Profi Wissen Holzrahmenbau - gesamt neutral
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Holzrahmenbau
l K h
Zimmereien sind heute „Geschosshandwerker“
Foto: Ing.-Büro Meyer
Dass das Zimmererhandwerk weit mehr bietet als die typische Dachkonstruktion, hat es längst bewiesen. Eindrucksvoll
und rasant ist die Entwicklung der vergangenen 25 Jahre. Der Marktanteil des Holzbaus ist stetig
gestiegen. Die Entwicklung ist noch längst nicht abgeschlossen.
Einige Betriebe haben sich auf das Bauen kompletter Gebäude verlagert. In der Mehrzahl ist das Zimmererhandwerk
jedoch weiter in der Domäne Dach unterwegs - klassisch: Mauerwerkswände, Betondecken, Holzdach.
Wenn mehrere Gewerke im Rohbau eines Geschosses arbeiten, geht Effizienz verloren: Gewerkewechsel, Detailabstimmung,
unklare Gewährleistung und Warten auf den Anderen. Das lohnt sich nicht, kostet Zeit und birgt
unnötige Risiken. Dazu fehlt die Wertschöpfung für eine gute Wirtschaftlichkeit.
Mit diesem ProfiWissen zum Holzrahmenbau kann sich der Unternehmer im Zimmerhandwerk auf das Aufgabenfeld
„Geschossbau“ einstellen. Und dies von der betriebswirtschaftlichen Seite, denn dort spielt die Musik. Es ist
eine Sache der Strategie sich für die Zukunft zu wappnen. Das Leistungsangebot bestimmt darüber, ob der Betrieb
auch in Zukunft noch gefragt ist. Dazu ist es die Sache der Struktur, den Betrieb in allen Abläufen auf Effizienz zu
trimmen. Denn die Zeitwirtschaft ist im Handwerksbetrieb der Schlüssel für die Wirtschaftlichkeit. Jeder leitende
Mitarbeiter hat seine Aufgaben technisch (effektiv) und wirtschaftlich (effizient) zu erfüllen.
Seien Sie gespannt auf die vielen Tipps und Vorschläge in diesem ProfiWissen - Holzrahmenbau. Wenn es um die
technischen Zusammenhänge im Holzrahmenbau geht, steht das ProfiWissen Holzbau zur Verfügung.
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Inhaltsverzeichnis
Seite
A. Einführung .....................................................................................................................4
1. Anforderungen an den Zimmereibetrieb ............................................................................................. 6
2. Betrachtungen der Beteiligten am Bau ............................................................................................... 7
B. Kalkulation.....................................................................................................................8
1. Vorfertigung......................................................................................................................................... 9
2. Segmentfertigung auf der Baustelle.................................................................................................. 14
3. Ansätze der Kalkulation .................................................................................................................... 15
C. Bauvertrag ...................................................................................................................17
1. Sockel ............................................................................................................................................... 18
2. Fenster.............................................................................................................................................. 19
3. WDVS ............................................................................................................................................... 20
4. „3-Gewerke-Vertrag“ ......................................................................................................................... 22
D. Werkplanung................................................................................................................24
E. Vertrieb.........................................................................................................................28
1. Gründe für die Entscheidung Holzrahmenbau.................................................................................. 29
2. Welche Rolle spielen Architekten? ................................................................................................... 30
3. Gewinnung von privaten Investoren ................................................................................................. 31
4. Wie läuft das beim 3GV? .................................................................................................................. 32
Impressum ...................................................................................................................35
Haftungshinweis
Bei diesen Unterlagen handelt es sich um Empfehlungen des Verfassers, welche nach bestem Wissen und Gewissen
und nach gründlichen Recherchen erstellt wurden. Irrtümer oder Fehler, welche sich z. B. aus veränderten
Randbedingungen ergeben könnten, sind dennoch nicht ausgeschlossen, so dass der Verfasser und der Herausgeber
keinerlei Haftung übernehmen können.
Erste Auflage Nov. 2017
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A. Einführung
Wie wird in der Zimmerei der
Holzrahmenbau organisiert?
Werkstatt
Werkhalle
Planung
Logistik
Lager
Foto: Klaus Sell GmbH Holzbau, Ottendorf
A. Einführung
Sie sind regional tätig? Arbeiten viel für Stammkunden und werden weiterempfohlen? Dann ist es für Sie ein
Genuss, wenn Sie mit anderen Gewerken arbeiten können, mit denen Sie sich gut verstehen, wo die Abstimmung
funktioniert. Prima, wenn es klappt, dann freut sich auch der Bauherr über einen reibungslosen Bauablauf. Allerdings
ist doch häufig „Sand im Getriebe“. Quertreiber schleichen sich ein, meist mit günstigen Preisen.
Das Verfahren der Bauvergabe in Deutschland fördert den Egoismus auf den Baustellen. Dies hat mehrere
Gründe:
• Es bekommt derjenige Betrieb tendenziell den Auftrag, der den niedrigsten Preis hat.
• Das beste Preis-Leistungsverhältnis wird oftmals nicht ermittelt, weil bei der Beurteilung viele Aspekte eine
Rolle spielen.
• Der Verbraucherschutz (Bauherren) ist so stark, dass sich der Auftragnehmer permanent absichern muss.
• Trotz der Komplexheit der Bauaufgaben, beauftragen die Bauherren kompetente Planer in zu geringem Maße.
• Die professionelle Koordinierung der Abläufe unterbleibt, statt dessen ist „spontaner Zuruf“ sehr verbreitet.
Dies führt zu Fehlern, die dann wirtschaftlichen Verlust bedeuten, für wen auch immer!
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Eine fehlerfreie Bauausführung wird es wohl kaum geben. Allerdings sind die methodischen Fehler der Bauorganisation
oft so erheblich, dass sich bei diesen Baumaßnahmen der wirtschaftliche Verlust vorhersagen lässt.
Holzrahmenbau ist „Charaktersache“
Dies ist eine gewagte Aussage und sicherlich erklärungsbedürftig.
Wer bisher im Dachbau gut durch die Baustellen gekommen ist, wird sich mit den vielen Fallen, die dort für den
Handwerksbetrieb lauern gut auskennen. Das nennt man dann „Erfahrung“. Wer es dann noch schafft seine Erfahrungen
zum Vorteil seiner Bauherren einzusetzen, wird sicherlich gern weiterempfohlen. Auch dann, wenn man
nicht der billigste Anbieter ist.
Wer im Holzrahmenbau gleichsam erfolgreich agieren will, sollte bereit sein sich intensiv mit den Details zu befassen.
Bei den Wänden bestehen gegenüber dem Dach ungleich mehr Varianten in der Ausführung. Es sind mehr
Gewerke beteiligt. Es gibt mehr angrenzende Bauteile. Die Funktionalität ist höher, Beispiele sind die Fenster und
haustechnische Installationen. Die Wand genießt beim Bauherren eine höhere Aufmerksamkeit (Fassade, Innenoberfläche,
Leibungen), die Fehlertoleranz ist geringer.
Der Holzrahmenbau ist in vielen Regionen wenig verbreitet und eine Nischenbauart. Um so mehr wird die Ausführung
kritisch betrachtet und Fehler gleich auf die gesamte Bauweise bezogen. Als Nischenanbieter muss eine
höhere Qualität abgeliefert werden, als bei der klassischen Baumethode Mauerwerksbau.
Die Einstellung, die Zimmerei müsse sich allein um den Holzrahmenbau als Tragwerk kümmern, genügt nicht. Mit hoher
Wahrscheinlichkeit werden diese Baumaßnahmen in Unzufriedenheit enden. Es genügt nicht, weil nachfolgende
Gewerke oftmals ungeübt in der Baumethode sind. Sie werden gewohntes Material oder Verfahren verwenden, die
womöglich ungeeignet ist. Entsprechend werden sie bei Fehlern kein gutes Haar an dem Holzrahmenbau lassen.
Der Zimmerer steht als Protagonist der Methode Holzrahmenbau in besonderer Verantwortung zum Gelingen der
Baumaßnahme beizutragen. Dies geht im Grunde bis zur Bezugsfertigkeit und vollen Funktionstüchtigkeit. Ziel
sollte es sein, die Bauorganisation professionell durchzuführen. Bauleitung, ob vom Zimmermeister oder dem
Architekten ist vom Bauherren zu vergüten. Qualität entsteht nicht zufällig, wenn individuell gebaut wird. Auch die
Organisation und Überwachung ist eine wichtige, wenn nicht die wichtigste Bauleistung. Daraus profitiert am stärksten
die Bauherrschaft selbst mit einer geplanten Qualität.
Vieles wird von Seiten des Zimmermeisters dennoch „Ehrenamt“ sein, bis die Methoden in allen Gewerken funktionieren
und hinreichend eingeübt sind. Dazu sollte er bereit sein.
10 Gewerke sind zu viel
Schon im Mauerwerksbau ist der ständige Gewerkewechsel lästig und bei kleineren Baustellen eher unwirtschaftlich.
Auch dies ist ein Phänomen in Deutschland, dass sich Handwerksbetriebe oft sehr schmal aufstellen. Hinzu
kommt, dass viele Bauherren dazu neigen, statt zu bündeln eher die Leistungen reduzieren. Grund ist, dass ein
noch billigeres Angebot eingebaut werden soll. Wer badet das aus? Im Grunde alle, der Bauablauf ist unruhig, die
Schnittstellen unvollständig geklärt. Der robuste „schnell-wieder-weg-Handwerker“ mag vielleicht noch einen Vorteil
daraus ziehen. Beispiel: Importfenster in der Ruckzuckmethode in die Öffnungen befestigt.
Im Hausbau und besonders dem Bauen im Bestand ist genau das Gegenteil sinnvoll. Der Zimmerer als Bauhauptgewerk
aus der Region profitiert eher von der soliden abgestimmten Leistung. Bauherren profitieren, wenn das
Handwerk sich als Anbieter von Dienstleistungen versteht.
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A. Einführung
1. Anforderungen an den Zimmereibetrieb
Hausbauteams
Kultivieren Sie den Hausbau in einer Gewerkebündelung. Warum? Weil alle profitieren und Sie selbst am meisten.
Wäre es für Ihren Betrieb sinnvoll, wenn:
1. der Umfang des Auftrages sich deutlich vergrößert? (Wertschöpfung)
2. die Gewährleistung für Tragwerk, kompletter Witterungsschutz und Luftdichtung beim Zimmerer bleibt?
3. es weniger Ansprechpartner in der Abstimmung gäbe?
4. ein überschaubares Handwerkerteam regelmäßig Bauaufgaben erfüllt?
Das gibt es natürlich schon. Aber noch zu wenig.
