TheaterCourier Juli/August 2018
TheaterCourier Juli/August 2018 | Die Kunst- und Kulturzeitung für Sachsen | Sommertheater - Canaletto - Kraftwerk Mitte Sommerfest - Serkowitzer Volksoper - A Cappella-Festival - Palais-Sommer - Olsenbande in Bautzen - Theaterkalender - Petra Scheunemann - Theater Meißen - 12. Ostrale - Robert-Sterl-Haus - MusikMobil - The Happy Prince - Filmkritik - Kolumne uvm.
TheaterCourier Juli/August 2018 | Die Kunst- und Kulturzeitung für Sachsen | Sommertheater - Canaletto - Kraftwerk Mitte Sommerfest - Serkowitzer Volksoper - A Cappella-Festival - Palais-Sommer - Olsenbande in Bautzen - Theaterkalender - Petra Scheunemann - Theater Meißen - 12. Ostrale - Robert-Sterl-Haus - MusikMobil - The Happy Prince - Filmkritik - Kolumne uvm.
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24. AUG <strong>2018</strong>, 19 UHR, SCHLOSS WACKERBARTH<br />
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Seite 4 | <strong>Juli</strong> & <strong>August</strong> <strong>2018</strong><br />
www.theatercourier.de<br />
KULTURNEWS<br />
Canaletto würde staunen: Dresden feiert Deutschlands größte Open-Air-Party!<br />
Magisches <strong>August</strong>-<br />
Wochenende mit dem<br />
Motto „Lebendige<br />
Traditionen“<br />
Canaletto – Das Dresdner Stadtfest 2017 | Theaterplatz<br />
Und dieses Mal ist es noch dazu eine runde<br />
Sache: Zum 20. Mal findet das Dresdner<br />
Stadtfest an dem Ort statt, der durch die<br />
Bilder von Giovanni Antonio Canal, genannt<br />
Canaletto, als Canaletto-Blick bekannt<br />
geworden ist. In diesem Jahr feiert<br />
Dresden auch den 812. Stadtgeburtstag.<br />
Grund genug für die Veranstalter, sich für<br />
die drei Tage vom 17. bis 19. <strong>August</strong>, viel<br />
einfallen zu lassen. Und so gibt es 15 Locations<br />
und jede hat ihre Besonderheit:<br />
Der Altmarkt gehört den Familien, in der<br />
Schlossstraße reiht sich Händler an Händler<br />
mit verschiedenen handwerklichen<br />
Angeboten, am Kulturpalast präsentieren<br />
sich Firmen, vor dem Sächsischen Landtag<br />
gibt’s die Blaulichtmeile mit Technischem<br />
Hilfswerk, Bundespolizei und Zoll,<br />
auf der Wiese an der Marienbrücke hat<br />
sich im Vorjahr der Mittelaltermarkt bewährt,<br />
das Volksfestgelände wird wieder<br />
zum Drewag-Party-Areal mit vielen Fahrgeschäften<br />
und Bühnen und im Kraftwerk<br />
Mitte findet die After Canaletto-Night<br />
statt. Auf insgesamt neun Bühnen treten<br />
© Dresdner Stadtfest GmbH – M. Schmidt<br />
während der drei Tage rund 1.000 Künstler<br />
auf und nachdem im Vorjahr rund<br />
500.000 Besucher kamen, stellt man sich<br />
dieses Jahr auf bis zu 550.000 ein. Die riesengroße<br />
Open-Air-Party findet wegen<br />
der Sanierung der <strong>August</strong>us-Brücke wieder<br />
auf der Altstädter Seite statt.<br />
Nach langer Vorbereitungszeit hat es<br />
dieses Jahr geklappt, den weltweit größten<br />
mobilen Aussichtsturm mit einer<br />
Größe von 81 Metern zum Stadtfest zu<br />
holen. „Es war schon einige Jahre unser<br />
Ziel, den City Skyliner aufzustellen, aber<br />
bisher hat es nicht geklappt. Umso besser,<br />
dass wir dieses Highlight jetzt zum<br />
20-jährigen Jubiläum nach Dresden holen<br />
können. Für den Giganten brauchen<br />
wir spezielle Stromanschlüsse, entsprechende<br />
Genehmigungen und natürlich<br />
geeignete Anfahrtswege für die riesigen<br />
Transporter“, so Frank Schröder, Chef-<br />
Veranstalter vom Stadtfest. Auf 14 Spezialtransportern<br />
werden 290 Tonnen<br />
Stahlbauteile gebracht und vier Tage<br />
lang mit Hilfe eines 300-Tonnen-Krans<br />
am Busparkplatz Carolabrücke aufgebaut.<br />
Maximal 60 Personen auf einmal<br />
können dann 72 Meter hochfahren und<br />
dort aus der sich um 360 Grad drehenden<br />
voll verglasten klimatisierten Kabine die<br />
grandiose Dresdner Aussicht genießen.<br />
Das Ganze dauert sieben Minuten.<br />
„Neben zahlreichen Jubiläumsüberraschungen<br />
– die wir erst kurz vorher bekannt<br />
geben – wird es viele traditionelle<br />
Veranstaltungen geben, wie zum Beispiel<br />
das 20. Dampfschifffest mit der Dampferparade<br />
am Samstag, der Tag der offenen<br />
Tür im Sächsischen Landtag und<br />
im Kulturpalast, der kostenlose Eintritt<br />
sowohl ins Verkehrs- als auch Stadtmuseum,<br />
der 2. TK Dresden Rowing Cup und<br />
der nun schon 11. Entencup“, freut sich<br />
Klaus-Dieter Lindeck vom Veranstalter<br />
Dresdner Stadtfest GmbH. „Auch die Babyparade<br />
am Sonntag findet schon zum<br />
elften Male statt, schließlich kündigen<br />
sich immer mehr neue Dresdner an.“<br />
Bei Redaktionsschluss waren die Macher<br />
noch eifrig beim Planen, Verträge<br />
abschließen und Koordinieren und<br />
wollten noch keine Details zum Programm<br />
herausgeben. Lassen wir uns<br />
also überraschen!<br />
Regine Eberlein<br />
CANALETTO<br />
Das Dresdner Stadtfest<br />
17. - 19.08.18<br />
www.canaletto-fest.de<br />
1. Sommerfest im Kraftwerk Mitte<br />
Hoher Besuch<br />
Vielseitiges Programm<br />
bietet Jung und Alt Blick<br />
hinter die Fassade<br />
Das ehemalige Heizkraftwerk Mitte hat<br />
sich zu einem einzigartigen Kunst-, Kultur-<br />
und Kreativstandort entwickelt. Und<br />
wo Kreative zu Hause sind, entsteht so<br />
manche innovative Idee: Am 1. September<br />
findet ab 14 Uhr im Areal das erste<br />
Sommerfest der Anrainer statt. Projektleiterin<br />
Roswitha Stoß: „Noch ist das<br />
Programm nicht fertig, aber das Interesse<br />
aller Beteiligten ist groß.“<br />
Mit dabei sind u.a. Staatsoperette, tjg.<br />
Theater junge generation, Eventlocation<br />
Kraftwerk Mitte, Hochschule für Musik,<br />
Heinrich-Böll-Stiftung, Heinrich-Schütz-<br />
Konservatorium, Energiemuseum, Vereine,<br />
Gastronomen und viele andere Mieter.<br />
Impression von außen<br />
Auch die in unmittelbarer Nähe – wie die<br />
Comödie im WTC, die 15:00 Uhr im Kraftwerk<br />
Mitte Club ihre Karaokekomödie<br />
„Zickenzirkus“ aufführen wird. 22 Uhr geht<br />
es partymäßig in der Kunsthalle weiter.<br />
Unterstützung gibt es auch vom Amt für<br />
Kultur und Denkmalschutz der Landeshauptstadt<br />
Dresden. „Wir wollen zeigen,<br />
was hinter den Fassaden steckt und wie es<br />
vorangeht.“ Es wird Kaffee, Kuchen, Frisches<br />
vom Grill, eine Pasta- und Weinbar.<br />
Angesprochen werden Besucher jeden Alters<br />
– also den 1. September vormerken!<br />
