SB_02_18_Final
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Starnberger Bote 14 Steuer & Recht<br />
Steuerliche Hinweise und Tipps:<br />
1. Vorsicht bei Vorsteuerabzug aus<br />
Rechnungen<br />
Das Finanzgericht Hessen hat in zwei<br />
Urteilen vom 12.10.2017 (1 K 547/14<br />
und 1 K 24<strong>02</strong>/14) entschieden, dass<br />
Leistungen auf einer Rechnung immer<br />
eindeutig nachvollziehbar sein müssen.<br />
Das gilt auch beim massenhaften<br />
Handel von Kleidungsstücken und<br />
Modeschmuck im Niedrigpreissegment.<br />
Nur wenn die Leistungen konkret<br />
beschrieben werden, ist ein<br />
Vorsteuerabzug möglich. Im vorliegenden<br />
Fall hat ein Großhändler Kleidungsstücke<br />
im unteren einstelligen Eurobereich<br />
eingekauft. Die Finanzverwaltung hat<br />
den Vorsteuerabzug nicht anerkannt,<br />
da die Rechnungen nicht die korrekte<br />
Leistungsbeschreibung auswies.<br />
Die Bezeichnung der gelieferten Ware<br />
beschränkte sich auf die pauschale<br />
Bezeichnung einer Warenklasse und die<br />
Angabe einer erheblichen Stückzahl im<br />
dreistelligen Bereich. Im anderen Fall im<br />
Bereich des Modeschmucks versagte<br />
das Finanzamt den Vorsteuerabzug, da<br />
Haftung am Bau<br />
Aus gegebenem Anlass – der ungeklärte<br />
Deckenabsturz im Wasserpark<br />
lässt grüßen – ist die Redaktion der<br />
Meinung, dass eine Beschäftigung mit<br />
sog. Abhangdecken nicht uninteressant<br />
wäre. Es soll hier nicht untersucht<br />
werden, warum sich vor zwei Jahren,<br />
„Felder, einer leichten Abhangdecke,<br />
die allerdings sowieso zu demontieren<br />
gewesen wären, gelöst haben“, so die<br />
Pressemittelung der Stadtverwaltung.<br />
Vielmehr geht es um die Systematik<br />
dieser Deckenkonstruktionen, die<br />
in Foyers, Schulen, Sport- und<br />
Schwimmhallen Verwendung finden.<br />
Die stürzen häufiger ab, als man<br />
denkt und erzeugen, bei kleineren<br />
Schadensfällen, meist nur einen lokalen<br />
Aufschrei.<br />
In Bonn kam es allein im Jahr 2006<br />
zu drei Vorfällen mit je andersartiger<br />
Charakteristik:<br />
die Leistungsbeschreibung ungenau und<br />
damit mangelhaft war.<br />
Für diese Fälle wurde Revision beim BFH<br />
(XI R 2/<strong>18</strong>) eingelegt.<br />
Das FG Baden-Württemberg hat mit seinem<br />
Urteil vom 23.3.2017 (1K 3704/15)<br />
entschieden, dass der Vorsteuerabzug<br />
aus Rechnungen ebenfalls nicht abzugsfähig<br />
ist, wenn der vollständige Name<br />
als auch die komplette Anschrift des<br />
Leistungsempfängers nicht ausgewiesen<br />
sind. Selbst die Berichtigung dieser<br />
Rechnung führte nicht rückwirkend zum<br />
Vorsteuerabzug.<br />
Der Fall ging zum BFH (BFH: XI B 54/17),<br />
der noch nicht entschieden hat.<br />
In der Zwischenzeit hat der EUGH in<br />
seinem Urteil vom 15.11.2017 (-CD-<br />
374/<strong>18</strong> und 375/16) in einem anderen<br />
Fall entschieden, dass bei unvollständige<br />
Anschrift des Leistungsempfängers trotzdem<br />
der Vorsteuerabzug zu gewähren ist.<br />
Bitte legen Sie daher in solchen Fällen<br />
Einspruch ein.<br />
1. Im Januar, Absturz einer 950 qm<br />
großen Abhangdecke in der Anne-<br />
Frank- Schule.<br />
„Die abgehängte Decke wurde nicht in<br />
geschlossenen Räumen, sondern unter<br />
der Betondecke eines aufgeständerten<br />
Baukörpers montiert. Es verkleidete<br />
lediglich die unter der Betondecke<br />
