Zeitschrift von BALANCE | Verein BALANCE – Leben ohne Barrieren | Ausgabe Nr. 72 | 2/2018, Jahrgang 21
Thema
Digitalisierung
Interview
Apps, Joysticks & Internet der
Dinge, Interview mit Martina Ranner
von Lifetool
Politik
Gleiche Chancen für Alle?
Das Regierungsprogramm
unter der Lupe.
2 EDITORIAL
BALANCER 72, 2/2018
Inhalt
Editorial
Von Helga Hiebl
Wie die meisten Menschen heutzutage nutze ich E-Mails, Facebook,
Twitter, Instagram, verschiedenste Messenger-Dienste und ich lese
Zeitungen und Nachrichten fast nur mehr online, meine Arbeitszeiten
im Büro werden digital von unserem Zeiterfassungsprogramm
„facil“ erfasst und Dateien tauschen wir innerhalb von BALANCE auf
einer internen Serverplattform aus. Es ist offensichtlich, wir leben
im digitalen Zeitalter und dazu brauchen wir viel mehr digitale Medienkompetenz
als noch vor zehn Jahren.
Grund genug, der Digitalisierung unserer Lebens- und Arbeitswelt,
besonders im Sozialbereich eine Schwerpunkt-Ausgabe zu
widmen. Von Datenschutz, Facebook-Tipps bis hin zu Robotereinsätzen
finden Sie in diesem Heft ein breit gefächertes Themen-Potpourri.
Brandaktuell ist der Info-Text unserer BALANCE-Datenschutzbeauftragten
Christiane Bartel über die neue Datenschutzgrundverordnung,
die ab 25. Mai in Kraft tritt und empfindliche Strafen
bei Nichtbefolgung vorsieht. Und wer gerne einmal seine von Facebook
gesammelten Daten ansehen will, der findet in diesem Heft
eine kurze Anleitung, wie man seine von Facebook gespeicherten
Daten anfordern und herunterladen kann.
Nicht in der digitalen Welt, sondern im physischen Sozialraum
hingegen ist die Donnerstagsgruppe der Tagesstruktur SoHo jede
Woche unterwegs. Deren Tätigkeit hat unser Redakteur Christian
Zuckerstätter ausführlich beschrieben. Von den ebenfalls sehr realen
Renovierungs- und Verschönerungsarbeiten in der Tagesstätte
MaPo berichten die handelnden Personen selbst und physisch vor
Ort war auch unser Redakteur Jürgen Plank, um uns aktuell von der
Pressekonferenz zum Thema Auswirkungen des bisher bekannt gewordenen
Regierungsprogramms auf Menschen mit Behinderungen
zu berichten.
Zu guter Letzt gehen bei Pro und Contra die Meinungen wieder
einmal auseinander, die immer häufiger auftretende Selbstbedienungs-Supermarktkassa
erfährt Zuspruch wie Ablehnung.
Im Namen der Redaktion wünsche ich schöne Lesestunden, genießen
Sie den Beginn der warmen Jahreszeit!
Vorgestellt
03 Lukas Proksch
BALANCE Intern
04 Nanu? BADANU! Warum? Wozu?
BALANCE Pinnwand
07 Mit Farbe und Pinsel
07 Der „GameStop“
Thema Digitalisierung
08 Soziale Arbeit 4.0
11 Wissen und Digitalisierung – ein Selbstläufer?
13 Was weiß facebook über mich?
14 DATENSCHUTZ – Was auf uns zukommt …
16 Die Roboter kommen ... nein, sie sind schon da!
BALANCE Kunst
18 tanzMontage
Politik
20 Gleiche Chancen für alle?
BALANCE Tagesstruktur
22 DoGru die etwas andere Gruppe
Interbalance
24 Martina Ranner: Apps, Joysticks & Internet der
Dinge
Kommentar
26 Pro & Contra Selbstbedienungskassen
27 Impressum
Veranstaltungen
Das Cover zeigt ein Werk des
Künstlers Johannes Gruber, der seit 2009 im
Wiener Atelier von bildBalance arbeitet. Er malt
bevorzugt mit Ölfarbe auf Leinwand, in diesem
Fall im Format 80x60cm.
Foto: A.Berger
BALANCER 72, 2/2018
VORGESTELLT 3
10 Fragen an:
Lukas Proksch
Steckbrief: Alter 28, Stabstelle IT,
Student, Studienfach Health Assisting
Engineering, Er arbeitet derzeit
an seiner Masterarbeit zum Thema:
Veränderungen im Gangbild und des
Bewegungsablaufes von Menschen
mit amputiertem Unterschenkel.
Seit September 2015 bei BALANCE als
Mitarbeiter in der Stabstelle IT.
1
2
3
4
5
Ein guter Tag bei BALANCE beginnt damit …
dass ich es in der Früh an meinen Schreibtisch
schaffe, ohne vorher schon wegen IT-Problemen
abgefangen zu werden.
Was hält dich persönlich in BALANCE?
Hauptsächlich mein Vestibularorgan (Fachwort
für Gleichgewichtsorgan) und ein bisschen Sport.
Welche Barrieren hast du in deinem Leben schon beseitigt?
Ich schaffe es mittlerweile (fast immer) problemlos
früh aufzustehen!
Das Schönste an BALANCE ist …
einerseits die netten KollegInnen sowie andererseits
für einen Arbeitgeber zu arbeiten, welcher
nicht auf Profit aus ist, sondern versucht Menschen
zu helfen.
Rollentausch: Was würdest du als MitarbeiterIn von
der Stabstelle IT erwarten?
Ehrlich gesagt, möglichst wenig von ihr mitzubekommen,
da ja alles reibungslos funktionieren
sollte – und im Fall der Fälle ein schnelles
Reagieren.
6 Inklusion heißt für mich …
Miteinander – unabhängig von Herkunft, Geschlecht
oder sozialen sowie körperlichen
Beeinträchtigungen.
7
8
Das beste Cookie ist …
Schokolade
Mein Lieblingsavatar ist …
Ich brauche keinen.
9 Up- oder Download?
Download.
10 Was ich sonst noch unbedingt loswerden möchte …
Da gibt es nichts mehr.
Foto: L.Proksch privat
4
INTERN
BALANCER 72, 2/2018
NANU? BADANU!
WARUM? WOZU?
von Daniela Spindler
AS
2017 startete BALANCE mit einer neuen Software-Lösung
für das Erfassen von Daten, die sich auf die von uns
begleiteten Menschen beziehen. Mittlerweile arbeiten
alle MitarbeiterInnen mit diesem System.
WAS BEDEUTET BADANU UND WOZU
DIENT ES?
„BADANU“ ist eine Abkürzung von BALANCE DAtenbank
NUtzerInnen. Das ist ein IT-System der Firma Care-
Center, mit dem MitarbeiterInnen von BALANCE Daten
von und über NutzerInnen von BALANCE-Dienstleistungen
verarbeiten. Es werden dort Informationen abgespeichert
und ausgewertet, die wichtig sind für die Arbeit
der BetreuerInnen, aber auch für die MitarbeiterInnen in
der Zentrale.
WELCHE ART VON DATEN WERDEN DERZEIT
IN BADANU GESPEICHERT UND
VERARBEITET?
Die in diesem Artikel erwähnten Anwendungsfälle sind
eine Zusammenfassung der wichtigsten Funktionen
von BADANU mit allgemeinen Beispielen.
Es werden einerseits sogenannte „Stammdaten“
gespeichert. Darunter versteht man Informationen über
die von BALANCE unterstützten Menschen mit Behinderungen
wie zum Beispiel Name, Geburtsdatum, Geschlecht
oder Pflegestufe, aber auch Informationen über
Editorial / Vor den Vorhang
wichtige Kontaktpersonen, gesetzliche Vertretungen
und Adressen und Telefonnummern von ÄrztInnen, bei
denen ein Nutzer oder eine Nutzerin in Behandlung ist.
Darüber hinaus werden auch medizinische und
pflegerische Daten in BADANU gespeichert. Dazu gehören
Diagnosen über körperliche und mentale Beeinträchtigungen
oder auch welche Krankheiten oder Verletzungen
der Hausarzt festgestellt hat. Wenn jemand
Hilfsmittel wie zum Beispiel einen Rollstuhl benutzt
oder ein Pflegebett benötigt, dann wird in BADANU erfasst,
um welches Modell es sich handelt und die MitarbeiterInnen
werden außerdem daran erinnert, wann das
nächste Mal eine technische Überprüfung dieser Hilfsmittel
stattfinden muss.
Ebenfalls in BADANU erfasst werden Informationen
über die Höhe der Kostensätze und Aufzeichnungen
über die An- und Abwesenheitstage. Am Ende jedes Monats
werden in der Finanzbuchhaltung mit Hilfe von BA-
DANU diese Daten automatisch zusammengefasst und
auf Rechnungsformulare gedruckt, die dann an die Fördergeber
(zum Beispiel Fonds Soziales Wien oder Land
Niederösterreich) geschickt werden.
Es gibt in BADANU auch eine Rubrik, in der wichtige
Schriftstücke abgespeichert werden können. Dazu zählen
Dokumente wie zum Beispiel eine Kopie des Reisepasses,
ein Gerichtsbeschluss über die Sachwalterschaft,
aber auch medizinische Befunde aus einem Krankenhaus.
Im Wohnen wird derzeit auch ein Ressourcenplaner
verwendet, in dem Termine der BewohnerInnen gespeichert
und koordiniert werden können.
BALANCER 72, 2/2018 INTERN 5
Foto: © geometrix
WARUM WURDE BADANU EINGEFÜHRT?
BADANU wurde aus Gründen der Sicherheit und der
besseren Nachvollziehbarkeit von Daten durch zentrale
Speicherung und differenzierbare Zugriffsmöglichkeiten
eingeführt. Aber auch deshalb, weil ein für ganz
BALANCE gültiges, möglichst einheitliches System der
Verwaltung von Daten, die sich auf die von BALANCE
unterstützten Menschen beziehen, geschaffen werden
sollte.
Ein solches System soll es auch erleichtern, gesetzliche
Bestimmungen und Vorgaben von FördergeberInnen
und Behörden einzuhalten. Wenn das neue Datenschutzgesetz
Ende Mai 2018 in Kraft tritt, dann müssen
wir zum Beispiel genau wissen, welche Daten an welchem
Ort bei BALANCE gespeichert werden. Diese sehr
komplexen Anforderungen können durch ein herkömmliches
Zettelsystem nicht erfüllt werden.
WAS SIND DIE VORTEILE EINER SOLCHEN
DATENBANK?
Die Daten, die in BADANU gespeichert sind, liegen auf
einem gemeinsamen Server. Das hat den Vorteil, dass
alle MitarbeiterInnen immer den aktuellen, zentralen
Informationsstand abfragen können. Unterschiedliche
Informationsstände, die in dicken Aktenordnern in drei
bis vier unterschiedlichen Dienstzimmern und Büros
gestanden sind, haben nämlich in der Vergangenheit
für Verwirrung gesorgt.
Es handelt sich bei den gespeicherten Daten größtenteils
um sehr persönliche und sensible Daten, die BA-
LANCE über die NutzerInnen ihrer sozialen Dienstleistungen
benötigt. Deshalb ist es wichtig, dass sichergestellt
wird, dass nur berechtigte Personen diese Daten
lesen und abfragen können. Es wird in BADANU festgehalten,
wer wann welche Daten eingetragen oder auch
gelesen hat. Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter,
der Zugriff zu BADANU benötigt, bekommt einen eigenen
Zugang mit einem geheimen Passwort.
Außerdem ist mit Hilfe dieser Datenbank auch sichergestellt,
dass MitarbeiterInnen von BALANCE nur
jene Daten lesen können, die sie zur Erledigung ihrer
Aufgaben benötigen. Ein Mitarbeiter der Wohngemeinschaft
Böckh kann zum Beispiel nicht sehen, welche
Daten zu einer Bewohnerin im Wohnhaus Maxing gespeichert
sind. Und MitarbeiterInnen in der Zentrale, die
vor allem mit der Verwaltung und Abrechnung von Kostensätzen
beschäftigt sind, können nicht sehen, welche
medizinischen Diagnosen bei einer Person gespeichert
sind.
WAS SIND DIE HERAUSFORDERUNGEN BEI
BALANCE?
Die Einführung eines so umfangreichen digitalen Systems
ist eine Herausforderung auf allen Ebenen. Besonders
zu Beginn bedeutet es eine große Umstellung
für alle MitarbeiterInnen. In BADANU greifen alle Abteilungen
auf die gleichen Datensätze zu. Deshalb muss
man sich darüber absprechen, wer für die Eingabe und
Aktualisierung welcher Daten verantwortlich ist.