1. Sommerfest<br />
Kraftwerk Mitte<br />
01.09.18<br />
www.kraftwerk-mitte-dresden.de<br />
© 2016 Michael Schmidt – www.schmidt.fm<br />
Terence Hill präsentiert<br />
neuen Film am Elbufer<br />
Am 20. <strong>August</strong> hat das Roadmovie „Mein<br />
Name ist Someboy – Zwei Fäuse kehren<br />
zurück“ seine Deutschland-Premiere bei<br />
den Dresdner Filmnächten (27.07. - 28.08.).<br />
Zehn Jahre hat der italienische Schauspieler<br />
Terence Hill daran gearbeitet, das Drehbuch<br />
geschrieben, Regie geführt und die<br />
Hauptrolle gespielt. Er hat sich zur Premiere<br />
am Elbufer als Gast angekündigt. Gewidmet<br />
hat er den Film seinem langjährigen<br />
Filmpartner Bud Spencer, dessen Sohn<br />
Jess der Produzent ist.<br />
www.filmnaechte.de<br />
Ausstellung<br />
Farbenfreude in der<br />
Villa Wollner<br />
Die Dresdner Künstlerin Isolde Ziegenbalg<br />
stellt unter dem Motto „Leben in Farbe“ in<br />
der Villa Wollner in Dresden-Wachwitz<br />
bis zum 30. September ihre farbenfreudigen<br />
Ölbilder und Aquarelle aus. Sie ist für<br />
Privatführungen unter 0178 - 1 64 92 17 zu<br />
erreichen.<br />
www.aquarelle-ziegenbalg.de
www.theatercourier.de<br />
<strong>Juli</strong> & <strong>August</strong> <strong>2018</strong> | Seite 5<br />
THEATER<br />
Serkowitzer Volksoper: Büchner auf modern im Zirkuswagen der Saloppe...<br />
...mit alten Kostümen,<br />
aber ohne eine einzige<br />
nostalgische Note<br />
Ausgerechnet Georg Büchners (1813-1837)<br />
einziges Lustspiel „Leonce und Lena“ hat<br />
sich die freie Musiktheater-Gruppe um<br />
Wolf-Dieter Gööck und Milko Kersten für<br />
ihre diesjährige achte Spielzeit auf der<br />
Zirkuswagenbühne der Dresdner Sommerwirtschaft<br />
Saloppe ausgesucht. Geschrieben<br />
1836 wurde es erstmals 1895<br />
uraufgeführt – und ist mit seiner Aussage<br />
tagaktuell.<br />
Worum geht es? Prinz und Prinzessin, die<br />
sich gar nicht kennen, wollen sich auch<br />
nicht heiraten, fliehen unabhängig voneinander,<br />
laufen sich in der Fremde über<br />
den Weg, verlieben sich und verschaffen<br />
sich durch einen Trick eine Heiratsurkunde.<br />
In dem Moment merken sie, wen<br />
sie eigentlich geheiratet haben. Aber wer<br />
soll die Verantwortung fürs große Ganze<br />
übernehmen, wenn Leonce und Lena sich<br />
drücken und nach Italien abzwitschern?<br />
Wolf-Dieter Gööck, einer der Gründer der<br />
Volksoper und Regisseur: „Das Stück ist<br />
eine immer noch gültige Satire auf die bis<br />
heute betriebene deutsche Kleinstaaterei.<br />
1968 entlud sich die Wut junger Leute<br />
über ihre Vätergeneration in heftigen<br />
Stefan Kunath (links) mit Cornelius Uhle als Leonce im Strandkorb<br />
Studentenrevolten. Doch was ist heute?<br />
Wo sind sie, die hyperintelligenten jungen<br />
Leute, die sich politisch engagieren<br />
sollten. Machen sie gerade Party, sind sie<br />
auf dem Selbstfindungstrip oder bügeln<br />
sie ihre Nadelstreifenhosen – während<br />
die Welt sich ringsherum auflöst?“<br />
Natürlich wurde Büchners Sprache zerlegt<br />
und der heutigen Zeit fürs Theater<br />
angepasst. „Wer in Dresden Oper hört,<br />
denkt an Samt und Gold – deshalb haben<br />
wir uns Serkowitzer Volksoper genannt.<br />
Unser Anspruch ist, einen niederschwelligen<br />
Zugang zur Gattung Oper zu bieten<br />
– modern, doch erkennbar mit aktuellem<br />
© Robert Jentzsch<br />
Bezug und kurzweilig“, so Gööck.<br />
Für das Musikalische ist Mitgründer<br />
Milko Kersten verantwortlich: „Bisher<br />
stammten bei den Aufführungen fast alle<br />
Noten von den großen Meistern – Orff,<br />
Offenbach, Mozart waren immer dabei.<br />
Getreu unserem selbstauferlegten Gelöbnis,<br />
uns jedes Jahr neu zu erfinden, wird<br />
es diesmal nahezu keine Note von den<br />
Altmeistern geben. Ich habe für unser<br />
Ensemble jedem die Noten auf den Leib<br />
geschrieben und das Ergebnis ist eine<br />
Schauspielmusik, melodisch, dem Text<br />
dienend, (hoffentlich) witzig, ohne sich<br />
in den Vordergrund zu drängen.“<br />
Für die acht Aufführungen von „La Deutsche<br />
Vita – Eine Verweigerung nach Büchners<br />
,Leonce und Lena‘“ vom 15. <strong>August</strong><br />
bis 3. September werden altbekannte und<br />
neue Gesichter auf der Zirkuswagenbühne<br />
Saloppe zu sehen sein. Marie Hänsel<br />
(Lena) und Cornelius Uhle (Leonce) gehören<br />
quasi zum Inventar, Claudius Ehrler<br />
kehrt zurück und neu sind Stefan Kunath<br />
sowie Clemens Kersten, der 2013 als Regieassistent<br />
sein Volksoper-Debüt gab.<br />
Seit kurzem ist die Serkowitzer Volksoper<br />
„bürgerlich“, das heißt, durch eine Vereinsgründung<br />
wurde viel Arbeit von<br />
anderen übernommen und Förderungen<br />
einfacher. Mitglieder sind herzlich<br />
willkommen. Neu ist, dass es keine Biertische,<br />
sondern Stühle für maximal 140<br />
Besucher geben wird. Noch einen Tipp:<br />
Vorverkauf nutzen, damit man wirklich<br />
Platz bekommt, denn gespielt wird bei<br />
jedem Wetter unter freiem Himmel aber<br />
regensicher.<br />
Regine Eberlein<br />
Serkowitzer Volksoper<br />
SALOPPE Sommerwirtschaft<br />
15.08. - 03.09.18<br />
www.serkowitzer-volksoper.de<br />
12. A Cappella-Festival: Alles mit dem Mund!<br />
PR-Anzeige<br />
Ein Festival, fünf Bands,<br />
drei Abende: A Cappella<br />
satt im Boulevardtheater<br />
Dresden vom 31. <strong>August</strong><br />
bis 2. September<br />
Dass die Kunst des A Cappella mehr ist,<br />
als ein kleiner grüner Kaktus, das beweisen<br />
alljährlich Bands von internationalem<br />
Format beim A Cappella-Festival<br />
Dresden. Aus der Taufe gehoben von der<br />
Dresdner Band medlz, überzeugt dieser<br />
Konzertabend seit nunmehr zwölf Jahren<br />
immer wieder aufs Neue. Erstmals findet<br />
das Festival in diesem Jahr an drei aufeinanderfolgenden<br />
Abenden statt – und am<br />
ersten sogar mit drei A Cappella-Bands!<br />
31. <strong>August</strong>: medlz, Voxid, Robeat<br />
Die medlz aus Dresden präsentieren Songs<br />
aus ihrem neuen Programm „Heimspiel“.<br />
Darin widmen sie sich ausschließlich<br />
ihrer Muttersprache: Deutsche Sprache<br />
– schöne Sprache! Genau das wollen die<br />
medlz an diesem Abend mit Liebesliedern<br />
von Robert Schumann bis Hits von Rio<br />
Reiser unter Beweis stellen.<br />
Voxid sind fünf faszinierende Persönlichkeiten,<br />
die mit modernem Pop, Funk, R&B<br />
