VortragBDPT0701109Schlussfassung
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DR. NIETSCH & KROLL<br />
Rechtsanwälte<br />
"Das Risiko der Scheinselbständigkeit des<br />
selbständigen Personal Trainers" -<br />
Aktuelle Diskussion zu sozialversicherungs-,<br />
arbeitsrechtlichen und steuerrechtlichen Fragen<br />
Frankfurt/Main, den 07.11.2009<br />
Für den Inhalt der Präsentation: Copyright by Rechtsanwalt Matthias B. Kroll, LL.M., Hamburg<br />
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DR. NIETSCH & KROLL<br />
Rechtsanwälte<br />
Ihr Referent<br />
Rechtsanwalt Matthias W. Kroll, LL.M.<br />
• Sozius der Kanzlei Dr. Nietsch & Kroll Rechtsanwälte, Hamburg<br />
• Fachanwalt für Arbeitsrecht, Master of Insurance Law<br />
• Beratung von KMU in allen wirtschaftsrechtlichen Fragen<br />
• Lehrbeauftragter an der HAW Hamburg<br />
• Gastdozent an der Napier University of Edinburgh/Schottland<br />
• www.nkr-hamburg.de<br />
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DR. NIETSCH & KROLL<br />
Rechtsanwälte<br />
Ausgangsfall<br />
Frank Fit ist Sportwissenschaftler (Magister, Studium<br />
abgeschlossen) mit Zusatzqualifikation A-Lizenz Fitness. Er hat im<br />
Nebenfach Sportmedizin studiert und möchte nun als Personal<br />
Trainer arbeiten.<br />
Herr Fit bietet seine Tätigkeit als Personal Trainer über eine eigene<br />
Website an.<br />
Um ein zweites festes Standbein zu haben, bewirbt sich Fit als<br />
„freier Mitarbeiter“ in einem Studio. Dort wird im der Fragebogen<br />
„V027“ der Deutschen Rentenversicherung (Bund) vorgelegt.<br />
Nach Tätigkeitsbeginn erhält Fit einen weiteren Fragebogen („V<br />
020“).<br />
Fit schreibt Rechnungen für seine Tätigkeit sowohl an seine<br />
Klienten im Personal Training Bereich als auch an das Studio und<br />
weist dort Umsatzsteuer aus. Gewerbesteuer zahlt er nicht.<br />
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DR. NIETSCH & KROLL<br />
Rechtsanwälte<br />
Ausgangsfall<br />
Einige Zeit später erhält Fit einen Brief der Deutschen<br />
Rentenversicherung (Bund), der auf seinen eigenen<br />
Angaben beruht.<br />
Auf dem<br />
Brief steht:<br />
BESCHEID<br />
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DR. NIETSCH & KROLL<br />
Rechtsanwälte<br />
Ausgangsfall<br />
Der Bescheid weist aus,<br />
- die Feststellung einer sozialversicherungspflichtigen<br />
Beschäftigung nach § 7 SBG IV;<br />
- eine Beitragsrechnung, die ihn zur unverzüglichen<br />
Fälligkeit der Versicherungsbeiträge auffordern<br />
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DR. NIETSCH & KROLL<br />
Rechtsanwälte<br />
Ausgangsfall - Abwandlung<br />
Im Statusfeststellungsverfahren wird festgestellt, dass die<br />
Tätigkeit von Fit eine selbständige Tätigkeit ist. Dennoch<br />
erhält er einen Brief der Deutschen Rentenversicherung<br />
(Bund), der auf seinen eigenen Angaben beruht.<br />
Auf dem<br />
Brief steht:<br />
BESCHEID<br />
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DR. NIETSCH & KROLL<br />
Rechtsanwälte<br />
Ausgangsfall<br />
Der Bescheid weist aus,<br />
- die Feststellung einer rentenversicherungspflichtigen<br />
Beschäftigung;<br />
- eine Beitragsrechnung, die ihn zur unverzüglichen<br />
Fälligkeit der Versicherungsbeiträge auffordern<br />
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DR. NIETSCH & KROLL<br />
