JB_2017
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1. Geschäftsbericht für das Jahr 2017 4
2. Beratung 16
2.1 Einleitung 16
2.2 Die Angebote der AIDS-Hilfe im Sektor Beratung 16
2.2.1 Persönliche Beratung 16
2.2.2 Telefonische Beratung 17
2.2.3 Die Bundesweite Telefonberatung 17
2.2.4 Die Telefonberatervernetzung im Ruhrgebiet 18
2.2.5 E-Mail Beratung 18
2.3 Danksagung 19
3. Begleitung 20
3.1 Einzelbegleitung 21
3.2 Positivenfond 21
3.3 Zusammenarbeit mit Kooperationspartner*innen 21
3.4 Angebote für Menschen mit HIV und Aids 22
3.5 Trauerarbeit 22
Seite
4. Öffentlichkeitsarbeit 24
4.1. AG Öffentlichkeitsarbeit 27
4.2. Veranstaltungen 28
4.3. Benefiz-Veranstaltungen 32
4.4. Veranstaltungen zum Welt-AIDS-Tag 2017 33
4.5. Berichterstattung in den Medien 39
4.6. Sonstige Aufgaben und Tätigkeiten 40
5. Zielgruppenspezifische Prävention 42
5.1 HIV und AIDS Prävention bei Schwulen und Männern
die Sex mit Männern haben 42
5.2 Drogen und Substitution 46
5.2.1 Primär- und Sekundärprävention 46
5.2.1.1 Spritzenaustauschprogramm 46
5.2.1.2 Suchtprävention bei Partydrogen 47
5.2.2 Substitution 47
5.2.2.1 Entwicklung der Wochenendvergabe 47
5.2.2.2 Psychosoziale Begleitung Substituierter (PSB) 47
5.2.3 Niedrigschwellige Arbeit mit illegalisierten Drogengebraucher*innen 48
5.2.4 „Nationaler Gedenktag für verstorbene
Drogengebraucher*Innen“ am 21. Juli 50
5.2.5 Teilnahme an Arbeitskreisen 51
5.2.6 Teilnahme an JES-Mitgliederversammlung 51
2
5.3 HIV und Strafvollzug 52
5.3.1 Einführung 52
5.3.2 Überregionale Aktivitäten 53
5.3.3 Lokale Arbeit des Projektes ,HIV und Strafvollzug’ 53
5.3.4 Gesundheitliche Belastungen von Inhaftierten 53
5.3.5 Primär- und Sekundärprävention 54
5.3.6 Begleitung 55
5.3.7 Resümee 55
5.4. Frauen und HIV /Aids – Prävention bei Frauen in besonderen Lebenslagen 56
5.5. Frauen und HIV / Aids / Migration 57
5.6 Youthwork / Prävention in der Allgemeinbevölkerung 60
5.6.1 Veranstaltungsinhalte 65
5.6.2 Schulische Prävention / Youthwork 65
5.6.3 (Präventions-) Veranstaltungen für Jugendliche und Multiplikator*innen 68
5.6.4 Multiplikator*innen- und Erwachsenenbildung 68
5.6.5 Berufsspezifische Erwachsenenbildung 69
5.6.6 Sonstige Aufgaben und Tätigkeiten 70
5.7. SCHLAU Duisburg 72
6. Ehrenamtliche Mitarbeit 74
6.1. Begleitung der ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen 74
6.2. Schulung und Fortbildungen für ehrenamtliche Mitarbeiter*innen 74
6.3 Externe Fortbildungen 75
7. Controlling / Anhang / Pressespiegel 76
Seite
3
1. Geschäftsbericht für das Jahr 2017
mit HIV und AIDS in der Bevölkerung zu erreichen.
Aber wir brauchen dazu nicht nur möglichst viele Ärzt*innen,
sondern wir brauchen auch Sie, verehrte Leser*innen!
• „Wir brauchen Unterstützer*innen,
die unsere Botschaft teilen – online und offline!
• Wir brauchen Menschen,
die sich für einen offenen Umgang mit dem Thema
einsetzen und sich gegen Diskriminierung von
HIV-positiven Menschen stark machen.
• Wir brauchen Fachleute und ehrenamtlich Engagierte,
in Organisationen und in der Community, die deutlich
machen, dass ein HIV-Test keine Schande,
sondern eine Chance ist.
• Wir brauchen Ärztinnen und Ärzte,
4
Kein AIDS für alle! Bis 2020!
Das überragende Ereignis des Jahres 2017 war aus unserer
Sicht die Verkündigung eines (endlich) öffentlich formulierten
historischen Zieles. Mit dem sicherlich erklärungsbedürftigen
Slogan ist gemeint, dass in Deutschland kein
Mensch mehr an AIDS erkranken oder gar an den Folgen
versterben muss! Mit der am 12. Mai 2017 gestarteten
Kampagne „Kein AIDS für alle! Bis 2020!“ will die Deutsche
AIDS-Hilfe Geschichte schreiben – und lädt uns alle ein,
daran mitzuwirken.
Wir sind dazu bereit! Auch wenn das Ziel sehr ambitioniert
ist, es ist keine Utopie mehr.
Es ist eine realistische Vision. Und wie sagte es schon
Kanzler Schmidt: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen!“
Das würde jedenfalls enorm helfen, denn zur Zielerreichung
brauchen wir viele Ärzt*innen, weil möglichst frühe Diagnosen
und Zugänge zu den modernen HIV-Therapien die
besten Optionen eröffnen. Und wir brauchen natürlich auch
mehr Arztbesucher*innen, die offen über ihre gelebte Sexualität
sprechen können. Die Erkenntnis dazu ist wahrlich
nicht ganz neu. Aufmerksame Leser*innen unserer Jahresberichte
erinnern sich etwa an den Claim der Aidshilfe NRW
„Wir wollen mehr Positive!“ aus dem Jahre 2015 und eigentlich
sind die Erkenntnisse spätestens seit dem sogenannten
EKAF-Statement der Schweizerischen Kommission für
AIDS-Fragen aus dem Jahre 2008 nicht mehr wegzudiskutieren.
Es wurde also Zeit, damit stärker in die Offensive zu
gehen, um einen Schub für mehr Entspannung im Umgang
die mit ihren Patient*innen (offen über Sexualität
und) über HIV-Risiken sprechen und gegebenenfalls
einen HIV-Test anbieten.
• Wir brauchen Politiker*innen,
die sich für Behandlungsmöglichkeiten für Menschen
ohne Papiere einsetzen.“
(s. Kampagnenbooklet und www.kein-aids-fuer-alle.de ,
Berlin 2017)
Wir brauchen mehr und gute Beratungs- und Testangebote
und auch finanzielle Ressourcen, um wirklich erfolgreich
sein zu können.
Um die Seriösität der Botschaft zu untermauern möchten
wir an dieser Stelle auf die Einschätzung namhafter Unterstützer*innen
verweisen. Allen voran die ehemalige Bundesgesundheitsministerin
und Bundestagspräsidentin, Rita
Süßmuth, die ganz wesentlich die Grundlage für eine deutsche
Präventionserfolgsgeschichte geschaffen hat: „Das
Ende von AIDS ist machbar“, so Ihre Einschätzung vom Mai
2017.
Und auch der UNAIDS-Direktor, Michel Sidibé, beurteilt die
DAH-Kampagne sehr positiv, wenn er sagt: „Deutschland
kann den Kampf gegen HIV und Aids gewinnen, so wie
es viele Fußballweltmeisterschaften gewonnen hat. Dafür
muss Deutschland seine Bemühungen jetzt noch verstärken,
um die Menschen zu erreichen, die bisher noch nicht
erreicht werden konnten.“
(Jahrbuch 2016 I 2017 der Deutschen AIDS-Hilfe, Oktober
2017, S. 8)
Angelehnt ist diese Kampagne an die „neuen“ nachhaltigen
WHO / UNAIDS-Ziele, die unter der Formel 90-90-90 natürlich
auch das diesjährige Kongressgeschehen beherrschten.
Dahinter stehen die Ziele, bis 2030 weltweit 90 % an
HIV-Diagnosen zu erreichen, davon 90 % Zugang zu den
Therapien zu gewähren und davon wiederum 90 % unter
erfolgreiche Therapie, also stabil unter die sog. HIV-Viruslast-Nachweisgrenze
(und damit nicht mehr infektiös!) zu
bekommen.
Verstärkt wurde auf eine weitere Zahl hingewiesen, die
zwingend hinzukommen müsse, nämlich die „Null“, die für 0
% Diskriminierung von Menschen mit HIV und AIDS stehen
soll, um eine der wichtigsten Testbarrieren zu senken oder
gar zu eliminieren.
06.04.2016).
So heißt es dort: „Um diese Ziele zu erreichen und die errungenen
Erfolge nicht zu gefährden, bedarf es in den
nächsten Jahren verstärkter Anstrengungen aller Beteiligten.
Ein ganzheitlicher Ansatz ist dafür erforderlich. (…) Für
die Umsetzung müssen alle relevanten Akteure ebenenübergreifend
zusammenarbeiten. Bund, Länder, kommunale
Selbstverwaltung, Öffentlicher Gesundheitsdienst, freie
Träger, die Selbsthilfe, Ärzteschaft, Pflegekräfte sowie die
Bereiche Justiz, Bildung und Arbeit sind gefordert.“ (a.a.O.,
S. 4).
Ähnlich gute Konzepte und Vereinbarungen gibt es vom
Land NRW und einigen weiteren staatlichen Organen und
Fachgesellschaften (BZgA, Deutsche STI-Gesellschaft,
Vereinigung der AIDS-Koordinator*innen in NRW et al.).
Die Musik ist also bestellt – und die Leistungsverzeichnisse
sehr gut erstellt. Sie wird nur leider nicht adäquat bezahlt!
bis 2030 erschien für Deutschland
allerdings für deutlich zu wenig ambitioniert. Daher hat man
sich hier das Ziel „bis 2020!“ gesetzt. Und das ist gut so,
denn wir haben eigentlich gute Voraussetzungen dazu: eine
sehr geringe Inzidenz und Prävalenz, HIV-Medikamente
sind in Deutschland flächendeckend verfügbar und werden
in aller Regel über das Gesundheitssystem finanziert und
wir haben eigentlich ein sehr leistungsfähiges Gesundheitssystem
– dies allerdings nicht unbedingt flächendeckend!
Ländliche Strukturen hinken in vielen Gesundheitsversorgungsfeldern
bekanntermaßen hinter Ballungsräumen (s.
z.B. fast-track-city berlin) her. So auch unsere Region.
Die Ziele sind klar, die dazu erforderlichen strategischen
Maßnahmen erkannt und vielfach gut formuliert. Schon im
April 2016 hat das Bundeskabinett in fachlich hoher Qualität
den „Fahrplan“ vorgelegt, mit dem Papier zur „Strategie
zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C und anderen
sexuelle übertragbaren Infektionen. BIS 2030 – Bedarfsorientiert
* Integriert * Sektorenübergreifend“ (Bundesministerium
für Gesundheit und Bundesministerium für wirtschaftliche
Zusammenarbeit. Beschluss des Bundeskabinetts vom
„Kein AIDS für alle! Bis 2020!“ – ob die Ziellinie 2020 also
auch für unsere Region realistisch sein mag, wagen wir zu
bezweifeln. Von erforderlicher Verstärkung der Anstrengungen
ist im Berichtsjahr 2017 nur wenig zu erkennen. Zumindest
aber für die Stadt Duisburg ist von guten Entscheidungen
zu berichten (s.u.).
5
Richtig ist, dass wir noch erhebliche Anstrengungen unternehmen
müssen, um das Mögliche zeitnah erreichen zu
können. Klar ist, dass wir dazu eine adäquate Infrastruktur,
insbesondere zu Beratungs- und Testmöglichkeiten, aber
auch bzgl. der medizinischen Versorgungslage benötigen.
Und dort, wo dies gegeben ist, wo also etwa checkpoints
mit Beratungs- und Testangeboten (oder gar noch mit Versorgungsangeboten,
wie etwa beim Zentrum für sexuelle
Gesundheit, „WIR“ in Bochum), mit interdisziplinären Fachlichkeiten
entstanden sind, verzeichnen wir seit ein paar
Jahren deutliche Effekte – im Sinne einer Reduzierung der
HIV-Inzidenzen – insbesondere in der besonders relevanten
Gruppe der MSM (Männer, die Sex mit Männern haben).
Das ist allerdings zumeist nur in einzelnen großstädtischen
Räumen der Fall. Und dass die Zahl der Neuinfektionen insgesamt
nicht gesunken ist, liegt unter anderem eben daran,
dass in Regionen mit eher schlechter Infrastruktur ein
Anstieg zu verzeichnen ist (s.u.). Dazu gehört leider auch
unsere Region!
Epidemiologische Eckdaten aus der Region
So ist die HIV-Inzidenz (HIV-Erstdiagnosen / 100.000
Einwohner) nach Angaben des Robert-Koch-Institutes
(RKI-Bulletin Nr. 39 vom 28.09.2017) im Berichtsjahr alleine
in der Stadt Duisburg in 2016 auf 6,13 (= 31 Fälle) gestiegen,
damit um 2,2 Punkte gegenüber dem Vorjahr 2015.
Und hier sind nur die aus Duisburg gemeldeten Fälle von
Duisburger*innen registriert sind und natürlich nicht alle diejenigen,
die Teststellen außerhalb von Duisburg wahrnehmen
und keine Angaben zum Wohnort machen wollen.
Das wird sich jedoch aller Voraussicht nach in 2018 verbessern,
denn mit der (Wieder-) Einrichtung und –besetzung
einer vollen Stelle „AIDS-Koordination“ ab November
2017 stehen die Signale auch auf Erweiterung des Beratungs-
und Testangebotes. Hinzu kommt ebenfalls voraussichtlich
im Verlaufe des Jahres 2018 die Möglichkeit eines
„Selbsttest-Angebotes“ in der AIDS-Hilfe, für das erstmalig
kein Mediziner unmittelbar beteiligt werden muss. Für die
Zulassung sind nahezu alle Weichen schon gestellt. Es benötigt
allerdings noch das letzte GO einer Bundesregierung,
die wir ja vermutlich wieder bekommen werden. Hier würde
das Testangebot natürlich mit einer qualifizierten Beratung
durch Expert*innen einhergehen, damit niemand alleine im
stillen Kämmerlein mit den Ergebnissen klar kommen muss.
Der HIV-Test ist heute eben keine Schande mehr, sondern
eine Chance!
Für den Kreis Wesel verzeichnen wir leider eine sehr gegenläufige
Entwicklung, nämlich eine deutliche Reduktion
der Ressourcen – zumindest im ÖGD. Und das im Jahre
„30“ der Kooperation, im Jahr „1“ ohne Beratungsstelle vor
Ort - keine Anlässe für eine Jubiläumsfeier.
Die Funktion der „AIDS-Koordination“ ist zwar seit dem
Frühjahr 2017 wieder besetzt, aber das Stundenvolumen
eher als „Alibi“ (vermutlich nur 0,1 VZÄ) zu bezeichnen.
Leider hat der Gesetzgeber es versäumt, den Umfang
der Pflichtaufgabe zu regeln. Darüber hinaus ist der Kreis
Wesel aus der Präventionsarbeit mit Jugendlichen (v.a. in
schulischen Zusammenhängen) komplett ausgestiegen.
Das Beratungs- und Testangebot (in Moers zwei Stunden
wöchentlich zwischen 14 und 16 Uhr; in Wesel nur zweimal
1,5 Stunden zwischen 14 und 15:30 Uhr im Monat) ist weiter
reduziert worden (aus unserer Sicht ist vor allem die Aufgabe
eines Abendangebotes, das recht gut angenommen
worden ist, besonders bedauerlich! Weiterhin gibt es keine
aufsuchenden Angebote mehr). Das ist gemessen an der
Größe des Kreises und seiner Einwohnerzahl äußerst bescheiden!
Und hier geht es ja schon lange nicht mehr „nur“
um HIV und AIDS, sondern in zunehmendem Maße auch
um andere STI`s, bei denen wir leider andere epidemiologische
Zahlen konstatieren müssen – nämlich zum Teil deutliche
Anstiege – auch in der sog. Allgemeinbevölkerung (s.
RKI-Daten). Zudem mussten wir unsere Beratungsstelle in
Wesel (das einzige spezifische Vor-Ort-Angebot) zum Jahresende
2016 aus wirtschaftlichen Gründen aufgeben.
Gleichzeitig aber waren wir gefordert, das Berichtswesen
für den Kreis Wesel zu modifizieren, was im Berichtsjahr
unverhältnismäßig viele Ressourcen (auf beiden Seiten!)
gebunden hat. Die Auswertung des Verhältnisses von Aufwand
und Nutzen steht noch aus. Statt dem Ziel eines
möglichst einheitlichen Berichtswesens für die verschiedenen
föderalen Ebenen näher zu kommen –wie es die ->
Rahmenvereinbarung eigentlich einfordert- sehen wir uns
inzwischen mit fünf bis sechs verschiedenen Dokumentationssystematiken
konfrontiert und werden zunehmend an
den Schreibtisch und an den Computer gedrückt (für die
der Kreis Wesel leider keinen Cent refinanziert)! Und das
modifizierte Berichtswesen bildet mit der hauptamtlichen
Beratung und den Youthwork-Aktivitäten noch dazu nur Teilaspekte
unseres Leistungsspektrums ab.
Wenn wir in der ein oder anderen Beratungsvorlage für den
Fachausschuss und den Kreistag lesen mussten, dass die
vorgenommenen Maßnahmen als einvernehmlich erzielte
„Synergieeffekte“ dargestellt wurden, so kann man das
nur als „Hohn“ bezeichnen. De facto handelt es sich hier
um „Einsparpotentiale“, die die sog. „Jamaika-Koalition“ zur
Senkung der Kreisumlage intendiert hat. In wie weit es sich
dabei auch um nachhaltige Einspareffekte für die Sozialkassen
und Ausgabetöpfe für das Gesundheitswesen und
damit für Kassenbeiträge und Steuern der Bevölkerung
handelt – dies zu beurteilen überlassen wir Ihnen, liebe Leser*innen.
Gemeinsam gegen AIDS
Angesichts der ambitionierten aber erreichbaren Ziele erachten
wir es für entscheidend, dass die partnerschaftliche
und partizipative Kooperation zwischen staatlichen Strukturen
(hier die unteren Gesundheitsbehörden) und den freien
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Trägern (hier also wir, die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel)
erhalten und günstigenfalls gestärkt wird.
Dies alles erfordert natürlich personelle und materielle Ressourcen,
verbunden mit zeitlichen Perspektiven. Nur so
können einerseits nachhaltige Effekte erzielt werden und
andererseits flexible Anpassungsprozesse an epidemiologische
und soziodemographische Entwicklungen insbesondere
in der Vor-Ort-Arbeit erfolgen. Vor allem auch, weil die
Erfordernisse für Netzwerkarbeit stetig anwachsen, diese
allerdings nur dann auch effektiv wirken können, wenn hier
personelle Kontinuität gewährleistet werden kann.
Das gilt natürlich auch für die Versorgungslage von Menschen
mit HIV und AIDS in unserer Region. Im Berichtsjahr
blieb es leider auch dabei, dass wir mit Dr. Friedhelm Kwirant
nur noch einen einzigen HIV-Schwerpunktbehandler im
Duisburger Süden haben, mit dem wir allerdings sehr, sehr
zufrieden sind und der im Verbund mit seinem Praxisteam
enorm viel leistet. Diesem Team gilt unser tiefer Respekt
und großer Dank!
Eine weitere Erosion der spezifischen Ressourcen zu
verhindern erfordert wiederum mehr zeitliche Investitionen
in die Gremien- und Netzwerkarbeit, um drohenden
Know-how-Verlusten vorzubeugen und das Mögliche zu
tun, um zumindest etablierte Standards zu erhalten.
Ob dies im erforderlichen Maße gelingen mag, ist mehr als
fraglich. Wir werden uns voraussichtlich eher mit der Verhinderung
von weiteren Erosionen befassen müssen – und
zwar im personellen wie auch im finanziellen Bereich, denn
die Deckelungen der öffentlichen Förderung werden sich
weiter sehr ungünstig auf den Erhalt der vorhandenen Kapazitäten
auswirken!
Unsere Haushaltslage und die Folgen
Die seit vielen Jahren gedeckelten Landes- und kommunalen
Fördermittel führen auch bei unserer AIDS-Hilfe dazu,
dass die Schere zwischen öffentlicher Förderung und Haushaltsbedarfen
immer weiter auseinander driftet und darüber
allein schon die Aufrechterhaltung unseres Angebotsspektrums
immer schwieriger wird. Zu betonen ist, dass ein ganz
überwiegender Teil dieser Angebote kommunale Pflichtaufgaben
abdeckt.
Selbst bei stabiler öffentlicher Förderung wächst der Eigenmittelanteil
alleine durch tarifrechtliche Steigerungen im
Personalkostenetat sowie stetig steigender Sachkostenausgaben
(Mehrwertsteuer, technische Ausstattung durch
z.B. online-taugliche Medien, Fahrtkosten, vom Land geforderte,
aber nicht refinanzierte Qualitätssicherungsmaßnahmen,
Nebenkosten für den Gebäudeunterhalt, Personalbeschaffungs-
und Fortbildungskosten, Mitgliedsbeiträge bei
Dachverbänden und vieles mehr).
Um einen einigermaßen ausgeglichenen Haushalt hinzu-
bekommen, benötigen wir mittlerweile über 50.000 Euro
per anno aus nicht-öffentlichen Drittmitteln. Das macht
zwischen 15 und 20 % unseres Haushaltsvolumens aus.
Und dabei ist der „Gegenwert“ von ca. 3200 Stunden ehrenamtlicher
(entgeltfreier, aber nicht kostenfreier!) Arbeit
per anno (entspricht ca. 3 Vollzeitäquivalenten!) noch nicht
eingerechnet!
Allerdings mussten wir im Berichtsjahr weitere Einbrüche
bei den Drittmitteln (Spenden, Sponsoring und sonstige
Einnahmen) verzeichnen, wodurch wir veranlasst waren,
noch mehr Betriebsmittelrücklagen einzusetzen und darüber
geraten wir in sehr absehbarer (ohne Nachbesserungen
oder/und Drittmittelsteigerungen schon im Jahre 2018) Zeit
in sehr ernsthafte Liquiditätsprobleme. Die stabile Vorhaltung
unseres Leistungsspektrums ist akut gefährdet. Wenn
es nicht gelingen sollte, diesen Trend zu stoppen, wird das
Überleben schwer.
Trotz einer erneut sehr umsichtigen Haushaltsführung, die
bei Werner Garbe in besten Händen liegt, mussten auch
wir uns in den letzten Jahren konkret mit eigenen Haushaltskonsolidierungsmaßnahmen
beschäftigen und äußerst
schmerzliche Einschnitte vollziehen. Um nur ein paar Beispiel
zu nennen: so haben wir eine Viertel-Stelle im Bereich
der psychosozialen Begleitung abgebaut, seit 2015
auf supervisorische Begleitung vollständig verzichtet, was
fachlich und unter professionellen und qualitätssichernden
Gesichtspunkten eigentlich nicht tragbar ist. Seit 2016 haben
wir unseren sog. Positivenfonds für dringend benötigte
Soforthilfen abgeschmolzen und die Kriterien verändert.
Darüber hinaus haben wir in nahezu allen Sachkostenbereichen
Reduktionen vornehmen müssen, aber es zeigt sich
deutlich, dass wir damit schon an die Grenzen des Machbaren
gegangen sind und wir darüber kaum Entlastung erfahren
konnten.
Die auseinanderdriftende Schere zwischen öffentlicher
Förderung und den Personal- und Overheadkosten lässt
alljährlich das Defizit wachsen. Und obwohl es sich bei den
hauptamtlichen Leistungen –wie erwähnt- zum ganz überwiegenden
Teil um kommunale Pflichtaufgaben handelt und
wir von Land, Stadt und Kreis gehalten sind, qualifizierte
Fachkräfte einzusetzen (welche im untersten Level der tariflichen
Eingruppierungstabelle eingestuft sind), lassen uns
diese bisher im „Regen stehen“.
Die durch die Deckelung der kommunalen Förderungen
seit nunmehr zehn Jahren auflaufenden Defizite haben wir
lange weitgehend durch Drittmittelakquise und den Einsatz
von Eigenmitteln (Notwendige Betriebsmittelrücklagen) auffangen
können und darüber die kommunalen Haushalte geschont.
Durch die Einbrüche (s.o.) in diesen Bereichen aber
ist „das Ende der Fahnenstange“ erreicht.
Über diese Entwicklungen informieren wir natürlich unsere
Zuwendungsgeber alljährlich, allerdings bisher ohne
positive Effekte. So haben wir auch im Berichtsjahr eine
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abermalige Initiative ergriffen und bei den beiden kommunalen
Strukturen Aufstockungsanträge gestellt.
In vielen Gesprächen und Korrespondenzen haben wir wiederholt
thematisiert, dass sich die Vertreter*innen der unteren
Gesundheitsbehörden eigentlich immer noch glücklich
schätzen können, dass das bundesweit einmalige Konstrukt
mit der Zuständigkeit für eine Großstadt und einem
Flächenkreis in Verbindung mit der Landessockelförderung
dazu geführt hat, dass beide Strukturen mit dem Einsatz
sehr geringer Mittel ein richtig großes Leistungspaket bekommen.
Die `berühmt-berüchtigten´ Synergieeffekte sind
in unserer Region darüber schon lange bestens erreicht.
Diese zu erhalten erfordert aber nunmehr eine u.E. überschaubare
Nachbesserung – wohlgemerkt für Kommunale
Pflichtaufgaben.
Die Forderung nach Nachbesserungen gelten natürlich in
gleichem Maße für die Landesebene. Hier unterstützen wir
natürlich mit voller Überzeugung unseren Landesverband
der Aidshilfe NRW e.V. bei seiner sehr guten Lobbyarbeit.
In wie weit und in welche Richtung sich der Wechsel der
Landesregierung im Berichtsjahr 2017 hier auswirken wird,
ist noch nicht abzuschätzen. Die Aufgabe der strukturellen
HIV-/AIDS-Prävention war allerdings von Beginn an ein
übergeordnetes, quasi interfraktionelles Thema und sollte
es bleiben, denn es geht uns alle an. Mit Karl-Josef Laumann
als Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales ist
jedenfalls ein mit der komplexen Materie Vertrauter „alter
Bekannter“ wieder am Ruder, dem die HIV-/AIDS-Prävention
wichtig war und hoffentlich auch bleiben wird.
Ohne Nachbesserungen können die Standards jedenfalls
bei weitem nicht gehalten werden und die Anforderung zu
einer „Weiterentwicklung der HIV-/AIDS- und STI-Prävention“
gerät in Gefahr.
Wir begrüßen ganz eindeutig die bessere Wertschätzung
sozialer Berufe durch die tariflichen Anpassungen im öffentlichen
Dienst der vergangenen Jahre, die allerdings für
die meisten AIDS-Hilfen angesichts gedeckelter öffentlicher
Förderung eine kaum zu stemmende haushalterische Herausforderung
darstellen,
So fordern wir, dass diese Entwicklung nicht weiter dazu
führen darf, dass viele wichtige Angebote der AIDS-Hilfen
wegfallen könnten, weil die gestiegenen Personalkosten
nicht mehr aus Eigenmitteln aufgefangen werden können.
Bei allem Verständnis für die seit vielen Jahren schwierigen
Haushaltslagen unseres Landes und unserer Kommunen
ist es doch letztlich auch eine Frage, wie viel den Verantwortlichen
die Pflichtaufgabe zur Sicherung der sexuellen
Gesundheit wert ist und wie nachhaltig gedacht und geplant
wird, wenn man auch die Folgekosten im Blick haben will.
Wir können mehr!
Und wir wollen mehr und wir müssten mehr, denn die Prävention
ist komplexer geworden und damit steigen die Anforderungen
an fundierte Aus- und Fortbildungen unserer
ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter*innen und ihrer Qualifikationen.
Auch die Instrumente der Prävention sind heute vielfältiger
und müssen kommuniziert werden. Mit der unumstrittenen
Strategie des „Schutzes durch Therapie“ (SDT oder
„treatment as prevention) und der für manche Zielgruppen
sinnvollen „Präexpositionsprophylaxe“ (PrEP) sind wichtige
neue Möglichkeiten des Schutzes vor HIV-Infektionen der
alten –und nach wie vor unerlässlichen- Kondomstrategie
hinzugefügt worden. Neue Testformate (Heim- oder Selbsttests
und sog. home-sampling-tests) stehen vor der Türe
und können nicht mehr ausgeblendet werden, weil die Qualität
inzwischen sehr gut zu sein scheint und Daten aus anderen
Ländern und einzelnen Pilotprojekten in Deutschland
darüber deutliche Präventionserfolge zeigen. Die Medikalisierung
der HIV-Prävention schreitet unaufhaltsam voran
– und das ist gut so.
Die anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI`s) sind
gleichsam originäre Bestandteile der HIV-Präventionsthemen
geworden und nicht mehr wegzudenken. Die Bearbeitung
der Testbarrieren, wie insbesondere das enorme
Stigmatisierungs- und Diskriminierungspotential und anderes
mehr sind weiterhin „dicke Bretter“ für die Präventionsarbeit.
Wir könnten die Liste der (relativ) neuen thematischen
Herausforderungen für eine „Präventionsarbeit auf
aktuellem Anforderungslevel“ noch weiter fortführen, wollen
es aber an dieser Stelle dabei belassen. Es ist einfach viel
Bewegung in der Landschaft – und das macht die Arbeit
ja durchaus auch spannend, nie langweilig und unterstützt
uns bei der motivierten Zielverfolgung von „Kein AIDS für
alle! Bis 2020!“
Auch wenn wir die staatlichen Strukturen nicht aus ihrer
Verantwortung für die pflichtige Arbeit entlassen wollen,
tuen wir gut daran, weiter auch nach entlastenden Kooperationen
oder Ergänzungen unseres Aufgabenspektrums
und/oder nach alternativen Einnahmequellen Ausschau zu
halten.
Vor dem Hintergrund der verbesserten Behandlungsoptionen
und der gestiegenen Lebenserwartung bleibt die Zahl
unserer Begleitungsverhältnisse auf stabil hohem Niveau.
Während uns eindeutig immer mehr Menschen mit HIV immer
weniger „nötig“ haben, wächst leider auch die Zahl derjenigen
Klient*innen, die aufgrund vielfältiger lebenspraktischer
Problemlagen eine besonders hohe Begleitungs- und
Betreuungsintensität benötigen. Hinzu kommt, dass in der
Bevölkerung insgesamt, aber in unserer Klientel in besonderem
Maße die Zahl und Vielfalt der psychischen (Begleit-)
Erkrankungen wächst. Hier stoßen wir zunehmend
an Kapazitäts- und Qualifikationsgrenzen und haben uns
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im Berichtsjahr weiter intensiv mit Möglichkeiten einer Erweiterung
unserer Angebote durch den Einstieg in Projekte
des Ambulant Betreuten Wohnens beschäftigt. Da uns dazu
aber (noch) die personellen Ressourcen fehlen, haben wir
uns nach speziellen Förderprogrammen erkundigt und haben
entsprechende Beratung durch den PARITÄTISCHEN
NRW eingeholt und uns im Berichtsjahr intensiv um eine
sog. Starthilfeförderung zum „Aufbau eines Ambulant Betreuten
Wohnen-Projektes in einer bestehenden Organisation“
über die beworben. Unser Antrag wurde dann im
Oktober 2017 bewilligt!
Über maximal vier Jahre werden wir darüber eine
Personalkostenförderung erhalten können, die uns auch
ohne öffentliche Mittel (!) und ohne wirtschaftliche Risiken
endlich die Türen zu einer Umsetzung geöffnet haben.
Eine Fachliche Leitung konnte schon gefunden werden und
damit sind wir nunmehr in der Lage, im Frühjahr 2018 zu
starten.
Für die Aufrechterhaltung des originären AIDS-Hilfe-Leistungsspektrums
bleibt es allerdings dabei: Ohne Spendenund
Sponsoring durch verschiedene zivilgesellschaftliche
Gruppierungen und Einzelpersonen wäre die Aufrechterhaltung
unseres regulären Angebotes schon lange nicht mehr
denkbar.
Der vorliegende Jahresbericht wird über eine Vielfalt von
derartigem Engagement Auskunft geben. Da halten wir es
gerne mit Erich Kästner und wollen über gutes Tun reden
(s. 4.).
Epidemiologische Eckdaten in Deutschland
tes (RKI-Bulletin 39/2017vom 28.09.2017 und 47/2017 vom
23.11.2017) in Deutschland immer mehr Menschen (2016
über 88.400 = + 3.400 im Vgl. zu 2015) mehr oder weniger
gut. Etwa 2/3 davon sogar so gut, dass sie der Unterstützung
durch die AIDS-Hilfen kaum noch bedürfen. Es bleibt
allerdings gut ein Drittel, die aufgrund von diversen, oft prekären
Lebenssituationen auch aufgrund der HIV-Infektion
dringend auf Unterstützung, Rat und Hilfe durch AIDS-Hilfen
angewiesen sind. Und das zumindest phasenweise
sehr intensiv.
Dies gilt insbesondere für die Gruppe der sogenannten „late
presenter“, der Menschen also, die erst sehr spät ihre Erstdiagnose
bekommen und sich dann bereits in sehr ernst
zu nehmenden gesundheitlichen Problemlagen befinden
– nicht selten bereits im Stadium AIDS sind (in 2016 ca.
1.100 Fälle). Sie tauchen erst so spät auf, weil sie bis dahin
vielleicht nur wenig gesundheitliche Probleme hatten, weil
sie entweder bis dahin kein Risikobewusstsein entwickelt
haben, weil sie sich aus diffusen Ängsten heraus bewusst
gegen einen Test entschieden haben oder weil sie Stigmatisierung
oder/und diskriminierende Folgen befürchten oder
weil ihnen schlichtweg die Informationen fehlen. Oder weil
sie bis dahin auf schlecht informierte oder nicht sensibilisierte
Mediziner gestoßen sind und sie somit keine Testempfehlung
bekommen haben.
Leider sind auch in 2016 über 460 Todesfälle von HIV-Infizierten
zu verzeichnen.
Für das Berichtsjahr 2016 geht das Robert-Koch-Institut
(RKI; für 2017 kommen belastbare Daten erst Mitte 2018)
zudem davon aus, dass von den etwa 88.400 HIV-Infizierten
in Deutschland ungefähr 12.700 Menschen noch nicht
getestet sind und somit keine Ahnung von ihrem Status haben
können. Und dabei sind die zugewanderten Menschen
mit Migrationshintergründen (wie etwa Geflüchtete) nicht
(mehr) berücksichtigt, weil das RKI sich zurzeit dazu außer
Stande sieht, seriöse Angaben zu machen.
Und diese Gruppe der Ungetesteten spielt wiederum eine
wesentliche Rolle hinsichtlich der Zahl von HIV-Neuinfektionen
(für das Berichtsjahr 2016 etwa 3.100 = stabiles
Niveau), denn diese sind vermutlich für einen großen Teil
der Übertragungen verantwortlich.
Für das Jahr 2016 verzeichnet das RKI allerdings einen
5%igen Anstieg (ca. 3.700) bei den sog. Neudiagnosen (gesicherte
Diagnosen, die nicht zwingend alle aus 2016 stammen
müssen, hier werden z.T. auch ältere Infektionszeiten
inkludiert, die aber in 2016 gemeldet wurden). Diese verteilen
sich wie folgt auf die „Transmissionsgruppen“: 50,5
% MSM = Männer, die Sex mit Männern haben; HETerosexuelle:
24,2 %; intravenös verabreichter Drogenkonsum
–IVDU- 3,7 %; Mutter-Kind-Übertragungen in 2016 = < 10
gesamt; Rest: 19,9 % ohne Angaben zum Infektionsweg.
Mit HIV leben nach den Angaben des Robert-Koch-Institu-
9
Auffällig bei der weitergehenden Analyse der regionalen
Verteilung war laut RKI, dass die absoluten Zahlen der
HIV-Neudiagnosen bei MSM insgesamt leicht gesunken, im
ländlichen Bereich allerdings gestiegen sind, weiterhin Anstiege
bei den HETerosexuellen zu verzeichnen sind.
Hinzuzurechnen wären auch noch die nicht erfassten
HIV-Neudiagnosen bei Geflüchteten, wovon gemäß Königsberger
Schlüssel eben auch die meisten NRW zugewiesen
wurden. Da es sich aber epidemiologisch betrachtet
um keine auffälligen Herkunftsregionen handelt, sprechen
wir hier sicher nicht über „Massen“. So sind wir im Berichtsjahr
2017 mit weniger „Fällen“ als in 2016, dann aber auch
sehr intensiv beschäftigt gewesen.
Das RKI zieht im Bulletin vom November 2017 ein Fazit, in
dem es unter anderem heißt: „Die Zahl der HIV-Neuinfektionen
bleibt seit einigen Jahren weitgehend unverändert.