BADANU ist eine Datenbank, die mit verschiedenen
vorgefertigten Masken arbeitet. Masken sind nach
Themen gruppierte Felder, in die Informationen eingetragen
werden können. Ein Teil dieser vorgefertigten
Masken wurde so adaptiert, dass sie besser für die Arbeitsweise
von BALANCE passen. Diese Vereinheitlichung
bedeutet aber auch, dass es für MitarbeiterInnen
keinen Spielraum mehr gibt, Datenblätter nach ihrem
eigenen System zu ordnen.
6 INTERN
BALANCER 72, 2/2018
Außerdem arbeiten viele BetreuerInnen am liebsten
mit Menschen und finden es nicht so toll, wenn sie
einen Teil ihrer Arbeitszeit vor dem Computer verbringen
müssen. In unserer digitalisierten Arbeitswelt sind
jedoch grundlegende Computerkenntnisse mittlerweile
unumgänglich.
BALANCE ist ein gemeinnütziges Unternehmen,
das durch Kostensätze von öffentlichen FördergeberInnen
finanziert wird. Wir müssen mit vorgegebenen finanziellen
Mitteln auskommen und können deshalb
Personalstunden nicht einfach so aufstocken. Die Dateneingaben
zum Start von BADANU mussten deshalb
zum Beispiel mit wenigen Überstunden von MitarbeiterInnen
in den Einrichtungen geleistet werden. BADANU
deckt sehr viele Bereiche ab und ist ein sehr komplexes
System. Mit den gegebenen Möglichkeiten schaffen wir
es nur, neue Funktionen schrittweise einzuführen.
Außerdem ist BADANU in den verschiedenen Einrichtungen
unterschiedlich stark im Alltag verankert. Es
gibt sozusagen unterschiedliche Geschwindigkeiten in
der Anpassung an dieses neue System. Das hat zur Folge,
dass manchen Einrichtungen die Weiterentwicklung
von BADANU viel zu langsam geht, weil sie schon sehen,
dass BADANU viele Erleichterungen bringt, während
MitarbeiterInnen aus anderen Einrichtungen stöhnen,
weil es schon wieder eine Neuerung gibt. Es gibt also
unterschiedliche Schwerpunktsetzungen, die immer
wieder diskutiert werden müssen, um Kompromisse zu
finden.
Pinn
wand.
WORAN WIRD GERADE GEARBEITET? WAS
IST FÜR DIE ZUKUNFT GEPLANT?
Derzeit befinden wir uns noch in der Phase BADANU I
und arbeiten daran, dass die in BADANU gespeicherten
Daten in allen Einrichtungen auf dem aktuellen Stand
sind und danach auf zusammengefassten Berichten,
wie zum Beispiel auf dem Notfalldatenblatt, ausgewertet
werden können.
In der Phase BADANU II ist geplant, dass auch nutzerInnen-bezogene
Dokumentationen gemäß den fünf
Lebenskreisen und Durchführungsnachweise in BADA-
NU integriert werden. Da befinden wir uns allerdings
noch in der Planungsphase, ein Starttermin für BADA-
NU II für die Standorte steht noch nicht fest.
WER IST ANSPRECHPARTNERIN WOFÜR?
Die organisatorische Verantwortung für die Umsetzung
und Koordinierung der inhaltlichen Arbeitsprozesse
in BADANU obliegt, je nach Thema, den Fachstellen
Wohnen, Beschäftigung und Pflege.
Die Verantwortlichkeit für technische Umsetzung,
laufende Userverwaltung, technische Fehlerbehebung,
Weiterentwicklung der Datenbank und Kommunikation
mit der Firma CareCenter obliegt Daniela Spindler von
der Abteilung Controlling & IT, die dabei von Roman Polzer
als externen Experten unterstützt wird.
Fotos: BALANCE Archiv
BALANCER 72, 2/2018 PINNWAND 7
Mit Farbe
und Pinsel
Eine Gemeinschaftsaktion verpasste den
Räumen der Tagesstätte MaPo einen neuen
Anstrich und machte Lust auf weitere
Verschönerungsmaßnahmen.
Von Christina Mitterhofer und Judith Pokorny
Bereits letztes Jahr im Spätsommer haben wir
einen Zwischenraum verschönert. Anfang des
Jahres war dann das Atelier dran, danach die
Küchengruppe und zuletzt die Keramikgruppe.
Alle TeilnehmerInnen der Tagesstätte MaPo,
die Lust hatten, haben fleißig geholfen – auch
RollstuhlfahrerInnen. Der Zivi (Zivildiener) und
natürlich die BetreuerInnen haben auch tatkräftig
mitgemacht. Die betriebsame Aktivität
und fröhliche Stimmung waren ansteckend,
sodass auch diejenigen, die nicht beim Ausmalen
helfen konnten, eben auf ihre eigene Art
unterstützten, z. B. Pinsel und Walze halten,
gute Laune verbreiten … Alle HelferInnen hatten
großen Spaß. Wir haben altes Gewand und
Schürzen verwendet und den RollifahrerInnen
(RollstuhlfahrerInnen) z. T. die Schuhe ausgezogen.
Den Rollstuhl mussten wir trotz Schürze
danach säubern, das hat zu noch besserer Laune
geführt bei den Betroffenen.
Der Normalbetrieb musste so gut es ging dabei
aufrecht erhalten bleiben. Therapiemaßnahmen
(Übungen, MotoMed fahren …), Mittagessen
in der Küchengruppe, Dokumentation am
PC und auch die Produktion wurden so gut es
ging weitergeführt. Nicht allen war das Chaos
immer recht, doch wir haben es alle gut überstanden
und waren innerhalb weniger Tage fertig.
Das Ergebnis gefällt allen sehr gut. Die Gruppenräume
sind jetzt heller und freundlicher.
Noch sind wir aber nicht fertig, wir haben noch
weitere Ideen und den Wunsch, den Speisesaal
etwas freundlicher und weniger steril zu gestalten,
doch das wird ein anderes Projekt.
Der „GameStop“
Im Rahmen der Begleitung in der Tagesstruktur erkunde
ich Möglichkeiten für ein Praktikum. Deshalb habe ich mir
auch die Computerspiel Läden wie GameStop in Wien genau
angesehen. Wer diese nicht kennt, für den habe ich ein
paar Fakten zusammengetragen.
Von Pia Wolf
GameStop-Filialen gibt es weltweit in über 15 Ländern, in
ganz Österreich über 20 Mal und in Wien ist GameStop mit
fünf Filialen vertreten. In den GameStop-Shops können leidenschaftliche
GamerInnen neue und gebrauchte Games,
Konsolen sowie Zubehör für PlayStation, Xbox und Nintendo
kaufen.
Als Gamerin interessiert mich natürlich alles im
„GameStop“. Dort kann man seinen GameBoy oder Nintendo
reparieren lassen. Aber auch gebrauchte Spiele und Zubehör
kann man dort erwerben. In dem hinteren Bereich
werden Yu-Gi-Oh!-Karten zum Verkauf angeboten und sogar
Kuscheltiere gibt es dort! Ich habe dort ein Pokémon-
Sonne-Spiel und ein Pokémon-Mond-Spiel gekauft. Es gibt
auch eine so genannte „GameStop“-Karte. Als GameStop+
Mitglied sammelst du automatisch Möhren – andere langweilige
Bonusprogramme nennen sie „Punkte“ – und steigst
Level für Level auf, um dir neue und bessere Vorteile in deinem
GameStop-Store zu sichern, zum Beispiel Rabatte oder
gewisse Sachen freischalten.
Ein Tag im GameStop
Der Arbeitstag beginnt sehr früh. Es wird aufgesperrt, die
Geräte eingeschaltet und Ware vorbereitet. Lichter werden
auch eingeschaltet, wie die anderen Maschinen, Produkte
werden vorbereitet. Wenn KundInnen kommen, werden sie
betreut. Sind keine KäuferInnen im Laden, wird die Ware
sortiert, ein- und weggeräumt. Einer der Mitarbeiter betreut
die KundInnen und führt Infogespräche. Die Ware wird
immer in Regale eingeräumt. Gegen Ende des Arbeitstages
werden Waren bestellt und zum Schluss der Laden wieder
zugesperrt.
Illsutration: Nina Ober
Ich stelle mir die Arbeit im GameStop sehr abwechslungsreich
vor. Es würde mich sehr freuen, wenn ich dort arbeiten
dürfte.
www.gamestop.at
8
Thema
KÖRPERBILDER
DIGITALISIERUNG
BALANCER 72, 2/2018
Soziale
Arbeit 4.0
Von Digitalisierung wird heute viel geredet. Aber inwiefern
ist auch die Soziale Arbeit von dieser Entwicklung betroffen?
Wo liegen die Chancen und was sind die Herausforderungen
des digitalen Wandels im Sozialbereich?
Von Helga Hiebl
Soziale Arbeit und Digitalisierung? Gegenüber dem Einsatz
von digital-technischen Hilfsmitteln im Sozialbereich
herrscht oft beträchtliche Skepsis. Die Extrempositionen
sind dabei besonders weit auseinander. Von „das betrifft
uns in der sozialen Arbeit doch gar nicht, wir arbeiten
ja mit Menschen“ bis „Nichtstun oder draußen zu bleiben ist
unverantwortlich bis unmöglich“.
Wo auch immer man sich positioniert, digitale Kompetenz
wird zunehmend wichtiger, damit die Technologien
nicht uns, sondern wir sie bestimmen. Der amerikanische
Soziologe Jeremy Rifkins beschreibt die digitale Revolution
als die vierte große industrielle Revolution, die das menschliche
Zusammenleben maßgeblich verändern wird. Und das
spüren wir bereits an allen Ecken und Enden. Wir wissen
noch nicht genau, wie sich diese Veränderung auswirken
wird, die Augen davor zu verschließen ist allerdings nicht
mehr möglich.
DIGITALISIERUNG IST NICHT ALLES
Bei aller Euphorie und dem Staunen über die technischen
Möglichkeiten in der Sozialen Arbeit ist es immer noch wichtig,
dass man den Blick auf den Menschen nicht verliert. Es
ist die Herausforderung der Sozialen Arbeit, bei den schier
unbegrenzt erscheinenden technisch-digitalen Möglichkeiten
der Versuchung zu widerstehen, das Machbare mit dem
Nützlichen zu verwechseln und Technik an falschen Stellen
einzusetzen. Dabei muss man bewusst den Menschen in
den Mittelpunkt rücken und immer wieder neu überprüfen,
ob diese oder jene digitale Unterstützung den MitarbeiterInnen
in der Sozialen Arbeit und den KundInnen sozialer
Dienstleistungen auch wirklich nutzt.
ExpertInnen gehen davon aus, dass die unter dem
Schlagwort „Industrie 4.0“ bekannt gewordene Vernetzung
der traditionellen Wirtschaft mit der digitalen
Welt den Strukturwandel hin zu Dienstleistungen
beschleunigen wird – soziale Dienstleistungen sind da nicht
ausgenommen. Wie also kommt die Digitalisierung bei den
NutzerInnen der Dienstleistungen und den MitarbeiterInnen
heute an?
DIE ZWICKMÜHLE IN DER SOZIALEN ARBEIT
Die Hürden, die es bei der Nutzung digitaler Werkzeuge
gibt, erscheinen in der Sozialen Arbeit viel höher als
in anderen Berufszweigen. Nirgends sonst findet man so
viel Ablehnung: „Man wollte doch mit Menschen arbeiten
und nicht vor dem Computer sitzen …“, hört man des Öfteren.
Der Non-Profit-Experte Christian Horak von Contrast
Management Consulting forderte bereits vor Jahren
von den Non-Profit-Organisationen, den Kopf nicht in den
Sand zu stecken, sondern einen aktiven Umgang mit der
Digitalisierung zu finden. Was also steckt hinter diesem
Unbehagen?
Die zunehmende Professionalisierung im Sozialbereich
führte im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte dazu, dass die
Organisationen die Qualität und Art der Dienstleistungen
immer genauer nachweisen müssen. Die MitarbeiterInnen
müssen ihre Arbeit immer exakter protokollieren und diese
Protokolle sind digital. Was früher per Hand oder maximal
in einer Tabelle oder einem Word-Dokument eingetragen
wurde, ist nun in komplexe Programme einzugeben,
für deren Verwendung man Schulungen benötigt. Besonders
für Personen, die ohnehin wenig Computerkenntnisse
besitzen, ist das eine Herausforderung. Subjektiv gesehen
kostet das vorerst also mehr Zeit – auch wenn es später zu
Zeitersparnis und mehr Qualität führt, steht oft die Anstrengung
und nicht der Nutzen für die MitarbeiterIn im
Vordergrund.