Rechtsanwälte<br />
Ausgangsfall<br />
Fragestellungen<br />
- Kann sich A gegen den Bescheid über die Abführung von<br />
Sozialversicherungsbeiträgen in Höhe von 19,5 % seines<br />
Nettoeinkommens erfolgreich zur Wehr setzen?<br />
- Wenn ja, wie?<br />
- Welche rechtlichen Chancen bestehen im Hinblick auf den<br />
Bescheid über seine Rentenversicherungspflicht?<br />
- Wie sieht die steuerliche Situation aus?<br />
- Bestehen arbeitsrechtliche Besonderheiten?<br />
- Gibt es Möglichkeiten, eine solche Sozialversicherungspflicht bzw.<br />
Rentenversicherungspflicht zu vermeiden?<br />
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DR. NIETSCH & KROLL<br />
Rechtsanwälte<br />
Sozialrechtliche Regelungen<br />
• Für das Sozialrecht definiert § 7 Abs. 1 SGB IV die „Beschäftigung“<br />
als nicht selbständige Arbeit, insbesondere in einem Arbeitsverhältnis.<br />
• Anhaltspunkte für eine sozialversicherungspflichtige<br />
Beschäftigung sind:<br />
- Tätigkeit nach Weisungen<br />
- Eingliederung in die Arbeitsorganisation des Weisungsgebers<br />
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Rechtsanwälte<br />
Sozialrechtliche Regelungen<br />
• Nach der ständigen Rechtsprechung des Bundessozialgerichts<br />
setzt eine Beschäftigung voraus, dass<br />
– der Arbeitnehmer vom Arbeitgeber persönlich abhängig ist,<br />
– d.h. wenn der Beschäftigte in den Betrieb eingegliedert ist und<br />
dabei Zeit, Dauer, Ort und Art der Ausführung der Tätigkeit vom<br />
Arbeitgeber bestimmt werden.<br />
(BSG Urteil vom 19.08.2003)<br />
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Rechtsanwälte<br />
Sozialrechtliche Regelungen<br />
• Eine selbständige Tätigkeit nimmt das BSG an, wenn<br />
– ein eigenes Unternehmerrisiko vorliegt,<br />
– eine eigene Betriebsstätte vorhanden ist,<br />
– sowie eigene Betriebsmittel und über<br />
– die eigene Arbeitskraft frei verfügt werden kann.<br />
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Rechtsanwälte<br />
Sozialrechtliche Regelungen<br />
• Ob jemand abhängig beschäftigt ist oder selbständig, beurteilt<br />
sich danach, welche der vorgenannten Merkmale überwiegen.<br />
• Dabei ist das Gesamtbild der Arbeitsleistung maßgebend.<br />
Maßgeblich ist weiter die Ausgestaltung der tatsächlichen<br />
Verhältnisse, unabhängig von einer vertraglichen Vereinbarung.<br />
BSG Urteil vom 12.02.2004<br />
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Rechtsanwälte<br />
Sozialrechtliche Regelungen<br />
• Fragebogen V 027 der Deutschen Rentenversicherung (Bund)<br />
• Antrag auf Feststellung des sozialversicherungsrechtlichen<br />
Status<br />
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Rechtsanwälte<br />
Sozialrechtliche Regelungen<br />
• Rentenversicherungspflicht<br />
Versicherungspflichtig sind nach § 2 Satz 1 Nr. 1 SGB IV<br />
grundsätzlich selbständig tätige Lehrer und Erzieher.<br />
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Rechtsanwälte<br />
Sozialrechtliche Regelungen<br />
• Rentenversicherungspflicht<br />
• Die Versicherungspflicht für Lehrer und Erzieher wurde erstmals<br />
1899 angeordnet und 1911 in das Angestellten-Versicherungsgesetz<br />
(AVG) sowie die Reichsversicherungsordnung (RVO) und<br />
schließlich in das am 01.01.1992 in Kraft getretene Sechste Buch<br />