Der Anteil von Infizierten, die eine wirksame antiretrovirale
Behandlung erhalten und in der Regel nicht mehr infektiös
sind, nimmt zu. Dies, zusammen mit den bisherigen Präventionsanstrengungen
reicht aber bislang nicht aus, die
Gesamtzahl der Neuinfektionen deutlich zu reduzieren.“
(Epidemiologisches Bulletin Nr. 47, Robert-Koch-Institut,
23.11.2017, S. 541)
Darüber fordert das RKI entsprechend, dass die Strategie
zur Eindämmung von HIV weiter konsequent umgesetzt
werden sollte“ (ebd.).
Bei der näheren Analyse haben sich die Erkenntnisse aus
dem Vorjahr bestätigt, die wir deshalb hier noch mal wiedergeben
wollen:
„Das HIV-Infektionsgeschehen in Deutschland wird nach
wie vor stark durch die Entwicklung unter MSM geprägt.
Der größte Teil der Infektionen bei MSM wird in Deutschland
erworben, und der größte Teil der Infizierten ist deutscher
Herkunft. Es scheint jedoch, dass die Kombination
von fortgesetzter Präventionsarbeit, besserer und früherer
Behandlung und häufigerer HIV-Testung langsam Früchte
trägt. Zumindest dort, wo die Voraussetzungen für ein
Zusammenwirken aller drei Faktoren günstig sind, können
Rückgänge der Neudiagnosezahlen beobachtet werden. In
ländlichen Regionen, wo die Voraussetzungen ungünstiger
sind, hinkt die Entwicklung hinterher.“ (Epidemiologisches
Bulletin Nr. 38, Robert-Koch-Institut, 26.09.2016, S. 417).
Alles in allem also kein Grund zur Entwarnung oder zur Reduktion
von Maßnahmen der strukturellen HIV-/STI-Prävention.
10
Um den Ziel der Minimierung von HIV-Neuinfektionen näher
zu kommen, der Umsetzung des Menschenrechtes auf
Gesundheit, Information und Aufklärung gerecht zu werden
und um die adäquate Versorgung von Menschen mit HIV
und AIDS sicher zu stellen, werden entsprechende Ressourcen
benötigt.
Angesichts der epidemiologischen Situation in Deutschland
müssen Präventionsmittel und –maßnahmen insbesondere
dort zur Verfügung stehen, wo sie besonders benötigt werden
– z.B. in Bereichen von (Beschaffungs-) Prostitution (s.
5.4.), bei Menschen mit bestimmten Migrationshintergründen
(s. 5.5.) oder bei der Versorgung von Suchterkrankten
(s. 5.2.) und eindeutig im Bereich von homo- und bisexuellen
Männern und Männern, die Sex mit Männern haben
(MSM) (s. 5.1.). Eine weitere sehr wichtige Zielgruppe
stellen Menschen in Haft dar, wo wir leider immer noch höhere
Infektionsgefährdungspotentiale (besonders bzgl. der
Hepatitiden B und C, aber durchaus auch bezogen auf HIV)
konstatieren, die im Wesentlichen in den hygienisch höchst
bedenklichen (Drogen-) Konsumbedingungen begründet
sind (s. 5.3.).
Offenbar müssten angesichts der Anstiege der letzten Jahre
auch die Aufklärungs- und Präventionsanstrengungen
bei Heterosexuellen wieder verstärkt werden.
„Unverzichtbar ist dabei nach wie vor die Primärprävention
für Kinder und Jugendliche (s. 5.6.). Wichtig ist, HIV/
AIDS-Prävention als Teil von Gesundheitsförderung und
Sexualaufklärung zu verstehen und Jugendliche frühzeitig
zu Beginn ihrer sexuellen Aktivität zu erreichen“ (Landeskonzept
„Weiterentwicklung der HIV/AIDS-Prävention in
Nordrhein-Westfalen“, 2013, S. 10; s. auch 5.6. im vorliegenden
Jahresbericht).
Seit 2015 zeigen sich laut RKI auch HIV-Meldungen von
Geflüchteten signifikant in den Surveys. Hier weist das
RKI darauf hin, dass die Neudiagnosen aus dieser Gruppe
insbesondere im ländlichen Bereich stärker gestiegen seien
(Epidemiologisches Bulletin Nr. 27 vom 06.07.2015, S.
247). Diese Entwicklung hat sich auch in 2016 fortgesetzt,
ist allerdings in 2017 spürbar gesunken.
Die erhebliche Steigerung an Anfragen für das Jahr 2016
konnten auch wir nur bestätigen – sowohl für den Bereich
der Begleitung als auch für den Bereich der Nachfragen für
Präventionsveranstaltungen. In 2017 hat sich
dies wieder leicht reduziert.
Als ein bedeutsamer Erklärungsansatz für die
Stabilität der HIV-Neuinfektionen gilt auch für
das Berichtsjahr der weitere Anstieg der Syphilis-Inzidenzen
(oder in Berlin eine wachsende
Gonokokken-Prävalenz u.a. wegen erhöhter
Resistenzproblematiken), was wiederum die
zwingende Verbindung von HIV- mit STI-Prävention
untermauert und eine Intensivierung
der Arbeit vor allem in der Zielgruppe (junger)
schwuler Männer und Männern, die Sex
mit Männern haben (MSM) nach sich ziehen
sollte. Das RKI weist hier darauf hin, dass die
Syphilis die HIV-Übertragungswahrscheinlichkeit
auch dann erhöht, wenn sich am (insgesamt
sehr guten) Risikoverhalten (s. Daten der
EMIS-Studie) nichts ändert.
Dazu sollten sich der Zugang und die Abrechnungsmöglichkeiten
für STI-Screenings deutlich verbessern. Regelmäßige
Checks auf STI`s sollten auch für sexuell aktive Menschen
ohne Symptome zur Kassenleistung werden, denn
dies ist eine wichtige Maßnahme im Rahmen der HIV-Prävention
und auch zur Vermeidung von sehr hohen Folgekosten.
Darüber hinaus zeigen Studienergebnisse bei entsprechenden
Projekten (hervorragend: das PrEP-Projekt
über „Hein & Fiete“ in Hamburg – übrigens komplett vom
Senat finanziert) zwar naturgemäß einen deutlichen initialen
Anstieg von STI´s, aber aufgrund der darüber erfassten
Diagnosen auch rasch einen Abfall wegen der Therapieeffekte.
Auf Seiten der Ärzte wie auch der Patient*innen erfordert
dies allerdings einen tabufreieren, offenen Umgang mit dem
Thema Sexualität, denn nur wenn offen darüber kommuniziert
werden kann, können diagnostische und therapeutische
Maßnahmen zur Anwendung kommen. Let`s talk
about Sex!
Der Ansatz der strukturellen Präventionsarbeit im Kontext
von Gesundheitsförderung hat sich dazu ganz eindeutig bewährt.
Angesichts der epidemiologischen Daten in Deutschland
erweist sich die zielgruppenspezifische Präventionsarbeit
als immer bedeutungsvoller, damit die richtigen
Menschen mit den passenden Botschaften und Maßnahmen
lebenswelt- und akzeptanzorientiert erreicht werden
können und die Ansätze nicht ins Leere greifen, denn: Nur
wer sich schätzt, schützt sich und andere!
Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. – Fachstelle
für sexuelle Gesundheitsförderung - arbeitet von Beginn
an nach diesem Grundsatz und bietet – mit einem für die
Größe des Zuständigkeitsgebietes und der Einwohnerzahl
vergleichsweise kleinen Team von ehren- und hauptamtlichen
Mitarbeiter*innen - ein umfassendes Projektspektrum
dazu.
So gibt der vorliegende Bericht vor allem Auskunft über die
konkrete Arbeit der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.-
Fachstelle für sexuelle Gesundheitsförderung- im Jahre
2017. Wir wünschen anregende Lektüre!
Wir beginnen mit einer der wichtigsten Netzwerkaufgaben,
der Analyse und Koordination der Versorgung von Menschen
mit HIV und AIDS und derer, die davon betroffen sind
oder sein können in unserer Region. Die Zusammenarbeit
im Rahmen des „Runden Tisches zur HIV-Versorgung“,
in dem neben Dr. Kwirant auch die Gesundheitsämter der
Stadt Duisburg und des Kreises Wesel (dieser allerdings
zuletzt eher als passives Mitglied) sowie die AIDS-Hilfen
Duisburg / Kreis Wesel und Oberhausen vertreten sind, gestaltet
sich recht stabil und aktiv. Hier übernehmen wir –wie
in manch anderen Feldern- die Koordination und Organisation,
was eigentlich eine der Kernaufgaben der kommunalen
AIDS-Koordination wäre (s. § 23 ÖGDG).
Wir pflegen den wichtigen Austausch, der wichtige Anhaltspunkte
für die Situation in der Region und daraus resultierender
Steuerungsaspekte ergibt und treffen uns in dieser
Runde in der Regel zweimal im Jahr. In diesem Kreise wird
unter anderem auch das alljährliche Fachgespräch zur
HIV-Therapie geplant und vorbereitet. Die Bewerbung dessen
wird unter anderem auch dazu genutzt den Strukturen
der medizinischen Versorgungssysteme Kenntnis über die
spezifische Infratsruktur zu vermitteln und so der Versuch
unternommen, das Thema HIV / AIDS u.a. STI`s wach zu
halten.
Leider verzeichnen wir nicht nur hier eine stetig nachlassende
Aktivität von Seiten der kommunalen Gesundheitsämter,
die sich -bewusst oder nicht- immer mehr darauf verlassen
(können), dass wir hier einspringen (auch die Öffentlichkeitsarbeit
betreffend, etwa im Rahmen des Welt-AIDS-
Tages u.a.m.; s. dazu: „Standards und Perspektiven in der
HIV-/AIDS- und STI-Arbeit und –Koordination, 2. Revision
11
vom August 2015; hrsgg. vom Verband der AIDS-KoordinatorInnen
NRW e.V.). Das machen wir seit vielen Jahren,
auch wenn wir dafür keine Refinanzierung erfahren, weil es
aber unerlässlich ist, um die fachlichen Standards so gut es
geht zu halten und Weiterentwicklung vor dem Hintergrund
der sich stetig verändernden Anforderungen grundsätzlich
möglich zu machen.
Bezeichnend war es, dass auf unsere Anfrage zu einer gemeinsamen
Nutzung des Kampagnenstartes „Kein AIDS für
alle! Bis 2020!“ von Seiten des ÖGD keinerlei Reaktion erfolgte.
Vor dem Hintergrund der heutigen medizinischen Optionen
muss unser gemeinsames Ziel sein, möglichst auch denjenigen
HIV-Positiven Zugang zu medizinischer Versorgung
zu ermöglichen, die diesen bisher noch nicht hatten. Darüber
hinaus gilt es, die noch nicht Getesteten zu möglichst
früher Diagnosestellung zu bewegen und somit u.a. die Problematik
der „late presenter“ zu verringern.
Unsere Aufgabe diesbezüglich besteht dabei darin, zum einen
ein Risikobewusstsein in der Bevölkerung zu schärfen
und die Testbereitschaft zu erhöhen. Dieser Komplex benötigt
dann aber eben auch eine entsprechende Infrastruktur
der strukturellen Prävention und damit eben auch der
HIV-spezifischen medizinischen Versorgung.
Die Erhaltung unseres Angebotsspektrums sowie die
stete Weiterentwicklung dessen als erstes Ziel sind in
erster Linie nur deshalb noch möglich, weil wir trotz immer
wiederkehrender Konfrontation mit Kürzungsszenarien und
manch anderer Ernüchterungen (Wegfall wichtiger Personen
in den Netzwerken, Erhöhung des bürokratischen Aufwandes
u.a.) ein immer noch hochmotiviertes ehren- und
hauptamtliches Team haben.
Eine der wichtigsten Pfunde und Ressourcen für die Aufrechterhaltung
unserer Angebotspalette sind und bleiben
dabei unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen, denen
einmal mehr ein riesiges „Danke schön!“ gilt.
Angefangen beim Vorstand über nahezu alle anderen Arbeitsfelder
können wir hier auf eine sehr stabile wenn auch
vergleichsweise kleine „Mannschaft“, bauen. Allerdings gibt
es leider auch nur überschaubaren Andrang von neuen Interessent*innen.
Wir möchten Sie, verehrte Leserinnen und Leser, an dieser
Stelle bitten, potentiell interessierte Menschen auf uns
aufmerksam zu machen, denn: AIDS-Hilfe-Arbeit ist spannend,
kann intensiv und unter Umständen belastend sein,
aber auch dankbar und für die eigene Persönlichkeitsentwicklung
gewinnbringend. Das gilt nach wie vor auch für
die ehrenamtliche Mitarbeit auf allen Ebenen (s. www.aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de
/ Ehrenamt).
Wenn wir immer wieder vom „ehren- und hauptamtlichen
Team“ der AIDS-Hilfe reden, so ist dies keine Floskel. Wir
sind ein Verein und wir arbeiten partnerschaftlich und partizipativ
gemeinsam – jede/r im Rahmen seiner/ihrer Möglichkeiten
und alle im Sinne unseres Vereinszweckes und
der verfolgten Ziele. Das gilt natürlich insbesondere für die
Zusammenarbeit von Vorstand und hauptamtlichem Team.
Bestätigung und Rückhalt für unsere Arbeit und Entwicklung
erfuhren wir auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung
am 15. Mai 2017, die trotz anstehender Vorstandswahlen
allerdings recht überschaubar besucht war. Insgesamt verzeichnen
wir leider einen fortschreitenden Rückgang an
beitragszahlenden Mitgliedern.
Der Vorstand bis Mai 2017: Silke Stützel, Thomas Hilgers, Daniela Niemczyk und Peter Külpmann
12
Der amtierende Vorstand wurde einmal mehr einstimmig
entlastet und für seine umfassende Arbeit gewürdigt.
Die diesjährigen Wahlen führten wieder zu einer vollen Besetzung
des Vorstandes. Peter Külpmann wurde als Vorsitzender
genauso einstimmig wiedergewählt wie Silke Stützel
als Stellvertreterin und Daniela Niemczyk nunmehr als
Kassenwartin. Thomas Hilgers stellte sich nicht mehr zur
Wahl, weil er zur Schwäbischen Alb verzogen ist. Besten
Dank für Dein tatkräftiges Mitwirken im Vorstand, in der Öffentlichkeitsarbeit
und im Youthwork über viele Jahre, lieber
Thomas! Wir sehen uns, denn niemals geht man so ganz!
Seit Mai haben wir aber auch wieder zwei neue Beisitzer
im Vorstand und wir begrüßen Joachim Müller und Kevin
Hengsteler in unserer Runde!
Mit der neuen „Legislaturperiode“ standen auch gleich wichtige
Inhalte und Weichenstellungen an. Aufstockungsanträge
an die Kommunen, Projektantrag zur Starthilfeförderung
für das BeWo-Projekt, Personalsuche und –auswahl und
vieles mehr.
rascht, als Sie im Rahmen unseres Sonder-Aktiven-Treffens
ihre wohlverdienten Blumen in Empfang nehmen durfte.
Seit Juli 2017 konnte auch der Dienstvertrag mit Nadine
Bolte (PSB, Drogen) entfristet werden.
Ganz besonders erfreulich konnten wir im Berichtsjahr eine
unverhofft erfolgreiche Wiederbelebung unseres SCHLAU
Duisburg-Projektes beobachten. Hier hat der Koordinator,
Kai-Uwe Diel, es mit unglaublicher Akribie, Kreativität und
Fleiß sowie dank seiner enormen Fähigkeiten und Affinitäten
bei der Nutzung der sozialen Medien und Netzwerke ein
Team für die LSBTIQ*-Aufklärungsarbeit aufzubauen, das
nach entsprechenden Qualifizierungs- und Hospitationsphasen
seit September 2017 sehr aktiv am Start ist und sich
seither mit stetig steigenden Nachfragen belohnt sieht.
Wir bedanken uns beim Jugendamt und dem Jugendhilfeausschuss
der Stadt Duisburg für eine Sachkostenförderung
aus dem Aktionsprogramm zum Kinder- und Jugendschutz
im Berichtsjahr.
Personelle Struktur
Stete Fort- und Weiterentwicklung einer Organisation kann
nur da gut gedeihen, wo auch spezifische Kompetenzen
und Erfahrungen vorhanden sind, wo Bewährtes den erforderlichen
Wandel konstruktiv, kritisch begleitet.
Kontinuität bei der Personalstruktur ist einer der wichtigsten
Faktoren für die Aufrechterhaltung des Leistungsspektrums
und das Funktionieren auch der Kooperations- und Netzwerkarbeit,
auf die wir in vielfältiger Weise angewiesen sind.
Ganz zu schweigen von der enormen Bedeutung möglichst
fester Ansprechpartner*innen in der Begleitungsarbeit mit
Klient*innen.
Das Berichtsjahr 2017 zeichnete sich erfreulicherweise
durch personelle Stabilität im hauptamtlichen Team aus –
ein Segen!
Gleich zwei Dienstjubiläen konnten gefeiert bzw. begangen
werden. Einen ganz besonderen und unvergesslichen Tag
hat das hauptamtliche Team und der Vorstand dem Youthworker,
Öffentlichkeitsarbeiter und Geschäftsführer, Dietmar
Heyde, aus Anlass seines 20-jährigen Dienstjubiläums
beschert.
Frisch aus dem Sommerurlaub kommend hat das Team ihn
völlig überrascht und gemeinsam mit vielen Gästen, einigen
langjährigen Wegbegleiter*innen einen ganz besonderen
„Arbeitstag“ gestaltet.
Auf inzwischen auch schon fünf Jahre Dienst bei der
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel konnte im November
Janina Boers, unsere XXelle-Frauen- und Migrationsbeauftragte
zurückblicken. Auch Sie zeigte sich angenehm über-
Ein herzlicher Dank der Geschäftsführung und des Vorstandes
gilt einmal mehr den ehren- und hauptamtlichen Kolleginnen
und Kollegen, die Ihre Arbeit weit über das erwartbare
„business as usual“ hinaus wahrnahmen. Und das in
einem Jahr mit erneut hohen Intensitäten und wachsenden
Sorgen über die Erhaltung des Status Quo. DANKE!
Dass wir trotz zum Teil demotivierender Umstände und
zusätzlichen Arbeitsbelastungen unsere angestammten
Arbeitsbereiche und –angebote in gewohnter Form und
Qualität fast durchgehend vorhalten konnten, darüber legt
der vorliegende Jahresbericht (und die Controlling-Daten im
Anhang) Zeugnis ab.
So ist etwa von einem wichtigen Primärpräventionsbereich,
der Duisburger Substitutionsregelung, welche nicht unbedingt
zum Kernbereich zählt, zu berichten, dass dieses
Angebot, wenngleich mit gesunkenen Teilnehmerzahlen,
13
Erwähnenswert auch in diesem Arbeitsfeld ist die Nachfrage
an Veranstaltungen für junge (vorwiegend männliche)
Geflüchtete, die zwar eine neue konzeptionelle und sprachliche
Herausforderung darstellen, die aber höchst erfreulich
verliefen und sich vor allem bei der DAA, dem Bildungsrecht
stabil weiter läuft. Diese Regelung ist nicht nur für
die Klient*innen von hohem gesundheitlichen und psychosozialen
Nutzen ist, sondern auch für die AIDS-Hilfe ein finanzieller
Segen. Hier gilt den Ärzten Dr. Hander und seit
dem Herbst Frau Dr. Stech, Herrn Harzem, Dr. Stark und Dr.
Gudat sowie unseren begleitenden Ehrenamtler*innen ein
ganz großes Dankeschön! (s. 5.2.2.).
Die Absicht, im Bereich der Drogenarbeit in Duisburg die
JES- (Junkies, Ehemalige und Substituierte) Selbsthilfegruppe
zu stärken und weiter zu etablieren, war weiterhin
von Erfolg gekrönt. Dies ist insbesondere eine Folge der
intensiven Streetworkarbeit durch unsere Kollegin Nadine
Bolte, die sich inzwischen als feste und gern gesehene
Ansprechpartnerin der zu erreichenden Gruppe drogengebrauchender
Duisburger*innen etabliert hat und als Koordinatorin
in diesem Sektor eigentlich nicht mehr wegzudenken
ist. Besonders erwähnenswert sind sicher zum einen
die Ausweitung der aufsuchenden Arbeit auf den Duisburger
Norden (einmal wöchentlich in Hamborn) durch den
JESler Marko Stegmann. Und zum anderen läuft die „Kooperation“
mit den „ArtGenossen“ vom Lehmbruck-Museum
hier höchst erfreulich
Unser erklärtes und auch satzungsgemäßes Ziel bleibt es,
im Sinne eines partizipativen Ansatzes, Selbsthilfestrukturen
anzuschieben und so gut es geht zu fördern (s. 5.2.).
Im Bereich der Präventions-, Beratungs- und Begleitungsarbeit
in den Justizvollzugsanstalten konnte die erfreuliche
Kooperation im Berichtsjahr wieder in vollem Umfang
durchgeführt werden. Hier ist die Anstaltsleitung mit der Arbeit
von Rüdiger Wächter offensichtlich so zufrieden, dass
wir einmal mehr bereits zum Jahresende den Vertrag für
das Jahr 2018 unterzeichnen konnten, worüber auch Fördermittel
des Justizministeriums NRW abgerufen werden
können, die zumindest Teile der Personalkosten decken
können. Indiz für die hohe Wertschätzung unserer Arbeit in
diesem Bereich sind die regelmäßigen Anfragen an Rüdiger
Wächter, als Referent bei Fachkongressen (s. 5.3).
Es freut uns ganz besonders, dass im Bereich der Frauenarbeit
mit Janina Boers die wichtige Arbeit (XXelle-Kampagne,
PSB bei Frauen mit HIV u.a.m.) mit einer festen
Ansprechpartnerin stabil fortgeführt werden konnte. Ist es
doch die einzige fachspezifische Stelle in unserem großen
Zuständigkeitsgebiet. Die Frauenquote in unserer AIDS-Hilfe
ist gewachsen – und das ist gut so. Eine ganze Reihe von
neuen Beratungs- und Begleitungskontakten ergab sich insbesondere
durch die gute Vernetzung mit der HIV-Schwerpunktpraxis
von Dr. Kwirant. Besonders intensiv waren im
Berichtsjahr die Begleitungsfälle von Frauen mit Migrationshintergründen.
Darüber hinaus funktioniert die landesweite und überregionale
Vernetzungsarbeit im landesgeförderten XXelle-Projekt
hervorragend (s. 5.4.).
Zudem waren und sind wir auf dem Sektor der (Beschaf-
14
fungs-) Sexarbeit angesichts erheblicher Zuwanderung
–v.a. von Frauen aus südosteuropäischen Regionen- im
Praktischen und Konzeptionellen zunehmend gefordert.
Auch für die dabei unerlässliche Netzwerkarbeit und im
Besonderen die Zusammenarbeit mit den ÖGD-Strukturen
ist eine stabile personelle Struktur besonders wichtig. Erst
recht durch die Veränderungen, die die Umsetzung des
ab dem 01.07.2017 geltenden neuen Prostitutionsschutzgesetzes
(ProstSCHG) mit sich gebracht haben und weiter
bringen werden.
Im Arbeitsbereich der Prävention bei Männern, die Sex
mit Männern haben (MSM), gab es nicht nur bei den Präventionsoffensiven
im Umfeld des im Berichtsjahr weiter
ausgebauten CSD in Duisburg ebenfalls wieder viel „Action“
für die Abteilung Herzenslust (s.o.) – und auch hier viel Anerkennung
für das Geleistete. Erfreulich ist insgesamt eine
weiter zu verzeichnende (Wieder-) Belebung der schwul-lesbischen
Szene in Duisburg. Es tut sich was und wir sind zuversichtlich,
dass das auch positive Auswirkungen bei der
Gewinnung von neuen „Herzenslüstlern“ haben mag. Die
Zahl der Veranstaltungen, bei denen das Herzenslust-Team
als gern gesehener Partner auftritt um das hier und da gar
heftig geworben wird, ist deutlich gestiegen. Darüber hinaus
ist auch hier die erheblich gesteigerte Qualität und Quantität
der konsequenten Einbeziehung moderner Kommunikationskanäle
besonders erwähnenswert.
Auch das große Ziel, das Beratungs- und Testangebot zumindest
in Duisburg in Kooperation mit dem ÖGD auszubauen
war schon fast erreicht worden und vier Abendtermine
bereits in die Bewerbung gegangen – bis die zunächst
eingestellte AIDS-Koordinatorin ausschied und damit die
Ressourcen auf dieser Seite nicht mehr ausreichten und
das Angebot kurzfristig wieder eingestellt werden musste.
Das hat uns schon sehr gewurmt. Aussicht auf Besserung
im Frühjahr 2018 ist allerdings durch die Wiederbesetzung
der Koordinatorinnenstelle seit Anfang November 2017 gegeben.
(s. 5.1.)
Im Sektor Youthwork / Prävention in der
Allgemeinbevölkerung (s. 5.6.) können wir über weitgehend
stabile Nachfragen mit nach wie vor hervorragenden
Rückmeldungen berichten. Seit dem „Comeback“ von Anika
Walther können wir zumindest gelegentlich auch hier wieder
etwas mehr anbieten – vor allem in Zeiten von Mehrfachanfragen.
Erwähnenswert ist dabei sicher das tolle Projekt der
„Sexualpädagogischen Stadtrallye“ für Schüler/innen der
neunten Jahrgänge aller Schulformen, das in Kooperation
mit der pro familia Duisburg dank der Förderung durch den
Jugendhilfeausschuss der Stadt Duisburg weiter erfolgreich
durchgeführt wurde und sich reger Nachfrage erfreut.
träger mit zahlreichen Integrationskursen in unserer Region
sehr schnell herumgesprochen haben.
Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit (s. 4.) sind wir in zunehmendem
Maße „Alleinunterhalter“ für die Region geworden,
denn da kommt von Seiten der unteren Gesundheitsbehörden
einfach nicht mehr viel. Da heißt es leider eher „Einsam
gegen AIDS“ als „Gemeinsam“!
Dies gilt jedoch nicht für andere Netzwerke, wie etwa den
Arbeitskreis Prävention Duisburg. Hier ist auch schon im
Berichtsjahr eine Stabilisierung durch die aktive Mitarbeit
des Gesundheitsamtes der Stadt Duisburg zu verzeichnen.
Intensiviert haben wir unsere Kooperation mit dem Suchthilfeverbund
Duisburg e.V. unter anderem durch eine gemeinsame
Teamsitzung im Januar.
Leider waren wir im Berichtsjahr erneut mit Diskriminierungsfällen
beschäftigt. In der Regel irrationale Ängste,
aber auch klare Ausgrenzungen scheinen eher wieder zuals
abzunehmen. Als „Dauerbrenner“ sind hier insbesondere
wiederkehrende Probleme mit Zahnarztpraxen hervorzuheben.
Hinzu kamen über das gesamte Jahr rege Korrespondenzen
und Gespräche mit den kommunalen Strukturen durch
unsere Aufstockungsanträge, Gespräche hinsichtlich der
sog. Bedarfsbestätigungen der Gesundheitsämter für unseren
BeWo-Starthilfeantrag bei der Aktion Mensch sowie
ganz besonders intensive „Verhandlungen“ zum modifizierten
Berichtswesen im Kreis Wesel (s.o.).
Nicht unerwähnt lassen möchten wir an dieser Stelle aber
auch, dass die Weiterleitung der Landesmittel wie der städtischen
Zuwendungen über die Stadt Duisburg im Berichtsjahr
erneut sehr reibungslos geklappt hat, was nicht immer
so war. Und Gleiches gilt für die pünktlichen Überweisungen
durch den Kreis Wesel.
Es deutet einiges darauf hin, dass unser Haushaltsabschluss
für 2017 erneut ein kleineres Defizit ausweisen
wird, als es die Planung befürchten ließ. Dennoch bleibt es
dabei, dass die erforderliche Betriebsmittelrücklage weiter
in bedrohliche Bereiche abschmilzt. Also kein Grund zur
Entwarnung!
Und natürlich waren wir auch in diesem Jahr wieder „auf der
Straße“ mit Infoständen und Aktionen im Sommer und boten
ein umfangreiches Programm zum Welt-AIDS-Tag 2017
(s. 4.4.).
„Klappern gehört zum Handwerk“.
Einmal mehr erfreulich war diesbezüglich allerdings im Berichtsjahr
das Medieninteresse und die Unterstützung durch
Funk und Fernsehen – demgegenüber hinken die Printmedien
mittlerweile hinterher.
Zivilgesellschaftliches Engagement ist immer noch und
nicht nur vor dem Hintergrund rückläufiger öffentlicher
Förderung immer mehr gefragt. Diesbezüglich können wir
einmal mehr auf ein Jahr mit zum Teil wirklich großartiger
Unterstützung zurückblicken (s. 4.). Insbesondere im Zusammenhang
mit dem diesjährigen Welt-AIDS-Tags-Geschehen
erlebten wir viel Engagement von verschiedensten
Gruppen und Einzelpersonen. Stellvertretend möchten wir
hier schon mal auf die WAT-Aktionen an einigen Schulen
unserer Region sowie die hervorragende mediale Unterstützung
durch das Duisburger Lokalfernsehen „Studio47“
wie auch der WDR-Lokalzeitredaktion verweisen.
Besonders bemerkenswert ist auch das erneute Engagement
der Alpener Gastronomen, Wolfgang Gödeke und
Frank Stieger und Ihrem Team der „Burgschänke“, die uns
das Essen für die Weihnachtsfeier am Heiligen Abend spendeten.
Dieses ist von den knapp 20 Teilnehmer*innen sehr
gelobt worden. Ganz herzlichen Dank für diese wunderbare
Geste, die Menschen zugutekam, die über Weihnachten
keine Familienanbindung haben.
DANKE!
Wir bedanken uns bei den Sparkassen aus unserer Region
für ebenso treue Unterstützung und besonders beim „Strick-
Team“ der Targobank Duisburg um Frau Ursula Busshoff.
Dieses Duisburger „Bären-Alleinstellungsmerkmal“, die
wunderbaren Strick-Accessoires, ist kaum noch wegzudenken.
Immer mehr Interessent*innen fragen gezielt danach.
Ein ganz großer Dank gilt dieser Kreativ-Gruppe!
Abschließend möchten wir uns natürlich an dieser Stelle bei
all jenen treuen Freund*innen und Förderern, Zuwendungsgebern
und Sympathisant*innen sowie bei den Vertreter*innen
aus Politik, Verwaltungen, der Staatsanwaltschaft
Duisburg für die Berücksichtigung der AIDS-Hilfe bei der
Zuweisung von Bußgeldern, bei den Gesundheitsämtern,
medizinischen und Beratungseinrichtungen, einigen Kirchengemeinden
für die Unterstützung unserer Weihnachtsfeier,
den vielen Netzwerkpartnern, Schulen und sonstigen
Kooperationspartnern und unseren Dachverbänden, den
„PARITÄTISCHEN“ Kreisgruppen, der Deutschen AIDS-Hilfe
und der AIDS-Hilfe NRW für ihre Wertschätzungen, unterstützenden
Aktionen und guten Wünsche im Berichtsjahr
aufs Herzlichste bedanken.
Unsere Arbeit und unsere Aktionen werden wahrgenommen
– wir können nicht behaupten, dass wir keine Lobby hätten.
Allerdings möchten wir an dieser Stelle eingestehen, dass
der stete Kampf für den Erhalt der Strukturen immer wieder
auch demotiviert und Kraft raubt.
15
2. Beratung
2.1 Einleitung
Die Beratung der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.
zum Themenkomplex der sexuellen Gesundheit mit dem
Fokus auf HIV / AIDS und anderen sexuell übertragbaren
Infektionen (STI`s) von der primärpräventiven- bis zur tertiärpräventiven
Ebene wurde wie in den vorangegangenen
Jahren als ein Hauptschwerpunkt unserer Arbeit durchgeführt.
2.2 Die Angebote der AIDS-Hilfe im Sektor Beratung
Unsere Beratungsangebote konnten von den Ratsuchenden
wie folgt genutzt werden:
16
1. persönliche Beratung in unseren Büroräumen während
der Öffnungszeiten und nach Vereinbarung in
der AIDS-Hilfe oder aufsuchend;
2. telefonische Beratung durch Hauptamtler*innen
während der Bürozeiten in Duisburg unter der
Nummer 0203 / 66 66 33 sowie für die bundesweite
Telefonberatung Donnerstags in der Zeit von 09.00
– 12.00 Uhr am Donnerstag unter der Nummer
0180 / 33 19411;
3. telefonische und E-Mail Beratung durch die eh-
renamtlichen Telefonberater in der Zeit von 19.00-
21.00 Uhr am Montag über Duisburg.
2.2.1 Persönliche Beratung
Während der Öffnungszeiten sowie nach telefonischer Absprache
auch außerhalb der Öffnungszeiten, konnten Ratsuchende
sich persönlich durch hauptamtliche Mitarbeiter*innen
in unserer Beratungsstelle in Duisburg beraten
lassen. Bei diesen Beratungsgesprächen wird auf eine ruhige
und entspannte Atmosphäre geachtet. Bei Bedarf konnten
Ratsuchende, die anonym bleiben wollten, sich auch
Termine außerhalb der Öffnungszeiten und dem damit verbundenen
Publikumsverkehr geben lassen. Bei Beratungen
von Personen, die kürzlich ihr HIV-positives Testergebnis
erhalten haben, kann im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe immer
das Angebot unterbreitet werden, mit einem geschulten
HIV-Positiven zu sprechen, der schon länger mit der Infektion
lebt. Dieses Angebot wurde auch im Berichtsjahr vereinzelt
nachgefragt.
Die persönliche Beratung wurde im Berichtszeitraum erneut
recht rege in Anspruch genommen. Der Standortwechsel im
Jahre 2013 zur Bismarckstr. in Du-Neudorf kann inzwischen
als bekannt angesehen werden. Nach der Schließung der
Beratungsstelle in Wesel zum Jahresende 2016 ist es natürlich
für Ratsuchende aus dem Kreisgebiet deutlich schwieriger
geworden, eine persönlichen Beratung in geschützter
Atmosphäre einer Beratungsstelle in Wohnortnähe zu bekommen.
Diese Ratsuchenden müssten entweder nach
Duisburg kommen können oder einen Vor-Ort-Termin über
Telefon oder per e-mail mit uns vereinbaren. Dieses Angebot
halten wir grundsätzlich noch vor, da dies allerdings mit
erheblichen Kosten verbunden (Fahrt- und Arbeitszeit) ist,
können wir dies angesichts unserer Unterfinanzierung leider
nur noch in Einzelfällen (bei besonderer Bedarfslage)
leisten.
Das (Test- und) Beratungsangebot durch den Fachdienst
Gesundheitswesen im Kreis Wesel ist leider sehr spärlich
(Montags von 14-16 Uhr in Moers und nur jeden 1. und 3.
Dienstag von 14-15.30 Uhr in Wesel) und die Zeiten sind
etwa für Berufstätige sicherlich suboptimal. Laut Homepage
des Kreises Wesel sind leider auch keine Termine nach Vereinbarung
möglich.
Das (Test- und) Beratungsangebot des Gesundheitsamtes
der Stadt Duisburg sah für das Berichtsjahr für die Größe
der Stadt nur marginal besser aus (nur 4 Stunden an jedem
Donnerstag – ohne Abendstunden für Berufstätige). Durch
die personelle Aufstockung des Teams (volle AIDS-Koordinatorenstelle)
ist hier für 2018 vermutlich Besserung in
Sicht.
Insgesamt haben wir im Berichtsjahr 2017 1250 Beratungen
mit primärpräventivem Hintergrund über persönliche
und telefonische Gesprächskontakte geleistet. Davon
800 für männliche und 450 für weibliche Personen, davon
geschätzt 235 Menschen mit Migrationshintergrund, bis 21
Jahre 185 und 1065 über 21 Jahren (s. Controlling-Daten
im Anhang).
2.2.2 Telefonische Beratung
Auch in diesem Jahr blieb die Zahl der Telefonberatungen
während der Öffnungszeiten sehr hoch. Die Ratsuchenden
2.2.3 Die Bundesweite Telefonberatung
An 62 Stunden pro Woche können sich Ratsuchende unter
der Rufnummer 0180 33 19411 (9 ct./min. aus dem deutschen
Festnetz maximal 42 ct./min. aus deutschen Mobilfunknetzen)
mit ihren Fragen rund um HIV/AIDS telefonisch
an die Berater*innen der AIDS-Hilfen wenden. Die Hotline
ist erreichbar in den Zeiten: Montags bis Freitags von 9.00-
21.00 Uhr und am Samstag und Sonntag von 12.00-14.00
Uhr.
Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e. V. beteiligt sich
als eine von bundesweit 26 Einrichtungen an diesem nunmehr
fest etablierten Angebot. Die haupt- und ehrenamtlichen
Mitarbeiter der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.
bedienen Ratsuchende aus dem ganzen Bundesgebiet am
Montagabend von 19.00-21.00 Uhr und am Donnerstag von
09.00-12.00 Uhr. Die regionalen Angebote bleiben im vollen
Umfang bestehen. So können sich Menschen telefonisch,
persönlich und per E-Mail zu den gewohnten Zeiten an die
Mitarbeiter*innen der AIDS-Hilfe wenden. Die aktive Beteiligung
an diesem bundesweiten Angebot wird ausgesprochen
gut genutzt. Häufig melden sich sehr verunsicherte
Menschen, die sich über das Internet oder andere Quellen
informiert haben, aber durch die Vielfalt an unterschiedlichen
Aussagen im Ergebnis eher verunsichert wurden und
umso dankbarer für klare und kompetente Beratungsleistungen
sind. Die Telefonberatung trägt dem Wunsch nach
Anonymität in besonderem Maße Rechnung. Dadurch können
wir allerdings in aller Regel keine regionale Zuordnung
der Ratsuchenden leisten. Für unsere Mitarbeiter*innen bietet
die Telefonberatung gewissermaßen eine wöchentliche
Fortbildungsmöglichkeit zur HIV-/AIDS- und STI-Beratung.
