Reif für die Schule - Brandenburg.de
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Kin<strong>de</strong>rgesundheit und soziale Lage<br />
Bericht <strong>de</strong>s Gesundheitsamtes<br />
<strong>de</strong>s Landkreises<br />
Oberspreewald-Lausitz<br />
zu <strong>de</strong>n Ergebnissen <strong>de</strong>r<br />
Einschulungsuntersuchung<br />
im Jahr 2000<br />
Oktober 2000<br />
1
Inhaltsverzeichnis<br />
Seite<br />
1 Grundlagen und Zielstellung 3<br />
2 Wie gesund sind unsere Schulanfänger ? 4<br />
2.1 Ergebnisse <strong>de</strong>r Einschulungsuntersuchungen 4<br />
2.1.1 Die Ausgangssituation 4<br />
2.1.2 <strong>Reif</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> ? 4<br />
2.1.3 Befun<strong>de</strong> 4<br />
2.1.3.1 Sprache und Sprechen 5<br />
2.1.3.2 Psychomotorische Störungen 6<br />
2.1.3.3 Sehen und Hören 6<br />
2.1.3.4 Übergewicht 6<br />
2.1.3.5 Chronische Erkrankungen 7<br />
2.1.3.6 Behin<strong>de</strong>rungen 7<br />
2.1.3.7 Sonstige wichtige Befun<strong>de</strong> 7<br />
2.1.4 Handlungsbedarf und empfohlene Maßnahmen 8<br />
2.1.4.1 Empfehlungen zur Einschulung 8<br />
2.1.4.2 Empfehlungen zur Einberufung <strong>de</strong>s För<strong>de</strong>rausschusses 8<br />
2.1.4.3 Weiterer Handlungsbedarf 8<br />
2.2 Ergebnisse <strong>de</strong>r zahnärztlichen Untersuchung 9<br />
2.2.1 Die Ausgangssituation 9<br />
2.2.2 Befun<strong>de</strong> und Schlussfolgerungen 9<br />
3 Soziale Lage und Gesundheit <strong>de</strong>r Schulanfänger im<br />
Landkreis Oberspreewald-Lausitz 10<br />
3.1 Die Ausgangssituation 10<br />
3.2 Beson<strong>de</strong>rheiten in unserem Kreis 10<br />
3.3 Medizinisch relevante Befun<strong>de</strong> und Sozialstatus 11<br />
3.4 Handlungsbedarf, empfohlene Maßnahmen und<br />
Sozialstatus 12<br />
3.4.1 Einschulung und Sozialstatus 12<br />
3.4.2 Frühför<strong>de</strong>rausschuss und Sozialstatus 12<br />
3.4.3 Weitere Maßnahmen und Sozialstatus 12<br />
4 Impfen als wichtige Prophylaxemaßnahme 13<br />
4.1 Die Ergebnisse <strong>de</strong>s Schuljahres 1996/97 13<br />
4.2 Die Ergebnisse <strong>de</strong>r Einschulungsuntersuchung 2000 13<br />
4.3 Durchimpfungsgrad und Sozialstatus 14<br />
5 Thesen und Schlussfolgerungen 15<br />
Anhang 1: Termine und Untersuchungsinhalte <strong>de</strong>r kassenärztlich finanzierten Vorsorgeuntersuchungen<br />
U 7 – U 9<br />
Anhang 2: Ärztlicher Dokumentationsbogen <strong>für</strong> Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche<br />
Anhang 3: Medizinisch relevante Befun<strong>de</strong> - Auszug aus <strong>de</strong>n funktionsdiagnostischen Tabellen<br />
Anhang 4: Ermittlung <strong>de</strong>s Sozialstatus<br />
Anhang 5: Sozialstatus <strong>de</strong>r Einschüler in <strong>de</strong>n Städten und Ämtern <strong>de</strong>s Landkreises<br />
Anhang 6: Quellenverzeichnis<br />
2
1 Grundlagen und Zielstellung<br />
Aus <strong>de</strong>r Unterrichts- und späteren Schulpflicht <strong>für</strong> Kin<strong>de</strong>r leitet sich <strong>die</strong> Fürsorgepflicht <strong>de</strong>s Staates <strong>für</strong><br />
das Schulkind ab. Dies führte En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts zur Einrichtung <strong>de</strong>r ersten Schulgesundheits<strong>die</strong>nste<br />
in Deutschland. Deren zentrale Aufgabe war <strong>die</strong> schulärztliche Untersuchung von Schul-<br />
anfängerinnen und Schulanfängern.<br />
Die Einschätzung <strong>de</strong>r Schulfähigkeit aus medizinischer Sicht gehört auch heute noch zu <strong>de</strong>n<br />
vordringlichen Aufgaben <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>r- und Jugendgesundheits<strong>die</strong>nstes in Deutschland.<br />
Im Land <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> ist <strong>die</strong> <strong>Schule</strong>ingangsuntersuchung, genau wie in allen an<strong>de</strong>ren Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn,<br />
eine durch Schulgesetz und Gesundheits<strong>die</strong>nstgesetz festgeschriebene Pflichtuntersuchung.<br />
Die Einschulungsuntersuchung ist <strong>die</strong> einzige vollständige Untersuchung einer jeweils<br />
geschlossenen Jahrgangskohorte unserer Bevölkerung.<br />
Sie stellt neben <strong>de</strong>n krankenkassenfinanzierten Früherkennungsuntersuchungen, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r<br />
U 7 bis U 9 (Anhang 1), <strong>die</strong> von nie<strong>de</strong>rgelassenen Ärzten angeboten und durchgeführt wer<strong>de</strong>n, ein<br />
wichtiges Instrument zur Prävention von Krankheiten und Entwicklungsstörungen im Kin<strong>de</strong>salter dar.<br />
Nach Recherchen <strong>de</strong>r AOK Land <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> und nach Schätzung <strong>de</strong>r Ärzte im Kin<strong>de</strong>r- und<br />
Jugendgesundheits<strong>die</strong>nst <strong>de</strong>s Kreises nehmen nur 60-75 % <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r U 8 bzw. U 9 teil.<br />
Damit bleiben viele Krankheiten und Entwicklungsstörungen, insbeson<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn, <strong>die</strong> keine<br />
Kin<strong>de</strong>rtagesstätte besuchen, bis zur Einschulungsuntersuchung unerkannt.<br />
Einschulungsuntersuchungen <strong>die</strong>nen:<br />
� <strong>de</strong>r Erkennung gesundheitlicher und sozialer Beeinträchtigungen und Störungen,<br />
<strong>die</strong> <strong>de</strong>n <strong>Schule</strong>rfolg beeinflussen bzw. gefähr<strong>de</strong>n können,<br />
im Schulalltag beson<strong>de</strong>re Beachtung durch <strong>die</strong> Pädagogen erfor<strong>de</strong>rn und/o<strong>de</strong>r<br />
technisch-organisatorische Maßnahmen in <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong> notwendig machen.<br />
� <strong>de</strong>r Einleitung, Vermittlung und Sicherung bisher nicht erfolgter, jedoch notwendiger<br />
diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen, um entwicklungsbeeinträchtigen<strong>de</strong><br />
Gesundheitsstörungen zu erkennen, zu beheben und/o<strong>de</strong>r zu mil<strong>de</strong>rn. Der Kin<strong>de</strong>r- und<br />
Jugendgesundheits<strong>die</strong>nst hat hier, im Gegensatz zu <strong>de</strong>n nie<strong>de</strong>rgelassenen Ärzten, <strong>die</strong><br />
Möglichkeit <strong>de</strong>r nachgehen<strong>de</strong>n und aufsuchen<strong>de</strong>n Fürsorge.<br />
� <strong>de</strong>r Gesundheitspflege und Beratung, u.a. zum Impfen, zur Ernährung, zu Sport und Spiel und<br />
zur persönlichen Hygiene.<br />
� <strong>de</strong>r Gewinnung epi<strong>de</strong>miologischer Daten.<br />
Die Untersuchungsdaten im Land <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> wer<strong>de</strong>n standardisiert erhoben und bearbeitet.<br />
Sie sind ein wesentlicher Beitrag zur kommunalen Gesundheitsberichterstattung und<br />
Gesundheitsplanung.<br />
Der vorliegen<strong>de</strong> Bericht stellt <strong>die</strong> wichtigsten Ergebnisse <strong>de</strong>r Einschulungsuntersuchungen <strong>de</strong>s Jahres<br />
2000 im Landkreis Oberspreewald-Lausitz vor.<br />
Er befasst sich mit <strong>de</strong>r Auswertung <strong>de</strong>r erhobenen medizinischen Befun<strong>de</strong> und stellt <strong>de</strong>n<br />
Zusammenhang zwischen Gesundheit und sozialer Lage <strong>de</strong>r Schulanfänger dar.<br />
Die in unserem Kreis erhobenen Daten wer<strong>de</strong>n zum Teil mit <strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>sdaten <strong>de</strong>s Jahres 1998<br />
verglichen. Beim Impfstand erfolgt ein Vergleich mit <strong>de</strong>n Ergebnissen <strong>de</strong>r 1.Klasse <strong>de</strong>s Schuljahres<br />
1996/97.<br />
Ziel <strong>die</strong>ses Berichtes ist es, Öffentlichkeit, Politik und Verwaltung mit relevanten Informationen<br />
zu versorgen, um <strong>de</strong>n gesundheitlichen und sozialen Interessen <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r im Landkreis<br />
Oberspreewald-Lausitz Gewicht zu verleihen und mitzuhelfen, ihre Belange durchzusetzen.<br />
3
2 Wie gesund sind unsere Schulanfänger ?<br />