des Sozialgesetzbuchs (SGB VI) übernommen.<br />
• Jahrzehntelang wurde die Vorschrift weitgehend ignoriert.<br />
• Dies änderte sich erst, als die BfA 1996 die Betriebsprüfungen<br />
von den Krankenkassen übernahm. Seither nehmen die<br />
Prüfungen, insbesondere im Fitnessbereich, jährlich zu.<br />
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Rechtsanwälte<br />
Sozialrechtliche Regelungen<br />
• Rentenversicherungspflicht<br />
• Rechtsprechung<br />
– BSG vom 22.06.2005 – Az.: B 12 RA 14/04<br />
– Bayerisches Landessozialgericht vom 20.12.2006 – Az. : L 19 R 304/05<br />
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DR. NIETSCH & KROLL<br />
Rechtsanwälte<br />
Sozialrechtliche Regelungen<br />
• Rentenversicherungspflicht<br />
• Rechtsprechung<br />
– BSG vom 22.06.2005 – Az.: B 12 RA 14/04<br />
- 1. Die Voraussetzungen einer Tätigkeit als Lehrer im maßgeblichen<br />
sozialversicherungsrechtlichen Sinn (…) sind dann erfüllt, wenn<br />
• im konkreten Fall - und nicht nur ausweislich abstrakter<br />
Tätigkeitsbeschreibungen oder Berufsbilder - eine (wenn auch<br />
flüchtige) spezielle Fähigkeit durch praktischen Unterricht<br />
vermittelt wird.<br />
• Der Verfolgung weiter gehender Lernziele bedarf es ebenso wenig<br />
wie der verpflichtenden Teilnahme am Unterricht, der Abnahme<br />
von Prüfungen und des Ausstellens von Zeugnissen oder<br />
Bescheinigungen.<br />
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DR. NIETSCH & KROLL<br />
Rechtsanwälte<br />
Sozialrechtliche Regelungen<br />
• Rentenversicherungspflicht<br />
• Rechtsprechung<br />
– Bayerisches Landessozialgericht vom 20.12.2006 – Az. : L 19 R 304/05<br />
– Selbständig tätige Lehrer und Erzieher sind versicherungspflichtig,<br />
wenn sie im Zusammenhang mit ihrer Tätigkeit keinen<br />
versicherungspflichtigen Arbeitnehmer beschäftigen.<br />
– Der Kläger ist selbständig in diesem Sinne und nicht ausnahmsweise<br />
von der Versicherungspflicht ausgenommen, weil er keinen<br />
versicherungspflichtigen Arbeitnehmer beschäftigt hat oder<br />
beschäftigt.<br />
– Er ist auch nicht ausnahmsweise versicherungsfrei, weil die<br />
Voraussetzungen einer geringfügigen Tätigkeit im Fall des Klägers<br />
nicht vorliegen.<br />
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Rechtsanwälte<br />
Sozialrechtliche Regelungen<br />
• Rentenversicherungspflicht<br />
• Fragebogen zur Feststellung der Pflichtversicherung kraft<br />
Gesetzes als selbständig Tätiger<br />
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DR. NIETSCH & KROLL<br />
Rechtsanwälte<br />
Sozialrechtliche Regelungen<br />
• Rechtsschutzmöglichkeiten<br />
• Widerspruch gegen Bescheid einlegen, um nachzuweisen, dass<br />
die Voraussetzungen der Sozialversicherungspflicht/<br />
Rentenversicherungspflicht nicht vorliegen.<br />
• ACHTUNG: FRIST! (1 Monat ab Zustellung)<br />
• Die Widerspruchsstelle der Deutschen Rentenversicherung wird<br />
den Vorgang prüfen und einen Widerspruchsbescheid erlassen.<br />
• Fällt dieser Bescheid für den Trainer negativ aus, muss innerhalb<br />
eines Monates nach Zustellung Klage beim zuständigen<br />
Sozialgericht eingereicht werden.<br />
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DR. NIETSCH & KROLL<br />
Rechtsanwälte<br />
Steuerrechtliche Regelungen<br />