Im Berichtsjahr 2017 wurden 544 Beratungen im Rahmen
dieses Angebotes durchgeführt (über 100 mehr als 2016),
davon 402 mit Männern, 142 mit Frauen und überwiegend
für Heterosexuelle (geschätzt über 68 %).
wurden nach eingehender Erörterung der Risikosituationen
aufgeklärt. Falls erwünscht, wurden die Ratsuchenden
zwecks HIV-Antikörper-Test an das jeweilige örtliche Gesundheitsamt
verwiesen. Vor dem Hintergrund der sehr
schmalen Zeitfenster der Testberatungsangebote der Gesundheitsämter
mussten wir allerdings auch zunehmend
auf Angebote in umliegenden Städten verweisen. Insbesondere
gilt dies für Berufstätige (s.o.). Eine sehr unbefriedigende
Situation, zumal das Testangebot zu HIV und STI`s
eine kommunale Pflichtaufgabe ist, deren Umfang allerdings
leider nicht festgelegt ist.
Die Telefonberatung spielt bei der Aufklärung zu HIV nach
wie vor eine große Rolle. Sie ist das Medium zur Beantwortung
persönlicher Fragen und zur Abklärung eines individuellen
HIV-Übertragungsrisikos. Mit der Rufnummer
17
0180 33 19411 werden bestehende Angebote unter einer
bundesweiten Nummer zusammengeführt und damit die Erreichbarkeit
für Ratsuchende weiter verbessert. Durch die
Intensivierung der Weiterbildung und die Einrichtung eines
Online-Portals für Berater*innen wird die Qualität der Beratung
langfristig gesichert.
Im Rahmen der Bundesweiten Telefonberatung werden mit
den ehrenamtlichen Telefonberatern regelmäßig Treffen
mit dem hauptamtlichen Koordinator durchgeführt. Ziel ist
einerseits der Austausch und die Terminvergabe (wer ist an
welchen Tagen für die Beratung zuständig) und andererseits
werden Beratungsgespräche als Fallbeispiele bearbeitet
sowie bei belastenden Gesprächen supervidiert. Seit
2016 leistet Werner Garbe die hauptamtliche Koordination.
Unseren ehrenamtlichen Telefonberatern Johann Mangelsdorf
und Klaus Gürke gilt an dieser Stelle ein großer Dank
für ihren fantastischen Einsatz.
2.2.4 Die Telefonberatervernetzung im Ruhrgebiet:
Die AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. ist mit anderen
Kooperationspartnern aus dem Ruhrgebiet in einer Telefonberatervernetzung
zusammengeschlossen. Ziel dieser
Vernetzung ist der fachliche Austausch und der Erhalt der
hohen Qualitätsstandards.
GIBT ES EXTRAGROSSE KONDOME?
Ja, es gibt extragroße Kondome. Kondome, in allen möglichen
Ausführungen, gibt es in Apotheken und Drogeriemärkten
zu kaufen. Achtet dabei auf das aufgedruckte
Haltbarkeitsdatum und auf eine vorhandene Kontrollnummer!
Übrigens: Kondome sollten kühl, trocken, vor Hitze und
direkter Sonneneinstrahlung geschützt gelagert werden.
Sie sollten auch nicht mit Ölen oder Fetten in Berührung
kommen, dies greift sie an und lässt sie schneller
zerreißen. Benutze für den Gebrauch von Kondomen nur
vom Hersteller zugelassene Gleitmittel.
Wenn Du mehr wissen möchtest: E-Mail an beratung@
aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de
WO MACHE ICH EINEN HIV-TEST?
Einen kostenlosen und anonymen HIV Test kann man
beim Gesundheitsamt machen.
2.2.5 E-Mail Beratung
Die E-Mail Beratung in der AIDS-Hilfe wurde weiterhin angeboten.
Die E-Mailberatung ist unter der folgenden Adresse
zu erreichen: www.aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de/beratung.
Um die gängigsten Fragen im Voraus zu klären, wurden auf
unserer Homepage die acht häufigsten gestellten Fragen
(FAQ) eingestellt. Der Ratsuchende konnte beim Anklicken
einer Frage gleich die Antwort lesen. Durch dieses Beratungsangebot
konnten viele Ratsuchende ohne dass sie an
uns eine E-Mail schreiben mussten, bedient werden. Detailliertere
Fragen konnten dann per E-Mail an uns gesendet
werden.
Folgende vorgefertigten Fragen wurden im Internet angeboten:
Wenn Du mehr wissen möchtest: E-Mail an beratung@
aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de
WANN MUSS ICH MEDIKAMENTE NEHMEN?
Die Frage nach einem Therapiebeginn und Medikamenten
können wir nicht so allgemein beantworten. Das sollte ein
Arzt entscheiden, da dafür aufwendige Blutuntersuchungen
nötig sind.
Wenn Du mehr wissen möchtest: E-Mail an beratung@
aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de
18
WIE WIRD MEIN PARTNER REAGIEREN?
Um diese Frage zu klären, ist es ratsam ein Beratungsgespräch
zu führen oder komm doch mit Deinem Partner
in die AIDS-Hilfe und sprecht vor Ort über Eure Probleme
und Fragen.
Wenn Du mehr wissen möchtest: E-Mail an beratung@
aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de
Insgesamt wurde die E-Mailberatung im Jahr 2017 allerdings
recht wenig genutzt. Als Grund ist hierfür sicherlich
die ebenfalls bundesweite E-Mailberatung der AIDS-Hilfen
zu nennen.
2.3 Danksagung:
Wir danken unseren ehrenamtlichen Mitarbeitern, die diese
anspruchsvolle und zuweilen äußerst belastende Tätigkeit
ausüben und sich konsequent weiterbilden, um den hohen
Qualitätsstandards in der Beratung zu entsprechen.
IST AIDS EIN GRUND ZUR KÜNDIGUNG?
Es besteht kein Gesetz in der BRD, dass Du dem Arbeitgeber
einen positiven HIV Test mitteilen musst.
Wenn Du mehr wissen möchtest: E-Mail an beratung@
aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de
WIE GEFÄHRLICH IST ORALER SEX?
Bei oralem Sex, ohne Verletzungen / Wunden und ohne
Abspritzen besteht ein sehr geringes HIV Risiko, jedoch
hinsichtlich anderer Geschlechtskrankheiten besteht ein
hohes Risiko!
Wenn Du mehr wissen möchtest: E-Mail an beratung@
aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de
WO TREFFE ICH ANDERE POSITIVE?
Wo Du andere Positive treffen kannst erfährst Du am besten
in Deiner regionalen AIDS-Hilfe. In Duisburg gibt es
eine Positivengruppe.
Wenn Du mehr wissen möchtest: E-Mail an beratung@
aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de
INFO ZUR E-MAIL BERATUNG
19
20
3. Begleitung
Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel bietet HIV-positiven
und an Aids erkrankten Menschen Begleitung an. Eine HIV-
Infektion geht oftmals einher mit Ängsten und Problemen
bei der Bewältigung der Diagnose. Diese können Prozesse
sozialer Isolation fördern und auch in ökonomische Krisen
führen, die nicht selten vielfältige sozialrechtliche Problemen
mit sich bringen.
Auch beeinflussen die Anforderungen und Nebenwirkungen
der lebenslang erforderlichen Medikamente den Alltag
von HIV-positiven Menschen. Ängste vor dem Verlust
sozialer Attraktivität oder einer möglichen Verkürzung
des Lebens, können den Alltag beeinträchtigen. Die
psychische Stabilisierung und Akzeptanz einer veränderten
Lebenssituation sind wichtige Ziele im Rahmen der
Begleitung.
Die Menschen, die zu uns in die Beratung kommen,
haben vielfaltige Probleme. Gerade in der PSB
(Psychosoziale Begleitung) begegnen uns Menschen mit
existenzbedrohlichen Problemlagen. Verlust der Wohnung
und anstehende Obdachlosigkeit, bei Migrant*innen häufig
eine fehlende KV, die den Zugang zu der lebenswichtigen
ART erschweren oder verzögern, bei HIV positiven
Drogenkonsument*innen psychische, physische und
mentale Instabilität aufgrund von Drogenkonsum oder
fehlende Compliance bzgl. der HIV Medikation.
Im Mittelpunkt der PSB steht die individuelle
Gesundheitsförderung, das gemeinsame Suchen und
Finden von situativ angepassten Strategien bei der
Bewältigung von Krisen und emotionalen Konflikten.
Das soziale Umfeld, also die Bedeutung sozialer Verhältnisse
auf die individuelle Gesundheit, in denen Menschen leben,
müssen ebenfalls mit einbezogen werden, wenn es um die
Stärkung individueller Ressourcen und Kompetenzen geht.
Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel bietet:
• Individuelle Hilfen für Menschen mit HIV/Aids
• Beratung für An- und Zugehörige zur Stabilisierung
des sozialen Umfeldes
• Psychosoziale Begleitung bei Substituierten durch
Fachkräfte
• Angeleitete Gruppen für Menschen mit HIV/Aids
• Angebote zur Freizeitgestaltung
• Förderung von Selbsthilfegruppen
HIV ist heute eine chronische Erkrankung, allerdings mit
einigen Besonderheiten. Ein großer Teil der HIV-positiven
Menschen verträgt die Medikamente gut und hat auch
eine gute Compliance. Während aufgrund der Vielzahl
der Medikamente die akuten Nebenwirkungen weniger
werden, treten häufiger Langzeitnebenwirkungen und
Multimorbidität insbesondere psychische Erkrankungen,
Osteoporose und Herz-Kreislauferkrankungen auf. Hier gilt
es, andere gesundheitsschädigende Risiken zu minimieren.
Des Weiteren werden unsere Begleiteten auch älter und in
der Beratungs- und Begleitungsarbeit ist es uns wichtig, für
bestimmte Vorsorgeuntersuchungen zu sensibilisieren und
altersbedingte Erkrankungen, wie das „Thema Krebs und
HIV“ mit in den Fokus zu nehmen.
Ein weiteres Themenfeld unserer Beratung von Begleiteten
liegt in der Koinfektion mit Hepatitis C. Einige von Ihnen
haben neben ihrer HIV-Infektion zusätzlich noch eine
Hepatitis C-Infektion. Insbesondere im Bereich der
Psychosozialen Begleitung von Substituierten ist dies
häufig Gegenstand der Beratung und auch diese Zielgruppe
von den heute verbesserten Therapieoptionen- mit deutlich
weniger Nebenwirkungen- profitieren kann.
Viele unserer langjährig Begleiteten waren bereits an Aids
erkrankt, beziehen eine kleine Rente und leben auf dem
Niveau des Arbeitslosengeldes II, der Grundsicherung oder
leicht darüber. Hierbei handelt es sich um Leistungen, die
ihrem Ursprung nach zur Überbrückung einer kurzen Zeit
angedacht waren. Letztendlich verharren diese Begleiteten
nicht selten in einer Lebenssituation, die Ihnen finanziell
keinen Spielraum lässt und wenig Perspektiven für die
Zukunft bietet. Neben fehlenden Mitteln für existentielle
Dinge wie Stromnachzahlung oder Ersatzanschaffungen
von Haushaltsgeräten, fehlt es aufgrund der nicht
vorhandenen materiellen Ressourcen an Lebensqualität,
da die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben wie
Kinobesuche und andere Freizeitaktivitäten einen Faktor
für Lebensqualität darstellen kann. Dadurch kommt es
oft zu Vereinsamung und Depressionen, so dass auch
von Einzelnen suizidale Gedanken geäußert werden, die
Thema in der Beratungsarbeit sind. Um der Vereinzelung
vorzubeugen, haben wir einige Angebote, die weiter unten
beschrieben sind, auch im Berichtsjahr vorgehalten bzw.
freuen uns, dass Angebote in Selbsthilfe ausgestaltet
werden. Des Weiteren bieten wir Unterstützung bei
sozialrechtlichen und finanziellen Schwierigkeiten.
Einige unserer Begleiteten bringen sich aktiv ein oder
engagieren sich auf landes- und bundesweiter Ebene in
Landesarbeitsgemeinschaften und Netzwerken.
Andere gehen einer geregelten Arbeit nach und nehmen
die AIDS-Hilfe nur punktuell zu bestimmten Fragen in
Anspruch, besuchen unser Mittwochs-Café oder von uns
durchgeführte Fortbildungsveranstaltungen.
Im Berichtsjahr mussten wir uns – wie in den letzten Jahren
auch - mit dem Thema „Late-Presenter“ beschäftigen.
Das bedeutet, dass bei diesen Personen die Infektion
erst festgestellt wurde, als sie sich schon im Stadium Aids
befanden. Hier ist besonders psychosoziale Unterstützung
gefordert, da in diesen Fällen bereits eine lebensbedrohende
Situation vorlag. Für die hauptamtlichen Mitarbeiter*innen
bedeutete dies, häufige und zeitintensive Besuche im
Krankenhaus.
Bei komplexen Begleitungen, die im Zeitumfang unsere
Ressourcen übersteigen, und die entsprechenden
Voraussetzungen gegeben sind, vermitteln wir in Formen
ambulant betreuten Wohnens.
Neben dem Beratungsangebot in der AIDS-Hilfe bieten
wir in Einzelfällen auch aufsuchende Arbeit und somit
Treffpunkte außerhalb der AIDS-Hilfe an. Dies kann bei dem
Begleiteten Zuhause oder einem neutralen Ort außerhalb
von AIDS-Hilfe und Wohnung sein.
3.1 Einzelbegleitung
Die Einzelbegleitung wird in der Regel von drei
hauptamtlichen Mitarbeiter*innen mit unterschiedlichem
Zeitanteil ihrer Voll- bzw. Teilzeitstellen neben ihren anderen
Aufgabenbereichen durchgeführt.
Im Berichtsjahr 2017 konnten wir weiterhin auf ein
Begleitungsteam von drei hauptamtlichen Mitarbeiter*innen
– zwei Halbe- und einer Viertel- Teilzeitstellen - blicken.
In der Begleitungsarbeit bieten wir Beratungen
zu Nebenwirkungen der Medikamente, zu
Partnerschaftskonflikten, sozialrechtlichen und finanziellen
Problemen an. Wir unterstützen bei Rentenanträgen
wegen Erwerbsminderung oder schreiben Widersprüche
bei fehlerhaften ALG II Bescheiden. Bei weitergehenden
und komplexeren Problematiken stellen wir Kontakt zu
entsprechenden Beratungsstellen, wie zum Beispiel der
Schuldnerberatung, her.
Bei finanziellen Problemen halfen wir mit unserem
Positivenfond, bei größeren Beträgen stellten wir Anträge an
die Deutsche AIDS-Stiftung, soweit die Antragshintergründe
die Kriterien der Stiftung erfüllen.
An dieser Stelle bedanken wir uns ganz herzlich für die
perfekte Unterstützung durch die Deutsche AIDS-Stiftung
und des Verbandes der Privaten Krankenversicherung
e.V., für die Zuwendung in Höhe von 1.000.- €, die uns als
Zuschuss für Dolmetscher*innenkosten gewährt wurden.
Zeitintensive Krankenhausaufenthalte waren im Berichtsjahr
bei zwei Frauen und drei Männern zu verzeichnen.
Hier ist es den Mitarbeiter*innen des Begleitungsteams
weiterhin wichtig, dass - wenn irgendwie möglich –
wir einmal pro Woche im Krankenhaus einen Besuch
abstatten. Da die Aufenthalte in den Krankenhäusern in
den unterschiedlichsten Orten stattfinden, und unsere
Begleiteten aus einem großen Einzugsgebiet kommen
(Duisburg / Kreis Wesel) sowie teilweise die stationäre
Versorgung in den Unikliniken Essen und Düsseldorf erfolgt,
ist der Besuch mit hohem Zeitaufwand verbunden.
Im Berichtjahr 2017 konnten die hauptamtlichen
Mitarbeiter*innen insgesamt 1.114 Beratungs- und
Begleitungskontakte verzeichnen.
Ehrenamtliche Mitarbeiter*innen sind in diesem Feld, u.a.
da die Qualifikationsanforderungen nicht mehr adäquat
erfüllt werden können, zurzeit nicht aktiv.
3.2 Positivenfond
Im Berichtsjahr 2016 veränderte die AIDS-Hilfe Duisburg
/ Kreis Wesel e.V. die bisherigen Strukturen und
Auszahlungsmodalitäten des Positivenfonds.
Der Rückblick zeigt, dass sich die neuen Strukturen aus
der Sicht der Mitarbeiter*innen im Begleitungsbereich als
sinnvoll erwiesen haben.
Die Vorgabe, dass in dringenden Notfällen eine finanzielle
Hilfe ohne großen administrativen Aufwand ermöglicht
werden sollte, blieb bestehen.
Im Jahr 2017 war es mithilfe des Positivenfonds möglich,
in 14 Fällen Menschen, die von der AIDS-Hilfe begleitet
werden, in problematischen finanziellen Situationen zu
entlasten.
Die Gesamtausgaben des Positivenfonds beliefen sich
2017 auf 823,43€, wobei 143,43 € für die Begleitungsarbeit
in der JVA Hamborn und Dinslaken gebraucht wurden.
3.3 Zusammenarbeit mit Kooperationspartner*innen
Die langjährige Zusammenarbeit mit
Kooperationspartner*innen wurde im Berichtsjahr
fortgesetzt. Im Einzelnen handelt es sich um folgende
Partner*innen:
HIV-Schwerpunktpraxen
In Duisburg und dem Kreis Wesel gibt es nur noch eine
HIV-Schwerpunktpraxis. Mit Dr. Kwirant haben wir eine
gute Zusammenarbeit. Ein Teil unserer Begleiteten wird in
den Ambulanzen der Uni-Kliniken Essen und Düsseldorf
behandelt.
Krankenhäuser
Bei Krankenhausaufenthalten werden unsere Begleiteten
in die umliegenden Uni-Kliniken Essen, Bochum und
Düsseldorf eingewiesen. Insbesondere zur Uniklinik Essen
bestehen gute Kontakte.
Im Berichtsjahr gab es eine gute Zusammenarbeit mit den
örtlichen Krankenhäusern und somit konnten wir sehr gut
mit dem medizinischen Personal kooperieren.
Flüchtlingsberatung
In diesem Bereich haben wir fallspezifisch eine enge
Zusammenarbeit zum Beispiel mit ehrenamtlichen
Mitarbeiter*innen von Unterkünften. Weiter konnten wir
21
in bei Verständigungsschwierigkeiten auf die Hilfe der
Mitarbeiter*innen von Dr. Kwirant zählen, die uns als
Dolmetscher hilfreich zur Seite standen. Einen herzlichen
Dank an dieser Stelle dafür.
Pflegedienste
Die Kooperation mit den Pflegediensten, zum Beispiel
Aussicht e.V., mit denen wir bisher zusammen gearbeitet
haben, wurde erfolgreich fortgeführt.
Anwaltspraxen
Die Zusammenarbeit mit Rechtsanwälten war im
Berichtsjahr nicht erforderlich.
Ambulant Betreutes Wohnen
Hier arbeiten wir mit örtlichen Anbietern, im Berichtsjahr
2017 insbesondere mit Aussicht GbR und der AIDS-Hilfe
Essen zusammen.
ÖGD Duisburg
Die gute Kooperation wurde auch im Jahr 2017 fortgeführt.
liegen schwerpunktmäßig in ehrenamtlicher Hand.
Die Weihnachtsfeier konnte wieder mit Spenden aus
den Kirchengemeinden und insbesondere durch eine
Cateringspende von Wolfgang Gödecke – Inhaber der
Burgschänke in Alpen - durchgeführt werden, wofür wir uns
an dieser Stelle ganz herzlich bedanken.
3.5 Trauerarbeit
Im Berichtsjahr 2017 sind ein langjährig Begleiteter und ein
ehrenamtlicher Mitarbeiter verstorben.
Wir gedenken der Verstorbenen in der Mitgliederversammlung
und mit unserer Trauerecke, die sich im Café befindet. Hier
befinden sich unser Trauerbuch und weitere Informationen
zu Verstorbenen.
Im Berichtsjahr haben wir zu einem Gedenkabend für
Angehörige und Freunde unserer Verstorben eingeladen.
22
3.4 Angebote für Menschen mit HIV und Aids
Unser traditionelles Mittwochs-Café ist weiterhin ein
beliebter Treffpunkt zwischen HIV positiven und an Aids
Erkrankten, ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen und der
AIDS-Hilfe Sympathie entgegenbringender Menschen.
Darüber hinaus ist dieses Café eine erste Anlaufstelle für
an ehrenamtlicher Arbeit Interessierte.
Im Café ist ein Austausch zwischen HIV positiven Menschen,
hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen
möglich. Hier können sich Interessierte auch über
Neuigkeiten in der AIDS-Hilfe informieren und die Angebote
an der Infotafel zur Kenntnis nehmen.
Ehrenamtliche Mitarbeiter*innen fahren jeweils vor dem
Café zu Bürger für Bürger und holen dort Lebensmittel, die
dann im Mittwochs-Café verteilt werden ab.
Für dieses Engagement sagen wir - den ehrenamtlichen
Mitarbeitern und Bürger für Bürger - recht herzlichen Dank!
Das Café startet um 15 Uhr, wobei einige Besucher schon vor
15 Uhr eintreffen und endet um 18 Uhr. Während der Café-
Zeit sind immer hauptamtliche Mitarbeiter*innen präsent, da
diese Treffen von vielen Cafébesucher*innen dazu genutzt
werden, Anliegen an die Berater*innen heranzutragen. Über
die Café-Zeit hinaus ist die AIDS-Hilfe mittwochs bis 19 Uhr
für persönliche und telefonische Beratung geöffnet.
Die Weihnachtsfeier fand wieder in den Räumlichkeiten
unserer Fachstelle statt. Die 20 Teilnehmer*innen
verbrachten einen schönen Nachmittag mit anschließendem
Festessen und erhielten jeder eine Weihnachtstüte mit
Süßigkeiten, Obst, Kaffee und teilweise Zigaretten. Die
Vorbereitung und die Durchführung der Weihnachtsfeier
23
4. Öffentlichkeitsarbeit
„Mit HIV kann man leben, lieben, alt werden. Weitersagen!.
In Deutschland leben etwa 88.400 Menschen mit HIV. Dank
Medikamenten haben die meisten von ihnen eine fast normale
Lebenserwartung. Sie können in jedem Beruf arbeiten,
ihre Freizeit gestalten wie andere auch. Wird HIV rechtzeitig
festgestellt und behandelt, ist eine AIDS-Erkrankung
vermeidbar.
Man kann also heute in der Regel gut mit HIV leben. Aber
immer noch wird hinter dem Rücken von Menschen mit HIV
getuschelt, verweigern manche Ärztinnen und Ärzte eine
Behandlung, und in einigen Fällen ist sogar der Arbeitsplatz
in Gefahr. Zurückweisung, Ausgrenzung und die Angst davor
wiegen heute für viele HIV-Positive schwerer als die gesundheitlichen
Folgen der Infektion selbst.
Hrsg.: BMG, BZgA, DAH und DAS)
Viele Menschen wissen leider noch nichts von dieser
Schutzwirkung der HIV-Therapie. Auch deshalb ist es wichtig,
immer wieder über das heutige Leben mit HIV aufzuklären
– und zu zeigen, dass positiv zusammen leben möglich
ist.
Und zu AIDS kommt es heute nicht mehr, wenn eine HIV-Infektion
rechtzeitig diagnostiziert und behandelt wird – sie
ist dann eine chronische Infektion. Bei fast allen Menschen
mit HIV, die ihre Medikamente regelmäßig einnehmen und
darüber stabil unter eine sog. HIV-Viruslast-Nachweisgrenze
kommen, sind so wenige Viren im Blut und in anderen
Körperflüssigkeiten, dass eine Übertragung von HIV selbst
beim ungeschützten Sex auszuschließen ist.
Insofern ist die im Mai gestartete Kampagne der Deutschen
Ursache für Zurückweisung und Diskriminierung sind häufig
Vorurteile, Unwissen oder unbegründete Ängste vor einer
Ansteckung.
Da hilft nur eines: drüber reden!
Denn wir alle können ganz selbstverständlich und ohne
Angst positiv zusammen leben. Im Beruf, im Alltag und in
der Freizeit gibt es keine Übertragungsgefahr. Und beim
Sex schützen Kondome ebenso gut wie eine wirksame
HIV-Therapie.“
(Aus der Kampagnenbroschüre zum Welt-AIDS-Tag 2017,
AIDS-Hilfe
eine gute und
konsequente Ergänzung der großen, jährlichen Kampagne
zum Welt-AIDS-Tag (s. 1.).
Die 2014 neu ausgerichtete bundesweite Kampagne zum
Welt-AIDS-Tag ist in ihrer Ausrichtung und den Botschaften
auch im Jahre 2017 nur marginal modifiziert worden.
Das erscheint uns konsequent, denn zum einen finden wir
diese Form der direkten Ansprache von Menschen gut und
24
zum anderen ist die Zielrichtung unverändert wichtig. „Gemeinsam
gegen Angst und Ausgrenzung!“ Erneut zeigen
wieder drei HIV-positive Botschafter*innen nicht nur ihr
Gesicht, sondern damit auch Mut, an die Öffentlichkeit zu
gehen. Dies ist nach wie vor bei weitem noch nicht selbstverständlich,
wie die entsprechenden Aussagen, für die die
Botschafter*innen stehen, zeigen.
Die zwingende Kombination von Information & Aufklärung
über HIV und andere STI`s mit Maßnahmen Botschaften,
die zur Entdiskriminierung und Entstigmatisierung von Menschen
mit HIV und AIDS beitragen sollen, ist nach wie vor
geboten. Denn nur so können wir Ängste abbauen und zu
einem entspannteren Umgang miteinander kommen.
Aber nicht nur nach unserem Eindruck sind diese Botschaften
immer noch schwer zu „verkaufen“, stoßen wir immer
noch häufig auf Unglauben, Gleichgültigkeit oder Ablehnung,
wenn es um die Annahme der Wahrheiten geht. Und
unsere langjährigen Erfahrungen aus der präventiven Arbeit
lehren eben auch, dass Erfolge in der Medizin immer auch
die Prävention latent gefährden, weil sie Entwarnungsphantasien
und Sorglosigkeit hervorrufen können. Dennoch werden
wir nicht nachlassen, betrachten diese Arbeit als „positive“
Herausforderung – wissend, dass es sich lohnt und
dass in Deutschland durchaus schon viel erreicht wurde, wir
aber noch lange nicht am Ziel unserer Wünsche sind.
Der im Jahre 2017 anhaltend zu verzeichnende Rechtsruck
in der Gesellschaft, das scheinbar gesellschaftsfähig werdende
Verbreiten von „alternativen Faktenlagen“, gefühlten
und nicht hinterfragten Wahrheiten im „post-faktischen
Zeitalter“ oder „fake news“ meist in populistischen Formen
vorgetragen, macht die Arbeit nicht leichter. Dies gefährdet
generell die „Akzeptanz von Lebensweisen“, das respektvolle
Miteinander und den gesellschaftlichen Frieden – und
befördert in immer gleichen Mustern die „Suche nach Minderheiten,
die sich als Sündenböcke“ eignen.
HIV- / AIDS-und STI- Prävention bleibt Herausforderung
„Aufklärung, Information und Prävention statt Repression ist
seit nunmehr 30 Jahren der Leitgedanke der HIV/AIDS-Prävention
in Nordrhein-Westfalen. Seitdem sehen sich das
Land Nordrhein-Westfalen, die Kommunen und die freien
Träger in der Verantwortung, die weitere Verbreitung von
HIV-Infektionen (…) zu minimieren, HIV-Infizierte und an
AIDS erkrankte Menschen zu unterstützen und sie vor Ausgrenzung
und Diskriminierung zu bewahren.
Diese grundsätzliche Ausrichtung war und ist die Basis
des großen Erfolges der HIV/AIDS-Prävention in Nordrhein-Westfalen
und hat deshalb auch heute noch Bestand.
Dabei haben sich als besondere Qualitätsmerkmale das
Zusammenspiel staatlicher, kommunaler und nichtstaatlicher
Akteurinnen und Akteure, die Orientierung der Angebote
an der Lebenswirklichkeit der Betroffenen und die
Einbeziehung der Menschen, die von HIV und AIDS bedroht
oder betroffen sind, bewährt. Diese Qualitätsmerkmale sind
auch für die zukünftige Entwicklung und Umsetzung der
Präventionskonzepte unverzichtbar.
Einem Wandel unterworfen sind jedoch die Rahmenbedingungen
der Prävention in sehr unterschiedlichen Feldern:
25
Prävention darf und muss Spaß machen – auch den Präventionist*innen!
26
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Übertragbarkeit
des HI-Virus werden immer detaillierter.
Die Bedürfnisse und Erwartungen der Zielgruppen der
HIV-Prävention verändern sich. Das Internet bietet neue
Möglichkeiten der Information und Beratung. Die Lebenserwartung
von Menschen mit HIV nimmt zu.
Die Präventionsbotschaften und die Methoden der Vermittlung
an die Zielgruppen müssen sich diesem Wandel
anpassen. Deshalb bleibt die HIV/AIDS-Prävention auch in
Zukunft eine Herausforderung.“
(Barbara Steffens, Ministerin für Gesundheit, Emanzipation,
Pflege und Alter des Landes NRW bis Mai 2017, Vorwort
zum Landeskonzept „Weiterentwicklung der HIV/AIDS-Prävention
in Nordrhein-Westfalen“, Düsseldorf 2013, S. 5 f)
Einem Wandel unterworfen sind in der Tat die Rahmenbedingungen
der Prävention. Diese Erkenntnis trifft trotz
–auch im Berichtsjahr - massiver wissenschaftlicher Untermauerung
durch verschiedene Fachgesellschaften und Organe
leider auch auf andere Felder immer mehr zu. Der
Kampf um die finanziellen und personellen Ressourcen zur
Erfüllung der Anforderungen an die Träger der Aufgabe der
strukturellen HIV-Prävention wird immer schwieriger (s. 1.).
Und dieser Kampf bindet wiederum wichtige Ressourcen.
Wir haben schon viel erreicht und der Leitgedanke der Präventionsarbeit
hat sich in Deutschland eindeutig bewährt,
denn bezogen auf HIV gilt in den allermeisten denkbaren
Lebenssituationen nach wie vor, dass jeder vernunftbegabte
Mensch sich selbst und andere davor schützen kann,
wenn er über die notwendigen Informationen, Fähigkeiten
und Mittel verfügt und seine Verhältnisse, in denen er lebt,
keine Hindernisse bieten.
Der darauf aufbauende Ansatz der „strukturellen HIV-/
AIDS-Prävention“ war und ist in Deutschland die Basis für
einen großen Erfolg, den die beteiligten Akteure fortschreiben
wollen und müssen. Das Ziel bleibt, die Zahl der Neuinfektionen
auf niedrigem Niveau zu halten und nachhaltig zu
minimieren und das Stigma von Menschen mit HIV zu nehmen,
damit es uns gelingen kann, die Testbereitschaft von
Menschen zu erhöhen, die Zahl der sog. „late presenter“
deutlich zu verringern und die Errungenschaften der medizinischen
Behandelbarkeiten auch anwenden zu können.
Das Ziel hat seit diesem Jahr quasi einen neuen Namen:
„Kein AIDS für alle! Bis 2020!“
Information und Aufklärung zielgruppenadäquat und seriös
zu transportieren, ist die zentrale Aufgabe der Öffentlichkeitsarbeit
der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel.
Diese Aufgabe umzusetzen, wird nicht leichter angesichts
der langen Zeit, in der es darum geht, das Thema im Bewusstsein
der Bevölkerung wach und bewusst zu halten,
die Menschen zu erreichen, denn schon der gute Freiherr
von Knigge wusste:
„Die Menschen wollen lieber unterhalten als belehrt werden.“
Und getreu dieser Erkenntnis ist auch unsere Öffentlichkeitsarbeit
nicht von Zeigefingerpädagogik geprägt, sondern
sehr darum bemüht, Information & Aufklärung so zu
gestalten, dass sie die Menschen erreichen kann.
„Positiv zusammen leben. Aber sicher!“ – das ist die neue,
alte Botschaft – nicht nur zum Welt-AIDS-Tag, die unsere
Öffentlichkeitsarbeit von Beginn an prägt.
Wir alle können dazu beitragen, dass Isolation und Stigmatisierung
von Menschen mit HIV abgebaut werden. Indem
wir Betroffenen unvoreingenommen begegnen und ihnen
so erleichtern, offen und verantwortungsvoll mit ihrer Infektion
oder Krankheit umzugehen, indem wir den Mut aufbringen,
aufeinander zuzugehen, über Ängste zu sprechen,
einander verstehen lernen.
Die offene Kommunikation benötigt allerdings ein adäquates
soziales Klima und sie braucht gewissermaßen den
Geist der Aufklärung. Wer informiert ist, ist (nicht nur) beim
Thema HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten
klar im Vorteil – hinsichtlich des Umganges mit Menschen
mit HIV, aber eben auch hinsichtlich des Schutzes
vor einer Infektion und ihren Folgen. Wir werden weiter
über Verhütungsmöglichkeiten aufklären und nicht die
Aufklärung verhüten!
Der `präventive Spagat´ zwischen Enttabuisierungs- und
Entdiskriminierungsarbeit im Umgang mit HIV-positiven und
an AIDS erkrankten Menschen und der Mahnung vor einer
„chronischen Erkrankung“, die im Einzelfall immer noch zu
erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität führen
kann und eben ein nicht unerhebliches Stigmatisierungsund
Diskriminierungspotential birgt, bleibt eine große Herausforderung
für die Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit.
Von wachsender Bedeutung bleibt dabei die konsequente
Einbeziehung und Thematisierung anderer sexuell
übertragbarer Infektionen (STI`s, wie Syphilis, Chlamydien
u.a.), da diese eine zunehmende Relevanz für
die HIV-Inzidenzen besitzen, denn STI`s erhöhen das
HIV-Übertragungsrisiko um das Zwei- bis Achtfache.
Während wir nach über 30 Jahren HIV- / AIDS-Prävention
in der Region sicherlich behaupten können, dass das Aufklärungsniveau
bezüglich HIV/AIDS in der Bevölkerung
vergleichsweise gut ist, gilt dies hinsichtlich der STI`s noch
keineswegs in gleicher Weise. Hier muss in der künftigen
Präventionsarbeit weiter nachgearbeitet werden.
uns die vielen positiven Rückmeldungen, die aus sehr unterschiedlichen
Gruppierungen kommen.
Es ist von großer Bedeutung, dass die Arbeit und die Haltungen
der AIDS-Hilfe(n) als sinnvoll wahrgenommen und
der Diskurs zu Ansätzen, Konzepten und deren Förderung
angenommen werden. Dies ist nicht zuletzt auch für die
Arbeit und die Motivation unserer ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen
sehr wichtig.
Grundlagen für den Erhalt und die Anpassung unserer
Arbeitsqualitäten sind das Leitbild sowie das Konzept zur
Fachstelle für sexuelle Gesundheitsförderung (s. www.aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de
).
4.1. AG Öffentlichkeitsarbeit
Die mit dem skizzierten Themenspektrum und der entsprechenden
Informations- und Aufklärungsarbeit befasste Arbeitsgruppe
trifft sich jeden dritten Donnerstag im Monat um
18.30 Uhr in der AIDS-Hilfe, um Veranstaltungen, Informationsstände
u.a. Aktionen zu konzipieren und zu organisieren.
Die Gruppe ist mit stabil sechs bis acht Mitgliedern besetzt.
Um diesen Kern von Mitarbeiter*innen herum finden
sich immer wieder neue Interessent*innen über mehr oder
minder lange Zeiträume. Der Zugang zur Gruppe setzt nicht
das Durchlaufen der Grundausbildung für Ehrenamtler*innen
voraus, wie dies für die Bereiche der Beratung und Begleitung
zwingend ist. Es kann also jede/r Interessierte unverbindlich
hereinschnuppern.
Ohne das intensive Engagement der ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen
wäre die Menge an Veranstaltungen und
Aktionen, die wir auch im Berichtsjahr wieder durchführen
konnten, nicht denkbar. Allen beteiligten Ehrenamtler*innen
gilt dafür unser herzlichster Dank!
Weiterhin aber suchen wir gerade für das Feld der Präventions-
und Öffentlichkeitsarbeit neue ehrenamtliche Mitarbeiter*innen.
Wer hier aktiv werden möchte oder Interessenten
kennt … bitte melden! Ansprechpartner sind Dietmar
Heyde für die Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit oder
alle anderen hauptamtlichen Mitarbeiter*innen.
