Checkliste zu halten.<br />

Zur Ermittlung eines Ratings fragen die<br />

Banken eine Fülle von Informationen ab.<br />

Dazu gehören zum einen quantitative Daten<br />

etwa zur laufenden Geschäftsentwicklung,<br />

Investitionsplanung und der Hausbankbeziehung,<br />

zum anderen gehören<br />

auch qualitative Merkmale dazu, wie zum<br />

Beispiel Managementerfahrung des Inhabers,<br />

Produkte, Unternehmenskonzept,<br />

aber auch allgemeine Daten wie etwa die<br />

geografische Lage des Geschäftsbetriebes<br />

und die Entwicklung der Branche.<br />

im System, aber das Rating ist nur ein Faktor<br />

von mehreren bei der Kreditvergabe. Der Betreuer<br />

entscheidet auch am Ende aus dem Gesamtzusammenhang<br />

heraus – gegebenenfalls<br />

zusammen mit dem Abteilungsleiter oder<br />

dem Vorstand – über die Genehmigung eines<br />

Kreditantrags.“<br />

Die Handwerkskammer Koblenz hat eine<br />

Broschüre zusammengestellt, die Unternehmen<br />

dabei hilft, sich auf diese Prüfung<br />

und die Gespräche mit dem Bankberater<br />

im Zuge eines Kreditantrags vorzubereiten.<br />

Eine Checkliste hilft dabei, systematisch<br />

vorzugehen und keinen Punkt zu vergessen.<br />

Die Broschüre steht im Internet<br />

zum Download bereit unter der Adresse:<br />

https://hwk-koblenz.de/fileadmin/dateien/formulare/betriebsfuehrung/merkblatt_basel_3_und_rating.pdf.<br />

TLU<br />

DIGITAL-STRATEGIE IM BLICK<br />

Eine andere Seite der Digitalisierung beim Ratingprozess<br />

ist, dass die digitale Strategie der<br />

Kreditkunden immer stärkeren Eingang in<br />

den Bewertungsprozess findet. „Aus Sicht der<br />

Bank ist es selbstverständlich, dass die Validierung<br />

des Geschäftsmodells auch die Frage<br />

nach einer digitalen Anpassung oder gar Änderung<br />

beinhaltet. Darüber sollte kein Firmenkunde<br />

überrascht sein, dass sein Rating<br />

schlechter ausfällt, wenn er hierzu keine<br />

überzeugenden Antworten liefern kann“, erläutert<br />

Bankexperte Burghof. Aber auch hier<br />

liegt die Tücke im Detail. Für Christian Groschupp,<br />

Leiter Kompetenzzentrum Finanzierung<br />

bei der Unternehmensberatung Dr.<br />

Wieslhuber & Partner, haben viele Institute<br />

bei ihrem Ratingprozess keine ausreichenden<br />

Antworten auf die Herausforderungen durch<br />

die Digitalisierung bei ihren Unternehmenskunden.<br />

„Die traditionellen Ratingsysteme<br />

können Digitalisierungsinvestitionen nur<br />

unzureichend bewerten“, sagt Groschupp.<br />

„Häufig liegt der Fokus zu stark auf der Vergangenheit<br />

und es mangelt an einer ganzheitlichen<br />

Sicht auf das Geschäftsmodell“. Auch<br />

Illustration: © DrAfter123/Getty Images<br />

8


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong><br />

[finanzieren]<br />

Heimo Koch,<br />

Sparkasse Ulm.<br />

die internen Voraussetzungen<br />

des<br />

Betriebes zur Digitalisierung,<br />

der<br />

Kun den nutzen<br />

ent lang der Wertschöpfungskette<br />

und das künftige<br />

Wertangebot gingen<br />

üblicherweise<br />

nicht oder nur unzureichend<br />

in das<br />

Kreditrating ein.<br />

Bei allen Schwächen sollte jedoch nicht vergessen<br />

werden: Deckt das Ratingverfahren<br />

Defizite auf, sollten Unternehmer dies als<br />

Anlass nehmen, diese Defizite anzugehen<br />

und abzubauen. „Gelegentliche Überziehungen<br />

des Firmenkontos zum Beispiel<br />

gehen nicht nur in das Rating ein, sondern<br />

lösen auch ein Frühwarnsystem<br />

aus“, sagt Sparkassen-Mann Koch. „Wir<br />

kommunizieren es dann unserem Kun-<br />

Illustration: © Zenzen / shutterstock.com<br />

den sehr offen, dass dies sein Rating verschlechtert<br />

und zukünftige Kredite damit<br />

teurer werden. Aber der Berater sucht auch<br />

regelmäßig das Gespräch mit dem Kunden<br />

und erörtert mit ihm konstruktiv, wie sich eine<br />

solche negative Entwicklung vermeiden<br />

lässt oder warum seine Bewertung in bestimmten<br />

Bereichen schlechter ausfällt<br />

als etwa der Branchendurchschnitt.<br />

In diesem Sinne sollte das Rating<br />

auch als Instrument zur strategischen Unternehmenssteuerung<br />

gesehen werden, um Gefahren<br />

abzuwenden und den Betrieb zu stärken.“<br />

Das freut nicht nur den Unternehmer, sondern<br />

auch die Banken: Der Kredit ist leichter zu bekommen<br />

und billiger wird er auch noch. [!]<br />

THOMAS LUTHER<br />

Mitunter verschlechtern Firmenkunden ihr Rating aus Unachtsamkeit,<br />

beispielsweise indem sie ihr Firmenkonto überziehen.<br />

9


[titelthema] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

10


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong><br />

[titelthema]<br />

Vom Erfolg<br />

getrieben<br />

Alko Fahrzeugtechnik steckt weltweit in Caravans. Das Unternehmen befindet<br />

sich auf rasanter Fahrt: Ein Gespräch mit Vorstandschef Harald Hiller über einen<br />

Finanzinvestor als Eigner, gestiegene Erwartungen, Unterschiede zwischen<br />

deutscher und US-Firmenkultur – und wie sich Veränderung anfühlt.<br />

Erst Jahrzehnte Teil des Familien<strong>unternehmen</strong>s Alko,<br />

seit <strong>20</strong>16 im Besitz eines Finanzinvestors zu<br />

sein – wie fühlt sich das an?<br />

Wie im Hochgeschwindigkeitszug.<br />

Was ist anders?<br />

Unsere Prozesse sind schneller und transparenter geworden.<br />

Mittlerweile arbeiten wir mit einem professionellen<br />

internationalen Reporting. Wir haben somit<br />

stets einen Überblick über die aktuelle Geschäftslage.<br />

Bei Abweichungen können wir sofort gegensteuern.<br />

Was hat sich noch verändert?<br />

Ein Private-Equity-Investor hat private Investoren im<br />

Hintergrund, für die das Wachstum im Fokus steht.<br />

Früher gab es für Wachstum ein anderes Verständnis.<br />

Es stand weniger im Fokus. Entscheidungen müssen<br />

heute stärker auf die Ziele ausgerichtet sein und müssen<br />

wesentlich schneller getroffen werden.<br />

Was ist heute noch anders?<br />

Heute verfolgen wir einen steilen Wachstumskurs, der<br />

ein 100-prozentiges Commitment voraussetzt. Halbherzige<br />

Zustimmungen und Entscheidungen können<br />

wir uns nicht erlauben. Das gilt besonders für Mitarbeiter,<br />

die bei uns eine Führungsrolle übernehmen – ganz<br />

egal, auf welcher Hierarchieebene. Die Anforderungen<br />

im Vergleich zu früher sind heute deutlich höher.<br />

Was ist der größte Unterschied in Sachen Unternehmenskultur<br />

unter dem neuen Besitzer?<br />

An vielen Stellen herrscht fast schon „militärische Disziplin“,<br />

die sich in einem eng getakteten Reporting widerspiegelt.<br />

Es gibt regelmäßige Business-Updates mit<br />

dem internationalen Leadership Team in den USA sowie<br />

jeden Monat mit dem Investor. Kurzum: Sämtliche<br />

Zahlen müssen jederzeit präsent oder abrufbar sein.<br />

Woher kommt diese „militärische Disziplin“?<br />

Davon, Teil eines US-Konzerns zu sein. Und eben auch<br />

durch den Private-Equity-Investor. Haben wir uns früher<br />

einmal im Monat „auf die Waage gestellt“, machen<br />

wir es heute jeden Tag. Nichts wird dem Zufall überlassen<br />

– „Überraschungen“ sind nicht erwünscht. Das<br />

Schlimmste, was passieren kann, ist, dass das Ergebnis<br />

zum Monatsende vom Plan oder Forecast abweicht.<br />

Was hat die Alko Fahrzeugtechnik noch mit der Alko-Gruppe<br />

zu tun?<br />

Nichts mehr – abgesehen von dem Markennamen. Wir<br />

waren einst Teil eines Familien<strong>unternehmen</strong>s, sind<br />

aber inzwischen schon zweimal verkauft worden. <strong>20</strong>16<br />

an den US-Investor Sterling, Mitte <strong>20</strong>17 an KPS Capital.<br />

Warum erfolgte der Weiterverkauf so schnell?<br />

Der erste Finanzinvestor hatte nicht die Kapitalkraft,<br />

unser Wachstum langfristig zu finanzieren. Während<br />

des ersten Zyklus war der frühere Eigentümer Stefan<br />

Kober noch in entsprechendem Umfang mitbeteiligt.<br />

Dieses Engagement hat sich mit dem neuen Eigentümer<br />

sehr stark reduziert. Er ist in Entscheidungen deshalb<br />

nicht mehr eingebunden.<br />

Gibt es ansonsten noch Verbindungen?<br />

Herr Kober vermietet uns die Räumlichkeiten an allen<br />

bisherigen Standorten und wir pflegen noch Traditionen,<br />

wie gemeinsame Weihnachts- und Jubilarfeiern.<br />

Ist Fabriken zu mieten nicht ungewöhnlich?<br />

Nein, Investoren denken anders. Sie investieren nicht<br />

Zur Person<br />

Harald Hiller hat sich<br />

emporgerabeitet –<br />

mit Dispzilin und<br />

Durchsetzungsvermögen.<br />

Geboren in<br />

Niederstotzingen, absolvierte<br />

er eine<br />

Werkzeugmacher-<br />

Lehre bei Gardena in<br />

Ulm. Auf dem zweiten<br />

Bildungsweg holte er<br />

das Abi nach, studierte<br />

Feinwerktechnik in<br />

Ulm und später nebenberuflich<br />

an der<br />

Fernuni Wirtschaftsingenieurwesen.<br />

All<br />

das finanzierte er<br />

sich selbst, weil sein<br />

Vater früh gestorben<br />

war. Der 53-Jährige<br />

(verheiratet, zwei<br />

Kinder <strong>20</strong> und 16 Jahre)<br />

arbeitet seit 1996<br />

für die Alko Fahrzeugtechnik,<br />

seit <strong>20</strong>06<br />

steht er an deren<br />

Spitze. Hiller hat früher<br />

im Verein geboxt.<br />

Er fährt gerne Ski und<br />

spielt Tennis. Abschalten<br />

und mental<br />

regenerieren kann er<br />

beim Joggen und im<br />

Fitnesstraining. AMB<br />

Wandelt zwischen den Welten der schwäbischen und der US-amerikanischen Firmenkultur: Harald Hiller.<br />

11


[titelthema] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

„Innerhalb kürzester Zeit<br />

mussten wir eine eigene Verwaltung<br />

aufbauen, das war<br />

extrem herausfordernd“, sagt<br />

Harald Hiller.<br />

in Gebäude, sondern lieber in Geschäfte. Für neue<br />

Standorte, zum Beispiel in Osteuropa, planen wir inzwischen<br />

aber auch eigene Gebäude.<br />

Was war das schwierigste Thema bei der Herauslösung<br />

der Sparte aus dem Familien<strong>unternehmen</strong>?<br />

Die Trennung der Zentralfunktionen sowie der Aufbau<br />

einer eigenen Verwaltungsstruktur in so kurzer Zeit<br />

waren extrem herausfordernd. Zudem mussten wir den<br />

Bereich Merger & Acquisitions komplett neu aufstellen.<br />

Zuvor hat es keine Abteilung gegeben, die sich ausschließlich<br />

um den Zu- und Verkauf von Unternehmen<br />

gekümmert hat.<br />

Geht es da in erster Linie ums Kerngeschäft?<br />

Nicht nur, wir bedienen mittlerweile drei Bereiche:<br />

Zum Kerngeschäft (Core Business) gehören unter anderem<br />

unsere Chassis für Wohnmobile, Chassis für Caravans<br />

sowie Achsen und Komponenten für Nutzanhänger.<br />

Der sogenannte Core Extension-Bereich umfasst<br />

Zubehör, wie z. B. hydraulische Hubstützen. In der<br />

Transformational Section geht es darum, neue Geschäftsbereiche<br />

aufzubauen, z. B. im Nutzfahrzeugbereich<br />

bis 3,5 Tonnen.<br />

Wie setzt Ihr US-Eigner die ehrgeizige Wachstumsstrategie<br />

um?<br />

Sehr professionell und mit einer durchdachten Struktur.<br />

Wir sind stets auf der Suche nach Unternehmen,<br />

die ins Kerngeschäft, in den Bereich Core Extension<br />

oder das Transformational Business passen. Allein in<br />

diesem Jahr planen wir, sechs bis sieben Unternehmen<br />

zu kaufen. Hierzu nutzen wir alle uns zur Verfügung<br />

stehenden Quellen.<br />

Wie war das in den alten Alko-Zeiten?<br />

Da stand diese Art von Wachstum nicht so sehr im Zentrum.<br />

Zwar waren Stefan Kober und sein Bruder gewillt,<br />

eine progressive Strategie zu verfolgen, jedoch<br />

gab es in Summe in der Familie eine gewisse Unklarheit<br />

über die gesamtstrategische Ausrichtung.<br />

Ist das ein generelles Problem von Familienfirmen,<br />

dass Gesellschafter die Entwicklung bremsen?<br />

Verallgemeinern darf man das nicht. Doch hat der<br />

Mensch ein gewisses „Beharrungsvermögen“. Das<br />

heißt, wenn es einem sehr gut geht und die Geschäfte<br />

laufen, warum sollte man dann etwas verändern – warum<br />

ein Morgen und Übermorgen gestalten oder gar<br />

ein Risiko eingehen? Die große Gefahr dabei ist, dass in<br />

der Folge Unternehmen die Fähigkeit verlieren, sich<br />

neu zu erfinden und weiter zu entwickeln.<br />

Wie war das bei Alko Fahrzeugtechnik?<br />

Der Impuls von außen war wichtig und nötig, um dem<br />

Unternehmen neue Perspektiven zu eröffnen.<br />

Was hat sich für die Mitarbeiter verändert?<br />

Sicherlich spüren die Mitarbeiter die stärkere Zahlenorientierung.<br />

Damit verbunden entsteht an manchen<br />

Stellen mehr Transparenz, mehr Druck bei Abweichungen<br />

und mehr Verantwortung. Für die Mitarbeiter,<br />

die darin die Chance zur persönlichen Weiterentwicklung<br />

erkennen, ergeben sich daraus auch<br />

Perspektiven.<br />

Gab es auch Mitarbeiter, die aufgrund des Kulturbruchs<br />

gegangen sind?<br />

Die gab es. Aber die Fluktuationsquote war sehr gering.<br />

Das hängt sicher auch damit zusammen, dass US-Unternehmen<br />

fair bezahlen. Wer Leistung bringt, wird<br />

entsprechend entlohnt. Viele Mitarbeiter spüren die<br />

Veränderung und Aufbruchsstimmung, fühlen sich<br />

von dieser aber nicht negativ betroffen.<br />

Zwei Besitzerwechsel in einem Jahr sind das eine,<br />

das zweite war die Verschmelzung mit dem US-<br />

Konzern Dexter Dexo. Wie gut passen Dexter und<br />

12


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong><br />

[titelthema]<br />

Alko Fahrzeugtechnik zusammen?<br />

Unsere Produktwelten sind ähnlich – wir stellen Achsen<br />

her, aber mit unterschiedlicher Ausrichtung. Wir<br />

sind jeweils Marktführer in unseren Bereichen, Qualität<br />

steht für uns an erster Stelle. Zusätzlich sind beide<br />

Unternehmen aus Familienstrukturen entstanden. Ich<br />

würde sagen, wir ergänzen uns gegenseitig gut.<br />

Inwiefern?<br />

Dexter Axle ist stark in den USA, wir profitieren von<br />

den dortigen Strukturen. Die Alko Fahrzeugtechnik ist<br />

komplexer, was die Produktwelt, Prozesse und die internationale<br />

Aufstellung betrifft. Wir sind nicht nur im<br />

US-Sprach- und Rechtsraum vertreten, sondern auch in<br />

Europa, Südafrika, Südamerika, China, Australien und<br />

Russland. In diesen Bereichen lernen die amerikanischen<br />

Kollegen von uns.<br />

Wie stark waren die Veränderungen im Unternehmen<br />

nach dem Verkauf?<br />

Die Veränderungen im ersten Jahr waren „brutal“. Wir<br />

haben zwei unserer Standorte – den einen in Westfrankreich,<br />

den anderen in Nordengland – die nicht<br />

mehr profitabel waren und nicht mehr zu unserer Ausrichtung<br />

gepasst haben, geschlossen. Die rasche Umsetzung<br />

war nur möglich, weil wir uns schon früher<br />

Gedanken über die Standorte gemacht hatten. Zudem<br />

haben wir uns von zwei kleineren Bereichen getrennt,<br />

die nicht zum Kerngeschäft gehörten – und obendrein<br />

drei Wettbewerber übernommen und integriert.<br />

Was hat dieses „brutale Vorgehen“ bei den Mitarbeitern<br />

hervorgerufen?<br />

Anfangs hatten viele unserer Mitarbeiter die Befürch-<br />

Die Verantwortung ist deutlich<br />

gewachsen, der Humor<br />

geblieben: Harald Hiller ist<br />

Chef des Alko-Fahrzeugtechnik-Konzerns,<br />

in der Sprache<br />

des US-Mutterkonzerns ist er<br />

President und CEO der Vehicle<br />

Technology.<br />

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13


[titelthema] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Heute ist nach seinen Worten<br />