1. Anforderungen an den Zimmereibetrieb
Viele denken bei der Erweiterung auf das Segment Holzrahmenbau zunächst an die technischen Details. Das ist
zunächst auch korrekt, denn das technische Grundlagenwissen ist elementar. Zum Gelingen einer Baumaßnahme
kommt jedoch einiges hinzu. Die Herausforderungen, denen sich der Zimmereibetrieb mit dem Holzrahmenbau
stellt, lassen sich vielleicht in folgenden Stichworten beschreiben:
1. Entwurf und Tragwerksplanung
Trotz aller Flexibilität wäre es übertrieben zu behaupten, jeder Entwurf wäre im Holzrahmenbau realisierbar. In
der Entwurfsphase lässt sich einiges optimieren, wenn die Bauart möglichst frühzeitig festgelegt wird.
Es ist gut, wenn der Zimmerer die Entwurfsphase begleitet. Eine stetige Zusammenarbeit mit Planern zahlt
sich aus. Gleiches gilt für die Statik. Augenmerk sollte u. a. auf der Spannweite der Decke liegen, die Grenze
liegt bei 4,5 m / 5,0 m. Weiterhin sollten Einzellasten aus Unterzügen (Stützlasten) besser auf direktem Weg
ins Fundament geleitet werden.
2. Werkplanung
Entwurf und Statik sind in die Werkplanung umzusetzen (siehe ab Seite 24). Dies erfolgt bei der Vorfertigung
mit einer Eingabe in das Abbundprogramm oder einer CAD. Gehört dies nicht zur Betriebsausstattung, lässt
sich diese Leistung bei spezialisierten Ing.-Büros einkaufen.
3. Fertigung
Für den Holzrahmenbau ist die Vorfertigung der Königsweg, allerdings gibt es mit der Segmentfertigung eine
interessante Alternative. Ersteres setzt eine Werkhalle voraus incl. Fertigungstisch und Hebegeräte, die ein
Versetzen der Elemente ermöglichen. Die Segmentfertigung kommt ohne dem aus (näheres ab Seite 8).
4. Bauleitung und Integration der Haustechnik
Der Holzrahmenbau ist nur dann eine leistungsfähige Bauart, wenn es bei jedem einzelnen Projekt erfolgreich
endet. Deshalb sollte sich die Zimmerei im Rahmen der Baubesprechungen für funktionierende Lösungen
engagieren. Im Idealfall wird ein ausführender Gebäudetechniker empfohlen, der bereits Erfahrung mit dem
Holzrahmenbau gesammelt hat. Wer macht die Bauleitung bis zur Fertigstellung? Hier gilt es Verantwortung
zu übernehmen und die Baumaßnahmen nicht dem Prinzip „es wird schon“ zu überlassen. Der Bauherr soll
Bauart und Zimmereibetrieb aktiv weiterempfehlen. Dies wird er nur dann tun, wenn die Maßnahme insgesamt
erfolgreich ist.
5. Das außenfertige Gebäude
In Tab. 8 auf Seite 23 werden verschiedenen Ausbaustufen dargestellt. Der „Rohbau“ und das „Ausbauhaus“
sind aus Sicht des Autors nicht ausreichend. Das „außen fertige“ Haus sollte zum selbstverständlichen
Leistungsprogramm der Zimmerei gehören. Dann können wesentliche Leistungsmerkmale sichergestellt
werden und die notwendigen Garantien sind abgedeckt.
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2. Betrachtungen der Beteiligten am Bau
Das Maurerhandwerk hat in Deutschland die Rolle des Hauptgewerkes erlangt, jedenfalls bei der Mehrzahl der
Neubauten. Dies ändert sich gerade etwas, der Zimmerer schlüpft mit dem Holzrahmenbau immer häufiger in
diese Rolle. Wie früher schon als der Fachwerkbau vorherrschte. Es ist ein Gewöhnungsprozess für alle Beteiligten
am Bau. Dazu einige Anmerkungen.
Bauherr
Gleich zwei Dinge verändern sich. Der Bauherr identifiziert sich mit der „neuartigen“ Bauweise Holzrahmenbau
und er gewöhnt sich an den Zimmerer als Baupartner. Dies bedarf vertrauensbildender Maßnahmen. Nicht
schlecht, wenn es Empfehlungen gibt von gelungenen Bauausführungen und professionellen Bauprozessen. Dies
gilt es immer wieder auf´s Neue zu beweisen. Begeisterte Bauherren empfehlen aktiv weiter.
Architekt
Für einen Architekten ist es kaum möglich die Vielzahl an Systemen und Produkten zu kennen. Die Zimmerei sollte
damit rechnen und auch bereit sein in seiner Werkplanung (Seite 24) so manche „Ungenauigkeit“ des Architekten
auszubügeln. Dies löst einen Lernprozess aus, der den Holzbau besser macht.
Zimmerei
Geschossbau ist weit mehr als der Dachbau. Auf Seite 5 ist sogar
zu lesen, es wäre „Charaktersache“. Die Zimmerei ist „Systemgeber“
des Holzrahmenbaus. Entsprechend kommt es darauf an die
Fehleinschätzungen von Bauherren und Planern aktiv gerade zu
rücken. In der Firmenbezeichnung kann gezielt der Begriff „Bauunternehmen“
aufgenommen werden. Das unterstreicht den
Anspruch als Bauhauptgewerk wahrgenommen zu werden.
Mustermann
Zimmerei & Bauunternehmen
•Neubau
•An- und Umbau
•Aufstockung
Tragwerksplaner
Ähnlich wie beim Architekten ist auch hier manchmal ein Lernprozess notwendig. Denkt der Zimmerer aktiv mit,
sollte die Fortentwicklung gelingen. Dabei ist zu bedenken, dass der statische Nachweis eines Gebäudes in Holzrahmenbauweise
aufwendiger herzustellen ist gegenüber dem Mauerwerks- und Betonbau. Dazu kommt diese
Bauart bei vielen Tragwerksplaner seltener vor. Somit bedarf es einiger Annäherungsversuche, um dann (hoffentlich)
Freundschaft zu schließen. Vielerorts ist der Holzrahmenbau immer noch exotisch.
Systemlieferant
Einen Systemlieferanten seitens der Industrie gibt es nicht. Es sind viele Produkte verschiedener Hersteller, die es
zu kombinieren gilt. Denn es ist ja nicht nur der Wandaufbau zu betrachten, sondern die vielen verschiedenen
Bauteilanschlüsse vom Sockel über das Fenster bis zum Dach. Es hat sich für das Handwerk als lohnend herausgestellt,
sich an einen kompetenten Fachhandelspartner zu wenden, der mit dem Holzrahmenbau bereits viel
Erfahrung gesammelt hat. Dieser hilft über manche Wissenslücke hinweg oder hat wertvolle Tipps parat.
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B. Kalkulation
2. Betrachtungen der Beteiligten am Bau
Wie viel kostet ein Haus?
€ - Entwurf
€ - Ausstattung
€ - Bausituation
€ - Standards
Flächen
Stück
B. Kalkulation
Anschlusslängen
Wie viel kostet ein Quadratmeter Wand oder wie viel kostet der Holzrahmenbau auf die Wohnfläche bezogen?
Dies zu beantworten setzt voraus, dass man a) genaue Informationen über Objekt und Leistungsumfang hat; b)
genügend Eckwerte in der Kalkulation gesammelt hat.
Art des Objektes
Für einen Neubau auf der „grünen Wiese“ gibt es eine Spanne an marktüblichen Preisen. Dabei spielt eine Rolle:
• Komplexheit der Geometrie - rechte Winkel sind günstiger als Abweichende
• Raumgrößen - große Räume sind günstiger als viele Kleine
• Anzahl der Sonderwünsche
• Zugänglichkeit des Grundstücks
• und natürlich die Ausstattung mit den Materialqualitäten
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Beim Bauen im Bestand kommen noch ein paar „Kostentreiber“ dazu:
• Abriss und Entsorgung
• Das Herrichten des Baukörpers für die Erweiterung
• Die Anbindung der Erweiterung an den vorhandenen Baukörper
• Anarbeiten (innen / außen) des vorhandenen Baukörpers an die Erweiterung
Vorfertigung oder Baustellenfertigung
Keine Frage, die Vorfertigung ist der Idealfall für den Bauablauf. Die Vorteile sind hinreichend bekannt. Allerdings
gibt es einige Gründe über eine Baustellenfertigung nachzudenken und diese in Erwägung zu ziehen:
• Die Baustelle ist schwer erreichbar (Abstand zu Verkehrswegen)
• Aufmaß und Anpassung beim Bestandsbau hat einen großen Aufwand
• Werkhalle und Fahrzeuge lassen nur kleine Elementgrößen zu
• die Ausstattung der Werkhalle lässt nur eine einseitige Beplankung zu
• die Fremdüberwachung fehlt (notwendig bei geschlossenen Elementen)
Vorfertigung lohnt nur, wenn die Betriebsausstattung eine rationelle Fertigung ermöglicht.
Vorfertigung erzeugt „Elementierkosten“, die bei der Baustellenfertigung nicht anfallen.
In dieser Frage gibt es kein grundsätzlich Richtig und Falsch. Vielmehr ist es eine Frage der richtigen Methode.
Für beide Arten gibt es Argumente. Es gibt Zimmereien, die grundsätzlich auf eine weitreichende Vorfertigung setzen
(Optimalfall) und die notwendige Fremdüberwachung nachweisen können. Und es gibt Betriebe, die weitgehend
auf der Baustelle fertigen und trotz des vermeintlichen Nachteils, bei guter Qualität wirtschaftlich arbeiten. Es
ist eine Frage der Rahmenbedingungen der Baustelle sowie Ausstattung des Betriebes. Womöglich ist es sinnvoll
beide Methoden parat zu haben.
Die nur einseitige Beplankung von vorgefertigten Elementen, ist wirtschaftlich kritisch zu bewerten.
Der Autor dieser Schrift hat für die Baustelle die sogenannte „Segmentfertigung“ entwickelt.
1. Vorfertigung
Die Vorteile der Vorfertigung sind bekannt. In einer entsprechend ausgestatteten Werkhalle lassen sich Rahmenwerke
und Beplankungen rationeller herstellen gegenüber der Baustelle. Grund sind die optimierten Arbeitsbedingungen.
Das Werkstück kommt zum Werkzeug in der Halle! Eine Qualitätskontrolle ist möglich. Allerdings löst das
zu fertigende Werkstück einige Aufwendungen aus, die es auf der Baustelle nicht geben würde. Dies nennen wir
Zusatzkosten bei der Elementierung - „Elementierkosten“.
Je größer eine Baumaßnahme ist, desto sinnvoller ist die Vorfertigung im Sinne eines rationellen Baufortschrittes.
Wenn Elemente in der Werkhalle produziert und an der Baustelle später montiert werden, verteilt sich örtlich der
Material- und Arbeitseinsatz. Die Effizienz in der Vorfertigung liegt in der Wiederholung von immer gleichen
Arbeitsschritten. Die Vorfertigung ermöglicht das Verteilen von Material und Arbeitskräften auf zwei Orte.
