22.05.2018 Aufrufe

EVENT JOURNAL April-Mai 2018

EVENT JOURNAL April-Mai 2018

EVENT JOURNAL April-Mai 2018

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

26 event journal<br />

I<br />

n Bezug auf unseren Körper<br />

stehen wir vor einem<br />

waschechten Henne - Ei-<br />

Problem. Wer hat das Sagen?<br />

Wer bestimmt mehr über unser<br />

Wohlbefinden, unsere Gedanken<br />

oder unser Körper? Aus lebenslanger<br />

Erfahrung wissen<br />

wir, dass wir am besten fahren,<br />

wenn wir in beiden Bereichen<br />

maximales Glück anstreben.<br />

Wenn es auf einer Ebene über<br />

einen längeren Zeitraum gut<br />

läuft, haben wir die Tendenz,<br />

diesen Aspekt unseres Daseins<br />

zu vernachlässigen. Geistige<br />

wie auch körperliche Gesundheit<br />

jedoch verlangen Pflege<br />

und Zuwendung. Auch das wissen<br />

wir. Wie wir so vieles wissen<br />

und es auch oft beiseiteschieben,<br />

weil es gerade an<br />

Zeit, den materiellen Voraussetzungen<br />

oder starkem Willen<br />

mangelt, um den einen<br />

oder anderen Aspekt<br />

unseres Lebens<br />

intensiv zu<br />

bearbeiten und<br />

zu verbessern.<br />

Ach ja, verbessern.<br />

Fitnessstudios schießen<br />

wie Pilze aus dem Boden, angereichert<br />

mit Ernährungsberatern,<br />

gelenkschonenden<br />

Apparaturen und Trainingskonzepten,<br />

Personaltrainern<br />

inklusive<br />

deren Zutaten<br />

Aufbaudrinks<br />

und Motivationssprüchen<br />

und<br />

attraktiven Sportklamotten. Das<br />

klingt wie eine lustig verkürzte,<br />

also ironische Aufzählung, und<br />

ist somit gepaart mit einem<br />

kleinen Schuss Gemeinheit. Ein<br />

Fitnessmuffel wie die Autorin<br />

kommt auf so eine charmante<br />

Idee, um die Leser zu unterhalten<br />

und den Unsportlicheren<br />

unter uns wieder mal eine kleine<br />

Gelegenheit für ein harmloses<br />

Kopfschütteln über die unermüdlichen<br />

Sportfreaks zu ermöglichen.<br />

Aber müssen wir uns immer<br />

Extreme vor Augen halten, um<br />

uns abgrenzen zu können von<br />

den Ansprüchen unserer Umgebung?<br />

Fitness als Pendant<br />

zur politischen Korrektheit, beide<br />

haben ihre Daseinsberechtigung.<br />

Im Übermaß genossen,<br />

schränken wir Körper- und Gedankenebene<br />

damit ein: Da wir<br />

zwischen den Polen Individualität<br />

und Konformismus pendeln,<br />

passen wir unser Streben nach<br />

Attraktivität oft zumindest temporär<br />

den Ansprüchen der anderen<br />

an. Mit anderen Worten<br />

nehmen die Bemühungen um<br />

einen attraktiven Körper nach<br />

dem Erreichen des Wunschpartners<br />

oft sukzessive ab und<br />

auch die Gesprächsbereitschaft<br />

in langjährigen Beziehungen<br />

leidet gern unter einem Mangel<br />

an neuen Themen. Intellektuelle<br />

und körperliche Attraktivität, um<br />

den Ansprüchen des Partners,<br />

Chefs, der besten Freundin und<br />

der social community zu genügen,<br />

ist durchaus legitim und<br />

macht das Leben ganz klar angenehm.<br />

Aber wir leben nicht<br />

nur im Außen, deshalb<br />

sollten auch unsere<br />

eigenen Ansprüche an<br />

SUDOKU<br />

uns selbst, also<br />

an unser Selbst,<br />

beträchtlich sein.<br />

Wir selbst als Massstab<br />

unserer selbst,<br />

mit unseren oft auch<br />

ungesunden und unethischen<br />

Bedürfnissen,<br />

so funktionieren wir Menschen<br />

auch. Wir müssen selbst mit<br />

uns auskommen, mit unserem<br />

Körper und dem, was wir denken.<br />

Wir stecken in unserer<br />

Haut und haben keine Chance<br />

auf ein Entkommen und da liegt<br />

der Schluss nahe, diese Zeit so<br />

angenehm wie möglich zu gestalten.<br />

Hier wiederum geraten<br />

nicht wenige Zeitgenossen in<br />

eine Zwickmühle. Wenn nämlich<br />

der angestrebte Genuss<br />