Erfreulicherweise sind Anfragen nach den Angeboten unserer
AIDS-Hilfe in allen Arbeitsbereichen stabil hoch. Das
spezifische Know-how, die Vermittlungskompetenzen unserer
ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter*innen und die
Flexibilität eines kleinen, freien Trägers in der Wohlfahrtspflege
werden offensichtlich sehr geschätzt. Dies zeigen
27
inhaltlichen Ausrichtungen (HIV und AIDS, Hepatitiden und
andere sexuell übertragbare Infektionen, Homo-, Bi- und
Trans*Sexualität, Drogengebrauch, Frauen/Mädchen und
HIV/AIDS, Migration und HIV/AIDS u.a.m.) über öffentlichkeitswirksame
Veranstaltungen abzubilden, ist es alljährlich
auf`s Neue schwierig, halbwegs flächendeckend in unserer
großen Region Präsenz zu zeigen.
Der Jahresauftakt ist traditionell geprägt durch eine Fülle
an Präventionsveranstaltungen im Bereich „Youthwork“ (s.
5.6.) sowie durch intensive Berichts- und Dokumentationsarbeit
zum Vorjahr.
28
Zum Bereich der medialen Außendarstellung gehört die
Internet-Homepage der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel
e.V. ( www.aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de ) und inzwischen
sicherlich auch der Auftritt bei facebook. Medien, die
immer mehr an Bedeutung gewinnen und auf die Schnelle
nicht nur Informationen zum Verein und seinen Angeboten
bieten, sondern auch zu Beratungszwecken genutzt werden.
Für die Pflege und Aktualisierung ist immer noch unser
hauptamtlicher Kollege als „Herzenslust-Koordinator“, Raphael
Diaz-Fernandez, verantwortlich. Er lebt allerdings
vom „Futter“ durch das AIDS-Hilfe-Team. Und allmählich
bessert sich das Mitdenken an die Veröffentlichung von Informationen
und Terminen hier. Das gilt auch für den Auftritt
bei „facebook“, welcher ebenfalls in neuer Qualität gepflegt
wird.
Das gilt natürlich insbesondere auch für den vorliegenden
Jahresbericht, für dessen Lay-out ebenfalls Raphael
Diaz-Fernandez (weiterhin mit freiwilligem Engagement!)
verantwortlich ist. DANKE, lieber Raphael! Die Welt der
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel wäre ohne dieses tolle
Engagement erheblich trister.
4.2. Veranstaltungen
Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. ist immer bemüht,
ihr Angebot einer breiten Öffentlichkeit transparent
zu machen und nutzt dazu verschiedene Orte und Anlässe.
Wie könnte man auf Enttabuisierung, Entdiskriminierung
und Emanzipation ausgelegte Präventionsarbeit leisten,
ohne die sog. Allgemeinbevölkerung über den Sinn und
Zweck zielgruppenspezifischer Arbeit zu informieren und zu
überzeugen?
Neben der Herausforderung, das sehr breite Spektrum an
Diese war im Berichtsjahr 2017 (das 30. Jahr der AIDS-Hilfe
Duisburg / Kreis Wesel e.V.) besonders aufwendig durch
etliche Gespräche mit dem Fachdienst Gesundheitswesen
des Kreises Wesel und erhöhtem Erfassungsaufwand zum
verlangten modifizierten Berichtswesen. Durch längere
Krankheiten und Vakanzen in der dortigen Sachbearbeitung
wechselten noch dazu die Gesprächspartner*innen
und wir waren mit höchst unterschiedlichen Kenntnisständen
zu unserer Arbeit konfrontiert. Die Verabredung einer
vorläufigen Endversion zog sich bis zur Jahresmitte. Darüber
hinaus erfolgte der von uns geforderte Abgleich mit der
landesweiten Datenerhebung über die Geschäftsstelle der
AG Aidsprävention NRW trotz steten Bekundungen dazu im
Berichtsjahr wohl nicht. Immerhin verfolgt auch der Landkreistag
als Mitunterzeichner der Rahmenvereinbarung mit
dem Land NRW das Ziel, zu einem möglichst einheitlichen
Berichtswesen zu kommen, das den Aufwand für die einzelnen
Akteur*innen reduzieren soll (s. 1.).
Die neue Version wurde im September dem Fachausschuss
für Gesundheit und Soziales per Vorlage vorgestellt. Die
speziellen Rückmeldungen aus den Fraktionen dazu waren
allerdings äußerst „sparsam“. Wir gehen auch von einer
Überforderung der meisten ehrenamtlich tätigen Kommunalpolitiker
aus. Unser Angebot zu spezifischen Fragen zur
Verfügung zu stehen, wurde jedenfalls in der Sitzung nicht
genutzt. So haben wir allerdings die Entscheidungsträger
um eine ernsthafte Prüfung von Aufwand und Nutzen gebeten.
Schauen wir mal.
Für ein positives Votum zu unserem Aufstockungsantrag für
2017 (Ablehnung per Kreistagsbeschluss vom März 2017)
kamen die vorgelegten Daten für die Jamaika-Koalition
aus CDU, Bündnis 90/Die GRÜNEN und der FDP/VWG
angeblich zu spät – was nicht an uns lag. Wir haben verabredungs-
und fristgemäß geliefert. Das Ganze, was sich
hier unter dem Deckmantel der Haushaltskonsolidierung
abspielte, hat mit intendierten „Synergieeffekten“ aber auch
gar nichts mehr zu tun! Es wird allein zusätzlicher bürokratischer
Aufwand produziert und konkret bei den Ressourcen
für die Präventionsarbeit des Fachdienstes eingespart. Und
die fortdauernde Deckelung der Festbetragsfinanzierung
bedeutet für uns de facto auch eine alljährliche Kürzung.
Unsere steten Gesprächsangebote wurden von diesen
Fraktionen leider in keinster Weise aufgegriffen.
Die Sozialpolitik insgesamt hat sich im Kreis Wesel in den
letzten Jahren bedauerlicherweise sehr verändert. Da hilft
es uns leider auch nicht viel, wenn wir feststellen dürfen,
dass wir uns mit dieser Erfahrung mit nahezu allen Sozial-
und Wohlfahrtsverbänden und Trägern der freien Wohlfahrtspflege
in „guter Gesellschaft“ befinden.
Bezüglich unserer Nöte bezogen auf die erhebliche Unterfinanzierung
unserer –wohlgemerkt ganz überwiegend
kommunal-pflichtigen – Leistungen, gibt es zudem auch
bei der Stadt Duisburg keine Bewegung! Außer diversen
Wertschätzungs- und Verständnisbekundungen für unsere
Arbeit und unsere Anträge haben wir hier nur Vertröstung
ernten können.
Immerhin aber hat die Stadt Duisburg mit der Einrichtung
einer vollen Stelle „AIDS-Koordination“ die eigenen Ressourcen
gestärkt und wir hoffen und denken, dass dieser
Zugewinn an Kapazität sich insgesamt positiv auswirken
wird – zumindest auch eine Entlastung für uns bringen wird,
die wir wesentliche Aufgaben der AIDS-Koordination bisher
„on top“ übernommen haben.
Wie schon im letzten Jahresbericht 2016 erwähnt, haben
die Gespräche mit den unteren Gesundheitsbehörden des
Kreises Wesel und der Stadt Duisburg immerhin zu einer
inhaltlichen Positionierung der ÖGD-Strukturen geführt und
uns deutlich vermittelt, dass gewünscht wird, dass wir unsere
Arbeit in allen Bereichen weiterführen mögen. Ob und
wie lange dies unter der defizitären Refinanzierung gelingen
mag, wird allerdings immer fraglicher. Wir haben die
Hoffnung, dass die Fachbereiche der Stadt und des Kreises
wieder miteinander ins Gespräch kommen und bleiben und
ihre Verantwortung für die pflichtige Aufgabe der AIDS-Koordination
in unserer Region auch wieder kooperativ wahrnehmen.
(Gem-) Einsam gegen AIDS!
Trotz dieser ernüchternden und wenig motivierenden Erfahrungen
waren wir auch im Berichtsjahr intensiv öffentlich
tätig und sichtbar – sogar mit einer leichten Erhöhung der
Zahl der Infostände und Aktionsformen.
Die „Saisoneröffnung“ begingen wir schon im März mit einem
Info- und Beratungsstand beim 1. Weseler Gesundheitstag
in der Niederrheinhalle. Eine sehr gelungene Premiere mit
einer hohen Quote an interessierten Messebesucher*innen.
Lara Merke steht bereit zur Präventionsoffensive
Schon Ende März mussten wir unser Kontingent für die
diesjährigen „Solibären“ für die Einsätze rund um den Welt-
AIDS-Tag ordern. Immer wieder ein gewisses Wagnis – in
diesem Jahr besonders, weil unser „Premium-Vertriebspartner“,
die GudsO-Initiative der Targobank Duisburg eine
Aktionspause einlegen musste. Ein herber Verlust, denn
darüber gingen in den letzten Jahren über 700 Bären gegen
Mindestspende in den Umlauf. Somit war früh klar, dass ein
weiterer Einbruch bei Drittmitteln drohte (s. 4.4.).
Ende März waren wir mit drei Mitarbeiter*innen beim Verbandstag
der Aidshilfe NRW in Köln vertreten, der wichtige
Updates und Impulse für die verschiedenen Arbeitsbereiche
liefern konnte. Fortbildung ist angesichts des recht rasanten
Tempos der Neuerungen im Themenfeld unerlässlich. Und
erfreulicherweise bieten unsere Dachverbände hier viel
gute Unterstützung zu günstigen Konditionen.
Im Mai erfolgte dann der offizielle Kampagnenstart für „Kein
AIDS für alle! Bis 2020!“.
Auch wenn wir uns aufgrund fehlender Ressourcen nicht
offensiv an den Roll-out-Aktionen unter dem Motto „40 Orte
– 40 Aktionen“ beteiligen konnten, so haben wir dennoch
eine PR-Offensive über Pressemitteilungen unternommen
– leider mit überschaubarer Resonanz. Immerhin aber hat
„unser“ treuester Medienpartner, der Lokalfernsehsender
„Studio47“ uns am 30.05. zum Live-Interview eingeladen, in
dem wir Näheres über die Kampagnenziele erläutern konnten.
Mit etwas Verzögerung hat auch die WAZ-Redaktion die
Thematik aufgegriffen und in Verbindung mit einem Interview
mit einem unserer Langzeit-Positiven Mitte Juni eine
ganze Sonderseite gebracht. Vielen Dank für diese wichtige
Unterstützung.
Am 17.05., dem Tag gegen Homo- und Transphobie (IDA-
HOT – in Erinnerung an den alten Paragrafen 175 StGB),
hat unser „Herzenslust-Team“, eine „SCHLAU“-Delegation
und Vertreter der Öffentlichkeitsarbeit eine sehr schöne
Aktion des Vereins „DU-gay“ in der Duisburger Innenstadt
unterstützt.
29
Im Juni geht es traditionell auf die Straße. In diesem Jahr
gleich zweimal. Am 11.06. haben wir uns erneut am Walsumer
Sommerfest beteiligt und bei herrlichstem Sonnenschein
und mit exponiertem Standort viele Menschen,
insbesondere junge Familien erreicht und bei den Eltern
überprüft, ob die Aufklärung ihrer Kinder gut laufen könnte.
In the heat oft he sommer – Infostand in Walsum
Am 24.06. fand der alljährliche Eine-Welt- und Umweltmarkt
in der Duisburger City statt, bei dem wir seit vielen Jahren
nicht fehlen und hier immer wieder auch eine erfreulich
hohe Quote an sehr offenen und sympathisierenden Menschen
erreichen.
Auch das sog. Oststraßenfest in unserer neuen Heimat
Duisburg-Neudorf begleiten wir ausgesprochen gerne, weil
dieser stark von studentischem Leben geprägte Stadtteil
viele für Gespräche zugängliche Menschen zu bieten hat.
So auch in diesem Jahr am 06.07.
Erfreulich war die Resonanz auf unsere Aktion und am
Infostand zum Nationalen Gedenktag der verstorbenen
Drogengebraucher*innen am 21.07. in der Duisburger City
von Passanten (s. 5.2.). Und sehr erfreut sind wir über die
jährliche Vergrößerung der Veranstaltung(en) und der Resonanz
zum Duisburger CSD am und um den 29.07. herum,
an dem unser Herzenslust-Team maßgeblich beteiligt war
(s. 5.1.). Besonders gefallen hat uns, dass eine Parade mit
über 400 Teilnehmern den diesjährigen CSD eröffnet hat.
Am 19.08. haben wir uns einer besonderen Herausforderung
mit der aktiven Teilnahme an der ersten „Duisburg-Challenge“,
veranstaltet und organisiert von der BKK Novitas als Begleitprogramm
zum Duisburger City-Lauf. Hier konnten sich
soziale Einrichtungen in ungewöhnlicher Weise einem größeren
Publikum präsentieren und sich einem Prämierungswettbewerb
stellen. Zudem wurde die Teilnahme schon mit
500,- Euro „Startgeld“ belohnt – eine tolle Idee. Wir haben
unsere verschiedenen Projekte um eine überdimensionierte
Rote-Schleife versammelt, um so zu dokumentieren, dass
wir alle auch im Zeichen der Solidarität unterwegs sind und
gemeinsam quasi an einem Strang ziehen.
Da wir uns immer noch als Selbsthilfeorganisation verstehen
und auch danach handeln, haben wir uns am diesjährigen
Selbsthilfetag des Kreises Wesel am 09.09., veranstaltet
durch den Kreisverband des PARITÄTISCHEN Wesel
und Kleve, auf dem schönen Marktplatz in Xanten beteiligt
– mit überschaubarer Resonanz. Aber uns ist es schon
wichtig, auch in möglichst vielen Städten und Gemeinden
des Kreises Wesel Präsenz zu zeigen und das Thema zu
präsentieren. Gerne wären wir auch insbesondere in den
größeren Gemeinden des Kreises Wesel häufiger präsent,
aber die geeigneten Events liegen in der Regel für uns ungünstig
(Sommerferienzeit = Urlaubszeiten) und darüber hinaus
sind unsere personellen Kapazitäten insgesamt letztlich
sehr begrenzt.
30
Am 15.09. haben wir uns auf eine weitere Premiere eingelassen
und waren beim Sommerfest unseres Kooperationspartners,
des Niederrhein-Therapie-Zentrums (geschlossene
forensiche Einrichtung) in Duisburg-Hohenbudberg
mit einem Info- und Beratungsstand vertreten – bei einer
wichtigen Zielgruppe für die Prävention von sexuell übertragbaren
Infektionen.
Und noch eine Premiere stand für uns am 21.10. an. Auf
die sehr freundliche Anfrage zur Beteiligung an der Gesundheitsmesse
in Neukirchen-Vluyn haben wir gerne positiv reagiert
und uns aktiv beteiligt.
Die im Berichtsjahr 2017 ungewöhnlich hohe Zahl an Infostand-Aktivitäten,
die ganz überwiegend an Wochenenden
platziert sind, war nur deshalb möglich, weil wir zwar eine
überschaubare Zahl von- aber ausgesprochen motivierten
ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen haben, ohne die dies
nicht zu stemmen gewesen wäre. Deshalb gilt all denen an
dieser Stelle ein großes DANKE schön! für den phantastischen
Einsatz im Jahre 2017!!!
Damit unsere Informationen und Botschaften auch dem aktuellen
Wissensstand entsprechen wurde auch die fachliche
Fort- und Weiterbildung im Berichtsjahr nicht vernachlässigt.
So sind sowohl im hauptamtlichen Team wie auch bei
den Ehrenamtlichen erneut jeweils gut 300 Stunden zur Fortund
Weiterbildung investiert worden. Neben den Tagungsund
Seminarangeboten vor allem unserer Dachverbände
sind wir immer auch darum bemüht, inhouse-Angebote für
unsere Mitarbeiter*innen, für Netzwerk- und Kooperationspartner
vorzuhalten – wie etwa die „Rundreise der DAH“,
die wir im September an zwei Tagen mit dem diesmaligen
Schwerpunkt „Migration“ zu den Themenfeldern „Asyl- und
EU-Recht“ sowie „Interkulturelle Kommunikation“ mit zwei
hervorragenden Referentinnen aus Berlin zu Gast hatten.
Im Sinne einer partizipativen Qualitätsentwicklung sind die
meisten Angebote auch für unsere Klient*innen offen und
manche speziell für sie konzipiert.
Soweit umsetzbar, holen wir uns die fachlichen Updates
auch von den wichtigen Fachkongressen. So konnte Dietmar
Heyde etwa im Juni am Deutsch-österreichischen
AIDS-Kongress (DÖAK) in Salzburg und am Fachtag
zur „Medikalisierung der HIV-Prävention“ der Deutschen
AIDS-Hilfe im November in Mannheim teilnehmen und die
dort gewonnenen Erkenntnis in die Mitarbeiterschaft transportieren.
Daraus resultieren oft auch wichtige Impulse für
die inhaltliche Planung unseres alljährlichen Fachgespräches
zur HIV-Therapie. Eine solche Teilnahme ist einfach
effektiver und nachhaltiger als die aufwendige Literatur-Recherche,
für die in der Praxis eh selten Zeit ist.
haben wir auch in diesem Jahr ein Fachgespräch zur
HIV-Therapie veranstaltet, das mit fast 40 Teilnehmer*innen
wieder einmal sehr gut besucht und genutzt wurde. Im
Rahmen des Welt-AIDS-Tags-Veranstaltungsprogrammes
fand dies am 28.11.17 in der AH Duisburg unter dem Titel
„Alles in Einer – Eine für Alles? – reicht eine Tablette
pro Tag inzwischen aus?“ statt. Unser verbliebener Duisburger
HIV-Schwerpunktbehandler, Dr. Friedhelm Kwirant
gab dazu den fachlichen Input und stand in einer anschließenden
„offenen Sprechstunde“ gerne Rede und Antwort.
Ermöglicht wurde uns dieses tolle Fachgespräch einmal
mehr durch die freundliche Unterstützung der Firmen: MSD
Sharp & Dohme, Janssen-Cilag GmbH und Hexal.
Danke schön!
Dr. Friedhelm Kwirant … und das Moderator*innen-Paar
Natalie Rudi und Dietmar Heyde
Ganz in unserem Sinne waren die Botschaften dieses
Abends, nämlich insbesondere, dass immer klarer wird,
dass HIV-Therapie nach wie vor kein „Wunschkonzert“ ist
und viele Bedingungen erfüllt sein müssen, damit die erzielbaren
guten Optionen auch wirklich greifen können.
Schließlich muss die Therapie auch zu den jeweils individuellen
Lebensbedingungen passen. Dazu aber ist es von
ganz besonderer Bedeutung, dass ein gutes Arzt-Patientenverhältnis
entstehen und eine offene, von gegenseitigem
Vertrauen geprägte Kommunikation stattfinden kann.
Wie immer begannen wir in der Arbeitsgruppe im Frühsommer
auch mit den Planungen zum Veranstaltungsprogramm
zum diesjährigen Welt-AIDS-Tag (s. 4.4.).
In bewährter Kooperation mit der AIDS-Hilfe Oberhausen
31
4.3. Benefiz-Veranstaltungen
gibt es zu Beginn eine Diskussionsrunde und einen Infotisch
von der AIDS-Hilfe. Die Hälfte des Reinerlöses kommt
noch dazu unserer Arbeit zugute. Ein besonderer Dank gilt
den gagenfrei auftretenden Bands sowie den Mitarbeiter*innen
des Jugendzentrums „Haus der Jugend“ an der Friedrich-Alfred-Str.
14 in Duisburg-Rheinhausen.
Aus Solidarität, Überzeugung oder aus Einsicht in die Notwendigkeit
der Unterstützung unserer Arbeit erfahren wir
Jahr für Jahr viel Wertschätzung, aber eben auch finanzielle
Hilfen von zivilgesellschaftlichen Einzelpersonen, Gruppen
und Institutionen, ohne die vieles nicht machbar wäre.
Nicht nur in finanzieller Hinsicht sind Benefiz-Aktionen für
uns sehr wichtig, bieten Aktionen mit Künstlern oder anderen
Prominenten doch meist die Möglichkeit, unser Thema
auch außerhalb der Welt-AIDS-Tags-Zeit öffentlichkeitswirksam
zu platzieren.
Im Berichtsjahr 2017 gab es erneut viele „zivilgesellschaftliche“
Gruppen und Einzelpersonen, die für uns und unsere
Arbeit sehr Gutes getan haben und wir wollen darüber reden
und schreiben.
Wie beschrieben (s.o.) mussten wir in diesem Jahr nach elf
Jahren unglaublich kreativer und effektiver Bärenvertriebsaktionen
auf die Unterstützung des GudsO-Projektteams
der Targobank aus nachvollziehbaren Gründen verzichten –
ehrenamtliches Engagement braucht Rückhalt, Wertschätzung
und Unterstützung und kann auch zu Erschöpfung
führen. Wir hoffen darauf, dass die schöpferische Pause
„nur“ ein Jahr andauert und wir im nächsten Jahr wieder auf
diese starke Truppe setzen können. Für das bisher Geleistete
sprechen wir aber gerne auch in diesem Jahr unseren
großen Dank aus.
Und ganz eingestellt wurde die Unterstützung durch Mitarbeiter*innen
der Targobank auch nicht.
So hat auch die durch eine Mitarbeiterin der Bank initiierte
„Strickgruppe“ in vielen, vielen Stunden Heimarbeit abermals
eine eigene Mützen- und Schalkollektion erstellt. In
diesem Jahr wurde erneut eine unfassbare Menge an ganz
individueller Bärenwinterkleidung produziert, die erneut unglaublich
gut ankam. Eine Aktion, die aus dem Duisburger
Geschehen rund um den Welt-AIDS-Tag eigentlich nicht
merh wegzudenken ist, denn die Zahl derjenigen Menschen,
die gezielt nach den bekleideten Bären fragen, wächst und
gedeiht jedes Jahr weiter an.
Es ist schön, an dieser Stelle Jahr für Jahr über sehr stabile
Unterstützungsaktivitäten berichten zu können. Da sind
zum einen die Spendensammlungen und thematischen
Veranstaltungen vieler Kirchengemeinden zu nennen, die
zudem in der Regel auf unsere Anfrage hin für unsere alljährliche
Weihnachtsfeier für Menschen mit HIV und AIDS
eingehen – vielen herzlichen Dank dafür!
Ein besonderer Dank gilt hier der evangelischen Kirchengemeinde
Trinitatis im Duisburger Süden, die einen ganzen
Monat lang Kollekten für uns bzw. unsere Arbeit gesammelt
haben und uns darüber mit fast 1.000,- Euro unterstützt haben.
DANKE!
Zum anderen möchten wir die Spendenausschüttungen der
Sparkasse am Niederrhein (mit den Zweigstellen Moers
und Rheinberg) erwähnen, die unsere Arbeit sehr kontinuierlich
fördern. Ganz besonders bedanken wir uns hier bei
der Sparkasse Duisburg für ihre Treue hinsichtlich der Teilfinanzierung
unserer aufsuchenden Arbeitsangebote.
Ein besonderes Anliegen ist es uns, den zahlreichen Schülerinnen
und Schülern und engagierten Lehrkräften zu
danken, die uns mit hoher Motivation, Überzeugung und
zum Teil sehr kreativen Aktionsideen vor allem zum Welt-
AIDS-Tag nicht nur bei der Spendensammlung, sondern
auch bei der Thematisierung von HIV und AIDS in zweifellos
wichtigsten Zielgruppen fantastisch unterstützen. Stellvertretend
möchten wir hier die Projektgruppen am Gymnasium
Adolfinum in Moers, dem Gymnasium Rheinkamp
und dem Sophie-Scholl-Berufskolleg in Duisburg-Marxloh
erwähnen.
DANKE für einen bärenstarken Einsatz für die AIDS-Hilfe
Duisburg / Kreis Wesel e.V.
Frau Ursula Busshoff und den fleißigen Stricker*innen gilt
entsprechend abermals unser Riesen-Dank!
Unermüdliche Kämpfer*innen im Kampf gegen AIDS sind
schon lange Dr. Günther Bittel, seine Frau Ingrid und ihr
Mitstreiter*innen-Team in Duisburg-Rheinhausen, die im
Berichtsjahr mit Ihrem Benefiz-Konzert „Treatment for all,
part XIV“ im Haus der Jugend in Rheinhausen, das am
02.12. über die Bühne ging. Begleitend zu den Konzerten
32
4.4. Veranstaltungen zum Welt-AIDS-Tag 2017
„Wir können positiv zusammen leben. WEITERSA-
GEN!““
„Viele Menschen mit HIV ernten erst einmal Mitleid, wenn
sie anderen von ihrer Infektion erzählen. Oft weiß ihr Gegenüber
nämlich nicht, dass man dank der HIV-Medikamente
heute die Chance auf ein langes Leben bei guter
Lebensqualität hat.
Der „Soli-Bär“ 2017
Einmal mehr konnten wir uns der Ausrichtung und Intention
der WAT-Kampagne voll und ganz anschließen und in
unsere lokale Öffentlichkeitsarbeit einbeziehen – so auch in
unserer Pressemitteilung zum Welt-AIDS-Tag 2017:
Unsere Kampagne will Vorurteile und Ausgrenzung abbauen.
Die können nämlich krank machen – und auch dazu
führen, dass man sich nach einem HIV-Risiko nicht testen
lässt: aus Angst, bei einer HIV-Diagnose selbst ausgegrenzt
zu werden. Wer sich aber nicht testen lässt, kann auch nicht
behandelt werden. Eine unentdeckte HIV-Infektion kann
dann lange Zeit unbemerkt den Körper schädigen, bis es
schließlich sogar zu AIDS kommt.
Wir haben es in der Hand: Positiv zusammen leben ist möglich.
Leichter, als Du denkst.“
(aus dem Kampagnenfyler zum WAT 2017, hrsgg. von:
BMG, BZgA, DAH und DAS)
Welt-AIDS-Tag 2017
Frühzeitiger HIV-Test bringt gesundheitliche Vorteile!
Nur wer von seiner HIV-Infektion weiß, kann von den
Behandlungsfortschritten profitieren. Information und
Beratung zu allen Fragen rund um HIV bietet im Kreis
Wesel die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.
Wenn HIV-positive Menschen frühzeitig mit einer Behandlung
beginnen, haben sie wesentliche gesundheitliche Vorteile.
Laut Robert-Koch-Institut erfolgen Nordrhein-Westfalen
jedoch 33 Prozent der HIV-Diagnosen (Stand:
23.11.2017 – Bezugsjahr 2016) erst dann, wenn die Patient*innen
bereits einen fortgeschrittenen Immundefekt aufweisen.
Darauf weist die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel
im Vorfeld des Welt-AIDS-Tages hin.
33
„Während in den zumeist großstädtischen Zentren mit guter
Präventions- und Versorgungsstruktur in den letzten zwei
Jahren bereits deutliche Erfolge erzielt werden und die Zahl
der Neudiagnosen insbesondere in der Gruppe der Männer,
die Sex mit Männern haben (MSM), gesenkt werden konnten,
macht das RKI deutlich, dass dies in Flächenkreisen
– wie etwa dem Kreis Wesel – nicht der Fall ist und hier
weitere Infektionsanstiege zu verzeichnen sind“, analysiert
Dietmar Heyde, Geschäftsführer der AIDS-Hilfe Duisburg
/ Kreis Wesel die Erhebungsdaten des RKI für das Jahr
2016. „Entsprechend müssten im Kreis Wesel verstärkte
Anstrengungen unternommen und zusätzliche Ressourcen
in Aufklärung, Beratung und Versorgung eingesetzt werden,
um auch hier mehr Menschen vor einer AIDS-Erkrankung
bewahren zu können“, fordert Heyde.
„Wir möchten alle, die Fragen zu HIV und anderen sexuell
übertragbaren Infektionen haben, ermuntern, die kostenlose,
anonyme und vertrauliche Beratung durch die AIDS-Hilfe
Duisburg / Kreis Wesel in Anspruch zu nehmen“, erklärt
der Vorsitzende der AIDS-Hilfe, Peter Külpmann. Beraten
wird zum Schutz vor HIV und anderen sexuell übertragbaren
Infektionen (STI) und zum HIV-Test. In der AIDS-Hilfe
erfährt man auch, wo eine qualifizierte Behandlung zu erhalten
ist. Menschen mit HIV, die frühzeitig eine Behandlung
beginnen, haben ein deutlich geringeres Risiko, AIDS oder
andere schwere Krankheiten zu entwickeln. „Wir wünschen
uns, dass alle Menschen mit HIV von den riesigen Behandlungsfortschritten
profitieren können“, ergänzt Külpmann.
Dazu müssen insbesondere die Testbarrieren weiter abgebaut
werden. Angst vor Stigmatisierung oder gar Diskriminierung
ist einer der wesentlichen Gründe, warum Menschen
nicht zum HIV-Test gehen. „in vielen gesellschaftlichen
Bereichen sind noch irrationale Ängste vor Ansteckung zu
beobachten, die zu Ausgrenzung oder Diskriminierung von
Menschen mit HIV führen können, erläutert die stellvertretende
Vorsitzende des Vereins, Silke Stützel. Auch hier ist
die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel unterstützend tätig.
Sie bietet Beratung für Arbeitgeber*innen und Arbeitskolleg*innen
von Menschen mit HIV, für im Gesundheits- und
Sozialwesen Tätige und weitere Personen an, die unsicher
im Umgang mit HIV-positiven Menschen sind. Darüber hinaus
bietet das „Youthwork-Projekt“ nach wie vor auch im
Kreis Wesel Informations- und Aufklärungsveranstaltungen
für Jugendliche in schulischen oder außerschulischen Settings
an.
Die AIDS-Hilfe ruft alle auf, bei der Verbreitung der guten
Nachrichten mitzuhelfen und das Motto der diesjährigen
bundesweiten Welt-AIDS-Tags-Kampagne aufzugreifen:
Wir können positiv zusammen leben. Weitersagen!
Positiv zusammen leben – ist nicht nur absolut möglich,
sondern sollte allmählich einfach zum Normalfall werden.
Es ist an der Zeit! Allein – es sind noch nicht alle bereit.
Daran müssen und wollen wir weiter arbeiten. Und dazu
ist der Welt-AIDS-Tag nach wie vor besonders wichtig, weil
wir rund um den 01. Dezember einfach mehr Öffentlichkeit,
mehr mediale Aufmerksamkeit erreichen können als sonst
34
im Jahr. Die Kampagnenfragen und –botschaften, die zentrale
Bereiche des gesellschaftlichen Lebens und der damit
verbundenen Werteorientierung berühren, verdeutlichen
sehr anschaulich, worum es heute gehen (darf): um gleichberechtigte
Teilhabe am gesellschaftlichen Leben unter der
Bedingung, dass der Status „HIV-positiv“ bekannt sein darf!
Mit vier eigenen Veranstaltungen und sieben weiteren mit
und von Kooperationspartnern durchgeführten Aktionen
konnte auch im Berichtsjahr wieder ein umfangreiches Angebot
vorgehalten (s. Flyer und Pressespiegel im Anhang)
und viele Menschen darüber erreicht werden.
Den Auftakt zum WAT-Veranstaltungsprogramm bildete der
von der SPD-Queer Grippe Duisburg veranstaltete Vortragsabend
„Die Pille gegen HIV – wirklich das Wundermittel?“
in der AIDS-Hilfe. Im Zentrum der Betrachtung und
einer regen Diskussion im Anschluss an das Input-Referat
von Christian Robyns aus Köln standen die neuen Entwicklungen
zur sog. „PräExpositionsProphylaxe“ (PrEP)
als zusätzliche Möglichkeit einer Schutzstrategie vor einer
HIV-Infektion. Mit über 20 Teilnehmer*innen stieß diese Veranstaltung
auf nennenswertes Interesse – vorwiegend aus
der schwulen Community.
Infostand mit Roter-Schleifen-Aktion zum WAT in Moers
am Samstag, dem 25.11.2017.
Traditionell am Samstag vor dem Welt-AIDS-Tag haben wir
die Moerser Bevölkerung dazu bewegen wollen, Schleife
und damit Solidarität zu zeigen. In diesem Jahr bekamen
wir einen Standort zugeiwesen, der zwar in den Weihnachtsmarkt
integriert allerdings dennoch etwas versteckt
war. Dennoch konnten wir viele Menschen erreichen und
nicht nur zum Tragen der Roten Schleife, sondern auch
zum Spenden bewegen. Die unmittelbare Nähe zum 01.
Dezember ist einfach gut, um die Menschen auf die Kampagne
aufmerksam zu machen.
Ein großer Dank gilt der Stadt Moers und ihrer Tochter, der
Moers Marketing GmbH für die gute Unterstützung.
Weitere fachliche Einstimmung gewährte uns das traditio-
nelle Fachgespräch zur HIV-Therapie am 28. November
mit dem Titel „Alles in Einer – Eine für Alles? Reicht eine
Tablette pro Tag inzwischen aus?“, welches mit knapp 40
Teilnehmer*innen wieder sehr gut besucht war. Näheres
dazu s.o. (4.2.).
Am 27.11. bot unser treues Unterstützermedium, das Studio47,
Dietmar Heyde wieder Gelegenheit, in der Live-Sendung
Werbung für die weiteren Veranstaltungen zum Welt-
AIDS-Tag zu machen und auch die Kampagnenbotschaften
in die Zuschauerschaft zu transportieren.
Das zentrale Mediengespräch zum Welt-AIDS-Tag 2017
fand am 29.11. in der neuen Beratungsstelle zu HIV u.a.
STI`s des Gesundheitsamtes der Stadt Duisburg auf der
Universitätsstr. 32 in der Innenstadt statt. Aufgrund der
schönen Tatsache, dass die „AIDS-Koordinationsstelle“ bei
der Stadt Duisburg mit Frau Martina Jungeblodt Anfang November
wieder besetzt werden konnte, haben wir ihre Vorstellung
in den Fokus der Berichterstattung gestellt – natürlich
neben den üblichen Informationen zur Kampagne, zu
aktuellen Entwicklungen und Zahlen, Daten, Fakten aus der
Region. Frau Jungeblodt gilt unser Herzliches Willkommen!
Wir freuen uns über den Zugewinn an Kapazität für die
wichtige gemeinsame Sache und natürlich auf die weitere
Zusammenarbeit.
Nach einigen Jahren der Überlegung, ob unser traditioneller
Candle-Light-Walk zum Welt-AIDS-Tag, also dem Schweigemarsch
über den Duisburger City-Weihnachtsmarkt, in
der Form noch zeitgemäß sei, haben wir uns in diesem Jahr
erneut entschieden, darauf zu verzichten, was von einigen
Vertreter*innen durchaus sehr bedauert wurde, denn wahrgenommen
wurde unser –Jahr für Jahr kleiner werdendes-
Walk-Team schon.
Klar war aber immer auch, dass wir auf das Gedenken an
die vielen Menschen, die wir durch AIDS und seine Folgen
verloren haben, nicht verzichten wollten. So mussten wir leider
auch im Berichtsjahr 2017 von zwei Menschen, die wir
lange begleitet haben, Abschied nehmen. Deshalb soll und
wird ein adäquates Veranstaltungsformat einfach auch und
gerade im Rahmen des WAT bleiben.
In diesem Jahr die Mitglieder unserer Präventions- und Öffentlichkeitsarbeitsgruppe,
Daniela Niemczyk, Lara Merke
35
und Peter Külpmann, eine ganz wunderbare Form gefunden
– einen Rückblick in Bildern, Videos und Gesprächen
unter dem Titel „Gegen das Vergessen! Wir können positiv
zurückblicken. Weitersagen!“.
Den Teilnehmer*innen wurde ein einstündiger, filmischer
Rückblick präsentiert, der die ganze Palette an Emotionen
zu Tage brachte: Spaß an vielen Aktionen und Veranstaltungen
aus 31 Jahren AIDS-Hilfe-Arbeit, Freude am Wiedersehen
und Wiederentdecken, aber auch Trauer und Wehmut
bei der Betrachtung von vielen Akteur*innen, von denen
einige nicht mehr bei uns sind. Dazu gab es Erinnerungsgespräche
mit diversen Anekdoten, aber auch das stille Gedenken
fand seinen Platz. Eine wunderbare Veranstaltung!
Vielen, vielen Dank für die sehr umfangreiche Arbeit, die
darin investiert wurde!
Der Aktionstag zum Welt-AIDS-Tag konnte bereits zum
neunten Male in Kooperation und Partnerschaft mit dem
FORUM Duisburg stattfinden. Diese –aus unserer Sichtwirklich
glorreiche und konstruktive Partnerschaft mit dem
Centermanagement ermöglicht uns schon lange einen besonders
öffentlichkeitswirksamen Auftritt am 01.12. Nicht
nur die Chance, viele Menschen erreichen zu können ist
für uns natürlich ganz wichtig, sondern auch die menpower,
das Engagement und die Ressourcen, die das Centermanagement
bereitstellen, macht dies zu einem echten Gewinn
und sicher zu einem best-practice-Beispiel für „private
public partnership“. Dafür gilt unser großer Dank an die beteiligten
Akteurinnen und Akteure der Einkaufsmall.
