Die Malteser-Zeitung 2/2018
Berichterstattung über nationale und internationale Tätigkeiten des Souveränen Malteser-Ritter-Orden und seiner Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.
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<strong>Die</strong><br />
MALTESER<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
Ausgabe 2/<strong>2018</strong><br />
80. Großmeister: Fra` Giacomo Dalla<br />
Torre del Tempio die Sanguinetto<br />
Libanon: Karawane der Nächstenliebe<br />
„Gaudete et exsultate“
INHALT<br />
IMFOKUS<br />
04 Fra‘ Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto –<br />
80. Großmeister des <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens<br />
06 Lourdes <strong>2018</strong> – Ein Blick hinter die Kulissen<br />
09 160 Jahre Lourdes<br />
RUNDSCHAU<br />
12 Tiroler Ball<br />
13 Drogenprävention im Mittelpunkt der<br />
UNODC-Youth Initiative<br />
14 Drogenkonsum von Jugendlichen: eine wachsende<br />
globale Herausforderung<br />
VORBILDER<br />
17 Dr. Gerhart Feucht<br />
04 06<br />
RELIGIONAKTUELL<br />
18 Apostolisches Schreiben „Gaudete et exsultate“<br />
von Papst Franziskus<br />
LEBENSWERT<br />
21 Enabling around the world<br />
(Eine barrierefreie Welt schaffen)<br />
MALTESERORDEN<br />
24 Der neue Ordensbotschafter in Österreich<br />
MALTESERÖSTERREICH<br />
26 Berichte aus den Bundesländern:<br />
vielfältige Initiativen und <strong>Die</strong>nste<br />
KLOSTERKÜCHE<br />
42 Sommerrezepte<br />
17<br />
50<br />
27<br />
58<br />
MEDIZINAKTUELL<br />
45 Diabetes<br />
47 Mit der Kraft des Duftes<br />
MALTESERWELTWEIT<br />
49 60 Jahre humanitäre Hilfe<br />
50 Libanon: Karawane der Nächstenliebe<br />
55 Weltweite Hilfe für Menschen in Not<br />
TAGEBUCH<br />
58 36. Internationales MALTESER Sommerlager in<br />
Großbritannien <strong>2018</strong><br />
60 Schöner die Glocken bald klingen<br />
62 Ausgezeichnet<br />
64 Eine (fast) unendliche Geschichte<br />
65 Nekrolog<br />
66 Über das Leben hinaus wirken<br />
ÜBERBLICK<br />
67 Termine und Kontakte<br />
Spenden<br />
Bitte verwenden<br />
Sie den beiliegenden<br />
Zahlschein!<br />
IHRE SPENDE IST<br />
STEUERLICH<br />
ABSETZBAR<br />
2<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>
EDITORIAL<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
liebe Leserinnen und Leser,<br />
das Jahr <strong>2018</strong> steht ganz im Zeichen wichtiger Jubiläen und<br />
Ereignisse innerhalb des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens.<br />
Zum einen wurde am 2. Mai <strong>2018</strong> mit großer Mehrheit unser<br />
bisheriger Großmeister-Statthalter Fra‘ Giacomo Dalla Torre<br />
del Tempio di Saguinetto zum 80. Großmeister des Ordens<br />
gewählt. Zum anderen fand vom 4. bis zum 8. Mai zum 60.<br />
Mal unsere Kranken-Pilgerreise nach Lourdes statt. <strong>Die</strong>ses<br />
Jubiläum fällt mit einem weiteren zusammen: <strong>2018</strong> jähren sich<br />
zum 160. Mal die Erscheinungen der Gottesmutter Maria im<br />
berühmten französischen Wallfahrtsort Lourdes.<br />
<strong>Die</strong>se Ereignisse sind von symbolischer Tragweite für unseren<br />
Orden. <strong>Die</strong> Pilgerreise steht für Beständigkeit und Tradition<br />
sowohl im Glauben als auch in der Nächstenliebe. Gleichzeitig<br />
signalisiert der Amtsantritt des neuen Großmeisters eine<br />
Veränderung. Eine der wichtigsten Aufgaben von Großmeister<br />
Fra‘ Giacomo wird es sein, die vom Hl. Stuhl gewünschte und<br />
notwendige Reform der Verfassung und des Codex des Ordens<br />
durchzuführen. Der Reformprozess dazu wurde bereits 2017<br />
gestartet. Im Vordergrund steht nun die Stärkung des spirituellen<br />
Lebens des Ordens, um mehr und jüngere Profess-Mitglieder<br />
zu gewinnen.<br />
Möge der Herrgott unserem Großmeister seine Kraft und<br />
Unterstützung für sein Hohes Amt und seine verantwortungs-<br />
vollen Aufgaben geben. Unsere tatkräftige Unterstützung in<br />
Österreich ist ihm jedenfalls gewiss!<br />
Dass der erste offizielle Einsatz unseren neuen Großmeisters<br />
gerade nach Lourdes führte, ist kein Zufall. Er weiß um die<br />
Kraft des Gebetes an diesem Gnadenort und bat auch uns in<br />
Lourdes um das Gebet für ihn. Mehr als 7.000 Ordensmitglieder<br />
und Freiwillige aus aller Welt, die rund 1.500 kranken<br />
und behinderten Pilgern zur Seite standen, beteten mit ihm.<br />
Wir MALTESER aus Österreich waren rund 200 Pilger und<br />
konnten unter dem Motto „Meine Hilfe kommt vom Herrn“<br />
60 kranken, zum Teil schwerstbehinderten Menschen, die<br />
aufgrund ihres speziellen Betreuungsbedarfs nicht allein<br />
reisen können, einen Lebenstraum erfüllen. Ein aufrichtiges<br />
Vergelt’s Gott allen Helfern und auch den Spendern, die dies<br />
ermöglicht haben!<br />
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien und Freunden einen<br />
erholsamen Sommer.<br />
Norbert Salburg-Falkenstein<br />
Prokurator<br />
IMPRESSUM<br />
Medieninhaber: Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
(<strong>Malteser</strong>orden), Großpriorat Österreich, 1010 Wien, Johannesg. 2,<br />
Telefon: 01/512 72 44, E-Mail: richard.steeb@malteser.at.<br />
Chefredaktion: Katharina Stögner<br />
Mitarbeiter bzw. Autoren dieser Ausgabe: Agathe Lauber-<br />
Gansterer, Anna Jakobljevich, Anzeka Koch, Ares Vafiadis, Christoph<br />
Wellner, Edith Holzer, Elisabeth Eder, Fra‘ Gottfried Kühnelt-<br />
Leddihn, Georg Male, Günter Flemmich, Katharina Kiecol, Lukas<br />
Krupitza, Lukas Ortner, Manuel Weinberger, Margarete Jurik, Miriel<br />
Rebitzer, Martin Morandell, Mesi Richter, Msgr. Erzpr. Mag. Franz<br />
Schlegl, Patricia Fiegl-Hacket, Patrick Schleich, Philipp Daron,<br />
Richard Mischak, Richard Steeb, Romeo Bissuti, Sofia Cordero,<br />
Sr. Dr. Margarteta An der Lan, Stefan Kronthaler, Susanne Pusarnig,<br />
Susanne Seper, Susanne Wick, Vania Silva Steixner<br />
Fotos: Alexander Scarimbolo, Anna Rauchenberger, Aromatime,<br />
Calin Piescu, Carina Karlovits/HBF, Daniel Trippolt/HBF, eds,<br />
Katharina Stögner, <strong>Malteser</strong> International, Marsilio, Martin<br />
Morandell, Nicusor Floroaica, Order of Malta, ORF/Pichlkostner,<br />
Peter Matic, ´ Pichler, Piermichele Borraccia, Pixabay, Robert Herbst,<br />
Sa-RRT, Südwest, Susanne Pusarnig, Nikolaus Stockert, Thomas<br />
Meyer<br />
Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige<br />
Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet.<br />
Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für<br />
beiderlei Geschlecht.<br />
Gestaltung: Karin Mayer-Fischer, werbeproduktion.at<br />
Druck: Druckerei Robitschek, Schlossgasse, 1050 Wien<br />
Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz: Berichterstattung über<br />
nationale und internationale Tätigkeiten des SMRO und seiner<br />
Werke sowie religiöse, karitative und soziale Fragen aller Art.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Meinung der<br />
Redaktion entsprechen. Redaktionsschluss: 25. Juni <strong>2018</strong><br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 3
IMFOKUS<br />
KRAFT UND SEGEN<br />
FÜR DAS NEUE AMT<br />
Am 2. Mai <strong>2018</strong> wurde Fra‘ Giacomo Dalla Torre del Tempio<br />
di Sanguinetto zum 80. Großmeister des Souveränen<br />
<strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens gewählt. Eine außergewöhnliche<br />
Persönlichkeit im Porträt.<br />
Von Katharina Stögner<br />
„Seine Hoheit und Eminenz, Fra’ Giacomo Dalla Torre<br />
del Tempio di Sanguinetto, der Fürst und Großmeister<br />
des Souveränen Ritter- und Hospitalordens des Heiligen<br />
Johannes von Jerusalem, genannt von Rhodos, genannt<br />
von Malta“: So lautet die volle Bezeichnung des neuen<br />
Großmeisters des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens.<br />
<strong>Die</strong> 54 Mitglieder des Großen Staatsrates, die am 2. Mai<br />
auf dem Aventin in Rom zusammengekommen waren,<br />
wählten mit überzeugender Mehrheit gleich im 1. Wahlgang<br />
den 73-jährigen, bisherigen Großmeister-Statthalter<br />
(Luogotenente) an diesem ersten Mittwoch im Mai<br />
zum neuen Leiter des Ordens auf Lebenszeit.<br />
Unmittelbar nach der Wahl wurde Papst Franziskus<br />
informiert und danach die Ordensgliederungen, Hilfswerke<br />
und diplomatischen Vertretungen des Ordens<br />
weltweit. Am Folgetag legte der neue Großmeister vor<br />
den Mitgliedern des Großen Staatsrates seinen Amtseid<br />
in die Hände des päpstlichen Sonderdelegaten für<br />
den Orden, Erzbischof Msgr. Angelo Becciu, ab. Danach<br />
– getreu dem Zeremoniell – übergab Großkomtur Bailli<br />
Fra’ Ludwig Hoffmann von Rumerstein die Collane des<br />
Großmeisters. Großkanzler Bailli Albrecht Freiherr von<br />
Boeselager erklärte den Großen Staatsrat für beendet,<br />
Erzbischof Becciu zelebrierte die Hl. Messe in der Kirche<br />
Santa Maria del Priorato und am Sitz des Ordens wurde<br />
die Flagge des Großmeisters aufgezogen.<br />
Belesen, kunstsinnig, konsequent<br />
Doch wer ist der neue, so ruhig und besonnen wirkende<br />
neue Amtsträger? Fra‘ Giacomo Dalla Torre wurde 1944<br />
in Rom geboren. Er entstammt einer Adelsfamilie aus<br />
Treviso und hat sich nach dem Studium der Literaturwissenschaften<br />
auf christliche Archäologie und Kunstgeschichte<br />
spezialisiert. Er war Professor für Altgriechisch<br />
an der Päpstlichen Universität Urbaniana in Rom<br />
und veröffentlichte als Chefbibliothekar und Archivar<br />
zahlreiche Abhandlungen über Kunst und Bibliographie.<br />
Seine Aufnahme in den <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden erfolgte<br />
1985. Acht Jahre später legte Fra‘ Giacomo die ewigen<br />
Gelübde ab und wurde Professritter. Als Großprior<br />
stand er von 1994 bis 1999 dem Großpriorat von Lombardei<br />
und Venetien vor und wurde 1999 Mitglied in der<br />
Ordensregierung (dem Souveränen Rat). Unter dem 78.<br />
Großmeister Fra‘ Andrew Bertie wurde der kunstsinnige<br />
Treviser im Jahr 2004 vom Generalkapitel zum Großkomtur<br />
des Ordens gewählt. 2009 wurde ihm schließlich<br />
das Großpriorat von Rom übertragen, im April 2017 folgte<br />
die Berufung ins Amt des Großmeister-Statthalters.<br />
4<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>
IMFOKUS<br />
Aufgabe auf Lebenszeit<br />
Nach der Verfassung des Ordens ist der Großmeister<br />
auf Lebenszeit gewählt. Er ist Souverän und religiöses<br />
Oberhaupt des Ordens. Gemeinsam mit dem Souveränen<br />
Rat erlässt er gesetzliche Regelungen, die nicht in<br />
der Verfassung enthalten sind, verkündet Regierungsakte<br />
und ratifiziert internationale Vereinbarungen.<br />
Eine der wichtigsten Aufgaben des neuen Großmeisters<br />
wird es sein, die Reform der Verfassung und des Codex<br />
des Ordens durchzuführen. Der Reformprozess wurde<br />
bereits 2017 gestartet. Im Vordergrund steht die Stärkung<br />
des spirituellen Lebens des Ordens, um mehr und<br />
jüngere Profess-Mitglieder zu gewinnen.<br />
Der erste offizielle Einsatz des neuen Großmeisters war<br />
der 60. internationale Wallfahrt des <strong>Malteser</strong>-Ritter-<br />
Ordens nach Lourdes, die von 4. bis 8. Mai stattfand.<br />
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DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 5
XXXXX<br />
LOURDES <strong>2018</strong><br />
EIN BLICK HINTER DIE KULISSEN<br />
Alle Jahre wieder pilgern MALTESER aus aller Welt am ersten Maiwochenende nach Lourdes, dem Gnadenort in den<br />
französischen Pyräneen, an dem die Gottesmutter 1858 dem kleinen Mädchen Bernadette Soubirous erschienen ist. Mit<br />
dabei sind auch die österreichischen MALTESER! Und dies – wenn man den Geschichten der älteren MALTESER unter uns<br />
lauscht, die schon in den „Lazarettwagons“ nach Lourdes gepilgert sind – seit Langem ...<br />
Von Mesi Richter<br />
Viele von uns kennen die beeindruckenden Bilder der<br />
Sakramentsprozession, der Lichterprozession, der Internationalen<br />
MALTESER-Messe oder der Grotte bei Nacht<br />
und die ergreifenden Bilder all der MALTESER, die auf<br />
der Lourdes-Wallfahrt Jahr für Jahr mit offenem Herzen<br />
und großer Hingabe unsere Herren Kranken betreuen.<br />
Unzählige Details müssen bedacht werden<br />
Aber was steckt hinter dieser Wallfahrt? Wer ist an der<br />
Planung und der Umsetzung beteiligt? Wie viel Aufwand<br />
ist dieses Unterfangen? Wer kümmert sich um die<br />
Decken? Wer denkt an die Blumen auf dem Tisch? Wie<br />
entstehen die zahllosen Listen? Was muss alles besorgt<br />
werden?<br />
Hinter der jährlichen Lourdes-Wallfahrt der österreichischen<br />
MALTESER steht eine große Gruppe an engagierten<br />
MALTESERN, die sich um alles kümmern: „Vom<br />
Flughafen bis zum Wetter – okay ich gebe zu, Letzteres<br />
können wir leider nicht wirklich planen“.<br />
Wir wollen in diesem Beitrag einen kleinen Blick hinter<br />
die Kulissen der Lourdes-Wallfahrt geben, um unseren<br />
Mitreisenden zu zeigen, was vor allem in den Wochen<br />
und Monaten der Vorbereitung passiert und auch Teil der<br />
Wallfahrt, Teil des Pilgerns nach Lourdes ist.<br />
<strong>Die</strong> Vorbereitung der Lourdes-Wallfahrt beginnt ... meist<br />
zu spät! Wie bei allen größeren Aufgaben fragen sich die<br />
Verantwortlichen am Ende immer, warum sie nicht dies<br />
oder das schon viel früher erledigt haben. Trotzdem geht<br />
es sich jedes Jahr aus, und eine wunderbare Wallfahrt findet<br />
statt.<br />
Bereits im Herbst starten die Vorbereitungen<br />
In der Tat werden die Eckpunkte der Wallfahrt im Herbst<br />
6<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>
IMFOKUS<br />
des Vorjahres fixiert. Das bedeutet, das Datum wird festgelegt,<br />
die Unterkunft wird reserviert, die Transportmittel<br />
werden reserviert und die Maximalanzahl der Teilnehmer<br />
wird bestimmt. Beim Datum und der Unterkunft<br />
gibt es keinen großen Spielraum, schließlich wollen wir<br />
als Teil der internationalen MALTESER-Wallfahrt am ersten<br />
Maiwochenende in Lourdes sein. Dadurch sind auch<br />
die meisten gut erreichbaren Hotels ausgebucht, und so<br />
steigen wir seit 35 Jahren im selben Hotel ab. Das Transportmittel,<br />
also die Frage, wie wir eigentlich nach Lourdes<br />
kommen, wirft dagegen schon viele Fragen auf, die<br />
entschieden werden müssen: „Zug oder Flugzeug“. Ist die<br />
Entscheidung für den Flug gefallen, dann gilt es, weitere<br />
Themen abzuklären.<br />
Ein ganz spezieller Flug<br />
Kommen wir gleich zum Flug: Für unseren gemeinsamen<br />
Flug nach Salzburg müssen zunächst alle Konditionen<br />
ausgehandelt werden. In das Flugzeug kommen dann ca.<br />
1,2 Tonnen Übergepäck in 30–40 Kisten (ein Albtraum<br />
für jede Fluggesellschaft!), die unser gesamtes Pflegematerial,<br />
Decken, Regenschutz, Reserverollstühle etc.<br />
enthalten. Hinzu kommen rund 50 Rollstühle und Rollatoren,<br />
das Reisegepäck von 189 Personen, die ihrerseits<br />
mit Sack und Pack in der Kabine Platz finden müssen.<br />
Das Boarding dauert aufgrund der Hilfestellung, die wir<br />
unseren Pilgern leisten müssen, die nicht selbständig einsteigen<br />
können, statt 30 Minuten eher 90 Minuten. Dazu<br />
gibt es einen eigenen sogenannten „Hebetrupp“, der Jahr<br />
für Jahr trotz steter Beteuerung des Flughafens, dass sie<br />
diese Arbeit übernehmen werden, im Nu übernimmt und<br />
mit viel Geschick, Erfahrung und vor allem Einfühlungsvermögen<br />
unsere gehbehinderten Pilger auf ihre Plätze<br />
bringt. Auch für das Flugpersonal ist der Flug etwas Besonderes<br />
– normalerweise laufen nicht so viele Menschen<br />
in altmodischer Schwesternuniform auf dem Gang herum,<br />
unterstützen ihre Nachbarn beim Essen und Trinken,<br />
wechseln im Notfall geschickt Windeln unter dem<br />
Sichtschutz eines MALTESER-Capes oder stimmen zum<br />
Abflug „Ubi caritas“ an ...<br />
Unsere Wallfahrt nach Lourdes ist vor allem deshalb etwas<br />
Besonderes, weil manche unserer Pilger besondere<br />
Betreuung benötigen. <strong>Die</strong>se ist möglich, da uns ein Team<br />
aus fünf Ärzten und Krankenschwestern begleitet und<br />
alle rund 70 MALTESER eine Pflegeausbildung und -auffrischung<br />
absolviert haben. Das für die Pflege benötigte<br />
Material wird im Vorfeld von unserem Lagerteam abgeklärt<br />
und entsprechend bestellt. Nur als Beispiel werden<br />
während einer Lourdes-Wallfahrt etwa 2.000 - 3.000 Paar<br />
Einmalhandschuhe, 300 Duschschürzen, 500 Strohhalme<br />
etc. verwendet. Auch für die Verköstigung zwischendurch<br />
sorgt das Lagerteam – die durchschnittliche Anzahl der<br />
gesnackten Butterkekse und Gummischlangen möchten<br />
wir hier nicht preisgeben.<br />
Komplexe Organisation, zahllose Listen<br />
Lourdes wirkt irgendwie nicht wie aus unserer Zeit – und<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 7
XXXXX<br />
das gilt auch für die Lourdes-Wallfahrt: lauter freundliche<br />
Gesichter, keine Handys (zumindest nicht im Heiligen<br />
Bezirk), wenig Stress. Aber ein modernes Feature ist<br />
in Lourdes unerlässlich: Excel! Ohne Werbung machen zu<br />
wollen, muss angemerkt werden, dass die Vorbereitung<br />
der Lourdes-Wallfahrt eine ungeahnte Zahl von Listen<br />
bedingt, die nur computerunterstützt verarbeitet werden<br />
können. Jeder Pilger wird hier erfasst, mit allen notwendigen<br />
Informationen vom Geburtsdatum (auch der wird<br />
in Lourdes gefeiert!) bis zum Zimmerwunsch. Mit Hilfe<br />
dieser Listen und einer großen Menge Post-its erfolgt<br />
auch die Einteilung jedes Pilgers in ein Team und in ein<br />
Zimmer – da wir alle Menschen sind und Fehler machen,<br />
aber dennoch möchten, dass sich alle wohl fühlen, gibt es<br />
eine Vielzahl von korrigierten und „finalen“ oder „finalfinalen“<br />
oder „final-final-finalen“ Listen. Nebenbei sei<br />
noch angemerkt, dass die Einsatzleitung doch auch nicht<br />
auf das moderne Feature des Handys verzichten kann –<br />
meinen Aufzeichnungen nach waren es während der fünf<br />
Tage Lourdes 189 Anrufe (SMS nicht mitgezählt) ...<br />
Besonderes Augenmerk wird bei unserer Lourdes-Wallfahrt<br />
immer auf die Musik gelegt, frei nach dem Motto<br />
„Wer singt, betet doppelt“! Auch die Einsatzleitung singt<br />
ebenso enthusiastisch, gemeinsam mit vielen kreativen<br />
und musikalischen MALTESERN. <strong>Die</strong> Leiter des Musikteams<br />
stecken im Vorfeld viele Nachmittage und Abende<br />
in die Auswahl der Lieder, ins Scannen der Noten und<br />
Texte, in die Korrektur des Pilgerbuchs und in Proben mit<br />
den zahlreichen Sängern und Instrumentalisten. Auch<br />
hier bereiten wir der Fluglinie immer viel „Freude“, wenn<br />
wir für das Handgepäck ein Keyboard, eine Geige, eine<br />
Trompete, eine Klarinette und mindestens fünf Gitarren<br />
anmelden.<br />
Der hohe Zeitaufwand rentiert sich<br />
Wie viele Stunden stecken nun schlussendlich in der Vorbereitung<br />
der Lourdes-Wallfahrt? <strong>Die</strong>se Zahlen sind nicht<br />
erfasst. Ich möchte nicht sagen, dass eine Hand nicht<br />
weiß, was die andere tut, aber in der Tat weiß die Einsatzleitung<br />
nur annähernd, wie viel Arbeit das Lagerteam in<br />
der Vorbereitung aufwendet, wie viel Zeit die Ärzte und<br />
Krankenschwestern in die Durchsicht der Atteste und die<br />
Abklärung etwaiger medizinischer Fragen investieren,<br />
wie viele Versionen der diversen Listen erstellt wurden,<br />
wie viele Briefe die Bereichsverantwortlichen verfasst,<br />
wie viele Anrufe sie getätigt und wie viele Fragen sie beantwortet<br />
haben, wie viele E-Mails mit der Fluglinie, dem<br />
Getränkeliefernaten und der zentralen Einsatzleitung<br />
des Ordens, dem Hotel und den einzelnen Pilgern ausgetauscht<br />
wurden und – nicht minder wichtig – wie viel<br />
Zeit das Priesterteam in die spirituelle Vorbereitung der<br />
Wallfahrt gesteckt hat.<br />
Und wieso funktioniert vor Ort alles so reibungslos? Tut<br />
es nicht! Aber das macht nichts! Wir versuchen es durch<br />
Flexibilität und Freude auszugleichen! Wir sind keine professionellen<br />
Reiseveranstalter, aber wir versuchen, durch<br />
diese Wallfahrt Freude zu schenken, Freude zu erfahren<br />
und uns und unsere Mitpilger zu stärken. Wenn uns das<br />
gelingt, sind die 1,2 Tonnen Übergepäck, etliche falsch gedruckte<br />
Schilder, die heiser gesungenen Hälse und die wehen<br />
Füße vergessen, und wir freuen uns auf die nächste<br />
Lourdes-Wallfahrt! Denn „nach Lourdes ist vor Lourdes“!<br />
8<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>
IMFOKUS<br />
160 JAHRE LOURDES,<br />
60 JAHRE MALTESER IN LOURDES.<br />
EIN ORT DER GNADE UND SEINE BEDEUTUNG FÜR UNS MALTESER.<br />
In diesem Jahr, in dem sich die Marienerscheinungen der Heiligen Bernadette Soubirous zum 160. Mal und die (inzwischen<br />
internationale) Wallfahrt der MALTESER mit kranken und behinderten Menschen zum 60. Mal jährt, ist eine gute<br />
Gelegenheit wieder einmal darüber nachzudenken, warum wir nach Lourdes fahren, was uns dazu bewegt und welch<br />
große Bedeutung der Ort auch für uns MALTESER, für unsere Berufung und unser Zeugnis als Christen hat. In einer Welt,<br />
die im Glauben schwach geworden ist, in der wir als religiöse Menschen immer wieder auf Unverständnis stoßen und<br />
sich Skepsis über unsere Beweggründe breit macht, ist diese Auseinandersetzung wichtig. Denn sonst laufen wir selbst<br />
Gefahr, eine Wallfahrt nach Lourdes einfach nur „abszupulen“.<br />
Von Manuel Weinberger<br />
Als Papst Johannes Paul II. 2004 nach Lourdes kam, sollte<br />
diese 104. Reise im Rahmen seines Pontifikates auch seine<br />
letzte sein. Gesundheitlich war er bereits stark angeschlagen<br />
und wollte noch einmal als „einfacher Pilger wie<br />
viele Kranke nach Lourdes“ kommen, wie die französische<br />
Bischofskonferenz verkündet hatte. Bei seiner Ankunft in<br />
der Grotte von Massabielle wurde er jubelnd empfangen,<br />
unter anderem von zahlreichen kranken Pilgern, an die<br />
sich Johannes Paul II. zuallererst wandte: „Ich bin mit<br />
euch, liebe Brüder und Schwestern, als ein Pilger bei der<br />
Jungfrau“, sagte der Papst in seinem Grußwort. „Ich mache<br />
eure Gebete und eure Hoffnungen zu den meinigen.<br />
Ich teile mit euch einen Lebensabschnitt, der von physischem<br />
Leiden geprägt ist, der aber nicht weniger fruchtbar<br />
ist“.<br />