Fotos: © vectorfusionart
Thema
BALANCER 72, 2/2018 DIGITALISIERUNG
9
Und darüber hinaus gibt es immer wieder Tendenzen
und Versuche seitens der öffentlichen Hand,
im Sozialbereich einzusparen: man müsse effizienter
werden, wird oft auch in einem Atemzug mit
der Digitalisierung gefordert. Dazu kommt, dass
Soziale Arbeit ja nichts „produziert“ und der Gewinn
sich schwerer in Geld messen und nachweisen
lässt, daher wird in der Öffentlichkeit oft nur
über die Kosten gesprochen und gerne der Sparstift
angesetzt.
Verständlich, dass sich MitarbeiterInnen des
Sozialbereichs besonders gegen Digitalisierung
wehren, denn in der konkreten Arbeit mit Menschen
funktionieren Schlagwörter wie Effizienz
und Wirtschaftlichkeitskriterien nur sehr begrenzt.
Dennoch ist die generell abwehrende Haltung
nicht zielführend. Auch die MitarbeiterInnen
müssen lernen, zu differenzieren und sie müssen
lernen, in welchen Bereichen Digitalisierung tatsächlich
Effizienz und Qualität steigern kann und
in welchem Bereich eine Digitalisierung zu Recht
abzulehnen ist.
Fotos: BALANCE/Archiv
DER NON-PROFIT-EXPERTE
CHRISTIAN HORAK VON
CONTRAST MANAGEMENT
CONSULTING FORDERTE
BEREITS VOR JAHREN VON
DEN NON-PROFIT-
ORGANISATIONEN, DEN
KOPF NICHT IN DEN SAND
ZU STECKEN
DER GROSSE IRRTUM DER
ZEITERSPARNIS DURCH
DIGITALISIERUNG
Aber warum glaubt die Gesellschaft, im Sozialen
Bereich oder in der Pflege durch Digitalisierung
Zeit einsparen zu können? Der Irrtum ist zu glauben,
dass Digitalisierung in der Sozialen Arbeit
generell nur Zeit spart. Der Denkfehler kommt aus
der Vorstellung von Arbeit als Fabrikarbeit: wenn
ich dort Menschen teilweise oder ganz durch Maschinen
ersetze, kann ich Zeit gewinnen, kann
ich Tag und Nacht mit Robotern
Produkte herstellen, was mit
menschlicher Arbeitskraft
nicht oder nur
mit sehr hohen
Kosten möglich
wäre.
10
Thema
KÖRPERBILDER DIGITALISIERUNG
BALANCER 72, 2/2018
In der Sozialarbeit kann Technik und Digitalisierung
zwar ebenfalls einen großen Nutzen haben, Zeit sparen
kann sie allerdings kaum, im Gegenteil, die Digitalisierung
im Sozialbereich kostet oft mehr Zeit, bringt dafür
aber mehr Qualität. Informationen können schneller und
qualitativ besser geteilt und zugänglich gemacht werden.
Ein Team mit unterschiedlichen Fähigkeiten kann dank individuell
angepasster technischer Unterstützung miteinander
besser und verständlicher kommunizieren. Für den
Einsatz und die Erstellung differenzierter digitaler Formen
braucht man allerdings mehr Zeit, nicht weniger.
Ein Beispiel: Eine gedruckte Zeitung wie der Balancer
ist für viele Menschen mit motorischen Einschränkungen
eigenständig nicht nutzbar. Wollen sie unsere Zeitschrift
nutzen, brauchen sie jemand, der ihnen die Artikel vorliest
oder sie beim Umblättern der Seiten unterstützt. In der digitalen
Computerwelt ist der Zugang für diese Menschen
einfacher, sie können per Kopfstab oder einfach per Mausklick
Texte am Monitor lesen. Wenn ich die gleiche Zeitung
im Internet also in einer gut lesbaren, barrierefreien digitalen
Version anbiete, spart das auf der einen Seite die Zeit
des Menschen ein, der davor das Vorlesen oder Umblättern
übernommen hatte, kostet aber demjenigen, der den Inhalt
nun zusätzlich digital aufbereitet, mehr Zeit und auch
denjenigen, die solche Programme mit Wartung anbieten.
In Summe kostet die Digitalisierung zumeist mehr Zeit,
bringt aber eine enorme Qualitätssteigerung für LeserInnen
mit Bewegungseinschränkungen.
DIGITALISIERUNG BEGINNT MIT
KOMMUNIKATION UND INFORMATION
Die Digitalisierung unseres Alltags begann bei der urmenschlichsten
und fürs Überleben wichtigen Fähigkeit
des Menschen, der Kommunikation. Von da aus haben
digitale Medien unseren Alltag erobert. Digitale Medien
leben von der persönlichen Kommunikation, der Schnelligkeit
und der Unmittelbarkeit. Es kann nicht oft genug
gesagt werden. Die Digitalisierung auch und vor allem in
der Sozialen Arbeit begann in der einfacheren, besseren
und schnelleren Kommunikation. Messenger-Dienste wie
WhatsApp oder auch Facebook und Twitter erleichtern
die unmittelbare Kommunikation zwischen Menschen.
Kein Wunder, dass auch innerhalb von Organisationen
und Teams, aber auch mit den begleiteten Menschen mit
Behinderungen digitale Medien gerne eingesetzt werden.
Menschen mit eingeschränkter Sprachartikulation können
sich mittels Sprachcomputer, Tablets mit Kommunikations-Apps
und Messenger-Diensten heute viel einfacher
verständlich machen. Foto- oder Videoprotokolle bei BA-
LANCE transportieren weit mehr als nur Informationen,
also die Inhalte von Besprechungen und Arbeitstreffen. Sie
zeigen außerdem Fotos von den Personen, die teilgenommen
hatten, manchmal auch Flipchart-Zeichnungen, sie
geben zusätzlich die Atmosphäre der Besprechung wider.
Das hilft Menschen mit Lernschwierigkeiten, sich an die Situation
und die besprochenen Themen zu erinnern.
Auf der MitarbeiterInnen-Ebene haben Kommunikationstechnologien
organisatorische Vorteile sowie einen
fachlichen Nutzen. Mit dem Mobiltelefon und Internet
können sie z.B. unkompliziert Termine koordinieren oder
auch kurze Recherche durchführen. Kein Wunder, dass bei
den digitalen Kommunikations-Werkzeugen die MitarbeiterInnen
am ehesten den Vorteil und Nutzen erkennen, da
sie diese privat meistens ebenfalls nutzen.
DER BLICK NACH VORNE
In manchen Bereichen des Sozialbereichs scheint der
Nutzen der Digitalisierung teilweise also bereits erkannt
und angenommen, dennoch fragen sich viele: Werden in
Zukunft wirklich mehr und mehr Roboter und Künstliche
Intelligenzen (KI) den Sozialbereich erobern? Nehmen uns
Roboter und Algorithmen die Arbeit weg? Wird der Mensch
durch die Maschine aus dem Zentrum der Wertschöpfung
verstoßen, und welche sozialen Verwerfungen entstehen
daraus?
Heute schon werden Roboter in der Pflege, bei Demenzkranken
oder auch bei Menschen mit autistischen Wahrnehmungen
erfolgreich eingesetzt. Chatbots sind bei Auskünften
im Internet in der Online-Sozialberatung ebenfalls
keine Seltenheit mehr, selbstfahrende Autos werden
die Mobilität insgesamt, aber besonders von Menschen
mit Behinderungen revolutionieren. Die meisten ExpertInnen
und ZukunftsforscherInnen geben daher Entwarnung
und sind sich einig, dass vor allem einzelne Routinetätigkeiten
durch Maschinen ersetzt werden, selten komplette
Berufe. Klar ist allerdings, auch in der Sozialen Arbeit wird
die Digitalisierung die Berufswelt radikal verändern, Berufsbilder
werden sich ändern müssen, die Technik wird
auch in diesem Bereich Arbeitsplätze kosten, aber auch
neue Arbeitsplätze schaffen und die Qualifikationen und
Anforderungen verändern.
Wir werden unsere Dienste anders, auch in den digitalen
Medien, organisieren müssen. Menschen mit Unterstützungsbedarf,
also unsere zukünftigen KundInnen,
werden mit ganz neuen Problemlagen zu uns kommen.
Wir werden langfristig vor ganz neuen sozial-und gesellschaftspolitischen
Fragestellungen stehen, Fachkräftemangel
im Bereich der Pflege wird wahrscheinlich über intelligente
Haushaltstechnik (also „Smart Homes“) oder den
Einsatz von Robotern kompensiert werden. Und außerdem
müssen wir auch in der Sozialen Arbeit in Zukunft höchstwahrscheinlich
digitale Kompetenzen vorweisen können.
In den Ausbildungslehrgängen wird Medienkompetenz
dazugehören müssen, ebenso eine allgemeine Kompetenz
im Umgang mit digitalen Unterstützungstechnologien
wie Apps, Roboter oder KI.
Aber wie sich die Zukunft der Menschheit durch die Digitalisierung
gestaltet, ob in der düsteren Zukunftsvision
eines Terminators oder zum Nutzen und der Unterstützung
des Menschen wie in der Science-Fiction-Welt von
Star Trek, hängt wie immer ganz allein von uns Menschen
ab. Der Sozialbereich kann dazu einen Beitrag leisten,
indem man eine kritische und gleichzeitig kompetente
Haltung einnimmt und ganz wie im Personenzentrierten
Arbeiten den Menschen auch beim Einsatz von Technik im
Fokus behält.
Thema
BALANCER 72, 2/2018 DIGITALISIERUNG
11
Wissen und
Digitalisierung –
ein Selbstläufer?
Die mediale Digitalisierung führt
zu einem gigantischen Wachstum
verfügbarer Informationen aus allen
Bereichen der Gesellschaft. Für die
AnwenderInnen und NutzerInnen
dieser Wissensmenge ergeben sich
daraus neue Chancen, aber auch
Herausforderungen.
WISSEN IST EIN GROSSER SOZIALER
ZUSAMMENHANG
Die Verfügbarkeit von Wissen immer und jederzeit durch
digitale Technik könnte ein Versprechen sein. Das ist eine
Botschaft, die man hört. Die Anhäufung von Daten allein ist
jedoch noch kein Wissen. Weil damit noch nicht die Frage beantwortet
ist, wie ich finde, was ich wissen möchte.
Informationen sind jene Daten, die eine Bedeutung haben
für eigene Absichten. Wissen ist vielfältig. Es wird sozial
erworben und überprüft, ob es wahr und nützlich ist.
Es wandelt sich. Wissen hängt auch von eigener Erfahrung
und von eigenen Überzeugungen und Vermutungen ab.
Was die einen für wahr halten und als Wissen verbreiten,
wird von anderen bestritten. Sie versuchen nachzuweisen,
dass es falsch ist. So entwickelt sich z. B. wissenschaftliche
Erkenntnis. Die augenscheinliche Beobachtung und das Wissen,
dass die Erde eine Scheibe sei, ist inzwischen widerlegt,
weil man in der Antike schon die Erdkrümmung entdeckt
und inzwischen verstanden hat, warum die Menschen auf
der anderen Seite der Erdkugel nicht herunterfallen. Wissen
ist das Erkennen und Verstehen von Zusammenhängen.
Das gesammelte Wissen der Menschheit wächst ständig
und rasend schnell. Wenn es um den Schutz unseres einzigen
bewohnbaren Planeten geht, hat sie nicht viel gelernt.
Wozu all die Anhäufung des Wissens, wenn wir trotzdem
fleißig unsere einzige bewohnbare Insel im riesigen Weltenraum
zerstören? Wissen hat nicht unbedingt mit Klugheit zu
tun.
Viele Menschen wollen wissen. Auch Nicht-WissenschaftlerInnen.
Ich kenne noch die Wohnzimmer der 70er und 80er
Jahre, in denen meterweise Lexika das Bedürfnis zeigten,
Bescheid zu wissen durch Nachschlagen. Heute spart Wikipedia
Platz in den Wohnzimmern. Das Wissen liegt digitalisiert
in elektronischen Speichern, aber es ist sozial organisiert.
Ohne interessierte und aktive Menschen gibt es kein
Wikipedia.
Von Andrej Rubarth
UNTERNEHMEN MIT SOZIALER
DIENSTLEISTUNG
Unternehmen müssen viel Wissen zur Verfügung haben,
zur Verfügung stellen, Informationen verarbeiten, Daten
verwalten. Elektronische Datenverarbeitung, Informationstechnologie
ist dabei unverzichtbar. Aber wie erhalten MitarbeiterInnen
an ihren Arbeitsplätzen Zugriff auf Wissen, das
sie in einer vielfältigen, herausfordernden, sich wandelnden
Arbeitswelt brauchen? Wie erlangen sie Wissen darüber,
wie ein Problem gelöst werden könnte, das sie noch nicht
kennen? Das passiert fast täglich. Diese Herausforderung
gibt es zum Beispiel im automatisierten Fertigungsprozess
genauso wie bei der Produktion eines Films wie auch in der
Unterstützung und Begleitung von Menschen mit Behinderung.