2.1 Ergebnisse <strong>de</strong>r Einschulungsuntersuchungen<br />
2.1.1 Die Ausgangssituation<br />
Durch <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>r- und Jugendgesundheits<strong>die</strong>nst <strong>de</strong>s Gesundheitsamtes <strong>de</strong>s Landkreises<br />
Oberspreewald-Lausitz wur<strong>de</strong>n bis zum 30. Juni 2000 insgesamt 770 Einschüler untersucht; davon<br />
waren 349 (45,3 %) Mädchen und 421 (54,7 %)Jungen. 43 (5,6 %) Kin<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rholt<br />
untersucht. Es han<strong>de</strong>lte sich dabei um Zurückstellungen aus <strong>de</strong>m Jahr 1999.<br />
Zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Untersuchung waren 214 Kin<strong>de</strong>r 5 Jahre, 535 Kin<strong>de</strong>r 6 Jahre und 20 Kin<strong>de</strong>r<br />
7 Jahre alt.<br />
6 Kin<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Kin<strong>de</strong>r- und Jugendgesundheits<strong>die</strong>nst erst im Juli bzw. August 2000 vorgestellt.<br />
Ihre Daten fin<strong>de</strong>n im Bericht keine Berücksichtigung.<br />
Untersuchte Kin<strong>de</strong>r Die Untersuchungen erfolgten von Februar bis April 2000 in <strong>de</strong>r<br />
im Jahr 2000 <strong>Schule</strong>, in <strong>die</strong> das Kind auch eingeschult wer<strong>de</strong>n sollte. In fast allen<br />
Fällen war ein Elternteil anwesend.<br />
Alle Befun<strong>de</strong>, erfragte Sachverhalte und Festlegungen von Maß-<br />
nahmen wur<strong>de</strong>n im „Ärztlichen Dokumentationsbogen <strong>für</strong> Kin<strong>de</strong>r und<br />
Jugendliche“ eingetragen. Bei <strong>die</strong>sem Bogen han<strong>de</strong>lt es sich um<br />
einen einheitlichen Vordruck im Land Bran<strong>de</strong>n-<br />
burg (Anhang 2).<br />
Für <strong>die</strong> Verschlüsselung <strong>de</strong>r funktionsdiagnostischen Befun<strong>de</strong><br />
nach Schweregrad und Ausprägung stan<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Ärzten<br />
<strong>de</strong>s Gesundheitsamtes weitere funktionsdiagnostische Tabellen<br />
zur Verfügung (Anhang 3).<br />
349 421 Die Daten auf <strong>de</strong>n Dokumentationsbögen wur<strong>de</strong>n verschlüsselt und<br />
Mädchen Jungen in <strong>de</strong>n Computer eingegeben.<br />
Die Auswertung <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Ergebnisse erfolgte anonymisiert<br />
mit einem Spezialprogramm <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>sgesundheitsamtes.<br />
2.1.2 <strong>Reif</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> ?<br />
Durch <strong>die</strong> Einschulungsuntersuchung sollen Gesundheitsstörungen <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r erkannt und bewertet<br />
wer<strong>de</strong>n. Des Weiteren soll festgestellt wer<strong>de</strong>n, ob ein Kind gesundheitlich und von seiner körperlichen<br />
und geistigen Entwicklung her in <strong>de</strong>r Lage ist, <strong>die</strong> <strong>Schule</strong> zu besuchen.<br />
Folgen<strong>de</strong> Grundfähigkeiten müssen altersgerecht entwickelt sein:<br />
� Sinneswahrnehmungen wie Sehen und Hören<br />
� Sprache und Sprechen<br />
� Koordination von Bewegungsabläufen<br />
� Urteils- und Vorstellungsvermögen<br />
� gedankliche Verarbeitung<br />
� Abstraktionsvermögen<br />
Wer<strong>de</strong>n Gesundheitsstörungen o<strong>de</strong>r sonstige auffälligen Befun<strong>de</strong> bei einem Kind festgestellt, erhalten<br />
<strong>die</strong> Eltern Empfehlungen über einzuleiten<strong>de</strong> Maßnahmen.<br />
2.1.3 Befun<strong>de</strong><br />
Unter <strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Untersuchung <strong>de</strong>r 770 Einschüler erhobenen Einzelbefun<strong>de</strong>n dominieren Übergewicht<br />
(18,7 % aller untersuchten Kin<strong>de</strong>r), Kurz- und Weitsichtigkeit (16,2 %), Sprach-, Sprech- und<br />
Stimmauffälligkeiten (16,1 %) und Fußfehler (10,2 %).<br />
Fußfehler (Knick-, Senk-, Spreizfuß) traten bei bei<strong>de</strong>n Geschlechtern in gleichem Maße auf.<br />
Sprach-, Sprech- und Stimmstörungen sowie Augenfehler wur<strong>de</strong>n bei Jungen häufiger als bei<br />
Mädchen festgestellt. Demgegenüber waren mehr Mädchen als Jungen übergewichtig.<br />
4
Einen Überblick über <strong>die</strong> 10 am häufigsten<br />
erhobenen Einzelbefun<strong>de</strong> gibt <strong>die</strong><br />
nebenstehen<strong>de</strong> Tabelle 1.<br />
Um <strong>die</strong> Daten auf Lan<strong>de</strong>sebene besser<br />
vergleichen zu können, wer<strong>de</strong>n<br />
Einzelbefun<strong>de</strong> zu Befundgruppen<br />
zusammengefasst. Bei einigen Diagnosen<br />
wer<strong>de</strong>n außer<strong>de</strong>m leichte Störungen<br />
(sogenannte Funktionsgruppe 1) nicht in <strong>die</strong><br />
Bewertung einbezogen. Im Anhang 3 sind<br />
<strong>die</strong> einzelnen medizinisch relevanten<br />
(=be<strong>de</strong>utsamen) Befun<strong>de</strong> erläutert.<br />
2.1.3.1 Sprache und Sprechen<br />
Befun<strong>de</strong><br />
Anzahl <strong>de</strong>r<br />
Kin<strong>de</strong>r mit Bef.<br />
absolut in %<br />
Übergewicht 144 18,7<br />
Kurz- und Weitsichtigkeit 125 16,2<br />
Sprach-, Sprech- und Stimmstörungen 124 16,1<br />
Fußfehler 79 10,2<br />
Neuro<strong>de</strong>rmitis 37 4,8<br />
Psychomotorische Störungen,<br />
Teilleistungsschwäche<br />
26 3,4<br />
Haltungsanomalien 16 2,1<br />
Erkrankungen <strong>de</strong>s Herzens 13 1,7<br />
Emotionale und soziale Störungen 10 1,3<br />
Asthma bronchiale 9 1,2<br />
Eine gute Sprechfähigkeit ist unerlässlich <strong>für</strong> <strong>de</strong>n erfolgreichen Schulbesuch. Bei 124 Schulanfängern<br />
<strong>de</strong>s Landkreises, das ist je<strong>de</strong>r sechste, wur<strong>de</strong> eine Sprachentwicklungsverzögerung festgestellt.<br />
Diese Störung war bei 42 Kin<strong>de</strong>rn leichterer Art (Funktionsgruppe 1). Hier wur<strong>de</strong>n keine<br />
weiterführen<strong>de</strong>n Maßnahmen empfohlen.<br />
Bei 82 Kin<strong>de</strong>rn wur<strong>de</strong> <strong>die</strong> Diagnose Sprach-, Sprech-, Stimmstörung mittelschwerer und schwerer Art<br />
gestellt.<br />
Von <strong>die</strong>sen 82 Kin<strong>de</strong>rn waren 36 (43,9 %) bereits in Behandlung, <strong>für</strong> 42 (51,2 %) wur<strong>de</strong> erstmals eine<br />
Überweisung zum Facharzt bzw. zu einer Sprachheilbehandlung ausgestellt; weitere 3 (3,6 %) Kin<strong>de</strong>r<br />
erhielten eine erneute Überweisung.<br />
Im Vergleich zu <strong>de</strong>n Ergebnissen <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong>ingangsuntersuchungen 1998 und 1999 ist <strong>de</strong>r Anteil<br />
sprachauffälliger Kin<strong>de</strong>r von rund 7 % auf 10,2 % gestiegen.<br />
Die Ursachen da<strong>für</strong> sind vielfältig. Neben einer verbesserten Untersuchungs- und Dokumentationspraxis<br />
durch <strong>die</strong> Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter <strong>de</strong>s Jugendgesundheits<strong>die</strong>nstes sind es<br />
insbeson<strong>de</strong>re:<br />
� zu wenig Anregung in <strong>de</strong>r Familie und Umwelt <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s (zu wenig Zuwendung,<br />
familiäres Gespräch, Gesang und gemeinsame Aktivitäten)<br />
� Sprachstörungen bei Geschwistern<br />
� vermehrter Fernsehkonsum<br />
� unzureichen<strong>de</strong> Früherkennung von Hörbehin<strong>de</strong>rungen<br />
� angeborene Veranlagung<br />
� fehlen<strong>de</strong>, nicht mit <strong>de</strong>r nötigen Dringlichkeit empfohlene bzw. nicht genutzte<br />
frühzeitige Beratungs- und Behandlungsangebote.<br />
Kin<strong>de</strong>r mit Sprachstörungen haben schlechtere Startchancen in <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong>. Das Erlernen <strong>de</strong>s Lesens<br />
und Schreibens fällt ihnen schwerer als <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Kin<strong>de</strong>rn.<br />
Aus <strong>die</strong>sem Grund besteht hier ein beson<strong>de</strong>rer Handlungsbedarf <strong>für</strong> Prävention und eine frühzeitige<br />
