airconnect Juni 2018
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BRANCHENINFO DER LUFT- UND RAUMFAHRTINDUSTRIE<br />
<strong>Juni</strong>. <strong>2018</strong><br />
• Airbus:<br />
Perspektiven statt<br />
Personalkahlschlag<br />
• Augsburg in der<br />
Zwickmühle<br />
• Jürgen Kerner:<br />
Zulieferer in der<br />
Luftfahrtindustrie<br />
• Betriebsratswahl:<br />
IG Metall gestärkt<br />
Die Beschäftigten von Goodrich protestieren dagegen, dass ihr „Mutterkonzern“ sie im Regen stehen lässt.<br />
ZULIEFERER GOODRICH CONTROL SYSTEMS IN NEUSS<br />
Schließung abwenden<br />
Zum 30. <strong>Juni</strong> 2019 verlieren rund 135 Arbeitnehmer*innen des Luftfahrtzulieferers Goodrich<br />
Control Systems in Neuss ihren Job. So will es der Mutterkonzern, die United Technologies Corporation<br />
(UTC), mit Sitz in der amerikanischen Stadt Charlotte. Interessenausgleich und Sozialplan<br />
sind zwar bereits unterschrieben. Aber Beschäftigte, Betriebsrat und IG Metall wollen nicht<br />
hinnehmen, dass das Werk geschlossen wird.<br />
Der US-Konzern nennt wirtschaft liche<br />
Gründe und will einen Teil der Fertigung<br />
nach England verlagern. In Neuss<br />
werden Teile u. a. für den Eurofighter<br />
und Tornado produziert. Hauptkunden<br />
sind Rolls Royce, die Bundeswehr und<br />
diverse zivile Airlines. Genug Aufträge<br />
sind vorhanden. Und die Kunden sind<br />
höchst zufrieden. Neuss ist das einzig<br />
zugelassene Werk für die hier gefertigten<br />
Kraftstoffregler, Kraftstoffpumpen und<br />
Abschaltventile. Ein solcher Zertifizierungsprozess<br />
dauert rund vier Jahre.<br />
WEG AUS DER KLEMME<br />
Wie will sich UTC aus dieser Klemme<br />
befreien? Von den Beschäftigten in<br />
Neuss wurde verlangt,<br />
• auf Vorrat zu produzieren, der in England<br />
dann auf Halde liegen soll und<br />
• englische Kollegen im deutschen<br />
Werk anzulernen.<br />
„Das lehnen wir ab. Wir bestehen darauf,<br />
auch künftig in Neuss produzieren zu<br />
können“, betont die Betriebsratsvorsitzende<br />
Gisela Kosaric. Wirtschaftliche<br />
Gründe könne es für das Aus des Werks<br />
nicht geben. „Ein vom Betriebsrat in<br />
Auftrag gegebenes Gutachten belegt,<br />
dass der Standort mindestens bis ins<br />
Jahr 2024 gut ausgelastet ist“, fasst Gisela<br />
Kosaric zusammen.<br />
► Fortsetzung auf Seite 2<br />
1
AIRBUS-KONZERNBETRIEBSRAT VERMISST VISIONEN DES MANAGEMENTS<br />
Perspektiven statt Personalkahlschlag<br />
Airbus will europaweit rund 3 700 Stellen streichen, weil die Produktionsraten beim A 380<br />
und A 400M erheblich reduziert werden müssen. Für fünf Standorte in Deutschland – Hamburg,<br />
Stade, Bremen, Augsburg und Donauwörth – wird seit März <strong>2018</strong> über einen Interessenausgleich<br />
und Sozialplan verhandelt. Der Konzernbetriebsrat erwartet vom Airbus-Management, diese Anpassungen<br />
mit Augenmaß durchzuführen.<br />
Standorten keine Mehrarbeit ge leistet<br />
werden.<br />
• Leiharbeitskräfte, die nach dem Ende<br />
der Tätigkeit bei Airbus von der Verleihfirma<br />
nicht mehr beschäftigt werden<br />
können, soll Airbus helfen, einen<br />
neuen Job zu finden.<br />
Für Stammbeschäftigte, deren Arbeitsplatz<br />
trotz aller Maßnahmen wegfällt,<br />
muss ein aktives Re-Deployment am<br />
Standort stattfinden bzw. eine alternative<br />
Stelle im Konzern gefunden werden.<br />
Holger Junge, Konzernbetriebsratsvorsitzender bei Airbus.<br />
„Für uns hat höchste Priorität, möglichst<br />