• Im Steuerrecht bestimmt § 1 Abs. 1 LStDV, dass Arbeitnehmer<br />
Personen sind, die<br />
• im (…) privaten Dienst angestellt oder beschäftigt sind oder<br />
waren und<br />
• die aus diesem Dienstverhältnis Arbeitslohn beziehen.<br />
• Nach § 2 Abs. 2 Nr. 1 UStG wird die berufliche Tätigkeit nicht<br />
selbständig ausgeübt, soweit natürliche Personen einzeln oder<br />
zusammengeschlossen in einem Unternehmen so eingegliedert<br />
sind, dass sie den Weisungen des Unternehmers zu folgen<br />
verpflichtet sind.<br />
Für den Inhalt der Präsentation: Copyright by Rechtsanwalt Matthias B. Kroll, LL.M., Hamburg<br />
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DR. NIETSCH & KROLL<br />
Rechtsanwälte<br />
Steuerrechtliche Regelungen<br />
• Exkurs - Gewerbesteuer<br />
• Personal Trainer als „Freiberufler“?<br />
• Definition „Freiberufler“:<br />
• Als Freiberuf oder freier Beruf werden Tätigkeiten bezeichnet,<br />
die nicht der Gewerbeordnung unterliegen. Sie betreffen nach<br />
§ 18 EStG ausgeübte wissenschaftliche, künstlerische,<br />
schriftstellerische, unterrichtende oder erzieherische oder<br />
(sehr) ähnlich gelagerte Tätigkeiten.<br />
• Die freien Berufe haben im Allgemeinen auf der Grundlage<br />
besonderer beruflicher Qualifikation oder schöpferischer<br />
Begabung die persönliche, eigenverantwortliche und fachlich<br />
unabhängige Erbringung von Dienstleistungen höherer Art im<br />
Interesse der Auftraggeber und der Allgemeinheit zum Inhalt<br />
(§ 1 Abs. 2 PartGG).<br />
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DR. NIETSCH & KROLL<br />
Rechtsanwälte<br />
Steuerrechtliche Regelungen<br />
• Exkurs<br />
• Personal Trainer als „Freiberufler“?<br />
• Zur freiberuflichen Tätigkeit gehört auch die selbständig<br />
ausgeübte "unterrichtende" Tätigkeit, wobei als "unterrichtend"<br />
jede Art der persönlichen Lehrtätigkeit, insbesondere auch der<br />
Unterricht im Tanzen, Schwimmen, Reiten usw. gehört (vgl.<br />
Urteil des Reichsfinanzhofs - RFH - vom 18. Februar 1920 II A<br />
59/20, RStBl. 1920, 244; BFH-Urteil vom 27. September 1956 IV<br />
601/55 U, BFHE 63,357, BStBl. III 1956, 334).<br />
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DR. NIETSCH & KROLL<br />
Rechtsanwälte<br />
Steuerrechtliche Regelungen<br />
• Exkurs<br />
• Personal Trainer als „Freiberufler“?<br />
• Beschränkt sich die Tätigkeit allerdings nicht auf das<br />
Vermitteln von Fertigkeiten, sondern werden im<br />
Zusammenhang mit der Unterrichtstätigkeit auch noch andere<br />
Leistungen geboten, so kann je nach Art und Umfang dieser<br />
anderen Leistungen insgesamt eine gewerbliche Betätigung<br />
vorliegen.<br />
• Das gilt bei der Erteilung von Reitunterricht vor allem für die<br />
Fälle, in denen neben der Unterrichtserteilung auch noch<br />
Reitanlagen zur Verfügung gestellt sowie Clubräume und<br />
dergleichen bereitgestellt werden. BFH IV R 191/74, 1978<br />
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DR. NIETSCH & KROLL<br />
Rechtsanwälte<br />
Steuerrechtliche Regelungen<br />
• Exkurs<br />
• Personal Trainer als „Freiberufler“?<br />
• Die organisierte und institutionalisierte Form des Unterrichts<br />
setzt u. a. ein auf ein bestimmtes Fachgebiet bezogenes<br />
schulmäßiges Programm zur Vermittlung von Kenntnissen an<br />