9
B. Kalkulation
1. Vorfertigung
Wie ist es aber mit kleineren Baustellen? Wenn die Häufigkeit der Wiederholung fehlt, ist die Methode der Vorfertigung
in Frage zu stellen. Doch dazu später mehr. Zurück zu den Zusatzkosten bei der Vorfertigung, den „Elementierkosten“.
Die folgende Tabelle zeigt in den Arbeitsschritten, welche Aufwendungen zu leisten sind.
Arbeitsschritt flächenbezogener Aufwand Elementierkosten a
Aufmaß
Werkplanung b
Überprüfen der zeichnerischen
Vorgaben am bestehenden Baukörper
Geometrie des Baukörpers auf den
Holzbau umsetzen
(-) exaktes Aufmaß notwendig,
Ungenauigkeiten sind in planmäßigen
Fugen auszugleichen
(-) Besonderheiten der Elementierung
berücksichtigen
Zuschnitt fertiger Abbund vorab —
Schwelle zum
Betonunterbau
Nivelierschwelle mit Unterfugung (-) Zweite Schwelle im Element
Rahmenwerk formgenaues Rahmenwerk
(-) Stabilisierung für den Transport
durch Verschraubung / Wellennägel
OSB-Beplankung
(innen)
Zuschnitt und Befestigung —
Ü-Zeichen — (-) Dokumentation, Eigenüberwachung
Transport Materiallogistik zur Baustelle (-) Verladung / Transport der Elemente
Montage Kraneinsatz (-) Hebegurte in den Elementen
Tab. 1
Dämmung der
Gefache
Holzfaserplatte
(außen)
Ü-Zeichen —
Montage der
geschl. Elemente
Zuschnitt und Einbau
(z. B. Mineralfaser)
Zuschnitt und Befestigung
—
(+) zeitlicher Vorteil
(-) Verbindung zu einer
Gesamtfläche c
(-) Dokumentation,
Fremdüberwachung
Ansätze für die Kalkulation des Aufwandes bei der Vorfertigung - Basiselement.
(-) Mehraufwand durch besondere
End- und Eckverschraubung
a Mehraufwand ist mit (-) gekennzeichnet, Einsparungen mit (+).
b Werkplanung ist ein im Zimmererhandwerk etablierter Begriff für die Ausführungsplanung. Bei der W. müssen zusätzlich alle
technischen Besonderheiten berücksichtigt sein, die sich aus der Methode der vorgefertigten Bauart ergeben. Bei der A. sind
lediglich alle Besonderheiten des Baukörpers zu berücksichtigen. Die A. wird durch den Architekten erstellt, die W. ist
normalerweise Sache des ausführenden Zimmereibetriebes (bitte weiterlesen ab Seite 24 sowie Tab. 9 auf Seite 25).
c Die Übergänge von Element zu Element sind zu einer funktionstauglichen regensicheren Bekleidung herzustellen
(z.B. Z-Profile, Schleppfolien, Ergänzungsplatten an der Baustelle)
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Wichtig: bei gedämmten Elementen müssen die Fensterbrüstungen regensicher abgedeckt werden. Es ist zu
verhindern, dass Niederschläge in das gedämmte Gefach eindringen können.
Tab. 1 zeigt die Ansätze für die Kalkulation bei der Elementierung. Bevor es an die pauschalen Ansätze für Rahmenwerk
und Beplankungen geht, sollen die verschiedenen Aufwendungen beurteilt werden. Der „flächenbezogene
Aufwand“ ist in jedem Fall notwendig, unabhängig davon ob die Wände vorgefertigt werden oder nicht. Die
„Elementierkosten“ ergeben sich aus der Vorfertigung und sind als Pauschalen drauf zu rechnen. Somit ergibt sich
der Gesamtpreis aus: Kosten pro qm + Elementierkosten.
Die Elementierkosten verteilen sich besser, wenn der Vorfertigungsgrad wächst.
Je mehr Material zum Werkzeug kommt (Vorfertigung in der Werkhalle), desto besser.
Je mehr Arbeitsschritte die Elemente enthalten, desto besser verteilen sich die Elementierkosten. Elemente sind
dann wirtschatlich, wenn möglichst viele Montagen an den Elementen in der Werkhalle vorgenommen werden.
Dies hört beim Rahmenwerk mit der inneren und äußeren Bekleidung nicht auf. Betrachtet werden weitere Arbeitsschritte
in der folgenden Tabelle. Im Fokus stehen Fenster, Fensterleibungen und Fassade.
Arbeitsschritt Aufwand Elementierkosten a
Fenster
Verschattung
Fugen zum
Baukörper
Leibungen innen
mit Fensterbank
Fassadenleibungen
außen
mit Fensterbank
Transport und Montage
Wärmedämmung, Luftdichtung,
Regensicherheit
Zuschnitt und Einbau
Zuschnitt und Einbau
a Mehraufwand ist mit (-) gekennzeichnet, Einsparungen mit (+).
Für die Arbeitsschritte und ergeben sich erhebliche Effizienzgewinne.
(+) Hilfsmittel für die Montage in der
Werkhalle (Setzhilfen)
(+) Vermeidung von einzelnem
Transport von Material und Werkzeug
in die Etagen und Räume
(+) Vermeidung von einzelnem
Transport von Material und Werkzeug
in die Etagen und Räume
(-) Schutz der Elemente vor
Beschädigung, Abstand vergrößert
Verladung und Transport —
Fassadenfläche Transport, Zuschnitt und Montage
Tab. 2 Ansatz für die Kalkulation des Aufwandes bei der Vorfertigung - Fenster und Fassade.
(-) Anschluss zu benachbarten
Bauteilen
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B. Kalkulation
1. Vorfertigung
Wie sind die einzelnen Arbeitsschritte bei der Vorfertigung zu beurteilen?
1. Rahmenwerk + OSB
Verbleibt es bei diesem Arbeitsschritt in der Vorfertigung ist aufgrund der hohen Elementierkosten die
Fertigung an der Baustelle in vielen Fällen günstiger.
2. Holzfaserplatte / geschlossene Elemente
Die Montage an der Baustelle oder in der Werkhalle dürften bezüglich Montagezeit in etwa neutral sein.
Allerdings ist bei der Vorfertigung zwingend die Fremdüberwachung notwendig. Diese lohnt sich nur bei einer
gewissen Auslastung. Was ist sonst zu beachten?
- die Details in den Elementübergängen sind aufwändig und gut zu planen
- In der Werkhalle ist das Wenden der Elemente sicherzustellen
- die Verschraubung der Elemente bei der Montage ist aufwendiger
Insgesamt ist der Kostenvorteil bei der geschlossenen Fertigung begrenzt. Der große Vorteil liegt jedoch im
fertigen temporären Witterungsschutz des Holzbaus.
Hat eine Baumaßnahme nur geringe Flächen, lohnt sich eine Vorfertigung kaum. Erst recht nicht, wenn dazu
noch Anpassungen an ein bestehendes Gebäude erforderlich sind. Ausnahme: der Witterungsschutz ist ein
durchschlagendes Argument.
Wenn Holzrahmen-Elemente in der Werkhalle hergestellt werden, die die Fenster vollständig einfassen, dann
ist der Einbau der Fenster in der Werkhalle nur logisch.
3. / 4. Fenstereinbau und Leibungen
Viele Zimmerei scheuen den Schritt des Fenstereinbaus, weil dabei neue Risiken lauern. Doch erst hier
können Elementierkosten tatsächlich wieder wett gemacht werden.
Es sind beim Fenstereinbau viele Arbeitsschritte erforderlich, die stationär in der Werkstatt ideal herzustellen
sind. Die Elementierung eines Baukörpers ist mit dem Fenstereinbau und deren Anschlüssen erst wirklich
effizient. Mit diesen Arbeitsschritten wird viel Arbeitszeit in die Werkhalle verlagert. Dazu ist die
Qualitätssicherung in der Werkhalle tatsächlich erst möglich.
5. Fassade
Ob die Montage einer Fassade sinnvoll sein kann, ist unterschiedlich zu bewerten. Das hängt u. a. von der Art
der Fassade ab.
Der Klassiker einer lohnenden Fassadenbekleidung am Element ist der Giebel. Ein vorgefertigtes
Giebelwandelement kann in der Werkhalle (liegend) weit schneller bekleidet werden als an der Baustelle. Die
Schrägschnitte können nach der Befestigung erfolgen.
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Güteüberwachung / Ü-Zeichen
Für die Kalkulation und die Betriebsorganisation ist die Güteüberwachung
zu berücksichtigen. Bei vorgefertigten Bauteilen muss das Ü-
Zeichen am gelieferten Element befestigt sein. Mit dem Übereinstimmungszeichen
(Ü-Zeichen) wird die Übereinstimmung eines Bauproduktes
(vorgefertigtes Element) mit den geltenden technischen
Regeln dokumentiert (DIN 1052). Das Ü-Zeichen muss auf jedem
Holzrahmenelement an sichtbarer selbst Stelle angebracht sein.
• einseitig beplankt, Verfahren ÜH:
Der Hersteller dokumentiert eigenverantwortlich die Übereinstimmung
mit den technischen Regeln. Im Zuge seiner
werkseigenen Produktionskontrolle dokumentiert der Hersteller
(Zimmerei) die eigene laufende Überwachung seiner Elemente.
Dieses Verfahren gilt nur für einseitig beplankte und tragende
Holzbauteile, die in einem Holzbaubetrieb vorgefertigt werden.
• beidseitig beplankt, geschlossene Elemente, Verfahren ÜZ:
Als Ergänzung zu der werkseigenen Produktionskontrolle
schließt der Hersteller einen Vertrag mit einer Zertifizierungsstelle
zur Fremdüberwachung 1 . Diese prüft nach einer Erstprüfung in
regelmäßigen Abständen die Herstellung der Bauprodukte und
deren Dokumentation. Dieses Verfahren gilt bei geschlossenen
Bild: Bundesverband Deutscher Fertigbau e.V
Bauelementen (beidseitig beplankte und tragende Holzbauteile),
die in einem Holzbaubetrieb vorgefertigt werden.
• Das RAL-Gütezeichen:
Es gelten die Bedingungen aus dem Verfahren ÜZ. Zusätzlich sind die Güte- und Prüfbestimmungen zum RAL
Gütezeichen Holzhausbau einzuhalten. Das Erreichen des RAL-Gütezeichens ist freiwillig und eine Ergänzung
zum Ü-Zeichen.
Dem Betrieb, der vorfertigt entstehen Kosten für die Güteüberwachung, insbesondere im Verfahren ÜZ. Um
diesen Aufwand umzulegen, sollte eine regelmäßige Auslastung angestrebt werden.