Behandlung <strong>de</strong>r Störungen. Es ist bekannt, dass bei frühzeitiger, individueller Diagnostik und Therapie<br />
Sprachverständnis und Sprachgebrauch so geschult wer<strong>de</strong>n können, dass das Kind keine o<strong>de</strong>r nur<br />
geringe Schwierigkeiten in <strong>de</strong>r <strong>Schule</strong> hat.<br />
Fazit:<br />
• Sprach-, Sprech- und Stimmstörungen dürfen nicht erst bei <strong>de</strong>r Einschulungsuntersuchung<br />
erkannt wer<strong>de</strong>n<br />
• Die Zahl <strong>de</strong>r erstmaligen Überweisungen zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Einschulung zum Facharzt<br />
bzw. zum Logopä<strong>de</strong>n ist im Landkreis zu hoch<br />
• Mit <strong>de</strong>r Frühför<strong>de</strong>rung in <strong>die</strong>sem Bereich muss zeitiger begonnen wer<strong>de</strong>n<br />
5
2.1.3.2 Psychomotorische Störungen<br />
In <strong>die</strong>ser Gruppe wer<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>r mit psychomotorischen Störungen (u.a. Störungen <strong>de</strong>r Koordination,<br />
hyperkinetisches Syndrom), Wahrnehmungsstörungen und Teilleistungsschwächen zusammengefasst.<br />
Bei 26 Einschülern (19 Jungen und 7 Mädchen) wur<strong>de</strong>n psychomotorische Störungen festgestellt. In<br />
10 Fällen waren <strong>die</strong> Beeinträchtigungen leicht und in 16 Fällen mittelschwer bzw. schwer.<br />
Von <strong>de</strong>n 16 Kin<strong>de</strong>rn mit mittleren und schweren psychomotorischen Störungen waren 4 (25 %) bereits<br />
in ärztlicher Behandlung, bei 11 (68,7 %) wur<strong>de</strong> eine erstmalige Überweisung veranlasst, 1 Kind<br />
wur<strong>de</strong> erneut überwiesen.<br />
Fazit:<br />
• Psychomotorische Störungen müssen zeitiger erkannt und behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n<br />
• Die Zahl <strong>de</strong>r Erstüberweisungen bei <strong>de</strong>r Einschulungsuntersuchung ist mit 68,7 % <strong>de</strong>r<br />
betroffenen Kin<strong>de</strong>r entschie<strong>de</strong>n zu hoch<br />
• Der Kin<strong>de</strong>r- und Jugendpsychiatrische Dienst <strong>de</strong>s Gesundheitsamtes muss aufgebaut<br />
wer<strong>de</strong>n<br />
2.1.3.3 Sehen und Hören<br />
Seh- und/o<strong>de</strong>r Hörstörungen wur<strong>de</strong>n bei 138 (17,9 %) Einschülern diagnostiziert. Von <strong>die</strong>sen waren<br />
bereits 76 (55,1 %) in Behandlung, d.h. <strong>die</strong> Störungen wur<strong>de</strong>n durch Brillen o<strong>de</strong>r Hörgeräte<br />
ausreichend korrigiert. Allerdings wur<strong>de</strong>n auch in <strong>die</strong>ser Diagnosegruppe unbehan<strong>de</strong>lte (42 = 30,4 %)<br />
und unzureichend behan<strong>de</strong>lte (18 = 13,0 %) Kin<strong>de</strong>r festgestellt. Für <strong>die</strong>se Einschüler wur<strong>de</strong>n<br />
Überweisungen ausgestellt.<br />
Fazit:<br />
• Seh- und Hörstörungen müssen zeitiger erkannt und behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n<br />
• Die Eltern sollten stärker dazu animiert wer<strong>de</strong>n, <strong>die</strong> angebotenen kassenfinanzierten<br />
Vorsorgeuntersuchungen (insbeson<strong>de</strong>re <strong>die</strong> U 8 und U 9) <strong>für</strong> ihre Kin<strong>de</strong>r zu nutzen<br />
• In Kin<strong>de</strong>rtagesstätten und <strong>Schule</strong>n ist <strong>die</strong> Beleuchtung zu optimieren (Beleuchtungsstärke<br />
und Blendschutz)<br />
• Dem Lärmschutz ist mehr Aufmerksamkeit zu widmen<br />
2.1.3.4 Übergewicht<br />
Aus <strong>de</strong>n Angaben zur Größe und zum Gewicht <strong>de</strong>r untersuchten Kin<strong>de</strong>r berechnet <strong>de</strong>r Computer <strong>de</strong>n<br />
sogenannten Body Mass In<strong>de</strong>x (BMI). Der BMI ist ein verbreitetes und anerkanntes Maß <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Ermittlung von Übergewicht.<br />
Im Land <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> wer<strong>de</strong>n <strong>die</strong><br />
„übergewichtigen“ Einschüler nach<br />
einem Verfahren nach Rolland-Cachera<br />
(wissenschaftliche Referenzwerte auf<br />
<strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>s BMI, Kin<strong>de</strong>r oberhalb <strong>de</strong>r<br />
97. Perzentile) ermittelt.<br />
BMI =<br />
Body Mass In<strong>de</strong>x<br />
Körpergewicht in kg<br />
(Körpergröße in m) 2<br />
Von <strong>de</strong>n Einschülern waren 144 (18,7 %) übergewichtig. Darunter waren 73 Jungen (17,3 % <strong>de</strong>r<br />
männlichen Einschüler) und 71 Mädchen (20,3 % <strong>de</strong>r Einschülerinnen). In bei<strong>de</strong>n Fällen liegt <strong>die</strong>ser<br />
Prozentsatz weit über <strong>de</strong>n Werten, <strong>die</strong> im Land <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> bei <strong>de</strong>n Einschülern <strong>de</strong>s Jahres 1998<br />
ermittelt wur<strong>de</strong>n (Jungen waren hier zu 11,4 %, Mädchen zu 14,2 % übergewichtig).<br />
Nun heißt das nicht, dass in je<strong>de</strong>m Fall eine Behandlungsbedürftigkeit besteht. Die Daten sollten<br />
vielmehr Anlass sein, verstärkt auf eine gesun<strong>de</strong> Lebensweise, d.h. körperliche Bewegung und eine<br />
gesun<strong>de</strong> Ernährung bei <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn (und ihren Eltern) hinzuwirken.<br />
6
Nur so können Folgeschä<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Übergewichtes, wie z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />
Diabetes mellitus, Muskel- und Gelenkerkrankungen und psychosomatische Störungen, wirksam<br />
vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />
Übergewichtige Kin<strong>de</strong>r nehmen meist nicht gern am Sport- o<strong>de</strong>r Schwimmunterricht teil, weil sie oft<br />
<strong>die</strong> vorgegebenen „Normen“ nicht schaffen und von <strong>de</strong>n Klassenkamera<strong>de</strong>n gehänselt wer<strong>de</strong>n.<br />
Anträge auf Sportbefreiungen wer<strong>de</strong>n <strong>für</strong> übergewichtige Kin<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n höheren Klassen häufiger<br />
gestellt als <strong>für</strong><br />
normalgewichtige.<br />
Fazit:<br />
• Verbesserung <strong>de</strong>r Beratungsangebote zur gesun<strong>de</strong>n Ernährung im Kin<strong>de</strong>salter<br />
• Verstärkung <strong>de</strong>r Angebote zu aktiver Bewegung (Sport, Spiel, Schwimmen usw.)<br />
• Verbesserung <strong>de</strong>r psychologischen Betreuung adipöser Kin<strong>de</strong>r (und Jugendlicher)<br />
2.1.3.5 Chronische Erkrankungen<br />
Von <strong>de</strong>n 770 Schulanfängern <strong>de</strong>s Jahres 2000 lei<strong>de</strong>n 70 (9,1 %) an chronischen Krankheiten.<br />
Dabei nehmen <strong>die</strong> Erkrankungen <strong>de</strong>s allergischen Formenkreises (Neuro<strong>de</strong>rmitis, Asthma bronchiale,<br />
allergischer Schnupfen sowie Arznei- und Nahrungsmittelallergien) <strong>de</strong>n größten Anteil ein.<br />
Eine Neuro<strong>de</strong>rmitis wur<strong>de</strong> bei 37 Kin<strong>de</strong>rn, ein allergischer Schnupfen bei 3 Kin<strong>de</strong>rn, Asthma<br />
bronchiale bei 9 Kin<strong>de</strong>rn und eine Nahrungsmittelallergie bei 1 Kind diagnostiziert.<br />
Die meisten <strong>de</strong>r erhobenen Befun<strong>de</strong> waren leichterer Art; es ist jedoch bekannt, dass ein Kind im<br />
Schulalltag bei einem „akuten Schub“ einer allergischen Krankheit erheblich in seiner<br />
Leistungsfähigkeit beeinträchtigt sein kann.<br />
Bei <strong>de</strong>n übrigen chronischen Erkrankungen sind Erkrankungen <strong>de</strong>s Herzens bei 13 Einschülern<br />
festgestellt wor<strong>de</strong>n.<br />
An<strong>de</strong>re chronische Erkrankungen treten erfreulicherweise nur in Einzelfällen (1 Kind mit einem<br />
zerebralen Anfallslei<strong>de</strong>n, 1 Kind mit Diabetes mellitus, 3 Kin<strong>de</strong>r mit einem chronischen Ekzem, 1 Kind<br />
mit einer Schuppenflechte, 4 Kin<strong>de</strong>r mit Erkrankungen <strong>de</strong>r Nieren o<strong>de</strong>r Harnwege, 3 Kin<strong>de</strong>r mit<br />
