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Die Malteser-Zeitung 2/2018

Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.

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<strong>Die</strong><br />

MALTESER<br />

Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />

Ausgabe 2/<strong>2018</strong><br />

80. Großmeister: Fra` Giacomo Dalla<br />

Torre del Tempio die Sanguinetto<br />

Libanon: Karawane der Nächstenliebe<br />

„Gaudete et exsultate“


INHALT<br />

IMFOKUS<br />

04 Fra‘ Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto –<br />

80. Großmeister des <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens<br />

06 Lourdes <strong>2018</strong> – Ein Blick hinter die Kulissen<br />

09 160 Jahre Lourdes<br />

RUNDSCHAU<br />

12 Tiroler Ball<br />

13 Drogenprävention im Mittelpunkt der<br />

UNODC-Youth Initiative<br />

14 Drogenkonsum von Jugendlichen: eine wachsende<br />

globale Herausforderung<br />

VORBILDER<br />

17 Dr. Gerhart Feucht<br />

04 06<br />

RELIGIONAKTUELL<br />

18 Apostolisches Schreiben „Gaudete et exsultate“<br />

von Papst Franziskus<br />

LEBENSWERT<br />

21 Enabling around the world<br />

(Eine barrierefreie Welt schaffen)<br />

MALTESERORDEN<br />

24 Der neue Ordensbotschafter in Österreich<br />

MALTESERÖSTERREICH<br />

26 Berichte aus den Bundesländern:<br />

vielfältige Initiativen und <strong>Die</strong>nste<br />

KLOSTERKÜCHE<br />

42 Sommerrezepte<br />

17<br />

50<br />

27<br />

58<br />

MEDIZINAKTUELL<br />

45 Diabetes<br />

47 Mit der Kraft des Duftes<br />

MALTESERWELTWEIT<br />

49 60 Jahre humanitäre Hilfe<br />

50 Libanon: Karawane der Nächstenliebe<br />

55 Weltweite Hilfe für Menschen in Not<br />

TAGEBUCH<br />

58 36. Internationales MALTESER Sommerlager in<br />

Großbritannien <strong>2018</strong><br />

60 Schöner die Glocken bald klingen<br />

62 Ausgezeichnet<br />

64 Eine (fast) unendliche Geschichte<br />

65 Nekrolog<br />

66 Über das Leben hinaus wirken<br />

ÜBERBLICK<br />

67 Termine und Kontakte<br />

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ABSETZBAR<br />

2<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>


EDITORIAL<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

liebe Leserinnen und Leser,<br />

das Jahr <strong>2018</strong> steht ganz im Zeichen wichtiger Jubiläen und<br />

Ereignisse innerhalb des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens.<br />

Zum einen wurde am 2. Mai <strong>2018</strong> mit großer Mehrheit unser<br />

bisheriger Großmeister-Statthalter Fra‘ Giacomo Dalla Torre<br />

del Tempio di Saguinetto zum 80. Großmeister des Ordens<br />

gewählt. Zum anderen fand vom 4. bis zum 8. Mai zum 60.<br />

Mal unsere Kranken-Pilgerreise nach Lourdes statt. <strong>Die</strong>ses<br />

Jubiläum fällt mit einem weiteren zusammen: <strong>2018</strong> jähren sich<br />

zum 160. Mal die Erscheinungen der Gottesmutter Maria im<br />

berühmten französischen Wallfahrtsort Lourdes.<br />

<strong>Die</strong>se Ereignisse sind von symbolischer Tragweite für unseren<br />

Orden. <strong>Die</strong> Pilgerreise steht für Beständigkeit und Tradition<br />

sowohl im Glauben als auch in der Nächstenliebe. Gleichzeitig<br />

signalisiert der Amtsantritt des neuen Großmeisters eine<br />

Veränderung. Eine der wichtigsten Aufgaben von Großmeister<br />

Fra‘ Giacomo wird es sein, die vom Hl. Stuhl gewünschte und<br />

notwendige Reform der Verfassung und des Codex des Ordens<br />

durchzuführen. Der Reformprozess dazu wurde bereits 2017<br />

gestartet. Im Vordergrund steht nun die Stärkung des spirituellen<br />

Lebens des Ordens, um mehr und jüngere Profess-Mitglieder<br />

zu gewinnen.<br />

Möge der Herrgott unserem Großmeister seine Kraft und<br />

Unterstützung für sein Hohes Amt und seine verantwortungs-<br />

vollen Aufgaben geben. Unsere tatkräftige Unterstützung in<br />

Österreich ist ihm jedenfalls gewiss!<br />

Dass der erste offizielle Einsatz unseren neuen Großmeisters<br />

gerade nach Lourdes führte, ist kein Zufall. Er weiß um die<br />

Kraft des Gebetes an diesem Gnadenort und bat auch uns in<br />

Lourdes um das Gebet für ihn. Mehr als 7.000 Ordensmitglieder<br />

und Freiwillige aus aller Welt, die rund 1.500 kranken<br />

und behinderten Pilgern zur Seite standen, beteten mit ihm.<br />

Wir MALTESER aus Österreich waren rund 200 Pilger und<br />

konnten unter dem Motto „Meine Hilfe kommt vom Herrn“<br />

60 kranken, zum Teil schwerstbehinderten Menschen, die<br />

aufgrund ihres speziellen Betreuungsbedarfs nicht allein<br />

reisen können, einen Lebenstraum erfüllen. Ein aufrichtiges<br />

Vergelt’s Gott allen Helfern und auch den Spendern, die dies<br />

ermöglicht haben!<br />

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien und Freunden einen<br />

erholsamen Sommer.<br />

Norbert Salburg-Falkenstein<br />

Prokurator<br />

IMPRESSUM<br />

Medieninhaber: Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />

(<strong>Malteser</strong>orden), Großpriorat Österreich, 1010 Wien, Johannesg. 2,<br />

Telefon: 01/512 72 44, E-Mail: richard.steeb@malteser.at.<br />

Chefredaktion: Katharina Stögner<br />

Mitarbeiter bzw. Autoren dieser Ausgabe: Agathe Lauber-<br />

Gansterer, Anna Jakobljevich, Anzeka Koch, Ares Vafiadis, Christoph<br />

Wellner, Edith Holzer, Elisabeth Eder, Fra‘ Gottfried Kühnelt-<br />

Leddihn, Georg Male, Günter Flemmich, Katharina Kiecol, Lukas<br />

Krupitza, Lukas Ortner, Manuel Weinberger, Margarete Jurik, Miriel<br />

Rebitzer, Martin Morandell, Mesi Richter, Msgr. Erzpr. Mag. Franz<br />

Schlegl, Patricia Fiegl-Hacket, Patrick Schleich, Philipp Daron,<br />

Richard Mischak, Richard Steeb, Romeo Bissuti, Sofia Cordero,<br />

Sr. Dr. Margarteta An der Lan, Stefan Kronthaler, Susanne Pusarnig,<br />

Susanne Seper, Susanne Wick, Vania Silva Steixner<br />

Fotos: Alexander Scarimbolo, Anna Rauchenberger, Aromatime,<br />

Calin Piescu, Carina Karlovits/HBF, Daniel Trippolt/HBF, eds,<br />

Katharina Stögner, <strong>Malteser</strong> International, Marsilio, Martin<br />

Morandell, Nicusor Floroaica, Order of Malta, ORF/Pichlkostner,<br />

Peter Matic, ´ Pichler, Piermichele Borraccia, Pixabay, Robert Herbst,<br />

Sa-RRT, Südwest, Susanne Pusarnig, Nikolaus Stockert, Thomas<br />

Meyer<br />

Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige<br />

Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet.<br />

Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für<br />

beiderlei Geschlecht.<br />

Gestaltung: Karin Mayer-Fischer, werbeproduktion.at<br />

Druck: Druckerei Robitschek, Schlossgasse, 1050 Wien<br />

Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz: Berichterstattung über<br />

nationale und internationale Tätigkeiten des SMRO und seiner<br />

Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Meinung der<br />

Redaktion entsprechen. Redaktionsschluss: 25. Juni <strong>2018</strong><br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 3


IMFOKUS<br />

KRAFT UND SEGEN<br />

FÜR DAS NEUE AMT<br />

Am 2. Mai <strong>2018</strong> wurde Fra‘ Giacomo Dalla Torre del Tempio<br />

di Sanguinetto zum 80. Großmeister des Souveränen<br />

<strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens gewählt. Eine außergewöhnliche<br />

Persönlichkeit im Porträt.<br />

Von Katharina Stögner<br />

„Seine Hoheit und Eminenz, Fra’ Giacomo Dalla Torre<br />

del Tempio di Sanguinetto, der Fürst und Großmeister<br />

des Souveränen Ritter- und Hospitalordens des Heiligen<br />

Johannes von Jerusalem, genannt von Rhodos, genannt<br />

von Malta“: So lautet die volle Bezeichnung des neuen<br />

Großmeisters des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens.<br />

<strong>Die</strong> 54 Mitglieder des Großen Staatsrates, die am 2. Mai<br />

auf dem Aventin in Rom zusammengekommen waren,<br />

wählten mit überzeugender Mehrheit gleich im 1. Wahlgang<br />

den 73-jährigen, bisherigen Großmeister-Statthalter<br />

(Luogotenente) an diesem ersten Mittwoch im Mai<br />

zum neuen Leiter des Ordens auf Lebenszeit.<br />

Unmittelbar nach der Wahl wurde Papst Franziskus<br />

informiert und danach die Ordensgliederungen, Hilfswerke<br />

und diplomatischen Vertretungen des Ordens<br />

weltweit. Am Folgetag legte der neue Großmeister vor<br />

den Mitgliedern des Großen Staatsrates seinen Amtseid<br />

in die Hände des päpstlichen Sonderdelegaten für<br />

den Orden, Erzbischof Msgr. Angelo Becciu, ab. Danach<br />

– getreu dem Zeremoniell – übergab Großkomtur Bailli<br />

Fra’ Ludwig Hoffmann von Rumerstein die Collane des<br />

Großmeisters. Großkanzler Bailli Albrecht Freiherr von<br />

Boeselager erklärte den Großen Staatsrat für beendet,<br />

Erzbischof Becciu zelebrierte die Hl. Messe in der Kirche<br />

Santa Maria del Priorato und am Sitz des Ordens wurde<br />

die Flagge des Großmeisters aufgezogen.<br />

Belesen, kunstsinnig, konsequent<br />

Doch wer ist der neue, so ruhig und besonnen wirkende<br />

neue Amtsträger? Fra‘ Giacomo Dalla Torre wurde 1944<br />

in Rom geboren. Er entstammt einer Adelsfamilie aus<br />

Treviso und hat sich nach dem Studium der Literaturwissenschaften<br />

auf christliche Archäologie und Kunstgeschichte<br />

spezialisiert. Er war Professor für Altgriechisch<br />

an der Päpstlichen Universität Urbaniana in Rom<br />

und veröffentlichte als Chefbibliothekar und Archivar<br />

zahlreiche Abhandlungen über Kunst und Bibliographie.<br />

Seine Aufnahme in den <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden erfolgte<br />

1985. Acht Jahre später legte Fra‘ Giacomo die ewigen<br />

Gelübde ab und wurde Professritter. Als Großprior<br />

stand er von 1994 bis 1999 dem Großpriorat von Lombardei<br />

und Venetien vor und wurde 1999 Mitglied in der<br />

Ordensregierung (dem Souveränen Rat). Unter dem 78.<br />

Großmeister Fra‘ Andrew Bertie wurde der kunstsinnige<br />

Treviser im Jahr 2004 vom Generalkapitel zum Großkomtur<br />

des Ordens gewählt. 2009 wurde ihm schließlich<br />

das Großpriorat von Rom übertragen, im April 2017 folgte<br />

die Berufung ins Amt des Großmeister-Statthalters.<br />

4<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>


IMFOKUS<br />

Aufgabe auf Lebenszeit<br />

Nach der Verfassung des Ordens ist der Großmeister<br />

auf Lebenszeit gewählt. Er ist Souverän und religiöses<br />

Oberhaupt des Ordens. Gemeinsam mit dem Souveränen<br />

Rat erlässt er gesetzliche Regelungen, die nicht in<br />

der Verfassung enthalten sind, verkündet Regierungsakte<br />

und ratifiziert internationale Vereinbarungen.<br />

Eine der wichtigsten Aufgaben des neuen Großmeisters<br />

wird es sein, die Reform der Verfassung und des Codex<br />

des Ordens durchzuführen. Der Reformprozess wurde<br />

bereits 2017 gestartet. Im Vordergrund steht die Stärkung<br />

des spirituellen Lebens des Ordens, um mehr und<br />

jüngere Profess-Mitglieder zu gewinnen.<br />

Der erste offizielle Einsatz des neuen Großmeisters war<br />

der 60. internationale Wallfahrt des <strong>Malteser</strong>-Ritter-<br />

Ordens nach Lourdes, die von 4. bis 8. Mai stattfand.<br />

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DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 5


XXXXX<br />

LOURDES <strong>2018</strong><br />

EIN BLICK HINTER DIE KULISSEN<br />

Alle Jahre wieder pilgern MALTESER aus aller Welt am ersten Maiwochenende nach Lourdes, dem Gnadenort in den<br />

französischen Pyräneen, an dem die Gottesmutter 1858 dem kleinen Mädchen Bernadette Soubirous erschienen ist. Mit<br />

dabei sind auch die österreichischen MALTESER! Und dies – wenn man den Geschichten der älteren MALTESER unter uns<br />

lauscht, die schon in den „Lazarettwagons“ nach Lourdes gepilgert sind – seit Langem ...<br />

Von Mesi Richter<br />

Viele von uns kennen die beeindruckenden Bilder der<br />

Sakramentsprozession, der Lichterprozession, der Internationalen<br />

MALTESER-Messe oder der Grotte bei Nacht<br />

und die ergreifenden Bilder all der MALTESER, die auf<br />

der Lourdes-Wallfahrt Jahr für Jahr mit offenem Herzen<br />

und großer Hingabe unsere Herren Kranken betreuen.<br />

Unzählige Details müssen bedacht werden<br />

Aber was steckt hinter dieser Wallfahrt? Wer ist an der<br />

Planung und der Umsetzung beteiligt? Wie viel Aufwand<br />

ist dieses Unterfangen? Wer kümmert sich um die<br />

Decken? Wer denkt an die Blumen auf dem Tisch? Wie<br />

entstehen die zahllosen Listen? Was muss alles besorgt<br />

werden?<br />

Hinter der jährlichen Lourdes-Wallfahrt der österreichischen<br />

MALTESER steht eine große Gruppe an engagierten<br />

MALTESERN, die sich um alles kümmern: „Vom<br />

Flughafen bis zum Wetter – okay ich gebe zu, Letzteres<br />

können wir leider nicht wirklich planen“.<br />

Wir wollen in diesem Beitrag einen kleinen Blick hinter<br />

die Kulissen der Lourdes-Wallfahrt geben, um unseren<br />

Mitreisenden zu zeigen, was vor allem in den Wochen<br />

und Monaten der Vorbereitung passiert und auch Teil der<br />

Wallfahrt, Teil des Pilgerns nach Lourdes ist.<br />

<strong>Die</strong> Vorbereitung der Lourdes-Wallfahrt beginnt ... meist<br />

zu spät! Wie bei allen größeren Aufgaben fragen sich die<br />

Verantwortlichen am Ende immer, warum sie nicht dies<br />

oder das schon viel früher erledigt haben. Trotzdem geht<br />

es sich jedes Jahr aus, und eine wunderbare Wallfahrt findet<br />

statt.<br />

Bereits im Herbst starten die Vorbereitungen<br />

In der Tat werden die Eckpunkte der Wallfahrt im Herbst<br />

6<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>


IMFOKUS<br />

des Vorjahres fixiert. Das bedeutet, das Datum wird festgelegt,<br />

die Unterkunft wird reserviert, die Transportmittel<br />

werden reserviert und die Maximalanzahl der Teilnehmer<br />

wird bestimmt. Beim Datum und der Unterkunft<br />

gibt es keinen großen Spielraum, schließlich wollen wir<br />

als Teil der internationalen MALTESER-Wallfahrt am ersten<br />

Maiwochenende in Lourdes sein. Dadurch sind auch<br />

die meisten gut erreichbaren Hotels ausgebucht, und so<br />

steigen wir seit 35 Jahren im selben Hotel ab. Das Transportmittel,<br />

also die Frage, wie wir eigentlich nach Lourdes<br />

kommen, wirft dagegen schon viele Fragen auf, die<br />

entschieden werden müssen: „Zug oder Flugzeug“. Ist die<br />

Entscheidung für den Flug gefallen, dann gilt es, weitere<br />

Themen abzuklären.<br />

Ein ganz spezieller Flug<br />

Kommen wir gleich zum Flug: Für unseren gemeinsamen<br />

Flug nach Salzburg müssen zunächst alle Konditionen<br />

ausgehandelt werden. In das Flugzeug kommen dann ca.<br />

1,2 Tonnen Übergepäck in 30–40 Kisten (ein Albtraum<br />

für jede Fluggesellschaft!), die unser gesamtes Pflegematerial,<br />

Decken, Regenschutz, Reserverollstühle etc.<br />

enthalten. Hinzu kommen rund 50 Rollstühle und Rollatoren,<br />

das Reisegepäck von 189 Personen, die ihrerseits<br />

mit Sack und Pack in der Kabine Platz finden müssen.<br />

Das Boarding dauert aufgrund der Hilfestellung, die wir<br />

unseren Pilgern leisten müssen, die nicht selbständig einsteigen<br />

können, statt 30 Minuten eher 90 Minuten. Dazu<br />

gibt es einen eigenen sogenannten „Hebetrupp“, der Jahr<br />

für Jahr trotz steter Beteuerung des Flughafens, dass sie<br />

diese Arbeit übernehmen werden, im Nu übernimmt und<br />

mit viel Geschick, Erfahrung und vor allem Einfühlungsvermögen<br />

unsere gehbehinderten Pilger auf ihre Plätze<br />

bringt. Auch für das Flugpersonal ist der Flug etwas Besonderes<br />

– normalerweise laufen nicht so viele Menschen<br />

in altmodischer Schwesternuniform auf dem Gang herum,<br />

unterstützen ihre Nachbarn beim Essen und Trinken,<br />

wechseln im Notfall geschickt Windeln unter dem<br />

Sichtschutz eines MALTESER-Capes oder stimmen zum<br />

Abflug „Ubi caritas“ an ...<br />

Unsere Wallfahrt nach Lourdes ist vor allem deshalb etwas<br />

Besonderes, weil manche unserer Pilger besondere<br />

Betreuung benötigen. <strong>Die</strong>se ist möglich, da uns ein Team<br />

aus fünf Ärzten und Krankenschwestern begleitet und<br />

alle rund 70 MALTESER eine Pflegeausbildung und -auffrischung<br />

absolviert haben. Das für die Pflege benötigte<br />

Material wird im Vorfeld von unserem Lagerteam abgeklärt<br />

und entsprechend bestellt. Nur als Beispiel werden<br />

während einer Lourdes-Wallfahrt etwa 2.000 - 3.000 Paar<br />

Einmalhandschuhe, 300 Duschschürzen, 500 Strohhalme<br />

etc. verwendet. Auch für die Verköstigung zwischendurch<br />

sorgt das Lagerteam – die durchschnittliche Anzahl der<br />

gesnackten Butterkekse und Gummischlangen möchten<br />

wir hier nicht preisgeben.<br />

Komplexe Organisation, zahllose Listen<br />

Lourdes wirkt irgendwie nicht wie aus unserer Zeit – und<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 7


XXXXX<br />

das gilt auch für die Lourdes-Wallfahrt: lauter freundliche<br />

Gesichter, keine Handys (zumindest nicht im Heiligen<br />

Bezirk), wenig Stress. Aber ein modernes Feature ist<br />

in Lourdes unerlässlich: Excel! Ohne Werbung machen zu<br />

wollen, muss angemerkt werden, dass die Vorbereitung<br />

der Lourdes-Wallfahrt eine ungeahnte Zahl von Listen<br />

bedingt, die nur computerunterstützt verarbeitet werden<br />

können. Jeder Pilger wird hier erfasst, mit allen notwendigen<br />

Informationen vom Geburtsdatum (auch der wird<br />

in Lourdes gefeiert!) bis zum Zimmerwunsch. Mit Hilfe<br />

dieser Listen und einer großen Menge Post-its erfolgt<br />

auch die Einteilung jedes Pilgers in ein Team und in ein<br />

Zimmer – da wir alle Menschen sind und Fehler machen,<br />

aber dennoch möchten, dass sich alle wohl fühlen, gibt es<br />

eine Vielzahl von korrigierten und „finalen“ oder „finalfinalen“<br />

oder „final-final-finalen“ Listen. Nebenbei sei<br />

noch angemerkt, dass die Einsatzleitung doch auch nicht<br />

auf das moderne Feature des Handys verzichten kann –<br />

meinen Aufzeichnungen nach waren es während der fünf<br />

Tage Lourdes 189 Anrufe (SMS nicht mitgezählt) ...<br />

Besonderes Augenmerk wird bei unserer Lourdes-Wallfahrt<br />

immer auf die Musik gelegt, frei nach dem Motto<br />

„Wer singt, betet doppelt“! Auch die Einsatzleitung singt<br />

ebenso enthusiastisch, gemeinsam mit vielen kreativen<br />

und musikalischen MALTESERN. <strong>Die</strong> Leiter des Musikteams<br />

stecken im Vorfeld viele Nachmittage und Abende<br />

in die Auswahl der Lieder, ins Scannen der Noten und<br />

Texte, in die Korrektur des Pilgerbuchs und in Proben mit<br />

den zahlreichen Sängern und Instrumentalisten. Auch<br />

hier bereiten wir der Fluglinie immer viel „Freude“, wenn<br />

wir für das Handgepäck ein Keyboard, eine Geige, eine<br />

Trompete, eine Klarinette und mindestens fünf Gitarren<br />

anmelden.<br />

Der hohe Zeitaufwand rentiert sich<br />

Wie viele Stunden stecken nun schlussendlich in der Vorbereitung<br />

der Lourdes-Wallfahrt? <strong>Die</strong>se Zahlen sind nicht<br />

erfasst. Ich möchte nicht sagen, dass eine Hand nicht<br />

weiß, was die andere tut, aber in der Tat weiß die Einsatzleitung<br />

nur annähernd, wie viel Arbeit das Lagerteam in<br />

der Vorbereitung aufwendet, wie viel Zeit die Ärzte und<br />

Krankenschwestern in die Durchsicht der Atteste und die<br />

Abklärung etwaiger medizinischer Fragen investieren,<br />

wie viele Versionen der diversen Listen erstellt wurden,<br />

wie viele Briefe die Bereichsverantwortlichen verfasst,<br />

wie viele Anrufe sie getätigt und wie viele Fragen sie beantwortet<br />

haben, wie viele E-Mails mit der Fluglinie, dem<br />

Getränkeliefernaten und der zentralen Einsatzleitung<br />

des Ordens, dem Hotel und den einzelnen Pilgern ausgetauscht<br />

wurden und – nicht minder wichtig – wie viel<br />

Zeit das Priesterteam in die spirituelle Vorbereitung der<br />

Wallfahrt gesteckt hat.<br />

Und wieso funktioniert vor Ort alles so reibungslos? Tut<br />

es nicht! Aber das macht nichts! Wir versuchen es durch<br />

Flexibilität und Freude auszugleichen! Wir sind keine professionellen<br />

Reiseveranstalter, aber wir versuchen, durch<br />

diese Wallfahrt Freude zu schenken, Freude zu erfahren<br />

und uns und unsere Mitpilger zu stärken. Wenn uns das<br />

gelingt, sind die 1,2 Tonnen Übergepäck, etliche falsch gedruckte<br />

Schilder, die heiser gesungenen Hälse und die wehen<br />

Füße vergessen, und wir freuen uns auf die nächste<br />

Lourdes-Wallfahrt! Denn „nach Lourdes ist vor Lourdes“!<br />

8<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>


IMFOKUS<br />

160 JAHRE LOURDES,<br />

60 JAHRE MALTESER IN LOURDES.<br />

EIN ORT DER GNADE UND SEINE BEDEUTUNG FÜR UNS MALTESER.<br />

In diesem Jahr, in dem sich die Marienerscheinungen der Heiligen Bernadette Soubirous zum 160. Mal und die (inzwischen<br />

internationale) Wallfahrt der MALTESER mit kranken und behinderten Menschen zum 60. Mal jährt, ist eine gute<br />

Gelegenheit wieder einmal darüber nachzudenken, warum wir nach Lourdes fahren, was uns dazu bewegt und welch<br />

große Bedeutung der Ort auch für uns MALTESER, für unsere Berufung und unser Zeugnis als Christen hat. In einer Welt,<br />

die im Glauben schwach geworden ist, in der wir als religiöse Menschen immer wieder auf Unverständnis stoßen und<br />

sich Skepsis über unsere Beweggründe breit macht, ist diese Auseinandersetzung wichtig. Denn sonst laufen wir selbst<br />

Gefahr, eine Wallfahrt nach Lourdes einfach nur „abszupulen“.<br />

Von Manuel Weinberger<br />

Als Papst Johannes Paul II. 2004 nach Lourdes kam, sollte<br />

diese 104. Reise im Rahmen seines Pontifikates auch seine<br />

letzte sein. Gesundheitlich war er bereits stark angeschlagen<br />

und wollte noch einmal als „einfacher Pilger wie<br />

viele Kranke nach Lourdes“ kommen, wie die französische<br />

Bischofskonferenz verkündet hatte. Bei seiner Ankunft in<br />

der Grotte von Massabielle wurde er jubelnd empfangen,<br />

unter anderem von zahlreichen kranken Pilgern, an die<br />

sich Johannes Paul II. zuallererst wandte: „Ich bin mit<br />

euch, liebe Brüder und Schwestern, als ein Pilger bei der<br />

Jungfrau“, sagte der Papst in seinem Grußwort. „Ich mache<br />

eure Gebete und eure Hoffnungen zu den meinigen.<br />

Ich teile mit euch einen Lebensabschnitt, der von physischem<br />

Leiden geprägt ist, der aber nicht weniger fruchtbar<br />

ist“.<br />

In seiner Predigt sprach er über das Leben und erteilte allen<br />

Angriffen auf dieses eine eindeutige Absage: „An euch<br />

alle, Brüder und Schwestern, richte ich den dringlichen<br />

Appell, dass ihr alles in eurer Macht stehende tut, damit<br />

das Leben, das ganze Leben, von der Empfängnis bis zu<br />

seinem natürlichen Ende geachtet wird. Das Leben ist ein<br />

heiliges Geschenk, niemand darf sich zum Herrn darüber<br />

erheben.“<br />

<strong>Die</strong>ser Satz, die Bedeutung und der Wert des Lebens in<br />

all seinen Formen, all seinen Ausprägungen, ist nicht nur<br />

eine zentrale Botschaft des christlichen Glaubens, es ist<br />

vor allem auch einer der Gründe, nach Lourdes zu fahren.<br />

Philipp Freiherr von Boeselgaer, einer, wenn nicht der<br />

Initiator der MALTESER Krankenfahrten nach Lourdes,<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 9