1 Vom Deutschen Institut fur Bautechnik (DIBt) werden Zertifizierungsstellen für die Fremdüberwachung von Bauprodukten
bestimmt. Den Auftrag zur Überwachung erteilt der Betrieb selbst. Ansprechpartner ist u. a. der DHV (www.d-h-v.de)
13
B. Kalkulation
2. Segmentfertigung auf der Baustelle
2. Segmentfertigung auf der Baustelle
Im Abschn. F2.4 von ProfiWissen Holzbau wird das Prinzip der Segmentfertigung vorgestellt. Es ist einfach und
dabei hochflexibel. Ohne das Verfahren an dieser Stelle näher zu erläutern, geht es vielmehr um den kalkulatorischen
Ansatz. In Tab. 1 wurde in der mittleren Spalte der „flächenbezogene Aufwand“ dargestellt. Dieser Kalkulationsansatz
ist bei der Segmentfertigung vollständig zu berücksichtigen. Die Elementierkosten aus der rechten
Spalte der Tab. 1 fallen allerdings nicht an. Die in der Segmentfertigung notwendigen Arbeitsschritte werden in
Tab. 3 erläutert.
Arbeitsschritt
Transport
Montage
Aufmaß
Werkplanung a
Zuschnitt
Schwelle zum
Betonunterbau
Rahmenwerk
OSB-Beplankung
(innen)
flächenbezogener Aufwand
Überprüfen der zeichnerischen
Vorgaben am bestehenden Baukörper
Geometrie des Baukörpers in Bezug
auf die Rohbaumaße festlegen
fertiger Abbund vorab
Nivelierschwelle mit Unterfugung
formgenaues Rahmenwerk
Zuschnitt und Befestigung
Holzfaserplatte
Zuschnitt und Befestigung
(außen)
Tab. 3 Arbeitsschritte der Segmentfertigung (vgl. Tab. 1).
a bitte weiter lesen ab Seite 24
Arbeitsschritte der
Segmentfertigung
Festlegen der Geschosshöhen
incl. der tragenden Sonderbauteile
aus der Statik
es werden fertig gekappte Rippen
eingesetzt
eine zweite Schwelle entfällt
Ü-Zeichen — nicht erforderlich
Dämmung der
Gefache
Materiallogistik zur Baustelle vom
Fachhandel
manuell
Zuschnitt und Einbau
(z. B. Mineralfaser)
hergestellt werden Beplankungs- und
Öffnungssegmente
auf den Beplankungssegmenten,
verarbeitet im gelieferten Rohformat
etagenweise geliefert
Kraneinsatz für die Wandmontage ist
nicht erforderlich
ideal ist die Einblasdämmung später
von der Raumseite
nach der Erstellung des gesamten
Rohbaus vom Gerüst
Bei der Segmentfertigung können die Ansätze der klassischen Kalkulation verwendet werden.
Elementierkosten (Tab. 1) sind nicht zu berücksichtigen.
14
3. Ansätze der Kalkulation
Wände werden nach Quadratmeter abgerechnet. Dies gilt im Holzrahmenbau gleichfalls. Zunächst ist das Herstellen
einer ungestörten / ununterbrochenen Fläche die Basis der kalkulatorischen Betrachtung. Ein wesentlicher
Zeitaufwand verbirgt sich allerdings in den Anschlüssen. Bei der Wand sind die Fenster und die weiteren Bauteilanschlüsse
zu betrachten. Wie sind die Anschlüsse kalkulatorisch zu erfassen?
Die Kalkulation hat das Ziel einer möglichst genauen Vorhersage der Kosten. Das Material und der Zeitaufwand
sind die Messgrößen. Beim Material ist es die Wandfläche selbst, zzgl. der Anschlussmittel. Der Zeitaufwand teilt
sich mit der Arbeit in der Fläche und der Arbeit am Anschlussdetail.
Die gesamten Kosten ließen sich in einem Flächenpreis zusammenfassen. Problem dabei ist, dass sich die
Gebäude stark unterscheiden, die Menge der Anschlüsse bezogen auf die Fläche variieren. Es wäre zwar möglich
den Flächenpreis durch Schätzung anzupassen. Dies ist aber recht ungenau.
Wir verfolgen eine zweite Methode, die eine genauere Ermittlung zulässt. Zugleich wird die Komplexität der unterschiedlichen
Gebäude berücksichtigt. Die Kalkulation erfolgt über Fläche Stück Anschlusslänge.
Beispiel a
Giebelseite
geom. Form Breite Höhe Fläche
Erdgeschoss •
2,90 m 27,55 m²
Dachgeschoss
• 9,50 m
0,80 m
7,60 m²
4,00 m
19,00 m²
Summe 9,50 m (Sockel) 54,15 m²
Tab. 4 Mengenermittlung einer Außenwandfläche am Beispiel einer Giebelseite.
a Um den Umfang in diesem Kalkulationsbeispiel gering zu halten, wird hier lediglich ein Giebel betrachtet. Es wäre sinnvoll für
eine gesamte Gebäudekalkulation die Mengenermittlung über ein Tabellenkalkulationsprogramm vorzunehmen.
Beispiel
Giebelseite
Erdgeschoss
Dachgeschoss
Art des Fensters Breite Höhe Fläche
2-Flg., DK/Dreh
1-Flg., Fenstertür
1-Flg., DK
2-Flg., DK/Dreh
2-Flg., DK/Dreh
Brüstung
Sturz
Leibung (seitl.)
1,60 m
1,15 m
0,75 m
1,50 m
1,50 m
6,50 m
6,50 m
1,45 m
2,25 m
1,25 m
1,35 m
1,35 m
Summe
15,30 m
Tab. 5 Mengenermittlung für die Fenster. Die Kosten der Fenster werden per Stück ermittelt.
Nach VOB/C DIN ATV 18334 sind Öffnungen mit mehr als 2,5 m² von der Wandfläche abzuziehen.
In diesem Beispiel ergibt sich eine abrechenbare Wandfläche von: 54,15 m² - 2,59 m² = 51,56 m²
2,59 m²
15
B. Kalkulation
3. Ansätze der Kalkulation
Ausbaustufe a
Rohbau
(tragende
Konstruktion)
Ausbauhaus
außen fertig
Wand
(Flächen aus Tab. 4)
•Rahmenwerk e = 62,5 cm
(nur Rasterrippen)
•OSB-Beplankung
•Sonderstiele und -stürze
(gemäß Statik), per Stück
•Luftdichtung
•Wärmedämmung
•Unterdeckung
•Konterlattung
•Fassade mit
Unterkonstruktion
•ggf. Beschichtung
Jede einzelne Position aus Tab. 6 wird mit einer
Kalkulation aus Material und Zeitaufwand hinterlegt.
Die Befestigungsmittel sind dabei zu berücksichtigen.
Sodann ist es bei verschiedenen
Angeboten sehr einfach Anpassungen vorzunehmen.
Es können die Verkaufspreise für die drei
verschiedenen Ausbaustufen als Pauschalwerte
genannt werden. Ergeben sich Änderungen, so
können diese sehr rasch eingepflegt werden. In
diesem System ist es möglich mit den immer gleichen
Kalkulationswerten zu arbeiten.
Es ist bei der Kalkulation ein interessantes Ziel,
die Preisgestaltung möglichst transparent zu
machen. Ideal ist es, wenn der Kunde selbst
bestimmt, in wie viel Garantie und Leistung er
investieren möchte (vgl. Tab. 7 und Tab. 8).
Sockel
(Länge aus Tab. 4)
•Schwelle
•Mörtelfuge
•Dübelanker
•Zuganker (Stück)
•Luftdichtung
•Schleppbahn
•Lüftungsprofil
•Perimeterdämmung
•Sockelputz
•Noppenbahn
Fenster
(Längen aus Tab. 5)
•Brüstungsriegel
•Sturzriegel
•seitliche Fensterrippen b
•Ausschnitt OSB (4-seitig)
•Ausschnitt Unterdeckung
•Fenster nach Liste (Stück)
•Fugendämmung
•Luftdichtung
•Dichtband außen
(Leibung und Sturz)
•Dichtung unter der Fensterbank
außen (Brüstung)
•Leibung
•Sturz
•Fensterbank (Brüstung)
Tab. 6 Positionen einer Kalkulation. Für weitere Anschlüsse werden ebenfalls die Positionen aufgestellt: Außenund
Innenecke, Dach- und Deckenanschluss.
a vgl. Tab. 8 auf Seite 23
b Achtung: ungefähr die doppelte Holzmenge kalkulieren, weil die Länge größer ist als in Tab. 5 ausgewiesen.
Ausstattung
gehoben
Rohbau ___% ___% ___%
Ausbaustufen
preisorientiert
Mittelklasse
Ausbauhaus
außenfertig
___% ___% ___%
___% 100% ___%
Tab. 7 Kostentransparenz durch Faktoren. Es ist möglich
dem Bauherren eine Kostenübersicht zu geben, ohne über
konkrete Eurowerte sprechen zu müssen. Das „außenfertige“
„Mittelklasse“-haus könnte dabei der Maßstab-100%
sein.
16
Foto: Colourbox
C. Bauvertrag
In diesem Abschnitt werden Hinweise gegeben, den Bauvertrag weiter zu entwickeln. Ziel ist es die Bauqualität zu
fördern und den Zimmereibetrieb möglichst weit abzusichern. Es gilt den Widerspruch zwischen einem günstigen
Preis und den dazu unpassend hohen Erwartungen aufzulösen. Der Unternehmer sollte bedenken, dass der Verbraucherschutz
immer größer wird. Dass bei Geschäften von gewerblichen Anbietern zu Endverbrauchern gerichtlich
eher der „unterlegene“ Laie geschützt wird. Je klarer und unmissverständlicher ein Bauvertrag formuliert wird,
desto höher sind die Aussichten bei Gericht einzuschätzen. Wenn Risiken im Leistungsumfang und den entsprechenden
Garantien erkannt werden, sollte sorgfältig bei der Angebotserstellung vorgegangen werden. Hinweise zu
(fehlenden) Garantieansprüchen sind hilfreich.
Die im Folgenden gewählten Themen sind ausgesuchte Beispiele. Sie sprechen Bereiche an, die immer wieder
Grund für Auseinandersetzungen sind.
17
C. Bauvertrag
1. Sockel
1. Sockel
An keiner anderen Stelle im Holzhausbau werden derart gravierende Fehler gemacht. Ursachen sind vermutlich
Unwissenheit, unbegründeter Optimismus und unpassende Forderungen der Bauherrschaft. Es geht um Sockelschäden
aufgrund untauglicher Abdichtungen und /oder hoher Geländeanfüllungen.
Holz ist ein Material des Hochbaus. Tiefbaumaßnahmen schließen sich für ein organisches Material wie Holz
zumindest bei Gebäuden nachvollziehbar aus. Es gibt eindeutige Regeln, die zu beachten sind:
• Ab welcher Höhe darf Holz zum Einsatz kommen?
• Welche Maßnahmen sind zum Feuchteschutz am Sockel zu ergreifen?
Definitiv darf Holz nicht zum Einsatz kommen, bei Höhen unterhalb 15 cm über Gelände. Und dies auch nur dann,
wenn Spritzwasser weitreichend z. B. durch ein geeignetes Kiesbett reduziert wird. Ansonsten gilt die Höhe von
30 cm ab Gelände als untere Grenzlinie für das Holz. Von der in DIN 68800-2 im Anhang A gezeigten „5 cm-
Lösung“ rät der Autor dieser Schrift ab.