verlaufenden Rohrleitungen und diente<br />
damit ausschließlich einem optischen<br />
Effekt.“<br />
Das Gipskartonmaterial war "nicht statisch<br />
wirksam", so die Bauverwaltung<br />
und: „Die Baustelle ist im Zeit- und<br />
Kostenplan.“<br />
2. Ein paar Monate später: Gefahr<br />
im Verzug. In der Schwimmhalle<br />
des Sportparks Nord wurden vom<br />
Hausmeister verrostete Stellen entdeckt.<br />
Offenbar ist die Abhängung<br />
defekt, die Konstruktion wird abgebaut<br />
und die Badenden schauen monatelang<br />
auf eine nackte Betondecke.<br />
3. Im November, kurz vor der<br />
Weihnachts-Schulaufführung von<br />
„Peterchens Mondfahrt“ in der Aula<br />
des Konrad-Adenauer-Gymnasiums,<br />
entdeckt der bauleitende Architekt<br />
in der Abhängung merkwürdige<br />
Schrauben und viel Pfusch in der<br />
gesamten Gipskarton-Abhangdecke<br />
eines weltweit tätigen Herstellers. Die<br />
Bauverwaltung wird alarmiert. Sie holt<br />
einen Tragwerksplaner, der schützt die<br />
Behörde indem er weiteren Pfusch einbauen<br />
lässt.<br />
Die Theateraufführungen finden<br />
auf einer Baustelle statt, weil die<br />
Oberbürgermeisterin sonst enttäuscht<br />
gewesen wäre. Die Sachverständigen<br />
der Staatsanwaltschaft geben<br />
dem Architekten recht, es wurden<br />
nicht zugelassenen Schrauben (ein<br />
Billigprodukt) nachgewiesen und<br />
der Hersteller bestätigt: die gesamte<br />
Akustik- und Brandschutzdecke war<br />
ohne Prüfzeugnis und hätte abstürzen<br />
können!<br />
Waren es beim Fall 1, korrodierte<br />
Abhänger, die zum Glück frühzeitig entdeckt<br />
wurden, lag der Fall 2 anders.<br />
Auf der offenen Baustelle hatten sich<br />
witterungsbedingt die hygroskopischen<br />
Perlgips-Platten mit Feuchtigkeit vollgesogen.<br />
Durch diese zusätzliche Last<br />
versagte ein Abhänger und es kam<br />
zum Komplettabsturz durch den sog.<br />
„Dominoeffekt“.<br />
Wie die Gutachter bestätigten,<br />
2. Pflegepauschbetrag für Privatpersonen,<br />
die unentgeltlich arbeiten<br />
Wer eine pflegebedürftige Person<br />
pflegt, kann entweder die tatsächlich<br />
entstandenen Pflegekosten oder einen<br />
Pflegepauschbetrag von 924.- € pro<br />
Jahr als außergewöhnliche Kosten bei<br />
seiner Einkommensteuererklärung geltend<br />
machen.<br />
Um den Pflegepauschbetrag zu erhalten,<br />
müssen vier Voraussetzungen erfüllt<br />
werden:<br />
1. Pflegebedürftigkeit der gepflegten<br />
Person (Nachweis:<br />
Behindertenausweis ab Merkmal „H“<br />
oder Pflegestufe 4 oder 5).<br />
2. Persönliche Pflege durch den<br />
Steuerzahler. Er darf sich zwar der<br />
Hilfe anderer Personen bedienen (z.B.<br />
Ambulanter Pflegedienst), allerdings<br />
muss sein persönlicher Anteil an der<br />
Pflegeleistung mindestens 10 % ausmachen.<br />
3. Keine Einnahmen aus dieser<br />
Pflegedienstleistung.<br />
bestand auch im Fall 3, die Gefahr<br />
dieses „Reißerschlusseffekts“: es<br />
genügt wenn nur ein Abhänger versagt.<br />
Durch Lastumlagerung erreichen<br />
andere Abhänger - trotz der eingerechneten<br />
Sicherheiten - die Grenze<br />
ihrer Belastbarkeit und es kommt zum<br />
Absturz der „leichten“ Unterdecke. Die<br />
können je nach Größe, Aufbau und<br />
Anforderung einige Tonnen schwer sein<br />
und je nach Fallhöhe die Nutzer in<br />
Lebensgefahr bringen.<br />
Das sind Schüler, Lehrer, Hausmeister,<br />
Reinigungskräfte, und die<br />
Bauverwaltung, die als sachkundiger<br />