In seiner Predigt sprach er über das Leben und erteilte allen<br />
Angriffen auf dieses eine eindeutige Absage: „An euch<br />
alle, Brüder und Schwestern, richte ich den dringlichen<br />
Appell, dass ihr alles in eurer Macht stehende tut, damit<br />
das Leben, das ganze Leben, von der Empfängnis bis zu<br />
seinem natürlichen Ende geachtet wird. Das Leben ist ein<br />
heiliges Geschenk, niemand darf sich zum Herrn darüber<br />
erheben.“<br />
<strong>Die</strong>ser Satz, die Bedeutung und der Wert des Lebens in<br />
all seinen Formen, all seinen Ausprägungen, ist nicht nur<br />
eine zentrale Botschaft des christlichen Glaubens, es ist<br />
vor allem auch einer der Gründe, nach Lourdes zu fahren.<br />
Philipp Freiherr von Boeselgaer, einer, wenn nicht der<br />
Initiator der MALTESER Krankenfahrten nach Lourdes,<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 9
IMFOKUS<br />
hat sich mit diesem Thema in seinem Vortrag vor der<br />
Deutschen Assoziation des Ordens im Jahr 1997 intensiv<br />
auseinandergesetzt. Und auch heute noch haben seine<br />
Worte, die wir als Grundlage für diese Betrachtung nehmen,<br />
nichts an ihrer Aktualität verloren. Freiherr von<br />
Boeselager wurde nach dem Krieg überredet, ein krankes<br />
Mädchen nach Lourdes zu begleiten und wurde Zeuge ihrer<br />
Heilung, von der das Mädchen dann bei der Rückfahrt<br />
im Zug von Waggon zu Waggon berichtete.<br />
Überzeugt sein von Dingen, die man nicht sieht<br />
In diesem Moment lernte er verstehen, weshalb die Wunder<br />
des Herrn so wenig bewirkt hatten und warum diese<br />
seltener geschehen, als sie geschehen könnten. Der Hebräerbrief<br />
umschreibt den Glauben als „Feststehen in<br />
dem, was man erhofft. Überzeugt sein von Dingen, die<br />
man nicht sieht“ (Hebr. 11.1) Wir Christen kennen alle<br />
die Wunder Gottes im Alten und im Neuen Testament.<br />
<strong>Die</strong> wenigsten von uns wurden aber selbst Zeugen eines<br />
solchen Wunders – „Überzeugt sein von Dingen, die man<br />
nicht sieht.“ Eine Herausforderung. Und obwohl wir nicht<br />
sehen, müssen wir uns als MALTESER in den <strong>Die</strong>nst des<br />
Herrn stellen. Christus hat gesagt: „Was ihr dem Geringsten<br />
meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“,<br />
deshalb nennen wir MALTESER die Kranken „unsere<br />
Herren.“ <strong>Die</strong>s ist nicht immer einfach – selbst wann man<br />
gerade in Lourdes, am <strong>Die</strong>nst an diesem Herren, tausendfach<br />
dafür beschenkt werden kann. Basis dafür, um diesen<br />
<strong>Die</strong>nst auch im richtigen Sinne verrichten zu können,<br />
ist aber der Glaube. Ohne diesen wird man sich kaum mit<br />
der geforderten Hingabe in den <strong>Die</strong>nst stellen. Und dieser<br />
Glaube ist, wie Boeselager sagt, kein sicherer Besitz,<br />
er ist immer wieder gefährdet. Er ist doppelt in Gefahr:<br />
einmal von innen und einmal von außen. Der Glaube<br />
kann lau werden, er kann langsam absterben, nichts<br />
mehr im Menschen bewegen, und dieses Absterben kann<br />
man beschleunigen durch mangelndes Gebet, durch ein<br />
nur mehr passives Leben im Orden, indem man sich an<br />
keinem Werk des Ordens mehr beteiligt, als passiver,<br />
weil eben nicht (mild)tätiger Christ. Ja, es kann soweit<br />
kommen, dass man zwar regelmäßig die Messe besucht,<br />
das Glaubensbekenntnis aber nur noch herunter leiert,<br />
dass es einem nichts abverlangt, da der Glaube ganz steril<br />
geworden ist. Dabei findet man sich selbst fabelhaft<br />
rechtgläubig, das heißt orthodox. Aber von einer Orthopraxis,<br />
von einem Leben aus dem Glauben in der täglichen<br />
Praxis, ist keine Rede mehr. Es ist dann nur noch<br />
ein kleiner Schritt bis zur Verleugnung des Glaubens in<br />
einem Gespräch, oder zu freiwilligen Glaubenszweifeln.<br />
Der Glaube, der im Menschen selbst nichts bewegt, kann<br />
weder verteidigt werden, noch andere überzeugen.<br />
Glauben wir denn, dass Wunder geschehen?<br />
Und gerade in Lourdes können wir durch unsere Tätigkeit<br />
(wieder) zu unserem Glauben finden und gestärkt aus<br />
einer Wallfahrt hervorgehen, wenn es darum geht, sich<br />
der Allmacht Gottes gewiss zu sein. Boeselager zitiert einen<br />
ehemaligen Chef der piscines, der Heilbäder für die<br />
Kranken: „Es wird oft davon geredet, dass in Lourdes so<br />
wenig Wunder geschehen. Glauben wir denn, dass sie geschehen<br />
könnten? Tun wir Gesunden hier Buße für die<br />
Genesung der Kranken?“ Wunder geschehen auch ohne<br />
die Fürbitte der Menschen. Aber wir können sie fördern<br />
und, was schlimmer ist, mit augenscheinlichem Unglauben<br />
verhindern.<br />
Lourdes ist ein Ort, der unseren Glauben wirklich fordert.<br />
Einen Glauben, der sich nicht auf das Beten des Credos<br />
beschränkt, sondern ein lebendiger Glaube ist, den<br />
allein ein personales Verhältnis zu Gott ermöglicht. Also<br />
ein Glaube, der erbittet und erhofft, dass der Kranke neben<br />
einem aufsteht. Ein Glaube, der dies für möglich, ja<br />
immer wieder und trotz allem für möglich hält.<br />
Wer aber neben dem Kranken ohne Hoffnung steht und<br />
ohne diesen Glauben neben ihm kniet, wenn der Herr<br />
10<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>
XXXX<br />
bei der Prozession vorübergeht, der sollte sich prüfen, ob<br />
er nach Lourdes fahren kann, ja darf. Oder, ob er durch<br />
seinen Unglauben ein Wunder verhindert. Es ist einer<br />
der Gründe, warum im MALTESER Hospitaldienst nur<br />
Christen aufgenommen werden können – weil christlicher<br />
Glauben und christliches Handeln die Basis all unseres<br />
Tuns sind. Wir MALTESER tragen dabei die volle<br />
Verantwortung für den Glauben und das Handeln unseres<br />
Teams. Wir müssen das dem Team verdeutlichen und<br />
gemeinsam mit dem Team um einen solchen Glauben beten.<br />
Sonst passt die Schriftstelle vielleicht auch auf uns:<br />
„Wegen ihres Unglaubens konnte er nicht heilen!“<br />
<strong>Die</strong> „tuitio fidei“, die Verteidigung des Glaubens, die ein<br />
Teil des Wahlspruchs des <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens ist, hat<br />
in unserer Zeit wenig mit dem Schwert zu tun, aber viel<br />
mit unserem eigenen Unglauben, unserer Gleichgültigkeit,<br />
unserer Arroganz und Ich-Bezogenheit, mit unserem<br />
toten Glauben, der nichts bewegt und nichts für möglich<br />
hält. Vielleicht haben wir manchmal sogar Angst, es könne<br />
uns ein Glaube erfassen, der etwas bewegen würde.<br />
Mut zu dienen<br />
<strong>Die</strong> zweite Ordensverpflichtung ist das das „obsequium<br />
pauperum“, der <strong>Die</strong>nst am Kranken, am Armen“. Und<br />
auch hier gilt: Selten lässt sich dieser Grundsatz so kraftvoll<br />
und freundvoll (er)leben, wie in der Gemeinschaft in<br />
Lourdes. Hier ist er wieder – der <strong>Die</strong>nst am Herren, in doppelter<br />
Bedeutung: Christus, unserem Herren, aber auch<br />
unserem Herren Kranken. Von MALTESERN erwarten<br />
wir nicht, dass sie die religiöse Zielsetzung einer Wallfahrt<br />
respektieren, nein, wir erwarten von jedem von uns, dass<br />
er aus religiöser Motivation handelt. Dass er Demut aufbringt<br />
– den Mut zu dienen. Denn gerade dieses handeln,<br />
der aktive <strong>Die</strong>nst am Herrn ist es, was den Orden und seine<br />
Werke seit Jahrhunderten ausmacht. Pius XII sagte in<br />
einer Ansprache an Mitglieder des Ordens im Jahr 1941:<br />
„Begnügt euch darum nicht bloß mit Eurer Freigebigkeit,<br />
die Kranken zu unterstützen. Nein, Ihr sollt sie lieben und<br />
ihnen als der ersten Gefolgschaft unseres gemeinsamen<br />
Königs in Ehrfurcht begegnen und dienen!“<br />
Der Wille, dieser Bitte des Hl. Vaters zu entsprechen,<br />
und die alte Ordenstradition und -regel der praktizierten<br />
Krankenpflege durch die MALTESER – selbst der Großmeister<br />
pflegte in Malta noch persönlich – führte die<br />
MALTESER nach Lourdes und war ein Gründungsgedanke<br />
für unsere jährlichen Krankenwallfahrten.<br />
Das Leben – ein heiliges Geschenk<br />
Und in Lourdes erfahren wir, um die Brücke zu den Worten<br />
Johannes Paul II. zu schließen, auch viel über die<br />
Bedeutung und den Wert des Lebens. Denn gerade dort<br />
kann sich niemand angesichts der vielen Kranken und<br />
Menschen mit Behinderung der Sinnfrage des Lebens<br />
entziehen. Mit großem Schrecken denkt man dann an<br />
diesem Ort, wo jeder trotz oder auch gerade wegen seiner<br />
Leiden, Gebrechen und Behinderungen willkommen ist,<br />
an die theoretisch und oft auch ohne Sachkenntnis geführten<br />
Diskussionen über den Wert des Lebens, das vermeintliche<br />
Recht, dieses zu beenden oder ein entstehendes<br />
Leben mit Behinderung erst gar nicht leben zu lassen.<br />
So kommt es Dank der vor Ort gemachten Erfahrungen<br />
in vielen Fällen wieder zu einer Wertschätzung des Lebens<br />
und einer Rückkehr zum Glauben, der in Lourdes so<br />
schnell, ja so deutlich spürbar wird. In Lourdes, diesem<br />
Ort der Stille, hat man Zeit. Auch Zeit zum Beten. Zeit,<br />
um für Gott da zu sein. Zeit, für unseren Herrn da zu<br />
sein. Für unsere beiden Herren: Gott und unseren Herren<br />
Kranken, die letztlich doch wieder nur einer sind, da wir<br />
in jedem Menschen, in ausnahmslos jedem menschlichen<br />
Leben, ein Ebenbild Gottes sehen.<br />
<strong>Die</strong> Bedeutung von Lourdes für uns MALTESER und unseren<br />
Glauben kann man wahrscheinlich gar nicht überschätzen.<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 11
RUNDSCHAU<br />
v.l.n.r.: Georg Eyrl (Komitee), Carol Eyrl und<br />
Hans-Christoph Hohenbühel<br />
(Delegation Südtirol)<br />
v.l.n.r.: Agnes Wackerle, Lukas Krupitza (Bereichsleiter MHDA Tirol), Georg Eyrl,<br />
Katharina Zepharovich, Oswald Wolkenstein, Fanny Hoffmann-Rumerstein,<br />
Felicitas Sarnthein, Dominica Vetter v.d. Lillie, Patricia Fiegl-Hacket,<br />
Fra‘ Ludwig Hoffmann-Rumerstein<br />
TIROLER BALL ZUGUNSTEN DER MALTESER<br />
Alle zwei Jahre findet der „Tiroler Gesellschaftsball“ statt. Ursprünglich hieß er „Kaiserjägerball“ und wurde vor rund<br />
85 Jahren von den Familien Chizzali und Spielmann ins Leben gerufen.<br />
Von Katharina Stögner<br />
Wir freuen uns gemeinsam mit Ihnen auf den diesjährigen<br />
„Tiroler Gesellschaftsball“. <strong>Die</strong>ser findet am 10. November<br />
<strong>2018</strong> im Kurhaus in Hall in Tirol statt. <strong>Die</strong> Idee<br />
dieses familiären Freundschaftsballs war von Anfang<br />
an so erfolgreich, dass er bald schon internationale Dimension<br />
erreichte. Der „Kaiserjägerball“ wurde zu einem<br />
„Gesellschaftsball“, der Tiroler Familien aus nah und fern<br />
- insgesamt rund 600 Gäste - zusammenbrachte. <strong>Die</strong>se<br />
Tradition gilt heute noch, nur dass der „Kaiserjägerball“<br />
aus Rücksicht auf den „Tiroler Kaiserjägerclub“ nicht<br />
mehr offiziell so heißt.<br />
Es ist den Organisatoren ein großes Anliegen, mit der<br />
gesellschaftlichen Idee auch eine caritative zu verbinden.<br />
Seit vielen Jahren wird der Reinerlös des Balls den<br />
MALTESERN für ihre vielfältigen sozialen Tätigkeiten<br />
gespendet. Im November 2016 konnte das Ballkomitee<br />
dem MALTESER Hospitaldienst Tirol und der Delegation<br />
Südtirol jeweils 6.000 Euro übergeben. Für die Erdbebenopfer<br />
in Italien wurden zusätzliche 5.000 Euro an MAL-<br />
TESER International überwiesen. Gleichzeitig konnte der<br />
MHDA-Tirol, der im Zuge des Balls die Tombola und den<br />
Würstelstand oganisierte, ebenfalls hilfreiche Spendengelder<br />
einnehmen.<br />
Für dieses wunderbare Engagement und diese Großzügigkeit<br />
möchten wir uns sehr herzlich bei den Ballveranstaltern<br />
bedanken!<br />
Nähere Infos: www.tiroler-gesellschaftsball.at<br />
12<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>
XXXX<br />
DROGENPRÄVENTION IM MITTELPUNKT DER<br />
UNODC-YOUTH INITIATIVE<br />
Von Lukas Ortner<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden, mit bald 1000 Jahren<br />
eine der ältesten humanitären Institutionen weltweit,<br />
wird die Zusammenarbeit mit dem UN-Büro für Drogenund<br />
Verbrechensbekämpfung (UNODC) in Wien ausweiten.<br />
Das erklärte der Ständige Beobachter des Ordens bei<br />
den Vereinten Nationen, Botschafter Günther A. Granser,<br />
auf der UNODC-Konferenz in der Wiener UNO-City, an der<br />
über 1500 Delegierte aus allen Kontinenten teilnahmen.<br />
Konkret will der Orden dazu beitragen, dass die seit sechs<br />
Jahren bestehende Jugendinitiative eine stärkere Stimme<br />
bei der UN-Commission on Narcotic Drugs (CND) erhält.<br />
Laut dem UNODC World Drug Report konsumieren über<br />
250 Mio. Menschen weltweit illegale Drogen, mit dramatischen<br />
gesundheitlichen und sozialen Konsequenzen für<br />
Familien und Kinder. Vor allem die rasante Zunahme von<br />
synthetischen Drogen bereitet den Experten dabei Sorgen.<br />
Rund 250.000 sterben jährlich an den direkten und indirekten<br />
Folgen des Drogenmissbrauchs. <strong>Die</strong> Kosten durch<br />
Drogenkriminalität und Behandlung von Drogensüchtigen<br />
belaufen sich auf über 700 Mrd. US-Dollar pro Jahr. Das<br />
ist auch der Grund, warum immer mehr Länder weltweit<br />
zur aktiven Bekämpfung von Drogenproduktion, Handel<br />
und Missbrauch aufrufen. Es sei eine globale Aufgabe, effiziente<br />
Präventionsmaßnahmen zu setzen, um Kinder und<br />
Jugendliche von gesundheitsgefährdenden Rausch- und<br />
Betäubungsmitteln fernzuhalten, erklärte Granser.<br />
Das Jugendforum der Youth Initiative initiiert Informations-<br />
und Aufklärungsmaßnahmen zur Drogen-<br />
prävention in ihren Heimatländern über individuelle<br />
Fördermaßnahmen, Informationskampagnen, Jugendveranstaltungen<br />
und Aktivitäten in den sozialen Netzwerken,<br />
um so jeden Tag Millionen Menschen zu erreichen.<br />
„Der Orden ist überzeugt, dass die Jugend das wertvollste<br />
Kapital für die Zukunft darstellt und somit Investitionen<br />
in die sichere und gesunde Entwicklung junger Menschen<br />
ein Beitrag zur nachhaltigen Zukunftssicherung für uns<br />
alle sind“, sagte Granser. Daher werde der <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
alles daran setzen, die UNODC Youth Initiative<br />
in der CND zu fördern und ihre Weiterentwicklung zu unterstützen.<br />
So kann sie Entscheidungsträger für praktische<br />
Lösungen in der weltweiten Drogenproblematik erreichen.<br />
Über den Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
Als internationales Völkerrechtssubjekt unterhält der Souveräne<br />
<strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden diplomatische Beziehungen<br />
zu 107 Staaten auf allen Kontinenten, zudem hat er permanenten<br />
Beobachterstatus bei allen UN-Organisationen<br />
und anderen internationalen Organisationen. Der Orden<br />
genießt hohe Reputation als neutrale und apolitische Institution<br />
und engagiert sich vor allem im Gesundheits- und<br />
Armutsbereich, insbesondere durch medizinische, soziale<br />
und humanitäre Projekte für Menschen in Not.<br />
Permant Mission of the Sovereign Order of Malta to<br />
the United Nations Vienna<br />
www.smomun.org und hwww.orderofmalta.int<br />
UNODC Vienna: www.unodc.org<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 13
RUNDSCHAU<br />
DROGENKONSUM VON JUGENDLICHEN:<br />
EINE WACHSENDE GLOBALE HERAUS-<br />
FORDERUNG<br />
Drogenkonsum ist weiterhin ein sehr ernst zu nehmendes, stetig wachsendes, soziales Phänomen, von dem insbesondere<br />
junge Bevölkerungsgruppen betroffen sind.<br />
Von Sofia Cordero<br />
<strong>Die</strong> Zahl der Jugendlichen-Drogenkonsumenten<br />
steigt stetig<br />
So schätzt die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen<br />
und Drogensucht (EMCDDA ) im Europäischen<br />
Drogenbericht 2017, dass in der Europäischen Union<br />
insgesamt 18,7 Millionen junge Erwachsene im Alter<br />
Abbildung 1: Schätzung der Menge des<br />
Kokainkonsums in der Europäischen Union im<br />
Jahr 2016 (in Millionen)<br />
3.5<br />
Kokain<br />
2.3<br />
Abbildung 2: Anteil des Kokainverbrauchs von<br />
jungen Erwachsenen in der Europäischen<br />
Union im Jahr 2016<br />
Kokain<br />
Verbraucherländern tätig sind, haben ihre Arbeitsweise<br />
schrittweise professionalisiert und weiterentwickelt.<br />
Neue Technologien, wie z.B. das Darknet, das auf Plattformen<br />
ähnliche Eigenschaften wie z.B. Amazon bietet,<br />
hat die Marktstruktur und Zugänglichkeit zu illegalen<br />
Substanzen vollständig verändert. Produkte und Lieferanten<br />
können gesucht, verglichen<br />
und bewertet werden. Wie<br />
von der EMCDDA festgestellt,<br />
sind die meisten Verkäufe auf<br />
den Darknet-Märkten drogenbezogen.<br />
Auch durch die Möglichkeit,<br />
Drogen in anonymer<br />
Distanz und großen Mengen<br />
kaufen zu können, spielt das<br />
Darknet eine wichtige Rolle im<br />
illegalen Drogenhandel und gewinnt<br />
weiter an Bedeutung.<br />
Quelle: EMCDDA 2017<br />
zwischen 15 und 34 Jahren im Jahr 2016 illegale Drogen<br />
konsumiert haben. Dabei stechen Cannabis, Kokain und<br />
MDMA als die am häufigsten erprobten Drogen heraus.<br />
Schätzungen für 2016 ergeben, dass etwa 3,5 Millionen<br />
erwachsene Personen in Europa im Alter von 15-64 Jahren<br />
Kokain konsumiert haben [s. Abb. 1]. Darunter waren<br />
etwa 2,3 Millionen junge Erwachsene (sohin 71%) im<br />
Alter von 15 bis 34 Jahren [s. Abb. 2].<br />
Wachsende illegale Onlinemärkte für den Drogenhandel<br />
Kriminelle Netzwerke, die in den Erzeuger-, Transit- und<br />
Solche Entwicklungen verändern<br />
die Landschaft des illega-<br />
Quelle: EMCDDA 2017<br />
len Drogenmarkts und das Risiko, dass Jugendliche dem<br />
Drogenkonsum ausgesetzt werden, steigt weiterhin an.<br />
Es hängt von den individuellen Entscheidungen der Jugendlichen<br />
ab, ob sie die verfügbaren illegalen Drogen<br />
ausprobieren oder nicht und ob sie illegale Drogen weiter<br />
konsumieren, sobald sie diese ausprobiert haben. Aufklärung<br />
ist hier also wichtiges Thema. Jugendliche müssen<br />
sich bewusst sein, wie sich ihre Entscheidungen über den<br />
Konsum illegaler Drogen auf ihre Gesundheit und Persönlichkeit<br />
auswirken und welchen Einfluss sie auf globale<br />
Themen wie Entwicklung, Frieden und Sicherheit haben.<br />
14<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>
RUNDSCHAU<br />
Durch wachsende Drogenmärkte steigt die Zahl<br />
der kriminellen Netzwerke<br />
<strong>Die</strong> im UNODC World Drug Report 2017 veröffentlichten<br />
Daten zeigen, dass der Anbau von Kokapflanzen im Zeitraum<br />
2013 bis 2015 um 30 Prozent zugenommen hat.<br />
Schätzungen zufolge haben internationale organisierte<br />
kriminelle Organisationen im Jahr 2014 bis zu einem<br />
Drittel ihrer Einnahmen aus Drogenverkäufen erzielt<br />
und 2017 waren unter den etwa 5000 aktiven Gruppen<br />
der grenzüberschreitenden organisierten Kriminalität in<br />
der EU, ein Drittel am illegalen Drogenhandel beteiligt.<br />
<strong>Die</strong> Einnahmen durch den Drogenhandel eröffnen Möglichkeiten<br />
für transnationale organisierte Kriminalität,<br />
ihre Tätigkeit weiterzuführen und global auszuweiten.<br />
Der Drogenhandel gefährdet die Stabilität der betroffenen<br />
Länder, was besonders in Lateinamerika, Mittelamerika,<br />
der Karibik und Afrika zu beobachten ist. Das<br />
Africa Centre for Strategic Studies (ACSS) berichtet,<br />
dass Westafrika bis heute viele der Bedingungen aufrecht<br />
hält, die drogenbedingte Gewalt und Konflikte in<br />
Lateinamerika und der Karibik ermöglichten. Kokain,<br />
das über Westafrika nach Europa eingeschleust wird,<br />
gilt als sehr wesentlicher Einflussfaktor für die vorherrschende<br />
Instabilität in den westafrikanischen Staaten<br />
und der Sahelzone. Unabhängigen Berichten zufolge finanzieren<br />
terroristische Gruppen, die in der Sahelzone<br />
leben, wie AQMI, Ansar Dine, MUJAO und Boko Haram,<br />
ihre kriminellen und terroristischen Aktivitäten zunehmend<br />
durch den Handel mit illegalen Gütern, insbesondere<br />
Drogen.<br />
Der illegale Drogenhandel stellt nicht nur eine Gefahr<br />
für die Rechtsstaatlichkeit, sondern auch eine Bedrohung<br />
für die Einhaltung der Menschenrechte dar, die<br />
sich auf gefährdete Gruppen wie Kinder und Jugendliche<br />
auswirkt. Ein diesbezüglich besonders kritischer<br />
Punkt ist die Rekrutierung von jungen Menschen durch<br />
organisierte kriminelle Gruppen, Drogenkartelle und<br />
Banden. Sie werden angeworben, um Straftaten wie Drogenschmuggel<br />
zu begehen, und werden im Umfeld dieser<br />
Gruppen erzogen. Somit bleiben sie häufig langfristig<br />
dem Organisierten Verbrechen treu.<br />
Aktionsplan zur Aufklärung der Jugendlichen um<br />
den Drogenkonsum, die Geldwäsche und Korruption<br />
einzudämmen<br />
<strong>Die</strong> angeführten Zahlen und Berichte zeigen, dass wir<br />
mit einem sich rasch verändernden globalisierten Drogenmarkt<br />
konfrontiert sind, der sich weit über nationale<br />
Grenzen hin auswirkt. Der Konsum illegaler Drogen fördert<br />
Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung, weit verbreitete<br />
Korruption und die Aushöhlung staatlicher Institutionen.<br />
Aus diesen Gründen sollten die Antworten im<br />
Einklang mit den Sustainable Development Goals stehen<br />
und sich auf einen Aktionsplan konzentrieren, der Jugendlichen<br />
die geeigneten Instrumente und Informationen<br />
für derartig wichtige Entscheidungen in Bezug auf<br />
ihr Leben und ihre Zukunft bietet.<br />
Quellen:<br />
Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht<br />
(EMCDDA): Europäischer Drogenbericht 2017.<br />
United Nations of Drugs and Crime (UNODC): World Drug<br />
Report 2017.<br />
The Africa Centre for Strategic Studies (ACSS) Cocaine and<br />
Instability in Africa: Lessons from Latin America and the<br />
Caribbean - Davin O’Regan.<br />
Autor: Sofia Cordero, Consultant – United Nations Office on<br />
Drugs and Crime (UNODC)- CRIMJUST Global Programme<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 15
RUNDSCHAU<br />
Ausgezeichnete Weine von Lenz Moser<br />
aus dem Schlossweingut des<br />
Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens<br />
<strong>Die</strong> Marktgemeinde Mailberg liegt etwa<br />