Die Gefahr von Feuchte im Bereich des Schwellholzes nimmt erheblich zu, wenn es an Höhe fehlt.
Die korrekte Ausführung wird in DIN 68800
vorgegeben. Die Holzschutznorm gibt im
OKFF
Teil 2 genaue Empfehlungen für eine korrekte
Ausführung des Sockels in der Holzbauart.
Die Norm enthält im Anhang Details UK Schwelle
zur Ausführung 1 .
Abb. 1 Standarddetail
GOK
(Gebrauchsklasse GK 0 wird eingehalten):
Diese Sockelausbildung entspricht den
Vorgaben der DIN 68800. Der Abstand der
Schwelle zum Gelände ist hinreichend. Eine
vertikale Abdichtung ist nicht erforderlich.
300
Kiesbett
Tipp: Klärung im Bauvertrag
Dem Holzbaubetrieb sei empfohlen, das Sockeldetail zum Bestandteil des Vertrages zu machen und klarzustellen,
dass die Einhaltung der zulässigen Geländehöhe im Verantwortungsbereich der Bauherrschaft liegt.
Damit wird eindeutig belegt, dass die Geländeanfüllung einer Maximalhöhe unterliegt. Im Bereich von Podesten
sind besondere Maßnahmen zu ergreifen.
Bauherren sollten wissen:
Die korrekte Ausführung ist der beste Schutz gegen stehendes Wasser auf dem Gelände bei
Starkregenereignissen!
150
1 Literaturhinweis: „Richtlinie Sockelanschluss im Holzhausbau“, Hrsg. Holzforschung Austria
18
Kalte Abdichtungen vermeiden
Rutscht das Holz in den „Keller“, sprich in die Höhe des Geländes, wäre eine äußere Abdichtung auf der Holzkonstruktion
notwendig. Und gerade diese Abdichtung bereitet tendenziell die Gefahr von Auffeuchtungen im Bereich
des Schwellholzes. Wird Holz auf der Außenseite mit einer Abdichtung versehen, entwickelt sich hier zwangsläufig
Kondensat, weil die Abdichtung auf der Kaltseite liegt. Die Gefahr von stetig steigender Feuchte (Auffeuchtung) ist
sehr groß, weil das Potenzial zur Austrocknung sehr gering ist. Die bewährte Formel (DIN 68800-2) von 250
Gramm mehr Austrocknung als Feuchteanfall, dürfte hier schwer nachzuweisen sein.
Abb. 2 Empfehlung bei höherer Geländeanfüllung
(Gebrauchsklasse GK 0 wird hier
eingehalten): Im Bereich der notwendigen
Abdichtung wird als Aufkantung ein
mineralischer Werkstoff (z. B. Beton) verwendet.
Die Schwelle liegt mind. 150 mm
über Gelände, bestehend aus einer
Kiesschüttung . Die äußere Perimeterdämmung
sorgt für eine hinreichende
Überdämmung der Abdichtung.
Hinweis: Der Überstand der Schwelle gegenüber
der Aufkantung ist zu begrenzen.
Abdichtung!
2. Fenster
Fenster und Türen bilden die Öffnungen von Außenwänden. Bauphysikalisch ist die Außenwand selbst relativ simpel
zu lösen. Das Fenster als Konstruktionselement ist ebenfalls technisch gelöst, ist funktionstauglich und dauerhaft
konstruiert.
Merkwürdig ist, dass gerade dem Teil die geringste Aufmerksamkeit geschenkt wird, der technisch die größten
Schwierigkeiten bereitet, der Einbaufuge, dem Übergang zwischen Fenster und Außenwand.
Funktionsschichten
im Fensterbereich
Um die Funktionsebenen sauber und der Außenwand
dauerhaft zum Fenster anzuschließen, sind
mehrere Gewerkewechsel üblich. Ist das
sinnvoll?
Abb. 3 Die Funktionen der Außenwand
sind sehr vielfältig. In der Fläche sind die
Bauteilschichten der Außenwand sehr
einfach herzustellen. Der „Teufel steckt
allerdings im Detail“ und dies gilt
insbesondere für den Fensteranschluss.
Wetterschutz
Lastabtragung
Wärmeschutz
Luftdichtung
19
C. Bauvertrag
3. WDVS
Darf man im Holzbau dieses entscheidende Detail einem Fensterlieferanten überlassen, der nur bedingt die
Anforderungen des Holzbaus beherrscht?
Wirtschaftlich entscheidend ist nicht der günstige Kaufpreis für Fenster, sondern ob ein funktionstauglicher und
dauerhafter Einbau gelingt.
Der Zimmerer liefert die komplette Außenwand
Es sollte im Holzbau der Normalfall sein, dass der Zimmerer die Außenwand einschl. Fenster und Fassade verantwortet.
Der Einbau der Fenster erfolgt z. B. nach RAL 1 . Sodann ist die Gewährleistung für Wetterschutz, Wärmeschutz
und Luftdichtung eindeutig. Die Qualitätssicherung verbleibt in einem Gewerk, dem Hauptgewerk für die
Außenwand.
Wer trägt die Gewährleistung für den Fensteranschluss? Dies sollte im Bauvertrag eindeutig geklärt werden.
Tipp: Klärung im Bauvertrag (Textvorschlag 2 )
Auf Wunsch der Bauherrschaft (Auftraggeber) werden die Außenwände ohne Fenster und Außentüren geliefert
und montiert. Die Lieferung der Fenster und Außentüren wird vielmehr auftraggeberseitig (Bauherr) organisiert.
Somit sind ebenfalls sämtliche Anschlüsse der Fenster und Außentüren wie außenseitiger Witterungsschutz, Wärmeschutz
und innenseitige Luftdichtung auftraggeberseitig (Bauherr) zu organisieren und zu überwachen. Von den
Anschlüssen hängt maßgeblich ab, ob der Feuchteschutz im Bereich der Außenwand insgesamt funktioniert.
Sämtliche besagten Leistungen bezüglich der Fenster und deren Anschlüsse wurden unsererseits angeboten und
erläutert, auftraggeberseitig allerdings nicht beauftragt. Somit beinhalten unsere Leistungen keinen Anschluss im
Bereich der Fenster und Außentüren. Einen Anspruch auf diesbezügliche Gewährleistung besteht mit diesem Vertrag
somit nicht.
Das Überwachen der besagten Leistungen sollte durch einen sachkundigen Fachmann erfolgen. Wir als Auftragnehmer
übernehmen diese Leistung nur für den Fall, in dem der Auftraggeber (Bauherr) uns mit der Überwachung
des Fenstereinbaus schriftlich beauftragt.
3. WDVS
Das Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS) hat vertraglich gewisse Parallelen zum Thema Fenster. Allerdings
steht hier der Zimmerer, der die putzbare Dämmplatte selbst montiert in besonderer Verantwortung. Das WDVS ist
eine schadensträchtige Konstruktion, weil immer wieder Fehler gemacht werden. Auch hier liegt die Ursache oftmals
im Gewerkewechsel zwischen Dämmplatte, Putzbeschichtung und Fenster.
1 Literaturhinweis: „Leitfaden zur Planung und Ausführung der Montage von Fenstern und Haustüren“,
Hrsg. RAL-Gütegemeinschaft Fenster und Haustüren e. V.
2 Der Textvorschlag ist baurechtlich für den Einzelfall zu prüfen und anzupassen.
20
Die VOB hat mit einer eigenen ATV 1 DIN 18345 für das
WDVS bereits vor vielen Jahren diesem Problemthema
Rechnung getragen. Außerdem ist für das eingesetzte
WDVS eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung nachzuweisen.
Dies zeigt die Bedeutung dieses Themas. Leider
kennen viele beteiligte Handwerker die fachlichen
Zusammenhänge nicht.
Abb. 4 Das WDVS ist fachlich und organisatorisch eine
Herausforderung. Das Gelingen hängt von den
Fachkenntnissen der beteiligten Handwerkern ab.
Der Zimmerer liefert die komplette Außenwand
Wie schon zuvor beim Thema Fenster beschrieben, sollte es im Holzbau der Normalfall sein, dass der Zimmerer
die Außenwand einschl. kompletter Fassade verantwortet (hier WDVS). Die Vergabe der Putzarbeiten erfolgt in
dem Fall durch den Zimmerer. Sodann ist die Gewährleistung für den Wetterschutz eindeutig. Die Qualitätssicherung
verbleibt in einem Gewerk, dem Hauptgewerk für die Außenwand.
Wer trägt hingegen die Gewährleistung bei Gewerketeilung? Dies sollte im Bauvertrag eindeutig geklärt werden.
Tipp: Klärung im Bauvertrag (Textvorschlag 2 )
Auf Wunsch der Bauherrschaft (Auftraggeber) werden die Außenwände ohne Putzbeschichtung sowie ohne Fenster
und Außentüren geliefert und montiert. Der Fassadenputz und die Fenstermontage werden vielmehr auftraggeberseitig
(Bauherr) an andere Gewerke organisiert. Somit ist die fachtechnisch korrekte Ausführung einschließlich
sämtlicher Anschlüsse z. B. zu den Fenstern auftraggeberseitig (Bauherr) zu organisieren und zu überwachen.
Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass der zu erstellende Fassadenputz einer bestimmten allgemeinen bauaufsichtlichen
Zulassung unterliegt. Diese haben wir diesem Bauvertrag als Anlage beigelegt. Es liegt in der Verantwortung
des Auftraggebers (Bauherr) die Zulassung verpflichtend mit dem beauftragten Putzhandwerker zu
vereinbaren und deren Einhaltung zu überwachen.
Sämtliche besagten Leistungen bezüglich der Außenwand und deren Anschlüsse wurden unsererseits angeboten
und erläutert, auftraggeberseitig allerdings nicht beauftragt. Somit beinhalten unsere Leistungen keinen Putzaufbau
und dessen Anschlüsse im Bereich der Fenster und Außentüren. Einen Anspruch auf diesbezügliche Gewährleistung
besteht mit diesem Vertrag somit nicht.
Das Überwachen der besagten Leistungen der anderen Gewerke durch uns als Auftragnehmer erfolgt nur für den
Fall, in dem der Auftraggeber (Bauherr) uns mit der Überwachung schriftlich beauftragt.
Nach Fertigstellung der Montage des Putzuntergrundes (Holzfaserdämmplatte) durch uns als Auftragnehmer werden
wir zu einer technischen Abnahme auffordern. Das Protokoll ist vom Auftraggeber zu unterzeichnen. Die
anderen Gewerke sollten ebenfalls anwesend sein und die Unbedenklichkeit unserer Vorleistungen bescheinigen.