bei der Alko Fahrzeugtechnik<br />

Normalität eingekehrt. „Die<br />

ersten Monate nach dem Verkauf<br />

waren brutal“, sagt Harald<br />

Hiller.<br />

tung, dass die neuen Eigentümer nicht nachhaltig<br />

wirtschaften oder investieren würden. Die gefühlte<br />

Sicherheit war verschwunden. Mancher sorgte sich,<br />

dass ihn die neuen Aufgaben überfordern würden.<br />

Wie ist die Situation heute?<br />

Die Sorgen und Befürchtungen haben sich innerhalb<br />

der ersten zwölf Monate gelegt und es kehrte eine gewisse<br />

„Normalität“ ein. Wir investieren<br />

heute nicht weniger, nur anders<br />

– etwa in den Zukauf anderer<br />

Unternehmen. Das verstehen nicht<br />

alle Mitarbeiter, denn manche hätten<br />

gerne mehr neue Maschinen<br />

und Anlagen. Doch solange die bisherige<br />

Ausstattung gut ist, ist es<br />

sinnvoller, un seren Verbindlichkeiten<br />

nach zukommen und in Wachstum<br />

zu investieren. Wenn wir in<br />

inter na tionalen Märkten mitmischen wollen – und das<br />

müssen wir bei unserer Unternehmensgröße – benötigen<br />

wir Kapital. Bei manch einem schwelen dabei sicherlich<br />

noch Sorgen im Hintergrund. Aber ich kann<br />

versichern: Wir setzen alles daran, unseren Konzern<br />

gut aufzustellen, um sowohl den heutigen Mitarbeitern<br />

wie auch den zukünftigen Kollegen sichere Arbeitsplätze<br />

bieten zu können.<br />

Die Unternehmensführung ist stark auf Zahlen und<br />

Ergebnisse fokussiert.<br />

Jedes Unternehmen muss positive Resultate erwirtschaften,<br />

egal ob es ein familiengeführtes Unternehmen<br />

ist oder ob es einem Investor gehört. Dafür brauchen<br />

sie natürlich aber auch die richtigen Mitarbeiter.<br />

Ohne diese „Performer“ ist ein Unternehmen schlichtweg<br />

nicht überlebensfähig.<br />

Wir fühlen<br />

uns nach<br />

wie vor der<br />

Region<br />

verpflichtet<br />

Wirtschaftlichkeit ist die eine Seite, wo bleibt die<br />

andere Seite des Unternehmens?<br />

Natürlich leben wir unsere bewährten Werte weiter.<br />

Beispielsweise dürfen wir uns zu den zehn besten Ausbildungsbetrieben<br />

in Deutschland in der Kategorie Metallindustrie<br />

zählen. Ohne die Menschen, die sich in<br />

der Region, am Standort und im Unternehmen wohlfühlen,<br />

wäre bei der Alko Fahrzeugtechnik das, was wir<br />

gemeinsam erreicht haben, nicht<br />

möglich. Viele unserer Mitarbeiter<br />

sind seit 15, <strong>20</strong>, 30 und mehr Jahren<br />

für uns tätig. „Last but not<br />

least“ haben wir unser Wertesystem<br />

auch in der Unternehmensphilosophie<br />

verankert.<br />

Wie steht es mit dem Unternehmen<br />

selbst?<br />

Die Alko Fahrzeugtechnik fühlt<br />

sich nach wie vor der Region verpflichtet und handelt<br />

entsprechend. Das zeigt sich z. B. in Schul- und Hochschulpartnerschaften.<br />

Eines ist klar: Egal wer „oben“<br />

das Sagen hat, das Unternehmen hier vor Ort ist das<br />

Leit<strong>unternehmen</strong> und wird es bleiben. Das sehen auch<br />

unsere amerikanischen Vorgesetzten und Kollegen so.<br />

Wie lautete nach Übernahme die Ansage an Sie?<br />

Ich möchte „die Ansage“ charmant wiederholen. Mir<br />

wurde mitgeteilt, dass das alles schön und gut gewesen<br />

sei, was ich in den vergangenen 18 Jahren gemacht habe.<br />

Aber das gehöre der Vergangenheit an. Es gäbe einen<br />

klaren Plan für die nächsten 180 Tage und man<br />

würde mich an dessen erfolgreicher Umsetzung messen<br />

und danach über meine Zukunft entscheiden.<br />

Wie hat sich das angefühlt?<br />

14


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong><br />

[titelthema]<br />

Auch hier wieder charmant ausgedrückt – ganz und<br />

gar nicht gut. Die vergangenen 18 Jahre waren plötzlich<br />

nicht mehr wichtig. Die Welt war nicht mehr dieselbe.<br />

Aber ich habe gelernt, damit umzugehen und<br />

mich weiter zu entwickeln.<br />

Wie sehen Sie die Situation heute?<br />

Rückblickend war es ein riesiger Wachstumsschritt<br />

fürs Unternehmen, aber auch für mich persönlich. Ich<br />

habe sehr viel Gestaltungsfreiraum und kann ohne lange<br />

Diskussionen meinen Geschäfts- und Unternehmeralltag<br />

gestalten. Das fühlt sich gut an, allerdings nur<br />

solange es läuft.<br />

Was hat sich für Sie persönlich gewandelt?<br />

Ich habe ein neues Bewusstsein entwickelt für das, was<br />

möglich ist. Den Anforderungen der Konzernspitze gerecht<br />

zu werden, ist meine tägliche Herausforderung.<br />

Ich habe deutlich mehr Verantwortung. Wenn es hart<br />

auf hart kommt, gibt es nur einen der den Kopf hinhalten<br />

muss: mich. Gleichzeitig hab ich aber auch mehr<br />

Freiheiten: Hart, aber gerecht.<br />

Wie hat sich Ihr Leben verändert als Manager eines<br />

US-Konzerns?<br />

Die Gesamtbelastung ist stark gestiegen. Vorstandsvorsitzender<br />

einer Private Equity geführten Organisation<br />

im US-Umfeld zu sein, fordert mich und meine interkulturelle<br />

Kompetenz sehr. Ich musste erstmal meinen<br />

eigenen Weg finden, mich zu regenerieren: Körperlich,<br />

vor allem aber auch mental. Anders ist das langfristig<br />

nicht durchzustehen. Am meisten hatte ich an der gedanklichen<br />

Dauerbelegung zu knabbern.<br />

Und an was noch?<br />

An den viel höheren Anforderungen bezüglich der finanztechnischen<br />

Führungskompetenz. Von Haus aus<br />

bin ich Ingenieur und Wirtschaftsingenieur. Sämtliche<br />

Kennzahlen und deren Inhalte parat haben zu müssen,<br />

das war eine Umstellung für mich. Und auch – wie es in<br />

„Amerika“ so schön heißt – „ahead of things“ (den Dingen<br />

voraus) zu sein. Auch wenn der aktuelle Plan gut<br />

„Was ich die vergangenen 18<br />

Jahre für Alko geleistet habe,<br />

war nach dem Verkauf auf<br />

einmal nicht mehr wichtig“,<br />

erzählt Harald Hiller.<br />

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Ob Geburtstagsparty, Firmenfeier oder Hochzeit –<br />

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15


[titelthema] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Blick in die Servicewerkstatt des Alko-Kundencenters in Kötz. Rechts ist ein Anti-Schleuder-System für Wohnwagen zu sehen, das an einer Achse montiert<br />

ist. Das System aus Sensortechnik und Radbremsen reagiert, bevor sich der Caravan aufschaukeln kann.<br />

Von der Dorfschmiede zum weltweit tätigen Fahrzeugzulieferer<br />

Als Alois Kober im Jahr 1931 seine Dorfschmiede<br />

in Kötz (Kreis Günzburg) gründete,<br />

hätte er kaum zu träumen gewagt,<br />

wie groß später einmal die Kober-Gruppe<br />

sein würde. Bis <strong>20</strong>15 bestand das Familien<br />

<strong>unternehmen</strong> aus den drei Sparten Garten-,<br />

Luft- und Fahrzeugtechnik. Damals<br />

verkaufte die Familie Kober die größte und<br />

ertragreichste Sparte: die Fahrzeugtechnik<br />

an einen US-Investor, der das Unternehmen<br />

kurze Zeit später an den US-<br />

Investor KPS Capital weiter veräußerte.<br />

<strong>20</strong>17 erfolgte die Verschmelzung mit dem<br />

US-Unternehmen Dexko Aexle zu Dexko<br />

Global. Seither bilden die beiden Achsenhersteller<br />

einen Konzern, der über mehr<br />

als 30 Produktions- und Vertriebsstandorte<br />

verfügt. <strong>20</strong>17 erwirtschafte Dexko Global<br />

mit 4500 Mitarbeitern einen Umsatz<br />

von 1,4 Milliarden Dollar (1,2 Milliarden Euro).<br />

Davon entfallen auf die Alko Fahrzeugtechnik<br />

rund 490 Millionen Euro. In den<br />

vergangenen Jahrzehnten hat die Alko<br />

Fahrzeugtechnik mehr als 25 Millionen<br />

Achsen für Freizeitmobile, Nutzfahrzeuge<br />

und Anhänger produziert. Sie ist unter<br />

anderem führender Anbieter von Dämpfungstechnik<br />

für Nutzfahrzeuge. Von den<br />

2400 Mitarbeitern der Alko Fahrzeugtechnik<br />

sind 944 im Kreis Günzburg tätig. AMB<br />

ist, muss man den nächsten immer schon in der Tasche<br />

haben. Das ist nichts Neues, gewinnt aber bei der gesamten<br />

Veränderungsgeschwindigkeit extrem an Bedeutung.<br />

Was meinen Sie mit interkultureller Kompetenz?<br />

Wir bei Alko sind viel direkter – wir sagen, was wir denken.<br />

Das kommt bei den US-Kollegen – wo „Höflichkeit“<br />

oft im Vordergrund steht –<br />

nicht immer richtig rüber. Zudem<br />

haben wir bei der Alko Fahrzeugtechnik<br />

aufgrund unserer internationalen<br />

Ausrichtung schon früher<br />

mit Menschen aus verschiedenen<br />

Kulturkreisen zusammengearbeitet.<br />

Deswegen war die Umstellung<br />

nicht wirklich schwierig.<br />

Was macht eine erfolgreiche Unternehmensführung<br />

aus?<br />

Wirkungsvoll ist derjenige, der seine Materie und seinen<br />

Verantwortungsbereich profund kennt. Es geht<br />

darum, echte Verantwortung zu übernehmen und Resultate<br />

zu erzielen. Wir haben von den amerikanischen<br />

Guns N’ Roses<br />

als Motto:<br />

Welcome<br />

to the<br />

Jungle<br />

Kollegen gelernt: „It’s all about planning and execution“<br />

(Es geht nur ums Planen und Ausführen).<br />

Ist das in Deutschland nicht auch so?<br />

Manche Führungskräfte hierzulande durchdenken<br />

meines Erachtens komplexe Projekte nicht vollständig<br />

oder ziehen die Umsetzung nicht konsequent durch.<br />

Ich bin mir sicher, dass konsequente Planung und Umsetzung<br />

die Schlüssel zum Erfolg<br />

sind. Dazu ist eine klare Taktung<br />

von Maßnahmen notwendig, die<br />

in sinnvollen Abständen überprüft<br />

wird. Wenn es eine Abweichung<br />

gibt, wird diese mit dem<br />

nötigen Fokus korrigiert.<br />

Welche Mentalitätsunterschiede<br />

gibt‘s zwischen deutscher<br />

und US-Führungskultur?<br />

Es gibt keinen Vertrauensvorschuss für Geleistetes in<br />

der Vergangenheit. Wir sind jeden Tag auf dem Prüfstand.<br />

Bei einer gemeinsamen Tagung aller Portfolio<strong>unternehmen</strong><br />

in Houston, Texas, lief das Lied „Welcome<br />

to the jungle“ von Guns N’ Roses. „Das ist<br />

16


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong><br />

[titelthema]<br />

Programm“, jeden Tag. Die amerikanischen Kollegen<br />

sind jederzeit freundlich, erwarten aber trotzdem „Zahlen,<br />

Daten, Fakten“. Bei uns wird zudem oft aufgrund<br />

von Vertrauen zueinander entschieden, was aus meiner<br />

Sicht auch nachhaltiger ist. Wir Deutschen sind oft<br />

auf Win-Win-Situationen aus, während die Amerikaner<br />

weitaus kompromissloser sind.<br />

Was lässt sich von Amerikanern lernen?<br />

In jedem Fall konsequentes Handeln, absolute Zahlen-<br />

Transparenz und Umsetzungsgeschwindigkeit. Und<br />

ganz wichtig: Auch wenn du nicht für „einen“ Missstand<br />

verantwortlich bist, nimm ihn an.<br />

Was meinen Sie damit?<br />

Wir haben bei der Alko Fahrzeugtechnik anfangs –<br />

nach dem Verkauf – oft gesagt, dass wir für vergangene<br />

Fehler nichts können. Unser US-Management sagt:<br />

„Übernimm trotzdem die Verantwortung und verändere<br />

es“. Das ist „Commitment“.<br />

Wie sehen Ihre Pläne für die nähere Zukunft aus?<br />

Wir wollen wachsen. Wir haben sechs bis sieben Akquisitionen<br />

für <strong><strong>20</strong>18</strong> in Europa und Übersee in der Pipeline.<br />

Eine davon ist abgeschlossen. Außerdem wird es<br />

neue Produkte und Innovationen geben. Für das Jahr<br />

<strong>20</strong><strong>20</strong> strebt unser Dachkonzern Dexko 2 Mrd. US-Dollar<br />

Umsatz an. Heute sind wir bei 1,4 Mrd. Dollar.<br />

Welches Thema an den Märkten beschäftigt Sie<br />

derzeit am meisten?<br />

Aktuell befinden wir uns in einer sehr kritischen Beschaffungsmarktsituation.<br />

Die Wirtschaft boomt und<br />

viele Zulieferer kommen an ihre Grenzen.<br />

Welche positiven Einflüsse gibt es?<br />

In diesen unruhigen politischen Zeiten steigt das Sicherheitsbedürfnis<br />

der Menschen. Viele tendieren deshalb<br />

zu Urlaub mit einem Freizeitfahrzeug. Sehr viel<br />

läuft über Mietservice. Viele Menschen kaufen sich<br />

kein eigenes Wohnmobil, sondern mieten sich eines.<br />

In Europa, aber zum Beispiel auch in Australien. Ein<br />

sicheres Reiseland, in dem viele – vor allem junge Leute<br />

– mit dem Caravan oder Motorcaravan unterwegs sind.<br />

Woher kommen sonst noch Impulse?<br />

Auch das knappe Wohnraumangebot in den Städten<br />

und die wirtschaftliche Gesamtsituation treiben das<br />

Wachstum. Weil es an Wohnraum fehlt, wird viel gebaut.<br />

Wir wiederum produzieren die Komponenten für<br />

Nutzanhänger, die Handwerker zum Transport ihrer<br />

Materialien benötigen.<br />

Sie besetzen auch innovative Themen.<br />

Da spielt unser Hang zur Diversifikation eine große<br />

Von US-Amerikanern kann<br />

man viel lernen in Sachen<br />

konsequentes Handeln, Zahlen-Transparenz,<br />

Umsetzungsgeschwindigkeit<br />

und<br />

den Umgang mit Fehlern,<br />

sagt Harald Hiller.<br />

17


[titelthema] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Optimistischer Blick in die<br />

Zukunft: Harald Hiller im<br />

Gespräch mit Alexander<br />

Bögelein, Redaktionsleiter<br />

<strong>unternehmen</strong>[!].<br />

DAS INTERVIEW FÜHRTE<br />

ALEXANDER BÖGELEIN,<br />

REDAKTIONSLEITER<br />

UNTERNEHMEN [!]<br />

DOKUMENTATION:<br />

RONJA GYSIN<br />

FOTOS:<br />

MARC HÖRGER<br />

Rolle und hilft uns, zu wachsen. In den Bereichen Nutzfahrzeuge<br />

und E-Mobilität werden wir immer aktiver.<br />

Nehmen Sie zum Beispiel den Street Scooter der Deutschen<br />

Post: Vor drei Jahren haben wir mit der Lieferung<br />

von 250 Achssystemen begonnen, mittlerweile sind es<br />

mehr als 10.000 pro Jahr.<br />

Wo steckt noch Potenzial für mehr Umsatz?<br />

Wir haben da eine Vielzahl von Ansätzen. Zukäufe gehören<br />

hier ebenso dazu wie die Themen E-Mobilität<br />

und das Geschäft mit Endverbrauchern, das wir seit einigen<br />

Jahren betreiben und nun verstärken. Damit ergänzen<br />

wir unser Kernproduktportfolio,<br />

das ganz klassisches<br />

B2B-Geschäft ist, indem wir Zubehör<br />

für Endverbraucher anbieten.<br />

Das erhöht die Kundenbindung,<br />

was wiederum Potenzial für mehr<br />

Umsatz birgt. Auch in der zunehmenden<br />

Internationalisierung liegt<br />

eine große Wachstumschance. Vergangenes<br />

Jahr haben wir zum Beispiel<br />

eine Produktionsgesellschaft<br />

in Brasilien gegründet.<br />

Werfen Sie mit uns einen Blick in die Zukunft: Wie<br />

sieht die Nutzfahrzeug- und Caravan-Technik in<br />

zehn Jahren aus?<br />

Das ist schwer zu sagen. Caravans werden in Zukunft<br />

smarter. Dazu laufen auch bei uns Projekte. Es geht etwa<br />

darum, Sicherheitsfunktionen abzufragen oder<br />

selbstfahrende Konzepte zu integrieren. Dabei darf<br />

10.000<br />

Achsen pro<br />

Jahr für den<br />

Streetscooter<br />

der Post<br />

man aber nicht vergessen, dass unsere Käuferschicht<br />

speziell in diesem Segment ein gewisses Alter hat und<br />

daher bisher eher auf traditionelle Werte setzt.<br />

Wie wird sich der Urlaub mit dem Reisemobil verändern?<br />

Die Urlaubsform wird beliebt bleiben. Service- und<br />

Dienstleistungen werden zunehmen. Es gibt zwar viele<br />

tolle Campingplätze und Freizeitangebote, aber oft<br />

fehlt ein Rundum-Service für Leute, die ihre Reise nicht<br />

selbst organisieren können oder wollen. Ich sehe einen<br />

Markt für Komplettangebote.<br />

Welche Veränderungen bringt<br />

der technische Wandel?<br />

Der Leichtbau wird eine größere<br />

Rolle spielen. Zudem gehen wir<br />

weg von Stahl und Eisen und hin<br />

zu hybriden Strukturen. Durch die<br />

E-Mobilität ergeben sich neue<br />

Märkte, in denen wir zuvor nicht<br />

aktiv waren.<br />

Wie zum Beispiel?<br />

Mit dem eCab haben Alko Fahrzeugtechnik und Abt<br />

z. B. einen vollelektrisch angetriebenen E-Transporter<br />

auf die Straße gebracht. Die flexible Fahrzeug-Plattform<br />

ist für unterschiedlichste Aufbaukonzepte geeignet.<br />

Das ist eine perfekte Mischung – speziell auch für<br />

den innerstädtischen Bereich, wo bestimmte Emissions-<br />

und Abgasregelungen gelten. So ergeben sich für<br />

uns weitere Felder, in die wir diversifizieren können.<br />

18


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[namen & nachrichten] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Investor für<br />