Erkrankungen <strong>de</strong>r Atemwege) auf. Für <strong>die</strong> betroffenen Kin<strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utet das allerdings auch, dass ihre<br />
Leistungsfähigkeit in <strong>de</strong>r Regel geringer ist als <strong>die</strong> <strong>de</strong>r Mitschüler und sie beson<strong>de</strong>re Aufmerksamkeit<br />
und Verständnis seitens <strong>de</strong>r Lehrer benötigen.<br />
Insgesamt ist festzustellen, dass sich alle Kin<strong>de</strong>r mit chronischen Befun<strong>de</strong>n bereits in ärztlicher<br />
Behandlung befan<strong>de</strong>n und im allgemeinen gut therapiert waren.<br />
2.1.3.6 Behin<strong>de</strong>rungen<br />
Unter <strong>de</strong>n untersuchten Kin<strong>de</strong>rn befan<strong>de</strong>n sich 12 mit einer Behin<strong>de</strong>rung gemäß § 39 BSHG bzw.<br />
§ 35a KJHG.<br />
Von <strong>die</strong>sen sind ein Kind zu 100 %, ein Kind zu 80 % und 2 Kin<strong>de</strong>r zu 50 % behin<strong>de</strong>rt.<br />
Diese Kin<strong>de</strong>r bedürfen im Schulalltag einer Einzelbetreuung durch erfahrene Rehabilitationspädagogen.<br />
2.1.3.7 Sonstige wichtige Befun<strong>de</strong><br />
Haltungsanomalien (16 Kin<strong>de</strong>r), Fußfehler (79 Kin<strong>de</strong>r) und sonstige Erkrankungen <strong>de</strong>s<br />
Bewegungsapparates wur<strong>de</strong>n zwar sehr häufig festgestellt, allerdings waren sie in <strong>de</strong>n meisten Fällen<br />
leichterer Art. Nur bei 20 Kin<strong>de</strong>rn wur<strong>de</strong>n <strong>die</strong>se Störungen als medizinisch be<strong>de</strong>utsam eingeschätzt.<br />
Insgesamt gesehen besteht bei <strong>die</strong>ser Diagnosegruppe in <strong>de</strong>n meisten Fällen kein unmittelbarer<br />
Einfluss auf <strong>die</strong> Schulfähigkeit eines Kin<strong>de</strong>s.<br />
7
Trotz<strong>de</strong>m sollten <strong>die</strong>se Befun<strong>de</strong> ernst genommen wer<strong>de</strong>n, um spätere Schä<strong>de</strong>n an Knochen und<br />
Gelenken zu vermei<strong>de</strong>n. Eine gezielte Prävention ist hier möglich.<br />
Fazit:<br />
• Kin<strong>de</strong>r sollten im Säuglings- und Kleinkindalter nicht zu zeitig zum Sitzen und Stehen<br />
angeregt wer<strong>de</strong>n. Auf eine gute Sitzhaltung sollte bereits frühzeitig geachtet wer<strong>de</strong>n<br />
• Gymnastische Übungen zur Kräftigung <strong>de</strong>r Muskulatur sind in je<strong>de</strong>m Alter sinnvoll.<br />
• In <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rgärten und <strong>Schule</strong>n ist <strong>die</strong> DIN ISO 5970 verstärkt zu berücksichtigen<br />
(Anpassung <strong>de</strong>r Tisch- und Sitzhöhe an <strong>die</strong> Körpergröße)<br />
2.1.4 Handlungsbedarf und empfohlene Maßnahmen<br />
2.1.4.1 Empfehlungen zur Einschulung<br />
Bei 713 Kin<strong>de</strong>rn (92,6 %) wur<strong>de</strong> durch <strong>die</strong> Ärzte <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>r- und Jugendärztlichen Dienstes <strong>die</strong><br />
Empfehlung zur Einschulung ausgesprochen.<br />
Rückstellungen aus medizinischer Indikation wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Eltern von 57 Kin<strong>de</strong>rn (33 Jungen und 24<br />
Mädchen) nahegelegt.<br />
Nach Angaben <strong>de</strong>s Staatlichen Schulamtes unseres Kreises wur<strong>de</strong>n im Jahr 2000 721 Kin<strong>de</strong>r<br />
eingeschult.<br />
2.1.4.2 Empfehlungen zur Einberufung <strong>de</strong>s För<strong>de</strong>rausschusses<br />
Für 19 Kin<strong>de</strong>r (2,5 %) wur<strong>de</strong> eine individuelle umfassen<strong>de</strong> För<strong>de</strong>rung durch Einberufung eines<br />
För<strong>de</strong>rausschusses empfohlen.<br />
Diese Zahl liegt im Vergleich zu <strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>sdaten 1998 <strong>de</strong>utlich niedriger (Empfehlung<br />
För<strong>de</strong>rausschuss lag im Land <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> 1998 bei 5,1 %).<br />
Diese Tatsache ist damit zu erklären, dass es im Landkreis Oberspreewald-Lausitz seit vielen Jahren<br />
eine sehr gut und effektiv arbeiten<strong>de</strong> Frühför<strong>de</strong>r- und Beratungsstelle in Senftenberg mit einer<br />
Außenstelle in Lübbenau gibt. Kin<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>ren Störungen und Behin<strong>de</strong>rungen frühzeitig erkannt wur<strong>de</strong>n,<br />
sind hier bereits in logopädischer und/o<strong>de</strong>r physiotherapeutischer Behandlung und wer<strong>de</strong>n<br />
medizinisch, sozialpädagogisch o<strong>de</strong>r psychologisch betreut.<br />
Lei<strong>de</strong>r ist es nicht möglich, <strong>die</strong> Zahl <strong>de</strong>r bereits betreuten Schulanfänger konkret zu benennen.<br />
2.1.4.3 Weiterer Handlungsbedarf<br />
Mit Blick auf <strong>die</strong> schulischen Anfor<strong>de</strong>rungen an <strong>die</strong> Kin<strong>de</strong>r, gaben <strong>die</strong> untersuchen<strong>de</strong>n Ärzte <strong>de</strong>s<br />
Gesundheitsamtes <strong>de</strong>n Eltern weitere Empfehlungen <strong>für</strong> individuelle Klärungen und Behandlungen.<br />
Im Jahr 2000 wur<strong>de</strong> <strong>für</strong><br />
empfohlen.<br />
85 Kin<strong>de</strong>r (11,0 %) eine Sprachheilbehandlung,<br />
48 Kin<strong>de</strong>r ( 6,2 %) eine psychologische Klärung,<br />
24 Kin<strong>de</strong>r ( 3,1 %) eine pädagogische Klärung,<br />
21 Kin<strong>de</strong>r ( 2,7 %) eine physiotherapeutische Behandlung,<br />
8 Kin<strong>de</strong>r ( 1,0 %) eine ergotherapeutische Behandlung und<br />
4 Kin<strong>de</strong>r ( 0,5 %) eine psychotherapeutische Behandlung<br />
In weiteren 77 Fällen wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Eltern geraten, mit ihrem Kind einen Facharzt o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Hausarzt<br />
aufzusuchen.<br />
8
2.2 Ergebnisse <strong>de</strong>r zahnärztlichen Untersuchungen<br />
2.2.1 Die Ausgangssituation<br />
Gesun<strong>de</strong> Zähne sind <strong>für</strong> Kin<strong>de</strong>r- und Jugendliche von großer Wichtigkeit. Sie beeinflussen <strong>die</strong><br />
Sprache und das Sprechen. Kranke, insbeson<strong>de</strong>re kariöse Zähne und Kieferfehlstellungen können<br />
nachteilige Auswirkungen auf <strong>die</strong> Gesundheit <strong>de</strong>s Gesamtorganismus und das psychische<br />
Wohlbefin<strong>de</strong>n haben.<br />
Zahnkaries ist auch heute noch <strong>die</strong> teuerste Einzelerkrankung <strong>de</strong>r Deutschen.<br />
Die zahnärztliche Untersuchung gehört nicht zur Einschulungsuntersuchung.<br />
Zu <strong>de</strong>n Aufgaben <strong>de</strong>s Zahnärztlichen Dienstes <strong>de</strong>s Gesundheitsamtes zählt jedoch, in allen<br />
Kin<strong>de</strong>rtagesstätten unter <strong>de</strong>n 3-6-jährigen Kin<strong>de</strong>rn Reihenuntersuchungen durchzuführen.<br />
Die Ergebnisse <strong>de</strong>r Untersuchungen in <strong>de</strong>r „großen“ Gruppe, d.h. in <strong>de</strong>r Regel <strong>de</strong>r<br />
Einschulungskin<strong>de</strong>r, stehen zur Verfügung.<br />
Damit sind eine Trendbetrachtung und allgemeine Schlussfolgerungen zur Zahngesundheit <strong>de</strong>r<br />
Einschüler <strong>de</strong>s Jahres 2000 durchaus möglich und zulässig.<br />
Von <strong>de</strong>n Mitarbeiterinnen <strong>de</strong>s Jugendzahnärztlichen Dienstes wur<strong>de</strong>n von September 1999 bis<br />
Mai 2000 513 „Einschulungskin<strong>de</strong>r“ in 80 Kin<strong>de</strong>reinrichtungen untersucht. Der Erfassungsgrad lag bei<br />
76 % <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rtagesstätten angemel<strong>de</strong>ten Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Jahrganges.<br />
Bezogen auf <strong>die</strong> 770 Einschüler aus <strong>de</strong>n Untersuchungen <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r- und Jugendärzte wur<strong>de</strong>n<br />
allerdings nur ca. 60-65 % erfasst.<br />