1 Allgemeine technische Vertragsbedingungen
2 Der Textvorschlag ist baurechtlich für den Einzelfall zu prüfen und anzupassen.
21
C. Bauvertrag
4. „3-Gewerke-Vertrag“
4. „3-Gewerke-Vertrag“
Bauherren suchen aus Gründen der Sicherheit und Zeitersparnis Komplettleistungen „schlüsselfertig“. Laien (Bauherren)
geben die Maßnahme in eine Hand. Trotz des Wunsches nach Dienstleistung wird nicht unbedingt die Hilfe
eines Architekten gesucht. Ob der Verzicht allein an den Kosten liegt, ist schwer zu ergründen. Bauherren geben
dem Baupartner den Vorzug, der zum einen kompetent und vertrauenswürdig erscheint und andererseits das
beste Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. Nicht selten wird das ausführende Hauptgewerk direkt angesprochen.
Bei Neubauten auf der „grünen Wiese“ werden sehr häufig Bauträger und GUs beauftragt. Aber wie verhält es sich
beim Bauen im Bestand, bei Ausbauten, Anbauten und Aufstockungen? Auch hier sind Komplettleistungen durchaus
gewünscht.
In Abschn. A. „Einführung“ war bereits von den „Hausbauteams“ die Rede. Eine abgestimmte Zusammenarbeit
bietet die Grundlage für das Gelingen von Baumaßnahmen. Dabei geht es um Sicherheit mit dem Vermindern von
Risiken in der Gewerkeabstimmung.
Risiken für das Handwerk
Komplettleistungen sind für Bauherren eine gute Sache und
werden geschätzt. Auf der anderen Seite entstehen allerdings
neue Risiken für das Handwerk, wenn es eine schlüsselfertige
Leistung anbietet. Die Aufschläge auf
Fremdleistungen müssen einiges abdecken:
• Vertriebsarbeit, Beratung und ggf. Planung
• Bauleitung
• Vertragsrisiken
• Finanzierung
• Wagnis und Gewinn
Vieles von dem muss sowohl von dem Nachunternehmer
als auch dem Generalübernehmer und somit doppelt kalkuliert
werden. Dies verteuert die Leistungen.
Foto: Ing.-Büro
Abb. 5 Für Gebäudeerweiterungen gibt es eine
beständige Nachfrage - abgestimmte und
komplette Dienstleistungen sind gewünscht.
Wie viel Gewährleistung möchte der Bauherr?
Bauherren genießen heute einen umfassenden Gewährleistungsanspruch. Handwerker staunen immer wieder
über gerichtliche Entscheidungen. Wohngebäude sind komplexe Produkte und hochindividuell. Dazu besteht im
Privatkundengeschäft zumeist eine unklare Vertragsgrundlage. Die VOB gilt nicht, statt dessen gilt das BGB. Dieses
wiederum war bezüglich der Anforderungen beim Bauen bisher recht ungenau. Ein Bau-BGB ist seit vielen
Jahren in Arbeit und tritt nun zum 1. Jan. 2018 in Kraft. Es ergeben sich dadurch neue Vertragsbedingungen.
Zurück zum Thema Gewährleistung. Wer übernimmt für was die Garantie? Wie viel Gewährleistung möchte der
Bauherr? In Tab. 8 wird darüber aufgeklärt wie viel Gewährleistung ein Bauherr bei den verschiedenen Ausbaustufen
erwarten kann. Dies sollte der Bauvertrag eindeutig formulieren. Dann sollte bei nicht kompletter Leistung definiert
werden, wer für die Bauüberwachung verantwortlich ist. Andernfalls kann das Bauhauptgewerk bei Mängeln
auch für nicht erbrachte Leistungen belangt werden. Dies gilt für den Wärme-, Feuchte-, Brand- und Schallschutz.
22
Drei Baupartner genügen für Komplettleistungen
Als interessanten Ausweg kann das Vertragsmodell „3-Gewerke-Vertrag“ (3GV) empfohlen werden.
1. Das „Außen-fertige-Gebäude“ als kompletter Witterungsschutz, Wärmedämmung, evtl. Brandschutz
2. Die komplette Gebäudetechnik incl. Nass- und Heizestriche, Fliesenarbeiten
3. Innenausbau, Böden, Türen, Treppe, Tischlerarbeiten, Innenoberflächen
Gewerk /
Vertrag
im 3GV
Holzbau
Gebäudetechnik
Innenausbau
Tab. 8
Leistung und Garantien
Rohbau a
Ausbaustufen
außen
fertig
a Die Ausbaustufe Rohbau kann nur empfohlen werden, wenn ein bauleitender Architekt beauftragt wurde.
b Ein Keller wäre vom Bauherren gesondert zu beauftragen.
fast
fertig
Jeder der drei Gewerke bleibt in seinem Kompetenzfeld und handelt eigenverantwortlich. Ein gemeinsamer Terminplan
und gemeinsame Abnahmen sind die Basis für einen abgestimmten Bauablauf. Ziel ist es ein bezugsfertiges
Gebäude anbieten zu können, ohne den Einzelnen zu überfordern. Die Schnittstellen bei der Ausführung sind
auf ein Minimum reduziert, Leistungsumfang und Garantien sind klar geregelt, es gibt keine doppelten Zuständigkeiten.
Alle drei Fachhandwerksbertriebe zeigen sich als „Teamplayer“ im Sinne eines überzeugenden Gesamtergebnisses.
Ausbauhaus
bezugsfertig
Entwurf, Gebäudeplanung
ja ja ja ja
—
Erdbau, Fundamente b
ja ja ja ja
Tragwerk ja ja ja ja ja
Fenster
ja ja ja ja
Wärmeschutz, Luftdichtung ja ja ja ja
—
Witterungsschutz
ja ja ja
—
Terrassen, Podeste — — ja
Technische Gebäudeausrüstung
mit Ausführungsplanung
ja ja
Nassestrich, Heizestrich
— — —
ja ja
Fliesen — ja
Innenbekleidungen
ggf. mit Schall- und Brandschutz
ja ja
Treppe, Innentüren — — — ja ja
Einbauschränke
ja
—
Böden, Maler
ja
Vorschlag für die Ausbaustufen im „3-Gewerke-Vertrag“.
23
D. Werkplanung
4. „3-Gewerke-Vertrag“
Foto: Ing.-Büro Meyer
D. Werkplanung
Für den Holzbau spielt die professionelle Werkplanung eine entscheidende Rolle. Die effiziente Erstellung eines
Gebäudes hängt maßgeblich von der zeichnerischen Vorbereitung ab. Der Zuschnitt des Rahmentragwerkes
erfolgt im Vorwege und nicht durch „messen-anzeichnen-schneiden“ an der Baustelle. Der Holzbau funktioniert
nun mal anders als der klassische Mauerwerksbau.
Im Mauerwerksbau genügt die Ausführungsplanung eines Architekten, um die Geometrie der Wände real umzusetzen.
Im Holzbau ist das anders, wenn es um eine vorgefertigte Arbeitsweise geht. Dann werden Elemente in
der Werkhalle produziert und an die Baustelle gefahren. In Tab. 9 wird der Unterschied zwischen einer Ausführungsplanung
eines Architekten und einer Werkplanung durch die Zimmerei deutlich. Im Holzbau ist die Ausführungsplanung
eines Architekten bei kleineren überschaubaren Projekten verzichtbar. Bei größeren, komplexeren
Projekten sattelt die Werkplanung auf der Ausführungsplanung des Architekten auf.
Die Werkplanung ist eine umfassende Leistung und muss mit dem Angebot kalkuliert werden.
24
Ausführungsinformation
Ausführungsplanung
durch Architekten
Maßstab mind. 1:50, Detailplanung 1:10 / 1:5
Grund- und Höhenmaße
Öffnungsmaße
Tragwerkselemente aus der Statik
Installationsschächte aus der
Haustechnikplanung
Ausführung Fenster und Verschattung
Anschlussdetails
Zuschnitt für das Rahmenwerk
Elementierung
Hinweis auf die Fertigungsmethode
im Holzrahmenbau
enthalten
—
Die Ausführungsplanung
ist für die Segmentfertigung
(siehe Seite 14) ausreichend
Werkplanung
durch die Zimmerei
enthalten
Für die Vorfertigung in der
Werkhalle bestehen höhere
Anforderungen an Planung
Tab. 9 Die Ausführungsinformation für die Außenwände in der Ausführungsplanung und in der Werkplanung sind
auf den Rohbau zu beziehen. Innenbekleidungen und Fassadenaufbauten werden idealerweise nicht dargestellt.
Es ist heute üblich geworden, dass die Beauftragung einer Ausführungsplanung an den Architekten unterbleibt.
Das Fehlen einer frühzeitigen und kompetenten Detailplanung ist u. U. Ursache für Ausführungsfehler.
Die Werkplanung des Zimmerers setzt früh an. Dies ist für manche Bauherren und Architekten gewöhnungsbedürftig,
hat aber entscheidende Vorteile. Die Planung findet im Büro statt und nicht an der Baustelle. Ausführung
auf Zuruf, wie es im Mauerwerksbau verbreitet ist, funktioniert im Holzbau nicht. Denn es ist alles vorgefertigt,
wenn der Zimmerer an der Baustelle beginnt. Die Werkplanung kann eine Ausführungsplanung ersetzen.
Arbeiten nach Checklisten
Die Anforderungen an Gebäude sind heute so hoch, dass es teilweise schwer ist den Überblick zu behalten. In die
Werkplanung spielt sehr viel an Informationen rein. Um so wichtiger ist es, den Planungsstand fortlaufend zu dokumentieren,
um einen zeitlichen Verzug möglichst frühzeitig zu erkennen. Trotz des verständlichen Wunsches nach
schnellem Fertigungsbeginn ist Sorgfalt für das hochwertige Endergebnis von größter Bedeutung.
Beispiel Planung der Gebäudetechnik: Die Leitungsführung hat sehr großen Einfluss auf die Rohbaukonstruktion.
• Sturzhöhen von Innentüren - der Fußbodenaufbau bemisst sich u.a. nach dem Leitungsmaß, Schellen, Muffen.
• Steigleitungen benötigen ausreichend dimensionierte Installations- und Innenwände.
• Lüftungsleitungen sind innerhalb oder unterhalb der Geschossdecken zu verziehen.
• Wandhalterungen für Sanitärobjekte benötigen Befestigungshölzer an den richtigen Stellen.
Zur Durchführung der Werkplanung sollte die Fachplanung der Gebäudetechnik vorliegen.
25
D. Werkplanung
4. „3-Gewerke-Vertrag“
Informationen zur Werkplanung Status a Bemerkung b
Entwurfszeichnungen
Baubeschreibung
Aufmaß
örtliche Begebenheiten
Statik
Feuchte- / Holzschutz
Luftdichtheitskonzept
Wärmeschutz / EnEV / KfW
Fachplanung Hzg./Lüft.