IMFOKUS<br />

hat sich mit diesem Thema in seinem Vortrag vor der<br />

Deutschen Assoziation des Ordens im Jahr 1997 intensiv<br />

auseinandergesetzt. Und auch heute noch haben seine<br />

Worte, die wir als Grundlage für diese Betrachtung nehmen,<br />

nichts an ihrer Aktualität verloren. Freiherr von<br />

Boeselager wurde nach dem Krieg überredet, ein krankes<br />

Mädchen nach Lourdes zu begleiten und wurde Zeuge ihrer<br />

Heilung, von der das Mädchen dann bei der Rückfahrt<br />

im Zug von Waggon zu Waggon berichtete.<br />

Überzeugt sein von Dingen, die man nicht sieht<br />

In diesem Moment lernte er verstehen, weshalb die Wunder<br />

des Herrn so wenig bewirkt hatten und warum diese<br />

seltener geschehen, als sie geschehen könnten. Der Hebräerbrief<br />

umschreibt den Glauben als „Feststehen in<br />

dem, was man erhofft. Überzeugt sein von Dingen, die<br />

man nicht sieht“ (Hebr. 11.1) Wir Christen kennen alle<br />

die Wunder Gottes im Alten und im Neuen Testament.<br />

<strong>Die</strong> wenigsten von uns wurden aber selbst Zeugen eines<br />

solchen Wunders – „Überzeugt sein von Dingen, die man<br />

nicht sieht.“ Eine Herausforderung. Und obwohl wir nicht<br />

sehen, müssen wir uns als MALTESER in den <strong>Die</strong>nst des<br />

Herrn stellen. Christus hat gesagt: „Was ihr dem Geringsten<br />

meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“,<br />

deshalb nennen wir MALTESER die Kranken „unsere<br />

Herren.“ <strong>Die</strong>s ist nicht immer einfach – selbst wann man<br />

gerade in Lourdes, am <strong>Die</strong>nst an diesem Herren, tausendfach<br />

dafür beschenkt werden kann. Basis dafür, um diesen<br />

<strong>Die</strong>nst auch im richtigen Sinne verrichten zu können,<br />

ist aber der Glaube. Ohne diesen wird man sich kaum mit<br />

der geforderten Hingabe in den <strong>Die</strong>nst stellen. Und dieser<br />

Glaube ist, wie Boeselager sagt, kein sicherer Besitz,<br />

er ist immer wieder gefährdet. Er ist doppelt in Gefahr:<br />

einmal von innen und einmal von außen. Der Glaube<br />

kann lau werden, er kann langsam absterben, nichts<br />

mehr im Menschen bewegen, und dieses Absterben kann<br />

man beschleunigen durch mangelndes Gebet, durch ein<br />

nur mehr passives Leben im Orden, indem man sich an<br />

keinem Werk des Ordens mehr beteiligt, als passiver,<br />

weil eben nicht (mild)tätiger Christ. Ja, es kann soweit<br />

kommen, dass man zwar regelmäßig die Messe besucht,<br />

das Glaubensbekenntnis aber nur noch herunter leiert,<br />

dass es einem nichts abverlangt, da der Glaube ganz steril<br />

geworden ist. Dabei findet man sich selbst fabelhaft<br />

rechtgläubig, das heißt orthodox. Aber von einer Orthopraxis,<br />

von einem Leben aus dem Glauben in der täglichen<br />

Praxis, ist keine Rede mehr. Es ist dann nur noch<br />

ein kleiner Schritt bis zur Verleugnung des Glaubens in<br />

einem Gespräch, oder zu freiwilligen Glaubenszweifeln.<br />

Der Glaube, der im Menschen selbst nichts bewegt, kann<br />

weder verteidigt werden, noch andere überzeugen.<br />

Glauben wir denn, dass Wunder geschehen?<br />

Und gerade in Lourdes können wir durch unsere Tätigkeit<br />

(wieder) zu unserem Glauben finden und gestärkt aus<br />

einer Wallfahrt hervorgehen, wenn es darum geht, sich<br />

der Allmacht Gottes gewiss zu sein. Boeselager zitiert einen<br />

ehemaligen Chef der piscines, der Heilbäder für die<br />

Kranken: „Es wird oft davon geredet, dass in Lourdes so<br />

wenig Wunder geschehen. Glauben wir denn, dass sie geschehen<br />

könnten? Tun wir Gesunden hier Buße für die<br />

Genesung der Kranken?“ Wunder geschehen auch ohne<br />

die Fürbitte der Menschen. Aber wir können sie fördern<br />

und, was schlimmer ist, mit augenscheinlichem Unglauben<br />

verhindern.<br />

Lourdes ist ein Ort, der unseren Glauben wirklich fordert.<br />

Einen Glauben, der sich nicht auf das Beten des Credos<br />

beschränkt, sondern ein lebendiger Glaube ist, den<br />

allein ein personales Verhältnis zu Gott ermöglicht. Also<br />

ein Glaube, der erbittet und erhofft, dass der Kranke neben<br />

einem aufsteht. Ein Glaube, der dies für möglich, ja<br />

immer wieder und trotz allem für möglich hält.<br />

Wer aber neben dem Kranken ohne Hoffnung steht und<br />

ohne diesen Glauben neben ihm kniet, wenn der Herr<br />

10<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>


XXXX<br />

bei der Prozession vorübergeht, der sollte sich prüfen, ob<br />

er nach Lourdes fahren kann, ja darf. Oder, ob er durch<br />

seinen Unglauben ein Wunder verhindert. Es ist einer<br />

der Gründe, warum im MALTESER Hospitaldienst nur<br />

Christen aufgenommen werden können – weil christlicher<br />

Glauben und christliches Handeln die Basis all unseres<br />

Tuns sind. Wir MALTESER tragen dabei die volle<br />

Verantwortung für den Glauben und das Handeln unseres<br />

Teams. Wir müssen das dem Team verdeutlichen und<br />

gemeinsam mit dem Team um einen solchen Glauben beten.<br />

Sonst passt die Schriftstelle vielleicht auch auf uns:<br />

„Wegen ihres Unglaubens konnte er nicht heilen!“<br />

<strong>Die</strong> „tuitio fidei“, die Verteidigung des Glaubens, die ein<br />

Teil des Wahlspruchs des <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens ist, hat<br />

in unserer Zeit wenig mit dem Schwert zu tun, aber viel<br />

mit unserem eigenen Unglauben, unserer Gleichgültigkeit,<br />

unserer Arroganz und Ich-Bezogenheit, mit unserem<br />

toten Glauben, der nichts bewegt und nichts für möglich<br />

hält. Vielleicht haben wir manchmal sogar Angst, es könne<br />

uns ein Glaube erfassen, der etwas bewegen würde.<br />

Mut zu dienen<br />

<strong>Die</strong> zweite Ordensverpflichtung ist das das „obsequium<br />

pauperum“, der <strong>Die</strong>nst am Kranken, am Armen“. Und<br />

auch hier gilt: Selten lässt sich dieser Grundsatz so kraftvoll<br />

und freundvoll (er)leben, wie in der Gemeinschaft in<br />

Lourdes. Hier ist er wieder – der <strong>Die</strong>nst am Herren, in doppelter<br />

Bedeutung: Christus, unserem Herren, aber auch<br />

unserem Herren Kranken. Von MALTESERN erwarten<br />

wir nicht, dass sie die religiöse Zielsetzung einer Wallfahrt<br />

respektieren, nein, wir erwarten von jedem von uns, dass<br />

er aus religiöser Motivation handelt. Dass er Demut aufbringt<br />

– den Mut zu dienen. Denn gerade dieses handeln,<br />

der aktive <strong>Die</strong>nst am Herrn ist es, was den Orden und seine<br />

Werke seit Jahrhunderten ausmacht. Pius XII sagte in<br />

einer Ansprache an Mitglieder des Ordens im Jahr 1941:<br />

„Begnügt euch darum nicht bloß mit Eurer Freigebigkeit,<br />

die Kranken zu unterstützen. Nein, Ihr sollt sie lieben und<br />

ihnen als der ersten Gefolgschaft unseres gemeinsamen<br />

Königs in Ehrfurcht begegnen und dienen!“<br />

Der Wille, dieser Bitte des Hl. Vaters zu entsprechen,<br />

und die alte Ordenstradition und -regel der praktizierten<br />

Krankenpflege durch die MALTESER – selbst der Großmeister<br />

pflegte in Malta noch persönlich – führte die<br />

MALTESER nach Lourdes und war ein Gründungsgedanke<br />

für unsere jährlichen Krankenwallfahrten.<br />

Das Leben – ein heiliges Geschenk<br />

Und in Lourdes erfahren wir, um die Brücke zu den Worten<br />

Johannes Paul II. zu schließen, auch viel über die<br />

Bedeutung und den Wert des Lebens. Denn gerade dort<br />

kann sich niemand angesichts der vielen Kranken und<br />

Menschen mit Behinderung der Sinnfrage des Lebens<br />

entziehen. Mit großem Schrecken denkt man dann an<br />

diesem Ort, wo jeder trotz oder auch gerade wegen seiner<br />

Leiden, Gebrechen und Behinderungen willkommen ist,<br />

an die theoretisch und oft auch ohne Sachkenntnis geführten<br />

Diskussionen über den Wert des Lebens, das vermeintliche<br />

Recht, dieses zu beenden oder ein entstehendes<br />

Leben mit Behinderung erst gar nicht leben zu lassen.<br />

So kommt es Dank der vor Ort gemachten Erfahrungen<br />

in vielen Fällen wieder zu einer Wertschätzung des Lebens<br />

und einer Rückkehr zum Glauben, der in Lourdes so<br />

schnell, ja so deutlich spürbar wird. In Lourdes, diesem<br />

Ort der Stille, hat man Zeit. Auch Zeit zum Beten. Zeit,<br />

um für Gott da zu sein. Zeit, für unseren Herrn da zu<br />

sein. Für unsere beiden Herren: Gott und unseren Herren<br />

Kranken, die letztlich doch wieder nur einer sind, da wir<br />

in jedem Menschen, in ausnahmslos jedem menschlichen<br />

Leben, ein Ebenbild Gottes sehen.<br />

<strong>Die</strong> Bedeutung von Lourdes für uns MALTESER und unseren<br />

Glauben kann man wahrscheinlich gar nicht überschätzen.<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 11


RUNDSCHAU<br />

v.l.n.r.: Georg Eyrl (Komitee), Carol Eyrl und<br />

Hans-Christoph Hohenbühel<br />

(Delegation Südtirol)<br />

v.l.n.r.: Agnes Wackerle, Lukas Krupitza (Bereichsleiter MHDA Tirol), Georg Eyrl,<br />

Katharina Zepharovich, Oswald Wolkenstein, Fanny Hoffmann-Rumerstein,<br />

Felicitas Sarnthein, Dominica Vetter v.d. Lillie, Patricia Fiegl-Hacket,<br />

Fra‘ Ludwig Hoffmann-Rumerstein<br />

TIROLER BALL ZUGUNSTEN DER MALTESER<br />

Alle zwei Jahre findet der „Tiroler Gesellschaftsball“ statt. Ursprünglich hieß er „Kaiserjägerball“ und wurde vor rund<br />

85 Jahren von den Familien Chizzali und Spielmann ins Leben gerufen.<br />

Von Katharina Stögner<br />

Wir freuen uns gemeinsam mit Ihnen auf den diesjährigen<br />

„Tiroler Gesellschaftsball“. <strong>Die</strong>ser findet am 10. November<br />

<strong>2018</strong> im Kurhaus in Hall in Tirol statt. <strong>Die</strong> Idee<br />

dieses familiären Freundschaftsballs war von Anfang<br />

an so erfolgreich, dass er bald schon internationale Dimension<br />

erreichte. Der „Kaiserjägerball“ wurde zu einem<br />

„Gesellschaftsball“, der Tiroler Familien aus nah und fern<br />

- insgesamt rund 600 Gäste - zusammenbrachte. <strong>Die</strong>se<br />

Tradition gilt heute noch, nur dass der „Kaiserjägerball“<br />

aus Rücksicht auf den „Tiroler Kaiserjägerclub“ nicht<br />

mehr offiziell so heißt.<br />

Es ist den Organisatoren ein großes Anliegen, mit der<br />

gesellschaftlichen Idee auch eine caritative zu verbinden.<br />

Seit vielen Jahren wird der Reinerlös des Balls den<br />

MALTESERN für ihre vielfältigen sozialen Tätigkeiten<br />

gespendet. Im November 2016 konnte das Ballkomitee<br />

dem MALTESER Hospitaldienst Tirol und der Delegation<br />

Südtirol jeweils 6.000 Euro übergeben. Für die Erdbebenopfer<br />

in Italien wurden zusätzliche 5.000 Euro an MAL-<br />

TESER International überwiesen. Gleichzeitig konnte der<br />

MHDA-Tirol, der im Zuge des Balls die Tombola und den<br />

Würstelstand oganisierte, ebenfalls hilfreiche Spendengelder<br />

einnehmen.<br />

Für dieses wunderbare Engagement und diese Großzügigkeit<br />

möchten wir uns sehr herzlich bei den Ballveranstaltern<br />

bedanken!<br />

Nähere Infos: www.tiroler-gesellschaftsball.at<br />

12<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>


XXXX<br />

DROGENPRÄVENTION IM MITTELPUNKT DER<br />

UNODC-YOUTH INITIATIVE<br />

Von Lukas Ortner<br />

Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden, mit bald 1000 Jahren<br />

eine der ältesten humanitären Institutionen weltweit,<br />

wird die Zusammenarbeit mit dem UN-Büro für Drogenund<br />

Verbrechensbekämpfung (UNODC) in Wien ausweiten.<br />

Das erklärte der Ständige Beobachter des Ordens bei<br />

den Vereinten Nationen, Botschafter Günther A. Granser,<br />

auf der UNODC-Konferenz in der Wiener UNO-City, an der<br />

über 1500 Delegierte aus allen Kontinenten teilnahmen.<br />

Konkret will der Orden dazu beitragen, dass die seit sechs<br />

Jahren bestehende Jugendinitiative eine stärkere Stimme<br />

bei der UN-Commission on Narcotic Drugs (CND) erhält.<br />

Laut dem UNODC World Drug Report konsumieren über<br />

250 Mio. Menschen weltweit illegale Drogen, mit dramatischen<br />

gesundheitlichen und sozialen Konsequenzen für<br />

Familien und Kinder. Vor allem die rasante Zunahme von<br />

synthetischen Drogen bereitet den Experten dabei Sorgen.<br />

Rund 250.000 sterben jährlich an den direkten und indirekten<br />

Folgen des Drogenmissbrauchs. <strong>Die</strong> Kosten durch<br />

Drogenkriminalität und Behandlung von Drogensüchtigen<br />

belaufen sich auf über 700 Mrd. US-Dollar pro Jahr. Das<br />

ist auch der Grund, warum immer mehr Länder weltweit<br />

zur aktiven Bekämpfung von Drogenproduktion, Handel<br />

und Missbrauch aufrufen. Es sei eine globale Aufgabe, effiziente<br />

Präventionsmaßnahmen zu setzen, um Kinder und<br />

Jugendliche von gesundheitsgefährdenden Rausch- und<br />

Betäubungsmitteln fernzuhalten, erklärte Granser.<br />

Das Jugendforum der Youth Initiative initiiert Informations-<br />

und Aufklärungsmaßnahmen zur Drogen-<br />

prävention in ihren Heimatländern über individuelle<br />

Fördermaßnahmen, Informationskampagnen, Jugendveranstaltungen<br />

und Aktivitäten in den sozialen Netzwerken,<br />

um so jeden Tag Millionen Menschen zu erreichen.<br />

„Der Orden ist überzeugt, dass die Jugend das wertvollste<br />

Kapital für die Zukunft darstellt und somit Investitionen<br />

in die sichere und gesunde Entwicklung junger Menschen<br />

ein Beitrag zur nachhaltigen Zukunftssicherung für uns<br />

alle sind“, sagte Granser. Daher werde der <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />

alles daran setzen, die UNODC Youth Initiative<br />

in der CND zu fördern und ihre Weiterentwicklung zu unterstützen.<br />

So kann sie Entscheidungsträger für praktische<br />

Lösungen in der weltweiten Drogenproblematik erreichen.<br />

Über den Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />

Als internationales Völkerrechtssubjekt unterhält der Souveräne<br />

<strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden diplomatische Beziehungen<br />

zu 107 Staaten auf allen Kontinenten, zudem hat er permanenten<br />

Beobachterstatus bei allen UN-Organisationen<br />

und anderen internationalen Organisationen. Der Orden<br />

genießt hohe Reputation als neutrale und apolitische Institution<br />

und engagiert sich vor allem im Gesundheits- und<br />

Armutsbereich, insbesondere durch medizinische, soziale<br />

und humanitäre Projekte für Menschen in Not.<br />

Permant Mission of the Sovereign Order of Malta to<br />

the United Nations Vienna<br />

www.smomun.org und hwww.orderofmalta.int<br />

UNODC Vienna: www.unodc.org<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 13


RUNDSCHAU<br />

DROGENKONSUM VON JUGENDLICHEN:<br />

EINE WACHSENDE GLOBALE HERAUS-<br />

FORDERUNG<br />

Drogenkonsum ist weiterhin ein sehr ernst zu nehmendes, stetig wachsendes, soziales Phänomen, von dem insbesondere<br />

junge Bevölkerungsgruppen betroffen sind.<br />

Von Sofia Cordero<br />

<strong>Die</strong> Zahl der Jugendlichen-Drogenkonsumenten<br />

steigt stetig<br />

So schätzt die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen<br />

und Drogensucht (EMCDDA ) im Europäischen<br />

Drogenbericht 2017, dass in der Europäischen Union<br />

insgesamt 18,7 Millionen junge Erwachsene im Alter<br />

Abbildung 1: Schätzung der Menge des<br />

Kokainkonsums in der Europäischen Union im<br />

Jahr 2016 (in Millionen)<br />

3.5<br />

Kokain<br />

2.3<br />

Abbildung 2: Anteil des Kokainverbrauchs von<br />

jungen Erwachsenen in der Europäischen<br />

Union im Jahr 2016<br />

Kokain<br />

Verbraucherländern tätig sind, haben ihre Arbeitsweise<br />

schrittweise professionalisiert und weiterentwickelt.<br />

Neue Technologien, wie z.B. das Darknet, das auf Plattformen<br />

ähnliche Eigenschaften wie z.B. Amazon bietet,<br />

hat die Marktstruktur und Zugänglichkeit zu illegalen<br />

Substanzen vollständig verändert. Produkte und Lieferanten<br />

können gesucht, verglichen<br />

und bewertet werden. Wie<br />

von der EMCDDA festgestellt,<br />

sind die meisten Verkäufe auf<br />

den Darknet-Märkten drogenbezogen.<br />

Auch durch die Möglichkeit,<br />

Drogen in anonymer<br />

Distanz und großen Mengen<br />

kaufen zu können, spielt das<br />

Darknet eine wichtige Rolle im<br />

illegalen Drogenhandel und gewinnt<br />

weiter an Bedeutung.<br />

Quelle: EMCDDA 2017<br />

zwischen 15 und 34 Jahren im Jahr 2016 illegale Drogen<br />

konsumiert haben. Dabei stechen Cannabis, Kokain und<br />

MDMA als die am häufigsten erprobten Drogen heraus.<br />

Schätzungen für 2016 ergeben, dass etwa 3,5 Millionen<br />

erwachsene Personen in Europa im Alter von 15-64 Jahren<br />

Kokain konsumiert haben [s. Abb. 1]. Darunter waren<br />

etwa 2,3 Millionen junge Erwachsene (sohin 71%) im<br />

Alter von 15 bis 34 Jahren [s. Abb. 2].<br />

Wachsende illegale Onlinemärkte für den Drogenhandel<br />

Kriminelle Netzwerke, die in den Erzeuger-, Transit- und<br />

Solche Entwicklungen verändern<br />

die Landschaft des illega-<br />

Quelle: EMCDDA 2017<br />

len Drogenmarkts und das Risiko, dass Jugendliche dem<br />

Drogenkonsum ausgesetzt werden, steigt weiterhin an.<br />

Es hängt von den individuellen Entscheidungen der Jugendlichen<br />

ab, ob sie die verfügbaren illegalen Drogen<br />

ausprobieren oder nicht und ob sie illegale Drogen weiter<br />

konsumieren, sobald sie diese ausprobiert haben. Aufklärung<br />

ist hier also wichtiges Thema. Jugendliche müssen<br />

sich bewusst sein, wie sich ihre Entscheidungen über den<br />

Konsum illegaler Drogen auf ihre Gesundheit und Persönlichkeit<br />

auswirken und welchen Einfluss sie auf globale<br />

Themen wie Entwicklung, Frieden und Sicherheit haben.<br />

14<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>


RUNDSCHAU<br />

Durch wachsende Drogenmärkte steigt die Zahl<br />

der kriminellen Netzwerke<br />

<strong>Die</strong> im UNODC World Drug Report 2017 veröffentlichten<br />

Daten zeigen, dass der Anbau von Kokapflanzen im Zeitraum<br />

2013 bis 2015 um 30 Prozent zugenommen hat.<br />

Schätzungen zufolge haben internationale organisierte<br />

kriminelle Organisationen im Jahr 2014 bis zu einem<br />

Drittel ihrer Einnahmen aus Drogenverkäufen erzielt<br />

und 2017 waren unter den etwa 5000 aktiven Gruppen<br />

der grenzüberschreitenden organisierten Kriminalität in<br />

der EU, ein Drittel am illegalen Drogenhandel beteiligt.<br />

<strong>Die</strong> Einnahmen durch den Drogenhandel eröffnen Möglichkeiten<br />

für transnationale organisierte Kriminalität,<br />

ihre Tätigkeit weiterzuführen und global auszuweiten.<br />

Der Drogenhandel gefährdet die Stabilität der betroffenen<br />

Länder, was besonders in Lateinamerika, Mittelamerika,<br />

der Karibik und Afrika zu beobachten ist. Das<br />

Africa Centre for Strategic Studies (ACSS) berichtet,<br />

dass Westafrika bis heute viele der Bedingungen aufrecht<br />

hält, die drogenbedingte Gewalt und Konflikte in<br />

Lateinamerika und der Karibik ermöglichten. Kokain,<br />

das über Westafrika nach Europa eingeschleust wird,<br />

gilt als sehr wesentlicher Einflussfaktor für die vorherrschende<br />

Instabilität in den westafrikanischen Staaten<br />

und der Sahelzone. Unabhängigen Berichten zufolge finanzieren<br />

terroristische Gruppen, die in der Sahelzone<br />

leben, wie AQMI, Ansar Dine, MUJAO und Boko Haram,<br />

ihre kriminellen und terroristischen Aktivitäten zunehmend<br />

durch den Handel mit illegalen Gütern, insbesondere<br />

Drogen.<br />

Der illegale Drogenhandel stellt nicht nur eine Gefahr<br />

für die Rechtsstaatlichkeit, sondern auch eine Bedrohung<br />

für die Einhaltung der Menschenrechte dar, die<br />

sich auf gefährdete Gruppen wie Kinder und Jugendliche<br />

auswirkt. Ein diesbezüglich besonders kritischer<br />

Punkt ist die Rekrutierung von jungen Menschen durch<br />

organisierte kriminelle Gruppen, Drogenkartelle und<br />

Banden. Sie werden angeworben, um Straftaten wie Drogenschmuggel<br />

zu begehen, und werden im Umfeld dieser<br />

Gruppen erzogen. Somit bleiben sie häufig langfristig<br />

dem Organisierten Verbrechen treu.<br />

Aktionsplan zur Aufklärung der Jugendlichen um<br />

den Drogenkonsum, die Geldwäsche und Korruption<br />

einzudämmen<br />

<strong>Die</strong> angeführten Zahlen und Berichte zeigen, dass wir<br />

mit einem sich rasch verändernden globalisierten Drogenmarkt<br />

konfrontiert sind, der sich weit über nationale<br />

Grenzen hin auswirkt. Der Konsum illegaler Drogen fördert<br />

Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung, weit verbreitete<br />

Korruption und die Aushöhlung staatlicher Institutionen.<br />

Aus diesen Gründen sollten die Antworten im<br />

Einklang mit den Sustainable Development Goals stehen<br />

und sich auf einen Aktionsplan konzentrieren, der Jugendlichen<br />

die geeigneten Instrumente und Informationen<br />

für derartig wichtige Entscheidungen in Bezug auf<br />

ihr Leben und ihre Zukunft bietet.<br />

Quellen:<br />

Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht<br />

(EMCDDA): Europäischer Drogenbericht 2017.<br />

United Nations of Drugs and Crime (UNODC): World Drug<br />

Report 2017.<br />

The Africa Centre for Strategic Studies (ACSS) Cocaine and<br />

Instability in Africa: Lessons from Latin America and the<br />

Caribbean - Davin O’Regan.<br />

Autor: Sofia Cordero, Consultant – United Nations Office on<br />

Drugs and Crime (UNODC)- CRIMJUST Global Programme<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 15


RUNDSCHAU<br />

Ausgezeichnete Weine von Lenz Moser<br />

aus dem Schlossweingut des<br />

Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens<br />

<strong>Die</strong> Marktgemeinde Mailberg liegt etwa<br />

60 Kilometer nordwestlich von Wien, im<br />

westlichen Weinviertel. Erstmals 1055 urkundlich erwähnt,<br />

führt seine Geschichte jedoch weit länger zurück, bereits<br />

die Quaden sollen hier zu Beginn des ersten Jahrtausends<br />

Weinstöcke gepflanzt und Trauben geerntet haben.<br />

Seit 1146 ist Schloss Mailberg im ständigen Besitz des<br />

Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens und ist deren ältester<br />

