SURVIVAL OF THE FINEST - FINEST Branding Group
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DER EDWARD-ELGAR-EFFEkT<br />
Verkaufszahlen, die sich hören lassen können<br />
Die macht der musik<br />
Wir sind umgeben von wunderbaren Klängen, die<br />
unser Leben bewusst und unbewusst beeinflussen. Die<br />
Erde umkreist mit einem tiefen G die eigene Achse und<br />
auf dem Ton Cis die Sonne. Auch Merkur und Pluto<br />
schwingen in dieser Frequenz um den Stern in der Mitte<br />
unseres Planetensystems. Aber wir müssen gar nicht<br />
in die Fernen des unendlichen Alls schweifen. Klänge<br />
oder vielmehr Musik beinflussen unser Kaufverhalten<br />
jeden Tag.<br />
Musik berührt uns im tiefsten Inneren: Sie kann uns<br />
zum Weinen bringen oder in Glückseligkeit wiegen.<br />
Doch wie gelingt es Melodien und Rhythmen, sich derart<br />
machtvoll in unser Gefühlsleben einzumischen? Und wie<br />
kann sich die Werbung diesen Umstand zunutze machen?<br />
Wäre es nicht ein Traum, wenn Sie Ihre Kunden durch<br />
gute Musik zum Kauf eines Ihrer Produkte überreden<br />
könnten?<br />
Der Sound der Produkte stimmt schon längst. Elektrokonzerne<br />
führen mit angenehm summenden Staubsaugern<br />
und auf kosmetische Klänge getrimmten Rasierapparaten<br />
vor, was sie unter künstlich konstruierten und<br />
ästhetisch ansprechenden Klängen verstehen. Aber auch<br />
die Klangwelt um die Produkte herum muss stimmen.<br />
Mit angenehmen Geräuschen und Musik verkauft es sich<br />
einfach besser. Das beste Beispiel ist der Supermarkt.<br />
Hier lesen Sie, wie das funktioniert und welche Entwicklung<br />
die Musik in der Werbung genommen hat<br />
Töne steuern unser kauf<br />
verhalten: manche Noten treiben<br />
uns direkt in den Supermarkt<br />
und zum Griff ins Regal.<br />
Andreas köhler, Sounddesigner<br />
Ob im Alltag oder beim Kauf eines Produktes. Töne<br />
können unser Verhalten steuern. Beschwingte Rhythmen<br />
verleiten uns, das Tanzbein zu schwingen, geistliche<br />
Choräle verbreiten eine andächtige Stimmung und manche<br />
Noten treiben einen direkt in den Supermarkt und<br />
zum Griff ins Regal mit einem ganz speziellen Produkt.<br />
Bereits 1993 ließen Charles Areni von der australischen<br />
James Cook University und David Kim von der Texas<br />
Tech University in Weinhandlungen Popmusik und<br />
Klassik erklingen. Mozart und Co erhöhten den Umsatz<br />
verglichen mit den Popcharts um das Zweieinhalbfache.<br />
Durst dank Dur<br />
über akustische Lockvögel und kaufverhalten<br />
Klassische Musik assoziieren die meisten Menschen mit feiner Kultur.<br />
Also mit vornehmem Geschmack und Prestige. Und da sind wir<br />
schon wieder bei edlen Weinen. Das ist also von Produkt zu Produkt<br />
unterschiedlich. Der akustische Lockvogel muss genau auf das Produkt<br />
zugeschnitten sein. Entsprechende Beobachtungen machten im Jahre<br />
1999 der britische Psychologe Adrian North und seine Kollegen von<br />
der University of Leicester in England.<br />
Sie analysierten das Kaufverhalten in der Spirituosen-Abteilung eines<br />
Supermarktes: Bei deutscher Bierzeltmusik griffen die Kunden eher<br />
zu Weinen aus dem Rheinland, bei französischen Akkordeonklängen<br />