Fachplanung Elektro
Brandschutz
Schallschutz
Ausführung Fenster,
Verschattung
Ausführung Fassade
Sondermaterial, Bestellung c
Lieferzeit:
Materiallisten, Bestellung
Ladelisten
Fertigungsabfolge
Elementcheckliste
Tab. 10 Checkliste zur sicheren Werkplanung. Die notwendigen Informationen sollen rechtzeitig und verbindlich
vorliegen. Im Zuge der Werkplanung wird der Informationsfluss anhand dieser Checkliste regelmäßig überprüft.
Ziel ist es, die Störfaktoren für den Bauablauf möglichst frühzeitig zu erkennen.
Auftragsunterlagen
Fertigung
a Hier wird eingetragen, welchen Stand des Informationsflusses aktuell besteht. Zum Beispiel:
nicht notwendig / angefragt / vorhanden / fertig gestellt / Vorlage beim Kunden / Freigabe erteilt
b Hier kann u. a. eingetragen werden, wer sich bis wann um die Fertigstellung kümmert.
c Lieferzeiten und Lieferort auf der Bestellliste angeben.
Wer macht was? Auch dies wird aus Tab. 10 deutlich. Hat die Bauherrschaft alle Aufträge zur Fach- und Detailplanung
erteilt? Beizeiten kann auf die Notwendigkeiten hingewiesen werden.
Arbeitsteilung und Zuständigkeiten – Der Zimmerer übernimmt Verantwortung und sorgt durch die
Werkplanung für die Grundlage eines möglichst reibungslosen Bauablaufes.
26
Nacharbeit im Zuge der Werkplanung
In Tab. 9 wurde bereits auf die Unterschiede der
Ausführungs- und Werkplanung hingewiesen. Abb.
6 zeigt den Ausschnitt aus einer Werkplanung, die
auf den Holzrahmenbau abgestimmt wurde. Innenbekleidung
und Fassadenaufbau fehlen. Die Maßketten
berücksichtigen das Rahmenwerk (hier d =
160 mm) und die innere aussteifende Beplankung
(hier d = 15 mm). Während im Entwurf noch
gesamte Wanddicken vermaßt werden, ist dies bei
der Ausführungsplanung auf die Rohbaukonstruktion
zu reduzieren (hier Wanddicke d = 175 mm).
Die dargestellte Planung genügt um einen Holzrahmenbau
in der Methode „Segmentfertigung“ auf der
Baustelle zu errichten. Bei der Vorfertigung sind
Wandansichten üblich und sinnvoll.
Sonderbauteile aus dem Tragwerksnachweis
müssen in die Werkplanung integriert werden.
BRH 0.80
SH 2.30
BRH 0.80
SH 2.30
Abb. 6 Grundriss eines Erdgeschosses als Ausschnitt
aus einer Planung zum Holzrahmenbau.
Unabhängig von der Fertigungsmethode geht
es im nächsten Schritt um die Geschosshöhen.
Hier bestehen immer wieder Abweichungen,
die am Ende zu Lasten der lichten
Raumhöhe gehen können. Bauherren zeigen
hier nur wenig Toleranz.
Abb. 7 Geschosshöhen.
Schnittzeichnung zur Vorlage
bei der Bauherrschaft
(Beispiel Erdgeschoss).
Abb. 8 Umsetzung der
Höhen im Holzrahmenbau.
Der Meterriss dient als
Kontrollmaß für die Wandöffnungen.
27
E. Vertrieb
4. „3-Gewerke-Vertrag“
Foto: Colourbox
E. Vertrieb
Beim Bau von Dächern oder bei deren Sanierung stoßen Investoren fast zwangsläufig auf den Zimmerer. Diese
Leistung wird eindeutig mit Gewerk Holzbau in Verbindung gebracht. Beim Holzrahmenbau ist das anders. Der
Bau ganzer Geschosse ist für viele Investoren nicht naheliegend die Leistung des Zimmerers. Sowohl der Bau von
Wänden aus Holz ist für viele Neuland, als auch die Zimmerei als Baupartner. Die Holzbauquote liegt je nach
Region zwischen 5% und 30%. Von einer Marktführerschaft ist der Holzbau somit weit entfernt. Vielen Investoren
und mit Ihnen den Architekten liegt der Mauerwerksbau näher.
Schon aus diesem Grund ist die Betrachtung des Vertriebs wichtig für eine erfolgreiche Entwicklung. Schließlich
soll sich der Bau von Wänden (Geschossen) zu einem dauerhaften Standbein in den Zimmereien etablieren. Es ist
notwendig die Leistung vertrieblich bekannt zu machen.
Der Holzrahmenbau soll weiter in das Bewußtsein der Entscheider rücken.
28
1. Gründe für die Entscheidung Holzrahmenbau
Warum sollte sich ein Investor für die Bauart Holzrahmenbau und gegen den Mauerwerksbau entscheiden?
Handwerksbetrieb
Holzrahmenbau
zuverlässiger und kompetenter
Zimmerer empfiehlt sich für das
Bauen von Wänden / kompletter
Geschosse
Mauerwerksbau
Standardleistung eines
Maurerbetriebes
Baumethode
vorgefertigt und trocken
an der Baustelle, Verwendung von
viel Wasser, Trocknung notwendig
Bauzeit sehr beschleunigt normal
Planung
Geometrie des Gebäudes
Wärmeschutz
Brandschutz
Grenzbebauung
Schallschutz
Material
Umwelt
Werkplanung vorab
verspringende Geschosse einfach
möglich, komplexe Formen lassen
sich leicht realisieren, z. B. Wände
unter geformten Dächern
höheres Maß bei kleineren
Wandquerschnitten
(Tragwerk = Hauptdämmebene)
bis Gebäudeklasse 3 einfach zu
lösen, feuerhemmend
als Gebäudeabschlusswand
möglich und geregelt
ggf. viele Entscheidungen an der
Baustelle
eher für die rechteckige Form
geeignet
Zusatzdämmebene erforderlich,
die Wände werden mit den
Anforderungen dicker
in allen Gebäudeklassen möglich
möglich
bei den Wänden ist die Schallschutzleistung vergleichbar,
die Qualität hängt jeweils stark von dem Wandaufbau ab
nachwachsender Rohstoff,
organisch,
keine Reststoffe, CO 2 -Speicher
(Klimaschutz)
viele Betriebe sind zertifiziert und
Qualität, Güteüberwachung kennzeichnen ihre Bauteile mit
dem Ü-Zeichen / RAL
Tab. 11 Gründe sich für den Holzrahmenbau zu entscheiden.
Rohstoffabbau, mineralisch
Reststoffentsorgung,
energieintensive Herstellung
Baustellenfertigung
29
E. Vertrieb
2. Welche Rolle spielen Architekten?
2. Welche Rolle spielen Architekten?
Dazu ist es wichtig sich über die typischen Dienstleistungen eines Architekten im Klaren zu sein:
• Prüfung der Baubarkeit, Bauordnungsrecht
• Beurteilung der bestehenden Bausubstanz
• Abgleich von der bisherigen zu der geplanten Nutzung
• Entwurf zur Gestaltung und Nutzung
• ggf. Einholen von Fachplanungen (z. B. Tragwerksplanung)
• Bauantragsverfahren
• ggf. Baubegleitung - Empfehlung: mind. Teilnahme an den verschiedenen Abnahmen
Die ersten sechs Leistungselemente sind hier zu betrachten. Will der Zimmereibetrieb hier keine eigenen Dienstleistungen
anbieten, so ist die Zusammenarbeit mit Architekten unabdingbar. Dies kann auf drei Arten erfolgen:
1. Den Bauherren werden Architekten empfohlen, sie kümmern sich selbst um einen Planungsvertrag.
Nachteil: Begrenzter Einfluss auf die Vergabe. Sogar ein Umschwenken auf den Mauerwerksbau ist möglich.
2. Die Zimmerei bleibt im Boot und sorgt mit seinem Stammarchitekten für einen Planungsvertrag.
3. Die Zimmerei schließt selbst mit dem Bauherren einen Planungsvertrag und beauftragt seinerseits einen
Architekten.
Der Zugriff auf die Baumaßnahme ist bei der ersten Lösung am geringsten und der Dritten am größten. Die Aufgabe
des Zimmereibetriebes ist in allen drei Varianten die Kostenseite zu begleiten. Dies beginnt mit einer ersten
Kostenschätzung bis hin zum konkreten Angebot für eine durchgeplante Baumaßnahme. Ziel ist es mit dem Architekten
eine möglichst gut abgestimmte Planungsphase herzustellen. Je reibungsloser dies funktioniert, desto besser
empfehlen sich Architekt und Zimmerei als Baupartner für die Bauherren.
Aus vertrieblicher Sicht ist es eine wichtige Aufgabe für die Zimmerei eine gute Zusammenarbeit mit Architekten
herzustellen. Diese begründet sich aus Kompetenz, Vertrauen und einem interessanten Preis-Leistungs-Verhältnis.
Klare Absprachen sollte es darüber geben, wo eine kostenlose Beratung endet und eine kostenpflichtige Planungsphase
beginnt. Außerdem ist abzustimmen, wie der Bauauftrag für die Zimmerei in einer möglichst hohen
Quote gesichert werden kann.
In den Prozessen können die zwei anderen Gewerke (siehe Seite 22) eingebunden werden.
Ein wesentliches Arbeitsfeld für die Zimmerei könnte die Erweiterung im Bestand in Form von Anbauten, Aufstockungen
oder ganzer Umnutzungen sein. Hier ist eine Planungsphase gemeinsam mit einem Architekten
besonders naheliegend.
Wie geht die Zimmerei vor? Aufgabe ist es die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Architekten aktiv zu fördern
und in gemeinsamen Projekten einzuüben. Dabei sollte es unerheblich sein, wer von den Partnern den Bauinteressenten
aquiriert hat.
30
3. Gewinnung von privaten Investoren
Im vorigen Thema wurden die Erweiterungen im Bestandsbau als ein wesentliches Aufgabenfeld unterstrichen.
Wie lassen sich diese oft privaten Bauherrengruppen gewinnen? Im Grunde kann die Werbung ganz gezielt erfolgen.
Denn es steht die Adresse dieser Gebäude fest. Es sind die Wohngebiete, die vor mehreren Jahrzehnten
erschlossen wurden. Bei Gebäuden, die bis in die 1990er Jahre gebaut wurden können heute bereits Nutzungserweiterungen
anstehen. Die Motive dafür sind vielfältig und hängen mit Änderungen der Familien- und Berufsverältnisse
zusammen. Die Motivation zu baulichen Veränderungen ist dann am größten, wenn Eigentümerwechsel
anstehen oder die Aufnahme einer weiteren Generation in separaten Wohnungen ansteht. Aber auch berufliche
Selbständigkeit ist ein häufiges Motiv zu baulichen Veränderungen.
Kurzum, die Adressen dieser Gebäude sind zu ermitteln. Bei selbstgenutztem Eigentum wohnen die potenziellen
Investoren selbst darin. Die Frage ist nur, wie das Interesse an der Gebäudeerweiterung gefördert werden kann.
Man unterscheidet drei Wege für Marketingmaßnahmen, die in Tab. 12 aufgezeigt werden.