und jeder Menge Selbstironie das Publikum<br />
in ihren Bann ziehen. Mit ihrem sagenhaft<br />
druckvollem Sound zaubern sie<br />
den Alltag aus dem Kopf und gute Laune<br />
in die Gehörgänge. Innovatives Songwriting<br />
und kreatives Covern garantieren einen<br />
unvergesslichen Abend.<br />
Robeat gehört zu den talentiertesten<br />
Beat boxern weltweit und ist amtierender<br />
Europameister. 2007 brachten seine<br />
Teilnahme bei „Das Supertalent“ und sein<br />
Finaleinzug den großen Durchbruch. Als<br />
„human beatbox“ – nur mit Mikrofon und<br />
Stimme ausgestattet – demonstriert er<br />
die hohe Kunst der Mundakrobatik.<br />
1. September: Maybebop<br />
Maybebop haben eine ganz persönliche<br />
Kunstform entwickelt. Ihre Bühnenshows<br />
sind einzigartig, turbulent, und vor allem<br />
kurzweilig. Auch mit dem neuen Tourneeprogramm<br />
„Wünsch dir was“ lässt die A<br />
Cappella-Kultformation die Zuschauer vergessen,<br />
dass keine Instrumente mitspielen.<br />
Von Pop über Rock, bis HipHop und Jazz<br />
unterlaufen sie notorisch und absichtlich<br />
die Hörervorstellungen von A-Cappella-<br />
Musik, sie brechen die Erwartungshaltung.<br />
Was alle machen, wollen die vier Maybebopper<br />
bestimmt nicht auch noch machen.<br />
2. September: Fork<br />
In der revolutionären A Cappella-Theatershow<br />
„Revolut!on“ erzählt Fork aus<br />
Finnland mit hochkarätigen Songinterpretationen<br />
musikalisch eine Geschichte<br />
und verbindet dabei gesellschaftspolitische<br />
Aspekte mit audiovisuellem Entertainment<br />
der Extraklasse. Die euphorisierten<br />
Zuschauer können es oft kaum<br />
fassen, und doch ist es wahr: Alles, was<br />
aus den Lautsprechern kommt, von zart<br />
gehauchten Melodien bis zur kreischenden<br />
E-Gitarre und dem gnadenlosen<br />
Heavy Metal Beatbox, wird live von nur<br />
vier Stimmen gesungen!<br />
Charmante Gastgeberinnen: Die medlz freuen sich auf das 12. A Cappella-Festival Dresden<br />
31.08., 19.30 Uhr: medlz, Voxid, Robeat |<br />
01.09., 19.30 Uhr: Maybebop – Wünsch dir<br />
was | 02.09., 19.30 Uhr: Fork – Revolution<br />
12. A Cappella-Festival<br />
Boulevardtheater Dresden<br />
31.08. - 02.09.18<br />
www.boulevardtheater.de/acappella<br />
Tickethotline: 0351 - 26 35 35 26<br />
© Chris Gonz
Seite 6 | <strong>Juli</strong> & <strong>August</strong> <strong>2018</strong><br />
www.theatercourier.de<br />
THEATER<br />
Palais-Sommer: liegen, lachen, lauschen, lernen...<br />
Eintrittsfrei bedeutet:<br />
Zuschauer gestalten mit<br />
ihrer Spende das<br />
Programm<br />
Dresden ist eine Kulturstadt mit vielen<br />
verschiedenen Angeboten – und alle finden<br />
ihre Besucher und Fans. Besonders<br />
in den Sommermonaten ist überall was<br />
los. Der Palais-Sommer gehört seit 2009<br />
auch dazu – und er hat eine Besonderheit:<br />
Das Festival auf der Wiese zwischen Elbe<br />
und Japanischen Palais ist eintrittsfrei.<br />
Die Mitstreiter unter Jörg Polenz von der<br />
Palais-Sommer gGmbH setzen auf Mäzenatentum,<br />
Sponsoring, Vermietung von<br />
Impressionen vom Palais-Sommer<br />
Liegestühlen, Gastronomie und bürgerschaftliches<br />
Engagement sowie die Unterstützerkampagne<br />
„Aktion Kultur für<br />
alle – Gemeinschaft leben!“. Und die Idee<br />
geht auf, denn die Besucher gestalten<br />
durch ihre Spende das Programm gerne<br />
aktiv mit (SMS an 81190 mit Kennwort<br />
Palaissommer bedeutet zehn Euro Spende).<br />
Außerdem zahlen die Mitglieder eines<br />
Freundeskreises einen Jahresbeitrag, der<br />
zur Organisation beiträgt.<br />
Anliegen des ungewöhnlichen Festivals,<br />
bei dem sich die Macher nicht von öffentlicher<br />
Förderung abhängig machen<br />
wollen, ist, allen sozialen Schichten den<br />
barrierefreien Zugang zu Kunst, Kultur<br />
© Toni Kretschmer<br />
und Bildung zu ermöglichen. Und so wird<br />
es ein bisschen ein Festival für und von<br />
jedem einzelnen. Von Jahr zu Jahr haben<br />
sich die Zuschauerzahlen kräftig nach<br />
oben entwickelt, kamen zum ersten Palais-Sommer<br />
2009 rund 5.000 Interessierte<br />
waren es im Vorjahr rund 50.000. Über<br />
die Hälfte waren junge Leute unter 29 Jahren,<br />
es gab mehr weibliche als männliche<br />
Besucher, 60 Prozent waren Dresdner, 20<br />
Prozent Sachsen und der Rest kam aus<br />
Deutschland und der Welt.<br />
Schon eine ganze Weile wurde ein längerer<br />
Festival-Zeitraum diskutiert und<br />
jetzt ist es soweit. „Wir freuen uns über<br />
den früheren Beginn“, so Jörg Polenz. Der<br />
Auftakt erfolgt am 20. <strong>Juli</strong> und die letzte<br />
Veranstaltung beendet am 29. <strong>August</strong> das<br />
diesjährige Event.<br />
Hier einige Highlights aus dem Programm:<br />
Am 27. <strong>Juli</strong> geben TheAngelcy aus<br />
Israel ein Konzert, bei dem alle sechs Mitglieder<br />
mehrere klassische Instrumente<br />
spielen, singen und percussionieren.<br />
Am 28. <strong>Juli</strong> hat endlich Palais.Slam seine<br />
Premiere – mit dabei sind Hank M. Flemming/Tübingen,<br />
Anne Kalkbrenner/Rostock,<br />
Jan Cönig/Frankfurt a. M. und <strong>Juli</strong>e<br />
Kerdellant/Karlsruhe.<br />
Unter dem Thema Palais.Gespräche wird<br />
am 30. <strong>Juli</strong> über Fragen wie „Wie leben wir<br />
morgen? Demokratie oder Finanzdiktatur?“<br />
diskutiert. Zur Singer-Songwriter-<br />
Nacht Vol. III am 3. <strong>August</strong> hat sich das<br />
australische Folk-Trio Tinpan Orange<br />
angekündigt. Melodischen Chanson-Pop<br />
wird Elif aus Berlin am 8. <strong>August</strong> darbieten.<br />
Und schon lange wurde die deutsche<br />
Singer-Songwriterin Lilly Among Clouds<br />
am 10. <strong>August</strong> für die Klaviernacht gebucht.<br />
Zur Palais-Sommer-Tango Nacht<br />
am 26. <strong>August</strong> wird das Gran Orquestra<br />
Carambolage aus Deutschland argentinischen<br />
Tango spielen.<br />
Irgendwann wollen die Macher des Palais-<br />
Sommers ein mehrmonatiges Programm<br />
auf dem gesamten Areal des Japanischen<br />
Palais im Park, Haus und Garten auf die<br />
Beine stellen und damit zur Bewerbung<br />
von Dresden zur Kulturhauptstadt Europa<br />
2025 beitragen. „Der Palais-Sommer verbindet,<br />
wirkt ansteckend und tut gut“, so<br />
Jörg Polenz. Dem ist nichts hinzuzufügen.<br />
Palais-Sommer<br />
Park des Japanischen Palais<br />
20.07. - 26.08.18<br />
www.palaissommer.de<br />