viele Stellen zu erhalten, unabhängig davon,<br />
ob sie von einem Leiharbeiter oder<br />
einem Stammbeschäftigten besetzt sind“,<br />
sagt der Konzernbetriebsratsvorsitzende<br />
Holger Junge. Die bereits geltenden<br />
Verträge zur Beschäftigungs sicherung<br />
in den verschiedenen betroffenen Unternehmen<br />
müssten eingehalten werden.<br />
Und Meinhard Geiken, Bezirksleiter<br />
IG Metall Küste, weist darauf hin, dass<br />
„der Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen<br />
durch den Zukunftstarifvertrag<br />
für die Airbus Operations GmbH-<br />
Standorte bis Ende 2020 gesichert ist“.<br />
Er müsse auch darüber hinaus gelten.<br />
NEUE ARBEITSPAKETE SCHNÜREN<br />
„Es wurde deutlich, dass die in der<br />
Sitzung Ende März <strong>2018</strong> von der Geschäftsführung<br />
gegenüber dem Konzernbetriebsrat<br />
genannten Planungen<br />
bis zum Jahr 2021 von einem ‚Worst-<br />
Case-Szenario’ ausgehen“, erläutert der<br />
Konzernbetriebsratsvorsitzende. Aus<br />
den bisherigen Informationen ließen<br />
sich auch nur erste Konsequenzen ableiten.<br />
„Aus unserer Sicht fehlen aber<br />
für die am stärksten betroffenen Standorte<br />
Bremen und Augsburg konkrete<br />
Maßnahmen, um die zu erwartenden<br />
Auslastungslücken dauerhaft zu schließen.“<br />
Die vom Konzern genannten Abbauzahlen<br />
werden von den örtlichen<br />
Betriebsräten und dem Management<br />
geprüft und diskutiert.<br />
Der Konzernbetriebsrat verlangt für<br />
die Standorte Bremen und Augsburg,<br />
zusammen mit der örtlichen IG Metall<br />
und der Politik Standortstrukturkonzepte<br />
zu erarbeiten. Er spricht sich dafür<br />
aus, zusätzliche Fremdvergaben – auch<br />
Verlagerungen zwischen den Airbus-<br />
Standorten – auszuschließen. Außerdem<br />
müssten fremdvergebene Aufträge<br />
wieder zurückgeholt und zusätzliche<br />
Arbeitspakete für die besonders betroffenen<br />
Standorte geschnürt werden.<br />
LEIHARBEITSKRÄFTE SCHÜTZEN<br />
Eine wichtige Rolle spielen im aktuellen<br />
Konflikt die Leiharbeitskräfte. Hierzu<br />
fordert der Konzernbetriebsrat:<br />
• In Zeiträumen, in denen Leiharbeitskräfte<br />
abgemeldet werden, darf an den<br />
ZUKUNFTSTHEMEN DISKUTIEREN<br />
„Wir wünschen uns, dass ein florierendes<br />
Unternehmen wie Airbus viel<br />
mehr Zukunftsthemen diskutiert statt<br />
über Personalabbau. Das Management<br />
muss gemeinsam mit uns Visionen entwickeln<br />
und neue Programme in den<br />
Blick nehmen. Die jetzige Situation darf<br />
nicht als Anlass genommen werden, um<br />
Tochterunternehmen zu verkaufen. Der<br />
Workshare-Anteil zwischen den Airbus-<br />
Partnerländern darf ebenfalls nicht in<br />
Frage gestellt werden. Unerlässlich dafür<br />
ist, an allen deutschen Standorten<br />
die Kompetenzen der Beschäftigten zu<br />
sichern und auszubauen“, betont Holger<br />
Junge. Der Konzernbetriebsrat sei<br />
zu einem zukunftsorientierten Dialog<br />
bereit. Die Politik müsse man auch in<br />
die Pflicht nehmen.<br />
► Fortsetzung von Seite 1<br />
„Der Erhalt des Standorts wäre in den<br />
nächsten Jahren profitabel“, ergänzt<br />
Ralf Keller, Gewerkschafts sekretär der<br />
IG Metall Düsseldorf-Neuss. Doch der<br />
Konzern bleibt bisher stur. „Wir fordern<br />
die Konzernverantwortlichen auf, ihre<br />
wirtschaftlich unsinnige Schließungsabsicht<br />
zurückzunehmen. Sie müssen in<br />
den Erhalt der Arbeitsplätze investieren<br />
