RE KW 23
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PFLANZENSCHÄTZE<br />
IM AUSSERFERN<br />
Teil 5<br />
Der schwarze Holunder (Sambucus nigra) galt nördlich der Alpen<br />
den Kelten und Germanen als heiliger Baum, der die Göttin<br />
Holle verkörperte. Als guter Hausgeist wohnte sie in diesem<br />
Strauch und darunter brachten die Germanen ihre Opfer dar. Um<br />
den guten Geist nicht zu vertreiben, durfte ein Holunderbaum<br />
nicht beschnitten oder gefällt werden, und viele Landbesitzer<br />
scheuten sich davor.<br />
Von Christine Schneider<br />
Auch ich würde einen Holunder<br />
nicht fällen, genauso wenig wie einen<br />
alten Baum. Beide haben etwas<br />
Besonderes an sich, weshalb man<br />
sie nichts anderes als lieben kann<br />
und sie voll Freude betrachtet!<br />
Es ist nicht verwunderlich, dass<br />
der Holunder im Rahmen der<br />
Christianisierung zum Teufelsbaum<br />
wurde und er auch als Heilpflanze<br />
verboten wurde. Sogar<br />
Hildegard von Bingen schrieb, dass<br />
der Holunder kaum zur Anwendung<br />
beim Menschen tauge.<br />
Doch weil die Menschen um<br />
die große Heilkraft des Holunders<br />
wussten, hatten sie ihn sehr gern in<br />
ihren Gärten und in der Nähe ihrer<br />
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Pflanzen<br />
erzählen<br />
Geschichten<br />
Der Hollerbusch –<br />
– bei den alten Griechen gleich bekannt wie bei den Germanen<br />
Häuser. Auch heute noch schmiegt<br />
er sich richtig an die Hausmauer<br />
von alten Bauernhäusern an. Er<br />
liebt tiefgründige Böden und ist<br />
ein sogenannter Stickstoffzeiger, so<br />
wie die Brennessel. Auch sie steht<br />
am liebsten wie ein Heer Soldaten<br />
im verwilderten Teil der Gärten herum.<br />
Wenn man sie lässt. Und man<br />
sollte auch ihr einen Platz einräumen.<br />
VIELFÄLTIG. Die Heilkundigen<br />
des Mittelalters und der Neuzeit<br />
ließen sich von theologischen<br />
Verboten nicht abschrecken und<br />
empfahlen den Holunder aufgrund<br />
seiner vielfältigen Heilwirkungen.<br />
Darunter Thomas von Aquin, Paracelsus,<br />
später Pfarrer Sebastian<br />
Diplom-Biologin Christine Schneider<br />
kennt viele Pflanzengeheimnisse.<br />
RS-Foto: Gerrmann<br />
(cs) HOLUNDERMILCH. 2 frische<br />
Blütendolden, 2 Tassen Milch, als<br />
Ersatz Soja- oder Mandelmilch), eine<br />
Priese Safran oder Ingwer, Zimt oder<br />
Vanille.<br />
Die Dolden mit kalter Milch ansetzen<br />
und zum Kochen bringen. Noch<br />
etwas ziehen lassen und abseihen.<br />
Würzen und mit Honig oder Ahornsirup<br />
süßen.<br />
Für Sammler<br />
Holunder ist ein ganz besonderer Baum,<br />
der vielfältig genutzt werden kann.<br />
Kneipp oder Maria Treben. Und<br />
bereits Hippokrates, ein alter Grieche,<br />
schätzte die Heilkraft bereits<br />
400 Jahre vor Christus.<br />
Die Rinde der Stämme und Äste<br />
ist warzig und riecht leicht unangenehm.<br />
Die Zweige enthalten ein<br />
weiches Mark, und man kann aus<br />
ihnen einfache Flöten bauen.<br />
Wenn zwischen Mai und Juni die<br />
gelben Blüten in Trugdolden blühen,<br />
kann man überall den unverwechselbaren<br />
Hollerduft riechen.<br />
Die schonend getrockneten Blüten<br />
des schwarzen Holunders sind<br />
ein anerkannt gutes Heilmittel bei<br />
Erkältungskrankheiten.<br />
Sie haben eine stark schweißtreibende<br />
Wirkung. Daher ist der beste<br />
Platz, um einen Schwitztee zu trinken,<br />
das warme Bett. Dick zugedeckt,<br />
trinkt man einige Tassen des<br />
heißen Tees. Ist man dann richtig<br />
feucht und heiß vom Schwitzen,<br />
folgt eine Abwaschung mit eiskaltem<br />
Wasser am ganzen Körper.<br />
Danach sofort wieder ins warme<br />
Bett. Das regt die Abwehrkräfte des<br />
Körpers an.<br />
Im Spätsommer reifen die Blüten<br />
zu schwarzen Beeren heran. Aber<br />
Vorsicht, die grünen Zweige und<br />
unreifen Beeren sind ungenießbar<br />
bis leicht giftig. Die Beeren sind<br />
gekocht, als Marmelade oder Saft<br />
sehr gesund und enthalten besonders<br />
viel Vitamin C.<br />
Die Holunderbeeren wurden in<br />
der Volksmedizin bei Verstopfung,<br />
zur vermehrten Harnausscheidung<br />
und als schweißtreibendes Mittel<br />
angewandt.<br />
HUGO. 20 ml Holunderblütensirup,<br />
1/2 Limone, ein paar Minzblätter,<br />
100 ml Mineralwasser, 150 ml Sekt<br />
oder Prosecco, ein paar Eiswürfel.<br />
Zuerst die Eiswürfel ins Glas geben,<br />
die Limone in Stücke schneiden<br />
und eine Scheibe als Randverzierung,<br />
Minzblätter ins Glas, Holunderblütensirup<br />
dazu, Prosecco dazu.<br />
Prost!<br />
RUNDSCHAU Seite 6<br />
AUSSERFERNER<br />
SEIT 1922<br />
NACHRICHTEN<br />
6./7. Juni 2018