insolventes<br />

Wochenblatt<br />

Als Unabhängiges Wochenblatt<br />

GmbH firmiert in Zukunft das<br />

zuvor insolvente und seit 45<br />

Jahren bestehende Anzeigenblatt<br />

mit Hauptsitz in Ravensburg.<br />

Die Beteiligungsgesellschaft<br />

Prolimity mit Sitz in<br />

Ummendorf bei Biberach hat<br />

den Geschäftsbetrieb übernommen.<br />

Als Geschäftsführer fungieren<br />

Christoph Fluhr und<br />

Sven Jetter. Prolimity Capital<br />

Partners ist eine Beratungs- und<br />

Beteiligungsgesellschaft im<br />

deutschsprachigen Mittelstand<br />

mit Fokus auf Unternehmen in<br />

Sondersituationen.<br />

Reiner rückt in<br />

Vorstand von<br />

Pfleiderer auf<br />

Seit dem 1. April ist Nico Reiner<br />

neues Vorstandsmitglied und<br />

Finanzvorstand der Pfleiderer<br />

Group S.A., die am Standort<br />

Leutkirch aktiv ist. Er löst damit<br />

Richard Mayer ab. Reiner<br />

verfügt über langjährige Erfahrung<br />

als Geschäftsführer und<br />

Finanzvorstand internationaler<br />

Unternehmen, unter anderem<br />

in den Bereichen Fahrzeugtechnik,<br />

Solar und Erneuerbare<br />

Energien. Der Holzwerkstoffhersteller<br />

Pfleiderer hat seinen<br />

Hauptstandort in Wrocław (Polen)<br />

und beschäftigt dort und in<br />

Deutschland rund 3500 Mitarbeiter.<br />

Der Jahresumsatz beträgt<br />

rund eine Milliarde Euro.<br />

Rolls-Royce setzt<br />

auf Technik von<br />

G+L Innotec<br />

Bio-Premium aus Oberschwaben<br />

Der Motorenhersteller Rolls-<br />

Royce Power Systems (Friedrichshafen)<br />

hat vom Laupheimer<br />

Ingenieurdienstleister<br />

G+L Innotec das exklusive Nutzungsrecht<br />

für eine neue Technologie<br />

zur elektrisch-unterstützten<br />

Aufladung für<br />

Off-Highway- Verbrennungsmotoren<br />

erworben. Von <strong>20</strong>21<br />

an will Rolls-Royce die Motoren<br />

seiner Marke MTU damit anbieten.<br />

Die Technik sei ein „Meilenstein“<br />

in der Hybridisierung<br />

des Motors und ermögliche es,<br />

verbrauchsärmere und schneller<br />

beschleunigende Motoren<br />

zu entwickeln.<br />

Carthago<br />

verstärkt die<br />

Ausbildung<br />

Der Reisemobilhersteller Carthago<br />

aus Aulendorf verstärkt<br />

sein Engagement in der Ausbildung.<br />

Seit etwa einem Jahr geht<br />

das Unternehmen die Nachwuchs-Suche<br />

aktiv als Teilbereich<br />

ihres Marketings an. Allein<br />

im Beruf Holzmechaniker<br />

bildet Carthago derzeit 10 junge<br />

Menschen aus und will dies<br />

weiter aufstocken. Das inhabergeführte<br />

Unternehmen beschäftigt<br />

etwa 1<strong>20</strong>0 Mitarbeiter und<br />

erwirtschaftete im Geschäftsjahr<br />

<strong>20</strong>16/<strong>20</strong>17 einen Umsatz<br />

von 305 Millionen Euro.<br />

Rekordumsatz<br />

bei ZF in<br />

Friedrichshafen<br />

Von einer fünfprozentigen Erlössteigerung<br />

im Jahr <strong><strong>20</strong>18</strong> geht<br />

Wolf-Henning Scheider, Vorstandschef<br />

der ZF Friedrichshafen<br />

AG, derzeit aus. Mehr als<br />

zwei Milliarden Euro sollen in<br />

die Entwicklungsarbeit fließen.<br />

Im Jahr <strong>20</strong>17 konnte das Unternehmen<br />

seinen Umsatz auf 36,4<br />

Milliarden Euro steigern – ein<br />

Zuwachs von sechs Prozent gegenüber<br />

dem Vorjahr. Der operative<br />

Gewinn stieg von 2,2 auf<br />

Foto: Thomas Kapitel<br />

Die Buchmann GmbH aus Grünkraut bei Ravensburg<br />

ist mit umliegenden Bioland-Höfen<br />

in der Region Oberschwaben/Württembergisches<br />

Allgäu eine Kooperation eingegangen.<br />

Buchmann’s Bio Rind heißt die neue Premium-<br />

Marke des Fleischerei-Betriebs. Durch die Zusammenarbeit<br />

werden kurze Transportwege<br />

garantiert. Derzeit sind das etwa vier Tiere pro<br />

Woche. Die Buchmann GmbH ist ein seit über<br />

80 Jahren bestehendes Familien<strong>unternehmen</strong><br />

mit 1<strong>20</strong> Mitarbeitern und beliefert etwa 1<strong>20</strong>0<br />

Großhandelskunden.<br />

2,3 Milliarden Euro. Der Technologiekonzern<br />

beschäftigt<br />

weltweit rund 146.000 Mitarbeiter<br />

an etwa 230 Standorten.<br />

Hymer erweitert<br />

Standort in<br />

Wangen<br />

Die Hymer-Leichtmetallbau<br />

GmbH & Co. KG baut eine neue<br />

Produktionshalle und erweitert<br />

so die Kapazität am Firmensitz<br />

in Wangen im Allgäu. Hintergrund<br />

ist laut Geschäftsführer<br />

Gerald Schock die ausgezeichnete<br />

Auftragslage und weiteres<br />

Wachstumspotenzial. <strong>20</strong>17<br />

kletterte der Umsatz um 25 Prozent<br />

auf 70 Millionen Euro. Neben<br />

Steigtechnik stellt der<br />

Aluspezialist auch Fahrzeugtechnik<br />

her. Die Firmengruppe<br />

beschäftigt an vier Standorten<br />

544 Mitarbeiter, davon <strong>20</strong>0 im<br />

türkischen Farhym. [!] RIZ<br />

<strong>20</strong>


NUR, WER<br />

GESCHICHTE<br />

HAT,<br />

HAT AUCH<br />

ERFAHRUNG.<br />

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In puncto Steuern sitzen wir alle in einem Boot. Aber:<br />

mit dem richtigen Lotsen an Bord lässt sich so manche<br />

fiskalische Klippe sicher umschiffen. In vorausschauenden<br />

Steuerberatungsleistungen liegt das kreative Potential,<br />

mit dem unser Spezialistenteam neue Spielräume für unternehmerische<br />

Entscheidungen herausarbeitet.<br />

UNRUH, JOHNE UND PARTNER mbB


Beim Elektrospezialisten Speidel durchlaufen alle Lehrlinge alle Abteilungen: Darum messen hier die angehende Industriekauffrau Sina Weiler und der künftige<br />

Elektroniker Fabian Deppert einen Schaltschrank vor dessen Auslieferung durch. <br />

Fotos: Giacinto Carlucci<br />

Neue Ideen für smarte Energie<br />

Das Göppinger Elektrotechnik-Unternehmen Speidel wächst rasant und begeistert junge Leute für die E-Mobilität – sei<br />

es mit einer „Nacht der Ausbildung“, Talent-Programmen oder schlicht Wertschätzung für die Mitarbeiter<br />

Dumpf donnert der Bass durch den<br />

Raum. Lichter tanzen im Takt und<br />

durchbrechen nur mit Mühe die weißen<br />

Schwaden, die bauschig aus den Nebelmaschinen<br />

strömen. Auch der rote Teppich<br />

fehlt nicht. 450 Fußpaaren weist er den Weg<br />

in die heiligen Hallen – die Produktionshallen<br />

von Speidel Elektrotechnik in Göppingen.<br />

<strong>20</strong>17 war das erste Mal, dass die Schwaben<br />

sich bei der von den Wirtschafsjuroren organisierten<br />

Nacht der Ausbildung beteiligten.<br />

„Wer am Zahn der Zeit bleiben will, muss auch<br />

mal unkonventionelle Wege gehen“, findet<br />

Geschäftsführer Rolf Eppinger. Also verzichtet<br />

der Göppinger auf eine Rede und lässt stattdessen<br />

seine Lehrlinge erzählen, wie der Arbeitsalltag<br />

bei Speidel aussieht. „Der Chef<br />

kann schließlich viel behaupten“, meint der<br />

48-Jährige, dem Kommunikation auf Augenhöhe<br />

genauso wichtig ist wie Begeisterung für<br />

die eigenen Dienstleistungen. Neben DJ und<br />

Segway-Parcours warten deshalb auch ein<br />

Porsche Panamera Hybrid mit Elektromotor<br />

und ein BMWi8 darauf, ausprobiert zu werden.<br />

„E-Mobility muss erlebbar sein“, sagt Eppinger,<br />

„nur so können wir mit Leidenschaft<br />

an deren Verbreitung mitwirken.“ Der Erfolg<br />

gibt ihm Recht. Innerhalb von fünf Tagen landen<br />

90 Bewerbungen auf dem Schreibtisch<br />

des Ingenieurs.<br />

SPEZIALIST FÜR LADESÄULEN<br />

Seit März <strong>20</strong>16 leitet Rolf Eppinger den mittelständischen<br />

Betrieb in Göppingen gemeinsam<br />

mit seinen Kollegen Konrad Hommel<br />

und Brigitte Speidel. Was 1921 als klassisches<br />

Elektroinstallations-Unternehmen startete,<br />

ist in den vergangenen Jahren zum Allround-<br />

Technologieanbieter gewachsen. 330 Mitarbeiter<br />

und rund 50 Auszubildende installieren<br />

unter anderem Kommunikations- und<br />

Sicherheitssysteme, automatisieren Gebäude-<br />

und Produktionsanlagen,<br />

entwickeln<br />

Energieversorgungskonzepte<br />

oder verbauen europaweit<br />

Photovoltaik-Anlagen.<br />

Dabei setzen die<br />

Göppinger verstärkt<br />

auf smarte Geschäftsführer<br />

Systeme, die regenerative<br />

Energie<br />

Rolf Eppinger.<br />

aus der Sonne möglichst effizient zur Versorgung<br />

von Gebäuden oder seit neustem für E-<br />

Ladestationen nutzen. „Die Elektromobilität<br />

kommt. Spätestens seit Dieselfahrverbote im<br />

Raum stehen, beschäftigen sich immer mehr<br />

Menschen mit den Vor- und Nachteilen von<br />

E-Autos“, sagt Eppinger. Auch die Zahlen sprechen<br />

für sich: mindestens 650 E-Ladestatio-<br />

22


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong><br />

[machen]<br />

nen planen die Elektrofachmänner <strong><strong>20</strong>18</strong> landesweit<br />

zu installieren. „Täglich erreichen<br />

uns neue Anfragen von Unternehmen, Kommunen<br />

oder Privathaushalten dazu“, so der<br />

Ingenieur, der viele seiner rund 300 Projektpartner<br />

persönlich kennt. „Für uns gehört E-<br />

Mobility seit Jahren zum Tagesgeschäft.“ Diese<br />

Wissensbasis habe Speidel vielen<br />

Konkurrenten, ja selbst Autoherstellern voraus.<br />

Um das Auftragsvolumen, das sich innerhalb<br />

der vergangenen zwölf Monate verdoppelt<br />

hat, erfüllen zu können, ist Speidel auf<br />

der Suche nach jungen Talenten. „Unsere derzeit<br />

größte Herausforderung ist der Fachkräftemangel“,<br />

sagt Eppinger. Insbesondere qualifizierte<br />

Monteure seien regelrecht umkämpft.<br />

Um das Leck langfristig zu stopfen, setzen die<br />

Göppinger auf Selbsthilfe.<br />

Fokus auf Vernetzung und Energiespeicherung.<br />

Die Verwaltung samt Vertrieb, Technik und IT in Göppingen: Hier arbeiten 80 Mitarbeiter.<br />

Die Speidel GmbH ist 1921 von Widerhold<br />

Speidel in Göppingen gegründet<br />

worden. Noch heute ist das mittelständische<br />

Elektro<strong>unternehmen</strong> inhabergeführt:<br />

Brigitte Speidel teilt sich die Geschäftsführung<br />

mit Rolf Eppinger und<br />

Konrad Hommel. Neben dem Hauptsitz in<br />

Göppingen betreibt das Unternehmen mit<br />

330 Mitarbeitern zwei Niederlassungen in<br />

Berlin und Frankfurt, sowie Produktionsstandorte<br />

in Ungarn und Tschechien. Um<br />

den Anforderungen moderner Energiesysteme<br />

gerecht zu werden, fokussiert sich<br />

Speidel seit <strong>20</strong>17 auf die Vernetzung von<br />

Anlagen sowie auf den effizienten Einsatz<br />

und die Speicherung von Energie. GYS<br />

IMPULSE VON TALENTEN<br />

Bis August <strong><strong>20</strong>18</strong> soll eine neue Ausbildungswerkstatt<br />

entstehen, die mit 150 Quadratmetern<br />

doppelt so groß ist wie die bisherige. „Ein<br />

Ausbildungsleiter ist zu 100 Prozent für die<br />

Qualifizierung der Azubis angestellt“, erklärt<br />

Eppinger, der Investitionen in den Nachwuchs<br />

für eine der sinnvollsten Kapitalanlagen<br />

hält. „Oft sind es Impulse junger Talente,<br />

die das Unternehmen vorantreiben“, weiß der<br />

Geschäftsmann. Ein hauseigenes Talentprogramm<br />

soll High Potentials identifizieren und<br />

ihren Wünschen gemäß „nach vorne bringen“.<br />

Denn dann, so Eppinger, bleiben sie.<br />

Um junge Leute auf sich aufmerksam zu machen,<br />

kooperiert das Unternehmen mit Hochschulen,<br />

ist auf Bildungsmessen präsent oder<br />

wirbt mit öffentlichkeitswirksamen Events<br />

für sich. Etwa mit der Speidel Europapokalnacht<br />

in der EWS Arena. Bei dem Event Ende<br />

März waren alle Mitarbeiter mit ihren Familien<br />

zum Handballmatch zwischen Frisch auf<br />

Göppingen und der slowenischen Mannschaft<br />

RD Koper eingeladen. „Als Dankeschön<br />

für das gute Geschäftsjahr.“ Denn auch das<br />

haben Eppinger und sein Team gelernt: „Noch<br />

wichtiger als qualifiziertes Personal zu akquirieren<br />

ist es, die bestehende Belegschaft wertzuschätzen.“<br />

Die ganze Zeit über ist die „Hands<br />

on“-Mentalität der Schwaben spürbar. Im eigentlichen<br />

Sinn, weil das Sport-Event mit Informationen<br />

rund ums Thema E-Mobilität<br />

gespickt ist. Aber auch im übertragenen,<br />

wenn Kinder, Ehemänner und –frauen zum<br />

ersten Mal im neuen Panamera 4E-Hybrid<br />

Sport Turismo sitzen dürfen und fühlen, was<br />

E-Mobilität bedeutet. [!] RONJA GYSIN<br />

23


[spezial] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Schlüssel mit Mehrwert<br />

Für viele Fach- und Führungskräfte sind Dienstwagen eine begehrte Nebenleistung des Arbeitgebers. Diese hat viele<br />

Vorteile, verringert aber das Nettogehalt – auch wenn ein Urteil des Bundesfinanzhofs eine gewisse Entlastung bringt.<br />

Der Dienstwagen hat als Statussymbol<br />

nicht ausgedient. Die Hälfte der vom<br />

Meinungsforschungsinstitut Emnid<br />

befragten Arbeitnehmer ist der Meinung, dass<br />

die persönliche Nutzung eines solchen Fahrzeugs<br />

ein Privileg darstellt. Ein Drittel findet,<br />

dass diese Sachleistung den Arbeitgeber attraktiver<br />

macht. Doch nur jeder achte Mitarbeiter<br />

kann einen Dienstwagen für sich beanspruchen,<br />

den er auch privat verwenden darf.<br />

Ob sich ein Dienstwagen auch ökonomisch<br />

lohnt, hängt von den persönlichen Lebensumständen<br />

und von der Ausgestaltung der<br />

Vereinbarung mit dem Arbeitgeber ab. In vielen<br />

Fällen übernimmt der Arbeitgeber die<br />

Kosten für Benzin, Versicherungen, Wartung<br />

oder Reparaturen.<br />

Foto: © Kzenon / fotolia.com<br />

VW IST BELIEBTESTE MARKE<br />

Für Mitarbeiter ist das interessant, weil sie<br />

dann privat nichts für die Nutzung ihres Wagens<br />

zahlen müssen. Es kommt hinzu: Wer<br />

einen Dienstwagen hat, fährt meist ein standesgemäßes<br />

Modell, das immer auf dem neuesten<br />

Stand ist und regelmäßig ausgetauscht<br />

wird. Unter Fachkräften liegt der Anschaffungspreis<br />

für einen Dienstwagen laut Statistikportal<br />

Statista zwischen 29.600 und 40.000<br />

Euro. Für Führungskräfte liegt der Wert zwischen<br />

44.400 bis 53.400 Euro. GmbH-Geschäftsführer<br />

gönnen sich im Schnitt ein<br />

70.800 Euro teures Auto. Beliebteste Marke<br />

unter den Dienstwagenfahrern ist VW mit einem<br />

Anteil von 28 Prozent. Dabei ist vor allem<br />

der Passat gefragt. Dann folgen Audi mit<br />

dem A4 und A6 sowie BMW (Dreier-, Fünferreihe).<br />

Selbst wenn eine private Nutzung erlaubt ist<br />

und der Arbeitgeber sämtliche Kosten übernimmt,<br />

muss der Mitarbeiter den geldwerten<br />

Vorteil aus der privaten Nutzung versteuern.<br />

Das kann teuer werden, vor allem wenn es<br />

Dienstwagen für Fachkräfte kosten bis zu 40.000<br />

Euro, für Führungskräfte bis zu 53.400 Euro.<br />

24


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong><br />

[rubrik]<br />

sich um ein gehobenes<br />

Fahrzeug<br />

handelt. Vor die<br />

Wahl gestellt, Gehaltserhöhung<br />

oder Dienstwagen,<br />

ist es oft attraktiver,<br />

die Gehaltserhöhung<br />

einzustreichen.<br />

Das gilt<br />

Christian Goetze<br />

für die wachsende<br />

von Ecovis in Ulm. Gruppe derer, die<br />

in einer Großstadt<br />

wohnt und nicht Auto fährt. „Die Besteuerung<br />

des geldwerten Vorteils für die private<br />

Nutzung richtet sich nach dem Bruttolistenpreis.<br />

Der ist deutlich höher, als wenn man ein<br />

Auto beim Händler direkt kauft“, sagt Steuerberater<br />

Christian Goetze von Ecovis in Ulm.<br />

BEQUEME PAUSCHALLÖSUNG<br />

Finanziell lohnend ist ein Firmenwagen häufig<br />

dann, wenn alternativ ein privates Fahrzeug<br />

Egal wie alt der Dienstwagen ist: Die Besteuerung richtet sich nach dem Bruttolistenpreis.<br />