60 Kilometer nordwestlich von Wien, im<br />
westlichen Weinviertel. Erstmals 1055 urkundlich erwähnt,<br />
führt seine Geschichte jedoch weit länger zurück, bereits<br />
die Quaden sollen hier zu Beginn des ersten Jahrtausends<br />
Weinstöcke gepflanzt und Trauben geerntet haben.<br />
Seit 1146 ist Schloss Mailberg im ständigen Besitz des<br />
Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens und ist deren ältester<br />
Besitz weltweit. Heute ist die Kommende Mailberg eine<br />
freie selbstständige Wirtschaftseinheit. Rund 250 Hektar<br />
Ackerbau werden hier biologisch betrieben, weiters gehören<br />
noch 400 Hektar Wald und 50 Hektar Weingärten dazu.<br />
Das Schlossweingut des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
wird seit dem Jahre 1969 von der Weinkellerei Lenz Moser,<br />
mit Sitz in Rohrendorf bei Krems, bewirtschaftet.<br />
Ing. Norbert Gutmayer, seit Juli 1998 im Weingut beschäftigt,<br />
ist als Gutsverwalter für das 50 Hektar große Weingut<br />
verantwortlich. Neben den einzigartigen klimatischen Bedingungen<br />
gründen sich die Erfolge vor allem auch auf die<br />
sorgfältige Bewirtschaftung. Es gilt Güte vor Menge, daher<br />
werden die Hektarerträge bewusst niedrig gehalten, um<br />
eine hohe natürliche Extraktkonzentration zu erhalten.<br />
In der Kessellage von „Mailberg Valley“ findet der junge<br />
Önologe perfekte Bedingungen für fruchtig-frische Weißund<br />
Rotweine sowie mächtige Rotweine vor. Seine Überzeugung:<br />
Drei DIE Viertel MALTESER der Weinqualität 2/<strong>2018</strong> entstehen im Weingarten,<br />
zur Optimierung des Restes ist die menschliche<br />
Komponente im Keller essentiell. <strong>Die</strong> Symbiose von Fachwissen,<br />
Tradition und Liebe zum Wein lässt außergewöhnliche<br />
Weine entstehen.<br />
Angeboten werden: <strong>Malteser</strong> Brut Sekt, Weinviertel DAC<br />
Grüner Veltliner, Grüner Veltliner Ried Hundschupfen,<br />
Chardonnay, Blauer Zweigelt, Merlot sowie die Kommende<br />
Mailberg (eine Cuvée von Cabernet Sauvignon und<br />
Merlot). Alle Weine und der Sekt sind trocken ausgebaut<br />
und nur in limitierter Menge erhältlich.<br />
<strong>Die</strong> hohe Qualität wird durch ihre Vielzahl an Prämierungen<br />
und Auszeichnungen durch Weinjuroren bei nationalen<br />
und internationalen Weinverkostungen belegt.<br />
<strong>Die</strong> Weine des Schlossweingutes stehen ganzjährig in der<br />
Vinothek des Schlosshotels Mailberg zur Weinverkostung<br />
bereit und können hier zu Ab-Hof-Preisen erworben werden.<br />
Weitere Informationen: www.schlosshotel-mailberg.at.<br />
<strong>Die</strong> Weine sind auch erhältlich in den<br />
Onlineshops: www.weinshop-mailberg.at<br />
und www.lenzmoser.at.<br />
Bezahlte Anzeige<br />
16<br />
Kontakt: Weinkellerei Lenz Moser AG<br />
Lenz Moser Straße 1, 3495 Rohrendorf bei Krems<br />
Telefon +43 2732 85541<br />
office@lenzmoser.at, www.lenzmoser.at
VORBILDER<br />
DIE KUNST DES ERZÄHLENS<br />
Kaum jemand kann Geschichten so erzählen wie er. Kaum jemand weiß so<br />
viel über unseren Orden und seine Werke wie er: MR Dr. Gerhart Feucht,<br />
Archivar der Bibliothek des Großpriorats.<br />
Von Richard Mischak<br />
„Es war im Jahr 1977, als mein Sohn Martin mich fragte:<br />
‚Wir haben keinen Arzt für den Sonnenzug, kannst Du einspringen?‘“,<br />
erinnert sich Gerhart Feucht an seinen ersten<br />
<strong>Die</strong>nst für die MALTESER. Kurz danach entschloss er sich,<br />
die Stelle des leitenden Arztes anzunehmen. So wurde der<br />
Mediziner in den Hospitaldienst aufgenommen und für die<br />
Papstbesuche 1983 und 1988 sogar zum Chefarzt bestellt.<br />
Unter seiner Ägide entstand die erste Ärztegruppe, wurde<br />
eine einheitliche Ausbildungsordnung erstellt und auch<br />
eine Regelung für den Katastropheneinsatz.<br />
Gut vernetzt mit den befreundeten Rettungsorganisationen<br />
begründete er auch ein Sanitätsmuseum in Wien.<br />
<strong>Die</strong> entsprechenden Ausstellungsgegenstände vom Roten<br />
Kreuz, dem Arbeiter Samariter Bund und von den Johannitern<br />
waren rasch zusammengetragen. Räumlichkeiten<br />
wurden gefunden, und in kurzer Zeit waren Objekte zusammengestellt,<br />
die einen guten Überblick über die Entwicklung<br />
des Sanitätswesens in Österreich gaben. Leider<br />
wurde das Museum, dass 1994 eröffnet wurde, nach 2<br />
Jahren nicht mehr fortgeführt und die Schaustücke verschwanden<br />
wieder in den Archiven.<br />
Für die MALTESER Jahrzehnte als Arzt in Wien tätig, half<br />
er immer mit, wo Not am Mann war, sei es bei Pilgerzügen,<br />
in der Ärzte-Ordination oder bei Ausflügen mit unseren<br />
Betreuten. Für viele junge Mitglieder ein Vorbild, versah er<br />
doch z. B. regelmäßig am 24. Dezember <strong>Die</strong>nst.<br />
Von 2005-2007 arbeitete Gerhart Feucht bei der <strong>Zeitung</strong><br />
des Bereiches Wien, Kleines <strong>Malteser</strong>kreuz genannt, mit,<br />
organisierte den Versand und schrieb Artikel. Nach seinem<br />
70. Geburtstag und über 40 <strong>Die</strong>nstjahren als MALTESER<br />
schied Dr. Feucht aus dem aktiven Ärztedienst aus.<br />
Wertvolle Erinnerungen<br />
Schon immer historisch interessiert, übernahm er bald<br />
die Betreuung der Bibliothek des Großpriorats und wurde<br />
schließlich der Archivar des Ordens. Auf Grund seiner<br />
langen <strong>Die</strong>nsterfahrung, seines großen Fachwissens und<br />
seiner Kompetenz sowie durch das Studium der wichtigsten<br />
Bücher und Werke über den Orden, gibt es wohl keine<br />
Frage aus der Historie, zu der er nicht etwas beisteuern<br />
kann. Es ist eine Freude, ihm zuzuhören. Jede Frage wird<br />
mit zahlreichen interessanten Begebenheiten erklärt und<br />
detailliert beantwortet.<br />
<strong>Die</strong> Stunden mit Dr. Feucht sind höchst bereichernd.<br />
Sein Wissen und seine Erinnerungen sind einzigartig.<br />
Zu jedem Thema kann er Quellen – sei es ein Buch, eine<br />
Urkunde, ein Artikel – benennen und im Archiv auffinden,<br />
kennt die handelnden Personen, weiß über ihren<br />
Einsatz, ihre Familie und die politischen und sozialen<br />
Verhältnisse der Zeit bestens Bescheid und erinnert sich<br />
oft auch an persönliche Treffen und Begegnungen, die<br />
er als Helfer, Arzt und Ordensmitglied machen konnte.<br />
Bis heute hilft er bei Anfragen an den Orden und sein<br />
Archiv.<br />
Mit seinem bis heute großen persönlichen Einsatz,<br />
seiner ungeheuren Hilfsbereitschaft, seiner reichen Erfahrung<br />
und seiner unverwechselbaren Art, Geschichten<br />
zu erzählen und damit sein Wissen weiterzugeben, ist<br />
Dr. Feucht ein Vorbild für viele junge und ältere Mitarbeiter<br />
in unserem Orden.<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 17
RELIGIONAKTUELL<br />
APOSTOLISCHES SCHREIBEN<br />
„GAUDETE ET EXSULTATE“<br />
VON PAPST FRANZISKUS<br />
Wörtlich übersetzt heißt dieses Schreiben „Freut euch und springt empor (jubelt)“.<br />
Im Fokus steht das Thema „Heiligkeit“ – ein Thema, das aus dem Alltag bei vielen<br />
Christen verschwunden zu sein scheint.<br />
Von Msgr. Erzpr. Mag. Franz Schlegl<br />
Es geht dem Papst nicht um die Definition dieses Begriffes,<br />
um Analysen oder um Methoden, heilig zu werden, sondern<br />
darum, diesen Begriff im täglichen Leben des 21. Jahrhunderts<br />
wieder einmal präsent zu machen. <strong>Die</strong> Heiligen,<br />
die schon in der Vollendung bei Gott sind, sind auch uns<br />
nicht nur durch ihr Beispiel, sondern auch durch ihre Fürbitte<br />
im täglichen Leben nahe. Das ist ein Grundsatz der<br />
Verehrung von Heiligen, besonders von Märtyrern in der<br />
katholischen Kirche und den Ostkirchen.<br />
Papst Franziskus erinnert uns an die Tatsache, dass<br />
nicht nur jene zur großen Schar der Heiligen gehören,<br />
die durch einen Kanonisationsprozess heiliggesprochen<br />
worden sind, sondern auch die große Zahl, die über die<br />
„144.000 Bezeichneten“ in der Offenbarung des Johannes<br />
hinausgeht: Menschen, die mitten im Alltag, im Beruf<br />
und in der Familie ein liebevolles Zeugnis für die Anwesenheit<br />
Gottes und für die notwendige Ausrichtung<br />
auf die Vollendung in der Ewigkeit geben.<br />
Um heilig zu werden, muss man keinesfalls ein Amt in<br />
der Kirche besitzen, weder die Weihevollmacht, noch<br />
ein Ordensgelübde. In den Kleinigkeiten des Alltags beginnt<br />
Heiligkeit zu reifen. Was soll ich dem anderen sagen?<br />
Ist es richtig, dass ich dies oder jenes so kritisiere?<br />
Wer braucht jetzt meine Zeit? Wer braucht mein geduldiges<br />
Ohr? Welcher alte, einsame oder kranke Mensch<br />
braucht meinen Besuch und meine freundliche Zuwendung?<br />
Im tiefsten Sinn bedeutet Heiligkeit, sich mit<br />
dem Leben, dem Leiden, dem Sterben und der Auferstehung<br />
des Herrn beständig zu verbinden. <strong>Die</strong>se Transparenz<br />
auf das Leben des Sohnes Gottes hat besonders<br />
den Bekennern und Märtyrern der Kirchengeschichte<br />
ungeheure Kraft gegeben! Aus Lebensbeschreibungen<br />
von Personen im KZ oder in den sibirischen Arbeitslagern<br />
sind uns solche Menschen bekannt.<br />
„Sucht zuerst das Reich Gottes“, dieser Aufruf des<br />
Herrn im Evangelium gilt auch für den Christen der sogenannten<br />
„postchristlichen Gesellschaft“. Der Papst<br />
warnt davor, Kontemplation und Aktion gegeneinander<br />
auszuspielen. Es sei falsch, Stille und Ruhe zu suchen<br />
und den <strong>Die</strong>nst an der Welt und den Mitmenschen geringzuschätzen.<br />
Umgekehrt bedeutet christliche Aktivität<br />
nicht, die Momente der Ruhe, der Einsamkeit und<br />
der Stille vor Gott zu verachten. Ganz im Gegenteil. <strong>Die</strong><br />
ständig neuen technologischen Errungenschaften und<br />
die unzähligen Konsumangebote lassen dem Erklingen<br />
der Stimme Gottes manchmal keinen Raum. Alles füllt<br />
sich in immer größerer Geschwindigkeit mit Worten,<br />
oberflächlichem Genuss und Lärm. Dort herrscht keine<br />
Freude, sondern die Unzufriedenheit derer, die nicht<br />
wissen, wofür sie leben.<br />
<strong>Die</strong> Feinde der Heiligkeit<br />
Im nächsten Teil des apostolischen Schreibens warnt<br />
Papst Franziskus vor den Feinden der Heiligkeit, nämlich<br />
Gnostizismus und Pelagianismus. Der Gnostizismus<br />
18<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>
RELIGIONAKTUELL<br />
macht den anderen zum Objekt, das beobachtet und<br />
analysiert wird, weil er meint, nur jene hätten Zugang<br />
zur Vollkommenheit, die tiefe und geheime Inhalte und<br />
Lehren verstehen könnten. Dabei wird vollkommen<br />
vergessen, dass der Weg zu Gott immer auch über den<br />
Mitmenschen führt - denken wir an die berühmte Rede<br />
Jesu vom Weltgericht (Mt 25). Ausdrücklich kritisiert<br />
der Papst Personen, die in der Kirche Bildungseinrichtungen<br />
leiten, Philosophie oder Theologie unterrichten,<br />
und dabei ihre Theorien und Ansichten den anderen<br />
mehr oder weniger aufzwingen wollen, aber den lebendigen<br />
Zugang zum Evangelium und zur Praxis der Kirche<br />
ausklammern. Der andere Feind der Heiligkeit ist nach<br />
Papst Franziskus der Pelagianismus. Bei diesem waren<br />
es nicht der Verstand und die Erkenntnis, die den Platz<br />
der Gnade eingenommen haben, sondern der Wille. Einzig<br />
und allein verlässt man sich auf die eigenen Kräfte<br />
und klammert die Gnade Gottes, seine unbedingt notwendige<br />
Hilfe zum Gelingen eines christlichen Lebens,<br />
aus. Gerade weil nach einem alten katholischen Grundsatz<br />
„die Gnade die Natur voraussetzt“, macht uns die<br />
Gnade nicht auf einen Schlag zu Übermenschen.<br />
<strong>Die</strong> gesamte Lehre der Kirche legt dar, dass wir nicht<br />
durch unsere Werke und unsere Anstrengungen gerechtfertigt<br />
und gerettet werden, sondern durch die Gnade<br />
Gottes. Dennoch, sagt der Papst, gibt es Christen, die<br />
einen anderen Weg gehen wollen: jenen der Rechtfertigung<br />
durch die eigenen Kräfte, jenen der Anbetung<br />
des menschlichen Willens und der eigenen Fähigkeit,<br />
das übersetzt sich in eine egozentrische und elitäre<br />
Selbstgefälligkeit, ohne wahre Liebe. <strong>Die</strong>s tritt in vielen<br />
scheinbar unterschiedlichen Haltungen zutage: dem<br />
Gesetzeswahn, der Faszination daran, gesellschaftliche<br />
und politische Errungenschaften vorweisen zu können,<br />
der Zurschaustellung der Sorge für die Liturgie, die Lehre<br />
und das Ansehen der Kirche, der mit der Organisation<br />
praktischer Angelegenheiten verbundenen Prahlerei<br />
oder der Neigung zu Dynamiken von Selbsthilfe und<br />
ich-bezogener Selbstverwirklichung.<br />
Gegen den Strom schwimmen<br />
Den nächsten Teil überschreibt der Papst mit dem Titel:<br />
„Im Licht des Meisters“. Darin geht es, wie heute zu<br />
Recht betont werden muss, um ein „Schwimmen gegen<br />
den Strom“, es geht um die Verwirklichung der Seligpreisungen<br />
der Bergpredigt (Mt 5-7). <strong>Die</strong> Befolgung dieser<br />
Seligpreisungen mündet letztlich in das Urteil des<br />
Herrn beim Weltgericht: „Was ihr dem geringsten meiner<br />
Brüder getan habt, das habt ihr für mich getan.“ <strong>Die</strong><br />
Verwirklichung dieses Anspruchs ist ein sicherer Weg<br />
zur Heiligkeit, in jeder Epoche und unter allen Umständen.<br />
Schon der Hl. Johannes Paul II. sagte: „Wenn wir<br />
wirklich von der Betrachtung Christi ausgegangen sind,<br />
werden wir in der Lage sein, ihn vor allem im Antlitz<br />
derer zu erkennen, mit denen er sich selbst gern identifiziert<br />
hat.“<br />
Im nächsten Kapitel spricht der Papst über Merkmale<br />
der Heiligkeit im Leben von heute. Durchhaltevermögen,<br />
Geduld und Sanftmut haben in einer zunehmend<br />
von emotionaler Kälte und Herzlosigkeit geprägten<br />
Gesellschaft eine besondere Bedeutung. <strong>Die</strong> gnadenlose<br />
Hinrichtung von Personen in sozialen Medien, in<br />
der Presse, manchmal auch im Gespräch von Christen<br />
über abwesende Personen, ist dem Weg zur Heiligkeit<br />
diametral entgegengesetzt. Freude und Sinn für Humor<br />
legt uns der Papst ans Herz, denken wir zum Beispiel in<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 19
RELIGIONAKTUELL<br />
diesem Zusammenhang an das Leben und Beispiel des<br />
seligen Papstes Johannes XXIII (1958-63). Wagemut<br />
und Eifer sowie die Hinordnung auf die Gemeinschaft<br />
charakterisieren das Leben der Nachfolge Christi, ebenso<br />
das ständige Gebet.<br />
Im letzten Kapitel geht es<br />
um Kampf, Wachsamkeit<br />
und Unterscheidung. Es<br />
geht dabei um die Zurückweisung<br />
der weltlichen<br />
Mentalität und der Laster,<br />
die jeder von uns in sich<br />
trägt, im Letzten, wie der<br />
Papst ausdrücklich betont,<br />
um den Kampf gegen den<br />
Teufel. Als besonders notwendig<br />
erweist sich die<br />
Gabe der „Unterscheidung<br />
der Geister“, also die Erkenntnis,<br />
was von Gott<br />
kommt und was vom Urheber<br />
alles Bösen stammt.<br />
„Rede, Herr, dein <strong>Die</strong>ner<br />
hört“, dieses Wort als Aufforderung<br />
des Zuhörens<br />
gibt uns der Papst mit auf<br />
den Weg, ebenso die Logik<br />
des Kreuzes. Er vertraut<br />
uns der Fürsprache der Gottesmutter<br />
an, die wie keine<br />
andere Heilige die Seligpreisungen<br />
gelebt hat. Ihr<br />
müssen wir nicht viele Worte<br />
machen, ein geflüstertes:<br />
„Gegrüßet seist du Maria“<br />
nimmt jeden von uns unter<br />
ihren mütterlichen Schutz.<br />
Mit den Worten: „Bitten<br />
wir darum, dass der Heilige<br />
Geist uns eine große Sehnsucht<br />
eingebe, heilig zu sein zur größeren Ehre Gottes.<br />
Ermutigen wir uns gegenseitig in diesem Anliegen. So<br />
werden wir ein Glück teilen, das uns die Welt nicht nehmen<br />
kann“, beendet Papst Franziskus sein apostolisches<br />
Schreiben.<br />
Ermutigen wir uns<br />
gegenseitig!<br />
20<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>
LEBENSWERT<br />
Abbau von Barrieren, wo man es nicht erwartet – im<br />
Straßenchaos von Hanoi wird ein Blindenleitsystem verlegt.<br />
Treffen mit Assistive-Technology-Pionieren in Qatar<br />
ENABLING AROUND THE WORLD<br />
Wenn man nach Fähigkeiten jeder einzelnen Person sucht und diese unterstützt, wird die Behinderung zur Nebensache.<br />
Eine Reise rund um die Welt zeigt, was alles möglich ist – oft dort, wo man es am wenigsten vermutet.<br />
Von Martin Morandell<br />
FactBox<br />
Assistierende Technologien: Soft- und Hardware<br />
sowie IKT-Services, welche Menschen mit<br />
Behinderung und Menschen im Alter in verschiedensten<br />
Lebensbereichen unterstützen.<br />
Digitale Barrierefreiheit: Auch im Internet<br />
gibt es Richtlinien, wie Barrieren vermieden<br />
werden können. Etwa die WCAG:<br />
https://www.w3.org/WAI/standards-guidelines/<br />
Screenreader: Software, welche den Bildschirminhalt<br />
für stark sehbehinderte oder blinde<br />
Menschen analysiert und an eine Sprachausgabe<br />
oder Braillezeile (Blindenschriftzeile)<br />
weitergibt.<br />
Talker: digitale Geräte, die es unterstützen,<br />
mittels Symbolen und/oder Bildschirmtastatur<br />
und Sprachausgabe zu kommunizieren.<br />
Stars of Vietnam: http://starsofvietnam.net/<br />
Zero Project: https://zeroproject.org/<br />
Oktober 2017 – nach kurzer Vorbereitungszeit steige ich in<br />
den Flieger nach Qatar. Es wird der erste Stopp meiner Weltreise<br />
sein. Seit 20 Jahre bin ich in der Forschung, Lehre und<br />
Anwendung im Bereich Computertechnologien für Menschen<br />
mit Behinderung (Assistierende Technologien) und Menschen<br />
im Alter aktiv – doch was wird in diesen Bereichen in anderen<br />
Ländern gemacht und realisiert? Um meinen Horizont zu erweitern<br />
habe ich mich auf diese Reise gemacht, um zu sehen<br />
und erleben „was möglich ist und gemacht wird“, mein Netzwerk<br />
zu erweitern und mein Wissen aktiv einzubringen. Meine<br />
Reise soll mich in zwei Monaten einmal rund um die Welt<br />
bringen. Einige der besuchten Projekte sind Teil des von der<br />
österreichischen Essl-Stiftung organisierten „Zero Projects –<br />
für eine Welt mit null Barrieren“.<br />
Qatar – Vor 10 Jahren wurde MADA (zu Deutsch „Horizont“)<br />
gegründet – eine Beratungsstelle rund um assistierende Technologien,<br />
Barrierefreiheit und Inklusion. Mit Unterstützung<br />
der Emir-Familie wurde die Inklusion von Menschen mit<br />
Behinderung in alle Bereiche viel Aufmerksamkeit gegeben.<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 21
LEBENSWERT<br />
Blindenschriftunterricht auch für Erwachsene in Hai Duong<br />
Schülerinnen und Schüler in Ho-Chi-Minh Stadt<br />
Gerade der Bereich der inklusiven Bildung ist einer der<br />
Haupttätigkeitsbereiche, da dies die nachhaltigste Aktivität<br />
darstellt. Nötige assistierende Technologien, wie<br />
etwa Screenreader oder Talker, sowie alle Beratungs- und<br />
Schulungsservices werden kostenlos zur Verfügung gestellt.<br />
Durch die Fußball WM 2022 hat das Thema Barrierefreiheit<br />
im baulichen, technischen und gesellschaftlichen<br />
Bereich nochmals große Stellenwert bekommen.<br />
<strong>Die</strong>s wurde mir auch vom Außenhandelsdelegierten bestätigt.<br />
Qatar ist Vorreiter im ganzen arabischen Raum.<br />
Dem barrierefreien Tourismus wird viel Aufmerksamkeit<br />
geschenkt. So zeigt AccessibleQatar – eine Webplattform<br />
& App auf, welche öffentlichen und touristischen Bereiche<br />
barrierefrei sind, und welche Services für Besucher<br />
mit verschiedensten Bedürfnissen (Rollstuhlfaher, Menschen<br />
mit Mobilitäts-, Hör-, Seh-, Lernbehinderungen)<br />
vorhanden sind. <strong>Die</strong>ses Tool soll in Zukunft auch aktiv<br />
von der Gewerbebehörde bei der Abnahme von Betrieben<br />
eingesetzt und somit laufend erweitert werden.<br />
Eine Beratungsstelle für Technologien die<br />
Barrierefreiheit und Inklusion unterstützen<br />
Vietnam: Das im Vietnamkrieg eingesetzte Entlaugungsmittel<br />
„Agent Orange“ verursacht auch heute noch viele<br />
Krankheiten und Behinderungen. So gibt es noch viele<br />
Kinder, die mit schweren Sehbehinderungen oder blind<br />
zur Welt kommen. In der Stadt „Hai Duong“ zwischen<br />
Hanoi und Halong-Bucht – wird ein Blindenheim seit<br />
vielen Jahren von Verein „Stars of Vietnam“ unterstützt.<br />
Jürgen, ein ausgewanderter Deutscher, unterstützt<br />
wo immer nötig mit seiner Familie und Freunden<br />
in Europa viele Menschen in Armut vor Ort, darunter viele<br />
Menschen mit Behinderung. Vor drei Jahren hatte ich<br />
schon einmal die Möglichkeit, die Kinder in Hai Duong zu<br />
besuchen – mein Wunsch, zurück zu kommen wurde nun<br />
Realität. Mein Ziel war es, mein Wissen im Bereich Adaptierung<br />
und Anpassung der Computerarbeitsplätze einzubringen.<br />
In manchen Bereichen war das Equippment<br />
besser als erwartet, aber gerade die elektrische Verkabelung<br />
war sehr störanfällig. Erdung gab es keine, einige PCs<br />
waren defekt. <strong>Die</strong> meisten PCs waren mit Screenreader<br />
ausgestattet, doch viele hatten Softwareprobleme. Mit<br />
viel putzen, schrauben und Software bereinigen konnten<br />
einige PCs wieder fit gemacht werden – die Grundlage,<br />
um Lehrer und Schüler zu schulen.<br />
Computerlösungen für Sehbehinderte Kinder in<br />
Vietnam<br />
Derzeit sind fast alle der 78 Kinder am Vormittag im<br />
Regelunterricht integriert, am Nachmittag kommen sie<br />
zurück ins Blindenheim, wo sie gemeinsam mit Stützlehrern<br />
ihre Hausaufgaben machen. Eine offene Herausforderung<br />
war es, eine Lösung für Mathematik am PC<br />
für blinde Menschen zu finden, damit die Kinder ihre<br />
Hausaufgaben möglichst selbstständig machen können<br />
– unter den gegebenen Bedingungen keine leichte Aufgabe<br />
– aber auch dafür konnte eine Lösung gefunden<br />
werden – mit Hilfe eines Programms und eines Word-<br />
Plugins, welches Latex Code in Formeln übersetzt. Eine<br />
gute Schulbildung ist die wichtigste Voraussetzung für<br />
eine erfolgreiche Zukunft, und so haben schon einige<br />
Kinder den erfolgreichen Schritt in weitere Ausbildungen<br />
geschafft. Zusätzlich wird eine Massageausbildung<br />
angeboten, welche eine Anstellung etwa im stark boomenden<br />
Tourismusbereich ermöglicht.<br />
Neue berufliche Perspektive durch „Stars of<br />
Vietnam“<br />