keine Nachhaltigkeit für Körper<br />

und Geist aufweist, ist dieser<br />

auf einen gewissen Zeitraum<br />

beschränkt. So können wir beispielsweise<br />

eine Menge Alkohol<br />

oder Zigaretten konsumieren,<br />

ohne zu erkranken. Wenn dies<br />

zur Gewohnheit wird, haben wir<br />

in dem Moment, in dem Aufhören<br />

relevant wird, ein Problem.<br />

Mentale Gewohnheiten sind<br />

davon nicht ausgenommen.<br />

Smartphone und Fernseher<br />

sind beliebte Freizeitkumpels<br />

für uns verspielte Unterhaltungsjunkies.<br />

Katzenvideos<br />

oder auch Derberes auf youtube<br />

und What’s App sind für viele<br />

unerlässlich geworden. Aber<br />

damit muss man ja auch nicht<br />

aufhören, denn deren Konsum<br />

ist ja nicht gesundheitsschädlich,<br />

wie schön. Aber vergessen<br />

wir hier nicht die andere, will<br />

sagen, geistige Seite der Medaille,<br />

wobei youtube-Videos<br />

(einmal abgesehen von Kursen<br />

für Autodidakten) eher fragwürdig<br />

sind als Fitnessprogramm<br />

für das menschliche Gehirn.<br />

Wahrscheinlich darf man so et<br />

was gar nicht einfach behaupten.<br />

Ist auch<br />

FITNESS<br />

richtig, aber<br />

Filmchen<br />

ETHIK<br />

im Netz<br />

haben den<br />

gleichen<br />

Nährwert<br />

fürs Brain<br />

wie über TV<br />

geglotzt.<br />

Und tatsächlich<br />

ist laut<br />

einschlägiger<br />

Studien Fernsehen eine Tätigkeit,<br />

bei der Gehirnareale nur<br />

minimal vernetzt agieren. Wir<br />

ahnen es, schlau macht das<br />

nicht, erstaunlich, da doch das<br />

Internet seiner Struktur nach<br />

organisiert ist wie ein globales<br />

Superhirn. Wie gesunde Ernährung<br />

auf unsere geistigen Fähigkeiten<br />

hingegen wirkt das<br />

gute alte Lesen, ob Buch oder<br />

Ereader spielt dabei keine Rolle.<br />

Im Idealfall konsumieren wir<br />

dabei noch ein Thema, das zusätzlich<br />

stimulierend wirkt und<br />

schon steigen unsere Punkte<br />

auf der Skala für mentale Fähigkeiten<br />

beträchtlich.<br />

Alle nur erdenklichen Arten von<br />

Rätseln, Knobeleien, Aufgabenstellungen<br />

und Mysterien<br />

beanspruchen den menschlichen<br />

Geist und verbessern also<br />

seine Leistungsfähigkeit. Doch<br />

welchen Wert hätte diese ohne<br />

Urteilsfähigkeit; Informationen<br />

in einen ethischen Kontext zu<br />

stellen und danach zu handeln<br />

entspricht der Königsdiziplin im<br />

Mehrkampf um ein glückliches<br />

Leben. Dadurch überschreiten<br />

wir den Ich-Horizont und treten<br />

in das soziale Leben ein, in die<br />

Leben anderer. Sudoku und<br />

Ethik können sich also auf<br />

wunderbare Weise ergänzen.<br />

So einfach ist das also, körperlich<br />

und geistig etwas für<br />

sein Wohlbefinden zu unternehmen.<br />

Unendlich sind die Möglichkeiten<br />

und glücklich diejenigen,<br />

die auf sie zurückgreifen<br />

wollen oder können.<br />

Vor allem das Wollen reiht sich<br />

nahtlos ein in die Aufzählung<br />

der interessanten Umstände<br />

oder Zufälle im Leben. In unserem<br />

Leben, das<br />

wir, wie gesagt, mit<br />

Hilfe unseres Körpers<br />

und unseres<br />

Denkens führen,<br />

das wir<br />

vor allem bewusst<br />

kraft<br />

unseres Willlens<br />

gestalten<br />

können, so hat es<br />

die Natur eingerichtet.<br />

Wollen wir es also<br />

nicht dem Zufall<br />

überlassen und<br />

uns manchmal<br />

überwinden<br />

und schärfen<br />

wir<br />

unseren<br />

Willen<br />

an<br />

kleinen<br />

Stolpersteinen, die unsrem<br />

faulen Ich auf die Sprünge helfen<br />

können. Ganz im Sinne des<br />

Wohlbefindens.<br />

Ob wir dabei Henne oder Ei bezwingen,<br />

spielt für uns keine<br />

Rolle.<br />

Sonya Hochrein<br />

S MMER<br />

<strong>EVENT</strong>S

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!