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<strong>der</strong> <strong>urlaub</strong><br />
MENSCHEN. REISEN. GESCHICHTEN.<br />
Nr. 2 |<strong>2018</strong><br />
3 EURO<br />
FERIEN FÜR ALLE<br />
Von Namibia bis Südsee, von Hamburg bis Sevilla, von Bulgarien<br />
bis Ägypten, Bayern bis Kanada – traumschöne Reiseziele<br />
für die ganze Familie und jeden Geschmack<br />
MUUUH!<br />
Warum Urlaub auf dem<br />
Bauernhof das größte Glück ist<br />
HAMBURG<br />
Die schönste Stadt <strong>der</strong> Welt<br />
und ihre Geheimnisse<br />
SÜDAFRIKA<br />
Mit Kin<strong>der</strong>n durch<br />
Nationalpark und Wüste
EDITORIAL<br />
LIEBE LESERINNEN UND LESER,<br />
Urlaub mit <strong>der</strong> Familie verläuft im Leben in Phasen:<br />
Als Kind fährt man selbstverständlich mit Eltern und Geschwistern in die<br />
Ferien, zwischen 16 und etwa 35 hat man dann gar keine Lust mehr auf<br />
Verwandtschaft am Strand, danach wird es vielen wie<strong>der</strong> wichtig, wertvolle<br />
Zeit mit Mutter und Vater zu verbringen – man weiß ja nie ...<br />
Egal, ob Sie dieses Jahr mit Ihren Kin<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> Ihren Eltern auf die Reise<br />
gehen, dieses <strong>Heft</strong> ist voll mit tollen Zielen für die ganze Familie.<br />
Ruhe, Action, was für Entdecker und für Städteliebhaber, Sonne und<br />
Schnee – alles dabei. Und falls Sie doch alleine in den Urlaub fahren:<br />
Sie sind dort ebenfalls überall wilkommen.<br />
Viel Spaß beim Reisen!<br />
Nina Grygoriew<br />
FÜR UNS VERREIST<br />
TITEL: GETTY IMAGES: FOTOS: FRANZISKA KAUSCH; MIA TAKAHARA; PRIVAT<br />
ANNA BUTTERBROD<br />
Seit die Autorin Mutter einer<br />
Tochter ist, hat sich eigentlich<br />
nichts verän<strong>der</strong>t: Sie<br />
reist immer noch um die ganze<br />
Welt. In diesem <strong>Heft</strong> erzählt<br />
sie von ihrem Trip nach<br />
Südafrika – natürlich mit<br />
Mann und <strong>der</strong> mittlerweile<br />
sehr kosmopoliten Ida.<br />
STEFANIE MATOUSCH<br />
reist am liebsten in den<br />
Süden. Wenn’s zur Wärme<br />
dann auch noch Yoga und<br />
ayurvedische Kost gibt, ist<br />
die Journalistin im absoluten<br />
Reisehimmel! Himmlisch<br />
findet sie die Stadt Sevilla, die<br />
sie Ihnen in dieser Ausgabe<br />
vorstellt.<br />
THORDIS RÜGGEBERG<br />
Fragt man die Fotografin nach<br />
ihrem Lieblingsziel, ist die<br />
Antwort: Asien! O<strong>der</strong> doch<br />
England? Nein, eigentlich Italien.<br />
Weil sie eben alle an<strong>der</strong>en<br />
Län<strong>der</strong> toll findet, hat Frau<br />
Rüggeberg für dieses <strong>Heft</strong> mal<br />
geschaut, wohin unsere<br />
Nachbarn so verreisen.<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 3
INHALT<br />
<strong>der</strong> <strong>urlaub</strong><br />
MENSCHEN. REISEN. GESCHICHTEN.<br />
TAKE-OFF<br />
Hübsche Reisebegleiter und<br />
nützliches Wissen<br />
| 06<br />
VALLETTA<br />
Die Schöne und das Meer:<br />
Die Hauptstadt Maltas ist<br />
Kulturhauptstadt <strong>2018</strong> – und<br />
so begehrt wie nie | 10<br />
Hoteltipps | 15<br />
SÜDSEE<br />
Oh, solche Sehnsucht!<br />
Klares Wasser, weiße Strände,<br />
perfektes Wetter | 16<br />
Local Heroes | 22<br />
Hoteltipps | 23<br />
HAMBURG<br />
Neues und Altbewährtes<br />
aus <strong>der</strong> (vielleicht) schönsten<br />
Stadt <strong>der</strong> Welt | 24<br />
Local Heroes | 30<br />
Hoteltipps | 31<br />
ÄGYPTEN<br />
Acht Fragen und Antworten<br />
zu dem beliebten<br />
Urlaubsland | 32<br />
Hoteltipps | 35<br />
KOLUMNE<br />
Italien mit einer Prise New<br />
York: Urlaubsplanung zu viert<br />
| 52<br />
SO REIST DIE WELT<br />
Die Urlaubsgewohnheiten in<br />
an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n | 56<br />
BULGARIEN<br />
Wünsch dir was! Dieses<br />
Land erfüllt jede<br />
Urlaubsfantasie | 58<br />
Local Heroes | 64<br />
Hoteltipps | 65<br />
LIFEHACKS<br />
„Maaamaaa, wann sind wir<br />
endlich daaaaaa??“ Wie<br />
man Kin<strong>der</strong> auf Reisen bei<br />
Laune hält | 66<br />
URLAUB AUF DEM<br />
BAUERNHOF<br />
Jetzt wird’s wild: Die<br />
schönsten Höfe für die ganze<br />
Familie in Österreich und<br />
Deutschland | 72<br />
Mein Hof, mein Glück:<br />
eine Liebeserklärung | 78<br />
92<br />
Berühmt für seine tollen<br />
Skigebiete: Kanada<br />
FOTOS: MAURITIUS IMAGES; PLAINPICTURE; THINKSTOCK (2); SHUTTERSTOCK; JÖRG MODROW/LAIF<br />
NAMIBIA<br />
Safari, Wüsten und deutscher<br />
Karneval | 36<br />
Local Heroes | 41<br />
Hoteltipps | 42<br />
SEVILLA / MADRID<br />
Welche Stadt hätten Sie denn<br />
gerne? Wir helfen bei <strong>der</strong><br />
Entscheidung | 80<br />
Hoteltipps Sevilla | 90<br />
Hoteltipps Madrid | 91<br />
SÜDAFRIKA<br />
Mama, Afrika! Mit<br />
Kleinkind durch die<br />
Kapregion | 44<br />
Local Heroes | 49<br />
Hoteltipps | 50<br />
KANADA<br />
Oh, wie schön ist Kanada!<br />
Die kleinen, aber feinen<br />
Skigebiete | 92<br />
Local Heroes | 97<br />
Hoteltipps | 98<br />
72<br />
Landliebe: Urlaub mit Traktor,<br />
Tieren und Co.<br />
4 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
INHALT<br />
16<br />
Einmal im Leben:<br />
Sehnsuchtsort Südsee<br />
44<br />
Südafrika – ein Abenteuer für<br />
die ganze Familie<br />
24<br />
Diese Stadt hat die Sonne im<br />
Herzen: Auf nach Hamburg!<br />
80<br />
Die andalusische Schönheit<br />
Sevilla hat sich rausgeputzt<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 5
TAKE-OFF<br />
Entdeckerlust<br />
Unverzichtbare Reisebegleiter, absolut irre Ausflugsziele und Geheimtipps<br />
für Meilensammler – ausgewählt von den DER-Reiseexperten<br />
TOP 3<br />
DIE VERRÜCKTESTEN<br />
VERGNÜGUNGSPARKS DER WELT<br />
#1<br />
LOVE LAND, SÜDKOREA<br />
Sexy<br />
Zugegeben, dieses beson<strong>der</strong>e Land mutet<br />
eher wie ein schlüpfriger Skulpturenpark<br />
an. Doch auch ganz ohne Riesenrad und<br />
Achterbahn scheinen sich die volljährigen (!)<br />
Besucher hier sehr zu vergnügen.<br />
#2<br />
DIGGERLAND, ENGLAND<br />
Staubig<br />
Bagger sind bei Kin<strong>der</strong>n beliebt –<br />
und bei Männern. 2000 eröffnete<br />
in Kent <strong>der</strong> erste Themenpark für<br />
Fans. Heute gibt es vier Standorte<br />
in Großbritannien und einen in<br />
den USA. Highlight: wenn die<br />
Gäste selbst ans Steuer dürfen.<br />
#3<br />
HOLY LAND EXPERIENCE,<br />
USA<br />
Sakral<br />
Muss man mögen: Jesus am Kreuz<br />
leiden sehen. Neben den nachgespielten<br />
Szenen aus dem Neuen<br />
Testament gibt es in „Holy Land“<br />
auch ein Ausbildungslager zum<br />
römischen Soldaten. Trotz harter<br />
Konkurrenz – „Disney World“ ist<br />
nur eine kurze Autofahrt entfernt<br />
– behauptet sich <strong>der</strong> Themenpark<br />
bereits seit 2001.<br />
6 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
TAKE-OFF<br />
KAUFEN<br />
DIE MÜSSEN<br />
ALLE MIT<br />
EMAILLE FÜR DICH<br />
Bruchsicherer Becher<br />
„1 000 000 Stars“ von typealive,<br />
über selekkt.com, ca. 17 Euro<br />
SCHNITTIGER KLASSIKER<br />
Robustes Taschenmesser<br />
„No. 08“ von Opinel, über<br />
wildhoodstore.de, ca. 15 Euro<br />
3APPS FÜR<br />
UNTERWEGS<br />
RICHTUNGSWEISEND<br />
Wo war noch mal Süden? Für<br />
Reisende, die sich nicht am<br />
Sternenhimmel orientieren wollen,<br />
gibt es etliche Kompass-Apps. Mit<br />
dem stylisch-schlichten Design ist<br />
„Compass“ <strong>der</strong> Konkurrenz allerdings<br />
meilenweit voraus. Kostenlos über<br />
iTunes.<br />
MIAMI VIBES<br />
Smartphonekompatibles<br />
Strandradio von Sunnylife, über<br />
cedon.com, ca. 48 Euro<br />
TREND<br />
ZELTLAGER 2.0<br />
EXTRA DRY<br />
Wasserfeste Reisetasche „Stormfront“<br />
von Patagonia, über<br />
eu.patagonia.com, ca. 250 Euro<br />
Wenn sich Menschen selbst in <strong>der</strong> Lebensmitte<br />
noch nicht als erwachsen betrachten, ist<br />
es eigentlich kein Wun<strong>der</strong>, dass Zeltlager für<br />
Große boomen. Campen, Tischtennis spielen<br />
und Grüppchenbildung am Lagerfeuer sorgen<br />
auch bei Ihnen für nostalgisches Bauchkribbeln?<br />
Anbieter wie „Sommerjung“ und „Camp<br />
Breakout“ schicken Sie auf Zeitreise in eine unbeschwerte<br />
Vergangenheit. Tablets und Smartphones<br />
muss man abgeben. Eigentlich logisch.<br />
DIREKTVERBINDUNG<br />
Sie schicken stündlich Urlaubsfotos an<br />
Ihre liebste Whatsapp-Gruppe – die<br />
Reisekasse soll aber trotzdem nicht<br />
für Roaming-Gebühren draufgehen?<br />
Die App „Wiffinity“ schafft Abhilfe.<br />
Damit haben Sie Zugang zu über<br />
600 000 kostenfreien Hotspots in<br />
europäischen und südamerikanischen<br />
Großstädten. So surfen Reiseprofis.<br />
Kostenlos über iTunes und<br />
Google Play.<br />
SCHREISTOPPER<br />
Baby hungrig, Windel voll o<strong>der</strong> einfach<br />
dringen<strong>der</strong> Bedarf nach einem<br />
Spielplatz? „BabyPlaces“ zeigt Ihnen<br />
den Weg zu Wickeltischen, stillfreundlichen<br />
Cafés und Orten zum<br />
Austoben. Bislang nur für Deutschland<br />
und Mallorca. Kostenlos über<br />
iTunes und GooglePlay.<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 7
TAKE-OFF<br />
MUST-HAVE<br />
HAFEN GESUCHT<br />
Wo auch immer Sie vor Anker gehen – dieser Anhänger möchte Sie<br />
begleiten. Die Designerinnen des maritimen Schmuckstücks kommen –<br />
wie könnte es auch an<strong>der</strong>s sein – von <strong>der</strong> norddeutschen Waterkant.<br />
Kette mit Anhänger von moij design, über selekkt.com, ca. 15 Euro.<br />
BLOG<br />
DAS WOLLEN WIR KLICKEN<br />
Einen Sommer mit 40 Festivals<br />
und einen Couchsurfing-<br />
Marathon hat sie bereits<br />
hinter sich. „Ich bin hart<br />
im Nehmen“, so Christine<br />
Ne<strong>der</strong>. „Mein einziges wirkliches<br />
Problem auf Reisen<br />
sind Spinnen.“ Mit ihrem<br />
Blog lilies-diary.com führt<br />
die 32-Jährige uns in die<br />
Antarktis, auf ein Penisfest in<br />
Japan (Foto) o<strong>der</strong> entdeckt<br />
in <strong>der</strong> Kreisstadt nebenan<br />
eine unbekannte Welt.<br />
Konfrontationstherapie für<br />
Reiseangsthasen!<br />
INTERVIEW<br />
HERR<br />
SWITALSKI,<br />
WIE WERDE<br />
ICH MEILEN-<br />
KRÖSUS?<br />
Viele können nicht glauben, wie leicht<br />
es ist, Freiflüge zu bekommen, ohne<br />
vorher zu fliegen. Dabei ist es heutzutage<br />
einfacher, Punkte am Boden<br />
zu sammeln als in <strong>der</strong> Luft.<br />
Wie das denn?<br />
Die Grundausstattung eines erfolgreichen<br />
Meilensammlers ist ein „Miles<br />
& More“- und „Payback“-Konto,<br />
„Payback PAY“- und die „Miles &<br />
More“-Kreditkarte – dann kann nicht<br />
mehr viel schiefgehen. Viele wissen<br />
aber gar nicht, dass man jeden „Payback“-Punkt<br />
im Verhältnis 1:1 in eine<br />
Lufthansa-Meile tauschen kann.<br />
Aber was machen Sie an<strong>der</strong>s<br />
als normale Punktejäger?<br />
Wo an<strong>der</strong>e Leute aus dem Supermarkt<br />
mit 50 Punkten nach Hause<br />
gehen, bringe ich es oft auf 250<br />
Punkte o<strong>der</strong> mehr. Es ist wichtig,<br />
wann man etwas kauft und wie man<br />
zahlt: Ich warte etwa mit größeren<br />
Anschaffungen, bis es „Payback“-<br />
Aktionen gibt, mit denen ich die<br />
Punkte vervielfachen kann.<br />
Ab wie vielen Meilen macht<br />
das Einlösen Spaß?<br />
Ich empfehle die Meilenschnäppchen<br />
von Lufthansa und Austrian Airlines.<br />
Da bekommt man Businessclass-<br />
Flüge in die USA für 55 000 Meilen<br />
statt für 105 000.<br />
ULF-GUNNAR SWITALSKI<br />
ist Vielflieger und betreibt die Meilensammler-Website<br />
„umsonst-in-den-<strong>urlaub</strong>.de“<br />
FOTOS: GETTY IMAGES; PICTURE ALLIANCE/DPA; MAURITIUS IMAGES; KATRIN AND SANDRA: WILDHOODSTORE.DE; SELEKKT.COM; PR<br />
8 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
TAKE-OFF<br />
BÜCHER<br />
DAS WOLLEN<br />
WIR LESEN<br />
ABENTEUERLAND<br />
LAGERFEUER DE LUXE<br />
ABSEITS VON ALLEM<br />
FREMDE WELT<br />
So wild und dramatisch<br />
haben Sie Deutschland<br />
zuletzt auf Gemälden<br />
von Caspar David<br />
Friedrich gesehen. Das<br />
Fotografenkollektiv<br />
„German Roamers“ zeigt<br />
Aufnahmen, die sofort<br />
Reisefieber auslösen.<br />
German Roamers:<br />
„Deutschlands neue<br />
Abenteuer“, DuMont,<br />
34,90 Euro<br />
Es müssen ja nicht<br />
immer nur Dosenravioli<br />
auf dem Campingkocher<br />
landen. Zwei<br />
Outdoor-Profis zeigen<br />
einfache Rezepte, mit<br />
denen man auch unterwegs<br />
hervorragend<br />
genießen kann.<br />
Nico Stanitzok, Viola<br />
Lex: „Das Camping-<br />
Kochbuch“, Dorling<br />
Kin<strong>der</strong>sley, 16,95 Euro<br />
Claire-Louise Bennetts<br />
gefeierter Debütroman<br />
erzählt von einer Frau,<br />
die alles zurücklässt:<br />
Freund, Job, Wohnung.<br />
In einem Cottage mitten<br />
in <strong>der</strong> Natur findet sie<br />
zu sich selbst. Noch nie<br />
war eine Aussteigergeschichte<br />
so mitreißend.<br />
Claire-Louise Bennett:<br />
„Teich“, Luchterhand,<br />
20 Euro<br />
Der Bildband zeigt<br />
nicht nur die scheinbar<br />
gleichgeschalteten<br />
Massen und ihre bittere<br />
Armut, son<strong>der</strong>n auch<br />
die mindestens ebenso<br />
verstörende Ästhetik<br />
<strong>der</strong> kommunistischen<br />
Diktatur.<br />
Oliver Wainwright,<br />
Julius Wiedemann:<br />
„Inside North Korea“,<br />
Taschen-Verlag, 40 Euro<br />
KNOW-HOW<br />
67 %<br />
<strong>der</strong> Touren und<br />
Aktivitäten im<br />
Urlaub werden von<br />
Frauen gebucht.<br />
Quelle: trekksoft.com<br />
OJE, EINE BLASE!<br />
Mist, aua, ich gehe keinen Schritt weiter! Ob<br />
auf dem Brocken o<strong>der</strong> in Brooklyn: Blasen<br />
können einem den Urlaub ganz schnell vermiesen.<br />
Damit es gar nicht erst dazu kommt,<br />
empfehlen Wan<strong>der</strong>profis, die Reiseschuhe<br />
zu Hause ein paar Tage einzutragen. Um unnötige<br />
Reibung zu verhin<strong>der</strong>n, sollten auch<br />
die Socken perfekt sitzen. Kritische Stellen<br />
schützt man mit Vaseline o<strong>der</strong> Textiltape.<br />
Zusätzlich verhin<strong>der</strong>t Fußpu<strong>der</strong> ein feuchtwarmes<br />
„Blasenklima“ im Schuh.<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 9
VALLETTA<br />
ERHABEN<br />
Die St.-Lawrence-Kirche<br />
gehört zu den ältesten von<br />
Malta. Sie beherbergt ein<br />
kleines Museum<br />
Die Schöne<br />
und das Meer<br />
... so die Eigen-PR Maltas. Die hat die Insel im Grunde<br />
gar nicht nötig: Früher o<strong>der</strong> später kriegt sie jeden –<br />
selbst Skeptiker wie unseren Autor<br />
TEXT UND FOTOS JAN JEPSEN<br />
10 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
VALLETTA<br />
MINI-KREUZFAHRT<br />
durch den Grand Harbour.<br />
Von Vittoriosa fahren kleine<br />
Wassertaxis quer durch den<br />
Hafen und bringen die Gäste<br />
zur Waterfront von Valletta<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 11
1 2<br />
3 4 5<br />
6 7
VALLETTA<br />
Malta, mal ehrlich, dachte ich (Ignorant)<br />
immer, das ist ein Fels im Mittelmeer.<br />
Was will und soll man da? Außer eine<br />
Firma gründen, ordentlich Steuern sparen, sich<br />
vielleicht eine Jacht o<strong>der</strong> EU-Staatsbürgerschaft<br />
kaufen. Aber einfach Urlaub machen?<br />
Da ist es umso erstaunlicher, dass Menschen<br />
es offenbar seit jeher liebten, in Malta<br />
einzumarschieren. Zu ungebetenen Gästen <strong>der</strong><br />
Insel-Vergangenheit gehörten bereits Römer,<br />
Araber, Normannen, Staufer, die Ritter des Johanniter-Ordens<br />
und Napoleon, bis Malta dann<br />
britische Kronkolonie und erst 1964 unabhängig<br />
wurde. Heute kommen statt <strong>der</strong> Kreuzritter eher<br />
die „Kreuzfahrer“, immer mehr und mit riesigen<br />
Schiffen. Denn Malta boomt. Auch als Reisedestination:<br />
Rund 700 000 Touristen sind es jährlich,<br />
die auf großen Kreuzfahrt-Schiffen auf die<br />
Insel kommen. Die große Liebe rührt unter an<strong>der</strong>em<br />
daher, dass Malta, was das Wetter angeht, im<br />
europäischen Vergleich ziemlich weit vorne liegt:<br />
Im Schnitt hat die Insel satte 300 Sonnentage pro<br />
Jahr, also auch im Winter T-Shirt-taugliche Temperaturen,<br />
und das sie umgebende Mittelmeer<br />
ist mit am saubersten. Sehr zur Freude <strong>der</strong> vielen<br />
Wassersportler.<br />
Und dann ist da natürlich die reizvolle Hauptstadt<br />
Valletta. Noch so ein Superlativ und unbestritten<br />
die größte Attraktion <strong>der</strong> Insel. Valletta<br />
ist die kleinste und südlichste Hauptstadt Europas<br />
und kann sich damit rühmen, Europas einzige<br />
Kapitale zu sein, die mit ihren mehr als 300 historischen<br />
Bauwerken vollständig unter Denkmalschutz<br />
steht. In diesem Jahr kommt noch <strong>der</strong><br />
Titel „Kulturhauptstadt“ mit zahlreichen Veranstaltungen<br />
hinzu. Etwa 6000 Menschen leben<br />
heute in spektakulärer Lage auf einer Fläche von<br />
nicht einmal einem Quadratkilometer. Zum Vergleich:<br />
Das entspricht <strong>der</strong> Hälfte des Tiergartens<br />
in Berlin. In <strong>der</strong> fast autofreien Stadt findet sich<br />
noch immer das urbane Flair einer Großstadt des<br />
17. und 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />
1. UPPER BARRAKKA GARDENS gehört zu den<br />
beliebtesten Plätzen Vallettas. Bei diesem Blick über die<br />
Altstadt und den Grand Harbour weiß man auch, warum.<br />
2. KNALLER Valletta feiert sich selbst– und das Kulturhauptstadtjahr<br />
<strong>2018</strong>. 3. ALTEINGESESSEN Das „Caffe<br />
Codina“ vor <strong>der</strong> alten Nationalbibliothek gibt es schon seit<br />
1837. 4. DIE TELEFONZELLE ist ein Relikt aus <strong>der</strong><br />
britischen Kolonialzeit. 5. DIE SEITENGASSEN<br />
VALLETTAS bieten viele Cafés zum Selbstentdecken.<br />
6. BUTTER BEI DIE FISCHE Sonntagvormittags<br />
findet im Dörfchen Marsaxlokk ein Fischmarkt statt.<br />
7. KUNST ZUM REINSETZEN ist diese mo<strong>der</strong>ne<br />
Holzskulptur nahe dem Parlament von Valletta.<br />
Valletta ist die kleinste<br />
und südlichste Hauptstadt<br />
Europas – und<br />
steht vollständig unter<br />
Denkmalschutz.<br />
Bei Ankunft des Johanniter-Ordens im Jahr<br />
1530 war hier noch blanker Fels. Zum Schutz<br />
des prächtigen Naturhafens, den die Ritter vorfanden,<br />
errichteten sie das mächtige Fort Elmo.<br />
Nach <strong>der</strong> großen Belagerung und dem Sieg über<br />
die Türken wurde auf <strong>der</strong> Halbinsel <strong>der</strong> Grundstein<br />
für eine neue Stadt gelegt, die den siegreichen<br />
Rittern würdig sein sollte. Die Devise <strong>der</strong><br />
Bauherren: klotzen statt kleckern. Valletta wurde<br />
als Festungsstadt des Malteserordens gegründet.<br />
Sie ist damit die älteste auf dem Reißbrett<br />
geplante Stadt Europas, umgeben von den dicksten<br />
Mauern des Kontinents. Die Straßen wurden<br />
schachbrettartig angelegt, damit <strong>der</strong> Wind die<br />
Hitze auf den Gassen verscheuchen konnte. Ein<br />
historisches Manhattan im Mittelmeer.<br />
Als Valletta 1980 zum Weltkulturerbe erklärt<br />
wurde, galt sie als sterbende Stadt, <strong>der</strong>en Paläste<br />
nur noch <strong>der</strong> Verwaltung dienten, während viele<br />
unbewohnten Stadthäuser zusehends verlotterten.<br />
Niemand wollte in den aus „Malta Stone“<br />
errichteten Gebäuden wohnen. Zu ungemütlich,<br />
viel zu wenige Parkplätze, keine Fahrstühle,<br />
veraltete sanitäre Einrichtungen. Diese Zeiten<br />
sind passé. Nirgendwo sonst gibt es auf so kleiner<br />
Fläche <strong>der</strong>art viele Sehenswürdigkeiten, die<br />
mehr und mehr Touristen und zunehmend junge,<br />
kreative Leute anlocken.<br />
Als diesjährige Kulturhauptstadt wurde Valletta<br />
rechtzeitig herausgeputzt und aus einer Art<br />
Dornröschenschlaf wachgeküsst und regelrecht<br />
reanimiert. Die Behörden sahen es als perfekte<br />
Gelegenheit an, <strong>der</strong> Welt die Schönheit <strong>der</strong> Stadt<br />
zu präsentieren. Mehr als 50 Millionen Euro wurden<br />
seit 2013 in die Sanierung gesteckt. Das Ergebnis<br />
kann sich sehen – und besuchen – lassen.<br />
An je<strong>der</strong> Ecke findet man Restaurants und Bars<br />
mit im Freien aufgestellten Tischen, etliche Cafés<br />
laden zum Verweilen ein. Ganz klassisch sitzt<br />
man im Caffe Cordina (244, Republic Street).<br />
Die Kellner kommen mit den Bestellungen kaum<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 13
VALLETTA<br />
OLD SCHOOL<br />
SUVs? Wird man in Valletta nicht finden, viel zu<br />
eng sind die Gassen dort. Dann doch lieber solch<br />
ein schönes, kleines Retromodell<br />
diese Tradition. Bei je<strong>der</strong> erst- und zweitbesten<br />
Gelegenheit jagen sie es in die Luft.<br />
So wie heute: Der Grand Harbour wird gesperrt.<br />
Die Menschen sitzen auf den alten Festungsmauern,<br />
machen Picknick, und <strong>der</strong> Himmel<br />
wird zum Panoramakino. Jedes Jahr trägt man<br />
hier wahre Meisterschaften aus. Der helle, bunte<br />
Wahnsinn. Fast sieht es so aus, als wollten die Malteser<br />
ihre eigene Insel in die Luft sprengen o<strong>der</strong><br />
den Urknall nachspielen. Aber keine Sorge, die<br />
dicken historischen Festungsmauern haben schon<br />
ganz an<strong>der</strong>es ausgehalten. Nur <strong>der</strong> Himmel explodiert.<br />
In allen Farben. Friedlich. Festlich. Schillernd.<br />
Und zeigt mir in aller Schönheit: Malta ist<br />
viel mehr als nur ein Fels im Mittelmeer.<br />
hinterher und sind entsprechend gestresst – das<br />
Eis und Gebäck, das sie dann bringen, entschädigt<br />
aber für einiges.<br />
Trotz <strong>der</strong> mittelalterlichen Gebäudefassaden<br />
wirkt Valletta vital, das Leben ist zurückgekehrt<br />
und <strong>der</strong> barocke Zuckerguss geblieben.<br />
Die Architektur <strong>der</strong> Altstadt beherbergt heute<br />
Boutique-Hotels. In den alten Palazzi residieren<br />
mehrere ambitionierte Galerien. Das MUŻA<br />
(Merchants Street), ein neues Kunstmuseum,<br />
wurde eröffnet, und <strong>der</strong> italienische Stararchitekt<br />
Renzo Piano renovierte das Parlament und das<br />
historische Stadttor. Selbst das alte Rotlichtviertel,<br />
die Strait Street, erlebt einen Aufschwung:<br />
Heute findet man schicke Bars und Büros, wo<br />
früher die Ritter des Ordens ihre Duelle austrugen.<br />
Später „duellierten“ sich bevorzugt britische<br />
Matrosen mit leichten Mädchen. Auf ihre Art.<br />
Doch zurück ins Jetzt. Klar, dass Vallettas<br />
Veranstaltungskalen<strong>der</strong> in diesem Jahr beson<strong>der</strong>s<br />
voll ist. Neben dem Barockfestival finden<br />
mehr als 140 Projekte und 400 Events statt – von<br />
klassischer Oper über Performance und Design<br />
bis zu Musik, Tanz und Film (siehe Infokasten).<br />
Doch auch jenseits des Ausnahmejahres bietet<br />
das ganz normale Malta genügend permanente<br />
Attraktionen. Wer raus will aus <strong>der</strong> Stadt und we<strong>der</strong><br />
menschen- noch wasserscheu ist, kann einen<br />
Ausflug zur blauen Lagune machen. Ein Besuch<br />
<strong>der</strong> Nachbarinseln Gozo und Comino bietet sich<br />
an, ebenso eine Tour zu den Originaldrehplätzen<br />
von „Game of Thrones“. Für Kin<strong>der</strong> gibt es das<br />
Popeye Village (Triq Tal-Prajjet, Il-Mellieħa),<br />
und die Chance, dass Jung und Alt abends beim<br />
Feuerwerk die Augen übergehen, ist groß. Die<br />
Malteser mögen es bunt und laut. Sie produzieren<br />
ihr Feuerwerk sogar selbst und sind stolz auf<br />
JAN JEPSEN<br />
Der freie Autor und Fotograf lebt<br />
in Hamburg. Valletta war bisher<br />
ein weißer Fleck für ihn – und eine<br />
Bestätigung dafür, dass man weniger<br />
erwarten, son<strong>der</strong>n sich mehr<br />
über raschen lassen sollte.<br />
TIPPS<br />
Allgemeine Informationen und<br />
Kulturhauptstadt-Veranstaltungen<br />
visitmalta.com<br />
Malta International Arts Festival vom 29. 6. – 15. 7. <strong>2018</strong><br />
Musik, Tanz, Theater, Oper, Performances auf <strong>der</strong> ganzen<br />
Insel: maltaartsfestival.org<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Für Valletta gibt es einen Museums-Pass, <strong>der</strong> den Besuch<br />
<strong>der</strong> meisten Highlights beinhaltet.<br />
maltapass.com.mt/de/home.htm<br />
Die Tour für „Game of Thrones“-Fans zu den<br />
Originaldrehorten <strong>der</strong> Serie dauert neun Stunden und<br />
kostet 59 Euro. maltafilmtours.com<br />
Restaurant<br />
Das „Legligin“ ist ein gemütliches Souterrain-Lokal. Es<br />
gibt nur fünf Tische, eine Reservierung ist empfehlenswert.<br />
117/119, St. Lucia’s Street, Tel. +356/21 22 16 99.<br />
Café<br />
Das „Piadina Caffe“ wird von einer Italienerin betrieben.<br />
Gute Snacks, feiner Kaffee. 24, St. Lucia’s Street,<br />
piadinacaffe.com<br />
Ausgehen<br />
In <strong>der</strong> „Tico-Tico Bar“ wird mit Sprüchen wie „Nice by<br />
day, naughty by night“ an die verruchteren Zeiten <strong>der</strong><br />
Straße erinnert. 61, Strait Street.<br />
Für Entdecker<br />