den/die Lernwilligen voraus. Dies schließt einen Individualunterricht<br />
zwar nicht aus, wie sich auch aus den Urteilen des IV.<br />
Senats zum Fitness- und Bodybuilding-Studio ergibt (vgl. Urteile<br />
in BFHE 173, 331, BStBl II 1994, 362, und in BFHE 180, 568, BStBl<br />
II 1996, 573).<br />
• In diesen Fällen wird bei der Durchführung eines nach Lehrziel<br />
und Lehrmethode feststehenden Programms - Training des<br />
Körpers unter Zuhilfenahme von Geräten - der Unterricht auf die<br />
besonderen Bedürfnisse des einzelnen abgestellt.<br />
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DR. NIETSCH & KROLL<br />
Rechtsanwälte<br />
Steuerrechtliche Regelungen<br />
• Exkurs<br />
• Personal Trainer als „Freiberufler“?<br />
• Lassen sich jedoch Kenntnisse nicht aufgrund eines für das<br />
bestimmte Fachgebiet allgemeingültigen, im Einzelfall<br />
abwandlungsfähigen Lehrprogramms vermitteln, sondern<br />
erfordert die Tätigkeit die Erarbeitung und Entwicklung eines auf<br />
die speziellen Bedürfnisse einer Person abgestellten, nicht auf<br />
einen Fachbereich beschränkten Programms, so stellt dies keine<br />
Lehrtätigkeit in organisierter und institutionalisierter Form mehr<br />
dar.<br />
• Es handelt sich hierbei um eine beratende Tätigkeit.<br />
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DR. NIETSCH & KROLL<br />
Rechtsanwälte<br />
Arbeitsrechtliche Regelungen<br />
Kriterien nach der Rechtsprechung des BAG<br />
• Im wesentlichen erfolgt die Abgrenzung anhand von der<br />
Rechtsprechung entwickelten Merkmale.<br />
• Arbeitnehmer ist hiernach, wer aufgrund eines<br />
privatrechtlichen Vertrages im Dienste eines anderen zur<br />
Leistung weisungsgebundener, fremdbestimmter Arbeiter in<br />
persönlicher Abhängigkeit verpflichtet ist.<br />
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DR. NIETSCH & KROLL<br />
Rechtsanwälte<br />
Arbeitsrechtliche Regelungen<br />
Das Bundesarbeitsgericht hat folgende allgemeine Grundsätze zur<br />
Abgrenzung des Arbeitsverhältnisses von anderen<br />
Rechtsverhältnissen aufgestellt:<br />
- Der Arbeitnehmer ist in die Arbeitsorganisation des<br />
Arbeitgebers eingegliedert. Die Eingliederung zeigt sich<br />
insbesondere darin, dass der Beschäftigte dem Weisungsrecht<br />
des Arbeitgebers unterliegt (vgl. § 106 GewO)<br />
- Arbeitnehmer ist, wer nicht im wesentlichen frei seine Tätigkeit<br />
gestalten und seine Arbeitszeit bestimmen kann (vgl. § 106<br />
GewO)<br />
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DR. NIETSCH & KROLL<br />
Rechtsanwälte<br />
Sozialversicherungsrechtliche Folgen<br />
• Stellt sich heraus, dass keine selbständige Tätigkeit sondern ein<br />
sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis vorliegt,<br />
• ist der Arbeitgeber ist im Außenverhältnis nach § 28 e Abs. 1<br />
SGB IV alleiniger Schuldner des Gesamtsozialversicherungsbeitrages<br />
einschließlich des Arbeitnehmeranteils.<br />
• Die Nachentrichtungsansprüche verjähren nach § 25 Abs. 1 Satz<br />
1 SGB IV erst in vier Jahren nach Ablauf des Kalenderjahres, in<br />
dem sie fällig geworden sind.<br />
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DR. NIETSCH & KROLL<br />
Rechtsanwälte<br />
Sozialversicherungsrechtliche Folgen<br />
• Gemäß § 28 g SGB IV kann der Arbeitgeber im Innenverhältnis vom<br />