Ein besonderer Ausflug war der Besuch bei Thanh, einem<br />
Maler. Bis zu seinem 12. Lebensjahr war er ein guter<br />
22<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>
LEBENSWERT<br />
Ein blinder Schüler lernt die Blindenschrift<br />
Computerarbeitsplatz im Blindenheim Hai Duong mit Braille-<br />
Zeile, Sprachausgabe und Screenreader<br />
Fußballer, dann begann sein Körper zu schmerzen und<br />
zu versteifen – Spätfolgen von Agent Orange. Mit minimalen<br />
Pinselstrichen malt Thanh wunderbare Bilder.<br />
Mittlerweile erhält er auch Fotos übers Internet, welche<br />
er dann perfekt nachzeichnet. „Stars of Vietnam“ hilft<br />
ihm, seine Bilder zu verkaufen. Mittlerweile verdient er<br />
so gut, dass es ihm möglich ist, der Hauptverdiener in<br />
seiner Familie zu sein.<br />
Eine gute Ausbildung ist nötig für eine erfolgreiche<br />
Zukunft der Kinder<br />
In Hanoi traf ich die Organisation Catholic Relief Services<br />
(CRS), eine amerikanische Hilfsorganisation,<br />
welche in vielen Staaten der Welt aktiv ist. In Vietnam<br />
versucht CRS insbesondere Bildungsprogramme aufzubauen<br />
– speziell im Bereich der Sonderpädagogik. So<br />
wurde zum Beispiel ein E-Learning-Portal geschaffen,<br />
welches unter anderem für die Volksschule die Mathematik-Unterlagen<br />
für sehbehinderte, blinde und gehörlose<br />
Kinder in barrierefreier Form enthält. CRS organisiert<br />
zudem breite Computerschulungsaktionen für die<br />
vielen stark sehbehinderten und blinden Menschen. In<br />
speziellen Trainingseinheiten werden in den lokalen<br />
Blindenschulen Jugendliche aber auch Erwachsene im<br />
Gebrauch des gratis Screenreaders NVDA geschult. <strong>Die</strong>ser<br />
kann etwa von einem USB-Stick aus gestartet werden<br />
und ermöglicht es so blinden Menschen, fast jeden<br />
Windows-PC, MS Office und das Internet zu nutzen.<br />
Schulen für sehbehinderte und gehörlose Kinder<br />
In Ho-Chi-Min Stadt konnte ich noch das Blindenheim<br />
Nhat Hong Center besuchen, wo 90 Kinder zwischen<br />
3 und 20 Jahren leben, etwa 50 Prozent besuchen die<br />
Schule integrativ. Da in den vietnamesischen Schulen<br />
30-50 Kinder in einer Klasse sind, ist es wichtig, dass in<br />
den Blindenheimen am Nachmittag spezielle Unterstützung<br />
angeboten wird. „Das Blindenheim, das erst vor<br />
einigen Jahren errichtet wurde, wird von einer Direktorin<br />
geleitet, die Sonderpädagogik in den USA studierte.<br />
Dank Unterstützung von einigen international tätigen<br />
Organisationen konnte das Heim modern ausgestattet<br />
werden, sodass die meisten Kinder, die die Schule integrativ<br />
besuchen, über einen eigenen Laptop verfügen,<br />
um im Unterricht aktiv mitschreiben zu können. <strong>Die</strong><br />
Ausbildungswege hier sind vielfältiger als in Hai Duong,<br />
aber auch hier ist eine der größten Herausforderungen,<br />
einen Arbeitsplatz nach der Schullaufbahn zu bekommen.<br />
Gute Englischkenntnisse, effiziente Computerbenützung,<br />
ein guter Schulabschluss und ausgeprägte Social-<br />
und Soft Skills eröffnen aber auch hier neue Wege.<br />
Internationale Hilfe, engagierte Personen und<br />
eine positive Grundeinstellung der Betroffenen<br />
sind Garant für eine besser Zukunft<br />
<strong>Die</strong> vielen Gespräche und Erlebnisse in Vietnam zeigten<br />
mir, wie wichtig internationale Unterstützung und<br />
Zusammenarbeit ist, gerade im Bereich der Ausbildung<br />
von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung. <strong>Die</strong> oft<br />
einfache Lebensweise, das stetige Lächeln der Menschen<br />
und die vielen engagierten Personen und Organisationen<br />
legen wertvolle Grundsteine für eine bessere Zukunft.<br />
Dipl. Ing. Martin Morandell,<br />
aktives Mitglied der MALTESER,<br />
Bereich Tirol, ist akademischer<br />
Experte für Assistierende Technologien.<br />
www.enablingalps.at<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 23
MALTESERORDEN<br />
DURCH UND DURCH<br />
EIN FAMILIENMENSCH<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden (SMRO) heißt seinen neuen Botschafter bei der Republik Österreich, Sebastian<br />
Prinz von Schoenaich-Carolath, herzlich willkommen!<br />
Von Katharina Stögner<br />
Der 16. April war ein arbeitsreicher Tag in der Präsidentschaftskanzlei<br />
am Wiener Ballhausplatz. In den Räumen<br />
des österreichischen Staatsoberhauptes herrschte reges<br />
Kommen und Gehen. Pressefotografen und Medienvertreter<br />
gaben sich die Klinke in die Hand. Der Grund:<br />
Bundespräsident Alexander van der Bellen empfing sieben<br />
neue Botschafter bei der Republik Österreich zu ihrem<br />
Antrittsbesuch und ihrer Akkreditierung.<br />
Unter diesen Spitzendiplomaten befand sich auch der<br />
neue Botschafter des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-<br />
Ordens, Sebastian Prinz von Schoenaich-Carolath.<br />
Begleitet wurde er vom Gesandten – Botschaftsrat<br />
Constantin Hempel-Hoheneck. „Es war ein berührender<br />
Moment, als die Militärmusik vor dem Abschreiten<br />
der Ehrenformation die Ordenshymne „Ave Crux Alba“<br />
(Sei gegrüßt, weißes Kreuz ) intonierte“ so Hempel-<br />
Hoheneck im Anschluss an den Besuch.<br />
Sebastian Prinz von Schoenaich-Carolath, vor 60<br />
Jahren in Wien geboren, ist deutscher Staatsbürger.<br />
Er lebt seit drei Jahren mit seiner Frau in Wien und<br />
im Salzkammergut. Der Vater von sieben Kindern<br />
stammt aus einer alten schlesischen Familie und hat<br />
mütterlicherseits österreichische Wurzeln. Er ist seit<br />
30 Jahren Ordensmitglied und arbeitete in den vielen<br />
Jahren in verschiedenen ehrenamtlichen Funktionen<br />
für den Orden und seine Werke in Deutschland.<br />
15 Jahre war er Bundesfinanzkurator des MHD und<br />
Aufsichtsratsmitglied bei der deutschen Krankenhausgesellschaft<br />
der MALTESER und ist im Rat der<br />
deutschen Assoziation.<br />
Schoenaich-Carolath ist vor allem in Wirtschafts- und<br />
Bankkreisen bekannt. Der diplomierte Wirtschaftsingenieur<br />
war über 35 Jahre im Bankensektor in Deutschland,<br />
Polen und zuletzt auch in Österreich tätig. In den<br />
letzten Jahren waren seine wesentlichen Aufgaben Restrukturierung<br />
und Sanierung von Banken.<br />
Trotz der wiederholten Ortswechsel im Laufe seines<br />
Berufslebens ist der neue Botschafter des SMRO und<br />
passionierte Jäger der Alpenrepublik sehr verbunden.<br />
„Ich bin hier geboren, meine Mutter kommt von hier,<br />
ich jage hier, ich lebe hier, Österreich ist mir sehr ans<br />
Herz gewachsen“, gestand er einmal in einem Interview.<br />
In der Wiener Innenstadt bewegt er sich – ganz typisch<br />
für Wien – am liebsten mit dem Fahrrad.<br />
24<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>
MALTESER CARE<br />
SINGEN UND TANZEN<br />
FÜR MALTESER CARE<br />
Am 21. April <strong>2018</strong> fand im Schloss Reichenau an der Rax unter<br />
Mitwirkung der Singgemeinschaft und Volkstanzgruppe Payerbach-Reichenau ein Benefizkonzert statt.<br />
<strong>Die</strong> Spenden kommen zur Gänze der Arbeit von <strong>Malteser</strong><br />
Care im extramuralen, familienorientierten Bereich<br />
in Niederösterreich zu Gute. In ihren Begrüßungsreden<br />
unterstrichen Landtagsabgeordneter Hermann Hauer,<br />
Bürgermeister Johann Döller und Helmut Lutz, Geschäftsführer<br />
von <strong>Malteser</strong> Care, den hohen Stellenwert<br />
und die Notwendigkeit sozialer Initiativen und des persönlichen<br />
Engagements in der heutigen Zeit. <strong>Die</strong> Künstler<br />
der Singgemeinschaft unterhielten das Publikum mit<br />
Von Susanne Wick<br />
einem heiteren, bunt gemischten musikalischen Programm,<br />
und die Volkstanzgruppe gab überlieferte österreichische<br />
Volkstänze zum Besten. Zum Abschluss überraschten<br />
sie mit einem extra für den Anlass gedichteten<br />
„G‘stanzl“. Wir bedanken uns sehr herzlich bei Pascual<br />
und Julia Hidrio, den Initiatoren des Konzerts, bei den<br />
Spendern und Künstlern, bei der Gemeinde Reichenau<br />
an der Rax und allen Beteiligten für ihre großzügige Unterstützung!<br />
MALTESER CARE<br />
INTEGRA <strong>2018</strong><br />
Von Susanne Wick<br />
<strong>Die</strong> alle zwei Jahre in Wels stattfindende Fachmesse für<br />
Pflege, Rehabilitation und Therapie ist für viele Menschen<br />
mit Beeinträchtigungen zu einem Fixpunkt geworden.<br />
Hier finden Betroffene und Angehörige professionelle<br />
Hilfe und Beratung und können sich über die neuesten<br />
Innovationen zum Thema Fortbewegungs- und Unterstützungshilfen<br />
für ein barrierefreies Leben informieren.<br />
Zahlreiche hochwertige Vorträge und Workshops ergänzten<br />
auch dieses Jahr das Programm. So wurde auch der<br />
Geschäftsführer der <strong>Malteser</strong> Kinderhilfe eingeladen, das<br />
von ihr betriebene Hilde Umdasch Haus als Best-Practice-<br />
Modell zu präsentieren. <strong>Malteser</strong> Care war mit einem<br />
eigenen Stand vertreten und<br />
nutzte die Möglichkeit, Kontakte<br />
mit bestehenden Kooperationspartnern<br />
aufzufrischen<br />
und neue Kooperationspartner<br />
zu gewinnen.<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 25
MALTESERÖSTERREICH<br />
INTERNATIONALES TREFFEN<br />
DER ANDEREN ART<br />
Wenn MALTESER aus Wien und Passau eine Reise tun, dann können sie Wunderbares erleben.<br />
Von Miriel Rebitzer<br />
Ein dreitägiger Ausflug bei herrlichem Frühlingswetter<br />
nach Altötting, mit einem abwechslungsreichem Programm,<br />
wie einem Kirchenkonzert in St. Magdalena und<br />
einen Impulsvortrag einer Geistlichen zum Thema „Berufung“.<br />
Auch am nächsten Tag folgten zahlreiche Aktivitäten,<br />
ein besonderes Highlight war das gemeinsame<br />
Picknick mit einer Gruppe MALTESER aus dem Raum<br />
Passau. Eine Heilige Messe in der Basilika St. Anna mit<br />
großem Orchester und Chor bildete den würdigen Abschluss<br />
eines Wochenendes.<br />
MALTESER-FREIWILLIGENTAG <strong>2018</strong><br />
20.000 STUNDEN<br />
EHRENAMTLICHE HILFE<br />
Von Lukas Krupitza<br />
Zu einem Freiwilligentag der besonderen Art luden die<br />
Tiroler MALTESER im März: Sie öffneten ihre Tore für<br />
interessierte Besucher. <strong>Die</strong>se konnten die ehrenamtliche<br />
Tätigkeit der MALTESER hautnah miterleben. Nach einer<br />
Führung durch die MALTESER-Zentrale wurden gemeinsam<br />
Ostergeschenke gebastelt, und es kam zu einem regen<br />
Austausch zwischen den Gästen, den Betreuten und<br />
den ehrenamtlichen Helfern.<br />
Im Jahr 2017 wurden von insgesamt 106 ehrenamtlichen<br />
Tiroler MALTESERN 20.918 freiwillige Stunden geleistet.<br />
Das sind 197,34 Stunden pro Kopf. „Mit dieser Gesamtleistung<br />
und dem Durchschnitt können wir sehr zufrieden<br />
sein, auch im Vergleich zu den befreundeten Organisationen“,<br />
sagt Fra´ Gottfried, Hospitalier des Großpriorats<br />
Österreich des <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens. „Mit dem Einsatz<br />
unserer Freiwilligen gelingt es uns, den Worten unseres<br />
Ordensgründers gemäß, das Elend geringer und das Leid<br />
erträglicher zu machen.“<br />
26<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
INKLUSION AUF VIER HUFEN<br />
Auch dieses Jahr verschlug es die steirischen MALTESER in der Karwoche zum alljährlich zweimal stattfindenden<br />
Reitcamp nach Kärnten.<br />
Von Ares Vafiadis<br />
Seit 2014 begleiten MALTESER junge Menschen aus der<br />
Region Lavanttal zum Reithof Gratzi in der Nähe von<br />
St. Paul. Das Ziel: Jugendliche werden in ihren alltäglichen,<br />
individuellen Problemstellungen positiv unterstützt<br />
und in ihren sozialen Kompetenzen gestärkt. <strong>Die</strong><br />
Aufgabe: <strong>Die</strong> Teilnehmer sollen dort abgeholt werden,<br />
wo sie sich emotional befinden. Aufgrund der unterschiedlichen<br />
Lebensgeschichten stellte sich dies bei einer<br />
Teilnehmerzahl von rund 30 Kindern und Jugendlichen<br />
durchaus als Herausforderung dar. Manche der<br />
Kinder benötigten einfach mehr Aufmerksamkeit als<br />
andere. Um hier eine Ausgewogenheit in der Betreuung<br />
sicherzustellen, hielten wir täglich ein reflektorisches<br />
Gespräch ab. Insgesamt war es wieder eine großartige<br />
Erfahrung, sowohl für die Kinder und Jugendlichen als<br />
auch für die Betreuer. Dankbar für diese Eindrücke und<br />
Erlebnisse freuen wir uns schon auf ein Wiedersehen<br />
beim nächsten Inklusions-Camp.<br />
RAFFAEL<br />
UND DIE<br />
KAPUZINER-<br />
GRUFT<br />
Von Henriette Blanckenstein<br />
Es waren zwei wunderbare Ausflüge, die der Bereich<br />
Burgenland wieder einmal für die Bewohner des Hauses<br />
Malta organisiert hatte: Einmal ging es unter der Führung<br />
von Marielore Calice zur Raffael-Ausstellung in die<br />
Albertina, dann stand die Besichtigung der Kapuzinergruft<br />
mit Therese Backhausen auf dem Programm. Nach<br />
der eher kühlen Temperatur in der Gruft wärmten wir<br />
uns im Sonnenschein der Wiener Innenstadt gebührend<br />
auf und genossen köstliche Eiscreme.<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 27
„SCHON DIE KLEINSTEN DINGE<br />
REICHEN, UM GLÜCKLICH ZU SEIN.“<br />
Laura Eder macht seit Oktober 2017 ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Hilde Umdasch Haus und ist noch bis Juli <strong>2018</strong><br />
im Einsatz. Das haben wir zum Anlass genommen, um mit ihr über ihre Erfahrungen zu sprechen.<br />
Von Susanne Seper<br />
Laura, warum hast du dich für das FSJ angemeldet?<br />
Nach der Matura hatte ich mich dazu entschlossen, für<br />
ein Jahr nach Amerika zu gehen, um dort als Au-pair zu<br />
arbeiten. Mein Jahr endete Anfang September 2017. Somit<br />
kam ich für die Aufnahmeprüfung zu meinem damaligen<br />
Wunschstudium zu spät zurück. Ich überlegte lange,<br />
wie ich das Jahr bis zum nächsten Studienbeginn sinnvoll<br />
überbrücken könnte und habe die Möglichkeit eines Freiwilligen<br />
Sozialen Jahres entdeckt.<br />
Wie bist du auf das Hilde Umdasch Haus aufmerksam<br />
geworden?<br />
Ich habe während eines Bewerbungsgesprächs aufgrund<br />
meiner Interessen vom Verein des FSJ vier verschiedene<br />
Einrichtungen vorgeschlagen bekommen. Zwei der Einrichtungen<br />
konnte ich für mich sofort ausschließen. Allerdings<br />
bin ich nicht besonders gut darin, Entscheidungen<br />
zu treffen. Deswegen habe ich dann einfach auf mein<br />
Bauchgefühl gehört. Ich wollte etwas Neues machen, an<br />
mir wachsen und die Herausforderung, in so einen spannenden<br />
Bereich hineinschnuppern zu können, annehmen.<br />
Was waren deine ersten Eindrücke an den<br />
„Schnuppertagen“ im Hilde Umdasch Haus?<br />
Ich kann mich noch ganz genau an diese Tage erinnern!<br />
Ich fühlte mich sofort wohl im Haus und wurde von allen<br />
Mitarbeitern sehr herzlich begrüßt. All meine Sorgen, wie<br />
ich mit den Kindern umgehen soll oder sie am besten angreife,<br />
waren sofort weg. Ich wusste, dass ich die richtige<br />
Entscheidung getroffen hatte.<br />
Was macht dir bei der Arbeit mit den Kindern am<br />
meisten Spaß?<br />
Besonders schön finde ich, wenn mich eines der Kinder<br />
anlächelt und mir das Gefühl gibt, dass ich etwas richtig<br />
gemacht habe. Ich habe durch die Arbeit mit den Kindern<br />
28<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
STEIERMARK<br />
BARRIEREFREIES MITEINANDER<br />
BEIM „BALL DER VIELFALT“<br />
Am 16. März <strong>2018</strong> ging der dritte „Ball der Vielfalt“ in den Grazer Kammersälen<br />
über die Bühne – erstmals mit Beteiligung der MALTESER und für viele der erste<br />
Ballbesuch ihres Lebens überhaupt.<br />
Von Elisabeth Eder<br />
gelernt, dass auch die allerkleinsten Dinge reichen, um<br />
glücklich zu sein. Außerdem wurde mir endlich klar, dass<br />
dieser Job der richtige für mich ist und ich auf jeden Fall<br />
in diesem Bereich arbeiten möchte.<br />
Was wirst du am meisten vermissen, wenn dein FSJ<br />
vorbei ist?<br />
<strong>Die</strong> Kinder. Das Team. Einfach alles. Ich kann mir gar nicht<br />
vorstellen, wie es sein wird, wenn ich nicht mehr mehrmals<br />
wöchentlich im Hilde Umdasch Haus bin. Jedoch<br />
weiß ich, dass ich die Menschen hier, soweit es mir neben<br />
meiner Ausbildung möglich ist, regelmäßig besuchen werde.<br />
Ich bin wirklich froh, dass ich die Entscheidung, ein<br />
Freiwilliges Soziales Jahr zu machen, getroffen habe und<br />
bin dankbar für diese tolle Erfahrung.<br />
Liebe Laura, danke für deinen engagierten Einsatz! Du hast<br />
immer so viel Freude ausgestrahlt und hast das Team überall<br />
unterstützt, wo du gebraucht wurdest! Du hast den Kindern<br />
und Jugendlichen sehr viele schöne Momente ermöglicht, und<br />
wir sind sicher, dass sie dich alle vermissen werden. Alles Gute<br />
für deine Zukunft und wir freuen uns, wenn du unser weiterhin<br />
besuchen kommst!<br />
Der Abend stand im Zeichen von Integration und einem<br />
respekt- und würdevollen Miteinander auf allen gesellschaftlichen<br />
Ebenen. Schon vor der offiziellen Eröffnung<br />
zog es uns auf die Tanzfläche. Begleitet von der Band<br />
„Heartworker“ - einer Gruppe von Musikern mit geistiger<br />
Behinderung und psychischer Erkrankung - wagten einige<br />
von uns ihre ersten Tanzschritte. Viel Spaß und Abwechslung<br />
gab es bei der traditionellen Polonaise. Sowohl die<br />
Grazer Rollstuhltänzer als auch die Gewinnerpaare der<br />
Special Olympics überzeugten mit ihrer barrierefreien<br />
Tanzperformance.<br />
Für Kurzweil zwischendurch sorgten diverse Stationen<br />
wie ein Fotokoffer samt Verkleidungsmöglichkeit, das Kuchenbuffet<br />
und eine Yogadarbietung. Erstaunlich schnell<br />
verging die Zeit und nachdem alle Tombolalose gegen Gewinne<br />
getauscht waren und in der Disco noch einmal alle<br />
Kräfte mobilisiert worden waren, war der Ballabend leider<br />
schon vorbei. Wir danken allen Beteiligten, den Veranstaltern<br />
und Sponsoren sehr herzlich, dass sie so ein Fest<br />
voller Lebensfreude für eine barrierefreie Gemeinschaft in<br />
unserer Stadt ermöglichen. 2019 feiern wir definitiv wieder<br />
mit!<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 29
MALTESERÖSTERREICH<br />
„WARUM TUN SICH MENSCHEN DAS<br />
GEGENSEITIG AN?“<br />
Das MEN Männergesundheitszentrum in Wien arbeitet in Sachen Flüchtlingshilfe eng mit den MALTESERN zusammen.<br />
Dazu Romeo Bissuti, Leiter des MEN, im Interview.<br />
Von Katharina Stögner<br />
Was ist das MEN Männergesundheitszentrum?<br />
Das MEN wurde 2002 in Wien ins Leben gerufen und bildet<br />
gemeinsam mit den Frauengesundheitszentren FEM und<br />
FEM Süd das Institut für Frauen- und Männergesundheit.<br />
Ziel unserer Aktivitäten ist die Gesundheitsförderung<br />
für alle Wiener und Wienerinnen, wobei Angebote für<br />
gesundheitlich besonders vulnerable Zielgruppen einen<br />
Schwerpunkt darstellen. Das MEN steht allen Männern,<br />
Burschen und Buben in allen Lebenslagen und Lebensweisen<br />
zur Verfügung – unabhängig von Alter, Bildung, sexueller<br />
Orientierung, kultureller, religiöser oder ethnischer<br />
Zugehörigkeit.<br />
Wie viele Personen sind in Ihrem Zentrum tätig?<br />
Wir haben aktuell etwa 15 Mitarbeitende. Unser Team<br />
ist multiprofessionell in den Bereichen Psychologie, Medizin<br />
und Sozialarbeit aufgestellt. Erfreulicherweise haben<br />
wir auch eine große Sprachenvielfalt. Unser Fachpersonal<br />
spricht neben Deutsch und Englisch auch Dari/Farsi, Arabisch,<br />
Türkisch, Kurdisch und Bosnisch/Kroatisch/Serbisch.<br />
Wie finden die Männer den Weg zu Ihnen?<br />
In den vergangenen 16 Jahren hat sich das MEN in Wien<br />
sehr gut etabliert. Durch diese Bekanntheit gibt es eine<br />
rege Nachfrage. Viele haben im Internet vom MEN gelesen,<br />
andere wieder haben es durch persönliche Empfehlung<br />
kennengelernt, und viele Männer kommen auf Rat<br />
oder über die Vermittlung durch Angehörige, Institutionen<br />
oder Ärzte und Ärztinnen. Um ansonsten schwer<br />
erreichbare Zielgruppen anzusprechen, wird zu rund 50<br />
Prozent aufsuchend gearbeitet - zum Beispiel im Rahmen<br />
der betrieblichen Gesundheitsförderung, in Kursen zum<br />
Thema Gesundheitskompetenz oder in Workshopreihen<br />
in Jugendzentren. Darüber hinaus werden persönliche<br />
Beratungen aufsuchend angeboten, etwa in Einrichtungen<br />
der Wiener Wohnungslosenhilfe oder in Flüchtlingseinrichtungen.<br />
Was kostet die Betreuung durch MEN?<br />
<strong>Die</strong> Angebote im MEN sind größtenteils kostenlos. Es erfolgt<br />
keine Verrechnung mit den Krankenkassen, da wir ja<br />
keine ärztlichen Leistungen erbringen.<br />
Was waren bisher Ihre persönlich schlimmsten<br />
Erlebnisse?<br />
Ich denke zwar immer lieber an Erfolgserlebnisse – hier<br />
gäbe es viel zu berichten – aber natürlich gehören auch<br />
schlimme Geschichten zum Alltag. Gerade durch die<br />
erhöhte Anzahl von Männern, die aus Kriegsgebieten<br />
stammen oder gefoltert wurden, kommen diese Lebensgeschichten<br />
wesentlich häufiger vor. Das ist in der psychologischen<br />
Arbeit sehr herausfordernd. Da sind Geschichten<br />
dabei, die einen oft monatelang verfolgen und man<br />
sich fragt, wie sich Menschen solche Dinge gegenseitig<br />
antun können.<br />
Wie ist die Verbindung vom MEN zu den MALTESERN?<br />
Seit dem Jahr 2017 gibt es dankenswerterweise eine<br />
großartige Unterstützung unserer Arbeit durch die MAL-<br />
TESER. <strong>Die</strong>se ist durch das persönliche Engagement einer<br />
Mitarbeiterin bei den Johannitern vermittelt worden. So<br />
konnten viele Männer und Frauen psychotherapeutisch<br />
im Haus Ziedlergasse im 23. Bezirk in Wien versorgt werden.<br />
Nach dem Schließen dieser Einrichtung ist der Bedarf<br />
nach wie vor sehr hoch. Es gibt großen Andrang zu<br />
unseren psychologischen Beratungen in Dari/Farsi/Arabisch.<br />
Ohne die Unterstützung durch die MALTESER wäre<br />
dies gar nicht zu schaffen!<br />
30<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
So hilft das MEN<br />
Wie vielen Menschen konnte durch die Kooperation<br />
mit den MALTESERN bis jetzt geholfen werden?<br />
Bisher konnten 675 Stunden Psychotherapie für rund 70<br />
Personen geleistet werden. Für diese Menschen bedeutet<br />
die psychologische Unterstützung eine enorme Hilfe.<br />
Wie wichtig ist eine professionelle Begleitung bei<br />