Ein großer Vorteil ist auch, wenn MitarbeiterInnen in
einem Unternehmen wissen, wie sie ihr neues Wissen, das
sie selbst geschaffen haben, mit den KollegInnen teilen können.
Oder sich mit anderen Unternehmen vernetzen, um die
eigenen Unternehmensziele und Konzepte zu verfolgen. Wie
lässt sich DIGITALISIERUNG dafür nutzen?
Digitalisierung ist unsere moderne Prophezeiung, es ist
das neue Mekka, das Unumgehbare, eine Verheißung auf
Zukunft. Digitalisierung ist andererseits auch gefährlich für
persönliche Freiheit, weil sie als Instrument der Unterdrückung
und als Waffe eingesetzt werden kann. Aber was kann
sie in der Sozialen Arbeit? Oder, was müssen wir können, um
in der Sozialen Arbeit die Möglichkeiten der Digitalisierung
mit gutem Gewinn zu nutzen?
Thema
12
KÖRPERBILDER DIGITALISIERUNG
BALANCER 72, 2/2018
NÜTZLICHE QUELLEN
Wichtig ist, wozu Wissen eigentlich gesammelt, erfasst, gespeichert,
verarbeitet und genutzt werden soll. Damit kein
Datenfriedhof produziert wird. In der Sozialen Arbeit wird
Hilfe und Unterstützung für Menschen angeboten. Das
braucht Fachwissen aus der Forschung, Organisationswissen
und das Erfahrungswissen der MitarbeiterInnen. Die
Kunst besteht darin, aus der Ansammlung von Wissen eine
nützliche Quelle zu machen, in der MitarbeiterInnen Unterstützung
für ihre Arbeit finden. Damit aus Wissen Können
entstehen kann. Digitalisierung bedeutet nun, über elektronische
Hilfsmittel und elektronische Vernetzung das benötigte
oder gesuchte Wissen für jede einzelne MitarbeiterIn
leicht zugänglich zu machen.
Aus der Kombination Internet, Software, App und Mobiltelefon
oder Tablet-PC ergeben sich sehr breite Anwendungsmöglichkeiten.
Das Potential wird gerade erst entdeckt.
Es gibt Lösungen dafür, wie MitarbeiterInnen eines großen
Unternehmens für Pflege und Betreuung zu Hause über
das Firmen-Intranet KollegInnen fragen können, wenn sie
Hilfe für ein Problem brauchen („Buurtzorg“). Es gehört zum
Arbeitsauftrag, damit zu arbeiten und Antworten zu geben,
wenn es Lösungsvorschläge für das Problem gibt. Hier wird
das wachsende Erfahrungswissen genutzt. Das braucht
auch technische Ressourcen. Jede KollegIn hat einen Tablet-
PC und hat jederzeit Zugriff auf das System. Das muss eine
Firma finanzieren können.
Das Einloggen in das digitale Firmensystem ermöglicht
es, orts- und zeitungebunden zu arbeiten. Der Bedarf nach
festen Büroarbeitsplätzen verringert sich. MitarbeiterInnen
können Informationen und Wissen genau dort abrufen, wo
sie andere Menschen gerade mit ihrer Dienstleistung unterstützen.
Es wird aber auch sofort klar, welche Risiken für die
Ausbeutung der Arbeitskraft darin stecken.
„Buurtzorg“
ist der Name des größten Anbieters
mobiler Hauskrankenpflege
in den Niederlanden.
„Buurtzorg“ bedeutet Betreuung
in der Nachbarschaft. Dabei
handelt es sich um ein innovatives
niederländisches Modell
der professionellen, häuslichen
und wohnortnahen Versorgung.
Ziel ist die integrierte
Versorgung für alle Menschen.
WISSEN FÜR DAS LEBEN
Die wohl direkteste Art, Wissen zu teilen, sind selbstorganisierte
digitale Plattformen. Menschen im Alltagsleben unterstützen
sich dabei direkt gegenseitig, Sie vernetzen sich
digital in Nachbarschaftshilfen oder in Tauschbörsen.
Digitalisierung kann auch ein Weg sein, um für die KundInnen,
die hilfesuchenden Menschen in der Sozialen Arbeit
Zugang zu Wissen schaffen. Gesetzliche Ansprüche auf finanzielle
Unterstützung schnell und in leichter Sprache zu
finden, das wäre eine nützliche Sache. Was und wo sind die
passenden Beratungsstellen für ein erkanntes Problem?
Eine Karte der Barrierefreiheit für eine Stadt haben (z. B.
„wheelmap“). Eine App, die hilft, mit dem Haushaltsgeld
klarzukommen. Gibt’s die schon?
Digitale Technologie für Menschen mit Behinderung oder
für Personen im hohen Alter könnte viele Erleichterungen im
Alltag schaffen und Beziehungen zu anderen Menschen unterstützen
(z. B. „Lifetool“). Es ist vielleicht nicht besonders
sinnvoll, dass Computerprogramme Romane und Zeitungsartikel
schreiben, was sie ja schon seit einigen Jahren tun.
Aber ein selbstlernendes Programm, das Texte in einfache
Sprache übersetzt, wäre ein Gewinn für viele Menschen.
Städte und Gemeinden bauen digitale Bürgerservices
auf. An der FH (Fachhochschule) St. Pölten wird, um ein anderes
Beispiel zu nennen, für ein digitales sozialarbeiterisches
Informations- bzw. Kommunikations-System geforscht. Wie
muss es gestaltet sein, damit Menschen, die Hilfe suchen,
zur für sie passenden Unterstützung kommen? Wie niederschwellig
ist der digitale Zugang zu Information über die
regionale Verwaltung, Formulare, Beratung, gesetzliche Ansprüche,
Hilfe zu Hause etc.?
Digitalisierung bedeutet auch Zugänge zu Wissen schaffen
und erleichtern. Asylsuchende können sich in Deutschland
in die digitale Kiron University einschreiben. Flüchtlinge
haben in Berlin keinen Hochschulzugang. Über Online-
Kurse können sie die Sprache lernen und wichtige Kurse für
die Hochschulreife absolvieren. Mit digitalen Mitteln lassen
sich maßgeschneiderte Dienstleistungen im Bereich Wissen
und Alltagsbewältigung entwickeln. Das kann gerade auch
für benachteiligte Menschen eine gute Unterstützung sein,
wenn diese Technik einfach zu bedienen ist.
Die digitale Revolution hat begonnen. Wie wir Wissen verwenden
wollen, das müssen wir mit uns selbst ausmachen.
Dann kann uns die Revolution ein Stück weiterbringen.
Thema
BALANCER 72, 2/2018 DIGITALISIERUNG
13
Was weiß
Facebook
über mich?
Von Helga Hiebl
Zu Facebook gehört nicht nur die gleichnamige Social-Media-
Plattform, sondern auch der Nachrichtendienst WhatsApp und
die Foto-Plattform Instagram. Für die Social-Media-Plattform gibt
es eine Möglichkeit herauszufinden, was man selbst im Laufe der
Nutzungszeit an Daten preisgegeben hat.
Das funktioniert mit einer einfachen Datensicherung, die man
online als ein Backup anfordern kann. Gespeichert werden in
diesem Backup alle Informationen, Posts, Bilder und Videos, die sich
auf der Facebook-Seite befinden. Beiträge von anderen Personen
werden nicht gespeichert. Zudem erhält man alle persönlichen
Nachrichten und Chat-Verläufe.
Das geht ganz einfach: Klicke auf das kleine Dreieck rechts oben
und gehe auf Einstellungen, dort findet man am unteren Ende
den Link: Lade eine Kopie deiner Facebook-Daten herunter. Aber Vorsicht,
man sollte vorher genau aufpassen, dass man genug Speicherplatz
hat, denn das Archiv kann ganz schön viele Daten enthalten,
vor allem, wenn man schon sehr lange und sehr aktiv auf Facebook
unterwegs ist.
Foto: screenshots BALANCE Archiv
Thema
14
KÖRPERBILDER DIGITALISIERUNG
BALANCER 72, 2/2018
DATENSCHUTZ
Was auf uns zukommt …
Am 25. Mai 2018 tritt die Datenschutzgrundverordnung
(DSGVO) in der gesamten EU (Europäischen Union) in
Kraft. Diese Tatsache ist mittlerweile schon weithin bekannt
und hat es sogar in die „Zeit im Bild“ geschafft.
Es handelt sich offenbar um ein Thema, das nicht nur
für IT-Fachleute, JuristInnen und SeminaranbieterInnen,
die hier ein gutes Geschäft vermuten, interessant
ist, sondern uns alle angeht.
Von Christiane Bartel
Was hat sich verändert? Datenschutz gab es ja vorher
auch schon, oder?
Datenschutz gibt es sogar schon sehr lange. Das Beichtgeheimnis
der Kirche oder der Hippokratische Eid beinhalten
auch schon Formulierungen zur „Geheimhaltung
von Geheimnissen“.
Ein erstes nationales Gesetz zum Datenschutz – obwohl
dieser noch nicht so geheißen hat – wurde bereits
1768 von Maria Theresia erlassen.
Die wichtigsten Gesetze, die die Privatsphäre der
Menschen schützen sollten, waren das Hausrecht und
das Briefgeheimnis – beide Gesetze gibt es immer noch!
Sie dienten jedoch zu dieser Zeit nur zum Schutz der
BürgerInnen vor dem Zugriff des Staates (z. B. in Form
von Hausdurchsuchungen oder Zensur), waren jedoch
nicht strafrechtlich gegenüber anderen durchsetzbar.
Das bisher geltende österreichische Datenschutzgesetz
stammt aus dem Jahr 2000 und wird nun von
der Datenschutzgrundverordnung abgelöst.
Und warum ist Datenschutz erst jetzt so brisant?
Schlicht und einfach aufgrund der hohen Strafen. Im
österreichischen Recht gab es bisher keinerlei derartig
hohe Strafandrohungen. Das ist wohl auch der Grund,
warum das bisherige Datenschutzgesetz – das sich inhaltlich
nicht sehr von der DSGVO unterscheidet – eher
zahnlos war.
Warum ist das Gesetz so streng?
Die Verordnung wurde bewusst so gestaltet, dass auch
große internationale Konzerne sich nicht so einfach der
Verantwortung entziehen können. Dies hat auch zur
Folge, dass es wenige Ausnahmen gibt und uns daher
alle trifft und betrifft.
Darf ich jetzt nicht mehr tratschen?
Die DSGVO gilt nur für verarbeitete Daten, das heißt,
Daten, die in Systemen, Dateien, Aktenordnern oder
Karteikästen gespeichert sind. Wenn ich etwas selber
weiß, gesehen, erlebt habe oder vom Nachbarn gehört
habe, darf ich das weitererzählen. Ich muss mich nur an
die anderen, bisher auch schon geltenden Grundsätze
halten: Ich darf das Persönlichkeitsrecht des Betroffenen
um den es geht nicht missachten, darf seinen Ruf
nicht schädigen, keine beleidigenden Tatsachen oder
Behauptungen verbreiten und generell das Recht auf
Geheimhaltung jedes Einzelnen beachten.
Steht mein Telefonbuch jetzt unter Datenschutz?
Der familiäre und persönliche Bereich ist dezidiert aus
der DSGVO ausgenommen. Das heißt, mein Adressbuch
oder meine Kontakteliste im Handy darf ich führen.
Aufpassen muss ich nur, wenn ich auch berufliche Kontakte
im Adressbuch habe, insbesondere wenn ich diese
an andere weitergebe oder Inhalte an die Kontakte veröffentliche
(WhatsApp).
Die DSGVO bezieht sich auch nur auf automatisierte
(oder teilautomatisierte) Datenverarbeitung, sprich
alles was in einer Datei oder Datenbank gespeichert ist,
oder in einem physischen Ablageverzeichnis, in dem ich
es auch z. B. nach Alphabet wiederfinden kann. Ein einzelnes
Post-It, ein unstrukturierter Papierhaufen oder
etwas, das ich nur im Kopf habe, zählt nicht dazu.
Achtung: Das Preisgeben von Betriebsgeheimnissen
als MitarbeiterIn oder die Verletzung des Persönlichkeitsrechts
Anderer (z. B. ein Bild von jemandem ohne
dessen Einverständnis zu veröffentlichen), ist nach wie
vor nicht erlaubt, hat aber in dem Fall mit Datenschutz
nichts zu tun.
