pdf [1MB] - BFW
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Waldpädagogik –<br />
ein Kind der österreichischen Forstwirtschaft<br />
Die Forstleute sind seit je her bemüht,<br />
Information über den Wald in<br />
den eigenen Reihen und an die<br />
Bevölkerung weiter zu geben. Mit<br />
der Waldpädagogik bekamen sie<br />
einen Bildungs- und Erziehungsauftrag<br />
von unvergleichlicher Dimension.<br />
Zwergenhäuser bauen, Schüler in die Jagdgeheimnisse<br />
einführen, blind und barfuß durch den Wald ziehen; mit<br />
Kindergartenkindern, Menschen mit Behinderungen<br />
und coolen Teenagern; um damit einen rasch steigenden<br />
Trend unserer Generation abzudecken, das ist neu.<br />
Und diese Erfolgsgeschichte begann an der Forstlichen<br />
Ausbildungsstätte (FAST) Ort in Gmunden des <strong>BFW</strong>.<br />
Waldpädagogik als das neue Naturerlebnis des besonderen<br />
Stils hat seine Wurzeln in den USA. Die eindrucksvollen<br />
Ideen vom Umweltpädagogen Joseph<br />
Cornell aus Nevada wurden zu Beginn der neunziger<br />
Jahre in den deutschsprachigen Raum vor allem von<br />
Biologie- und Naturschutz-Einrichtungen übernommen.<br />
Aufbau der Waldpädagogik für<br />
Forstleute durch FAST Ort<br />
Aus forstlicher Sicht setzen sich erstmals Mitarbeiter der<br />
FAST Ort damit auseinander: Im April 1994 wurde das<br />
Kind „Waldpädagogik“ vom Försterduo Fritz Wolf/Drack<br />
und Albert Botka aus der Taufe gehoben. Vom Kindergartenkind<br />
bis zur Großmutter, in Deutschland und in der<br />
Schweiz, in Gesprächen und Fortbildungen wurden<br />
Grundlagen erarbeitet, bis man im März 1997 das erste<br />
Seminar „Waldpädagogik für Forstleute“ in Österreich<br />
anbieten konnte. Bis zum heutigen Zeitpunkt wurden in<br />
Ort das Grundseminar 45-mal, das Aufbauseminar 20-mal<br />
sowie 30 Informations- und Einführungsveranstaltungen<br />
von Vorarlberg bis zum Burgenland abgehalten. Auch die<br />
FAST Ossiach und Pichl nahmen Waldpädagogik in ihre<br />
Jeder Absolvent muss zumindest eine Führung mit behinderten<br />
Menschen durchgeführt haben<br />
Friedrich WOLF, Albert BOTKA<br />
Foto: <strong>BFW</strong>, Botka<br />
Programme auf, fallweise die Landesforstdirektion Tirol<br />
und Landwirtschaftskammer Niederösterreich.<br />
„Nette Waldspielerei“<br />
wichtig für forstliches Image<br />
Weit über 1000 Waldpädagogen sind heute in Forstbetrieben,<br />
forstlichen Einrichtungen sowie Organisationen<br />
mit entsprechenden Programmen ausgebildet. Jeder<br />
zweite Schüler in Österreich hat das waldpädagogische<br />
Programm miterleben dürfen. Die Auswirkungen dieser<br />
Offensive auf die Menschen und den Wald unseres<br />
Landes wird man mit absoluten Zahlen nicht belegen<br />
können. Aber wenn heute Worte wie „Baum- und Bambimörder“<br />
nur noch selten vorkommen; wenn der<br />
Förster als ein kompetenter Fachmann gesehen wird –<br />
der sich auch für junge Leute Zeit nimmt und die Bevölkerung<br />
versteht; wenn die Menschen wissen, dass der<br />
österreichische Wald nachhaltig zum Wohle der Bevölkerung<br />
genutzt wird; wenn der Wert des Waldes von<br />
jedem von uns wieder geschätzt wird; dann hat diese<br />
nette „Waldspielerei“ eine ziemlich wichtige Aufgabe<br />
erfüllt.<br />
Zertifizierung garantiert hohe Qualität<br />
Heute sichert die zertifizierte Ausbildung zum Waldpädagogen<br />
eine hohe Qualität. Basierend auf der forstlichen<br />
Ausbildung vom Meister der Forstwirtschaft aufwärts,<br />
über den Forstwart und Förster bis zum<br />
Forstakademiker ist das 40-stündige Grundseminar<br />
„Waldpädagogik“ die Grundlage. Das Klima beim Seminar<br />
entspricht der Stimmung bei den Waldführungen:<br />
Verständnis füreinander; Interesse und Gefühl für Mitmenschen;<br />
Aktionen, die unter die Haut gehen; ganzheitlich<br />
Herz – Kopf – Hand und alle Sinne ansprechen.<br />
Am letzten Tag wartet dann der Ernst des Lebens auf<br />
die Teilnehmer: Eine Kleingruppe von drei bis fünf Personen<br />
muss anhand einer Schulklassenführung das<br />
erarbeitete Konzept umsetzen. Mit dieser Erfahrung<br />
gehen die Absolventen in die Praxis und kommen nach<br />
mindestens drei selbst organisierten Führungen in das<br />
40-stündige Aufbauseminar. Nun stehen die Eindrücke<br />
aus der Praxis, Impulse für weitere Themen und Zielgruppen<br />
sowie eine Führung mit behinderten Menschen<br />
am Programm. Erst danach gibt es das Zertifikat<br />
der Waldpädagogen, ausgestellt vom Bundesministeri-<br />
<strong>BFW</strong>-Praxisinformation Nr. 9 - 2005 16<br />
Foto: <strong>BFW</strong>, Botka