2.2.2 Befun<strong>de</strong> und Schlussfolgerungen<br />
Von 513 untersuchten Kin<strong>de</strong>rn wiesen<br />
189 (36,8 %) ein naturgesun<strong>de</strong>s Gebiss,<br />
77 (15,0 %) ein saniertes Gebiss und<br />
247 (48,2 %) ein behandlungsbedürftiges Gebiss auf.<br />
Bei 89 Kin<strong>de</strong>rn (17,3 %) wur<strong>de</strong> eine behandlungsbedürftige kieferorthopädische Anomalie festgestellt.<br />
Beim Vergleich verschie<strong>de</strong>ner Regionen unseres Kreises fällt auf, dass in Schwarzhei<strong>de</strong> von 23<br />
untersuchten Kin<strong>de</strong>rn 17 (73,9 %) behandlungsbedürftige Zähne hatten und in Großräschen <strong>die</strong>ser<br />
Anteil mit 60,5 % (37 Kin<strong>de</strong>r von 61 untersuchten) ebenfalls sehr hoch war.<br />
Vom Ziel <strong>de</strong>r Weltgesundheitsorganisation (WHO) je<strong>de</strong>s zweite Kind mit einem naturgesun<strong>de</strong>n Gebiss<br />
einzuschulen, ist unser Kreis sehr weit entfernt.<br />
Auch im Vergleich zum Schuljahr 1996/97, wo 48,5 % <strong>de</strong>r Einschüler ein naturgesun<strong>de</strong>s Gebiss<br />
hatten, (siehe 2. Gesundheitsbericht <strong>de</strong>s Gesundheitsamtes <strong>de</strong>s Landkreises OSL vom April 1998) ist<br />
<strong>die</strong>se Zahl im Jahr 1999/2000 <strong>de</strong>utlich schlechter.<br />
Fazit:<br />
• Erläuterungen und Beratungen zu einer (zahn)gesun<strong>de</strong>n Ernährung müssen weiter<br />
fortgesetzt und intensiviert wer<strong>de</strong>n<br />
• Mit einer effektiven Mundhygiene muss so zeitig wie möglich begonnen wer<strong>de</strong>n<br />
• Die Anwendung von Fluori<strong>de</strong>n als wichtige Prophylaxemaßnahme ist fortzusetzen<br />
• Das Zahnmobil muss im Kreis unbedingt weiterhin zum Einsatz kommen, in beson<strong>de</strong>rs<br />
(Karies) auffälligen Regionen sind <strong>die</strong> gesamten Prophylaxemaßnahmen zu<br />
intensivieren und auf <strong>de</strong>n Vorschulbereich zu konzentrieren<br />
9
3 Soziale Lage und Gesundheit <strong>de</strong>r<br />
Schulanfänger<br />
im Landkreis Oberspreewald-Lausitz<br />
3.1 Die Ausgangssituation<br />
Die Berichte zur Gesundheit <strong>de</strong>r Einschüler im Land <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> aus <strong>de</strong>n Jahren 1994 und 1999<br />
befassten sich ausführlich mit <strong>de</strong>r Frage, ob und in welchem Maße <strong>die</strong> soziale Lage <strong>die</strong> Gesundheit<br />
beeinflusst.<br />
Bei<strong>de</strong> Berichte kommen zu <strong>de</strong>r Schlussfolgerung, dass Kin<strong>de</strong>r aus sozial benachteiligten Familien<br />
Diagnose- und Behandlungs<strong>de</strong>fizite im Vergleich zu <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn aus sozial besser gestellten Familien<br />
aufweisen.<br />
Chancengleichheit und Gerechtigkeit sind <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Kin<strong>de</strong>r in Frage gestellt.<br />
Da <strong>de</strong>r soziale Status <strong>de</strong>r Schulanfänger unseres Landkreises nach <strong>de</strong>n gleichen Kriterien wie im<br />
Land ermittelt wur<strong>de</strong> (Anhang 4), sind <strong>die</strong> Zahlen vergleichbar.<br />
3.2 Beson<strong>de</strong>rheiten in unserem Kreis<br />
Es ist bekannt, dass <strong>de</strong>r Landkreis Oberspreewald-Lausitz zu <strong>de</strong>n Kreisen mit <strong>de</strong>r höchsten<br />
Arbeitslosigkeit im Land <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> und in Deutschland gehört.<br />
Die Zahl <strong>de</strong>r Sozialhilfeempfänger und <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r mit laufen<strong>de</strong>r Hilfe zum Lebensunterhalt ist<br />
entsprechend hoch. Während im Land <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> 1998 10,1 % <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r bis 6 Jahre laufen<strong>de</strong><br />
Hilfe zum Lebensunterhalt erhielten, waren es im Landkreis OSL 16,8 %.<br />
Von <strong>de</strong>n 770 Einschülern wur<strong>de</strong> bei 208 (27,0 %) ein niedriger Sozialstatus, bei 426 (55,3 %) ein<br />
mittlerer und bei 109 (14,2 %) ein hoher Sozialstatus ermittelt. In 27 Fällen (3,5 %) wur<strong>de</strong>n Angaben<br />
zum Beruf und/o<strong>de</strong>r zur Erwerbstätigkeit verweigert.<br />
Das nachfolgen<strong>de</strong> Diagramm (Abb. 1) zeigt <strong>die</strong> Sozialstruktur <strong>de</strong>r Einschüler im Land <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong><br />
1998 im Vergleich zu <strong>de</strong>n Einschülern <strong>de</strong>s Landkreises im Jahr 2000.<br />
Land <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> 1998<br />
Landkreis OSL 2000<br />
Sozialstruktur <strong>de</strong>r Schulanfänger im Vergleich<br />
Land <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> 1998 mit Landkreis OSL 2000<br />
15,7%<br />
14,2%<br />
55,3%<br />
60,7%<br />
0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />
23,6%<br />
27,0%<br />
hoher Sozialstatus mitttlerer Sozialstatus niedriger Sozialstatus<br />
Ein Vergleich innerhalb <strong>de</strong>s Landkreises OSL wird im Anhang 5 <strong>die</strong>ses Berichtes dargestellt.<br />
Abb. 1<br />
Auch <strong>de</strong>r Vergleich <strong>de</strong>r arbeitslosen Mütter <strong>de</strong>r Schulanfänger fällt zu Ungunsten unseres Landkreises<br />
aus. So gaben im Land 1998 38,7 % <strong>de</strong>r Mütter an, nicht erwerbstätig zu sein; im Landkreis<br />
Oberspreewald-Lausitz waren es im Jahr 2000 47,3 %.<br />
Eine Arbeitslosigkeit <strong>de</strong>s Vaters war im Landkreis bei 14,7 % <strong>de</strong>r untersuchten Kin<strong>de</strong>r zu verzeichnen<br />
(Land 18,1 %). Hier ist jedoch zu bemerken, dass <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r alleinerziehen<strong>de</strong>n Mütter (ca. 12 %) in<br />
unserem Kreis sehr hoch ist und aus <strong>die</strong>sem Grund keine Aussagen zur Erwerbstätigkeit <strong>de</strong>s Vaters<br />
vorliegen.<br />
10
3.3 Medizinisch relevante Befun<strong>de</strong> und Sozialstatus<br />
In <strong>de</strong>r Abbildung 2 sind <strong>die</strong> medizinisch relevanten (be<strong>de</strong>utsamen) Befun<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>r Häufigkeit ihres<br />
Auftretens in <strong>de</strong>r Sozialstatusgruppe dargestellt.<br />
Die Ergebnisse sind mit <strong>de</strong>n Zahlen <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s aus <strong>de</strong>m Jahre 1998 vergleichbar.<br />
Auch in unserem Kreis ist festzustellen, dass bei Kin<strong>de</strong>rn aus sozial schwächeren Familien häufiger<br />
(frühför<strong>de</strong>rrelevante) Erkrankungen und Einzelbefun<strong>de</strong> festgestellt wur<strong>de</strong>n als bei Kin<strong>de</strong>rn aus<br />
Familien mit einem höheren Sozialstatus. 77 (37,0 %) Kin<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r niedrigen Sozialstatusgruppe<br />
wiesen frühför<strong>de</strong>rrelevante Befun<strong>de</strong> auf, im Gegensatz zu 108 Kin<strong>de</strong>rn (25,3 %) aus <strong>de</strong>r mittleren und<br />
20 (18,3 %) aus <strong>de</strong>r höheren Sozialstatusgruppe.<br />
Die Unterschie<strong>de</strong> sind erwartungsgemäß am größten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Diagnosen Sprachstörungen (Sprach-,<br />
Sprech- und Stimmstörungen), psychomotorische Störungen sowie Einnässen und an<strong>de</strong>re<br />
psychiatrische Erkrankungen.<br />
Abb. 2<br />
Einschränkungen im Hören und<br />
Sehen<br />
Sprachstörungen<br />
Psychomotorische Störungen<br />
Einnässen und an<strong>de</strong>re psychiatrische<br />
Erkr.<br />
Störungen <strong>de</strong>s Knochenapparates<br />
Erkrankungen <strong>de</strong>s Herzens<br />
Allergien<br />
Medizinisch relevante Befun<strong>de</strong> nach Sozialstatus<br />
(Prozentanteil an Kin<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Sozialstatusgruppe)<br />
0,0%<br />
0,0%<br />
1,6%<br />
1,4%<br />
1,9%<br />
1,8%<br />
0,9%<br />
1,6%<br />
1,4%<br />
2,8%<br />
2,9%<br />
3,4%<br />
3,5%<br />
4,3%<br />
6,3%<br />
10,1%<br />
10,1%<br />