statt Millionen für die Standortschließung<br />
auszugeben“, sagt Ralf Keller.<br />
2<br />
Brancheninfo der Luft- und Raumfahrtindustrie <strong>Juni</strong>• <strong>2018</strong>
TECHNOLOGIE-ZENTRUM (ZAL) KOOPERIERT MIT ZULIEFERERN<br />
Manufaktur will bei 4.0 landen<br />
Wie sieht das Flugzeug der Zukunft aus? Wie werden seine Einzelteile gefertigt und zusammengebaut?<br />
Das sind zwei Fragen, mit denen sich das Technologie-Zentrum für Angewandte<br />
Luftfahrtforschung (ZAL) in Hamburg-Finkenwerder intensiv beschäftigt. Zulieferer können<br />
sich daran aktiv beteiligen, um auch künftig kompetent mitfliegen zu können. Einige tun es<br />
bereits.<br />
Das ZAL verfügt über eigene Werkstätten<br />
und Labore. In Testgestellen<br />
können beispielsweise Rumpfsegmente<br />
jeder Größe bis zum größten Passagierflugzeug<br />
A380 eingespannt und<br />
untersucht werden. Es gibt eine spezielle<br />
Akustikkammer, um Rumpf- und Kabinengeräusche<br />
zu untersuchen.<br />
Eigene Werkstätten, Labore und Testgestelle im Technologie-Zentrum.<br />
In Hamburg-Finkenwerder hat Airbus<br />
rund 250 Forscher im ZAL angesiedelt.<br />
Bis zu 350 weitere Beschäftigte können<br />
Partner in dem neuen Gebäude unterbringen.<br />
Bisher sind unter anderem<br />
Lufthansa Technik, Diehl, PAG und<br />
DLR dabei. „Das ZAL ist nicht nur<br />
eine Forschungseinrichtung, an der<br />
Airbus beteiligt ist. Es soll die Themen<br />
Forschung und Entwicklung von Unternehmen<br />
und Institutionen entlang der<br />
Wertschöpfungs- und Produktionskette<br />
zusammenführen. Das ist weltweit in<br />
der Branche einzigartig“, erklärt Jens<br />
Gralfs, Leiter des Airbus R&T Plateaus<br />
und Vice President Research & Technology<br />
bei Airbus.<br />
Dem ZAL geht es vor allem um den<br />
Rumpf, inklusive Kabine, die Rumpf-<br />
Flügel-Verbindung sowie um die Brennstoffzelle<br />
und Klimasysteme. Natürlich<br />
wird der 3D-Druck berücksichtigt. „Ein<br />
wichtiges, aktuelles Projekt beschäftigt<br />
sich mit dem rechnergestützten Einbau<br />
der Flugzeugtüren, die absolut dicht sein<br />
müssen“, verrät Jens Gralfs.<br />
Mit Industrie 4.0 findet eine Revolution<br />
auf der Datenseite statt. Um wirklich erfolgreich<br />
zu sein, muss der Datentransfer<br />
in der gesamten Wertschöpfungskette<br />
durchgängig sein – von den Zulieferern<br />
bis hin zur Endmontage beim Hersteller,<br />
vom Engineering bis hin zur Fertigung.<br />
Für Jens Gralfs ist die Kooperation<br />
mit der IG Metall und den Betriebsräten<br />
Alltag. Jan-Marcus Hinz, Gesamtbetriebsratsvorsitzender<br />
von Airbus,<br />
steht auch im Kontakt mit seinen<br />
Kollegen von den Zuliefererbetrieben:<br />
„Wenn wir den Flugzeugbau industrialisierungsgerecht<br />
gestalten, also die<br />
Manufaktur überwinden wollen, geht<br />
das nur mit Guter Arbeit für die Beschäftigten<br />
beim Hersteller und den<br />
Zulieferern.“<br />
Das neue Gebäude, das der Stadt gehört,<br />
bietet 26 000 Quadratmeter Fläche,<br />
16 000 davon hat Airbus gemietet. Zum<br />
Gesellschafterkreis des ZAL gehören die<br />
Stadt Hamburg, Airbus und Lufthansa<br />
Technik sowie Luftfahrtzulieferer wie<br />
Diehl.<br />
Premium Aerotec Augsburg in der Zwickmühle<br />
Bei Premium Aerotec in Augsburg bangen<br />
die rund 550 Leiharbeitskräfte um<br />
ihren Job. Die ersten mussten bereits gehen.<br />
Aber damit nicht genug: „Es besteht<br />
die Gefahr, dass der Standort leer läuft“,<br />