angeschafft würde, für das die Kosten für Anschaffung,<br />

Kraftstoffe, Wartung, Verbrauchsmaterialien<br />

und Reparaturen dann natürlich<br />

selbst zu tragen wären. Das gilt selbst dann,<br />

wenn für ein privates Auto die Kosten für lange<br />

Anfahrtswege vom Wohn- zum Arbeitsort steuerlich<br />

absetzbar sind. Es kommt auf den Einzelfall<br />

an, welche Lösung finanziell attraktiver ist.<br />

Foto: © Tomasz Zajda / fotolia.com<br />

Wenn der Arbeitgeber die private Nutzung<br />

des Fahrzeugs erlaubt, hat der Arbeitnehmer<br />

zur Abgeltung des geldwerten Vorteils zwei<br />

Möglichkeiten: Er führt ein Fahrtenbuch, in<br />

dem er jede private Nutzung des Autos lückenlos<br />

und vollständig dokumentiert. Ein<br />

solches Fahrtenbuch lässt sich mit einem<br />

elektronischen Aufzeichnungsgerät, einer<br />

25


[spezial] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

App oder auch klassisch mit Büchlein und Kugelschreiber<br />

führen. Letzteres verlangt Sorgfalt,<br />

Disziplin sowie eine zeitnahe Dokumentation<br />

und stellt einen gewissen<br />

bürokratischen Aufwand dar. Die Fahrtenbuchlösung<br />

empfiehlt sich vor allem dann,<br />

wenn das Fahrzeug selten privat genutzt wird.<br />

Wesentlich praktischer für den Arbeitnehmer<br />

ist die Pauschalmethode oder auch Ein-Prozent-Regel.<br />

Diese nutzen die meisten Dienstwagenfahrer.<br />

Dann wird monatlich ein Prozent<br />

des Bruttolistenpreises (inclusive<br />

Sonderausstattungen) auf das Gehalt aufgeschlagen.<br />

„Das ist immer dann sinnvoll, wenn<br />

das Auto häufig für private Anlässe genutzt<br />

wird und man sich den bürokratischen Aufwand<br />

sparen will“, sagt Steuerberater Goetze.<br />

Von einem von Hand geführten Fahrtenbuch<br />

rät er ab, „weil man es dann doch immer wieder<br />

vergisst und genau das bei einer Prüfung<br />

häufig Ärger verursacht.“<br />

Ist die private Nutzung erlaubt, dann sind die<br />

Fahrten vom Wohnort zur Arbeit ebenfalls zu<br />

versteuern. Bei 30 Kilometern einfacher Entfernung<br />

zwischen Wohnung und Arbeit berechnen<br />

diese sich monatlich mit 0,03 Prozent<br />

mal 30 Kilometer mal Bruttolistenpreis.<br />

EIGENE KOSTEN ANRECHNEN<br />

In einem aufsehenerregenden Urteil hat der<br />

Bundesfinanzhof kürzlich ein arbeitnehmerfreundliches<br />

Urteil gefällt. Betroffene können<br />

den geldwerten Vorteil um die selbst getragenen<br />

Benzinkosten kürzen. „Wichtig ist, dass<br />

der Arbeitnehmer seinen eigenen Aufwand<br />

nachweisen kann“, sagt Ecovis-Steuerberater<br />

Goetze. Dies geschieht in der Regel in Form<br />

von Tankbelegen und Zahlungsnachweisen.<br />

Die meisten Arbeitgeber leasen die Fahrzeuge<br />

bei einem der großen Flottenbetreiber. Vor allem<br />

für Selbständige stellt sich die Frage, ob<br />

sie einen Dienstwagen leasen oder kaufen.<br />

Kosten für betrieblich genutzte Fahrzeuge, etwa<br />

Parkgebühren, Steuern, Maut sowie Benzin-,<br />

Wartungs- und Reparaturkosten, bedeuten<br />

betrieblichen Aufwand und lassen sich<br />

steuerlich absetzen. Dazu gehören auch Leasingraten.<br />

Im Fall eines Kaufs können die Anschaffungskosten<br />

für ein Fahrzeug über sechs<br />

Jahre abgeschrieben werden.<br />

Angesichts der Diskussion um Dieselfahrverbote<br />

kann auch ein Elektroauto oder Hybrid<br />

als Dienstwagen in Frage kommen. Da sind<br />

zwar die Anschaffungskosten höher. Der Gesetzgeber<br />

gewährt jedoch einen Zuschuss von<br />

bis zu 4000 Euro (maximaler Kaufpreis: 60.000<br />

Die beliebtesten Modelle der Geschäftsführer<br />

Von Platz eins bis zehn sind die deutschen Hersteller BMW, Audi, VW und Mercedes unter sich.<br />

Zeige mir, was du fährst, und ich sage<br />

Dir, wer du bist: Getreu dieses Mottos ist<br />

für Geschäftsführer die Wahl des Dienstwagenmodells<br />

durchaus heikel. Wie die<br />

Untersuchung „GmbH-Geschäftsführervergütungen<br />

<strong><strong>20</strong>18</strong>“ des Verlags BBE Media<br />

zeigt, bevorzugen Entscheider deutsche<br />

Modelle. Das ist das Ranking ihrer<br />

zehn beliebsten Modelle: 9,8 Prozent der<br />

Geschäftsführer fahren einen BMW 5er.<br />

Euro). Da Elektroautos teurer sind, gibt es<br />

auch bei der Berechnung des geldwerten Vorteils<br />

für die Privatnutzung des Firmenwagens<br />

– egal ob Fahrtenbuch oder Ein-Prozent-Regel<br />

– noch eine Vergünstigung. Der Bruttolistenpreis<br />

als Basis für die Berechnung des geldwerten<br />

Vorteils verringert sich um einen Wert,<br />

der vom Zeitpunkt der Anschaffung sowie der<br />

Größe (Ladekapazität) der Batterie abhängt.<br />

Konkret bedeutet dies: Der vom Bruttolistenpreis<br />

abzuziehende Betrag errechnet sich<br />

<strong><strong>20</strong>18</strong> aus dem Faktor 250 multipliziert mit<br />

den Kilowattstunden (kWh) der Batterie. Die<br />

exakte Batteriekapazität des E-Autos steht in<br />

Ziffer 22 der Zulassungsbescheinigung Teil 1.<br />

Wer sich erst <strong>20</strong>19 ein Elektrofahrzeug kaufen<br />

will, sollte beachten, dass die Minderung pro<br />

Kilowattstunde der Batteriekapazität mit den<br />

Jahren geringer ausfällt. Für <strong>20</strong>19 beträgt der<br />

Minderungsbetrag noch <strong>20</strong>0 Euro; ab <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

nur noch 150 Euro.<br />

Außerdem ist der Abzugsbetrag gedeckelt.<br />

<strong><strong>20</strong>18</strong> liegt die Obergrenze bei 7500 Euro, egal,<br />

ob die Batterie 40 oder wie bei Tesla bis zu 100<br />

Es folgen Audi A6 (9,6 Prozent); Mercedes<br />

E-Klasse (8,8 Prozent); BMW X3, X5, X6<br />

(6,5 Prozent); Audi Q3, Q5, Q7 (5,2 Prozent);<br />

VW Touareg (3,3 Prozent); Mercedes<br />

M-Klasse (2,9 Prozent); Mercedes C-<br />

Klasse (2,8 Prozent); Mercedes S-Klasse<br />

(2,8 Prozent), Audi A4 (2,4 Prozent). Unter<br />

den ersten <strong>20</strong> sind mit Volvo (Platz 19)<br />

und Land Rover (<strong>20</strong>) nur zwei ausländische<br />

Hersteller.<br />

AMB<br />

kWh groß ist. Diese Obergrenze sinkt jährlich<br />

um 500 Euro bis auf 5500 Euro im Jahr <strong>20</strong>22,<br />

wenn die Förderung vorerst ausläuft.<br />

PRIVILEG AUCH FÜR E-BIKES<br />

<strong>20</strong>12 wurde das Dienstwagenprivileg auf<br />

Fahrräder, Pedelecs und E-Bikes ausgeweitet.<br />

Das bieten immer mehr Firmen an. Mitarbeiter<br />

können etwa ihr Dienstrad und auf<br />

Wunsch ein zweites über das Unternehmen<br />

leasen und so Steuervorteile nutzen. Das<br />

lohnt sich laut Finanzexpertin Isabel Klocke<br />

vom Bundesverband der Steuerzahler vor allem<br />

beim Kauf eines teuren Rads. Nach Ablauf<br />

des Leasingvertrages besteht die Möglichkeit,<br />

es zu einem kalkulierten Restwert zu übernehmen.<br />

Die Ersparnis gegenüber einem Barkauf<br />

kann bis zu 40 Prozent betragen. Auch<br />

hier gilt: Der geldwerte Vorteil muss nach der<br />

Ein-Prozent-Regel oder mit dem Fahrtenbuch<br />

versteuert werden. Arbeitnehmer und Arbeitgeber<br />

sollten im Vorfeld eine entsprechende<br />

Gehaltsumwandlung vereinbaren, aber auch<br />

Haftungsfragen klären. [!] GERHARD BLÄSKE<br />

26


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[verantworten] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Vorfreude auf die große Kiste<br />

Mohammed Amany lernt bei der Neu-Ulmer Spedition Allgaier seinen Wunschberuf. In Deutschland herrscht schon<br />

jetzt ein akuter Mangel an Kraftfahrern. Das Berufsbild ist anspruchsvoll und gute Sprachkenntnisse sind Pflicht.<br />

Die Theorieprüfung für den Führerschein<br />

Klasse B hat Mohammed Amany<br />

bereits in der Tasche. Der 18-jährige<br />

Afghane möchte hoch hinauf, nämlich in das<br />

Führerhaus eines Lastwagens. Aus diesem<br />

Grund hat der Flüchtling, der <strong>20</strong>15 nach<br />

Deutschland kam, sich entschlossen eine Ausbildung<br />

zum Berufskraftfahrer zu machen:<br />

„Ich finde es sehr interessant, auf den Straßen<br />

in Deutschland unterwegs zu sein“, sagt er.<br />

Amany wird – sobald er den Führerschein hat<br />

– eine begehrte Fachkraft sein. Das deutsche<br />

Speditions- und Logistikgewerbe sucht händeringend<br />

Fahrer. Trotz nachhaltiger Lohnanpassungen<br />

steigt die Attraktivität des Berufsbildes<br />

nach Angaben des Branchenverbandes<br />

DSLV nicht. „Dabei wandelt sich das gerade<br />

sehr“, sagt Ingrid Eibner, Managerin des Logistik-Clusters<br />

Schwaben. Die Fahrzeugführer<br />

müssten in digital vernetzten Lieferketten die<br />

Aufträge koordinieren, hätten eine höhere Eigenverantwortung<br />

auch mit Blick auf das zunehmende<br />

Hightech im Führerhaus. Eigenständiges<br />

Arbeiten und eine große Portion<br />

Kontaktfreude seien nötig.<br />

Bis sich der junge Auszubildende der Neu-Ulmer<br />

Konrad Allgaier Spedition GmbH & Co.<br />

im Alltag bewähren kann, vergehen noch<br />

zwei Lehrjahre. In denen hat er die parallellaufende<br />

Führerscheinausbildung der Klassen<br />

C und CE vor sich. Mohammed Amany ist<br />

zuversichtlich, dass er in seinem Traumberuf<br />

arbeiten wird.<br />

Nach einer aktuellen Studie der Weltbank, die<br />

von der Kühne Logistics University angefertigt<br />

wurde, gibt es in ganz Europa einen Mangel<br />

an Lkw-Fahrern. „Gegenwärtig sind EUweit<br />

die Probleme in Deutschland und<br />

Großbritannien am Größten“, heißt es in der<br />

Analyse. Aktuell fehlen in Deutschland<br />

45.000 Berufskraftfahrer, rechnet der Deutsche<br />

Speditions- und Logistikverband (DSLV)<br />

Mohammed Amany freut sich auf Fahrten in großen<br />

Fahrzeugen. <br />

Foto: Marc Hörger<br />

28


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong><br />

[verantworten]<br />

vor. Aus diesem Grund machte sich der Verband<br />

bereits <strong>20</strong>15 für die Beschäftigung von<br />

Flüchtlingen stark und forderte pragmatische<br />

und unbürokratische Lösungen. Hauptgeschäftsführer<br />

Frank Huster sieht darin eine<br />

Win-win-Situation, die die Politik nicht verschlafen<br />

dürfe: „Auf der einen Seite sucht die<br />

international agierende Speditions- und Logistikbranche<br />

Fach- und Nachwuchskräfte.<br />

Auf der anderen Seite sind viele Menschen,<br />

die jetzt nach Deutschland kommen, qualifiziert<br />

und motiviert und hoffen auf Arbeit,<br />

Ausbildung oder Praktikumsplätze.“ Zahlreiche<br />

Unternehmen seien bereit, Flüchtlingen<br />

eine Chance zu geben.<br />

NICHT NUR AUS EIGENNUTZ<br />

Dies tut auch Albert Schwarz, der die aktuellen<br />

Probleme der Branche nur zu gut kennt.<br />

„Wer Berufskraftfahrer werden möchte, hat<br />

sich einen der schwierigsten Ausbildungsberufe<br />

überhaupt in Deutschland ausgesucht“,<br />

sagt der Personalleiter von Allgaier. Auch er<br />

sucht händeringend nach Fahrern. Bereits<br />

<strong>20</strong>16 bot er ersten Flüchtlingen Praktikumsplätze<br />

in dem Unternehmen an, das neben<br />

dem Transportgewerbe auch in den Bereichen<br />

Logistik, Beschaffung, Verpackung, Montage<br />

und Hebesysteme tätig ist: „Die Anforderungen<br />

des Berufskraftfahrers sind so vielseitig,<br />

dass man heutzutage ohne mathematisches<br />

Wissen und technisches Verständnis keine<br />

Chance hat.“ Die Liste der Ausbildungsschwerpunkte<br />

ist lang, die Inhalte anspruchsvoll.<br />

Sie reichen vom Arbeits- und Tarifrecht,<br />

über Sicherheit, Umweltschutz, Rechtsvorschriften<br />

im Straßenverkehr, das Verhalten<br />

nach Unfällen über Vertragsabwicklung bis<br />

hin zu kundenorientiertem Verhalten.<br />

Im September des vergangenen Jahres stellte<br />

Albert Schwarz sechs Flüchtlinge ein, die parallel<br />

zur dreijährigen Berufsausbildung die<br />

theoretischen und praktischen Führerscheinprüfungen<br />

absolvieren. Während die Klasse<br />

C1/C1E den Auszubildenden erlaubt leichte<br />

Beschleunigte Qualifizierung<br />

Schauten Teilnehmer Ghassan Bani Waisi über die Schulter (v.l.): Armin Speidel (IHK Ulm), Harald<br />

Lämmle (Jobcenter Biberach), Elke Renz (Spedition Noerpel), Otto Sälzle (IHK Ulm), Bernd<br />

Berkau vom Seminaranbieter KVS.<br />

Die Jobcenter Ulm, Biberach und die IHK<br />

Ulm fördern die Ausbildung zum Kraftfahrer.<br />

Ende April ging ein sechsmonatiges<br />

Modellprojekt zu Ende, mit dem unter anderem<br />

Flüchtlinge für den Beruf teilqualifiziert<br />

wurden. „Das Projekt ermöglichte<br />

Geringqualifizierten eine praktisch orientierte<br />

Qualifizierung mit besten Übernahmechancen<br />

in eine Anstellung in Verkehrsbetrieben“,<br />

sagt Armin Speidel von der<br />

und schwere Lkw zu fahren, ermächtigt sie<br />

die Klasse C/CE zum gewerblichen Führen<br />

von schweren Lkw mit Anhängern über 750<br />

Kilogramm. Bei seinem Projekt zieht Albert<br />

Schwarz an einem Strang mit der Ulmer Verkehrsfachschule<br />

Bayer, in der die Auszubildenden<br />

auf ihre theoretischen und praktischen<br />

Führerscheinprüfungen vorbereitet<br />

werden. Bei einem Informationstag im Ulmer<br />

Donautal haben sie gemeinsam Flüchtlingen<br />

das Berufsbild nähergebracht.<br />

Die Firma Allgaier gibt Migranten oder Asylanten<br />

jedoch nicht nur aus Eigennutz eine<br />

Chance, vielmehr möchte sie damit – ebenso<br />

Koordinierungsstelle Flüchtlinge der IHK<br />

Ulm. Die 14 Teilnehmer aus Deutschland,<br />

Indien, Irak, Iran, Kosovo und Syrien legten<br />

im Rahmen des Projektes unter anderem<br />

die Fahrerlaubnis der Klassen C und<br />

CE ab, erwarben die beschleunigte<br />

Grundqualifikation im Güterverkehr und<br />

absolvierten Ladungssicherungsschulungen.<br />

Voraussetzung für die Maßnahme<br />

waren gute Sprachkenntnisse. LOE<br />

wie Fahrschul-Chefin Eva Bayer – einen Beitrag<br />

zur Integration leisten. Die liegt dem engagierten<br />

Flüchtlingshelfer Albert Schwarz<br />

auch persönlich am Herzen. Er fördert die jungen<br />

Menschen in seiner Freizeit, zum Beispiel<br />

mit Sprachkursen. Denn das Erlernen der<br />

deutschen Sprache ist das A und O der Ausbildung.<br />

Das weiß auch Mohammed Amany, einer<br />

seiner engagiertesten Lehrlinge: „Es geht<br />

ja nicht nur darum, mit Kunden zu sprechen,<br />

man muss auch die Abläufe einer Spedition<br />

oder Logistikprozesse von Grund auf verstehen.<br />

Ohne die deutsche Sprache geht das einfach<br />

nicht.“ [!] <br />

STEFAN LOEFFLER<br />

allnatura in Heubach<br />

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konzipieren,<br />

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[spezial] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Nicht erfasstes<br />

Sparpotenzial<br />

Mittelständler können ohne große Investition ihre<br />

Versorgung mit Strom und Wärme optimieren und<br />

Geld sparen. Das Thema Energie-Contracting bietet<br />

viele Vorteile. Doch bei vielen Firmen steht es noch<br />

nicht auf der Tagesordnung – zu Unrecht.<br />

Die Energiewende gelingt nur, wenn der Energieverbrauch<br />

deutlich reduziert und Einsparmöglichkeiten besser genutzt<br />

werden. In bestehenden Gebäuden schlummert großes Potenzial,<br />

das oft nicht gehoben wird. Das hat finanzielle Gründe,<br />

liegt aber auch an Informationsdefiziten oder daran, dass sich Firmenchefs<br />

und Führungskräfte in Zeiten boomender Konjunktur um<br />

andere Themen kümmern. Viel zu wenig genutzt wird etwa das Energie-Contracting.<br />

Dabei werden die Belieferung<br />

mit Energie oder die Realisierung von<br />

Energiesparmaßnahmen an Spezialisten<br />

ausgelagert.<br />

Wenn es um Vertragslösungen für die Belieferung<br />

von Energie geht, ist die öffentliche<br />

Hand und die Wirtschaft aufgeschlossener.<br />

Bei dieser Form des Contracting<br />

vergeben sie einem externen Experten den<br />

Auftrag, eine bestimmte Menge Energie zu<br />

liefern. Der so genannte Contractor erhält<br />

dafür über eine Laufzeit von teilweise bis Rüdiger Lohse, KEA<br />

zu <strong>20</strong> Jahren eine monatliche Gebühr für Baden-Württemberg.<br />

die Energie und eine feste Pauschale. Dafür<br />

übernimmt er häufig nicht nur die Planung, sondern auch die Investition<br />

und vielleicht sogar den Betrieb einer Anlage. „Energie-Contracting<br />

ist ein super-spannendes Thema. Hier kann das Thema Energieversorgung<br />

bzw. -einsparung outgesourct werden“, sagt Rüdiger Lohse,<br />

Bereichsleiter Contracting im Kompetenzzentrum Contracting BW<br />

der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg.<br />

IDEAL FÜR EINE HÖHERE EFFIZIENZ<br />

Noch eine Nische ist das Energiespar-Contracting. Hier verhilft der<br />

Contractor dem Auftraggeber zu vorher vereinbarten Energieeinsparungen,<br />

etwa indem er dessen Anlagen oder Gebäude technisch verbessert<br />

beziehungsweise auf deren Betrieb mit bestimmten Methoden<br />

Einfluss nimmt. Der Auftragnehmer erhält seine Arbeit mit einem Teil<br />

Foto: © Bayurov Alexander /<br />

shutterstock.com<br />

Auf die Industrie im Südwesten entfällt <strong>20</strong> Prozent des Energieverbrauchs.<br />

