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Nachhaltig bauen: Themen, Trends und Tipps

Explodierende Immobilienpreise in der Stadt und ein immenser Ressourcenverbrauch im Bausektor: Längst ist das Wohnen zu einer sozialen und ökologischen Frage geworden. Hier sind nachhaltige Lösungen aus Politik und Wirtschaft gefragt. Aber auch der Einzelne kann seine Art zu Wohnen verantwortungsvoll gestalten. Wie, das zeigt das neue UmweltDialog-Magazin „Trautes Heim, Glück allein? So können wir nachhaltig bauen und wohnen“.

Explodierende Immobilienpreise in der Stadt und ein immenser Ressourcenverbrauch im Bausektor: Längst ist das Wohnen zu einer sozialen und ökologischen Frage geworden. Hier sind nachhaltige Lösungen aus Politik und Wirtschaft gefragt. Aber auch der Einzelne kann seine Art zu Wohnen verantwortungsvoll gestalten. Wie, das zeigt das neue UmweltDialog-Magazin „Trautes Heim, Glück allein? So können wir nachhaltig bauen und wohnen“.

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Bauen <strong>und</strong> Wohnen<br />

Anschreiben <strong>und</strong> Lebenslauf<br />

zusammengefasst in einer<br />

Bewerbungsmappe, dazu ein<br />

ansprechendes Äußeres <strong>und</strong> feste Benimmregeln:<br />

Die Wohnungssuche in<br />

Großstädten gleicht heutzutage einem<br />

Vorstellungsgespräch. Natürlich ist<br />

niemand dazu verpflichtet, persönliche<br />

Angaben gegenüber Makler <strong>und</strong><br />

Vermieter zu machen. Doch in der Regel<br />

kommen Bewerber kaum an einer<br />

Selbstauskunft vorbei, konkurrieren<br />

sie doch mit H<strong>und</strong>erten weiterer Interessenten<br />

um die wenigen Wohnungen,<br />

die bezahlbar sind. Und einer von<br />

denen hat bestimmt Einkommensnachweis<br />

<strong>und</strong> Schufa-Auskunft parat.<br />

Zum Dank darf man dann auch noch<br />

50 Euro bezahlen, um die Wohnung<br />

zu besichtigen.<br />

Wie prekär die Wohnungsknappheit<br />

ist, zeigt eine aktuelle Studie der gewerkschaftsnahen<br />

Hans-Böckler-Stiftung.<br />

Demnach fehlten in deutschen<br />

Großstädten fast zwei Millionen bezahlbare<br />

Wohnungen, die sich die<br />

lokale Bevölkerung gemessen an ihren<br />

finanziellen Möglichkeiten leisten<br />

könne. Das heißt, dass die Miete<br />

nicht mehr als 30 Prozent des Haushaltseinkommens<br />

verschlingen sollte.<br />

Der größte Mangel herrsche dabei vor<br />

allem bei kleinen Wohnungen.<br />

Angeführt wird die Liste von Berlin,<br />

wo über 300.000 Wohnungen fehlen,<br />

gefolgt von Hamburg (150.000), Köln<br />

(86.000) <strong>und</strong> München (78.000). Und<br />

selbst in Großstädten mit relativ kleinen<br />

Versorgungslücken wie beispielsweise<br />

Moers, Wolfsburg oder Koblenz<br />

überschreite der Bedarf an günstigen<br />

Wohnungen das Angebot jeweils um<br />

mehrere Tausend.<br />

Zu wenig Wohnraum, zu hohe<br />

Kosten <strong>und</strong> Zielkonflikte<br />

Das mangelnde Wohnraumangebot in<br />

begehrten Regionen – ob als Eigenheim<br />

oder zur Mietnutzung – wird<br />

allgemein als ein wesentlicher Kostentreiber<br />

für die urbanen Immobilien-<br />

<strong>und</strong> Mietpreise angesehen. Seine<br />

Ursachen: Es ziehen immer mehr<br />

Menschen in die Stadt. Dort warten<br />

Jobs <strong>und</strong> Studienplätze; die Daseinsvorsorge<br />

<strong>und</strong> das kulturelle Angebot<br />

sind besser ausgebaut. Darüber hinaus<br />

benötigen immer mehr Menschen<br />

Zweit- <strong>und</strong> Singlewohnungen, <strong>und</strong><br />

die durchschnittliche Wohnfläche pro<br />

Person hat sich seit Ende des zweiten<br />

Weltkriegs mit 45 Quadratmetern verdreifacht:<br />

„Dabei wird seit Jahren zu<br />

wenig gebaut: Von 140.000 Mietwohnungen,<br />

die jährlich entstehen müssten,<br />

wurde 2015 lediglich ein Drittel<br />

fertiggestellt“, informiert die Caritas.<br />

Aber wer <strong>bauen</strong> möchte, benötigt<br />

Fläche. Und die ist hierzulande eine<br />

Neubau alleine reicht nicht<br />

Mangelware: „Selbst Städte mit starker<br />

Wohnungsnachfrage <strong>und</strong> geeigneten<br />

Flächen tun sich mitunter<br />

schwer, neue Gr<strong>und</strong>stücke für den<br />

Wohnungsbau auszuweisen“, erklärt<br />

Michael Voigtländer vom Institut der<br />

deutschen Wirtschaft (IW). In diesem<br />

Bereich kommt es also zu einem<br />

klassischen Zielkonflikt zwischen der<br />

sozialen Notwendigkeit nach mehr<br />

Wohnraum <strong>und</strong> dem ökologischen<br />

Anspruch nach einem nachhaltigen<br />

Ressourcenumgang, der den Schutz<br />

unbebauter Flächen mit einschließt.<br />

Deswegen plädieren viele Experten<br />

für eine konsequente Nachverdichtung<br />

freier Flächen in bereits bebauten<br />

Gebieten, um dieses Dilemma aufzulösen.<br />

Darüber hinaus klagen Immobilien<strong>und</strong><br />

Branchenverbände auch über die<br />

hohen Kosten, die beim Bauen etwa<br />

durch Standards oder Umweltauflagen<br />

entstünden. Aus diesem Gr<strong>und</strong><br />

würde sich teilweise nur die Errichtung<br />

von Luxusgebäuden mit hohen<br />

Wer allerdings meint, die hohen Preise ließen sich alleine durch reinen<br />

Neubau lösen, den belehrt die Studie der Böckler-Stiftung eines Besseren.<br />

Denn die Mieten für neue Wohnungen übersteigen in fast allen Großstädten<br />

die Bestandsmieten. Um die Lücke bei bezahlbaren Wohnungen zu<br />

verkleinern, müsse das Angebot an Kleinwohnungen von vier bis fünf Euro<br />

pro Quadratmeter steigen: „Das ist nur durch eine deutliche Stärkung des<br />

sozialen Wohnungsbaus möglich. Dazu müssen einerseits mehr Sozialwohnungen<br />

als in den vergangenen Jahren entstehen. Andererseits muss<br />

auch die Sozial- <strong>und</strong> Mietpreisbindung im Wohnungsbestand wieder<br />

ausgeweitet werden“, sagen die Stadtsoziologen der HU Berlin <strong>und</strong> der GU<br />

Frankfurt, die die Studie durchgeführt haben.<br />

8 Ausgabe 9 | Mai 2018 | Umweltdialog.de

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