Thema
BALANCER 72, 2/2018 DIGITALISIERUNG
15
Was muss BALANCE jetzt tun?
BALANCE muss genau hinschauen, welche Daten von
welchen Personen zu welchem Zweck verarbeitet werden.
Entscheidend ist hier die Rechtsgrundlage aufgrund
derer diese Daten erhoben und verarbeitet werden
dürfen bzw. müssen. Sind diese Grundlagen gesichert,
dürfen Daten verarbeitet werden – auch heikle
Daten wie Gesundheitsdaten (sogenannte „besondere
Kategorien personenbezogener Daten“, früher „sensible
Daten“ genannt).
Der nächste Schritt ist die ausreichende technische
und organisatorische Absicherung dieser Daten.
Auch diese Maßnahmen sind gesetzlich vorgegeben
und können bei Nichteinhaltung sehr teuer kommen.
Abgesehen von drohenden Strafen für BALANCE, kann
der tatsächliche Schaden für Betroffene groß sein, wenn
sensible Daten unrechtmäßig an Dritte gelangen.
BALANCE muss alle (potentiell) Betroffenen über die
Art der Daten, die von ihnen erhoben und verarbeitet
werden und über die Dauer der Speicherung detailliert
informieren. Dies erfolgt in der Regel über die Website.
Betroffene können gegenüber BALANCE ihre Rechte
ausüben (Recht auf Auskunft, Richtigstellung, Löschung)
und BALANCE muss ihnen dies ermöglichen und den
Verpflichtungen ordnungsgemäß nachkommen.
Alle diese Punkt erfordern für BALANCE einiges an
organisatorischer Umstellung.
Was muss ich als MitarbeiterIn tun?
Da ich als MitarbeiterIn auch das Gesicht und das
Sprachrohr von BALANCE nach außen bin, muss ich sehr
sorgfältig mit den Daten, die ich in meiner Tätigkeit
brauche, umgehen. Wenn BALANCE die notwendigen
IT-Maßnahmen zur Sicherung der Daten trifft, bin ich
als MitarbeiterIn dafür mitverantwortlich, dass diese
auch eingehalten werden. Dafür muss ich große Sorgfalt
mit Passwörtern zeigen, mich an die Richtlinien der
IT-Nutzung halten. Eine „Es-wird-schon-nichts-passieren-Haltung“
kann BALANCE in Zukunft sehr teuer zu
stehen kommen.
Gleichzeitig bin ich als MitarbeiterIn von BALAN-
CE auch Betroffene im Sinne der DSGVO. Auch von mir
müssen Daten erhoben und gespeichert werden, im
Rahmen der Personalverrechnung. Da diese Daten zur
Erfüllung des Dienstvertrages dienen, ist davon auszugehen,
dass eine gesetzliche Grundlage für die Speicherung
dieser Daten vorliegt. Trotzdem habe ich auch als
MitarbeiterIn das Recht auf Auskunft, Richtigstellung,
Löschung etc. im Anlassfall.
Was muss ich als NutzerIn von BALANCE-Dienstleistungen
tun?
Nicht viel. Als BewohnerIn bin ich hier in meinem Privatbereich
und kann tun und lassen was ich will. Ich muss
mich nur an den allgemeinen Persönlichkeitsschutz
und das Recht auf Geheimhaltung meiner Mitmenschen
halten – wie bisher.
Als TeilnehmerIn in der Tagesstruktur darf ich interne
Informationen von BALANCE oder Betriebsgeheimnisse,
von denen ich Kenntnis erlangt habe, nicht verbreiten.
Auch das hat eigentlich mit Datenschutz nichts zu tun
und hat auch bisher schon gegolten.
BALANCE ist aber im Sinne des Datenschutzes dazu
verpflichtet, dafür zu sorgen, dass ich nur solche betrieblichen
Informationen bekomme, die ich für meine
Arbeit benötige.
Als NutzerIn von BALANCE-Dienstleistungen werden
die zu meiner Betreuung nötigen Daten von BALANCE
erhoben und gespeichert. BALANCE ist verpflichtet, nur
die dafür wirklich erforderlichen Daten zu halten und
keine unnötigen oder überflüssigen Informationen zu
erheben oder zu speichern. Wenn ich Zweifel daran
habe, kann ich aufgrund der DSGVO meine Betroffenenrechte
geltend machen und Auskunft von BALANCE
verlangen.
Kann ich mich ab nun weigern, meine Daten bekanntzugeben?
Nein, nicht wenn BALANCE aufgrund gesetzlicher Vorgaben
zur Verarbeitung bestimmter Daten verpflichtet
ist oder wenn diese Daten lebenswichtigen Interessen
oder der Erfüllung der Betreuungsaufgabe von BALAN-
CE dienen. Ich kann mich aber andererseits auch darauf
verlassen, dass meine Daten ohne meine Zustimmung
nicht unerlaubterweise an Dritte weitergegeben werden
oder für andere Zwecke (Werbung etc.) verwendet
werden.
Und warum das alles?
Die Gesetzgeberin möchte die Menschen vor der Ausbeutung
mittels ihrer Daten schützen.
Daten sind besonders in den letzten Jahren sehr
wertvoll geworden, sie sind gewissermaßen das neue
Erdöl. Mit Daten über Personen kann nicht nur sehr
gezielt Werbung gemacht werden, es können mit der
ausreichenden Menge an Daten auch Rückschlüsse gezogen
werden. Werbung kann manchmal lästig sein,
aber gefährlich wird es dann, wenn daraus echte Nachteile
für Menschen entstehen, wenn Daten verknüpft
werden.
Ein paar Beispiele: „Ich bekomme keine Zusatz-Krankenversicherung
mehr, da ich bei einem bestimmten Arzt
und vielleicht auch noch ein paar Mal in der Apotheke
war.“ „Ich werde in einer Firma nicht angestellt, weil ich
öfter in einem Supermarkt Alkohol gekauft habe, der
vielleicht gerade im Angebot war.“
Wer ist meine Ansprechpartnerin?
Ich bin Datenschutzbeauftragte bei BALANCE und für
alle Anliegen per E-Mail erreichbar: c.bartel@balance.at
16
Thema
KÖRPERBILDER DIGITALISIERUNG
BALANCER 72, 2/2018
Die Roboter kommen ...
... nein, sie sind schon da!
In letzter Zeit kommt ein Wort in zunehmendem Maß in Nachrichten
und anderen Informationssendungen vor: ROBOTER! Sie treten da
und dort auf und üben – unbemerkt von uns allen – allesamt Tätigkeiten
aus, die bislang nur von Menschen ausgeführt werden konnten.
Zumeist übertreffen sie dabei den Menschen bei weitem. Ihre
Erscheinungsformen sind höchst unterschiedlich: während Roboter,
die soziale Funktionen ausüben, sinnvollerweise durchwegs humanoide Erscheinungsformen
aufweisen, haben Roboter in technischen Bereichen
höchst unterschiedliche Formen.
So sind zum Beispiel selbstfahrende Autos, die ja schon zum Einsatz
kommen, durchaus auch als Roboter zu bezeichnen. Sie übernehmen viele
Tätigkeiten des Lenkers und tragen insbesondere generell zur Erhöhung
der Verkehrssicherheit bei! (Auch wenn es selbst hier zu Unfällen und technischem
Versagen kommen kann.) Selbstständig agierende Maschinen
im Werkstätten- und Lagerbereich haben hingegen den jeweiligen Anforderungen
entsprechende spezifische Vorrichtungen wie lange Greifarme,
starke Hebevorrichtungen und/oder Räder, um nur einige Beispiele zu nennen.
Gänzlich andere Formen weisen wiederum die „technischen Helfer“
im medizinischen Bereich auf. Eine extreme Form
sind zum Beispiel etwa 1 x 5 cm kleine, hauchdünne
Blättchen, die sich einrollen und so durch die
Venen bis in die innersten Organe des Menschen
vordringen können, um dort Hilfsdienste bei chirurgischen
Eingriffen zu verrichten.
Sie waren immer ein Thema,
schon von Kindheit an – dass
sie jetzt auf einmal wirklich
Realität sind, ist kaum zu
glauben.
Von Christian Zuckerstätter
Fotos: © M.Dörr & M.Frommherz
Thema
BALANCER 72, 2/2018 DIGITALISIERUNG
17
ROBOTER IM SOZIALMEDIZINISCHEN
BEREICH – ERFAHRUNGEN UND GRENZEN
In höchstem Maß erstaunt hat mich, kürzlich zu erfahren,
dass in Japan schon fast alle Tätigkeiten in Spitälern
von Robotern ausgeführt werden ... mit Ausnahme der
Ärzte natürlich ... Dass die Aufgabe, Patienten über weite
Strecken, durch lange Gänge von Punkt A nach Punkt B
zu transportieren gut von Robotern ausgeführt werden
kann, leuchtet mir ja sofort ein, aber dass die menschliche
Nähe und die menschliche Wärme betreuender
PflegerInnen durch Maschinen ersetzt werden kann,
kann ich mir gar nicht vorstellen ... Die „künstlichen PflegerInnen“,
die schon im Einsatz sind, sind aber offenbar
so gut gemacht und so menschenähnlich, dass es tatsächlich
bestens funktioniert! Einen riesengroßen Vorteil
haben Roboter-KrankenpflegerInnen natürlich: sie sind
nie müde, überfordert, überlastet und dadurch grantig,
wovor selbst die freundlichste und gutmütigste menschliche
KrankenpflegerIn nicht gefeit ist!
Aber natürlich stoßen Roboter-KrankenpflegerInnen
manchmal auch an ihre Grenzen. Aus diesem Grund wird
eine Station nie völlig ohne menschliche MitarbeiterInnen
geführt werden. Es gibt eben doch immer wieder
Situationen, in denen das menschliche „zwischen den
Zeilen lesen können“ unerlässlich ist!
EIN GROSSER SCHRITT FÜR UNS KINDER
DES VORIGEN JAHRTAUSENDS
Bevor ich mich ausführlich dem, was auf uns zukommen
wird, widme, möchte ich gerne noch einen kleinen zeitlichen
Schritt zurück machen. Mit dem Ziel, zu veranschaulichen,
welch umfangreiche Veränderungen Leute
meines Alters – ich bin Anfang der Sechziger-Jahre geboren
– schon miterlebt haben und mit Sicherheit noch
miterleben werden. In der Schule hatten wir noch Lernbehelfe,
die heute nur mehr in Museen zu finden sind – in
der Volksschule Setzkästen, in der Unterstufe des Gymnasiums
klobige Rechenschieber und mit 14 Jahren DIE
Sensation – die ersten Taschenrechner ... und als wir studierten,
gab es noch keine Personal-Computer und auch
keine Handys. Klingt alles richtiggehend unglaublich. Es
ist unglaublich, aber wahr! Jetzt aber wieder zurück in
die Zukunft – zum Thema „Roboter“:
Roboter waren beliebter Bestandteil vieler Science-
Fiction-Filme und -Romane. In den meisten Fällen waren
sie metallene Puppen in Menschengestalt. Das mutet
heute richtiggehend phantasielos an. Es gab natürlich
auch originellere Spielarten wie den liebenswürdigen
überdimensionierten kochtopf-artigen R2D2 im Film
„Star Wars“. Dem allen gegenüber muten die vielen, heute
bereits Realität gewordenen, allesamt unter dem populärwissenschaftlichen
Sammelbegriff Roboter zusammengefassten,
selbstständig agierenden technischen
Hilfen wie Ausgeburten blühender Fantasie an! Fazit: die
heutige Wirklichkeit übertrifft die Fantasie von gestern
bei weitem.
In diesem Zusammenhang wird uns Menschen schon
jetzt und in naher Zukunft schnell zunehmend enorme
Anpassungsfähigkeit und geistige Flexibilität abverlangt.
Denn die rasante technische Weiterentwicklung,
die Schnelligkeit des technischen Fortschrittes war für
uns vor lediglich drei Jahrzehnten überhaupt nicht vorhersehbar.
Und da kommt vor allem noch eines dazu:
das Tempo der technischen Entwicklung nimmt laufend
weiter zu. Somit ist es jederzeit möglich, dass eine
neue, gänzlich unvorhersehbare Erfindung von heute
auf morgen das Licht der Welt erblickt, den Markt überschwemmt
und zu großen Veränderungen in einem bestimmten
Bereich des Lebens führt.