Bei DERTOUR kann die achttägige Standortrundreise<br />
„Malta – Insel <strong>der</strong> Kreuzritter“ gebucht werden.<br />
<strong>der</strong>tour.com<br />
FOTOS: JAN JEPSEN<br />
14 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
VALLETTA<br />
Unsere<br />
Hotel-Empfehlungen<br />
In Valletta übernachten — von günstig bis luxuriös<br />
****<br />
THE SAINT JOHN<br />
Zeitmaschine<br />
INSIDER<br />
TIPP<br />
Wenn Häuser Geschichten erzählen könnten, wäre dieses<br />
sicher ein Meister darin. Als ehemaliges Kaufmannshaus<br />
aus dem 17. Jahrhun<strong>der</strong>t lässt das Hotel im Herzen<br />
Vallettas – fein herausgeputzt – die Zeit <strong>der</strong> Seefahrer,<br />
Ordensritter und Könige wie<strong>der</strong> auferstehen. Aber nur<br />
äußerlich! Innen überrascht es als mo<strong>der</strong>nes und elegantes<br />
Boutique-Hotel. Der Kontrast des Blaus <strong>der</strong> für Valletta so<br />
typischen Holzerker und <strong>der</strong> Sandsteinfarbe <strong>der</strong> Fassade<br />
wird hier aufgenommen und mittels Design und Komfort<br />
in unsere Zeit katapultiert. Wirklich etwas Beson<strong>der</strong>es!<br />
Über DERTOUR und ITS<br />
***<br />
CASTILLE HOTEL<br />
FOTOS: DER TOURISTIK<br />
*****<br />
GRAND HOTEL<br />
EXCELSIOR MALTA<br />
Der spanische König war hier,<br />
Kanzlerin Merkel auch. An den<br />
Festungsmauern aus dem<br />
16. Jahrhun<strong>der</strong>t, die das Anwesen<br />
umgeben, wird es nicht gelegen<br />
haben. Das Luxushotel punktet<br />
vielmehr mit eigenem Jachthafen,<br />
schönem Sandstrand und einem<br />
atemberaubenden Blick.<br />
Über DERTOUR und ITS<br />
Das gemütliche kleine Hotel liegt<br />
mitten in Valletta gegenüber <strong>der</strong> Auberge<br />
de Castille, dem Amtssitz des<br />
Ministerpräsidenten. Dank traditionellem<br />
maltesischem Stil, einer<br />
Dachterrasse und „The Beer Cave“,<br />
die eine große Auswahl an Bieren<br />
serviert, eine <strong>der</strong> stimmungsvollsten<br />
Adressen Vallettas. Like!?<br />
Über DERTOUR<br />
Beratung und Buchung in Ihrem Reisebüro o<strong>der</strong> auf<br />
WWW.DER.COM<br />
*****<br />
PHOENICIA<br />
In direkter Nachbarschaft zum<br />
Triton-Brunnen und dem Stadttor<br />
zur Altstadt gelegen, ist das<br />
renommierte Tradi tionshotel<br />
ideal für Erkundungstouren in<br />
die Stadt. Und wenn Sie sich die<br />
Füße platt gelaufen haben,<br />
entspannen Sie einfach im<br />
riesigen Garten o<strong>der</strong> dem<br />
eleganten Spa-Bereich.<br />
Über DERTOUR<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 15
SÜDSEE<br />
ZEIT ZUM SEIN<br />
Was machen wir heute? Wie wär’s mit<br />
leben? Das Meer genießen und die<br />
Sonne spüren, Blumenduft atmen,<br />
köstliche Früchte probieren? Und<br />
miteinan<strong>der</strong> sein, die Lebensfreude<br />
teilen? Viel unternehmen kann man<br />
auf den meisten Südsee-Inseln nicht:<br />
schnorcheln, spazieren gehen, ein Dorf<br />
besuchen, eine Bootstour machen –<br />
das sind die Möglichkeiten. Gut so!<br />
Dadurch wird <strong>der</strong> Urlaub keine Aneinan<strong>der</strong>reihung<br />
von Erlebnissen, son<strong>der</strong>n<br />
ein einziger, intensiver Genuss<br />
OH, SOLCHE<br />
SEHNSUCHT!<br />
Südsee, das klingt nach Glück und purer Schönheit – und dieser<br />
Klang trügt nicht: klares Wasser, weiße Strände, perfektes Wetter,<br />
köstliche Speisen und das Lebensgefühl fe<strong>der</strong>leicht. Nur ist lei<strong>der</strong><br />
– wie alles Große – auch dieses Ziel nicht einfach zu erreichen<br />
TEXT NELE-MARIE BRÜDGAM<br />
16 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
SÜDSEE<br />
DIE EXOTISCHE SCHÖNHEIT DER MENSCHEN ist in Europa wohl vor allem durch die<br />
Gemälde von Paul Gauguin bekannt. Der Künstler verbrachte viele Jahre auf Tahiti und <strong>der</strong> Insel<br />
Hiva Oa, beide gehören zu Französisch-Polynesien. Das französische Überseeterritorium umfasst<br />
118 Inseln auf einer Fläche von 4167 km². Tahiti ist die größte Insel des Archipels, die Hauptstadt<br />
Papeete hat 27 000 Einwohner, schöne Märkte und eine Kathedrale. Doch auch auf diese Insel<br />
kommen Touristen vor allem wegen <strong>der</strong> traumhaften Lagunen, Strände und Korallenriffe. Und<br />
wegen <strong>der</strong> Tänzer, <strong>der</strong>en Kostüme charmanterweise in den Farben <strong>der</strong> Chili-Schoten gehalten sind.<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 17
SÜDSEE<br />
SAFTIG GRÜNE VEGETATION sprießt im Zentrum fast aller Inseln: Auf den Korallenatollen<br />
sind es kleine Palmenhaine, und auf den großen, zerklüfteten Vulkaninseln wie Tahiti gedeihen<br />
sogar weite, dichte Wäl<strong>der</strong>, in denen Wasserfälle rauschen. Die größte Sensation für alle, die gern<br />
abtauchen, ist allerdings die Unterwasserwelt mit einer so reichen Fauna, dass man jubeln würde,<br />
hätte man nicht gerade Schnorchel o<strong>der</strong> Atemgerät im Mund. Gesungen wird dafür an Land sehr<br />
viel, charakteristisch ist dazu <strong>der</strong> Klang <strong>der</strong> Ukulele – ein Saiteninstrument, das manchmal nur aus<br />
einer halben Kokosnussschale, einem kleinen Brett und Angelschnur besteht.<br />
18 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
SÜDSEE<br />
VULKANFELSEN, REGENWÄLDER UND TRAUMHAFTE STRÄNDE prägen das<br />
Landschaftsbild von Moorea (ob.). Auch dank <strong>der</strong> Lagune, die sie umgibt, gilt die Insel als paradiesisch.<br />
Ähnlich ist es mit Bora Bora, die wie Moorea zu Französisch-Polynesien gehört und inmitten<br />
einer farbenprächtigen Korallenwelt liegt. Auch die Inseln des Königreiches Tonga versprechen<br />
zauberhafte Urlaube: Es gibt noch keinen Massentourismus. Als einziger Südseestaat war Tonga nie<br />
eine Kolonie – und je<strong>der</strong> Tag auf Erden beginnt hier, denn diese Inseln liegen an <strong>der</strong> Datumsgrenze.<br />
Was auf allen Südseeinseln gleich ist: In <strong>der</strong> Küche wird ganz viel Kokosnuss verwendet.<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 19
SÜDSEE<br />
MIT INTENSIVER<br />
FARBENPRACHT<br />
verwöhnt die Natur die<br />
Menschen <strong>der</strong> Südsee.<br />
Üppig blühen die Blumen<br />
– ob Hibiskus, dessen Blüten<br />
sich Frauen gern ins<br />
Haar stecken, ob zarte, weiße<br />
Tiaré, die typische, süß<br />
duftende Blüte Polynesiens.<br />
Üppig gedeihen auch<br />
Früchte wie Papaya, Mango,<br />
Banane und Guave.<br />
Reichtum an Farben und<br />
Formen herrscht ebenso<br />
unter Wasser: Aus Perlen<br />
und Muscheln fertigen die<br />
Einheimischen zauberhaften<br />
Schmuck – perfekte<br />
Souvenirs.<br />
TIPPS<br />
Rundreisen<br />
Wer in kurzer Zeit viel erleben und die schönsten Orte<br />
kennenlernen möchte, kann bei mehreren Veranstaltern<br />
Rundreisen buchen.<br />
DERTOUR bietet die „Rundreise Tahiti & ihre Inseln<br />
zum Kennenlernen“ an, zeigt „Französisch Polynesien von<br />
seiner schönsten Seite“ und hat auch „Cook Island zum<br />
Kennenlernen“ im Programm.<br />
Und mit Meier’s Weltreisen geht’s auf zum „Inselhüpfen<br />
Polynesische Hotels“.<br />
Wo liegt die Südsee?<br />
Unter <strong>der</strong> Bezeichnung „Südsee“ versteht man ein riesiges<br />
Gebiet im Pazifischen Ozean, östlich von Australien<br />
und südlich von Hawaii. Die für Touristen wichtigsten<br />
Inselgruppen sind Französisch-Polynesien (118 Inseln,<br />
insgesamt 4180 km² Landfläche), Fidschi (320 Inseln,<br />
18 300 km²), die Cook-Inseln (15 Inseln, 240 km²) und das<br />
Königreich Tonga (170 Inseln, 700 km²). Zum Vergleich:<br />
Der spanische Archipel <strong>der</strong> Balearen besteht aus fünf<br />
Inseln mit insgesamt 5000 km². Flugdauer ab Deutschland:<br />
ab ca. 24 Stunden inkl. Umsteigen.<br />
Wie groß ist <strong>der</strong> Zeitunterschied?<br />
Elf bis zwölf Stunden.<br />
Wann ist die schönste Reisezeit?<br />
Von Mai bis Oktober, wenn in <strong>der</strong> Südsee Winter<br />
ist, herrschen angenehme Temperaturen (um<br />
25 °C). Im Südsee-Sommer wird es sehr heiß, und<br />
es ist Regenzeit.<br />
Was gehört ins Reisegepäck?<br />
Kopfbedeckung und Sonnenmilch mit hohem<br />
Schutz, Schnorchelausrüstung, Badeschuhe. Shirts<br />
mit Ärmeln, Klei<strong>der</strong>/Röcke, die über die Knie<br />
reichen bzw. lange Hosen – nicht nur wegen des<br />
Sonnenschutzes, son<strong>der</strong>n auch, weil es <strong>der</strong> dortigen<br />
Kultur entspricht, wenig Haut zu zeigen.<br />
Auf welche Souvenirs kann ich mich freuen?<br />
Die Kunsthandwerker fertigen Taschen, Hüte und<br />
Fächer aus Naturmaterialien, sie sind geschickte<br />
Holzschnitzer, zaubern Schmuck für Haar, Hals und<br />
Arme aus Muscheln o<strong>der</strong> Kokosnussschalen. Perlen,<br />
insbeson<strong>der</strong>e schwarze, sind das edelste Schmuckstück<br />
Französisch-Polynesiens.<br />
FOTOS: THINKSTOCK (10); SHUTTERSTOCK<br />
20 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
SÜDSEE<br />
Unsere<br />
Hotel-Empfehlungen<br />
Auf Bora Bora und Co. übernachten — von günstig bis luxuriös<br />
***** +<br />
INTERCONTINENTAL BORA BORA<br />
Großes Südseekino<br />
INSIDER<br />
TIPP<br />
Dieses Luxusresort liegt auf Motu Piti Aau, <strong>der</strong> Insel <strong>der</strong><br />
zwei Herzen. Die Wasservillen mit Sonnenterrasse stehen<br />
auf Stelzen in <strong>der</strong> Lagune. Innen gibt das Panoramafenster<br />
die Sicht frei ins Paradies. Und durch einen Glasbodentisch<br />
blickt man in die Unterwasserwelt. Das im<br />
preisgekrönten „Deep Ocean Spa“ verwendete Wasser<br />
stammt aus den Tiefen des Pazifiks, ist rein und mineralstoffreich.<br />
Nachts bietet das Resort mehr als 5,5 Sterne<br />
– einen ganzen Sternenhimmel. Südsee-Romantik, nicht<br />
nur für Honeymooner!<br />
Über DERTOUR und Meier’s Weltreisen<br />
*** +<br />
TAMANU BEACH<br />
FOTOS: DER TOURISTIK<br />
***<br />
MAITAI RANGIROA<br />
Rangiroa ist das zweitgrößte Atoll<br />
<strong>der</strong> Welt. Hier im Kokoshain gibt<br />
es mehr Palmen als Menschen!<br />
Die Garden Bungalows liegen im<br />
blühenden Garten, die Lagoon<br />
Bungalows direkt am Wasser –<br />
beide mit Dächern aus Holz und<br />
Wedeln <strong>der</strong> Kokospalme. Wie<br />
wär’s mit einem Mai Tai an <strong>der</strong><br />
Bar mit Lagunenblick?<br />
Über DERTOUR<br />
Aitutaki zählt zu den Cook Islands.<br />
Das Resort im Inselwesten ist<br />
berühmt für grandiose Sonnenuntergänge,<br />
wenn <strong>der</strong> Wind den<br />
süßen Blütenduft des roten<br />
Tempelbaums herüberweht. An<br />
manchen Abenden bringen Feuertänzer<br />
die Stimmung zum Lo<strong>der</strong>n,<br />
Sängerinnen mit Blumen im Haar<br />
singen ihre Lie<strong>der</strong>. Zeitvergessen!<br />
Über DERTOUR<br />
Beratung und Buchung in Ihrem Reisebüro o<strong>der</strong> auf<br />
WWW.DER.COM<br />
****<br />
PARADISE COVE<br />
RESORT<br />
Im Garten des Resorts auf <strong>der</strong><br />
Fidji-Insel Naukacuvu wachsen<br />
Ananas, Bananen, Mangos. Hier<br />
im Paradies stehen die Cove<br />
Villen, am Traumstrand die<br />
Beachfront Villen. Stand-up-<br />
Paddling, Kajakfahren, Tauchen<br />
und vieles mehr sind coole Aktivitäten<br />
über o<strong>der</strong> unter Wasser!<br />
Über Meier’s Weltreisen<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 21
SÜDSEE<br />
Local Heroes<br />
Was essen die eigentlich in <strong>der</strong> Südsee? Gibt es da gefährliche Tiere? Und wie<br />
sagt man „Hallo!“ auf den Fidschi-Inseln? Hier kommen die Antworten<br />
ZUM ANFREUNDEN<br />
GRÜSS<br />
DICH!<br />
Auf den Fidschi-<br />
Inseln schmettert<br />
man sich ein heiteres<br />
„Bula“ entgegen.<br />
Gegrüßt<br />
wird wirklich<br />
je<strong>der</strong>, immer und<br />
sehr laut. Wenn<br />
das keine gute<br />
Laune macht!<br />
ZUM VERNASCHEN<br />
IMMER REIN IN<br />
DIE FIGUR<br />
Ein beliebtes Gericht auf<br />
den Tonga-Inseln ist<br />
Topai, ein süßer, gekochter<br />
Teigknödel, <strong>der</strong> mit<br />
Sirup und Kokosmilch<br />
serviert wird. Über Ihre<br />
Bikinifigur brauchen Sie<br />
sich vor Ort trotzdem keine<br />
Gedanken zu machen: Denn 90 Prozent <strong>der</strong><br />
Bevöl kerung sind übergewichtig.<br />
ZUM SICHERFÜHLEN<br />
BITTE RECHT FREUNDLICH<br />
– DAS GILT AUF TAHITI,<br />
BORA BORA UND CO.<br />
AUCH FÜR DIE TIERE.<br />
Denn auf den polynesischen Inseln leben we<strong>der</strong> giftige Schlangen<br />
noch gefährliche Insekten, die einem den Urlaub vermiesen könnten.<br />
Ein ideales Reiseziel für Familien mit Kin<strong>der</strong>n also!<br />
ZUM VERWIRREN<br />
LOST IN PARADISE<br />
Die Cook Islands bestehen aus 15<br />
Inseln, <strong>der</strong> Flughafen befindet sich auf<br />
Rarotonga. Umgangssprachlich reden<br />
die Einheimischen bei den an<strong>der</strong>en 14<br />
Inseln von <strong>der</strong> „südlichen Insel“, <strong>der</strong><br />
„nördlichen Insel“ und <strong>der</strong> „an<strong>der</strong>en<br />
Insel“. Blö<strong>der</strong>weise ist das abhängig<br />
vom Ort, an dem man sich befindet.<br />
Jede Insel kann also mal die nördliche,<br />
die südliche und die an<strong>der</strong>e Insel sein.<br />
FOTOS: SHUTTERSTOCK (2); THINKSTOCK; ADOBE STOCK<br />
22 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
frei!<br />
Liege Top-Preise in Tunesien und Ägypten<br />
Tunesien, Djerba<br />
Club Calimera Yati Beach öööö<br />
z.B. am 19.6. ab Köln/Bonn<br />
1 Woche im Doppelzimmer<br />
Ultra Alles inklusive<br />
Flug, Rail & Fly, pro Person ab € 299,-<br />
Code: TD0197<br />
Ägypten, Soma Bay<br />
COOEE Caribbean World Soma Bay ööööä<br />
z.B. am 20.6. ab Dresden<br />
1 Woche im Doppelzimmer<br />
Alles inklusive<br />
Flug, Rail & Fly, pro Person ab € 399,-<br />
Code: YH0266<br />
Tagesaktuelle Preise mit limitierter Verfügbarkeit. Zwischenverkauf, Druckfehler und Preisän<strong>der</strong>ungen vorbehalten.<br />
Stand Mai <strong>2018</strong>. Veranstalter: ITS, eine Marke <strong>der</strong> DER Touristik Deutschland GmbH, 51170 Köln. AN-2412/18
HAMBURG<br />
STRAHLEND<br />
NORDDEUTSCH<br />
Das wird jetzt viele<br />
Menschen irritieren,<br />
aber: Wetter gibt es in<br />
Hamburg auch in schön<br />
– wie hier mit Blick auf<br />
den Jungfernstieg<br />
HH2O<br />
Hamburg ist die schönste Stadt Deutschlands. Darüber herrscht überwiegend<br />
Einvernehmen – zumindest in <strong>der</strong> Hansestadt. Auch die<br />
24 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
HAMBURG<br />
MOIN, ICH BIN<br />
DIE NEUE<br />
Lange haben die<br />
Hamburger (und <strong>der</strong><br />
Rest <strong>der</strong> Welt) auf sie<br />
gewartet, seit Ende<br />
2016 ist sie fertig: die<br />
Elb philharmonie<br />
Münchener, Berliner o<strong>der</strong>, sagen wir, Freiburger würden da im Grunde nicht<br />
wi<strong>der</strong>sprechen. Gäbe es da nicht dieses eine Problem ...<br />
TEXT HARALD BRAUN<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 25
HAMBURG<br />
NAH AM<br />
WASSER<br />
GEBAUT<br />
Eine Alsterrundfahrt<br />
(buchbar über<br />
DERTOUR und ITS)<br />
gehört in Hamburg<br />
zum angenehmen<br />
Pflichtprogramm<br />
UND SIE<br />
SCHEINT DOCH!<br />
Wenn in Hamburg – mal<br />
wie<strong>der</strong>! – die Sonne<br />
lacht, paddelt die halbe<br />
Stadt auf <strong>der</strong> Alster<br />
Leg schon mal den Regenschirm raus!“, sagt<br />
meine Freundin Julia und verzichtet auf<br />
lange Vorreden. „Ich komme nach Hamburg,<br />
die Elphi anschauen.“ Julia ist eine meiner<br />
ältesten Freundinnen. Sie lebt in München und<br />
hält Hamburg für eine Art Feuchtbiotop, das zu<br />
besuchen ihr bislang nicht in den Sinn kam. Sie<br />
will aber an<strong>der</strong>erseits offenbar nicht länger zum<br />
gefühlten Restprozent <strong>der</strong> deutschen Bevölkerung<br />
gehören, das die Elbphilharmonie seit ihrer<br />
Fertigstellung Ende 2016 noch nicht mit eigenen<br />
Augen gesehen hat. Der 866 Millionen Euro teure<br />
Glaspalast in <strong>der</strong> Hafencity ist das neue Wahrzeichen<br />
Hamburgs und lockte schon im vergangenen<br />
Jahr knapp fünf Prozent mehr Besucher in<br />
den deutschen Norden. Eine Zahl, <strong>der</strong>en stabiles<br />
Wachstum von <strong>der</strong> Hamburger Tourismusbehörde<br />
für <strong>2018</strong> bereits garantiert wurde.<br />
Allerdings habe ich nicht die Absicht, meiner<br />
alten Studienfreundin – die sich auf Reisen<br />
sonst immer nur südlich von München aufhält<br />
– ausschließlich Elbphilharmonie und Hafencity<br />
vorzuführen. Schließlich hat Hamburg mehr<br />
zu bieten, erkläre ich ihr, als ich sie an einem<br />
milden Frühlingstag im April am Flughafen in<br />
TRAUM-<br />
TÄNZERISCH<br />
Bis zu drei Meter neigen<br />
sich die „Tanzenden<br />
Türme“ aus <strong>der</strong> Vertikalen.<br />
Sie werden am<br />
Abend illuminiert<br />
EIN BISSCHEN<br />
DAUERT ES<br />
NOCH ...<br />
... bis ein öffentlicher<br />
Stadtteilgarten auf<br />
dem Feldstraßenbunker<br />
entsteht, genauer: bis<br />
mindestens 2020<br />
26 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
HAMBURG<br />
WIR SIND RAUS<br />
Zum Glück regnet es in Hamburg<br />
nicht so oft, wie ein Klischee behauptet.<br />
Dann findet das gastronomische<br />
Leben unbedingt draußen<br />
statt, wie hier im „Salt & Silver“<br />
DIE SPEICHER-<br />
STADT<br />
Hamburg-Fuhlsbüttel abhole. Bevor wir Bodo’s<br />
Bootststeg an <strong>der</strong> Außenalster erreichen, um<br />
uns auf Liegestühlen den ersten Aperol Spritz des<br />
Tages zu genehmigen, staunt mein versnobbtes<br />
bajuwarisches Perlenkettchen bereits zweimal<br />
nach Kräften. Erstens: „Es regnet ja gar nicht“,<br />
sagt sie, was ich unkommentiert lasse, dazu später<br />
mehr. Zweitens: „Was? Wir sind schon da?“ Wer<br />
in einer Stadt wie München lebt und für die Fahrt<br />
zum Flughafen irgendwo in <strong>der</strong> tiefen bayerischen<br />
Provinz schon mal einen halben Arbeitstag<br />
einkalkulieren muss, weiß es offenbar zu schätzen,<br />
dass <strong>der</strong> Hamburger Airport – neuerdings<br />
nach Helmut Schmidt benannt – sich beinahe im<br />
Zentrum <strong>der</strong> Stadt befindet. Nachdem wir festgestellt<br />
haben, dass am malerisch gelegenen „Bodo’s<br />
Bootssteg“ eine Menge Werber ihre Mittagspause<br />
verbringen und bereit sind, für einen lässigen<br />
Liegestuhl mit Alsterblick Münchener Preise zu<br />
entrichten – was Julia sofort angenehme Heimatgefühle<br />
beschert –, machen wir uns auf den Weg.<br />
„Außenalster-Umrundung in lockerem Tempo“<br />
heißt <strong>der</strong> Plan, sieben und ein halber Kilometer<br />
schicke Villen, nette Cafés und immer wie<strong>der</strong><br />
Jogger, die dem inoffiziellen Strecken-Mantra<br />
nachhecheln: „Alles unter 40 Minuten läuft noch<br />
nicht unter Sport, son<strong>der</strong>n ist Flanieren in Funktionsklamotte.“<br />
Auf dieser Sightseeing-Tour des gehobenen<br />
Bürgertums passieren wir neben dem „Hotel<br />
ist <strong>der</strong> weltweit größte<br />
zusammenhängende<br />
Komplex von Lagerhallen,<br />
erbaut ab 1883 und<br />
bis heute ein beliebtes<br />
Fotomotiv. Führungen<br />
sind über DERTOUR<br />
und ITS buchbar<br />
„PARK FICTION“<br />
heißt ein künstlerisches<br />
und gesellschaftspolitisches<br />
Projekt, das es seit<br />
Mitte <strong>der</strong> 90er-Jahre in<br />
St. Pauli gibt<br />
Atlantic“ (buchbar über DERTOUR) noch zwei<br />
Institutionen Hamburger Gastlichkeit. Das<br />
Literaturhaus im Schwanwik, gleich an <strong>der</strong> Abzweigung<br />
zur Straße Schöne Aussicht – allein<br />
die Namen! –, ist seit Generationen ein Ort, an<br />
dem man nicht nur literarische Veranstaltungen<br />
besuchen, son<strong>der</strong>n auch in schickem Ambiente<br />
frühstücken o<strong>der</strong> lunchen kann. Unzählige<br />
Erstsemester haben ihre frischen Flirts o<strong>der</strong> die<br />
Eltern auf Inspektionsbesuch am Sonntagmorgen<br />
zum Brunch hierher geführt. Noch eine Spur<br />
exklusiver wird’s dann auf <strong>der</strong> Westseite <strong>der</strong> Außenalster:<br />
Das brandneue, erst im März <strong>2018</strong><br />
eröffnete Hotel The Fontenay (buchbar über<br />
DERTOUR) wird schon jetzt abwechselnd als das<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 27
HAMBURG<br />
OFFEN FÜR ALLES<br />
ist <strong>der</strong> Beach Club „StrandPauli“:<br />
im Sommer gibt’s Drinks in <strong>der</strong><br />
Sonne, im Winter z. B. Fondue<br />
GESTERN UND<br />
HEUTE<br />
Am Nikolaifleet stehen<br />
einige <strong>der</strong> letzten althamburgisches<br />
Deichhäuser<br />
– im Hintergrund<br />
ragt die mo<strong>der</strong>ne<br />
Architektur <strong>der</strong> Elb philharmonie<br />
empor<br />
beste, schönste und teuerste Hotel Hamburgs gefeiert,<br />
was vor allem den Finanzier Kühne freuen<br />
dürfte, <strong>der</strong> in den letzten Jahren seine Millionen<br />
ansonsten recht erfolglos ins HSV-Grab an <strong>der</strong><br />
Müllverbrennungs anlage Stellingen versenkte,<br />
besser bekannt als Volksparkstadion. Das „Fontenay“<br />
verspricht da schon deutlich mehr Rendite.<br />
Der gleichzeitig futuristisch und nos talgisch<br />
wirkende, elegant geschwungene Prachtbau<br />
entlockt Julia anerkennende Blicke. Da die Zimmerpreise<br />
erst bei selbstbewussten 300 Euro<br />
anfangen, habe ich zwar drauf verzichtet, Julia<br />
im „Fontenay“ ein zubuchen, doch einen Kaffee<br />
in <strong>der</strong> knapp 30 Meter hohen und entsprechend<br />
spektakulären Atrium-Lounge haben wir uns<br />
natürlich gegönnt.<br />
Zeit für den Gewässerwechsel: Wer die Elbphilharmonie<br />
sehen will, muss schließlich zuerst<br />
auch Elbe, St. Pauli und die Reeperbahn erleben.<br />
Letztere wirkt tagsüber zwar nicht ganz so glamourös<br />
frivol wie bei Nacht, doch eine Fahrt hoch<br />
hinauf auf die Tanzenden Türme erstickt aufkommendes<br />
Murren meiner Design-Freundin Julia im<br />
Keim. Entworfen von Hadi Teherani, ist die dortige<br />
Dachterrassen-Bar Clouds – Heaven’s Bar &<br />
Kitchen wohl einer <strong>der</strong> besten Orte, um Hamburg<br />
im Panoramablick von oben kennenzulernen. Von<br />
dort aus sind’s nur ein paar Meter bis zum neuen<br />
Klub-Konzept Salt & Silver, das an <strong>der</strong> berühmten<br />
Hafenstraße – genau dort, wo die Szenebar „Amphore“<br />
jahrelang die Massen bewirtete – lateinamerikanische<br />
Küche und ebensolche Lebensart<br />
bietet. Ein wun<strong>der</strong>bares Plätzchen, um die ganz<br />
dicken Pötte an <strong>der</strong> Blohm-&-Voss-Werft auf <strong>der</strong><br />
Elbe vorbeidieseln zu sehen und dazu fein zu speisen<br />
– was übrigens auch nebenan beim Schauermann<br />
prima klappt, falls das recht kleine „Salt &<br />
Silver“ mal ausgebucht sein sollte.<br />
Da heute Dienstag und <strong>der</strong> Tag schon fortgeschritten<br />
ist, stellen Julia und ich uns anschließend<br />
brav vorm StrandPauli an, nicht ohne vorher<br />
noch eins <strong>der</strong> jungen Biere im ebenfalls recht<br />
neuen ÜberQuell zu probieren. Das „ÜberQuell“<br />
hat sich dort eingenistet, wo einst die „Riverkasematten“<br />
Bling-Bling-Publikum einzufangen<br />
versuchten, und ist nun eine amtlich korrekte<br />
Craft-Beer-Alternative zum Alten Mädchen, das<br />
in <strong>der</strong> Sternschanze gleich neben Tim Mälzers<br />
Bullerei angesiedelt ist. „StrandPauli“ ist einer<br />
<strong>der</strong> Beach Clubs in Hamburg, seine Lage gleich an<br />
<strong>der</strong> Elbe von bezauberndem Reiz, dessen ehedem<br />
leicht improvisierter Studi-Style vom Interior<br />
her inzwischen einer eklektischen Mischung aus<br />
Skihütten- und Strandhaus-Chic gewichen ist.<br />
Wenn am Dienstagabend (immer gegen 19 Uhr)<br />
28 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
HAMBURG<br />
ADRESSEN<br />
Bodo’s Bootssteg Harvestehu<strong>der</strong> Weg 1 b,<br />
bodosbootssteg.de<br />
Literaturhaus Hamburg Schwanenwik 38,<br />
literaturhaus-hamburg.de<br />
Hotel Fontenay Fontenay 10, thefontenay.de<br />
(buchbar über DERTOUR)<br />
Tanzende Türme Reeperbahn 1, clouds-hamburg.de<br />
Salt & Silver St. Pauli Hafenstraße 140, saltandsilver.net<br />
StrandPauli St. Pauli Hafenstraße 89, strandpauli.de<br />
Überquell St. Pauli Fischmarkt 28 – 32, ueberquell.com<br />
Elbphilharmonie Platz <strong>der</strong> Deutschen Einheit 1,<br />
elbphilharmonie.de. DERTOUR und ITS bieten Besichtigungen<br />
<strong>der</strong> Elphi an, ebenso Tickets für Führungen in<br />
<strong>der</strong> Speicherstadt und Hafenrundfahrten.<br />
DAS „ÜBERQUELL“<br />
unweit <strong>der</strong> Reeperbahn ist vieles<br />
gleichzeitig: Mikrobrauerei, Restaurant<br />
mit lauschiger Terrasse und Pizzeria<br />
FOTOS: SHUTTERSTOCK (5); THINKSTOCK (4); PLAINPICTURE; JÖRG MODROW/LAIF; JAN TRAUPE/SALT & SILVER; ÜBERQUELL/PR<br />
Paare zum Tangotanzen vor Elbpanorama vorbeischauen<br />
und im Hintergrund auch die Elphi ihre<br />