Allerdings mussten wir uns auch 2017 abermals mit einem
„Schmalspur-Auftritt“ begnügen, vor allem wegen der noch
nicht gänzlich geklärten Auflagen durch das neue Brandschutzkonzept,
das zu einer deutlichen Verringerung der
Präsentationsmöglichkeiten führte. Dennoch waren wir
letztlich froh, überhaupt noch einen Fuß „an der goldenen
Leiter“ des Forums zu erhalten und danken insbesondere
dem neuen Manager, Herrn Jan Harm und den Seelen des
Centermanagements, Frau Vanessa Rademacher und Frau
Ingrid Döhring, für ihre tolle Unterstützung und Kooperationsbereitschaft.
36
Bilder und O-Töne zur Aktion brachten das Studio47 und
die WDR Lokalzeit im Schaufenster Duisburg/Niederrhein.
Parallel zu dieser Aktion bot die AIDS- und STI-Beratungsstelle
der Stadt Duisburg zwischen 11 und 16 Uhr in der
neuen Beratungsstelle auf der Universitätsstraße 32 in der
Innenstadt ein HIV-Test-Angebot an, welches erneut erfreulich
gut angenommen wurden.
Eine der schönsten und effektivsten Kooperationen der letzten
Jahre in unserem Netzwerksystem ist sicher das Duisburger
„Aktionsbündnis gegen AIDS“, bestehend aus
folgenden Institutionen: UNICEF Duisburg, Kindernothilfe,
AIDS- und STD-Beratungsstelle des Gesundheitsamtes der
Stadt Duisburg, Infostelle Dritte Welt des ev. Kirchenkreises
Duisburg, dem evangelischen Kirchenkreis Duisburg,
die evangelische Kirchengemeinde Alt-Duissern und der
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel.
Das wunderbare „Abendgebet zum Welt-AIDS-Tag“
konnte im Berichtsjahr nicht mehr umgesetzt werden – auch
weil die finanziellen Möglichkeiten zur Gestaltung des Rahmenprogrammes
einfach nicht mehr gegeben waren.
Das bedauern wir sehr und blicken noch mit den besten
Erinnerungen auf das letzte Abendgebet des Aktionsbündnisses
vom letzten Jahr zurück. Vielleicht sollte auch hier
gelten: Wenn es am schönsten ist …
Seit dem Sommer 2017 treffen wir uns allerdings weiter im
Aktionsbündnis-Netzwerk und planen ein neues Format.
Wir sind sehr froh, dass die Weiterführung der Kooperation
von allen Bündnispartner absolut gewollt ist.
Am Abend des 02.12. ging es in Rheinhausen weiter – beim
14. Benefizkonzert „Treatment for all, pt. XIV“ im Haus der
Jugend in Duisburg-Rheinhausen (s. 4.2.).
Ganz besonders aktiv war in diesem Jahr erneut unser „Herzenslust-Präventainment-Team“
um Raphael Diaz Fernandez
und Uwe Altenschmidt von Anfang November bis Mitte
Dezember bei verschiedensten Events (s. 5.1.)
Seit einigen Jahren findet auch im Arbeitsbereich „Sexarbeit“
die gute Kooperation mit dem Gesundheitsamt Duisburg
eine Jahresabschlussaktion in dem großen Duisburger
Bordellbereich statt, bei der nicht nur die Sexarbeiter*innen
kleine, nützliche „Geschenke“ und Beratungen bekommen,
sondern natürlich auch Freier mit Erkenntnisgewinnen bereichert
werden können (s. 5.4.).
Und ab Mitte Dezember 2017 begannen die Auswertungen
des diesjährigen WAT-Geschehens und damit auch die Vorbereitungen
für das nächste Jahr.
37
Ein Engel hat Euch / Sie geschickt.
Allen, die uns zum Welt-AIDS-Tag 2017 durch viel Engagement
und Kreativität unterstützt haben, gilt an dieser Stelle
noch einmal unser ganz herzlicher Dank !!! –
Und: … nach dem Welt-AIDS-Tag ist vor dem Welt-AIDS-
Tag! Interessierte, die 2018 dabei sein wollen, können sich
jederzeit gerne bei uns melden.
Dank ans Ehrenamt und unsere Förderer – unser Dezember „Sonder-Aktiven-Treffen“
38
HIV und andere Erreger sind da nicht wählerisch und insofern
halten wir es für bedenklich, dass diesen wichtige Informationen
quasi vorenthalten werden! Beispielhaft haben
wir diesbezüglich mit den Rheinberger Lokalredaktionen
der NRZ und der RP gesprochen – mit unterschiedlichen
Reaktionen. Wir bleiben hier am Ball und werden dies insbesondere
mit der AIDS-Koordination des Kreises Wesel
besprechen, die sich im Berichtsjahr leider gar nicht an der
Öffentlichkeitsarbeit beteiligt hat.
Zu guter Letzt noch ein wichtiger Hinweis in eigener Sache:
Nachdem wir seit Ende 2016 keine Beratungsstelle im Kreis
Wesel unterhalten können, möchten wir an dieser Stelle darauf
hinweisen, dass wir natürlich auch weiterhin im Kreis
aktiv und auch zuständig sind:
Wir brauchen sie, denn nur gemeinsam bewirken wir mehr,
um das Thema im Bewusstsein der Bevölkerung zu halten
und so dem Ziel der Minimierung von Neuinfektionen sowie
der Verbesserung der Akzeptanz und Toleranz gegenüber
HIV-Positiven näher zu kommen.
Die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel bittet die Bürgerinnen
und Bürger des Kreises Wesel darum, sich bei Bedarfen
zur Information, Aufklärung und Beratung sowie natürlich
bei Hilfs- und Unterstützungswünschen von und für
Menschen mit HIV oder davon bedrohten Personen an die
Geschäftsstelle in Duisburg zu wenden (Kontaktdaten, s.
unten). Darüber können natürlich auch Termine im Kreisgebiet
ausgemacht werden.
Dies gilt auch weiterhin für Anfragen für die Präventionsprojekte
(Youthwork, SCHLAU, Herzenslust oder XXelle) in
Schulen oder von anderen Einrichtungen und Gruppen. HIV
ist treu – die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel auch!“
4.5. Berichterstattung in den Medien
Für das Berichtsjahr 2017 haben wir, was das Interesse von
Seiten der Print-, Funk- und TV-Medien betrifft, relativ wenig
Grund zur Klage. Wir konnten vereinzelt sogar wieder
Redakteur*innen der Printmedien begrüßen, was uns sehr
freute und in den letzten Jahren eher selten geworden war
(s. Pressespiegel).
Mit dem Interesse von Seiten des Lokalfunks und dem Lokalfernsehen
sind wir einmal mehr sehr zufrieden.
Insbesondere das schon mehrmals zitierte Stadtfernsehen
„Studio 47“ ist ein ungemein treues Begleiter- und
Unterstützermedium, das uns im Berichtsjahr wieder einmal
mehrmals in den Nachrichtenfokus gerückt hat – dafür herzlichen
Dank! Dank gilt genauso den Lokalradios von Radio
DU und Radio KW und für das Berichtsjahr auch der Redaktion
der WDR-Lokalzeit Duisburg.
Um das vergleichsweise niedrige Niveau der Neuinfektionen
im Berichtsjahr weiterhin halten zu können und die neu
ausgerichteten Kampagnenziele der weiteren Akzeptanz
und Toleranz gegenüber Menschen mit HIV und AIDS umsetzen
zu können, müssen aus unserer Sicht aber auch
weitere Kommunikationsoffensiven folgen, um die Präventionserfolge
der vergangenen Jahre nicht wieder zu gefährden.
Aufklärung, sachliche Information und Erinnerung
müssen wahrnehmbar bleiben.
Was uns allerdings ärgert, ist dass die Lokalredaktionen im
Kreis Wesel unsere Pressemitteilungen –etwa zum Welt-
AIDS-Tag- nicht veröffentlichen, weil diese aus ihrer Sicht
„nur“ kreisweite“ Bedeutung hätten und nur begrenzt lokalen
Bezug. Da stellt sich die Frage, wer macht denn die Bevölkerung
des Kreises Wesel aus, wenn nicht die Bürger*innen
der Städte und Gemeinden dieses Kreises?
39
4.6. Sonstige Aufgaben und Tätigkeiten
Hier sind für den Stelleninhaber zu nennen:
• Vertretung der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. in verschiedenen Gremien und Arbeitskreisen in Duisburg,
dem Kreis Wesel und auf Landesebene
• Vorbereitung, Organisation, und Durchführung von Informationsständen, Aktionsformen sowie Seminar- und
Vortragsangeboten,
• Organisatorische Begleitung und Pressearbeit für Benefiz- und Kooperationsveranstaltungen,
• Akquise von finanziellen Mitteln und personellen Ressourcen (Ehrenamtleranwerbung),
• Kontaktpflege zu Förderern, Kooperations- und Netzwerkpartnern,
• Telefonische und persönliche Beratung,
• Geschäftsführung,
• U.a.m.
40
Abbildung :
Präventionsveranstaltungen in der Allgemeinbevölkerung
im Jahre 2017 – Veranstaltungen insgesamt
41
5. Zielgruppenspezifische Prävention
5.1 HIV und AIDS Prävention bei Schwulen und Männern
die Sex mit Männern haben
Vorbemerkung:
Das Projekt „strukturelle Prävention für homosexuelle und
bisexuelle Männer sowie MSM (Männer, die Sex mit Männern
haben) im Kontext HIV / STI“ unter dem Namen „Herzenslust
Duisburg / Kreis Wesel“ der AIDS-Hilfe Duisburg /
Kreis Wesel e.V. ist im Jahr 2017 durch zielgruppenspezifische
Mittel des Landes NRW gefördert worden.
Die Ausrichtung des Projektes ist hauptsächlich lokal/regional
und hat einen primärpräventiven Schwerpunkt, wirkt
aber auch im sekundärpräventiven Bereich, stets methodisch
und niedrigschwellig, wie für den Nutzer kostenlos.
Besonders intensiv wurde die Einbettung des Projektes in
die auf die zu erreichende Zielgruppe ausgelegte lokale
Infrastruktur betrieben.
Das Projekt ist regional und überregional eingebunden und
vernetzt. Die Kooperationen mit weiteren lokalen Projekten,
sowie den landesweiten Strukturen ermöglichten Ressourcen
schonende Synergien bei Kampagnen und Großveranstaltungen
und gewährleisten wesentliche Aspekte
im Bereich der Qualitätssicherung.
Vernetzung und Kooperationen
Herzenslust wird lokal angeboten. Die Aidshilfe NRW e.V.
dient als Koordinierungsstelle aller lokalen Herzenslustprojekte
und organisiert die Landesarbeitsgemeinschaft,
über die Austausch, Abstimmung und Qualitätssicherung
gewährleistet werden. Die Projektnehmer im Berichtsjahr
nahmen an allen Terminen der Landesarbeitsgemeinschaft
teil und brachten Anregungen ein, ebenso nahmen sie solche
auf.
Im Rahmen der Qualitätssicherung fanden erneut verschiedene
Veranstaltungen auf Landes- und auf Bundesebene
statt.
cengleichheit und -gerechtigkeit.
Mit den Vertreter*innen des öffentlichen Gesundheitsdienstes
wurde ein intensiver Austausch gepflegt und
Kooperationsmöglichkeiten, insbesondere bzgl. eines
Beratungs- und Testangebotes ausgelotet. Leider konnten
im Berichtsjahr keine gemeinsamen Beratungs- und Testangebote
vorgehalten werden, was im Wesentlichen an
den deutlich schrumpfenden Ressourcen in den regionalen
ÖGD-Strukturen liegt. Diese unbefriedigende Situation und
das insgesamt schmale Testangebot des ÖGD in unserer
Region wurden im Laufe des Berichtsjahres erneut offensiv
mit den Leitungsstrukturen (Gesundheitsamtsleitungen
und Dezernenten) thematisiert, allerdings zunächst ohne
unmittelbare Erfolge. Die Problematik ist allerdings erkannt,
das suboptimale Angebot wird eingestanden und
grundsätzlich bedauert. Personelle Veränderungen in den
ÖGD-Strukturen im Berichtsjahr ließen allerdings keine
Umsetzungschancen zu.
Die konkreten Angebote von Herzenslust Duisburg /
Kreis Wesel (Umsetzung, Methodik, Ergebnisse)
Herzenslust Gruppe
Die Herzenslust Gruppe traf sich wöchentlich und ist somit
selbst Teil der schwulen Szene und Ort schwuler Begegnungen.
Die ehrenamtlich Mitwirkenden und die bei Bedarf
durch den Projektnehmer angeleitete Teilzeitkraft wirken
durch das regelmäßige, öffentliche und kostenlose Angebot
strukturell präventiv. Durch Aktionen in der schwulen
Lebenswelt Duisburgs und des Kreises Wesel (z.B. Szenerundgänge,
Rastplatzbegehungen, Besuch von Partys und
präventive Infoabende) werden primärpräventive Botschaften
vermittelt. Kontakte entstehen, die sowohl primär- als
sekundärpräventive Wirkung haben. Die Gruppe ist Kern
der kreativen Arbeit und plant eigenständig mit der Teilzeitkraft,
ggf. unter Anleitung und Mitwirkung des Projektnehmers
Aktionen, bspw. zum CSD. Der Projektnehmer gibt
Informationen, besonders zu Fortbildungsmöglichkeiten
Die Abstimmung mit den umgebenden Herzenslustprojekten
wurde, fokussiert auf gemeinsame Aktionen, fortgesetzt.
Lokal schritt die angestrebte Vernetzung mit weiteren
Akteuren schwuler Lebenswelten voran. Der jeweilige Projetnehmer
ist aktives Mitglied des Vereins DU-Gay e.V.,
welcher den Duisburger CSD und den monatlich stattfindenden
Regenbogenstammtisch organisiert. Der Projektnehmer
(oder in Vertretung der HL-Gruppenleiter) nahm an
allen durch die kommunale Politik veranstalteten Treffen
der schwul-lesbisch-bi-trans Akteure teil und pflegt regelmäßigen
Austausch mit dem zuständigen Mitarbeiter des
auf städtischer Ebene angesiedelten Referates für Chan-
42
und Schulungen anderer Ebenen an die Gruppe weiter.
Im Berichtsjahr 2017 konnten die Gruppentermine ausgebaut,
die Teilnehmerzahl erhöht, mehr Männer für das
aktive Mitwirken der Gruppe gewonnen und die Anzahl von
Aktionen ausgebaut werden.
Konkrete Aktionen
Für das Jahr sind hier regelmäßige Szenerundgänge (alle
vier Wochen) und mehrere Infostände mit Aktionsformen
zu besonderen Events in den Duisburger Szenekneipen
gegeben. Der Verein „DUGay“ hat zwar die Aufgaben, wie
den CSD übernommen, jedoch ist ein wichtiger Baustein
wie eine regelmäßig stattfindende Party verloren gegangen.
Erstmalig wurde im Berichtsjahr die Veranstaltung
„Warm Up Special“, welche in Anlehnung zur 2013 aufgegebenen
„WarmUp-Party“ mit Unterstützung der gesamten
Duisburger Szene durchgeführt. Dies konnte den Zusammenhalt
der Duisburger Szene weiter zu stärken. Durch
die Kooperationen mit den Szenekneipen in Duisburg der
Vernetzungsstruktur mit „DUGay e.V.“ und „HoKuDu -
Homosexuelle Kultur Duisburg e.V.“ ist diese Veranstaltung
ein großer Erfolg geworden.
zu benennen. Darüber hinaus beteiligte sich das Herzenslust-Team
der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel auch am
Düsseldorfer CSD am 27.05.2016 aktiv.
Herzenslust Checkpoint - in der AIDS- und STD- Beratungsstelle
des Duisburger Gesundheitsamtes
Dem geplanten Beratungs-und-Test Angebot, in Kooperation
mit dem Gesundheitsamt Duisburg, wurde im Jahre
2017 mit viel Enthusiasmus entgegengefiebert. Dadurch
dass am Anfang des letzten Jahres eine neue AIDS-Koordinatorin
bei der Stadt Duisburg angefangen hat, konnten
wir in Kooperation mit der Stadt Duisburg das Thema
Beratung und Test neu angehen. Beim Runden Tisch HIV
in der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel Anfang 2017,
bei dem das Gesundheitsamt der Stadt Duisburg unter
anderem vertreten war, wurde durch den Herzenslust-Koordinator
und den Geschäftsführer sehr deutlich gemacht,
dass dieses Angebot mit Hinblick auf die neue Stelle der
AIDS-Koordination der Stadt Duisburg nach mehrjährige
Pause wieder in Angriff genommen werden musste. Daraufhin
wurden Termine ab August bis November 2017
geplant, plus zum Welt-AIDS-Tag einen Termin organisiert
vom Gesundheitsamt.
Leider ist die Stelle Mitte 2017 von der neuen Koordinatorin
nach wenigen Monaten aufgegeben worden und musste
in Berichtsjahr, erneut neu besetzt werden. Mit dieser
„Aufgabe“, wurde das Projekt „Herzenslust Checkpoint“ bis
auf weiteres auf Eis gelegt, allerdings mit Hinblick auf eine
Neubesetzung, sollte es mit einer neuen AIDS-Koordination
der Stadt Duisburg wieder weitergehen.
Warm Up Special - club roation by herzenslust
Das Angebot einer regelmäßigen Party, wurde von einem
vor mehreren Jahren aufgegebenen Verein „AkDuLuS“
(Arbeitskreis Duisburger Lesben und Schwule e.V.) auf-
HOMOLOBBY - Wir schaffen das!
Die Herzenslustgruppe wirkte beim Auftritt der Herzenslust-Landesarbeitsgemeinschaft
beim ColognePride sowie
beim Duisburger CSD mit. Unter dem Motto: „HOMOLOB-
BY - Wir schaffen das!“ traten in Köln wieder einmal über
einhundert ehrenamtlich Engagierte gemeinsam auf und
hatten den Auftrag, die Vielfalt ins echte Leben zu bringen
und erreichten eine sehr große Zahl von Menschen. Die
politisch angehauchten Botschaften wurden in zahlreichen
43
Kontakten vermittelt und konnten dank der zur Verfügung
gestellten, entsprechend dem Moto gestalteten Informationsbroschüre
auch nachhaltig vermittelt werden.
Diese Aktion wurde natürlich auch auf dem CSD Duisburg
am 29.07.2016 umgesetzt. Der CSD wurde durch die
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. und durch SCHLAU
Duisburg verstärkt, welches einen Auftritt ergab, der in diesen
Dimensionen lange nicht mehr beim CSD in Duisburg
gesehen wurde. Es gelang, mit dem HL-Gruppenleiter
(geringfügige Beschäftigung) und hohem Engagement
der Ehrenamtlichen aus der Ruhrgebietsvernetzung und
hauptamtlichen Mitarbeitern der AIDS-Hilfe, sowie der Öffentlichkeitsgruppe
eine sehr starke Präsenz zu zeigen und
viele personalkommunikative Kontakte zu erreichen. Wie
viele Stände, so war auch der Herzenslust-Stand durchweg
gelagert. Dieses Jahr fand dazu das zweite Mal eine
Demonstration im Vorfeld des Straßenfestes statt, bei dem
natürlich auch das Herzenslust-Team durch die große Präsenz,
ebenfalls aus der Ruhrgebietsvernetzung, exponiert
und gut sichtbar vertreten war. Sie fanden nach den Parteien
die größte öffentlichkeitswirksame Aufmerksamkeit, die
in Duisburg zu erreichen war.
Zudem gab es einen „Gänsehaut Moment“ auf der CSD
Duisburg Bühne: Zwei Ehrenamtliche Mitarbeiter aus dem
Team Herzenslust Duisburg / Kreis Wesel, konnten sich,
dank der sehr guten Vernetzung, die Herzenslust mit dem
Verein „DUGay e.V.“ beitreibt, öffentlich auf der Bühne verloben.
Dies war möglich dank der kurz zuvor im Bundestag
beschlossenen Öffnung der „Ehe für alle“.
Herzenslust im Rahmen des Queeren Kulturmonats
zum CSD Duisburg
Im Berichtsjahr gab es darüber hinaus eine aktive Veranstaltungsbeteiligung
des Herzenslust Teams im Rahmenprogramm
zum CSD, einem Monat mit einer Reihe von
Veranstaltungen. So wurde das zur Tradition werdende
„CSD-Angrillen“ bei der AIDS-Hilfe angeboten. Ein Warming
up, das dieses Jahr so gut frequentiert war, dass wir
beinahe an den Rande unserer Kapazitäten kamen. Dies
konnte Zugang zu neuen ehrenamtlichen Interessenten
schaffen. Zum CSD wurde im Vorfeld der Akzeptanzpreis
verliehen. Dieser wurde zum fünfjährigen Jubiläum mit
zwei Preisen ausgezeichnet. Die Brücke der Solidarität in
Gold für ein Lebenswerk, die an Hape Kerkeling ging und
der „normale“ Akzeptanzpreis an Klaus Wowereit. Diese
konnte unter Beteiligung von mehreren Vereinen und anderen
Honoratioren umgesetzt werden, was noch dazu ein
sehr erfreuliches Medienecho und somit ein hohes Maß an
Aufmerksamkeit in der öffentlichen Wahrnehmung erfuhr.
Zudem konnte zum vierten Mal in der Geschichte des
Duisburger CSDs erreicht werden, dass die Regenbogenflagge
am Duisburger Rathaus wehen durfte. Ein weiterer
Meilenstein und Hinweis auf die deutlich verbesserte Lobbyarbeit
für Belange schwuler Lebenswelten.
Herzenslust im Rahmen von queer-life Duisburg
Eine gute Präsentationsplattform für die Herzenslust-Kampagne
und deren Botschaften ist alljährlich die „queer-life
Duisburg“-Reihe von hokudu e.V. (Homosexuelle Kultur
Duisburg), die in diesem Jahr zwischen dem 31. Oktober
und dem 6. Dezember 2017 in Duisburg und Moers eine
ganze Reihe von Veranstaltungen anbot.
In Berichtsjahr fand dazu erstmalig ein Vortrag zum Thema
„Die Pille gegen HIV – Wirklich das Wundermittel?“ bei
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. statt. Hier galt der
Fokus auf Fragen und Antworten zur PrEP. Hierzu war der
Referent Christian Robyns eingeladen, der dieses Thema
in einer sehr gut besuchten Runde anschaulich präsentierte
und auf großer Aufmerksamkeit auf Grund der Aktualität
des Themas stieß.
Der Film „120 BPM“ wurde im Rahmen von QLD ebenfalls
gespielt, welcher einen Anschluss an die Themen der frühen
„schwulen“ Bewegung aufzeigte und von Teilnehmern
der Community besucht wurde.
Mit der Party „TANZT QUEER! – DU & FRIENDS“ in den
Räumen des Bürgerhauses Neumühl in Duisburg wurde
eine zweite Schwul lesbische Party in Duisburg, dieses
Jahr aus Ehrenamtlichen Kreisen organisiert wurde, ins
Leben gerufen. Diese findet im Jahr 2018 erneut statt,
da diese sehr gut besucht wurde und Anschluss auch ein
jüngeres Publikum erreicht. Die Veranstaltung ist so besonders,
da sie auch minderjährigen Duisburgern eine
Plattform bietet und damit einzigartig ist.
Die Bewerbung konnte sowohl im Rahmen des „queer-life
Duisburg“ als auch im Rahmen des Veranstaltungsprogrammes
der AIDS-Hilfe zum Welt-AIDS-Tages 2017 recht
breit gestreut werden und darüber auch Menschen mit der
Thematik erreichen, die nicht persönlich erscheinen konnten
oder wollten. Die Ausstellungen wurden in Kooperation
mit dem Referat für Chancengleichheit und –Gerechtigkeit
der Stadt Duisburg umgesetzt.
44
Herzenslust zum Welt-AIDS-Tag 2017
Im Rahmen der WAT Großveranstaltungen war natürlich
auch das Herzenslust-Team aktiv beteiligt und konnte sich
und „seine“ Botschaften präsentieren.
Und auch im Dezember konnte die Herzenslust-Aktion
„HOMOLOBBY … WIR SCHAFFEN DAS!“ im Rahmen
einer „Weihnachtsrevue“ eines Duisburger Szenelokales
fortgeführt werden. Eine Travestie-Show im Mittelpunkt der
Revue zog das entsprechende Zielpublikum an.
In Rahmen einer Benefizgala am 18.11.2017, hat das
Duisburger Szenelokal „Harlekin“ für das Präventionsteam
„Herzenslust Duisburg“ der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis
Wesel e.V. Spenden gesammelt. Im Fokus stand die fortwährende
Arbeit gegen das Vergessen, gegen Entwarnung
und Gleichgültigkeit sowie gegen Angst und Ausgrenzung
gegenüber HIV, AIDS und anderen sexuell übertragbaren
Infektionen. Dazu wird insbesondere auch zivilgesellschaftliche
Unterstützung benötigt. Gemeinsam mit Travestiekünstlern
Tanzgruppen und Livesängern aus dem ganzen
Ruhrgebiet, konnten sehr viele Menschen erreicht werden.
Darüber hinaus gab es weitere Veranstaltungen in Kooperationen
mit der Duisburger Szene wie beim „Pink
Wednesday“ auf dem Duisburger Weihnachtsmarkt, der
sich mittlerweile etabliert hat und vom Angebot her wächst.
Zeitgleich zum „Pink Wednesday“ fand ebenfalls „Travestie
der Extraklasse“ am Wintermarkt in der Altstadt statt, welche
von unserem Team besucht wurde.
Herzenslust online
Ganz erheblich verbessert und weiterentwickelt werden
konnte die online-Präsenz und Präsentation über die
Homepage und den facebook-Auftritt. Hier zeigt sich anhand
der Zugriffszahlen, dass die Weckung von User-Interesse
mit der Pflege und steten Aktualisierung dessen
einhergeht und dies neben dem spezifischen Informationstransport
in die Zielgruppe wichtiges Instrument für die
Akquise von Ehrenamtlichen sein kann bzw. ist.
Projektkritik
Die Projektziele wurden trotz des erneuten Personalwechsels
beim ÖGD Duisburg überwiegend erreicht. Res-
sourcen wurden schonend und unter Nutzung bestmöglicher
Synergieeffekt aus Arbeitsteilung eingesetzt. Eine
Erhaltung der fachlich geforderten Standards und eine
Weiterentwicklung der strukturellen HIV-Prävention ist in
unserer Region gefährdet, denn mit dem präventiven Einsatz
– hier speziell von Herzenslust – muss auch eine gute
Testinfrastruktur verbunden sein. Anders wird es schwer,
bei Menschen eine Testbereitschaft zu fördern, frühe Diagnosestellungen
zu erreichen und sie zu einem möglichst
frühen Therapiestart zu bewegen oder die Zahl der „late
presenter“ zu verringern. Ganz zu schweigen von den primärpräventiven
Effekten von „Schutz durch Therapie“. Hier
ist die Infrastruktur in unserer Region äußerst bescheiden
aufgestellt. Wir werden dies weiter thematisieren und dafür
kämpfen – zur Not auch ohne den ÖGD.
Die Zusammenarbeit zwischen Projektnehmer und dem
HL-Gruppenleiter (Geringfügig Beschäftigt), konnte durch
gemeinsames Auftreten bei allen Aktionen ganz erheblich
optimiert werden, der Bekanntheitsgrad von Herzenslust
deutlich gesteigert werden. Die Intensität der Herzenslust-Arbeit
konnte durch die Neubesetzung im Jahr 2016
deutlich gesteigert werden konnte.
Die Nutzung sozialer Netzwerke und Mobiler Medien
konnte ausgebaut und noch aktueller gepflegt werden und
erwies sich insbesondere zur Veranstaltungsbewerbung
und Nachbetrachtung als sehr gewinnbringend. Die Kooperation
auf regionaler und landesweiter Ebene ist in
der Umsetzung sehr effizient. Die Kooperation auf lokaler
Ebene ist in Bezug auf die queere Infrastruktur erheblich
verbessert und auch personell gewachsen, aber auch mit
Ressourceninvestition verbunden.
Die Kommunalisierung der Landesmittel und der Umstand,
dass bei den grundsätzlich pflichtigen Aufgaben
der Gesetzgeber den Umfang nicht geregelt hat, erweisen
sich in unserer Region immer mehr als kontraproduktiv,
es würde viel zu (re-) investieren sein, um eine halbwegs
bedarfsgerechte Steuerung und eine adäquate Ressourcenausstattung
zu erhalten bzw. zu erreichen. Umso mehr
ist die erfreulich stabile Förderung der „Strukturellen HIV/
AIDS-Prävention bei MSM“ über zielgruppenspezifische
Landesmittel für unser großes Zuständigkeitsgebiet (mit
einer nach der EMIS-Studie vergleichsweise hohen Populationsdichte
an MSM) unerlässlich und unverzichtbar.
45
5.2 Drogen und Substitution
Im Arbeitsbereich Drogen fand eine enge Zusammenarbeit
mit der Selbsthilfegruppe JES (Junkies, Ehemalige, Substituierte)
Duisburg statt. Im Berichtsjahr 2017 haben wir für
Gruppentreffen unsere Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt
und begleiteten und unterstützten unsere Begleiteten,
soweit es unsere Ressourcen zuließen. Wie in den Vorjahren
haben wir in Kooperation mit JES Duisburg und dem
Suchthilfeverbund gemeinsam den nationalen Gedenktag
am 21.7.2017 für verstorbene Drogengebraucher*innen erfolgreich
geplant, vorbereitet und durchgeführt.
JES Duisburg führte weiterhin anlaog zur Aids-Hilfe das
Streetwork durch. Care-Packs, die vom Land NRW finanziert
wurden sowie Spritzen und Kondome, die die AIDS-Hilfe
Duisburg aus Eigenmitteln finanzierte, sind verteilt worden.
Hierdurch und durch gemeinsame Treffen und Fachtage
wurde der partizipative Ansatz der Aids-Hilfe Duisburg/Kreis
Wesel im Bereich Drogen umgesetzt, da wir im direkten
Austausch mit der Zielgruppe waren.
Im Jahr 2017 gab es einige Veränderungen in der Gesetzgebung
im Drogenbereich.
Politisch hat sich beispielsweise im Bereich der Substitution
einiges geändert. Am 30. Mai 2017 sind Änderungen in der
Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung (BtMVV) in
Kraft getreten. Am zweiten Oktober 2017 wurde die neue
Richtlinie der Bundesärztekammer (BÄK) bekanntgemacht.
Die wichtigste Änderung ist wohl die Aufhebung des absoluten
Abstinenzgedankens. Jetzt ist es möglich, auch andere
Ziele zur Sicherung des Überlebens bei der Behandlung in
den Vordergrund zu stellen. Ebenso sind Take-Home-Regelungen
und PSB- Vorschriften gelockert worden. Sie ermöglicht
ferner die Durchführung der Substitutionsbehandlung
in Alten- und Pflegeheimen sowie Rehabilitationszentren.
Wir freuen uns über diese Entwicklung, aber es bleibt sicherlich
abzuwarten, wann sich die Neuerungen in der Praxis
bemerkbar machen.
Gleiches gilt leider auch für Cannabis auf Rezept. Am 19.1.
2017 hat der Bundestag einen Gesetzentwurf der Bundesregierung
zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher Vorschriften
angenommen und seit dem 10. März 2017 können
schwer kranke Patienten künftig auf Kosten der Krankenversicherung
mit hochwertigen Cannabis-Arzneimitteln versorgt
werden. Bisher kam Cannabis nur mit einer Ausnahmegenehmigung
des Bundesinstituts für Arzneimittel und
Medizinprodukte (BfArM) als Heilmittel zum Einsatz, etwa
um Schmerzpatienten zu helfen. Die nicht unerheblichen
Kosten mussten die Patienten in der Regel selbst tragen.
Für die Versicherten wurde zudem, auch in eng begrenzten
Ausnahmefällen, ein Anspruch auf Versorgung mit den
Wirkstoffen Dronabinol oder Nabilon geschaffen. Um die
Versorgung sicherzustellen, wird der Anbau von Cannabis
zu medizinischen Zwecken in Deutschland ermöglicht, was
allerdings laut Cannabisagentur des Bundes erst 2019 der
Fall sein wird. Diese koordiniert und kontrolliert dann den
Anbau und Vertrieb. Um die genaue medizinische Wirkung
der Cannabis-Arzneimittel zu erforschen, ist eine wissenschaftliche
Begleiterhebung vorgesehen. Die generelle
Freigabe von Cannabis wird von der Bundesregierung weiter
strikt abgelehnt.
In der Praxis verschreiben bisher leider nur wenige Ärzte
Cannabis. Gründe sind Unsicherheit im Umgang mit der
Arznei, ein hoher Dokumentationsaufwand und nicht zuletzt
die Sorge der Ärzte vor einem Regress wegen Überschreitung
ihres Budgets. Krankenkassen erstatten sehr häufig
die Rezepte nicht und es gibt Lieferengpässe in Apotheken.
Es scheint also noch etwas Zeit zu brauchen, bis das Gesetz,
so wie es verabschiedet wurde auch umgesetzt wird
und sich für schwerkranke Patienten etwas ändert.
Diamorphin wird trotz Anerkennung als Arzneimittel immer
noch nur in wenigen Städten eingesetzt und nur sehr wenige
Menschen profitieren hiervon.
Letztendlich geht es aber immer noch um die Abschaffung
des BtmG, welches die größten Probleme in dem Lebensbereich
drogengebrauchender Menschen verursacht.
Weiterhin wurde die Substitution an Wochenenden und
Feiertagen in der Aids-Hilfe durchgeführt. Bewährt hat
sich hier das Frühstück am letzten Sonntag im Monat, welches
rein ehrenamtlich angeboten wird.
Ebenso wird das monatliche JES Frühstück, das auch von
den hauptamtlichen Mitarbeitern mit organisiert und durchgeführt
wird, gut angenommen.
Die Zusammenarbeit mit verschiedenen Nutzern des Kantparks
(Szenetreffpunkt), konnte weiter intensiviert werden.
Dies bezieht sich vor allem auf das Lehmbruckmuseum,
das an dem „Aufeinanderzugehen“ der Akteur*innen des
Sozialraumes maßgeblich mitarbeitet.
5.2.1 Primär- und Sekundärprävention
5.2.1.1 Spritzenaustauschprogramm
Die Aids-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. nimmt weiterhin
mit den von ihr betreuten Spritzenautomaten am Projekt der
AIDS-Hilfe NRW e.V. teil. Die Standorte befinden sich in
Wesel neben der Dogenberatung und in Duisburg befindet
sich der Spritzenautomat an der Aids-Hilfe direkt vor dem
Eingangsbereich. Der Spritzenautomat in Duisburg wird
gut angenommen und muss mehrfach wöchentlich aufge-
46
füllt werden. Der Spritzenautomat in Wesel wird im zweiwöchigem
Rhythmus neu bestückt. Insgesamt wurden aus
den Automaten 2017 3650 Safer-Use-Materialien gezogen.
Tendenz steigend. Deshalb laufen Planungen für einen weiteren
Automaten in Moers.
Weiter besteht die Möglichkeit während der Öffnungszeiten
auch persönlich gebrauchte Spritzen gegen neue Materialien
zu tauschen. Dabei wurden 8678 Materialien vergeben.
Im Vergleich zum Vorjahr sind das fast 1000 Materialien
mehr.
Insgesamt ist das Angebot des Spritzentausches und der
Automaten nach wie vor eine sehr erfolgreiche Maßnahme
der strukturellen HIV/ HCV-Prävention.
Arbeitsbereich keine Projekte umgesetzt werden.
5.2.2 Substitution
5.2.2.1 Entwicklung der Wochenendvergabe
Auch im Jahre 2017 haben wir über das komplette Jahr
an allen Wochenenden und Feiertagen also insgesamt
121 Tagen die Vergabe von Methadon in der Aids-Hilfe in
Duisburg durchgeführt. Die Anzahl der Substituierten lag im
Durchschnitt bei 75 Personen. Die Vergabezeit beträgt 1,5
Stunden. Seit 2014 wird die Vergabe von Honorarkräften
begleitet. Insgesamt sechs Ärzte entsenden ihre Patient*innen.
Die Vergabe in der Aids-Hilfe führen vier Ärzte durch.
Im Berichtsjahr kam eine neue Ärztin dazu, die in Zukunft
eine Praxis übernehmen soll.
Die Zusammenarbeit zwischen den Ärzten, unseren Honorarkräften
und den Apotheken verlief weiterhin reibungslos.
An dieser Stelle einen ganz herzlichen Dank an die
Mitarbeiter*innen für ihr Engagement und ihre Mithilfe.
Weiterhin wird bei fast jeder Vergabe den Substituierten
Kaffee angeboten mit Ausnahme von den Tagen, an denen
unser Gruppenraum durch andere Veranstaltungen belegt
war. Am letzten Sonntag im Monat gibt es ein ehrenamtlich
organisiertes Frühstück. Bei der Vergabe und dem Frühstück
bietet sich die Gelegenheit, sich über Sorgen und Nöte
auszutauschen. Hierbei bietet sich regelmäßig die Möglichkeit
zur Präventionsberatung und zu Safer-Use-Strategien.
5.2.2.2 Psychosoziale Begleitung Substituierter (PSB)
Die psychosoziale Begleitung von HIV-Positiven / an Aids
erkrankten Substituierten ist ein weiterer Bestandteil der
Drogenarbeit innerhalb der Aids-Hilfe.