sagt der IG Metall-Bevollmächtigte von<br />
Augsburg, Michael Leppek. Die rund<br />
3 700 Beschäftigten seien zunehmend<br />
verunsichert.<br />
Augsburg leidet besonders unter den ins<br />
Stocken geratenen Programmen für den<br />
A380 und den A400M (siehe auch Seite<br />
2). Zudem verlagert das Unternehmen<br />
Arbeit ins angeblich kostengünstigere<br />
Ausland.<br />
Bisher bemühen sich Betriebsrat und IG<br />
Metall vergeblich darum, dass Werk mit<br />
höherwertigeren Arbeitspaketen deutlich<br />
besser auszulasten. Um das zu erreichen,<br />
wären vor allem neue Programme<br />
erforderlich. Michael Leppek verlangt<br />
beispielsweise, „Augsburg stärker am<br />
enormen Hochlauf der Produktion der<br />
kleinen Airbus-Flugzeuge der A320-<br />
Familie angemessen zu beteiligen“. Eine<br />
weitere Forderung der IG Metall und<br />
ihrer Betriebsräte: Solange keine neuen<br />
Arbeitspakete von Airbus kommen,<br />
dürfen keine Produkte verlagert werden.<br />
Die Airbus-Konzernspitze treibt den<br />
Standort, von dem sie eine bessere Wirtschaftlichkeit<br />
verlangt, in eine Zwickmühle:<br />
Sie zieht einfachere Tätigkeiten<br />
ab und verweigert gleichzeitig neue<br />
anspruchsvollere Aufgaben.<br />
Die Stammarbeitsplätze sind vertraglich<br />
zumindest bis Ende 2020 noch<br />
abgesichert.<br />
3 Brancheninfo der Luft- und Raumfahrtindustrie <strong>Juni</strong> • <strong>2018</strong>
BETRIEBSRATSWAHLEN<br />
IG Metall gestärkt<br />
Die ersten Ergebnisse der Betriebsratswahlen<br />
zeigen, dass<br />
die IG Metall gestärkt worden<br />
ist.<br />
Besonders erfreuliche Nachrichten<br />
gibt es von OHB System in Bremen.<br />
Dort erreichte die Liste „IG Metall &<br />
Friends“ 59,3 Prozent der Stimmen. Die<br />
Demontage des damaligen Betriebsratsvorsitzenden<br />
Christian Wolff durch<br />
arbeitgebernahe Gremienkollegen war<br />
also nur ein Strohfeuer. Die Metallerinnen<br />
und Metaller konnten sich jetzt<br />
gegenüber gewerkschaftsfeindlichen<br />
Positionen klar durchsetzen, weil sie<br />
sich nicht haben provozieren lassen. Sie<br />
stellen von 13 Betriebsratsmitgliedern<br />
acht. Die Wahlbeteiligung stieg von 60<br />
auf 72 Prozent; sehr bemerkenswert<br />
für einen Betrieb, in dem überwiegend<br />
Ingenieure arbeiten. Bei MT Aerospace<br />
in Augsburg gehören zehn der elf Betriebsratsmitglieder<br />
der IG Metall an;<br />
erstmals fand eine Listenwahl statt.<br />
Eine sehr hohe Wahlbeteiligung von<br />
93 Prozent gab es bei Goodrich Control<br />
Systems in Neuss. Die Beschäftigten<br />
widersetzen sich dort den Plänen des<br />
Konzerns, ihr Werk zu schließen (siehe<br />
Seite 1). Alle 7 Betriebsratsmitglieder,<br />
die der IG Metall angehören, sind wiedergewählt<br />
worden.<br />
Sowohl bei den Elbe Flugzeugwerken<br />
in Dresden als auch bei Zodiac /Sell<br />
Termine<br />
Das nächste Teilbranchenseminar wird<br />
vom 20. bis 22. <strong>Juni</strong> <strong>2018</strong> in Günzburg<br />
stattfinden. Das Schwerpunktthema<br />
beschäftigt sich mit der „Arbeitszeit,<br />
die zum Leben passt“. Vorgesehen ist<br />
außerdem eine Betriebsbesichtigung<br />
bei Diehl Aviation in Laupheim.<br />
Die diesjährige Branchentagung wird in<br />
Bremen stattfinden, und zwar vom 11.<br />
bis 12. September <strong>2018</strong>. Im Vordergrund<br />
stehen Perspektiven und Visionen der<br />
Luft- und Raumfahrt sowie die mit der<br />
Industrie 4.0 verbundenen Herausforderungen<br />