Lichter anzündet, ist das hier einer <strong>der</strong> magischsten<br />
Orte Hamburgs.<br />
Apropos Elbphilharmonie: Julia will sich<br />
trotz Aperol Spritz und vitalen Tangotänzern das<br />
Jahrhun<strong>der</strong>tbauwerk nun endlich auch mal aus<br />
<strong>der</strong> Nähe ansehen. Ein letzter kurzer Spaziergang<br />
am Baumwall vorbei über die (aufklappbare)<br />
Mahatma-Gandhi-Brücke führt uns schließlich<br />
zur Elphi, wo sich Julia zu <strong>der</strong> lustigen Bemerkung<br />
versteigt: „Wollen wir versuchen, für die Abendveranstaltung<br />
Karten zu bekommen?“ Selten so<br />
gelacht. Denn für all jene, die nicht in Hamburg<br />
zu Hause sind: Ganz gleich, ob sich in <strong>der</strong> Elphi<br />
die New Yorker Philharmoniker die Ehre geben<br />
o<strong>der</strong> ein Kammbläser aus Lüdenscheid aus seinem<br />
Best-of-Repertoire aufspielt – Veranstaltungen<br />
sind hier schon Monate vorher immer und allesamt<br />
ausverkauft. Je<strong>der</strong> will halt mal hören, wie<br />
die Elbphilharmonie denn nun wirklich klingt,<br />
schließlich soll die Akustik <strong>der</strong> Konzertsäle fantastisch<br />
sein. Zwar hört man, typische Musical-Besucher<br />
hätten sich das trotzdem etwas an<strong>der</strong>s<br />
vorgestellt, als sie sich in <strong>der</strong> Elphi versehentlich<br />
in atonalen Klangwolken von Experimental-Musikanten<br />
verirrten, doch am Ende zählt ja <strong>der</strong> Ge-<br />
NUR VIER<br />
JAHRE<br />
betrug die Bauzeit des<br />
„Alten Elbtunnels“, eine<br />
ingenieurstechnische<br />
Meisterleistung. Seine<br />
Renovierung verzögert<br />
sich, die Kosten steigen.<br />
Kennen wir doch irgendwoher<br />
...<br />
samteindruck: Und <strong>der</strong> ist auch bei meiner Freundin<br />
Julia überwiegend positiv – vor allem, als sie<br />
die architektonische Industrial-Avantgarde in <strong>der</strong><br />
stetig weiter wachsenden Hafencity registriert hat.<br />
Nur eines irritiert die Münchnerin am Abend<br />
<strong>der</strong>maßen, dass sie ständig ungläubig in den<br />
Nachthimmel über Hamburg schaut. „Ich dachte,<br />
in Hamburg regnet es immer?“, fragt sie ehrlich<br />
irritiert, und es scheint, als würde sie meine<br />
Antwort darauf tatsächlich in Erwägung ziehen:<br />
„Nein, nein, das ist bloß ein Mythos, den wir Hamburger<br />
bevorzugt verbreiten, damit nicht noch<br />
mehr Menschen hier herziehen wollen.“<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 29
HAMBURG<br />
Local Heroes<br />
In Hamburg sagt man „Tschüss“, aber wir sagen erstmal „Moin“ –<br />
zu Tipps und Hintergrundwissen für Ihren nächsten Trip nach Hamburg<br />
ZUM UMDENKEN<br />
In keiner an<strong>der</strong>en deutschen Stadt<br />
gibt es so gutes portugiesisches Essen<br />
wie in Hamburg (beson<strong>der</strong>s herausra-<br />
SCHIET-<br />
WETTER?!<br />
Gar nicht wahr! Das<br />
Wetter in Hamburg ist<br />
mit durchschnittlich<br />
rund 133 Regentagen<br />
im Jahr nicht so<br />
schlimm wie sein Ruf.<br />
München hat 40 mehr.<br />
So! In diesem Sinne:<br />
Alles Gute kommt von<br />
oben.<br />
ZUM BESSER WISSEN<br />
DIE HABEN DEN<br />
BOGEN RAUS<br />
Und wenn wir<br />
schon mal dabei<br />
sind, räumen wir<br />
gleich noch mit<br />
einem an<strong>der</strong>en<br />
Mythos auf: Von<br />
wegen Venedig und Amsterdam — die meisten<br />
Brücken hat Hamburg, nämlich 2500. Am längsten<br />
ist mit 3618 Metern die Köhlbrandbrücke, die<br />
einen Arm <strong>der</strong> Sü<strong>der</strong>elbe überspannt.<br />
ZUM VEREWIGEN<br />
BUNT FÜRS LEBEN<br />
Seefahrer und Tattoos — das passt zusammen<br />
und gehört zu Hamburg. Deshalb steht hier die<br />
„Älteste Tätowierstube in Deutschland“ — und<br />
heißt tatsächlich genau so. Ein gewisser Paul<br />
Holzhaus meldete 1946 seinen Nadelbetrieb<br />
an, damals in <strong>der</strong> Seilerstraße in St. Pauli.<br />
Mehrere Verkäufe und Umzüge später findet<br />
man die „Tätowierstube“ heute am Hamburger<br />
Berg 8, einer Seitenstraße <strong>der</strong> Reeperbahn.<br />
ZUM ESSEN<br />
BANNIG<br />
DELICIOSO!<br />
gend im „A Varina“ in <strong>der</strong> Karpfanger<br />
Straße 16). Aber warum eigentlich ist<br />
portugiesische Kultur aus <strong>der</strong> deutschen<br />
Hafenstadt nicht wegzudenken?<br />
Schon im 16. Jahrhun<strong>der</strong>t kamen die<br />
ersten Portugiesen, eine weitere große<br />
Welle mit den Gastarbeitern in den<br />
60er-Jahren. So o<strong>der</strong> so: Wir sagen<br />
Danke für Natas & Co.!<br />
FOTOS: PLAINPICTURE; ADOBE STOCK (3)<br />
30 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
HAMBURG<br />
Unsere<br />
Hotel-Empfehlungen<br />
In <strong>der</strong> Hansestadt übernachten — von günstig bis luxuriös<br />
**** +<br />
REICHSHOF HAMBURG, CURIO BY HILTON<br />
Forever young<br />
INSIDER<br />
TIPP<br />
Die Curio Collection von Hilton interpretiert das ehrwürdige<br />
Grand Hotel neu: Klassizismus meets Street Art. Detailverliebt<br />
wurde Marmor poliert, Holz restauriert, Schriftzüge wurden<br />
freigelegt. Herzstück ist das „Stadt Restaurant“, konzipiert wie<br />
<strong>der</strong> Speisesaal eines Schiffs. Die Art-déco-Bar „1910“ erinnert<br />
ans Gründungsjahr. In „Emil’s Café“, benannt nach Grün<strong>der</strong><br />
Emil Langer, gibt es zu Ehren seiner Frau „Martha’s Afternoon<br />
Tea“ mit Törtchen aus eigener Herstellung. Wollen auch<br />
Sie sich verjüngen? Auf ins „Spa & Sports“ mit Fitnessraum,<br />
Sauna, Dampfbad, Massagen und Beautypaketen!<br />
Über DERTOUR, ITS und ADAC-Reisen<br />
**** +<br />
ADINA APARTMENT<br />
HOTEL HAMBURG<br />
MICHEL<br />
FOTOS: DER TOURISTIK<br />
**** +<br />
THE RILANO<br />
HOTEL HAMBURG<br />
Das Finkenwer<strong>der</strong> Hotel steht<br />
direkt an <strong>der</strong> Elbe und grenzt ans<br />
„Alte Land“. Im Sommer heißt es<br />
„Füße hochlegen!“ im Beach Club<br />
inklusive Strandkörben. Das<br />
Beste aus aller Welt kommt im<br />
„River View“ auf den Tisch. Und<br />
die Fähre bringt Sie in 35 Minuten<br />
an die Landungsbrücken.<br />
Über DERTOUR und ADAC-Reisen<br />
„Down un<strong>der</strong>“ mitten in Hamburg!<br />
Hier, nur einen Boomerangwurf<br />
vom Michel entfernt, hängt australische<br />
Kunst an den Wänden <strong>der</strong><br />
Apartments. Die haben neben<br />
einer gemütlichen Sitzecke auch<br />
eine Kitchenette. Tüpfelchen auf<br />
dem i: die iPod-Dockingstation.<br />
Über DERTOUR, ITS und ADAC-Reisen<br />
Beratung und Buchung in Ihrem Reisebüro o<strong>der</strong> auf<br />
WWW.DER.COM<br />
****<br />
AMERON HOTEL<br />
SPEICHERSTADT<br />
HAMBURG<br />
Einst wurde hier Kaffee gelagert,<br />
jetzt trinkt man einen Latte<br />
macchiato in <strong>der</strong> Cantinetta. Das<br />
Lifestyle-Hotel im Stil <strong>der</strong> 50erund<br />
60er-Jahre liegt in <strong>der</strong> Speicherstadt.<br />
Hanseatisch wohnen<br />
mit Blick auf die Hafencity – die<br />
Elphi ist auch nicht weit entfernt.<br />
Über DERTOUR und ADAC-Reisen<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 31
ÄGYPTEN<br />
WIR HÄTTEN<br />
DA MAL EIN PAAR<br />
FRAGEN ...<br />
... und liefern die überzeugenden Antworten gleich selbst: alles über<br />
Sehenswertes im Vorübergleiten und Orte, an denen man gerne länger bleibt<br />
TEXT HARALD BRAUN<br />
ILLUSTRATIONEN ANTON HALLMANN<br />
1<br />
Sind die berühmten<br />
Nil-Kreuzfahrten zu<br />
empfehlen?<br />
Unbedingt! Schon allein, weil auf dem Nil inzwischen weit<br />
weniger Schiffe cruisen als noch vor zehn Jahren, was an<br />
den vielen Sehenswürdigkeiten auf <strong>der</strong> Strecke spürbar für<br />
Entspannung gesorgt hat. Die Heiligtümer von Kom<br />
Ombo, die Tempel in Luxor und Assuan, die Gräber von<br />
Theben: Die Stopps auf einer klassischen Nil-Rundfahrt<br />
kommen zahlreich und schnell, sind aber – je<strong>der</strong> für sich<br />
– unverzichtbar. Auch wenn <strong>der</strong> Kulturschock droht:<br />
Einmal im Leben sollte so eine Tour drin sein.<br />
3<br />
Wo sind die<br />
schönsten Strände?<br />
Ägypten ist in einer Hinsicht verlässlich: Sonne<br />
ist hier, nur maximal fünf Flugstunden von<br />
Deutschland entfernt, garantiert. Rund ums Rote<br />
Meer finden sich erstaunlich viele prima Strände,<br />
selbst in Hurghada, dem ersten Massenzentrum<br />
des Landes. Etwas exklusiver und für Kitesurfer<br />
ein Traum: Soma Bay mit seinem feinen Sandstrand.<br />
Für Komfort-Urlauber ist el-Guna mit<br />
seinen 20 Lagunen und internationalen Hotelketten<br />
sicher am interessantesten, Scharm El-<br />
Scheich bietet einerseits intakte Korallenriffe<br />
für Taucher, an<strong>der</strong>erseits noch unberührte Sandstrände<br />
wie Dahab und Nuwaiba.<br />
2<br />
Warum sollte man überhaupt<br />
nach Ägypten reisen?<br />
Weil sich hier ein prima Mix aus Strand<strong>urlaub</strong><br />
und Kulturreise organisieren lässt. So kann<br />
man zum Beispiel in el-Guna, auf einer<br />
<strong>der</strong> famosen Nilkreuzfahrten und sogar im<br />
turbulenten Luxor entspannte Urlaubstage<br />
verbringen – angenehmerweise ohne dabei<br />
allzu vielen Menschen auf die Füße zu treten.<br />
4<br />
Kann man da auch<br />
mal amtlich feiern?<br />
Das Nachtleben in den internationalen Tourismuszentren<br />
ist, und das ist die gute Nachricht: existent,<br />
vor allem in el-Guna und Luxor. Wer allerdings<br />
dezente Ausschweifungen à la Mallorca o<strong>der</strong> Ibiza<br />
erwartet, wird sich umschauen: Alkohol darf in<br />
Ägypten erst an Personen ab 25 Jahren ausgeschenkt<br />
werden. Vielerorts ist das Abendvergnügen noch mit<br />
folkloristischen Baladi-Tanzveranstaltungen<br />
verbunden, aber es gibt auch Discos westlichen<br />
Zuschnitts. In el-Guna befindet sich das Trendviertel<br />
mit vielen Bars und Diskotheken am Jachthafen.<br />
32 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
ÄGYPTEN<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 33
ÄGYPTEN<br />
5<br />
Was darf man in Ägypten<br />
auf keinen Fall verpassen?<br />
Neben den bekannten Höhepunkten<br />
(Nil-Kreuzfahrten, Pyramiden und touristische<br />
Sausebrausen in Luxor) dürfte el-Guna eine<br />
Überraschung sein: Kenner behaupten, es sei so<br />
westlich wie St. Tropez, ohne dabei das typisch<br />
ägyptische Flair zu vernachlässigen. Der erst<br />
1989 konzipierte Ort liegt rund 25 Kilometer<br />
von Hurghada entfernt, heißt übersetzt<br />
vielversprechend „die Lagune“ und bietet neben<br />
schönen Stränden, Wassersport-Spots und neuen,<br />
mo<strong>der</strong>nen Hotels auch Shopping-Möglichkeiten<br />
sowie eine hohe Restaurant- und Bardichte. Pures<br />
Urlaubsvergnügen auf kleinem Raum.<br />
6<br />
Was isst man hier denn so?<br />
Die landestypische Küche ist, sagen wir<br />
mal so: eine Herausfor<strong>der</strong>ung. Man muss sich auf<br />
Gerichte wie Ful und Taamiyya schon einlassen,<br />
denn nicht je<strong>der</strong> von uns gerät bei dickem, braunem<br />
Saubohnenbrei (Ful) o<strong>der</strong> <strong>der</strong> ägyptischen<br />
Falafelvariante (Taamiyya) gleich in Verzückung.<br />
Es lohnt sich aber, diese exotischen Gerichte<br />
in <strong>der</strong> vitalen Restaurantszene am Roten Meer<br />
einmal auszuprobieren, gerne zusammen mit<br />
dem typischen Fladenbrot. Weitere Empfehlungen:<br />
Baklawa (mit Nüssen gefüllte Teigpasteten)<br />
o<strong>der</strong> auch Fatier, die ägyptische Pizza-Variante<br />
aus knusprigem Blätterteig. Wer auf Nummer<br />
sicher gehen will: Für unbekümmerten Genuss<br />
sind die Restaurants <strong>der</strong> internationalen Hotelketten<br />
zu empfehlen.<br />
7<br />
Lohnt sich die Chio-<br />
Chips-Pyramide?<br />
Sie kriegen da was durcheinan<strong>der</strong>: Die<br />
Chio-Chips-Pyramide gibt’s nur bei Ihnen auf<br />
dem Sofa. In Ägypten besucht man traditionell die<br />
in <strong>der</strong> Nähe gelegene, 139 Meter hohe<br />
Cheops-Pyramide, die gemeinsam mit den beiden<br />
an<strong>der</strong>en berühmten Pyramiden von Gizeh – <strong>der</strong><br />
drittgrößten ägyptischen Stadt mit über drei Millionen<br />
Einwohnern – als das letzte erhaltene<br />
Weltwun<strong>der</strong> <strong>der</strong> Antike gilt. Die höchste<br />
Pyramide <strong>der</strong> Welt wurde als Grabmal für König<br />
Cheops errichtet. Vor Kurzem erst wurde darin ein<br />
neuer Hohlraum entdeckt, in dem sich angeblich<br />
ein eiserner Thron befinden soll.<br />
8<br />
Was hat in Ägypten noch<br />
nicht je<strong>der</strong> auf dem Zettel?<br />
Marsa Alam. Wer gerne taucht o<strong>der</strong> schnorchelt,<br />
wird nirgendwo sonst im Land solch eine reiche,<br />
farbige und gesunde Unterwasserwelt vorfinden<br />
wie an diesem Küstenort am Roten Meer. Bonus<br />
für Tierliebhaber: In <strong>der</strong> Bucht von Abu Dabab<br />
sind regelmäßig Meeresschildkröten und Seekühe<br />
(Dugongs) zu beobachten. Das schicke, erst in<br />
diesem Jahr eröffnete Boutique-Hotel „Sea World<br />
Resort Marsa Alam“ (buchbar über DERTOUR)<br />
ist die perfekte Basis, um diese reizvolle Ecke<br />
Ägyptens kennenzulernen und zu genießen.<br />
34 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
ÄGYPTEN<br />
Unsere<br />
Hotel-Empfehlungen<br />
In Ägypten übernachten — von günstig bis luxuriös<br />
**** +<br />
COOEE CARIBBEAN WORLD SOMA BAY<br />
Allen-Rechtmacher<br />
INSIDER<br />
TIPP<br />
Wir fragen uns, wie sie es machen: Hier fühlen sich junge<br />
Leute genauso wohl wie ältere Gäste, Familien genauso<br />
wie Alleinreisende. Versuchen wir also, dem Geheimnis<br />
auf die Spur zu kommen! Je<strong>der</strong> liebt die Lage direkt am<br />
Meer. Familien freuen sich über den flach abfallenden<br />
Strand und über den Miniklub. Der Wellness-Bereich<br />
kommt bei allen gut an, das stylische Ambiente und<br />
gratis WLAN beson<strong>der</strong>s beim jüngeren Publikum. Für<br />
ältere Gäste gibt es den 55plus-Vorteil, die entspannte<br />
Atmosphäre rundet die Sache ab – Rätsel gelöst!<br />
Über DERTOUR und ITS<br />
**** +<br />
LTI AKASSIA BEACH<br />
FOTOS: DER TOURISTIK<br />
*****<br />
STEIGENBERGER<br />
AL DAU<br />
In <strong>der</strong> riesigen Poollandschaft<br />
könnte die Sphinx problemlos<br />
baden. Der Park ist prächtig wie<br />
Pharaos Garten. Der Golfplatz<br />
würde Anubis zum Abschlag<br />
locken, und Nofretete riefe den<br />
Butlerservice. Zum Glück residieren<br />
in Hurghada aber we<strong>der</strong> Pharaonen<br />
noch Götter: son<strong>der</strong>n Sie!<br />
Über DERTOUR und Jahn Reisen<br />
Majestätisch ragen die Türme des<br />
Hotels über <strong>der</strong> Wüste auf – wie<br />
in den „Märchen aus Tausendundeiner<br />
Nacht“. Eine Fata Morgana?<br />
Nein. Das ist ein Top-Haus für<br />
Ruhe suchende in al-Qusair direkt<br />
am Roten Meer. Der Strand läuft auf<br />
ein Riff aus, über Stege gelangen<br />
Sie ins offene Meer. Also in die<br />
Flossen, fertig, los!<br />
Über Jahn Reisen und ITS<br />
Beratung und Buchung in Ihrem Reisebüro o<strong>der</strong> auf<br />
WWW.DER.COM<br />
**** +<br />
CALIMERA<br />
AKASSIA<br />
„Family first“ heißt es in Marsa Alam,<br />
und es warten die tollsten Abenteuer<br />
auf Ihre Familienbande! Zwölf Rutschen,<br />
ein Wellenbad, ein kunterbuntes<br />
Kin<strong>der</strong>programm im „Calimigo<br />
Kids Club“ u. v. m. machen die<br />
Kleinen super glücklich. Und in den<br />
Familiensuiten finden alle Abenteurer<br />
einen gemütlichen Platz.<br />
Über DERTOUR und ITS<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 35
NAMIBIA<br />
SAFARI,<br />
WÜSTEN<br />
UND<br />
DEUTSCHER<br />
KARNEVAL<br />
TEXT<br />
HARALD BRAUN<br />
36 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
NAMIBIA<br />
Kurios ist er schon, <strong>der</strong> deutsche<br />
Karneval in Afrika. Es dürfte aber<br />
bessere Gründe geben, Namibia zu<br />
besuchen, als ein paar musizierende<br />
Rheinlän<strong>der</strong>, die durch Windhoek<br />
latschen: glutflimmernde Wüsten,<br />
<strong>der</strong> unfassbare Sternenhimmel<br />
– und natürlich die vielen wilden Tiere<br />
UNDERSTATEMENT<br />
Okay, <strong>der</strong> Name ist<br />
eher unglamourös. Aber<br />
„Düne 45“ im Sossusvlei-<br />
Gebiet gehört trotzdem<br />
zu den bekanntesten <strong>der</strong><br />
Namib-Wüste<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 37
1 2<br />
3<br />
4<br />
5 6
NAMIBIA<br />
1. O’ZAPFT IS! Künstlich angelegte<br />
Wasserlöcher im Etosha-Nationalpark lassen die<br />
Tierpopulation in diesem Schutzgebiet stabil<br />
ansteigen. 2. DER WEG IST DAS ZIEL Das<br />
gilt beson<strong>der</strong>s schön in Namibia. 3. ANDERE<br />
LÄNDER, an<strong>der</strong>e Verkehrsschil<strong>der</strong>. Nicht bekannt<br />
ist, wie viele davon jährlich von Touristen<br />
abmontiert werden. 4. IM BETT LIEGEN und<br />
Löwen beobachten? Geht in Namibia in<br />
luxuriösen Lodges. 5. ERWISCHT! Erdmännchen<br />
sind ständig in Bewegung. Alles an<strong>der</strong>e als<br />
einfach also, sie zu fotografieren. 6. DAS<br />
PUBLIKUM IST DA, die Stars lassen noch<br />
auf sich warten: Touristen am Wasserloch<br />
Moringa im Etosha-Nationalpark.<br />
Für einen Rheinlän<strong>der</strong> ist es nichts Beson<strong>der</strong>es, wenn<br />
sich erwachsene Menschen in historische Militäruniformen<br />
zwängen und mit einer Blaskapelle<br />
musizierend durch die Straßen ziehen. Bei uns nennt es sich<br />
Karneval, man muss es mögen. Wenn man aber Anfang April<br />
in Namibias Hauptstadt Windhoek landet, um sich in den<br />
nächsten Tagen exotischen Freuden auszusetzen – <strong>der</strong> magische<br />
Sternenhimmel in <strong>der</strong> Wüste Kalahari o<strong>der</strong> Löwen<br />
und Elefanten im Etosha-Nationalpark zum Beispiel –, dann<br />
ist man doch ein wenig verblüfft, wenn das Erste, das man<br />
vor Ort in Afrika sieht, die Karnevalisten <strong>der</strong> KG Eeefel kank<br />
sind, wie sie durch die Independence Avenue Windhoeks<br />
ziehen und zu „Viva Colonia“ schunkeln. Amüsiert angefeuert<br />
übrigens von zahlreichen Besuchern auf den Straßen<br />
<strong>der</strong> größten Stadt Namibias. Ich kenne sogar ein paar von<br />
den rot-weiß gekleideten Karnevalisten aus dem Rheinland<br />
flüchtig, denn es ist eine Gesellschaft aus meinem Heimatort<br />
in <strong>der</strong> Nähe von Aachen.<br />
Schräg? Bizarr? Surreal? Aber hallo! Und nicht das<br />
letzte Mal, dass ich in Namibia Probleme habe, die unterschiedlichen<br />
Universen, die da parallel vor mir aufblenden,<br />
sofort zu verstehen. Dass sich Windhoek damit brüstet,<br />
eine <strong>der</strong> saubersten Städte Afrikas zu sein, und dass man<br />
bei einigen Straßennamen und Gebäuden glaubt, man spaziere<br />
gerade durch Fulda o<strong>der</strong> Lüdenscheid, hat übrigens<br />
den gleichen Hintergrund wie <strong>der</strong> Drang <strong>der</strong> (überwiegend<br />
weißen) Bürger Windhoeks, ausgiebig Karneval zu feiern:<br />
Namibia gehörte zu den wenigen Staaten, die dem Kolonialisierungs-Ehrgeiz<br />
Deutschlands zum Opfer fielen. 1884<br />
wurde es als Deutsch-Südwestafrika zum sogenannten<br />
Deutschen Schutzgebiet erklärt. Die deutsche Kolonialzeit<br />
endete bereits 1915 während des ersten Weltkriegs, als<br />
südafrikanische Truppen unter britischem Kommando das<br />
Land einnahmen. Aber offenbar ist man zwar die meisten<br />
Deutschen wie<strong>der</strong> losgeworden, nicht aber <strong>der</strong>en Einfluss.<br />
Man schätzt, dass noch ungefähr 30 000 Namibia-Deutsche<br />
im Land leben, bei einer Gesamtbevölkerung von rund<br />
2,3 Millionen Einwohnern.<br />
In einigen Straßen Windhoeks kommt man mit <strong>der</strong><br />
deutschen Sprache dann auch ganz ordentlich über die<br />
Runden und es gibt teutonische Wurst, Bier und Brot dazu.<br />
Und natürlich die neoromanische Christuskirche, die in<br />
Windhoek zu den populärsten Sehenswürdigkeiten gehört,<br />
obschon ihre bescheidene Größe und eher nüchterne Ausstattung<br />
eher an eine nordische Seefahrer-Zuflucht erinnert.<br />
Kurioser Fakt: Fast 100 Jahre fiel niemandem auf, dass<br />
die Fenster <strong>der</strong> Kirche mit <strong>der</strong> Innenseite nach außen angebracht<br />
worden waren, bis ein kundiger Tourist den Irrtum<br />
meldete – man besserte dann flugs nach ...<br />
Nach zwei Tagen habe ich genug gesehen von Windhoek:<br />
Es handelt sich um eine mo<strong>der</strong>ne, durchaus reizvolle afrikanische<br />
Stadt, die sich zuweilen einen treudeutschen Umhang<br />
überstülpt, was manchmal etwas kauzig auf mich wirkt<br />
– dabei habe ich die wirklich „deutsche“ Stadt Swakopmund<br />
an <strong>der</strong> Küste noch nicht einmal gesehen. Ich habe <strong>der</strong>weil<br />
an<strong>der</strong>e Probleme: Wüste o<strong>der</strong> gleich Safari im Nationalpark?<br />
Ich entscheide mich erst einmal für die glühenden<br />
roten Dünen in <strong>der</strong> Kalahari-Wüste.<br />
Auf den rund 300 Kilometern bis zu meiner Lodge<br />
lerne ich wie<strong>der</strong> etwas über Namibia: Das Land hat<br />
nur ein paar Millionen Einwohner, ist aber flächentechnisch<br />
doppelt so groß wie Deutschland. Die dünne<br />
Besiedlung wird auf <strong>der</strong> Fahrt durch das Land<br />
– Vorsicht, Linksverkehr! – ziemlich gut deutlich. Man sollte<br />
also wissen, dass es mit <strong>der</strong> Dorf- und Tankstellendichte<br />
zwischen zwei Städten nicht so weit her ist und dass man<br />
sich zuweilen fühlt wie bei einem Ausflug in eine ferne<br />
Sand-und-Steppen-Galaxie ohne organisches Leben. Dafür<br />
entschädigen dann erst einmal die Kalahari-Wüste und später<br />
im Verlauf <strong>der</strong> Reise die grandiose Namib mit ihrem rotgoldenen<br />
Schimmerleuchten und den malerischen grünen<br />
Oasen, die sich in <strong>der</strong> Regenzeit zwischen November und<br />
April vor allem in <strong>der</strong> Kalahari bilden.<br />
JA, WO SIND WIR DENN HIER?!<br />
„Typisch deutsch“ – das sagt man über<br />
Swakopmund nicht nur hinsichtlich <strong>der</strong><br />
Architektur. Dank Strandpromenade wird die<br />
Stadt auch „südlichstes Nordseebad“ genannt<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 39
NAMIBIA<br />
ATLANTISCHER<br />
OZEAN<br />
Swakopmund<br />
Walvis Bay<br />
ANGOLA<br />
Oshakati<br />
Tsumeb<br />
Karibib<br />
Namibia<br />
Otjiwarongo<br />
Windhoek<br />
Lü<strong>der</strong>itz<br />
Karasburg<br />
BOTSWANA<br />
SÜDAFRIKA<br />
Apropos beste Reisezeit: Vermeiden Sie möglichst<br />
den namibischen Hochsommer zwischen November und<br />
Dezember: Es wird heiß im Binnenland, bis zu 40 °C, und<br />
das ist kein Vergnügen in einer Wüsten- o<strong>der</strong> Steppenlandschaft.<br />
Kurz überlege ich, ob ich den Fish River Canyon noch<br />
mitnehmen soll, denn <strong>der</strong> ist mit 160 Kilometern Länge und<br />
27 Kilometern Breite <strong>der</strong> zweitgrößte Canyon <strong>der</strong> Welt.<br />
Wenn man Glück hat, trifft man an den Wasserstellen wilde<br />
Tiere wie Antilopen o<strong>der</strong> Leoparden. Aber auf mein Glück<br />
will ich mich in Namibia lieber nicht verlassen.<br />
Stattdessen geht’s jetzt für mich zum Etosha-Nationalpark<br />
im Norden. Hier braucht nämlich niemand Glück, um<br />
auf alle Tiere zu stoßen, die man sich auf einer (Foto-)Safari<br />
wünscht. Im über 20 000 Quadratkilometer großen Park am<br />
Nordwestrand des Kalahari-Beckens sind sie alle in großer<br />
Menge versammelt, die Tiere, die man in Europa sonst bloß<br />
im Zoo zu sehen bekommt. Kunststück, sie können ja auch<br />
nicht raus: Seit 1973 ist <strong>der</strong> Etosha-Nationalpark komplett<br />
eingezäunt. In erster Linie, um die Tiere vor Großwildjägern<br />
zu schützen und ihnen die Suche nach Wasserlöchern<br />
zu erleichtern – viele solcher Tränken sind innerhalb des<br />
Parks künstlich angelegt worden, was dazu geführt hat, dass<br />
<strong>der</strong> Tierbestand im Nationalpark stabil steigt. Doch den<br />
Zaun gibt es sicher auch, um Touristen aus aller Welt anzulocken,<br />
die genau wie ich keine Enttäuschungen mögen.<br />
Im berühmten südafrikanischen Krüger-Nationalpark zum<br />
Beispiel kann es passieren, dass man an mehreren Safari-<br />
Tagen höchstens mal eine Hyäne vor die Linse bekommt –<br />
und die ist ja nicht mal ein schöner Anblick.<br />
Als ich auf meinem ersten game drive am frühen, sehr<br />
frühen Morgen im Jeep durch Etosha geschaukelt werde,<br />
laufen sie scheinbar gleich alle wild durcheinan<strong>der</strong>, die<br />
Tiere Afrikas: Löwen, Schakale, Elefanten, Giraffen, Zebras,<br />
Gnus – ich sehe sie alle innerhalb von drei Stunden. Wir<br />
werden Zeuge, wie eine Nashorn-Mutti eine ganze Reihe<br />
von Nashörnchen Richtung Wasserloch schiebt, und wie<br />
sich ein Löwe, offenbar ein recht erfahrenes Exemplar,<br />
im Schatten eines Jeeps gleich neben uns vor <strong>der</strong> Sonne<br />
schützt. Und schon wie<strong>der</strong> fühlt sich Namibia mehr als nur<br />