Besitz weltweit. Heute ist die Kommende Mailberg eine<br />

freie selbstständige Wirtschaftseinheit. Rund 250 Hektar<br />

Ackerbau werden hier biologisch betrieben, weiters gehören<br />

noch 400 Hektar Wald und 50 Hektar Weingärten dazu.<br />

Das Schlossweingut des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />

wird seit dem Jahre 1969 von der Weinkellerei Lenz Moser,<br />

mit Sitz in Rohrendorf bei Krems, bewirtschaftet.<br />

Ing. Norbert Gutmayer, seit Juli 1998 im Weingut beschäftigt,<br />

ist als Gutsverwalter für das 50 Hektar große Weingut<br />

verantwortlich. Neben den einzigartigen klimatischen Bedingungen<br />

gründen sich die Erfolge vor allem auch auf die<br />

sorgfältige Bewirtschaftung. Es gilt Güte vor Menge, daher<br />

werden die Hektarerträge bewusst niedrig gehalten, um<br />

eine hohe natürliche Extraktkonzentration zu erhalten.<br />

In der Kessellage von „Mailberg Valley“ findet der junge<br />

Önologe perfekte Bedingungen für fruchtig-frische Weißund<br />

Rotweine sowie mächtige Rotweine vor. Seine Überzeugung:<br />

Drei DIE Viertel MALTESER der Weinqualität 2/<strong>2018</strong> entstehen im Weingarten,<br />

zur Optimierung des Restes ist die menschliche<br />

Komponente im Keller essentiell. <strong>Die</strong> Symbiose von Fachwissen,<br />

Tradition und Liebe zum Wein lässt außergewöhnliche<br />

Weine entstehen.<br />

Angeboten werden: <strong>Malteser</strong> Brut Sekt, Weinviertel DAC<br />

Grüner Veltliner, Grüner Veltliner Ried Hundschupfen,<br />

Chardonnay, Blauer Zweigelt, Merlot sowie die Kommende<br />

Mailberg (eine Cuvée von Cabernet Sauvignon und<br />

Merlot). Alle Weine und der Sekt sind trocken ausgebaut<br />

und nur in limitierter Menge erhältlich.<br />

<strong>Die</strong> hohe Qualität wird durch ihre Vielzahl an Prämierungen<br />

und Auszeichnungen durch Weinjuroren bei nationalen<br />

und internationalen Weinverkostungen belegt.<br />

<strong>Die</strong> Weine des Schlossweingutes stehen ganzjährig in der<br />

Vinothek des Schlosshotels Mailberg zur Weinverkostung<br />

bereit und können hier zu Ab-Hof-Preisen erworben werden.<br />

Weitere Informationen: www.schlosshotel-mailberg.at.<br />

<strong>Die</strong> Weine sind auch erhältlich in den<br />

Onlineshops: www.weinshop-mailberg.at<br />

und www.lenzmoser.at.<br />

Bezahlte Anzeige<br />

16<br />

Kontakt: Weinkellerei Lenz Moser AG<br />

Lenz Moser Straße 1, 3495 Rohrendorf bei Krems<br />

Telefon +43 2732 85541<br />

office@lenzmoser.at, www.lenzmoser.at


VORBILDER<br />

DIE KUNST DES ERZÄHLENS<br />

Kaum jemand kann Geschichten so erzählen wie er. Kaum jemand weiß so<br />

viel über unseren Orden und seine Werke wie er: MR Dr. Gerhart Feucht,<br />

Archivar der Bibliothek des Großpriorats.<br />

Von Richard Mischak<br />

„Es war im Jahr 1977, als mein Sohn Martin mich fragte:<br />

‚Wir haben keinen Arzt für den Sonnenzug, kannst Du einspringen?‘“,<br />

erinnert sich Gerhart Feucht an seinen ersten<br />

<strong>Die</strong>nst für die MALTESER. Kurz danach entschloss er sich,<br />

die Stelle des leitenden Arztes anzunehmen. So wurde der<br />

Mediziner in den Hospitaldienst aufgenommen und für die<br />

Papstbesuche 1983 und 1988 sogar zum Chefarzt bestellt.<br />

Unter seiner Ägide entstand die erste Ärztegruppe, wurde<br />

eine einheitliche Ausbildungsordnung erstellt und auch<br />

eine Regelung für den Katastropheneinsatz.<br />

Gut vernetzt mit den befreundeten Rettungsorganisationen<br />

begründete er auch ein Sanitätsmuseum in Wien.<br />

<strong>Die</strong> entsprechenden Ausstellungsgegenstände vom Roten<br />

Kreuz, dem Arbeiter Samariter Bund und von den Johannitern<br />

waren rasch zusammengetragen. Räumlichkeiten<br />

wurden gefunden, und in kurzer Zeit waren Objekte zusammengestellt,<br />

die einen guten Überblick über die Entwicklung<br />

des Sanitätswesens in Österreich gaben. Leider<br />

wurde das Museum, dass 1994 eröffnet wurde, nach 2<br />

Jahren nicht mehr fortgeführt und die Schaustücke verschwanden<br />

wieder in den Archiven.<br />

Für die MALTESER Jahrzehnte als Arzt in Wien tätig, half<br />

er immer mit, wo Not am Mann war, sei es bei Pilgerzügen,<br />

in der Ärzte-Ordination oder bei Ausflügen mit unseren<br />

Betreuten. Für viele junge Mitglieder ein Vorbild, versah er<br />

doch z. B. regelmäßig am 24. Dezember <strong>Die</strong>nst.<br />

Von 2005-2007 arbeitete Gerhart Feucht bei der <strong>Zeitung</strong><br />

des Bereiches Wien, Kleines <strong>Malteser</strong>kreuz genannt, mit,<br />

organisierte den Versand und schrieb Artikel. Nach seinem<br />

70. Geburtstag und über 40 <strong>Die</strong>nstjahren als MALTESER<br />

schied Dr. Feucht aus dem aktiven Ärztedienst aus.<br />

Wertvolle Erinnerungen<br />

Schon immer historisch interessiert, übernahm er bald<br />

die Betreuung der Bibliothek des Großpriorats und wurde<br />

schließlich der Archivar des Ordens. Auf Grund seiner<br />

langen <strong>Die</strong>nsterfahrung, seines großen Fachwissens und<br />

seiner Kompetenz sowie durch das Studium der wichtigsten<br />

Bücher und Werke über den Orden, gibt es wohl keine<br />

Frage aus der Historie, zu der er nicht etwas beisteuern<br />

kann. Es ist eine Freude, ihm zuzuhören. Jede Frage wird<br />

mit zahlreichen interessanten Begebenheiten erklärt und<br />

detailliert beantwortet.<br />

<strong>Die</strong> Stunden mit Dr. Feucht sind höchst bereichernd.<br />

Sein Wissen und seine Erinnerungen sind einzigartig.<br />

Zu jedem Thema kann er Quellen – sei es ein Buch, eine<br />

Urkunde, ein Artikel – benennen und im Archiv auffinden,<br />

kennt die handelnden Personen, weiß über ihren<br />

Einsatz, ihre Familie und die politischen und sozialen<br />

Verhältnisse der Zeit bestens Bescheid und erinnert sich<br />

oft auch an persönliche Treffen und Begegnungen, die<br />

er als Helfer, Arzt und Ordensmitglied machen konnte.<br />

Bis heute hilft er bei Anfragen an den Orden und sein<br />

Archiv.<br />

Mit seinem bis heute großen persönlichen Einsatz,<br />

seiner ungeheuren Hilfsbereitschaft, seiner reichen Erfahrung<br />

und seiner unverwechselbaren Art, Geschichten<br />

zu erzählen und damit sein Wissen weiterzugeben, ist<br />

Dr. Feucht ein Vorbild für viele junge und ältere Mitarbeiter<br />

in unserem Orden.<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 17


RELIGIONAKTUELL<br />

APOSTOLISCHES SCHREIBEN<br />

„GAUDETE ET EXSULTATE“<br />

VON PAPST FRANZISKUS<br />

Wörtlich übersetzt heißt dieses Schreiben „Freut euch und springt empor (jubelt)“.<br />

Im Fokus steht das Thema „Heiligkeit“ – ein Thema, das aus dem Alltag bei vielen<br />

Christen verschwunden zu sein scheint.<br />

Von Msgr. Erzpr. Mag. Franz Schlegl<br />

Es geht dem Papst nicht um die Definition dieses Begriffes,<br />

um Analysen oder um Methoden, heilig zu werden, sondern<br />

darum, diesen Begriff im täglichen Leben des 21. Jahrhunderts<br />

wieder einmal präsent zu machen. <strong>Die</strong> Heiligen,<br />

die schon in der Vollendung bei Gott sind, sind auch uns<br />

nicht nur durch ihr Beispiel, sondern auch durch ihre Fürbitte<br />

im täglichen Leben nahe. Das ist ein Grundsatz der<br />

Verehrung von Heiligen, besonders von Märtyrern in der<br />

katholischen Kirche und den Ostkirchen.<br />

Papst Franziskus erinnert uns an die Tatsache, dass<br />

nicht nur jene zur großen Schar der Heiligen gehören,<br />

die durch einen Kanonisationsprozess heiliggesprochen<br />

worden sind, sondern auch die große Zahl, die über die<br />

„144.000 Bezeichneten“ in der Offenbarung des Johannes<br />

hinausgeht: Menschen, die mitten im Alltag, im Beruf<br />

und in der Familie ein liebevolles Zeugnis für die Anwesenheit<br />

Gottes und für die notwendige Ausrichtung<br />

auf die Vollendung in der Ewigkeit geben.<br />

Um heilig zu werden, muss man keinesfalls ein Amt in<br />

der Kirche besitzen, weder die Weihevollmacht, noch<br />

ein Ordensgelübde. In den Kleinigkeiten des Alltags beginnt<br />

Heiligkeit zu reifen. Was soll ich dem anderen sagen?<br />

Ist es richtig, dass ich dies oder jenes so kritisiere?<br />

Wer braucht jetzt meine Zeit? Wer braucht mein geduldiges<br />

Ohr? Welcher alte, einsame oder kranke Mensch<br />

braucht meinen Besuch und meine freundliche Zuwendung?<br />

Im tiefsten Sinn bedeutet Heiligkeit, sich mit<br />

dem Leben, dem Leiden, dem Sterben und der Auferstehung<br />

des Herrn beständig zu verbinden. <strong>Die</strong>se Transparenz<br />

auf das Leben des Sohnes Gottes hat besonders<br />

den Bekennern und Märtyrern der Kirchengeschichte<br />

ungeheure Kraft gegeben! Aus Lebensbeschreibungen<br />

von Personen im KZ oder in den sibirischen Arbeitslagern<br />

sind uns solche Menschen bekannt.<br />

„Sucht zuerst das Reich Gottes“, dieser Aufruf des<br />

Herrn im Evangelium gilt auch für den Christen der sogenannten<br />

„postchristlichen Gesellschaft“. Der Papst<br />

warnt davor, Kontemplation und Aktion gegeneinander<br />

auszuspielen. Es sei falsch, Stille und Ruhe zu suchen<br />

und den <strong>Die</strong>nst an der Welt und den Mitmenschen geringzuschätzen.<br />

Umgekehrt bedeutet christliche Aktivität<br />

nicht, die Momente der Ruhe, der Einsamkeit und<br />

der Stille vor Gott zu verachten. Ganz im Gegenteil. <strong>Die</strong><br />

ständig neuen technologischen Errungenschaften und<br />

die unzähligen Konsumangebote lassen dem Erklingen<br />

der Stimme Gottes manchmal keinen Raum. Alles füllt<br />

sich in immer größerer Geschwindigkeit mit Worten,<br />

oberflächlichem Genuss und Lärm. Dort herrscht keine<br />

Freude, sondern die Unzufriedenheit derer, die nicht<br />

wissen, wofür sie leben.<br />

<strong>Die</strong> Feinde der Heiligkeit<br />

Im nächsten Teil des apostolischen Schreibens warnt<br />

Papst Franziskus vor den Feinden der Heiligkeit, nämlich<br />

Gnostizismus und Pelagianismus. Der Gnostizismus<br />

18<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>


RELIGIONAKTUELL<br />

macht den anderen zum Objekt, das beobachtet und<br />

analysiert wird, weil er meint, nur jene hätten Zugang<br />

zur Vollkommenheit, die tiefe und geheime Inhalte und<br />

Lehren verstehen könnten. Dabei wird vollkommen<br />

vergessen, dass der Weg zu Gott immer auch über den<br />

Mitmenschen führt - denken wir an die berühmte Rede<br />

Jesu vom Weltgericht (Mt 25). Ausdrücklich kritisiert<br />

der Papst Personen, die in der Kirche Bildungseinrichtungen<br />

leiten, Philosophie oder Theologie unterrichten,<br />

und dabei ihre Theorien und Ansichten den anderen<br />

mehr oder weniger aufzwingen wollen, aber den lebendigen<br />

Zugang zum Evangelium und zur Praxis der Kirche<br />

ausklammern. Der andere Feind der Heiligkeit ist nach<br />

Papst Franziskus der Pelagianismus. Bei diesem waren<br />

es nicht der Verstand und die Erkenntnis, die den Platz<br />

der Gnade eingenommen haben, sondern der Wille. Einzig<br />

und allein verlässt man sich auf die eigenen Kräfte<br />

und klammert die Gnade Gottes, seine unbedingt notwendige<br />

Hilfe zum Gelingen eines christlichen Lebens,<br />

aus. Gerade weil nach einem alten katholischen Grundsatz<br />

„die Gnade die Natur voraussetzt“, macht uns die<br />

Gnade nicht auf einen Schlag zu Übermenschen.<br />

<strong>Die</strong> gesamte Lehre der Kirche legt dar, dass wir nicht<br />

durch unsere Werke und unsere Anstrengungen gerechtfertigt<br />

und gerettet werden, sondern durch die Gnade<br />

Gottes. Dennoch, sagt der Papst, gibt es Christen, die<br />

einen anderen Weg gehen wollen: jenen der Rechtfertigung<br />

durch die eigenen Kräfte, jenen der Anbetung<br />

des menschlichen Willens und der eigenen Fähigkeit,<br />

das übersetzt sich in eine egozentrische und elitäre<br />

Selbstgefälligkeit, ohne wahre Liebe. <strong>Die</strong>s tritt in vielen<br />

scheinbar unterschiedlichen Haltungen zutage: dem<br />

Gesetzeswahn, der Faszination daran, gesellschaftliche<br />

und politische Errungenschaften vorweisen zu können,<br />

der Zurschaustellung der Sorge für die Liturgie, die Lehre<br />

und das Ansehen der Kirche, der mit der Organisation<br />

praktischer Angelegenheiten verbundenen Prahlerei<br />

oder der Neigung zu Dynamiken von Selbsthilfe und<br />

ich-bezogener Selbstverwirklichung.<br />

Gegen den Strom schwimmen<br />

Den nächsten Teil überschreibt der Papst mit dem Titel:<br />

„Im Licht des Meisters“. Darin geht es, wie heute zu<br />

Recht betont werden muss, um ein „Schwimmen gegen<br />

den Strom“, es geht um die Verwirklichung der Seligpreisungen<br />

der Bergpredigt (Mt 5-7). <strong>Die</strong> Befolgung dieser<br />

Seligpreisungen mündet letztlich in das Urteil des<br />

Herrn beim Weltgericht: „Was ihr dem geringsten meiner<br />

Brüder getan habt, das habt ihr für mich getan.“ <strong>Die</strong><br />

Verwirklichung dieses Anspruchs ist ein sicherer Weg<br />

zur Heiligkeit, in jeder Epoche und unter allen Umständen.<br />

Schon der Hl. Johannes Paul II. sagte: „Wenn wir<br />

wirklich von der Betrachtung Christi ausgegangen sind,<br />

werden wir in der Lage sein, ihn vor allem im Antlitz<br />

derer zu erkennen, mit denen er sich selbst gern identifiziert<br />

hat.“<br />

Im nächsten Kapitel spricht der Papst über Merkmale<br />

der Heiligkeit im Leben von heute. Durchhaltevermögen,<br />

Geduld und Sanftmut haben in einer zunehmend<br />

von emotionaler Kälte und Herzlosigkeit geprägten<br />

Gesellschaft eine besondere Bedeutung. <strong>Die</strong> gnadenlose<br />

Hinrichtung von Personen in sozialen Medien, in<br />

der Presse, manchmal auch im Gespräch von Christen<br />

über abwesende Personen, ist dem Weg zur Heiligkeit<br />

diametral entgegengesetzt. Freude und Sinn für Humor<br />

legt uns der Papst ans Herz, denken wir zum Beispiel in<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 19


RELIGIONAKTUELL<br />

diesem Zusammenhang an das Leben und Beispiel des<br />

seligen Papstes Johannes XXIII (1958-63). Wagemut<br />

und Eifer sowie die Hinordnung auf die Gemeinschaft<br />

charakterisieren das Leben der Nachfolge Christi, ebenso<br />

das ständige Gebet.<br />

Im letzten Kapitel geht es<br />

um Kampf, Wachsamkeit<br />

und Unterscheidung. Es<br />

geht dabei um die Zurückweisung<br />

der weltlichen<br />

Mentalität und der Laster,<br />

die jeder von uns in sich<br />

trägt, im Letzten, wie der<br />

Papst ausdrücklich betont,<br />

um den Kampf gegen den<br />

Teufel. Als besonders notwendig<br />

erweist sich die<br />

Gabe der „Unterscheidung<br />

der Geister“, also die Erkenntnis,<br />

was von Gott<br />

kommt und was vom Urheber<br />

alles Bösen stammt.<br />

„Rede, Herr, dein <strong>Die</strong>ner<br />

hört“, dieses Wort als Aufforderung<br />

des Zuhörens<br />

gibt uns der Papst mit auf<br />

den Weg, ebenso die Logik<br />

des Kreuzes. Er vertraut<br />

uns der Fürsprache der Gottesmutter<br />

an, die wie keine<br />

andere Heilige die Seligpreisungen<br />

gelebt hat. Ihr<br />

müssen wir nicht viele Worte<br />

machen, ein geflüstertes:<br />

„Gegrüßet seist du Maria“<br />

nimmt jeden von uns unter<br />

ihren mütterlichen Schutz.<br />

Mit den Worten: „Bitten<br />

wir darum, dass der Heilige<br />

Geist uns eine große Sehnsucht<br />

eingebe, heilig zu sein zur größeren Ehre Gottes.<br />

Ermutigen wir uns gegenseitig in diesem Anliegen. So<br />

werden wir ein Glück teilen, das uns die Welt nicht nehmen<br />

kann“, beendet Papst Franziskus sein apostolisches<br />

Schreiben.<br />

Ermutigen wir uns<br />

gegenseitig!<br />

20<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>


LEBENSWERT<br />

Abbau von Barrieren, wo man es nicht erwartet – im<br />

Straßenchaos von Hanoi wird ein Blindenleitsystem verlegt.<br />

Treffen mit Assistive-Technology-Pionieren in Qatar<br />

ENABLING AROUND THE WORLD<br />

Wenn man nach Fähigkeiten jeder einzelnen Person sucht und diese unterstützt, wird die Behinderung zur Nebensache.<br />

Eine Reise rund um die Welt zeigt, was alles möglich ist – oft dort, wo man es am wenigsten vermutet.<br />

Von Martin Morandell<br />

FactBox<br />

Assistierende Technologien: Soft- und Hardware<br />

sowie IKT-Services, welche Menschen mit<br />

Behinderung und Menschen im Alter in verschiedensten<br />

Lebensbereichen unterstützen.<br />

Digitale Barrierefreiheit: Auch im Internet<br />

gibt es Richtlinien, wie Barrieren vermieden<br />

werden können. Etwa die WCAG:<br />

https://www.w3.org/WAI/standards-guidelines/<br />

Screenreader: Software, welche den Bildschirminhalt<br />

für stark sehbehinderte oder blinde<br />

Menschen analysiert und an eine Sprachausgabe<br />

oder Braillezeile (Blindenschriftzeile)<br />

weitergibt.<br />

Talker: digitale Geräte, die es unterstützen,<br />

mittels Symbolen und/oder Bildschirmtastatur<br />

und Sprachausgabe zu kommunizieren.<br />

Stars of Vietnam: http://starsofvietnam.net/<br />

Zero Project: https://zeroproject.org/<br />

Oktober 2017 – nach kurzer Vorbereitungszeit steige ich in<br />

den Flieger nach Qatar. Es wird der erste Stopp meiner Weltreise<br />

sein. Seit 20 Jahre bin ich in der Forschung, Lehre und<br />

Anwendung im Bereich Computertechnologien für Menschen<br />

mit Behinderung (Assistierende Technologien) und Menschen<br />

im Alter aktiv – doch was wird in diesen Bereichen in anderen<br />

Ländern gemacht und realisiert? Um meinen Horizont zu erweitern<br />

habe ich mich auf diese Reise gemacht, um zu sehen<br />

und erleben „was möglich ist und gemacht wird“, mein Netzwerk<br />

zu erweitern und mein Wissen aktiv einzubringen. Meine<br />

Reise soll mich in zwei Monaten einmal rund um die Welt<br />

bringen. Einige der besuchten Projekte sind Teil des von der<br />

österreichischen Essl-Stiftung organisierten „Zero Projects –<br />

für eine Welt mit null Barrieren“.<br />

Qatar – Vor 10 Jahren wurde MADA (zu Deutsch „Horizont“)<br />

gegründet – eine Beratungsstelle rund um assistierende Technologien,<br />

Barrierefreiheit und Inklusion. Mit Unterstützung<br />

der Emir-Familie wurde die Inklusion von Menschen mit<br />

Behinderung in alle Bereiche viel Aufmerksamkeit gegeben.<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 21


LEBENSWERT<br />

Blindenschriftunterricht auch für Erwachsene in Hai Duong<br />

Schülerinnen und Schüler in Ho-Chi-Minh Stadt<br />

Gerade der Bereich der inklusiven Bildung ist einer der<br />

Haupttätigkeitsbereiche, da dies die nachhaltigste Aktivität<br />

darstellt. Nötige assistierende Technologien, wie<br />

etwa Screenreader oder Talker, sowie alle Beratungs- und<br />

Schulungsservices werden kostenlos zur Verfügung gestellt.<br />

Durch die Fußball WM 2022 hat das Thema Barrierefreiheit<br />

im baulichen, technischen und gesellschaftlichen<br />

Bereich nochmals große Stellenwert bekommen.<br />

<strong>Die</strong>s wurde mir auch vom Außenhandelsdelegierten bestätigt.<br />

Qatar ist Vorreiter im ganzen arabischen Raum.<br />

Dem barrierefreien Tourismus wird viel Aufmerksamkeit<br />

geschenkt. So zeigt AccessibleQatar – eine Webplattform<br />

& App auf, welche öffentlichen und touristischen Bereiche<br />

barrierefrei sind, und welche Services für Besucher<br />

mit verschiedensten Bedürfnissen (Rollstuhlfaher, Menschen<br />

mit Mobilitäts-, Hör-, Seh-, Lernbehinderungen)<br />

vorhanden sind. <strong>Die</strong>ses Tool soll in Zukunft auch aktiv<br />

von der Gewerbebehörde bei der Abnahme von Betrieben<br />

eingesetzt und somit laufend erweitert werden.<br />

Eine Beratungsstelle für Technologien die<br />

Barrierefreiheit und Inklusion unterstützen<br />

Vietnam: Das im Vietnamkrieg eingesetzte Entlaugungsmittel<br />

„Agent Orange“ verursacht auch heute noch viele<br />

Krankheiten und Behinderungen. So gibt es noch viele<br />

Kinder, die mit schweren Sehbehinderungen oder blind<br />

zur Welt kommen. In der Stadt „Hai Duong“ zwischen<br />

Hanoi und Halong-Bucht – wird ein Blindenheim seit<br />

vielen Jahren von Verein „Stars of Vietnam“ unterstützt.<br />

Jürgen, ein ausgewanderter Deutscher, unterstützt<br />

wo immer nötig mit seiner Familie und Freunden<br />

in Europa viele Menschen in Armut vor Ort, darunter viele<br />

Menschen mit Behinderung. Vor drei Jahren hatte ich<br />

schon einmal die Möglichkeit, die Kinder in Hai Duong zu<br />

besuchen – mein Wunsch, zurück zu kommen wurde nun<br />

Realität. Mein Ziel war es, mein Wissen im Bereich Adaptierung<br />

und Anpassung der Computerarbeitsplätze einzubringen.<br />

In manchen Bereichen war das Equippment<br />

besser als erwartet, aber gerade die elektrische Verkabelung<br />

war sehr störanfällig. Erdung gab es keine, einige PCs<br />

waren defekt. <strong>Die</strong> meisten PCs waren mit Screenreader<br />

ausgestattet, doch viele hatten Softwareprobleme. Mit<br />

viel putzen, schrauben und Software bereinigen konnten<br />

einige PCs wieder fit gemacht werden – die Grundlage,<br />

um Lehrer und Schüler zu schulen.<br />

Computerlösungen für Sehbehinderte Kinder in<br />

Vietnam<br />

Derzeit sind fast alle der 78 Kinder am Vormittag im<br />

Regelunterricht integriert, am Nachmittag kommen sie<br />

zurück ins Blindenheim, wo sie gemeinsam mit Stützlehrern<br />

ihre Hausaufgaben machen. Eine offene Herausforderung<br />

war es, eine Lösung für Mathematik am PC<br />

für blinde Menschen zu finden, damit die Kinder ihre<br />

Hausaufgaben möglichst selbstständig machen können<br />

– unter den gegebenen Bedingungen keine leichte Aufgabe<br />

– aber auch dafür konnte eine Lösung gefunden<br />

werden – mit Hilfe eines Programms und eines Word-<br />

Plugins, welches Latex Code in Formeln übersetzt. Eine<br />

gute Schulbildung ist die wichtigste Voraussetzung für<br />

eine erfolgreiche Zukunft, und so haben schon einige<br />

Kinder den erfolgreichen Schritt in weitere Ausbildungen<br />

geschafft. Zusätzlich wird eine Massageausbildung<br />

angeboten, welche eine Anstellung etwa im stark boomenden<br />

Tourismusbereich ermöglicht.<br />

Neue berufliche Perspektive durch „Stars of<br />

Vietnam“<br />

Ein besonderer Ausflug war der Besuch bei Thanh, einem<br />

Maler. Bis zu seinem 12. Lebensjahr war er ein guter<br />

22<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>


LEBENSWERT<br />

Ein blinder Schüler lernt die Blindenschrift<br />

Computerarbeitsplatz im Blindenheim Hai Duong mit Braille-<br />

Zeile, Sprachausgabe und Screenreader<br />

Fußballer, dann begann sein Körper zu schmerzen und<br />

zu versteifen – Spätfolgen von Agent Orange. Mit minimalen<br />

Pinselstrichen malt Thanh wunderbare Bilder.<br />

Mittlerweile erhält er auch Fotos übers Internet, welche<br />

er dann perfekt nachzeichnet. „Stars of Vietnam“ hilft<br />

ihm, seine Bilder zu verkaufen. Mittlerweile verdient er<br />

so gut, dass es ihm möglich ist, der Hauptverdiener in<br />

seiner Familie zu sein.<br />

Eine gute Ausbildung ist nötig für eine erfolgreiche<br />

Zukunft der Kinder<br />

In Hanoi traf ich die Organisation Catholic Relief Services<br />

(CRS), eine amerikanische Hilfsorganisation,<br />

welche in vielen Staaten der Welt aktiv ist. In Vietnam<br />

versucht CRS insbesondere Bildungsprogramme aufzubauen<br />

– speziell im Bereich der Sonderpädagogik. So<br />

wurde zum Beispiel ein E-Learning-Portal geschaffen,<br />

welches unter anderem für die Volksschule die Mathematik-Unterlagen<br />

für sehbehinderte, blinde und gehörlose<br />

Kinder in barrierefreier Form enthält. CRS organisiert<br />

zudem breite Computerschulungsaktionen für die<br />

vielen stark sehbehinderten und blinden Menschen. In<br />

speziellen Trainingseinheiten werden in den lokalen<br />

Blindenschulen Jugendliche aber auch Erwachsene im<br />

Gebrauch des gratis Screenreaders NVDA geschult. <strong>Die</strong>ser<br />

kann etwa von einem USB-Stick aus gestartet werden<br />

und ermöglicht es so blinden Menschen, fast jeden<br />

Windows-PC, MS Office und das Internet zu nutzen.<br />

Schulen für sehbehinderte und gehörlose Kinder<br />

In Ho-Chi-Min Stadt konnte ich noch das Blindenheim<br />

Nhat Hong Center besuchen, wo 90 Kinder zwischen<br />

3 und 20 Jahren leben, etwa 50 Prozent besuchen die<br />

Schule integrativ. Da in den vietnamesischen Schulen<br />

30-50 Kinder in einer Klasse sind, ist es wichtig, dass in<br />

den Blindenheimen am Nachmittag spezielle Unterstützung<br />

angeboten wird. „Das Blindenheim, das erst vor<br />

einigen Jahren errichtet wurde, wird von einer Direktorin<br />

geleitet, die Sonderpädagogik in den USA studierte.<br />

Dank Unterstützung von einigen international tätigen<br />

Organisationen konnte das Heim modern ausgestattet<br />

werden, sodass die meisten Kinder, die die Schule integrativ<br />

besuchen, über einen eigenen Laptop verfügen,<br />

um im Unterricht aktiv mitschreiben zu können. <strong>Die</strong><br />

Ausbildungswege hier sind vielfältiger als in Hai Duong,<br />

aber auch hier ist eine der größten Herausforderungen,<br />

einen Arbeitsplatz nach der Schullaufbahn zu bekommen.<br />

Gute Englischkenntnisse, effiziente Computerbenützung,<br />

ein guter Schulabschluss und ausgeprägte Social-<br />

und Soft Skills eröffnen aber auch hier neue Wege.<br />

Internationale Hilfe, engagierte Personen und<br />

eine positive Grundeinstellung der Betroffenen<br />

sind Garant für eine besser Zukunft<br />

<strong>Die</strong> vielen Gespräche und Erlebnisse in Vietnam zeigten<br />

mir, wie wichtig internationale Unterstützung und<br />

Zusammenarbeit ist, gerade im Bereich der Ausbildung<br />

von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung. <strong>Die</strong> oft<br />

einfache Lebensweise, das stetige Lächeln der Menschen<br />

und die vielen engagierten Personen und Organisationen<br />

legen wertvolle Grundsteine für eine bessere Zukunft.<br />

Dipl. Ing. Martin Morandell,<br />

aktives Mitglied der MALTESER,<br />

Bereich Tirol, ist akademischer<br />

Experte für Assistierende Technologien.<br />

www.enablingalps.at<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 23


MALTESERORDEN<br />

DURCH UND DURCH<br />

EIN FAMILIENMENSCH<br />

Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden (SMRO) heißt seinen neuen Botschafter bei der Republik Österreich, Sebastian<br />