nach Bordeaux und Co. Kurioserweise behaupten die allermeisten<br />
der unfreiwilligen Probanden steif und fest, die Musik hätte bei ihrer<br />
Wahl keinerlei Einfluss gehabt. Musik in der Werbung oder zu werblichen<br />
Zwecken wird weitgehend unbewusst als Hintergrund und bloße<br />
Färbung des visuellen Wahrnehmungsobjektes aufgenommen. Ihr<br />
Beitrag zur Gesamtwirkung auf die Kaufentscheidung wird deshalb<br />
meist unterschätzt. Bei genauer Analyse ist man hingegen erstaunt,<br />
wie genau kalkuliert sie sein kann und ihre gefühls- und assoziationslenkende<br />
Funktion ist kaum zu unterschätzen.<br />
Bewusstsein beginnt aber im Unbewussten und tritt dann als Gedanke<br />
an die Oberfläche. Dies lässt sich aber nicht mehr zurückverfolgen,<br />
denn die physikalischen Prozesse, die zum Bewusstsein führen, gehören,<br />
wenn wir uns ihrer bewusst werden, bereits der Vergangenheit<br />
an. Diesen Umstand nutzt der Sounddesigner, um die Verbraucher<br />
zum Griff ins Supermarkt-Regal zu animieren.<br />
Und es hat „plopp“ gemacht. Der mercedes-<br />
Sound wie bei einem Geldschrank ist ein<br />
klassiker.<br />
Dabei beeinflussen uns „Geräusche“ jeder Art täglich. Bewusst oder<br />
unbewusst. Stellen Sie sich doch nur mal vor, Sie hören einen satten<br />
Motorensound und um die Ecke biegt ein kleines City Car. Umgekehrt<br />
erwarten Sie von einem dicken Sportwagen auch, dass es sich<br />
standesgemäß anhört. Das ist wichtig fürs Image und darum wird<br />
nichts dem Zufall überlassen. Deshalb wird in der Automobilindustrie<br />
das Motorengeräusch über den Auspuff, die Abstimmung der<br />
Motorlager, die Motoraufhängung und den Ansaugtrakt gestaltet,<br />
um den Erwartungen unterschiedlicher Zielgruppen zu entsprechen.<br />
Das macht aber beim Auspuff nicht halt. Entsprechend werden auch<br />
BRAND EVOLUTION | EDWARD-ELGAR-GEN<br />
Andreas Köhler,<br />
in seinem Studio<br />
Türen durch Dämmung akustisch optimiert.<br />
Beim Schließen einer C-Klasse muss ein<br />
kostbares, schweres „Plopp“ erklingen, damit<br />
das Zuschlagen der Autotür an einen Safe<br />
erinnert und nicht ein Scheppern von Blech.<br />
Klangdesigner stellen auch sicher, dass ein<br />
Rasierer nicht wie ein Rasenmäher klingt.<br />
Die Erfolgsfaktoren einer<br />
klangmarke<br />
Die Erfolgsfaktoren einer Klangmarke sind<br />
klar. Für die akustische Markenführung muss<br />
man Folgendes wissen: Im Unterschied zu<br />
visuellen Signalen werden akustische Signale<br />
auf dem Weg zum Gehirn fünf bis sechs Mal<br />
umgeschaltet und dabei weiter verarbeitet.<br />
Auch wenn die genaue Signalverarbeitung wie<br />
die Mehrzahl der Prozesse im Gehirn noch<br />
nicht wissenschaftlich exakt definiert ist, gibt<br />
es eine Grundvoraussetzung für den Erfolg<br />
einer Klangmarke: die Dauer des Signals.<br />
Denn das Gehirn besitzt für die Verarbeitung<br />
akustischer Signale ein optimales Zeitfenster<br />
von etwa drei Sekunden. Deshalb möchte ich<br />
Sie jetzt nicht langweilen, denn: Eine zu<br />
lange Tonfolge führt zu Irritation, Anstrengung<br />
oder eben Langeweile.<br />
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