ein wenig surreal an: Ist das hier eine Szene aus einem Tierfilm<br />
von Professor Grzimek in Technicolor? Insgesamt soll<br />
es im Nationalpark genau 114 Säugetier-Arten geben und ich<br />
habe den Eindruck, sie sind gerade auch alle auf den Beinen.<br />
Das Herzstück des Parks ist die knapp 5000 Quadratkilometer<br />
große „Etosha-Pfanne“, die durch tektonische Aktivitäten<br />
schon vor rund drei Millionen Jahren entstanden sein<br />
soll: Ein großer Binnensee trocknete aus und hinterließ eine<br />
gigantische Kalk- und Salzpfanne. Eine beeindruckende<br />
Landschaft, dieser „große weiße Ort“ (wie Etosha übersetzt<br />
heißt), den vor allem die Wasservögel zum Brüten so gerne<br />
aufsuchen – in <strong>der</strong> Regenzeit läuft die Pfanne rund zehn<br />
Zentimeter hoch mit Wasser voll.<br />
Am Abend bin ich dann das, was man k. o. nennt – und<br />
außerdem verdammt glücklich. Es gibt sie auf Reisen ja<br />
immer noch, diese Momente, in denen man mehr fühlt als<br />
denkt: Hammer! Um so einen auf Stunden ausgeweiteten<br />
Glücksmoment handelte es sich, als ich am ersten Abend<br />
meines Aufenthalts in meiner Lodge im Kreise <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Gäste auf <strong>der</strong> Veranda sitze und den Blick über die Weite des<br />
Etosha-Nationalparks schweifen lasse. Wir wärmen uns an<br />
einem offenen Feuer, ein paar Ranger <strong>der</strong> „Etosha Safari<br />
Lodge“ unterhalten uns mit Anekdoten aus <strong>der</strong> bizarren<br />
Welt <strong>der</strong> Tiere und Touristen, den Sternenhimmel scheint<br />
ein Lichtkünstler nur für uns gestaltet zu haben. Und durch<br />
diese ganz eigentümliche Stille des dunklen Parks gellen<br />
die Rufe <strong>der</strong> Tiere durch die Nacht. Das empörte Schreien<br />
<strong>der</strong> Affen, das rhythmische Keckern <strong>der</strong> Vögel und ja, selbst<br />
das Gebrüll von Elefanten und Löwen auf <strong>der</strong> Jagd ist zu hören.<br />
Ein wun<strong>der</strong>bar analoger Old-School-Augenblick, den<br />
man nur mit Atmen und immer weiter Atmen bewältigt.<br />
Und dem Versuch natürlich, nicht länger darüber nachzudenken,<br />
dass das leckere „Windhoek Lager“-Bier, das man<br />
gerade in <strong>der</strong> Hand hält, von einem Braumeister namens<br />
Christian Müller in Windhoek brav nach dem deutschen<br />
Reinheitsgebot gebraut worden ist. Wie gesagt: In Namibia<br />
harmonieren Paralleluniversen ganz ausgezeichnet nebeneinan<strong>der</strong>.<br />
TIPPS<br />
Rundreisen<br />
Spannende Namibia-Rundreisen sind bei mehreren<br />
Veran staltern buchbar:<br />
DERTOUR bietet Trips in „Grandiose Landschaften<br />
des Südens“ und erforscht „Tiere &<br />
Kultur des Nordens“.<br />
Meier’s Weltreisen hat die Highlights „Best of<br />
Namibia“ und „Namibia Classic“ im Programm.<br />
FOTOS: THINKSTOCK (4); SHUTTERSTOCK; STOCKSY.COM (2); GETTY IMAGES; SABINE BRAUN<br />
40 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
NAMIBIA<br />
Local Heroes<br />
Ob Sie nun in Kiel, Lüdenscheid o<strong>der</strong> Altomünster sitzen: Auch jenseits von<br />
Afrika können Sie sich schon mal auf die Schönheit Namibias vorbereiten<br />
ZUM SNACKEN<br />
JETZT<br />
GIBT’S<br />
BEEF!<br />
Wer Namibia besucht,<br />
muss unbedingt zwei<br />
Dinge probieren: die hervorragenden<br />
Austern, die<br />
dort geerntet werden. Und<br />
Beef Biltong, getrocknetes,<br />
gewürztes Rindfleisch.<br />
Ideal für unterwegs!<br />
ZUM LESEN<br />
LIEBES-<br />
ERKLÄRUNG<br />
Topaktuell und fundiert:<br />
<strong>der</strong> neue Reiseführer zu<br />
Namibia aus dem Loose-Verlag<br />
(24,99 Euro).<br />
Absolut Gold wert in<br />
einem Land, das sich<br />
täglich so grundlegend<br />
verän<strong>der</strong>t. Inklusive<br />
Safari-Guide.<br />
ZUM STAUNEN<br />
DER ZWITSCHERT<br />
SICH EINEN.<br />
In Namibia lebt die weltweit größte Population von<br />
Geparden. Wer sie mal live sehen will, kann das zum<br />
Beispiel im „Cheetah Conservation Fund“. Diese elegante<br />
Raubkatze faucht und brüllt übrigens nicht wie ihre Verwandten,<br />
son<strong>der</strong>n zwitschert wie ein Vogel.<br />
FOTOS: SHUTTERSTOCK; ADOBE STOCK (2); PR<br />
ZUM TRINKEN<br />
DA BRAUT SICH<br />
WAS ZUSAMMEN<br />
In Namibia liebt man Bier — muss wohl<br />
ein Erbe <strong>der</strong> deutschen Kolonialzeit<br />
(1884 bis 1915) sein. Dutzende Sorten<br />
werden in Mikrobrauereien hergestellt,<br />
sogar Weißbier. Beson<strong>der</strong>s angesehen<br />
unter Kennern: die Brauerei Camelthorn.<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 41
NAMIBIA<br />
Unsere<br />
Hotel-Empfehlungen<br />
In Namibia übernachten — von günstig bis luxuriös<br />
*****<br />
WOLWEDANS<br />
Ein Farbenmeer<br />
INSIDER<br />
TIPP<br />
Berauscht vom Kolorit <strong>der</strong> Wüste Namib: roter Sand,<br />
schwarze Berge, zartes Grün, gelbe Steppe. Tiere von A<br />
wie Antilope bis Z wie Zebra fühlen sich hier wohl. Im<br />
Namib-Rand-Naturreservat bietet die Wolwedans Collection<br />
Quartiere wie Dunes Lodge und Dune Camp. Beide<br />
ruhen auf einem Dünenkamm mit freiem Blick in die Landschaft.<br />
Im Dune Camp dienen Zelte, in <strong>der</strong> Dunes Lodge<br />
Chalets aus Holz und Segeltuch als Unterkunft. Ein Koch<br />
zaubert aufwendige Mahlzeiten. Viel Raum für Austausch<br />
über das Erlebte bieten die Decks und Terrassen.<br />
Über DERTOUR und DERTOUR Deluxe<br />
***<br />
NAMIB DUNE STAR<br />
CAMP<br />
FOTOS: DER TOURISTIK<br />
****<br />
OKONJIMA<br />
Den Großkatzen auf <strong>der</strong> Spur! Am<br />
Fuße <strong>der</strong> Omboroko-Berge sind<br />
die Geparden und Leoparden beheimatet.<br />
Das Plains Camp bietet<br />
beste Aussicht auf das Wasserloch.<br />
Von allen Zimmern haben<br />
die Gäste einen grandiosen Blick<br />
über die Grassteppe. Wan<strong>der</strong>ung<br />
mit Fährtenlesen sowie Safaris<br />
buchbar.<br />
Über DERTOUR<br />
Eine unvergessliche Nacht inmitten<br />
<strong>der</strong> Wüste! Violett leuchtet das<br />
Naukluft-Gebirge, die Wolken zeichnen<br />
bunte Muster in den Himmel,<br />
bevor die Sonne abends versinkt.<br />
Schlafen im gemütlichen Holzchalet –<br />
o<strong>der</strong> lieber das Bett auf die Terrasse<br />
rollen und den Blick aufs funkelnde<br />
Firmament genießen?<br />
Über DERTOUR<br />
Beratung und Buchung in Ihrem Reisebüro o<strong>der</strong> auf<br />
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N/A’AN KU SE<br />
LODGE S<br />
In <strong>der</strong> Nähe von Windhoek liegt<br />
dieses Juwel. Die reetgedeckten<br />
Chalets und Villen bieten viel Privatsphäre<br />
und sind fantasievoll mit<br />
Naturmaterialien wie Bambus und<br />
Ästen eingerichtet. Als gesellige<br />
Treffpunkte dienen Pool, Essbereich<br />
und Bar – alle mit großartiger<br />
Aussicht auf Savanne und Fluss.<br />
Über Meier’s Weltreisen<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 42
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Meliá Las Américas<br />
Sommer <strong>2018</strong><br />
KUBA – WAS FÜR EINE INSEL!<br />
Feine weiße Sandstrände, türkisblaues Meer und das bunteste Lebensgefühl <strong>der</strong> Karibik: Kuba muss man einfach gesehen<br />
haben! Erleben Sie ein Land im Aufbruch, das so lebendig und lebensfroh ist wie kein zweites.<br />
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Tagesaktuelle Preise mit limitierter Verfügbarkeit. Zwischenverkauf, Druckfehler und Preisän<strong>der</strong>ungen vorbehalten. Stand Mai <strong>2018</strong>.<br />
JAHN REISEN, eine Marke <strong>der</strong> DER Touristik Deutschland GmbH, 51170 Köln. AN-2400/18
SÜDAFRIKA<br />
Autorin Anna Butterbrod füttert mit Tochter Ida, 18 Monate, ihre neue gemeinsame Bekannte in <strong>der</strong> „Chandelier Game Lodge“ nahe Oudtshoorn<br />
Mama, Afrika!<br />
Mit Kleinkind durch Nationalparks, die Wüste, in eine fremde<br />
Kultur eintauchen – geht das? Und wie, findet Anna Butterbrod.<br />
Sie reiste drei Wochen mit Mann und Tochter durch die Kapregion<br />
TEXT ANNA BUTTERBROD<br />
44 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
SÜDAFRIKA<br />
Von <strong>der</strong> Walker Bay bei Hermanus kann man mit etwas Glück Wale sehen – o<strong>der</strong> einfach traumhaft baden<br />
Sie lacht so zügellos aus dem Bauch heraus,<br />
wie es nur Kin<strong>der</strong> können, wirft ihren Kopf<br />
in den Nacken und trampelt ausgelassen<br />
auf <strong>der</strong> Stelle herum. „Raffe, Raffe!“, tönt Ida.<br />
„Füttert!“ Dabei streckt sie mir ihre nun leeren<br />
Hände entgegen. In Südafrika wartet auf unsere<br />
Tochter an je<strong>der</strong> Ecke ein tierisches Abenteuer.<br />
Wir haben lange überlegt, wohin wir mit<br />
Ida, 18 Monate, reisen könnten. Unser Trip soll-<br />
te nicht zu kompliziert, zu anstrengend o<strong>der</strong><br />
zu teuer sein – aber auch nicht langweilig. Auf<br />
meiner Suche nach einer familienfreundlichen<br />
Destination sprach ich mit Freunden, scrollte<br />
durch fremde Instagram-Bil<strong>der</strong> und konsultierte<br />
Reise-Blogs. Überall lief es auf ein Ziel hinaus:<br />
Südafrika. Vor Ort spüren wir täglich, dass diese<br />
Entscheidung goldrichtig war! Wir fahren von<br />
Kapstadt aus die Küste entlang Richtung Osten,<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 45
46 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong><br />
SÜDAFRIKA
SÜDAFRIKA<br />
Von links im Uhrzeigersinn:<br />
Musikalische Entdeckung am<br />
Straßen rand: die Schlagzeugerin einer<br />
Street Band. Der hölzerne Admi ral<br />
empfängt Besucher an <strong>der</strong> frisch<br />
restaurierten „Victoria and Albert<br />
Waterfront“ in Kapstadt. In <strong>der</strong><br />
Kleinstadt Betty’s Bay gibt es eine <strong>der</strong><br />
größten Pinguin kolonien Südafrikas.<br />
Natürlicher Sonnenschutz: In Mossel<br />
Bay entspannt man hautfreundlich<br />
unter großzügigen Bastschirmen.<br />
Wir sind so nah dran, wir<br />
hören, wie die Elefanten<br />
mit ihren Rüsseln schlürfen.<br />
dann auf <strong>der</strong> Garden Route bis nach Port Elizabeth.<br />
Zurück geht’s im Landesinneren durch die<br />
Halbwüste „Kleine Karoo“ entlang <strong>der</strong> Route 62.<br />
Wan<strong>der</strong>n, baden, Tiere beobachten – das alles ist<br />
möglich. Aber die nächste Tanke, <strong>der</strong> nächste Supermarkt<br />
o<strong>der</strong> die nächste Klinik (die brauchen<br />
wir Gott sei Dank nicht) sind immer in Reichweite.<br />
Diese Punkte führen dazu, dass ich beson<strong>der</strong>s<br />
gut abschalten kann. Die Kapregion, in <strong>der</strong> wir<br />
uns aufhalten, ist „Afrika light“! Aufregend genug<br />
für uns, sicher genug für unsere Kleine.<br />
Den Kruger-Nationalpark sehen wir auf diese<br />
Weise zwar nicht. Aber Ida ist sowieso viel zu<br />
jung, um eine stundenlange Safari im ratternden<br />
Jeep durchzuhalten. Wir besuchen stattdessen<br />
den „Addo Elephant Park“ nordöstlich von Port<br />
Elizabeth. Dort dürfen wir mit unserem eigenen<br />
Mietwagen herumcruisen. An einem Wasserloch<br />
suhlt sich eine Horde Elefanten in <strong>der</strong> schlammfarbenen<br />
Brühe. Bullen stoßen ihre gigantischen<br />
Stoßzähne aneinan<strong>der</strong>, noch ganz zarte Elefantenkälber<br />
suchen bei ihren Mamis Schutz. Wir<br />
kurbeln die Fenster runter, ich hole Ida nach vorne<br />
auf meinen Schoß. Wir sind so nah dran, dass<br />
wir hören können, wie die Tiere gierig durch ihre<br />
Rüssel schlürfen. „Fanten“, sagt Ida und dann<br />
entfährt ihr ein lautes „Oh, oh!“, als einer <strong>der</strong><br />
Dickhäuter sich nicht weit von unserem Wagen<br />
erleichtert. Zebras, Büffel, Warzenschweine und<br />
einen schlafenden Löwen entdecken wir auf unseren<br />
Fahrten durch den Park – und legen mittendrin<br />
in einem umzäunten Gärtchen ein Picknick<br />
im Schatten ein.<br />
Die meisten Attraktionen liegen nah beieinan<strong>der</strong>.<br />
Ida muss zwischen unseren Reise-Etappen<br />
nie lange im Auto sitzen. Nach dem Frühstück<br />
geht’s los, und nach maximal zwei Stunden haben<br />
wir unser nächstes Ziel erreicht. Ida macht <strong>der</strong>weil<br />
ein kleines Schläfchen und ist ganz gespannt,<br />
wer o<strong>der</strong> was auf sie wartet, wenn sie wie<strong>der</strong> die<br />
Augen aufschlägt. Mal sind es die Pinguine von<br />
Betty’s Bay, mal die Giraffen <strong>der</strong> „Chandelier<br />
Game Lodge“ nahe Oudtshoorn. Wir müssen nur<br />
kurz von <strong>der</strong> Hauptstraße abbiegen und parken.<br />
Als wir auf <strong>der</strong> Terrasse des Restaurants stehen,<br />
recken uns die Tiere schon ihre langen Hälse<br />
entgegen. Danach stoppen wir bei einer Straußenfarm.<br />
Auch hier dürfen wir ganz unkompliziert<br />
die gigantischen Vögel füttern. „Wie hat <strong>der</strong><br />
Strauß gemacht?“ Noch Monate später antwortet<br />
Ida auf diese Frage mit einem begeisterten „pick,<br />
pick, pick“ und einer schnellen Handbewegung.<br />
Was uns als Familie die Reise leicht macht, ist<br />
die unglaubliche Gastfreundschaft <strong>der</strong> Einheimischen:<br />
In manchen Restaurants zu Hause wird<br />
man mit Kind schräg angeguckt. In Kapstadt dagegen<br />
wollen wir abends spontan einen schicken<br />
Obacht! Im „Addo Elephant Park“ kreuzen Dickhäuter die Straße<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 47
SÜDAFRIKA<br />
Black Tie: Pinguine tragen auch am Strand Frack<br />
Italiener ausprobieren. „Eigentlich ist alles voll“,<br />
sagt die Dame am Eingang, doch dann zwinkert sie<br />
uns zu. „Euer Baby ist so niedlich – wartet mal!“<br />
Sie besorgt uns einen Tisch im ruhigen Innenhof,<br />
wo Ida gefahrenfrei herumtollen kann. Zu Hause<br />
gehen wir abends selten essen. Denn Ida hält es<br />
im Hochstuhl kaum länger als 15 Minuten aus.<br />
Danach wieselt sie durchs Restaurant und zieht<br />
das Besteck von den Tischen. Doch in Südafrika<br />
ist alles entspannter, dort sind viele Restaurants<br />
auf Kin<strong>der</strong> eingestellt: Im „Moby Dick’s“<br />
am Strand von Plettenberg Bay gibt’s einen abgezäunten<br />
Bereich, in dem Bänke und Tische im<br />
Sand versinken. Während mein Mann Olaf und<br />
ich uns Blackened Butterfish gönnen, spielt Ida<br />
vergnügt mit Eimer und Schaufel. Das geschmeidigste<br />
Dinner aller Zeiten! Die „Ye Olde Tavern“<br />
in Montagu hält eine XXL-Kiste mit Malbüchern,<br />
Bauklötzen & Co. bereit, aus <strong>der</strong> sich Ida bedienen<br />
darf. Wir sitzen auf <strong>der</strong> Terrasse unter Bäumen,<br />
und sie widmet sich zu unseren Füßen dem<br />
neuen Spielzeug.<br />
Wir machen ständig neue Bekanntschaften:<br />
Am Strand von Mossel Bay treffen wir eine junge<br />
Mutter, die ihre Tochter anweist, ihr Sandspielzeug<br />
doch bitte mit dem kleinen „Meisje“<br />
(Afri kaans für Mädchen) zu teilen. Ein Junge im<br />
gleichen Alter gesellt sich dazu, und sein Vater<br />
kredenzt allen drei Kids schließlich Joghurts aus<br />
einer XXL-Kühltasche. Im idyllischen Strandort<br />
Wil<strong>der</strong>ness steht neben einem Restaurant<br />
samt Weinbar strategisch klug ein Spielplatz.<br />
Und während Ida rutscht, plau<strong>der</strong>n wir bei einem<br />
Glas Chardonnay mit an<strong>der</strong>en Eltern aus<br />
Johannesburg.<br />
Ein ganze Flasche Wein kostet in südafrikanischen<br />
Restaurants oft nicht mehr als bei uns<br />
zu Hause ein einziges Glas. In Kapstadt bestelle<br />
ich mir einen Teller Sushi für fünf Euro – in<br />
Deutschland hätte ich dafür locker das Dreifache<br />
hingeblättert. Ein tolles Gefühl, sich im Urlaub so<br />
viel leisten zu können, ohne ständig angstvoll das<br />
Reisebudget im Kopf zu haben. Darum probieren<br />
wir genussvoll alles aus, was die Speisekarten so<br />
zu bieten haben.<br />
Und dank Ida, die so schön über alles staunen<br />
kann, wird jedes unserer Erlebnisse noch<br />
intensiver. So sammeln wir täglich Material für<br />
unendlich viele Gutenachtgeschichten. Denn die<br />
beginnen bei uns jetzt immer so: „Wir waren mal<br />
in Afrika ...“.<br />
TIPPS<br />
Reisezeit<br />
Die Kapregion eignet sich für Besuche am besten im<br />
afrikanischen Frühling (September bis November),<br />
Sommer (Dezember bis Februar) o<strong>der</strong> Herbst (März<br />
bis Mai).<br />
Anreise<br />
Mit Eurowings o<strong>der</strong> Lufthansa kann man von Deutschland<br />
aus direkt nach Kapstadt fliegen, mit South African<br />
Airways gelangt man über Johannesburg ans Ziel. Beim<br />
Preisvergleich auch mit einbeziehen: die Größe und<br />
Tragfähigkeit <strong>der</strong> Baby Bassinets – die sind nämlich bei<br />
je<strong>der</strong> Airline verschieden!<br />
Rumkommen<br />
Mietwagen gibt’s in Südafrika schon ab ca. 20 Euro pro<br />
Tag. DERTOUR bietet u. a. die Rundreise „Südafrika mit<br />
Kin<strong>der</strong>augen“ inklusive Auto, Hotels, Lodges, Camps,<br />
Frühstück und Reiseführer an.<br />
Impfungen<br />
Empfohlen werden Impfungen gegen Diphterie, Tetanus<br />
und Polio sowie gegen Hepatitis A. Ein Malariarisiko<br />
besteht in <strong>der</strong> Kapregion nicht.<br />
Sicherheit<br />
„Südafrika verzeichnet im Vergleich zu Deutschland<br />
hohe Kriminalitätsraten, vor allem in den Großstädten<br />
und <strong>der</strong>en Randgebieten“, heißt es auf <strong>der</strong> Website des<br />
Auswärtigen Amtes. Doch <strong>der</strong> „überwiegende Teil <strong>der</strong><br />
Gewaltkriminalität erfolgt in Gegenden und unter Umständen,<br />
von denen üblicherweise deutsche Urlaubs- o<strong>der</strong><br />
Geschäftsreisende nicht betroffen sind“. Man sollte<br />
vermeiden, Wertsachen wie teure Kameras zu offensichtlich<br />
mit sich herumzutragen. Wan<strong>der</strong>wege, Aussichtspunkte<br />
o<strong>der</strong> Rastplätze meiden, wenn dort keine an<strong>der</strong>en<br />
Touristen in Sichtweite sind.<br />
FOTOS: ANNA BUTTERBROD; MAURITIUS IMAGES; GETTY IMAGES (2); F1ONLINE; SYLVIAN CORDIER/LAIF; ANN & STEVE TOON/LAIF; STOCKSY.COM<br />
48 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
28 pt<br />
SÜDAFRIKA<br />
Local Heroes<br />
Pflege mit Beschützerinstinkt, das Beste aus vielen Welten und die längste<br />
Weinstraße <strong>der</strong> Welt: Besser könnte ihr Urlaub nicht verlaufen<br />
ZUM SCHÜTZEN<br />
CRÈME DE<br />
LA CRÈME<br />
ZUM ESSEN<br />
DIE WELT AUF<br />
DEM TELLER<br />
Unter <strong>der</strong> Sonne Afrikas vergisst man schnell mal die<br />
28 pt<br />
Zeit – und riskiert unangenehm gerötete Haut. Da<br />
Sonnencreme vor Ort ein Luxusprodukt und dementsprechend<br />
teuer ist, kaufen Sie also besser vorab in<br />
Deutschland ein paar Fläschchen. Übrigens: Sonnencreme<br />
ist nachgewiesenermaßen das Einzige, was gegen<br />
Falten hilft. Und praktisch alles unter LSF 20 können<br />
28 pt<br />
Sie sich sparen. Die Marke dagegen dürfte Ihrem<br />
28 pt<br />
Hautarzt egal sein. Die Hauptsache ist, dass Sie cremen,<br />
cremen, cremen ...<br />
Bobotie ist ein tolles<br />
kulturelles Mash-up:<br />
Der traditionelle<br />
südafrikanische<br />
Auflauf verbindet<br />
auf leckerste Art<br />
europäische mit<br />
po- lynesischen Einflüssen, wird<br />
mit malayischen Gewürzen zubereitet<br />
und zu indischem Reis serviert.<br />
ZUM ANSTOSSEN<br />
CHEERS! SÜDAFRIKA IST<br />
BERÜHMT FÜR SEINE<br />
WEINE: RUND 500 WINZER<br />
GIBT ES.<br />
Die längste Weinstraße <strong>der</strong> Welt mit tollem Panorama und<br />
dennoch erstaunlich wenig befahren – das ist die „Route 62“. Der<br />
Start ist in den Winelands bei Paarl und Wellington.<br />
FOTOS: PLAINPICTURE; STOCKFOOD; ADOBE STOCK; PR<br />
ZUM LESEN<br />
ZWEI WOCHEN ABENTEUER<br />
Reiseführer mal an<strong>der</strong>s: In ihrem<br />
Roman „Fettnäpfchenführer Südafrika:<br />
My name is not sisi. Kulturkollision<br />
× 11“ verpackt die Autorin Elena Beis<br />
Infos über das Traumland am unteren<br />
Ende des afrikanischen Kontinents<br />
in sehr lustige und oft haarsträubende<br />
Geschichten, erlebt von einem<br />
deutschen Pärchen. Conbook-Medien-<br />
Verlag, 10,95 Euro<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 49
SÜDAFRIKA<br />
Unsere<br />
Hotel-Empfehlungen<br />
In Südafrika übernachten — von günstig bis luxuriös<br />
***<br />
SUNSQUARE CAPE TOWN CITY BOWL<br />
Sprung in die Schüssel<br />
INSIDER<br />
TIPP<br />
„City Bowl“ nennen die Kapstädter ihre Innenstadt. Das<br />
ist auch für Zugereiste nachvollziehbar, denn sie liegt wie<br />
in einer Schüssel zwischen Signal Hill, Lion’s Head und<br />
Tafelberg. So schnörkellos die Bezeichnung, so aufregend<br />
das Viertel. Zwischen Einkaufsstraßen, In-Bars, -Cafés<br />
und -Restaurants, Museen und Kunstgalerien tobt das<br />
Leben. Mittendrin: das hippe Hotel, das <strong>der</strong> perfekte<br />
Ausgangspunkt für die Erkundung <strong>der</strong> Metropole ist. Da<br />
ist man froh, wenn man nach einem erlebnisreichen Tag<br />
zum Sundowner nur noch in die „18 th Floor Bar“ muss.<br />
Über DERTOUR und Meier’s Weltreisen<br />
****<br />
HOG HOLLOW<br />
COUNTRY LODGE<br />
*****<br />
LANZERAC HOTEL<br />
& SPA<br />
Urlaub an Weinstöcken statt unter<br />
Palmen? Klar, wenn das Hotel mitten<br />
in einem privaten Weingut mit<br />
Restaurants, Bars, Spa und hervorragendem<br />
Service alles hat, was ein<br />
erstklassiges Urlaubshotel braucht!<br />
Und obendrein Wein probe,<br />
Kellerei-Tour und einen gut gefüllten<br />
Weinkeller bietet. Zum Wohl!<br />
Über Meier’s Weltreisen<br />
Der Berg ruft! Aus jedem <strong>der</strong> nur<br />
16 Zimmer dieser Lodge können Sie<br />
den atemberaubenden Blick auf die<br />
Tsitsikamma-Berge genießen. Die<br />
mehrfach ausgezeichnete, charmante<br />
und persönlich geführte<br />
Lodge liegt mitten in <strong>der</strong> Natur <strong>der</strong><br />
Garden Route. Perfekt, um Land<br />
und Leute kennenzulernen!<br />
Über Meier’s Weltreisen<br />
Beratung und Buchung in Ihrem Reisebüro o<strong>der</strong> auf<br />
WWW.DER.COM<br />
****<br />
MAKALALI PRIVATE<br />
GAME LODGE<br />
Exklusives Urlaubsdomizil in<br />
illustrer Nachbarschaft: Laute<br />
Musik werden Sie hier nicht hören,<br />
dafür das Trompeten von Elefanten.<br />
Die Lodge bietet allerhand<br />
Komfort in luxuriösen Suiten mit<br />
Design-Bad, Kingsize-Bett, Kamin<br />
und Aussichtsdeck inklusive<br />
Tagesbett. Elefantenstark!<br />
Über DERTOUR<br />
FOTOS: DER TOURISTIK<br />
50 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
ADVERTORIAL<br />
Das Reiseland Tunesien –<br />
so nah und doch so an<strong>der</strong>s<br />
Tunesien inspiriert<br />
In nur ca. 2,5 Flugstunden landen Sie in einer an<strong>der</strong>en<br />
Welt. Medinas, Souks und Kasbahs: Die Impressionen<br />
verschmelzen zu einem bunten Mosaik. Römische Kultur<br />
im Norden, Berberkultur im Süden. 3.000 Jahre Geschichte<br />
prägen das Land und bereichern Ihren Urlaub. Die quirlige<br />
Hauptstadt Tunis, interessante Ausgrabungsstätten wie<br />
Karthago o<strong>der</strong> faszinierende Wüstenwelten sorgen für<br />
Abwechslung. Das kleine und kompakte Land bietet auch<br />
landschaftlich viele Facetten, die Sie während des Urlaubs<br />
bequem entdecken können: Bizarre Stein- und Sandwüsten,<br />
weite Olivenhaine, dichte Korkeichenwäl<strong>der</strong> und<br />
nicht zuletzt weite Sandstrände.<br />
Chillen am Strand<br />
Erholung vom Feinsten versprechen die Sonnenplätze an<br />
<strong>der</strong> ca. 1.300 km langen tunesischen Küste.<br />
Am Strand unter Palmen den Zauber des Orients genießen!<br />
Erfrischung bietet das türkisblau leuchtende Wasser. Die<br />
beliebten Badeorte wie z.B. Hammamet, Port El Kantaoui,<br />
Monastir, Mahdia und die Insel Djerba locken mit ihren<br />
goldenen feinsandigen Sandstränden. Wegen des milden<br />
Klimas findet je<strong>der</strong> Gast das ganze Jahr über hervorragende<br />
Bedingungen für die wohlverdienten Ferien. Familien,<br />
Paare, Singles, Teenies o<strong>der</strong> Best Agers: Je<strong>der</strong> findet<br />
hier das Urlaubsgefühl, auf das er Lust hat. Trendige<br />
Strand-Lounges laden zum Chillen und angesagte<br />
Beach-Partys zum Grooven ein.<br />
Body & Soul<br />
Ein Urlaub unter <strong>der</strong> Sonne Tunesiens wirkt wie eine<br />
natürliche Lichttherapie. Das Immunsystem freut sich, <strong>der</strong><br />
Stoffwechsel wird geför<strong>der</strong>t und die Sonnenstrahlen sind<br />
die beste Medizin gegen den Alltagsblues.<br />
Wahre Wun<strong>der</strong> bewirkt die Kraft des Meerwassers. Was<br />
bei keinem Urlaub fehlen sollte: ein Besuch in einem <strong>der</strong><br />
zahlreichen Thalassozentren. Tunesien ist berühmt für<br />
diese wohltuende Meerwassertherapie, die Entspannung<br />
für Körper und Seele bietet. Schon die alten Römer stärkten<br />
ihre Gesundheit in den warmen Quellen <strong>der</strong> Antoninius-<br />
Pius-Therme im antiken Karthago. Heute trifft in den mehr<br />