Spritzenautomat Bismarckstr. 67
innen mit Entsorgungsbox
5.2.1.2 Suchtprävention bei Partydrogen
@drugthive
von
Aufgrund mangelnder Ressourcen und fehlender ehrenamtlicher
Mitarbeitenden konnten im Berichtsjahr in diesem
Im Vordergrund der PSB steht die Stabilisierung der Klient*innen,
die in ihrer Lebenssituation gestärkt und unterstützt
werden. Die Zielsetzung der PSB erfolgt dabei im
Wesentlichen nach den Bedürfnissen der Klient*innen. Das
bedeutet in erster Linie, dass das subjektive Wohlbefinden
der jeweiligen Person und die Lebensverhältnisse verbessert
werden sollen. Entsprechend dieser Zielsetzung steht
bei einigen Substituierten die Verbesserung des Gesundheitsstatus
im Mittelpunkt, während bei anderen die Sicherung
der materiellen Grundversorgung oder der Aufbau sozialer
Netze im Vordergrund stehen kann.
Dies kann in medizinischer Hinsicht bedeuten, dass wir in
eine Substitution vermitteln. Da es sich hier nur um wenige
47
Einzelfälle handelt und wir gute Kontakte zu den substituierenden
Ärzten pflegen, gelingt dies in der Regel problemlos.
Des Weiteren stellen wir den Kontakt zu dem HIV-Schwerpunkt-Arzt
oder den Ambulanzen her und unterstützen die
Drogengebraucher*innen, die zum Teil starke Berührungsängste
mit Ärzten dieser Fachrichtung haben, sich in eine
adäquate Behandlung zu begeben. Teilweise ist es jedoch
schwierig, neue Klient*innen in ein relativ schematisches
Korsett zu bringen, welches für eine HIV Behandlung notwendig
ist (regelmäßige Überwachung der HIV/AIDS-Parameter,
regelmäßige Tabletteneinnahme, Compliance).
genommen.
Ein Teil des Streetworks beinhaltet sekundärpräventive
Arbeit, da auf der Platte auch einige HIV-Positive Drogengebraucher*Innen
bzw. Subsituierte erreicht werden, die
ansonsten die AIDS-Hilfe selten aufsuchen.
Im Rahmen der PSB ist es für uns wichtig, die Ressourcen
der Begleiteten zu stärken. Durch die eigene Bewältigung
von Problemen und Aufgaben erfahren sie eine Stärkung
ihres Selbstwertgefühles.
Im Jahr 2017 ging es in der PSB vor allem um Hilfestellungen
im medizinischen und alltäglichen Bereich, die
Vermittlung in eine Schuldnerberatung, Unterstützung bei
Ämtergängen und Postverkehr und Vermittlung zu einer
Substitutionsärztin und Hilfestellungen und Unterstützung
bei der Organisation von Krankenhausaufenthalten.
Insgesamt hatten wir im Berichtsjahr 850 zeitintensive Psychosoziale
Begleitungskontakte.
Insgesamt sehen wir hier steigende Bedarfe der Begleiteten
auch Angebote von Betreutem Wohnen in Anspruch zu nehmen.
Hier wurden wir vermittelnd tätig.
5.2.3 Niedrigschwellige Arbeit mit illegalisierten Drogengebraucher*innen
Im Jahr 2017 hat die Aids-Hilfe Duisburg/ Kreis Wesel in
Kooperation mit JES Duisburg und einer neu gewonnenen
Ehrenamtlerin 129 Streetworkeinsätze in Duisburg Mitte im
Kantpark geleistet. In Duisburg Hamborn am Rathaus waren
wir 32 Mal unterwegs. Ziel dieser Einsätze waren die
Aufklärung zu Safer-Use Strategien, klientenzentrierte Beratung
zu Ansteckungswegen bei HIV, Hepatitis und anderen
sexuell übertragbaren Krankheiten und die Ausgabe von
ca. 7982 Spritzen und anderen Safer-Use Materialien. Eine
weitere wichtige Funktion ist dabei die Alltagsberatung, z.B.
Hilfestellungen und Unterstützung zu Anträgen oder das
Verweisen/Vermitteln an andere Hilfsangebote oder Institutionen.
Genau wie auch im Bereich der PSB stiegen hier die
Anfragen zu Betreutem Wohnen.
Beim Streetwork werden Spritzen, Kondome und Care
Sets verteilt. Zudem wurde unbeschichtete Alufolie zum
Rauchen, gut angenommen. Im Sinne des Safer-Use-Gedanken
stellt diese Konsumform eine gute Alternative zum
intravenösen Gebrauch dar und wird von der Szene gut an-
Durch die Szenenähe im Kantpark hat auch im Jahr 2017
eine gute Zusammenarbeit mit dem Lehmbruckmuseum
stattgefunden. Die „Artgenossen“ des Museums luden die
Szene und uns insgesamt acht Mal zu kostenlosen Besichtigungen
des Museums ein, bei denen es jedes Mal eine
geführte Tour mit anschließendem Snack gab. Außerdem
gab es drei gemeinsame Parkbegehungen, einen gemeinsamen
Workshop und ein Adventstreffen mit Lesung und
Musik. Diese Angebote wurden gerne durch die Szene angenommen.
Durch die enge Kooperation und dem Museum
war es sogar möglich, dass die Artgenossen selber „auf der
Platte“ Werbung für ihre Veranstaltungen machen konnten.
Dies zeigt, wie Vorurteile und Hemmschwellen beiderseits
abgebaut werden konnten. Wir sehen an diesem Beispiel,
48
dass unser partizipativer Ansatz Erfolge erzielt und arbeiten
auch weiterhin an der strukturellen Prävention.
Im Sommer gab es ein Parkfest, bei dem Kunstobjekte
im Park vorgestellt wurden, gemeinsam und für die Besucher*innen
kostenlos gegessen wurde und ein weiterer
Austausch für Ehrenamtliche und Szenezugehörige stattfand.
Dieses Event war sehr erfolgreich und alle Beteiligten
waren sehr zufrieden.
Insgesamt hat die sozialräumliche Arbeit positive Auswirkungen
auf die drogengebrauchenden Menschen, z.B.
stärken Einbeziehung und Teilhabe am gesellschaftlichen
Leben das Selbstwertgefühl. Regelmäßige Gespräche mit
Anwohnern und anderen Akteuren fördern aber ebenso die
Akzeptanz gegenüber Drogengebraucher*innen und wirken
Diskriminierung und Kriminalisierung entgegen.
JES Duisburg hatte 2017 insgesamt 23 Gruppentreffen
und es konnte ein neues Mitglied gewonnen werden.
Zum Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher*innen
wurde eine erfolgreiche gemeinsame Aktion mit dem
Suchthilfeverbund durchgeführt (siehe unten). JES Duisburg
stand in Verbindung mit der Selbsthilfe-Kontaktstelle
und erhielt die Selbsthilfe-Förderung nach §20 SGB V von
500Euro.
Das Frühstück für Drogengebraucher*innen, Ehemalige,
Substituierte und Freund*innen fand in der Aids-Hilfe im
Berichtsjahr 2017 regelmäßig am dritten Freitag im Monat
statt. Das Frühstück wird überwiegend von zwei ehrenamtlichen
Mitarbeitern vorbereitet und mit Lebensmittelspenden
vom Verein „Bürger für Bürger“ unterstützt. Hierfür sagen
wir recht herzlichen Dank. Das Frühstücksangebot wurde
gut angenommen.
49
5.2.4 „Nationaler Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher*Innen“
am 21. Juli
Anlässlich des Nationalen Gedenktages ziehen die Aids-Hilfe
Duisburg/ Kreis Wesel e. V. und JES Duisburg Bilanz zu
den Angeboten im Drogenbereich in Duisburg und zur Drogenpolitik
im Allgemeinen.
In Duisburg ist im vergangenen Jahr ein Mensch, der illegale
Drogen konsumierte, verstorben. Dies ist ein Rückgang
zum Vorjahr. Die Dunkelziffer ist jedoch leider viel höher.
Das ist vor allem den gesellschaftlichen und gesetzlichen
Umstände geschuldet.
Es gibt in Duisburg keinen Drogenkonsumraum. In einem
solchem Raum wäre geschützt unter sicheren Bedingungen
der Konsum möglich. Medizinisch ausgebildetes Personal
kann bei lebensgefährlichen Überdosierungen Akuthilfe
leisten, sterile Spritzen werden zur Verfügung gestellt und
im Verhältnis 1 zu 1 getauscht, es besteht die Möglichkeit
in Therapien oder Entgiftungen zu vermitteln. Auch die nicht
Drogen konsumierende Bevölkerung wird durch Drogenkonsumräume
deutlich entlastet, da durch diese der Konsum
illegaler, harter Drogen in der Öffentlichkeit, etwa in
Parkanlagen wie dem Kantpark, auf offener Straße sowie in
Verkehrsstationen erheblich reduziert werden konnte. Das
belegen auch Beispiele aus anderen Städten. Dies führt
wiederum auch dazu, dass dort deutlich weniger benutztes
Spritzbesteck, aufgeschnittene Blechdosen und weitere
Mittel vorzufinden sind, welche zum Konsum der Drogen
außerhalb von Drogenkonsumräumen trotz damit verbundener
gesundheitlicher Risiken oft verwendet werden.
Somit wird auch die damit verbundene Verletzungsgefahr
deutlich verringert. Drogenkonsumräume gibt es in zehn
Städten in NRW u. a. Dortmund, Bochum, Essen, Wuppertal
und sogar in Troisdorf.
mal monatlich ein Frühstück, am dritten Freitag und letzten
Sonntag im Monat. Die klassische Drogenhilfe in Duisburg
hat kein Kontakt-Cafe und erreicht daher keine Drogengebraucher*innen
im niedrigschwelligen Bereich.
Durch die Substitution werden drogengebrauchende Menschen
älter und benötigen spezifische Angebote, da sie in
bestehende Altersheime kaum zu integrieren sind. Auch
hier sind in Duisburg im Gegensatz zu anderen Städten,
keine Angebote in Planung.
Generell liegt in der Illegalität das Hauptproblem der
Drogenkonsumenten. Die überteuerten Preise auf dem
Schwarzmarkt erzeugen Beschaffungskriminalität und Beschaffungsprostitution.
Dies führt zu Kriminalisierung, Stigmatisierung,
sozialer Ausgrenzung und massiven Schäden
an Körper und Seele. Der Schwarzmarkt ist auch die Ursache
für die Streckung des Stoffes mit gesundheitsgefährdenden
Beimengungen wie Arsen, Puddingpulver oder zerstoßenem
Glas.
Der bessere Weg wäre es, Energie und finanzielle Mittel
nicht für die Prohibition sondern für Präventions- und Hilfsangebote
für Menschen zur Verfügung zu stellen, die mit
ihrem Drogenkonsum Probleme haben.
Die Substitution mit Methadon oder anderen Substitutionsmitteln
kann helfen, die Drogengebraucher*innen gesundheitlich
und sozial zu stabilisieren, den Drogenkonsum zu
reduzieren oder sogar ganz aufzugeben. In Duisburg wird
die Substitution durch engagierte niedergelassene Ärzte
gewährleistet und hier ist auch mit der Wochenendvergabe
die Aids-Hilfe ein Partner im System. Für die Zukunft gilt
es jedoch, neue substituierende Ärzt*innen zu finden, da
die bisherigen in absehbarer Zeit aus Altersgründen ihre
Tätigkeit aufgeben werden. Eine zentrale Forderung von
JES und der Aids-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V. ist die
Substitution mit Diamorphin, welches als Arzneimittel und
zur Substitution zugelassen ist, aber nur in einigen wenigen
Städten verfügbar ist.
Die einzigen niedrigschwelligen Angebote in Duisburg werden
von JES Duisburg und der AIDS-Hilfe aufrecht erhalten,
hierbei handelt es sich um das Streetwork und zwei-
Am 21.07. führten wir eine gemeinsame Aktion mit JES
50
Duisburg und dem Suchthilfeverbund Duisburg, zum Gedenktag
der verstorbenen Drogengebraucher*innen, durch.
Es gab einen Infostand in der Innenstadt. Wir stellten Kreuze
und Kerzen für die im Jahr 2017 verstorbenen Drogengebraucher*innen
auf. Es wurden weiße Rosen an die Passantinnen
und Passanten verteilt und gleichzeitig ein Folder
überreicht. In diesem Folder befanden sich die Presseerklärung
der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V. und eine
Forderung zu Drogenkonsumräumen vom Bundesverband
der akzeptierenden Eltern und Angehörigen e.V., vom JES
Bundesverband, der DAH und Akzept e.V.
nen. Von diesen Materialien konnte auch 2017 profitiert
werden. Zusätzlich konnten Streetworkjacken und T-shirts
mit dem JES Duisburg -Logo erworben werden.
Zusammen mit JES Duisburg nahm die hauptamtliche
Mitarbeiterin für den Drogenbereich an der Mitgliederversammlung,
an den JES NRW-Treffen, JES Westschienentreffen
und an Fachtagen teil.
Durch die gemeinsame Aktion wurden ca. 200 Passanten
erreicht und mit ihnen teilweise intensiv über die aktuelle
Situation der drogengebrauchenden Menschen in Duisburg
diskutiert.
Medial gab es am 21.07. einen WDR-Bericht in der Lokalzeit
und einen Artikel in den Printmedien.
5.2.5 Teilnahme an Arbeitskreisen
Die Aids-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V. ist durch die
hauptamtliche Mitarbeiterin für den vorgenannten Bereich
in dem Arbeitskreis Suchtmedizin (Qualitätszirkel der
substituierenden Ärzte), am Landesarbeitskreis „Drogen
und Haft“ und in der PSAG Basisarbeitsgruppe „Suchtkrankenhilfe“
vertreten.
Weiterhin kann die gute Zusammenarbeit mit dem Lehmbruckmuseum
betont werden, insbesondere mit der Gruppe
der „Artgenossen“. Regelmäßig lud das Museum zu Führungen
speziell für die Szene im Kantpark mit anschließendem
Kaffetrinken ein. Dabei waren Mitarbeiter*innen der Polizei,
sowie der Aids-Hilfe Duisburg/ Kreis Wesel auch willkommen.
So konnten sich Nutzer*innen des Parks unbefangen
näher kommen und ins Gespräch kommen. Dadurch werden
Ängste abgebaut und gegenseitige Rücksichtnahme
gestärkt. Im Berichtsjahr 2017 gab es sogar einen gemeinsam
organisierten Ausflug in ein Kunstatelier.
An dieser Stelle möchten wir allen Beteiligten danken und
hoffen weiterhin auf gute Zusammenarbeit.
5.2.6 Teilnahme an JES-Mitgliederversammlung
Die Aids-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. ist Mitglied im
Landesverband JES NRW e.V.. Aufgrund eines Projektantrages
von JES NRW letztes Jahr über die Krankenkassenförderung
konnten der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.
V. Care-Packs, Spritzen, Feuerzeuge, Abbinder und Smoke-it-Sets
für das Streetwork zu Verfügung gestellt werden.
Ebenso wie eine Drop-Flag von JES Duisburg, z.B. zur Nutzung
am Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher*in-
51
5.3 HIV und Strafvollzug
Haft“.
5.3.1 Einführung
Tendenziell kann in den letzten Jahren eine Veränderung
der Zielgruppe „Menschen in Haft“ beobachtet werden. Zum
einen nimmt die Anzahl der Insassen, die eine
psychische Störung aufweisen, zu (hier stellt sich die Frage,
ob eine Hafttauglichkeit immer gegeben ist) und zum anderen
sind immer weniger Inhaftierte der deutschen Sprache
mächtig. Diese Veränderungen müssen daher auch
zu einer Anpassung unserer Arbeit im Strafvollzug führen.
Neben dem Angebot der Gruppenarbeit ist daher vermehrt
auf die visuelle Präventionsarbeit zu setzen (Piktogramme)
sowie dem Auslegen der Informationsmaterialien in anderen
Sprachen.
Aufgrund der Defizite, die die Inhaftierten vorweisen (niedrige
Intelligenz, geringe Regelakzeptanz, geringe soziale
Kompetenz, Drogenabusus, geringes Selbstbewusstsein,
Impulsivität) müssen die Angebote der AIDS-Hilfe, die sich
im Rahmen der strukturellen Prävention für eine autarke
und akzeptierende Arbeit mit den Menschen einsetzt, den
Gegebenheiten angepasst umgesetzt werden.
Das Angebot der „Strukturellen HIV- und STI- Präventionsarbeit
im Strafvollzug“ wurde auch 2017 durch die AIDS-Hilfe
Duisburg / Kreis Wesel e.V. auf der lokalen und landesweiten
Ebene umgesetzt. Auf der landesweiten Ebene erfolgte
die Arbeit ausschließlich in Vernetzung und Kooperation
mit Institutionen, die im Bereich „HIV und Strafvollzug“ tätig
sind (wie z.B. bei dem Landesarbeitskreis Drogen und Haft
der Aidshilfe NRW e.V.).
Um die Infektionsketten effektiv zu unterbinden sind daher
„Basics“ notwendig, die den inhaftierten Menschen vermittelt
werden müssen. Neben Körperhygiene und sozialer
Kompetenz (von sozialer Kompetenz gibt es mehrere Definitionen;
nach Hirsch und Pfingster ist soziale Kompetenz
ein Gleichgewicht zwischen den eigenen Bedürfnissen und
den Anforderungen von der sozialen Umwelt) sind dies vor
allem die Stärkung des Selbstbewusstseins und die Verbesserung
der Kommunikation. Wenn diese „Basics“ vermittelt
werden konnten, kann die „eigentliche“ Präventionsarbeit,
dem geistigen Alter der Inhaftierten entsprechend, umgesetzt
werden.
Auf der lokalen Ebene wurde mit den vorhandenen Untersuchungshaftanstalten,
dem offenen Vollzug sowie den Gerichten
und Staatsanwaltschaften der Region kooperiert,
um die Präventionsarbeit für Bedienstete und Inhaftierte im
Bereich Strafvollzug zu platzieren. Ziel war die Wissensvermittlung
von Übertragungswegen und Schutzmöglichkeiten
im Themenfeld der sexuellen Gesundheit mit dem Fokus auf
sexuell übertragbare Infektionen (STI´s), vor allem im Hinblick
auf HIV und die Hepatitiden. Weitere Arbeitsschwerpunkte
waren die Begleitung HIV-positiver Inhaftierter sowie
die Durchführung regelmäßiger Gruppenangeboten für inhaftierte
Frauen sowie Männer zum Thema „Gesundheit in
Daher hat sich das Angebot der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis
Wesel e.V. in den letzten Jahren verändert, welches sich im
folgenden Jahresericht auch niederschlägt.
Die Präventionsarbeit der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel
e.V. im Sektor Strafvollzug wurde erfreulicherweise weiterhin
über das Justizministerium NRW zum Teil refinanziert.
Wir sehen dies als ein Zeichen, dass unser Ansatz über die
Region Duisburg hinaus anerkannt und gewürdigt wird.
52
5.3.3 Lokale Arbeit des Projektes ,HIV und Strafvollzug’
Der Arbeitsbereich „Gesundheitsförderung für Menschen in
Haft“ bedient die Untersuchungshaftanstalt Duisburg-Hamborn
sowie deren Zweiganstalt in Dinslaken.
Inhaltliche Schwerpunkte der Arbeit sind:
- Primär- und Sekundärprävention zum Themenfeld
HIV/AIDS, Hepatitiden sowie anderen sexuell übertragbaren
Krankheiten
- Begleitung und Interessensvertretung HIV-positiver
Inhaftierter
- Einzelberatung von Inhaftierten
- Mitarbeiterschulungen
- Regelmäßige Gruppenveranstaltungen
5.3.2 Überregionale Aktivitäten
Teilnahme an Arbeitskreisen
Der hauptamtliche Mitarbeiter hat regelmäßig an dem Landesarbeitskreis
„Drogen und Haft“ der Aidshilfe NRW e.V.
teilgenommen. Durch den regelmäßig stattfindenden fachlichen
Austausch wurde die Arbeit kontinuierlich modifiziert,
einheitliche Standards erarbeitet und somit die lokale Arbeit
weiter professionalisiert.
Der hauptamtliche Mitarbeiter nahm im Rahmen der landesweiten
Vernetzung an verschiedenen Arbeitskreisen teil.
Informationsveranstaltungen
Der Mitarbeiter der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.
hat bei dem „Gesundheitstag in der Justizvollzugsakademie
NRW / Recklinghausen“ einen Informationsstand in Kooperation
mit der AIDS-Hilfe NRW e.V. betrieben.
5.3.4 Gesundheitliche Belastungen von Inhaftierten
Kongress
Der Mitarbeiter hat an der europäischen Konferenz zur
Gesundheitsförderung in Haft in Wien teilgenommen. Unter
anderem wurde bei einer Lesung das Buch „Männergesundheit
in Haft“ aus einem Artikel vorgelesen, den der
Mitarbeiter der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel verfasst
hatte.
Die Hauptinfektionswege von HIV und Hepatitiden sind das
gemeinsame Benutzen gebrauchter Spritzutensilien beim
intravenösen Drogenkonsum (IVDU), sexuelle Kontakte
und Tätowieren / Piercen. Daher hat die Präventionsarbeit
der AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V. eine starke Fokussierung
auf diese Übertragungswege.
Hier ein Umriss der Risikosituationen anhand statistischer
Forschungsergebnisse:
53
Drogenkonsum
Intravenöser Drogenkonsum ist bei inhaftierten Drogenabhängigen
zwar weniger verbreitet als außerhalb, aber die
Inhaftierten, die ihren Konsum in Haft fortsetzen, tun dies
unter hoch riskanten Bedingungen und in der Regel in
Form eines gemeinsamen Gebrauches von Spritzen, Nadeln
und Spritzutensilien. Wedershoven (s. Wedershoven
C. Katamnese der HIV-Infektion bei drogenabhängigen und
nicht-drogenabhängigen Inhaftierten im Vergleich im Justizvollzug
des Landes Nordrhein-Westfalen. 1998) bestätigt,
dass unsterile Spritzutensilien die Hauptinfektionsquelle
der von ihr untersuchten Gefangenen darstellt. Knapp fand,
dass bei den von ihm befragten Inhaftierten positiven Strafgefangenen
bis zu neun Personen eine Spritze zusammen
benutzten (s. Knapp R., AIDS im Strafvollzug. Zur Situation
HIV-Infizierter und AIDS-Kranker Strafgefangener unter besonderer
Berücksichtigung der Problematik intramuralen
Drogenkonsums: Ergebnisse einer empirischen Erhebung
und rechtliche Konsequenzen. Bonn (Unveröff. Diss. 1996).
dato keine Studien in Haftanstalten durchgeführt, um hier
eine Aussage in Richtung Risiko, Gebrauch und Infektionszahlen
von Inhaftierten über Tätowieren und Piercen zu treffen.
Die AIDS-Hilfe thematisiert diese gesundheitsgefährdenden
Verhaltensweisen bei ihrer Präventionsarbeit und bietet den
Rahmenbedingungen entsprechende Lösungsansätze an.
Sexuelle Beziehungen
Sexualität ist in den Haftanstalten genauso präsent wie der
illegale Drogenkonsum. Die Thematisierung von gleichgeschlechtlicher
Sexualität ist jedoch so gut wie unmöglich.
Wenige Haftanstalten gestatten Langzeitinhaftierten heterosexuelle
Kontakte im Rahmen der Besuchszeit von (Ehe-)
Partner*innen (z.B. JVA Werl, JVA für Frauen Vechta) oder
bei Haftlockerungen der Inhaftierten sexuelle Kontakte im
Rahmen des Urlaubes.
Es scheint jedoch, dass das „Verbot“ der Ausübung von Sexualität
als Teil der Strafe angesehen wird. Dies wird nicht
zuletzt von den Inhaftierten selbst so gesehen. Der Drang
nach sexuellen Handlungen führt zu einer Abspaltung der
Sexualität von der allgemeinen sozialen Haltung der Inhaftierten.
Es werden gleichgeschlechtliche Handlungen
praktiziert, die konträr zur Haltung und allgemeinen Aussage
der Inhaftierten stehen. Durch diese abgetrennte, nicht
akzeptierte Sexualität wird teilweise bzw. vollständig auf
Kondomgebrauch verzichtet. Die Prävention steht hier vor
einem Dilemma. Der Thematisierung von gleichgeschlechtlicher
Sexualität in Präventionsveranstaltungen wird mit Ablehnung
begegnet. Um Inhaftierten die Möglichkeit eines
Beratungsgespräches zu ermöglichen, wo Fragen zu Übertragungswegen
vertrauensvoll beantwortet werden, bietet
die AIDS-Hilfe daher seit 2007 eine Hepatitis- / HIV-Sprechstunde
in den Haftanstalten Hamborn und Dinslaken an.
Tätowieren / Piercen
Tätowieren und Piercen ist wie das Benutzen unsteriler Injektionsnadeln
eine Übertragungsmöglichkeit von Hepatitis
C und, in geringerem Ausmaß, von HIV. Leider wurden bis
5.3.5 Primär- und Sekundärprävention
Der hauptamtliche Mitarbeiter hat regelmäßig Informationsveranstaltungen
in den Justizvollzugsanstalten durchgeführt.
Neben den Übertragungswegen von HIV und Hepatitiden
wurden die Behandlungsmöglichkeiten und mögliche
Schutzmaßnahmen angesprochen (Desinfektion von gebrauchten
Spritzen, Förderung des „Blutbewusstseins“,
Vorgehen bei Nadelstichverletzungen und Safer Sex - Praktiken
bei Männern, die Sex mit Männern haben sowie Frauen,
die Sex mit Frauen haben).
54
Die Veranstaltungen wurden aufgrund der in der Einführung
beschriebenen Bedingungen in eine kontinuierliche wiederkehrende
Gruppenveranstaltung „gegossen“. In einem immer
wiederkehrenden Turnus wird in diesen Gruppen (in
der Regel 2 mal im Monat in der JVA-Dinslaken und 1 mal
im Monat in der JVA-Hamborn) neben den „Basics“ auch
die Themen HIV und Hepatitiden besprochen. Aufgrund der
hohen Fluktuation der Inhaftierten kann so in der Gruppe
(die aufgrund von Sicherheitsbestimmungen max. aus 8
Personen bestehen darf) einerseits intensiv und in einem
persönlicheren Rahmen die notwendigen und manchmal
schambehafteten Themen bearbeitet werden und zugleich
effizient eine hohe Anzahl von Inhaftierten erreicht werden.
5.3.7 Resümee
Der Arbeitsbereich „Strukturelle HIV- und STI- Präventionsarbeit
im Strafvollzug“ kann auf ein erfolgreiches Jahr
zurückschauen. Die Kooperation mit den Anstalten ist
konstant, kontinuierlich und produktiv. Die Angebote der
AIDS-Hilfe wurden sehr gut angenommen.
Gerade durch die vertragliche Grundlage mit den Haftanstalten
konnte eine regelmäßige und kontinuierliche Arbeit
sichergestellt werden.
5.3.6 Begleitung
Der Arbeitsbereich „Strukturelle HIV- und STI- Präventionsarbeit
im Strafvollzug“ bietet den inhaftierten Frauen und
Männern die Möglichkeit, regelmäßig (in der Regel alle zwei
Wochen) mit einem Mitarbeiter der AIDS-Hilfe Duisburg/
Kreis Wesel e.V. zu sprechen. Hier werden folgende Aspekte
erörtert: Bedarf des Inhaftierten, Stadium der HIV-Infektion,
medizinische Behandlung sowie die Angebote der
AIDS-Hilfe (z.B. Knastpakete, Therapievermittlung, Resozialisierung
nach der Haftentlassung etc.).
Außenansicht des neu erstellten Flyers
Innenansicht des neu erstellten Flyers
55
5.4. Frauen und HIV /Aids – Prävention bei Frauen in
besonderen Lebenslagen
Im Berichtsjahr 2017 konnte die Arbeit im Bereich Frauen
und HIV/Aids sowie für Frauen in STI relevanten Lebenslagen
mit Hilfe der Bereitstellung der Fördermittel für die
zielgruppenspezifische Prävention des Landes NRW umgesetzt
werden. Sie ist seit vielen Jahren fester Bestandteil
unserer Angebote.
Dies gilt insbesondere für den Bereich der Beratung und
psychosozialen Begleitung von Frauen mit HIV und Aids
aus unserer Region Duisburg / Kreis Wesel mit ca.1 Mio.
Einwohnern.
Im Jahre 2017 konnten die angestrebten Projektziele aufgrund
einer kontinuierlichen Besetzung dieses Arbeitsbereiches
durch eine hauptamtliche Mitarbeiterin erreicht und
in dem Maße umgesetzt werden, wie diese geplant wurden.
Die Projektinhalte umfassen insbesondere Beratung / Begleitung
von Frauen mit HIV / Aids, die Gestaltung bedarfsgerechter
Versorgungsstrukturen, den Abbau von gesellschaftlichen
Diskriminierungen und die Primärprävention
bei spezifischen Zielgruppen innerhalb des Frauenbereiches.
Im Berichtsjahr 2017 konnten durch die Projektnehmerin
260 persönliche/ 91 telefonische und 40 aufsuchende (PSB)
zeitintensive Beratungs- und Begleitungskontakte verzeichnet
werden. Innerhalb der bundesweiten anonymen Telefonberatung
waren es 137 Beratungskontakte.
Wie in den letzten Jahren auch, musste sich die Projektnehmerin,
insbesondere in der Begleitungsarbeit, mit dem
Thema „Late-Presenter“ beschäftigen.
Im Bereich der zielgruppenspezifischen Prävention - Frauen
in STI relevanten Lebenslagen - wurden im Berichtsjahr 385
Sexarbeiterinnen durch Streetwork und Aktionen in der Vulkanstraße
und auf dem Straßenstrich in Duisburg erreicht.
Diese Zahlen verdeutlichen, dass die Besetzung der für
unsere Region einzigen auf HIV spezialisierten strukturellen
Präventionsstelle mit einer qualifizierten hauptamtlichen
Projektnehmerin unerlässlich ist.
Im Jahr 2017 wurde wieder deutlich, dass für eine erfolgreiche
Arbeit auf den unterschiedlichen Ebenen die Vernetzung
ein wesentlicher Bestandteil ist. Vernetzungen
fanden auf der überregionalen Ebene mit den benachbarten
AIDS-Hilfen Dortmund, Essen, Oberhausen, Bochum,
Düsseldorf und Unna sowie auf landesweiter Ebene innerhalb
der Landesarbeitsgemeinschaft „Frauen und HIV/Aids
in NRW“ und auf lokaler Ebene insbesondere mit dem ÖGD
Duisburg sowie im Bedarfsfall mit dem FD Gesundheitswesen
des Kreises Wesel statt.
So konnten vorhandene personelle Ressourcen gebündelt
werden, was eine effiziente Planung und Durchführung der
Projekte gewährleistete.
Darüber hinaus ist die Auseinandersetzung auf der kollegialen
- ebenso wie die auf der Selbsthilfeebene - unverzichtbar,
um das Projekt adäquat weiterzuentwickeln.
Das Projekt XXelle in Duisburg und dem Kreis Wesel wurde
auf drei verschiedenen Ebenen umgesetzt, der landesweiten,
ruhrgebietsweiten und der kommunalen Ebene.
Auf der landesweiten Ebene bestanden die Projektziele
2017 darin, durch die regelmäßige Teilnahme an der Landesarbeitsgemeinschaft
„Frauen und HIV / Aids in NRW“
den fachlichen Austausch fortzuführen und die Marke XXelle
weiter politisch zu positionieren. Durch die inhaltliche
Auseinandersetzung mit den Fachfrauen auf der Landesebene
entwickeln sich neue Projektideen, die sich auf der
lokalen und regionalen Ebene umsetzen lassen. So konnten
gemeinsame Veranstaltungen geplant und durchgeführt
werden. Die kontinuierliche Beteiligung der Projektnehmerin
an der Arbeitsgemeinschaft Öffentlichkeitsarbeit der
LAG „Frauen und HIV / Aids in NRW“ konnte auch im Jahr
2017 sichergestellt werden.
Von August bis November 2017 fanden in neun Städten in
NRW - Aachen, Ahlen, Bochum, Bonn, Dortmund, Düsseldorf,
Duisburg, Essen und Köln - das Projekt:
Komm in Bewegung
Mit XXelle den Selbsthilfegedanken stärken, statt.
Insgesamt standen 19 sehr unterschiedliche, interessante
Bewegungs- und Entspannungsangebote zur Auswahl,
die von 89 Teilnehmer*innen davon 61 HIV positive Frauen
genutzt wurden. In Duisburg waren es 7 Teilnehmer*innen
davon 5 HIV Positiven, die vom Autogenen Training und
progressive Muskelentspannung profitieren konnten.
Auf der ruhrgebietsweiten Ebene wurde die sehr gute Zusammenarbeit
der Ruhrgebiets-Aidshilfen Dortmund, Bochum,
Essen, Düsseldorf, Oberhausen und Duisburg / Kreis
Wesel weiter fortgeführt.
Durch die vorhandenen Vernetzungsstrukturen konnten im
Jahr 2017 gemeinsame Aktionen geplant und durchgeführt
werden. Hierbei handelte es sich sowohl um Angebote für
Klientinnen als auch um öffentlichkeitswirksame Aktionen.
Es fanden regelmäßige Arbeitstreffen statt. Darüber hinaus
erfolgten weitere Vernetzungstreffen des Runden Tisches
Ruhrgebiet, an dem alle Ruhrgebiets –Aidshilfen und andere
Träger mit XXelle-Standorten teilnehmen.
Ebenso fanden in regelmäßigem Turnus „ XXelle - Runder
– Tisch“ – Arbeitstreffen der beteiligten Fachfrauen im
Ruhrgebiet statt, in denen unter anderem die Planung und
Durchführung öffentlichkeitswirksamer Aktionen erfolgte.
Eine Teilnahme am Afro- Ruhr Festival musste leider aus
56
Im Jahr 2017 konnten insgesamt 385 Sexarbeiterinnen erorganisatorischen
Gründen abgesagt werden, da nicht- wie
in den vergangenen Jahren- am Samstag ein Infostand
vom Veranstalter genehmigt wurde.
Auch im Jahr 2017 konnte innerhalb der XXelle Ruhrgebietsvernetzung
wieder ein Frauenvernetzungstreffen im
Lore Agneshaus der AWO Essen angeboten werden. In
Zusammenarbeit mit den AIDS-Hilfen Essen, Bochum,
Düsseldorf, Dortmund und Duisburg / Kreis Wesel wurde
dieses Angebot koordiniert und umgesetzt. Neben der Erfahrung,
aus der durch die Infektion oft hervorgerufenen
sozialen Isolation ausbrechen zu können, konnten die 12
teilnehmenden Frauen und 2 Kinder vor allem Strategien
der individuellen Gesundheitsförderung (Klangschalenmassage)
und
Freizeitgestaltung erlangen. Die Ausstellung Liebes Welten
-Interkultureller Parcours zur sexuellen Gesundheit- war für
alle ein ganz besonderes Highlight. So bietet dieser
Mitmach-Pacours die Möglichkeit sich über Themen: Liebe,
Verhütung, Schwangerschaft, sexuell übertragbare Infektionen
und vieles mehr auszutauschen.
Insbesondere diese Veranstaltung hat gezeigt, wie effektiv
die Vernetzung von XXelle Ruhrgebiet ist. Durch die Bündelung
von personellen und finanziellen Ressourcen konnten
die geplanten Ziele umgesetzt werden.
5.5. Frauen und HIV / Aids / Migration
Eine besonders wichtige Zielgruppe innerhalb der frauenspezifischen
Arbeit sind Migrantinnen. Hierbei handelt es
sich um eine sehr heterogene Personengruppe.
Unterschiedliche Formen der bereits erfolgten oder noch zu
erfolgender Integration in Bezug auf sprachliche, kulturelle
oder soziale Integration spiegeln sich hier wieder.
Die Zielgruppe Migrantinnen - Frauen mit Kindern
und HIV/Aids - wurden ebenfalls durch verschiedene
ruhrgebietsweite Veranstaltungen erreicht.
Insgesamt nahmen 31 Teilnehmer*innen -7 Familien,
10 Mütter, 2 Väter, 13 Kinder, 1 Tante, 1 Integrationshelferin
für ein behindertes Kind, 4 MA
Beratungsstellen Fachkräfte- an einem Familienausflug
zum Ketteler- Hof, teil. Die Erfahrung der
letzten Jahre hat gezeigt, dass gerade alleinerziehende
Frauen und ihre Kinder mit HIV/Aids dieses
Angebot sehr gerne nutzen. Oftmals verfügen diese
Familien über keinerlei finanzielle Ressourcen
zur Realisierung von Freizeitaktivitäten. Des Weiteren
ist dieses Angebot ein kreativer Beitrag, der
sozialen Isolation entgegen zu wirken und positive
Begegnungen zu fördern und ist somit eine willkommene
Abwechslung zum regulären Alltag. Hier
wurden Kontakte und Freundschaften zu anderen
HIV positiven Frauen, Kindern und ihren Familien
hergestellt.
Auf der lokalen Ebene erwies sich die Zusammenarbeit mit
dem Duisburger Frauennetzwerk Agenda 21 auch im Jahr
2017 als sehr erfreulich und konstruktiv.