Prinz von Schoenaich-Carolath, herzlich willkommen!<br />

Von Katharina Stögner<br />

Der 16. April war ein arbeitsreicher Tag in der Präsidentschaftskanzlei<br />

am Wiener Ballhausplatz. In den Räumen<br />

des österreichischen Staatsoberhauptes herrschte reges<br />

Kommen und Gehen. Pressefotografen und Medienvertreter<br />

gaben sich die Klinke in die Hand. Der Grund:<br />

Bundespräsident Alexander van der Bellen empfing sieben<br />

neue Botschafter bei der Republik Österreich zu ihrem<br />

Antrittsbesuch und ihrer Akkreditierung.<br />

Unter diesen Spitzendiplomaten befand sich auch der<br />

neue Botschafter des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-<br />

Ordens, Sebastian Prinz von Schoenaich-Carolath.<br />

Begleitet wurde er vom Gesandten – Botschaftsrat<br />

Constantin Hempel-Hoheneck. „Es war ein berührender<br />

Moment, als die Militärmusik vor dem Abschreiten<br />

der Ehrenformation die Ordenshymne „Ave Crux Alba“<br />

(Sei gegrüßt, weißes Kreuz ) intonierte“ so Hempel-<br />

Hoheneck im Anschluss an den Besuch.<br />

Sebastian Prinz von Schoenaich-Carolath, vor 60<br />

Jahren in Wien geboren, ist deutscher Staatsbürger.<br />

Er lebt seit drei Jahren mit seiner Frau in Wien und<br />

im Salzkammergut. Der Vater von sieben Kindern<br />

stammt aus einer alten schlesischen Familie und hat<br />

mütterlicherseits österreichische Wurzeln. Er ist seit<br />

30 Jahren Ordensmitglied und arbeitete in den vielen<br />

Jahren in verschiedenen ehrenamtlichen Funktionen<br />

für den Orden und seine Werke in Deutschland.<br />

15 Jahre war er Bundesfinanzkurator des MHD und<br />

Aufsichtsratsmitglied bei der deutschen Krankenhausgesellschaft<br />

der MALTESER und ist im Rat der<br />

deutschen Assoziation.<br />

Schoenaich-Carolath ist vor allem in Wirtschafts- und<br />

Bankkreisen bekannt. Der diplomierte Wirtschaftsingenieur<br />

war über 35 Jahre im Bankensektor in Deutschland,<br />

Polen und zuletzt auch in Österreich tätig. In den<br />

letzten Jahren waren seine wesentlichen Aufgaben Restrukturierung<br />

und Sanierung von Banken.<br />

Trotz der wiederholten Ortswechsel im Laufe seines<br />

Berufslebens ist der neue Botschafter des SMRO und<br />

passionierte Jäger der Alpenrepublik sehr verbunden.<br />

„Ich bin hier geboren, meine Mutter kommt von hier,<br />

ich jage hier, ich lebe hier, Österreich ist mir sehr ans<br />

Herz gewachsen“, gestand er einmal in einem Interview.<br />

In der Wiener Innenstadt bewegt er sich – ganz typisch<br />

für Wien – am liebsten mit dem Fahrrad.<br />

24<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>


MALTESER CARE<br />

SINGEN UND TANZEN<br />

FÜR MALTESER CARE<br />

Am 21. April <strong>2018</strong> fand im Schloss Reichenau an der Rax unter<br />

Mitwirkung der Singgemeinschaft und Volkstanzgruppe Payerbach-Reichenau ein Benefizkonzert statt.<br />

<strong>Die</strong> Spenden kommen zur Gänze der Arbeit von <strong>Malteser</strong><br />

Care im extramuralen, familienorientierten Bereich<br />

in Niederösterreich zu Gute. In ihren Begrüßungsreden<br />

unterstrichen Landtagsabgeordneter Hermann Hauer,<br />

Bürgermeister Johann Döller und Helmut Lutz, Geschäftsführer<br />

von <strong>Malteser</strong> Care, den hohen Stellenwert<br />

und die Notwendigkeit sozialer Initiativen und des persönlichen<br />

Engagements in der heutigen Zeit. <strong>Die</strong> Künstler<br />

der Singgemeinschaft unterhielten das Publikum mit<br />

Von Susanne Wick<br />

einem heiteren, bunt gemischten musikalischen Programm,<br />

und die Volkstanzgruppe gab überlieferte österreichische<br />

Volkstänze zum Besten. Zum Abschluss überraschten<br />

sie mit einem extra für den Anlass gedichteten<br />

„G‘stanzl“. Wir bedanken uns sehr herzlich bei Pascual<br />

und Julia Hidrio, den Initiatoren des Konzerts, bei den<br />

Spendern und Künstlern, bei der Gemeinde Reichenau<br />

an der Rax und allen Beteiligten für ihre großzügige Unterstützung!<br />

MALTESER CARE<br />

INTEGRA <strong>2018</strong><br />

Von Susanne Wick<br />

<strong>Die</strong> alle zwei Jahre in Wels stattfindende Fachmesse für<br />

Pflege, Rehabilitation und Therapie ist für viele Menschen<br />

mit Beeinträchtigungen zu einem Fixpunkt geworden.<br />

Hier finden Betroffene und Angehörige professionelle<br />

Hilfe und Beratung und können sich über die neuesten<br />

Innovationen zum Thema Fortbewegungs- und Unterstützungshilfen<br />

für ein barrierefreies Leben informieren.<br />

Zahlreiche hochwertige Vorträge und Workshops ergänzten<br />

auch dieses Jahr das Programm. So wurde auch der<br />

Geschäftsführer der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe eingeladen, das<br />

von ihr betriebene Hilde Umdasch Haus als Best-Practice-<br />

Modell zu präsentieren. <strong>Malteser</strong> Care war mit einem<br />

eigenen Stand vertreten und<br />

nutzte die Möglichkeit, Kontakte<br />

mit bestehenden Kooperationspartnern<br />

aufzufrischen<br />

und neue Kooperationspartner<br />

zu gewinnen.<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 25


MALTESERÖSTERREICH<br />

INTERNATIONALES TREFFEN<br />

DER ANDEREN ART<br />

Wenn MALTESER aus Wien und Passau eine Reise tun, dann können sie Wunderbares erleben.<br />

Von Miriel Rebitzer<br />

Ein dreitägiger Ausflug bei herrlichem Frühlingswetter<br />

nach Altötting, mit einem abwechslungsreichem Programm,<br />

wie einem Kirchenkonzert in St. Magdalena und<br />

einen Impulsvortrag einer Geistlichen zum Thema „Berufung“.<br />

Auch am nächsten Tag folgten zahlreiche Aktivitäten,<br />

ein besonderes Highlight war das gemeinsame<br />

Picknick mit einer Gruppe MALTESER aus dem Raum<br />

Passau. Eine Heilige Messe in der Basilika St. Anna mit<br />

großem Orchester und Chor bildete den würdigen Abschluss<br />

eines Wochenendes.<br />

MALTESER-FREIWILLIGENTAG <strong>2018</strong><br />

20.000 STUNDEN<br />

EHRENAMTLICHE HILFE<br />

Von Lukas Krupitza<br />

Zu einem Freiwilligentag der besonderen Art luden die<br />

Tiroler MALTESER im März: Sie öffneten ihre Tore für<br />

interessierte Besucher. <strong>Die</strong>se konnten die ehrenamtliche<br />

Tätigkeit der MALTESER hautnah miterleben. Nach einer<br />

Führung durch die MALTESER-Zentrale wurden gemeinsam<br />

Ostergeschenke gebastelt, und es kam zu einem regen<br />

Austausch zwischen den Gästen, den Betreuten und<br />

den ehrenamtlichen Helfern.<br />

Im Jahr 2017 wurden von insgesamt 106 ehrenamtlichen<br />

Tiroler MALTESERN 20.918 freiwillige Stunden geleistet.<br />

Das sind 197,34 Stunden pro Kopf. „Mit dieser Gesamtleistung<br />

und dem Durchschnitt können wir sehr zufrieden<br />

sein, auch im Vergleich zu den befreundeten Organisationen“,<br />

sagt Fra´ Gottfried, Hospitalier des Großpriorats<br />

Österreich des <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens. „Mit dem Einsatz<br />

unserer Freiwilligen gelingt es uns, den Worten unseres<br />

Ordensgründers gemäß, das Elend geringer und das Leid<br />

erträglicher zu machen.“<br />

26<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

INKLUSION AUF VIER HUFEN<br />

Auch dieses Jahr verschlug es die steirischen MALTESER in der Karwoche zum alljährlich zweimal stattfindenden<br />

Reitcamp nach Kärnten.<br />

Von Ares Vafiadis<br />

Seit 2014 begleiten MALTESER junge Menschen aus der<br />

Region Lavanttal zum Reithof Gratzi in der Nähe von<br />

St. Paul. Das Ziel: Jugendliche werden in ihren alltäglichen,<br />

individuellen Problemstellungen positiv unterstützt<br />

und in ihren sozialen Kompetenzen gestärkt. <strong>Die</strong><br />

Aufgabe: <strong>Die</strong> Teilnehmer sollen dort abgeholt werden,<br />

wo sie sich emotional befinden. Aufgrund der unterschiedlichen<br />

Lebensgeschichten stellte sich dies bei einer<br />

Teilnehmerzahl von rund 30 Kindern und Jugendlichen<br />

durchaus als Herausforderung dar. Manche der<br />

Kinder benötigten einfach mehr Aufmerksamkeit als<br />

andere. Um hier eine Ausgewogenheit in der Betreuung<br />

sicherzustellen, hielten wir täglich ein reflektorisches<br />

Gespräch ab. Insgesamt war es wieder eine großartige<br />

Erfahrung, sowohl für die Kinder und Jugendlichen als<br />

auch für die Betreuer. Dankbar für diese Eindrücke und<br />

Erlebnisse freuen wir uns schon auf ein Wiedersehen<br />

beim nächsten Inklusions-Camp.<br />

RAFFAEL<br />

UND DIE<br />

KAPUZINER-<br />

GRUFT<br />

Von Henriette Blanckenstein<br />

Es waren zwei wunderbare Ausflüge, die der Bereich<br />

Burgenland wieder einmal für die Bewohner des Hauses<br />

Malta organisiert hatte: Einmal ging es unter der Führung<br />

von Marielore Calice zur Raffael-Ausstellung in die<br />

Albertina, dann stand die Besichtigung der Kapuzinergruft<br />

mit Therese Backhausen auf dem Programm. Nach<br />

der eher kühlen Temperatur in der Gruft wärmten wir<br />

uns im Sonnenschein der Wiener Innenstadt gebührend<br />

auf und genossen köstliche Eiscreme.<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 27


„SCHON DIE KLEINSTEN DINGE<br />

REICHEN, UM GLÜCKLICH ZU SEIN.“<br />

Laura Eder macht seit Oktober 2017 ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Hilde Umdasch Haus und ist noch bis Juli <strong>2018</strong><br />

im Einsatz. Das haben wir zum Anlass genommen, um mit ihr über ihre Erfahrungen zu sprechen.<br />

Von Susanne Seper<br />

Laura, warum hast du dich für das FSJ angemeldet?<br />

Nach der Matura hatte ich mich dazu entschlossen, für<br />

ein Jahr nach Amerika zu gehen, um dort als Au-pair zu<br />

arbeiten. Mein Jahr endete Anfang September 2017. Somit<br />

kam ich für die Aufnahmeprüfung zu meinem damaligen<br />

Wunschstudium zu spät zurück. Ich überlegte lange,<br />

wie ich das Jahr bis zum nächsten Studienbeginn sinnvoll<br />

überbrücken könnte und habe die Möglichkeit eines Freiwilligen<br />

Sozialen Jahres entdeckt.<br />

Wie bist du auf das Hilde Umdasch Haus aufmerksam<br />

geworden?<br />

Ich habe während eines Bewerbungsgesprächs aufgrund<br />

meiner Interessen vom Verein des FSJ vier verschiedene<br />

Einrichtungen vorgeschlagen bekommen. Zwei der Einrichtungen<br />

konnte ich für mich sofort ausschließen. Allerdings<br />

bin ich nicht besonders gut darin, Entscheidungen<br />

zu treffen. Deswegen habe ich dann einfach auf mein<br />

Bauchgefühl gehört. Ich wollte etwas Neues machen, an<br />

mir wachsen und die Herausforderung, in so einen spannenden<br />

Bereich hineinschnuppern zu können, annehmen.<br />

Was waren deine ersten Eindrücke an den<br />

„Schnuppertagen“ im Hilde Umdasch Haus?<br />

Ich kann mich noch ganz genau an diese Tage erinnern!<br />

Ich fühlte mich sofort wohl im Haus und wurde von allen<br />

Mitarbeitern sehr herzlich begrüßt. All meine Sorgen, wie<br />

ich mit den Kindern umgehen soll oder sie am besten angreife,<br />

waren sofort weg. Ich wusste, dass ich die richtige<br />

Entscheidung getroffen hatte.<br />

Was macht dir bei der Arbeit mit den Kindern am<br />

meisten Spaß?<br />

Besonders schön finde ich, wenn mich eines der Kinder<br />

anlächelt und mir das Gefühl gibt, dass ich etwas richtig<br />

gemacht habe. Ich habe durch die Arbeit mit den Kindern<br />

28<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

STEIERMARK<br />

BARRIEREFREIES MITEINANDER<br />

BEIM „BALL DER VIELFALT“<br />

Am 16. März <strong>2018</strong> ging der dritte „Ball der Vielfalt“ in den Grazer Kammersälen<br />

über die Bühne – erstmals mit Beteiligung der MALTESER und für viele der erste<br />

Ballbesuch ihres Lebens überhaupt.<br />

Von Elisabeth Eder<br />

gelernt, dass auch die allerkleinsten Dinge reichen, um<br />

glücklich zu sein. Außerdem wurde mir endlich klar, dass<br />

dieser Job der richtige für mich ist und ich auf jeden Fall<br />

in diesem Bereich arbeiten möchte.<br />

Was wirst du am meisten vermissen, wenn dein FSJ<br />

vorbei ist?<br />

<strong>Die</strong> Kinder. Das Team. Einfach alles. Ich kann mir gar nicht<br />

vorstellen, wie es sein wird, wenn ich nicht mehr mehrmals<br />

wöchentlich im Hilde Umdasch Haus bin. Jedoch<br />

weiß ich, dass ich die Menschen hier, soweit es mir neben<br />

meiner Ausbildung möglich ist, regelmäßig besuchen werde.<br />

Ich bin wirklich froh, dass ich die Entscheidung, ein<br />

Freiwilliges Soziales Jahr zu machen, getroffen habe und<br />

bin dankbar für diese tolle Erfahrung.<br />

Liebe Laura, danke für deinen engagierten Einsatz! Du hast<br />

immer so viel Freude ausgestrahlt und hast das Team überall<br />

unterstützt, wo du gebraucht wurdest! Du hast den Kindern<br />

und Jugendlichen sehr viele schöne Momente ermöglicht, und<br />

wir sind sicher, dass sie dich alle vermissen werden. Alles Gute<br />

für deine Zukunft und wir freuen uns, wenn du unser weiterhin<br />

besuchen kommst!<br />

Der Abend stand im Zeichen von Integration und einem<br />

respekt- und würdevollen Miteinander auf allen gesellschaftlichen<br />

Ebenen. Schon vor der offiziellen Eröffnung<br />

zog es uns auf die Tanzfläche. Begleitet von der Band<br />

„Heartworker“ - einer Gruppe von Musikern mit geistiger<br />

Behinderung und psychischer Erkrankung - wagten einige<br />

von uns ihre ersten Tanzschritte. Viel Spaß und Abwechslung<br />

gab es bei der traditionellen Polonaise. Sowohl die<br />

Grazer Rollstuhltänzer als auch die Gewinnerpaare der<br />

Special Olympics überzeugten mit ihrer barrierefreien<br />

Tanzperformance.<br />

Für Kurzweil zwischendurch sorgten diverse Stationen<br />

wie ein Fotokoffer samt Verkleidungsmöglichkeit, das Kuchenbuffet<br />

und eine Yogadarbietung. Erstaunlich schnell<br />

verging die Zeit und nachdem alle Tombolalose gegen Gewinne<br />

getauscht waren und in der Disco noch einmal alle<br />

Kräfte mobilisiert worden waren, war der Ballabend leider<br />

schon vorbei. Wir danken allen Beteiligten, den Veranstaltern<br />

und Sponsoren sehr herzlich, dass sie so ein Fest<br />

voller Lebensfreude für eine barrierefreie Gemeinschaft in<br />

unserer Stadt ermöglichen. 2019 feiern wir definitiv wieder<br />

mit!<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 29


MALTESERÖSTERREICH<br />

„WARUM TUN SICH MENSCHEN DAS<br />

GEGENSEITIG AN?“<br />

Das MEN Männergesundheitszentrum in Wien arbeitet in Sachen Flüchtlingshilfe eng mit den MALTESERN zusammen.<br />

Dazu Romeo Bissuti, Leiter des MEN, im Interview.<br />

Von Katharina Stögner<br />

Was ist das MEN Männergesundheitszentrum?<br />

Das MEN wurde 2002 in Wien ins Leben gerufen und bildet<br />

gemeinsam mit den Frauengesundheitszentren FEM und<br />

FEM Süd das Institut für Frauen- und Männergesundheit.<br />

Ziel unserer Aktivitäten ist die Gesundheitsförderung<br />

für alle Wiener und Wienerinnen, wobei Angebote für<br />

gesundheitlich besonders vulnerable Zielgruppen einen<br />

Schwerpunkt darstellen. Das MEN steht allen Männern,<br />

Burschen und Buben in allen Lebenslagen und Lebensweisen<br />

zur Verfügung – unabhängig von Alter, Bildung, sexueller<br />

Orientierung, kultureller, religiöser oder ethnischer<br />

Zugehörigkeit.<br />

Wie viele Personen sind in Ihrem Zentrum tätig?<br />

Wir haben aktuell etwa 15 Mitarbeitende. Unser Team<br />

ist multiprofessionell in den Bereichen Psychologie, Medizin<br />

und Sozialarbeit aufgestellt. Erfreulicherweise haben<br />

wir auch eine große Sprachenvielfalt. Unser Fachpersonal<br />

spricht neben Deutsch und Englisch auch Dari/Farsi, Arabisch,<br />

Türkisch, Kurdisch und Bosnisch/Kroatisch/Serbisch.<br />

Wie finden die Männer den Weg zu Ihnen?<br />

In den vergangenen 16 Jahren hat sich das MEN in Wien<br />

sehr gut etabliert. Durch diese Bekanntheit gibt es eine<br />

rege Nachfrage. Viele haben im Internet vom MEN gelesen,<br />

andere wieder haben es durch persönliche Empfehlung<br />

kennengelernt, und viele Männer kommen auf Rat<br />

oder über die Vermittlung durch Angehörige, Institutionen<br />

oder Ärzte und Ärztinnen. Um ansonsten schwer<br />

erreichbare Zielgruppen anzusprechen, wird zu rund 50<br />

Prozent aufsuchend gearbeitet - zum Beispiel im Rahmen<br />

der betrieblichen Gesundheitsförderung, in Kursen zum<br />

Thema Gesundheitskompetenz oder in Workshopreihen<br />

in Jugendzentren. Darüber hinaus werden persönliche<br />

Beratungen aufsuchend angeboten, etwa in Einrichtungen<br />

der Wiener Wohnungslosenhilfe oder in Flüchtlingseinrichtungen.<br />

Was kostet die Betreuung durch MEN?<br />

<strong>Die</strong> Angebote im MEN sind größtenteils kostenlos. Es erfolgt<br />

keine Verrechnung mit den Krankenkassen, da wir ja<br />

keine ärztlichen Leistungen erbringen.<br />

Was waren bisher Ihre persönlich schlimmsten<br />

Erlebnisse?<br />

Ich denke zwar immer lieber an Erfolgserlebnisse – hier<br />

gäbe es viel zu berichten – aber natürlich gehören auch<br />

schlimme Geschichten zum Alltag. Gerade durch die<br />

erhöhte Anzahl von Männern, die aus Kriegsgebieten<br />

stammen oder gefoltert wurden, kommen diese Lebensgeschichten<br />

wesentlich häufiger vor. Das ist in der psychologischen<br />

Arbeit sehr herausfordernd. Da sind Geschichten<br />

dabei, die einen oft monatelang verfolgen und man<br />

sich fragt, wie sich Menschen solche Dinge gegenseitig<br />

antun können.<br />

Wie ist die Verbindung vom MEN zu den MALTESERN?<br />

Seit dem Jahr 2017 gibt es dankenswerterweise eine<br />

großartige Unterstützung unserer Arbeit durch die MAL-<br />

TESER. <strong>Die</strong>se ist durch das persönliche Engagement einer<br />

Mitarbeiterin bei den Johannitern vermittelt worden. So<br />

konnten viele Männer und Frauen psychotherapeutisch<br />

im Haus Ziedlergasse im 23. Bezirk in Wien versorgt werden.<br />

Nach dem Schließen dieser Einrichtung ist der Bedarf<br />

nach wie vor sehr hoch. Es gibt großen Andrang zu<br />

unseren psychologischen Beratungen in Dari/Farsi/Arabisch.<br />

Ohne die Unterstützung durch die MALTESER wäre<br />

dies gar nicht zu schaffen!<br />

30<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

So hilft das MEN<br />

Wie vielen Menschen konnte durch die Kooperation<br />

mit den MALTESERN bis jetzt geholfen werden?<br />

Bisher konnten 675 Stunden Psychotherapie für rund 70<br />

Personen geleistet werden. Für diese Menschen bedeutet<br />

die psychologische Unterstützung eine enorme Hilfe.<br />

Wie wichtig ist eine professionelle Begleitung bei<br />

Traumatisierung und Depression?<br />

Traumatische Lebensereignisse können zu schwerwiegenden<br />

psychischen Störungen führen. <strong>Die</strong> posttraumatische<br />

Belastungsstörung ist wohl am häufigsten zu beobachten.<br />

<strong>Die</strong>se äußert sich in quälenden Flashbacks, Unruhe, Reizbarkeit,<br />

Schlaflosigkeit oder Rückzug auf Grund von massiven<br />

Ängsten, die das Leben enorm einschränken. Auch<br />

wenn man sozusagen äußerlich der „Hölle“ entronnen ist,<br />

so bleibt man innerlich sprichwörtlich weiter darin gefangen.<br />

Depressionen können nicht nur aus der Fluchtgeschichte,<br />

der Angst um Angehörige oder aus einem akuten<br />

„Vertrauensverlust in die Menschheit“ resultieren. Sie sind<br />

auch durch die Phasen der rechtlichen und existentiellen<br />

Unsicherheit im Asylverfahren bedingt. Wenn dann noch<br />

beengte Wohnverhältnisse, Erziehungsprobleme, gesundheitliche<br />

Sorgen oder Partnerschaftskonflikte hinzukommen,<br />

so ist dies eine extrem hohe seelische Belastung.<br />

Wenn es mehr finanzielle Unterstützung gäbe,<br />

könnten Sie dann mehr Patienten behandeln?<br />

Auf jeden Fall! <strong>Die</strong> Versorgungslage bezüglich der psychischen<br />

