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Rundbrief der Emmausgemeinschaft - Ausgabe 02|18

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oft wegen kleinerer Vergehen ins Gefängnis<br />

und wird so zu einem Aussätzigen unserer<br />

Tage: obdachlos, alkoholabhängig<br />

und vorbestraft. In dieser Zeit hört Manfred<br />

von Emmaus St. Pölten. 1985 – nach<br />

sechs Jahren Obdachlosigkeit – bittet er<br />

um Aufnahme.<br />

Die Wohnheim-MitarbeiterInnen und Betriebsleiter<br />

sind für ihn wichtige Bezugspersonen.<br />

Manfred blüht auf. Er fühlt sich<br />

als Mensch angenommen und wird nicht<br />

mehr als „Sandler“ verspottet. Er ist fleißig<br />

und hilfsbereit. Doch die Sucht holt<br />

ihn ein und schließlich kehrt Manfred<br />

wie<strong>der</strong> in die Obdachlosenszene zurück.<br />

Rettende Engel<br />

1989 versucht es Manfred wie<strong>der</strong> und<br />

zieht Anfang Dezember als erster Gast<br />

in die neu eröffnete Emmaus-Notschlafstelle<br />

Kalvarienberg ein. Dort zeigt<br />

er Arztbriefe seiner Operationen und<br />

Befunde seiner Erkrankungen: Epilepsie,<br />

Herzinsuffizienz, Harninkontinenz, starke<br />

Gehbehin<strong>der</strong>ung, Polyneuritis, wahnhaft-paranoide<br />

Ideen – ein Wun<strong>der</strong>, dass<br />

Manfred noch lebt! Doch er hat schwere<br />

gesundheitliche Schäden. 1991 ringt er<br />

sich schließlich zu einer Therapie durch<br />

und schafft die Wende!<br />

Heute ist Manfred seit 27 Jahren trocken.<br />

„Es grenzt an ein Wun<strong>der</strong>, dass ich<br />

die sechs Jahre als Obdachloser überlebt<br />

habe. Einige Male wurde ich in lebensbedrohlichem<br />

Zustand ins Krankenhaus<br />

eingeliefert. Doch immer wie<strong>der</strong> hat <strong>der</strong><br />

Herr mir rettende Engel gesandt, die mir<br />

Unterkunft und zu Essen gegeben und<br />

mich so aus meinem Elend herausgeholt<br />

haben.“ <br />

Mit-Mensch<br />

Gastgeschichte | 7<br />

von Karl Rottenschlager<br />

Absturz<br />

und Neubeginn<br />

Christians Leben verläuft<br />

zunächst nach<br />

Wunsch: 8 Jahre Facharbeiter,<br />

16 Jahre Produktionsleiter,<br />

eine Familie mit<br />

vier Kin<strong>der</strong>n. Doch Christian hat ein Alkoholproblem.<br />

Die Folgen: Scheidung nach<br />

18 Jahren Ehe, Arbeitsplatzverlust – Absturz<br />

total. Führerscheinentzug, Fahren<br />

ohne Führerschein – Unfall mit 2,3 Promille.<br />

Fazit: Der bisher Unbescholtene muss<br />

acht Monate ins Gefängnis. Doch Christian<br />

kommt verän<strong>der</strong>t aus <strong>der</strong> Haft zurück.<br />

Nun weiß er: Ich bin suchtkrank und brauche<br />

professionelle Hilfe. Christian startet<br />

bei Emmaus am Kalvarienberg und<br />

macht anschließend eine Langzeittherapie.<br />

2016 erfolgt <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>einstieg bei<br />

Emmaus, diesmal in <strong>der</strong> alkoholfreien<br />

Zone des Wohnheims Herzogenburger<br />

Straße. Christian ist hoch motiviert und<br />

beginnt mit 48(!) Jahren die Ausbildung<br />

zum Fachsozialbetreuer. Bereits geschafft<br />

hat er die Qualifikation zum Pflegeassistenten.<br />

Die Ausbildung zum Alten- und<br />

Behin<strong>der</strong>tenbetreuer wird Christian 2019<br />

abschließen. Auch den Führerschein hat<br />

er wie<strong>der</strong> und 2021 wird er schuldenfrei<br />

sein. Seine Ziele: „Einen guten Job finden,<br />

vielleicht eine Partnerschaft aufbauen,<br />

wohnen am Land, aufhören zu rauchen.“<br />

Große Freude machen ihm die vier Enkelkin<strong>der</strong>.<br />

– Ermöglicht hat diesen gelungenen<br />

Neustart Christians Durchhaltevermögen.<br />

Gratulation!<br />

Fotos: Böswart

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