Traumatisierung und Depression?<br />
Traumatische Lebensereignisse können zu schwerwiegenden<br />
psychischen Störungen führen. <strong>Die</strong> posttraumatische<br />
Belastungsstörung ist wohl am häufigsten zu beobachten.<br />
<strong>Die</strong>se äußert sich in quälenden Flashbacks, Unruhe, Reizbarkeit,<br />
Schlaflosigkeit oder Rückzug auf Grund von massiven<br />
Ängsten, die das Leben enorm einschränken. Auch<br />
wenn man sozusagen äußerlich der „Hölle“ entronnen ist,<br />
so bleibt man innerlich sprichwörtlich weiter darin gefangen.<br />
Depressionen können nicht nur aus der Fluchtgeschichte,<br />
der Angst um Angehörige oder aus einem akuten<br />
„Vertrauensverlust in die Menschheit“ resultieren. Sie sind<br />
auch durch die Phasen der rechtlichen und existentiellen<br />
Unsicherheit im Asylverfahren bedingt. Wenn dann noch<br />
beengte Wohnverhältnisse, Erziehungsprobleme, gesundheitliche<br />
Sorgen oder Partnerschaftskonflikte hinzukommen,<br />
so ist dies eine extrem hohe seelische Belastung.<br />
Wenn es mehr finanzielle Unterstützung gäbe,<br />
könnten Sie dann mehr Patienten behandeln?<br />
Auf jeden Fall! <strong>Die</strong> Versorgungslage bezüglich der psychischen<br />
Situation von Menschen auf der Flucht ist besorgniserregend,<br />
wir haben lange Wartelisten. Es tut enorm weh,<br />
wenn man schreckliche Geschichten aus den Medien hört,<br />
wo Situationen eskalieren und man das Gefühl hat, man<br />
hätte mit dem professionellen Angebot im Vorfeld oder begleitend<br />
sehr gut helfen können - gerade auch, weil es die<br />
entsprechenden Fachkräfte dazu hier vor Ort gibt. Doch<br />
leider blieben die bisherigen zahlreichen Förderanträge an<br />
diverse Stellen der öffentlichen Hand ohne Erfolg.<br />
Fallbeispiel 1: Der Klient kam aufgrund massiver Einschlaf-<br />
und Durchschlafstörungen zum Erstgespräch.<br />
Er war als politischer Gefangener wochenlanger Folter<br />
ausgeliefert gewesen. Im Gespräch zeigte er das ausgeprägte<br />
Bild einer posttraumatischen Belastungsstörung<br />
und war nicht mehr in der Lage, sich in den normalen<br />
Alltag zu integrieren. Im Rahmen eines Projekts im<br />
MEN absolvierte der Klient 35 Sitzungen. Durch die<br />
Anbindung an das Gesundheitssystem wurde zusätzlich<br />
eine intensive fachärztliche psychiatrische Betreuung<br />
in Wege geleitet. Nach etwa zehn Sitzungen und<br />
effektiven therapeutischen Interventionen wurden<br />
die Reduktion der psychischen Symptomatik bzw. eine<br />
gewisse Stabilisierung beobachtet, die Schlafprobleme<br />
verringerten sich. Eine erfolgreiche Vermittlung bei<br />
den städtischen Gärtnereien verhalf dem Klienten zu<br />
einer geringfügigen Beschäftigung, und er schaffte es,<br />
die medikamentöse bzw. psychopharmakologische Medikation<br />
maßgeblich zu reduzieren.<br />
Fallbeispiel 2: Der Klient kam wegen Isolationstendenzen<br />
und Suizidgedanken zu einem Anamnesegespräch.<br />
Er war in kriegerischen Auseinandersitzungen<br />
in seinem Heimatland schwer verletzt, von der örtlichen<br />
Schule weg entführt und danach in der Gefangenschaft<br />
misshandelt und tagelang gefoltert worden. Seine Erlebnisse<br />
von Krieg, Folter, Flucht, Verlust und Tod haben<br />
sowohl seine psychische als auch seine physische Integrität<br />
schwerstens beschädigt. <strong>Die</strong>s führte dazu, dass<br />
er sich immer mehr von anderen isolierte und jeglichen<br />
Kontakt vermied. Aufgrund der Interventionen zur<br />
Selbstwertstärkung konnten eine gewisse Stabilisierung<br />
erreicht und die psychischen Symptome reduziert werden.<br />
Insgesamt wurden 36 Sitzungen im Rahmen eines<br />
Projekts im MEN abgehalten. In der Folge konnte sich<br />
der Klient für eine ehrenamtliche Tätigkeit bei „Häuser<br />
zum Leben“ (Altersheim) der Stadt Wien bewerben und<br />
sich sozial engagieren.<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 31
MALTESERÖSTERREICH<br />
PFLEGEBETTEN UND MÖBEL FÜR UNGARN<br />
Nicht alles, was wir nicht mehr verwenden können oder<br />
wollen, ist Müll. Andernorts kann Ausgemustertes noch<br />
gute <strong>Die</strong>nste leisten.<br />
Von Fra‘ Gottfried Kühnelt-Leddihn<br />
Vor vielen Jahren, schon vor dem Entstehen der Ungarischen<br />
Hilfsorganisation und Assoziation des <strong>Malteser</strong>-<br />
Ritter-Ordens, hat unser verstorbener Ordensbruder<br />
Lacy Baittrok seine guten Verbindungen in der Heimat<br />
genützt, um Ausgedientes einem „zweiten Leben“ in Ungarn<br />
zuzuführen. 2016 konnte gar die komplette Einrichtung<br />
des Pflegeheims Kundl – herzliches Vergelt’s<br />
Gott an die Neue Heimat Tirol, Geschäftsführer Hannes<br />
Gschwentner! – von unseren ungarischen Freunden demontiert,<br />
verladen und nach Ungarn gebracht werden.<br />
Heuer hat die Ungarische Assoziation des <strong>Malteser</strong>-Ritter-<br />
Ordens acht Pflegeheime von der öffentlichen Hand übernommen.<br />
<strong>Die</strong> Aufbesserung der vorhandenen Ausstattung<br />
mit 51 Pflegebetten, Kleinmöbeln und Pflegematerial aus<br />
dem Heim St. Joseph am Inn (Stiftung „Haus St. Josef am<br />
Inn zu St. Nikolaus in Innsbruck“, Geschäftsführer Mag.<br />
Dr. Christian Juranek) war damit mehr als willkommen.<br />
Tatkräftige Unterstützung gab es außerdem vom Roten<br />
Kreuz Tirol, das die Verladung der Betten in zwei LKW-<br />
Züge mit Hilfe eines weiteren LKW mit Ladebordwand ermöglicht<br />
hat. Wir sagen herzlich DANKE!<br />
Salzburger Benefizball<br />
des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens zugunsten von Menschen mit Beeinträchtigungen<br />
3. AUGUST <strong>2018</strong>, ALTE RESIDENZ ZU SALZBURG<br />
32<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong><br />
mit Dinner, Künstlerauftritten, Tanz, Roulette, ...<br />
benefizball@salzburg.malteser.at
XXXX<br />
EIN UNVERGESSLICHES<br />
WOCHENENDE IN PRAG<br />
Schönes Wetter, zwei Autos, gut gelaunte Betreute und „ihre“ MALTESER:<br />
Das ist alles, was man braucht, um einen unvergesslichen Sonderdienst<br />
in Prag erleben zu dürfen.<br />
Von Anzeka Koch und Philipp Daron<br />
Wir machten uns am 13. April – einem Freitag und<br />
damit unserem Glückstag – auf den Weg. In Prag angekommen,<br />
bezogen wir unser Hotel unweit des alten<br />
Zentrums und ließen den ersten Tag bei einem<br />
gemeinsamen Abendessen ausklingen. Am nächsten<br />
Tag folgte eine ausgiebige Besichtigungstour inklusive<br />
Picknick unter blühenden Kirschbäumen. Den<br />
Höhepunkt unseres Ausflugs bildete eine gemeinsame<br />
Sonntagsmesse mit der deutsch-österreichischen<br />
Gemeinde in der Kirche zum Heiligen Nepomuk.<br />
„Ihr seid Zeugen, dass der Glaube, die Liebe und<br />
die Hoffnung keine Illusion sind“, gab uns Pfarrer<br />
Martin Leitgöb als Botschaft auf unseren Heimweg<br />
nach Wien mit.<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 33
MALTESERÖSTERREICH<br />
AUFNAHME<br />
WIEN<br />
Am 23. Juni lud der Prokurator der <strong>Malteser</strong>, Bailli Norbert<br />
Salburg-Falkenstein, in die Pfarrkirche Mailberg<br />
zur Aufnahmefeier mit anschließender Agape. In einer<br />
von Weihbischof Dipl.-Ing. Mag. Stephan Turnovszky<br />
geleiteten Festmesse wurden 14 neue Ordensritter, darunter<br />
er selbst, in den Orden aufgenommen. Und 45<br />
neue Mitglieder der <strong>Malteser</strong> (ein Mitglied aus dem<br />
Burgenland, sechs aus Salzburg, acht aus der Steier-<br />
SALZBURG<br />
TIROL<br />
34<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
BURGENLAND<br />
STEIERMARK<br />
mark, fünf aus Tirol und 25 aus Wien) legten ihr Versprechen<br />
ab, im Sinne des Ordens gegen das achtfache<br />
Elend zu kämpfen. Im Zuge der Aufnahme wurde<br />
KR Martin Auer, Delegat des Ordens in der Steiermark,<br />
zum Magistral-Großkreuz-Ritter in Obödienz rangerhöht.<br />
IN DAS GROSSPRIORAT VON ÖSTERREICH WURDEN AUFGENOMMEN<br />
Ehren- und Devotionsritter<br />
Lukas Hartig<br />
Andreas Khevenhüller-Metsch, MLitt, BA<br />
Dr. Leopold Podstatzky-Lichtenstein<br />
Obst. d. G. MMag. Philipp Ségur-Cabanac<br />
Benedikt Thienen-Adlerflycht, MLitt, BA<br />
Felix Thun-Hohenstein<br />
Koventualkaplan ad honorem<br />
Weihbischof und Bischofsvikar<br />
Dipl.-Ing. Mag. Stephan Turnovszky<br />
Gratial- und Devotionsritter<br />
Martin Fräss-Ehrfeld<br />
Mag. Matthias Guggenberg-Riedhofen<br />
Magistralritter<br />
Benedikt Kraetschmer, BA<br />
Vinzenz Supp<br />
Mag. Georg Wielinger<br />
Dip.-Ing. Arno Wimpffen, MBA<br />
Carl-Benedikt Zichy, BA<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 35
XXXXX<br />
WIEN<br />
ÜBUNG<br />
Übung und Ablaufüberprüfung eines Informations- und Betreuungszentrums (IBZ) durch Einsatzorganisationen der<br />
Stadt Wien.<br />
WIRTSCHAFT HILFT –<br />
DIESMAL IN RUMÄNIEN<br />
Von Calin Piescu<br />
Was tun mit intakter Ware, die schon länger im Geschäft lagert<br />
und nicht mehr in den Verkauf genommen wird? Ein renommiertes<br />
Schuhgeschäft nahe der Oper im ersten Wiener<br />
Gemeindebezirk hat die Antwort: Spenden! So fährt ein österreichisch-rumänischer<br />
MALTESER regelmäßig mit seinem privaten<br />
Pkw nach Timișoara (Temeswar) und lässt dort die neuwertigen<br />
Schuhe aus Wien an bedürftige Menschen verteilen.<br />
Vielen Dank für diese wunderbare Aktion!<br />
SA-RRT ERNSTFALLÜBUNG<br />
Um auch bei Katastrophen schnell zur Stelle zu sein, trainieren<br />
die <strong>Malteser</strong> regelmäßig für den Ernstfall. So gab es<br />
zuletzt in Wien einen vom Samariterbund organisierten<br />
Kurs. Als Übungsszenario wurde ein Hochwasser angenommen.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong> hatten die Bewohner eines eingestürzten<br />
Hauses zu bergen und verletzte Menschen mit<br />
einem Schlauchboot von einer Insel zu retten.<br />
36<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>
XXXX<br />
AMBULANZDIENST MARIA PLAIN<br />
ROSSERER WALLFAHRT<br />
<strong>Die</strong> traditionell geschmückten Pferde(-Kutschen) werden im Anschluss an die Festmesse in der Wallfahrtsbasilika gesegnet.<br />
STEIERMARK<br />
TIERPARK HERBERSTEIN<br />
Ein herrlicher Frühlingsausflug in den Tierpark Herberstein. Bei der „Afrikaführung“ bestaunten wir unter anderem verschiedene<br />
Affenarten, Löwen und Geparden. <strong>Die</strong> freilaufenden Pfaue waren unsere ständigen Begleiter.<br />
STEIERMARK<br />
AUSSTELLUNGSBESUCH<br />
Besuch anlässlich des Diözesanjubiläums der Ausstellung „Schönheit und Anspruch“ im Stift Admont.<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 37
SALZBURG<br />
STRASSENSAMMLUNG<br />
WIEN<br />
VINZIRAST<br />
Im Namen der Salzburger MALTESER ein herzliches<br />
Vergelt´s Gott allen Spendern.<br />
MALTESER kochen in der VinziRast: die Einrichtung ist<br />
eine Notschlafstelle, ein „Zuhause“ für eine Nacht, geboten<br />
wird ein Bett, Frühstück, warmes Essen, saubere Kleidung<br />
und Waschmöglichkeiten.<br />
WIEN<br />
AUSFLUG<br />
WIEN<br />
LEITZENTRALE<br />
Ausflug in den Steppentierpark Pamhagen.<br />
Eröffnung der gemeinsamen Leitzentrale für Rettungsund<br />
Krankentransporte.<br />
38<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
WIEN<br />
SPARTAN RACE<br />
Wildes Getöse, Schlamm, schmerzerfüllte Gesichter – JUBEL. Unruhe auf dem Schlachtfeld der Militärakademie. Ein<br />
Ausflug, auch um teilnehmende MALTESER anzufeuern.<br />
WIEN<br />
MARATHON<br />
Dabei sein ist alles – durchs Ziel zu laufen ist ein großartiges Gefühl.<br />
WIEN<br />
BESUCH IN SALZBURG<br />
Zu Besuch in Mozarts Geburtsstadt. Kultur, Spaß und Kulinarik kamen nicht zu kurz, die Bereichszentrale wurde als<br />
Unterkunft bereitgestellt. <strong>Die</strong> Wasserspiele im Schloss Hellbrunn waren nur eines der Highlights an diesem Wochenende.<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 39
MALTESERÖSTERREICH<br />
SALZBURG<br />
FEST DER JUGEND<br />
Das Fest der Jugend in Salzburg wird seit dem Jahr 2000 von der Loretto-Gemeinschaft veranstaltet, heuer kamen knapp<br />
10.000 Besucher. <strong>Die</strong> MALTESER begleiten dieses Fest jährlich mit einem starken Ambulanzteam.<br />
TIROL<br />
MAI-AUSFLUG<br />
Gemeinsame Heilige Messe in der Wallfahrtskirche von Götzens, anschließender Spaziergang zur Lindenkapelle, wo gemeinsam,<br />
dankbar für den schönen Tag, Lieder gesungen wurden.<br />
STEIERMARK<br />
PALMBUSCHBINDEN<br />
Traditionelle steirische Palmbuschen binden, als Vorbereitung auf den Palmsonntag: Weidenzweige, Palmkätzchen und<br />
Buchsbaumäste werden zu einem Strauß gebunden und mit bunten Bändern geschmückt.<br />
40<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>
MALTESERÖSTERREICH<br />
WIEN<br />
AMBULANZDIENST<br />
Ambulanzdienst im Zuge der Fronleichnamsprozession, bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein.<br />
TIROL<br />
ÜBUNG KIRCHBICHL<br />
Groß angelegte Katastrophenhilfe-Übung mehrerer Blaulichtorganisationen.<br />
WIEN<br />
FEST DER HELFER<br />
Fest für Wiens Helferinnen und Helfer. <strong>Die</strong> Stadt Wien vergab die „Helfer Wiens Preise“ im Rathaus und dankte den<br />
Helferinnen und Helfern. Severin Traugott von den MALTESERN wurde ausgezeichnet für über 10.000 ehrenamtliche<br />
<strong>Die</strong>nststunden. Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank für dieses große Engagement.<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 41
KLOSTERKÜCHE<br />
SOMMERREZEPTE<br />
AUS DER KLOSTERKÜCHE<br />
von Sr. Dr. Margareta An der Lan<br />
Heute gibt es ein leichtes Sommermenü aus der Klosterküche, mit frischen Kräutern und Zutaten aus unserem Klostergarten,<br />
der fast verzaubert wirkt, jetzt wo alles blüht und gedeiht. Nicht nur die Blüten- und Farbenpracht fesselt bei<br />
einem Spaziergang, sondern auch die unglaublichen Düfte. Viele Kräuterdüfte kommen, wenn man sie leicht anbrät,<br />
noch stärker zur Geltung. Gleichzeitig eignen sich die Kräuter gut, um sie jetzt, wo sie sprießen und gedeihen, zu ernten,<br />
sie für den Winter zu trocknen, um Gemüse einzulegen oder Auszüge anzusetzen.<br />
Rote-Rüben-Carpaccio<br />
mit gegrilltem Ziegenkäse<br />
Zutaten für 4 Personen<br />
12 mittelgroße ganze Rote Rüben<br />
(im Glas oder abgepackt)<br />
1 Bund Rucola<br />
2 kleine Rollen französischen Ziegenkäse<br />
Walnüsse, Rosmarin<br />
Dressing<br />
Weißer Balsamico Essig, Olivenöl,<br />
Honig, süße Chilisauce, ein Schuss Sojasauce<br />
Salz und frischer Pfeffer<br />
Zubereitung<br />
Das Backrohr auf Grillfunktion vorheizen.<br />
<strong>Die</strong> Roten Rüben in dünne Scheiben schneiden und<br />
auf einem Teller anrichten, Rucola zupfen und auf<br />
die Rüben legen, die Walnüsse grob zerkleinern und<br />
darüber streuen.<br />
Den Ziegenkäse in ca. 3cm dicke Scheiben schneiden,<br />
auf eine Alufolie legen, die Oberfläche mit<br />
Honig bestreichen und mit Rosmarin bestreuen.<br />
Für das Dressing alle Zutaten mischen und mit dem<br />
Schneebesen fest verrühren, bis die Mischung bindet,<br />
und über die Rote Bete und den Rucola träufeln.<br />
Den Ziegenkäse im Rohr auf der obersten Schiene<br />
grillen, bis die Oberfläche goldbraun ist, und auf dem<br />
Roten Rüben Carpaccio anrichten.<br />
42<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>
KLOSTERKÜCHE<br />
Schweinsfilet Caprese<br />
Zutaten für 4 Personen<br />
1kg Schweinsfilet<br />
1kg Fisolen (tiefgekühlt oder frisch)<br />
1kg Kirschtomaten<br />
2 Packungen Mozarella di Bufala Bällchen<br />
Frisches Basilikum, Olivenöl, Rosmarin,<br />
Thymian, Pfeffer und Salz<br />
Zubereitung<br />
Schweinsfilet in ca. 5 cm dicke Scheiben schneiden.<br />
In eine Schüssel Olivenöl, Rosmarin,<br />
Thymian, Salz und Pfeffer geben und die Filets<br />
darin 1 Stunde zugedeckt, bei Zimmertemperatur,<br />
marinieren, immer wieder wenden.<br />
Fisolen in Salzwasser bissfest kochen, abseihen<br />
und warm stellen.<br />
Kirschtomaten in eine feuerfeste Form geben,<br />
mit Olivenöl beträufeln, salzen, pfeffern und<br />
etwas Zucker dazu im Rohr bei 200 Grad braten<br />
bis sie weich und bräunlich sind, die Fisolen<br />
dazu geben und warm stellen.<br />
<strong>Die</strong> Schweinsfilets auf beiden Seiten kurz und<br />
fest anbraten (sie sollten innen rosa sein), die<br />
Bratenrückstände mit etwas Wasser aufgießen<br />
und einkochen, dann das Fleisch auf dem Tomaten-Fisolen<br />
Gemüse anrichten, mit der Soße<br />
übergießen, die Mozarella Bällchen halbieren,<br />
verteilen und noch einmal kurz ins Rohr, damit<br />
sie leicht zu schmelzen beginnen.<br />
Mit frischen Basilikumblättern garnieren.<br />
PAPST<br />
FRANZISKUS -<br />
EIN EXZELLENTER<br />
KOCH<br />
Er wollte als Kind Metzger werden, lernte zu Hause kochen<br />
und machte eine Ausbildung zum Lebensmittelchemiker,<br />
bevor er bei den Jesuiten eintrat: Jorge Mario<br />
Bergoglio. Das Buch „Kochen mit dem Papst“ zeichnet die<br />
kulinarischen Stationen unseres Papstes nach.<br />
Von Stefan Kronthaler und Agathe Lauber·Gansterer<br />
„Gesegnete Mahlzeit“: Mit diesem einfachen Segenswunsch<br />
überraschte Jorge Mario Bergoglio, der Papst<br />
„vom Ende der Welt“, wenige Tage nach seiner Wahl zum<br />
Papst bei seiner ersten Ansprache auf dem Petersplatz<br />
am 17. März 2013 die Gläubigen. In diesem „Buon pranzo“<br />
klingt mit an, dass der Verdauungsprozess nicht im<br />
Magen beginnt, sondern im Kopf, im Geist und in der<br />
Seele. In diesem „Gesegnete Mahlzeit“ von Franziskus<br />
liegt auch die Einladung, die Nahrung wieder als heilig<br />
zu begreifen.<br />
Auf seinen Reisen und Besuchen setzt sich unser Papst<br />
immer wieder mit den Vergessenen, den Alten, den Einsamen<br />
und Armen zusammen. Franziskus liebt Pizza.<br />
Sie symbolisiert für ihn das Teilen. Den Kurienerzbischof<br />
Konrad Krajewski, Almosenier des Vatikans, beauftragte<br />
Franziskus am 4. September 2016, die Obdachlosen,<br />
die rund um den Petersdom biwakieren, auf<br />
Kosten des Heiligen Stuhls mit Pizza zu versorgen. An<br />
seinen Geburtstagen frühstückt er traditionell mit Obdachlosen.<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 43
KLOSTERKÜCHE<br />
Roberto Alborghetti gibt ausführlich, fundiert und unterhaltsam<br />
Einblick in die Essensgewohnheiten unseres<br />
Papstes und vermittelt, dass Essen für Franziskus auch<br />
eine seelsorgliche Komponente hat. Passend zu jedem Kapitel<br />
und zu jeder erzählten Episode liefert das Buch ein<br />
entsprechendes Rezept.<br />
Roberto Alborghetti, „Kochen mit dem Papst“, Südwest Verlag,<br />
ISBN 978-3-517-09726-8.<br />
Pizza mit Mozzarella di Bufala und Kirschtomaten<br />
Zutaten für 4 Personen: 1/2 Würfel frische Hefe, 1 TL<br />
Zucker, 4 EL Olivenöl + Öl für die Bleche und die Pizza,<br />
500 g Mehl (Type 405 oder Tipo 0), Salz, 200 g Tomaten,<br />
stückig aus der Dose, 300 g Mozzarella di Bufala, 250 g<br />
gelbe Kirschtomaten, Pfeffer, 1 EL Oregano getrocknet.<br />
Das Papst-Kochbuch<br />
Zubereitung: Krümeln Sie die Hefe in 250 ml lauwarmes<br />
Wasser. Zucker und 4 EL Olivenöl dazugeben und kräftig<br />
verrühren. <strong>Die</strong> Mischung anschließend einige Minuten<br />
ruhen lassen. Inzwischen das Mehl auf ein Backbrett<br />
sieben. Eine Mulde hineindrücken und das Hefegemisch<br />
und 2 TL Salz hineingeben. Von außen nach innen zu einem<br />
elastischen Teig verkneten und anschließend in vier<br />
gleich große Stücke teilen. <strong>Die</strong>se zu Kugeln formen und<br />
zugedeckt an einem warmen Ort rasten lassen, bis sie<br />
ihr Volumen verdoppelt haben (etwa 2 Stunden). Danach<br />
daraus 4 Teigfladen formen und auf gefette Pizzableche<br />
(Durchmesser 22 cm) legen. Passierte Tomaten und den<br />
zerkleinerten Mozzarella darüber verteilen und dann die<br />
halbierten Kirschtomaten, die zuvor in Öl, Salz und Pfeffer<br />
gewendet wurden. Oregano drüberstreuen und die Pizza<br />
auf der untersten Schiene bei mindestens 200 °C für 8<br />
bis 15 Minuten backen<br />
Anrichten: Pizzascheiben mit Basilikumblätter belegen,<br />
mit Olivenöl beträufeln und heiß servieren.<br />
Gesegnete Mahlzeit!<br />
44<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>
MEDIZINAKTUELL<br />
„DIABETES?<br />
KENN ICH! DAS HAT MEINE GROSSMUTTER AUCH ...<br />
Von Susanne Pusarnig<br />
... <strong>Die</strong> muss Tabletten nehmen.“<br />
„Lena, sei nicht traurig, das ist nicht<br />
so schlimm!“<br />
Frau S. seufzt. Eigentlich sollte sie es jetzt erklären... aber<br />
sie mag schon nicht mehr. Zu viele solche Reaktionen hat<br />
sie in letzter Zeit bekommen, wenn sie erzählte, dass sie<br />
mit ihrer kleinen Tochter Lena, 4 Jahre alt, eine Woche im<br />
Spital war. Lena war in letzter Zeit müde gewesen, hatte<br />
immer wieder zu trinken verlangt und wollte dann nur<br />
mehr schlafen – Frau S. war mit ihr zum Kinderarzt gegangen,<br />
der hatte die Kleine in den Finger gestochen, einen<br />
Blutzucker um 500mg% festgestellt und sofort Mutter<br />
und Tochter ins Krankenhaus geschickt. Dort erfuhr<br />
Frau S., dass Lena Diabetes hat. Typ 1 Diabetes. Und dass<br />
das bedeutet, dass Lenas Körper nicht mehr selbst Insulin<br />
produzieren kann. Insulin, das lebenswichtige Hormon,<br />
das wir Menschen brauchen, um den Blutzucker stabil zu<br />
halten und alle unsere Zellen mit Zucker als „Brennstoff“<br />
zu versorgen. Denn ohne Insulin steigt der Blutzucker immer<br />
weiter an, aber alle Zellen des Körpers hungern, weil<br />
sie selbst keinen Zucker bekommen – denn egal, wie viel<br />
Zucker im Blut rumschwimmt: er geht nur dann in die Zellen<br />
hinein, wenn Insulin da ist. Insulin, das „ein Türchen<br />
aufmacht“ in der Zellwand, so dass schnell ein paar Zucker-Bausteinchen<br />
ins Innere der Zelle schlüpfen können,<br />
bevor sich die Türe wieder schließt. So hatte es die nette<br />
Diabetes-Beraterin Lena erklärt. Lena hatte ganz ernst zugehört<br />
und verstanden, dass sie nun das Insulin gespritzt<br />
bekommen würde. Allerdings war sie einige Stunden später<br />
ganz empört: „Nein, ich hab ja schon Insulin bekommen!<br />
Nicht noch einmal!“, hatte sie gebettelt, und dann<br />
hat es Tränen gegeben. Frau S. hätte damals am liebsten<br />
mitgeweint. Wusste sie doch schon, dass Lena ihr Leben<br />
lang Insulin brauchen würde, jeden Tag, zu jeder Mahlzeit.<br />
Warum gibt es dann Diabetiker, die „nur“ Tabletten nehmen<br />