Situation von Menschen auf der Flucht ist besorgniserregend,<br />

wir haben lange Wartelisten. Es tut enorm weh,<br />

wenn man schreckliche Geschichten aus den Medien hört,<br />

wo Situationen eskalieren und man das Gefühl hat, man<br />

hätte mit dem professionellen Angebot im Vorfeld oder begleitend<br />

sehr gut helfen können - gerade auch, weil es die<br />

entsprechenden Fachkräfte dazu hier vor Ort gibt. Doch<br />

leider blieben die bisherigen zahlreichen Förderanträge an<br />

diverse Stellen der öffentlichen Hand ohne Erfolg.<br />

Fallbeispiel 1: Der Klient kam aufgrund massiver Einschlaf-<br />

und Durchschlafstörungen zum Erstgespräch.<br />

Er war als politischer Gefangener wochenlanger Folter<br />

ausgeliefert gewesen. Im Gespräch zeigte er das ausgeprägte<br />

Bild einer posttraumatischen Belastungsstörung<br />

und war nicht mehr in der Lage, sich in den normalen<br />

Alltag zu integrieren. Im Rahmen eines Projekts im<br />

MEN absolvierte der Klient 35 Sitzungen. Durch die<br />

Anbindung an das Gesundheitssystem wurde zusätzlich<br />

eine intensive fachärztliche psychiatrische Betreuung<br />

in Wege geleitet. Nach etwa zehn Sitzungen und<br />

effektiven therapeutischen Interventionen wurden<br />

die Reduktion der psychischen Symptomatik bzw. eine<br />

gewisse Stabilisierung beobachtet, die Schlafprobleme<br />

verringerten sich. Eine erfolgreiche Vermittlung bei<br />

den städtischen Gärtnereien verhalf dem Klienten zu<br />

einer geringfügigen Beschäftigung, und er schaffte es,<br />

die medikamentöse bzw. psychopharmakologische Medikation<br />

maßgeblich zu reduzieren.<br />

Fallbeispiel 2: Der Klient kam wegen Isolationstendenzen<br />

und Suizidgedanken zu einem Anamnesegespräch.<br />

Er war in kriegerischen Auseinandersitzungen<br />

in seinem Heimatland schwer verletzt, von der örtlichen<br />

Schule weg entführt und danach in der Gefangenschaft<br />

misshandelt und tagelang gefoltert worden. Seine Erlebnisse<br />

von Krieg, Folter, Flucht, Verlust und Tod haben<br />

sowohl seine psychische als auch seine physische Integrität<br />

schwerstens beschädigt. <strong>Die</strong>s führte dazu, dass<br />

er sich immer mehr von anderen isolierte und jeglichen<br />

Kontakt vermied. Aufgrund der Interventionen zur<br />

Selbstwertstärkung konnten eine gewisse Stabilisierung<br />

erreicht und die psychischen Symptome reduziert werden.<br />

Insgesamt wurden 36 Sitzungen im Rahmen eines<br />

Projekts im MEN abgehalten. In der Folge konnte sich<br />

der Klient für eine ehrenamtliche Tätigkeit bei „Häuser<br />

zum Leben“ (Altersheim) der Stadt Wien bewerben und<br />

sich sozial engagieren.<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 31


MALTESERÖSTERREICH<br />

PFLEGEBETTEN UND MÖBEL FÜR UNGARN<br />

Nicht alles, was wir nicht mehr verwenden können oder<br />

wollen, ist Müll. Andernorts kann Ausgemustertes noch<br />

gute <strong>Die</strong>nste leisten.<br />

Von Fra‘ Gottfried Kühnelt-Leddihn<br />

Vor vielen Jahren, schon vor dem Entstehen der Ungarischen<br />

Hilfsorganisation und Assoziation des <strong>Malteser</strong>-<br />

Ritter-Ordens, hat unser verstorbener Ordensbruder<br />

Lacy Baittrok seine guten Verbindungen in der Heimat<br />

genützt, um Ausgedientes einem „zweiten Leben“ in Ungarn<br />

zuzuführen. 2016 konnte gar die komplette Einrichtung<br />

des Pflegeheims Kundl – herzliches Vergelt’s<br />

Gott an die Neue Heimat Tirol, Geschäftsführer Hannes<br />

Gschwentner! – von unseren ungarischen Freunden demontiert,<br />

verladen und nach Ungarn gebracht werden.<br />

Heuer hat die Ungarische Assoziation des <strong>Malteser</strong>-Ritter-<br />

Ordens acht Pflegeheime von der öffentlichen Hand übernommen.<br />

<strong>Die</strong> Aufbesserung der vorhandenen Ausstattung<br />

mit 51 Pflegebetten, Kleinmöbeln und Pflegematerial aus<br />

dem Heim St. Joseph am Inn (Stiftung „Haus St. Josef am<br />

Inn zu St. Nikolaus in Innsbruck“, Geschäftsführer Mag.<br />

Dr. Christian Juranek) war damit mehr als willkommen.<br />

Tatkräftige Unterstützung gab es außerdem vom Roten<br />

Kreuz Tirol, das die Verladung der Betten in zwei LKW-<br />

Züge mit Hilfe eines weiteren LKW mit Ladebordwand ermöglicht<br />

hat. Wir sagen herzlich DANKE!<br />

Salzburger Benefizball<br />

des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens zugunsten von Menschen mit Beeinträchtigungen<br />

3. AUGUST <strong>2018</strong>, ALTE RESIDENZ ZU SALZBURG<br />

32<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong><br />

mit Dinner, Künstlerauftritten, Tanz, Roulette, ...<br />

benefizball@salzburg.malteser.at


XXXX<br />

EIN UNVERGESSLICHES<br />

WOCHENENDE IN PRAG<br />

Schönes Wetter, zwei Autos, gut gelaunte Betreute und „ihre“ MALTESER:<br />

Das ist alles, was man braucht, um einen unvergesslichen Sonderdienst<br />

in Prag erleben zu dürfen.<br />

Von Anzeka Koch und Philipp Daron<br />

Wir machten uns am 13. April – einem Freitag und<br />

damit unserem Glückstag – auf den Weg. In Prag angekommen,<br />

bezogen wir unser Hotel unweit des alten<br />

Zentrums und ließen den ersten Tag bei einem<br />

gemeinsamen Abendessen ausklingen. Am nächsten<br />

Tag folgte eine ausgiebige Besichtigungstour inklusive<br />

Picknick unter blühenden Kirschbäumen. Den<br />

Höhepunkt unseres Ausflugs bildete eine gemeinsame<br />

Sonntagsmesse mit der deutsch-österreichischen<br />

Gemeinde in der Kirche zum Heiligen Nepomuk.<br />

„Ihr seid Zeugen, dass der Glaube, die Liebe und<br />

die Hoffnung keine Illusion sind“, gab uns Pfarrer<br />

Martin Leitgöb als Botschaft auf unseren Heimweg<br />

nach Wien mit.<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 33


MALTESERÖSTERREICH<br />

AUFNAHME<br />

WIEN<br />

Am 23. Juni lud der Prokurator der <strong>Malteser</strong>, Bailli Norbert<br />

Salburg-Falkenstein, in die Pfarrkirche Mailberg<br />

zur Aufnahmefeier mit anschließender Agape. In einer<br />

von Weihbischof Dipl.-Ing. Mag. Stephan Turnovszky<br />

geleiteten Festmesse wurden 14 neue Ordensritter, darunter<br />

er selbst, in den Orden aufgenommen. Und 45<br />

neue Mitglieder der <strong>Malteser</strong> (ein Mitglied aus dem<br />

Burgenland, sechs aus Salzburg, acht aus der Steier-<br />

SALZBURG<br />

TIROL<br />

34<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

BURGENLAND<br />

STEIERMARK<br />

mark, fünf aus Tirol und 25 aus Wien) legten ihr Versprechen<br />

ab, im Sinne des Ordens gegen das achtfache<br />

Elend zu kämpfen. Im Zuge der Aufnahme wurde<br />

KR Martin Auer, Delegat des Ordens in der Steiermark,<br />

zum Magistral-Großkreuz-Ritter in Obödienz rangerhöht.<br />

IN DAS GROSSPRIORAT VON ÖSTERREICH WURDEN AUFGENOMMEN<br />

Ehren- und Devotionsritter<br />

Lukas Hartig<br />

Andreas Khevenhüller-Metsch, MLitt, BA<br />

Dr. Leopold Podstatzky-Lichtenstein<br />

Obst. d. G. MMag. Philipp Ségur-Cabanac<br />

Benedikt Thienen-Adlerflycht, MLitt, BA<br />

Felix Thun-Hohenstein<br />

Koventualkaplan ad honorem<br />

Weihbischof und Bischofsvikar<br />

Dipl.-Ing. Mag. Stephan Turnovszky<br />

Gratial- und Devotionsritter<br />

Martin Fräss-Ehrfeld<br />

Mag. Matthias Guggenberg-Riedhofen<br />

Magistralritter<br />

Benedikt Kraetschmer, BA<br />

Vinzenz Supp<br />

Mag. Georg Wielinger<br />

Dip.-Ing. Arno Wimpffen, MBA<br />

Carl-Benedikt Zichy, BA<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 35


XXXXX<br />

WIEN<br />

ÜBUNG<br />

Übung und Ablaufüberprüfung eines Informations- und Betreuungszentrums (IBZ) durch Einsatzorganisationen der<br />

Stadt Wien.<br />

WIRTSCHAFT HILFT –<br />

DIESMAL IN RUMÄNIEN<br />

Von Calin Piescu<br />

Was tun mit intakter Ware, die schon länger im Geschäft lagert<br />

und nicht mehr in den Verkauf genommen wird? Ein renommiertes<br />

Schuhgeschäft nahe der Oper im ersten Wiener<br />

Gemeindebezirk hat die Antwort: Spenden! So fährt ein österreichisch-rumänischer<br />

MALTESER regelmäßig mit seinem privaten<br />

Pkw nach Timișoara (Temeswar) und lässt dort die neuwertigen<br />

Schuhe aus Wien an bedürftige Menschen verteilen.<br />

Vielen Dank für diese wunderbare Aktion!<br />

SA-RRT ERNSTFALLÜBUNG<br />

Um auch bei Katastrophen schnell zur Stelle zu sein, trainieren<br />

die <strong>Malteser</strong> regelmäßig für den Ernstfall. So gab es<br />

zuletzt in Wien einen vom Samariterbund organisierten<br />

Kurs. Als Übungsszenario wurde ein Hochwasser angenommen.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> hatten die Bewohner eines eingestürzten<br />

Hauses zu bergen und verletzte Menschen mit<br />

einem Schlauchboot von einer Insel zu retten.<br />

36<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>


XXXX<br />

AMBULANZDIENST MARIA PLAIN<br />

ROSSERER WALLFAHRT<br />

<strong>Die</strong> traditionell geschmückten Pferde(-Kutschen) werden im Anschluss an die Festmesse in der Wallfahrtsbasilika gesegnet.<br />

STEIERMARK<br />

TIERPARK HERBERSTEIN<br />

Ein herrlicher Frühlingsausflug in den Tierpark Herberstein. Bei der „Afrikaführung“ bestaunten wir unter anderem verschiedene<br />

Affenarten, Löwen und Geparden. <strong>Die</strong> freilaufenden Pfaue waren unsere ständigen Begleiter.<br />

STEIERMARK<br />

AUSSTELLUNGSBESUCH<br />

Besuch anlässlich des Diözesanjubiläums der Ausstellung „Schönheit und Anspruch“ im Stift Admont.<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 37


SALZBURG<br />

STRASSENSAMMLUNG<br />

WIEN<br />

VINZIRAST<br />

Im Namen der Salzburger MALTESER ein herzliches<br />

Vergelt´s Gott allen Spendern.<br />

MALTESER kochen in der VinziRast: die Einrichtung ist<br />

eine Notschlafstelle, ein „Zuhause“ für eine Nacht, geboten<br />

wird ein Bett, Frühstück, warmes Essen, saubere Kleidung<br />

und Waschmöglichkeiten.<br />

WIEN<br />

AUSFLUG<br />

WIEN<br />

LEITZENTRALE<br />

Ausflug in den Steppentierpark Pamhagen.<br />

Eröffnung der gemeinsamen Leitzentrale für Rettungsund<br />

Krankentransporte.<br />

38<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

WIEN<br />

SPARTAN RACE<br />

Wildes Getöse, Schlamm, schmerzerfüllte Gesichter – JUBEL. Unruhe auf dem Schlachtfeld der Militärakademie. Ein<br />

Ausflug, auch um teilnehmende MALTESER anzufeuern.<br />

WIEN<br />

MARATHON<br />

Dabei sein ist alles – durchs Ziel zu laufen ist ein großartiges Gefühl.<br />

WIEN<br />

BESUCH IN SALZBURG<br />

Zu Besuch in Mozarts Geburtsstadt. Kultur, Spaß und Kulinarik kamen nicht zu kurz, die Bereichszentrale wurde als<br />

Unterkunft bereitgestellt. <strong>Die</strong> Wasserspiele im Schloss Hellbrunn waren nur eines der Highlights an diesem Wochenende.<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 39


MALTESERÖSTERREICH<br />

SALZBURG<br />

FEST DER JUGEND<br />

Das Fest der Jugend in Salzburg wird seit dem Jahr 2000 von der Loretto-Gemeinschaft veranstaltet, heuer kamen knapp<br />

10.000 Besucher. <strong>Die</strong> MALTESER begleiten dieses Fest jährlich mit einem starken Ambulanzteam.<br />

TIROL<br />

MAI-AUSFLUG<br />

Gemeinsame Heilige Messe in der Wallfahrtskirche von Götzens, anschließender Spaziergang zur Lindenkapelle, wo gemeinsam,<br />

dankbar für den schönen Tag, Lieder gesungen wurden.<br />

STEIERMARK<br />

PALMBUSCHBINDEN<br />

Traditionelle steirische Palmbuschen binden, als Vorbereitung auf den Palmsonntag: Weidenzweige, Palmkätzchen und<br />

Buchsbaumäste werden zu einem Strauß gebunden und mit bunten Bändern geschmückt.<br />

40<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>


MALTESERÖSTERREICH<br />

WIEN<br />

AMBULANZDIENST<br />

Ambulanzdienst im Zuge der Fronleichnamsprozession, bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein.<br />

TIROL<br />

ÜBUNG KIRCHBICHL<br />

Groß angelegte Katastrophenhilfe-Übung mehrerer Blaulichtorganisationen.<br />

WIEN<br />

FEST DER HELFER<br />

Fest für Wiens Helferinnen und Helfer. <strong>Die</strong> Stadt Wien vergab die „Helfer Wiens Preise“ im Rathaus und dankte den<br />

Helferinnen und Helfern. Severin Traugott von den MALTESERN wurde ausgezeichnet für über 10.000 ehrenamtliche<br />

<strong>Die</strong>nststunden. Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank für dieses große Engagement.<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 41


KLOSTERKÜCHE<br />

SOMMERREZEPTE<br />

AUS DER KLOSTERKÜCHE<br />

von Sr. Dr. Margareta An der Lan<br />

Heute gibt es ein leichtes Sommermenü aus der Klosterküche, mit frischen Kräutern und Zutaten aus unserem Klostergarten,<br />

der fast verzaubert wirkt, jetzt wo alles blüht und gedeiht. Nicht nur die Blüten- und Farbenpracht fesselt bei<br />

einem Spaziergang, sondern auch die unglaublichen Düfte. Viele Kräuterdüfte kommen, wenn man sie leicht anbrät,<br />

noch stärker zur Geltung. Gleichzeitig eignen sich die Kräuter gut, um sie jetzt, wo sie sprießen und gedeihen, zu ernten,<br />

sie für den Winter zu trocknen, um Gemüse einzulegen oder Auszüge anzusetzen.<br />

Rote-Rüben-Carpaccio<br />

mit gegrilltem Ziegenkäse<br />

Zutaten für 4 Personen<br />

12 mittelgroße ganze Rote Rüben<br />

(im Glas oder abgepackt)<br />

1 Bund Rucola<br />

2 kleine Rollen französischen Ziegenkäse<br />

Walnüsse, Rosmarin<br />

Dressing<br />

Weißer Balsamico Essig, Olivenöl,<br />

Honig, süße Chilisauce, ein Schuss Sojasauce<br />

Salz und frischer Pfeffer<br />

Zubereitung<br />

Das Backrohr auf Grillfunktion vorheizen.<br />

<strong>Die</strong> Roten Rüben in dünne Scheiben schneiden und<br />

auf einem Teller anrichten, Rucola zupfen und auf<br />

die Rüben legen, die Walnüsse grob zerkleinern und<br />

darüber streuen.<br />

Den Ziegenkäse in ca. 3cm dicke Scheiben schneiden,<br />

auf eine Alufolie legen, die Oberfläche mit<br />

Honig bestreichen und mit Rosmarin bestreuen.<br />

Für das Dressing alle Zutaten mischen und mit dem<br />

Schneebesen fest verrühren, bis die Mischung bindet,<br />

und über die Rote Bete und den Rucola träufeln.<br />

Den Ziegenkäse im Rohr auf der obersten Schiene<br />

grillen, bis die Oberfläche goldbraun ist, und auf dem<br />

Roten Rüben Carpaccio anrichten.<br />

42<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>


KLOSTERKÜCHE<br />

Schweinsfilet Caprese<br />

Zutaten für 4 Personen<br />

1kg Schweinsfilet<br />

1kg Fisolen (tiefgekühlt oder frisch)<br />

1kg Kirschtomaten<br />

2 Packungen Mozarella di Bufala Bällchen<br />

Frisches Basilikum, Olivenöl, Rosmarin,<br />

Thymian, Pfeffer und Salz<br />

Zubereitung<br />

Schweinsfilet in ca. 5 cm dicke Scheiben schneiden.<br />

In eine Schüssel Olivenöl, Rosmarin,<br />

Thymian, Salz und Pfeffer geben und die Filets<br />

darin 1 Stunde zugedeckt, bei Zimmertemperatur,<br />

marinieren, immer wieder wenden.<br />

Fisolen in Salzwasser bissfest kochen, abseihen<br />

und warm stellen.<br />

Kirschtomaten in eine feuerfeste Form geben,<br />

mit Olivenöl beträufeln, salzen, pfeffern und<br />

etwas Zucker dazu im Rohr bei 200 Grad braten<br />

bis sie weich und bräunlich sind, die Fisolen<br />

dazu geben und warm stellen.<br />

<strong>Die</strong> Schweinsfilets auf beiden Seiten kurz und<br />

fest anbraten (sie sollten innen rosa sein), die<br />

Bratenrückstände mit etwas Wasser aufgießen<br />

und einkochen, dann das Fleisch auf dem Tomaten-Fisolen<br />

Gemüse anrichten, mit der Soße<br />

übergießen, die Mozarella Bällchen halbieren,<br />

verteilen und noch einmal kurz ins Rohr, damit<br />

sie leicht zu schmelzen beginnen.<br />

Mit frischen Basilikumblättern garnieren.<br />

PAPST<br />

FRANZISKUS -<br />

EIN EXZELLENTER<br />

KOCH<br />

Er wollte als Kind Metzger werden, lernte zu Hause kochen<br />

und machte eine Ausbildung zum Lebensmittelchemiker,<br />

bevor er bei den Jesuiten eintrat: Jorge Mario<br />

Bergoglio. Das Buch „Kochen mit dem Papst“ zeichnet die<br />

kulinarischen Stationen unseres Papstes nach.<br />

Von Stefan Kronthaler und Agathe Lauber·Gansterer<br />

„Gesegnete Mahlzeit“: Mit diesem einfachen Segenswunsch<br />

überraschte Jorge Mario Bergoglio, der Papst<br />

„vom Ende der Welt“, wenige Tage nach seiner Wahl zum<br />

Papst bei seiner ersten Ansprache auf dem Petersplatz<br />

am 17. März 2013 die Gläubigen. In diesem „Buon pranzo“<br />

klingt mit an, dass der Verdauungsprozess nicht im<br />

Magen beginnt, sondern im Kopf, im Geist und in der<br />

Seele. In diesem „Gesegnete Mahlzeit“ von Franziskus<br />

liegt auch die Einladung, die Nahrung wieder als heilig<br />

zu begreifen.<br />

Auf seinen Reisen und Besuchen setzt sich unser Papst<br />

immer wieder mit den Vergessenen, den Alten, den Einsamen<br />

und Armen zusammen. Franziskus liebt Pizza.<br />

Sie symbolisiert für ihn das Teilen. Den Kurienerzbischof<br />

Konrad Krajewski, Almosenier des Vatikans, beauftragte<br />

Franziskus am 4. September 2016, die Obdachlosen,<br />

die rund um den Petersdom biwakieren, auf<br />

Kosten des Heiligen Stuhls mit Pizza zu versorgen. An<br />

seinen Geburtstagen frühstückt er traditionell mit Obdachlosen.<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 43


KLOSTERKÜCHE<br />

Roberto Alborghetti gibt ausführlich, fundiert und unterhaltsam<br />

Einblick in die Essensgewohnheiten unseres<br />

Papstes und vermittelt, dass Essen für Franziskus auch<br />

eine seelsorgliche Komponente hat. Passend zu jedem Kapitel<br />

und zu jeder erzählten Episode liefert das Buch ein<br />

entsprechendes Rezept.<br />

Roberto Alborghetti, „Kochen mit dem Papst“, Südwest Verlag,<br />

ISBN 978-3-517-09726-8.<br />

Pizza mit Mozzarella di Bufala und Kirschtomaten<br />

Zutaten für 4 Personen: 1/2 Würfel frische Hefe, 1 TL<br />

Zucker, 4 EL Olivenöl + Öl für die Bleche und die Pizza,<br />

500 g Mehl (Type 405 oder Tipo 0), Salz, 200 g Tomaten,<br />

stückig aus der Dose, 300 g Mozzarella di Bufala, 250 g<br />

gelbe Kirschtomaten, Pfeffer, 1 EL Oregano getrocknet.<br />

Das Papst-Kochbuch<br />

Zubereitung: Krümeln Sie die Hefe in 250 ml lauwarmes<br />

Wasser. Zucker und 4 EL Olivenöl dazugeben und kräftig<br />

verrühren. <strong>Die</strong> Mischung anschließend einige Minuten<br />

ruhen lassen. Inzwischen das Mehl auf ein Backbrett<br />

sieben. Eine Mulde hineindrücken und das Hefegemisch<br />

und 2 TL Salz hineingeben. Von außen nach innen zu einem<br />

elastischen Teig verkneten und anschließend in vier<br />

gleich große Stücke teilen. <strong>Die</strong>se zu Kugeln formen und<br />

zugedeckt an einem warmen Ort rasten lassen, bis sie<br />

ihr Volumen verdoppelt haben (etwa 2 Stunden). Danach<br />

daraus 4 Teigfladen formen und auf gefette Pizzableche<br />

(Durchmesser 22 cm) legen. Passierte Tomaten und den<br />

zerkleinerten Mozzarella darüber verteilen und dann die<br />

halbierten Kirschtomaten, die zuvor in Öl, Salz und Pfeffer<br />

gewendet wurden. Oregano drüberstreuen und die Pizza<br />

auf der untersten Schiene bei mindestens 200 °C für 8<br />

bis 15 Minuten backen<br />

Anrichten: Pizzascheiben mit Basilikumblätter belegen,<br />

mit Olivenöl beträufeln und heiß servieren.<br />

Gesegnete Mahlzeit!<br />

44<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>


MEDIZINAKTUELL<br />

„DIABETES?<br />

KENN ICH! DAS HAT MEINE GROSSMUTTER AUCH ...<br />

Von Susanne Pusarnig<br />

... <strong>Die</strong> muss Tabletten nehmen.“<br />

„Lena, sei nicht traurig, das ist nicht<br />

so schlimm!“<br />

Frau S. seufzt. Eigentlich sollte sie es jetzt erklären... aber<br />

sie mag schon nicht mehr. Zu viele solche Reaktionen hat<br />

sie in letzter Zeit bekommen, wenn sie erzählte, dass sie<br />

mit ihrer kleinen Tochter Lena, 4 Jahre alt, eine Woche im<br />

Spital war. Lena war in letzter Zeit müde gewesen, hatte<br />

immer wieder zu trinken verlangt und wollte dann nur<br />

mehr schlafen – Frau S. war mit ihr zum Kinderarzt gegangen,<br />

der hatte die Kleine in den Finger gestochen, einen<br />

Blutzucker um 500mg% festgestellt und sofort Mutter<br />

und Tochter ins Krankenhaus geschickt. Dort erfuhr<br />

Frau S., dass Lena Diabetes hat. Typ 1 Diabetes. Und dass<br />

das bedeutet, dass Lenas Körper nicht mehr selbst Insulin<br />

produzieren kann. Insulin, das lebenswichtige Hormon,<br />

das wir Menschen brauchen, um den Blutzucker stabil zu<br />

halten und alle unsere Zellen mit Zucker als „Brennstoff“<br />

zu versorgen. Denn ohne Insulin steigt der Blutzucker immer<br />

weiter an, aber alle Zellen des Körpers hungern, weil<br />

sie selbst keinen Zucker bekommen – denn egal, wie viel<br />

Zucker im Blut rumschwimmt: er geht nur dann in die Zellen<br />

hinein, wenn Insulin da ist. Insulin, das „ein Türchen<br />

aufmacht“ in der Zellwand, so dass schnell ein paar Zucker-Bausteinchen<br />

ins Innere der Zelle schlüpfen können,<br />

bevor sich die Türe wieder schließt. So hatte es die nette<br />

Diabetes-Beraterin Lena erklärt. Lena hatte ganz ernst zugehört<br />

und verstanden, dass sie nun das Insulin gespritzt<br />

bekommen würde. Allerdings war sie einige Stunden später<br />

ganz empört: „Nein, ich hab ja schon Insulin bekommen!<br />

Nicht noch einmal!“, hatte sie gebettelt, und dann<br />

hat es Tränen gegeben. Frau S. hätte damals am liebsten<br />

mitgeweint. Wusste sie doch schon, dass Lena ihr Leben<br />

lang Insulin brauchen würde, jeden Tag, zu jeder Mahlzeit.<br />

Warum gibt es dann Diabetiker, die „nur“ Tabletten nehmen<br />

brauchen? Einfache Antwort: weil die eine ganz andere<br />

Krankheit haben. Man nennt diese Krankheit auch<br />

„Typ 2 Diabetes“. Das Einzige, was die beiden Diabetes-<br />

Typen gemeinsam haben, ist der zu hohe Blutzucker.<br />

Aber es sind 2 ganz verschiedene Krankheiten:<br />

Diabetes mellitus Typ 1<br />

Wie bei Lena: der Blutzucker steigt, weil zuerst immer weniger,<br />

dann gar kein Insulin mehr da ist. Weil der Körper<br />

Abwehrstoffe gebildet hat gegen genau die Zellen, die das<br />

Insulin herstellen. <strong>Die</strong> werden dann immer weniger. <strong>Die</strong><br />

einzige Lösung: Insulin spritzen. Ein Leben lang. Mit Insulin-Pens<br />

oder mithilfe einer Insulin-Pumpe. Also: Körper<br />

kann selbst nicht Insulin bilden – Insulin ist lebensnotwendig<br />

– Insulin kann man nicht schlucken, weil es im<br />

Magen sofort in seine Bausteine zerlegt wird – Menschen<br />

mit Typ 1 Diabetes müssen Insulin spritzen.<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 45