Bauherr immer mit in der Haftung und<br />
Verantwortung steht. Von daher sind die<br />
„alles nicht so schlimm“- Meldungen<br />
aus Rathäusern verständlich, aber nicht<br />
tolerabel.<br />
Letzten Endes geht um Steuergelder<br />
und um Leib und Leben.<br />
Besondere Bedeutung bekommen<br />
diese Decken auch für die Feuerwehr.<br />
Die meisten Konstruktionen haben<br />
brandschutztechnische Anforderungen.<br />
Entweder schützen sie die Nutzer vor<br />
einem Brand (und Rauch) von oben,<br />
der durch Elektrokabel verursacht<br />
wird, oder die Konstruktion vor einem<br />
Brand von unten (oder beides). Auch<br />
Stahlkonstruktionen versagen nämlich<br />
bei großer Hitze schlagartig.<br />
Bei einer Pfusch am Bau -<br />
Abhangdecke mit den Anforderungen<br />
an die Feuerwiderstandsklasse F -<br />
30 (die Decke hält dreißig Minuten<br />
den Flammen stand) wissen die<br />
Feuerwehrleute beim Einsatz also nicht,<br />
wie viele Minuten noch verbleiben, um<br />
4. Die Pflege muss entweder in der<br />
Wohnung der pflegebedürftigen Person<br />
oder in der Wohnung des Pflegenden<br />
erfolgen.Zudem muss sich dieser Ort<br />
in der EU befinden. Ausnahmsweise<br />
kann auch die Pflege im Altersheim<br />
steuerlich anerkannt werden. In diesem<br />
Fall muss der Pflegende dem<br />
Finanzamt glaubhaft machen, dass er<br />
mindestens 10 % der Pflegeleistung<br />
erbracht hat (Nachweis: eventuell<br />
durch Bescheinigung des Altersheims).<br />
3. Angehörige als Minijobber erhalten<br />
einen Dienstwagen<br />
Der Bundesfinanzhof hat mit seinem<br />
Urteil vom 21.12.2017 (III B 27/17 NV)<br />
entschieden, dass ein Minijobber, der ein<br />
naher Angehöriger ist, wegen fehlender<br />
Fremdüblichkeit (Fremdvergleich) aus<br />
steuerlicher Sicht keinen Dienstwagen<br />
erhält.<br />
PROTECTA Steuerberatungs GmbH,<br />
Dr. jur. Roland Rehm, Wittelsbacherstr. 20<br />
82319 Starnberg, www.protecta.org<br />
ohne Gefahr Lebensgefahr zu löschen.<br />
Damit das nicht passiert, werden<br />
heute statt der früher üblichen<br />
Drahtabhängern, sog. Nonius – Blech-<br />
Abhänger verwendet, die einen größeren<br />
Querschnitt haben und in einer<br />
Richtung beweglich sind.<br />
Die abgehängten Deckenkonstruktionen<br />
müssen, wie die Schrauben und<br />
Abhänger je nach Bestimmung eine<br />
allgemeine bauaufsichtliche Zulassung<br />
oder ein allgemeines bauaufsichtliches<br />
Prüfzeugnis haben.<br />
Diese gesetzlichen Sicherungsmechanismen<br />
werden immer wieder<br />
durch Preiswettbewerb, mangelnde<br />
Fachaufsicht oder Zeitdruck außer Kraft<br />
gesetzt. Bei Deckenabstürzen ist die<br />
Haftungsfrage meist unklar, und kann<br />
erst nach langjährigen Ermittlungen der<br />
Staatsanwälte abgeschlossen werden.<br />
Wie ein Bespiel aus Bern zeigt, kann<br />
es auch bei relativ glimpflich verlaufenden<br />
Unfällen durch Verdienst- und<br />
Umsatzausfälle zu Folgeschäden in<br />
Millionenhöhe kommen. https://tinyurl.<br />
com/ybl9cwa4<br />
Alle am Bau Beteiligten, auch die<br />
Behördenvertreter und besonders<br />
Feuerwehr und Rettungskräfte sollten<br />
daher ihren Versicherungsschutz<br />
prüfen, bzw. diesen mit dem<br />
Gemeindeunfallversicherungsverband<br />
abklären.<br />
Peter Riemann, Dipl.Ing./M.Arch (USA)<br />
Consulting und Mediation –<br />
Sachverständigenbüro<br />
Altostrasse 16, 82319 Starnberg<br />
info@riemann-architekten.de