Regine Eberlein<br />
Der dritte und letzte Streich: „Die Olsenbande hebt ab“<br />
Dänisches Gaunertrio<br />
verabschiedet sich beim<br />
23. Bautzener Theatersommer<br />
vom 14. Juni<br />
bis 22. <strong>Juli</strong><br />
Die Pläne von Egon Olsen und seinem Gefolge<br />
mögen zwar noch so erfolglos sein,<br />
doch sie sind Kult und ein Garant für gut<br />
verkaufte Aufführungen. Das Deutsch-<br />
Sorbische Volkstheater Bautzen hat damit<br />
seit 20 Jahren gute Erfahrungen.<br />
Das klappt auch gut als Freiluftspektakel<br />
und so startete man 2016 im Schlosshof der<br />
Ortenburg mit der Olsen-Saga. Rund 37.000<br />
Besucher sahen damals „Die Olsenbande<br />
„Die Olsenbande hebt ab“<br />
und der große Hintermann“, 2017 wurden<br />
wegen der großen Nachfrage 200 Plätze<br />
mehr geschaffen für „Die Olsenbande wandert<br />
aus“. Auch das wurde ein Erfolg.<br />
Jetzt steht das Abschlussspektakel des dänischen<br />
Gaunertrios mit 35 Vorstellungen<br />
von „Die Olsenbande hebt ab“ von Mittwoch<br />
bis Sonntag auf dem Programm.<br />
Alle drei der sehr erfolgreichen Inszenierungen<br />
schuf Intendant und Regisseur<br />
Lutz Hillmann, die Ausstattung gestaltete<br />
Mirolslaw Nowotny und für die Musik<br />
ist Tasso Schille verantwortlich. Hillmann<br />
griff dabei auf den Ideenreichtum der Filme<br />
von Erik Balling und Henning Bahs sowie<br />
die DEFA-Synchronfassungen zurück.<br />
© Uwe Soeder<br />
Dieses Mal fängt das Stück nicht mit<br />
Egons Entlassung aus dem Knast an, sondern<br />
alle genießen das Leben im warmen<br />
Süden, nämlich auf Mallorca. Also, sie<br />
könnten – wenn Egon nicht knausrig auf<br />
dem Geld sitzen würde. Er langweilt sich,<br />
denn sein Lebensziel besteht im Planen<br />
der Geldbeschaffung und nicht im Hüten<br />
der Millionen. Ganz schnell ist man dann<br />
im gewohnten Rhythmus... und wieder<br />
in Kopenhagen, wo Egon natürlich einen<br />
Plan hat, um an das vom Dummen<br />
Schwein (Erik Dolata) im Auftrag des verhassten<br />
Bang Johansen (Götz Schweighöfer)<br />
gestohlene Geld plus ein deutsches<br />
Kulturgut, den wertvollen Kaiseraufsatz,<br />
zu kommen.<br />
Auch bei dieser hervorragenden, mit<br />
wahnsinnig vielen witzigen und vor allem<br />
technisch aufwändigen Einfällen<br />
gestalteten Inszenierung, bleiben einige<br />
Szenen bevorzugt haften. So die Diskussion<br />
zwischen Hauptkommissar Jensen<br />
(Ralph Hensel) und Kriminalassistent<br />
Holm (Mirko Brankatschk) zum Thema<br />
Politiker: Es kann nicht anders sein, sie<br />
kannten unsere aktuellen Volksvertreter<br />
und ihr Tun – oder besser Nichtstun – aus<br />
dem Effeff! Die Darstellung des Schwarzen<br />
Barons (Marian Bulang) und seiner zackigen<br />
deutschen Bodyguards verursachen<br />
„Kopfkino“ beim Zuschauer. Eine kollektive<br />
Meisterleistung ist der Einbruch-Feldzug:<br />
Egon & Co. kämpfen sich mit Hilfe<br />
der Partitur Raum für Raum durch das<br />
Königliche Hoftheater zum Objekt ihrer<br />
Begierde. Sprich beim Paukenschlag wird<br />
gesprengt, bei forte wird innegehalten.<br />
Phänomenal ist auch der Schimpfwörter-<br />
Ausbruch des Hauptprotagonisten. Apropos,<br />
der Erfolg des Stückes liegt sicher<br />
auch darin, dass (fast) alle Hauptdarsteller<br />
Jahr für Jahr die gleichen sind: Egon Olsen<br />
(Olaf Hais), Benny (István Kobjela), Kjeld<br />
(Rainer Gruß), Yvonne (Katja Reimann),<br />
Dynamit-Harry (Jan Mickan) und natürlich<br />
die Frau, die immer erschrickt (Gabriele<br />
Rothmann). Mächtig, gewaltig – alle<br />
zusammen!<br />
Witzig ist, dass das Theater neben vielen<br />
„normalen“ Sponsoren auch der Justizvollzugsanstalt<br />
Bautzen für die freundliche<br />
Unterstützung dankt. Gab es Knast-Überlebens-Tipps<br />
für Egon?<br />
Regine Eberlein<br />
„Die Olsenbande hebt ab“<br />
Deutsch-Sorbisches Volkstheater<br />
Bautzen<br />
noch bis 22.07.18<br />
www.theater-bautzen.de<br />
Tickethotline: 03591 - 584 225
DIE SCHON WIEDER …<br />
www.boulevardtheater.de<br />
20. + 21. <strong>Juli</strong> BEST OF! Teil 1 – 6 im Schnellwaschgang<br />
22. <strong>Juli</strong> Teil 1 der kultigen Märchenkomödie<br />
das große finale<br />
Letzte Chance – letzte Zusatzshows!<br />
7. – 9. September<br />
KARTEN 0351 – 26 35 35 26 · MATERNISTRASSE 17 · 01067 DRESDEN
www.theatercourier.de<br />
<strong>Juli</strong> & <strong>August</strong> <strong>2018</strong> | Seite 11<br />
THEATER<br />
Petra Scheunemann: Die starke Frau in der zweiten Reihe<br />
Die Leidenschaft fürs<br />
Leben und diesen Beruf<br />
stehen ihr ins Gesicht<br />
geschrieben<br />
Scheunemann? Noch nicht gehört, muss<br />
man sie kennen? – So geht es vielen, dabei<br />
ist Petra Scheunemann eine Institution,<br />
sie hat nicht nur die ostdeutsche, sondern<br />
auch die gesamtdeutsche und besonders<br />
die Dresdner Kulturszene nachhaltig geprägt<br />
und prägt sie noch. „Ich bin ein<br />
Bewegungsmonster“, gibt sie zu und will<br />
doch dieser Tage von der Unruhezeit im<br />
Boulevardtheater in den Ruhestand gehen:<br />
„Na ja, ein paar Projekte werden es<br />
wohl noch werden...“<br />
Ihr Leben in Kurzform: 1952 werden die<br />
eineiigen Zwillinge Petra und Rita in<br />
Chemnitz geboren und fortan geht alles<br />
nur gemeinsam – mit einer Ausnahme:<br />
Die Kleidung! „Unsere Mutter war Schneiderin<br />
und ein Schnitt für beide Kinder<br />
sehr günstig. Doch da waren wir uns so<br />
was von einig, das wollten wir nicht.“<br />
Durch ihre Mutter schnuppern sie zeitig<br />
Theaterluft, gehen ins Ballett und studieren<br />
sechs Jahre klassischen Gesang an der<br />
Hochschule für Musik in Dresden. Doch<br />
welches Theater braucht zwei Solistinnen<br />
im Sopran-Fach? Eine Trennung und ein<br />
Engagement an verschiedenen Theatern<br />
war also vorprogrammiert.<br />
Wer ist wer? Links Rita und rechts Petra Scheunemann – fotografiert von ihrem Bruder<br />
„Rückblickend muss ich sagen, dass die<br />
fünf Jahre am Halberstädter Volks-Theater<br />
die intensivsten meines Lebens waren,<br />
sowohl privat als auch beruflich“, sinniert<br />
Petra Scheunemann und dabei glänzen<br />
ihre hellen Augen. Damals verunglückt ihr<br />
Verlobter, auch ein Theatermann, kurz vor<br />
der Hochzeit tödlich. Nach Monaten auf<br />
der Intensivstation hilft ihr das zweite ich,<br />
ihre Zwillingsschwester Rita, wieder auf<br />