MEDIZINAKTUELL<br />

Diabetes mellitus Typ 2<br />

Hier ist die Insulin-Produktion in den ersten Jahren der<br />

Krankheit noch in Ordnung. Das Problem: die Körperzellen<br />

reagieren nicht so aufs Insulin, wie sie sollten. <strong>Die</strong><br />

Insulin-Wirkung wird schwächer: weil der Körper normale<br />

Blutzucker-Spiegel haben will, muss die Bauchspeicheldrüse<br />

immer mehr und mehr Insulin produzieren, um<br />

den Defekt auszugleichen.<br />

Und irgendwann schafft sie es nicht mehr – der Blutzucker<br />

steigt. Aber eigenes Insulin ist ja noch da. In dieser<br />

Situation kann man gut mit bewusstem Essen, Bewegung<br />

und Tabletten helfen, da gibt es verschiedene Ansatzpunkte<br />

und deshalb auch verschiedene Arten von Tabletten.<br />

Wenn die Krankheit weiter fortschreitet, reichen<br />

irgendwann die Tabletten nicht mehr und dann müssen<br />

auch Typ 2 Diabetiker Insulin spritzen.<br />

<strong>Die</strong>ser Typ 2 Diabetes, das ist der Diabetes, den man früher<br />

„Alterszucker“ genannt hat. Weil er vor allem bei älteren<br />

Menschen auftritt – aber in letzter Zeit sind auch<br />

immer mehr Kinder, sogar Kleinkinder, davon betroffen.<br />

Und deren Eltern kann man schwer sagen, ihr Kind hätte<br />

„Alterszucker“. Deshalb nennt man das heute „Typ 2 Diabetes“.<br />

Auch der Typ 1 Diabetes, der, den die kleine Lena hat,<br />

hatte früher einen anderen Namen: „Diabetes der Kinder<br />

und Jugendlichen“. Aber auch hier gibt es Ausnahmen<br />

– in Einzelfällen können auch 60- oder 70-jährige<br />

Menschen Typ 1 Diabetes bekommen. Auch die wären<br />

erstaunt über „Kinder- und Jugend-Diabetes“ – deshalb<br />

heißt diese Diabetes-Form heute Typ 1 Diabetes.<br />

Das alles sollte Frau S. der Nachbarin erzählen, die gemeint<br />

hat, der Diabetes von Lena sei ja nichts Schlimmes<br />

und sie brauche nur Tabletten nehmen. Frau S. seufzt.<br />

Heute schafft sie das nicht mehr. Denn ein paar Minuten<br />

früher hat sie gehört: „Ach, da braucht die Lena doch nur<br />

nichts Süßes essen, dann geht das wieder weg!“ – Nein,<br />

„das“ geht nicht weg. Typ 1 Diabetes bleibt, ein Leben<br />

lang. Ihre Lena wird sich später selbst um ihren Diabetes<br />

kümmern müssen. In 15 Jahren gibt es sicher schon viel<br />

bessere Insulin-Pumpen als heutzutage – aber Diabetikerin<br />

wird sie bleiben.<br />

Frau S. sperrt die Türe auf. Jetzt wird sie das Nachtmahl<br />

vorbereiten, Lenas Blutzucker messen, ausrechnen,<br />

wieviel Insulin Lena fürs Abendessen braucht. Sie<br />

wird Lena auffordern, sich das Insulin ganz alleine selbst<br />

zu spritzen, dann darauf achten, dass Lena wirklich ihr<br />

Nachtmahl isst. Dann noch ein bisschen spielen, eine<br />

Geschichte vorlesen – und dann wird Lena hoffentlich<br />

bald einschlafen. Frau S. wird in der Nacht noch ein- oder<br />

zweimal ihren Blutzucker kontrollieren, um zu sehen, ob<br />

alles in Ordnung ist.<br />

Symptome von Diabetes<br />

Durst, häufiges Urinieren,<br />

Müdigkeit, trockener Mund,<br />

dann Kraftlosigkeit, Gewichtsabnahme<br />

Dr. Susanne Pusarnig,<br />

Ärztin für Allgemeinmedizin –<br />

die „Zuckertante“<br />

www.zuckertante.at<br />

E-Mail: ordination@pusarnig.at<br />

Diagnose von Diabetes<br />

Blutzucker: 2 zu hohe Werte = Diabetes!<br />

• Als normal gelten Nüchtern-Blutzucker-Werte unter<br />

110 mg/dl<br />

• Nüchtern-Werte zwischen 110 – 126mg/dl sind „verdächtig<br />

hoch“ – Ihr Arzt wird Sie wahrscheinlich zu<br />

einer genaueren Untersuchung, dem „Zuckerbelastungstest“,<br />

schicken.<br />

• Nüchtern-Werte über 126mg/dl sind „zu hoch“<br />

• Werte über 200mg/dl sind immer „zu hoch“ –<br />

egal wann die gemessen werden, also auch<br />

wenn Sie etwas gegessen haben.<br />

46<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>


Falls Sie, Ihre<br />

Freunde oder Ihre<br />

Familie über unsere Arbeit<br />

informiert werden wollen,<br />

senden wir Ihnen die <strong>Zeitung</strong><br />

gerne regelmäßig zu.<br />

MEDIZINAKTUELL<br />

MIT DER<br />

KRAFT DES DUFTES<br />

Aromatherapie unterstützt die Selbstregeneration und<br />

Selbstheilung und kann im Palliativbereich viel Positives<br />

bewirken. Aromatherpeutin Vania Silva Steixner im Gespräch.<br />

Von Katharina Stögner<br />

Was verbirgt sich hinter dem Namen „Aromatime“?<br />

Aromatime ist wie ein Zuruf, eine Idee, die die Menschen<br />

in die Welt der Düfte rufen soll – an einen Ort, an dem<br />

sie sich aufgrund des Duftes wohlfühlen. Außerdem ist<br />

Aromatime mein Firmenname. Ich biete Beratung und<br />

Behandlungen mit ätherischen Ölen an und stelle Körper-Öle,<br />

Öle für Duftlampen, Aromasprays und Naturkosmetik<br />

ohne synthetische Mittel ganz nach persönlichem<br />

Wunsch und je nach Bedarf her.<br />

Senden Sie einfach eine<br />

E-Mail an:<br />

zeitung@malteser.at<br />

Gratis,<br />

aber leider<br />

nicht kostenlos.<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

„<strong>Die</strong> MALTESER“ ist traditionell gratis und soll<br />

es auch bleiben. Denn es ist uns ein Anliegen,<br />

Sie über unsere Arbeit umfassend zu informieren.<br />

Doch die Produktion und der Versand sind<br />

leider nicht kostenlos. Bitte unterstützen Sie<br />

uns.<br />

<strong>Die</strong><br />

MALTESER<br />

Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />

<strong>Die</strong><br />

MALTESER<br />

Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />

Ausgabe 3-4/2016<br />

Ausgabe 3-4/2017<br />

Wie sind Sie zur Aromatherapie gekommen?<br />

Meine Großmutter hat mich dazu inspiriert. Sie hat sich<br />

viel mit Kräutern beschäftigt. So habe ich von Kindheit<br />

an gelernt, die Kraft der Natur zu schätzen. 2012 habe ich<br />

meine Aromatherapie-Ausbildung in Graz gemacht, und<br />

nach erfolgreicher Prüfung bin ich jetzt ärztlich geprüfte<br />

Aromapraktikerin.<br />

Ist Aromatherapie wissenschaftlich fundiert?<br />

<strong>Die</strong> Wirkung von ätherischen Ölen ist wissenschaftlich<br />

nachgewiesen. Aromatherapie ist die kontrollierte Anwendung<br />

von natürlichen ätherischen Ölen, um die körperliche<br />

und psychische Gesundheit zu erhalten. Es werden<br />

nicht die einzelnen Symptome, sondern der Mensch<br />

ganzheitlich betrachtet und behandelt. Selbstregeneration<br />

und Selbstheilung sind dabei die entscheidenden<br />

Faktoren, die auf sanfte Weise unterstützt werden. Aber<br />

auch im Palliativbereich kann Aromatherapie sehr positiv<br />

wirken.<br />

<strong>Die</strong><br />

Unvergessliche Momente – Sommercamp 2017<br />

Warnsignale einer Demenzerkrankung<br />

Erster Kinderhilfelauf: Laufend helfen<br />

<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>-<strong>Zeitung</strong> 3_2017_end ok.indd 1 20.11.17 13:08<br />

MALTESER<br />

Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />

Italien-Erdbebenhilfe aus Österreich<br />

Legate: In guter Erinnerung bleiben<br />

Ein Jahr Hilde Umdasch Haus<br />

Ausgabe 1/<strong>2018</strong><br />

Down-Syndrom: Wunderbar anders<br />

Talentprogramm: „Sag nicht behindert zu mir“<br />

<strong>Malteser</strong>kirche: 900 Jahre alter Schatz<br />

<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>-<strong>Zeitung</strong> 1_<strong>2018</strong>_end ok.indd 1 23.03.18 10:43<br />

Konto lautend auf MALTESER<br />

Hospitaldienst Austria,<br />

Kennwort „<strong>Zeitung</strong>“<br />

AT65 2011 1800 8087 0800<br />

Spenden an den MALTESER Hospitaldienst sind<br />

von der Steuer absetzbar!<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 47


MEDIZINAKTUELL<br />

SO FUNKTIONIERT AROMATHERAPIE<br />

Ätherische Öle sind „die Seele der Pflanze“, sehr komplexe<br />

biochemische Gebilde und schwer nachzubauen.<br />

Sie sind ein hochwirksames Heilmittel, hoch konzentrierte<br />

flüssige Bestandteile duftender Pflanzen und<br />

sehr reich an Wirkstoffen. Sie werden aus den Blättern,<br />

Blüten, Samen, Früchten, Zweigen, Holz, Wurzeln und<br />

Harzen gewonnen.<br />

Wie wirkt Aromatherapie bei älteren und sehr<br />

kranken, eventuell auch dementen Menschen?<br />

In solchen Fällen wird die Dosierung sehr reduziert – nach<br />

dem Prinzip „weniger ist mehr“. Das gilt insbesondere für<br />

ältere Menschen und Kinder.<br />

Sie bieten Workshops und Kurse an. Wie lange<br />

dauern diese?<br />

Ich habe Kurse bzw. Einschulungen für Einzelpersonen,<br />

die zwei bis drei Stunden dauern, oder Seminare, die<br />

vier bzw. sieben Stunden dauern. Am Ende der Seminare<br />

möchten dann die meisten Teilnehmer gleich das nächste<br />

buchen. Miteinander zu lernen und gemeinsam Düfte zu<br />

mischen und auszuprobieren, macht einfach großen Spaß.<br />

Was ist für Sie persönlich das Schönste an Ihrem<br />

Beruf?<br />

<strong>Die</strong> Aromatherapie und das Nutzen von ätherischen Ölen<br />

verbessern die Lebensqualität, auch wenn sie nicht zur<br />

Heilung beitragen. Viele kranke Menschen entdecken<br />

durch die Anwendung von ätherischen Ölen einen Grund<br />

zum Lachen. Wenn ich das erlebe, bin ich zuversichtlich,<br />

dass ich auf dem richtigen Weg bin. Das macht mich sehr<br />

glücklich und ist das Schönste an meinem Beruf. Im Palliativdienst<br />

werden diese sehr gerne eingesetzt, daher biete<br />

ich für Menschen, die in der Palliativpflege tätig sind, Seminare<br />

und Workshops an, um ihnen Wege und Möglichkeiten<br />

in einem kleinen Basispaket zu vermitteln.<br />

Weitere Infos und Kontakt:<br />

www.aromatime.at<br />

<strong>Die</strong> wohltuenden Duftstoffe der ätherischen Öle gelangen<br />

durch Inhalation, Massagen, Bäder oder Einnahme<br />

in den Körper und werden vom Organismus aufgenommen,<br />

ohne schädliche Rückstände zu hinterlassen. Je<br />

nach Befindlichkeit der Person und zu behandelnder<br />

Störung erfolgt die Aufnahme durch die Nase (Duftlampe,<br />

Spray, Inhalation), die Haut (Massage, Einreibung,<br />

Bäder, Kompresse), die Schleimhaut (Zäpfchen,<br />

Tampons) oder den Mund (Nahrung – „Aromaküche“,<br />

Tropfen, Kapseln, Inhalation).<br />

Ätherische Öle werden über Mischungen in pflanzlichen<br />

Ölen, Cremen, Massagecremen, Seifen, Bädern,<br />

Fußbädern, Kompressen, Raumbeduftungen mit<br />

Sprays, Duftlampen oder Diffusers angewendet. Am<br />

Arbeitsplatz eingesetzt, fördern sie die Konzentration,<br />

helfen gegen Erschöpfung, Benommenheit, Überarbeitung,<br />

Gedächtnisschwäche und verstärken die Ausdauer<br />

bei geistigen Arbeiten. Produkte aus der Aromatherapie<br />

können begleitend zu anderen Behandlungen<br />

geführt werden und ersetzen keinesfalls medizinische<br />

Produkte.<br />

AROMATHERAPIE ZUM NACHLESEN<br />

• Aromatherapie in Wissenschaft und Praxis. 1. Auflage.<br />

Steflitsch, Wolfgang. Stadelmann Verlag 2013<br />

• Aromatherapie – Grundlagen, Wirkprinzipien, Praxis.<br />

2. Auflage. Wabner, <strong>Die</strong>trich (Herausgeber), Beier, Christiane<br />

(Herausgeber), Demleitner, Margret (Beiträge),<br />

Struck, Dorothee (Beiträge). Elsevier 2011<br />

• Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe. 6. Auflage.<br />

Zimmermann, Eliane. Haug <strong>2018</strong><br />

48<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>


MALTESERWELTWEIT<br />

MALTESER INTERNATIONAL<br />

60 JAHRE<br />

HUMANITÄRE<br />

HILFE<br />

UNSERE VISION:<br />

EIN LEBEN IN GESUNDHEIT UND WÜRDE FÜR ALLE MENSCHEN.<br />

00<br />

Nahrung,<br />

ygieneartikel<br />

nterkunft.<br />

Jahresrückblick 2017<br />

Für ein Leben in Gesundheit und Würde<br />

Unsere Hilfe in Zahlen:<br />

1.650.000<br />

Patienten wurden in von uns unter -<br />

stützten medizinischen Einrichtungen<br />

auf der ganzen Welt behandelt.<br />

Das internationale Hilfswerk des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens<br />

steht seit 60 Jahren weltweit Menschen bei, die von Armut,<br />

Krankheit, Konflikten und Katastrophen betroffen sind. <strong>Die</strong> christlichen<br />

Werte und humanitären Prinzipien bilden die Grundlage dieser<br />

Arbeit. In jährlich über 100 Projekten in mehr als 29 Ländern Afrikas,<br />

Amerikas, Asiens und Europas helfen wir Menschen in Not – unabhängig<br />

von ihrer Religion, Herkunft oder politischen Überzeugung.<br />

17.000<br />

unterernährte Kinder unter<br />

fünf Jahren wurden wieder<br />

gesund und erhielten<br />

eine Chance auf eine<br />

bessere Zukunft.<br />

49.000<br />

Kinder kamen in unseren<br />

499 Gesundheitseinrichtungen<br />

zur Welt.<br />

192.000<br />

Menschen haben dank<br />

unserer Projekte Zugang<br />

zu sauberem Trinkwasser.<br />

202.000<br />

Menschen erhielten Nahrung,<br />

Wasser, Kleidung, Hygieneartikel<br />

und/oder eine Notunterkunft.<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 49


MALTESERWELTWEIT<br />

KARAWANE DER NÄCHSTENLIEBE<br />

ZEHN MONATE<br />

KARITATIVER DIENST<br />

IM LIBANON<br />

Rund zehn Monate verbringt Jahr für Jahr ein Dutzend junger Menschen zwischen 18 und 25 in Beirut, um geistig und<br />

körperlich behinderten Menschen liebevolle Zuwendung und Abwechslung von ihrem meist sehr eintönigen Alltag zu<br />

bringen. <strong>Die</strong> Initiative ist Teil des von der deutschen Gemeinschaft junger MALTESER ins Leben gerufenen Libanonprojekts.<br />

Auch einige junge MALTESER aus Österreich haben schon an der seit 2009 bestehenden „Karawane“ teilgenommen,<br />

zuletzt unser Sohn Felix. Bei einem Besuch in Beirut vor einigen Wochen konnten wir uns selbst ein Bild von Leben und<br />

Arbeit der jungen Leute machen.<br />

Von Georg Male<br />

„Mich beeindruckt das<br />

Lächeln, das wir mit<br />

unserer Zuwendung auf<br />

die Gesichter unserer<br />

Gäste zaubern können.“<br />

Elisabeth Eloy<br />

Seit Mitte August 2017 leben die sogenannten „Karawanisten“<br />

gemeinsam in Beirut, genauer gesagt in Naqqache,<br />

einem christlichen Vorort im Nordosten der<br />

libanesischen Metropole. Heuer sind es dank eines unterjährigen<br />

Wechsels sogar dreizehn: Vier Burschen und<br />

neun Mädchen gehören zum Team, etwa die Hälfte Deutsche,<br />

der Rest aus Frankreich, Tschechien, den Niederlanden,<br />

Mexiko, England und eben Österreich. Sie teilen<br />

in diesen zehn Monaten nicht nur ihren <strong>Die</strong>nst und<br />

ihre Wohnung, sondern praktisch ihr gesamtes Leben,<br />

tagtägliche Haushaltspflichten inklusive. Das bedeutet<br />

große Nähe, tiefe Freundschaften, eine verschworene<br />

Gemeinschaft, aber natürlich auch Reibungsflächen.<br />

Vorbereitung und Team Building<br />

Doch sie sind nicht unvorbereitet in den Libanon gekommen.<br />

Ausgangspunkt jeder Karawane ist ein knapp<br />

zweiwöchiges Prepcamp, bei dem sich die Teilnehmer<br />

nicht zuletzt näher kennenlernen sollen. Dazu umfasst<br />

das Seminar nicht nur eine theoretische wie praktische<br />

Einführung in die Behindertenarbeit, sondern auch ka-<br />

50<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>


techetische Vorträge, ein Rhetorik- und Kommunikationsseminar<br />

sowie gemeinsames Gebet, Sport und Musik.<br />

Vorkenntnisse sind dabei nicht vonnöten. Dennoch<br />

muss sich jeder Karawanist darauf einstellen, dass der<br />

<strong>Die</strong>nst in den Heimen emotional aufreibend und kräftezehrend<br />

ist. Er erfordert viel Selbstzurücknahme<br />

und absolutes Engagement – das aber<br />

mehr als belohnt wird.<br />

Sommercamp als Einstieg<br />

<strong>Die</strong> Karawanisten beginnen ihren <strong>Die</strong>nst mit<br />

drei unmittelbar aufeinander folgenden Feriencamps<br />

in Chabrouh, in den Bergen nicht<br />

weit von Beirut gelegen. Hier verbringen sie<br />

ihre ersten Wochen im Libanon, um – gemeinsam<br />

mit anderen Camp-Teilnehmern aus Europa und<br />

dem Libanon – behinderten Menschen Ferien vom Heimalltag<br />

zu ermöglichen und sich damit auch auf ihren<br />

weiteren <strong>Die</strong>nst einzustimmen. Ort des Geschehens ist<br />

„Ich verbringe hier gerade<br />

das beste und, wie ich<br />

denke, wertvollste Jahr<br />

meines Lebens. Es öffnet<br />

einem richtig die Augen<br />

für die Welt.“<br />

Sofia Zell<br />

ein Haus der libanesischen Assoziation des <strong>Malteser</strong>-Ordens,<br />

das in den letzten Jahren umfassend saniert und<br />

ausgebaut wurde. Auch die erste eigene Kapelle der libanesischen<br />

MALTESER befindet sich seither in Chabrouh.<br />

Etwa 40 „Gäste“ samt den erforderlichen Betreuern und<br />

sonstigen Helfern können auf dem perfekt behindertengerechten<br />

Areal problemlos wohnen und verbringen<br />

ihre Zeit mit verschiedensten Aktivitäten bis hin zu<br />

„Mit viel Geduld erreicht man immer<br />

wieder kleine, oft unerwartete<br />

Fortschritte. Einer unserer Gäste hat<br />

plötzlich seine Arme abgewinkelt,<br />

was er früher nicht machen konnte<br />

oder wollte.“<br />

Aloys Lobkowicz<br />

Tagen am Strand, liebevoll gepflegt, betreut und unterhalten<br />

von den Karawanisten, den übrigen Camp-Teilnehmern<br />

sowie Helfern aus der sehr aktiven libanesischen<br />

MALTESER-Jugend.<br />

Täglicher <strong>Die</strong>nst in Heimen für Schwerstbehinderte<br />

Nach dieser Zeit beginnt der Alltagsdienst der Karawanisten<br />

in drei Heimen in der Umgebung von Beirut:<br />

einem in der Nähe ihrer eigenen Wohnung in Antelias,<br />

einem in Jal el-Dib, einem anderen, näher am Zentrum<br />

gelegenen Vorort von Beirut, sowie einem weiteren Haus<br />

in Deir el-Qamar, der in den Bergen gelegenen zeitweiligen<br />

Residenz osmanischer Emire rund 45 km südöstlich<br />

von Beirut. Alle drei Heime werden von den franziskanischen<br />

Schwestern vom Kreuz geführt und widmen sich<br />

der Pflege geistig und körperlich schwerst behinderter<br />

Menschen.<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 51


„Zehn Monate mögen viel klingen,<br />

aber im Endeffekt wünschen sich alle<br />

Karawanisten, dass dieses Erlebnis nie<br />

endet. <strong>Die</strong> Karawane zu machen, war<br />

die beste Entscheidung, die ich hätte<br />

fällen können.“<br />

Helena Brauchitsch<br />

Grundgedanke des „Service“, wie die Karawanisten ihren<br />

<strong>Die</strong>nst nennen, ist es, das zu leisten, was die Bewohner<br />

der Heime – aufgrund von Zeit- und Personalmangel –<br />

sonst viel zu wenig erfahren: liebevolle persönliche Zuwendung<br />

sowie verschiedenste Programme wie Musik,<br />

Tanz, Sport, Ball- oder Fangenspielen, Zeichnen und Malen,<br />

Basteln, Backen, Spiele, Verkleiden, kleine Theaterprojekte,<br />

Besuche in der Cafeteria oder Spaziergänge im<br />

Garten – kurz: Abwechslung vom Alltag. Hinzu kommen<br />

bisweilen Ausflüge, die meist gemeinsam mit der Youth<br />

of the Order of Malta organisiert werden, etwa zum Reiten<br />

oder zum Beirut Marathon. Pflege zählt – mit Ausnahme<br />

der Camps – hingegen nicht zu den Aufgaben der<br />

Karawanisten, nur in Deir el-Salib helfen sie auch bei der<br />

Verabreichung der Mahlzeiten.<br />

An fünf Tagen der Woche widmen die Karawanisten diesen<br />

Aufgaben im Schnitt je drei Stunden. Das mag nicht<br />

nach sehr viel klingen, zehrt aber angesichts der Intensität<br />

des <strong>Die</strong>nstes – und der langen Dauer des Einsatzes<br />

im Libanon – durchaus an den Kräften. Zudem kommen<br />

zahlreiche, jeweils fünftägige Camps in Chabrouh hinzu.<br />

Abgesehen von den bereits erwähnten Sommercamps<br />

zu Beginn der Karawane waren das dieses Jahr etwa das<br />

Christmas Camp, ein spezielles Down-Syndrom-Camp,<br />

ein Caravan-Alumni-Camp mit ehemaligen Karawanisten,<br />

das „Caravan Camp“ der aktuellen Karawane und ein<br />

eigenes Camp für Kinder mit Zerebralparese. Zusätzlich<br />

helfen die Karawanisten bisweilen in zwei Schulen<br />

für syrische Flüchtlingskinder. Und auch um<br />

Fundraising kümmern sie sich zum Teil selbst<br />

und finanzieren damit zusätzliche Aktivitäten,<br />

etwa die Durchführung von Camps, das bunte<br />

Ausmalen „ihrer“ Stationen oder die Anschaffung<br />

von Spielzeug und Geräten. In Summe kommt jeder<br />

Karawanist auf mehr als 1.000 Stunden im<br />

ehrenamtlichen <strong>Die</strong>nst, nicht wenig für zehn<br />

Monate.<br />

„Unsere Gäste sind inzwischen<br />

wie meine eigenen<br />

Kinder. Ich will mich nicht<br />

verabschieden müssen, so<br />

sehr sind sie mir alle ans<br />

Herz gewachsen.“<br />

Margareta Wangenheim<br />

Middle Eastern Studies an der Université St. Joseph<br />

Ihre Vormittage widmen die Karawanisten – abgesehen<br />

von einem einmonatigen arabischen Sprachkurs zu Beginn<br />

ihrer Zeit im Libanon – verschiedenen Kursen an der von<br />

Jesuiten geführten Université St. Joseph (USJ) in Beirut.<br />

Sie ist mit etwa 12.000 Studierenden heute eine der wichtigen<br />

Universitäten im Nahen Osten. International bekannt<br />

ist die USJ für ihre im Bezirk Achrafieh gelegene Universi-<br />

52<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>


MALTESERWELTWEIT<br />

tätsklinik Hôtel <strong>Die</strong>u de France und die auf dem Gelände<br />

des ehemaligen Campus im Bezirk Saifi gelegene Orientalische<br />

Bibliothek. <strong>Die</strong> USJ verfügt über eine philologische,<br />

eine ingenieurwissenschaftliche und eine theologische<br />

Fakultät und mehrere Forschungszentren, etwa eines zum<br />

arabischen Christentum.<br />

Hintergrund des Bildungsangebots für die Karawanisten<br />

ist das Anliegen, eine Basis zu schaffen, auf der interreligiöser<br />

Dialog möglich wird. <strong>Die</strong> Teilnehmer sollen bestärkt<br />

werden, sich für diesen Dialog einzusetzen und offen zu<br />

werden für echte Toleranz. Eine Toleranz die überlegt und<br />

fundiert ist – weil man weiß, wo man herkommt und weil<br />

man den Glauben und die Kultur des Anderen kennen- und<br />

respektieren gelernt hat.<br />

Dazu nehmen die Karawanisten an verschiedenen Seminaren<br />

der USJ teil. Neben der ausführlichen Behandlung des<br />

Christentums steht dabei das Kennenlernen des Islams<br />

im Vordergrund. Aber auch arabische Geschichte, Politik<br />

und Kultur werden behandelt. Der Libanon ist eines der<br />

„<strong>Die</strong> Gemeinschaft der Karawanisten<br />

ist enorm wichtig.<br />

Ohne die Anderen wäre man<br />

nicht in der Lage, hier zehn<br />

Monate Service zu machen.“<br />

Marguerita Geusau<br />

wenigen Länder im Nahen Osten, in dem ein Miteinander<br />

von Religionen und Kulturen noch erlebbar ist. An die 20<br />

verschiedene Konfessionen sind hier zu finden. <strong>Die</strong>se Viel-<br />

falt soll im Bildungsprogramm abgebildet werden. Abgerundet<br />

wird es je nach aktueller Möglichkeit durch diverse<br />

Vorträge, etwa von muslimischen Imamen und Vertretern<br />

„Mein eindrucksvollstes Erlebnis?<br />

Da gab es viele, zum Beispiel als<br />

Hassan, ein Autist, der menschliche<br />

Nähe nicht so gern mag,<br />

plötzlich seinen Kopf in meinen<br />

Schoß gelegt hat ...“<br />

Camilla Westphalen<br />

anderer Glaubensgemeinschaften oder politischer Gruppierungen.<br />

Und auch thematisch passende Ausflüge zu<br />

kulturellen Stätten im Libanon sind Teil des Programms.<br />

Für all dies erhalten die Karawanisten sogar 16 international<br />

anerkannte ECTS-Punkte.<br />

Ihre eigene Spiritualität pflegen die Karawanisten durch<br />

wöchentliche Gebetsabende und regelmäßige Einkehrwochenenden.<br />

Begleitet werden sie dabei durch den melkitisch<br />

griechisch-katholischen Priester Abouna Romanos<br />

Bou Assi, der das MALTESER-Haus in Chabrouh betreut<br />

und dem Orden auch sonst als Seelsorger zur Verfügung<br />

steht. Doch auch vielfältige Ausflüge und Sport (bis hin<br />

zu Bergtouren und Skitagen im Libanongebirge) kommen<br />

bei den jungen Leuten natürlich nicht zu kurz, ebenso wie<br />

Ausgehen und Partys.<br />

Starkes, prägendes Erlebnis<br />

Fragt man die Karawanisten nach ihrer ursprünglichen<br />

Motivation, ein Jahr im ehrenamtlichen Einsatz<br />

im Libanon zu verbringen, reichen die Antworten von<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 53