brauchen? Einfache Antwort: weil die eine ganz andere<br />
Krankheit haben. Man nennt diese Krankheit auch<br />
„Typ 2 Diabetes“. Das Einzige, was die beiden Diabetes-<br />
Typen gemeinsam haben, ist der zu hohe Blutzucker.<br />
Aber es sind 2 ganz verschiedene Krankheiten:<br />
Diabetes mellitus Typ 1<br />
Wie bei Lena: der Blutzucker steigt, weil zuerst immer weniger,<br />
dann gar kein Insulin mehr da ist. Weil der Körper<br />
Abwehrstoffe gebildet hat gegen genau die Zellen, die das<br />
Insulin herstellen. <strong>Die</strong> werden dann immer weniger. <strong>Die</strong><br />
einzige Lösung: Insulin spritzen. Ein Leben lang. Mit Insulin-Pens<br />
oder mithilfe einer Insulin-Pumpe. Also: Körper<br />
kann selbst nicht Insulin bilden – Insulin ist lebensnotwendig<br />
– Insulin kann man nicht schlucken, weil es im<br />
Magen sofort in seine Bausteine zerlegt wird – Menschen<br />
mit Typ 1 Diabetes müssen Insulin spritzen.<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 45
MEDIZINAKTUELL<br />
Diabetes mellitus Typ 2<br />
Hier ist die Insulin-Produktion in den ersten Jahren der<br />
Krankheit noch in Ordnung. Das Problem: die Körperzellen<br />
reagieren nicht so aufs Insulin, wie sie sollten. <strong>Die</strong><br />
Insulin-Wirkung wird schwächer: weil der Körper normale<br />
Blutzucker-Spiegel haben will, muss die Bauchspeicheldrüse<br />
immer mehr und mehr Insulin produzieren, um<br />
den Defekt auszugleichen.<br />
Und irgendwann schafft sie es nicht mehr – der Blutzucker<br />
steigt. Aber eigenes Insulin ist ja noch da. In dieser<br />
Situation kann man gut mit bewusstem Essen, Bewegung<br />
und Tabletten helfen, da gibt es verschiedene Ansatzpunkte<br />
und deshalb auch verschiedene Arten von Tabletten.<br />
Wenn die Krankheit weiter fortschreitet, reichen<br />
irgendwann die Tabletten nicht mehr und dann müssen<br />
auch Typ 2 Diabetiker Insulin spritzen.<br />
<strong>Die</strong>ser Typ 2 Diabetes, das ist der Diabetes, den man früher<br />
„Alterszucker“ genannt hat. Weil er vor allem bei älteren<br />
Menschen auftritt – aber in letzter Zeit sind auch<br />
immer mehr Kinder, sogar Kleinkinder, davon betroffen.<br />
Und deren Eltern kann man schwer sagen, ihr Kind hätte<br />
„Alterszucker“. Deshalb nennt man das heute „Typ 2 Diabetes“.<br />
Auch der Typ 1 Diabetes, der, den die kleine Lena hat,<br />
hatte früher einen anderen Namen: „Diabetes der Kinder<br />
und Jugendlichen“. Aber auch hier gibt es Ausnahmen<br />
– in Einzelfällen können auch 60- oder 70-jährige<br />
Menschen Typ 1 Diabetes bekommen. Auch die wären<br />
erstaunt über „Kinder- und Jugend-Diabetes“ – deshalb<br />
heißt diese Diabetes-Form heute Typ 1 Diabetes.<br />
Das alles sollte Frau S. der Nachbarin erzählen, die gemeint<br />
hat, der Diabetes von Lena sei ja nichts Schlimmes<br />
und sie brauche nur Tabletten nehmen. Frau S. seufzt.<br />
Heute schafft sie das nicht mehr. Denn ein paar Minuten<br />
früher hat sie gehört: „Ach, da braucht die Lena doch nur<br />
nichts Süßes essen, dann geht das wieder weg!“ – Nein,<br />
„das“ geht nicht weg. Typ 1 Diabetes bleibt, ein Leben<br />
lang. Ihre Lena wird sich später selbst um ihren Diabetes<br />
kümmern müssen. In 15 Jahren gibt es sicher schon viel<br />
bessere Insulin-Pumpen als heutzutage – aber Diabetikerin<br />
wird sie bleiben.<br />
Frau S. sperrt die Türe auf. Jetzt wird sie das Nachtmahl<br />
vorbereiten, Lenas Blutzucker messen, ausrechnen,<br />
wieviel Insulin Lena fürs Abendessen braucht. Sie<br />
wird Lena auffordern, sich das Insulin ganz alleine selbst<br />
zu spritzen, dann darauf achten, dass Lena wirklich ihr<br />
Nachtmahl isst. Dann noch ein bisschen spielen, eine<br />
Geschichte vorlesen – und dann wird Lena hoffentlich<br />
bald einschlafen. Frau S. wird in der Nacht noch ein- oder<br />
zweimal ihren Blutzucker kontrollieren, um zu sehen, ob<br />
alles in Ordnung ist.<br />
Symptome von Diabetes<br />
Durst, häufiges Urinieren,<br />
Müdigkeit, trockener Mund,<br />
dann Kraftlosigkeit, Gewichtsabnahme<br />
Dr. Susanne Pusarnig,<br />
Ärztin für Allgemeinmedizin –<br />
die „Zuckertante“<br />
www.zuckertante.at<br />
E-Mail: ordination@pusarnig.at<br />
Diagnose von Diabetes<br />
Blutzucker: 2 zu hohe Werte = Diabetes!<br />
• Als normal gelten Nüchtern-Blutzucker-Werte unter<br />
110 mg/dl<br />
• Nüchtern-Werte zwischen 110 – 126mg/dl sind „verdächtig<br />
hoch“ – Ihr Arzt wird Sie wahrscheinlich zu<br />
einer genaueren Untersuchung, dem „Zuckerbelastungstest“,<br />
schicken.<br />
• Nüchtern-Werte über 126mg/dl sind „zu hoch“<br />
• Werte über 200mg/dl sind immer „zu hoch“ –<br />
egal wann die gemessen werden, also auch<br />
wenn Sie etwas gegessen haben.<br />
46<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>
Falls Sie, Ihre<br />
Freunde oder Ihre<br />
Familie über unsere Arbeit<br />
informiert werden wollen,<br />
senden wir Ihnen die <strong>Zeitung</strong><br />
gerne regelmäßig zu.<br />
MEDIZINAKTUELL<br />
MIT DER<br />
KRAFT DES DUFTES<br />
Aromatherapie unterstützt die Selbstregeneration und<br />
Selbstheilung und kann im Palliativbereich viel Positives<br />
bewirken. Aromatherpeutin Vania Silva Steixner im Gespräch.<br />
Von Katharina Stögner<br />
Was verbirgt sich hinter dem Namen „Aromatime“?<br />
Aromatime ist wie ein Zuruf, eine Idee, die die Menschen<br />
in die Welt der Düfte rufen soll – an einen Ort, an dem<br />
sie sich aufgrund des Duftes wohlfühlen. Außerdem ist<br />
Aromatime mein Firmenname. Ich biete Beratung und<br />
Behandlungen mit ätherischen Ölen an und stelle Körper-Öle,<br />
Öle für Duftlampen, Aromasprays und Naturkosmetik<br />
ohne synthetische Mittel ganz nach persönlichem<br />
Wunsch und je nach Bedarf her.<br />
Senden Sie einfach eine<br />
E-Mail an:<br />
zeitung@malteser.at<br />
Gratis,<br />
aber leider<br />
nicht kostenlos.<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
„<strong>Die</strong> MALTESER“ ist traditionell gratis und soll<br />
es auch bleiben. Denn es ist uns ein Anliegen,<br />
Sie über unsere Arbeit umfassend zu informieren.<br />
Doch die Produktion und der Versand sind<br />
leider nicht kostenlos. Bitte unterstützen Sie<br />
uns.<br />
<strong>Die</strong><br />
MALTESER<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
<strong>Die</strong><br />
MALTESER<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
Ausgabe 3-4/2016<br />
Ausgabe 3-4/2017<br />
Wie sind Sie zur Aromatherapie gekommen?<br />
Meine Großmutter hat mich dazu inspiriert. Sie hat sich<br />
viel mit Kräutern beschäftigt. So habe ich von Kindheit<br />
an gelernt, die Kraft der Natur zu schätzen. 2012 habe ich<br />
meine Aromatherapie-Ausbildung in Graz gemacht, und<br />
nach erfolgreicher Prüfung bin ich jetzt ärztlich geprüfte<br />
Aromapraktikerin.<br />
Ist Aromatherapie wissenschaftlich fundiert?<br />
<strong>Die</strong> Wirkung von ätherischen Ölen ist wissenschaftlich<br />
nachgewiesen. Aromatherapie ist die kontrollierte Anwendung<br />
von natürlichen ätherischen Ölen, um die körperliche<br />
und psychische Gesundheit zu erhalten. Es werden<br />
nicht die einzelnen Symptome, sondern der Mensch<br />
ganzheitlich betrachtet und behandelt. Selbstregeneration<br />
und Selbstheilung sind dabei die entscheidenden<br />
Faktoren, die auf sanfte Weise unterstützt werden. Aber<br />
auch im Palliativbereich kann Aromatherapie sehr positiv<br />
wirken.<br />
<strong>Die</strong><br />
Unvergessliche Momente – Sommercamp 2017<br />
Warnsignale einer Demenzerkrankung<br />
Erster Kinderhilfelauf: Laufend helfen<br />
<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>-<strong>Zeitung</strong> 3_2017_end ok.indd 1 20.11.17 13:08<br />
MALTESER<br />
Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und seine Werke in Österreich<br />
Italien-Erdbebenhilfe aus Österreich<br />
Legate: In guter Erinnerung bleiben<br />
Ein Jahr Hilde Umdasch Haus<br />
Ausgabe 1/<strong>2018</strong><br />
Down-Syndrom: Wunderbar anders<br />
Talentprogramm: „Sag nicht behindert zu mir“<br />
<strong>Malteser</strong>kirche: 900 Jahre alter Schatz<br />
<strong>Die</strong> <strong>Malteser</strong>-<strong>Zeitung</strong> 1_<strong>2018</strong>_end ok.indd 1 23.03.18 10:43<br />
Konto lautend auf MALTESER<br />
Hospitaldienst Austria,<br />
Kennwort „<strong>Zeitung</strong>“<br />
AT65 2011 1800 8087 0800<br />
Spenden an den MALTESER Hospitaldienst sind<br />
von der Steuer absetzbar!<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 47
MEDIZINAKTUELL<br />
SO FUNKTIONIERT AROMATHERAPIE<br />
Ätherische Öle sind „die Seele der Pflanze“, sehr komplexe<br />
biochemische Gebilde und schwer nachzubauen.<br />
Sie sind ein hochwirksames Heilmittel, hoch konzentrierte<br />
flüssige Bestandteile duftender Pflanzen und<br />
sehr reich an Wirkstoffen. Sie werden aus den Blättern,<br />
Blüten, Samen, Früchten, Zweigen, Holz, Wurzeln und<br />
Harzen gewonnen.<br />
Wie wirkt Aromatherapie bei älteren und sehr<br />
kranken, eventuell auch dementen Menschen?<br />
In solchen Fällen wird die Dosierung sehr reduziert – nach<br />
dem Prinzip „weniger ist mehr“. Das gilt insbesondere für<br />
ältere Menschen und Kinder.<br />
Sie bieten Workshops und Kurse an. Wie lange<br />
dauern diese?<br />
Ich habe Kurse bzw. Einschulungen für Einzelpersonen,<br />
die zwei bis drei Stunden dauern, oder Seminare, die<br />
vier bzw. sieben Stunden dauern. Am Ende der Seminare<br />
möchten dann die meisten Teilnehmer gleich das nächste<br />
buchen. Miteinander zu lernen und gemeinsam Düfte zu<br />
mischen und auszuprobieren, macht einfach großen Spaß.<br />
Was ist für Sie persönlich das Schönste an Ihrem<br />
Beruf?<br />
<strong>Die</strong> Aromatherapie und das Nutzen von ätherischen Ölen<br />
verbessern die Lebensqualität, auch wenn sie nicht zur<br />
Heilung beitragen. Viele kranke Menschen entdecken<br />
durch die Anwendung von ätherischen Ölen einen Grund<br />
zum Lachen. Wenn ich das erlebe, bin ich zuversichtlich,<br />
dass ich auf dem richtigen Weg bin. Das macht mich sehr<br />
glücklich und ist das Schönste an meinem Beruf. Im Palliativdienst<br />
werden diese sehr gerne eingesetzt, daher biete<br />
ich für Menschen, die in der Palliativpflege tätig sind, Seminare<br />
und Workshops an, um ihnen Wege und Möglichkeiten<br />
in einem kleinen Basispaket zu vermitteln.<br />
Weitere Infos und Kontakt:<br />
www.aromatime.at<br />
<strong>Die</strong> wohltuenden Duftstoffe der ätherischen Öle gelangen<br />
durch Inhalation, Massagen, Bäder oder Einnahme<br />
in den Körper und werden vom Organismus aufgenommen,<br />
ohne schädliche Rückstände zu hinterlassen. Je<br />
nach Befindlichkeit der Person und zu behandelnder<br />
Störung erfolgt die Aufnahme durch die Nase (Duftlampe,<br />
Spray, Inhalation), die Haut (Massage, Einreibung,<br />
Bäder, Kompresse), die Schleimhaut (Zäpfchen,<br />
Tampons) oder den Mund (Nahrung – „Aromaküche“,<br />
Tropfen, Kapseln, Inhalation).<br />
Ätherische Öle werden über Mischungen in pflanzlichen<br />
Ölen, Cremen, Massagecremen, Seifen, Bädern,<br />
Fußbädern, Kompressen, Raumbeduftungen mit<br />
Sprays, Duftlampen oder Diffusers angewendet. Am<br />
Arbeitsplatz eingesetzt, fördern sie die Konzentration,<br />
helfen gegen Erschöpfung, Benommenheit, Überarbeitung,<br />
Gedächtnisschwäche und verstärken die Ausdauer<br />
bei geistigen Arbeiten. Produkte aus der Aromatherapie<br />
können begleitend zu anderen Behandlungen<br />
geführt werden und ersetzen keinesfalls medizinische<br />
Produkte.<br />
AROMATHERAPIE ZUM NACHLESEN<br />
• Aromatherapie in Wissenschaft und Praxis. 1. Auflage.<br />
Steflitsch, Wolfgang. Stadelmann Verlag 2013<br />
• Aromatherapie – Grundlagen, Wirkprinzipien, Praxis.<br />
2. Auflage. Wabner, <strong>Die</strong>trich (Herausgeber), Beier, Christiane<br />
(Herausgeber), Demleitner, Margret (Beiträge),<br />
Struck, Dorothee (Beiträge). Elsevier 2011<br />
• Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe. 6. Auflage.<br />
Zimmermann, Eliane. Haug <strong>2018</strong><br />
48<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>
MALTESERWELTWEIT<br />
MALTESER INTERNATIONAL<br />
60 JAHRE<br />
HUMANITÄRE<br />
HILFE<br />
UNSERE VISION:<br />
EIN LEBEN IN GESUNDHEIT UND WÜRDE FÜR ALLE MENSCHEN.<br />
00<br />
Nahrung,<br />
ygieneartikel<br />
nterkunft.<br />
Jahresrückblick 2017<br />
Für ein Leben in Gesundheit und Würde<br />
Unsere Hilfe in Zahlen:<br />
1.650.000<br />
Patienten wurden in von uns unter -<br />
stützten medizinischen Einrichtungen<br />
auf der ganzen Welt behandelt.<br />
Das internationale Hilfswerk des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens<br />
steht seit 60 Jahren weltweit Menschen bei, die von Armut,<br />
Krankheit, Konflikten und Katastrophen betroffen sind. <strong>Die</strong> christlichen<br />
Werte und humanitären Prinzipien bilden die Grundlage dieser<br />
Arbeit. In jährlich über 100 Projekten in mehr als 29 Ländern Afrikas,<br />
Amerikas, Asiens und Europas helfen wir Menschen in Not – unabhängig<br />
von ihrer Religion, Herkunft oder politischen Überzeugung.<br />
17.000<br />
unterernährte Kinder unter<br />
fünf Jahren wurden wieder<br />
gesund und erhielten<br />
eine Chance auf eine<br />
bessere Zukunft.<br />
49.000<br />
Kinder kamen in unseren<br />
499 Gesundheitseinrichtungen<br />
zur Welt.<br />
192.000<br />
Menschen haben dank<br />
unserer Projekte Zugang<br />
zu sauberem Trinkwasser.<br />
202.000<br />
Menschen erhielten Nahrung,<br />
Wasser, Kleidung, Hygieneartikel<br />
und/oder eine Notunterkunft.<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 49
MALTESERWELTWEIT<br />
KARAWANE DER NÄCHSTENLIEBE<br />
ZEHN MONATE<br />
KARITATIVER DIENST<br />
IM LIBANON<br />
Rund zehn Monate verbringt Jahr für Jahr ein Dutzend junger Menschen zwischen 18 und 25 in Beirut, um geistig und<br />
körperlich behinderten Menschen liebevolle Zuwendung und Abwechslung von ihrem meist sehr eintönigen Alltag zu<br />
bringen. <strong>Die</strong> Initiative ist Teil des von der deutschen Gemeinschaft junger MALTESER ins Leben gerufenen Libanonprojekts.<br />
Auch einige junge MALTESER aus Österreich haben schon an der seit 2009 bestehenden „Karawane“ teilgenommen,<br />
zuletzt unser Sohn Felix. Bei einem Besuch in Beirut vor einigen Wochen konnten wir uns selbst ein Bild von Leben und<br />
Arbeit der jungen Leute machen.<br />
Von Georg Male<br />
„Mich beeindruckt das<br />
Lächeln, das wir mit<br />
unserer Zuwendung auf<br />
die Gesichter unserer<br />
Gäste zaubern können.“<br />
Elisabeth Eloy<br />
Seit Mitte August 2017 leben die sogenannten „Karawanisten“<br />
gemeinsam in Beirut, genauer gesagt in Naqqache,<br />
einem christlichen Vorort im Nordosten der<br />
libanesischen Metropole. Heuer sind es dank eines unterjährigen<br />
Wechsels sogar dreizehn: Vier Burschen und<br />
neun Mädchen gehören zum Team, etwa die Hälfte Deutsche,<br />
der Rest aus Frankreich, Tschechien, den Niederlanden,<br />
Mexiko, England und eben Österreich. Sie teilen<br />
in diesen zehn Monaten nicht nur ihren <strong>Die</strong>nst und<br />
ihre Wohnung, sondern praktisch ihr gesamtes Leben,<br />
tagtägliche Haushaltspflichten inklusive. Das bedeutet<br />
große Nähe, tiefe Freundschaften, eine verschworene<br />
Gemeinschaft, aber natürlich auch Reibungsflächen.<br />
Vorbereitung und Team Building<br />
Doch sie sind nicht unvorbereitet in den Libanon gekommen.<br />
Ausgangspunkt jeder Karawane ist ein knapp<br />
zweiwöchiges Prepcamp, bei dem sich die Teilnehmer<br />
nicht zuletzt näher kennenlernen sollen. Dazu umfasst<br />
das Seminar nicht nur eine theoretische wie praktische<br />
Einführung in die Behindertenarbeit, sondern auch ka-<br />
50<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>
techetische Vorträge, ein Rhetorik- und Kommunikationsseminar<br />
sowie gemeinsames Gebet, Sport und Musik.<br />
Vorkenntnisse sind dabei nicht vonnöten. Dennoch<br />
muss sich jeder Karawanist darauf einstellen, dass der<br />
<strong>Die</strong>nst in den Heimen emotional aufreibend und kräftezehrend<br />
ist. Er erfordert viel Selbstzurücknahme<br />
und absolutes Engagement – das aber<br />
mehr als belohnt wird.<br />
Sommercamp als Einstieg<br />
<strong>Die</strong> Karawanisten beginnen ihren <strong>Die</strong>nst mit<br />
drei unmittelbar aufeinander folgenden Feriencamps<br />
in Chabrouh, in den Bergen nicht<br />
weit von Beirut gelegen. Hier verbringen sie<br />
ihre ersten Wochen im Libanon, um – gemeinsam<br />
mit anderen Camp-Teilnehmern aus Europa und<br />
dem Libanon – behinderten Menschen Ferien vom Heimalltag<br />
zu ermöglichen und sich damit auch auf ihren<br />
weiteren <strong>Die</strong>nst einzustimmen. Ort des Geschehens ist<br />
„Ich verbringe hier gerade<br />
das beste und, wie ich<br />
denke, wertvollste Jahr<br />
meines Lebens. Es öffnet<br />
einem richtig die Augen<br />
für die Welt.“<br />
Sofia Zell<br />
ein Haus der libanesischen Assoziation des <strong>Malteser</strong>-Ordens,<br />
das in den letzten Jahren umfassend saniert und<br />
ausgebaut wurde. Auch die erste eigene Kapelle der libanesischen<br />
MALTESER befindet sich seither in Chabrouh.<br />
Etwa 40 „Gäste“ samt den erforderlichen Betreuern und<br />
sonstigen Helfern können auf dem perfekt behindertengerechten<br />
Areal problemlos wohnen und verbringen<br />
ihre Zeit mit verschiedensten Aktivitäten bis hin zu<br />
„Mit viel Geduld erreicht man immer<br />
wieder kleine, oft unerwartete<br />
Fortschritte. Einer unserer Gäste hat<br />
plötzlich seine Arme abgewinkelt,<br />
was er früher nicht machen konnte<br />
oder wollte.“<br />
Aloys Lobkowicz<br />
Tagen am Strand, liebevoll gepflegt, betreut und unterhalten<br />
von den Karawanisten, den übrigen Camp-Teilnehmern<br />
sowie Helfern aus der sehr aktiven libanesischen<br />
MALTESER-Jugend.<br />
Täglicher <strong>Die</strong>nst in Heimen für Schwerstbehinderte<br />
Nach dieser Zeit beginnt der Alltagsdienst der Karawanisten<br />
in drei Heimen in der Umgebung von Beirut:<br />
einem in der Nähe ihrer eigenen Wohnung in Antelias,<br />
einem in Jal el-Dib, einem anderen, näher am Zentrum<br />
gelegenen Vorort von Beirut, sowie einem weiteren Haus<br />
in Deir el-Qamar, der in den Bergen gelegenen zeitweiligen<br />
Residenz osmanischer Emire rund 45 km südöstlich<br />
von Beirut. Alle drei Heime werden von den franziskanischen<br />
Schwestern vom Kreuz geführt und widmen sich<br />
der Pflege geistig und körperlich schwerst behinderter<br />
Menschen.<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 51
„Zehn Monate mögen viel klingen,<br />
aber im Endeffekt wünschen sich alle<br />
Karawanisten, dass dieses Erlebnis nie<br />
endet. <strong>Die</strong> Karawane zu machen, war<br />
die beste Entscheidung, die ich hätte<br />
fällen können.“<br />
Helena Brauchitsch<br />
Grundgedanke des „Service“, wie die Karawanisten ihren<br />
<strong>Die</strong>nst nennen, ist es, das zu leisten, was die Bewohner<br />
der Heime – aufgrund von Zeit- und Personalmangel –<br />
sonst viel zu wenig erfahren: liebevolle persönliche Zuwendung<br />
sowie verschiedenste Programme wie Musik,<br />
Tanz, Sport, Ball- oder Fangenspielen, Zeichnen und Malen,<br />
Basteln, Backen, Spiele, Verkleiden, kleine Theaterprojekte,<br />
Besuche in der Cafeteria oder Spaziergänge im<br />
Garten – kurz: Abwechslung vom Alltag. Hinzu kommen<br />
bisweilen Ausflüge, die meist gemeinsam mit der Youth<br />
of the Order of Malta organisiert werden, etwa zum Reiten<br />
oder zum Beirut Marathon. Pflege zählt – mit Ausnahme<br />
der Camps – hingegen nicht zu den Aufgaben der<br />
Karawanisten, nur in Deir el-Salib helfen sie auch bei der<br />
Verabreichung der Mahlzeiten.<br />
An fünf Tagen der Woche widmen die Karawanisten diesen<br />
Aufgaben im Schnitt je drei Stunden. Das mag nicht<br />
nach sehr viel klingen, zehrt aber angesichts der Intensität<br />
des <strong>Die</strong>nstes – und der langen Dauer des Einsatzes<br />
im Libanon – durchaus an den Kräften. Zudem kommen<br />
zahlreiche, jeweils fünftägige Camps in Chabrouh hinzu.<br />
Abgesehen von den bereits erwähnten Sommercamps<br />
zu Beginn der Karawane waren das dieses Jahr etwa das<br />
Christmas Camp, ein spezielles Down-Syndrom-Camp,<br />
ein Caravan-Alumni-Camp mit ehemaligen Karawanisten,<br />
das „Caravan Camp“ der aktuellen Karawane und ein<br />
eigenes Camp für Kinder mit Zerebralparese. Zusätzlich<br />
helfen die Karawanisten bisweilen in zwei Schulen<br />
für syrische Flüchtlingskinder. Und auch um<br />
Fundraising kümmern sie sich zum Teil selbst<br />
und finanzieren damit zusätzliche Aktivitäten,<br />
etwa die Durchführung von Camps, das bunte<br />
Ausmalen „ihrer“ Stationen oder die Anschaffung<br />
von Spielzeug und Geräten. In Summe kommt jeder<br />
Karawanist auf mehr als 1.000 Stunden im<br />
ehrenamtlichen <strong>Die</strong>nst, nicht wenig für zehn<br />
Monate.<br />
„Unsere Gäste sind inzwischen<br />
wie meine eigenen<br />
Kinder. Ich will mich nicht<br />
verabschieden müssen, so<br />
sehr sind sie mir alle ans<br />
Herz gewachsen.“<br />
Margareta Wangenheim<br />
Middle Eastern Studies an der Université St. Joseph<br />
Ihre Vormittage widmen die Karawanisten – abgesehen<br />
von einem einmonatigen arabischen Sprachkurs zu Beginn<br />
ihrer Zeit im Libanon – verschiedenen Kursen an der von<br />
Jesuiten geführten Université St. Joseph (USJ) in Beirut.<br />
Sie ist mit etwa 12.000 Studierenden heute eine der wichtigen<br />
Universitäten im Nahen Osten. International bekannt<br />
ist die USJ für ihre im Bezirk Achrafieh gelegene Universi-<br />
52<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>
MALTESERWELTWEIT<br />
tätsklinik Hôtel <strong>Die</strong>u de France und die auf dem Gelände<br />
des ehemaligen Campus im Bezirk Saifi gelegene Orientalische<br />
Bibliothek. <strong>Die</strong> USJ verfügt über eine philologische,<br />
eine ingenieurwissenschaftliche und eine theologische<br />
Fakultät und mehrere Forschungszentren, etwa eines zum<br />
arabischen Christentum.<br />
Hintergrund des Bildungsangebots für die Karawanisten<br />
ist das Anliegen, eine Basis zu schaffen, auf der interreligiöser<br />
Dialog möglich wird. <strong>Die</strong> Teilnehmer sollen bestärkt<br />