16,5%<br />
15,5%<br />
0,0% 5,0% 10,0% 15,0% 20,0% 25,0%<br />
15,4%<br />
Sozialstatus hoch<br />
Sozialstatus mittel<br />
Sozialstatus niedrig<br />
Bei <strong>de</strong>n organischen Lei<strong>de</strong>n (dargestellt sind Herzerkrankungen und Störungen <strong>de</strong>s Knochenapparates)<br />
gibt es keine nennenswerten Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>n einzelnen<br />
Sozialstatusgruppen.<br />
Auch bei <strong>de</strong>r Diagnose Übergewicht sind keine Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n Sozialstatusgruppen<br />
feststellbar. Diese Aussage steht im Gegensatz zu <strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>sdaten 1998.<br />
Bei <strong>de</strong>r Diagnosegruppe Allergien sind <strong>die</strong> Kin<strong>de</strong>r aus Familien mit hohem und mittleren Sozialstatus<br />
weit häufiger betroffen als <strong>die</strong> Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r sozial Benachteiligten.<br />
Fazit:<br />
• Frühför<strong>de</strong>rfähige Befun<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n bei Kin<strong>de</strong>rn aus sozial benachteiligten Familien bei<br />
<strong>de</strong>r Einschulungsuntersuchung doppelt so häufig festgestellt als bei Kin<strong>de</strong>rn, <strong>die</strong> zur<br />
Gruppe mit hohem Sozialstatus gehören<br />
• Die Zahl <strong>de</strong>r erstmals erhobenen Befun<strong>de</strong> ist in <strong>die</strong>ser Gruppe ebenfalls höher<br />
• Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Jugendamt und in <strong>de</strong>n Sozialämtern <strong>de</strong>s<br />
Landkreises sollten gemeinsam mit <strong>de</strong>m Kin<strong>de</strong>r- und Jugendgesundheits<strong>die</strong>nst <strong>de</strong>s<br />
Gesundheitsamtes darauf hinwirken, dass <strong>die</strong> angebotenen Früherkennungsuntersuchungen<br />
und Beratungsangebote besser bekannt gemacht und genutzt wer<strong>de</strong>n<br />
11<br />
23,1%
3.4 Handlungsbedarf, empfohlene Maßnahmen und Sozialstatus<br />
3.4.1 Empfehlungen zur Einschulung und Sozialstatus<br />
Von <strong>de</strong>n 57 Kin<strong>de</strong>rn, <strong>de</strong>ren Eltern eine Rückstellung vom Schulbesuch aus medizinischer Indikation<br />
nahegelegt wur<strong>de</strong>, gehörten 20 zur sozial schwächeren, 31 zur mittleren und nur 3 zur höheren<br />
Sozialstatusgruppe.<br />
Die Anteile <strong>de</strong>r Rückstellungen an <strong>de</strong>n einzelnen Gruppen liegen bei 9,6 % (niedrigerer Sozialstatus),<br />
7,3 % (mittlerer Sozialstatus) und 2,7 % (höherer Sozialstatus).<br />
Damit wird Kin<strong>de</strong>rn sozial Schwächerer 3,5mal häufiger eine Rückstellung aus medizinischer<br />
Indikation empfohlen als Kin<strong>de</strong>rn aus Familien mit einem hohen Sozialniveau.<br />
3.4.2 Empfehlungen zur Einberufung <strong>de</strong>s För<strong>de</strong>rausschusses und Sozialstatus<br />
Von <strong>de</strong>n 19 Kin<strong>de</strong>rn, <strong>für</strong> <strong>die</strong> eine umfassen<strong>de</strong> individuelle För<strong>de</strong>rung durch Einberufung eines<br />
För<strong>de</strong>rausschusses empfohlen wur<strong>de</strong>, stammten 12 aus sozial benachteiligten Familien und 6 wiesen<br />
einen mittleren Sozialstatus auf. Bei 1 Kind war <strong>de</strong>r Sozialstatus unbekannt.<br />
3.4.3 Weiterer Handlungsbedarf und Sozialstatus<br />
Bei <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn aus sozial schwächeren Familien ist häufiger eine weiterführen<strong>de</strong> Behandlung und<br />
Klärung von Befun<strong>de</strong>n angezeigt als bei <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn aus <strong>de</strong>r mittleren und hohen Sozialstatusgruppe.<br />
Dieser Sachverhalt wird in <strong>de</strong>r Abbildung 3 veranschaulicht.<br />
Sprachheilbehandlung<br />
0,0%<br />
Pädagogische Klärung<br />
Psychologische<br />
Klärung<br />
Handlungsbedarf<br />
(in % aller Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Sozialstatusgruppe)<br />
1,8%<br />
2,1%<br />
1,8%<br />
5,6%<br />
6,7%<br />
8,7%<br />
11,7%<br />
14,4%<br />
0% 4% 8% 12% 16%<br />
Sozialstatus niedrig Sozialstatus mittel Sozialstatus hoch<br />
Abb. 3<br />
Die Ergebnisse im Landkreis Oberspreewald-Lausitz sind mit <strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>szahlen aus <strong>de</strong>m Jahre 1998<br />
vergleichbar.<br />
Physiotherapeutische, ergotherapeutische und psychotherapeutische Behandlungen wur<strong>de</strong>n nur<br />
wenigen Kin<strong>de</strong>rn bei <strong>de</strong>r Einschulungsuntersuchung als weiterführen<strong>de</strong> Maßnahme empfohlen.<br />
In allen Fällen überwiegen <strong>die</strong> Überweisungen bei <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn aus <strong>de</strong>r niedrigen Sozialstatusgruppe.<br />
12
4 Impfen als wichtige Prophylaxemaßnahme<br />
4.1 Die Ergebnisse <strong>de</strong>s Schuljahres 1996/97<br />
Im 2. Gesundheitsbericht <strong>de</strong>s Landkreises Oberspreewald-Lausitz vom April 1998 nahm das Thema<br />
Impfen einen beson<strong>de</strong>ren Stellenwert ein.<br />
Anhand <strong>de</strong>s Impfstan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Schülerinnen und Schüler <strong>de</strong>r 1. Klassen <strong>de</strong>s Landkreises im Schuljahr<br />
1996/97 (Abbildung 4) wur<strong>de</strong> damals festgestellt, dass, abgesehen vom Durchimpfungsgrad gegen<br />
<strong>die</strong> Poliomyelitis (Kin<strong>de</strong>rlähmung), ein unzureichen<strong>de</strong>r Schutz gegen Diphtherie, Tetanus (Wundstarr-<br />
krampf), Pertussis (Keuchhusten), Masern, Mumps (Ziegenpeter) und Röteln bestand.<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Impfstand <strong>de</strong>r Schüler <strong>de</strong>r 1. Klassen <strong>de</strong>s Landkreises OSL<br />
im Schuljahr 1996/97<br />
Diphtherie Tetanus Pertussis Poliomyelitis Masern Mumps Röteln HiB<br />
vollständig geimpft unvollständig geimpft ungeimpft<br />
Abb. 4<br />
Auch <strong>die</strong> Impfung gegen Hämophilus influenzae B (HiB), ein Bakterium, welches insbeson<strong>de</strong>re im<br />
Kleinkindalter zu schweren Hirnhautentzündungen führen kann, wur<strong>de</strong> zum damaligen Zeitpunkt<br />
nur zu 50 % wahrgenommen.<br />
Auf <strong>de</strong>r im September 1998 stattgefun<strong>de</strong>nen Gesundheitskonferenz <strong>de</strong>s Landkreises wur<strong>de</strong> das Ziel<br />
formuliert, <strong>die</strong> Durchimpfungsraten <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>nd zu erhöhen.<br />
Es ist bekannt, dass nur dann, wenn 95 % aller Kin<strong>de</strong>r gegen eine Krankheit geimpft sind, ein soge-<br />
nannter Kollektivschutz einsetzt.<br />
Die Einschulungsuntersuchung 2000 war eine gute Gelegenheit zu überprüfen, ob <strong>die</strong> 1998<br />
formulierte Zielstellung im Kreis erreicht wur<strong>de</strong>.<br />
4.2 Die Ergebnisse <strong>de</strong>r Einschulungsuntersuchung 2000<br />
Während <strong>de</strong>r Einschulungsuntersuchung wird prinzipiell <strong>de</strong>r Impfstand <strong>de</strong>s Einschülers überprüft<br />
und es wer<strong>de</strong>n Hinweise zu seiner Vervollständigung gegeben.<br />
Von 741 (96,2 %) <strong>de</strong>r 770 Einschüler lagen Angaben zum Impfstatus vor.<br />
13
Die Ergebnisse <strong>de</strong>r Überprüfung sind in <strong>de</strong>r Abbildung 5 dargestellt.<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Impfstand <strong>de</strong>r Einschüler <strong>de</strong>s Landkreises OSL <strong>de</strong>s<br />
Schuljahres 2000/01<br />
Dipht herie Tet anus Pert ussis Poliomyelit is Masern Mumps Röt eln HiB<br />
vollständig geimpft unvollständig geimpft ungeimpft<br />
Abb. 5<br />
Es ist zu erkennen, dass sich <strong>de</strong>r Durchimpfungsgrad im Vergleich zum Schuljahr 1996/97 stark<br />
verbessert hat.<br />
Gegen Tetanus, Diphtherie und Poliomyelitis sind mehr als 95 % <strong>de</strong>r untersuchten Kin<strong>de</strong>r immunisiert.<br />
Bei Pertussis (Keuchhusten) und HiB ist <strong>die</strong> Zahl <strong>de</strong>r vollständig geimpften Kin<strong>de</strong>r um 14,4 % bzw.<br />