MALTESERWELTWEIT<br />

„Abenteuer“ über „kulturelle Horizonterweiterung“ und<br />

„wertvolle Erfahrungen sammeln“ bis hin zum Wunsch,<br />

etwas für Andere zu tun, auch aus Dankbarkeit für das<br />

eigene, zumeist privilegierte Leben. Im Rückblick nach<br />

Man lernt so viel über<br />

Menschlichkeit, über<br />

Liebe, über sich selbst.“<br />

Inés García Lascurain<br />

Bernstorff<br />

libanesischen MALTESER-Jugend – im Service ebenso<br />

wie im privaten Umgang. Und alle sind tief berührt von<br />

der Nähe zu ihren „Gästen“ und von deren Zuwendung<br />

und Dankbarkeit. Ohne Einschränkung würde jede und<br />

jeder der Karawanisten 2017 Anderen empfehlen, ebenfalls<br />

für ein Gap Year in den Libanon zu gehen. Und das<br />

stimmt zuversichtlich, dass die Karawane der Nächstenliebe<br />

weiter und weiter ziehen wird ...<br />

SMRO Libanon: orderofmaltalebanon.org<br />

Franciscan Sisters of the Cross: congfcl.com/?lang=en<br />

fast neun Monaten „Service“ finden sie ihre Erwartungen<br />

durchwegs mehr als erfüllt. Alle stehen unter dem<br />

Eindruck der Intensität ihres <strong>Die</strong>nstes, aber auch der<br />

engen Gemeinschaft untereinander. Wichtig ist für die<br />

meisten auch der Kontakt und die Freundschaft mit der<br />

Weitere Informationen<br />

unter www.orderofmalta-caravan.com. Wer sich<br />

(für die Karawane 2019/20) direkt bewerben möchte,<br />

sollte einen Lebenslauf, ein Motivationsschreiben<br />

(beides in englischer Sprache) und ein Foto an<br />

orderofmaltacaravan@gmail.com senden.<br />

<strong>Die</strong> Idee des Libanonprojekts entstand im Jahr 1997,<br />

als der junge deutsche MALTESER Franziskus Heereman<br />

bei einer Reise in den Libanon mit den unerträglichen<br />

Umständen konfrontiert wurde, in denen kranke und<br />

behinderte Menschen dort leben müssen. Ein Besuch in<br />

den beiden größten Behindertenheimen Beiruts erschütterte<br />

ihn zutiefst. <strong>Die</strong> christlichen Institutionen arbeiten<br />

fast ohne staatliche Hilfe und mit kaum privater Unterstützung.<br />

Mehr als nur die nötigste Versorgung blieb den<br />

Schützlingen daher bis dahin verwehrt.<br />

Der damals 20-Jährige sah akuten Handlungsbedarf und<br />

kehrte im darauffolgenden Jahr mit 27 Freunden aus<br />

Deutschland zurück. Er organisierte einen Ferienaufenthalt<br />

in einem Haus in den libanesischen Bergen, bei dem<br />

die behinderten Gäste in persönlicher Betreuung liebevolle<br />

Zuwendung erfahren konnten. Seither finden diese<br />

Camps jedes Jahr statt. 2009 trat das Projekt der Karawane<br />

hinzu, in dessen Rahmen junge Menschen für zunächst<br />

ein halbes Jahr, seit 2011 fast ein ganzes Jahr in Beirut<br />

verbringen und in drei Behindertenheimen regelmäßige<br />

<strong>Die</strong>nste leisten.<br />

Das Libanonprojekt wird unter der Fahne der „Gemeinschaft<br />

junger MALTESER“ ausschließlich von Jugendlichen<br />

und jungen Erwachsenen organisiert. Mehr als 350<br />

Jugendliche haben in den letzten Jahren Zeit und Geld<br />

investiert um die Situation behinderter Menschen, die im<br />

Libanon vielerorts noch als Schande gelten, zu verbessern.<br />

Viele von ihnen kommen jährlich wieder um ihre neuen<br />

Freunde zu besuchen. Finanziert wird das Projekt über<br />

Spenden sowie Beiträge der Teilnehmer bzw. deren Eltern.<br />

www.libanonprojekt.de<br />

54<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>


Malte<br />

5<br />

3<br />

Amerika<br />

1 Haiti<br />

2 Kolumbien<br />

3 Mexiko<br />

4 Peru<br />

5 USA<br />

4<br />

1<br />

2<br />

Europa<br />

6 Deutschland<br />

7 Ukraine<br />

Afrika<br />

8 Burundi<br />

9 DR Kongo<br />

10 Guinea<br />

11 Kamerun<br />

12 Kenia<br />

13 Nigeria<br />

14 Südsudan<br />

15 Tansania<br />

16 Uganda<br />

10 13<br />

6<br />

11<br />

9<br />

7<br />

20<br />

18 19<br />

17<br />

14<br />

16 12<br />

8<br />

15<br />

Nahost<br />

17 Irak<br />

18 Libanon<br />

19 Syrien<br />

20 Türkei<br />

26<br />

22<br />

25<br />

21<br />

29<br />

Asien<br />

21 Bangladesch<br />

22 Indien<br />

23 Kambodscha<br />

24 Myanmar<br />

25 Nepal<br />

26 Pakistan<br />

27 Philippinen<br />

28 Thailand<br />

29 Vietnam<br />

28<br />

23<br />

24<br />

27<br />

WELTWEITE HILFE FÜR MENSCHEN IN NOT<br />

Von Katharina Kiecol<br />

Es war ein typischer Nothilfeeinsatz für die internationale<br />

humanitäre Hilfsorganisation des <strong>Malteser</strong>-Ritter-<br />

Ordens: Nach dem schweren Erdbeben im Jahr<br />

2015 in Nepal entsandte MALTESER International<br />

ein Expertenteam in die Krisenregion, das zunächst mit<br />

der Einrichtung einer Gesundheitsstation für die Verletzten<br />

begann. In den folgenden Monaten und Jahren<br />

unterstützte die Organisation den Aufbau eines Feldhospitals<br />

in der Region und half beim Wiederaufbau der<br />

zerstörten Infrastruktur. Bis heute arbeitet MALTESER<br />

International mit den Betroffenen von damals am Wiederaufbau,<br />

bildet Gesundheitspersonal aus und organisiert<br />

Trainings zur Katastrophenvorsorge.<br />

Hilfe für Menschen in Not – ob nach schweren Naturkatastrophen<br />

oder in Konfliktgebieten – in akuten<br />

Krisen ist es zunächst immer das Ziel, den betroffenen<br />

Menschen das Überleben zu sichern und sie<br />

mit dem Nötigsten zu versorgen. Je nach Situation<br />

und Ausmaß der Krise organisiert MALTESER International<br />

Verteilung von Wasser, Nahrungsmitteln,<br />

Haushaltsgegenständen und Medikamenten an die<br />

Betroffenen, kümmert sich um den Bau von Notunterkünften<br />

und betreibt Gesundheitsstationen, in denen<br />

die Menschen medizinisch versorgt werden. In vie-<br />

len Einsatzländern, wie zum Beispiel in Nepal, bleibt<br />

MALTESER International auch nach der akuten Nothilfephase<br />

aktiv und unterstützt die Menschen beim Wiederaufbau<br />

und in der Vorbereitung auf zukünftige Krisen.<br />

Einsatzländer, Stand: Juli <strong>2018</strong><br />

Aktuell hilft MALTESER International mehr als zwei<br />

Millionen Menschen in über 100 Projekten in 29 Ländern<br />

weltweit. Das Mandat greift immer dann, wenn die betroffenen<br />

Länder internationale Hilfe anfordern und<br />

wenn es dort keinen lokalen Hilfsdienst der MALTESER<br />

gibt, der die Nothilfe übernimmt. <strong>Die</strong> Einsätze erfolgen<br />

immer in enger Abstimmung mit den – falls vorhanden<br />

– nationalen Assoziationen des <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens,<br />

mit den lokalen Behörden im Einsatzland und mit den<br />

Koordinierungsstellen der Vereinten Nationen.<br />

<strong>Die</strong> langfristigen Programme von MALTESER International<br />

richten sich vorrangig an arme und benachteiligte<br />

Menschen in besonders gefährdeten Regionen. Ihr Ziel<br />

ist es, die Lebensbedingungen der Bevölkerung dauerhaft<br />

zu verbessern. In der Demokratischen Republik Kongo<br />

beispielsweise arbeitet MALTESER International an der<br />

Verbesserung des Gesundheitssystems, in Uganda unterstützen<br />

die Mitarbeiter den Aufbau der staatlichen Notfallversorgung<br />

und in Pakistan werden die Bewohner in<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 55


MALTESERWELTWEIT<br />

der Küstenregion in Katastrophenvorsorgetrainings auf<br />

zukünftige Überflutungen vorbereitet.<br />

Um das Wissen aus den Projekten auch nachhaltig bei<br />

der Bevölkerung zu verankern, arbeitet MALTESER International<br />

wie in der Nothilfe auch in den langfristigen<br />

Programmen eng mit lokalen Partnerorganisationen und<br />

den Behörden vor Ort zusammen. Oft ermöglicht diese<br />

Zusammenarbeit aber auch überhaupt erst den Zugang<br />

zu den Menschen in Not, beispielsweise in Syrien: Hier<br />

wäre die Versorgung der Menschen in den umkämpften<br />

Regionen ohne einen lokalen Partner gar nicht möglich,<br />

da internationale Organisationen keinen Zutritt zum<br />

Land haben.<br />

Aktuell bilden die Hungerkrise in Afrika, die humanitäre<br />

Hilfe im Nahen Osten und die Flüchtlingshilfe weltweit<br />

die größten thematischen Schwerpunkte der Arbeit von<br />

MALTESER International. Lesen Sie dazu mehr in den<br />

folgenden Artikeln.<br />

UGANDA<br />

Sauberes Wasser für<br />

Flüchtlinge aus dem<br />

Südsudan<br />

Eine Million Flüchtlinge aus dem<br />

Südsudan finden derzeit Schutz im<br />

ostafrikanischen Land Uganda, dessen<br />

bemerkenswerte Flüchtlingspolitik<br />

für die geflohenen Menschen<br />

unter anderem ein Stück Land vorsieht.<br />

In den Flüchtlingscamps stellt<br />

die Wasserversorgung ein großes<br />

Problem dar. Aufgrund der hohen<br />

Flüchtlingszahlen gibt es in dem ohnehin<br />

trockenen Gebiet nicht ausreichend<br />

sauberes Trinkwasser. Durch<br />

die Wasserversorgungsprojekte von<br />

MALTESER International stehen derzeit<br />

rund 55.000 Geflüchteten jeweils<br />

15 Liter sauberes Wasser pro Tag zur<br />

Verfügung. Der Bau von 900 Latrinen<br />

konnte zudem die Sanitärversorgung<br />

in den Camps verbessern.<br />

THAILAND<br />

Selbsthilfe stärken<br />

Angehörige der ethnischen Minderheit<br />

Karen aus Myanmar leben teilweise<br />

bereits mehr als 20 Jahre in grenznahen<br />

Flüchtlingscamps in Thailand.<br />

Anders als in Uganda haben die rund<br />

111.000 Geflüchteten dort nur wenige<br />

Möglichkeiten, Einkommen zu<br />

erwirtschaften. Seit 1993 ist MAL-<br />

TESER International in den Camps<br />

und aufnehmenden Gemeinden tätig,<br />

unterstützt Gesundheitsstationen,<br />

bildet Geflüchtete zu Gesundheitspersonal<br />

wie Hebammen oder Krankenpfleger<br />

aus und sorgt für die<br />

Instandhaltung von Wasser- und<br />

Sanitäreinrichtungen.<br />

TÜRKEI<br />

Perspektivenlosigkeit<br />

Mehr als 2,4 Millionen syrische<br />

Geflüchtete hat das Nachbarland<br />

Türkei seit Beginn des Bürgerkriegs<br />

aufgenommen. Um der Arbeitslosigkeit<br />

und Perspektivlosigkeit,<br />

die die meisten Syrer nach ihrer<br />

Flucht in der Türkei erwartet, etwas<br />

entgegenzusetzen, unterstützt<br />

MALTESER International ein Bildungszentrum<br />

für syrische Flüchtlinge<br />

in Istanbul. Dort werden<br />

Sprachkurse und Beratungen sowie<br />

berufsqualifizierende Trainings<br />

angeboten, wodurch den Menschen<br />

eine wichtige Perspektive auf ein<br />

besseres Leben ermöglicht wird.<br />

56<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>


MALTESERWELTWEIT<br />

SYRIEN<br />

Medizinische Hilfe<br />

Sieben Jahre Gewalt, Tod, Leid und<br />

Vertreibung – seit 2011 tobt der<br />

Bürgerkrieg in Syrien, ein Ende der<br />

Kampfhandlungen scheint in weiter<br />

Ferne. <strong>Die</strong> Bilanz des Krieges ist<br />

grausam: 450.000 Menschen verloren<br />

ihr Leben, 5,6 Millionen Syrer<br />

flohen in die Nachbarländer, 6,1 Millionen<br />

Syrer leben als intern Vertriebene<br />

im eigenen Land und 13,1 Millionen<br />

Menschen sind auf humanitäre<br />

Hilfe angewiesen. Seit 2013 leistet<br />

MALTESER International gemeinsam<br />

mit einer syrischen Partnerorganisation<br />

dringend benötigte medizinische<br />

Hilfe für intern Vertriebene.<br />

In Bab al Salam, Idlib und Ghandoura<br />

betreiben zwei syrische Partnerorganisationen<br />

von MALTESER International<br />

Krankenhäuser und eine<br />

Mutter-Kind-Klinik. Außerdem unterstützt<br />

MALTESER International<br />

eine Kinderklinik. Dort und in weiteren<br />

teils mobilen Gesundheitszentren<br />

und Ambulanzen erhalten monatlich<br />

mehrere tausende Menschen eine<br />

lebenswichtige medizinische Versorgung.<br />

BANGLADESCH<br />

Mutter-Kind-<br />

Gesundheit<br />

Es war die bisher am schnellsten gewachsene<br />

Flüchtlingskrise – nach<br />

Gewaltausbrüchen in Northern<br />

Rakhine in Myanmar flohen im<br />

Herbst 2017 mehr als 680.000 Angehörige<br />

der muslimischen Minderheit<br />

der Rohingya ins Nachbarland<br />

Bangladesch. Dort leben die oftmals<br />

stark traumatisierten Menschen in<br />

einem riesigen Flüchtlingscamp unter<br />

unzureichenden Bedingungen.<br />

Es mangelt an sanitären Anlagen,<br />

sauberem Trinkwasser und medizinischer<br />

Versorgung. MALTESER<br />

International stellt gemeinsam mit<br />

seinem lokalen Partner in zwei Gesundheitsstationen<br />

im Camp grundlegende<br />

medizinische Versorgung für<br />

20.000 Menschen bereit und kümmert<br />

sich insbesondere um schwangere<br />

und stillende Mütter sowie ihre<br />

Kinder, die oftmals unterernährt in<br />

die Station kommen. Ebenso wichtig<br />

sind psychosoziale Beratung und<br />

die Aufklärungsarbeit zu Gesundheit<br />

und Hygiene. Auf diese Weise kann einem<br />

Ausbruch von Krankheiten in der<br />

Enge des Camps vorgebeugt werden.<br />

LIBANON<br />

Stärkung des<br />

Gesundheitssystems<br />

Libanons Bevölkerung besteht zu<br />

einem Drittel aus Geflüchteten und<br />

Migranten aus Palästina und Syrien.<br />

1,3 Millionen syrische Flüchtlinge<br />

erreichten das Land seit Ausbruch<br />

des Bürgerkriegs 2011. Der hohe<br />

Anteil an Geflüchteten stellt für das<br />

aufnahmebereite Land eine große<br />

Herausforderung dar. Um das libanesische<br />

Gesundheitssystem zugunsten<br />

der Flüchtlinge und aufnehmenden<br />

Gemeinden zu stärken,<br />

ist MALTESER International derzeit<br />

dabei, ein Gesundheitszentrum in<br />

ein funktionales Krankenhaus mit<br />

Notaufnahme und der Möglichkeit<br />

zur stationären Betreuung der<br />

Patienten auszubauen. In einer<br />

mobilen Gesundheitsstation werden<br />

schon jetzt monatlich 1.450 bedürftige<br />

Menschen versorgt.<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 57


TAGEBUCH<br />

36. INTERNATIONALES MALTESER SOMMERLAGER<br />

GROSSBRITANNIEN <strong>2018</strong><br />

Von Anna Jakobljevich & Patrick Schleich<br />

<strong>Die</strong> Tinte auf den letzten Abrechnungen des internationalen<br />

MALTESER-Sommerlagers in Salzburg ist gerade<br />

erst getrocknet, die letzten Materialien sind gerade erst<br />

wieder in den Untiefen der Bereichslager verschwunden.<br />

<strong>Die</strong> schönen Momente und die freundschaftlichen Begegnungen,<br />

die wir im letzten Sommer erfahren durften,<br />

sind noch immer präsent. Von diesen wundervollen Erinnerungen<br />

zehrend, machen wir uns nun an die Vorbereitungen<br />

für das nächste internationale MALTESER-Highlight.<br />

<strong>Die</strong>ses Jahr dürfen wir von 11.-18. August am 36.<br />

Internationalen MALTESER-Sommerlager in Alton, nahe<br />

London (Großbritannien) teilnehmen. Alton ist eine kleine<br />

Marktstadt im District East Hampshire im Nordosten<br />

der Grafschaft Hampshire. Über 450 junge MALTESER<br />

zwischen 18 und 35 Jahren sowie Gäste mit unterschiedlichen<br />

Hintergründen aus aller Welt finden zu diesem<br />

Event zusammen.<br />

<strong>Die</strong> Planung sowie die Vorbereitung halten herausfordernde<br />

Aufgaben für uns bereit.<br />

Zu allererst gilt es natürlich, ein Team zusammenzustellen,<br />

das Österreich vertritt. Österreich wird durch 8 Gäste,<br />

11 MALTESER sowie uns als Teamleitung vertreten.<br />

Um auch die MALTESER innerhalb Österreichs besser<br />

zu vernetzen, werden Kontingente aus allen Bereichen<br />

gestellt. <strong>Die</strong>s ist natürlich auch bei der Flugplanung zu<br />

beachten. So würden wir heuer gerne aus zwei, taktisch<br />

gut gelegenen, Flughäfen abreisen. Um Platz zu sparen<br />

und die Gepäckskosten so gering wie möglich zu halten,<br />

werden die mitgenommenen Pflegeartikel auf das erforderliche<br />

Mindestmaß beschränkt. <strong>Die</strong>s erfordert natürlich<br />

enge Abstimmung mit der Campleitung sowie mit<br />

unserem ärztlichen Leiter Dr. Thomas Hausner. Selbstverständlich<br />

muss bei allen Überlegungen genau auf die<br />

Diagnose und die Bedürfnisse unserer Gäste eingegangen<br />

werden.<br />

<strong>Die</strong> Unterbringung in England entspricht unseren<br />

speziellen Anforderungen ganz besonders gut.<br />

<strong>Die</strong> Treloar’s Boarding School ist speziell für den Lehrbetrieb<br />

mit physisch oder psychisch Benachteiligten<br />

ausgelegt. Während des Jahres kümmern sich dort 600<br />

Mitarbeiter (!) um 150 Kinder. Komplettiert wird die<br />

vorhandene Infrastruktur durch einen Swimming-Pool<br />

mit extra Hebeliften und einer Rollstuhl-Rennbahn. Das<br />

Camp liegt etwa eine Stunde außerhalb von London. Es<br />

ist geplant, etwa ein Drittel der Aktivitäten im Camp zu<br />

absolvieren, ein weiteres Drittel in London und der Rest<br />

der Zeit wird auf anderweitige Ausflüge gefahren. Wie<br />

sich die oben genannten Ausflüge genau gestalten werden,<br />

bleibt noch eine Überraschung der Camp-Leitung.<br />

Was wir allerdings wissen ist, dass es Mitte der Woche einen<br />

Mittelalter-Tag geben wird – man munkelt, dass dies<br />

wohl auch eine Besichtigung von Schloss Arundel in der<br />

58<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>


XXXX<br />

Grafschaft West Sussex und einen Rundgang im Harry<br />

Potter-Themenpark umfasst.<br />

Jeder Abend im Camp gestaltet sich unterschiedlich<br />

und einem bestimmten Motto folgend.<br />

Erfahrungsgemäß wird das Disco-Zelt fast jeden Abend<br />

mit schrillen Kostümen und auffallenden Farben frequentiert.<br />

Ein besonderes Highlight des Camps ist der internationale<br />

Abend. Jede Nation betreut hier einen eigenen<br />

Stand und tischt ganz besondere, heimische Köstlichkeiten<br />

auf. Zumeist präsentieren sich Gäste und MALTESER<br />

an diesem Tag auch in einem für ihr Land ganz typischen<br />

Outfit, was die wunderbare internationale Vielfalt dieses<br />

Camps widerspiegelt.<br />

Einen Abend – die sogenannte Silent Night - behält man<br />

sich jedoch vor, um sich ein wenig zu besinnen. Im Anschluss<br />

an das Abendessen findet eine Lichterprozession<br />

statt, der eine Anbetung folgt. <strong>Die</strong> Disco fällt in der Silent<br />

Night ausnahmsweise einmal aus.<br />

„Barrierefreiheit beginnt mit persönlicher Offenheit<br />

und persönlicher Begegnung, beides erlebe ich<br />

beim MALTESER Camp in enormem Ausmaß.“<br />

<strong>Die</strong>ses Zitat eines libanesischen Gastes am Sommercamp<br />

in Salzburg 2017 spiegelt den Geist des Camps unserer<br />

Meinung nach sehr gut wider. Es ist eine Möglichkeit, aus<br />

dem für viele oft nicht so einfachen Alltag in eine Welt<br />

abzutauchen, in der es einzig und allein darum geht, neue<br />

Freundschaften zu knüpfen und gemeinsam eine wunderschöne<br />

Zeit zu verbringen.<br />

Spenden und Sponsoren machen dieses Erlebnis<br />

jedes Jahr wieder möglich.<br />

Da eine solch ereignisreiche Reise natürlich größere finanzielle<br />

Mittel erfordert, müssen wir im Vorfeld mit unserem<br />

Budget streng haushalten. Es ist uns ein Anliegen,<br />

niemanden von der Teilnahme am Camp auszuschließen,<br />

nur weil er für die Kosten nicht aufkommen kann. Daher<br />

sind wir auch laufend auf der Suche nach Sponsoren<br />

jeder Größenordnung. Folglich hier ein kurzer Kosten-<br />

Leistungs-Vergleich.<br />

• EUR 680,– ermöglichen einer Person die gesamte Reise<br />

und ein unvergessliches Erlebnis<br />

• EUR 290,– decken den Campbeitrag inkl. Verpflegung<br />

und die Ausflüge für eine Person<br />

• EUR 330,– finanzieren die Reisekosten für eine Person<br />

• EUR 60,– stellen die medizinische Versorgung (v.a.<br />

Pflegematerial) sicher<br />

„The IHC is more than just a break from daily<br />

routine – it‘s an opportunity to get out in the world<br />

and be inspired by what it has to offer.“<br />

Wir freuen uns schon sehr auf diese wunderbare Woche<br />

im August und auf alle, die uns dorthin begleiten.<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 59


SCHÖNER DIE GLOCKEN BALD KLINGEN<br />

Zwischen dem Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und der Steiermark bestehen schon Jahrhunderte währende Beziehungen<br />

– zum Beispiel über die Kommende in Fürstenfeld. Dort erhält die Stadtpfarrkirche gerade fünf neue<br />

