BGQ tempi moderni / 2018
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
»Tempi Moderni«<br />
Zweimal Moderne – der Beginn des Barock um 16oo und das vergangene 2o. Jahrhundert<br />
stehen im Fokus dieser CD. Wir lassen die Aufbruchsstimmung dieser beiden Zeitenwenden<br />
lebendig werden. Es ist der Versuch eines Brückenschlages, bei dem sich die Musikstile weit<br />
entfernter Epochen begegnen, zueinander finden, sich gegenseitig durchdringen und so<br />
einen Kosmos spannender musikalischer Kontraste erschaffen.<br />
Henry Purcells Musik begleitet und fasziniert uns schon seit langem und so hat Stefan auch<br />
für diese CD wieder Musik des Orpheus Britannicus arrangiert. Die Stücke stammen aus »King<br />
Arthur«, einer sogenannten Semi-Opera, einer Mischung aus Schauspiel und Oper. Stellvertretend<br />
für Purcells moderne, überaus expressive Tonsprache mit ihren ungewöhnlichen harmonischen<br />
Wendungen steht sicherlich »What power art thou?«, die Frostarie, in der sich der Cold<br />
Genius [Eisgeist] durch den Ruf des Liebesgottes Cupido zitternd und widerstrebend aus dem<br />
Eis erhebt. Der Popkünstler und Countertenor Klaus Nomi machte in den 198oer Jahren seine<br />
eigenwillige Version dieses Stückes weltberühmt und selbst Sting versuchte sich an einer Interpretation.<br />
Wir bevorzugen die originale tiefe Lage und realisieren den Solopart auf einem Quintbass.<br />
Auf die Ouverture im französischen Stil [bemerkenswert in einer britischen Nationaloper!]<br />
folgt in unserer Auswahl »Fairest Isle«, eine schwärmerische, berührende Liebeserklärung an das<br />
Britische Inselreich. Die tänzerische »Chaconne« schließlich entfaltet sich über einem Ground<br />
Bass, einer stetig wiederholten, das ganze Stück durchziehenden Basslinie.<br />
Die Tonsprache des serbisch-amerikanischen Gitarristen und Komponisten Dusan Bogdanovic<br />
ist geprägt von klassischen und ethnischen Einflüssen, aber auch eine starke Affinität zum Jazz<br />
prägen viele seiner Werke. Diese ist unverkennbar auch in »Stirfry« vorhanden, das seinen Witz<br />
aus den metrischen Verschiebungen und spannungsvollen Leerstellen erhält. An den Drums<br />
improvisiert Alexander Hladek und sorgt so für einen noch intensiveren Jazz-Flavour. Dusan<br />
Bogdanovic: „Excellent ensemble playing with the groove and the brushes are a fine touch.“<br />
Stefan Hladek: „Mein Stück »Arpeggiata« ist eine Hommage an Johann Hieronymus Kapsberger.<br />
An seinem gleichnamigen Stück für den Chitarrone hat mich von Anfang an die unwiderstehliche<br />
Wirkung fasziniert, die er durch die Kombination einer eigentlich schlichten<br />
Idee – nämlich einfach Akkorde aneinanderzureihen und in einer gleichförmigen rhythmische<br />
Zerlegung auszubreiten – zu erzeugen imstande ist: Überraschende Harmoniewendungen und<br />
der stete, gleichförmige Wellenfluss der Arpeggien erzeugen ein Gefühl der Zeitlosigkeit und<br />
gleichzeitig eine Lebendigkeit und gewisse Dramatik.<br />
Ein Arpeggio ist ja im Grunde nichts anderes als eine akustische Welle, und wie im echten Meer<br />
gibt es in meiner Ausdeutung der Kapsbergerschen »Arpeggiata« [s.Abb. in der engl. Übersetzung]<br />
auch alle Sorten von Wellen: Man kann beim Hören in zarte wie große, langsame und reißend<br />
schnelle akustische Wirbel und Überlagerungen eintauchen, mitschwingen und sich darin<br />
treiben lassen. Auch wenn sich die Wellen ablösen, in- und auseinander laufen, überschlagen,<br />
verebben und wieder neu aufbranden, folgen doch alle einem gemeinsamen Pulsschlag und<br />
harmonisch-rhythmischen Sog.“