37,0 % angestiegen. In Hinblick auf immer wie<strong>de</strong>r auftreten<strong>de</strong> Keuchhustenerkrankungen in unserem<br />
Landkreis sollten jedoch alle Anstrengungen unternommen wer<strong>de</strong>n, um auch hier mehr als 95 % <strong>de</strong>r<br />
Kin<strong>de</strong>r vollständig zu immunisieren.<br />
Erfreulicherweise sind im Vergleich zu 1996 auch mehr Kin<strong>de</strong>r gegen Masern, Mumps und Röteln<br />
geimpft. Hier kommt es darauf an, <strong>de</strong>n Anteil <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Zweitimpfung gegen <strong>die</strong>se<br />
Krankheiten, <strong>die</strong> ab <strong>de</strong>m 6. Lebensjahr verabreicht wer<strong>de</strong>n sollte, weiter zu erhöhen.<br />
4.3 Durchimpfungsgrad und Sozialstatus<br />
Im Einschulungsbericht <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> 1998 wird festgestellt, dass sich soziale<br />
Unterschie<strong>de</strong> nur wenig im Durchimpfungsgrad wi<strong>de</strong>rspiegeln.<br />
Aus unserem Datenmaterial <strong>de</strong>r Einschulungsuntersuchungen 2000 geht allerdings hervor, dass <strong>die</strong>se<br />
Aussage <strong>für</strong> unseren Landkreis nicht getroffen wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Grundsätzlich gilt in unserem Landkreis, dass Kin<strong>de</strong>r mit hohem Sozialstatus am besten geimpft sind<br />
und Kin<strong>de</strong>r aus sozial schwächeren Familien <strong>die</strong> größten Impflücken aufweisen.<br />
Die einzelnen Ergebnisse sind in <strong>de</strong>r Tabelle 2 zusammengefasst.<br />
Impfung gegen Anteil <strong>de</strong>r vollständig geimpften Kin<strong>de</strong>r (in % <strong>de</strong>r Soz.-statusgruppe)<br />
niedriger Soz.-status mittlerer Soz.-status hoher Soz.-status<br />
Tetanus 85,6 96,0 96,3<br />
Diphtherie 85,6 95,8 96,3<br />
Pertussis 78,4 92,7 92,7<br />
Poliomyelitis 84,6 94,8 95,4<br />
HiB 78,4 91,1 90,8<br />
Mumps 35,6 40,6 47,7<br />
Masern 36,1 40,6 47,7<br />
Röteln 34,6 40,4 47,7<br />
Tabelle 2<br />
14
Anlage 1<br />
Thesen und Schlussfolgerungen<br />
1. These:<br />
Beeinträchtigungen und Erkrankungen <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r im Vorschulalter wer<strong>de</strong>n zu spät erkannt<br />
Um <strong>die</strong>sem gravieren<strong>de</strong>n Mangel (insbeson<strong>de</strong>re <strong>für</strong> <strong>die</strong> Frühför<strong>de</strong>rung bei Sprachstörungen, aber<br />
auch zur Behandlung psychomotorischer und geistiger Entwicklungsstörungen) abzuhelfen, sollen<br />
<strong>die</strong> Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>r- und Jugendgesundheits<strong>die</strong>nstes<br />
� jährliche Früherkennungsuntersuchungen <strong>für</strong> Kin<strong>de</strong>r ab 3 Jahre in allen Kin<strong>de</strong>rtagesstätten<br />
<strong>de</strong>s Landkreises durchführen. Kin<strong>de</strong>r, <strong>die</strong> keine Kin<strong>de</strong>rtagesstätte besuchen, sollen <strong>die</strong><br />
Möglichkeit erhalten, ebenfalls an <strong>die</strong>sen Untersuchungen teilzunehmen.<br />
� dazu beitragen, <strong>die</strong> Erzieher/innen in <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rtagesstätten zu beraten und zu qualifizieren,<br />
damit Sprach- und Entwicklungsauffälligkeiten von ihnen besser erkannt wer<strong>de</strong>n.<br />
� <strong>die</strong> Zusammenarbeit mit nie<strong>de</strong>rgelassenen Ärzten, Logopä<strong>de</strong>n, Psychologen, Physio- und<br />
Ergotherapeuten sowie an<strong>de</strong>ren medizinischen Fachgruppen verbessern.<br />
2. These:<br />
Die gute Arbeit <strong>de</strong>r Frühför<strong>de</strong>r- und Beratungsstelle am Gesundheitsamt <strong>de</strong>s Landkreises<br />
Oberspreewald-Lausitz muss fortgesetzt wer<strong>de</strong>n<br />
3. These:<br />
Soziale Benachteiligung geht mit gesundheitlicher Benachteiligung einher<br />
Da Kin<strong>de</strong>r auf <strong>die</strong> Lebensverhältnisse keinen Einfluss haben, ist <strong>die</strong> gesellschaftliche Ver-<br />
antwortung zur Vermin<strong>de</strong>rung sozialer und gesundheitlicher Ungleichheit hier beson<strong>de</strong>rs groß.<br />
Notwendig sind dazu<br />
� gesamtgesellschaftliche Strategien zur Bewältigung <strong>de</strong>r zugrun<strong>de</strong>liegen<strong>de</strong>n sozialen<br />
Problematik, wie z.B. Bekämpfung von Arbeitslosigkeit und Armut und<br />
� spezifische Beiträge <strong>de</strong>s Gesundheitssektors, um <strong>die</strong> gesundheitlichen Folgen sozialer<br />
Ungleichheit zu verringern;<br />
� eine Verbesserung <strong>de</strong>r Zusammenarbeit zwischen <strong>de</strong>n Sozialämtern, <strong>de</strong>m Jugendamt und<br />
<strong>de</strong>m Gesundheitsamt <strong>de</strong>s Landkreises;<br />
� <strong>die</strong> Aus- und Fortbildung <strong>de</strong>r medizinischen, pädagogischen und psychosozialen Fachkräfte<br />
auf <strong>die</strong>sem Gebiet durchzuführen und zu verbessern.<br />
4. These:<br />
Die Kompetenz <strong>de</strong>s Gesundheitsamtes zur Prophylaxe und Gesundheitsför<strong>de</strong>rung muss<br />
weiter ausgebaut wer<strong>de</strong>n<br />
Das Beratungsangebot <strong>de</strong>s Gesundheitsamtes zu Fragen<br />
� <strong>de</strong>r gesun<strong>de</strong>n Ernährung (in Hinblick auf <strong>die</strong> vielen übergewichtigen Kin<strong>de</strong>r in unserem<br />
Landkreis);<br />
� <strong>de</strong>r Zahngesundheit (allgemein und in Schwerpunktregionen);<br />
� <strong>de</strong>s Impfschutzes sowie<br />
� zu psychologischen Themen<br />
muss weiter intensiviert wer<strong>de</strong>n. Die Öffentlichkeitsarbeit muss verbessert wer<strong>de</strong>n.<br />
Dazu ist eine ausreichen<strong>de</strong> Anzahl gut qualifizierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitsamt<br />
<strong>de</strong>s Landkreises erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
5. These:<br />
Die Gesundheitsberichterstattung ist und bleibt unverzichtbarer Bestandteil <strong>für</strong> weitere<br />
Gesundheitsplanungen<br />
15
Anhang 1: Termine und Untersuchungsinhalte <strong>de</strong>r kassenärztlich finanzierten<br />
Vorsorgeuntersuchungen U 7 – U 9<br />
U 7 : 21.-24. Lebensmonat <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s<br />
Geprüft wird neben <strong>de</strong>r körperlichen auch <strong>die</strong> geistige Entwicklung, d.h. ob das Kind<br />
altersgemäß sprechen kann und einfache Auffor<strong>de</strong>rungen befolgt.<br />
Kann es eine Schnur durch ein Loch stecken?<br />
Wie arbeiten seine bei<strong>de</strong>n Händchen zusammen?<br />
Kann das Kind rückwärts laufen?<br />
Kann das Kind in <strong>die</strong> Hocke gehen, ohne sich dabei festzuhalten?<br />
Wie geht es <strong>die</strong> Treppe hinauf?<br />
Wie verhält es sich im alltäglichen Leben?<br />
U 8 : 43.-48. Lebensmonat <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s<br />
Geprüft wer<strong>de</strong>n vor allem das Hören und Sehen (Augenkoordination) und <strong>die</strong> körperliche<br />
Geschicklichkeit.<br />
U 9 : 60.-64. Lebensmonat <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s<br />
Geprüft wird insbeson<strong>de</strong>re, ob Störungen <strong>de</strong>s Zentralnervensystems und <strong>de</strong>r Sinnesorgane<br />
wie Sprache, Hören, Sehen (Sehschwäche links/rechts, Prüfung <strong>de</strong>s räumlichen Sehens)<br />
sowie <strong>de</strong>s Bewegungsablaufes und <strong>de</strong>s Skelettsystems vorliegen.<br />
16
Anhang 3: Medizinisch relevante Befun<strong>de</strong> – Auszug aus <strong>de</strong>n funktions-<br />
diagnostischen Tabellen<br />
Einschränkungen im Sehen und Hören (Funktionsgruppe 1, 2 und 3)<br />
• Kurz- und Weitsichtigkeit (Refraktionsanomalien)<br />
• Schielen<br />
• Einschränkung im räumlichen Sehen<br />
• ein- o<strong>de</strong>r beidseitige Hörstörungen<br />
• (chronische) Mittelohrentzündungen<br />
Sprach-, Sprech- und Stimmstörungen (Funktionsgruppe 2 und 3)<br />