als 50 Thalassozentren entlang <strong>der</strong> tunesischen Küste die<br />
Tradition <strong>der</strong> Hamams auf mo<strong>der</strong>nstes Wellness-Knowhow.<br />
Auch Freunde des Sports kommen in Tunesien voll auf ihre<br />
Kosten. Ob beim Abschlag auf einem <strong>der</strong> zehn Golfplätze<br />
o<strong>der</strong> beim Radeln in Bizerte o<strong>der</strong> Tabarka im grünen<br />
Norden des Landes – die Auswahl ist groß! Tunesien punktet<br />
außerdem mit einem äußerst guten Preis-Leistungs-<br />
Verhältnis beim Wassersport: Jet-Ski, Surfen, Catamaran<br />
etc. – <strong>der</strong> Wasserspaß ist vielseitig. Absoluter Hotspot für<br />
Kitesurfer ist die Insel Djerba.<br />
Haben Sie Lust bekommen auf Sonne, Strand und Meer?<br />
Dann auf nach Tunesien!<br />
www.discovertunisia.de
KOLUMNE<br />
ITALIEN<br />
MIT EINER<br />
PRISE<br />
NEW YORK<br />
Je mehr Familienmitglie<strong>der</strong>,<br />
desto schwieriger ist die<br />
Urlaubs planung. Das weiß<br />
auch unsere Kolumnistin aus<br />
leidvoller Erfahrung. Schuld<br />
sind vor allem die Pubertät<br />
und das Eis auf Kuba<br />
Vietnam und Japan machten die Erwachsenenherzen<br />
zwischendrin gemeinerweise<br />
allein, während sie die<br />
Kin<strong>der</strong> bei den Großeltern abluden.<br />
Ich gebe zu, dass das elterntechnisch<br />
nicht gerade rühmlich ist,<br />
aber es war großartig. Blö<strong>der</strong>weise<br />
kamen die Kin<strong>der</strong> irgendwann in<br />
die Schule, mit dem Abladen bei den<br />
Großeltern wurde es zunehmend<br />
schwieriger, also nahmen wir unsere<br />
Töchter fortan mit auf große Reise.<br />
Wir flogen nach Costa Rica, wateten<br />
durch den Regenwald, beobachteten<br />
Krokodile und Kletteraffen,<br />
reisten durch Kuba, wohnten bei<br />
Einheimischen, rollten Biozigarren<br />
auf Tabakplantagen, fuhren mit<br />
einem Oldtimer durch Havanna,<br />
besuchten Che Guevaras Revolutionsmuseum,<br />
ganz großes Kino also.<br />
Wenn wir heute unsere Kin<strong>der</strong> nach<br />
diesen Urlauben fragen, ist alles,<br />
woran sie sich erinnern, die Rutsche<br />
im Hotelpool in San José und<br />
die Eisdiele in einem grauenhaften<br />
All-inclusive-Resort in Vara<strong>der</strong>o<br />
kurz vor unserem Heimflug. Kurz:<br />
Wir hätten uns Mühe und Ausgaben<br />
sparen können.<br />
Vor Kurzem las ich in <strong>der</strong> Zeitung,<br />
die Reisetrends <strong>der</strong><br />
Deutschen für <strong>2018</strong> stünden<br />
schon fest: Spanien liegt vorn, Griechenland<br />
holt auf (plus 30 Prozent),<br />
Ägypten steht kurz vor dem Comeback.<br />
Schönen Dank, liebe Reisebranche,<br />
lei<strong>der</strong> bringt mich auch das<br />
keinen Schritt weiter. Denn bei uns<br />
zu Hause herrscht Krieg. Es handelt<br />
sich um einen Blitzkrieg, <strong>der</strong> jedes<br />
Jahr ausbricht, wenn wir den Jahres<strong>urlaub</strong><br />
planen.<br />
Früher war die Sache einfach. Da<br />
sind wir jeden Sommer nach Tirol gefahren,<br />
in die Ferienwohnung zu den<br />
Großeltern. Ein See, eine Wasserrutsche,<br />
ein benachbarter Haflingerhof,<br />
ein Minigolfplatz, Berge drumherum<br />
und dazwischen viel Kaiserschmarrn<br />
reichten zehn Jahre lang, um zwei<br />
Kin<strong>der</strong>- und zwei Erwachsenenherzen<br />
glücklich zu machen. Burma,<br />
52 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
KOLUMNE<br />
FOTOS: GETTY IMAGES<br />
Wann immer wir jetzt Urlaub planen,<br />
besteht unsere Jüngste darauf,<br />
in die schlimme Klitsche auf Kuba<br />
zu fahren, wo man den ganzen Tag<br />
All-inclusive-Eis essen kann, so viel<br />
man möchte. Bei Tochter eins ist die<br />
Sache noch komplizierter, denn zur<br />
Schulpflicht kam inzwischen ein weiteres<br />
Übel hinzu: die Pubertät. Spanien,<br />
Portugal, Bali – es ist eigentlich<br />
völlig egal, was wir ihr vorschlagen.<br />
Solange es nicht mit New anfängt<br />
und York aufhört, lautet ihr Urteil kategorisch:<br />
„boring“. Los Angeles wäre<br />
maximal auch noch denkbar, solange<br />
man dort „Kylie Jenner’s Lip Kit“<br />
zollfrei beziehen kann und es einen<br />
„Victoria’s Secret“-Laden gibt.<br />
Mich zieht es, je älter ich werde,<br />
lei<strong>der</strong> immer mehr zu meinen Wurzeln<br />
zurück – ich will in die Berge.<br />
„Gibt es denn etwas Schöneres als<br />
mit dem Mountainbike nach oben zu<br />
strampeln, in einen eiskalten, türkisgrünen<br />
Bergsee zu springen und<br />
anschließend auf <strong>der</strong> Filzalm Spinatknödel<br />
und Moosbeerenstrudel zu<br />
essen?“, werfe ich freudestrahlend<br />
in die Runde. „Zu anstrengend“, sagt<br />
Tochter eins und verdreht die Augen.<br />
„Und keine guten Jungs.“ Tochter<br />
zwei sagt gar nichts, sie bockt, sie will<br />
ja nach Kuba. „Ich verbringe nicht<br />
noch einen Urlaub mit übergewichtigen<br />
Kanadiern, die ab 10 Uhr morgens<br />
Cuba Libre in Plastikbechern trinken“,<br />
protestiere ich. „Dann mache ich<br />
eben gar keinen Urlaub“, sagt Tochter<br />
zwei und verschränkt die Arme.<br />
Mein Mann, ein gebürtiger Hamburger,<br />
sieht sich das Schauspiel<br />
stirnrunzelnd an. Er ist in Gedanken<br />
ohnehin ganz woan<strong>der</strong>s: bei seinen<br />
Wurzeln. Lei<strong>der</strong> geht es ihm nicht<br />
an<strong>der</strong>s als mir, ihn zieht es dorthin,<br />
wo er seine Kindheitssommer verbrachte:<br />
an die Nordsee. „Sylt ist im<br />
Sommer nicht zu toppen“, sagt er<br />
schließlich. „Das hast du letztes Jahr<br />
auch gesagt“, kontere ich, „und dann<br />
saßen wir zwei Wochen bei Regen<br />
unterm Reetdach.“ „Und im Spaßbad“,<br />
versucht mein Mann zu retten,<br />
was nicht zu retten ist. Bei den Worten<br />
„Spaßbad“ und „Sylter Welle“ erwacht<br />
Tochter zwei aus ihrer Ich-willnach-Kuba-Schockstarre.<br />
„Wenn du<br />
versprichst, dass wir jeden Tag hingehen<br />
…?“ Mein Mann wird blass, mir<br />
schlecht. Es gibt nichts, was ich mehr<br />
hasse, als öffentliche Schwimmbä<strong>der</strong>,<br />
egal, ob mit o<strong>der</strong> ohne Spaßzusatz.<br />
„Okay, Kompromiss“, schlage ich<br />
vor. „Italien. Ein bisschen Rom, dann<br />
Strand. Da gibt es Eis und gut aussehende<br />
Italiener.“<br />
Tochter eins: „Boring.“<br />
Tochter zwei: „Wie viel Eis?“<br />
Der Mann: „Italien im Sommer?<br />
Viel zu heiß.“<br />
Tochter eins: „Und Italiener sind<br />
immer so klein.“<br />
Ich muss nachdenken. Dann ziehe<br />
ich meine letzte Karte: „Je<strong>der</strong> recherchiert<br />
nach bezahlbaren Vorschlägen<br />
für sein Lieblingsziel, und wir tagen in<br />
einer Woche wie<strong>der</strong>.“ Wir sind dann<br />
nach Österreich gefahren.<br />
MIRIAM<br />
COLLÉE<br />
hat viele Jahre in China und in Kanada<br />
gelebt. Darum weiß sie mittlerweile genau,<br />
was sie an ihrer Heimat so schätzt<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 53
URLAUBSKUNDE<br />
SO REIST DIE WELT<br />
Nur ganz kurz o<strong>der</strong> wochenlang, luxuriös o<strong>der</strong> naturnah, Malle<br />
o<strong>der</strong> Uckermark: an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong>, an<strong>der</strong>e Feriengewohnheiten<br />
FOTOS UND TEXT THORDIS RÜGGEBERG<br />
SCHWEIZER<br />
SCHWEDEN<br />
In Schweden gibt<br />
es die Tradition <strong>der</strong><br />
Industrieferien, die<br />
von <strong>der</strong> Arbeiterbewegung<br />
in den<br />
1930er-Jahren<br />
erkämpft wurde.<br />
Das Urlaubsgesetz<br />
sieht seitdem vor,<br />
dass schwedische<br />
Arbeitnehmer und<br />
Arbeitnehmerinnen<br />
zwischen Juni und<br />
August vier Wochen<br />
zusammenhängend<br />
frei nehmen. Das<br />
erleichtert natürlich<br />
auch die Ferienbetreuung<br />
<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />
– die Vereinbarkeit<br />
von Familie und Job<br />
hat in Schweden<br />
einen hohen Stellenwert.<br />
Diese gemeinsame<br />
Zeit verbringt<br />
man dann gerne im<br />
eigenen Land, am<br />
liebsten draußen im<br />
Grünen im Ferienhaus<br />
(„Stuga“).<br />
ITALIENER<br />
Die italienischen Kin<strong>der</strong> haben nur einmal im Jahr<br />
Schulferien – dann aber ganze drei Monate, von Anfang<br />
Juni bis Ende August. Die meisten großen Unternehmen<br />
des Landes schließen in dieser Zeit für einige Wochen.<br />
Vor <strong>der</strong> Hitze <strong>der</strong> Städte flüchten die Familien ans Meer<br />
o<strong>der</strong> in die Berge – es liegt ja alles vor <strong>der</strong> Haustür. Wer<br />
lieber seine Designersonnenbrillen und die handgenähten<br />
Le<strong>der</strong>schuhe vorführt, reist in die Metropolen dieser<br />
Welt, gerne nach London, New York o<strong>der</strong> Barcelona.<br />
Ein starker Franken und ein<br />
schwacher Euro machen es<br />
den Eidgenossen leicht, Luxus<br />
zu genießen – sehr gern in<br />
deutschen Fünf-Sterne-<br />
Hotels. Auch Italien und<br />
Frankreich stehen – sicherlich<br />
nicht zuletzt wegen <strong>der</strong><br />
sprachlichen Verbundenheiten<br />
– hoch im Kurs. Bei jüngeren<br />
Leuten erfreuen sich vor allem<br />
die USA großer Beliebtheit,<br />
wenn nicht die Natur <strong>der</strong><br />
Heimat genossen wird.<br />
FRANZOSEN<br />
Die Franzosen haben<br />
das Savoir-vivre<br />
erfunden, und das<br />
gilt insbeson<strong>der</strong>e<br />
„en vacances“. Essen<br />
und Lesen gehören<br />
zu den bevorzugten<br />
Freizeitbeschäftigungen,<br />
am liebsten<br />
im eigenen Land.<br />
Ende Juli, Anfang<br />
August setzt sich die<br />
französische Durchschnittsfamilie<br />
ins<br />
Auto und steuert ein<br />
Ziel an, das maximal<br />
drei Fahrstunden<br />
entfernt liegt<br />
– wenn man den alljährlichen<br />
Ferienstau<br />
nicht mitrechnet.<br />
Freunde und Verwandte<br />
kommen<br />
dazu und machen<br />
das Urlaubsglück<br />
perfekt.<br />
56 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
URLAUBSKUNDE<br />
BRITEN<br />
DEUTSCHE<br />
Es klingt wie ein<br />
Klischee, ist aber<br />
Tatsache: Des<br />
Deutschen liebstes<br />
Ferienziel im<br />
Ausland ist und<br />
bleibt Mallorca. Im<br />
Sommer 2017 waren<br />
fast die Hälfte aller<br />
Besucher Bundesbürger.<br />
Auch gut im<br />
Rennen: Kroatien.<br />
Allerdings gewinnt<br />
<strong>der</strong> Urlaub im eigenen<br />
Land stetig an<br />
Beliebtheit – ganz<br />
weit oben auf <strong>der</strong><br />
Wunschliste steht<br />
eine Auszeit an<br />
Nord- und Ostsee.<br />
Junge Leute<br />
entdecken zudem<br />
Wald- und Wan<strong>der</strong>regionen<br />
wie die<br />
Uckermark o<strong>der</strong><br />
den Bayerischen<br />
Wald. Ebenfalls im<br />
Trend: innerdeutsche<br />
Städte touren.<br />
... lieben Spanien,<br />
vor allem Alicante,<br />
Málaga und Teneriffa.<br />
Mit 16 Millionen<br />
Gästen stellten die<br />
Inseleuropäer dort<br />
2016 die größte<br />
Touristengruppe.<br />
Pikant: Einige von<br />
ihnen versuchen,<br />
die Reise über<br />
fingierte Schadensersatzklagen<br />
zu<br />
finanzieren, eine<br />
Lücke im britischen<br />
Verbraucherrecht<br />
macht das möglich.<br />
Die spanischen Hoteliers<br />
setzen zum<br />
Teil Privatdetektive<br />
ein, um nachzuweisen:<br />
So manche<br />
„Lebensmittelvergiftung“<br />
wurde hart<br />
an <strong>der</strong> Hotelbar<br />
erarbeitet.<br />
CHINESEN<br />
Der Wohlstand<br />
wächst, Visabestimmungen<br />
werden gelockert:<br />
Inzwischen machen<br />
jährlich etwa 100<br />
Millionen Chinesen<br />
Urlaub im Ausland.<br />
Da prallen dann Kulturen<br />
aufeinan<strong>der</strong>,<br />
und die Besucher<br />
aus dem Reich <strong>der</strong><br />
Mitte, noch neu auf<br />
dem Reiseparkett,<br />
treten in so manchen<br />
Fettnapf. Inzwischen<br />
wurde ein Tourismusgesetz<br />
erlassen,<br />
das es verbietet, sich<br />
„schlecht zu benehmen“<br />
– das umfasst<br />
vom Klauen des<br />
Flugzeugbestecks bis<br />
zum Schmatzen im<br />
Restaurant so ziemlich<br />
alles. Man fliegt<br />
am liebsten nach<br />
Australien, und von<br />
den europäischen<br />
Län<strong>der</strong>n fühlen<br />
sich die Chinesen<br />
in Frankreich am<br />
freundlichsten aufgenommen.<br />
AUSTRALIER<br />
Was Mallorca für die Deutschen,<br />
das ist Bali für die Australier: seit<br />
Jahren beliebt, nicht allzu weit<br />
entfernt und gut zu erreichen.<br />
Die indonesische Insel wird<br />
im Jahr von etwa einer Million<br />
Aussies besucht. Neuseeland ist<br />
ähnlich populär – was daran liegen<br />
könnte, dass viele Australier von<br />
dort stammen und ihre Familie<br />
besuchen. Ebenfalls beliebt: die<br />
USA und Thailand.<br />
AMERIKANER<br />
... haben durchschnittlich<br />
gerade<br />
mal zwölf Tage Urlaub<br />
im Jahr. Viele<br />
von ihnen arbeiten<br />
allerdings in Zweito<strong>der</strong><br />
Drittjobs und<br />
treten diese Freizeit<br />
gar nicht erst an.<br />
Nicht verwun<strong>der</strong>lich<br />
also, dass nur ein<br />
Drittel <strong>der</strong> US-Bürger<br />
überhaupt einen<br />
Reisepass besitzt.<br />
Wenn Ferien gemacht<br />
werden, dann<br />
im eigenen Land, es<br />
ist ja schließlich groß<br />
genug. Beliebteste<br />
Flugziele sind New<br />
York, Tampa/Florida,<br />
Phoenix/Arizona,<br />
außerdem Boston<br />
und Chicago.<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 57
BULGARIEN<br />
WÜNSCH<br />
DIR WAS!<br />
Hier haben Sie die freie Auswahl – Bulgarien erfüllt jede<br />
Urlaubsfantasie: verwunschene Buchten, Riesenwäl<strong>der</strong>,<br />
süße Städtchen, Kin<strong>der</strong>parks und heiße Partynächte<br />
TEXT KATRIN PARMENTIER<br />
FUTTER FÜR<br />
DEN KOPF<br />
In Albena stehen die<br />
Bibliotheken direkt auf<br />
dem Sandstrand. Praktisch,<br />
weil Sie bei <strong>der</strong> Buchauswahl<br />
gleich ein bisschen<br />
Farbe bekommen ...<br />
DIE SCHÖNSTEN<br />
ORTE AM STRAND<br />
Albena<br />
Kiefernduft trifft auf Meeresbrise: Im Seebad Albena<br />
grenzt ein Waldgebiet direkt an den Badestrand.<br />
Dieser fällt hier flach ab ins Meer und ist somit<br />
perfekt für Familien mit Kids geeignet. Passend<br />
dazu bieten viele Hotels Kin<strong>der</strong>animation an. Auch<br />
sonst ist Albena ein Ort mit grüner Seele: Solaranlagen<br />
liefern Warmwasser, die Hotelpools sind mit<br />
mineralhaltigem Wasser befüllt. Außerdem gibt es<br />
kostenlose Strandbibliotheken – großartige Idee!<br />
Goldstrand<br />
In Flip-Flops durch die Nacht: Slatni pjasazi (so<br />
<strong>der</strong> bulgarische Name) ist die Location für Parties.<br />
Jeden Abend verwandeln sich Stadt und Strand<br />
in einen großen Klub: Auf <strong>der</strong> Promenade werben<br />
dann Restaurants und Bars mit Drinks ab einem<br />
Euro, die Außentheken <strong>der</strong> Supermärkte bieten<br />
Snacks, Shopping bis in die Nacht ist Ehrensache.<br />
Tagsüber passiert hier bis auf Relaxen nicht viel.<br />
Falls Sie sich doch aufraffen wollen: Der Besuch des<br />
kleineren Nachbaus des Eiffelturms lohnt sich – zu<br />
finden im Zentrum und mit Aussichts-Plattform.<br />
Nessebar<br />
Von Wasser umspült: Die Lage macht die Stadt<br />
Nessebar so beson<strong>der</strong>s. Ein 400 Meter langer<br />
Damm führt in die historische Altstadt, wo Kopfsteinpflaster<br />
neben Ruinen byzantinischer Festungen<br />
liegen und historische Bä<strong>der</strong> auf Besucher<br />
58 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
BULGARIEN<br />
HIER EIN<br />
SELFIE!<br />
Die angestrahlte Windmühle<br />
an <strong>der</strong> Promenade<br />
von Nessebar ist gerade<br />
abends eines <strong>der</strong> beliebtesten<br />
Fotomotive<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 59
BULGARIEN<br />
DEN ABEND<br />
VERBUMMELN<br />
WOHNEN MIT<br />
WALD- UND<br />
MEERESDUFT<br />
Albena, ca. 30 Kilometer<br />
nördlich von<br />
Warna, wurde nach<br />
einer Mädchenfigur<br />
des Schriftstellers<br />
Jordan Jowkow<br />
benannt. Sagenhaft<br />
schön reicht <strong>der</strong><br />
Wald hier bis an den<br />
breiten Strand<br />
In den Gassen <strong>der</strong><br />
historischen Altstadt<br />
von Nessebar kommen<br />
Sie aus dem Gucken<br />
(und Kaufen) nur<br />
mit viel Disziplin<br />
wie<strong>der</strong> raus<br />
warten. Romantisch sind die Fischerboote und<br />
Windmühlen am Hafen. Für Familien<strong>urlaub</strong>er<br />
bieten sich die Strände South Beach o<strong>der</strong> Ravda<br />
Central Beach an. Mehr Action garantiert das<br />
Spaßbad „Aqua Paradise“ mit Wasserrutschen.<br />
Obsor<br />
So weit das Auge reicht: Obsor (übersetzt: „Rundblick“)<br />
hält, was sein Name verspricht. Die Stadt<br />
liegt an den östlichsten Hängen des Balkangebirges<br />
und bietet Panoramablicke de luxe. In Obsor<br />
selbst ist alles eine Nummer gemütlicher. Es gibt<br />
Promenaden mit Springbrunnen und Strandcafés,<br />
selbst größere Hotels wirken dank Türmchen<br />
und Giebel wie verwunschene Schlösser.<br />
Pomorie<br />
Wun<strong>der</strong>bar geborgen: Pomorie schmiegt sich in<br />
die Bucht von Burgas und wird im Norden vom<br />
Pomorie-See umschlossen. Hier überwintern<br />
seltene Vogelarten, rund um die Seelagune ist ein<br />
natürliches Reservat entstanden. Pomorie liegt<br />
malerisch, außer von Wasser ist es von Weinbergen<br />
und Obstgärten umgeben. Aus dem See<br />
stammt <strong>der</strong> Heilschlamm, den die Moor- und<br />
Seebä<strong>der</strong> hier verwenden. Um den Trinkgenuss<br />
müssen Sie sich auch nicht sorgen: Das Weinbaugebiet<br />
<strong>der</strong> Stadt ist u. a. bekannt für Riesling,<br />
Muskat, Chardonnay und Gewürztraminer.<br />
Sonnenstrand<br />
Sunshine Reggae: In <strong>der</strong> Bucht von Nessebar liegt<br />
noch ein Juwel – Slantschew (so <strong>der</strong> bulgarische<br />
KNUSPRIGER<br />
TAGESSTART<br />
Baniza, das mit<br />
Spinat, Äpfeln,<br />
Hackfleisch, Käse<br />
o<strong>der</strong> Lauch gefüllte<br />
Blätterteig-Gebäck,<br />
gibt es hier bereits<br />
zum Frühstück<br />
ERSTE REIHE<br />
In Nessebar können<br />
Sie im „Old Ship<br />
Restaurant“ direkt<br />
neben dem Wasser<br />
essen<br />
60 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
BULGARIEN<br />
ZUM<br />
SEUFZEN GUT<br />
OPEN-AIR-<br />
GALERIE<br />
Wer Graffiti mag,<br />
sollte ins Künstlerquartier<br />
von Sofia!<br />
Hier sind die Stromkästen<br />
und Häuserwände<br />
knallbunt<br />
Falls Sie auf einer<br />
Speisekarte Röstente,<br />
gefüllte Bürek<br />
(Teigrollen) o<strong>der</strong><br />
den Pfannkuchen<br />
Madru nik entdecken:<br />
sofort bestellen!<br />
Name) gilt als Highlight <strong>der</strong> Schwarzmeerküste.<br />
Weiße Hotelpaläste treffen auf einen gewaltigen<br />
Strand, zehn Kilometer lang und bis zu 100 Meter<br />
breit. Tagsüber bringen Wasserski o<strong>der</strong> Bana na-<br />
Boote Urlaubsspaß, nachts tobt das Leben in Bars<br />
und Klubs. Für die Kleinen lohnt sich das „Sunny<br />
Beach“, eine Art Disneyland für Planschfans mit<br />
Rutschen, Piratenschiffen und Dinos.<br />
Sweti Wlas<br />
Erst mal tief durchatmen: Das Seebad Sweti Wlas<br />
bietet ein beson<strong>der</strong>es Mikroklima. Dank <strong>der</strong> Strömung<br />
zwischen Meer und Gebirgsschluchten<br />
wird die Luft hier effektiv „gereinigt“. Heilend<br />
soll ihre Wirkung sein. Der Ort ist grün, weitläufig,<br />
felsig und gehört zu den luxuriöseren Plätzen<br />
des Landes – mit dem Jachthafen Marina Dinevi,<br />
einem Villenviertel und Palmenpromenaden.<br />
DIE HAUPTSTADT<br />
SOFIA<br />
Street-Art im Künstlerquartier<br />
Hier tickt Sofia wie Berlin-Mitte, inklusive<br />
Hipsterstyle, Craft Beer und Vegan-Chic. In<br />
<strong>der</strong> Tsar-Ivan-Shishman-Straße sind die Stromkästen<br />
wild bemalt, und Graffiti verschönern<br />
Hauswände – wir sind im Zentrum <strong>der</strong> alternativen<br />
Kultur. Nicht verpassen: Die Ingwerlimonade<br />
im Hinterhof-Café „The Little Things“ sowie den<br />
magischen „Elephant Bookstore“.<br />
The Little Things: Tsar-Ivan-Shishman-Straße 37,<br />
1000 Sofia, Website via Facebook;<br />
The Elephant Bookstore: Tsar-Ivan-Shishman-Straße 31,<br />
elephantbookstore.com<br />
Marktbummel & Shopping<br />
Auf dem „Zhenski Pazar“ (Frauenmarkt) kaufen<br />
die Sofioter Gemüse und Obst, für Touristen<br />
gibt es bergeweise Schuhe, Mode und traditionell<br />
bemalte Keramik. Alle feilschen, ratschen<br />
und schlürfen am Stehtischchen Espresso. Toll<br />
für Vollzeit-Shoppingqueens ist die größte Einkaufstraße<br />
Rue de Vitoschka mit ihren Modeboutiquen,<br />
kleine Shops und Kaufhäusern.<br />
Frauenmarkt: Boulevard Stefan Stambolov<br />
Rolling Pfannkuchen<br />
Die „Shtastliveca“-Restaurants sind très chic und<br />
im Stil <strong>der</strong> 30er-Jahre eingerichtet. Auf <strong>der</strong> Karte:<br />
traditionell Bulgarisches wie Röstente mit Steinpilzen<br />
o<strong>der</strong> mit Paprika gefüllte Bürek (Teigrollen).<br />
„Unter den Linden“ serviert bulgarische<br />
Klassiker wie Marudnik (ein herzhafter Pfannkuchen)<br />
o<strong>der</strong> in Rotwein geschmortes Kalbfleisch.<br />
Unter den Linden: Elin-Pelin-Straße 1, 1000 Sofia, täglich<br />
geöffnet von 12 bis 23 Uhr, podlipitebg.com;<br />
Restaurant Shtastliveca: Vitosha Boulevard 27, täglich<br />
geöffnet von 11 bis 24 Uhr, shtastliveca.com<br />
Kids im Kletterpark<br />
Die Kleinen mal auspowern? Das geht auch<br />
in <strong>der</strong> Stadt! In Sofia bietet <strong>der</strong> Outdoor-Park<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 61
BULGARIEN<br />
„Kokolandia“ viel Action mit Hängebrücken, Urwald-Atmosphäre<br />
und Holztieren zum Erklimmen.<br />
Außerdem im Angebot: Minigolf, Karussells<br />
und Spielplätze. „Kokolandia“ liegt am Rande des<br />
riesigen City-Parks Borissowa gradina.<br />
Kokolandia: Ulitsa Nezabravka 15 , 1113 Sofia<br />
Snowboarden nahe <strong>der</strong> Stadt<br />
Eben noch Big City Life, jetzt Natur pur: Sofia<br />
ist die einzige europäische Kapitale mit einem<br />
Hausberg zum Snowboarden, aber Sie können<br />
auch bloß die Aussicht genießen o<strong>der</strong> wan<strong>der</strong>n.<br />
Hinter <strong>der</strong> Stadt erhebt sich das Witoscha-Gebirge<br />
(2290 Meter hoch!), seine Ausläufer reichen<br />
bis in die Vororte. Berühmt sind <strong>der</strong> Nationalpark<br />
und die Steinflüsse – endlos lange Geröllfel<strong>der</strong><br />
aus rundgeschliffenen Felsen.<br />
BESONDERES<br />
IN BULGARIEN<br />
Ode an die Rose<br />
Die bulgarische Rose ist ein Weltstar und wird<br />
gerne für teure Parfüms verwendet. Beson<strong>der</strong>s<br />
das windgeschützte Rosental, 200 Kilometer östlich<br />
von Sofia, ist berühmt für edle Blüten. Hier<br />
wächst die Damaszener-Rose – aus ihren Blüten<br />
wird das teuerste Öl <strong>der</strong> Welt destilliert: Für<br />
einen Liter sind rund vier Tonnen Rosenblätter<br />
nötig. Rosenwasser o<strong>der</strong> -düfte sind das beste<br />
Mitbringsel überhaupt.<br />
Im Trend: Kiefernsprossenhonig<br />
Green Thinking und Öko-Kultur werden auch<br />
in Bulgarien immer wichtiger. Es gibt vermehrt<br />
Biohöfe, die urige Zimmer und hausgemachte<br />
Leckereien anbieten. Eine alte Tradition wird<br />
gerade wie<strong>der</strong>entdeckt: Kräutertees aus Kiefernsprossen<br />
sowie Kiefernsprossenhonig. Bulgariens<br />
Nadelwäl<strong>der</strong> bieten riesige Sammelgebiete.<br />
FOTOS: ADOBE STOCK; MAURITIUS IMAGES (4); GETTY IMAGES (3); SHUTTERSTOCK (2); STOCKFOOD (2)<br />
VIVE LA ROSE!<br />
Auf dem Rosenfestival in<br />
Karlowo pflücken Frauen<br />
in Tracht Blütenblätter.<br />
Später entstehen daraus<br />
Rosenwasser und Rosenparfüm<br />
– eine Spezialität<br />
<strong>der</strong> Region<br />
Hausmannskost: Baniza & Co.<br />
Die muss man vor Ort probiert haben: die<br />
berühmten gefüllten Paprikaschoten o<strong>der</strong> Sauerkrautrouladen.<br />
Dazu passt Schopska-Salat aus<br />
Gurken, Tomaten und dem Schafskäse Sirene –<br />
er schmeckt etwas säuerlicher als Feta. Zum<br />
Nachtisch o<strong>der</strong> Frühstück essen die Bulgarier<br />
gern Baniza, ein Blätterteig-Gebäck, das mit<br />
Spinat, Äpfeln, Hackfleisch, Käse o<strong>der</strong> Lauch<br />
gefüllt ist.<br />
Dazu, danach: ein Schnäpschen<br />
Kein Abendessen ohne „Rakija“! Der Obstbrand<br />
kommt hier meist als Erstes auf den Tisch. Auch<br />
beliebt ist „Masticha“, ein Anisschnaps ähnlich wie<br />
„Ouzo“, nur wesentlich stärker. Der Pfefferminzlikör<br />
„Menta“ wird gerne eiskalt nach dem Essen<br />
getrunken. Ebenfalls sehr gefragt: Die bulgarischen<br />
Weinbrände „Pliska“ o<strong>der</strong> <strong>der</strong> „Pomorie“ mit<br />
einem leichten Mandelaroma. Wer es im Mund etwas<br />
sanfter mag: Bestellen Sie den Likör „Bademi“,<br />
<strong>der</strong> ist vergleichbar mit einem „Amaretto“.<br />
BULGARISCHE<br />
ALPEN<br />
Das Witoscha-Gebirge<br />
liegt direkt hinter <strong>der</strong><br />
Stadt Sofia. Wer möchte<br />
hier nicht picknicken und<br />
die tolle Aussicht in sich<br />
aufsaugen?