Arbeitnehmer die Erstattung des auf diesen entfallenden<br />
Arbeitnehmeranteils des Gesamtsozialversicherungsbeitrages<br />
verlangen.<br />
• Nach § 28 g Satz 2-4 SGB IV kann dieser interne<br />
Ausgleichsanspruch jedoch nur durch Abzug vom Arbeitsentgelt<br />
des Arbeitnehmers geltend gemacht werden, wenn der<br />
unterbliebene Abzug bei den nächsten drei Entgeltzahlungen<br />
nachgeholt wird (und werden kann) und der Abzug ohne<br />
Verschulden des Arbeitgebers unterblieben ist.<br />
Für den Inhalt der Präsentation: Copyright by Rechtsanwalt Matthias B. Kroll, LL.M., Hamburg<br />
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DR. NIETSCH & KROLL<br />
Rechtsanwälte<br />
Sozialversicherungsrechtliche Folgen<br />
Hinweis<br />
• Wenn der Mitarbeiter bei der Feststellung seines Status als<br />
Arbeitnehmer schließlich bereits aus dem Unternehmen<br />
ausgeschieden ist, trägt das Unternehmen den gesamten Schaden,<br />
da ein Abzug vom Arbeitsentgelt nicht mehr möglich ist.<br />
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DR. NIETSCH & KROLL<br />
Rechtsanwälte<br />
Steuerrechtliche Folgen<br />
Einkommenssteuerrecht<br />
• Sowohl Arbeitnehmer als auch selbständig Tätige sind nach § 38<br />
Abs. 2 Satz 1 Einkommenssteuergesetz (EStG) Steuerschuldner.<br />
• Arbeitnehmer können im Gegensatz zu Selbständigen bestimmte<br />
Betriebssausgaben nicht von der Steuer absetzen. Die<br />
nachträgliche Feststellung eines Arbeitsverhältnisses kann somit<br />
für den Auftragnehmer/Arbeitnehmer zu Steuernachforderungen bei<br />
der Einkommenssteuer führen.<br />
• Der Auftraggeber haftet als Arbeitgeber als Gesamtschuldner nach<br />
§ 42d Abs. 1 Nr. 1 EStG neben dem Auftragnehmer/Arbeitnehmer in<br />
voller Höhe für etwaige Lohnsteuernachforderungsansprüche des<br />
Finanzamts gegen den Arbeitnehmer<br />
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DR. NIETSCH & KROLL<br />
Rechtsanwälte<br />
Steuerrechtliche Folgen<br />
• Das Finanzamt hat jedoch zunächst zu versuchen, bei dem<br />
Arbeitnehmer die Steuerschuld beizutreiben.<br />
• Wird der Arbeitgeber vom Finanzamt als Haftungsschuldner in<br />
Anspruch genommen, so kann er gegen den Arbeitnehmer<br />
Rückgriff nehmen, auch wenn dieser ausgeschieden ist.<br />
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DR. NIETSCH & KROLL<br />
Rechtsanwälte<br />
Steuerrechtliche Folgen<br />
Umsatzsteuerrecht<br />
• Im Umsatzsteuerrecht belastet ein nachträglich festgestelltes<br />
Arbeitsverhältnis sowohl den Auftraggeber/Arbeitgeber als<br />
auch den Auftragnehmer/Arbeitnehmer.<br />
• Der Arbeitnehmer hat die zu Unrecht ausgewiesene<br />
Umsatzsteuer gemäß § 14 Abs. 3 UStG abzuführen. Eine<br />
nachträgliche Korrektur ist nicht möglich.<br />
• Der Arbeitnehmer kann auch keine Vorsteuerbeträge von der<br />
geschuldeten Umsatzsteuer in Abzug bringen, da er nicht zum<br />
Vorsteuerabzug nach § 15 UStG berechtigt ist. Hieraus können<br />
sich erhebliche Umsatzsteuernachforderungen ergeben.<br />
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DR. NIETSCH & KROLL<br />
Rechtsanwälte<br />
Vermeidungsstrategien<br />
• Statusfeststellungsverfahren ?<br />
• Sinn und Zweck<br />
• Vorteilhaft für den Auftraggeber<br />
• Fraglich, ob vorteilhaft für den Auftragnehmer<br />
- Vorteil:<br />
Klarheit bzgl. Gesamtsozialversicherungsstatus<br />