• Rückstand <strong>de</strong>r Entwicklung im Sprachverstehen und aktiven Sprechen (Wortschatz,<br />
Satzverständnis, Grammatik)<br />
• Stammeln (Laute fehlen o<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n durch an<strong>de</strong>re ersetzt)<br />
• Stottern<br />
• organische Störungen <strong>de</strong>s Sprechapparates (Kehlkopf, Stimmbän<strong>de</strong>r)<br />
Psychomotorische Störungen, Wahrnehmungsstörungen, Teilleistungsschwäche<br />
(Funktionsgruppe 2 und 3)<br />
• Rückstand in <strong>de</strong>r psychomotorischen Entwicklung (Ungeschicklichkeit beim Stehen und<br />
Hüpfen auf einem Bein, Gehen auf einer Linie, Unfähigkeit zum Knöpfen)<br />
• hyperkinetisches Syndrom (Bewegungsunruhe, verbun<strong>de</strong>n mit leichter Ablenkbarkeit,<br />
fehlen<strong>de</strong> Ausdauer, leichte Erregbarkeit)<br />
Einnässen, Einkoten und an<strong>de</strong>re psychiatrische Erkrankungen (Funktionsgruppe 1, 2<br />
und 3)<br />
Störungen <strong>de</strong>s Knochenapparates (Funktionsgruppe 2 und 3)<br />
• Haltungsanomalien<br />
• X- und O-Beine, Hohlknie<br />
• Skoliose <strong>de</strong>r Wirbelsäule (dauerhafte seitliche Verkrümmung)<br />
• Hüftdysplasie, -luxation, Coxa valga (Fehlbildungen <strong>de</strong>r Hüfte, Verän<strong>de</strong>rungen an <strong>de</strong>r<br />
Hüftpfanne)<br />
• Fußfehler (Knick-, Senk,- Spreizfuß)<br />
Allergien (Funktionsgruppe 1, 2 und 3)<br />
• Neuro<strong>de</strong>rmitis<br />
• Asthma bronchiale<br />
• allergischer Schnupfen<br />
• Arznei-, Nahrungsmittel- und Insektenstichallergien<br />
Beeinträchtigung <strong>de</strong>r geistigen Entwicklung (Funktionsgruppe 2 und 3)<br />
• Verständnisprobleme beim Kontakt mit <strong>de</strong>n Untersuchern<br />
• Probleme beim Erfassen von Situationen und Mengen<br />
17
Anhang 4: Ermittlung <strong>de</strong>s Sozialstatus (nach <strong>de</strong>n im Land <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> festgelegten<br />
Kriterien)<br />
Für <strong>die</strong> Bestimmung <strong>de</strong>s Sozialstatus (Sozialin<strong>de</strong>x) wur<strong>de</strong> vorausgesetzt, dass jeweils min<strong>de</strong>stens<br />
eine Angabe zur Schulbildung und Erwerbstätigkeit von Vater o<strong>de</strong>r Mutter in <strong>de</strong>n Daten vorhan<strong>de</strong>n<br />
war.<br />
Wie Schulbildung und Erwerbsstatus <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bildung <strong>de</strong>s Sozialstatus verarbeitet wur<strong>de</strong>n, geht aus <strong>de</strong>r<br />
Tabelle 3 hervor.<br />
Vorgehensweise zur Ermittlung <strong>de</strong>s Sozialstatus<br />
Schulbildung • niedrige Schulbildung<br />
(fehlen<strong>de</strong>r Schulabschluss o<strong>de</strong>r weniger<br />
als 10 Klassen)<br />
• mittlere Schulbildung<br />
(Abschluss 10 Klassen)<br />
• hohe Schulbildung<br />
(mehr als 10 Klassen)<br />
Erwerbstätigkeit • nicht erwerbstätig<br />
• voll erwerbstätig (Voll- o<strong>de</strong>r Teilzeit)<br />
Punkte je<br />
Elternteil<br />
1<br />
2<br />
3<br />
1<br />
2<br />
Tabelle 3<br />
Bei fehlen<strong>de</strong>r Angabe bei einem Elternteil wur<strong>de</strong> <strong>die</strong> <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren Elternteiles doppelt gewichtet,<br />
analog bei Alleinerziehen<strong>de</strong>n.<br />
Nach <strong>die</strong>sem Vorgehen ist <strong>die</strong> kleinste mögliche Summe 4, d.h. bei<strong>de</strong> Eltern haben <strong>die</strong> niedrigste<br />
Schulbildung und sind erwerbslos.<br />
Die größte mögliche Summe ist 10. In <strong>die</strong>sem Fall sind bei<strong>de</strong> Eltern erwerbstätig und haben mehr als<br />
10 Klassen absolviert.<br />
Die einzelnen Sozialstatusgruppen wer<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>rmaßen gebil<strong>de</strong>t:<br />
� niedriger Sozialstatus 4 – 6 Punkte<br />
� mittlerer Sozialstatus 7 – 8 Punkte<br />
� hoher Sozialstatus 9 – 10 Punkte<br />
Die Ermittlung von Sozialdaten und ihre Einbeziehung in <strong>die</strong> Gesundheitsberichterstattung ist eine<br />
bun<strong>de</strong>s<strong>de</strong>utsche For<strong>de</strong>rung, <strong>die</strong> im Land <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> seit Jahren erfüllt wird.<br />
Es geht hierbei nicht darum, Eltern zu diskriminieren bzw. zu diskreditieren, son<strong>de</strong>rn um eine<br />
Verbesserung <strong>de</strong>r Planung und Durchführung von Hilfeangeboten.<br />
18
Anhang 6: Quellenverzeichnis<br />
1. Zur Gesundheit <strong>de</strong>r Schulanfänger im Land <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong>. Beiträge zur Gesundheitsbericht-<br />
erstattung und Gesundheitsför<strong>de</strong>rung Nr. 6, MASGF <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong><br />
1. Auflage Mai 1997<br />
2. Einschüler in <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong>: Soziale Lage und Gesundheit 1999, MASGF <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />
<strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong><br />
1. Auflage Dezember 1999<br />
3. 2. Gesundheitsbericht <strong>de</strong>s Gesundheitsamtes <strong>de</strong>s Landkreises Oberspreewald-Lausitz<br />
April 1998<br />
4. Erkenntnisse über Gesundheit und soziale Situation von Schulkin<strong>de</strong>rn, dargestellt an <strong>de</strong>r<br />
standardisierten Einschulungsuntersuchung nach <strong>de</strong>m SOPHIA-Programm in <strong>de</strong>r Autostadt<br />
Wolfsburg. Gesundheitsbericht herausgegeben vom Gesundheitsamt <strong>de</strong>r Stadt Wolfsburg<br />
1997<br />
5. Weßling, A: Die <strong>Schule</strong>ingangsuntersuchung: Perspektiven <strong>für</strong> eine<br />
Gesundheitsberichterstattung zur Gesundheitsför<strong>de</strong>rung in <strong>Schule</strong> und Gemein<strong>de</strong><br />
Gesundheitswesen 2000; 62: 383-390 Georg Thieme Verlag Stuttgart-New York<br />
6. Gesetz über <strong>Schule</strong>n im Land <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> (<strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong>isches Schulgesetz – BbgSchG)<br />
vom 12. April 1996 (GVBl. Teil I Nr. 9/96)<br />
7. Gesetz über <strong>de</strong>n Öffentlichen Gesundheits<strong>die</strong>nst im Land <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> (<strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong>isches<br />
Gesundheits<strong>die</strong>nstgesetz – BbgGDG) vom 3. Juni 1994 (GVBl. S. 178)<br />
8. Verordnung über <strong>die</strong> Aufgaben <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>r- und Jugendgesundheits<strong>die</strong>nstes <strong>de</strong>r Gesundheits-<br />
ämter nach § 8 Abs. 2 <strong>de</strong>s <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong>ischen Gesundheits<strong>die</strong>nstgesetzes (Kin<strong>de</strong>r- und<br />
Jugendgesundheits<strong>die</strong>nstverordnung – KJGDV) vom 25. Februar 1997 (GVBl. S 96)<br />
9. Aufgaben <strong>de</strong>r Zahnärztlichen Dienste <strong>de</strong>r Gesundheitsämter <strong>de</strong>r Landkreise und kreisfreien<br />
Städte. Rundschreiben <strong>de</strong>s MASGF 43-5901.3.1 vom 15. März 1998 (Amtsblatt <strong>für</strong><br />
<strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> Nr. 13/98)<br />
10. Richtlinie <strong>de</strong>s Ministeriums <strong>für</strong> Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen <strong>für</strong> eine kommunale<br />
Gesundheitsberichterstattung vom 19. März 1999 (Amtsblatt <strong>für</strong> <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> Nr. 17/99)<br />
11. Lan<strong>de</strong>samt <strong>für</strong> Datenverarbeitung und Statistik<br />
12. Broschüre: Unsere Kin<strong>de</strong>r. Herausgegeben von <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>szentrale <strong>für</strong> gesundheitliche<br />
Aufklärung, Köln, im Auftrag <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sministeriums <strong>für</strong> Gesundheit<br />
13. Impfempfehlungen <strong>de</strong>r Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut, Stand:<br />
Januar 2000<br />
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