07-2018 OBERHAUSEN HEINZ MAGAZIN
HEINZ Magazin Juli 2018, Ausgabe für Duisburg, Oberhausen, Mülheim
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STADTPLAN | STORY<br />
Beschallte Stadt<br />
Kunst,die aufhorchen lässt Zwei Berliner Künstler,die in der Öffentlichkeit als„kunstgruppeGOTTLIEB<br />
Berlin“(KGGB) wahrgenommen werden wollen,haben sichdem urbanen Raum mit akustischenMitteln<br />
genähert. Ein Jahr lang durchstreiftensie als Klang-Sammler dasDortmunder Stadtgebiet. Diedaraus entstandenen<br />
Sound-Installationen werden ab dem 18. Juli beieinem 40-tägigen „Schallfest“inganz Dortmund<br />
zu hörensein. Außerdem will es dieGruppeins Guinness-Buch derRekorde schaffen.<br />
O<br />
beineFlugzeugturbine am Dortmunder Airport, die Südtribüne<br />
im Westfalenstadion oder eine indische Hochzeitszeremonie<br />
im Hombrucher Hindutempel, nichts war vor den<br />
Mikrofonen des Berliner Duos sicher. „Wir sind imletzten Jahr immer<br />
wieder regelrechtindie Stadt eingetaucht“,erzählt KGGB (Anm.<br />
d. Red.: Die Künstler von KGGB legen Wert darauf, inder Öffentlichkeit<br />
als Gruppe und nicht als Einzelpersonen in Erscheinung zu treten<br />
und werden daher nicht mit ihren individuellen Namen zitiert).<br />
Ab dem 18. Juli sollen die gesammelten Töne indie Freiheit entlassen<br />
werden. Dafür kapern die Künstler 40Tage lang öffentliche<br />
Lautsprecheranlagen, die zu verschiedenen Zeiten Teile des urbanenRaums<br />
–darunterZoo,U-Bahnhöfe, Hafen, Flughafenund Berswordt-Halle<br />
–mit je einerauf den Ortzugeschnittenen Komposition<br />
beschallen. „Für den Flughafen haben wir zum Beispiel eine leichte,<br />
nicht verdichtete Komposition erstellt, die aufs Verreisen einstimmen<br />
soll“,sagtKGGB.<br />
Das Material ihrer Streifzüge wurde von den Künstlern nicht digital<br />
verändert, sondernnur geschnitten,gekürzt und neuzusammengesetzt.<br />
Wergenau hinhört,kannalsobestimmte Geräuschewiedererkennen,<br />
wie etwa den Sound von Rolltreppen, U-Bahnen, Autos,<br />
Tieren, Kirchenglocken oder menschlichen Stimmen. Mit ihrem<br />
„Schallfest“ laden die Künstlerdazuein,den urbanenRaumund seinenRhythmusmal<br />
nur mit dem Gehörzuerfahren. In einigen Kompositionen<br />
wird das Element Wasser zum Thema: Das laute Platschen<br />
bei den Seelöwen im Zoo, der glucksende Gulli oder das Hafenbecken,<br />
„Wasser klingt überall anders“, sagt KGGB. Wie eine Glockesollendie<br />
Klänge diegesamte Stadt umschließen.Deshalb wurden<br />
die Spielorte so gewählt, dass sie in sämtlichen Himmelsrichtungen<br />
liegen.Die Künstler arbeiten beiihrem Projektmit einem organischen<br />
Modell von Stadt: Sie begreifen Stadt als pulsierenden<br />
Organismus, dessen Einzelelemente miteinander verbunden und<br />
vernetzt sind. Die U-Bahnen, als Bestandtteil der stadtumspannen-<br />
18| <strong>HEINZ</strong> |<strong>07</strong>.<strong>2018</strong>