für die Betriebsräte.<br />
gelang es der IG Metall, in Persönlichkeitswahlen<br />
100 Prozent der Sitze zu<br />
erreichen. Die Wahlbeteiligung war<br />
jeweils sehr hoch.<br />
Zwei weitere tolle Erfolge: Bei GKN in<br />
München fand erstmals eine Listenwahl<br />
statt. Die IG Metall erreichte zehn der<br />
elf Mandate. Alle 17 Mitglieder bei PFW<br />
Speyer stellt die IG Metall.<br />
Die von der IG Metall dominierte Liste 1<br />
bei Rolls Royce in Dahlewitz zieht mit<br />
14 von 23 Mitgliedern in den Betriebsrat<br />
ein. Am Standort Oberursel stellt die<br />
IG Metall 14 der 15 Betriebsratsmitglieder.<br />
Enttäuscht sind die Metaller*innen<br />
hier, dass die Wahlbeteiligung von 71<br />
auf 61 Prozent absackte. Ursachen und<br />
Konsequenzen stehen jetzt auf der Tagesordnung.<br />
STÄRKSTE KRAFT<br />
Bei Airbus Defence and Space in Manching<br />
stellt die IG Metall 23 der 31<br />
Mitglieder. Sie erreichte 74,2 Prozent der<br />
Stimmen und konnte damit die beiden<br />
neuen zusätzlichen Mandate gewinnen.<br />
Die IG Metall bleibt bei Airbus Operations<br />
in Hamburg mit 31 von 41 Sitzen<br />
die dominante Kraft, verlor aber ein<br />
Mandat.<br />
Impressum<br />
Herausgeber: IG Metall Vorstand,<br />
Jürgen Kerner (v.i.S.d.P.), Wilhelm-<br />
Leuschner-Straße 79, 60329 Frankfurt/Main<br />
Koordination: Frank Bergmann<br />
Redaktion: Ressort Koordination<br />
Branchenpolitik<br />
Fotos: Airbus, privat<br />
Text und Gestaltung: KP Wolf Kommunikation<br />
Auf ein Wort<br />
Die Situation der Zulieferer der Luftfahrtindustrie<br />
verlangt sowohl vom neuen<br />
Luft- und Raumfahrtkoordinator der<br />
Bundesregierung als auch von Airbus<br />
erhöhte Aufmerksamkeit. Jetzt gibt es<br />
Handlungsspielräume. Denn insgesamt<br />
geht es der Branche gut.<br />
Knapp 110 000 Menschen arbeiten in<br />
der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie<br />
– ein Rekordniveau. Flugzeugbauer<br />
und Zulieferer konnten 2017 ihren<br />
Umsatz um acht Prozent auf 29 Milliarden<br />
Euro steigern.<br />
In Europa dominiert Airbus den Markt.<br />
Die Zulieferer in Deutschland erhalten<br />
80 Prozent ihrer Aufträge von diesem<br />
Konzern. Sie sind extrem abhängig. Vor<br />
allem die Zulieferer für Rumpfteile, Tragflächen<br />
und Leitwerke spüren die mangelnde<br />
Nachfrage nach dem A380 und<br />
dem A400M deutlich. Höhere Raten im<br />
A320-Programm können das nicht ausgleichen.<br />
Der wirtschaftliche Erfolg von<br />
Airbus hängt auch von seinen Zulieferern<br />
und deren Qualität ab. Schon deshalb<br />
muss sich der Konzern verantwortungsvoll<br />
verhalten.<br />
Airbus darf die Risiken des Marktes<br />
nicht auf die Zulieferer abwälzen. Die<br />
künftige Entfaltung der Zuliefererlandschaft<br />
darf nicht durch heutige Marktzwänge<br />
gehemmt werden. Intelligente<br />
Branchenpolitik ist gefragt, um den<br />
Luftfahrtstandort Deutschland mit seinen<br />
hochqualifizierten Arbeitsplätzen<br />
weiterzuentwickeln. In den letzten Jahren<br />
wurde an Runden Tischen des Bundeswirtschaftsministeriums<br />
zur Luftfahrtindustrie<br />
die Basis geschaffen. Der<br />
neue Luftfahrtkoordinator kann daran<br />
anknüpfen und neue Akzente setzen.<br />
Kurzum: Die Bundesregierung und Airbus<br />
sind branchenpolitisch gefragt.●<br />
Jürgen Kerner, Hauptkassierer der IG Metall<br />
4<br />
Brancheninfo der Luft- und Raumfahrtindustrie <strong>Juni</strong> • <strong>2018</strong>