Das birgt wiederum die große Gefahr, dass populistische
Kräfte – wir kennen sie ja mittlerweile zur Genüge –
die Ängste der Menschen vor dem Neuen, Unbekannten
schüren und für ihre Zwecke missbrauchen! Um dem entgegenzuwirken
und einen sinnvollen, konstruktiven Umgang
mit den neuen Rahmenbedingungen zu gewährleisten,
ist es schon jetzt höchst an der Zeit, in dezentem,
aber zielführendem Ausmaß „Erwachsenenbildung“ zu
betreiben. Eine höchst vorbildliche, zukunftsorientierte
Rolle hat in diesem Zusammenhang übrigens der öffentlich-rechtliche
Rundfunk (ORF) inne. Viele aktuelle Trends
und Entwicklungen wurden mir schon im Rahmen von
Nachrichten und Informationssendungen nahegebracht
und ich bin doch wohl nicht der einzige Seher, der sich all
diese Sendungen anschaut?!!
DER KONSEQUENTE EINSATZ VON
ROBOTERN BRINGT GROSSE
GESELLSCHAFTLICHE VERÄNDERUNGEN
Eines zeichnet sich jedenfalls schon deutlich ab: die logischen
Folgen für uns Menschen sind in vollem Umfang
noch gar nicht absehbar, denn wenn die meisten „mechanischen“
und viele weitere Tätigkeiten nicht mehr
von Menschen ausgeführt werden müssen, verändert
sich so gut wie alles! Menschen müssen in Zukunft nicht
mehr so viel körperlich arbeiten, Menschen haben mehr
Zeit, ihr Wohlstand und ihre Lebensqualität verbessern
sich, das ist ja alles nicht nichts, oder?
Und wenn jemand misstrauisch ist und skeptisch
meint, die althergebrachten Berufe werden aussterben,
das Handwerk wird aussterben, halte ich ihm ein Beispiel
entgegen: der Beruf der TischlerIn etwa wird nicht
aussterben. Es wird lediglich so sein, dass Tätigkeiten in
großen holzverarbeitenden Betrieben, die ohnehin nicht
viel mit klassischer Tischlerei zu tun haben, künftig von
Robotern ausgeführt werden. Dort werden etwa Möbel,
die in großen Möbelhäusern verkauft werden, hergestellt.
Die echten, handgemachten Möbel hingegen
bleiben weiterhin Aufgabe einer TischlerIn und guter
Handwerkstradition.
Nochmal einen Schritt zurück – alles ist natürlich
eine Frage der richtigen Leitung und der guten Organisation.
Es ist ganz wichtig, darauf zu achten, dass sich
alle innerhalb der vollständig geänderten Rahmenbedingungen
wohl fühlen, dass niemand im neu gewonnenen
Freiraum umherirrt und dass jedeR wirklich seinen Platz,
der für einen selber passt, in der „neuen Welt“ findet!
18 tanzMontage KÖRPERBILDER BALANCER 72, 2/2018
NULLMORPHEM-EINE LYRIK
Nullmorphem – Eine Lyrik ist ein zeitgenössisches
inklusives Tanzstück über
das Phänomen, dass Worte, Bewegungen
und Bilder ihre Bedeutung erst
durch den Zusammenhang, in dem
sie stehen, bekommen. Unsere Inspiration
ist die japanische Gedichtform
des Haiku, das in knapper Weise oft
Naturbeobachtungen wiedergibt und
der Leserin oder dem Leser die Freiheit
gibt, dabei eigenes zu erfahren – zu
denken, zu empfinden.
URALTER TEICH.
EIN FROSCH SPRINGT
HINEIN.
PLOP.
Matsuo Basho
tanzMontage Nullmorphem – Eine Lyrik, Foto: tanzMontage
Wir stellen in dem Stück Nullmorphem – Eine Lyrik
choreografierte Bewegungsmuster und Texte
in unterschiedliche Räume, Zeiten und Beziehungen:
Die Zuschauer sind eingeladen, sich selbst
ein Bild zu machen.
Das achtköpfige Ensemble der inklusiven Performancegruppe
tanzMontage erforscht seit 2013 in
seinen Tanzstücken Themen, die auf den ersten
Blick nur auf intellektueller Ebene verhandelbar
scheinen, sich bei genauer Betrachtung und
Sich-Einlassen der Zuschauer als künstlerische
Begegnungen zwischen Menschen unterschiedlicher
körperlicher oder geistiger Grundverfassung
herausstellen.
Konzeption, künstlerische Leitung:
Kaindlstorfer/Browne
Soundgestaltung: David Ender
Kostüm: Sonja Browne
Bühnenbild: Kaindlstorfer/Browne
Ensemble : Rami Alsüved, Milos Ibrahim, Maria
Kreitner, Sonja Browne, Inge Kaindlstorfer, David
Ender, Wolfgang Jagschitz, Helga Gussner-Peham
20 POLITIK
KÖRPERBILDER BALANCER 72, 2/2018
Gleiche Chancen
für
ALLE?
Was bedeutet das aktuelle Regierungsprogramm in Bezug auf
die Rechte von Menschen mit Behinderungen? Am Podium
der Pressekonferenz der Volksanwaltschaft vom 2. Februar
2018 nahmen Martin Ladstätter (Dachverband Selbstbestimmt
Leben), Hansjörg Hofer (Behindertenanwalt) und Herbert
Pichler (Präsident des Österreichischen Behindertenrats) die
geplanten Maßnahmen und Ankündigungen der Regierung
unter die Lupe.
Von Jürgen Plank
no one behind!“ steht gleichsam als alles überspannendes
Motto über den nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs =
„Leave
Sustainable Development Goals) der UNO. Die SDGs wurden am
1. Jänner 2016 in Kraft gesetzt und wollen in der Nachfolge der
Millenniumsentwicklungsziele (MDG) der UNO so ambitionierte Ziele wie
die Beendigung von Armut und inklusive, nachhaltige Bildung erreichen.
Anders als die MDGs, die sich auf Entwicklungsländer konzentriert haben,
nehmen die SDGs auch die Industrieländer in die Pflicht.
Denn trotz aller Fortschritte in Österreich – hier schließt sich der Kreis –,
besteht in Bezug auf die Rechte von Menschen mit Behinderungen weiterhin
Handlungsbedarf. Insbesondere angesichts des aktuellen Regierungsübereinkommens,
das Hansjörg Hofer in Bezug auf die Rechte von Menschen
mit Behinderungen unter die Lupe genommen hat. „Die Grundausrichtung
des Regierungsprogramms ist nicht menschenrechtlich, sondern
dahinter steckt eher ein Fürsorgecharakter. Menschen werden als Fürsorgeobjekte
gesehen und weniger als Menschen, die selbst ihre Rechte wahrnehmen
müssen und wollen“, sagt Hansjörg Hofer, der seit 2017 Behindertenanwalt
ist.
BALANCER 72, 2/2018 EXTERN 21
EXKLUSION
INTEGRATION
SEPERATION
INKLUSION
MEHR SONDERSCHULEN
Martin Ladstätter vom Dachverband „Selbstbestimmt Leben Österreich“
betrachtet die Pläne der aktuellen Regierung mit gemischten Gefühlen,
AUch
etwa in Bezug auf die Bildungspolitik: „Menschen mit Behinderungen
wird angedroht, dass die Sonderschulen ausgebaut werden. Das ist natürlich ein
Rückschritt und den lehnen wir zutiefst ab.“
Ähnlich sieht das Herbert Pichler, der Präsident des Österreichischen Behindertenrats;
er meint zum aktuellen Regierungsprogramm: „Für Menschen mit Behinderungen
bedeutet das Programm der neuen Regierung in vielen Bereichen leider einen Rückschritt,
etwa betreffend Inklusion an Schulen und Integration im Arbeitsbereich.“ So
ist im aktuellen Regierungsprogramm im Zusammenhang mit Menschen, die in Werkstätten
arbeiten, nicht von Lohn die Rede, sondern von Taschengeld. Das widerspricht
der UN-Konvention von Menschen mit Behinderungen. Ein Monitoringausschuss wird
weiterhin die Umsetzung der UN-Konvention für Menschen mit Behinderungen bei uns
beobachten. „Österreich hat die Konvention 2008 ratifiziert, seitdem werden wir regelmäßig
kontrolliert“, sagt Martin Ladstätter, der sich sicher ist: „Mit diesem Regierungsprogramm
wird das demnächst eine harte Prüfung für Österreich, da werden wir keine
guten Noten bekommen.“
SELBSTBESTIMMTES LEBEN
positiv sieht Martin Ladstätter, dass das Regierungsprogramm
mehrfach die persönliche Assistenz erwähnt, die als Eckpfeiler zu einem
GRundsätzlich
selbstbestimmten Leben zu sehen ist. „Allerdings wird nur gesagt, dass die
persönliche Assistenz österreichweit vereinheitlicht werden soll. Das sagt über die
Qualität noch gar nichts aus. Vereinheitlichen kann man auch nach dem untersten
Niveau, das wäre dann das Burgenland und man bekommt fast nichts“, merkt Ladstätter
an. Sinnvoll wäre jedenfalls eine bedarfsgerechte persönliche Assistenz für alle Menschen,
die diese brauchen.
Hansjörg Hofer und Martin Ladstätter versichern beide, dass sie weiterhin Lobbying-
Arbeit für die Rechte von Menschen mit Behinderungen machen werden. Österreich ist
seit 2012 dabei, einen Nationalen Aktionsplan (NAP) für Menschen mit Behinderungen
umzusetzen. Zwei Drittel der damals geplanten Maßnahmen wurden bereits verwirklicht.
Für Hansjörg Hofer fehlt allerdings noch ein großes Vorhaben: „Langfristig gesehen
ist das wichtigste Vorhaben die inklusive Bildung. Denn Bildung ist eine Voraussetzung
für Erwerbstätigkeit und für ein späteres erfolgreiches Leben aus eigenen Mitteln.“
VOLKSANWALTSCHAFT: www.volksanwaltschaft.gv.at
BEHINDERTENANWALTSCHAFT: www.behindertenanwalt.gv.at
ÖSTERREICHISCHER BEHINDERTENRAT: www.behindertenrat.at
DACHVERBAND „SELBSTBESTIMMT LEBEN ÖSTERREICH“: www.slioe.at
22 BALANCE TAGESSTRUKTUR KÖRPERBILDER BALANCER 72, 2/2018
DoGru
die etwas andere
Gruppe
... auf der Suche nach dem,
was sich hinter diesen
Buchstaben verbirgt, hat sich
eine reichhaltige Fundgrube
aufgetan ...
von Christian Zuckerstätter
Die „DoGru“ im Sonnenhof ist schon vor längerer
Zeit zum geflügelten Wort geworden und auch an
den anderen Tagesstruktur-Standorten durchaus
ein Begriff. Das war für mich schon Grund genug,
dem nachzugehen, was sich hinter diesem Kürzel
verbirgt. Was ich dabei erfuhr, war sehr spannend
und höchst interessant: auf rein sachlicher Ebene
betrachtet ist die DoGru keine Gruppe wie die anderen
Tagesstruktur-Gruppen, sondern ein Zusatzangebot.
Interessierte aus allen Gruppen treffen
sich einmal in der Woche und gehen dem nach,
was ich in der Folge beschreiben werde. Ursprünglich
fanden die wöchentlichen Treffen am Donnerstag
statt, weshalb sich die Gruppe einfach
Donnerstags-Gruppe – abgekürzt „DoGru“ –
nannte. Mittlerweile haben sich die Treffen aus
organisatorischen Gründen zwar auf Dienstag
verschoben, aber der Name DoGru war schon so
gut eingeführt, dass er beibehalten wurde. So,
jetzt aber zum Wesen der Gruppe:
DAS HAUPTZIEL DER DOGRU:
WEGE NACH DRAUSSEN
Jeden Dienstag-Nachmittag finden die Treffen der
DoGru statt. Die Gruppe ist ziemlich stabil, nur
selten kommt es zu Zu- oder Abgängen von NutzerInnen
der BALANCE-Dienstleistungen. Das hat
den großen Vorteil, dass die Leute einander gut
kennen und miteinander vertraut sind. Zurzeit
gehören der Gruppe neun Tagesstruktur-Teil -
nehmerInnen und zwei Betreuerinnen an. Bei
Ausflügen finden sie noch Unterstützung durch
einen Zivildiener. Im Wesentlichen ist das Hauptziel
der Gruppe die „Erkundung des Sozialraumes“.
Darunter ist schlicht und einfach zu verstehen:
raus aus den Räumen des Sonnenhofes und
Erkundung des nahen und weiteren Umfeldes. In
diesem Sinn unternimmt die DoGru Ausflüge –
zum einen in der Nähe, wie etwa Spaziergänge an
der Alten Donau – und zum anderen im Raum
Wien, wie zum Beispiel in den Prater.