die Beine zu kommen. Sie verabschieden<br />
sich vom Theater, wechseln von der Soloin<br />
die Duo-Karriere und das Gesangsduo<br />
TWINS wurde geboren. Aus der E-Musik<br />
wurde die U-Musik. Es folgten fünf Jahre<br />
bei der Gesangsformation CANTUS mit<br />
spannenden Tourneen und tollen Stars,<br />
u.a. Bonny Tyler, Johnny Logan, Johnny<br />
© Scheunemann<br />
Cash. Sie fuhren mit der MS Europa von<br />
Westeuropa bis Afrika und wurden natürlich<br />
beide seekrank, doch alle Übelkeit war<br />
wie weggeblasen, sobald die Show begann.<br />
Die Wende erlebte sie in Stockholm – mit<br />
Tränen in den Augen. „Plötzlich konnten<br />
wir auch privat reisen wohin wir wollten“,<br />
und das tat sie dann auch mit ihrem Mann.<br />
Ab 1990 folgten fünf Jahre Arbeit in einem<br />
neuen Metier, in einer Agentur. Mit dem<br />
Fokus, das Panometer in Dresden-Reick<br />
fit zu machen und dort das Musical „Elisabeth“<br />
aufzuführen – aber daraus wurde ja<br />
bekanntlich nichts. Der Fond platzte... aus<br />
und vorbei. Sie lernte den Theatermann<br />
Schlesselmann kennen und er holte sie<br />
für sechs Jahre als Marketingchefin an die<br />
Komödie Dresden im WTC, bevor sie beide<br />
das „wechselbad der gefühle“ eröffneten.<br />
Sie leiteten es zwölf Jahre. „Viele Kontakte<br />
kann man knüpfen und pflegen, durch viel<br />
Charme und Empathie, aber es war nicht<br />
nur Zuckerschlecken“.<br />
Die neuen Macher des dann umbenannten<br />
Boulevardtheaters sicherten sich schnell<br />
die Kenntnisse und Kontakte der „Frau für<br />
alles“. Und so zieht Petra Scheunemann<br />
bis dieser Tage dort sehr effektiv die Fäden,<br />
als Frau in der zweiten Reihe.<br />
NACHGEFRAGT<br />
Können Sie noch singen?<br />
„Nein, das mute ich keinem mehr zu!“<br />
Haben Sie Macken?<br />
„Oh ja, ich gehe nie nur einen Schritt<br />
ungeschminkt aus dem Haus.“<br />
Gibt es Prinzipien?<br />
„Sobald ein Kleidungsstück kneift, ist<br />
Schluss mit Naschen.“<br />
Was machen Sie an Ihrem letzten Arbeitstag?<br />
„Mich offiziell von den Kollegen verabschieden,<br />
ins Auto setzen und zu meiner<br />
Schwester fahren.“<br />
Regine Eberlein<br />
Ein wenig KAFF und ganz viel KOSMOS machen die kulturelle Weltstadt Meißen aus<br />
Das Theater Meißen<br />
gibt sich in der Spielzeit<br />
<strong>2018</strong>/19 gewohnt vielseitig<br />
und weltgewandt<br />
Das ehemalige Gewandhaus auf dem Theaterplatz<br />
– wie sollte er auch anders heißen?<br />
– ist seit fast 170 Jahren ein Theater.<br />
Schon 1816 war in Meißen eine „Theatersocietät“<br />
verbrieft. Mit Hilfe dieses Vereins<br />
und kulturinteressierter Kaufleute schlug<br />
dann 1851 die Geburtsstunde des Meißners<br />
Theater Meissen<br />
Theaters im Gebäude des Gewandhauses,<br />
in welchem es sich noch heute befindet.<br />
Überhaupt war Meißen mit der Albrechtsburg<br />
als Sitz des Markgrafen, Burggrafen<br />
und Bischofs ein beliebtes Ziel von fahrenden<br />
Comödianten und Theaterleuten.<br />
Bis 1963 hatte die Einrichtung ein eigenes<br />
Ensemble, heute wird es als Gastspieltheater<br />
mit den Sparten Schauspiel, Musiktheater,<br />
Tanz/Ballett, Konzert, Junge<br />
Bühne, Theater Spezial und den jährlichen<br />
Burgfestspielen im Sommer betrieben. Die<br />
© Daniel Bahrmann<br />
Burgfestspiele finden im Sommer einen<br />
Monat lang auf der Albrechtsburg statt.<br />
Beim Theater Spezial ist besonders der<br />
einstündige Stadtspaziergang „Marthes<br />
Pfad“ nach Sabine Eberts Hebammensaga<br />
vom alten Handelsplatz – dem heutigen<br />
Theaterplatz – bis hinauf auf den Burgberg<br />
gefragt. Allerdings sind eine gute<br />
Konstitution und festes Schuhwerk Voraussetzung<br />
für die Teilnahme.<br />
Das Volkstheater hat 440 Plätze und bei den<br />
Burgfestspielen stehen 815 zur Verfügung.<br />
Das Interesse der Besucher an den kulturellen<br />
Angeboten ist groß: Denn bei fast<br />
28.000 Einwohnern in der Großen Kreisstadt<br />
und der nur 25 Kilometer entfernten<br />
Landeshauptstadt kamen in der vergangenen<br />
Saison weit über 32.000 Besucher zu<br />
43 angebotenen Veranstaltungen. „Der Hit<br />
der Spielzeitsaison war ,Das Geheimnis der<br />
Hebamme‘ von den Landesbühnen Sachsen.<br />
Kein Wunder, spielt doch das Schicksal<br />
von Marthe hier in der Gegend“, so Pressesprecherin<br />
Lydia Weber-Scholz. Und sie<br />
kündigt gleich das Highlight der kommenden<br />
Saison an: Die Premiere von „KAFF &<br />
KOSMOS – die Weltstadt Meißen in einer<br />
Show“. Der erste Teil wird am 30. November<br />
zu sehen sein, der zweite ist für den<br />
30. März 2019 vorgesehen. „Darin wird das<br />
ganze vielfältige Meißner Kulturleben<br />
präsentiert. Chöre, Tanzgruppen, Sportler,<br />
Musiker werden neben bekannten<br />
Künstlern auf der Bühne stehen. Die<br />
Show zeigt, wer aus Meißen in die große<br />
weite Welt gezogen oder von dort wieder<br />
nach Meißen gekommen ist. Ein wenig<br />
KAFF und ganz viel KOSMOS machen<br />
aus der Kreisstadt auf der Theaterbühne<br />
eine kulturelle Weltstadt!“<br />
Doch vorher ist am 15. September großer<br />
Spielzeiteröffnungsjahrmarkt „Menschen<br />
Puppen Sensationen!“ im Theater und auf<br />
dem Theaterplatz. Mit dabei sind Gaukler,<br />
Akrobaten, Musikanten, Wahrsager,<br />
Zauberer und Komödianten. Um 15 Uhr<br />
ist „Das Ampelmännchen“ von Janosch für<br />
Kinder ab vier Jahren zu sehen. Um 18 Uhr<br />
steht das Jahrmarktfest zu Kötzschenbroda<br />
nach Peter Hacks, aufgeführt von den<br />
Landesbühnen Sachsen, als Freiluftveranstaltung<br />
auf dem Theaterplatz an – sollte<br />
es das Wetter zulassen.<br />
Regine Eberlein<br />
Theater Meißen<br />
www.theater-meissen.de<br />
Tickethotline: 03521 - 41 55 11
Seite 12 | <strong>Juli</strong> & <strong>August</strong> <strong>2018</strong><br />
www.theatercourier.de<br />
AUSSTELLUNG<br />
12. Ostrale Biennale: Das Datum steht, der Ort ist noch unklar<br />
Kann die Kunststadt<br />
Dresden die größte<br />
sächsische Schau zeitgenössischer<br />
Künste<br />
halten?<br />
Auf der 2. OSTRALE 2008 entstand in einer<br />
Kunst-Installation von Andrea Hilger<br />
und Mike Salomon das Motiv „Roter<br />
Hirsch“, das inzwischen zum Symbol der<br />
Ausstellung wurde. Wenn in Dresden in<br />
den Sommermonaten rote Bänke mit Hirschen<br />
auftauchen, wissen die Dresdner<br />
Bescheid: Es ist wieder OSTRALE-Zeit auf<br />