Contractoren helfen Produktionsprozesse energieeffizienter zu machen.<br />

30


Anzeige<br />

Ausgezeichnete Versorgung<br />

Als innovatives Projekt in puncto zukunftsweisender Energieversorgung wurde die neue<br />

Wohnanlage „Hofgut Blaustein“ mit dem Contracting-Preis Baden-Württemberg ausgezeichnet.<br />

Verleihung des Contracting-Preises (v. l. n. r.): Volker Munk, Marcus Deutenberg (SWU Energie),<br />

Florian Ebinger (Munk), Timo Exel (SWU Energie).<br />

Foto: SWU<br />

Das Hofgut Blaustein wurde mit dem<br />

Contracting-Preis ausgezeichnet.<br />

Foto: Munk<br />

Im November <strong>20</strong>17 erhielten Munk Bauen &<br />

Wohnen und die SWU Energie dafür in Stuttgart<br />

den erstmals ausgelobten Contracting-<br />

Preis des Landes Baden-Württemberg. Vergeben<br />

wird er für Gebäude mit intelligenter Energieversorgung<br />

unter Contracting-Beteiligung<br />

z.B. eines Energiedienstleisters.<br />

Energieerzeugung inhouse<br />

Wärme und Strom werden in der Wohnanlage<br />

erzeugt und direkt vor Ort verbraucht. Die<br />

Energieerzeugung erfolgt über ein modernes,<br />

energieeffizientes Blockheizkraftwerk im Keller<br />

eines der sieben Gebäude. Mit 39 Kilowatt<br />

thermischer und <strong>20</strong> Kilowatt elektrischer Leistung<br />

liefert es neben der Wärme auch noch gut<br />

60 Prozent des benötigten Stroms – frei von<br />

Netznutzungsentgelten, Stromsteuer, KWK-<br />

Zuschlag und Konzessionsabgabe.<br />

„Der sogenannte ‚SWU PartnerStrom‘ ist deutlich<br />

günstiger und nur ein Teil unserer Contracting-Leistung“,<br />

erklärt Timo Exel, Leiter Energiedienstleistungen<br />

bei der SWU. Ergänzend<br />

profitieren die Bewohner vom intelligenten<br />

„Smart Meter“ – einem mit Webportal verbundenen<br />

Stromzähler – sowie von TV, Internet<br />

und Telefon der SWU TeleNet. „Der neuartige<br />

Rund-um-Service bringt also viele Vorteile“,<br />

meint Timo Exel. Das Preisgeld von 1.500 Euro<br />

haben beide Preisträger verdoppelt und den<br />

Gesamtbetrag von 4.500 Euro an zwei soziale<br />

Einrichtungen in Blaustein gespendet.<br />

Auch mit Photovoltaik attraktiv<br />

Bei anderen Gebäuden kann es sinnvoll sein,<br />

die lokale Stromerzeugung durch Photovoltaik<br />

zu realisieren. Die Vorteile sind dieselben:<br />

günstiger Strompreis, Wertsteigerung der Immobilie,<br />

energetische Optimierung, Beitrag zur<br />

Energiewende durch Nutzung regenerativer<br />

Energie und Verbrauch direkt vor Ort im Gebäude.<br />

Vorteile für Unternehmen<br />

Das Contracting-Modell bietet diese Vorteile<br />

nicht nur für Wohngebäude, sondern auch für<br />

Firmengebäude – beispielsweise Lagerhallen<br />

mit großen Dächern. Der Einsatz eines Blockheizkraftwerkes<br />

ist überall dort wirtschaftlich<br />

interessant, wo Unternehmen neben Strom<br />

auch viel Wärme benötigen. Sei es in Gebäuden<br />

oder bei Produktionsprozessen.<br />

Die Projektpartner<br />

Die Munk Bauen & Wohnen GmbH ist seit<br />

über <strong>20</strong> Jahren als Bauträger für moderne<br />

Wohnanlagen, Innenstadtquartiere und<br />

Stadthäuser in der Region Ulm/Neu-Ulm<br />

aktiv. Das nächste größere Projekt wird mitten<br />

in Ulm-Söflingen mit insgesamt circa<br />

<strong>20</strong>0 Wohneinheiten entstehen.<br />

Ansprechpartner Projektentwicklung<br />

Julika Kern<br />

T 0731 96896-47 · kern@munk.de<br />

Nina Munk<br />

T 0731 96896-30 · nmunk@munk.de<br />

Die SWU Energie GmbH bietet innovative<br />

Lösungen und Dienstleistungen für<br />

die Versorgung von Gebäuden, von der<br />

Energieversorgung über Energieeffizienzmaßnahmen,<br />

Elektromobilität bis hin zu<br />

Telekommunikation (über die Schwestergesellschaft<br />

SWU TeleNet).<br />

Ansprechpartner<br />

Timo Exel<br />

Leiter Energiedienstleistungen<br />

T 0731 166-2697 · timo.exel@swu.de<br />

31


[spezial] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Foto: © industryviews / shutterstock.com<br />

Im Rahmen des Energiespar-Contractings kann der Dienstleister auch den Bau und Betrieb von Anlagen übernehmen.<br />

der eingesparten Kosten vergütet – ebenfalls über eine meist längere<br />

Vertragslaufzeit hinweg. Diese Leistung kann mit einem Energieliefer-<br />

Contracting verbunden sein. Maßnahmen dieser Art werden oft durch<br />

den Bund (KfW) oder eine Landesregierung gefördert.<br />

Solche Modelle sind in der Öffentlichkeit kaum bekannt. Dabei „ist<br />

Energiespar-Contracting ideal, um Effizienzziele voranzubringen“, urteilt<br />

Christian Stolte, Bereichsleiter Energieeffiziente Gebäude bei der<br />

Deutschen Energie-Agentur (Dena): „Wir sehen großes Potenzial und<br />

wollen das Einspar-Contracting bekannter machen“, fügt er hinzu.<br />

Christian Stolte,<br />

Deutsche Energieagentur.<br />

MUSTERVERTRÄGE HELFEN NUR BEDINGT<br />

Nach einer jüngst veröffentlichten Studie, die die dem Bundesamt für<br />

Wirtschaft unterstellte Bundesstelle für Energieeffizienz (BfEE) beim<br />

Forschungs- und beratungs<strong>unternehmen</strong> Prognos in Auftrag gegeben<br />

hat, wird der Gesamtmarkt für Energie-Contracting in Deutschland<br />

<strong>20</strong>15 auf 7,7 Milliarden Euro geschätzt. Davon entfielen weniger als<br />

zehn Prozent auf das Energiespar-Contracting.<br />

Mit zahlreichen Veröffentlichungen versuchen die Beteiligten, die Informationsdefizite<br />

zu beheben. <strong>20</strong>15 wurde ein Bund-Länder-Dialog<br />

Contracting eingerichtet. Auf Landesebene gibt es in Baden-Württemberg<br />

das Kompetenz-Zentrum Contracting.<br />

Dazu kommen ein Leitfaden des Umweltbundesamtes<br />

sowie der Dena-Leitfaden<br />

„Ein Beitrag zu mehr Klimaschutz und<br />

Energieeffizienz“. „Die Kunst ist es, die verschiedenen<br />

Akteure miteinander zu verknüpfen“,<br />

meint Stolte. Lohse hofft, „Vorbehalte<br />

ausräumen und das Thema bekannter<br />

machen zu können“.<br />

Interessierte sollten aber nicht blauäugig<br />

vorgehen und lieber externen Rat einholen.<br />

Es existieren zwar Musterverträge.<br />

Doch die Projekte sind höchst unterschiedlich,<br />

weshalb jede Vereinbarung anders aussieht. Es geht um Privathäuser<br />

genauso wie um große Liegenschaften, etwa Wohnblöcke, Fabriken,<br />

Schulen oder Krankenhäuser. Am Ende muss sich das Projekt<br />

sowohl für den Auftragnehmer als auch für den Contractor rechnen.<br />

Vor besonderen Herausforderungen steht die öffentliche Hand: „Die<br />

streng funktionale Ausschreibung und die Vergabe nach dem insgesamt<br />

erreichten Einsparergebnis sowie der Abschluss eines speziellen<br />

32


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Die Julius Gaiser GmbH & Co. KG in der Blaubeurer Straße 86 in Ulm.<br />

Foto: Julius Gaiser GmbH & Co. KG<br />

Energie-Contracting –<br />

Ein Vertrag mit der Zukunft<br />

Als Ein-Mann Betrieb startete Julius Gaiser im<br />

Jahre 1928 auf dem Gebiet der Bauspenglerei<br />

und Installation. Auch nach 90 Jahren steht das<br />

Unternehmen Gaiser immer noch für intelligente<br />

und wirtschaftliche Lösungen aus einer Hand:<br />

von der Energieversorgung mit Wärme, Strom<br />

und Kälte über die Heizungs-, Sanitär-, Kälte- sowie<br />

Luft- und Klimatechnik. Insbesondere im Bereich<br />

des Energie-Contracting konnte Gaiser in<br />

den vergangenen 25 Jahren ein großes Knowhow<br />

auf- und ausbauen.<br />

Warum Contracting?<br />

Contracting ist die moderne und effiziente Art der<br />

Energieversorgung. Mit Contracting wird das Ziel<br />

verfolgt, durch den Einsatz von Intelligenz in Form<br />

von moderner Anlagentechnik und Kapital langfristig<br />

und nachhaltig den Bedarf – sprich den<br />

Verbrauch und dadurch die Kosten für die Kunden<br />

zu reduzieren und die Umwelt zu entlasten.<br />

Gaiser bietet innerhalb des Dienstleistungskonzeptes<br />

Contracting dem Kunden ein Rundum-<br />

Sorglos Paket an: Von der Planung über die Finanzierung,<br />

den Bau und dem eigenverantwortlichen<br />

Betrieb der Energieerzeugungsanlage, alles wird<br />

aus einer Hand umgesetzt. Das bedeutet, dass<br />

nicht nur die Investition der Anlage, sondern auch<br />

das gesamte Risiko des wirtschaftlichen Betriebs<br />

der technologisch anspruchsvollen Anlage dadurch<br />

ausgelagert werden.<br />

„Ob Wärme, Kälte oder Strom – wir decken alle<br />

Wünsche unserer Kunden in höchster Qualität<br />

ab.“, so Harald Kretschmann, Geschäftsführer<br />

bei Gaiser. Contracting lohnt sich auch für die<br />

Umwelt. Denn Nachhaltigkeit und Energieeffizienz<br />

sind die Unternehmensgrundsätze von Gaiser.<br />

Aus diesem Grund legt die Firma besonderen<br />

Wert auf den Einsatz von innovativer und moderner<br />

Anlagentechnik mit hoher Effizienz. „Durch<br />

unsere jahrelangen Erfahrungen in diesem Bereich,<br />

kombiniert mit der Verfügbarkeit all unserer<br />

Leistungen innerhalb der Wertschöpfungskette<br />

und unserem persönlichen und umfassenden<br />

Service, macht dies uns zu einem Partner, auf den<br />

sich unsere Kunden jederzeit ver lassen können.“,<br />

so Reinhold Köhler, Geschäfts führer bei Gaiser.<br />

90 Jahre Kompetenz. 90 Jahre Partner für unsere<br />

Kunden. 90 Jahre Tradition mit Zukunft.<br />

Für eine Zukunft mit<br />

Zukunft – Energie-<br />

Contracting von Gaiser<br />

Alles aus einer Hand<br />

Keine eigenen Investitionen<br />

notwendig<br />

Risikoübernahme für die<br />

Betriebsführung der Anlage<br />

Anlagensicherheit durch<br />

Vollgarantiewartung (Wartung,<br />

Instandhaltung und Reparatur)<br />

Kostensicherheit und -transparenz<br />

Günstiger Brennstoffbezug durch<br />

Bündelung der Einkaufmengen<br />

Einsatz modernster Technologien<br />

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Steigerung der Energieeffizienz<br />

Einhaltung von gesetzlichen<br />

Vorschriften<br />

Prüfung von möglichen staatlichen<br />

Fördermöglichkeiten<br />

Und noch vieles mehr …<br />

Kontakt<br />

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Blaubeurer Str. 86<br />

89077 Ulm<br />

T +49 (731) 3987-100<br />

I www.gaiser-online.de<br />

33


[spezial] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Energiespar-Contractingvertrags sind für kommunale Auftraggeber<br />

ungewohnt. Hierfür muss ein Verfahrenswissen aufgebaut und in der<br />

Regel externe Beratung in Anspruch genommen werden“, sagt Stolte.<br />

„Informieren können sich Firmen und Kommunen beispielsweise bei<br />

den Landesenergieagenturen oder der Dena“. Die Beratung wird vom<br />

Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle gefördert.<br />

Energie umweltfreundlich herzustellen ist das eine, sie gar nicht erst zu verbrauchen,<br />

der zweite Baustein in der Klimapolitik Baden-Württembergs.<br />

Was Firmen sparen können und<br />

wie sie das Projekt angehen sollten<br />

Rund <strong>20</strong> Prozent des Energieverbrauchs in Baden-Württemberg<br />

entfällt auf die Industrie. Das Effizienzpotenzial betrage<br />

mehr als 12 Prozent, alleine durch den Einsatz von Querschnittstechnologien,<br />

sagen die Experten des Fraunhofer Instituts<br />

für System- und Innovationsforschung ISI. Die Einbindung<br />

von Contractoren sei häufig sinnvoll, da Realisierung, Betrieb<br />

und Optimierung einer Maßnahme besonderes Know-how oder<br />

zusätzliche Personalkapazitäten erforderten. Ihr Rat: Um Angebote<br />

vergleichen zu können, müssten vorab die Kriterien exakt<br />

festgelegt werden. Im Vertrag müssen nach Angaben der Fraunhofer-Experten<br />

die Zuständigkeiten und Aufgaben des Auftraggebers<br />

für die eingebauten Anlagen und die Schnittstellen zu<br />

den vorhandenen Anlagen geregelt sein. Wer ist für die Wartung,<br />

wer für die Störungsbeseitigung zuständig? Welche Reaktionszeiten<br />

und Kommunikationswege müssen bei Ausfällen<br />

beachtet werden? Was bedeutet „Betrieb der Anlage“? Wie<br />

werden die Abrechnungsbeträge ermittelt? Für Unternehmen,<br />

denen die Materie oder das Contracting-Verfahren nicht geläufig<br />

ist, empfehlen die Experten mit regionalen Energieagenturen<br />

oder Ingenieurbüros zusammenzuarbeiten. <br />

AMB<br />

Foto: © highwaystarz / fotolia.com<br />

RISIKOARMES MODELL<br />

„Vielfach sind Kommunen auch unsicher.“, meint Stolte. „Es geht um<br />

viel Geld und es braucht Vertrauen.“ Übertriebene Ängste sind nicht<br />

angebracht. „Das ist ein sehr risikoarmes Modell für Kommunen, Unternehmen<br />

und Private. Wenn man die Grundregeln beachtet, kann<br />

wenig passieren“, meint Lohse. Für ihn liegen die Vorteile auf der<br />

Hand. Während vielen Auftraggebern das fachliche Know-how fehle,<br />

sei es bei den Contractoren vorhanden. So könnten etwa die Energieversorgung<br />

sichergestellt und Einsparpotenziale gehoben werden –<br />

ohne dass die Investitionskosten das Budget belasten. Experten erwarten,<br />

dass der Markt in den kommenden Jahren deutlich wächst und<br />

sich verbreitert.<br />

Regional liegt neben Bayern und Nordrhein-Westfalen vor allem Baden-Württemberg<br />

vorn. Kommunen und Land beschäftigten sich seit<br />

Jahren mit dem Thema, sagt ein Sprecher des Umweltministeriums<br />

und verweist unter anderem auf die Contracting-Offensive der Jahre<br />

<strong>20</strong>12/13. Energiespar-Contracting sei ein „sehr gutes Instrument, um<br />

Modernisierungen anzustoßen, die Sanierungsrate und die Energieeffizienz<br />

zu erhöhen“. Tipps und 22 Praxisbeispiele sind in der Broschüre<br />

„Contracting im Energiebereich“ des Ministeriums zu finden. Sie<br />

steht auf https://um.baden-wuerttemberg.de unter Publikationen.<br />

VON SCHULEN BIS ZU FABRIKEN<br />

Auch die Hochbauverwaltung, die für die Landesliegenschaften verantwortlich<br />

ist, setzt seit Jahren Maßnahmen mit Hilfe von Contracting-Verträgen<br />

um. Vom Land seien bisher mehr als 140 Projekte mit<br />

externen Contractoren realisiert worden. Baden-Württemberg sei das<br />

erste Bundesland gewesen, das für landeseigene Gebäude Contracting-<br />

Verträge abgeschlossen habe. Baden-Württemberg habe unter allen<br />

Bundesländern die meisten Energiespar-Contracting-Verträge für Landesgebäude<br />

vereinbart, heißt es im Energiebericht <strong>20</strong>17 der Staatlichen<br />

Vermögens- und Hochbauverwaltung. Zusätzlich werde seit<br />

1996 eine verwaltungsinterne Refinanzierungsform angewandt. Dabei<br />

würden energiesparende Maßnahmen vorfinanziert und über ihre<br />

Energiekosteneinsparungen verwaltungsintern refinanziert. Das Finanzministerium<br />

habe dieses Verfahren <strong>20</strong>12 stark erweitert. Seither<br />

könnten auch große Baumaßnahmen über die durch sie ausgelösten<br />

Energieeinsparungen verwaltungsintern refinanziert werden. Die<br />

Bandbreite der geförderten Projekte reicht von Schulen über Fabriken,<br />

einem Quartierskraftwerk mit eigener Wärme- und Stromerzeugung<br />

für 72 Wohneinheiten in Flein (Landkreis Heilbronn), bis hin zum<br />

Uni-Klinikum Tübingen oder dem Energielieferungs-Contracting mit<br />

Biogas für einen Industriebetrieb in Crailsheim.<br />

Seit <strong>20</strong>12 wurden laut Umweltministeriums mehr als 90 Millionen<br />