werden, sich für diesen Dialog einzusetzen und offen zu<br />
werden für echte Toleranz. Eine Toleranz die überlegt und<br />
fundiert ist – weil man weiß, wo man herkommt und weil<br />
man den Glauben und die Kultur des Anderen kennen- und<br />
respektieren gelernt hat.<br />
Dazu nehmen die Karawanisten an verschiedenen Seminaren<br />
der USJ teil. Neben der ausführlichen Behandlung des<br />
Christentums steht dabei das Kennenlernen des Islams<br />
im Vordergrund. Aber auch arabische Geschichte, Politik<br />
und Kultur werden behandelt. Der Libanon ist eines der<br />
„<strong>Die</strong> Gemeinschaft der Karawanisten<br />
ist enorm wichtig.<br />
Ohne die Anderen wäre man<br />
nicht in der Lage, hier zehn<br />
Monate Service zu machen.“<br />
Marguerita Geusau<br />
wenigen Länder im Nahen Osten, in dem ein Miteinander<br />
von Religionen und Kulturen noch erlebbar ist. An die 20<br />
verschiedene Konfessionen sind hier zu finden. <strong>Die</strong>se Viel-<br />
falt soll im Bildungsprogramm abgebildet werden. Abgerundet<br />
wird es je nach aktueller Möglichkeit durch diverse<br />
Vorträge, etwa von muslimischen Imamen und Vertretern<br />
„Mein eindrucksvollstes Erlebnis?<br />
Da gab es viele, zum Beispiel als<br />
Hassan, ein Autist, der menschliche<br />
Nähe nicht so gern mag,<br />
plötzlich seinen Kopf in meinen<br />
Schoß gelegt hat ...“<br />
Camilla Westphalen<br />
anderer Glaubensgemeinschaften oder politischer Gruppierungen.<br />
Und auch thematisch passende Ausflüge zu<br />
kulturellen Stätten im Libanon sind Teil des Programms.<br />
Für all dies erhalten die Karawanisten sogar 16 international<br />
anerkannte ECTS-Punkte.<br />
Ihre eigene Spiritualität pflegen die Karawanisten durch<br />
wöchentliche Gebetsabende und regelmäßige Einkehrwochenenden.<br />
Begleitet werden sie dabei durch den melkitisch<br />
griechisch-katholischen Priester Abouna Romanos<br />
Bou Assi, der das MALTESER-Haus in Chabrouh betreut<br />
und dem Orden auch sonst als Seelsorger zur Verfügung<br />
steht. Doch auch vielfältige Ausflüge und Sport (bis hin<br />
zu Bergtouren und Skitagen im Libanongebirge) kommen<br />
bei den jungen Leuten natürlich nicht zu kurz, ebenso wie<br />
Ausgehen und Partys.<br />
Starkes, prägendes Erlebnis<br />
Fragt man die Karawanisten nach ihrer ursprünglichen<br />
Motivation, ein Jahr im ehrenamtlichen Einsatz<br />
im Libanon zu verbringen, reichen die Antworten von<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 53
MALTESERWELTWEIT<br />
„Abenteuer“ über „kulturelle Horizonterweiterung“ und<br />
„wertvolle Erfahrungen sammeln“ bis hin zum Wunsch,<br />
etwas für Andere zu tun, auch aus Dankbarkeit für das<br />
eigene, zumeist privilegierte Leben. Im Rückblick nach<br />
Man lernt so viel über<br />
Menschlichkeit, über<br />
Liebe, über sich selbst.“<br />
Inés García Lascurain<br />
Bernstorff<br />
libanesischen MALTESER-Jugend – im Service ebenso<br />
wie im privaten Umgang. Und alle sind tief berührt von<br />
der Nähe zu ihren „Gästen“ und von deren Zuwendung<br />
und Dankbarkeit. Ohne Einschränkung würde jede und<br />
jeder der Karawanisten 2017 Anderen empfehlen, ebenfalls<br />
für ein Gap Year in den Libanon zu gehen. Und das<br />
stimmt zuversichtlich, dass die Karawane der Nächstenliebe<br />
weiter und weiter ziehen wird ...<br />
SMRO Libanon: orderofmaltalebanon.org<br />
Franciscan Sisters of the Cross: congfcl.com/?lang=en<br />
fast neun Monaten „Service“ finden sie ihre Erwartungen<br />
durchwegs mehr als erfüllt. Alle stehen unter dem<br />
Eindruck der Intensität ihres <strong>Die</strong>nstes, aber auch der<br />
engen Gemeinschaft untereinander. Wichtig ist für die<br />
meisten auch der Kontakt und die Freundschaft mit der<br />
Weitere Informationen<br />
unter www.orderofmalta-caravan.com. Wer sich<br />
(für die Karawane 2019/20) direkt bewerben möchte,<br />
sollte einen Lebenslauf, ein Motivationsschreiben<br />
(beides in englischer Sprache) und ein Foto an<br />
orderofmaltacaravan@gmail.com senden.<br />
<strong>Die</strong> Idee des Libanonprojekts entstand im Jahr 1997,<br />
als der junge deutsche MALTESER Franziskus Heereman<br />
bei einer Reise in den Libanon mit den unerträglichen<br />
Umständen konfrontiert wurde, in denen kranke und<br />
behinderte Menschen dort leben müssen. Ein Besuch in<br />
den beiden größten Behindertenheimen Beiruts erschütterte<br />
ihn zutiefst. <strong>Die</strong> christlichen Institutionen arbeiten<br />
fast ohne staatliche Hilfe und mit kaum privater Unterstützung.<br />
Mehr als nur die nötigste Versorgung blieb den<br />
Schützlingen daher bis dahin verwehrt.<br />
Der damals 20-Jährige sah akuten Handlungsbedarf und<br />
kehrte im darauffolgenden Jahr mit 27 Freunden aus<br />
Deutschland zurück. Er organisierte einen Ferienaufenthalt<br />
in einem Haus in den libanesischen Bergen, bei dem<br />
die behinderten Gäste in persönlicher Betreuung liebevolle<br />
Zuwendung erfahren konnten. Seither finden diese<br />
Camps jedes Jahr statt. 2009 trat das Projekt der Karawane<br />
hinzu, in dessen Rahmen junge Menschen für zunächst<br />
ein halbes Jahr, seit 2011 fast ein ganzes Jahr in Beirut<br />
verbringen und in drei Behindertenheimen regelmäßige<br />
<strong>Die</strong>nste leisten.<br />
Das Libanonprojekt wird unter der Fahne der „Gemeinschaft<br />
junger MALTESER“ ausschließlich von Jugendlichen<br />
und jungen Erwachsenen organisiert. Mehr als 350<br />
Jugendliche haben in den letzten Jahren Zeit und Geld<br />
investiert um die Situation behinderter Menschen, die im<br />
Libanon vielerorts noch als Schande gelten, zu verbessern.<br />
Viele von ihnen kommen jährlich wieder um ihre neuen<br />
Freunde zu besuchen. Finanziert wird das Projekt über<br />
Spenden sowie Beiträge der Teilnehmer bzw. deren Eltern.<br />
www.libanonprojekt.de<br />
54<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>
Malte<br />
5<br />
3<br />
Amerika<br />
1 Haiti<br />
2 Kolumbien<br />
3 Mexiko<br />
4 Peru<br />
5 USA<br />
4<br />
1<br />
2<br />
Europa<br />
6 Deutschland<br />
7 Ukraine<br />
Afrika<br />
8 Burundi<br />
9 DR Kongo<br />
10 Guinea<br />
11 Kamerun<br />
12 Kenia<br />
13 Nigeria<br />
14 Südsudan<br />
15 Tansania<br />
16 Uganda<br />
10 13<br />
6<br />
11<br />
9<br />
7<br />
20<br />
18 19<br />
17<br />
14<br />
16 12<br />
8<br />
15<br />
Nahost<br />
17 Irak<br />
18 Libanon<br />
19 Syrien<br />
20 Türkei<br />
26<br />
22<br />
25<br />
21<br />
29<br />
Asien<br />
21 Bangladesch<br />
22 Indien<br />
23 Kambodscha<br />
24 Myanmar<br />
25 Nepal<br />
26 Pakistan<br />
27 Philippinen<br />
28 Thailand<br />
29 Vietnam<br />
28<br />
23<br />
24<br />
27<br />
WELTWEITE HILFE FÜR MENSCHEN IN NOT<br />
Von Katharina Kiecol<br />
Es war ein typischer Nothilfeeinsatz für die internationale<br />
humanitäre Hilfsorganisation des <strong>Malteser</strong>-Ritter-<br />
Ordens: Nach dem schweren Erdbeben im Jahr<br />
2015 in Nepal entsandte MALTESER International<br />
ein Expertenteam in die Krisenregion, das zunächst mit<br />
der Einrichtung einer Gesundheitsstation für die Verletzten<br />
begann. In den folgenden Monaten und Jahren<br />
unterstützte die Organisation den Aufbau eines Feldhospitals<br />
in der Region und half beim Wiederaufbau der<br />
zerstörten Infrastruktur. Bis heute arbeitet MALTESER<br />
International mit den Betroffenen von damals am Wiederaufbau,<br />
bildet Gesundheitspersonal aus und organisiert<br />
Trainings zur Katastrophenvorsorge.<br />
Hilfe für Menschen in Not – ob nach schweren Naturkatastrophen<br />
oder in Konfliktgebieten – in akuten<br />
Krisen ist es zunächst immer das Ziel, den betroffenen<br />
Menschen das Überleben zu sichern und sie<br />
mit dem Nötigsten zu versorgen. Je nach Situation<br />
und Ausmaß der Krise organisiert MALTESER International<br />
Verteilung von Wasser, Nahrungsmitteln,<br />
Haushaltsgegenständen und Medikamenten an die<br />
Betroffenen, kümmert sich um den Bau von Notunterkünften<br />
und betreibt Gesundheitsstationen, in denen<br />
die Menschen medizinisch versorgt werden. In vie-<br />
len Einsatzländern, wie zum Beispiel in Nepal, bleibt<br />
MALTESER International auch nach der akuten Nothilfephase<br />
aktiv und unterstützt die Menschen beim Wiederaufbau<br />
und in der Vorbereitung auf zukünftige Krisen.<br />
Einsatzländer, Stand: Juli <strong>2018</strong><br />
Aktuell hilft MALTESER International mehr als zwei<br />
Millionen Menschen in über 100 Projekten in 29 Ländern<br />
weltweit. Das Mandat greift immer dann, wenn die betroffenen<br />
Länder internationale Hilfe anfordern und<br />
wenn es dort keinen lokalen Hilfsdienst der MALTESER<br />
gibt, der die Nothilfe übernimmt. <strong>Die</strong> Einsätze erfolgen<br />
immer in enger Abstimmung mit den – falls vorhanden<br />
– nationalen Assoziationen des <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens,<br />
mit den lokalen Behörden im Einsatzland und mit den<br />
Koordinierungsstellen der Vereinten Nationen.<br />
<strong>Die</strong> langfristigen Programme von MALTESER International<br />
richten sich vorrangig an arme und benachteiligte<br />
Menschen in besonders gefährdeten Regionen. Ihr Ziel<br />
ist es, die Lebensbedingungen der Bevölkerung dauerhaft<br />
zu verbessern. In der Demokratischen Republik Kongo<br />
beispielsweise arbeitet MALTESER International an der<br />
Verbesserung des Gesundheitssystems, in Uganda unterstützen<br />
die Mitarbeiter den Aufbau der staatlichen Notfallversorgung<br />
und in Pakistan werden die Bewohner in<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 55
MALTESERWELTWEIT<br />
der Küstenregion in Katastrophenvorsorgetrainings auf<br />
zukünftige Überflutungen vorbereitet.<br />
Um das Wissen aus den Projekten auch nachhaltig bei<br />
der Bevölkerung zu verankern, arbeitet MALTESER International<br />
wie in der Nothilfe auch in den langfristigen<br />
Programmen eng mit lokalen Partnerorganisationen und<br />
den Behörden vor Ort zusammen. Oft ermöglicht diese<br />
Zusammenarbeit aber auch überhaupt erst den Zugang<br />
zu den Menschen in Not, beispielsweise in Syrien: Hier<br />
wäre die Versorgung der Menschen in den umkämpften<br />
Regionen ohne einen lokalen Partner gar nicht möglich,<br />
da internationale Organisationen keinen Zutritt zum<br />
Land haben.<br />
Aktuell bilden die Hungerkrise in Afrika, die humanitäre<br />
Hilfe im Nahen Osten und die Flüchtlingshilfe weltweit<br />
die größten thematischen Schwerpunkte der Arbeit von<br />
MALTESER International. Lesen Sie dazu mehr in den<br />
folgenden Artikeln.<br />
UGANDA<br />
Sauberes Wasser für<br />
Flüchtlinge aus dem<br />
Südsudan<br />
Eine Million Flüchtlinge aus dem<br />
Südsudan finden derzeit Schutz im<br />
ostafrikanischen Land Uganda, dessen<br />
bemerkenswerte Flüchtlingspolitik<br />
für die geflohenen Menschen<br />
unter anderem ein Stück Land vorsieht.<br />
In den Flüchtlingscamps stellt<br />
die Wasserversorgung ein großes<br />
Problem dar. Aufgrund der hohen<br />
Flüchtlingszahlen gibt es in dem ohnehin<br />
trockenen Gebiet nicht ausreichend<br />
sauberes Trinkwasser. Durch<br />
die Wasserversorgungsprojekte von<br />
MALTESER International stehen derzeit<br />
rund 55.000 Geflüchteten jeweils<br />
15 Liter sauberes Wasser pro Tag zur<br />
Verfügung. Der Bau von 900 Latrinen<br />
konnte zudem die Sanitärversorgung<br />
in den Camps verbessern.<br />
THAILAND<br />
Selbsthilfe stärken<br />
Angehörige der ethnischen Minderheit<br />
Karen aus Myanmar leben teilweise<br />
bereits mehr als 20 Jahre in grenznahen<br />
Flüchtlingscamps in Thailand.<br />
Anders als in Uganda haben die rund<br />
111.000 Geflüchteten dort nur wenige<br />
Möglichkeiten, Einkommen zu<br />
erwirtschaften. Seit 1993 ist MAL-<br />
TESER International in den Camps<br />
und aufnehmenden Gemeinden tätig,<br />
unterstützt Gesundheitsstationen,<br />
bildet Geflüchtete zu Gesundheitspersonal<br />
wie Hebammen oder Krankenpfleger<br />
aus und sorgt für die<br />
Instandhaltung von Wasser- und<br />
Sanitäreinrichtungen.<br />
TÜRKEI<br />
Perspektivenlosigkeit<br />
Mehr als 2,4 Millionen syrische<br />
Geflüchtete hat das Nachbarland<br />
Türkei seit Beginn des Bürgerkriegs<br />
aufgenommen. Um der Arbeitslosigkeit<br />
und Perspektivlosigkeit,<br />
die die meisten Syrer nach ihrer<br />
Flucht in der Türkei erwartet, etwas<br />
entgegenzusetzen, unterstützt<br />
MALTESER International ein Bildungszentrum<br />
für syrische Flüchtlinge<br />
in Istanbul. Dort werden<br />
Sprachkurse und Beratungen sowie<br />
berufsqualifizierende Trainings<br />
angeboten, wodurch den Menschen<br />
eine wichtige Perspektive auf ein<br />
besseres Leben ermöglicht wird.<br />
56<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>
MALTESERWELTWEIT<br />
SYRIEN<br />
Medizinische Hilfe<br />
Sieben Jahre Gewalt, Tod, Leid und<br />
Vertreibung – seit 2011 tobt der<br />
Bürgerkrieg in Syrien, ein Ende der<br />
Kampfhandlungen scheint in weiter<br />
Ferne. <strong>Die</strong> Bilanz des Krieges ist<br />
grausam: 450.000 Menschen verloren<br />
ihr Leben, 5,6 Millionen Syrer<br />
flohen in die Nachbarländer, 6,1 Millionen<br />
Syrer leben als intern Vertriebene<br />
im eigenen Land und 13,1 Millionen<br />
Menschen sind auf humanitäre<br />
Hilfe angewiesen. Seit 2013 leistet<br />
MALTESER International gemeinsam<br />
mit einer syrischen Partnerorganisation<br />
dringend benötigte medizinische<br />
Hilfe für intern Vertriebene.<br />
In Bab al Salam, Idlib und Ghandoura<br />
betreiben zwei syrische Partnerorganisationen<br />
von MALTESER International<br />
Krankenhäuser und eine<br />
Mutter-Kind-Klinik. Außerdem unterstützt<br />
MALTESER International<br />
eine Kinderklinik. Dort und in weiteren<br />
teils mobilen Gesundheitszentren<br />
und Ambulanzen erhalten monatlich<br />
mehrere tausende Menschen eine<br />
lebenswichtige medizinische Versorgung.<br />
BANGLADESCH<br />
Mutter-Kind-<br />
Gesundheit<br />
Es war die bisher am schnellsten gewachsene<br />
Flüchtlingskrise – nach<br />
Gewaltausbrüchen in Northern<br />
Rakhine in Myanmar flohen im<br />
Herbst 2017 mehr als 680.000 Angehörige<br />
der muslimischen Minderheit<br />
der Rohingya ins Nachbarland<br />
Bangladesch. Dort leben die oftmals<br />
stark traumatisierten Menschen in<br />
einem riesigen Flüchtlingscamp unter<br />
unzureichenden Bedingungen.<br />
Es mangelt an sanitären Anlagen,<br />
sauberem Trinkwasser und medizinischer<br />
Versorgung. MALTESER<br />
International stellt gemeinsam mit<br />
seinem lokalen Partner in zwei Gesundheitsstationen<br />
im Camp grundlegende<br />
medizinische Versorgung für<br />
20.000 Menschen bereit und kümmert<br />
sich insbesondere um schwangere<br />
und stillende Mütter sowie ihre<br />
Kinder, die oftmals unterernährt in<br />
die Station kommen. Ebenso wichtig<br />
sind psychosoziale Beratung und<br />
die Aufklärungsarbeit zu Gesundheit<br />
und Hygiene. Auf diese Weise kann einem<br />
Ausbruch von Krankheiten in der<br />
Enge des Camps vorgebeugt werden.<br />
LIBANON<br />
Stärkung des<br />
Gesundheitssystems<br />
Libanons Bevölkerung besteht zu<br />
einem Drittel aus Geflüchteten und<br />
Migranten aus Palästina und Syrien.<br />
1,3 Millionen syrische Flüchtlinge<br />
erreichten das Land seit Ausbruch<br />
des Bürgerkriegs 2011. Der hohe<br />
Anteil an Geflüchteten stellt für das<br />
aufnahmebereite Land eine große<br />
Herausforderung dar. Um das libanesische<br />
Gesundheitssystem zugunsten<br />
der Flüchtlinge und aufnehmenden<br />
Gemeinden zu stärken,<br />
ist MALTESER International derzeit<br />
dabei, ein Gesundheitszentrum in<br />
ein funktionales Krankenhaus mit<br />
Notaufnahme und der Möglichkeit<br />
zur stationären Betreuung der<br />
Patienten auszubauen. In einer<br />
mobilen Gesundheitsstation werden<br />
schon jetzt monatlich 1.450 bedürftige<br />
Menschen versorgt.<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 57
TAGEBUCH<br />
36. INTERNATIONALES MALTESER SOMMERLAGER<br />
GROSSBRITANNIEN <strong>2018</strong><br />
Von Anna Jakobljevich & Patrick Schleich<br />
<strong>Die</strong> Tinte auf den letzten Abrechnungen des internationalen<br />
MALTESER-Sommerlagers in Salzburg ist gerade<br />
erst getrocknet, die letzten Materialien sind gerade erst<br />
wieder in den Untiefen der Bereichslager verschwunden.<br />
<strong>Die</strong> schönen Momente und die freundschaftlichen Begegnungen,<br />
die wir im letzten Sommer erfahren durften,<br />
sind noch immer präsent. Von diesen wundervollen Erinnerungen<br />
zehrend, machen wir uns nun an die Vorbereitungen<br />
für das nächste internationale MALTESER-Highlight.<br />
<strong>Die</strong>ses Jahr dürfen wir von 11.-18. August am 36.<br />
Internationalen MALTESER-Sommerlager in Alton, nahe<br />
London (Großbritannien) teilnehmen. Alton ist eine kleine<br />
Marktstadt im District East Hampshire im Nordosten<br />
der Grafschaft Hampshire. Über 450 junge MALTESER<br />
zwischen 18 und 35 Jahren sowie Gäste mit unterschiedlichen<br />
Hintergründen aus aller Welt finden zu diesem<br />
Event zusammen.<br />
<strong>Die</strong> Planung sowie die Vorbereitung halten herausfordernde<br />
Aufgaben für uns bereit.<br />
Zu allererst gilt es natürlich, ein Team zusammenzustellen,<br />
das Österreich vertritt. Österreich wird durch 8 Gäste,<br />
11 MALTESER sowie uns als Teamleitung vertreten.<br />
Um auch die MALTESER innerhalb Österreichs besser<br />
zu vernetzen, werden Kontingente aus allen Bereichen<br />
gestellt. <strong>Die</strong>s ist natürlich auch bei der Flugplanung zu<br />
beachten. So würden wir heuer gerne aus zwei, taktisch<br />
gut gelegenen, Flughäfen abreisen. Um Platz zu sparen<br />
und die Gepäckskosten so gering wie möglich zu halten,<br />
werden die mitgenommenen Pflegeartikel auf das erforderliche<br />
Mindestmaß beschränkt. <strong>Die</strong>s erfordert natürlich<br />
enge Abstimmung mit der Campleitung sowie mit<br />
unserem ärztlichen Leiter Dr. Thomas Hausner. Selbstverständlich<br />
muss bei allen Überlegungen genau auf die<br />
Diagnose und die Bedürfnisse unserer Gäste eingegangen<br />
werden.<br />
<strong>Die</strong> Unterbringung in England entspricht unseren<br />
speziellen Anforderungen ganz besonders gut.<br />
<strong>Die</strong> Treloar’s Boarding School ist speziell für den Lehrbetrieb<br />
mit physisch oder psychisch Benachteiligten<br />
ausgelegt. Während des Jahres kümmern sich dort 600<br />
Mitarbeiter (!) um 150 Kinder. Komplettiert wird die<br />
vorhandene Infrastruktur durch einen Swimming-Pool<br />
mit extra Hebeliften und einer Rollstuhl-Rennbahn. Das<br />
Camp liegt etwa eine Stunde außerhalb von London. Es<br />
ist geplant, etwa ein Drittel der Aktivitäten im Camp zu<br />
absolvieren, ein weiteres Drittel in London und der Rest<br />
der Zeit wird auf anderweitige Ausflüge gefahren. Wie<br />
sich die oben genannten Ausflüge genau gestalten werden,<br />
bleibt noch eine Überraschung der Camp-Leitung.<br />
Was wir allerdings wissen ist, dass es Mitte der Woche einen<br />
Mittelalter-Tag geben wird – man munkelt, dass dies<br />
wohl auch eine Besichtigung von Schloss Arundel in der<br />
58<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>
XXXX<br />
Grafschaft West Sussex und einen Rundgang im Harry<br />
Potter-Themenpark umfasst.<br />
Jeder Abend im Camp gestaltet sich unterschiedlich<br />
und einem bestimmten Motto folgend.<br />
Erfahrungsgemäß wird das Disco-Zelt fast jeden Abend<br />
mit schrillen Kostümen und auffallenden Farben frequentiert.<br />
Ein besonderes Highlight des Camps ist der internationale<br />
Abend. Jede Nation betreut hier einen eigenen<br />
Stand und tischt ganz besondere, heimische Köstlichkeiten<br />
auf. Zumeist präsentieren sich Gäste und MALTESER<br />
an diesem Tag auch in einem für ihr Land ganz typischen<br />
Outfit, was die wunderbare internationale Vielfalt dieses<br />
Camps widerspiegelt.<br />
Einen Abend – die sogenannte Silent Night - behält man<br />
sich jedoch vor, um sich ein wenig zu besinnen. Im Anschluss<br />
an das Abendessen findet eine Lichterprozession<br />
statt, der eine Anbetung folgt. <strong>Die</strong> Disco fällt in der Silent<br />
Night ausnahmsweise einmal aus.<br />
„Barrierefreiheit beginnt mit persönlicher Offenheit<br />
und persönlicher Begegnung, beides erlebe ich<br />
beim MALTESER Camp in enormem Ausmaß.“<br />
<strong>Die</strong>ses Zitat eines libanesischen Gastes am Sommercamp<br />
in Salzburg 2017 spiegelt den Geist des Camps unserer<br />
Meinung nach sehr gut wider. Es ist eine Möglichkeit, aus<br />
dem für viele oft nicht so einfachen Alltag in eine Welt<br />
abzutauchen, in der es einzig und allein darum geht, neue<br />
Freundschaften zu knüpfen und gemeinsam eine wunderschöne<br />
Zeit zu verbringen.<br />
Spenden und Sponsoren machen dieses Erlebnis<br />
jedes Jahr wieder möglich.<br />
Da eine solch ereignisreiche Reise natürlich größere finanzielle<br />
Mittel erfordert, müssen wir im Vorfeld mit unserem<br />
Budget streng haushalten. Es ist uns ein Anliegen,<br />
niemanden von der Teilnahme am Camp auszuschließen,<br />
nur weil er für die Kosten nicht aufkommen kann. Daher<br />
sind wir auch laufend auf der Suche nach Sponsoren<br />
jeder Größenordnung. Folglich hier ein kurzer Kosten-<br />
Leistungs-Vergleich.<br />
• EUR 680,– ermöglichen einer Person die gesamte Reise<br />
und ein unvergessliches Erlebnis<br />
• EUR 290,– decken den Campbeitrag inkl. Verpflegung<br />
und die Ausflüge für eine Person<br />
• EUR 330,– finanzieren die Reisekosten für eine Person<br />
• EUR 60,– stellen die medizinische Versorgung (v.a.<br />
Pflegematerial) sicher<br />
„The IHC is more than just a break from daily<br />
routine – it‘s an opportunity to get out in the world<br />
and be inspired by what it has to offer.“<br />
Wir freuen uns schon sehr auf diese wunderbare Woche<br />
im August und auf alle, die uns dorthin begleiten.<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 59
SCHÖNER DIE GLOCKEN BALD KLINGEN<br />
Zwischen dem Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden und der Steiermark bestehen schon Jahrhunderte währende Beziehungen<br />
– zum Beispiel über die Kommende in Fürstenfeld. Dort erhält die Stadtpfarrkirche gerade fünf neue<br />