Am internationalen Frauentag waren wieder zahlreiche Organisationen
mit diversen Infoständen vertreten. Die Projektnehmerin
war beteiligt an gemeinsamen Aktionen.
Der Arbeitsbereich Frauen und Migration war im Berichtsjahr
gekennzeichnet durch zeitintensive Beratungs- und Begleitungsarbeit.
Im Jahr 2017 konnte durch die Projektnehmerin in Duisburg
und den Kreis Wesel die Beratung / Begleitung von
Frauen mit Migration und HIV / Aids sichergestellt werden.
Insbesondere für Frauen mit Migrationshintergrund und HIV
/ Aids ist diese Form der geschlechtsspezifischen Arbeit unabdingbar.
Die zielgruppenspezifische Prävention auf dem Duisburger
Straßenstrich konnte im Berichtsjahr 2017 -in Kooperation
mit einer Kollegin des Gesundheitsamtes der Stadt Duisburg-
regelmäßig im 14-tägigen Rhythmus erfolgen.
Dieses Angebot ist mittlerweile so etabliert, dass die Frauen
nicht nur aufgesucht werden müssen, sondern von sich aus
auf die Kooperationspartnerinnen zukommen. Zeitlich wird
darauf geachtet, die Frauen möglichst noch vor Aufnahme
ihrer Tätigkeit zu erreichen, um die Möglichkeit für individuelle
Fragestellungen zu geben. Thematisch geht es vor
allem darum, sich über sexuell übertragbare Krankheiten zu
informieren, sich zu schützen und ausstiegsorientierte Problemstellungen
zu bewältigen. Gerade bei drogenabhängigen
Frauen, die der Beschaffungsprostitution
nachgehen, sind aufgrund der HIV Relevanz in dieser Population,
Beratungs- und Testangebote von großer Bedeutung.
In abendlichen Gesprächen während der aufsuchenden Arbeit
wird auf die verschiedenen Möglichkeiten der Substitution
und entsprechende Beratungsangebote der AIDS- Hilfe
Duisburg/Kreis Wesel hingewiesen. Ein mehrsprachiger
Flyer, den wir insbesondere neuen Frauen auf dem Straßenstrich
anbieten, weist auf HIV-Testmöglichkeiten, STI -
Untersuchungsangebote im Gesundheitsamt hin.
Gelegentlich werden auch konkrete Termine vereinbart, die
jedoch nicht immer eingehalten werden.
57
Für diejenigen Sexarbeiterinnen die sich nicht anmelden
können oder wollen, sei es wegen eines prekären Aufenthaltsstatus
(bei albanischen Sexarbeiterinnen nur Visa
ohne Arbeitserlaubnis) oder aus Angst vor Behörden sowie
der Unmöglichkeit sich zu outen (Familie, soziales Netzreicht
werden. Auf dem Straßenstrich in Duisburg sind ca.
80% der Frauen Migrantinnen, vor allem aus
Osteuropa. Viele besitzen keine Krankenversicherung und
verfügen – wenn überhaupt - nur über geringe Deutschkenntnisse.
Im Berichtsjahr konnte die Projektnehmerin aufgrund der
guten Kooperation mit dem ÖGD der Stadt Duisburg und
durch den Einsatz einer ehrenamtlichen bulgarischen
Sprachmittlerin, insbesondere für die Beratungsarbeit in der
aufsuchenden Arbeit, profitieren. Hier ist Sensibilität und
Empathie in Bezug auf unterschiedliche Kulturen und der
allgemeinen Lebenssituation der Frauen gefragt.
Sexarbeiterinnen sind eine multinationale, heterogene und
gesundheitlich gefährdete Gruppe, die oft nur einen eingeschränkten
Zugang zum Gesundheitssystem haben. Die
STI-Prävention stößt somit an Grenzen, die durch z.B. Lebensbedingungen,
soziale und wirtschaftliche Zwänge, Armut,
Unwissenheit über STI und Verhütungsmethoden gesetzt
werden. Der zunehmende Konkurrenzdruck erschwert
es, den Wünschen von Kunden nach kondomfreiem Sex zu
widerstehen. Darüber hinaus gibt es wie bei vielen Menschen
eine Tendenz, medizinische Hilfe nur bei akuten Beschwerden
in Anspruch zu nehmen. Ein kontinuierliches
Beratungs- und Untersuchungsangebot sollte auch aus diesem
Grund eine Grundvoraussetzung für die STI-Prävention
bei Sexarbeiterinnen sein.
Im Rahmen der Angebote der aufsuchenden Arbeit im Bereich
Sexarbeit des ÖGD´s konnten einige Frauen mit
Selbstabstrichen auf diverse STI´s untersucht werden. Bei
einem positiven Befund werden die Frauen angerufen und
es besteht die Möglichkeit weitere erforderliche Untersuchungen
und entsprechende Medikamente - auch ohne
Krankenversicherung - zu erhalten.
Zudem besteht die Möglichkeit, dass sich die Sexarbeiterinnen
kostengünstig mit Kondomen versorgen können, die
über das Gesundheitsamt erworben werden.
Die regelmäßige aufsuchende Arbeit ermöglicht einen langfristigen
Beziehungsaufbau zu den einzelnen Sexarbeiterinnen.
Darüber hinaus gewährleistet die Kontinuität, dass die
Projektarbeit den sich ändernden Verhältnissen der Arbeit
vor Ort angepasst wird. Hierbei steht vor allem die Verbesserung
der Arbeitssituation der Frauen im Fokus.
Beratungs- und medizinische Angebote werden durch niedrigschwellige,
arbeitsplatznahe und aufsuchende Arbeit angeboten.
In der Adventszeit wurde wie jedes Jahr wieder eine Weihnachtsaktion
in den Bordellen/ Laufhäusern und auf dem
Straßenstrich in Duisburg durchgeführt.
Mit tatkräftiger Unterstützung der Sachgebietsleiterin und
einer weiteren Mitarbeiterin des Gesundheitsamtes Duisburg
konnte die Projektnehmerin in einer nächtlichen Aktion
58
insgesamt 201 Sexarbeiterinnen mit Kondomen, und Angeboten
zur Untersuchung von STI´s erreichen.
Zu erwähnen ist für diesen Bereich, dass sich auch hier der
Zielpersonenkreis erweitert bzw. verändert. Der Zuzug von
Sexanbieterinnen aus dem südosteuropäischen Raum
(v.a. Rumänien und Bulgarien) ist in Duisburg, wie auch im
Kreis Wesel (dort allerdings mehr im Clubbereich) enorm
und stellt für die Projektnehmerinnen eine wachsende Herausforderung,
in sprachlicher, kultureller und sozialrechtlicher
Hinsicht dar.
Mit dem ProstSchG „Gesetz zur Regulierung des Prostitutionsgewerbes
sowie zum Schutz der in der Prostitution
tätigen Personen“ wurde eine neue rechtliche Grundlage
geschaffen. Ab dem 1. Juli 2017 müssen sich alle Sexarbeiter*innen
amtlich registrieren, egal ob die Sexarbeit
„hauptberuflich“ oder nur „nebenbei“ ausgeübt wird. Ohne
Registrierung und Beratung darf zukünftig der Prostitution
in Deutschland nicht mehr nachgegangen werden. Die Anmelde-Bescheinigung
muss bei Ausübung der Sexarbeit
immer mitgeführt werden. Für die Umsetzung der Pflichtaufgaben-wurde
in Duisburg und in anderen Kommunen
in NRW- die Übergangsfrist bis zum 31.12.2017 für die Anmeldung
und gesundheitliche Beratung genutzt.
Eine kleine Anfrage vom 11.10.2017 von der Landtagsfraktion
Bündnis 90/ Die Grünen, bei dem die Bezirksregierungen
des Landes gebeten wurden, die Angaben bei den Kreisen
und kreisfreien Städten die Umsetzung des ProstSchG
in NRW zu erheben ergab, dass sich vom 01.017.2017 bis
19.10.2017 lediglich 525 Frauen und 12 Männer angemeldet
haben. Eine Bescheinigung über Anmeldebemühungen
erhielten 36 Frauen und 1 Mann. Vgl. Landtag Nordrhein-Westfalen
Drucksache 17/1223
Zum Jahresende wurden in Duisburg Anmeldungstermine
für Februar 2018 vergeben.
Die Zahl der gemeldeten Prostituierten zum 01.01.2018 ergab
laut einer Anfrage der RP ONLINE vom 17.01.2018,
dass sich in Duisburg 89 weibliche und 2 männliche Sexarbeiter*innen
angemeldet haben. Darüber hinaus gab
es 23 Gewerbeanmeldungen. Im Kreis Wesel waren es
100 weibliche Sexarbeiterinnen und 18 Gewerbeanmeldungen.
Vgl. http://www.rp-online.de/nrw/panorama/prostitution-in-nrw-so-viele-prostituierte-sind-in-nrw-angemeldet-aid-1.7321809
Die langen Wartezeiten für die Anmeldungen in Duisburg
führen dazu, dass Sexarbeiterinnen aus Duisburg sich
in anderen Städten im Kreis Wesel anmelden.
werk, Beruf) bedeutet dies den Entzug der finanziellen Lebensgrundlage
und ggf. den Rückzug in die Illegalität.
Projektkritik
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die frauenspezifische
Arbeit von XXelle Duisburg/ Kreis Wesel wieder
kontinuierlich und erfolgreich umgesetzt werden konnte.
Besonders hervorzuheben ist die Erhaltung der bestehenden
Vernetzungsstrukturen von XXelle Ruhrgebiet und die
Präsentation in der (Fach-) Öffentlichkeit.
Mit Hilfe der personellen Ressourcen konnten die Beratung
und Begleitung von Frauen mit HIV/ Aids sichergestellt und
umgesetzt werden.
Aufgrund der komplexen Problemlagen und sehr heterogenen
Ausgangslagen der betroffenen Frauen beansprucht
die Beratungs- und Begleitungsarbeit die größten Zeitkapazitäten.
Dem entsprechend sehen und setzen wir hier auch
die Priorität.
Vor allem im Bereich der Sexarbeit werden gerade in Duisburg
die Bedarfe noch wachsen und höchstwahrscheinlich
weitere Ressourcen erfordern. Die strukturelle HIV- und
STI- Prävention für Sexarbeiterinnen ist somit weiterhin unbedingt
erforderlich.
Der Standort XXelle Duisburg/ Kreis Wesel ist ein wichtiger
Teil der Ruhrgebietsvernetzung und mittlerweile fester
Bestandteil der Angebote für Frauen mit HIV/Aids der
AIDS-Hilfe Duisburg/ Kreis Wesel e.V.
Auf der lokalen, regionalen und landesweiten Ebene hat
sich das etablierte Netzwerk hier äußerst bewährt und hervorragende
kollegiale Unterstützung geleistet.
In einer Reihe von Veranstaltungen zum Welt-AIDS-Tag
2017 konnte auch das mit dem XXelle-Standort Duisburg
/ Kreis Wesel verbundene frauenspezifische Angebot und
die feste Ansprechpartnerin wieder öffentlichkeitswirksam
präsentiert werden.
Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit konnten die Angebote
auf den Internetportalen: www.xxelle.nrw.de, www.xxelle.
ruhrgebiet und aufgrund einer kontinuierlichen Aktualisierung
der Termine auf unserer Homepage, www.aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de
, Frauen zugänglich gemacht
werden.
59
5.6 Youthwork / Prävention in der Allgemeinbevölkerung
Seit 1989 ist „Youthwork“ (AIDS-Prävention in sexualpädagogischem
Kontext) ein fester und wichtiger Bestandteil der
Angebotspalette der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.
Auch wenn das alte richtliniengestützte Förderprogramm
(1988 vom damaligen MAGS NRW eingeführt, s. www.youthwork-nrw.de
) im Zuge des Kommunalisierungsprozesses
seit 2009 grundsätzlich nicht mehr landesgesteuert ist, so
ist aufgrund der unzweifelhaften Sinnhaftigkeit nicht nur
die Landesförderung erhalten geblieben, sondern auch die
kommunalen Ergänzungsfinanzierungen (wenn auch gedeckelt
und nicht mehr auskömmlich, s.o.) – zumal auch
die „Sexualpädagogisch orientierte HIV-Primärprävention
für Kinder und Jugendliche in Schulen und im außerschulischen
Bereich“ zu den kommunalen Pflichtaufgaben nach
Öffentlichem Gesundheitsdienstgesetz, ÖGDG § 12 (1) und
dem Infektionsschutzgesetz, IfSG § 16, zählen.
Mit Hilfe einer zusätzlichen Förderung durch das damalige
MGEPA NRW konnte seit 2014 eine Relaunch der Marke
„Youthwork“ entwickelt werden, die seit 2016 online ist. Das
Motto „dein leben. deine lust“ macht seither noch deutlicher,
um wen und was es bei „Youthwork“ geht - um junge
und jugendliche Menschen und ihre Lebenssituation. Die
neuen Medien bieten im Corporate Design neue Informations-
und Aktionsmöglichkeiten unter dem bewährten Ansatz
(s. www.youthwork-nrw.de ).
Inhaltlich fußt die modernisierte Youthwork-Kampagne ganz
wesentlich auf dem Landeskonzept „Weiterentwicklung der
HIV/AIDS-Prävention in Nordrhein-Westfalen. Schwerpunkt
Neuinfektionen minimieren“ (Juli 2013), welches den spezifischen
Arbeitsansatz auch sehr eindeutig untermauert:
„Jugendliche gehören bislang nicht zu den besonders gefährdeten
Bevölkerungsgruppen. Da sie am Anfang ihrer
sexuellen Aktivität stehen, sind sie jedoch eine wichtige
Zielgruppe für die Primärprävention. Jugendliche stehen
vor der Herausforderung, zu Beginn ihrer partnerschaftlich
ausgerichteten Sexualität sich sowohl mit Fragen der Verhütung
und des Schutzes vor sexuell übertragbaren Infektionen
als auch mit physischen und psychischen Veränderungen
auseinanderzusetzen. Die bisherigen Erfahrungen
haben gezeigt, dass personalkommunikative Ansätze in der
Sexualaufklärung und Prävention diese Lernprozesse besonders
fördern und unterstützen. Sie müssen jedoch frühzeitig
einsetzen, kontinuierlich weitergeführt werden und
sich an dem jeweiligen Entwicklungsstand, der sexuellen
Orientierung und den sozialen, kulturellen und ethischen
Hintergründen der Jugendlichen ausrichten. (…)
Da andere sexuell übertragbare Infektionen, insbesondere
HPV, Syphilis, Tripper und Chlamydien auch Jugendliche
betreffen und sich damit das Risiko einer HIV-Infektion erhöht,
müssen die Inhalte der HIV/AIDS-Prävention und Sexualaufklärung
mit den Informationen zur Verhinderung der
o.g. Infektionen verknüpft werden. (…)
Die Angebote der Schule und der außerschulischen Ju-
60
gendarbeit werden durch HIV- und STI-Präventionsmaßnahmen
der AIDS-, Sexual- und Jugendberatungsstellen
unterstützt und ergänzt. Notwendig sind kontinuierliche und
strukturierte Kooperationen und gemeinsame Projekte zwischen
AIDS-/STI- und Sexualberatungsstellen, Jugendhilfe,
Suchthilfe, Schulen und anderen Bildungseinrichtungen in
öffentlicher und freier Trägerschaft.“ (Landeskonzept „Weiterentwicklung
der HIV/AIDS-Prävention in NRW“ vom Juli
2013; S. 21 f; Die Druckfassung kann bestellt oder heruntergeladen
werden: www.mgepa.nrw.de/ministerium/service,
unter Angabe der Veröffentlichungsnummer 112)
Diese wichtige Aufgabe wurde auch im Berichtsjahr 2017
ausschließlich von den Youthworkern der AIDS-Hilfe Duisburg
/ Kreis Wesel wahrgenommen, nachdem sich der Kreis
Wesel per Kreistagsbeschluss seit April 2016 komplett aus
diesem Aufgabenfeld herausgezogen hat. In Duisburg hat
das Gesundheitsamt in den letzten Jahren ebenfalls kein
eigenes Angebot mehr vorgehalten. Allerdings ist hier für
2018 ein Wiedereinstieg geplant.
Seit einigen Jahren sind wir also auch hier die einzigen
spezialisierten Anbieter. Daher sind wir froh, wenn wir die
Nachfragen zumindest überwiegend bedienen können. Wir
agieren häufig in Kooperation mit Partnern von sexualpädagogischen
Angeboten, wie der pro familia in Duisburg und
der AWO im Kreis Wesel, um Synergien erzielen zu können.
der Information, Beratung und Untersuchung“ (ebd., S. 22).
Der Landes-Arbeitsgemeinschaft AIDS-Prävention unter
Federführung des Referates IV A 5 „AIDS, Sucht und Drogen“
in der Abteilung IV des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit
und Soziales (MAGS NRW) (s. www.aids-nrw.
de) gebührt ein großes Kompliment für die Analyse und die
daraus resultierenden Handlungsempfehlungen. Diese sind
auf der Höhe der Zeit. Und - aufmerksame Leser*innen unserer
Jahresberichte haben es längst bemerkt – sie bestätigen
unsere regionale Youthwork-Arbeit und ihre Ansätze in
eindrucksvoller Weise. Zielgruppenspezifische Prävention
ist unser Geschäft!
Die Zielgruppenanalyse erklärt eben auch die besondere
Eignung des Youthwork-Angebotes einer AIDS-Hilfe,
die seit mehr als 30 Jahren Erfahrung in der strukturellen
und vor allem zielgruppenspezifischen Präventionsarbeit
besitzt. Darüber bringen wir spezifische Kenntnisse und
Feldkompetenzen in den Themenfeldern der sexuellen Gesundheit,
sexueller Vielfalt, Drogengebrauch und diversen
Formen sozialer Benachteiligung bis hin zu Stigmatisierungsproblematiken
mit und können jeweils flexibel auf Bedarfe
in Gruppen oder auf Einzelpersonen reagieren. Wie
bei allen Adressaten, so gilt auch - und vielleicht besonders
- für Jugendliche der didaktische Grundsatz, dass
(Präventions-) Angebote an der jeweiligen Lebenswelt
(akzeptierend) orientiert werden sollten. „Die Berücksichtigung
von sozialen, ethnischen, kulturellen und
geschlechtsspezifischen Besonderheiten ist Voraussetzung,
um Jugendliche emotional und kognitiv zu erreichen“
(Landeskonzept, a.a.O., S. 37). Darüber hinaus
können Themen durchaus auch in Präventionsveranstaltungen
in heterogenen Gruppen (wie Schulklassen) integriert
oder exponiert platziert werden. Die Bedarfe werden
jeweils in Planungsgesprächen erhoben.
Jugendliche sind also per se eine besondere Zielgruppe für
den Auftrag der HIV- / STI-Prävention, jedoch differenziert
das besagte Landeskonzept hier noch speziell: „Besonders
zu berücksichtigen sind männliche Jugendliche im „coming
out“, Jugendliche, die Drogen konsumieren, und Jugendliche
in schwierigen sozialen Verhältnissen, da das Infektionsrisiko
in diesen Gruppen erhöht ist. Sie benötigen einen
niedrigschwelligen Zugang zu den vorhandenen Angeboten
61
„Youthwork“ will „Appetit“ und / oder „Heiß-Hunger“ machen
auf präventive Kommunikation über Liebe, Sexualität
& Partnerschaft – inklusive deren potentielle Risiken und
Nebenwirkungen. „Youthwork“ zielt auf sexuelle Gesundheit
und auf die Befähigung, ein Schutzbedürfnis kommunizieren
und durchsetzen zu können.
eine höhere Übertragungswahrscheinlichkeit besteht. Dies
wiederum korrespondiert mit der Annahme, dass mehr als
50 % der Neuinfektionen von frisch Infizierten stammen, die
zum Teil ihren Status noch gar nicht kennen (können – weil
noch im diagnostischen Fenster befindlich).
Die Berücksichtigung von anderen sexuell übertragbaren
Krankheiten ist allerdings auch für Jugendliche
anderer sexueller Orientierungen zunehmend bedeutungsvoll,
da sich nach RKI-Angaben die Diagnosen insgesamt
mehren. Auf die Erwähnung wirklich belastbarer Daten für
das Berichtsjahr 2017 müssen wir zwar noch etwas warten,
aber die bisherigen Hinweise scheinen sich einmal mehr zu
verifizieren.
Prävention im Kontext von Gesundheitsförderung wirkt
und ist zielführend im Hinblick auf eine Verankerung von
Präventionswissen und die Stärkung der Handlungskompetenzen
für die individuelle Gesunderhaltung sowie die Förderung
eines nachhaltigen Schutzverhaltens und dessen
Implementierung im persönlichen Lebensstil. Auch darüber
erklärt sich gewiss zu einem nicht unwesentlichen Teil, dass
Jugendliche in Deutschland und auch in unserer Region tatsächlich
nicht zu den von HIV besonders riskierten Personengruppen
zählen.
Die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit von AIDS-Prävention
in sexualpädagogischem Kontext mit dem vorrangigen Ziel
der Vermeidung von Primärinfektionen hat also nichts an
Bedeutung verloren – und dass sie wirkt, beweisen nicht
zuletzt die Infektions-Diagnose-Zahlen und Inzidenzannahmen
des RKI (s. www.rki.de ) für das Jahr 2016, wonach die
Neuinfektionen (ca. 3.100) auf weitgehend stabil niedrigem
Niveau geblieben sind. Dabei spielen Jugendliche generell
keine exponierte Rolle. Zu beachten ist allerdings die Gruppe
der 20-39-jährigen MSM. Gerade hier ist auch ein signifikanter
Zusammenhang mit den Syphilis-Inzidenzen bemerkenswert.
Darüber bestätigt sich, dass HIV-Prävention
zwingend STI-Prävention beinhalten sollte.
Als Hauptgrund für den Anstieg bei jüngeren Schwulen gibt
das Robert-Koch-Institut den Umstand aus, dass unter jüngeren
Männern mit HIV ein höherer Anteil noch nicht unter
antiretroviraler Therapie steht, so dass in dieser Gruppe
Sexualität und sexuell übertragbare Krankheiten müssen
eindeutig weiter enttabuisiert werden. Darüber reden zu
können ist eine entscheidende Voraussetzung für Schutz
und Diagnostik. Hier kommt der schulischen Arbeit eine besondere
Bedeutung zu, denn über den Rahmen der Schulpflicht
kann es besser als in weiteren Lebensphasen funktionieren,
möglichst viele Jugendliche die Erfahrung machen
zu lassen, dass dies gelingen kann – dazu bedarf es guter
Unterrichtsprozesse, geschulter Lehrkräfte (oder noch besser:
sexualpädagogischer Fachkräfte) und am besten gezielter
Projektformen in adäquaten Settings.
Bei Jugendlichen tragen die Schulen (gemäß ihrem Auftrag,
s. Richtlinien zur Sexualerziehung in NRW vom
30.09.1999, BASS 15 – 04 Nr. 1) zudem entscheidend zur
spezifischen (Sach-) Informationsvermittlung bei. Sie sollen
damit allerdings nicht allein gelassen werden. So wird
ihnen über den –im Juli 2012- aktualisierten Runderlass
zur „HIV/AIDS-Aufklärung in den Schulen“ explizit die
„Zusammenarbeit mit außerschulischen Einrichtungen und
Fachkräften“ anempfohlen: „Die Behandlung des Themas
HIV und AIDS legt eine enge Zusammenarbeit der Schule
mit den unteren Gesundheitsbehörden sowie anderen
außerschulischen Einrichtungen und Fachkräften nahe.
Hierzu zählen neben der Ärzteschaft vor allem die bei den
Kommunen, AIDS-Hilfen und anderen freien Trägern angesiedelten
sog. Youth-Workerinnen und Youth-Worker, die
insbesondere sexualpädagogisch orientierte HIV/AIDS-Aufklärung
für Jugendliche durchführen. Ihre Fachkompetenz
sollte sowohl in den Unterricht als auch in Beratungs- und
Entscheidungsprozesse einbezogen werden.“ (aus: BASS,
18 – 12 Nr. 4; RdErl. D. Kultusministeriums vom 01.07.1987,
GABI. NW. S. 416; geänderte Fassung vom 01.07.2012)
Wer HIV- und STI-Prävention ernst nimmt, muss sich auch
gegen Diskriminierung und Stigmatisierung von Men-
62
schen mit HIV und den von HIV besonders betroffenen
Gruppen –wie eben homosexuellen Jungs und Männern
(s.o.)- stark machen. Dies berücksichtigen wir in unserer
Youthwork-Arbeit –soweit es die zeitlichen und personellen
Möglichkeiten zulassen – schon immer.
auszeichnen.
Eine wirklich dankbare Aufgabe, die wir gerne wahrnehmen
und damit die Hoffnung verbinden, wichtige Impulse zu gelingenden
Integrationsprozessen geben zu können.
Eine wichtige Ergänzung in unserem Angebotsportfolio ist
unser ehrenamtliches Projekt SCHLAU-Duisburg (s. 5.7.).
Hier können wir für das Berichtsjahr über eine wunderbare
Entwicklung berichten. Unser Koordinator, Kai-Uwe Diel hat
seit dem Frühjahr mit enormer Energie, ganz viel Kreativität
und Engagement ein hochmotiviertes Team akquirieren
und mit der Unterstützung des Landesverbandes SCHLAU
NRW auch qualifizieren können. Seit September sind unsere
„SCHLAUen Teamer*innen“ nicht mehr nur angefragt,
sondern im aktiven Einsatz gegen Homo- und Transphobie,
gegen rassistische Tendenzen und für die Akzeptanz von
sexueller Vielfalt. Das Feedback von den Schulen ist klasse
und die Anfragen für das nächste Jahr wachsen. Wir sind
glücklich und stolz darüber. Wir bedanken uns ganz herzlich
für das ehrenamtliche Engagement sowie auch für die
Unterstützung durch das Jugendamt und den Jugendhilfeausschuss
der Stadt Duisburg.
Interessent*innen sind nach wie vor herzlich willkommen (s.
http://duisburg.schlau.nrw.de oder über facebook: SCHLAU
Duisburg).
Die Teamerweiterung im „Youthwork“ durch die Dipl. Pädagogin
Anika Walther war und ist ein Segen – zumal nunmehr
auch der Fachdienst Gesundheitswesen des Kreises
Wesel kein eigenes Präventionsangebot mehr vorhält und
wir somit dort wie auch in Duisburg die letzten verbliebenen
spezialisierten Anbieter sind.
Damit können wir prinzipiell auch wieder geschlechtsspezifische
Angebote unterbreiten und neue Projektformen `aus
der Wiedervorlage´ holen und umsetzen, aber auch hier
sind die Kapazitäten für das Arbeitsfeld „Youthwork“ immer
noch begrenzt, da Frau Walther vorwiegend im Bereich der
psychosozialen Begleitung tätig ist. Für die Größe der Region
und die Anzahl der Schulen und Bildungsträger ist dies
einfach viel zu wenig. Wir sind froh, wenn wir zumindest die
meisten Nachfragen bedienen können.
Als besonders wert- und sinnvoll erscheint uns ein gemeinsames
Wirken von Frau und Mann im Bereich der Zielgruppe
von Geflüchteten jungen Menschen. Hier haben wir im
Berichtsjahr erneut äußerst positive Erfahrungen in einer
ganzen Reihe von sog. Integrationsmaßnahmen mit vorwiegend
männlichen Jugendlichen und jungen Männern machen
dürfen, die sich durch einen regelrechten „Bildungshunger“
und durch ein hervorragendes Sozialverhalten
Sexualpädagogische Stadt-Rallye
Seit drei Jahren wird das Youthwork-Regelangebot der
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. durch die Sexualpädagogische
Stadt-Rallye ergänzt und bereichert. Im
Rahmen der Sexualpädagogischen Stadt Rallye werden
Schüler*innen aus Duisburg der 9ten Jahrgangsstufen dazu
eingeladen, drei Beratungsstellen kennenzulernen, die sich
mit unterschiedlichen Aspekten der Sexualität beschäftigen.
Die Umsetzung der Rallye erfolgt in enger Zusammenarbeit
mit der pro familia Duisburg e.V.. In der ersten Jahreshälfte
ergänzte der Verein “DU bist DU e.V.” das Beratungsstellenangebot
und in der zweiten Hälfte 2017 konnten wir in
Kooperation mit dem “Lebenslust” die Rallye anbieten.
Neben der Präsentation der inhaltlichen Arbeit steht das
Kennenlernen der spezifischen Beratungs- und Hilfe-Infrastruktur
Duisburgs im Vordergrund. Ziel ist es, die Schüler*innen
zu befähigen, diese im Bedarfsfall selbständig und eigenverantwortlich
aufzusuchen.
Die Erweiterung der Kommunikations- und Alltagskompetenzen
der Jugendlichen stellt einen weiteren Schwerpunkt
der Rallye dar. So gilt es, auf dem Weg zu den Institutionen
Auskünfte, die thematisch passen, bei den aktiv beteiligten
Handelseinrichtungen in Duisburg zu erfragen. Beispielsweise
stellen die Schüler*innen im Drogeriemarkt Fragen
zu Kondomen oder sie informieren sich in einer Apotheke
über die „Pille danach“.
63
Mit Hilfe der Rückmeldebögen, welche die Lehrer*innen im
Anschluss an die Veranstaltung mit den Schüler*innen ausfüllen,
lässt sich der Erfolg der Rallye dokumentieren. 2017
bestätigten die Teilnehmer*innen, dass ihnen eine Kontaktaufnahme
zu den Beratungsstellen nach der Veranstaltung
in Zukunft leichter fallen würde.
2017 ließen sich in Kooperation mit der pro familia Duisburg
e.V. und Du bist Du e.V. bzw. Lebenslust acht Termine erfolgreich
durchführen. Genutzt wurde die Rallye in diesem
Jahr in erster Linie von Duisburger Gesamtschulen und
einer Förderschule. Durchschnittlich nahmen 2017 an einer
„Sexualpädagogischen Stadt-Rallye“ 27 Schüler*innen im
Alter von 14-17 Jahren teil. Insgesamt ließen sich mit diesem
Projekt 218 Schüler*innen erreichen.
Das Projekt wurde 2017 mit den Mitteln des „Aktionsprogrammes
Kinder- und Jugendschutz 2016“ der Stadt Duisburg
gefördert. Danke!
Terminmöglichkeiten und nähere Informationen zur Sexualpädagogischen
Stadtrallye finden sich auf unserer Homepage
(www.aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de ).
Um auch weitere Chancen auf Umsetzung kreativer Projektformen
zu erhalten, die wir mit den vorhandenen Ressourcen
für das Regelangebot „Youthwork“ nicht vorhalten
könnten, ist die „Abteilung Youthwork“ der AIDS-Hilfe Duisburg
/ Kreis Wesel seit 2015 beim Jugendamt der Stadt
Duisburg als freier Träger der Kinder- und Jugendhilfe nach
§ 75 SGB VIII anerkannt.
„Youthwork NRW“ steht für wertorientierte, altersgemäße
und fachlich fundierte Präventionsarbeit basierend auf dem
Landeskonzept des Gesundheitsministeriums NRW zur
Minimierung von HIV/STI-Infektionen und den Standards
für die Sexualaufklärung in Europa. Dabei ist uns die Vernetzung
und Kooperation im Kontext von Sexualität und
Gesundheit mit professionell Tätigen und entsprechenden
Facheinrichtungen ein Anliegen.
Im Zusammenhang der immer noch schwelenden Debatte
zur Sexualpädagogik, die vor allem durch sog. „besorgte
Eltern“ befördert wird, schließen wir uns dem Statement der
Gesellschaft für Sexualpädagogik ausdrücklich an. Außerdem
verweisen wir auf die Erklärung des Bundesverbandes
von pro famila zum Recht auf Sexualaufklärung.
Nähere Informationen zum Youthwork-Angebot finden sich
auch auf der Internetseite www.youthwork-nrw.de . Die ca.
60 Youthworker*innen in NRW sind gut vernetzt und pflegen
den fachlichen Austausch sowie die stete Fort- und Weiterentwicklung
über eine jährliche dreitägige Fachfortbildung
und durch quartalsweise Treffen der Gruppen der fünf Regierungsbezirke.
Diese stellen jeweils zwei Sprecher/innen
für den sog. „Sprecherkreis Youthwork“ ab, der den Kontakt
mit dem Ministerium (MAGS NRW) pflegt und die Fachtagungen
organisiert. Seit 2013 ist der Youthworker der
AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel, Dietmar Heyde, Mitglied
dieses Sprecherkreises.
Darüber hinaus ist Dietmar Heyde seit September 2017 als
Vertreter ebendieses Sprecherkreises der Youthworker*innen
NRW vom Spitzenverband der freien Wohlfahrtspflege
in die AG Aidsprävention NRW berufen.
Der niedrigschwellige, emanzipatorische und akzeptanzorientierte
Ansatz ist richtig. Repressive Ansätze sind
eindeutig kontraproduktiv. Die besondere Akzeptanz dieses
Ansatzes wird uns auch vor Ort durch Rückmeldungen,
Resonanzen und Evaluationserfahrungen zu unseren Veranstaltungen
in diesem Sektor (s. Abb. Veranstaltungsverteilung
nach Arbeitsfeldern) bestätigt.
Dem Rechnung tragend, gestalten wir unsere HIV-Prävention
in sexualpädagogischem Kontext und zielen auf einen
Dialog in offener und angstfreier Atmosphäre und ohne pädagogischen
Zeigefinger.
Das landesweite Logo von Youthwork-NRW.
64
5.6.1 Veranstaltungsinhalte
In aller Regel werden personalkommunikative Formen massenmedialen vorgezogen. Das erfordert allerdings auch eine
jeweilige Reduktion auf zielgruppenadäquate und bedürfnisorientierte Themenbereiche. Um diese Reduktion pädagogisch
verantwortungsvoll vornehmen zu können, finden entsprechende Vor- und Nachgespräche mit den Veranstaltungspartnern
statt.
Je nach Zielgruppe, Zugangsvoraussetzungen und Rahmenbedingungen können u.a. folgende Themenfelder behandelt
werden:
•
•
• Medizinisch, biologische Grundlagen zu HIV und AIDS und anderen STI`s (Virologie, Immunologie,
...)
• Aktueller Forschungsstand und Therapieansätze
• Übertragungswege und –risiken
• Infektionsschutzmöglichkeiten
• Testverfahren und ihre Bedingungen
• Epidemiologische Entwicklung und daraus resultierende Präventionserfordernisse und –strategien
• Lebenssituation von Betroffenen und An- oder Zugehörigen
• Umgang mit HIV-positiven oder/und an AIDS erkrankten Menschen
• Vorurteile gegenüber sog. Hauptbetroffenengruppen
• Drogen- und Substitutionsproblematik
• HIV und AIDS als gesellschaftliches Phänomen
• Diskriminierungs- u. Stigmatisierungspotentiale
• Juristische und ethische Fragestellungen
• HIV in der Arbeitswelt
• Sekundärpräventive Aspekte für Menschen mit HIV
• Liebe, Sexualität und Partnerschaft
• Sexuelle Bildung, sexuelle Gesundheit, sexuelle Rechte
• LSBTI* Lebens- und Liebesformen (v.a. über SCHLAU Duisburg)
• Geschlechterrollen und ihre Problematiken
• Normen, Werte und deren Wandel im Umfeld der Sexualität
• u.a.m.
5.6.2 Schulische Prävention / Youthwork
Wir bieten für Sie an:
• HIV-Präventionsveranstaltungen im
Rahmen von Sexualpädagogik und ganzheitlicher
Gesundheitsförderung
• Fort- und Weiterbildung für MultiplikatorInnen
und LehrerInnen
Beratung
Angebote
Präventionsveranstaltungen
Fort- und
Weiterbildung
Kooperation,
Koordination,
Vernetzung
• Beratung (telefonisch, persönlich,
schriftlich und via Internet) für Jugendliche,
Eltern, LehrerInnen, ErzieherInnen
etc.
• Kooperation, Koordination und Vernetzung
• Geschlechtsspezifische Angebote für
Mädchen und Jungen
Einzel-, Paar,
Gruppenberatung;
-telefonisch
-persönlich
-schriftlich
-via Internet
Gruppenarbeit, Moderation, Workshop,
Seminar, Expertengespräch,
Diskussion, Projekt, Fachtagung,
Event, Vortrag, Referat, Infostand
etc.
Arbeitskreise,
Gremien, Ausschüsse,
Lobbyarbeit,
etc.
(siehe auch: www.youthwork-nrw.de/unsereangebote )
65
Unsere Youthworkerin Anika Walther … und unser Youthworker Dietmar Heyde
HIV/AIDS- und STI-präventive Veranstaltungen in sexualpädagogischem
Kontext wurden von der AIDS-Hilfe
Duisburg / Kreis Wesel e.V. für Schülerinnen und Schüler
aller Regelschulformen sowie Kollegschulen durchgeführt.
In der Regel werden unsere Angebote in den Jahrgängen
ab der Klasse 9, in einzelnen begründeten Ausnahmen
auch in jüngeren Jahrgängen platziert.
Form und Inhalte werden jeweils bedürfnis- und lebensweltorientiert
konzipiert. Das Angebotsspektrum reicht hier
von Formen eines „Expertengespräches“ im Rahmen von
Unterrichtsreihen vor unterschiedlichem Fachhintergrund
bis hin zu Projekttagen und – wochen, die günstigenfalls
außerhalb des Schulrahmens durchgeführt werden.