Euro bereitgestellt und mehr als 50 Einzelmaßnahmen vor allem im<br />

Bereich Anlagentechnik umgesetzt. Dabei seien etwa Heizzentralen<br />

mit effizienten Blockheizkraftwerken modernisiert, Lüftungsanlagen<br />

mit Wärmerückgewinnungsanlagen ausgestattet und Regelungstechnik<br />

nachgerüstet worden. [!] <br />

GERHARD BLÄSKE<br />

34


Anzeige<br />

Mit biotark business zur<br />

CO 2 -freien Nudel<br />

Nudeln sind wahre Energiebündel. Dies gilt<br />

auch für ihre Produktion. Mit einem auf wändig<br />

en, energieintensiven Prozess wird den<br />

Teig waren Feuchtigkeit entzogen – für das Tradi<br />

tions<strong>unternehmen</strong> Franz Tress GmbH & Co.<br />

KG (Tress) ein nicht unerheblicher Kostenfaktor.<br />

Hier setzen die Energiespezialisten der<br />

Erdgas Südwest GmbH an. Das Konzept nennt<br />

sich biotark business. Das langfristige Ziel:<br />

Unternehmen zum Selbstversorger machen.<br />

Das Unternehmen Tress verbraucht pro Jahr<br />

rund 7,5 Millionen Kilowattstunden Strom und<br />

Wärme. Geschäftsführer Markus Tress möchte<br />

den Energiebedarf und den CO 2<br />

-Ausstoß reduzieren<br />

– der Grundstein für eine grüne, nachhaltige<br />

Produktwelt. „Wir arbeiten auf die ‚CO 2<br />

-<br />

freie Nudel‘ hin“, erklärt Markus Tress.<br />

Also nahmen die Erdgas Südwest Mitarbeiter<br />

den Teigwarenhersteller genau unter die Lupe.<br />

Die Experten studierten Produktionsprozesse<br />

und Energieverbräuche. Heraus kam ein maßgeschneidertes<br />

Konzept mit erstaunlichem<br />

Optimierungspotenzial: Senkung der Energiekosten<br />

um circa <strong>20</strong> Prozent und Verminderung<br />

des CO 2<br />

-Ausstoßes um bis zu 30 Prozent pro<br />

Jahr (Basisjahr <strong>20</strong>13). „Wir haben uns bewusst<br />

für biotark business von Erdgas Südwest entschieden.<br />

Das Energiekonzept erfüllt genau<br />

unsere Anforderungen an Umwelt- und Klimaschutz“,<br />

so Geschäftsführer Markus Tress. Positive<br />

Begleiterscheinung: 83 Prozent des<br />

Stroms und 84 Prozent der benötigten Wärme<br />

erzeugt das Unternehmen heute selbst. Tress<br />

ist damit auf dem Weg zum Energieselbstversorger.<br />

Während der Nudelherstellung Temperatur absenken<br />

und Hydraulik anpassen waren zwei<br />

der empfohlenen Verbesserungen. Das Prinzip<br />

der Kraft-Wärme-Kopplung nutzen und gleichzeitig<br />

Strom und Wärme erzeugen eine weitere.<br />

Möglich ist dies durch kleine Kraftwerke, sogenannte<br />

Blockheizkraftwerke (BHKWs). Die<br />

Funktionsweise eines BHKWs ist dabei denkbar<br />

einfach: Durch Verfeuern eines Brennstoffes<br />

– in der Regel Erdgas – wird ein Generator<br />

zur Stromerzeugung angetrieben. Bei diesem<br />

Prozess entsteht zusätzlich Wärme. Tress setzt<br />

diese Wärme direkt im Gebäude ein. Zu viel erzeugte<br />

Wärme wird in einem zusätzlich installierten<br />

Energiespeicher „zwischengelagert“<br />

und kann bei späterem Bedarf genutzt werden.<br />

Anstatt klassischem Erdgas verwendet das<br />

Unternehmen so oft wie möglich Biomethan<br />

für die Energiegewinnung. Benötigten Reststrom<br />

deckt der Teigwarenhersteller über grünen<br />

Strom aus Wasserkraft ab. Beides wirkt<br />

sich positiv auf die CO 2<br />

-Bilanz des Familienbetriebes<br />

aus.<br />

In den Nudeln von Tress steckt also keine Kilowattstunde<br />

mehr als nötig. Dass sie trotzdem<br />

als kleine Energiebündel gelten, liegt rein an<br />

ihrem Nährwert von etwa 370 Kalorien pro 100<br />

Gramm.<br />

Kontakt<br />

Erdgas Südwest GmbH<br />

Brunnenbergstraße 27<br />

89597 Munderkingen<br />

Tel. 07393 958-100<br />

info@erdgas-suedwest.de<br />

www.erdgas-suedwest.de<br />

ENERGIE<br />

„MODERNE<br />

LÖSUNGEN:<br />

HAUSGEMACHT<br />

WIE UNSERE NUDELN.“<br />

Markus Tress,<br />

Geschäftsführer des Teigwarenherstellers<br />

Franz Tress GmbH & Co. KG,<br />

schätzt uns als kompetenten<br />

Energie-Lösungspartner.<br />

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Firmenchef Guido Fetzer: Mit<br />

seinem IT-Dienstleister ging<br />

es seit der Gründung im Jahr<br />

1997 steil nach oben.<br />

Fotos: Volkmar Könneke<br />

Der Herr der<br />

Lösungen<br />

Ob Schokoladenhersteller, Gerüst-Konzern oder Fußball-Zweitligist: Der<br />

Neu-Ulmer IT-Dienstleister [s.i.g.] ist seit mehr als 2o Jahren erfolgreich. Die<br />

Zeiten, in denen es nur um Hardware ging, sind lange vorbei.<br />

Guido Fetzer hat ein einfaches Motto<br />

und einen hohen Anspruch: Er will<br />

Lösungen bieten. „Es geht nicht um<br />

die IT-Infrastruktur an sich, sondern immer<br />

darum, wie man mit ihrer Hilfe echte Mehrwerte<br />

für die Kunden schafft“, sagt Fetzer,<br />

Geschäftsführer der [s.i.g.] mbH – IT mit IQ<br />

aus Neu-Ulm. Aus diesem Selbstverständnis<br />

heraus hat er im Jahr 1997 ein Systemhaus<br />

gegründet, das heute 100 Mitarbeiter beschäftigt.<br />

Der einst in Ulm gegründete IT-Dienstleister<br />

verfügt damit im Branchenvergleich<br />

über eine respektable Größe und kann sich in<br />

vielen Gebieten durchaus mit den Branchenriesen<br />

messen. Dabei ist Fetzer eines wichtig,<br />

stets flexibel auf die Bedürfnisse der Kunden<br />

einzugehen und Lösungen zu schaffen, die alle<br />

Aspekte der Informations- und Kommunikationstechnologie<br />

abdecken.<br />

So hat die [s.i.g.] beispielsweise dem Fußball-<br />

Zweitligisten FC Heidenheim, mit dem sie seit<br />

<strong>20</strong>12 zusammenarbeitet, nicht nur die komplette<br />

IT-Infrastruktur erneuert, mit deutlich<br />

höherer Kapazität und Ausfallsicherheit.<br />

DATENSCHUTZ IM STADION<br />

Daneben sind Fetzer und sein Team für die<br />

Netze in der Voith-Arena zuständig. Auch hier<br />

sind die Anforderungen hoch: Während eines<br />

Heimspiels tummeln sich <strong>20</strong>00 Besucher im<br />

Sparkassen-Business-Club und nutzen das<br />

Wlan. Darüber hinaus wurden getrennte Netze<br />

für die Presse, die Zutrittskontrolle und die<br />

Kameraüberwachung installiert.<br />

Weil es sich um sensible Daten handelt, liefert<br />

[s.i.g.] die entsprechenden Sicherungs- und<br />

Schutzsysteme gleich mit. Einen herausfordernden<br />

Einsatz hatte der Neu-Ulmer IT-<br />

Dienstleister beispielsweise auch beim Radiosender<br />

Donau 3 FM. „Bei laufendem<br />

Sendebetrieb haben wir die komplette IT-Infrastruktur<br />

ausgetauscht. Das glich einer Operation<br />

am offenen Herzen“, erzählt der Firmenchef.<br />

Fetzer kann viele weitere Beispiele nennen.<br />

Für den Gerüst- und Schalungsspezialisten<br />

Peri aus Weißenhorn hat [s.i.g.] ein portalbasiertes<br />

Einkaufssystem entwickelt, über das<br />

sichergestellt wird, dass alle Stützpunkte und<br />

Niederlassungen im In- und Ausland mit einer<br />

einheitlichen IT ausgestattet sind. Das<br />

spart Kosten dem familiengeführten Konzern<br />

und sorgt für reibungslose Kommunikationsflüsse.<br />

Beim Pistenbully-Hersteller Kässbohrer<br />

(Laupheim) übernahmen die Spezialisten<br />

aus Neu-Ulm den kompletten Umbau der ITund<br />

Telekommunikationsinfrastruktur für<br />

alle europäischen Standorte. „Ein Herzstück<br />

war dabei die Telefonie, die auf VoIP umgestellt<br />

wurde. Auch die Wlan-Telefonie wurde<br />

flächendeckend ausgerollt“, erzählt Fetzer.<br />

Ein weiteres Beispiel für den ganzheitlichen<br />

Ansatz ist die stark expandierende Taste-Ho-<br />

36


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong><br />

[machen]<br />

tel-Gruppe. Hier entwickelte [s.i.g.] ein Vorgehensmodell,<br />

mit dem ein neues Haus in nur<br />

wenigen Monaten komplett ausgestattet werden<br />

kann: von den Rechnern in der Verwaltung<br />

und an der Rezeption über Server, Netze<br />

und Telefonie bis hin zum Zimmerschlüssel<br />

auf dem Smartphone oder der einheitlichen<br />

TV-Ausstattung auf den Zimmern. Dabei geht<br />

es immer auch um Fragen der IT-Sicherheit<br />

und des Datenschutzes – insbesondere vor<br />

dem Hintergrund der neuen EU-Datenschutzgrundverordnung.<br />

Hier unterstützen Fetzer<br />

und sein Team zahlreiche Unternehmen. Wie<br />

bei der Teufel Prototypen GmbH in Unterfahlheim,<br />

die sich auf die Herstellung von Vorserienteilen<br />

und -modellen spezialisiert hat. Zu<br />

deren Kunden zählen viele deutsche Autohersteller<br />

ebenso wie Gardena oder Playmobil.<br />

Unternehmen also, die auf Geheimhaltung<br />

höchsten Wert legen.<br />

Zwei Standorte, 100 Beschäftigte<br />

Der Firmensitz von [s.i.g.] in Neu-Ulm – und ein Blick ins Innere.<br />

Direkt aus dem Mathematikstudium<br />

heraus bei Siemens-Nixdorf angeheuert,<br />

daraus erfolgte der Schritt in die Selbstständigkeit<br />

und die Gründung von [s.i.g.]<br />

– so lässt sich der Beginn der Karriere<br />

von Gründer und Geschäftsführer Guido<br />

Fetzer im Zeitraffer zusammenfassen. Die<br />

NETZWERKEN BEIM SPORT<br />

„Bei alledem decken wir die klassischen Geschäftsfelder<br />

eines IT-Systemhauses ab, von<br />

IT-Beschaffung über internationale Logistik,<br />

IT Infrastruktur Service und Lösungen bis hin<br />

zu Hosting und Industrial-IT“, sagt Fetzer. In<br />

der Vernetzung von Produktion und Verwaltung<br />

und generell im Industriebereich sieht er<br />

derzeit die größten Wachstumschancen –<br />

Stichwort Industrie 4.0.<br />

Im Moment befindet sich das Unternehmen<br />

nach seinen Worten in einer Konsolidierungsphase,<br />

die Jahresumsätze schwankten zuletzt<br />

zwischen 33 bis 40 Millionen Euro. Um die<br />

Auftragsakquise kümmert sich eine achtköpfige<br />

Vertriebsmannschaft. Und Fetzer selbst.<br />

Und er setzt auf regionale Beziehungen: Neben<br />

dem FC Heidenheim engagiert sich [s.i.g.]<br />

auch beim Ulmer Basketball und bei Rot-Weiß<br />

Erfurt – in der Stadt in Thüringen unterhält<br />

[s.i.g.] eine Niederlassung. Für Fetzer zählen<br />

dabei enge und vor allem stabile Beziehungen.<br />

Nicht zuletzt deswegen ist die Kundentreue<br />

groß. Viele Firmen setzen seit vielen<br />

Jahren auf die Kompetenz des Systemhauses<br />

aus Neu-Ulm, einige schon seit der Gründung<br />

1997. Bei Ritter Sport wurde [s.i.g.] <strong>20</strong>14 zum<br />

1997 gegründete Firma mit Hauptsitz in<br />

Neu-Ulm und einer Niederlassung in Erfurt<br />

beschäftigt 100 Mitarbeiter. Zu den<br />

Kunden gehören mittelständische Betriebe<br />

aus Industrie und Gesundheit, Global<br />

Player ebenso wie die öffentliche Verwaltung<br />

oder der Gesundheitssektor. THV<br />

„Lieferant des Jahres“ gekürt. Für das Familien<strong>unternehmen</strong><br />

aus Waldenbuch haben die<br />

Neu-Ulmer schon seit Jahren die Kleinteilebeschaffung,<br />

die Netzwerktechnik, die Telekommunikationsanlagen,<br />

Notfallsysteme und die<br />

Videokonferenzen betreut. Doch birgt die<br />

langjährige Zusammenarbeit auch Gefahren<br />

für die Leibesfülle: An Schokolade mangelt es<br />

in der [s.i.g.]-Zentrale in der Regel nicht. [!]<br />

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37


[spezial] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Die Anforderungen an die Reinigungsbranche steigen: Viele Kunden wollen Leistungen aus einer Hand, von sauberen Fenstern, über Büros und Fabrikhallen.<br />

Schön herausgeputzt<br />

Sie halten die deutschen Unternehmen sauber. Etwa jeder 100. Arbeitnehmer in Deutschland ist in der<br />

Gebäudereinigung beschäftigt. Die Branche wandelt sich, um die steigenden Kundenansprüche zu erfüllen.<br />

Sie kommen, wenn die anderen gehen.<br />

Mehr als 650.000 Mitarbeiter waren<br />

<strong>20</strong>15 in Deutschland in der meist kleinund<br />

mittelständisch strukturierten Gebäudeund<br />

Industriereinigungsbranche beschäftigt.<br />

Tendenz steigend. Denn die Zahl der Betriebe<br />

hat sich von rund 14.000 im Jahr <strong>20</strong>08 auf<br />

mehr als 21.000 im Jahr <strong>20</strong>16 erhöht. Das<br />

Spektrum reicht von kleinen Nischenanbietern<br />

bis zu großen Dienstleistungs<strong>unternehmen</strong>,<br />

die sämtliche Leistungen in und an Gebäuden<br />

anbieten und mitunter bis zu 40.000<br />

Mitarbeiter beschäftigen. Kleinbetriebe mit<br />

weniger als einer halben Million Euro Jahresumsatz<br />

stellen jedoch mit rund 80 Prozent die<br />

größte Zahl der Unternehmer dar.<br />

Der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks<br />

vertritt die Interessen von<br />

rund 2500 Mitgliedsbetrieben, die annähernd<br />

90 Prozent des vergebenen Reinigungsmarktes<br />

in Deutschland abdecken. Zumindest im<br />

Bereich der Gebäudereinigung bei gewerblichen<br />

Kunden ist er weitgehend ausgeschöpft.<br />

Das belegt eine Marktstudie, die der Bonner<br />

Verband in Auftrag gegeben hat. Nach deren<br />

Ergebnissen ist die Unterhaltsreinigung bei<br />

diesem Kundenkreis bereits zu 79 Prozent, die<br />

Fenster- und Glasreinigung sogar zu 92 Prozent<br />

ausgelagert. Für die Gebäudereinigungsbetriebe<br />

ist dies einer der Gründe, sich noch<br />

mehr herauszuputzen und das Leistungsangebot<br />

gezielt zu erweitern, um neue Märkte<br />

zu erschließen und zu sichern.<br />

IM TREND: DAYTIME-CLEANING<br />

Die Ausweitung der Leistungsangebote führt<br />

zu einem verbesserten Image in der Öffentlichkeit.<br />

Nach Einschätzung des Verbandsgeschäftsführers<br />

Johannes Bungart wandelt sich<br />

38


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong><br />

[spezial]<br />

IndustrieDienstleistung Süd<br />

<br />

Foto: © Polryaz / shutterstock.com<br />

langsam, aber kontinuierlich<br />

das<br />

Bild der Branche<br />

von der Putzkolonne<br />

zum qualifizierten<br />

Handwerksund<br />

Dienstleistungsbetrieb.<br />

Zu diesem Bild<br />

Verbandsgeschäftsführer tragen auch die<br />

Johannes Bungart<br />

vielen qualifizierten<br />

Beschäftigten<br />

bei. Die duale Ausbildung zum Gebäudereiniger<br />

oder zur Gebäudereinigerin dauert drei<br />

Jahre. Neben der klassischen Gesellenausbildung<br />

und den vielfältigen Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

zum Meister oder zur Meisterin<br />

bietet sich mit dem Ingenieur-Studium<br />

Reinigungs- und Hygiene management an den<br />

Hochschulen ein weiterer Karriereweg an.<br />

In der Gebäudereinigung zeichnet sich seit<br />

einiger Zeit ein weiterer Trend ab: Auftraggeber<br />

entscheiden sich für einen Dienstleister,<br />

der verschiedene Serviceleistungen aus einer<br />

Historischer<br />

Lohntarifvertrag<br />

Am 27. Februar <strong><strong>20</strong>18</strong> erklärte das Bundesarbeitsministerium<br />

den Mindestlohntarifvertrag<br />

des Gebäudereiniger-<br />

Handwerks für allgemeinverbindlich.<br />

Seit dem 1. Januar <strong><strong>20</strong>18</strong> betragen die<br />

Löhne der Lohngruppe 1 in Westdeutschland<br />

10,30 Euro und steigen in<br />

Stufen bis zum Jahr <strong>20</strong><strong>20</strong> auf 10,80 Euro.<br />

In Ostdeutschland sind es 9,55 Euro,<br />

die sich schrittweise ebenfalls auf 10,80<br />

Euro erhöhen. Durch die äquivalente Erhöhung<br />

der Ausbildungsvergütungen<br />

werde das Gebäudereiniger-Handwerk<br />

auch für junge Menschen interessanter,<br />

sagt Christian Kloevekorn, Verhandlungsführer<br />

des Bundesinnungsverbandes.<br />

Erstmalig wird in Westdeutschland<br />

<strong>20</strong>19 im dritten Lehrjahr die 1000 Euro-<br />

Grenze überschritten und in Ostdeutsch<br />

land im Jahr <strong>20</strong><strong>20</strong>. Mit dem seit<br />

1. Januar <strong><strong>20</strong>18</strong> geltenden Tarifvertrag<br />

sei es gelungen, zum 1. Dezember <strong>20</strong><strong>20</strong>,<br />

genau 30 Jahre nach der Deutschen<br />

Einheit, eine 100-prozentige Angleichung<br />

der Löhne in Ost und West für<br />

die gewerblich Beschäftigten in der Gebäudereinigung<br />

zu erreichen. LOE<br />

Hand anbietet. Dazu zählen neben der klassischen<br />

Glas- und Unterhaltsreinigung auch<br />

reinigungsferne Tätigkeiten, wie Catering, Sicherheitsdienste<br />

und Wartungsarbeiten –<br />

mitunter das Gesamtangebot des modernen<br />

Facility Managements.<br />

Immer öfter setzt sich unter anderem auch<br />

das sogenannte Daytime-Cleaning durch. In<br />

der Vergangenheit wurde zum Beispiel in<br />

Büroräumen entweder am Abend geputzt,<br />

wenn alle Kollegen ihren Schreibtisch bereits<br />

verlassen hatten oder morgens, bevor der erste<br />

Angestellte zur Arbeit kam. Viele Unternehmen<br />

lassen nach den Angaben des Bundesverbandes<br />

die Reinigung während der<br />

regulären Betriebszeiten durchführen. Dies<br />

fördere das Miteinander und vereinfache die<br />

Abstimmung zwischen Auftraggeber und<br />

Kunde. Gleichzeitig hat das nach Bungarts<br />

Einschätzung auch positive, soziale Auswirkungen.<br />

So könne beispielsweise eine berufstätige<br />

Mutter tagsüber arbeiten, wenn die Kinder<br />

in der Betreuung oder in der Schule sind<br />

und abends zu Hause sein, wenn die Kinder zu<br />

Bett gehen.<br />

39<br />

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[spezial] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Blitzblanke Produktionshalle: Bei der Auswahl von Reinigungsfirmen hat Uhlmann Pac-Systeme aus Laupheim eine ganze Reihe an Anforderungskriterien.<br />