- Nachteil:<br />
„Im Visier“ der Deutschen Rentenversicherung (Bund), d.h.<br />
weitere Prüfung wegen Rentenversicherungs-pflicht folgt<br />
nach.<br />
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DR. NIETSCH & KROLL<br />
Rechtsanwälte<br />
Vermeidungsstrategien<br />
• Gründung einer GmbH<br />
• Kann der Gesellschafter-Geschäftsführer aufgrund seiner<br />
Beteiligung an der GmbH oder aufgrund satzungsrechtlicher<br />
Bestimmungen eine Weisung an ihn verhindern, besteht<br />
keine Nichtselbständigkeit, sondern eine Selbständigkeit.<br />
• Damit ist er grundsätzlich von der Sozialversicherung befreit<br />
• Problem:<br />
• Besteuerung ist komplizierter (Gesellschaft und<br />
Geschäftsführer/Gesellschafter)<br />
• Gewerbesteuer?<br />
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DR. NIETSCH & KROLL<br />
Rechtsanwälte<br />
Vermeidungsstrategien<br />
• Gründung einer GmbH<br />
• Eine Rentenversicherungspflicht besteht, wenn die<br />
Voraussetzungen dafür vorliegen, dass eine selbständig<br />
tätige Person rentenversicherungspflichtig ist.<br />
• Danach ist ein solcher Geschäftsführer grundsätzlich<br />
rentenversicherungspflichtig, wenn er<br />
• im Zusammenhang mit seiner selbständigen Tätigkeit<br />
keinen versicherungspflichtigen Arbeitnehmer beschäftigt,<br />
dessen Arbeitsentgelt aus diesem Beschäftigungsverhältnis<br />
regelmäßig EUR 400 im Monat übersteigt und<br />
• auf Dauer und im Wesentlichen nur für einen Auftraggeber<br />
tätig ist (§ 2 Satz 1 Nr. 9 SGB VI).<br />
Für den Inhalt der Präsentation: Copyright by Rechtsanwalt Matthias B. Kroll, LL.M., Hamburg<br />
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DR. NIETSCH & KROLL<br />
Rechtsanwälte<br />
Vermeidungsstrategien<br />
• Gründung einer GmbH<br />
• Entscheidend ist dabei allein,<br />
• ob der Geschäftsführer, nicht also die GmbH, ein solches<br />
Beschäftigungsverhältnis eingegangen ist und<br />
• ob er, also nicht die GmbH, nur auf Dauer und im<br />
Wesentlichen einen Auftraggeber hat (Urteil des BSG vom<br />
24.11.2005, DB 2006, 616).<br />
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DR. NIETSCH & KROLL<br />
Rechtsanwälte<br />
Vermeidungsstrategien<br />
• Gründung einer GmbH<br />
- Will ein GmbH-Geschäftsführer eine Rentenversicherungspflicht<br />
vermeiden, so kann er dies durch folgende Maßnahmen erreichen,<br />
nämlich<br />
• durch Anstellung eines Arbeitnehmers durch ihn persönlich (mit<br />
einem Arbeitsentgelt von mehr als EUR 400),<br />
• durch Annahme einer zweiten Tätigkeit, z.B. einer zweiten<br />
Geschäftsführertätigkeit,<br />
• durch Umwandlung der GmbH in die Rechtsform der<br />
Aktiengesellschaft, weil Vorstandsmitglieder einer GmbH nicht<br />
rentenversicherungspflichtig sind (§ 1 Satz 4 SGB VI),<br />
• wenn ein besonderer Befreiungstatbestand nach § 6 SGB VI<br />
(insbesondere Existenzgründer, ältere Selbständigkeit oder<br />
Mitglieder berufsständischer Versorgungswerke) oder<br />
übergangsweise gemäß § 231 Abs. 5 SGB VI vorliegt.<br />
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DR. NIETSCH & KROLL<br />
Rechtsanwälte<br />
Exkurs: „Unternehmergesellschaft haftungsbeschränkt“<br />
Eckdaten<br />
• günstige Variante zur GmbH, keine eigenständige Rechtsform<br />
• Festgelegter Firmenzusatz<br />