dem ehemaligen Schlachthofgelände im<br />
Ostragehege!<br />
Die polnische Künstlerin Anka Lesniak stellte in Dresden und jetzt in Valetta/Malta aus<br />
Jahr für Jahr fanden die Arbeiten junger,<br />
noch nicht etablierter Künstler neben denen<br />
international anerkannter Künstler<br />
mehr Interesse beim Publikum. Waren es<br />
2007 noch 3.500 Besucher, wurde es 2009<br />
mit 11.000 zweistellig und im Vorjahr kamen<br />
beachtliche 30.000 Kunstinteressierte<br />
in die denkmalgeschützten, von Hans<br />
Erlwein entworfenen Futterställe, die<br />
Fettschmelze, das Kühlhaus, den Eselstall<br />
oder das Pförtnerhäuschen. Seit 2017 wurde<br />
die Ostrale zur Biennale. Dieses Jahr ist<br />
sie zu Gast in der europäischen Kulturhauptstadt<br />
auf Malta in Valletta. Ausgestellt<br />
werden dort bis 29. <strong>Juli</strong> zahlreiche<br />
sächsische und internationale Künstler,<br />
© Ostrale<br />
die in den Vorjahren auch auf der OSTRA-<br />
LE präsentiert worden waren.<br />
In Dresden pausiert sie erstmals: die zweite<br />
Biennale wird sich in der 12. OSTRALE<br />
vom 28. Juni bis 29. September 2019 dem<br />
Leitgedanken „ismus“ widmen. Direktorin<br />
Andrea Hilger erklärt: „Während gegenwärtig<br />
mit digitalem Wandel und Virtual<br />
Reality die Grenzen zwischen Realität<br />
und Fiktion zunehmend stärker verwischen,<br />
werden althergebrachte ,ismen‘<br />
wieder herangezogen, um unsere Werte<br />
und Weltsicht zu stützen, sie zu verteidigen<br />
und zu stabilisieren.“ (Anmerkung<br />
der Red.: Ismen werden oft als Dogmen,<br />
Kunstbegriffe oder Gesellschaftswerte –<br />
Dogmatismus, Realismus... eingesetzt).<br />
Dass das bisherige Domizil dringend saniert<br />
werden muss, war sowohl der Stadt<br />
als auch den Ostrale-Machern bekannt,<br />
und es wurde nach Auswegen gesucht.<br />
Trotz zeitiger Verhandlungen konnte man<br />
sich nicht einigen und es erfolgte die Kündigung<br />
der ursprünglich für Tiere erbauten<br />
Futterställe inklusive der Heuböden.<br />
Leider konnte bisher für die Biennale 2019<br />
kein geeigneter Interimsstandort von<br />
der Stadt angeboten werden. Nach einer<br />
Sanierung des Schweinedoms könnte sie<br />
sich dort einmieten, die bisher genutzten<br />
Futterställe stehen nicht mehr zur<br />
Verfügung. Das wäre flächenmäßig nicht<br />
machbar – bisher gab es rund 20.000<br />
Quadratmeter Ausstellungsfläche für alle<br />
künstlerischen Genres wie Malerei, Fotografie,<br />
Plastik, Installationen, Tanz, Performance,<br />
Sound-, Licht- und Videokunst.<br />
Die Messe Dresden bot für <strong>Juli</strong> und <strong>August</strong><br />
die Hallen 3 und 4 an. „Das ist für uns zu<br />
kurz“, schätzt Andrea Hilger ein, denn für<br />
Auf- und Abbau der Installationen wird<br />
ebenso viel Zeit benötigt. Also wohin mit<br />
dieser Einrichtung, die wesentlich zur<br />
Bewerbung von Dresden als Kulturhauptstadt<br />
Europas 2025 beitragen könnte?<br />
Dieser Tage hat sich die Stadt Chemnitz<br />
mit einem Angebot gemeldet, die sich übrigens<br />
neben Dresden auch für den Titel<br />
„Kulturhauptstadt Europas 2025“ bewerben<br />
will...<br />
Regine Eberlein<br />
Nachtrag: Im dieser Tage vorgestellten<br />
Haushaltentwurf 2019/20 ist kein Geld für<br />
die Sanierung der Futterställe eingeplant.<br />
OSTRALE –<br />
Biennale für zeitgenössische Kunst<br />
www.ostrale.de<br />
Infotelefon: 0351 - 6 53 37 63<br />
Robert-Sterl-Haus: Als würde der Künstler gleich weiter malen...<br />
Im sächsischen Naundorf<br />
lebte, arbeitete und<br />
starb einer der großen<br />
Impressionisten<br />
Der in Dresden geborene Robert Sterl<br />
(1867 bis 1932) war neben bekannten<br />
Malern wie Max Liebermann und Lovis<br />
Corinth einer der bedeutenden Vertreter<br />
des Impressionismus. Er studierte an der<br />
Akademie der Künste in Dresden, war als<br />
Landschaftsmaler, Porträtist, Illustrator<br />
tätig und betrieb eine Zeit lang eine private<br />
Malschule für Damen in Dresden. Nach<br />
vielen Reisen, vor allem in östliche Länder<br />
Atelier des Malers Robert Sterl<br />
und Kontakten zu bekannten Malern und<br />
vor allem Musikschaffenden kaufte er<br />
1919 ein Haus in Naundorf/Struppen in<br />
der Sächsischen Schweiz und lebte dort<br />
mit seiner Frau Helene (1873 bis 1950) bis<br />
zu seinem Tod. Gemäß ihrem Wunsch ist<br />
das Ehepaar im Garten beerdigt.<br />
Gut ausgeschildert vom Bahnhof Wehlen<br />
aus führt ein kurzer Weg zum Haus des<br />
Malers inmitten eines idyllischen Gartens.<br />
Man tritt ein... und hat das Gefühl, dass<br />
der Hausherr gleich fragen kommt, was<br />
man sehen möchte. Das Haus nennt sich<br />
zwar Museum, ist aber im eigentlichen<br />
Sinne keines, sondern zeigt, wie Helene<br />
© Jürgen Karpinski, Dresden<br />
und Robert Sterl dort ab den 20er Jahren<br />
gelebt und gearbeitet haben. Die kleineren<br />
Ölgemälde im Flur hat die Hausfrau selbst<br />
ausgesucht und angeordnet und im großen<br />
Wohnzimmer über dem Sofa blicken<br />
uns der Künstler und seine Frau an, daneben<br />
ist die vom befreundeten Bildhauer<br />
Karl Albiker abgenommene Totenmaske<br />
Sterls zu sehen. Hier hängt auch<br />
in kleiner Form eine Szene, die er in den<br />
Steinbrüchen an der Elbe skizzierte und<br />
in verschiedenen Formen immer wieder<br />
umsetzte: die Steinbrecher. Zeitlebens<br />
waren Menschen, Steinbrecher, Musikschaffende<br />
und alles rund um Russland<br />
seine bevorzugten Themen.<br />
Das (sehr) kleine Wohnzimmer mit seinem<br />
roten Samtsofa war der Rückzugsort seiner<br />
Frau, den sie mit ihren Lieblingsmotiven<br />
drapierte. Anrührend sind die vielen<br />
Kinderbilder, vor allem die „Klöppelschule<br />
in Jöhstadt“ – leider blieb die Ehe kinderlos.<br />
Der Ateliergang mit seiner Sitzecke<br />
und den vielen Bildern lud geradezu dazu<br />
ein, hier Besucher zu empfangen.<br />
Dann geht es schließlich ins nachträglich<br />
angebaute Atelier. So hat er also gearbeitet?<br />
Es gibt unfertige Bilder, so sein<br />
Selbstporträt, Staffeleien, Pinsel und Paletten<br />
liegen herum – der Meister kommt<br />
sicher gleich wieder herein...<br />
Zu diesem Gefühl trägt auch bei, dass<br />
dieser Ort nicht von Besuchern überlaufen<br />
wird. Obwohl man der neuen Leiterin<br />
Nora Arnold und dem Kreis der Freunde<br />
und Förderer des Robert-Sterl-Hauses<br />