Mit dem Berichtsjahr 2017 blicken wir im Bereich „Youthwork
/ Prävention in der Allgemeinbevölkerung“ auf ein
sehr aktives Jahr mit leicht steigenden Nachfragen zurück.
Ein immer noch recht junges Tätigkeitsfeld bedient Anfragen
von Bildungsträgern mit Integrationskursen für junge
(vor allem männliche) Geflüchtete. Eine Herausforderung
(nicht nur sprachlich, sondern auch kulturell), die uns aber
große Freude macht und sehr gut angenommen wird.
Angesichts der Größe des Zuständigkeitsgebietes, der
wachsenden Bedarfe, der zunehmenden Notwendigkeit,
auch andere sexuell übertragbare Krankheiten einzubeziehen
und der Einzigartigkeit des Youthwork-Angebotes in der
Region sind unsere Fachkraftressourcen trotz der stabilen
Einbeziehung von Frau Walther nach wie vor begrenzt. Zudem
stehen wir vor zunehmenden Finanzierungsschwierigkeiten,
weil die öffentliche Förderung schon die Personalkosten
des hauptamtlich Beschäftigten längst nicht mehr
abdecken und wir schon lange immer mehr Eigenmittel zur
Refinanzierung der Sachkosten und derer für die ehrenamtlich
Tätigen einsetzen müssen. Die Gewinnung von Projektfördermitteln
(wie etwa die der Aktion Mensch) sowie die
steigende Notwendigkeit, von den Nachfragenden (Schulen
et al.) Aufwandsentschädigungen abzuverlangen, sind
unerlässlich geworden. Diese Maßnahmen erfordern aber
auch Zeit und Kapazitäten und senken zudem die Niedrigschwelligkeit
des Zugangs und die Finanzierbarkeit des
Angebotes für die „Kunden“. Wenn die Zuwendungsgeber
(Land und Kommunen) weiterhin dieses wichtige Angebot
vorhalten wollen, wird hier eine Nachbesserung unumgänglich
werden!
Unser Dank galt an dieser Stelle insbesondere den aktiven
HIV-positiven Ehrenamtler*innen, die sich immer wieder bereit
erklären, in authentischer Weise zur Frage „HIV-positiv
sein – was heißt das?“ Rede und Antwort zu stehen. Die Einbeziehung
von Selbsthilfeaktivist*innen war fester Bestandteil
vieler Präventionsveranstaltungen. Der besondere Wert
dieser Authentizität wurde uns auch immer wieder rückgemeldet.
Allerdings hatten wir zuletzt mit unserem Ehrenamtler,
Thomas Hilgers, nur noch einen „Aktivisten“ zu bieten.
Und dieser ist im Laufe des Berichtsjahres umgezogen und
steht somit nur noch sehr sporadisch zur Verfügung, dann
aber „immer wieder gerne“. Ein herzliches Dankeschön für
viele ehrenamtliche „Dienstjahre“!
Der von uns (mit-) initiierten Präventions-Vernetzung in
Duisburg kommt ebenfalls besondere Bedeutung zu. Dabei
geht es uns vor allem darum, über Multiplikator*innen
eine kontinuierliche Präsenz der Präventionsthemen in den
Institutionen zu schaffen und von `nur´ punktuellen Veranstaltungen
wegzukommen. Durch die Vernetzung und die
damit verbesserte Kooperation und Koordinierung werden
Synergieeffekte erzielt. Durch begleitende Öffentlichkeitsarbeit
wird für die potentiellen Kunden mehr Transparenz
zu den Präventionsangeboten geschaffen und den Schülerinnen
und Schülern die Beratungseinrichtungen und ihre
Mitarbeiter* innen bekannt gemacht.
„Lernvoraussetzungsanalyse – und didaktische Konsequenzen“
Wir konstatieren bei der Zielgruppe der Jugendlichen weiterhin
insbesondere Defizite im Bereich von sprachlichen
66
und kommunikativen Kompetenzen im Feld von Liebe, Sexualität
und Partnerschaft. Ein Erklärungsansatz mag in der
intensiven Nutzung von virtuellen Medien und den damit
verbundenen spezifischen Kommunikationsmustern zu finden
sein (die „Explosion“ im Bereich der sog. Sozialen Netzwerke,
…). Ein anderer Ansatz ist uralt, nämlich dass auch
heute der Eintritt in das Abenteuer „Liebe, Sex und Partnerschaft“
immer noch mit ganz viel Aufregung, Nervosität und
auch Ängsten und Sorgen verbunden ist, trotz oder gerade
wegen der vermeintlichen Banalisierung der Thematik
durch vielfältige einschlägige Medien, die den Jugendlichen
vermeintliche Realitäten und / oder Normalitäten vorspiegeln.
Hier ist einfühlsame Sexualpädagogik gefordert.
Nach unserer Auffassung sind hierzu die Informations- und
Vermittlungsmethoden und der Zeitpunkt der thematischen
Auseinandersetzung von entscheidender Bedeutung. Die
Erkenntnis ist nicht neu, dass HIV/AIDS-Prävention mit Jugendlichen
im Kontext von Sexualpädagogik anzusiedeln
ist, dass personalkommunikative Methoden, d.h. „Veranstaltungen
von Mensch zu Mensch“, die an der Lebenswelt
der Schüler*innen orientiert und hinsichtlich der ersten Erfahrungen
zeitnah zu platzieren sind, massenmedialen oder
eindimensionalen Vermittlungsformen vorzuziehen sind,
bzw. diese unbedingt ergänzen sollten (vgl. Landespräventionskonzept
o.).
In den Jahrgangsstufen bis zur 10. Klasse erscheint uns zudem
eine – zumindest phasenweise und themenabhängige
– geschlechtergetrennte Bearbeitung sinnvoll. Hier müssen
einfach die nicht selten durchaus großen Unterschiede im
Reife- und Erfahrungsgrad zwischen Mädchen und Jungen
einer Jahrgangsstufe Berücksichtigung finden. In Anwesenheit
des anderen Geschlechtes fällt es manchmal schwerer,
in offene und ehrliche Kommunikationsprozesse hineinzufinden.
Erst recht, wenn die eigene Identitätsfindung (Wer bin
ich? Was mag ich? Was mag ich nicht? …) noch in vollem
Gange ist. Dennoch sind angesichts der mehrheitlich
heterosexuellen Orientierungen Erfahrungen gelingender
Kommunikation zwischen den Geschlechtern unentbehrlich
und nicht zuletzt besonders wichtig für die Verabredung von
Verhütungsmethoden, für die Durchsetzung individueller
Schutzbedürfnisse. Aufgrund unserer schmalen personellen
Besetzung (in der Regel sind wir „Einzelkämpfer“, weil
es für die gesamte Region nur eine Youthworker-Stelle gibt,
können wir diese Trennungsphasen allerdings in aller Regel
leider auch nicht bedienen und sind an dieser Stelle auf die
Mitwirkung der Lehrenden in den Projekten angewiesen.
Dies ist aber eine suboptimale Situation, da die Lehrenden
nicht selten in einen Rollenkonflikt geraten können, da sie in
ihrer „Hauptrolle“ am nächsten Tag wieder zensieren müssen
und so eine professionelle Distanz wahren müssen.
Verstärkt wird der Trend zu problematischer bzw. nicht erfolgreicher
Face-to-face-Kommunikation durch die rasante
Nutzung der neuen Medien zur Kontaktanbahnung oder für
Verabredungen. Die anfängliche Anonymität wird einerseits
sehr geschätzt, aber andererseits auch zunehmend missbraucht.
Der Ansatz, kommunikative Kompetenzen zu fördern,
wird aus unserer Sicht immer wichtiger (vgl. o.).
Mit diesem spezifischen Ansatz platzieren wir unsere Veranstaltungen
in der Regel frühestens ab der Jahrgangsstufe
9. In den letzten Jahren kommen wir allerdings immer
häufiger aus Veranstaltungen aus dieser Altersgruppe mit
dem Eindruck, es sei möglicherweise für einige SuS eigentlich
zu früh, sie schon in die Auseinandersetzung mit den
„Risiken und Nebenwirkungen“ der Sexualität zu „schubsen“.
Dies gilt insbesondere für einen größeren Teil der
Jungen. Grundsätzlich wäre angesichts der entwicklungspsychologischen
Unterschiede ein jahrgangsstufenübergreifendes
Agieren wünschenswert. Es lohnt sich, darüber
mit den schulpolitischen Entscheidungsträger*innen in den
Austausch zu treten. An einigen Modellschulen laufen dazu
auch schon vielversprechende Ansätze.
Es bleibt dabei, Emanzipation, Selbstbewusstsein und –bestimmung
mit sozialer Verantwortung und solidarischem
Handeln in Einklang zu bringen, ist eine zentrale Aufgabe
von Erziehung, (Aus-) Bildung und Präventionsarbeit.
67
Prävention in Zahlen:
Durch Veranstaltungen im Sektor Youthwork und Präventionsveranstaltungen
in der Allgemeinbevölkerung konnten
wir im Berichtsjahr 2017 4.061 Personen mit personalkommunikativen
Formen erreichen, davon 139 sog. Multiplikator*innen
(Lehrkräfte und sonstige Pädagog*innen sowie
ehrenamtliche Mitarbeiter*innen). Allein im schulischen Bereich
(-> Youthwork-Angebote) erreichten wir in 12 Schulen
des Kreises Wesel und fünf Schulen der Stadt Duisburg
1343 Jugendliche aus allen Schulformen, 497 in außerschulischen
Zusammenhängen wie offener Jugendarbeit
u.a. und 1.960 Jugendliche im Rahmen von personalkommunikativen
Formen bei Großveranstaltungen (wie z.B. bei
Veranstaltungen zum Welt-AIDS-Tag). 31,1 % der jungen
Menschen kamen aus dem Alterssegment zwischen 14 und
17 Jahren, 25,1 % der Jugendlichen hatten einen Migrationshintergrund
(s. auch Controlling-Daten für 2017 im Anhang).
5.6.3 (Präventions-) Veranstaltungen für Jugendliche
und Multiplikator*innen
Wieder leicht erhöht war in diesem Berichtszeitraum die
Nachfrage nach Präventionsberatungen von Schüler*innen,
die für Fach- oder Projektarbeiten unseren Rat suchten.
Stabil war die Zahl der studentischen Nachfragen für
Referate.
Aus dem Bereich berufsbildender Einrichtungen (z.B. Berufskollegs,
insbesondere der Sektor der sog. Berufsgrundschuljahre)
gab es im Berichtsjahr leicht rückläufige
Anfragen zu vermerken. Hier finden wir in der Regel wichtige
Zielgruppen; Jugendliche im Alter zwischen 16 und 25
Jahren, die oftmals problembehaftete Sozialisationen und
einen geringen Grad an Aufklärungsniveau (z.T. auch migrationsbedingt)
aufweisen. Stabil ist dafür die Nachfrage
von Bildungsträgern, die Integrationsmaßnahmen für junge
Geflüchtete anbieten (s.o). Insbesondere ein ausgeprägter
„Bildungshunger“ und ein insgesamt tolles Sozialverhalten
waren hier zu verzeichnen. Günstiger Weise konnten wir in
diesen Gruppen mit Deutsch und Englisch sehr gut in den
Dialog kommen.
Besonders erfreulich war für uns die Anfrage vom kaufmännischen
Berufskolleg in Duisburg-Neudorf für den Ausbildungsgang
von zahnmedizinischen Fachangestellten. Mit
der Aufklärung dieser zukünftigen Fachkräfte erhoffen wir
uns mittelfristig einen entspannteren Umgang mit den Themenfeldern
HIV und Hepatitiden in den Zahnarztpraxen –
das tut not (vgl. 1. und 4.).
Bis auf einzelne Ausnahmen – vorwiegend im Zusammenhang
mit schulischen Projekttagen und im Umfeld des Welt-
AIDS-Tages – sind direkte Kooperationen mit Einrichtungen
der offenen Jugendarbeit eher selten. Dass wir hier allerdings
auch keine Offensiven starten konnten, hat unsererseits
einfach mit Kapazitätsgrenzen zu tun.
5.6.4 Multiplikator*innen- und Erwachsenenbildung
Die Bereitschaft der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V.,
viel in die Aus- und Weiterbildung ihrer ehrenamtlichen
Mitarbeiter*innen zu investieren ist nach wie vor sehr
hoch, allerdings ist die Zahl der Bewerber*innen gesunken.
Und das leider nicht nur bei uns, sondern auch bei unseren
Nachbar-AIDS-Hilfen. Daher konnten wir auch in diesem
Jahr keine vernetzte Grundlagenausbildung anbieten.
Ein modifiziertes Konzept, das mit einem geringeren Aufwand
für eigene Kapazitäten einhergeht und externe Angebote
des Dachverbandes der DAH einbezieht, ist immer
noch in Bearbeitung. Allerdings fehlt zur Weiterbearbeitung
jemand, der Kapazitäten für die überregionale Koordinationsarbeit
hat.
Es spricht weiterhin vieles dafür, ehrenamtliche Ressourcen
gerade auch im Bereich der (Primär-) Präventionsarbeit
weiter zu mobilisieren und zu qualifizieren, z.B. für
den peer-to-peer-Ansatz. Die aktiven Ehrenamtler*innen
sind eine wichtige Ressource und die wichtigsten Multiplikator*innen.
Sie zu akquirieren, zu qualifizieren und ihre
Einsätze zu koordinieren erfordert aber hauptamtliche Ressourcen,
die zu wenig vorhanden sind. Auch muss dies von
zuwendenden staatlichen Strukturen so erkannt, gewollt
und dann auch gefördert werden – und darf sich nicht auf
„Sonntagsreden“ über die Bedeutung des freiwilligen Engagements
beschränken.
Eine weitere ganz wichtige Gruppe von potentiellen Multiplikator*innen
sind in diesem Präventionsfeld natürlich
die Lehrenden und / oder sozialarbeiterisch Tätigen in
schulischen und außerschulischen Einrichtungen. Die
Anfragen nach Lehrerfortbildungen im Hinblick auf und im
Vorfeld von Projektformen stagnieren auf sehr niedrigem
68
Niveau. Dies hat unter anderem mit den vielfältigen Veränderungen
im Schulbereich mit erheblichen Zusatzbelastungen
für die Lehrkräfte zu tun. Fortbildungen, die mit
Unterrichtsausfall verbunden sind, sind nicht leicht zu installieren.
Dies hat auch damit zu tun, dass wir überwiegend
bei z.T. schon sehr lange etablierten Projekten agieren und
hier nicht mehr viel Überzeugungsarbeit leisten müssen.
Darüber hinaus wirkt hier in sehr positivem Sinne die alljährliche
Fachtagung des AK Prävention Duisburg in genau
diese Richtung (s.u.). Natürlich wäre eine Ausweitung des
Angebotes wünschenswert, aber wir sind nach wie vor froh,
wenn wir mit unseren begrenzten Ressourcen die Nachfragen
weitestgehend bedienen können.
Das Themenspektrum reicht hier von der Präsentation des
aktuellen Wissensstandes zu HIV und AIDS über die epidemiologische
Entwicklung und daraus resultierende Präventionskonsequenzen
und –strategien bis hin zu Aspekten
spezieller Fortbildung im Feld der Kommunikation, wie Gesprächsführung
und Moderation.
Ein zentrales Anliegen ist es, die Präventionsthemen und
die damit verbundenen Ziele an Schulen und in außerschulischen
(Jugend-) Einrichtungen möglichst ganzjährig zu
platzieren. Geschulte Pädagog*innen, Erzieher*innen oder
Sozialarbeiter*innen und –pädagog*innen sollten diese
repräsentieren, zumindest mit Verweisungskompetenzen
ausgestattet sein und als Ansprechpartner*innen für die Jugendlichen
bekannt sein / werden.
Neben inhaltlichen Anregungen und methodischen Zugangsformen
dient die Fachtagung immer auch dem Ziel,
die Präventionsinfrastruktur in Duisburg kennen lernen zu
können.
5.6.5 Berufsspezifische Erwachsenenbildung
Hier sind im Wesentlichen Fortbildungsveranstaltungen
in Krankenpflegeschulen, bei sonstigen Pflegeanbietern
und im medizinischen Versorgungssystem verortet. Insbesondere
bei den Krankenpflegeschulen unserer Region
verzeichnen wir sehr stabile Nachfragen und hocherfreuliche
Rückmeldungen. Insbesondere wird geschätzt, dass
wir von der medizinischen Seite bis zu den Tiefen im psychosozialen
Bereich die ganze Bandbreite des komplexen
Themenfeldes rund um das Phänomen „HIV / AIDS und andere
sexuell übertragbare Infektionen“ abdecken können.
Nicht zuletzt auch in diesem Tätigkeitsfeld bewährt sich
das „3-Säulen-Modell AIDS-Hilfe“ mit der Verbindung von
Selbsthilfe-, Interessen- und Fachverband sowie der Ansatz
der Strukturellen Prävention immer wieder aufs Neue.
Vereinzelt tauchen auch –wieder- Anfragen aus dem Bereich
der Altenpflegeseminare auf, was uns sehr erfreut, weil es
doch zeigt, dass immer mehr Menschen mit HIV auch hier
in Erscheinung treten, da sie immer größere Chancen auf
ein Älterwerden haben.
Auch für das Berichtsjahr 2017 hat der AK Prävention Duisburg
eine Fachtagung für Multiplikator*innen geplant und
für den 26.09. mit dem Schwerpunktthema „Gender TÜV –
Geschlechterrollen auf dem Prüfstand“ ausgeschrieben.
Aufgrund verschiedener ungünstiger Umstände geschah
dies allerdings recht kurzfristig und kollidierte noch dazu
u.a. mit einer Tagung der Duisburger Schulsozialarbeiter*innen.
Dadurch kam es zu einer ungewöhnlich niedrigen
Anmeldequote, die uns dazu bewegt hat, die Fachtagung
abzusagen und im nächsten Jahr gewissermaßen neu aufzulegen.
Erfreulich ist, dass sich der Kreis der aktiv Mitwirkenden
im Arbeitskreis im Berichtsjahr erweitert hat (Jungs
e.V., Mabilda e.V., die Schulsoziarbeit an der GE Du-Süd
sind hinzugekommen).
Also: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
69
5.6.6 Sonstige Aufgaben und Tätigkeiten
Anzuführen sind hier für den Stelleninhaber :
• Beteiligung an der Grundlagenausbildung für Ehrenamtler*innen inhouse und in der Ruhrgebietsvernetzung
der AIDS-Hilfen
• Präventionsvernetzungsarbeit im Kreis Wesel und Duisburg
• Vertretung der AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel e.V. bei den NRW-Youthworker-Arbeitskreisen und dem
Youthwork-Qualitätszirkel sowie im Sprecherkreis der NRW Youthworker*innen
• Vertretung des Youthwork-NRW-Projektes in der AG Aidsprävention NRW
• Evaluation und Qualitätssicherung – Fortführung des Verfahrens beim Youthwork-Förderprogramm-Controlling
MGEPA, NRW – seit 2013 der landesweiten Datenerhebung über die AG Aidsprävention
• Beratung / Informationen für Zeitungs- TV- und Radio-Redaktionen sowie für politische Entscheidungsträger
• Koordinierung von haupt- und ehrenamtlichen Einsätzen bei Informations- und Präventionsprojekten
• Einarbeitung in und Bereitstellung von Materialien für Lehrende und Multiplikator*innen
• Beratung von pädagogischen Fachkräften bzgl. der Unterrichts- oder Projektgestaltung zum Thema HIV /
AIDS und anderer STI`s
• Telefonische und persönliche Informations- und Beratungsgespräche
• E-mail Beratung
• Unterstützung von Jugendvertretungs- und Schülerzeitungsredakteur*innen
• Geschäftsführung
• u.a.m. (Vgl. 4. Öffentlichkeitsarbeit)
70
Abb.:
Veranstaltungsverteilung nach Arbeitsfeldern
71
5.7. SCHLAU Duisburg
len, Bi-, Intersexuellen und Trans*. Die dahinterstehende
Idee ist, dass Vorurteile und Klischees durch die direkte
Begegnung wirkungsvoll hinterfragt und abgebaut werden
können. Wir möchten die Jugendlichen mit Lesben, Schwulen,
Bi-, Intersexuellen und Trans* ins Gespräch bringen:
„Damit nicht mehr über uns geredet wird, sondern mit
uns!“
Der Unterstrich (auch als GenderGap bezeichnet) schafft einen Raum
für alle sozialen und geschlechtlichen Identitäten, die sich nicht in die
Dichotomie von weiblich und männlich einordnen
wollen und /oder können.
Seit 2013 ist die AIDS-Hilfe Duisburg Kreis Wesel e.V. Träger
des ehrenamtlichen Projektes SCHLAU. SCHLAU steht
für Schwul Lesbisch Bi Inter Trans* Aufklärung durch welche
wir nachhaltige Antidiskriminierung in Duisburg (und im
Kreis Wesel) erreichen wollen.
Beschreibung
SCHLAU steht für Schwul Lesbisch Bi Inter Trans* Aufklärung
durch lokale Aufklärungsgruppen aus ganz Nordrhein-Westfalen.
Die SCHLAU Duisburg Gruppe besucht
ehrenamtlich Schulen, Jugendzentren und andere Bildungseinrichtungen
in Duisburg und Umgebung.
Im Zentrum von SCHLAU steht die Begegnung zwischen
Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Lesben, Schwu-
72
Denn noch immer zeigen Studien in trauriger Regelmäßigkeit,
dass Homo- und Transphobie feste Bestandteile in
Klassenräumen, Freizeiteinrichtungen und auf Schulhöfen
sind. Manchmal entsteht so ein Klima gegenseitiger Feindseligkeit,
unter dem nicht nur homo- und bisexuelle sowie
inter- und transgeschlechtliche Jugendliche leiden, sondern
das alle betrifft. SCHLAU-Workshops thematisieren diese
Diskriminierungsmechanismen, geben authentische Einblicke
in gleichgeschlechtliche Lebensweisen und vermitteln
Akzeptanz gegenüber der Vielfalt menschlicher Lebensentwürfe.
SCHLAU Duisburg leistet damit einen grundlegenden Beitrag
zu nachhaltiger Antidiskriminierung, effektiver Gewaltprävention
und demokratischer Menschenrechtsbildung.
Denn unsere Vision ist eine Gesellschaft ohne Ausgrenzung,
Homophobie und Transphobie.
Kooperation mit dem Träger
SCHLAU Duisburg agiert weitgehend eigenständig, bedarf
aber eines Trägers. Die AIDS-Hilfe Duisburg Kreis Wesel
e.V. stellt sich dazu gerne zur Verfügung. SCHLAU erhält
administrative Unterstützung sowie Sach-Unterstützung
z.B. einen Arbeitsplatz, Zugriff auf Materialien und im Rahmen
der Möglichkeiten personelle Unterstützung durch die
AIDS-Hilfe Mitarbeiter*innen. Die Zusammenarbeit und das
Verhältnis der beiden Institutionen werden durch eine Kooperationsvereinbarung
geregelt.
Einsätze
Vernetzung
SCHLAU Duisburg ist Teil des landesweiten Netzwerkes
SCHLAU NRW, getragen vom Schwulen Netzwerk NRW
e.V. Die Landesstruktur steht im Kontakt zur Landespolitik
und den fördernden Ministerien. Schulungen und Dokumentation
zählen zu den dortigen Aufgaben, wie auch die
bundesweite Vernetzung.
Seit Mai 2017 ist Kai-Uwe Diel der neue Koordinator von
SCHLAU Duisburg. Mit dieser neuen Aufstellung konnte
SCHLAU Duisburg an sieben neue ehrenamtliche
Teamer_innen gewinnen. Diese wurden im Rahmen der
„Start-Up“ Schulung durch das Landesnetzwerk SCHLAU
NRW geschult. Nach erfolgreicher Teilnahme, war es den
neuen Teamer_innen möglich, insgesamt fünf erfolgreiche
Workshops durchzuführen und dabei 127 Schüler_innen
zu erreichen. Parallel zu den Einsätzen finden regelmäßige
Teamsitzungen und Fortbildungen statt.
Neben den Schulbesuchen hat SCHLAU Duisburg an dem
Christopher-Street-Day (CSD) in Duisburg und Köln Präsenz
gezeigt. Am Duisburger CSD hatte SCHLAU Duisburg
einen eigenen Stand gemeinsam mit Herzenslust Duisburg
in der Duisburger Innenstadt.
Für das Berichtsjahr 2018 hat SCHLAU Duisburg bereits 13
festgesagte Workshops und weitere Anfragen von Schulen
und Jugendeinrichtungen aus Duisburg und deren Umgebung.
73
6. Ehrenamtliche Mitarbeit
6.1. Begleitung der ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen
liger Runde fand in unserem Café der Abend statt. Wie in
den Vorjahren konnten wir uns bei ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern für ihre Tätigkeit im abgelaufenen
Jahr und auch bei den Veranstaltungen zum WAT bedanken.
Unter den Anwesenden fand ein reger Austausch statt.
Im Berichtsjahr waren als Kern 25 Personen ehrenamtlich
für die AIDS-Hilfe tätig. Punktuell, wie zum Beispiel im Rahmen
der CSD-Saison oder beim WAT beteiligen sich weitere
interessierte Menschen an unserer Arbeit und unterstützen
uns tatkräftig.
Das ehrenamtliche Engagement ist für das Angebot der
AIDS-Hilfe Duisburg/Kreis Wesel e. V. weiterhin überaus
wichtig. Ohne die freiwilligen Mitarbeiter*innen könnten wir
unser umfangreiches Angebot nicht aufrechterhalten. Daher
an dieser Stelle unser großer Dank für den unermüdlichen
Einsatz und die vielen unentgeltlich geleisteten Stunden
des freiwilligen Engagements.
Die AIDS-Hilfe bietet vielfältige Aufgabengebiete, in denen
sich die ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen engagieren können.
Diese umfassen die Begleitung, die Prävention im Bereich
HIV & Drogen, die „Knastarbeit“, Präventions- und
Öffentlichkeitsarbeit, Herzenslust, Telefon- und E-Mail-Beratung,
Chat-Beratung, Vorstandsarbeit, Mittwochs-Café,
Freitagsfrühstück, Substitutionsfrühstück und Weihnachtsfeier.
Einige ehrenamtliche Mitarbeiter*innen arbeiten in
mehreren Bereichen, andere haben sich spezielle Aufgabengebiete
gesucht, so zum Beispiel das Freitagsfrühstück.
Die ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen sind in den unterschiedlichsten
Berufen aktiv, sind HIV-negativ oder HIV-positiv,
setzen sich aus Frauen und Männern aus allen sozialen
Lebensbereichen zusammen und stammen aus den
unterschiedlichsten politischen Richtungen. Dies bedeutet
für die Arbeit der AIDS-Hilfe einen enormen Erfahrungsschatz,
der in unsere Arbeit mit einfließt.
Eine Möglichkeit des Austausches bietet weiterhin unser
Mittwochs-Café (siehe auch Punkt 3.5). Hier ist der zentrale
Anlaufpunkt, um sich mit Betroffenen zu treffen oder sich
untereinander oder mit den hauptamtlich Tätigen auszutauschen.
Mit unserem traditionellen Dezember-Aktiventreffen dankte
die AIDS-Hilfe den ehrenamtlich Mitarbeitenden. Zu einem
leckeren Buffet richtete das hauptamtliche Team den Gruppenraum
gemütlich her. In stilvoller Atmosphäre und gesel-
Gute Gespräche bei vorweihnachtlicher Atmosphäre –
unser Danke schön! – Sonder-Aktiven-Treffen
6.2. Schulung und Fortbildungen für ehrenamtliche Mitarbeiter*innen
Im Berichtsjahr fand erneut leider keine Schulung für ehrenamtliche
Mitarbeiter*innen in Vernetzung mit den AIDS-Hilfen
Bochum, Essen und Oberhausen statt.
Vor dem Hintergrund des hohen Ressourceneinsatzes von
hauptamtlichen Trainer*innen sollte ein modifiziertes Konzept
mit einer Basisschulung über den Dachverband der
DAH und aufbauenden Modulen in den Aidshilfen entstehen.
Das Gerüst dazu konnte entwickelt werden, allerdings
stockt der Prozess, weil es immer schwieriger wird, Kapazitäten
für ein überregionales Engagement frei zu stellen.
74
So müssen wir zurzeit für die Einsteigerschulungen auf die
Verbandsangebote verweisen, können aber natürlich unsere
spezifischen AIDS-Hilfe Bedarfe in verschiedenen Formen
in der Regel auch intern abdecken. Die großen Synergien
sind aber zunächst mal weg.
6. 3 Externe Fortbildungen
Weiterhin besteht in unserer Einrichtung ein Fortbildungsetat
für ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiter*innen.
Nicht nur im eigentlichen HIV/AIDS-Bereich, sondern auch
bei anderen sexuell übertragbaren Krankheiten und in der
Sozialgesetzgebung ergeben sich immer schneller Veränderungen.
Fortwährende Weiterbildungen garantieren
somit eine kompetente und aktuelle Beratung und daraus
resultierend entsprechende Qualitätssicherung.
Wir bedanken uns abschließend an dieser Stelle für das
enorme freiwillige Engagement und die vielen Stunden ehrenamtlicher
Arbeit bei unserem „EA-Team“!
75
Controlling-Daten für das Kalenderjahr 2017 -
Verteilung nach Arbeitsfeldern
1. Unmittelbare Kontakte im Berichtsjahr 2017 durch Maßnahmen primärpräventiver Zielsetzung
(personalkommunikativ) :
Gesamt 13.170
Davon im Arbeitsbereich :
1.1. Youthwork u. Prävention in der Allgemeinbevölkerung
Gesamt: 4296 ( 32,7 %)
Davon männlich 1910
Davon weiblich 2386
Mit erkennbarem Migrationshintergrund 1132
Ohne erkennbaren Migr.hintergrund 3164
Bis 21 Jahre 2412
Über 21 Jahre 1884
1.2. Beratung (persönlich, telefonisch, inkl. bundesweite Telefonberatung u.per e-mail)
Gesamt : 1250 ( 9,5 %)
Davon männlich 800
Davon weiblich 450
Mit Migrationshintergrund 235
Ohne Migrationshintergrund 1015
Bis 21 Jahre 185
Ab 22 Jahre 1065
76
1.3 Frauen (inkl. überregionale Aktionen i. R. der Landesarbeitsgemeinschaft; AG XXelle-Ruhrgebiet , …)
Gesamt : (100% weiblich) 425 ( 3,2 %)
Mit Migrationshintergrund 287
Ohne Migrationshintergrund 138
Bis 21 Jahre 33
Ab 22 Jahre 392
1.4 Migration (in 2017 subsumiert in Beratung 1.2, Frauen 1.3 u. YW 1.1)
Gesamt :
Davon männlich
Davon weiblich
Bis 21 Jahre
Ab 22 Jahre
1.5 Herzenslust regional (inkl. Beratung & Test, CSD Duisburg-Veranstaltungen, queer-life, Parties, …)
Gesamt : 2068 (15,7 %)
Davon männlich: 1314
Davon weiblich 744
Mit Migrationshintergrund 214
Ohne Migrationshintergrund 1854
Bis 21 Jahre 552
Ab 22 Jahre 1516
1.6 Herzenslust (Knotenpunktarbeit im Ruhrgebiet, fast vollständig über ZSP-Landesmittel gefördert)
(CSDs Köln, Düsseldorf und Essen)
Gesamt : 520 (3,9 %)
Davon männlich 410
Davon weiblich 110
Mit Migrationshintergrund 44
Ohne Migrationshintergrund 476
Bis 21 Jahre 110
Ab 22 Jahre 410
77
1.7. SCHLAU Duisburg (seit 06/2013 in Trägerschaft der AIDS-Hilfe)
Gesamt: 127 (1,0 %)
Davon männlich: 73
Davon weiblich: 54
Mit Migrationshintergrund: 73
Ohne Migrationshintergrund: 54
Bis 21 Jahre: 127
Ab 22 Jahre: 0
1.8. Justizvollzug („Knastarbeit“) (JVA Du-Hamborn mit Zweigstelle Dinslaken)
Gesamt : (alle über 21 Jahre!) 290 (2,2 %)
Davon männlich 105
Davon weiblich 185
Mit Migrationshintergrund 96
Ohne Migrationshintergrund 194
1.9. Drogen (allgemeine und zielgruppenspezifische Präventionsarbeit d. AH)
Gesamt : 1044 (7,9 %)
Davon männlich 783
Davon weiblich 261
Mit Migrationshintergrund 120
Ohne Migrationshintergrund 924
Bis 21 Jahre 82
Ab 22 Jahre 962
78
1.10. Spritzentausch (über persönlichen Kontakt, ohne Automaten in Du. u. Wesel)
Gesamt : 2400 (18,2 %)
Davon männlich 1980
Davon weiblich 420
Mit Migrationshintergrund 330
Ohne Migrationshintergrund 2070
Bis 21 Jahre 150
Ab 22 Jahre 2250
1.11. Substitution (an Wochenenden und Feiertagen in Duisburg, flankierende personalkommunikative
Maßnahmen)
Gesamt : 750 (5,7 %)
Davon männlich 540
Davon weiblich 210
Mit Migrationshintergrund 190
Ohne Migrationshintergrund 560
Bis 21 Jahre 0
Ab 22 Jahre 750
1. Unmittelbare Kontakte im Berichtsjahr 2017 durch Maßnahmen sekundär- und tertiärer Zielsetzung
(personalkommunikativ)
Gesamt : 1.114
1.1 (Psychosoziale-) Begleitung
Gesamt : 850 (76,3 %)
Davon männlich 489
Davon weiblich 361
Mit Migrationshintergrund 237
Ohne Migrationshintergrund 613
Bis 21 Jahre 28
Ab 22 Jahre 822
79
1.2 Beratung (für 2017 in 2.1. PSB integriert)
Gesamt :
Davon männlich
Davon weiblich
Mit Migrationshintergrund
Ohne Migrationshintergrund
Bis 21 Jahre
Ab 22 Jahre
1.3 Justizvollzug
Gesamt : 2 (0,2 %)
Davon männlich 0
Davon weiblich 2
Mit Migrationshintergrund 0
Ohne Migrationshintergrund 2
Ab 22 Jahre (alle!) 2
1.4 Frauen
Gesamt : 194 (17,4 %)
Mit Migrationshintergrund 104
Ohne Migrationshintergrund 90
Bis 21 Jahre 4
Ab 22 Jahre 190
80
1.5 Migration (s. 2.1. Begleitung und 2.4. Frauen)
2.6 Drogen
Gesamt: 52 (4,7 %)
Davon männlich 46
Davon weiblich 6
Mit Migrationshintergrund 8
Ohne Migrationshintergrund 44
Bis 21 Jahre 0
Ab 22 Jahre (alle!) 52
1.6 Youthwork (hier nur Personen! mit i.d.R. mehreren Kontakten!)
Gesamt : 16 (1,4 %)
Davon männlich 12
Davon weiblich 4
Mit Migrationshintergrund 4
Ohne Migrationshintergrund 12
Bis 21 Jahre 2
Ab 22 Jahre 14
81
82
83
84
85
86
87
88
SAMSTAG, 2.12. - AB 18:00 UHR
TREATMENT FOR ALL, PART XII
Solidaritäts-Benefizkonzert zum Welt-AIDS-Tag
18.00 Uhr Informations- und Diskussionsrunde
19.00 Uhr Benefizkonzert zum Welt-AIDS-Tag
mit den Bands: Nachgemacht, fresh
game & Absolut.
Ort: Haus der Jugend
Friedrich-Altfred-Str. 14
47226 Duisburg
Eintritt: 5€ ermäßigt: 3€
SAMSTAG, 9.12. - AB 18:30 UHR
HOMOLOBBY ... WIR SCHAFFEN DAS!
Herzenslust bei der Weihnachtsrevue 2017 des
„Kristalls“
mit Michelle Charell und Honey Hoghhead
Ort: Kristall
Hafenstrasse 54, 47119 Duisburg
Eintritt: 14€
FREITAG, 1.12. WELT-AIDS-TAG
10:00 - 16:00Uhr
BERATUNG UND TEST
HIV- ANTIKÖRPERTEST
Anonym und kostenlos
Gesundheitsamt Beratungsstelle,
Universitätsstr. 32, 47051 Duisburg
TEL.: 0203 / 283 75 74
WELT-AIDS-TAG 2017
Veranstaltungsprogramm
der
und Kooperationspartnern
MITTWOCH, 20.12. - AB 18:30 UHR
PINK WEDNESDAY
HOMOLOBBY ... WIR SCHAFFEN DAS!
Herzenslust on Tour
Pink Wednesday auf dem Weihnachtsmarkt
Ort: Weihnachtsmarkt Duisburg
Bismarckstr. 67
47057 Duisburg
Soli-Bär 2017
gegen eine Spende
von 6€ erhältlich
PRÄVENTION, BERATUNG, BEGLEITUNG
Tel: 0203 / 66 66 33
Fax: 0203 / 6 99 84
Mail: info@aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de
Netz: www.aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de
SPENDENKONTO:
SPARKASSE Duisburg
IBAN: DE71 3505 0000 0227 0055 50
BIS: DUIS DE 33 XXX
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