• Stammkapital ab 1 EURO<br />
• „Ansparmodell“ bei Gewinnen<br />
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DR. NIETSCH & KROLL<br />
Rechtsanwälte<br />
„Unternehmergesellschaft haftungsbeschränkt“<br />
§ 5 a Unternehmergesellschaft<br />
„(1) Eine Gesellschaft, die mit einem Stammkapital gegründet wird, das<br />
den Betrag des Mindeststammkapitals nach § 5 Abs. 1 unterschreitet,<br />
muss in der Firma abweichend von § 4 die Bezeichnung<br />
„Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt)“ oder „UG<br />
(haftungsbeschränkt)“ führen.“<br />
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41
DR. NIETSCH & KROLL<br />
Rechtsanwälte<br />
„Unternehmergesellschaft haftungsbeschränkt“<br />
Stammkapital …, das den Betrag des Mindeststammkapitals nach § 5 Abs.<br />
1 GmbHG unterschreitet:<br />
• unter 25.000 €<br />
• § 5 Abs. 2 Satz 1 GmbHG: Nennbetrag jedes Geschäftsanteils<br />
mindestens und muss auf volle Euro lauten<br />
• Zwischen 1 und 24.999 €<br />
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„Unternehmergesellschaft haftungsbeschränkt“<br />
Firma mit festgelegter Bezeichnung<br />
• Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) oder<br />
• UG (haftungsbeschränkt)<br />
– Abkürzung des Zusatzes über die Haftungsbeschränkung<br />
unzulässig<br />
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„Unternehmergesellschaft haftungsbeschränkt“<br />
§ 5 a Unternehmergesellschaft<br />
„In der Bilanz des nach den §§ 242, 264 des Handelsgesetzbuchs<br />
aufzustellenden Jahresabschlusses ist eine gesetzliche Rücklage zu<br />
bilden, in die ein Viertel des um einen Verlustvortrag aus dem Vorjahr<br />
geminderten Jahresüberschusses einzustellen ist. Die Rücklage darf nur<br />
verwandt werden:<br />
1. für Zwecke des § 57 c;<br />
2. zum Ausgleich eines Jahresfehlbetrags, soweit er nicht durch einen<br />
Gewinnvortrag aus dem Vorjahr gedeckt ist;<br />
3. zum Ausgleich eines Verlustvortrages aus dem Vorjahr,<br />
soweit er nicht durch einen Jahresüberschuss gedeckt ist.“<br />
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„Unternehmergesellschaft haftungsbeschränkt“<br />
§ 5 a Unternehmergesellschaft<br />
„(5) Erhöht die Gesellschaft ihr Stammkapital so, dass es den Betrag des<br />
Mindeststammkapitals nach § 5 Abs. 1 erreicht oder übersteigt, finden die<br />
Absätze 1 bis 4 keine Anwendung mehr; die Firma nach Absatz 1 darf<br />
beibehalten werden.“<br />
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Fazit<br />
Angesichts der steigenden Arbeitslosigkeit ist wegen der „Flucht in die<br />
Selbständigkeit“ eine Verstärkung der Betriebsprüfungen festzustellen<br />
Wichtige Thematik, die existenzbedrohend werden kann (hohe<br />
Nachforderungen)<br />
Keine allgemeingültiges „Kochrezept“ > Einzelfallbetrachtung<br />
Wichtig: Nicht „wegsehen“, sondern „gestalten“!<br />
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www.nkr-hamburg.de<br />
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!<br />
Kontakt:<br />
Matthias W. Kroll, LL.M., Rechtsanwalt<br />
Tel.: 040/238569-0 Fax: 040/238569-10<br />
Web: www.nkr-hamburg.de Mail:kroll@nkr-hamburg.de<br />
Trotz gewissenhafter Überarbeitung kann eine Gewähr für die Richtigkeit des Inhalts nicht übernommen werden!<br />
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