Art der Werbung Kontakt Werbemaßnahmen
anonym
halbanonym
Vorstufe zur
Kontaktaufnahme
eine persönliche
Kontaktaufnahme
ist für den
Interessenten
unmittelbar
möglich
Dazu zählen die gedruckte Werbung und das Internet. Hier kommt
es darauf an die Dienstleistung transparent zu präsentieren und die
Personen zu zeigen, zu denen Kontakt aufgenommen werden kann.
Melden sich darauf Interessenten, kann (anonym) eine weitere Info
gesandt werden, Einladungen ausgesprochen werden
(halbanonym) oder die persönliche Kontaktaufnahme erfolgen.
Dieses Feld darf nicht unterschätzt werden. Der potenzielle
Interessent erhält Einladungen zu Veranstaltungen. Dies können
Messen, Gewerbeschauen, Informationsabende oder eine
Baustellenbesichtigung sein.
Der Interessent entscheidet selbst, ob er bei der Veranstaltung
Kontakt aufnimmt und wieviel Information er über sich und seine
geplante Maßnahme preisgibt.
persönlich direkt im 1:1
Es handelt sich hier um das persönliche Beratungsgespräch. Es
entscheidet sich, ob eine Vertrauensbasis entwickelt werden kann,
ob das Dienstleistungsangebot passt.
Für den Anbieter lohnt es sich das erste Beratungsgespräch mit
einem „roten Faden“ zu versehen. Der Interessent merkt alsbald,
dass die Zusammenarbeit eine professionelle Ebene hat.
Tab. 12 Wie können Bauherren angesprochen werden? Es werden drei Maßnahmen unterschieden.
Es hat sich gezeigt, dass Werbemaßnahmen in allen drei Arten von Vorteil sind (Tab. 12). Der Interessent hat eine
mehrstufige Möglichkeit, um die Leistung zu beurteilen und Vertrauen zu den handelnden Personen zu gewinnen.
Die Gebäudeerweiterung ist schließlich eine größere Investition, dazu findet sie im bewohnten Zustand statt. Das
ist anders als der Bau auf der „grünen Wiese“.
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E. Vertrieb
4. Wie läuft das beim 3GV?
Welche Werbemaßnahmen sind zu empfehlen?
In Tab. 12 sind die Maßnahmen genannt, die sich als hilfreich erwiesen haben. Es geht nicht ohne „bedrucktes
Papier“, nicht ohne gut gemachte Internetseite. Das Beratungsgespräch im „1:1“ ist von größter Bedeutung. Letzteres
kostet viel Zeit und sollte dosiert eingesetzt werden. Der „Chef“ fährt nur zu Beratungsgesprächen, wenn ein
Bedarf deutlich zu erkennen ist. Ansonsten ist das Beratungsgespräch im Betrieb sehr wertvoll. Einerseits lernt der
Interessent den Betrieb kennen, andererseits zeigt er mit dem Besuch, dass es ihm Ernst ist. Wenn das erste
Gespräch am Objekt stattfindet, sollte spätestens das zweite Gespräch im Betrieb stattfinden. Vielleicht ist dann
auch der Architekt dabei.
4. Wie läuft das beim 3GV?
Der „3GV“ ist die Kurzform vom 3-Gewerke-Vertrag. Auf Seite 22 wurden bereits Details erläutert. Nun geht es um
die vertrieblichen Aspekte, schließlich ist die Art des Bauvertrages für den Investor elementar. Gegenüber der Einzelvergabe
von Gewerken ist der 3GV im Vorteil. Bei 10 bis 12 Gewerken besteht bei jeder Schnittstelle die Gefahr
von fehlenden Leistungen oder auch unpassenden Leistungen. Unpassend, wenn z. B. das Folgegewerk von einer
anderen Vorleistung ausgegangen ist und sich daraus Änderungen und ggf. Zusatzkosten ergeben.
Wie ist es bei einem Vergleich mit einem Anbieter „schlüsselfertig“? Vertraglich mag es sicherer erscheinen alles in
einem Vertrag zu wissen. Aber es gibt Vorteile und die gilt es für den 3GV herauszustellen.
Im 3GV haben sich drei spezalisierte Fachfirmen zu einer Arbeitsgemeinschaft organisiert. Sie repräsentieren
jeweils ihr Spezialgebiet und haben hier besondere Kompetenz.
1. Gebäudehülle, Tragwerk, außen fertig, incl. Entwurfsplanung und Bauantrag
2. Gebäudetechnik, Bäder
3. Innenausbau, Tischler, Oberflächen innen
Die Verschiedenheit der Fachgebiete macht deutlich, wie wichtig es als Bauherr ist, auf das Fachwissen von Fachbetrieben
zurückgreifen zu können. Für jeden Bereich ist eine Fachberatung erforderlich, um alle Details und Ausstattungselemente
kompetent zu bemustern. Es ist jeweils eine Fachplanung erforderlich, um das beste Preis-
Leistungs-Verhältnis für die jeweiligen individuellen Wünsche und Anforderungen darzustellen.
Wie ist es bei dem Schlüsselfertig-Anbieter? Kann hier tatsächlich so umfänglich beraten werden? Können Bauträger
für alle Gewerke ausgewiesene Fachfirmen nachweisen? Oder beauftragen Bauträger nicht viel häufiger
Handwerksbetriebe mit sehr günstigen Kosten? Schließlich soll der Gewinn beim Bauträger bleiben. Sicherlich gibt
es auch bei Bauträgern Unterschiede in der Qualität. Dies dürfte sich dann aber auch im Preis widerspiegeln, und
hier ist der 3GV wettbewerbsfähig. Die doppelte Gewährleistung, die doppelte Bauleitung und der doppelte
Gewinnaufschlag müssen schließlich irgendwo herkommen.
Zusammengefasst sind die Vorteile des 3GV:
• drei kompetente Fachbetriebe statt vieler Gewerke oder einem Bauträger
• klare Leistungsabgrenzung mit gemeinsamen Zwischenabnahmen
• gemeinsamer verbindlicher Terminplan (siehe Tab. 13)
• Eindeutige Gewährleistung durch Fachbetriebe vor Ort, mit nachfolgendem Service und Wartung
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Bauablauf Planungsphase Bauphase
Woche 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
Bemusterung a Entwurf Technik / Fenster, Fassade Fliesen /
San.
Tischler Maler
Planung
Bauantrag
Ausführungsplanung
Rohbau
Gebäudetechnik
Ausführung
Abnahmen
Entwurf
Detailplanung
Fundamente b ,
Rohbau, Fenster
Fassade
Technik, Rohinstallation Fliesen, San., Hzg.
Rohbau,
Prüfung LD
Anschlüsse Gebäudetechnik
Innenausbau Maler, Tischler
Fassade Maler, Tischler
Fliesen, Objekte Schlussabnahme
Tab. 13 Beispiel eines Bauprozesses mit 10 Wochen Planungszeit und 15 Wochen Bauzeit. Den Bauherren soll
hiermit deutlich werden wie Schritt um Schritt der Wunsch in die gebaute Realität umgesetzt wird.
a Gemeint sind hier die notwendigen Entscheidungen der Bauherrschaft über die Ausstattung auf der Basis von Bemusterungen.
Dazu gehören u. a. Ausstattungselemente, Material und Farbe.
b Incl. Erdbau und Fundamentplatte, beim Bau eines Kellers ist hier mehr Zeit einzuplanen.
Vertragliche Verpflichtungen
Ein Bauprozess muss mit vielen Entscheidungen der Bauherrschaft begleitet werden. Eine geordnete Abwicklung
der baulichen Maßnahmen ist nur möglich, wenn frühzeitig das richtige Material geordert werden kann. Lieferzeiten
sind gerade bei Sonderwünschen zu berücksichtigen. Dies liegt im Interesse aller Beteiligten. Bei einem
beschleunigten Bauablauf ist der Kunde zufrieden und für die Ausführenden wird die Effizienz leichter erreicht.
„Bemusterung“ und „Abnahmen“ (Tab. 13) liegen im Verantwortungsbereich des Bauherren. Auch diese
Termine sollten vertraglich vereinbart sein, um einen terminlichen Verzug aufgrund von Lieferzeiten zu vermeiden.
Die terminliche Steuerung und die Begleitung des vorausschauenden Entscheidungsprozesses des Bauherren ist
eine wichtige Aufgabe. Die Bemusterungs(end)termine werden im Bauvertrag festgehalten. Somit kann der Bauherr
frühzeitig seine Ausstellungsbesuche planen und kommt viel weniger in Zeitdruck und Entscheidungsnot. Und
dies im Sinne eines ruhigen und geordneten Bauablauf.
Die Zwischenabnahmen sind ebenfalls für alle Beteiligten von großer Bedeutung. Der Status Quo wird an den
Schnittstellen der drei Gewerke festgehalten - schriftliches Abnahmeprotokoll. Teilnehmer sind alle Gewerke und
der Architekt in der Funktion als Bauherrenberater.
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E. Vertrieb
4. Wie läuft das beim 3GV?
Im Abnahmeprotokoll wird festgehalten:
• die Ausführung stimmt mit der Planung überein
• es gibt Änderungswünsche
• es sind alle Vorbereitungen für die Folgegewerke getroffen
• die Bemusterungen sind getroffen, die Materialbestellungen können erfolgen
Eine Abnahme unter Beteiligung aller Gewerke sollte bereits bei der Detailplanung erfolgen. Hier können
bereits Sonderwünsche festgestellt werden und damit Abweichungen vom Vertrag. Außerdem können Lieferzeiten
bestimmt werden und damit der notwendige Bemusterungstermin.
Terminplan - ein vertriebliches Element?
Die ausführliche Schilderung über einen Terminplan soll ein
vertriebliches Thema sein? Aus Sicht des Autors ja, denn
bereits in den ersten Beratungen des Interessenten kann
mit einer professionellen Abwicklung gepunktet werden.
Bauherren haben meist gehörigen Respekt vor der Bauphase
und dem aus ihrer Sicht sehr unübersichtlichen Bauprozess.
Erst recht dann, wenn es sich um eine
Bestanderweiterung geht und sie für diese Zeit auf der Baustelle
wohnen müssen.
Sorgt der Anbieter frühzeitig für eine gute Transparenz, so
ist er im Vorteil. Bauherren wollen und müssen geführt werden.
Allein die Aussage „das wird schon“ überzeugt wenig.
Bauherren wollen ihren Teil dazu beitragen, dass der „Ausnahmezustand-Baustelle“
möglichst rasch überstanden ist.
Der Bauherr soll sich in den Takt der Baustelle einfinden
und dies geht nur mit frühzeitiger Transparenz. Schon im
ersten Beratungsgespräch sollte dieses Thema angesprochen
werden.
Foto: Fotolia
Abb. 10 Im ersten Kundengepräch gehört die
Schilderung des Bauprozesses dazu. Vielleicht
ein Plan wie Tab. 13.
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Verfasser
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