e.V. viele Besucher für dieses Kleinod<br />
wünscht. Jener, seit 1978 bestehende<br />
Freundeskreis erwarb und schenkte im<br />
Vorjahr anlässlich des 150. Geburtstages<br />
des Malers das Bild „Steinbruchszene“,<br />
das jetzt im Atelier zu sehen ist. Auch „Die<br />
Kartoffelernte“ von 1920 fand so seinen<br />
Weg in die Sammlung. Neben auswärtigen<br />
Ausstellungen werden im Haus auch<br />
immer wieder Sonderschauen gestaltet.<br />
Noch bis zum 9. September ist „Von vorn<br />
gebraten und im Rücken ziehts“ – Robert<br />
Sterl in den Krupp-Werken 1918 zu sehen.<br />
Seit 1997 vergeben die Sammelstiftungen<br />
des Bezirkes Dresden und die Hochschule<br />
für Bildende Künste Dresden einmal<br />
im Jahr den Robert-Sterl-Preis für Meisterschüler<br />
der Hochschule für Bildende<br />
Künste Dresden.<br />
Regine Eberlein<br />
Robert-Sterl-Haus<br />
Naundorf<br />
noch bis 31.10.18<br />
www.robert-sterl-haus.de<br />
Tickethotline: 035020 - 70 216
Die SANDARTISTEN präsentieren<br />
SANDTHEATER DRESDEN<br />
23. + 24.07. · 01. – 18.08.<br />
Eine Liebeserklärung im Dresdner Elbtal<br />
Drei atemberaubende Shows mit detailverliebten Bildern in einem faszinierenden<br />
Zusammenspiel aus Licht und Schatten, Sandbildern und Musik.<br />
SANDTHEATER DRESDEN:<br />
MAX & MORITZ<br />
SANDTHEATER DRESDEN:<br />
ASCHENPUTTEL<br />
WWW.SANDTHEATER-DRESDEN.DE · TICKETS 0351 – 26 35 35 26
Seite 14 | <strong>Juli</strong> & <strong>August</strong> <strong>2018</strong><br />
www.theatercourier.de<br />
KINO<br />
The Happy Prince – die letzten drei Jahre im Leben des Oscar Wilde (1854-1900)<br />
Von einem Menschen,<br />
der alles will, sich aber<br />
selbst zerstört<br />
Den britischen Schauspieler Rupert Everett<br />
hat das Leben des irischen Schriftstellers<br />
Oscar Wilde schon immer magisch angezogen.<br />
Er schrieb das Drehbuch, führte Regie<br />
und übernahm die Hauptrolle. Everett ist<br />
ähnlich groß (Wilde war 1,91 Meter), war<br />
Sänger und ist ebenfalls homosexuell bzw.<br />
bisexuell. „Ich hatte bereits in Filmen über<br />
Oscar Wilde mitgewirkt, sie endeten alle<br />
mit seinem Gang ins Gefängnis. Ich dachte,<br />
es wäre eine gute Idee, einen Film zu<br />
machen, der dort beginnt.“<br />
1897 wurde der wegen Unzucht zu Zuchthaus<br />
und schwerer Zwangsarbeit verurteilte<br />
Schriftsteller zerbrochen entlassen.<br />
Stigmatisiert als Schwuler flüchtet er aus<br />
Oscar Wildes Grab in Paris auf dem Père<br />
Lachaise mit schützender Glashülle<br />
© Eberlein<br />
England nach Paris. Er wird auch dort erkannt,<br />
verachtet, trinkt, kann nicht mehr<br />
schreiben, schnorrt sich in miesen Spelunken<br />
durch und nimmt Stricher mit<br />
aufs Zimmer.<br />
Als echte Freunde sind ihm nur Reggie<br />
Turner (Colin Firth) und der ihn selbstlos,<br />
aber leider einseitig liebende Robbie<br />
Ross (sehr überzeugend: Edwin Thomas)<br />
geblieben. Beide warnen ihn vor seinem<br />
Liebhaber Lord Alfred Douglas, genannt<br />
Bosie, (hervorragend besetzt mit Colin<br />
Morgan), der ihn überredet, das süße Leben<br />
in Neapel zu genießen. Hier sieht der<br />
Zuschauer viel nacktes männliches Fleisch<br />
und hört derbe Worte. (FSK ab 12 Jahre ist<br />
angebracht).<br />
Doch der 16 Jahre jüngere Bosie verlässt<br />
nach kurzer Zeit den mittellosen Freund.<br />
Auch Wildes Ehefrau Constance (Emily<br />
Watson), mit der er zwei Söhne hat, entzieht<br />
ihm die finanzielle Unterstützung.<br />
Verschuldet, verachtet und todkrank liegt<br />
er in einem Hotelbett – und hat bei allem<br />
Elend noch lichte, künstlerische Momente,<br />
liebt das Leben, konsumiert Kokain,<br />
lässt sich Champagner bringen und erzählt<br />
zwei Jungen die Geschichte vom<br />
Prinzen, der das Leben feiert. Bis es ihn<br />
schließlich verlässt, mit 46 Jahren.<br />
Die zahlreichen Rückblenden – sie fallen<br />
Rupert Everett als Oscar Wilde<br />
immer sehr krass aus, wie z.B. seine Frau<br />
mit den Jungs Weihnachten feiert und<br />
Wilde sich zeitgleich mit Strichjungen<br />
amüsiert – sind oftmals zeitlich schlecht<br />
einzuordnen. Mal erlebt er die Zeit des<br />
großen Erfolges, dann wird er plötzlich<br />
als Gefangener auf dem Bahnhof von einer<br />
Menschenmenge angespuckt, mal ist<br />
er himmelhoch jauchzend, dann bestellt<br />
er ohne einen Penny zu haben, eine Runde<br />
Champagner.<br />
Sicher gehört das Wechseln der Zeitebene<br />
zur künstlerischen Freiheit, aber der<br />
Kinozuschauer hangelt sich von Szene<br />
zu Szene und müht sich, den roten Faden<br />
zu finden. Was bleibt, ist die Grundstimmung:<br />
Dieser geniale Mensch, der Werke<br />
© Constantin Verleih<br />
wie „Das Bildnis des Dorian Gray“ geschrieben<br />
hat, ist ein Zerrissener, der mit<br />
dem offenen Umgang seiner Veranlagung<br />
seiner Zeit um ein Jahrhundert voraus ist.<br />
„Heute könnte Oscar Wilde ohne Probleme<br />
einen Mann heiraten“, meint Rupert<br />
Everett. Im Abspann ist zu lesen, dass<br />
England erst 2017 den Schriftsteller im<br />
Zuge eines neuen Gesetzes rehabilitierte.<br />
Begraben wurde Wilde auf dem Pariser<br />
Friedhof Père Lachaise und weil Verehrer<br />
immer wieder den hellen Sandstein küssten,<br />
wurde 2011 eine schützende Glaswand<br />
um das Grabmal montiert – und es<br />
besteht absolutes Kussverbot.<br />
Regine Eberlein<br />
Über den „Besten Regisseur aller Zeiten“<br />
Das schwedische Ausnahmegenie<br />
bescherte<br />
uns Filme, die heute<br />
noch Kult sind<br />
Wer war der Mann, der 1997 in Cannes als<br />
„Bester Regisseur aller Zeiten“ ausgezeichnet<br />
wurde? Jetzt nahm sich ebenfalls eine<br />
Große in der Filmbranche, die deutsche<br />
Regisseurin Margarethe von Trotta, dieser<br />
Frage an und machte sich auf die Suche.<br />
Der Dokumentarfilm „Auf der Suche nach<br />
Ingmar Bergman“ zeigt das Vermächtnis<br />
eines Jahrhundertgenies, der genau zum<br />
Bundesstart am 14. <strong>Juli</strong> 100 Jahre alt geworden<br />
wäre. Der legendäre schwedische Drehbuchautor,<br />
Film- und Theaterregisseur<br />
schenkte dem Kinopublikum unter anderem<br />
Filme wie „Wilde Erdbeeren“, „Szenen<br />
einer Ehe“ und „Das siebente Siegel“, drehte<br />
aber auch Filme wie „Das Schweigen“, der<br />
in den 50er/60er Jahren als sexistischer<br />
Skandalfilm galt. Aus Ärger wegen einer<br />
unberechtigten Steuerhinterziehungsanklage<br />