Glocken. Unsere Redaktion war beim Guss der ersten beiden Glocken dabei.<br />

Von Richard Steeb<br />

sein – „auch deshalb, weil man einen Glockenguss für die<br />

Heimatkirche wohl nur einmal im Leben sieht“, wie es viele<br />

Augenzeugen auf den Punkt brachten.<br />

In der Glockengießerei Perner in Passau gab es einen<br />

herzlichen Empfang, und nach einer kurzen Einführung<br />

ging es in eine Halle, wo die großen Formen der Glocken<br />

„Maria“ und „Augustinus“ zu sehen waren. Zwei andere<br />

Formen waren nicht zu sehen, spielten aber bei unserem<br />

Besuch an diesem Februartag die Hauptrolle: „Franziskus“<br />

und „Josef“. Sie waren längst in der sogenannten<br />

Glockengrube vergraben - komplett mit Erde verfüllt und<br />

ordentlich verdichtet, damit die Formen den beim Gießen<br />

entstehenden Druck aushalten konnten.<br />

96 Jahre lang begleiteten die Glocken der Stadtpfarrkirche<br />

Fürstenfeld die Bevölkerung, ehe diese am 27. Mai <strong>2018</strong><br />

zum letzten Mal zu hören waren. Danach mussten sie im<br />

Zuge einer Kirchturmsanierung neuen Glocken Platz machen.<br />

<strong>Die</strong> ersten beiden der fünf neuen Glocken wurden<br />

im Februar <strong>2018</strong> in Passau gegossen. Mehr als 50 Fürstenfelder<br />

und die Redaktion der „MALTESER“ wollten es sich<br />

nicht nehmen lassen, bei diesem großen Ereignis dabei zu<br />

In Gottes Namen<br />

Stadtpfarrer Alois Schlemmer las aus dem Evangelium,<br />

und nach einem Vaterunser konnte der Glockenguss – begleitet<br />

vom Geläut der Passauer Domglocken – beginnen.<br />

Bei den Worten „In Gottes Namen lasst’s rinnen, stoßt<br />

den Zapfen aus. Gott bewahr’ das Haus“ wurde die über<br />

1100 Grad heiße Glockenspeise durch einen Kanal zu den<br />

neuen Glocken geleitet.<br />

Wie sich die neuen Glocken anhören, werden wir wohl erst<br />

am 28. Juli erfahren, wenn das neue Geläut zum ersten<br />

Mal ertönen soll. Wir sind jedenfalls schon sehr gespannt!<br />

60<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>


Hätten Sie‘s gewusst?<br />

Bis es zum Guss einer neuen Glocke kommt, sind<br />

viele Arbeiten erforderlich. So benötigt der Glockengießer<br />

zur Herstellung einer Glocke eine dreiteilige<br />

Form, bestehend aus Kern, falscher Glocke und<br />

Mantel. Der Kern, der dem Inneren der Glocke entspricht,<br />

wird aus Lehmsteinen und verschiedenen<br />

Lehmschichten gemauert. <strong>Die</strong> falsche Glocke, oder<br />

Modellglocke, muss in Umfang und Aussehen genau<br />

der späteren, noch zu gießenden Bronzeglocke entsprechen.<br />

Sie besteht aus Lehm und Talg, die Zier<br />

wird in Wachs aufgetragen. Vor der Herstellung des<br />

Mantels streicht der Glockengießer zunächst einen<br />

feinen, dann immer gröberen Lehm auf die falsche<br />

Glocke, sodass sich die Zier im Mantel abdrücken<br />

kann. Der Mantel muss einen großen Druck aushalten,<br />

der während des Gießens auf ihn einwirkt.<br />

Der Ton macht die Musik<br />

Für den Klang einer Glocke entscheidend sind die drei<br />

Parameter Durchmesser, Höhe und Wandstärke, die<br />

sogenannte Rippe. Je nach Größe dieser drei Parameter<br />

verändert sich der Ton. Eine Glocke hat etwa 50<br />

Klangfarben, die in ihrer Gesamtheit den hörbaren<br />

Ton der Glocke bestimmen. <strong>Die</strong> neuen Glocken der<br />

Stadtpfarrkirche Fürstenfeld sind auf folgende Töne<br />

festgelegt: Johannes der Täufer (c1), Augustinus<br />

(es1), Maria, Königin des Friedens (f1), Franziskus<br />

(g1), Josef (b1). Glockentöne zum „Probehören“ gibt<br />

es auf www.glocken-perner.at.<br />

Am Tag des Gusses wird der Schmelzofen angefeuert.<br />

Hat die Bronze eine Temperatur von zirka 1100<br />

Grad Celsius erreicht, kann der Guss beginnen.<br />

Wenn die rot glühende Glockenspeise aus dem Ofen<br />

fließt, Rauch aufsteigt und Gase abbrennen, hat der<br />

Glockenguss seinen Höhepunkt erreicht. <strong>Die</strong> gegossene<br />

Glocke muss danach in der ausgehobenen Glockengrube<br />

noch einige Tage auskühlen, bis sie aus<br />

ihrem Mantel befreit werden kann. Danach wird mit<br />

der Stimmgabel geprüft, ob der Guss gelungen ist<br />

und die Glocke wie gewünscht erklingt.<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 61


TAGEBUCH<br />

AUSGEZEICHNET<br />

Zwei Salzburger <strong>Malteser</strong>innen wurden für ihre Vorwissenschaftlichen Arbeiten mit dem renommierten „Erzbischof<br />

Dr. Alois Kothgasser-Preis <strong>2018</strong>“ ausgezeichnet. Wir gratulieren sehr herzlich!<br />

Von Katharina Stögner<br />

Wir könnten an dieser Stelle nun eine Laudatio über die<br />

beiden Preisträgerinnen veröffentlichen. Oder die wesentlichen<br />

Punkte aus ihren Arbeiten wiedergeben. Oder – und<br />

dafür haben wir uns letztlich entschieden – wir könnten<br />

sie beide selbst zu Wort kommen lassen. Immerhin haben<br />

die beiden jungen Damen Bemerkenswertes zu sagen.<br />

Preisträgerin Helena Inama<br />

Thema: „Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />

– Geschichte und Aufgaben unter besonderer Berücksichtigung<br />

der Hilfswerke“<br />

Im September 2015 habe ich mit der Ausbildung beim<br />

MALTESER Hospitaldienst (MHDA) begonnen, seit<br />

Juni 2016 bin ich nun Mitglied. Da sowohl meine Eltern<br />

als auch mein Bruder und mein Großvater bei den<br />

MALTESERN tätig sind bzw. waren, waren mir der Orden<br />

und der Hospitaldienst immer schon ein Begriff.<br />

Vor allem nach der Lourdesreise im Jahr 2009, zu der<br />

mich mein Vater als Einsatzleiter mitgenommen hat,<br />

war mir klar: Ich möchte später auch einmal bei den<br />

MALTESERN mitarbeiten und all diese schönen unvergesslichen<br />

Momente mit den Betreuten und den Kollegen<br />

erleben. Der respektvolle und freudige Umgang der<br />

MALTESER mit den „Herren Kranken“, wie es schon<br />

der Gründer Bruder Gerhard so schön gesagt hat, hat<br />

mich nachhaltig beeindruckt und geprägt. Auch die<br />

Entstehung und Geschichte des Ordens und die des<br />

Hospitaldienstes haben mich schon lange fasziniert.<br />

Nachdem wir in der Ausbildung einen kleinen Einblick<br />

in diese bekommen hatten, wusste ich, dass ich mich<br />

in meiner Vorwissenschaftlichen Arbeit gerne noch genauer<br />

mit diesem Thema auseinandersetzen will.<br />

In meiner Arbeit geht es also um die fast 1000-jährige<br />

Geschichte des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens<br />

(SMRO), die ihn zum ältesten Krankenpflegeorden<br />

der Welt macht. Früher war der SMRO eine große<br />

militärische Macht und hat die Entwicklung Europas<br />

v.l.n.r.: Helene Inama (Platz 2) mit Alterzbischof Alois<br />

Kothgasser und Katharina Knaust (Platz 1)<br />

wesentlich geprägt. Bis heute ist er als souveränes<br />

Völkerrechtssubjekt anerkannt und unterhält zahlreiche<br />

diplomatische Beziehungen. Auch im Bereich der<br />

Medizin und der Hygiene waren die Ordensmitglieder<br />

führend. Da Menschen zu jeder Zeit auf die Hilfe anderer<br />

angewiesen sind, konnte der Orden seit seiner<br />

Gründung durchgehend bestehen.<br />

Von Anfang an wurde die Arbeit mit den kranken Menschen<br />

vom christlichen Glauben geprägt. <strong>Die</strong> Spiritualität<br />

des SMRO spiegelt sich einerseits im Kampf gegen<br />

das achtfache Elend und andererseits in der Begegnung<br />

mit Jesus Christus im Bild des Nächsten als dem<br />

„Herren Kranken“ wider. <strong>Die</strong> Vision des Gründers, das<br />

Leid in der Welt zu lindern, ist aktueller denn je. Heute<br />

werden die karitativen Aufgaben großteils von den verschiedenen<br />

Hilfswerken des Ordens wahrgenommen.<br />

Der MALTESER Hospitaldienst ist im Zuge der Hilfsaktivitäten<br />

von Ordensmitgliedern und deren Freunden<br />

für Flüchtlinge aus Ungarn im Jahr 1956 entstanden<br />

und ist die größte ehrenamtliche Sanitätsorganisation.<br />

Seine Aufgaben reichen von der Behindertenbetreuung<br />

und der Katastrophenhilfe bis hin zum Rettungsdienst.<br />

62<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>


TAGEBUCH<br />

Preisträgerin Katharina Knaust<br />

Thema: „<strong>Die</strong> Organspende aus Sicht der<br />

katholischen und der evangelischen Kirche“<br />

Christliche Ethik ist eine Thematik, die mich schon<br />

längere Zeit begleitet – nicht zuletzt auch durch meine<br />

Mitarbeit im MHDA Bereich Salzburg, bei der ich mit<br />

alten, kranken, schutz- und pflegebedürftigen Menschen<br />

sowie mit Menschen mit besonderen Bedürfnissen<br />

in Kontakt gekommen bin.<br />

Beim Konzipieren meiner Vorwissenschaftlichen Arbeit<br />

musste ich mich erstmals wissenschaftlich mit<br />

Fragen der Medizinethik, genauer mit dem ethischen<br />

Hintergrund der Organspende, auseinandersetzen. Ich<br />

habe das Thema Organtransplantation mit besonderem<br />

Schwerpunkt auf deren Rezeption in der katholischen<br />

und der evangelischen Kirche gewählt. Damit die<br />

Analyse dieser komplexen Fragen auf einem gewissen<br />

medizinischen Grundlagenwissen basiert, stand die<br />

Beschreibung des Sterbeprozesses eines Organismus<br />

am Anfang.<br />

<strong>Die</strong> Kontroverse um den Hirntod sowie um die sogenannte<br />

„non-heart-beating-donation“ (die Organspende<br />

nach irreversiblem Herztod) war ein zweiter wichtiger<br />

Teil der Arbeit. Bibeltheologische Aspekte, die<br />

die christlich-theologische Komponente verdeutlichen<br />

v.l.n.r.: Herbert Tiefenthaler (Fachinspektor), Josef<br />

Rupprechter (Leiter des Katechetischen Amtes), Helene<br />

Inama (Platz 2), Alterzbischof Alois Kothgasser, Katharina<br />

Knaust (Platz 1) und Weihbischof Hansjörg Hofer<br />

und Sterben und Tod im evangelischen sowie im katholischen<br />

Kontext beleuchten, stellen einen weiteren<br />

Schwerpunkt meiner Arbeit dar.<br />

In einem eigenen Kapitel steht die gemeinsame Erklärung<br />

der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates<br />

der Evangelischen Kirche in Deutschland zum Thema<br />

Organspende im Fokus. Darüber hinaus habe ich mich<br />

mit den Argumenten von katholischen und evangelischen<br />

Theologen beschäftigt, die sich kontrovers zu<br />

diesem komplexen Thema geäußert haben.<br />

<strong>Die</strong> Arbeit an meiner Vorwissenschaftlichen Arbeit<br />

hat mir die Möglichkeit gegeben, mir einen ersten Eindruck<br />

von den komplexen ethischen Fragestellungen<br />

zu verschaffen, mit welchen ich in meinem Medizinstudium<br />

konfrontiert bin.<br />

Der „Erzbischof Dr. Alois Kothgasser-Preis“ ...<br />

... wurde erstmals im Jahr 2016 von der Erzdiözese<br />

Salzburg vergeben. Mit dieser Ehrung werden sehr<br />

gute Arbeiten aus dem Bereich des katholischen<br />

Religionsunterrichts ausgezeichnet. Der Preis<br />

wird für Vorwissenschaftliche Arbeiten (AHS) und<br />

Diplomarbeiten (BHS) im katholischen Religionsunterricht<br />

verliehen. <strong>Die</strong> Vergabe der diesjährigen<br />

Preise wurde durch eine sechsköpfige Jury in Absprache<br />

mit dem Namensgeber der Auszeichnung<br />

entschieden.<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 63


TAGEBUCH<br />

AUSZEICHNUNG<br />

ANERKENNUNG FÜR<br />

ROMA-INTEGRATION<br />

Der Sonderbotschafter des Ordens für Roma-Fragen, Dr. Franz<br />

Salm-Reifferscheidt-Raitz, erhielt im Beisein der höchsten<br />

Vertreter der Ordensregierung im Rahmen einer Feier im ungarischen<br />

Parlament das Kommandeurskreuz der Republik Ungarn<br />

für seine erfolgreichen Verdienste im Bereich der Integration der<br />

Roma im Karpatenbecken aus der Hand des ungarischen Vizekanzlers<br />

Dr. Zsolt Semjén.<br />

EINE (FAST) UNENDLICHE GESCHICHTE<br />

Erinnern Sie sich noch an die SOS-Aufkleber – weißes Kreuz auf hellblauem Grund –, die vor mehr als 50 Jahren in<br />

Umlauf gekommen sind? Hier eine aktuelle Anekdote dazu aus dem Jahr <strong>2018</strong>.<br />

Von Christoph Wellner<br />

Anfang der 1960er Jahre hatte der<br />

Jesuitenpater Johannes Leppich<br />

die Idee, die Aufkleber mit der Inschrift<br />

„SOS“ zu verbreiten. Das<br />

Zeichen sollte signalisieren, dass<br />

derjenige, der es mit sich führt, darum<br />

bittet, dass in Todesgefahr ein katholischer Priester<br />

als Beistand gerufen wird. Über einen Erlass des Bundesministeriums<br />

für Inneres vom 22. April 1963, und wieder<br />

verlautbart Anfang 1992, erhielt das SOS-Pickerl dann<br />

sogar einen ganz „offiziellen“ Status. Irgendwann jedoch<br />

gerieten die Aufkleber wieder in Vergessenheit – bis zum<br />

April <strong>2018</strong>. Da wurde ich eines Tages von einem Freund<br />

gefragt: „Du arbeitest doch bei der Kirche? Kannst Du<br />

mir bitte helfen – ich brauche ein SOS-Pickerl für mein<br />

neues Auto.“<br />

Kein Problem, denke ich. Habe ich doch diese Aufkleber<br />

früher für meine Familie und mich immer am Stephansplatz<br />

im Geschäft „Kunst & Kirche“ bekommen. Also<br />

mache ich mich auf den Weg. „Ich hätte gerne ein SOS-<br />

Pickerl für mein Auto.“ „Haben wir leider nicht mehr“,<br />

ist die Antwort. Und sie fällt an zumindest fünf weiteren<br />

Stellen, an denen ich nachfrage, genauso aus. Bis ich<br />

mich plötzlich erinnere: Es gibt diese Aufkleber nicht<br />

nur in hellbau-weiß, sondern auch in rot-weiß – mit dem<br />

<strong>Malteser</strong>kreuz.<br />

<strong>Die</strong> MALTESER helfen dort, wo Not ist ...<br />

Als gelernter Wiener weiß ich, dass die MALTESER in der<br />

Johannesgasse ihren Sitz haben. Dort werde ich freundlich<br />

empfangen, stelle meine an diesem Tag schon oft gestellte<br />

Frage und … bekomme zum ersten Mal ein „Ja!“<br />

als Antwort. Ich jubiliere! Es dauert nur wenige Sekunden<br />

und schon habe ich den rot-weißen Aufkleber in der Hand.<br />

Zurück im Büro mache ich dann das, was jeder gemacht<br />

hätte, der sich nicht so sicher gewesen ist, wie ich das war.<br />

Ich habe „SOS Aufkleber“ in meine Suchmaschine eingetippt<br />

und bin auf www.sos-action.at gestoßen. Dort kann<br />

man die Aufkleber ganz bequem bestellen.<br />

64<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>


XXXX<br />

WIR TRAUERN UM<br />

=<br />

+ 20. März <strong>2018</strong><br />

Dr. Madeleine<br />

Gräfin Trauttmansdorff<br />

Haus Malta<br />

+ 3. Mai <strong>2018</strong><br />

Margarethe Salaba<br />

Langjährige Betreute des MHDA<br />

+ 3. April <strong>2018</strong><br />

Marie-Thérèse Gräfin von<br />

Waldburg zu Zeil und<br />

Hohenems, geb. Gräfin<br />

Nemes de Hidvég et<br />

Oltszem<br />

MHDA-Mitglied und<br />

Sternkreuzordensdame<br />

+ 27. Mai <strong>2018</strong><br />

Gertrud Dagmar<br />

Silberbauer, geb. Schütz<br />

Magistraldame, langjährige<br />

Mitarbeiterin im MHDA und<br />

im MBD<br />

+ 2. Juni <strong>2018</strong><br />

Brigadegeneral<br />

Dr. Pierpaolo Tempesta<br />

Magistralritter<br />

+ 8. Juni <strong>2018</strong><br />

Sissy Mayerhoffer<br />

Trägerin des Verdienstordens<br />

„Pro merito melitensi“ für<br />

ihre Leistungen im Rahmen<br />

der Aktion „NACHBAR IN<br />

NOT“<br />

MALTESER<br />

Friedhofsbegleitdienst<br />

<strong>Die</strong> ehrenamtliche Friedhofsbegleitung richtet<br />

sich (zunächst ausschließlich in Wien) an<br />

ältere Menschen, die sich auf dem Weg<br />

zum Friedhof unsicher fühlen und niemanden<br />

haben, der sie begleitet.<br />

<strong>Die</strong> MALTESER begleiten Sie ehrenamtlich<br />

und kostenlos auf den Friedhof.<br />

Wir holen Sie von zu Hause ab, begleiten Sie<br />

auf den Friedhof, verweilen mit Ihnen am<br />

Grab, sind beim Blumentausch und beim Kerzenanzünden<br />

behilflich. Danach bringen wir<br />

Sie wieder zurück nach Hause.<br />

Tel. +43 664 11 88 180<br />

info@friedhofsbegleitdienst.at<br />

Weitere Informationen:<br />

www.friedhofsbegleitdienst.at<br />

Unsere Mitglieder engagieren sich ehrenamtlich<br />

und spenden ihre Zeit, um anderen Menschen<br />

ein Stück Lebensalltag zu schenken. Mit<br />

Ihrer Spende unterstützen Sie die ehrenamtlichen<br />

Hilfsprojekte der MALTESER in Österreich.<br />

MALTESER Hospitaldienst Austria<br />

IBAN: AT65 2011 1800 8087 0800<br />

BIC: GIBAATWWXXX<br />

Informationen über die MALTESER unter<br />

www.malteser.at • www.malteserorden.at<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 65


TAGEBUCH<br />

ÜBER DEN TOD HINAUS GUTES TUN<br />

Im Vorjahr haben die Österreicher mit Testamentsspenden im Wert von rund 60 Millionen Euro verschiedenste gemeinnützige<br />

Organisationen unterstützt. Dank dieser Vermächtnisse kann scheinbar Unmögliches möglich werden.<br />

Um für diese Großzügigkeit symbolisch Danke zu sagen,<br />

haben am 12. April <strong>2018</strong> insgesamt 78 Mitglieder-Organisationen<br />

der „Initiative für das gute Testament“, darunter<br />

die MALTESER, im Schlossgarten Schönbrunn in Erinnerung<br />

an die Legatare Vergissmeinnicht gepflanzt. Als<br />

Standort wurde das Familienmonument von Maria Karolina,<br />

Tochter von Maria Theresia und Königin von Sizilien,<br />

ausgewählt. <strong>Die</strong>ser Ort gilt insoferne als geschichtsträchtig,<br />

als es Karolinas Wunsch war, dass rund um ihr Denkmal<br />

vier Blumenbeete ausschließlich mit Rosen, Vergissmeinnicht<br />

und der sogenannten Gedächtnisblume in<br />

Erinnerung an vier ihrer Kinder gepflanzt werden sollten.<br />

„Nach ihrem Tod geriet diese große Habsburgerin in Vergessenheit.<br />

Umso mehr freut es mich, dass ihr und der<br />

vielen Vermächtnisgeber, die mit ihrer Testamentsspende<br />

Großes bewirken, mit der Pflanzaktion gedacht und ihnen<br />

dadurch die Liebe, der Respekt, die Dankbarkeit und die<br />

Anerkennung zu Teil werden, die sie verdienen“, so Kunsthistorikerin<br />

Eva Maria Baumgartner.<br />

Von Katharina Stögner<br />

Vergissmeinnicht:<br />

„Vergissmeinnicht – <strong>Die</strong> Initiative für das gute Testament“<br />

vereint 78 österreichische gemeinnützige Organisationen.<br />

Zusammen mit dem Träger der Initiative, dem<br />

Fundraising Verband Austria, und Kooperationspartnern<br />

wie der Österreichischen Notariatskammer, wollen sie die<br />

österreichische Bevölkerung über die Möglichkeit informieren,<br />

im Testament neben Angehörigen auch eine gemeinnützige<br />

Organisation zu berücksichtigen. Dahinter<br />

steht die gemeinsame Überzeugung, dass man mit einem<br />

Vermächtnis für den gemeinnützigen Zweck über das<br />

Leben hinaus Gutes tun kann.<br />

Nähere Infos: www.vergissmeinnicht.at<br />

Wussten Sie, dass ...<br />

... Testamentsspenden immer beliebter werden? Rund<br />

14 Prozent der Österreicher über 40 Jahre können es<br />

sich laut Umfrage des market Instituts vorstellen, eine<br />

gemeinnützige Organisation im Testament zu bedenken.<br />

Im Jahr 2012 waren es vergleichsweise erst acht<br />

Prozent.<br />

... beim Thema Erben noch hoher Informationsbedarf<br />

besteht? Nur 35 Prozent der Österreicher über 60 Jahre<br />

haben ein Testament verfasst, und viel zu wenige<br />

Menschen wissen, dass man neben Angehörigen auch<br />

eine gemeinnützige Organisation in seinem Testament<br />

bedenken kann.<br />

66<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>


TAGEBUCH<br />

Termine <strong>2018</strong><br />

JULI <strong>2018</strong><br />

8–16 Burgundreise MHDA<br />

21 Konzert Altenhof MHDA<br />

OKTOBER <strong>2018</strong><br />

8 Ausbildung-Informationsabend Tirol MHDA<br />

20 Benefizlesung Georg Markus MBD/MHDA<br />

AUGUST <strong>2018</strong><br />

2-5 20. Wildwassercamp Wildalpen MHDA<br />

3 Benefizball Salzburg SMRO<br />

11–18 IMS London UK MHDA<br />

25–26 Tiroler Sommerreise nach Bad Ischl MHDA<br />

SEPTEMBER <strong>2018</strong><br />

7-9 Sommerlager Podersdorf MHDA<br />

14–16 Familienwallfahrt Admont SMRO<br />

30 2. Kinderhilfelauf Amstetten MKH<br />

NOVEMBER <strong>2018</strong><br />

9 Benefizlesung Peter Matic ´<br />

MHDA<br />

17 Benefizgala Steiermark SMRO/MHDA<br />

18–25 Pilgerfahrt ins Heilige Land SMRO/MHDA<br />

DEZEMBER <strong>2018</strong><br />

1–2 Punsch und Straßensammlung Halbturn MHDA<br />

8 Benefizkonzert Ebergassing MHDA<br />

8–9 Punsch und Straßensammlung Halbturn MHDA<br />

15–16 Punsch und Straßensammlung Halbturn MHDA<br />

Wiederkehrende Termine<br />

<strong>Malteser</strong>kirche, Kärntner Straße 37, 1010 Wien<br />

„Montag bei den <strong>Malteser</strong>n“ Hl. Messe, Predigt, Musik, Stille im Zentrum der Stadt, 12.00 Uhr<br />

Hl. Messe mit Orgelmusik und Predigt Jeden ersten Sonntag im Monat, 10.00 Uhr<br />

Feierliche Vesper mit Eucharistischem Segen Jeden Sonntag, 16.00 Uhr<br />

KONTAKT<br />

Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />

Großpriorat von Österreich<br />

Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />

T: +43 1 512 72 44<br />

E: smom@malteser.at<br />

I: www.malteserorden.at<br />

MALTESER Austria<br />

Bundeszentrale<br />

Mag. Manuel Weinberger<br />

T: +43 1 512 53 95<br />

E: zentrale@malteser.at<br />

I: www.malteser.at<br />

<strong>Malteser</strong> International<br />

Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />

T: +43 1 512 72 44<br />

E: smom@malteser.at<br />

I: www.malteser-international.org<br />

MALTESER Care<br />

Helmut Lutz<br />

T: +43 1 361 97 88 Fax 50<br />

Kostenlose Pflegehotline: 0800 201 800<br />

(Mo–So 8.00–20.00 Uhr)<br />

E: office@mcr.or.at<br />

I: www.malteser.care<br />

MALTESER Kinderhilfe<br />

Olivier Loudon<br />

T: +43 7472 98201<br />

E: office@malteser-kinderhilfe.at<br />

I: www.malteser-kinderhilfe.at<br />

Haus Malta<br />

Dir. Bogdan Norbert Bercal<br />

T: +43 1 597 59 91<br />

E: hausmalta@malteser.at<br />

I: www.hausmalta.at<br />

Johannesgemeinschaft<br />

Marie Czernin<br />

T: +43 1 512 72 44<br />

E: info@jg-online.at<br />

I: www.jg-online.at<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 67


XXXXX<br />

Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />

Großpriorat von Österreich<br />

Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />

Katharina Stögner<br />

T: +43 1 512 72 44, F: +43 1 513 92 90<br />

presse@malteser.at<br />

www.malteserorden.at<br />

MALTESER Austria<br />

Bundeszentrale<br />

Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />

Mag. Manuel Weinberger<br />

T: +43 1 512 53 95, F: +43 1 512 84 78<br />

zentrale@malteser.at<br />

www.malteser.at<br />

Österreichische Post AG<br />

MZ 11Z038858M<br />

Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />

Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />

68<br />

DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>

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