BULGARIEN<br />
EINHEIZEN & ABKÜHLEN<br />
CHILI-PAPRIKA-FRIKADELLEN<br />
AUF GEBRATENEN AUBERGINEN<br />
Zutaten für 4 Personen<br />
2 Auberginen, 1 Brötchen vom Vortag, 1 Knoblauchzehe, 3 Spitzpaprika<br />
(rot, gelb und grün), 1 – 2 Chilischoten, 600 g gemischtes<br />
Hackfleisch, 1 EL frisch gehackte Minze, 1 Ei, Salz, Pfeffer aus <strong>der</strong><br />
Mühle, Semmelbrösel nach Bedarf, ca. 6 EL Olivenöl,<br />
Minzblättchen zum Garnieren<br />
Und so geht’s<br />
1.<br />
Die Auberginen waschen, putzen und längs in<br />
ca. 0,5 cm dicke Scheiben schneiden. Salzen und<br />
ca. 10 Minuten Wasser ziehen lassen.<br />
2.<br />
Den Ofen auf Grillfunktion vorheizen. Das Brötchen<br />
in lauwarmem Wasser einweichen. Den Knoblauch<br />
schälen und fein hacken. Die Paprika und<br />
die Chili-Schoten waschen, halbieren, putzen und klein<br />
würfeln. Das Hackfleisch in eine Schüssel geben. Das ausgedrückte<br />
Brötchen mit den Paprika, Knoblauch, Chili, Minze,<br />
Ei, Salz und Pfeffer zum Hackfleisch geben. Alles gut verkneten<br />
und falls nötig noch ein wenig Brösel dazugeben. Aus <strong>der</strong><br />
Masse kleine Frikadellen formen und in einer Pfanne in 4 – 5<br />
EL Öl von beiden Seiten 6 – 8 Minuten braten.<br />
3.<br />
Die Auberginen trocken tupfen, jeweils mit etwas<br />
Öl beträufeln, salzen, pfeffern und auf ein mit Backpapier<br />
ausgelegtes Blech legen. Unter dem Grill<br />
ca. 5 Minuten goldbraun grillen. Währenddessen einmal<br />
wenden. Die Auberginen auf Tellern anrichten und darauf<br />
die Frikadellen setzen. Mit frischer Minze garniert servieren.<br />
TARATOR –<br />
KALTE GURKENSUPPE<br />
MIT WALNÜSSEN UND<br />
BUTTERMILCH<br />
Zutaten für 4 Personen<br />
1 Salatgurke, 2 frische Knoblauchzehen, Salz, 1 Handvoll<br />
Dill, 40 g Walnusskerne, 500 g bulgarischer Joghurt, gut<br />
gekühlt, 200 ml Buttermilch, gut gekühlt, 2 EL Olivenöl,<br />
1 – 2 TL Zitronensaft, Salz, Pfeffer aus <strong>der</strong> Mühle<br />
Und so geht’s<br />
1.<br />
Die Gurke waschen, die Enden abschneiden<br />
und längs halbieren. Mit einem Gemüseschäler<br />
o<strong>der</strong> -hobel 4 dünne Scheiben abschneiden<br />
und wellig auf Holzspießchen stecken. Die restliche<br />
Gurke schälen und klein würfeln. Den Knoblauch<br />
schälen, hacken und mit einer Prise Salz fein<br />
zerreiben. Den Dill abbrausen, trocken schütteln,<br />
abzupfen und fein hacken. Die Walnüsse leicht<br />
stückig zerstoßen.<br />
2.<br />
Den Joghurt mit <strong>der</strong> Buttermilch in eine<br />
Schüssel geben, die Gurkenstücke, den Dill,<br />
Knoblauch und Walnüsse zugeben und alles<br />
gut vermischen. Unter Rühren das Öl und eiskaltes<br />
Wasser (ca. 250 ml) bis zur gewünschten Konsistenz<br />
einfließen lassen. Mit Zitronensaft, Salz und Pfeffer<br />
abschmecken und in gekühlte Gläser füllen. Mit den<br />
Gurkenspießchen garniert servieren.<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 63
BULGARIEN<br />
Local Heroes<br />
Ob entspannte Schwarzmeerküste o<strong>der</strong> quirliges Warna: Wohin es Sie auch<br />
in Bulgarien zieht – noch mehr Spaß bringt es mit unseren Tipps<br />
ZUM ZUHÖREN<br />
TIEF LUFT<br />
HOLEN!<br />
Hochzeiten und Dorffeste<br />
ohne Sackpfeifenspiel? In<br />
Bulgarien ist das so gut wie<br />
undenkbar! Denn: Nicht nur<br />
die Schotten spielen auf Dudelsäcken,<br />
unsere Freunde in<br />
Bulgarien haben ein ganz ähnliches<br />
Instrument – die „Gajda“.<br />
Allerdings tragen sie beim<br />
Spielen Unterwäsche.<br />
ZUM ESSEN<br />
STICHFESTE<br />
ARGUMENTE<br />
Joghurt aus Bulgarien<br />
— ein weltweiter Verkaufsschlager.<br />
So nennen<br />
darf sich aber nur solcher,<br />
<strong>der</strong> auch wirklich vor Ort mittels<br />
<strong>der</strong> Bakterienkultur Lactobacillus bulgaricus<br />
hergestellt wird. Und die gibt es tatsächlich nur<br />
in bulgarischer Luft. Das Ergebnis ist so lecker,<br />
dass davon je<strong>der</strong> Bulgare im Schnitt 22 Kilogramm<br />
pro Jahr verdrückt.<br />
ZUM ENTZIFFERN<br />
ANGEBERWISSEN FÜR DEN<br />
NÄCHSTEN DIA-ABEND<br />
GEFÄLLIG?<br />
Okay, Sie haben es nicht an<strong>der</strong>s gewollt: Das kyrillische Alphabet<br />
wurde nicht von den Russen, son<strong>der</strong>n im 10. Jahrhun<strong>der</strong>t von zwei<br />
bulgarischen Mönchen erfunden. Durch den Eintritt in die EU 2007<br />
ist das kyrillische Alphabet damit – neben lateinisch und griechisch –<br />
das dritte offizielle Alphabet des Staatenbundes.<br />
ZUM LESEN<br />
ZEITEN DES<br />
UMBRUCHS<br />
„Duft nach Weiß“ von Stefanie<br />
Gregg hat alles: Aufregung, Spannung,<br />
Liebe, Humor. Er spielt – Sie ahnen<br />
es – in Bulgarien und erzählt über<br />
vier Jahrzehnte von 1960 bis in die<br />
90er-Jahre hinein die Geschichte von<br />
Anelija und Markow, die mehr eint als<br />
ihr Wunsch nach Freiheit. Greggs Fans<br />
konnten ihren Roman schon länger<br />
auf dem Kindle lesen, jetzt erscheint<br />
eine aktualisierte Auflage als Taschenbuch.<br />
Pendragon-Verlag, 10 Euro.<br />
FOTOS: SHUTTERSTOCK; THINKSTOCK; ADOBESTOCK; PR<br />
64 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
BULGARIEN<br />
Unsere<br />
Hotel-Empfehlungen<br />
In Bulgarien übernachten — von günstig bis luxuriös<br />
****<br />
GRIFID ENCANTO BEACH<br />
Neuer Glanz am Goldstrand<br />
INSIDER<br />
TIPP<br />
Außen hat sich wenig verän<strong>der</strong>t: Auf <strong>der</strong> Promenade<br />
vor dem Hotel flanieren die Urlauber, am Strand bauen<br />
Kin<strong>der</strong> Burgen aus goldenem Sand. Doch im „Grifid Encanto<br />
Beach“ selbst ist alles neu. Nachdem die Familienzimmer<br />
schon in <strong>der</strong> Vorsaison run<strong>der</strong>neuert wurden,<br />
erstrahlt zum Sommer <strong>2018</strong> auch <strong>der</strong> Rest des Hotels<br />
in frischem Glanz. Gut möglich, dass Sie dank neuem<br />
À-la-carte-Restaurant, herrlicher Freiterrasse und mo<strong>der</strong>nem<br />
Wellness-Bereich gar nicht mehr wegwollen,<br />
schließlich ist hier alles, was man im Urlaub braucht.<br />
Über DERTOUR und ITS<br />
*** +<br />
HVD CLUBHOTEL<br />
MIRAMAR<br />
FOTOS: DER TOURISTIK<br />
****<br />
CLUB CALIMERA<br />
IMPERIAL RESORT<br />
In direkter Nachbarschaft zu den<br />
Naturdünen wirkt das Hotel mit<br />
seinen Erkern und Türmchen wie<br />
ein Palast im Morgenland. Eine<br />
Oase <strong>der</strong> Erholung ist es allemal!<br />
Und wenn Sie genug entspannt<br />
haben, gehen Sie einfach mal ein<br />
Viertelstündchen spazieren – z. B.<br />
ins zauberhafte Nessebar.<br />
Über DERTOUR und ITS<br />
Das Gefühl von feinem Sand<br />
zwischen den Zehen – und das den<br />
lieben ganzen Tag lang! Das ist<br />
genau Ihr Ding? Prima, denn<br />
dieses Resort liegt direkt am<br />
Strand. Der neue Beach Club<br />
versorgt Sie von früh bis spät mit<br />
Burgern, Snacks, Desserts, Eis,<br />
Obst und vielem mehr<br />
Über DERTOUR und ITS<br />
Beratung und Buchung in Ihrem Reisebüro o<strong>der</strong> auf<br />
WWW.DER.COM<br />
**** +<br />
LTI NEPTUN<br />
BEACH<br />
Eltern kennen das: Wenn die Kids<br />
happy sind, können auch die<br />
Großen ihren Urlaub genießen.<br />
Genau so läuft es hier: Während<br />
die Kin<strong>der</strong> im Miniklub Spaß<br />
haben o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Disco abtanzen,<br />
können Sie auf einen Jetski o<strong>der</strong><br />
in den Whirlpool steigen. Gerechte<br />
Verteilung, finden Sie nicht?<br />
Über DERTOUR und ITS<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 65
LIFEHACKS<br />
„MAAAMAAA, WANN<br />
SIND WIR ENDLICH<br />
DAAAAAA??“<br />
Reisen mit Kin<strong>der</strong>n kann etwas anstrengend sein –<br />
es sei denn, man kennt ein paar Tricks.<br />
Silke Elzner hat 222 für ihr Buch „Auf alles vorbereitet“<br />
aufgeschrieben. Einige davon verraten wir hier<br />
ILLUSTRATIONEN MARIE GEISSLER<br />
66 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
KÖRNCHENFREIE ZONE<br />
Sand, <strong>der</strong> ständig auf die Decke weht, ist lästig. Ein großes Spannbetttuch schafft Abhilfe: Taschen in<br />
die vier Ecken eines Spannbettlakens stellen und den Rand daran hochziehen. So schafft man eine<br />
mobile Wand, und <strong>der</strong> Sand bleibt größtenteils draußen.<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 67
LIFEHACKS<br />
SCHATZSUCHE<br />
FÜR UNTERWEGS<br />
RASENDE REPORTER<br />
Verwandeln Sie Ihre Racker in Reisejournalisten, um sie<br />
in die richtige Abenteuerstimmung zu bringen: Versorgen<br />
Sie sie mit einer preiswerten Kamera und schenken Sie<br />
ihnen ein Tagebuch o<strong>der</strong> Reisejournal, um ihre Eindrücke<br />
unterwegs festhalten zu können. Mit Klebestift o<strong>der</strong> Fotoecken<br />
können sie Eintrittskarten, Fahrkarten, Postkarten,<br />
Werbezettel und an<strong>der</strong>e Mitbringsel einkleben. Ein tolles<br />
Souvenir am Ende <strong>der</strong> Reise!<br />
LEGO TO GO<br />
Besorgen Sie einen kleinen Metallkoffer und kleben Sie<br />
eine Legobodenplatte an die Innenseite. Vor das Kofferfach<br />
im Deckel kleben Sie eine halbe Platte, dann sind die Legosteinchen<br />
sicher verstaut. Ihr Kind kann auf <strong>der</strong> Platte nun<br />
zumindest kleine Bauwerke erstellen.<br />
Sie brauchen: eine Zip-Verschluss-Tüte, trockenen<br />
Reis, kleine Plastikfiguren, Muscheln, Murmeln,<br />
Glitzersteine, Aufkleber o<strong>der</strong> Ähnliches.<br />
Den Reis und gerade so viele Schätze in die Tüte<br />
füllen, dass sie auf den ersten Blick im Reis nicht<br />
zu erkennen sind. Tüte schließen und die Öffnung<br />
sicherheitshalber noch mit buntem Klebeband<br />
(Panzer-Tape) verkleben. Die Aufgabe für<br />
die Kin<strong>der</strong> ist nun, alle darin versteckten Gegenstände<br />
zu entdecken. Ähnlich gut klappt das auch<br />
in einer glatten Plastikflasche.<br />
WIE LANGE NOCH?<br />
Damit Kin<strong>der</strong> verstehen, wie viel Zeit die Autofahrt<br />
in Anspruch nimmt und wo sie sich gerade<br />
auf <strong>der</strong> Strecke befinden, können Sie ein Schaubild<br />
basteln: Malen Sie dafür auf Papier eine<br />
Straße, ein Auto, das Zuhause und den Zielort.<br />
Schneiden Sie alles einzeln aus und fixieren es<br />
mit Stecknadeln o<strong>der</strong> Klebefilm an <strong>der</strong> Autodecke.<br />
Dann muss das Papierauto je nach absolvierter<br />
Strecke nach vorne bewegt werden.<br />
ILLUSTRATIONEN: MARIE GEISSLER; TEXTAUSZÜGE: SILKE ELZNER, BEIDES AUS „AUF ALLES VORBEREITET – LIFEHACKS MIT KINDERN UNTERWEGS“, DUMONT-REISEVERLAG<br />
68 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
LIFEHACKS<br />
AUTOKINO<br />
SPASS IN VOLLEN ZÜGEN<br />
Die meisten ICE- und EC-Züge sind mit Kleinkindabteilen<br />
ausgestattet. Hier haben die Lütten bis drei Jahre<br />
und ihre Eltern deutlich mehr Bewegungsfreiheit und<br />
vielleicht sogar nette Gesellschaft. Stromanschluss und<br />
ein Wickeltisch (eventuell im Behin<strong>der</strong>ten-WC zu finden)<br />
sowie ausreichend Platz für den Kin<strong>der</strong>wagen sind ebenfalls<br />
vorhanden. Frühzeitig reservieren!<br />
TIPP Alles ausgebucht? Dann versuchen Sie Ihr Glück in<br />
einem Abteil. Das hat man manchmal ganz für sich allein, da<br />
Kin<strong>der</strong> eine herrlich abschreckende Wirkung haben können ...<br />
Für das gemeinsame Filmerlebnis auf <strong>der</strong> Rückbank:<br />
Tablet in eine große Zip- Verschluss-<br />
Tüte stecken, starke Gummis daran befestigen<br />
und über die Kopfstützen <strong>der</strong> beiden Vor<strong>der</strong>sitze<br />
schlingen. So hängt <strong>der</strong> Bildschirm mittig<br />
zwischen den Vor<strong>der</strong>sitzen, und alle Kin<strong>der</strong><br />
auf <strong>der</strong> Rückbank können auf nur einem Tablet<br />
Filme gucken.<br />
INTERVIEW<br />
MIT KINDERN REISEN ...<br />
Frau Elzner, warum haben Sie ein Buch übers<br />
Reisen mit Kind geschrieben?<br />
SILKE ELZNER Ich will Eltern mit großen und kleinen<br />
Kin<strong>der</strong>n Mut machen, gemeinsam die Welt zu entdecken.<br />
Vielleicht auch mal etwas Neues auszuprobieren,<br />
nicht immer nur die Pauschalreise mit Pool und<br />
Kidsclub. Nicht, dass daran etwas falsch wäre, aber auch<br />
Städte reisen sind für Familien super spannend.<br />
Wie lautet Ihr wichtigster Rat, wenn man mit<br />
Nachwuchs unterwegs ist?<br />
Machen Sie sich nicht verrückt! Man muss zwar mehr<br />
planen, meistens auch mehr bezahlen und auf jeden<br />
Fall Kompromisse eingehen – aber für Kin<strong>der</strong> und die<br />
Familie ist das Reisen eine wichtige Erfahrung.<br />
Was sollte man auf Reisen immer dabeihaben?<br />
Zip-Beutel, denn die sind vielfältig einsetzbar.<br />
Etwa als Müllbeutel o<strong>der</strong> Strandtuchhalter,<br />
indem man sie sandgefüllt auf die Ecken stellt.<br />
Doch vor allem sollte man immer mit ausreichend<br />
Gelassenheit, Geduld und Humor an<br />
die Sache herangehen, denn Stress und Anspannung<br />
färben schnell auf Kin<strong>der</strong> ab.<br />
Worauf schwören Sie persönlich?<br />
Wichtig ist, die Kin<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Planung und<br />
auch während <strong>der</strong> Reise einzubeziehen. So dürfen<br />
sie z. B. den Urlaubsort mit auswählen und<br />
ihre Reisepässe dem Sicherheitsbeamten selbst<br />
aushändigen.<br />
Und wohin zieht es Sie am meisten?<br />
Wir haben lange Zeit in Australien gewohnt, wo auch<br />
unsere Kin<strong>der</strong> geboren wurden. Von dort aus ist es<br />
natürlich ein Katzensprung bis nach Samoa, Fidschi<br />
und Neuseeland. Aber auch zurück in Europa fühlen<br />
wir uns wohl — ob in großen Städten wie Berlin und<br />
London o<strong>der</strong> den sonnenverwöhnten Landschaften<br />
rund ums Mittelmeer: Wir sind Neuem gegenüber<br />
immer aufgeschlossen.<br />
Welche Ziele stehen noch auf Ihrer<br />
Wunschliste?<br />
Wir würden gerne mal wie<strong>der</strong> eine Kreuzfahrt<br />
unternehmen, die sind super für<br />
Familien. Diesmal könnten wir uns die<br />
Ostsee o<strong>der</strong> auch die Karibik vorstellen.<br />
BUCHTIPP Silke Elzner fand ihren ersten Urlaub<br />
mit Baby wenig erholsam, doch im Laufe <strong>der</strong> Jahre<br />
lernte sie dazu. Ihre Ideen, wie Eltern und Kin<strong>der</strong> entspannt<br />
die Welt kennenlernen können, versammelt<br />
sie in „Auf alles vorbereitet“, DuMont, 14,99 Euro.<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 69
LIFEHACKS<br />
KEEP CALM ...<br />
... and travel on: Selbst ein suboptimaler Urlaub mit<br />
Kind hält unsere Autorin nicht vom Reisen ab<br />
Der grauenvollste Urlaub von meiner<br />
Tochter und mir führte uns nach Italien.<br />
Hinflug verspätet, am Flughafen<br />
kein Taxi, drei Kilometer zur Ferienwohnung<br />
gelatscht, Wetter gekippt, keine Heizung im<br />
Apartment, Strand durch Sturm zerstört, Rückflug<br />
gecancelt, neun Stunden im Zug von Pisa<br />
nach München gefahren, Zugklo kaputt. Diese<br />
Reise vor einem halben Jahr sorgt noch heute für<br />
tief empfundene Mitleidsbekundungen meiner<br />
Freunde und ein hysterisches Lachen meinerseits.<br />
An<strong>der</strong>erseits hat sie uns auch für so manches<br />
Abenteuer gestählt.<br />
Manche Menschen geben ihr Geld für ein<br />
gutes Auto aus, an<strong>der</strong>e für ein Eigenheim o<strong>der</strong><br />
Designerschuhe. Vor Elsas Geburt ging meines<br />
hauptsächlich für Reisen drauf. Nichts machte<br />
mich glücklicher. Natürlich war die Angst groß,<br />
dass ich als Mutter bis ans Ende meiner Tage<br />
nur noch mit dem Kombi nach Jesolo auf einen<br />
Campingplatz fahren würde. Zum Glück hat sich<br />
diese Schicksalsbiografie dann aber doch nicht<br />
bewahrheitet. Ich bin mit meiner Tochter, als sie<br />
neun Monate alt war, acht Wochen durch Kalifornien<br />
gereist. Im Alter von eins bis zwei machten<br />
wir unter an<strong>der</strong>em Urlaub in Estland,<br />
<strong>der</strong> Steiermark und Holland. Und kurz<br />
nach ihrem zweiten Geburtstag hat sie<br />
mich zwei Monate durch Indonesien,<br />
Thailand und Kambodscha begleitet.<br />
Bei all diesen Reisen war ich ziemlich<br />
gut vorbereitet: Ich hatte sämtliche<br />
Impfungen abgehakt, genug Spielzeug<br />
und Medikamente dabei, war bestens<br />
über die hygienischen Bedingungen<br />
im Urlaubsland informiert, habe Flüge<br />
entsprechend des Schlafverhaltens<br />
meiner Tochter gebucht, viel Sonnencreme<br />
und auch ausreichend viele Ersatzschnuller<br />
eingepackt.<br />
Und trotzdem gab es eben diese<br />
miserable Italienreise. Ich habe es aufgegeben,<br />
mir zu überlegen, wie man<br />
MICHÈLE<br />
LOETZNER<br />
und ihre Tochter<br />
Elsa (2) machen als<br />
Nächstes einen Städtetrip<br />
nach Stockholm.<br />
Die Autorin<br />
möchte unbedingt ins<br />
Junibacken-Museum.<br />
Trifft sich gut, dass<br />
das eigentlich eh für<br />
Kin<strong>der</strong> ist.<br />
das Elend hätte vermeiden können. Denn wer<br />
kann schon voraussehen, dass das Bodenpersonal<br />
an einem einzigen Tag streikt – und zwar genau<br />
dann, wenn man zurückfliegen möchte? Stattdessen<br />
denke ich lieber an alles, was super lief<br />
auf unseren Trips. Nicht wegen meiner hervorragenden,<br />
wasserdichten Organisation, son<strong>der</strong>n<br />
einfach, weil ich mit Kind reise.<br />
Ohne Elsa hätte ich nie in Angkor im kambodschanischen<br />
Dschungel zwei Stunden lang in<br />
einem uralten Tempel mit Babykatzen gespielt.<br />
Währenddessen ging hinter den Reisfel<strong>der</strong>n sanft<br />
die Sonne unter, und die Luft flirrte rot vom tönernen<br />
Sand. Alleine wäre ich sicher einfach weitergefahren.<br />
Auf zum nächsten Steinhaufen, bevor<br />
kein Licht mehr da ist! Also Travel-Stress de luxe.<br />
Stattdessen habe ich im Kopf die nächste Ruine<br />
einfach gecancelt und blieb entspannt im Hier und<br />
Jetzt. Ich war zehn Jahre zuvor schon mal in Kambodscha,<br />
aber erst nach <strong>der</strong> Reise mit Kind habe<br />
ich das Gefühl, wirklich etwas vom Land gesehen<br />
zu haben. O<strong>der</strong> Zandvoort in Holland: Bevor ich<br />
Mutter wurde, war ich acht Mal in Amsterdam. Ich<br />
kenne dort jede Gracht. Aber nie wäre ich auf die<br />
Idee gekommen, ans Meer zu fahren. Und dort mit<br />
meinem Kind zum Frühstück Pommes<br />
Ketchup Mayo zu essen. Ungesund?<br />
Total! Glücklich machend? Und wie!<br />
Elsa hat mir beigebracht, die Dinge<br />
zu tun, die an<strong>der</strong>e Menschen komisch<br />
finden — und sich null darum zu scheren,<br />
was diese an<strong>der</strong>en denken. Mein<br />
kin<strong>der</strong>loses Ich hätte in Kambodscha<br />
gesagt: „Oh Gott, die Katzen haben bestimmt<br />
Flöhe, die fasse ich nicht an!“<br />
Und in Zandvoort: „Pommes machen<br />
dick, man isst sie höchstens betrunken,<br />
wenn man aus einem Klub stolpert.<br />
Aber doch nicht zum Frühstück!“<br />
Reisen mit meiner Tochter hat mich<br />
verän<strong>der</strong>t. Hat mein Reisen verän<strong>der</strong>t.<br />
Und auch die Pläne, wohin ich gern<br />
noch mit ihr fahren möchte.<br />
FOTO: PRIVAT<br />
70 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
ENTDECKEN SIE DIE EXKLUSIVSTEN RESORTS IN PUNTA CANA<br />
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wie Spa, Golf und außergewöhnliches Essen in den begehrtesten Resorts sind die Markenzeichen<br />
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FERIEN AUF DEM BAUERNHOF<br />
Jetzt<br />
wird’s<br />
wild<br />
TEXT STEFANIE MATOUSCH<br />
DIGITAL DETOX<br />
Statt des ewigen „Ping!“ vom<br />
Smartphone beim Eingang<br />
von Nachrichten hört man<br />
hier nur ein sonores „Muuh“
Tiere streicheln,<br />
Trecker fahren, im Heu<br />
toben – nicht nur<br />
Kin<strong>der</strong> mögen Urlaube auf<br />
dem Bauernhof, auch uns<br />
Erwachsenen tut das<br />
Hofleben richtig gut.<br />
Smartphones, Tablets und<br />
Spielekonsolen geraten<br />
schnell in Vergessenheit,<br />
jetzt heißt es nur noch:<br />
Zeit für uns, Zeit für die<br />
Familie. Wir stellen die<br />
schönsten Bauernhöfe<br />
in Österreich und<br />
Deutschland vor<br />
PENSION UND BAUERNHOF<br />
TRAUBE IN UDERNS<br />
I hol di mi’m<br />
Traktor ab!<br />
Ein herrlicher Blick auf die Bergwelt <strong>der</strong> Zillertaler<br />
Alpen, Ruhe und ein abwechslungsreiches<br />
Programm für die Kin<strong>der</strong>: Hier gibt es Erholung<br />
für die ganze Familie.<br />
Lage: Im Seitental des Inntals auf halber Strecke zwischen<br />
Kufstein und Innsbruck in <strong>der</strong> Gemeinde U<strong>der</strong>ns in Tirol.<br />
Zimmer: 22.<br />
Verpflegung: Halbpension mit Frühstücksbüfett.<br />
Aktivitäten: Wan<strong>der</strong>n und Klettern im Sommer, Skifahren<br />
im Winter. Ein Ausflug mit <strong>der</strong> traditionellen<br />
Dampf-Zahnradbahn zum nahegelegenen Achensee lohnt.<br />
Für die Kleinen: Spielplatz, Streichelzoo (Hasen, Ziegen,<br />
Pferde), Ponyreiten, Pferdekutschen- und Bummelzugfahrt<br />
(je einmal pro Woche), Kin<strong>der</strong>programm mit Trampolinspringen<br />
und Traktorfahren (viermal pro Woche).<br />
Highlight: Dank <strong>der</strong> Ermäßigung „Singles mit Kind“<br />
zahlen alleinerziehende Mütter und Väter für ihr Kind nur<br />
den halben Zimmerpreis; im historischen Kellergewölbe<br />
wartet eine Saunalandschaft.<br />
Öffnungszeiten: 19. Mai – 6. Oktober <strong>2018</strong> und<br />
20. Dezember – 15. April 2019.<br />
Buchbar über: DERTOUR, ITS Reisen.<br />
FERIENHOF KAMPFL IN FÜGEN<br />
Fast wie zu Hause<br />
Gestelztes Sie? Nicht auf dem Ferienhof Kampfl, hier sagt man du. Inhaberin Irene Taxacher kennt ihre<br />
Gäste alle beim Namen und wird wegen ihrer mütterlichen Art vor allem von den Kin<strong>der</strong>n geliebt.<br />
Lage: Das Apartmenthaus im Tiroler Stil liegt nur einen Kilometer von Fügen im österreichischen Zillertal entfernt.<br />
Zimmer: 25.<br />
Verpflegung: All inclusive.<br />
Aktivitäten: Im Sommer bietet sich die Region für Wan<strong>der</strong>ungen, Kletter- o<strong>der</strong> Biketouren an, die nahegelegenen Naturbadeseen<br />
laden zum Schwimmen ein. Im Winter geht’s per Bus (Haltestelle vor <strong>der</strong> Pension) zu den beliebten Skigebieten Spieljochbahn<br />
und Hochzillertal. Ebenso gut erreichbar und vor allem bei Kin<strong>der</strong>n beliebt: die Erlebnistherme Zillertal in Fügen.<br />
Für die Kleinen: hauseigener Spielplatz und Spielzimmer, zahlreiche Kin<strong>der</strong>wan<strong>der</strong>wege in <strong>der</strong> direkten Umgebung.<br />
Highlight: 250 Quadratmeter großer Wellnessbereich mit römischem Dampfbad und finnischer Zirbensauna. Spezielle<br />
Ernährungsbedürfnisse werden vom hauseigenen Restaurant gerne berücksichtigt.<br />
Geöffnet: 23. Juni – 15. September <strong>2018</strong> und 20. Dezember – 15. März 2019.<br />
Buchbar über: DERTOUR, ITS Reisen.<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 73
FERIEN AUF DEM BAUERNHOF<br />
SEERHOF IN FEICHTEN<br />
Auf du und du<br />
mit Mama Huhn<br />
Morgens im Hühnerstall Eier holen, mittags Brot<br />
backen, abends Kühe füttern – Alltag für Familie<br />
Stadlwieser. Doch ihre Gäste aus aller Welt<br />
lassen sie gerne am Bauernhofalltag teilhaben<br />
und bringen ihnen so das Hof- und Landleben<br />
ein Stück näher.<br />
Lage: In ländlicher Bergidylle auf 1240 Meter Höhe im<br />
österreichischen Kaunertal.<br />
Zimmer: 5 Apartments, 2 Zimmer.<br />
Verpflegung: Frühstück.<br />
Aktivitäten: Ob Orgel- und Heimatmuseum o<strong>der</strong> Wallfahrtskirche<br />
– Sehenswürdigkeiten gibt es im Kaunertal<br />
genug. Wintersportler freuen sich beson<strong>der</strong>s über den<br />
Kaunertaler Gletscher. Im kleinen Skigebiet in Fendels<br />
findet einmal pro Woche ein Nachtskilauf und das<br />
Nachtrodeln statt – ein Spaß für die gesamte Familie.<br />
Für die Kleinen: Kin<strong>der</strong> sind herzlich willkommen, Familie<br />
Stadlwieser bei <strong>der</strong> Hofarbeit zur Hand zu gehen und so<br />
spielerisch Neues zu lernen. Auf Wunsch wan<strong>der</strong>n die<br />
Gastgeber mit den Kin<strong>der</strong>n auf die Alm und besuchen die<br />
Kühe, die dort den Sommer verbringen.<br />
Highlight: Milch, Butter, Käse und Eier stammen aus<br />
<strong>der</strong> Hofproduktion. Geduldig zeigt Hausherrin Rosi ihren<br />
Gästen die Zubereitung original Tiroler Speisen.<br />
Geöffnet: Ganzjährig.<br />
Buchbar über: DERTOUR.<br />
FERTINGHOF IM HOCHTAL<br />
WILDSCHÖNAU<br />
Wild und schön<br />
Tradition wird bei Riedmanns großgeschrieben:<br />
Seit 1673 ist <strong>der</strong> Erbhof im Besitz <strong>der</strong><br />
Familie. Einblick in eine längst vergangene<br />
Zeit bekommen die Gäste dank all <strong>der</strong><br />
landwirtschaftlichen Geräte und Maschinen,<br />
die im ganzen Haus ausgestellt sind.<br />
Lage: Umrahmt von <strong>der</strong> traumhaften Bergwelt <strong>der</strong> Kitzbüheler<br />
Alpen liegt <strong>der</strong> Bauernhof auf 936 Metern Höhe<br />
– mit herrlichem Panoramablick auf den Schatzberg und<br />
die Kundler Klamm, rund zwei Kilometer vom malerischen<br />
Dorf Oberau entfernt.<br />
Zimmer: 15.<br />
Verpflegung: Frühstücksbüfett mit regionalen Produkten.<br />
Aktivitäten: Ob Sommer o<strong>der</strong> Winter – Aktiv<strong>urlaub</strong>er<br />
und Erholungssuchende kommen hier voll auf ihre Kosten.<br />
Direkt hinter dem Haus führt ein Wan<strong>der</strong>weg vorbei, im<br />
Winter auch eine Langlaufloipe. In direkter Nähe liegen<br />
die Skigebiete Nie<strong>der</strong>au-Markbachjoch und Schatzberg<br />
mit insgesamt 42 Kilometern Piste. Ausflüge nach Salzburg<br />
und Innsbruck lohnen zu je<strong>der</strong> Jahreszeit.<br />
Für die Kleinen: Großräumiger Spielplatz, Streichelzoo<br />
mit Hasen, Hühnern, Ziegen, zwei Katzen (Max und<br />
Moritz) und Hängebauchschwein Gusti.<br />
Highlight: Mit <strong>der</strong> „WildschönauCard“ (im Zimmerpreis<br />
inkludiert) gibt es zahlreiche Vergünstigungen in <strong>der</strong><br />
Region und Umgebung, z. B. freie Tennisplatzbenutzung<br />
in Oberau, geführtes Erlebniswan<strong>der</strong>n, freier Eintritt ins<br />
Freibad Wildschönau.<br />
Geöffnet: 1. April – 1. Juni und 1. Oktober – 26. Dezember<br />
<strong>2018</strong>.<br />
Buchbar über: DERTOUR.<br />
74 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
AN DER LANGEN LEINE<br />
Kin<strong>der</strong> können bei Familie<br />
Trunk Bekanntschaft mit<br />
den verschiedensten<br />
Tieren machen<br />
URLAUBSREITERHOF TRUNK<br />
IN IGERSHEIM<br />
Tierisch was los<br />
Ehepaar Trunk weiß, wo das Glück <strong>der</strong> Erde liegt: auf dem Rücken ihrer 38 Pferde. Ob Sie zum<br />
ersten Mal im Sattel sitzen o<strong>der</strong> bereits Profi sind – das Team vom Reiterhof Trunk geht auf alle<br />
Bedürfnisse seiner großen und kleinen Gäste ein.<br />
Lage: In <strong>der</strong> idyllischen Landschaft des lieblichen Taubertals, etwa zehn Kilometer vom historischen Bad<br />
Mergentheim im fränkischen Nordosten Baden-Württembergs.<br />
Zimmer: 16 Landhausferienwohnungen.<br />
Verpflegung: Selbstverpflegung mit Brötchenservice.<br />
Aktivitäten: Logier- und Dressurunterricht, Springgymnastik mit Schul- o<strong>der</strong> dem eigenen Pferd, geführte Ausritte,<br />
Anfängerreitunterricht, idyllischer Schwimmteich, Grillabende am Lagerfeuer auf <strong>der</strong> Pferdekoppel, herrliche<br />
Wan<strong>der</strong>- und Radwege in <strong>der</strong> Umgebung.<br />
Für die Kleinen: Abenteuerspielplatz, Streichelzoo, Tischtennis, Bogenbau, Wildtierpark und Therme in Bad<br />
Mergentheim, Kanufahren auf <strong>der</strong> Tauber.<br />
Highlight: Herrliches Hofcafé mit bio-regionalem Frühstück und Kuchen an den Wochenenden.<br />
Geöffnet: Ganzjährig.<br />
Buchbar über: DERTOUR.<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 75
FERIEN AUF DEM BAUERNHOF<br />
FERIENDORF PONYHOF<br />
HOLLAUS IN FUSCH<br />
Das Leben ist<br />
ein Ponyhof<br />
Kleine Stubenhocker verwandeln sich hier in<br />