Auch die Uhlmann Pac-Systeme GmbH & Co.<br />

KG setzt auf gründliche Reinigungen der<br />

Büroräume und Produktions- und Montageflächen,<br />

die in der Regel jedoch außerhalb der<br />

der regulären Arbeitszeiten stattfinden. „Wir<br />

unterscheiden zwischen der Unterhaltsreinigung<br />

in den Verwaltungsgebäuden an den<br />

Standorten in Laupheim und Ehingen und der<br />

industriellen Reinigung, die die Montage- und<br />

Fertigungsbereiche am Standort Laupheim<br />

umfasst“, erklärt Antonio Pereña, Abteilungsleiter<br />

des Bereiches Einkauf Nicht-Produktionsmaterial<br />

des Laupheimer Verpackungsmaschinenspezialisten.<br />

„Dabei werden neben<br />

den Grundreinigungen in bestimmten Bereichen<br />

und Intervallen auch die Maschinen von<br />

Öl- und Fettfilmen befreit – innen und außen.<br />

Es gehört durchaus zu den Aufgaben des Personals,<br />

zum Beispiel<br />

die Filter in<br />

den Fertigungslinien<br />

zu reinigen.<br />

Für diese Arbeiten<br />

ist jedoch eine spezielle<br />

Einweisung<br />

notwendig, die<br />

über die reguläre<br />

Reinigungsausbildung<br />

hinausgeht.“<br />

Antonio Pereña,<br />

Welche Anforderungen<br />

und Uhlmann Pac-Systeme.<br />

Kriterien<br />

spielen für Uhlmann vor der Beauftragung<br />

einer Reinigungsfirma eine Rolle?<br />

Antonio Pereña: „Grundsätzlich kommen für<br />

uns ausschließlich Unternehmen mit langjähriger<br />

Erfahrung und einer Firmengröße<br />

von mehr als 50 Mitarbeitern in Frage. Denn<br />

je kleiner ein Unternehmen ist, desto schwieriger<br />

wird es bei Ausfällen die von uns geforderte<br />

Leistung weiter zu erbringen.“<br />

K.-O.-KRITERIUM MINDESTLOHN<br />

Zudem ist es für Uhlmann entscheidend, dass<br />

der Mindestlohn sowie die Einhaltung des Arbeitsschutzgesetzes,<br />

der Arbeitssicherheitsstandards<br />

und des Allgemeinen Gleichstellungsgesetzes<br />

gewährleistet sind. „Für uns ist<br />

dabei besonders wichtig, dass der beauftragte<br />

Reinigungsbetrieb hinsichtlich Einsatzzeiten<br />

äußerst flexibel ist“, erläutert Pereña.<br />

Trotz dieser strikten Vorgaben findet der weltweit<br />

operierende Branchenmarktführer entsprechende<br />

Dienstleister: „Es gibt genügend<br />

Anbieter am Markt, die nicht zwingend aus<br />

der Region kommen müssen. Schließlich sind<br />

die zu reinigenden Flächen in der Fertigung<br />

und Montage sowie der Verwaltung an allen<br />

Standorten mit insgesamt etwa 50.000 Quadratmetern<br />

für viele Dienstleister attraktiv“,<br />

betont Antonio Pereña. Pro Monat bekommt<br />

er zwei bis drei Bewerbungen von Gebäudereinigungsfirmen<br />

auf den Tisch beziehungsweise<br />

wird von diesen telefonisch kontaktiert,<br />

die seinen Anforderungen durchauch<br />

entsprechen.<br />

Dennoch sind bei der Beauftragung eines<br />

Dienstleisters auch mögliche Risiken zu beachten:<br />

„Durch die Fluktuation in beauftragten<br />

Betrieben, kann es bei Personalwechseln<br />

zu Qualitätsunterschieden bei der erbrachten<br />

Leistung kommen“, sagt Pereña. Hinzu komme,<br />

dass die Mitarbeiter der Reinigungsfirmen<br />

eine kaum wahrnehmbare Identifikation<br />

mit dem Auftraggeber hätten. Eigenes<br />

Personal würde sich auf jeden Fall stärker mit<br />

dem Unternehmen verbunden fühlen. „Allerdings<br />

zählt diese Tätigkeit nicht zu unserer<br />

Kernkompetenz, daher haben wir uns für die<br />

Vergabe an Fremdfirmen entschieden.“<br />

Ein weiterer Pluspunkt für den oberschwäbischen<br />

Verpackungsspezialisten ist, dass die<br />

Reinigungszeiten durch die Beauftragung einer<br />

Fremdfirma von den regulären Arbeitszeiten<br />

getrennt werden können: „Festangestelltes<br />

Reinigungspersonal kann nicht außerhalb<br />

der üblichen Arbeitszeiten sehr früh am Morgen<br />

oder sehr spät abends arbeiten. Andernfalls<br />

stören Reinigungsarbeiten während den<br />

regulären Arbeitszeiten den betrieblichen<br />

Ablauf und das Personal.“ So gilt bei Uhlmann:<br />

Das Reinigungspersonal kommt, wenn<br />

die anderen Mitarbeiter gehen. [!]<br />

<br />

STEFAN LOEFFLER<br />

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clean mit Sitz in Laupheim, kümmern uns gerne<br />

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unserer Tätigkeit stetig diskret und zuverlässig,<br />

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[aus den hochschulen] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Studierende<br />

erforschen<br />

Smart Home<br />

„Das Zuhause wird smart“, sagt<br />

Kira Rambow-Höschele von der<br />

Robert Bosch GmbH. Wie genau<br />

das aussieht, will das Unternehmen<br />

zusammen mit 26 Studierenden<br />

der HS Ravensburg-<br />

Weingarten herausfinden. Sie<br />

untersuchen den Stand der Forschung,<br />

führen Studien durch,<br />

werten Daten aus und leiten daraus<br />

Trends im Bereich „Smart<br />

Home“ ab. Ziel ist es auszuloten,<br />

welche technischen Möglichkeiten<br />

tatsächlich von Nutzen<br />

sind und wie diese<br />

eingesetzt werden können.<br />

Kontakt: christoph.oldenkotte@hs-weingarten.de,<br />

Telefon<br />

0751 501-9526<br />

Schwarmroboter<br />

gewinnen<br />

Robotic-Award<br />

Das Ziel war, hochmobile Roboterschwärme<br />

für die Landwirtschaft<br />

zu entwickeln. Jetzt hat<br />

das Projekt Mars der HS Ulm<br />

und des Landmaschinenherstellers<br />

Agco den zweiten Platz<br />

beim Robotics Technology<br />

Transfer Award der EU gewonnen.<br />

Eineinhalb Jahre hatten<br />

die Forscher an der Idee getüftelt.<br />

Agco entwickelte das Konzept<br />

weiter, sodass die im<br />

Schwarm arbeitenden Robotereinheiten<br />

heute kurz vor der Serienreife<br />

stehen.<br />

Hochschulen<br />

leisten Firmen<br />

digitale Hilfe<br />

Die Schere zwischen Großbetrieben,<br />

Mittelstand und kleinen<br />

Unternehmen ist groß, insbesondere<br />

im Hinblick auf die<br />

Themen Innovation und Digitalisierung.<br />

Die Hochschulen Esslingen,<br />

Aalen, Reutlingen und<br />

Konkurrenz für DHL & Co.<br />

Pakete ohne DHL, Hermes und Co. – wenn es<br />

nach den Wissenschaftlern der Hochschule<br />

Neu-Ulm geht, ist das bald Realität. In Zusammenarbeit<br />

mit der TU München und der Bundesvereinigung<br />

Logistik tüftelt ein Team an einem<br />

CO 2<br />

-neutralen Logistikkonzept für<br />

die Steinbeissstiftung wollen<br />

nun mit der neuen Transferplattform<br />

Baden-Württemberg<br />

Industrie 4.0 vor allem kleinen<br />

Firmen die Chancen der Digitalisierung<br />

aufzeigen. Dabei erstellen<br />

die Hochschulen mit<br />

den teilnehmenden Unternehmen<br />

Lastenhefte. Diese sollen<br />

dann in konkrete Lösungen<br />

umgesetzt werden. Mehr Informationen:<br />

www.tpbw-i40.de,<br />

Christine Rathmann, Telefon<br />

0711 397-30 08<br />

Neues Labor für<br />

kluge Stromnetze<br />

eröffnet<br />

Noch mehr Energie liegt künftig<br />

am Campus der HS Ulm in<br />

der Eberhard-Finckh-Straße in<br />

der Luft. Mit dem neuen Smart<br />

Grid Labor legt die Hochschule<br />

den Grundstein für die realitätsnahe<br />

Forschung an dezentralen<br />

Energiesystemen. Unter anderem<br />

will das Ulmer Forschungsteam<br />

Solarwechselrichter,<br />

Energiespeicher oder<br />

E-Ladesäulen an Testplätzen in<br />

ein intelligentes Verteilnetz integrieren<br />

und auf Kommunikationsfähigkeit<br />

prüfen.<br />

SAP und ZU<br />

sichern deutsche<br />

Wirtschaft<br />

„Die Bodenseeregion ist ein Abbild<br />

all dessen, was den Erfolg<br />

der deutschen Industrie ausmacht“,<br />

erklärt Prof. Josef Wieland,<br />

Vizepräsident der Forschung<br />

an der Zeppelin<br />

Universität. Sie bietet gute Voraussetzungen,<br />

um Daten über<br />

Bedrohungen und Chancen der<br />

digitalen Transformation zu erheben.<br />

In Kooperation mit SAP<br />

SE startet die ZU dazu nun ein<br />

Forschungsprojekt. Nach einer<br />

Großstädte. Die Idee: Privatleute, die ohnehin<br />

unterwegs sind, nehmen Pakete mit und fungieren<br />

als Zusteller. Untersucht wird unter welchen<br />

Voraussetzungen ein Transportnetz funktionieren<br />

kann, welche Anreize nötig sind und<br />

welche IT für die Umsetzung nötig ist.<br />

Bestandsaufnahme soll ein Innovationscluster<br />

aus Forschungseinrichtungen,<br />

Technologie<strong>unternehmen</strong><br />

und anderen<br />

Anspruchsgruppen entstehen.<br />

Mehr<br />

Lebensqualität<br />

in der Stadt<br />

Foto: © Atstock Productions / shutterstock.com<br />

Parkplatzsuche, Stau und volle<br />

Busse wirken sich negativ auf<br />

die Gesundheit aus. Das Projekt<br />

Living City der HS Neu-Ulm soll<br />

Abhilfe schaffen. In Kooperation<br />

mit den Städten Ulm und<br />

Neu-Ulm sowie Firmen wird untersucht,<br />

wie Routenplaner und<br />

Fitnesstracker Bürger dazu bewegen<br />

können, gesundheitsfördernde<br />

Dienstleistungen zu nutzen.<br />

So könnte eine App künftig<br />

helfen, städtische Angebote zu<br />

finden. Kontakt: Theresa.Osterholzer@hs-neu-ulm.de,<br />

0731-9762-2600 [!] GYS<br />

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Der Reinigungsroboter Cleanfix RA 660 Navi.<br />

Foto: Cleanfix Reinigungssysteme AG<br />

Maximale Sauberkeit durch<br />

smarte Technologie<br />

Fachkräftemangel, häufig wechselndes<br />

Personal und eine mögliche Beschädigung<br />

von Einrichtung oder Waren – viele Unternehmen<br />

sehen sich bei der manuellen oder<br />

teilautomatisierten Reinigung mit Herausforderungen<br />

wie diesen konfrontiert.<br />

Eine Alternative bietet die automatisierte<br />

Reinigung. Leistungsstarke Roboter eignen<br />

sich sowohl für große Flächen, wie Sporthallen,<br />

Einkaufszentren oder Flughäfen, als auch<br />

für den Einsatz in sensiblen oder zulassungsbeschränkten<br />

Produktions- und Hygienebereichen.<br />

Ein Anbieter für autonome Reinigungsroboter<br />

ist die Schöler Fördertechnik<br />

AG, Vertragspartner des Schweizer Herstellers<br />

Cleanfix AG, die mit dem Cleanfix RA 660 Navi<br />

neue Möglichkeiten für die Säuberung von<br />

Oberflächen schafft.<br />

Die Automatisierung ganzheitlicher Arbeitsprozesse<br />

erleichtert die innerbetrieblichen Abläufe<br />

in immer mehr Unternehmen. Höchste<br />

Zeit, auch bei der Reinigung über eine kostenund<br />

ressourcensparende Automation nachzudenken.<br />

Roboter eignen sich für den Einsatz in<br />

weitläufigen Räumen wie Fluren, Hallen oder<br />

Veranstaltungsräumen – damit sind sie für bis<br />

zu 70 Prozent der anfallenden Reinigungsarbeiten<br />

in Unternehmen prädestiniert.<br />

Mit dem Cleanfix RA 660 Navi bietet die<br />

Schöler Fördertechnik AG ihren Kunden<br />

eine neuartige Lösung zur automatischen<br />

Reinigung von Großflächen. Dies schließt den<br />

Einsatz in sensiblen Bereichen, wie beispielsweise<br />

Laboren oder Sicherheitszonen, ein, in<br />

denen der Personeneinsatz problematisch<br />

sein kann. Der autonome Roboter orientiert<br />

sich mit Hilfe von Geo-Navigation in seinem<br />

Umfeld.<br />

Die patentierte runde Form des Cleanfix RA<br />

660 Navi ermöglicht Richtungsänderungen<br />

auf der Stelle und somit eine größtmögliche<br />

Präzision bei der Reinigung. Dank der<br />

integrierten Sensoren nimmt der RA 660 Navi<br />

Hindernisse, wie z. B. Personen, wahr, stoppt<br />

und umfährt diese. Der dabei nicht gereinigte<br />

Bereich wird zu einem späteren Zeitpunkt<br />

während des Reinigungszyklus vom Fahrzeug<br />

nochmals angefahren und, sofern die<br />

Fläche dann nicht mehr durch das Hindernis<br />

versperrt ist, gereinigt. Dank des 45-Liter-<br />

Frischwassertanks reinigt der Scheuer-Saug-<br />

Automat in einem Arbeitsdurchgang bis zu<br />

2.000 m². Zudem können die Nutzer mittels<br />

des intuitiv bedienbaren Touchdisplays über<br />

bis zu 99 verschiedene vorprogrammierte<br />

Areale ansteuern.<br />

Unternehmenskontakt<br />

Schöler Fördertechnik AG<br />

Robert-Bosch-Straße 3–5<br />

D-79618 Rheinfelden<br />

T +49 (0)76 23-963-0<br />

Susanne.Stegmueller@schoeler-gabelstapler.de<br />

www.schoeler-gabelstapler.de<br />

43


[führen] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Motivation mit kleinen Extras<br />

Statt mit Gehaltserhöhungen können Unternehmen ihren Mitarbeitern auch mit Sachleistungen etwas Gutes tun. Der<br />

Vorteil: Sie sind steuerfrei oder steuerbegünstigt – und damit für den Arbeitgeber gar nicht so teuer.<br />

Arbeitgeber tun in Zeiten des Fachkräftemangels<br />

gut daran, auf die Zufriedenheit<br />

ihrer Stammbelegschaft zu<br />

achten. Kleine Extras in Form von Sachleistungen<br />

kommen gut an und haben den Vorteil,<br />

dass sie steuerlich begünstigt oder sogar<br />

steuerfrei sind. Für <strong>unternehmen</strong>[!] hat die<br />

Wirtschaftsberatung Ecovis die beliebtesten<br />

Arbeitgeberleistungen zusammengestellt.<br />

Dazu gehören Benzingutscheine für Mitarbeiter,<br />

die mit dem Auto zur Arbeit kommen.<br />

Maximal 44 Euro können Beschäftigte im Monat<br />

steuerfrei erhalten. Anstelle eines Gutscheins<br />

können sie selbst tanken und den Beleg<br />

einreichen. Solche Gutscheine können<br />

Arbeitgeber auch für andere Zwecke nutzen,<br />

auch hier gilt die Grenze von 44 Euro.<br />

GELD FÜR KINDERBETREUUNG<br />

Auch die Kosten für Kindergarten oder<br />

Kindertagesstätte können Arbeitgeber<br />

ihren Mitarbeitern steuerfrei erstatten.<br />

Dabei ist es egal, ob es sich um eine<br />

betriebliche oder eine außerbetriebliche<br />

Einrichtung handelt. Dem Arbeitgeber<br />

ist es freigestellt, wieviel er seinem<br />

Mitarbeiter bezahlt. Er kann auch die<br />

vollen Kosten zahlen.<br />

Gesunde Mitarbeiter sind für Unterneh-<br />

Übersicht über die<br />

Anforderungen<br />

Die Bandbreite sogenannter Sachbezüge<br />

oder Sachleistungen sind per Definition<br />

geldwerte Vorteile, die den Empfänger<br />

bereichern. Für Gesundheitskurse<br />

hat der Spitzenverband der Gesetzlichen<br />

Krankenversicherung eine Übersicht<br />

über die Anforderungen erstellt: www.<br />

gkv-spitzenverband.de/media/dokumente/krankenversicherung_1/praevention_selbsthilfe_beratung/praevention/<br />

bgf/<strong>20</strong>15_Umsetzungshilfe_Jahressteuergesetz_kurz.pdf.<br />

<br />

GBL<br />

men von zentraler Bedeutung. Arbeitgeber<br />

können zusätzlich zum<br />

Gehalt bis zu 500 Euro jährlich für<br />

Maßnahmen gewähren, die den<br />

Anforderungen der Krankenkassen<br />

als vorbeugende Maßnahmen – also<br />

Prävention – gerecht werden. Dazu gehören<br />

unter anderem Bewegungsprogramme,<br />

Kurse zu den<br />

Themen Ernährung, Entspannung,<br />

Stressbewältigung und<br />

Rauchentwöhnung. Vorsicht!<br />

Die Mitgliedsbeiträge für das<br />

Fitnessstudio oder den<br />

Sportverein gehören<br />

nicht dazu.<br />

Mit bis zu 500 Euro<br />

können Firmen gesundheitsfördernde<br />

Kurse ihrer Mit arbeiter<br />

steuerfrei<br />

unterstützen.<br />

Foto: © Marco Wydmuch / fotolia.com<br />

44


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong><br />

[führen]<br />

Eine pauschale Lohnsteuer müssen Arbeitgeber<br />

für andere Maßnahmen bezahlen. Das<br />

betrifft zum Beispiel Erholungsbeihilfen mit<br />

pauschaler Lohnsteuer von 25 Prozent,<br />

die Arbeitnehmern den Jahresurlaub versüßen.<br />

Pro Kalenderjahr betragen sie für den<br />

Arbeitnehmer 156 Euro, für Ehegatten 104<br />

Euro und für jedes Kind 52 Euro. Arbeitgeber<br />

müssen die gewährte Erholungsbeihilfe pauschal<br />

mit 25 Prozent versteuern.<br />

Auch ein Beispiel für eine steuerfreie Leistung des Arbeitgebers: Zuschuss für die Kinderbetreuung.<br />