in Schweden verlegte er sogar zeitweise<br />
seinen Wohnsitz nach Deutschland.<br />
Die deutsche Regisseurin Margarethe von<br />
Trotta nähert sich dem Leben und Schaffen<br />
Bergmans (1918-2007) dokumentarisch<br />
und diskutiert mit zeitgenössischen<br />
Filmemachern, mit seinen Kindern, aber<br />
auch Schauspielern wie Liv Ullmann oder<br />
Im Gespräch mit Bergmans ehemaliger<br />
Lebenskameradin Liv Ulmann © Börres Weiffenbach<br />
Gaby Dohm über den Ausnahmeregisseur.<br />
In dem 99 Minuten dauernden Film geht<br />
es auch um die Wechselwirkung zwischen<br />
von Trotta und Bergman: Nachdem sie sein<br />
Werk „Das siebente Siegel“ gesehen hatte,<br />
beschloss sie, selbst Regisseurin zu werden.<br />
Umgedreht sagte Bergman, dass ihm von<br />
Trottas „Die bleierne Zeit“ (gewann 1981<br />
in Venedig den Goldenen Löwen) unwahrscheinlich<br />
geprägt habe. Die Liste seiner<br />
Werke, besonders der Filme, ist ellenlang –<br />
er war ein sehr produktiver Mensch, auch<br />
im Privatleben. Er war fünfmal verheiratet<br />
und hat aus diesen Ehen sowie weiteren<br />
Beziehungen neun Kinder.<br />
„Auf der Suche nach Ingmar Bergman“<br />
Kinostart: 14. <strong>Juli</strong> <strong>2018</strong><br />
Länge: 99 Minuten
Seite 16 | <strong>Juli</strong> & <strong>August</strong> <strong>2018</strong><br />
www.theatercourier.de<br />
LEUTE, LEUTE<br />
GEWINNSPIEL<br />
KOLUMNE | Das letzte Wort hat ...<br />
Dramaturgin, Theaterwissenschaftlerin & Intendantin Felicitas Loewe<br />
„Die Olsenbande hebt ab“ heißt es beim<br />
diesjährigen 23. Bautzener Theatersommer<br />
im historischen Schlosshof der Ortenburg<br />
– machen Sie sich auf ein Erlebnis-Theaterstück<br />
gefasst! Wir verlosen<br />
2x2 Tickets für die Vorstellung am 20.<br />
<strong>Juli</strong> <strong>2018</strong>.<br />
© Miroslaw Nowotny<br />
MACHEN SIE MIT<br />
und senden Sie uns eine E-Mail mit<br />
dem Kennwort „Olsenbande“<br />
bis zum 11. <strong>Juli</strong> <strong>2018</strong> an:<br />
gewinnspiel@theatercourier.de<br />
MELDUNG<br />
Bewerbung um Titel zur<br />
Kulturhauptstadt Europas<br />
Die Stadt Zittau will sich mit der Dreiländerregion<br />
Oberlausitz ebenfalls um<br />
den Titel Kulturhauptstadt Europas 2025<br />
bewerben. Derzeit wird ein Konzept für<br />
die Bewerbung erstellt.<br />
Die Zittauer wollen vor allem mit den<br />
Nachbarn in Tschechien und Polen zusammenarbeiten<br />
und punkten. Zittau ist<br />
die dritte sächsische Stadt, die sich neben<br />
Dresden und Chemnitz um den Titel<br />
bewerben will.<br />
www.zittau.de<br />
Auf das Motto unserer<br />
nächsten Spielzeit –<br />
„Wollen wir mal reden!?“ –<br />
freue ich mich besonders.<br />
Dabei geht es nicht zwangsläufig darum,<br />
noch mehr zu reden. Denn das tun<br />
wir am Theater trotz des schwindenden<br />
Kampfgewichts klassischen Sprechtheaters<br />
ohnehin intensiv und fortwährend,<br />
auch abseits der Bühnen, wenn Inszenierungen<br />
entstehen, Angebote fürs Publikum<br />
entworfen werden und wir den<br />
kreativen Austausch jeglicher Art auf allen<br />
Ebenen suchen. Wir haben ja viel vor<br />
und sind als Kinder- und Jugendtheater<br />
naturgemäß besonders neugierig. Übrigens<br />
sind wir das zweitälteste und mit<br />
den drei Sparten Schauspiel, Puppentheater<br />
und Theaterakademie Deutschlands<br />
größtes Kinder- und Jugendtheater.<br />
Was wir mit unserem neuen Spielplan<br />
jedoch vielmehr untersuchen wollen,<br />
ist, wie man miteinander redet – den<br />
Dialog an sich. Also: Wer mit wem und<br />
© Dorit Günter<br />
warum und wie stellt man Kontakt her,<br />
wenn kein Interesse an einem Austausch<br />
besteht oder unterschiedliche<br />
Positionen festgefahren sind.<br />
Jede Chance für einen Dialog, die ergriffen<br />
wird, birgt erhebliches Potential.<br />
Neben den vielen ganz unterschiedlichen<br />
Geschichten und Perspektiven, die<br />
zu diesem Thema auf unseren Bühnen<br />
stattfinden, ist mir als Intendantin eines<br />
Kinder- und Jugendtheaters besonders<br />
wichtig, dass Kinder und Jugendliche in<br />
die Diskussionen, die uns Erwachsene bewegen,<br />
einbezogen werden. „Pssst, jetzt<br />
unterhalten sich die Erwachsenen“, heißt<br />
es oft. Mit jenen sprichwörtlichen Krümeln,<br />
die Pause haben, wenn der Kuchen<br />
spricht, suchen wir am tjg. die Augenhöhe<br />
und verschaffen ihnen obendrein<br />
besondere Möglichkeiten, sich selbst<br />
äußern zu können und Gehör zu finden.<br />
Im Übrigen stelle ich regelmäßig fest,<br />
dass die gerade unkonventionellen und<br />
zum Teil noch unverfestigten Meinungen<br />
und Ideen von Kindern nicht nur<br />
FELICITAS LOEWE (58)<br />
Die geborene Berlinerin studierte Theaterwissenschaften<br />
an der Humboldt-<br />
Universität und ging dann als Schauspieldramaturgin<br />
ans Stralsunder Theater.<br />
Es folgten die Volksbühne Berlin und das<br />
Carroussel-Theater an der Parkaue. 1999<br />
kam sie als Chefdramaturgin ans tjg.<br />
theater junge generation und übernahm<br />
2008 die Intendanz des Hauses. Dieser<br />
Vertrag wurde vom Dresdner Stadtrat<br />
einstimmig bis zum Jahr 2023 verlängert.<br />
Loewe gehört zur Dresdner Kulturszene,<br />
die sich für ein Konzept für die Bewerbung<br />
Dresdens als „Kulturhauptstadt<br />
Europas 2025“ stark gemacht hat.<br />
www.tjg-dresden.de<br />
für Alltägliches, sondern ebenso für Abstraktes<br />
ganz wunderbare Impulse zu<br />
liefern vermögen und sei es zumindest<br />
ein Gesprächsanlass zwischen bockigen<br />
Erwachsenen.<br />
In einer Welt, die Vielen gerade aus den<br />
Fugen scheint, droht dem gerade jetzt<br />
wichtigen Dialog ein Bedeutungsverlust.<br />
Schnelle, einfache Lösungen für komplizierte<br />
Zusammenhänge reizen mehr<br />
denn je. Doch wenn man über Nachhaltigkeit<br />
etwa von gesellschaftlichem Zusammenhalt<br />
nachdenkt, greift all das zu<br />
kurz – der Dialog macht den besseren<br />
Job. Nun sagen Sie womöglich: Der Dialog<br />
kommt aber bei weitem nicht so chic und<br />
spektakulär und erst recht nicht schnell<br />
daher. Dann sage ich: Auch dafür entwickeln<br />
Kinder und Jugendliche Rezepte,<br />
die uns staunen lassen. In diesem Sinne:<br />
Recht haben ist Silber, Reden ist Gold.<br />
Ihre Felicitas Loewe<br />
Intendantin<br />
tjg. theater junge generation<br />
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