Windeseile in echte Abenteurer – und wollen<br />
den im Nationalpark Hohe Tauern gelegenen<br />
Ponyhof so schnell nicht wie<strong>der</strong> verlassen.<br />
Lage: Im Herzen <strong>der</strong> Salzburger Alpen unweit vom Zeller<br />
See, auf etwa 750 Metern Höhe an <strong>der</strong> Großglockner-<br />
Hochalpenstraße.<br />
Zimmer: 35.<br />
Verpflegung: Halbpension.<br />
Aktivitäten: Geführte Almwan<strong>der</strong>ung im Sommer, Fahrt<br />
mit dem Bummelzug, Fahrradvermietung, Angeln,<br />
Wintersport in Zell am See/Kaprun (gratis Ski-Bus).<br />
Für die Kleinen: Streichelzoo, Ponywan<strong>der</strong>ung (Juli/<br />
August), Spielplatz, hauseigener Mini-Skilift für erste<br />
Versuche auf <strong>der</strong> Piste.<br />
Highlight: Ein neuer, 300 Quadratmeter großer Wellnessbereich<br />
mit Schwimmbad und Außenpool, Dampfbad,<br />
Kräuter-, Zirben- und finnischer Sauna.<br />
Geöffnet: 19. Mai – 13. Oktober <strong>2018</strong> und 21. Dezember<br />
<strong>2018</strong> – 27. April 2019.<br />
Buchbar über: DERTOUR.<br />
FAMILIENRESORT PETSCHNIGHOF<br />
IN DIEX<br />
Back to the roots<br />
Wenn Kin<strong>der</strong> lila Kühe malen und Erwachsene<br />
nicht mehr wissen, wie schön ein Sternenhimmel<br />
ist, dann wird es höchste Zeit für einen Besuch<br />
auf dem Petschnighof in Kärnten, findet<br />
Familie Kitz. Vor allem auf die Bedürfnisse <strong>der</strong><br />
kleinen Gäste hat sich <strong>der</strong> familiengeführte Bio-<br />
Bauernhof spezialisiert.<br />
Lage: 1,5 Kilometer von Diex – einem <strong>der</strong> sonnenreichsten<br />
Orte Kärntens – auf 1100 Metern Höhe inmitten idyllischer<br />
Berge, Wäl<strong>der</strong> und Wiesen.<br />
Zimmer: 18.<br />
Verpflegung: Selbstverpflegung o<strong>der</strong> Vollpension.<br />
Aktivitäten: Hauseigener Naturbadesee nur für Hotelgäste,<br />
E-Bike-Verleih, geführte Wan<strong>der</strong>ungen, Angeln,<br />
Golfen, Eislaufen, Eisstockschießen, Wellnessbereich mit<br />
Saunawelt.<br />
Für die Kleinen: Eigener Pflegehase für jede Familie,<br />
zahlreiche Tiere auf dem Hof zum Füttern und Streicheln,<br />
Reitunterricht und Kin<strong>der</strong>programm für alle Altersgruppen,<br />
Traktor fahren und Wildbeobachtung mit dem Chef<br />
des Hauses, Indoor-Heuspielplatz zum Toben, Badesee mit<br />
Sprungbrett und Rutsche, Rodelbahn vor <strong>der</strong> Haustür.<br />
Highlight: Vor allem junge Eltern mit Baby können hier<br />
wun<strong>der</strong>bar entspannen. Das Hotel bietet neben <strong>der</strong> Betreuung<br />
für den Säugling auch spezielle Ernährung sowie<br />
Ausstattung wie Babybettchen, Kin<strong>der</strong>wagen, Lätzchen<br />
und Wickelauflage an.<br />
Geöffnet: Bis 30. September <strong>2018</strong>, anschließend Renovierungsarbeiten;<br />
Wie<strong>der</strong>eröffnung Anfang Mai 2019.<br />
Buchbar über: DERTOUR.<br />
FOTOS: MAURITIUS IMAGES; PLAINPICTURE (2); NIKOLAUS FAISTAUER PHOTOGRAPHY; PETER FRISCHMUTH/ARGUS; PR<br />
76 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
KOLUMNE<br />
I love<br />
Landleben<br />
Mein Hof,<br />
Mein Glück<br />
Sechs Jahre lang verbrachte unsere Autorin ihre<br />
Ferien zwischen Allgäuer Kühen und Heubergen – bis<br />
heute ihre schönsten Urlaubs-Erinnerungen<br />
TEXT NINA GRYGORIEW<br />
78 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
KOLUMNE<br />
FOTOS: PLAINPICTURE; FRANZISKA KAUSCH<br />
Ich war in Shanghai und Südafrika, in <strong>der</strong> Bretagne,<br />
auf Teneriffa und Sylt, in Istanbul, Paris, New<br />
York und L.A., in den Schweizer Alpen, in Kärnten<br />
und Südtirol, an <strong>der</strong> Westküste <strong>der</strong> USA, an <strong>der</strong><br />
Ostküste auch, auf Island und den Seychellen. Ich bin<br />
gewan<strong>der</strong>t, habe Wellness gemacht und Wale beobachtet,<br />
bin mit dem Cabrio am Meer entlang, mietete luxuriöse<br />
Ferienhäuser und schlief in Fünf-Sterne-Plus-Hotels.<br />
So toll diese Reisen auch waren: Der Urlaub, <strong>der</strong> bis heute<br />
den größten Platz in meinem Herzen hat, ist keiner von ihnen.<br />
Meine schönsten Ferien habe ich auf einem Bauernhof<br />
verbracht, in dem Dorf<br />
Betzigau<br />
im Allgäu. Sechs Mal<br />
w a r<br />
ich mit meinen Eltern<br />
und meinem<br />
Bru<strong>der</strong> dort,<br />
jedes Mal drei<br />
lange Sommerwochen.<br />
Sechs<br />
Mal war ich<br />
im Paradies.<br />
Wie meine Eltern<br />
diesen Hof<br />
gefunden haben,<br />
weiß ich nicht,<br />
aber er war perfekt:<br />
ein großes Wohnhaus, in<br />
dem uns die Ferienwohnung<br />
unter dem Dach gehörte, ein noch<br />
größerer Stall mit 150 Milchkühen, ihren<br />
Kälbern und zeitweise einem Schaf, ein riesiger<br />
Heuschober – und das Beste: fünf Kin<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />
Bauersfamilie Seiler, mit denen wir den Hof unsicher<br />
machen konnten.<br />
Was wir dann auch taten. Tagesordnungspunkt<br />
eins: Frühstück ausfallen lassen und in den Stall<br />
rennen, um beim Melken zu helfen. Danach eine<br />
Runde Trecker fahren und Gras wenden o<strong>der</strong> oben<br />
auf dem Wasserwagen sitzen, wenn <strong>der</strong> Bauer ihn<br />
auf die Weide brachte. Es mussten Kälber gestreichelt<br />
und mit <strong>der</strong> Flasche gefüttert werden – bis heute<br />
erinnere ich mich an das Gefühl, wenn ihre rauen Zungen<br />
meine Handfläche abgeleckt haben – und die Kühe auf <strong>der</strong><br />
Wiese besucht werden. Mittags stürmten wir die Küche des<br />
Bauernhauses. Kommandant dort war die Mutter des Bauern,<br />
eine zahnlose Frau, die wir nicht verstanden (allgäuer<br />
Dialekt ist für Menschen aus dem Ruhrgebiet in etwa wie<br />
Wan<strong>der</strong>n? Eine Zumutung.<br />
Ich musste Kälbchen füttern<br />
und Kühe melken.<br />
Chinesisch) und vor <strong>der</strong> wir immer ein bisschen Angst hatten,<br />
weil sie mit grimmigem Gesichtsausdruck und gebeugtem<br />
Rücken in ihre Töpfe murmelte. Aber sie kochte „Griesmuas“<br />
für uns. Heißen Griesbrei. Der kam in einen tiefen<br />
Teller und wurde mit viel Kakao bestreut. Der Himmel!<br />
Ab und zu kamen meine Eltern auf die absurde Idee, mein<br />
Bru<strong>der</strong> und ich müssten mit ihnen das tun, was Touristen<br />
im Allgäu gemeinhin so tun: wan<strong>der</strong>n. Was für eine Zumutung!<br />
Langweilige Berge rauflaufen, in noch langweiligere<br />
Täler glotzen und dann mit <strong>der</strong> Seilbahn wie<strong>der</strong> runterfahren?<br />
Ging gar nicht! Wir wollten lieber im Heuschober Verstecken<br />
spielen, was ein bisschen<br />
verboten war, weil sich<br />
das trockene Zeug<br />
so leicht entzünden<br />
kann, wenn<br />
man mit Anlauf<br />
immer wie<strong>der</strong><br />
reinspringt.<br />
Und die Kühe<br />
musste doch<br />
schließlich am<br />
späten Nachmittag<br />
auch jemand<br />
in den Stall<br />
treiben ... Meine Eltern<br />
gaben also irgendwann<br />
auf und gingen ohne<br />
quengelnde Kin<strong>der</strong> zum Wan<strong>der</strong>n in<br />
die Berge, wir waren ja sicher aufgehoben.<br />
Kin<strong>der</strong>betreuung rundum sozusagen. Im Grunde<br />
genommen haben die beiden sechs Jahre lang<br />
Pärchen-Urlaub gemacht. Ich vermute, auch für sie so<br />
eine Art Traum.<br />
Als ich elf war, verbrachte ich den letzten Sommer<br />
auf diesem wun<strong>der</strong>baren Bauernhof. Meine<br />
Eltern tauschten die Berge gegen den Atlantik ein,<br />
und so lernte ich die Bretagne kennen. Sie wurde<br />
ebenfalls eine große Liebe von mir, aber so sehr<br />
zu Hause wie bei Familie Seiler in Betzigau hab ich<br />
mich im Urlaub nie wie<strong>der</strong> gefühlt. Den Bauernhof<br />
von damals gibt es heute nicht mehr, die Familie hat einen<br />
landwirtschaftlichen Großbetrieb daraus gemacht, ohne<br />
Ferienwohnung und ohne Gäste, weil sich das nicht mehr<br />
rentiert. In meinen Erinnerungen ist <strong>der</strong> Hof aber noch da.<br />
Und zwar für immer – egal, wohin meine nächsten Reisen<br />
gehen.<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 79
SEVILLA & MADRID<br />
SEVILLA<br />
ODER<br />
MAURISCHE GRÜSSE<br />
Im Königspalast Alcázar sieht<br />
noch alles so aus, als wäre<br />
das Mittelalter erst gerade<br />
vorbei. Hier findet sich die<br />
hübsche Mudéjar-Architektur,<br />
die Sie nur in Spanien<br />
bestaunen können<br />
MADRID:<br />
WELCHE<br />
STADT<br />
HÄTTEN SIE<br />
DENN GERN?<br />
80 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
2<br />
3<br />
Sevilla<br />
1. ZURÜCK IN DIE VERGANGENHEIT<br />
Durch die Altstadt von Sevilla fährt man<br />
stilecht mit <strong>der</strong> Pferdekutsche. 2. GARTEN-<br />
FREUDE Im Sommer finden in den Gärten<br />
des Königspalastes Alcázar Konzerte statt.<br />
3. + 4. GLANZ UND GLORIA In <strong>der</strong> weitläufigen<br />
Gartenlandschaft des Königspalasts<br />
sind Pfauen die stilechtesten Bewohner.<br />
4<br />
Sevilla<br />
1<br />
Falls Sie rätseln, ob Sie<br />
sich lieber für Sevilla mit<br />
einzigartiger Architektur<br />
im Süden Spaniens<br />
entscheiden sollen, o<strong>der</strong><br />
doch lieber für Madrid,<br />
das quirlige Herz des<br />
Landes, helfen wir Ihnen<br />
bei <strong>der</strong> Entscheidung:<br />
Bereisen Sie einfach beide!<br />
TEXT NELE-MARIE BRÜDGAM (MADRID)<br />
UND STEFANIE MATOUSCH (SEVILLA)<br />
ALCÁZAR<br />
Willkommen im Märchen: Im Königspalast Alcázar kann<br />
je<strong>der</strong> quasi durch Sevillas Geschichte wandeln. Hier finden<br />
Sie die atemberaubende Mudéjar-Architektur, die die Stilelemente<br />
aus <strong>der</strong> langen Zeit <strong>der</strong> Maurenherrschaft in Spanien<br />
miteinan<strong>der</strong> kombiniert. Das Anwesen beeindruckt.<br />
Gerade erst war <strong>der</strong> königliche Palast die Hintergrundszenerie<br />
in einigen Szenen <strong>der</strong> US-Serie „Game of Thrones“.<br />
Es empfiehlt sich, online ein Ticket zu reservieren, mit<br />
dem Sie dann ohne Warten eintreten können, anstatt beim<br />
Ticketkauf stundenlang in <strong>der</strong> prallen Sonne anzustehen.<br />
Das kostet auch nur einen Euro mehr (regulär: 9,50 Euro).<br />
Wer gar keinen Eintritt zahlen möchte, kommt einfach erst<br />
eine Stunde, bevor <strong>der</strong> Palast schließt.<br />
alcazarsevilla.org, Tickets online reservieren unter:<br />
oberonsaas.com/realalcazarsevilla/visitageneraldos<br />
PALACIO DE LAS DUEÑAS<br />
Kulturfans kommen hier zu ihrem Glück! Die Residenz des<br />
Herzogs von Alba ist einer <strong>der</strong> tollsten Plätze <strong>der</strong> Stadt. Bei<br />
einem Spaziergang durch die Gärten, Innenhöfe und Salons<br />
in dem über fünfhun<strong>der</strong>t Jahre alten Gebäude erfüllt einen<br />
Erfurcht. Wer auch die beeindruckende Kunstsammlung<br />
von Gemälden, Skulpturen, Teppichen und antiken Möbeln<br />
bewun<strong>der</strong>n möchte, sollte für die Besichtigung etwa zwei<br />
Stunden einplanen. Der Eintritt liegt bei 8 Euro.<br />
lasduenas.es<br />
PALACIO DE LA CONDESA DE LEBRIJA<br />
Obwohl mitten in <strong>der</strong> Stadt, zieht es bisher nur wenige Touristen<br />
in diesen wun<strong>der</strong>schönen Palast aus dem 16. Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />
Dabei beherbergt das Haus viele archäologische Funde,<br />
beeindruckende Mosaiken und dekorative Elemente aus dem<br />
arabischen Raum. Mit etwas Glück ist man unter <strong>der</strong> Woche<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 81
SEVILLA & MADRID<br />
sogar für ein paar Minuten alleine in den beschaulichen Innenhöfen<br />
des Anwesens. Eine herrliche Stille! Der Eintritt<br />
für den unteren Flur liegt bei 6 Euro. Für ca 9 Euro ist auch<br />
die obere Etage zu besichtigen, allerdings nur mit Führung.<br />
palaciodelebrija.com<br />
1<br />
KATHEDRALE SANTA MARÍA DE LA SEDE<br />
Der Weg eines Sevilla-Besuchers sollte auf jeden Fall einmal<br />
zum Dom führen! Die Kathedrale (seit 31 Jahren<br />
UNESCO-Weltkulturerbe) ist die größte gotische Kirche<br />
Spaniens und eines <strong>der</strong> flächengrößten Kirchenschiffe <strong>der</strong><br />
ganzen Welt. In ihr liegen die sterblichen Überreste des Entdeckers<br />
von Amerika, Christoph Kolumbus. Ein weiteres<br />
Highlight ist <strong>der</strong> vergoldete Hochaltar – mit 23 × 20 Metern<br />
<strong>der</strong> größte christliche Altar <strong>der</strong> Welt. Vom Glockenturm „La<br />
Giralda“ haben Sie einen fantastischen Blick über die Stadt.<br />
Da die Kathedrale zu den meistbesuchten Bauten <strong>der</strong> Stadt<br />
gehört, sollten Sie für die Schlange vorm Eingang ruhig Wegzehrung<br />
mitbringen. Und gute Nerven. O<strong>der</strong> befolgen Sie<br />
den Geheimtipp: In <strong>der</strong> Kirche „El Salvador“, fünf Minuten<br />
von <strong>der</strong> Kathedrale entfernt, gibt es ein Kombi-Ticket! Es<br />
kostet genauso viel wie <strong>der</strong> Eintritt zur Kathedrale (9 Euro),<br />
beinhaltet aber die Besichtigung <strong>der</strong> wun<strong>der</strong>schönen Kirche.<br />
Anschließend können Sie durch den Gruppeneingang<br />
meist ohne langes Anstehen in die Kathedrale. Bravo!<br />
catedraldesevilla.es<br />
3<br />
2<br />
1. SCHATTENPAUSE Im<br />
Parque de María Luisa bringen<br />
Alleen und Springbrunnen an<br />
heißen Tagen die ersehnte Abkühlung.<br />
2. UNTRENNBAR<br />
Flamenco gehört zu Sevilla wie<br />
das Kölsch zu Köln.<br />
3. HALTUNG, BITTE! Einst<br />
gehörte <strong>der</strong> Parque de María<br />
Luisa inklusive dieser Statue <strong>der</strong><br />
Prinzessin María Luisa Fernanda<br />
de Borbón. Sie schenkte ihn dann<br />
netterweise <strong>der</strong> Stadt. 4. REIN<br />
INS GETÜMMEL! Die Tapasbar<br />
„El Rinconcillo“ ist immer<br />
voll: Die Einheimischen wissen<br />
halt, was gut ist. Machen Sie mit,<br />
denn die Lebenslust ist<br />
ansteckend!<br />
PARQUE DE MARÍA LUISA<br />
In den idyllischen Alleen und an den Gewässern des Parks<br />
können Sie sich fühlen wie ein Mitglied <strong>der</strong> Königsfamilie.<br />
Prinzessin María Luisa Fernanda de Borbón schenkte ihn<br />
1893 <strong>der</strong> Stadt Sevilla, somit ist die Anlage herrschaftlich:<br />
Promenaden kreuzen sich an runden Plätzen mit Springbrunnen<br />
und Statuen, was den Park zu einem wahren Freilichtmuseum<br />
macht. Mit dem Fahrrad, per Pferdekutsche<br />
o<strong>der</strong> zu Fuß (mit bequemen Schuhen) lässt sich die Anlage<br />
und ihre reichhaltige Pflanzenwelt bestens erkunden.<br />
Sevilla<br />
SHOPPING<br />
Im „El Torno“, dem Gemeinschaftsladen <strong>der</strong> Sevillaner<br />
Klöster, können Sie Klosterleckereien sowie wun<strong>der</strong>schöne<br />
Handarbeiten kaufen – gestickt, mit Spitze, aus Keramik.<br />
Stöber-Spaß: Der Concept-Store „La Importadora Shop<br />
& Gallery“ in <strong>der</strong> Calle Pérez Galdós 2 bietet eine tolle<br />
Mischung aus cooler Kleidung, Möbeln und Deko-Artikeln.<br />
el-torno-pasteleria-de-conventos-de-clausura.negocio.site<br />
facebook.com/LaImportadora<br />
4
SEVILLA & MADRID<br />
1<br />
Sevilla<br />
„EL RINCONCILLO“<br />
Wer nicht aufpasst, übersieht die urige Tapasbar, so versteckt<br />
liegt sie in einer kleinen Seitenstraße <strong>der</strong> Innenstadt.<br />
Seit 1670 werden hier köstliche Tapas über die Theke<br />
gereicht. Unter Klaustrophobie dürfen Sie allerdings<br />
nicht leiden, denn das Lokal ist sehr voll, trubelig und laut.<br />
Typisch spanisch halt, hier treffen sich die Einheimischen –<br />
in den frühen Abendstunden auf einen Aperitif mit Tapas,<br />
was dann gerne erst spät in <strong>der</strong> Nacht endet. Wer einen<br />
Tisch haben möchte, muss reservieren. Ansonsten einfach<br />
unter die Stehenden mischen und Spanien hautnah erleben!<br />
elrinconcillo.es<br />
2<br />
TAPAS DE LUXE<br />
Eine tolle Alternative zum „Rinconcillo“ ist die Tapasbar<br />
„Eslava“ in <strong>der</strong> gleichnamigen Straße in <strong>der</strong> Innenstadt.<br />
Typische Tapas sind hier z. B. „Espinaca con garbanzos“<br />
(Spinat mit Kichererbsen), Papas Aliñás (Kartoffelsalat)<br />
und „Pringá“ (klein gezupftes Fleisch). Wer einen Tisch ergattern<br />
möchte, sollte vor 20 Uhr da sein. Unbedingt probieren:<br />
ein Glas Fino, trockener Sherry. Stoßen Sie ruhig mal<br />
links o<strong>der</strong> rechts von Ihnen damit an: Die Spanier freut es!<br />
espacioeslava.com<br />
1. + 2. VIEL MEHR ALS EINE KLEINIGKEIT Eine Kostprobe<br />
aus <strong>der</strong> Bar „Eslava“ in Sevillas Zentrum. Bitte mehr davon! Kein<br />
Wun<strong>der</strong>, dass <strong>der</strong> Tapas-Hotspot für viele zu einem zweiten<br />
Wohnzimmer geworden ist.<br />
FLAMENCO<br />
Viele Bars bieten Flamenco-Darbietungen an, allerdings<br />
zum Teil zu sehr hohen Preisen. Eine authentische Show<br />
ohne touristischen Schnickschnack und ganz ohne Eintritt<br />
zahlen zu müssen, gibt es jeden Abend ab 20 Uhr in <strong>der</strong> Bar<br />
„La Carbonería“. Sie zahlen nur, was Sie essen o<strong>der</strong> trinken.<br />
lacarbonerialevies.blogspot.de<br />
DACHTERRASSE<br />
Einen grandiosen Blick über die Stadt bietet die Dachterrasse<br />
des Vier-Sterne-Hotels „Inglaterra“ in <strong>der</strong> Altstadt (das<br />
Hotel ist über DERTOUR buchbar). Im Frühling und Sommer<br />
ist dieser Platz mit Mega-Aussicht von 20 bis 22.30 Uhr<br />
geöffnet, es gibt Live-Musik, dazu kommen leckere Drinks.<br />
Viel besser kann die Stimmung zur Nacht nicht sein. Ach<br />
doch: Sie blicken auch noch direkt auf die Kathedrale! Paare<br />
treffen sich hier gerne zum Turteln.<br />
<strong>der</strong>tour.de<br />
MERCADO LONJA DEL BARRANCO<br />
Die Markthalle „Lonja del Barranco“ kann gegnüber den<br />
berühmten Hallen „Mercat de la Boqueria“ in Barcelona<br />
o<strong>der</strong> dem „Mercado de San Miguel“ in Madrid sehr gut mithalten.<br />
Im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t gab es hier einen Fischmarkt,<br />
heute beherbergt das historische Gebäude ein über zwei<br />
Stockwerke verteiltes Riesenangebot für Feinschmecker.<br />
Von international bis typisch andalusisch ist alles dabei.<br />
Sogar ein Sitzbereich mit Blick auf den Fluss Guadalquivir<br />
wurde im Markt eingerichtet – ein perfektes Plätzchen,<br />
um mit einem Frühstück in den Tag zu starten o<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />
Mittagspause mal ein Stündchen zu träumen.<br />
mercadolonjadelbarranco.com<br />
STILLE SCHÖNHEIT Der Palacio de Lebrija stammt<br />
aus dem 16. Jahrhun<strong>der</strong>t. Kommen Sie am besten<br />
wochentags und genießen Sie die Ruhe!<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 83
SEVILLA & MADRID<br />
LECKERE, FETTIGE ANGELEGENHEIT<br />
Jede Pause versüßen können Sie sich mit Churros. Sie sind<br />
die längliche Antwort Spaniens auf Österreichs Krapfen<br />
o<strong>der</strong> die deutschen Berliner. Das in reichlich Öl frittierte<br />
Gebäck, von dickflüssiger Schokosoße begleitet, wird meist<br />
in einer Art Kiosk auf <strong>der</strong> Straße verkauft. Richtig gute<br />
Churro-Bars sind „La Centuria“ o<strong>der</strong> „El Comercio“.<br />
barelcomercio.com<br />
Sevilla<br />
GÜNSTIGE STADTFÜHRUNG<br />
Jeden Morgen um 11 Uhr starten am Brunnen an <strong>der</strong> Kathedrale<br />
die zweieinhalbstündigen Führungen von Pancho<br />
Tours. Am Ende des Rundgangs bezahlt je<strong>der</strong> dem Guide<br />
nur das, was er für angemessen hält. Eine tolle Möglichkeit,<br />
um einen ersten Überblick zu bekommen und den ein o<strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>en Insi<strong>der</strong>-Tipp zu erhalten.<br />
panchotours.com/seville-free-tour<br />
METROPOL PARASOL<br />
1. WENN SCHON, DENN<br />
SCHON Spaniens Schmalzgebäck,<br />
„Churros“ genannt, wird<br />
auch noch in Schokosoße getunkt.<br />
Lecker! 2. WEITBLICK<br />
Auf dem futuristisch-mo<strong>der</strong>nen<br />
Holzbauwerk „Metropol Parasaol“<br />
sollten Sie unbedingt einen<br />
Sonnenuntergang erleben!<br />
3. BLUB BLUB In Sevillas<br />
Aquarium schwimmen 400<br />
Meeresbewohner. Gerade<br />
Kin<strong>der</strong> vergnügen sich hier<br />
stundenlang.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
In Sevillas Altstadt steht die größte Holzkonstruktion <strong>der</strong><br />
Welt: Der „Metropol Parasol“ ist eine <strong>der</strong> wenigen neumodischen<br />
Sehenswürdigkeiten <strong>der</strong> Stadt. Das futuristisch-mo<strong>der</strong>ne<br />
Bauwerk, das an einen überdimensionalen Pilz erinnert,<br />
wurde vom deutschen Architekten Jürgen Mayer H.<br />
entworfen Auf <strong>der</strong> Plattform unter <strong>der</strong> Konstruktion kurven<br />
tagsüber Kids mit Skateboards und Rollerblades herum.<br />
Für 4 Euro lässt sich das eigentliche Highlight des Bauwerks<br />
besichtigen: das Dach mit mehreren Gängen, die alle als<br />
Aussichtsplattformen dienen. 26 Meter über <strong>der</strong> Stadt haben<br />
Sie hier einen fantastischen Panoramablick. Mit dem<br />
Ticket dürfen Sie sich später an <strong>der</strong> Bar noch einen Gratis-Drink<br />
genehmigen. Die Wartezeiten können vor allem<br />
am Wochenende sehr lang sein, deshalb empfiehlt sich <strong>der</strong><br />
Besuch am Abend. Lohnt sich doppelt, denn <strong>der</strong> Sonnenuntergang<br />
von dort oben ist phänomenal! Auch für Shoppingfreudige<br />
und Historienfans bietet <strong>der</strong> „Metropol Parasol“<br />
einiges: Unter dem Pilz gibt’s einen Markt, Läden, Bars und<br />
Restaurants sowie ein archäologisches Museum, das sogenannte<br />
Antiquarium, in dem sich auf fast 5000 Quadratmetern<br />
Überreste aus römischer und maurischer Zeit befinden.<br />
setasdesevilla.com<br />
ACUARIO DE SEVILLA<br />
Bei durchschnittlich nur 65 Regentagen im Jahr spielt sich<br />
das Leben <strong>der</strong> Stadt hauptsächlich im Freien ab. Sollte das<br />
Wetter aber doch mal schwächeln o<strong>der</strong> die Hitze <strong>der</strong> Sommermonate<br />
zu doll werden, dann ist ein Besuch im Acuario<br />
de Sevilla die perfekte Wahl. Das Meeresmuseum hat sich<br />
auf die Weltumrundung des portugiesischen Seefahrers<br />
Ferdinand Magellan spezialisiert. Außerdem können Sie<br />
400 Meeresbewohner aus verschiedenen Ökosystemen und<br />
Lebensräumen in über 35 verschiedenen Aquarien bestaunen.<br />
Da taucht man aus <strong>der</strong> Stadt gerne mal ab.<br />
acuariosevilla.es, Eintritt 15 Euro<br />
FOTOS: SHUTTERSTOCK (11); THINKSTOCK (4); MAURITIUS IMAGES (5); STOCKSY.COM; FELIPE RODRIGUEZ/LAIF; GETTY IMAGES (3); PR<br />
84 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
SEVILLA & MADRID<br />
ENTDECKEN<br />
SIE<br />
HERZ<br />
UND SEELE<br />
SPANIENS<br />
Madrid<br />
PRUNK, PRACHT, PROTZ<br />
Die Prachtmeile Gran Vía hat ihre allerprächtigste Zeit zwar<br />
hinter sich, doch ein Spaziergang lohnt sich hier auf jeden<br />
Fall: Viele Gebäude gehören zu den wichtigsten und protzigsten<br />
<strong>der</strong> Stadt. So etwa das „Edificio Metrópolis“ aus dem<br />
Jahr 1911 (Ecke Gran Vía/Calle de Alcalá). Für den Bau mit<br />
fein geglie<strong>der</strong>ter Fassade und Turmkuppel wurden zuvor sieben<br />
Häuser abgerissen. O<strong>der</strong> das „Edificio Capitol“ von 1933<br />
(Gran Vía/Plaza del Callao). Die neueren Billigshops und<br />
Fastfood-Läden an <strong>der</strong> Straße sollten Sie besser übersehen.<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 85
SEVILLA & MADRID<br />
Madrid<br />
2<br />
3<br />
1<br />
1. GÖTTLICH Am „Fuente de Neptuno“ feiern die<br />
Fußballer von Atlético Madrid traditionell ihre Siege.<br />
2. FEINE BEILAGE Der rohe Schinken „Jamón Ibérico“<br />
wird, frisch geschnitten, gerne zum Bier gereicht.<br />
3. KOPFSTAND Beim Kulturzentrum „Caixa Forum“<br />
steht ein vertikaler Garten.<br />
2<br />
1<br />
1. WIE AM MEER Die Köche aus<br />
Madrid holen sich gern Ideen bei<br />
den weitläufigen Nachbarn im<br />
Baskenland o<strong>der</strong> in Portugal.<br />
2. ABER HALLO! Eine Werk des<br />
Künstlers Joan Miró im Open-Air-<br />
Skulpturen museum. 3. VON<br />
ALLEM ETWAS Der „Mercado<br />
de San Miguel“ bietet Delikatessen<br />
für Schlemmerkönige.<br />
GROSSE WERKE, AUCH FÜR DIE KLEINEN<br />
Das „Museo del Prado“ (Tickets über DERTOUR buchbar)<br />
ist eins <strong>der</strong> wichtigsten Kunstmuseen <strong>der</strong> Welt. Ob Hieronymus<br />
Bosch, Tizian o<strong>der</strong> Albrecht Dürer – alle großen<br />
Meister sind mit bedeutenden Werken vertreten. Beson<strong>der</strong>s<br />
sehenswert ist das berauschend farbenprächtige Gemälde<br />
des Malers El Greco. Das berühmteste Werk des Hauses<br />
ist „Las Meninas“ von Velázquez. Ein Bild voller Rätsel, an<br />
dem auch Kin<strong>der</strong> viel Freude haben. Die Sammlung des<br />
Prado umfasst Kunst des 11. bis 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts, etwa 1000<br />
Werke sind jeweils zeitgleich ausgestellt. Ganz in <strong>der</strong> Nähe,<br />
am „Paseo del Arte“ (dem Kunstboulevard), liegen noch<br />
zwei weitere Museen mit bedeutenden Sammlungen: Das<br />
„Museo Thyssen-Bornemisza“ (Kunst des 13. bis 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts,<br />
Tickets über DERTOUR) und das „Museo Reina<br />
Sofía“ (20./21. Jh.). In direkter Nachbarschaft befindet sich<br />
auch das Kulturzentrum „Caixa Forum“ mit einem sensationellen<br />
vertikalen Garten. Wer meint, Museumsbesuche seien<br />
nur an Regentagen sinnvoll, <strong>der</strong> kennt Madrid nicht im<br />
Sommer. Im Juli und August klettert das Thermometer oft<br />
über 30 °C, zwischen den Häusern staut sich die Hitze – da<br />
ist Kunst in klimatisierten Räumen ein beson<strong>der</strong>er Genuss.<br />
museodelprado.es, Calle de Felipe IV / Paseo del Prado<br />
museothyssen.org, Paseo del Prado 8<br />
museoreinasofia.es, Calle Santa Isabel 52<br />
caixaforum.es/es/madrid/home, Paseo del Prado 36<br />
TRÖDEL, KUNST UND LECKEREIEN<br />
Mit rund 1000 Ständen ist <strong>der</strong> „El Rastro“ Spaniens größter<br />
Flohmarkt. Seine Ursprünge liegen im Mittelalter, zu kaufen<br />
gibt es alles Mögliche und Unmögliche – von Bil<strong>der</strong>n und<br />
Kleidung über Werkzeug und Küchenartikel bis zu Schall-<br />
3
IMPRESSUM<br />
platten, Schmuck, Kunsthandwerk und Möbeln. Auch die<br />
angrenzenden Geschäfte bieten viel Trödel o<strong>der</strong> Antiquitäten,<br />
in zahlreichen Bars gibt’s leckere Tapas. Rundum gut!<br />
Eine Führung <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s leckeren Art bietet DERTOUR<br />
an mit <strong>der</strong> „Tapas-Tour“ (buchbar unter <strong>der</strong>tour.de).<br />
Plaza de Cascorro, Calle de la Ribera de Curtidores und Umgebung,<br />
sonntags & feiertags 9 – 15 Uhr<br />
IN FEINEN GEMÄCHERN<br />
Der Königspalast ist die offizielle Residenz von Felipe VI., Letizia<br />
und den Töchtern – in Wahrheit wohnt die Familie aber<br />
nicht hier, son<strong>der</strong>n im „Palacio de la Zarzuela“ außerhalb <strong>der</strong><br />
Stadt. Fein, denn deshalb können Sie das im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
erbaute Gebäude besichtigen! Die prunkvollsten Räume<br />
sind <strong>der</strong> Thron- und Speisesaal. Vor dem Besuch die Website<br />
checken: Wegen königlicher Empfänge und Veranstaltungen<br />
bleibt <strong>der</strong> Palast manchmal geschlossen.<br />
Buchbar über <strong>der</strong>tour.de o<strong>der</strong> patrimonionacional.es<br />
DER BRUNNEN DER FREUDE<br />
In <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> „Plaza de Cibeles“ thront eine Statue <strong>der</strong><br />
Göttin Kybele über rauschenden Fontänen. Nach Siegen des<br />
Fußballklubs Real Madrid feiern hier die Fans. Vor Freude<br />
springen sie dann auch mal ins Wasser. Unter den umliegenden<br />
Prachtbauten zieht <strong>der</strong> „Palacio de Cibeles“ alle<br />
Augen auf sich: Er ist im typischen Madri<strong>der</strong> Zuckerbäckerstil<br />