<br />

Foto: © Robert Kneschke / fotolia.com<br />

ESSEN, MOBILITÄT, URLAUB<br />

Wichtig ist, dass die Erholungsbeihilfe zeitnah<br />

ausbezahlt wird. Geht der Mitarbeiter<br />

im Juni in den Urlaub, sollte das Geld frühestens<br />

drei Monate vor oder spätestens<br />

drei Monate nach dem Urlaub auf seinem<br />

Konto landen. Den Fahrtkostenzuschuss<br />

lieben Mitarbeiter, die auf die<br />

Bahn angewiesen sind oder mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln zur Arbeit kommen.<br />

Diesen Zuschuss können Arbeitgeber<br />

pauschal besteuert mit 15 Prozent<br />

erstatten. Als Obergrenze gilt hier der Betrag,<br />

den Arbeitnehmer in der Steuererklärung als<br />

Werbungskosten geltend machen können. In<br />

Betrieben ohne Kantine können Arbeitgeber<br />

ihren Mitarbeitern bis zu 6,33 Euro täglich für<br />

Essensmarken gewähren, wenn der Arbeitnehmer<br />

3,23 Euro hinzuzahlt oder versteuert.<br />

Alternativ kann der Arbeitgeber den Betrag –<br />

also die 3,23 Euro – pauschal mit 25 Prozent<br />

besteuern. Das Gesetz zur Förderung der Elektromobilität<br />

sieht steuerbegünstigte Arbeitgeberleistungen<br />

vor. Pauschal mit 25 Prozent<br />

versteuern können Arbeitgeber zum einen<br />

das kostenlose oder verbilligte Bereitstellen<br />

einer Ladevorrichtung, zum anderen Zuschüsse<br />

für den Kauf oder die Nutzung einer<br />

solchen Ladevorrichtung.<br />

Die Finanzverwaltung verlangt jedoch, dass<br />

Arbeitnehmer ihre Kosten einzeln nachweisen.<br />

Begünstigt sind auch die Ausgaben für die<br />

Zukunftssicherung des Arbeitnehmers.<br />

Beiträge des Arbeitgebers aus dem ersten<br />

Dienstverhältnis an einen Pensionsfonds, eine<br />

Pensionskasse oder für eine Direktversicherung<br />

bleiben hier bis zu einer gewissen<br />

Grenze sozial versicherungsfrei: Für Geringverdiener<br />

mit einem Monatsbrutto von 2<strong>20</strong>0<br />

Euro sind zwischen 240 und 480 Euro pro Kalenderjahr<br />

steuer- und sozialversicherungsfrei<br />

möglich. [!] <br />

GERHARD BLÄSKE<br />

GESUCHT.<br />

GEFUNDEN.<br />

Die Suche nach den passenden Mitarbeitern<br />

kann anstrengend und zeitaufwändig sein.<br />

Mit uns kommen Sie schneller an Ihr Ziel.<br />

Wir kümmern uns um Ihren Personalbedarf.<br />

Ulm | Kronengasse 14 | T 0731. 9 68 98 0<br />

Biberach | Gymnasiumstraße 12/1 | T 07351. 5 79 80 1<br />

team@massarbeit-ps.de Seit 1996.<br />

45


[leben] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Sehnsucht nach Natur<br />

Die Sonne lacht und die Pflanzenwelt explodiert förmlich. Alles blüht, alles flattert. Die Freizeitsaison<br />

ist eröffnet. Sechs Führungskräfte aus der Region haben Stefan Loeffler in unserer Umfrage verraten,<br />

zu was sie der Wonnemonat <strong>Mai</strong> anstiftet.<br />

1) Die Natur sprießt und schießt. Wozu treibt Sie es –<br />

mal ganz privat gesehen?<br />

2) Und beruflich? Was beschäftigt Sie derzeit am<br />

meisten?<br />

3) Welche Vorsätze haben Sie sich – beruflich und<br />

privat – für die Sommersaison vorgenommen?<br />

4) Welchen Plan, welche Arbeit schieben Sie privat<br />

schon länger vor sich her?<br />

5) Wie sieht ein perfekter <strong>Mai</strong>-Tag ohne Verpflichtungen<br />

für Sie aus?<br />

Winfried Wanka, Mitglied<br />

der Gruppengeschäftsleitung<br />

HR & Recht sowie Standortleiter<br />

des Werkes Ulm der<br />

Mayser GmbH & Co. KG, zieht<br />

es mit dem Cabrio an den<br />

Bodensee.<br />

1) Am Wochenende mache ich bei schönem Wetter mit meiner Frau<br />

und unserem Hund gerne Spaziergänge an der Iller.<br />

2) Neben vielen anderen aktuellen Themen haben die Planungen für<br />

unseren Werksneubau in Senden hohe Priorität.<br />

3) Etwas mehr körperliche Bewegung<br />

als in letzter Zeit.<br />

4) Meine Steuererklärung<br />

(wie jedes Jahr).<br />

5) Gemütlich mit offenem Dach an<br />

den Bodensee fahren und dort mit<br />

Blick auf das Wasser einen leckeren<br />

Eisbecher essen.<br />

Foto: gradyreese/Getty Images<br />

46


<strong>unternehmen</strong> [!] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong><br />

Foto: © Alexander Raths - fotolia.com<br />

[leben]<br />

WIR<br />

GESTALTEN<br />

MIT<br />

Inne halten und zu<br />

schauen, was wächst und<br />

blüht: Das fasziniert die<br />

Patentanwältin Dr. Ulrike<br />

Cremer, die mit ihrem Mann<br />

die Ulmer Kanzlei<br />

Cremer & Cremer führt.<br />

1) Es treibt mich in meinen Garten – inne halten und schauen, was zu wachsen beginnt, was<br />

schon blüht, pflanzen, und Zukunftspläne schmieden für die weitere Beet- und Gartengestaltung.<br />

2) Personalsorgen – die Vollbeschäftigungssituation in Ulm macht es sehr schwierig, Mitarbeiter<br />

zu finden.<br />

3) Keine bis dato. Wenn ich nun so darüber nachdenke: Möglichst häufig mit den Kindern<br />

an den See zum Baden gehen.<br />

4) Keller aufräumen und ein- und aussortieren.<br />

5) Morgens mit meinem Mann im Café zu sitzen, ein leckeres Frühstück zu genießen und dabei<br />

Zeitung zu lesen und anschließend einen langen Spaziergang im Lautertal zu machen.<br />

mediaservice ulm<br />

Frauenstraße 77<br />

89073 Ulm<br />

www.mediaservice-ulm.de<br />

Alexander Gonzalez entspannt<br />

gerne mit einem Buch auf der<br />

Gartenliege. Der 49-Jährige ist<br />

Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft<br />

Göppingen.<br />

1) Endlich mein Bike wieder auf Vordermann bringen und raus in die Natur zum Radeln<br />

gehen. Die frische Luft, die Sonne und die Wärme genießen und die trüben Tage endlich<br />

abzuhaken. Und endlich mal wieder laufen gehen, ohne sich dick einpacken zu müssen.<br />

2) Nach vielen Jahren in der Kreishandwerkerschaft habe ich im Januar die Geschäftsführung<br />

übernommen. Die Arbeit ist mir nicht fremd – jedoch habe ich derzeit viele neue<br />

Themen und Aufgaben, die zu bewältigen sind und noch auf mich zukommen werden.<br />

Mir liegt das Handwerk sehr am Herzen. Egal welches Gewerk. Wir müssen uns um die<br />

Nachwuchsförderung und die Fachkräftesicherung kümmern und unser Image noch<br />

mehr stärken. Das ist eine große Herausforderung und Verantwortung – und erfordert<br />

viel Kraft.<br />

3) Das Sommerloch so klein wie möglich zu halten.<br />

4) Die Terrasse im Garten sollte endlich mal renoviert werden.<br />

5) Auf der Liege im Garten mit einem guten Buch und abends lecker grillen<br />

mit einem Glas gutem spanischem Vino Tinto.<br />

47


[leben] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Tanja Sienitzki profitiert<br />

auch im Büro von der Dynamik<br />

des Frühlings. Die Dipl.-Bankbetriebswirtin<br />

leitet seit April<br />

<strong>20</strong>17 die Niederlassung der<br />

Commerzbank Ulm.<br />

1) Nach draußen, um die<br />

Explosion der Natur zu genießen.<br />

2) Von der Dynamik des Frühlings auch profitieren zu können.<br />

3) Unsere Kunden mit „frischer“ Beratung zu begeistern und zu überzeugen,<br />

dass Sie vom Sparer zum Anleger werden.<br />

4) Die Renovierung unter dem Dach.<br />

5) Länger schlafen und ein gutes Frühstück – und mich einfach mal<br />

vom Tag treiben zu lassen.<br />

Foto: © Sorbis / shutterstock.com<br />

Frank Lindenmann, Geschäftsführer<br />

der Lindenmann GmbH<br />

+ Co Präzisionsfertigung KG in<br />

Blaustein, möchte mehr Zeit<br />

mit der Familie und mit Freunden<br />

verbringen.<br />

1) Endlich mal wieder den Grill anzuwerfen, aufs Fahrrad zu steigen<br />

und mit unserem Hund raus in die Natur. Es ist einfach schön, wenn<br />

die Tage wieder länger werden und die Sonne scheint.<br />

2) Viel Arbeit und viel zu wenig Fachkräfte. Wir würden gerne schneller<br />

wachsen, aber es ist nicht einfach die richtigen Mitarbeiter zu<br />

finden. Wir haben noch um die <strong>20</strong> freie Arbeitsplätze für CNC-Facharbeiter.<br />

Wir planen auch eine neue Halle, deren Bau sich jedoch<br />

durch behördliche Probleme verzögert.<br />

3) Geschäftlich hatten wir im vergangenen Jahr ein starkes Wachstum<br />

und auch dieses Jahr sind wieder <strong>20</strong> Prozent mehr geplant. Das kostet<br />

viel Zeit und Kraft. Daher möchte ich wieder mal mehr Zeit mit<br />

meiner Familie und meinen Freunden verbringen – und mehr Sport<br />

treiben.<br />

4) Mal länger als zwei Wochen Urlaub am Stück zu machen. Wir<br />

möchten mit der Familie gerne die Westküste der USA bereisen.<br />

5) Mit der Familie an den Bodensee fahren. Den ganzen Tag Sonne<br />

bei mindestens <strong>20</strong> Grad und dann mit dem Segelboot raus. Einfach<br />

mal faulenzen oder wie man heute sagt: chillen. Zum<br />

Abschluss gibt es einen Sundowner am See und was Leckeres<br />

zu essen.<br />

Zu einem geruhsamen <strong>Mai</strong>tag<br />

gehört für ihn auch ein Bummel<br />

durch die Altstadt von Weißenhorn.<br />

Thomas Spiekermann<br />

ist seit über zwei Jahren<br />

Inhaber des Küchen- und Einrichtungshauses<br />

Möbel Wirth.<br />

1) Im Frühling treibt es mich hinaus in die Natur. Zu sehen und zu<br />

spüren wie die Vegetation erwacht und sich alles mit neuem Leben<br />

füllt. Ich kann dabei neue Energie „tanken“.<br />

2) Beruflich ist bei uns ebenfalls Frühling. Bei Möbel Wirth wächst in<br />

den nächsten Wochen viel Neues heran. Wir werden das Unternehmen<br />

komplett neu am Markt aufstellen und das mit umfangreichen<br />

Erneuerungen unserer Ausstellungsräume verbinden. Wir werden<br />

für den Möbelverkauf in unserer Region einen vollkommen neuen<br />

Standard setzen.<br />

3) Geschäftlich habe ich mir vorgenommen, mit unseren Kunden und<br />

unseren Mitarbeitern die erfolgreiche Entwicklung von Möbel Wirth<br />

weiter fortzusetzen und in unserer Region das attraktivste und innovativste<br />

Küchen- und Einrichtungshaus zu werden. Privat: Neben<br />

der vielen Arbeit gönne ich mir für meine Familie<br />

auch die eine oder andere kleine Auszeit.<br />

4) Mit meiner Familie mal in die Berge zu fahren. Es<br />

wird langsam Zeit, unsere neue Heimat besser<br />

kennen zu lernen.<br />

5) Ein langes Frühstück auf der Terrasse, ein Bummel<br />

durch die sehenswerte Altstadt von Weißenhorn<br />

und der Ausklang bei einem guten Weizenbier<br />

in einem der fantastischen Biergärten unserer<br />

Region.<br />

Foto: © Ksenia Raykova / shutterstock.com<br />

48


AIR<br />

LAND<br />

NAVITIMER 1<br />

SEA<br />

NAVITIMER 1 B01 CHRONOGRAPH 46<br />

MANUFACTURE CALIBER B01<br />

CHRONOMETER-CERTIFIED


[namen & nachrichten] Ausgabe 62 | <strong>Mai</strong> <strong><strong>20</strong>18</strong> <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Firmenpionier<br />

Handtmann<br />

gestorben<br />

Unternehmer<br />

Arthur<br />

Handtmann.<br />

Er war einer der prägenden<br />

oberschwäbischen Unternehmerpersönlichkeiten<br />

der Nachkriegszeit,<br />

nun ist Arthur<br />

Handtmann,<br />

Seniorchef<br />

der<br />

gleichnamigen<br />

Firmengruppe,<br />

im<br />

Alter von 91<br />

Jahren gestorben. 1947 war er in<br />

das elterliche Unternehmen<br />

eingetreten. Der Maschinenbau-<br />

Ingenieur entwickelte die kleine<br />

Messinggießerei zu einem<br />

international tätigen Unternehmen.<br />

Unter seiner Geschäftsführung<br />

wuchs die Belegschaft<br />

von 56 auf 1500 Mitarbeiter.<br />

Heute beschäftigt Handtmann<br />

3600 Mitarbeiter.<br />

Großer Festabend<br />

zu Manfred<br />

Osters Abschied<br />

Wenn der stolze Vater mit den Söhnen<br />

Premiere beim börsennotierten Bodenspezialisten<br />

Uzin Utz aus Ulm: Vater Werner Utz<br />

(Aufsichtsratschef) stellte erstmals die Bilanz<br />

mit seinen Söhnen Philipp (links) und Julian<br />

(rechts) vor. Die Söhne sind in den Vorstand<br />

aufgestiegen, den Thomas Müllerschön (nach<br />

Abschied in den<br />

Ruhestand:<br />

Manfred Oster.<br />

Mehr als 17 Jahre ist Manfred<br />

Oster an der Spitze der Sparkasse<br />

Ulm gestanden. Im Rahmen<br />

eines Festabends im Ulmer<br />

Congress Centrum spendeten<br />

ihm 700 Gästen stehend Applaus.<br />

Oster war sichtlich gerührt.<br />

Unter seiner Führung<br />

kletterte das Bilanzvolumen der<br />

Sparkasse<br />

Ulm von 3,7<br />

auf 6,1 Milliarden<br />

Euro.<br />

Oster will<br />

seinen Ruhestand<br />

gelassen<br />

angehen<br />

– und lässt<br />

sich als<br />

Chauffeur<br />

buchen. Dieses<br />

Angebot „an alle, die etwas<br />

Interessantes zu diskutieren haben“,<br />

begründete er in der SÜD-<br />

WEST PRESSE: „Ich fahre gerne<br />

Auto und freue mich über spannende<br />

Gespräche.“ Sein Nachfolger<br />

ist Stefan Bill.<br />

Wieland wird<br />

zur Nummer 1<br />

in Europa<br />

Die Wieland-Werke AG steigt<br />

mit dem Kauf der Flachwalzprodukte-Sparte<br />

des Hamburger<br />

Konzerns Aurubis zum größten<br />

Kupferverarbeiter Europas auf.<br />

In der Sparte erwirtschafteten<br />

zuletzt 1900 Beschäftigte einen<br />

26 Jahren bei Uzin) und Beat Ludin (12 Jahre)<br />

verlassen hatten. Der Umsatz stieg <strong>20</strong>17 auf<br />

knapp 296 Millionen Euro. Das Ergebnis vor<br />

Steuern ging leicht auf 24,4 Millionen Euro zurück.<br />

Die Aktionäre erhalten eine Dividende<br />

von 1,30 Euro pro Aktie.<br />

Umsatz von 1,5 Milliarden Euro.<br />

Wieland stellt unter anderem<br />

Hochleistungsrohre her,<br />

Bänder, Bleche und Drähte, die<br />

beispielsweise in Autos, im Anlagenbau<br />

und in der Luftfahrt<br />

verwendet werden. Im Geschäftsjahr<br />

<strong>20</strong>16/17 (30. September)<br />

steigerte Wieland den<br />

Umsatz um 18 Prozent auf 3<br />

Milliarden Euro. Das Ergebnis<br />

vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen<br />

stieg auf 190 Millionen<br />

Euro. Wieland beschäftigt<br />

knapp 7000 Mitarbeiter,<br />

1300 in Ulm und 2800 im Werk<br />

in Vöhringen. [!]<br />

[impressum]<br />

Verlag/Herausgeber<br />

Neue Pressegesellschaft<br />

mbH & Co. KG<br />

Frauenstraße 77, 89073 Ulm<br />

Geschäftsführer:<br />

Thomas Brackvogel<br />

Redaktion<br />

Alexander Bögelein (verantw.)<br />

a.boegelein@swp.de<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Anzeigen<br />

Andreas Simmet<br />

(verantwortlich)<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Gestaltung<br />

Alen Pahic (Art Director)<br />

Antje Meyer (Bild)<br />

Fotos Marc Hörger (Titel + Titelinterview),<br />

Volkmar Könneke,<br />

Giacinto Carlucci, Werkfotos,<br />

Getty Images, PR, Archiv<br />

Druck<br />

Druck- und Verlagsgesellschaft<br />

Bietigheim mbH<br />

Kronenbergstraße 10<br />

74321 Bietigheim-Bissingen<br />

Objektleitung<br />

Tobias Lehmann<br />

Telefon 0731 156-515<br />

t.lehmann@swp.de<br />

Mediaberatung<br />

Christine Blum<br />

Telefon 0731 156-356<br />

E-<strong>Mai</strong>l c.blum@swp.de<br />

Vertriebsservice<br />

<strong>unternehmen</strong>.vertrieb@swp.de<br />

Auflage: 18.000 Exemplare<br />

Nächste Ausgabe<br />

13. Juli <strong><strong>20</strong>18</strong><br />

Die Themen<br />

Patente, Gebrauchsmuster,<br />

Marken, Geschmacksmuster<br />

Transporter & Co.<br />

Hochstapeln – was Gabelstapler<br />

können<br />

Stiftungen für Privatvermögen<br />

u. v. m.<br />

Anzeigenschluss<br />

19. Juni <strong><strong>20</strong>18</strong><br />

www.swp.de/<strong>unternehmen</strong><br />

50


Brummen<br />

ist einfach.<br />

Weil wir den Motor der<br />

Wirtschaft am Laufen halten.<br />

In Deutschland und an<br />

64 Standorten weltweit.<br />

sparkasse.de

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