Das spielt sich konkret so ab, dass die DoGru im
Schnitt einmal im Monat einen Ausflug unternimmt.
Bei den wöchentlichen Treffen dazwischen
werden die nächsten Ausflüge geplant und
besprochen, wobei jedeR Vorschläge einbringen
kann. Außerdem werden die vergangenen Ausflüge
nachbesprochen: Was war gut? Was hätte besser
laufen können?
Zum „Gefühl des Freiseins“ gehört auch, dass sich
die DoGru bei Fahrten im Raum Wien grundsätzlich
keiner Fahrtendienste bedient, sondern öffentliche
Verkehrsmittel nutzt. Das bedarf natürlich
im Zuge der Vorbereitungen genauer Planung,
um „böse“ Überraschungen zu vermeiden. Da eine
Nutzerin in der Gruppe Rollstuhlfahrerin ist, wird
auch darauf geachtet, dass die Ziele barrierefrei
sind. Bei der Planung wird von allen gemeinsam
der günstigste Anfahrtsweg gesucht, die Öffnungszeiten
herausgefunden und ähnliches. Und
last, but not least ein ganz wichtiger Punkt: die
anfallenden Kosten, wie zum Beispiel Eintritte
werden durch Spenden finanziert, müssen also
nicht von den NutzerInnen getragen werden!
Fotos: BALANCE TAGS SoHo
BALANCER 72, 2/2018 BALANCE TAGESSTRUKTUR 23
DIE INTERESSANTEN UND
VIELFÄLTIGEN ZIELE DER DOGRU
Die Ziele der DoGru sind verschiedenartigster Natur
und lassen sich nicht in ein paar Worten zusammenfassen.
Am besten kann ich die Vielfältigkeit
der Ziele wiedergeben, indem ich eine Handvoll
verschiedener Beispiele aufzähle:
• Museen wie etwa das Hundertwasserhaus, das
Wien Museum, das Schokomuseum oder das
Haus des Meeres ...
• Theatervorstellungen wie „Ich bin o. k.“ ...
• „Tierische Ziele“ wie der Tiergarten Schönbrunn,
das Tierquartier oder das Katzen-Café ...
• Geschäfte oder Märkte wie zum Beispiel der
Naschmarkt, der Rochusmarkt oder der Ostermarkt
auf der Freyung ...
• Naturräume wie die Alte Donau, der Schulgarten
Kagran, der Blumengarten Hirschstetten oder
der Wiener Prater ...
• Sonstige Ziele wie etwa das Atelier 10, die
BALANCE-Wohngemeinschaft Böckh oder das
Teehaus Sonnentor ...
• und zu guter Letzt auch kulinarische Vergnügungen
wie allem voran Eis essen!
Die Liste der Ziele, die die DoGru bisher schon angesteuert
hat, ist beachtlich. Um auf der einen
Seite den Überblick zu behalten und andererseits
das „Werk“ für andere nachvollziehbar zu machen,
gibt es die Sozialraumkarte: einen Wienplan, der
im Gang des Tagesstruktur-Standortes SoHo angebracht
ist und auf dem alle Ziele, die bisher angesteuert
wurden, mit einer Stecknadel markiert
sind. An jeder Stecknadel ist ein Band angebracht,
an dem ein paar Fotos vom betreffenden Ausflug
hängen, ein höchst lebendiges Zeugnis der Do-
Gru-Aktivitäten.
Ebenso beachtlich ist natürlich die Liste der geplanten
Ziele und vor allem der Ziele, von denen
die DoGru zurzeit noch gar nichts weiß und die
erst nach und nach ins Bewusstsein vordringen
werden! Kurzum: die DoGru erfüllt die „Sozialraum-Idee“
auf höchst eindrucksvolle Art und
Weise mit Leben und ruft – nicht laut, aber deutlich
– zur Nachahmung auf!
DAS BALANCE-ANGEBOT
SOZIALRAUMERKUNDUNG
Den Sozialraum bewusst zu erkunden und zu nutzen
wurde in der BALANCE-Tagesstruktur SoHo im Frühjahr
2013 erstmals unter dem Namen Donnerstags-Gruppe
angeboten.
Sozialräume sind eine Mischung aus sozialen Beziehungen
und räumlichen Verhältnissen. Die Sozialraumorientierung
ist ein ganzheitliches Handlungskonzept
der sozialen Arbeit. Im Kern geht es darum, die
Lebensbedingungen aller Menschen in einem Stadtteil,
Viertel oder einem ähnlichen Sozialraum zu verbessern.
Ihre Interessen und Bedürfnisse stehen dabei im
Vordergrund. Das Konzept setzt an den Stärken jeder
Einzelnen an und aktiviert diese. Es soll Menschen in
ungünstigen Lebenssituationen ermutigen, Veränderungen
in ihrem Wohngebiet selbst in die Hand zu nehmen.
Darüber hinaus werden weitere Ressourcen des
Sozialraums gesucht, vernetzt und zugänglich gemacht.
Dazu gehören zum Beispiel Räume und Einrichtungen.
24
interbalance
BALANCER 72, 2/2018
Apps, Joysticks &
Internet der
Dinge
Martina Ranner arbeitet für lifetool, das ist
eine Beratungsstelle zum Thema
assistierende Technologien.
Interview: David Galko, Jürgen Plank
Fotos: Jürgen Plank
Was macht lifetool?
Martina Ranner: Wir führen Beratungen für Menschen mit
Beeinträchtigungen durch, dabei lernen wir auch immer
wieder etwas dazu. Die Beratungsstelle wurde 2002 aus Mitteln
der damaligen Behindertenmilliarde ins Leben gerufen.
Seit damals gibt es uns, unser Personal und auch die Geräte
haben wir seit damals aufgestockt.
Wie lautet eine typische Anfrage an lifetool?
Wir haben ganz viele Anfragen in Richtung unterstützte
Kommunikation, für Personen, die sich nicht oder nur eingeschränkt
lautsprachlich äußern können. Viele Anfragen haben
wir auch in Richtung Arbeitsplatzanpassung, etwa wenn
Personen nach einem Schlaganfall ihren Arbeitsplatz umgestalten
müssen. Da geht es um Eingabegeräte, um Tastaturen.
Wir haben Anfragen von Leuten mit körperlichen und
mit kognitiven Beeinträchtigungen.
Große, färbige Tasten
Vor uns am Tisch liegen einige lifetools. Was sind denn
übliche ‚Werkzeuge’, die ihr empfehlen könnt?
Das ist sehr variabel und sehr individuell. Wenn es in Richtung
unterstützte Kommunikation geht und Menschen zu
uns kommen, schauen wir, welche Ziele sie haben. Da haben
wir Geräte, die symbolbasiert sind. Es gibt elektronische Geräte,
aber auch analoge. Es gibt Geräte, die zur Eingabe am
Computer befähigen, Tastaturen mit großen oder färbigen
Tasten und Joysticks als Alternativen zur Computer-Maus.
Gibt es auch Apps?
Wir haben in den letzten Jahren diesbezüglich eine starke
Nachfrage gehabt. Wir haben auch elf iPads, die wir verborgen
und die haben Apps drauf. Das geht von ganz einfachen
Trainingsprogrammen bis hin zu Schreibprogrammen und
Kommunikations-Apps. Man tippt zum Beispiel einen Text
ein und die App spricht den Text für einen. Es gibt auch Apps
zum Trainieren von kognitiven Funktionen.
Kostet das Ausborgen etwas?
Nein. Menschen bekommen das iPad für zirka 2 Wochen mit
nach Hause oder an den Arbeitsplatz, sodass es vor Ort ausprobiert
werden kann. Das Ausborgen ist kostenlos. Wenn es
ein Gerät ist, von dem wir mehrere vorrätig haben, kann die
Entlehndauer auch länger sein.
Wie teuer sind die Geräte, zum Beispiel ein Sprachcomputer?
Das hängt natürlich ganz vom Gerät ab, wir versorgen ganz
viele KlientInnen mit iPads. Das ist eine kostengünstige Variante,
mit Software und Schutzhülle liegen wir da ungefähr
bei 600 bis 800 Euro. Es gibt Kommunikationsgeräte, die
günstiger sind, von 100 bis 300 Euro. Bis hin zu einer Augensteuerung,
die 10.000 bis 12.000 Euro kostet.
Werden solche Kosten von den Krankenkassen getragen?
Das ist leider in Österreich sehr unterschiedlich geregelt. In
Wien ist es so, dass durch das Chancengleichheitsgesetz der
FSW (Fonds Soziales Wien) für Einzelpersonen Kosten bis zu
10.000 Euro übernimmt. Wenn jemand in Pension ist, ist der
FSW nicht mehr zuständig bzw. wenn es darum geht, dass
jemand eine Arbeit bekommen kann, ist es möglich, über das
SMS (Sozialministeriumservice) eine Förderung zu bekommen.
Geräteeinschulungen und Workshops
Es kommen auch Fachkräfte zu euch, etwa LogopädInnen
oder ErgotherapeutInnen. Was erfahren die bei euch?
Für uns ist es ganz wichtig, einerseits die KlientInnen direkt
zu betreuen bzw. zu beraten und andererseits die MultiplikatorInnen
– BeraterInnen, BetreuerInnen, TherapeutInnen,
BALANCER 72, 2/2018 interbalance 25
LehrerInnen – zu beraten. Für uns ist es wichtig, dass die Information
darüber, dass es Geräte gibt, dass es uns als lifetool
gibt, mit den Leistungen, die wir anbieten, auch zu den
MultiplikatorInnen gelangt. Wir machen auch Geräteeinschulungen
und Workshops darüber und es sollen so viele
Menschen wie möglich informiert werden.
Neben uns steht eine reguläre Kaffeemaschine. Gibt es
Hilfsmittel, durch die motorisch eingeschränkte Menschen
solche technischen Geräte bedienen können?
Grundsätzlich ist es so: Sie sehen dort auch einen so genannten
Netzschaltkasten. Geräte, die mit Batterien oder
mit Strom betrieben werden, können auch damit bestückt
werden und dann können auch Personen, die eine große
motorische Einschränkung haben, solche Geräte mit einem
Taster bedienen. Der Taster kann mit dem Kopf ausgelöst
werden oder mit dem Fuß – je nachdem, was möglich ist. Ich
kann einen Staubsauger oder Mixer oder Radio mit so einem
Taster bestücken.
Wie sieht es aus, wenn man nicht nur einen Stromkreis
unterbrechen, sondern mehrere Tasten bedienen soll?
Es gibt auch Möglichkeiten, infrarotfähige Geräte mit einer
Art Fernbedienung zu steuern, die verschiedene Tasten hat.
Gerade ist das Internet der Dinge am Entstehen, alles
wird miteinander vernetzt, es gibt das ‚intelligente Haus’,
das selbst z. B. Heizungen ein- und ausschaltet. Schaut ihr
für euren Bereich auch in diese Richtung?
Es ist natürlich vieles möglich, vieles ist auch verwendbar
und leicht erhältlich. Die Frage ist immer: wie zuverlässig
sind die Anwendungen. Wir haben einen Kollegen, der
das System ‚Alexa’ ausprobiert hat. Das bringt für unsere
KlientInnen zum Teil eine Erleichterung, man muss aber
ganz genau hinschauen, weil es sicher nicht für alle passend
ist. Es ist zum Teil nicht so zuverlässig, wie es vom Hersteller
angepriesen wird. Das System ist auf sehr deutliche Sprache
angewiesen – die haben unsere KlientInnen oft nicht.
Ihr seid nicht nur in Österreich, sondern auch in Serbien
und in Tschechien. Wieso das?
Wir sind eine Einrichtung des Diakoniewerks und das ist
auch in Serbien bzw. in Bosnien vertreten. So hat sich eine
Zusammenarbeit entwickelt und so sind auch die Beratungsstellen
dort entstanden, auch mit Fördergebern vor
Ort.
Machen Sie auch Beratungen in Werkstätten und Tagesstrukturen?
Ja, wir sind auch gerne vor Ort. Wenn ein Team interessiert
an technischen Geräten und Hilfsmitteln ist, dann ist es
manchmal einfacher, wenn wir uns die Gegebenheiten anschauen
und vor Ort Lösungen präsentieren. Zum Beispiel
im Rahmen einer Teambesprechung. Das ist aber zweischneidig:
wenn wir vor Ort sind, können wir nicht immer
alles mitnehmen. Wenn es um die Beratung von einzelnen
KlientInnen geht, ist es natürlich einfacher, wenn die Personen
zu uns kommen. Grundsätzlich kann aber jeder im
Raum Wien anfragen und wir kommen gerne zur Beratung
vorbei. Wir haben leider nicht die Möglichkeit, ins Umland
zu fahren.
