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akzent Juni '18 BO

akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN

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SEEZUNGE | STORY<br />

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kostet einer der hölzernen Giganten. Edelstahl wäre natürlich preisgünstiger gewesen.<br />

„Der Trend von Holz zu Edelstahl begann in den 1950er Jahren“, erzählt<br />

Ernst Möhl. Natürlich nutze auch sein Unternehmen solche Tanks, doch für manche<br />

Produkte habe man seit jeher auf Holz gesetzt. Der langjährige Chef führt aus:<br />

„Die dreimonatige Zwischenlagerung unseres Mosts im Holz macht den Geschmack<br />

milder, harmonischer, und sorgt dafür, dass die Trübe schön stabil bleibt. Darüber<br />

hinaus trägt der Most den Zusatz „vom Fass“ sogar im Namen und Holz ziert das<br />

Etikett – wir können also gar nicht anders!“<br />

Regionalität ist ein wichtiger Faktor in der Arbeit von Möhl: Alle Äpfel, die hier verarbeitet<br />

werden, stammen aus einem Umkreis von 40 Kilometern. 80 Prozent aller<br />

Schweizer Mostäpfel stammen von Hochstamm-Bäumen. Wenn möglich, beauftragt<br />

man regionale Handwerker und nutzt regionale Dienstleister. Besonderen Wert<br />

legte man auf die Wahl des Holzes für die Fässer: Das Rohmaterial wurde kaum<br />

acht Kilometer von Arbon entfernt geschlagen. „Schweizer Holz ist kompakter, hat<br />

weniger große Poren“, erklärt er. Auch das Holz, das für die Fassaden der jüngeren<br />

Gebäude verwendet wurde, stammt aus der Schweiz.<br />

So viel Hingabe zum Endprodukt kostete vor allem auch eine Menge Zeit: Drei Jahre<br />

lagerte das Holz, bevor es verarbeitet werden konnte, dazu die nicht unerhebliche<br />

Herstellungsdauer der Fässer. Aber sich Zeit nehmen, von langer Hand planen und<br />

Ruhe bewahren, das ist man bei Möhl gewohnt. Kein Wunder, schließlich begann<br />

die Familie schon 1895 mit der Saftherstellung; mittlerweile ist die Mosterei in der<br />

fünften Generation angekommen. Ernst Möhl selbst übernahm 1975 im Alter von<br />

gerademal 23 Jahren das Unternehmen, steht also seit mehr als vier Jahrzehnten an<br />

der Spitze. Man kann bei Möhl getrost und ohne Übertreibung von einem „Traditionsunternehmen“<br />

sprechen. Und Tradition wird hier großgeschrieben, denn sie<br />

bringt Konstanz – im Unternehmen selbst, aber auch bei den Zulieferern: „Für viele<br />

hiesige Landwirte und Handwerker sind wir seit vielen Jahren ein wichtiger und steter<br />

Abnehmer und Auftraggeber, manchmal schon seit Generationen.“ Ernst Möhl kennt<br />

den Rheintaler Küfer Martin Thurnheer sehr gut, mit dessen Urgroßmutter er die<br />

Preise aushandelte, schließlich hatte sie das schon mit seinen Vorfahren gemacht.<br />

Aber Ernst Möhl weiß natürlich auch, welchen Wert Tradition noch haben kann: „Sie<br />

ist unser Unique Selling Point, unser Alleinstellungsmerkmal. Die neuen Fässer haben in<br />

der Schweiz ein großes Medienecho hervorgerufen, und das hat unsere Position natürlich<br />

gestärkt.“ Bei Tradition schwingen auch immer Assoziationen wie Ehrlichkeit und<br />

Authentizität mit – „das hat bei uns absolute Wichtigkeit“, bekräftigt der 66-jährige.<br />

Dabei verlieren er und seine Familienmitglieder nicht die Zukunft des Unternehmens aus<br />

den Augen: Mit Christoph, Georges und Lukas Möhl steht schon die nächste Generation<br />

in den Startlöchern. „Und das ist auch gut so“, bekräftigt Ernst Möhl, „denn wir<br />

müssen immer auch den Spagat zwischen Althergebrachtem und Neuem schaffen, und<br />

dabei helfen die Jungen – sie bringen neue Impulse.“ Er selbst habe vollstes Vertrauen<br />

in seine Nachfolger: „Wenn man weiß, dass die Arbeit in guten Händen ist, dann fällt<br />

das Loslassen nicht schwer.“ Obwohl: So richtig loslassen, das könne man in einem<br />

Unternehmen wie Möhl ohnehin nicht. Er freue sich schon darauf, vermehrt kleinere<br />

Kunden wie Restaurants betreuen zu können, statt mit Marktgrößen wie Migros, Coop<br />

und Co. verhandeln zu müssen.<br />

Und so wünscht er sich für die Zukunft von Möhl, dass man eine starke Marke und<br />

eine solide Firma bleibe – „aber nicht nur für die Familie und die Aktionäre, sondern<br />

auch für die Angestellten, Konsumenten und Landwirte!“ –, und dass man weiterhin<br />

neue Produkte entwickeln werde. Immer mit dem Apfel im Herzen – natürlich.<br />

Mosterei Möhl AG<br />

St. Gallerstrasse 213, CH-9320 Arbon<br />

+41(0)71 447 40 74 | www.moehl.ch<br />

TEXT: MICHAEL SCHRODT<br />

FOTO: MOSTEREI MÖHL, MICHAEL SCHRODT

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