Glocken. Unsere Redaktion war beim Guss der ersten beiden Glocken dabei.<br />
Von Richard Steeb<br />
sein – „auch deshalb, weil man einen Glockenguss für die<br />
Heimatkirche wohl nur einmal im Leben sieht“, wie es viele<br />
Augenzeugen auf den Punkt brachten.<br />
In der Glockengießerei Perner in Passau gab es einen<br />
herzlichen Empfang, und nach einer kurzen Einführung<br />
ging es in eine Halle, wo die großen Formen der Glocken<br />
„Maria“ und „Augustinus“ zu sehen waren. Zwei andere<br />
Formen waren nicht zu sehen, spielten aber bei unserem<br />
Besuch an diesem Februartag die Hauptrolle: „Franziskus“<br />
und „Josef“. Sie waren längst in der sogenannten<br />
Glockengrube vergraben - komplett mit Erde verfüllt und<br />
ordentlich verdichtet, damit die Formen den beim Gießen<br />
entstehenden Druck aushalten konnten.<br />
96 Jahre lang begleiteten die Glocken der Stadtpfarrkirche<br />
Fürstenfeld die Bevölkerung, ehe diese am 27. Mai <strong>2018</strong><br />
zum letzten Mal zu hören waren. Danach mussten sie im<br />
Zuge einer Kirchturmsanierung neuen Glocken Platz machen.<br />
<strong>Die</strong> ersten beiden der fünf neuen Glocken wurden<br />
im Februar <strong>2018</strong> in Passau gegossen. Mehr als 50 Fürstenfelder<br />
und die Redaktion der „MALTESER“ wollten es sich<br />
nicht nehmen lassen, bei diesem großen Ereignis dabei zu<br />
In Gottes Namen<br />
Stadtpfarrer Alois Schlemmer las aus dem Evangelium,<br />
und nach einem Vaterunser konnte der Glockenguss – begleitet<br />
vom Geläut der Passauer Domglocken – beginnen.<br />
Bei den Worten „In Gottes Namen lasst’s rinnen, stoßt<br />
den Zapfen aus. Gott bewahr’ das Haus“ wurde die über<br />
1100 Grad heiße Glockenspeise durch einen Kanal zu den<br />
neuen Glocken geleitet.<br />
Wie sich die neuen Glocken anhören, werden wir wohl erst<br />
am 28. Juli erfahren, wenn das neue Geläut zum ersten<br />
Mal ertönen soll. Wir sind jedenfalls schon sehr gespannt!<br />
60<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>
Hätten Sie‘s gewusst?<br />
Bis es zum Guss einer neuen Glocke kommt, sind<br />
viele Arbeiten erforderlich. So benötigt der Glockengießer<br />
zur Herstellung einer Glocke eine dreiteilige<br />
Form, bestehend aus Kern, falscher Glocke und<br />
Mantel. Der Kern, der dem Inneren der Glocke entspricht,<br />
wird aus Lehmsteinen und verschiedenen<br />
Lehmschichten gemauert. <strong>Die</strong> falsche Glocke, oder<br />
Modellglocke, muss in Umfang und Aussehen genau<br />
der späteren, noch zu gießenden Bronzeglocke entsprechen.<br />
Sie besteht aus Lehm und Talg, die Zier<br />
wird in Wachs aufgetragen. Vor der Herstellung des<br />
Mantels streicht der Glockengießer zunächst einen<br />
feinen, dann immer gröberen Lehm auf die falsche<br />
Glocke, sodass sich die Zier im Mantel abdrücken<br />
kann. Der Mantel muss einen großen Druck aushalten,<br />
der während des Gießens auf ihn einwirkt.<br />
Der Ton macht die Musik<br />
Für den Klang einer Glocke entscheidend sind die drei<br />
Parameter Durchmesser, Höhe und Wandstärke, die<br />
sogenannte Rippe. Je nach Größe dieser drei Parameter<br />
verändert sich der Ton. Eine Glocke hat etwa 50<br />
Klangfarben, die in ihrer Gesamtheit den hörbaren<br />
Ton der Glocke bestimmen. <strong>Die</strong> neuen Glocken der<br />
Stadtpfarrkirche Fürstenfeld sind auf folgende Töne<br />
festgelegt: Johannes der Täufer (c1), Augustinus<br />
(es1), Maria, Königin des Friedens (f1), Franziskus<br />
(g1), Josef (b1). Glockentöne zum „Probehören“ gibt<br />
es auf www.glocken-perner.at.<br />
Am Tag des Gusses wird der Schmelzofen angefeuert.<br />
Hat die Bronze eine Temperatur von zirka 1100<br />
Grad Celsius erreicht, kann der Guss beginnen.<br />
Wenn die rot glühende Glockenspeise aus dem Ofen<br />
fließt, Rauch aufsteigt und Gase abbrennen, hat der<br />
Glockenguss seinen Höhepunkt erreicht. <strong>Die</strong> gegossene<br />
Glocke muss danach in der ausgehobenen Glockengrube<br />
noch einige Tage auskühlen, bis sie aus<br />
ihrem Mantel befreit werden kann. Danach wird mit<br />
der Stimmgabel geprüft, ob der Guss gelungen ist<br />
und die Glocke wie gewünscht erklingt.<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 61
TAGEBUCH<br />
AUSGEZEICHNET<br />
Zwei Salzburger <strong>Malteser</strong>innen wurden für ihre Vorwissenschaftlichen Arbeiten mit dem renommierten „Erzbischof<br />
Dr. Alois Kothgasser-Preis <strong>2018</strong>“ ausgezeichnet. Wir gratulieren sehr herzlich!<br />
Von Katharina Stögner<br />
Wir könnten an dieser Stelle nun eine Laudatio über die<br />
beiden Preisträgerinnen veröffentlichen. Oder die wesentlichen<br />
Punkte aus ihren Arbeiten wiedergeben. Oder – und<br />
dafür haben wir uns letztlich entschieden – wir könnten<br />
sie beide selbst zu Wort kommen lassen. Immerhin haben<br />
die beiden jungen Damen Bemerkenswertes zu sagen.<br />
Preisträgerin Helena Inama<br />
Thema: „Der Souveräne <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
– Geschichte und Aufgaben unter besonderer Berücksichtigung<br />
der Hilfswerke“<br />
Im September 2015 habe ich mit der Ausbildung beim<br />
MALTESER Hospitaldienst (MHDA) begonnen, seit<br />
Juni 2016 bin ich nun Mitglied. Da sowohl meine Eltern<br />
als auch mein Bruder und mein Großvater bei den<br />
MALTESERN tätig sind bzw. waren, waren mir der Orden<br />
und der Hospitaldienst immer schon ein Begriff.<br />
Vor allem nach der Lourdesreise im Jahr 2009, zu der<br />
mich mein Vater als Einsatzleiter mitgenommen hat,<br />
war mir klar: Ich möchte später auch einmal bei den<br />
MALTESERN mitarbeiten und all diese schönen unvergesslichen<br />
Momente mit den Betreuten und den Kollegen<br />
erleben. Der respektvolle und freudige Umgang der<br />
MALTESER mit den „Herren Kranken“, wie es schon<br />
der Gründer Bruder Gerhard so schön gesagt hat, hat<br />
mich nachhaltig beeindruckt und geprägt. Auch die<br />
Entstehung und Geschichte des Ordens und die des<br />
Hospitaldienstes haben mich schon lange fasziniert.<br />
Nachdem wir in der Ausbildung einen kleinen Einblick<br />
in diese bekommen hatten, wusste ich, dass ich mich<br />
in meiner Vorwissenschaftlichen Arbeit gerne noch genauer<br />
mit diesem Thema auseinandersetzen will.<br />
In meiner Arbeit geht es also um die fast 1000-jährige<br />
Geschichte des Souveränen <strong>Malteser</strong>-Ritter-Ordens<br />
(SMRO), die ihn zum ältesten Krankenpflegeorden<br />
der Welt macht. Früher war der SMRO eine große<br />
militärische Macht und hat die Entwicklung Europas<br />
v.l.n.r.: Helene Inama (Platz 2) mit Alterzbischof Alois<br />
Kothgasser und Katharina Knaust (Platz 1)<br />
wesentlich geprägt. Bis heute ist er als souveränes<br />
Völkerrechtssubjekt anerkannt und unterhält zahlreiche<br />
diplomatische Beziehungen. Auch im Bereich der<br />
Medizin und der Hygiene waren die Ordensmitglieder<br />
führend. Da Menschen zu jeder Zeit auf die Hilfe anderer<br />
angewiesen sind, konnte der Orden seit seiner<br />
Gründung durchgehend bestehen.<br />
Von Anfang an wurde die Arbeit mit den kranken Menschen<br />
vom christlichen Glauben geprägt. <strong>Die</strong> Spiritualität<br />
des SMRO spiegelt sich einerseits im Kampf gegen<br />
das achtfache Elend und andererseits in der Begegnung<br />
mit Jesus Christus im Bild des Nächsten als dem<br />
„Herren Kranken“ wider. <strong>Die</strong> Vision des Gründers, das<br />
Leid in der Welt zu lindern, ist aktueller denn je. Heute<br />
werden die karitativen Aufgaben großteils von den verschiedenen<br />
Hilfswerken des Ordens wahrgenommen.<br />
Der MALTESER Hospitaldienst ist im Zuge der Hilfsaktivitäten<br />
von Ordensmitgliedern und deren Freunden<br />
für Flüchtlinge aus Ungarn im Jahr 1956 entstanden<br />
und ist die größte ehrenamtliche Sanitätsorganisation.<br />
Seine Aufgaben reichen von der Behindertenbetreuung<br />
und der Katastrophenhilfe bis hin zum Rettungsdienst.<br />
62<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>
TAGEBUCH<br />
Preisträgerin Katharina Knaust<br />
Thema: „<strong>Die</strong> Organspende aus Sicht der<br />
katholischen und der evangelischen Kirche“<br />
Christliche Ethik ist eine Thematik, die mich schon<br />
längere Zeit begleitet – nicht zuletzt auch durch meine<br />
Mitarbeit im MHDA Bereich Salzburg, bei der ich mit<br />
alten, kranken, schutz- und pflegebedürftigen Menschen<br />
sowie mit Menschen mit besonderen Bedürfnissen<br />
in Kontakt gekommen bin.<br />
Beim Konzipieren meiner Vorwissenschaftlichen Arbeit<br />
musste ich mich erstmals wissenschaftlich mit<br />
Fragen der Medizinethik, genauer mit dem ethischen<br />
Hintergrund der Organspende, auseinandersetzen. Ich<br />
habe das Thema Organtransplantation mit besonderem<br />
Schwerpunkt auf deren Rezeption in der katholischen<br />
und der evangelischen Kirche gewählt. Damit die<br />
Analyse dieser komplexen Fragen auf einem gewissen<br />
medizinischen Grundlagenwissen basiert, stand die<br />
Beschreibung des Sterbeprozesses eines Organismus<br />
am Anfang.<br />
<strong>Die</strong> Kontroverse um den Hirntod sowie um die sogenannte<br />
„non-heart-beating-donation“ (die Organspende<br />
nach irreversiblem Herztod) war ein zweiter wichtiger<br />
Teil der Arbeit. Bibeltheologische Aspekte, die<br />
die christlich-theologische Komponente verdeutlichen<br />
v.l.n.r.: Herbert Tiefenthaler (Fachinspektor), Josef<br />
Rupprechter (Leiter des Katechetischen Amtes), Helene<br />
Inama (Platz 2), Alterzbischof Alois Kothgasser, Katharina<br />
Knaust (Platz 1) und Weihbischof Hansjörg Hofer<br />
und Sterben und Tod im evangelischen sowie im katholischen<br />
Kontext beleuchten, stellen einen weiteren<br />
Schwerpunkt meiner Arbeit dar.<br />
In einem eigenen Kapitel steht die gemeinsame Erklärung<br />
der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates<br />
der Evangelischen Kirche in Deutschland zum Thema<br />
Organspende im Fokus. Darüber hinaus habe ich mich<br />
mit den Argumenten von katholischen und evangelischen<br />
Theologen beschäftigt, die sich kontrovers zu<br />
diesem komplexen Thema geäußert haben.<br />
<strong>Die</strong> Arbeit an meiner Vorwissenschaftlichen Arbeit<br />
hat mir die Möglichkeit gegeben, mir einen ersten Eindruck<br />
von den komplexen ethischen Fragestellungen<br />
zu verschaffen, mit welchen ich in meinem Medizinstudium<br />
konfrontiert bin.<br />
Der „Erzbischof Dr. Alois Kothgasser-Preis“ ...<br />
... wurde erstmals im Jahr 2016 von der Erzdiözese<br />
Salzburg vergeben. Mit dieser Ehrung werden sehr<br />
gute Arbeiten aus dem Bereich des katholischen<br />
Religionsunterrichts ausgezeichnet. Der Preis<br />
wird für Vorwissenschaftliche Arbeiten (AHS) und<br />
Diplomarbeiten (BHS) im katholischen Religionsunterricht<br />
verliehen. <strong>Die</strong> Vergabe der diesjährigen<br />
Preise wurde durch eine sechsköpfige Jury in Absprache<br />
mit dem Namensgeber der Auszeichnung<br />
entschieden.<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 63
TAGEBUCH<br />
AUSZEICHNUNG<br />
ANERKENNUNG FÜR<br />
ROMA-INTEGRATION<br />
Der Sonderbotschafter des Ordens für Roma-Fragen, Dr. Franz<br />
Salm-Reifferscheidt-Raitz, erhielt im Beisein der höchsten<br />
Vertreter der Ordensregierung im Rahmen einer Feier im ungarischen<br />
Parlament das Kommandeurskreuz der Republik Ungarn<br />
für seine erfolgreichen Verdienste im Bereich der Integration der<br />
Roma im Karpatenbecken aus der Hand des ungarischen Vizekanzlers<br />
Dr. Zsolt Semjén.<br />
EINE (FAST) UNENDLICHE GESCHICHTE<br />
Erinnern Sie sich noch an die SOS-Aufkleber – weißes Kreuz auf hellblauem Grund –, die vor mehr als 50 Jahren in<br />
Umlauf gekommen sind? Hier eine aktuelle Anekdote dazu aus dem Jahr <strong>2018</strong>.<br />
Von Christoph Wellner<br />
Anfang der 1960er Jahre hatte der<br />
Jesuitenpater Johannes Leppich<br />
die Idee, die Aufkleber mit der Inschrift<br />
„SOS“ zu verbreiten. Das<br />
Zeichen sollte signalisieren, dass<br />
derjenige, der es mit sich führt, darum<br />
bittet, dass in Todesgefahr ein katholischer Priester<br />
als Beistand gerufen wird. Über einen Erlass des Bundesministeriums<br />
für Inneres vom 22. April 1963, und wieder<br />
verlautbart Anfang 1992, erhielt das SOS-Pickerl dann<br />
sogar einen ganz „offiziellen“ Status. Irgendwann jedoch<br />
gerieten die Aufkleber wieder in Vergessenheit – bis zum<br />
April <strong>2018</strong>. Da wurde ich eines Tages von einem Freund<br />
gefragt: „Du arbeitest doch bei der Kirche? Kannst Du<br />
mir bitte helfen – ich brauche ein SOS-Pickerl für mein<br />
neues Auto.“<br />
Kein Problem, denke ich. Habe ich doch diese Aufkleber<br />
früher für meine Familie und mich immer am Stephansplatz<br />
im Geschäft „Kunst & Kirche“ bekommen. Also<br />
mache ich mich auf den Weg. „Ich hätte gerne ein SOS-<br />
Pickerl für mein Auto.“ „Haben wir leider nicht mehr“,<br />
ist die Antwort. Und sie fällt an zumindest fünf weiteren<br />
Stellen, an denen ich nachfrage, genauso aus. Bis ich<br />
mich plötzlich erinnere: Es gibt diese Aufkleber nicht<br />
nur in hellbau-weiß, sondern auch in rot-weiß – mit dem<br />
<strong>Malteser</strong>kreuz.<br />
<strong>Die</strong> MALTESER helfen dort, wo Not ist ...<br />
Als gelernter Wiener weiß ich, dass die MALTESER in der<br />
Johannesgasse ihren Sitz haben. Dort werde ich freundlich<br />
empfangen, stelle meine an diesem Tag schon oft gestellte<br />
Frage und … bekomme zum ersten Mal ein „Ja!“<br />
als Antwort. Ich jubiliere! Es dauert nur wenige Sekunden<br />
und schon habe ich den rot-weißen Aufkleber in der Hand.<br />
Zurück im Büro mache ich dann das, was jeder gemacht<br />
hätte, der sich nicht so sicher gewesen ist, wie ich das war.<br />
Ich habe „SOS Aufkleber“ in meine Suchmaschine eingetippt<br />
und bin auf www.sos-action.at gestoßen. Dort kann<br />
man die Aufkleber ganz bequem bestellen.<br />
64<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>
XXXX<br />
WIR TRAUERN UM<br />
=<br />
+ 20. März <strong>2018</strong><br />
Dr. Madeleine<br />
Gräfin Trauttmansdorff<br />
Haus Malta<br />
+ 3. Mai <strong>2018</strong><br />
Margarethe Salaba<br />
Langjährige Betreute des MHDA<br />
+ 3. April <strong>2018</strong><br />
Marie-Thérèse Gräfin von<br />
Waldburg zu Zeil und<br />
Hohenems, geb. Gräfin<br />
Nemes de Hidvég et<br />
Oltszem<br />
MHDA-Mitglied und<br />
Sternkreuzordensdame<br />
+ 27. Mai <strong>2018</strong><br />
Gertrud Dagmar<br />
Silberbauer, geb. Schütz<br />
Magistraldame, langjährige<br />
Mitarbeiterin im MHDA und<br />
im MBD<br />
+ 2. Juni <strong>2018</strong><br />
Brigadegeneral<br />
Dr. Pierpaolo Tempesta<br />
Magistralritter<br />
+ 8. Juni <strong>2018</strong><br />
Sissy Mayerhoffer<br />
Trägerin des Verdienstordens<br />
„Pro merito melitensi“ für<br />
ihre Leistungen im Rahmen<br />
der Aktion „NACHBAR IN<br />
NOT“<br />
MALTESER<br />
Friedhofsbegleitdienst<br />
<strong>Die</strong> ehrenamtliche Friedhofsbegleitung richtet<br />
sich (zunächst ausschließlich in Wien) an<br />
ältere Menschen, die sich auf dem Weg<br />
zum Friedhof unsicher fühlen und niemanden<br />
haben, der sie begleitet.<br />
<strong>Die</strong> MALTESER begleiten Sie ehrenamtlich<br />
und kostenlos auf den Friedhof.<br />
Wir holen Sie von zu Hause ab, begleiten Sie<br />
auf den Friedhof, verweilen mit Ihnen am<br />
Grab, sind beim Blumentausch und beim Kerzenanzünden<br />
behilflich. Danach bringen wir<br />
Sie wieder zurück nach Hause.<br />
Tel. +43 664 11 88 180<br />
info@friedhofsbegleitdienst.at<br />
Weitere Informationen:<br />
www.friedhofsbegleitdienst.at<br />
Unsere Mitglieder engagieren sich ehrenamtlich<br />
und spenden ihre Zeit, um anderen Menschen<br />
ein Stück Lebensalltag zu schenken. Mit<br />
Ihrer Spende unterstützen Sie die ehrenamtlichen<br />
Hilfsprojekte der MALTESER in Österreich.<br />
MALTESER Hospitaldienst Austria<br />
IBAN: AT65 2011 1800 8087 0800<br />
BIC: GIBAATWWXXX<br />
Informationen über die MALTESER unter<br />
www.malteser.at • www.malteserorden.at<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 65
TAGEBUCH<br />
ÜBER DEN TOD HINAUS GUTES TUN<br />
Im Vorjahr haben die Österreicher mit Testamentsspenden im Wert von rund 60 Millionen Euro verschiedenste gemeinnützige<br />
Organisationen unterstützt. Dank dieser Vermächtnisse kann scheinbar Unmögliches möglich werden.<br />
Um für diese Großzügigkeit symbolisch Danke zu sagen,<br />
haben am 12. April <strong>2018</strong> insgesamt 78 Mitglieder-Organisationen<br />
der „Initiative für das gute Testament“, darunter<br />
die MALTESER, im Schlossgarten Schönbrunn in Erinnerung<br />
an die Legatare Vergissmeinnicht gepflanzt. Als<br />
Standort wurde das Familienmonument von Maria Karolina,<br />
Tochter von Maria Theresia und Königin von Sizilien,<br />
ausgewählt. <strong>Die</strong>ser Ort gilt insoferne als geschichtsträchtig,<br />
als es Karolinas Wunsch war, dass rund um ihr Denkmal<br />
vier Blumenbeete ausschließlich mit Rosen, Vergissmeinnicht<br />
und der sogenannten Gedächtnisblume in<br />
Erinnerung an vier ihrer Kinder gepflanzt werden sollten.<br />
„Nach ihrem Tod geriet diese große Habsburgerin in Vergessenheit.<br />
Umso mehr freut es mich, dass ihr und der<br />
vielen Vermächtnisgeber, die mit ihrer Testamentsspende<br />
Großes bewirken, mit der Pflanzaktion gedacht und ihnen<br />
dadurch die Liebe, der Respekt, die Dankbarkeit und die<br />
Anerkennung zu Teil werden, die sie verdienen“, so Kunsthistorikerin<br />
Eva Maria Baumgartner.<br />
Von Katharina Stögner<br />
Vergissmeinnicht:<br />
„Vergissmeinnicht – <strong>Die</strong> Initiative für das gute Testament“<br />
vereint 78 österreichische gemeinnützige Organisationen.<br />
Zusammen mit dem Träger der Initiative, dem<br />
Fundraising Verband Austria, und Kooperationspartnern<br />
wie der Österreichischen Notariatskammer, wollen sie die<br />
österreichische Bevölkerung über die Möglichkeit informieren,<br />
im Testament neben Angehörigen auch eine gemeinnützige<br />
Organisation zu berücksichtigen. Dahinter<br />
steht die gemeinsame Überzeugung, dass man mit einem<br />
Vermächtnis für den gemeinnützigen Zweck über das<br />
Leben hinaus Gutes tun kann.<br />
Nähere Infos: www.vergissmeinnicht.at<br />
Wussten Sie, dass ...<br />
... Testamentsspenden immer beliebter werden? Rund<br />
14 Prozent der Österreicher über 40 Jahre können es<br />
sich laut Umfrage des market Instituts vorstellen, eine<br />
gemeinnützige Organisation im Testament zu bedenken.<br />
Im Jahr 2012 waren es vergleichsweise erst acht<br />
Prozent.<br />
... beim Thema Erben noch hoher Informationsbedarf<br />
besteht? Nur 35 Prozent der Österreicher über 60 Jahre<br />
haben ein Testament verfasst, und viel zu wenige<br />
Menschen wissen, dass man neben Angehörigen auch<br />
eine gemeinnützige Organisation in seinem Testament<br />
bedenken kann.<br />
66<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>
TAGEBUCH<br />
Termine <strong>2018</strong><br />
JULI <strong>2018</strong><br />
8–16 Burgundreise MHDA<br />
21 Konzert Altenhof MHDA<br />
OKTOBER <strong>2018</strong><br />
8 Ausbildung-Informationsabend Tirol MHDA<br />
20 Benefizlesung Georg Markus MBD/MHDA<br />
AUGUST <strong>2018</strong><br />
2-5 20. Wildwassercamp Wildalpen MHDA<br />
3 Benefizball Salzburg SMRO<br />
11–18 IMS London UK MHDA<br />
25–26 Tiroler Sommerreise nach Bad Ischl MHDA<br />
SEPTEMBER <strong>2018</strong><br />
7-9 Sommerlager Podersdorf MHDA<br />
14–16 Familienwallfahrt Admont SMRO<br />
30 2. Kinderhilfelauf Amstetten MKH<br />
NOVEMBER <strong>2018</strong><br />
9 Benefizlesung Peter Matic ´<br />
MHDA<br />
17 Benefizgala Steiermark SMRO/MHDA<br />
18–25 Pilgerfahrt ins Heilige Land SMRO/MHDA<br />
DEZEMBER <strong>2018</strong><br />
1–2 Punsch und Straßensammlung Halbturn MHDA<br />
8 Benefizkonzert Ebergassing MHDA<br />
8–9 Punsch und Straßensammlung Halbturn MHDA<br />
15–16 Punsch und Straßensammlung Halbturn MHDA<br />
Wiederkehrende Termine<br />
<strong>Malteser</strong>kirche, Kärntner Straße 37, 1010 Wien<br />
„Montag bei den <strong>Malteser</strong>n“ Hl. Messe, Predigt, Musik, Stille im Zentrum der Stadt, 12.00 Uhr<br />
Hl. Messe mit Orgelmusik und Predigt Jeden ersten Sonntag im Monat, 10.00 Uhr<br />
Feierliche Vesper mit Eucharistischem Segen Jeden Sonntag, 16.00 Uhr<br />
KONTAKT<br />
Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
Großpriorat von Österreich<br />
Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />
T: +43 1 512 72 44<br />
E: smom@malteser.at<br />
I: www.malteserorden.at<br />
MALTESER Austria<br />
Bundeszentrale<br />
Mag. Manuel Weinberger<br />
T: +43 1 512 53 95<br />
E: zentrale@malteser.at<br />
I: www.malteser.at<br />
<strong>Malteser</strong> International<br />
Dipl.-Ing. Richard Steeb<br />
T: +43 1 512 72 44<br />
E: smom@malteser.at<br />
I: www.malteser-international.org<br />
MALTESER Care<br />
Helmut Lutz<br />
T: +43 1 361 97 88 Fax 50<br />
Kostenlose Pflegehotline: 0800 201 800<br />
(Mo–So 8.00–20.00 Uhr)<br />
E: office@mcr.or.at<br />
I: www.malteser.care<br />
MALTESER Kinderhilfe<br />
Olivier Loudon<br />
T: +43 7472 98201<br />
E: office@malteser-kinderhilfe.at<br />
I: www.malteser-kinderhilfe.at<br />
Haus Malta<br />
Dir. Bogdan Norbert Bercal<br />
T: +43 1 597 59 91<br />
E: hausmalta@malteser.at<br />
I: www.hausmalta.at<br />
Johannesgemeinschaft<br />
Marie Czernin<br />
T: +43 1 512 72 44<br />
E: info@jg-online.at<br />
I: www.jg-online.at<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong> 67
XXXXX<br />
Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
Großpriorat von Österreich<br />
Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />
Katharina Stögner<br />
T: +43 1 512 72 44, F: +43 1 513 92 90<br />
presse@malteser.at<br />
www.malteserorden.at<br />
MALTESER Austria<br />
Bundeszentrale<br />
Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />
Mag. Manuel Weinberger<br />
T: +43 1 512 53 95, F: +43 1 512 84 78<br />
zentrale@malteser.at<br />
www.malteser.at<br />
Österreichische Post AG<br />
MZ 11Z038858M<br />
Souveräner <strong>Malteser</strong>-Ritter-Orden<br />
Johannesgasse 2, 1010 Wien<br />
68<br />
DIE MALTESER 2/<strong>2018</strong>