Kann man die Geräte in den Beratungsstellen kaufen?
Nein, wir verkaufen nicht. Wir sind eine händlerunabhängige
Servicestelle.
Die Menschmaschine
Eine Zukunftsvision der letzten Jahrzehnte ist die Verschmelzung
von Mensch und Maschine. Manche lassen sich
bereits Chips implantieren und es gibt Kameras, die so
klein sind, dass sie in der Blutbahn unterwegs sein können.
Geht die Forschung für euren Bereich auch dorthin?
Für uns ist das in der Beratung aktuell kein Thema. Wir
haben einmal Gedankensteuerung ausprobiert, das schwirrt
ja schon seit längerem durch die Medien. Gedankensteuerung
ist möglich, aber extrem aufwändig, extrem technisch
und im Alltag nicht wirklich gut umsetzbar. Das ist noch zu
unausgereift und auf Personen ohne Einschränkungen gemünzt.
Da kommen auch Aspekte wie das Aufmerksamkeitsniveau
dazu: wie lange können sich Personen konzentrieren.
Gedankensteuerung ist in der Durchführung auch
extrem anstrengend. Deswegen ist es für uns im Moment
nicht wirklich verwendbar. Aber es geht in diese Richtung
und alles, was in Zukunft dazu beiträgt, Menschen in ihrem
Umfeld selbstständiger zu machen, ist natürlich super und
wird irgendwann löblich von uns aufgenommen werden.
Zur Person
Martina Ranner ist ausgebildete Kindergärtnerin,
Horterzieherin und Psychologin. Sie arbeitet seit der
Gründung im Jahr 2002 für lifetool. Außer in Wien
gibt es Beratungsstellen von lifetool auch in Linz,
Graz, Klagenfurt, Axams, Novi Sad und Prag. lifetool
ist eine Servicestelle, die mit öffentlichen Geldern
vom SMS und vom FSW finanziert wird.
www.lifetool.at
26
Kommentar
BALANCER 72, 2/2018
Selbstbedienungs-
kassen
Pro
Von Helga Hiebl
Zweite Kaaaasssaaa bitte! Diesen Ruf kennt doch jeder.
Die Kassaschlange verdirbt einfach jedes Shoppingvergnügen.
Steuert man noch gut gelaunt und mit vollem
Wagerl Richtung Kassa, sinkt die Gemütslage und der
Stress beginnt, je weiter man sich der Kassa nähert.
Welche Schlange ist kürzer? Wo geht es schneller voran?
Soll man noch warten, wird vielleicht gleich die Nebenkassa
geöffnet?
Die nervöse Anspannung und das Gegrantel im
Kassabereich wird nur noch durch am Boden liegende
schreiende Jungmenschen übertroffen, die die Quengelzone
wörtlich nehmen. Vorwurfsvolle Blicke, wenn
man nicht schnell genug alles auspackt und danach einpackt,
den Trennstab nicht korrekt hinlegt oder – Gott
behüte – vergessen hat, die Tomaten abzuwiegen!
Seit es im Supermarkt in meiner Nähe Selbstbedienungskassen
gibt, freue ich mich direkt aufs Einkaufen,
keine Warteschlangen, die Bedienung ist einfach, alles
funktioniert reibungslos. Scannen, Karte hinhalten, fertig.
Ja, mir macht es Spaß, selber zu scannen, bei meinem
Tempo zu bleiben, in Ruhe einpacken zu können
ohne die bereits nachgeschobenen Waren des Nachkommenden
von meinen aussortieren zu müssen.
Pro
Von David Galko
Wenn ich einkaufen gehe mit fünf Sachen oder mehr,
dann gehe ich gerne zur Selbstbedienungskassa, weil da
muss ich nicht so lange warten und man kann selber die
Waren über den Scanner drüberziehen und dann selber
das Geld reingeben oder mit Bankomatkarte zahlen. Ich
finde eine Selbstbedienungskassa gehört in jeden Supermarkt,
das geht sehr schnell und dann werden alle
dort schneller fertig. Und wenn man noch unsicher ist,
wie das funktioniert, in meinem Supermarkt steht auch
immer eine MitarbeiterIn dabei und erklärt den Leuten,
wie das mit der Selbstbedienungskassa funktioniert.
Contra
von Christian Zuckerstätter
Zu Beginn gestehe ich gleich ein, dass ich noch nie in
einem Supermarkt mit Selbstbedienungskassen war.
Sie wurden mir aber von Leuten, die durchaus davon
begeistert sind, detailliert beschrieben, sodass ich eine
genaue Vorstellung davon habe. Trotzdem ziehen mich
derartige Supermärkte bzw. Kassen überhaupt nicht
an, sondern stoßen mich ganz im Gegenteil ab ... aus
einem ganz bestimmten Grund, den ich in der Folge beschreiben
möchte:
Meine Behinderung kommt im Wesentlichen in
zwei für andere wahrnehmbaren Eigenschaften zum
Ausdruck – ich bin leise und ich bin langsam. Das mag
wie ein Nachteil klingen, aber mittlerweile beneiden
mich Freunde, die mich gut kennen, sehr um meine
Langsamkeit. Sie wird aber in stressigen Situationen,
allen voran an Supermarktkassen, doch zum eindeutigen
Nachteil. Denn dort sind die Mitmenschen grundsätzlich
ungeduldig, alles dauert ihnen zu lang und
wenn ich in „meinem Tempo“ die Artikel aus dem Wagerl
aufs Fließband räume, spüre ich, wie sich bei der
Person hinter mir die Nerven spannen und nicht selten
werden, während ich noch ausräume und schlichte, die
Waren der/des Nächsten in meine „hineingeschoben“.
Das empfinde ich mitunter als richtiggehend bedrohlich.
In dem Moment, an dem ich zur Kassa komme, ist
für mich aber alles wieder ok! Denn zumeist erfasst die
Dame an der Kassa intuitiv die Situation und hilft mir –
seelenruhig und somit konträr zum Stress, den die anderen
machen – beim Schlichten, ins Wagerl zurückräumen
und manchmal sogar beim in die Tasche oder
das Sackerl räumen.
Ja, so geht‘s wirklich zu im Supermarkt nahe meiner
Wohnung. Wenn ich jetzt so einen Einkauf zusammenfasse,
hat er drei Phasen – erst die längste Phase,
den Einkauf an sich, das ist meine liebste Phase, ich geh
sehr gerne einkaufen, dann kommt das Anstehen an
der Kassa und zuletzt das Zahlen und Einräumen. Und
wenn ich die drei Phasen grob den Kategorien Ruhe
und Stress zuordne, dann läuft der „klassische“ Einkauf
so ab: Ruhe – Stress – Ruhe. Wenn mir aber statt einer
freundlichen und hilfsbereiten Kassierin ein Automat
„gegenübersteht“, würde die Kategorisierung der drei
Phasen mit Sicherheit so aussehen: Ruhe – Stress –
Stress ... und das fände ich jammerschade!
BALANCER 72, 2/2018
Veranstaltungen
27
Impressum
Medieninhaber, Herausgeber, Verleger:
Verein BALANCE – Leben ohne Barrieren,
1130 Wien, Hochheimgasse 1,
T 01/8048733-8105, F DW 8050
E-Mail: h.hiebl@balance.at
Internet: www.balance.at
Chefredaktion: Mag. Helga Hiebl
Redaktion: David Galko, Iris Kopera,
Mag. Jürgen Plank, Cornelia Renoldner,
Mag. Andrej Rubarth, Andreas Tettinger
und Brigitte Wallner, Pia Wolf, Christian
Zuckerstätter
Versand: Tagesstruktur-Standort ELF
Grafische Gestaltung: Frau Ober
Redaktionsadresse: Zeitschrift Balancer,
Hochheimgasse 1, 1130 Wien,
T 01/804 87 33-8105,
E-Mail: h.hiebl@balance.at
Erscheinungsweise: 1/4-jährlich
Erscheinungsort: Wien
Offenlegung nach § 25 Mediengesetz:
Eigentümer: BALANCE, gemeinnütziger,
überparteilicher, nicht-konfessioneller
Verein.
Vorstand: OSR, Dir. Rudolf Wögerer,
Obmann; MinRat Mag. Rotraut Kopper,
Obmann Stellevrtreterin; Marianne
Kühtreiber, Obmann Stellvertreterin;
Dr. Karl Katary, Schriftführer; Irmtraut
Vaclavic, Schriftführer Stellvertreterin;
Gertrud Bartsch, Kassierin; SenRat DI Harald
Haschke, Kassierin Stellvertreter;
Dipl.-Vw. Herbert Kopper; Leo Josef Neudhart;
SD Edeltraut Frank-Häusler; Susanne Pisek;
Dr. Wilhelm Holubetz, Irene Pautsch
Geschäftsführung: Marion Ondricek,
Blattlinie: Der „Balancer“ berichtet als Fachund
Vereinszeitschrift über die Aktivitäten
von BALANCE, bekennt sich zu dessen
Leitbild und Grundsätzen und thematisiert
besonders relevante Themen und Ereignisse,
die Menschen mit Behinderungen betreffen.
Der „Balancer“ folgt inhaltlich dem
Bekenntnis des Art. 7 der Bundesverfassung,
nach welchem es ein Grundrecht aller
Menschen ist, gleichberechtigt und ohne
Diskriminierung zu leben.
Inklusive Redaktion: Als Grundvoraussetzung
für eine zukünftige inklusive Gesellschaft
werden Selbstbestimmung und
Selbsttätigkeit der BALANCE-KlientInnen
unterstützt. Gemäß diesem Anspruch setzt
sich das Redaktionsteam des „Balancers“ zu
gleichen Teilen aus BewohnerInnen, Tagesstruktur-TeilnehmerInnen
und MitarbeiterInnen
zusammen.
Veranstaltungen
Power Parade 2018
Alle für Alle
Kundgebung nach dem US-amerikanischen Vorbild der
„Disability pride parades“ mit dem Ziel, Bewusstsein zu
schaffen für und mit unseren Mitmenschen mit jeglicher
Art von Behinderung.
Termin: Donnerstag, 21. Juni 2018, Start 11:00
Programm am Heldenplatz ab 13:00
Ort: Ringstraße, Heldenplatz
Infos unter www.powerparade.at
Tanzperformance
„Nullmorphem – eine Lyrik“
Termine: Donnerstag, 28. Juni 2018
Ort:
Freitag, 29. Juni 2018
Samstag, 30. Juni 2018 um 18:30
F23, Breitenfurter Straße 176, 1230 Wien
IMPULSTANZ
Vienna International
Dance Festival
Mit freundlicher
Unterstützung von
12 July —
12 August
2018
Co-funded by the
Creative Europe Programme
of the European Union
MIXEDABILITY
WORKSHOPS
Alito Alessi
DanceAbility Teacher Certification
Daniel Aschwanden & Barbara Eichhorn
BLIND_moves
Sonja Browne & Inge Kaindlstorfer
PLOP – Inklusiver Tanz & Improvisation*
Claire Cunningham & Jess Curtis
Watch Me, Watch You
Vera Rosner
DanceAbility*
Michael Turinsky & Georg Blaschke
Dys_Functional Bodies
Jeremy Wade & Eva Egermann
The Future Clinic for Critical Care*
Attila Zanin
HipHop Tanz – MixedAbilities (11+)*
AND MANY MORE
*Diese Workshops sind abgesehen von
der Anmeldegebühr kostenfrei.
www.impulstanz.com
Francesca Harper Voice & Movement © Karolina Miernik
BALANCE Design und Handwerk
Schneidbrett aus massivem Kirschholz:
In dieser Ausgabe präsentieren wir Ihnen ein Produkt aus unserer Holzwerkstätte.
Schneidbrett aus massivem Kirschholz aus einem Stück gefertigt. Ein Produkt für die Ewigkeit.
Wir freuen uns schon auf Ihren Besuch in einer unserer Werkstätten.
www.balance.at
zu beziehen im WERKVERKAUF: MO-DO 8.30-15.30 Uhr FR 8.30-12.00 Uhr
SoHo Laden
Viktor Kaplan Str. 6-8
1220 Wien
01/209 37 31
Fuchsenfeld
Fockygasse 52
1120 Wien
01/ 817 93 44-13
Verein BALANCE – Leben ohne Barrieren
Hochheimgasse 1, 1130 Wien
Bankverbindung Spendenkonto:
Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien AG
UID: ATU38152717
BIC RLNWATWW, IBAN AT96 3200 0000 0747 9868
Spenden an BALANCE sind absetzbar: SO 1481
Österreichische Post AG /
Sponsoring.Post
GZ: 08Z037718S
Nr. 72/2018, Jahrgang 21
Verlagspostamt 1130 Wien
Erscheinungsort Wien