gestaltet, beherbergt das Rathaus, ein Kulturzentrum,<br />
Gastro nomie und im achten Stock eine Aussichtsplattform.<br />
centrocentro.org<br />
KUNST AUF SCHRITT UND TRITT<br />
Unter einer Straßenüberführung befindet sich das „Museo<br />
de Esculturas al Aire Libre“, das Open-Air-Skulpturenmuseum<br />
mit 17 eindrucksvollen Werken. Eröffnet wurde es<br />
schon 1972 als erstes Projekt seiner Art in Spanien – heute<br />
gibt es ähnliche Museen in vielen Städten. Vertreten sind<br />
Werke von Künstlern wie Eduardo Chillida o<strong>der</strong> Joan Miró.<br />
turismoalcala.es/turismo/museo-esculturas-al-aire-libre<br />
NASCHEN, SCHLEMMEN, SHOPPEN<br />
Einst wurde an den Ständen <strong>der</strong> Jugendstilmarkthalle einfach<br />
nur Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch verkauft, heute ist<br />
<strong>der</strong> „Mercado de San Miguel“ ein schick saniertes Schlemmerparadies<br />
mit spanischen und internationalen Delikatessen.<br />
Wer dagegen einen traditionellen Markt kennenlernen<br />
möchte, findet ihn im Viertel La Latina: Der „Mercado de la<br />
Cebada“ hat ein reiches Angebot und eine tolle Atmosphäre.<br />
mercadodesanmiguel.es, Plaza de San Miguel, tgl. von 10 Uhr bis nachts<br />
mercadodelacebada.com, Plaza de la Cebada,<br />
Mo – Fr 9 – 14 Uhr & 17.30 – 20.30 Uhr, Sa 9 – 18 Uhr<br />
Herausgeber<br />
DER Touristik Deutschland GmbH,<br />
Humboldtstraße 140-144, 51149 Köln<br />
Redaktion<br />
Territory Content to Results GmbH.<br />
Postanschrift für Verlag und Redaktion:<br />
DER URLAUB, Bei den Mühren 1,<br />
20457 Hamburg. Geschäftsführung:<br />
Soheil Dastyari, Sandra Harzer-Kux<br />
Publishing Management<br />
Stephan Schnei<strong>der</strong><br />
Chefredaktion Nina Grygoriew<br />
Art-Direktion Frank Siegert<br />
Textchefin Birte Plöger<br />
Bildredaktion Miriam Breig<br />
Schlussredaktion Jens Asthoff<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />
Harald Braun, Anna Butterbrod,<br />
Nele-Marie Brüdgam, Miriam Collée,<br />
Frauke Gans, Anton Hallmann, Michèle<br />
Loetzner, Stefanie Matousch, Katrin<br />
Parmentier, Thordis Rüggeberg<br />
Herstellung Katharina Libisch,<br />
Tel.: 02203/42-0,<br />
katharina.libisch@<strong>der</strong>touristik.com<br />
Litho D.I.E. Grafikpartner GmbH,<br />
Hohenstaufenring 29–37, 50674 Köln<br />
Druckerei Vogel Druck und<br />
Medienservice, Leibnizstrasse 5,<br />
97204 Hochberg<br />
Anzeigen<br />
Oliver Hirsch, Tel.: 0220/3 42 0,<br />
oliver.hirsch@<strong>der</strong>touristik.com<br />
SIE ERHALTEN DER URLAUB<br />
IN DEN REISEBÜROS DER<br />
„DER TOURISTIK“.<br />
DAS NÄCHSTE HEFT<br />
ERSCHEINT IM HERBST <strong>2018</strong><br />
Das für das Magalogpapier verwendete Holz stammt<br />
aus verantwortungsvoller Waldbewirtschaftung,zertifiziert<br />
nach den Richtlinien des Forest Stewardship<br />
Council (FSC ®).<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 87
SEVILLA & MADRID<br />
Madrid<br />
FEIN, KÖSTLICH, KREATIV<br />
2<br />
Die baskische Küche ist mit Abstand die beste in ganz<br />
Spanien, das erkennt man auch in Madrid neidlos an. Beliebt<br />
ist das Restaurant „Txirimiri“, das sowohl „pintxos“ (kleine,<br />
delikate Häppchen – die baskische Variante <strong>der</strong> Tapas) als<br />
auch ganze Menüs serviert.<br />
txirimiri.es, Calle Humilla<strong>der</strong>o 6 und vier weitere Adressen<br />
1<br />
1. REKORD IN SPANIEN 1000 Stände hat <strong>der</strong> Flohmarkt<br />
„El Rastro“. 2. ÜBER ALLEN Auf <strong>der</strong> Plaza Mayor reitet König<br />
Felipe III. als Statue.<br />
TOR, TOOR, TOOOR!!!<br />
Die meisten <strong>der</strong> 81 044 Besucherplätze im Estadio Santiago<br />
Bernabeú, dem Stadion des Fußballklubs Real Madrid, sind an<br />
Abonnenten vergeben. Mit etwas Glück bekommen Sie noch<br />
Einzeltickets online (ab 40 Euro). Auf geführten Stadiontouren<br />
dürfen Besucher die Kabinen, die Präsidententribüne<br />
und den Pressekonferenzsaal besuchen (ab 18 Euro).<br />
Eintrittskarten über DERTOUR buchbar.<br />
realmadrid.com<br />
KLACKER-KLACKER-KASTAGNETTEN!<br />
Bei „El Flamenco Vive“ gibt es alles zu kaufen, was das Herz<br />
von Flamenco-Freunden entflammt: schöne Fächer, Tücher<br />
o<strong>der</strong> Kastagnetten. Toll für hochwertige Souvenirs! Und wer<br />
den Flamenco in Aktion erleben möchte: DERTOUR hat die<br />
Show „Flamenco Torres Bermejas“ im Programm (buchbar<br />
über <strong>der</strong>tour.de).<br />
elflamencovive.com/german<br />
Calle del Conde de Lemos 7 (CDs und Musikinstrumente),<br />
Calle Duque de Fernán Núñez 5 (Kleidung, Schuhe, Accessoires)<br />
SPAZIEREN, SCHAUEN – UND TIEF DURCHATMEN<br />
Jahrzehntelang missachtete man in Madrid den Fluss Manzanares<br />
– an seinen Ufern rauschte nur <strong>der</strong> Verkehr vorbei.<br />
Nun verlaufen die Schnellstraßen unterirdisch, es entstand<br />
ein neues Erholungsviertel, „Madrid Río“ genannt. Ein Hingucker<br />
ist die Fußgängerbrücke „Puente de Arganzuela“, die<br />
an einen Korkenzieher erinnert. Zudem gibt es viele Grünflächen<br />
und Gärten, künstliche Strände, einen Skaterpark,<br />
ein Kulturzentrum und Gastronomie.<br />
Am Ufer des Manzanares zwischen <strong>der</strong> Calle del Vado de Santa<br />
Catalina und dem Estadio Vicente Cal<strong>der</strong>ón (Atlético Madrid)<br />
FANTASTISCHE SÜNDE<br />
Churros con chocolate (Schmalzgebäck mit heißer, dickflüssiger<br />
Schokolade zum Tunken) – das ist auch hier die<br />
wohl leckerste Süßigkeit <strong>der</strong> Stadt. In <strong>der</strong> „Chocolatería San<br />
Ginés“ gibt es sie seit 1894 – und inzwischen sogar 24 Stunden<br />
täglich. Nachts machen Polizisten hier gerne ihre Pause.<br />
chocolateriasangines.com, Pasadizo de San Ginés 5<br />
DIE STADT VON OBEN<br />
In elf Minuten schaukeln die Gondeln <strong>der</strong> „Teleférico de<br />
Madrid“ über das Tal des Manzanares bis weit hinein in den<br />
Park „Casa de Campo“, das ehemalige königliche Jagdgebiet.<br />
Die maximale Höhe über dem Boden beträgt 40 Meter,<br />
die zurückgelegte Distanz 2,5 Kilometer. Das heißt: weite<br />
Ausblicke über die Stadt, sowohl in Richtung historisches<br />
Zentrum als auch zu den spektakulären Wolkenkratzern.<br />
telefericomadrid.es, Talstation am Paseo del Pintor Rosales<br />
LAUFSTEG DER JAHRHUNDERTE<br />
Ob Haute Couture, Arbeiterkluft, Alltagsmode, Galakleid,<br />
Tracht, Uniform o<strong>der</strong> Unterwäsche: Das „Museo del Traje“<br />
(Klei<strong>der</strong>museum) präsentiert alle nur erdenklichen Arten<br />
von Bekleidung aus vielen Jahrhun<strong>der</strong>ten. Die Sammlung<br />
umfasst mehrere zigtausend Teile, die Dauerausstellung<br />
zeigt jeweils etwa 600 Stücke, hinzu kommen Son<strong>der</strong>ausstellungen.<br />
www.mecd.gob.es/mtraje, Avenida Juan de Herrera 2<br />
NOCH MEHR INFOS<br />
finden Sie auf <strong>der</strong> offiziellen Madrid- Tourismuswebsite.<br />
esmadrid.com/de<br />
HOCH HINAUS<br />
In 40 Metern Höhe schaukeln<br />
die Gondeln <strong>der</strong> „Teleférico de<br />
Madrid“ über das Tal des Flusses<br />
Manzanares. Freier Blick bis zu<br />
den Wolkenkratzern <strong>der</strong> Stadt!<br />
FOTOS: CENTROCENTRO-BILDER: MADRID DESTINO MUSEO-THYSSEN-BORNEMISZA: PABLO CASARES<br />
88 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
SEVILLA<br />
Unsere<br />
Hotel-Empfehlungen<br />
In Sevilla übernachten — von günstig bis luxuriös<br />
Sevilla<br />
****<br />
INGLATERRA<br />
****<br />
PATIO ALAMEDA<br />
Stil ist zeitlos<br />
Nein, Sie sind nicht im spanischen Königshaus – auch<br />
wenn das Interieur danach aussieht: Antiquitäten,<br />
Intarsien und Stuck erinnern daran, dass Sie sich in<br />
einem <strong>der</strong> ältesten Hotels Sevillas befinden. Geburtsjahr<br />
1857! Von Fältchen aber keine Spur. Die Grande Dame<br />
macht keinen Hehl daraus, dass sie mehrfach geliftet<br />
wurde, ohne dabei an Charakter einzubüßen. Sie residieren<br />
am Plaza Nuevo, gegenüber vom Rathaus und nur<br />
250 Meter von <strong>der</strong> Kathedrale entfernt. Von <strong>der</strong> Dachterrasse<br />
aus überblicken Sie die Altstadt – zeitlos schön!<br />
Über DERTOUR<br />
INSIDER<br />
TIPP<br />
**** +<br />
LAS CASAS DEL<br />
REY DE BAEZA<br />
Psst, Geheimtipp Nr. 1: Dieses<br />
Kleinod versteckt sich mitten in<br />
Santa Cruz! Vom Eingang bis zum<br />
Dachterrassen-Pool zelebriert es<br />
mediterranen Minimalismus und<br />
verströmt dabei eine solche<br />
Wärme, dass Sie sich schnell verlieben<br />
werden – auch in die<br />
Küche, Geheimtipp Nr. 2.<br />
Über DERTOUR<br />
Das Herz des Hauses bildet <strong>der</strong><br />
bepflanzte offene Innenhof.<br />
Laubengänge auf verschiedenen<br />
Etagen führen zu den liebevoll<br />
gestalteten Zimmern – super<br />
andalusisch, super gemütlich!<br />
Sightseeing Spots, Shopping und<br />
Nightlife liegen quasi vor <strong>der</strong> Tür.<br />
Ganz weit oben gibt es die stylische<br />
Rooftop-Bar. Nicht verpassen!<br />
Über DERTOUR<br />
**<br />
MURILLO<br />
Entzückend! Das kleine Stadthotel<br />
befindet sich in einer engen<br />
Gasse – hier passt kein Auto durch.<br />
Zentraler und ruhiger können Sie<br />
in <strong>der</strong> Altstadt fast nicht wohnen,<br />
zudem warten gemütliche<br />
Tavernen um die Ecke. Das Haus<br />
ist picobello sauber und einfach<br />
gemütlich. Die Dach terrasse hätte<br />
fünf Sterne verdient.<br />
Über DERTOUR<br />
Beratung und Buchung in Ihrem Reisebüro o<strong>der</strong> auf<br />
WWW.DER.COM<br />
90 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
MADRID<br />
Unsere<br />
Hotel-Empfehlungen<br />
In <strong>der</strong> spanischen Hauptstadt übernachten — von günstig bis luxuriös<br />
Madrid<br />
****<br />
IBEROSTAR LAS LETRAS DREAMS<br />
****<br />
H10 TRIBECA<br />
Die Poesie <strong>der</strong> Zeit<br />
„Die Zeit verwandelt uns nicht, sie entfaltet uns nur.“<br />
Oh, Oscar Wilde, wie recht du hattest! Nehmen wir z. B.<br />
dieses Hotel: Das Schmuckstück an <strong>der</strong> Gran Vía wurde<br />
vor über 100 Jahren erbaut, Details wie die alte Treppe<br />
o<strong>der</strong> Schmuckkacheln zeugen davon. Die Wände zieren<br />
Zitate großer Dichter, die Bibliothek war Arbeitsort und<br />
Bühne von Literaten. Mit <strong>der</strong> Zeit hat sich das prächtige<br />
Haus zu einem eleganten, mo<strong>der</strong>nen Designhotel<br />
entfaltet, das durch seine Gourmetküche und eine<br />
fantastische Dachterrasse besticht. Glamourös!<br />
Über DERTOUR und ADAC-Reisen<br />
INSIDER<br />
TIPP<br />
FOTOS: DER TOURISTIK<br />
****<br />
DEAR HOTEL<br />
Unser Liebchen an <strong>der</strong> Gran Vía<br />
und am Plaza de España erobert<br />
die Herzen im Flug! Das charmante<br />
Hochhaus aus den 30er-Jahren<br />
bietet stylische Zimmer, eine Sky<br />
Lounge, die zu den angesagtesten<br />
Locations Madrids gehört, sowie<br />
einen Sky Pool. Und, caramba, <strong>der</strong><br />
Blick über die Dächer von Madrid<br />
ist sagenhaft!<br />
Über DERTOUR und ADAC-Reisen<br />
King of cool: Das Hotel ist eine<br />
Hommage an die Schönheit des<br />
Industriedesigns. Hohe Decken,<br />
roter Backstein und große Fabrikfenster<br />
erinnern an ein New Yorker<br />
Loft. Dabei sind Sie mitten in<br />
AZCA, direkt beim Paseo de<br />
la Castellana und um die Ecke vom<br />
Real-Madrid-Stadion: Grüße<br />
an Ronaldo!<br />
Über DERTOUR und ADAC-Reisen<br />
Beratung und Buchung in Ihrem Reisebüro o<strong>der</strong> auf<br />
WWW.DER.COM<br />
***<br />
TRYP GRAN VÍA<br />
Direkt an <strong>der</strong> Gran Vía gelegen,<br />
die gleichnamige U-Bahn-Station<br />
vor <strong>der</strong> Tür, ist die Lage perfekt<br />
für einen Citytrip. Zu Fuß erreichen<br />
Sie viele Sehenswürdigkeiten<br />
und können dabei das Flair<br />
Madrids auf sich wirken lassen.<br />
Jede Menge Tapas-Bars rund ums<br />
Hotel sind kulinarische Verführer<br />
– Schwachwerden ist ein Muss!<br />
Über DERTOUR<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 91
KANADA<br />
Guten<br />
Rutsch!<br />
O H,<br />
WIE<br />
SCHÖN<br />
IST<br />
KANADA!<br />
Unsere Autorin schwor als Teenager dem Skifahren ab.<br />
Bis sie auf einen kanadischen Ranger trifft —<br />
und mit ihm Schaumwein trinkt<br />
TEXT MICHÈ LE LOETZNER<br />
92 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
KANADA<br />
VON NUN AN<br />
GEHT’S BERGAB<br />
Und zwar eine ganze Weile. Im<br />
Fall des Skigebiets von Kicking<br />
Horse sind das aber gute<br />
Nachrichten – denn dort sind<br />
die Pisten ungewöhnlich lang<br />
Meine erste Reaktion auf den Vorschlag,<br />
nach Kanada zu reisen, war so: „Berge,<br />
Bäume, Seen — kenne ich alles, bin in<br />
Oberbayern aufgewachsen.“ Unter Urlaub stelle ich<br />
mir Folgendes vor: Strände, Meer, Mango-Shakes<br />
und Temperaturen über 30 °C. In Kanada wachsen<br />
keine Mangos, soweit ich weiß, kommt also als Reiseziel<br />
eher nicht infrage. Aber<br />
die Pressefrau des kanadischen<br />
Tourismusbüros am Telefon ließ<br />
nicht locker: Kanada sei so schön,<br />
ich würde überwältigt sein! Na<br />
gut, dachte ich mir. Und sitze im<br />
Herbst in einem Flugzeug nach<br />
Vancouver, mit mir weitere Journalisten,<br />
die unterschiedlicher<br />
nicht sein könnten: Henry macht Podcasts, Inna betreibt<br />
einen Reise blog, eine Österreicherin ist für ein<br />
Männermagazin hier.<br />
Dass meine Verweigerungshaltung ganz schön<br />
albern ist, merke ich zum ersten Mal, als wir durch<br />
Vancouver schlen<strong>der</strong>n: eine Stadt, so hip und grün,<br />
dass sie aus einem Kinofilm stammen könnte. Die<br />
Luft schmeckt salzig, die Möwen kreischen. Inna<br />
und ich haben schnell unsere gemeinsame Vorliebe<br />
für Schaumwein offengelegt, und Henry und<br />
die Österreicherin sind sofort Mitglie<strong>der</strong> unserer<br />
Sparkling- Wine-Clique. Am nächsten Morgen geht<br />
Kanada ist ziemlich<br />
unglaublich. Kein<br />
Instagram-Filter<br />
dieser Erde könnte<br />
so eine Schönheit<br />
nachahmen<br />
es dann richtig los, inklusive kleinem Hangover: Wir<br />
fahren mit dem Rocky Mountaineer von Vancouver<br />
nach Kamloops, einer Kleinstadt in <strong>der</strong> Provinz<br />
British Columbia. Der Panoramazug hat ein Glaskuppeldach,<br />
draußen vor den Fenstern ziehen endlose<br />
Berglandschaften in unfassbaren Farben an uns<br />
vorüber. Kein Instagramfilter dieser Erde könnte so<br />
etwas nachahmen. Türkisfarbenes<br />
Wasser schlängelt sich neben<br />
den Bahngleisen entlang, tiefrot<br />
schwimmen die Lachse darin. Als<br />
wir sogar einen Bären sehen, werde<br />
ich ganz kleinlaut. Kanada ist<br />
bisher ziemlich unglaublich. Und<br />
wer, bitteschön, hatte die Idee, einen<br />
Zug mit Glasdach zu bauen?<br />
Inna und ich möchten ihm einen Schaumwein spendieren.<br />
Cheers!<br />
Wir stoßen noch mal auf den uns unbekannten<br />
Erfin<strong>der</strong> an, als wir abends in Kamloops haltmachen.<br />
An unserem Tisch sitzt John, ein Ranger. Eigentlich<br />
war John professioneller Triathlet. Dann beschlossen<br />
Johns Knie vor ein paar Jahren, dass John kein<br />
professioneller Tri athlet mehr sein sollte. Er wurde<br />
Ranger. Was Johns Knie aber immer noch ganz cool<br />
finden, ist Ski fahren. Ich kräusele die Augenbrauen:<br />
Bitte? Mit kaputten Knien? Wo soll das denn gehen?<br />
Obwohl ich selbst gefühlte 200 Jahre keine Ski-<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 93
KANADA<br />
schuhe mehr an hatte, weiß ich doch ganz gut, dass<br />
das nicht <strong>der</strong> beste Sport für kaputte Knie ist. Offenbar<br />
war das Johns Stichwort: Skifahren, sagt er, könne<br />
man hier in <strong>der</strong> Gegend ganz hervorragend. Auch<br />
mit Verschleiß erscheinungen.<br />
In meinem Heimatort gehörte Skifahren zum<br />
guten Ton. Ich stand schon im Kin<strong>der</strong>gartenalter<br />
auf Skiern, wedelte später Pisten hinunter, die nur<br />
für Erwachsene gedacht waren. Doch als Teenager<br />
beschloss ich, aufzuhören. Keine Lust mehr aufs<br />
frühe Aufstehen am Wochenende. „Seither“, bringe<br />
ich John brutal bei, „stehen meine Skier im Keller –<br />
und ich habe sie keinen Tag vermisst.“ John lächelt<br />
milde, sagt: „Michèle, du solltest Sun Peaks Resort<br />
versuchen!“ und ignoriert meine Zweifel.<br />
Sun Peaks Resort zählt zu den<br />
zehn besten Skigebieten Kanadas.<br />
Johns hellgrüne<br />
Augen flackern,<br />
immer wie<strong>der</strong><br />
gestikuliert er wild mit<br />
den Armen. So viel<br />
Begeisterung ist<br />
irgendwie niedlich<br />
Der Höhenunterschied zwischen<br />
Tal- und Bergstation beträgt fast<br />
900 Meter. Bedeutet: Da kann man<br />
ewig fahren. Außerdem liegen die<br />
Hänge alle angenehm im Wechsel<br />
frei und zwischen Wäl<strong>der</strong>n, das<br />
macht den Schnee so wun<strong>der</strong>bar<br />
fest – ideal für lange Abfahrten<br />
und absolut schneesicher. Nur von<br />
„Freddy’s Nightmare“ würde er<br />
mir abraten, so John, die schwierigste<br />
Abfahrt sei nach so langer Abstinenz wohl eine<br />
dumme Idee. Ich gebe zu, ich fühle mich ein wenig<br />
herausgefor<strong>der</strong>t. Gut also, dass <strong>der</strong>zeit noch kein<br />
Schnee liegt.<br />
Johns Wissen über Pisten sprudelt weiter nur<br />
so aus ihm heraus. Seine hellgrünen Augen flackern,<br />
immer wie<strong>der</strong> gestikuliert er wild mit seinen drahtigen<br />
Armen. So viel Begeisterung ist irgendwie niedlich,<br />
und so höre ich seinem Referat über die Skigebiete<br />
Revelstoke und Kicking Horse, beide ebenfalls<br />
in <strong>der</strong> Nähe von Kamloops, doch gebannter zu, als ich<br />
wahrhaben möchte. Die Distanz zwischen Berg- und<br />
Talstation in Revelstoke beträgt fast zwei Kilometer.<br />
Zwei Kilometer! John kriegt sich kaum mehr ein. Ich<br />
bin in diesem Moment hauptsächlich froh, dass die<br />
Kanadier ebenfalls das metrische System benutzen.<br />
Hätte ich amerikanische Meilen umrechnen müssen,<br />
wäre das bei <strong>der</strong> aktuellen Menge Schaumwein<br />
wahrscheinlich eher schwierig geworden.<br />
Die Saison gehe bis April, so John weiter, und<br />
dort gebe es mehr Sonnentage als im kanadischen<br />
Durchschnitt. Sein persönlicher Favorit sei The Last<br />
Pike, eine 15 Kilometer lange Piste. Da würde ihm<br />
regelmäßig das Herz explodieren vor Glück. Der<br />
Schnee dort sei sehr beson<strong>der</strong>s: mal hart und kristallin,<br />
dann wie<strong>der</strong> fein und pudrig — ganz wie das<br />
Leben. Inna kichert neben mir ob so tiefgründiger<br />
Sinnsprüche. Ich dagegen hänge an Johns Lippen,<br />
selten hat jemand mit so viel Begeisterung über sein<br />
Hobby gesprochen.<br />
Dann wird John ein bisschen wehmütig. Sein<br />
All-Time-Favorite sei das Skigebiet Kicking Horse.<br />
Der Pulverschnee sei <strong>der</strong> beste auf<br />
<strong>der</strong> ganzen Welt. Nur lei<strong>der</strong> ließen<br />
das seine Knie nicht mehr richtig<br />
zu. Er verstehe gar nicht, warum<br />
alle Welt immer nach Whistler<br />
o<strong>der</strong> Banff fahren würde. Die Skigebiete<br />
hier in <strong>der</strong> Nähe seien so<br />
viel abwechslungsreicher und<br />
nicht so überlaufen. Außerdem<br />
würden die Hütten und Restaurants<br />
mit viel Liebe betrieben,<br />
und es gäbe kein billiges Fastfood,<br />
son<strong>der</strong>n gesundes Essen — oft<br />
vegan, vegetarisch o<strong>der</strong> glutenfrei. Ich weiß nicht,<br />
ob es an Johns mitreißenden Erzählungen o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
plötz lichen Kindheitserinnerung an den Adrenalinrausch<br />
einer Abfahrt liegt, aber ich bin jetzt doch ein<br />
bisschen angefixt.<br />
Als wir nach Hause gehen wollen, fragt jemand:<br />
„John, wo machst du eigentlich gern Urlaub?“ Er<br />
lacht: Er hätte hier rund um das verschlafene Kamloops<br />
alles, was ihn glücklich mache, so Johns Antwort.<br />
Aber wenn er irgendwohin fahren würde, dann<br />
wohl in die Nachbarprovinz Alberta – zum Skifahren<br />
im Marmot Basin. Das schroffe Gebirge <strong>der</strong><br />
Rockys sei <strong>der</strong> absolute Wahnsinn, außerdem gehe<br />
die Saison ewig: von November bis Mai. Klar, wie<strong>der</strong><br />
Skifahren. Ich habe verstanden.<br />
Am nächsten Morgen steigen wir erneut in den<br />
Rocky Mountaineer. Während draußen die Farben-<br />
94 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
KANADA<br />
ERSTER!<br />
Der frühe Vogel ... fährt schon<br />
mal vor. Die Belohnung:<br />
jungfräuliche Pisten und<br />
ein herrlich menschenleeres<br />
Panorama<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 95
KANADA<br />
pracht des Indian Summer vorbeizieht, arbeitet es in<br />
mir: Skifahren. Skifahren? Skifahren! Vielleicht sollte<br />
ich diesem Sport doch noch eine Chance geben.<br />
Ein paar Tage später fliege ich heim nach München.<br />
Aus Herbst wird Winter, dann kommt Silvester. Mit<br />
einem Glas Schaumwein in <strong>der</strong> Hand muss ich kurz<br />
vor zwölf an Inna, Henry und die Österreicherin<br />
denken. Und natürlich an John. Skifahren. Skifahren?<br />
Ich verwerfe den Gedanken und zähle rückwärts<br />
bis zum Happy New Year.<br />
An meinem Geburtstag Anfang Februar schneit<br />
es, Johns Erzählungen ploppen in meinem Alltag immer<br />
wie<strong>der</strong> auf. Ende März ist <strong>der</strong> Wetterfrust so unfassbar<br />
groß, dass ich spontan ein Flugticket buche:<br />
nach Calgary. Mit dem Mietwagen fahre ich nach<br />
Revelstoke, checke in ein kleines, kuscheliges Hotel<br />
ein und leihe mir für fünf Tage nigelnagelneue Ski.<br />
Am nächsten Morgen blinzle ich in die kanadische<br />
Sonne. Nachts hat es geschneit, auf den Nadelbäumen<br />
liegt viel weiße Pracht. Die ganze Landschaft<br />
ist wie mit glitzerndem Zuckerguss überzogen. Ich<br />
kann meinen Atem sehen. Meine Nase kribbelt.<br />
Mein Herz auch. Am Abend falle ich fix und fertig in<br />
mein Bett. John hatte recht. Mit allem. Ich habe ihn<br />
nie nach seiner Telefonnummer gefragt. Dabei würde<br />
ich so gerne danke sagen.<br />
TIPPS:<br />
DIE KLEINEN FEINEN<br />
Kanada ist berühmt für seine großen Skigebiete<br />
Whistler und Banff. Wer es familiärer und vor<br />
allem weitläufiger mag, probiert die folgenden<br />
Empfehlungen im Westen des Landes aus:<br />
Sun Peaks Resort<br />
Der Wintersportort 50 Kilometer nordöstlich von<br />
Kamloops in <strong>der</strong> Provinz British Columbia liegt im<br />
Neskonlith-Douglas-Reservat. Er umfasst drei Berge<br />
und ist beson<strong>der</strong>s beliebt bei Familien mit Kin<strong>der</strong>n.<br />
sunpeaksresort.com<br />
Kicking Horse<br />
Ebenfalls in British Columbia gelegen, eignet sich<br />
dieses Skigebiet vor allem für fortgeschrittene Fahrer.<br />
Hier finden regelmäßig Freeride-Events statt.<br />
Eine Skischule nimmt Neufahrer unter ihre Fittiche.<br />
kickinghorseresort.com<br />
Revelstoke<br />
Das kleine Gebiet an <strong>der</strong> Zugstrecke des Rocky<br />
Mountaineers ist unter den Top 3 <strong>der</strong> beliebtesten<br />
kanadischen Skigebieten. Also kein Geheimtipp<br />
mehr, aber trotzdem immer noch nicht überlaufen.<br />
revelstokemountainresort.com<br />
Marmot Basin<br />
Das Skigebiet in <strong>der</strong> Provinz Alberta gehört zu den<br />
höchstgelegenen des Landes. Die Saison dauert<br />
ungewöhnlich lange: bis Mai. Das ist übrigens auch<br />
<strong>der</strong> Monat, in dem es dort am meisten schneit.<br />
skimarmot.com<br />
FOTOS: MAURITIUS IMAGES (3); GETTY IMAGES<br />
96 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>
KANADA<br />
Local Heroes<br />
Wir haben zwar Sommer, aber falls Sie sich gedanklich schon mal ins<br />
winterliche Kanada beamen möchten, kommen hier ein paar Hilfen<br />
ZUM PFLEGEN<br />
EISKALT<br />
ERWISCHT<br />
Strammer Wind, Schnee und Minusgrade — für<br />
die Haut eher ungünstig. Einen guten Beschützerinstinkt<br />
haben Buriti, Hagebutte, Tamanu und<br />
Johanniskraut im „Beauty Oil“ <strong>der</strong> Vancouverin<br />
Rose-Marie Swift. Promis wie<br />
Model Miranda Kerr und Aktrice Tilda<br />
Swinton sind schon Fans <strong>der</strong> RMS-Produkte,<br />
die keine Mineralöle und schädliche<br />
Chemie enthalten. Zu bestellen z. B.<br />
über niche-beauty.com, ca. 85 Euro.<br />
ZUM ANSTOSSEN<br />
HEISS<br />
BEGEHRT<br />
Kalte Finger? Die<br />
Kanadier haben<br />
schon vor Jahren<br />
den Glühwein<br />
entdeckt: Vin<br />
chaud. Ihre Variante<br />
wird im Gegensatz<br />
zur deutschen aber mit Weißwein<br />
hergestellt und mit einem Schuss<br />
Ahornsirup verfeinert. Womit sonst?<br />
ZUM ZITTERN<br />
-63 ºC<br />
FOTOS: GETTY IMAGES; SHUTTERSTOCK (2); ADOBE STOCK<br />
Diese schier unvorstellbare Temperatur ist <strong>der</strong> bisherige<br />
kanadische Kälte rekord in Snag, Yukon, gemessen im Jahr 1947. Das<br />
ist übrigens genauso frisch wie auf <strong>der</strong> Marsoberfläche. Schnatter ...<br />
ZUM GRILLEN<br />
JETZT GEHT’S<br />
UM DIE WURST<br />
BBQ ist nur was für den Sommer?<br />
Pfff, wer behauptet denn so was? In<br />
Kanada wird auch im Winter gegrillt<br />
— natürlich draußen. Und falls es doch<br />
zu kalt wird: An fast je<strong>der</strong> Ecke finden<br />
sich BBQ-Joints, also Grillrestaurants.<br />
Die Kanadier machen aus ihrer<br />
heißen Liebe übrigens eine ziemliche<br />
Wissen schaft. Da wird mariniert, gebeizt,<br />
paniert und gewürzt — und je<strong>der</strong><br />
hat natürlich sein ganz persönliches<br />
Geheimrezept, ist klar.<br />
SOMMER <strong>2018</strong> <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> 97
KANADA<br />
Unsere<br />
Hotel-Empfehlungen<br />
In Kanada übernachten — von günstig bis luxuriös<br />
***<br />
PANORAMA MOUNTAIN VILLAGE<br />
Ski in – Ski out!<br />
INSIDER<br />
TIPP<br />
Den majestätischen Anblick von Kanadas ältesten Bergen<br />
vor Augen, schneebedeckte Gipfel ragen in den Himmel:<br />
Wen hält es da im Hotel? Niemanden! Also: Vor dem Hotel<br />
Ski o<strong>der</strong> Snowboard anschnallen und direkt hinein in den<br />
Lift zum Pistenvergnügen – besser geht’s nicht! Wer bei<br />
guter Kondition ist, steigt in den Heli, um sich den Traum<br />
aller Skifahrer zu erfüllen: Heliskiing in den Pulverschneefel<strong>der</strong>n<br />
<strong>der</strong> Purcell Mountains. Und dann zum Aufwärmen<br />
und Entspannen bis zur Nasenspitze in den Außenwhirlpool<br />
des Hotels versinken – Pool in, Pool out!<br />
Über DERTOUR, Meier’s Weltreisen und ADAC-Reisen<br />
***<br />
VAGABOND LODGE<br />
***<br />
SUN PEAKS LODGE<br />
Schnee trifft Sonne. Und Alpen –<br />
wenn man sich die Lodge im<br />
Neskonlith-Reservat so anschaut.<br />
Aber dazu werden Sie wohl selten<br />
kommen, denn nebenan wartet<br />
<strong>der</strong> Skilift. Sauna, Whirlpool,<br />
Dampfbad, Steakhouse-Restaurant<br />
und Bar sorgen für Erholung<br />
und Stärkung.<br />
Über DERTOUR, Meier’s Weltreisen<br />
und ADAC-Reisen<br />
In die urgemütliche Lodge treibt es<br />
Abenteurer, Globetrotter und Pistenliebhaber:<br />
Hier, direkt am Skigebiet<br />
Kicking Horse, ist die Gondel nur<br />
zwei Minuten entfernt. Abends wird’s<br />
behaglich statt abenteuerlich. Knisterndes<br />
Kaminfeuer verbreitet wohlige<br />
Wärme, an <strong>der</strong> handgefertigten<br />
Bar aus Douglasie schmeckt das Bier.<br />
Über DERTOUR, Meier’s Weltreisen und<br />
ADAC-Reisen<br />
Beratung und Buchung in Ihrem Reisebüro o<strong>der</strong> auf<br />
WWW.DER.COM<br />
****<br />
SUN PEAKS<br />
GRAND HOTEL<br />
Die Komfortadresse im sonnenverwöhnten<br />
Ski-Eldorado Sun<br />
Peaks – natürlich mit direktem<br />
Zugang zu den Liften. Bei durchschnittlich<br />
mehr als 2000 Sonnenstunden<br />
im Jahr kann man<br />
nur dahinschmelzen. Aber auch<br />
dank beliebtem Restaurant,<br />
(Whirl-)Pool, Sauna und mehr.<br />
Über DERTOUR<br />
FOTOS: DER TOURISTIK<br />
98 <strong>der</strong> <strong>urlaub</strong> SOMMER <strong>2018</strong>