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Carsten Kupka: "Keine-Angst, der will nur beißen" [Blick ins Buch]

Was hat das Essen von leckerem Eis mit den zukunftsgerichteten Gedanken eines Sechsjährigen zu tun? Sind aussichtslose Situationen, in denen eine Axt eine Rolle spielt, wirklich aussichtslos? Welche Bedeutung hat eine Kerze für einen jugendlichen Pfandflaschensammler? Lassen Sie sich mit diesem Buch auf außergewöhnliche und trotzdem authentische Geschichten ein und genießen Sie humorvoll-tragische Erzählungen in einem eigenwilligen Stil. Carsten Kupka wird Sie nicht nur mit seiner prägnanten Sprache zum Schmunzeln bringen, sondern Sie auch mit Vielseitigkeit überraschen. Mit ironischem Esprit schreibt er nicht nur über das Single-Dasein, sondern sorgt auch dafür, dass die Gefühle nicht zu kurz kommen.

Was hat das Essen von leckerem Eis mit den zukunftsgerichteten Gedanken eines Sechsjährigen zu tun?
Sind aussichtslose Situationen, in denen eine Axt eine Rolle spielt, wirklich aussichtslos?
Welche Bedeutung hat eine Kerze für einen jugendlichen Pfandflaschensammler?
Lassen Sie sich mit diesem Buch auf außergewöhnliche und trotzdem authentische Geschichten ein und genießen Sie humorvoll-tragische Erzählungen in einem eigenwilligen Stil.
Carsten Kupka wird Sie nicht nur mit seiner prägnanten Sprache zum Schmunzeln bringen, sondern Sie auch mit Vielseitigkeit überraschen. Mit ironischem Esprit schreibt er nicht nur über das Single-Dasein, sondern sorgt auch dafür, dass die Gefühle nicht zu kurz kommen.

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Autor<br />

<strong>Carsten</strong> <strong>Kupka</strong>, geboren in Gelsenkirchen, lebt heute in<br />

Oberhausen.<br />

Eine kleine Fangemeinde konnte er für sich gewinnen,<br />

als er 2014 einen tragikomischen Roman um einen<br />

männlichen Single als wöchentlichen Fortsetzungsroman<br />

in den sozialen Netzwerken teilte.<br />

Seit dieser Zeit veröffentlichte er einige Kurzgeschichten<br />

in Anthologien, verschiedener Verlage.<br />

Viermal im Jahr lädt er Autoren und Gäste zu Lesungen<br />

in ein kleines Szenecafé in Mülheim an <strong>der</strong> Ruhr ein.<br />

Das vorliegende <strong>Buch</strong> ist sein Debüt.<br />

Besuchen Sie ihn bei Facebook<br />

<strong>Carsten</strong> <strong>Kupka</strong> / Kurzgeschichten<br />

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Kontakt:<br />

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Veröffentlicht im Elvea Verlag Chemnitz, Januar<br />

2017/2018<br />

© 2017 bei Elvea Verlag<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

Das Werk darf, auch teilweise,<br />

<strong>nur</strong> mit Genehmigung des Verlages weitergegeben<br />

werden.<br />

Cover: Frank Gebauer, Kunstfotograf<br />

Oberhausen<br />

Lektorat: Angela Hochwimmer<br />

Layout: Uwe Köhl<br />

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Danksagung<br />

Für Stefanie.<br />

Wenn <strong>der</strong> Froststurm um Dich rum weht,<br />

und Du die Wärme im Gesicht spürst.<br />

Wenn Du gestresst wirst,<br />

und trotzdem milde lächelst.<br />

Wenn Du ermüdest,<br />

und doch neue Kraft bekommst.<br />

Dann weißt Du, was es ist.<br />

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Inhalt<br />

Jemand isst ein Eis 7<br />

Ein Osterspaziergang 17<br />

Die stumpfe Axt 25<br />

Istma 49<br />

Scheiß Kerze 52<br />

Die verlorene Nacht 63<br />

Der Entzug 74<br />

Brief eines Toten 76<br />

Die Erinnerung 83<br />

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Jemand isst ein Eis<br />

1970<br />

»Sieh mal, wie glücklich er guckt.«<br />

Dieser Satz stammt von meinem Vater. Ich verstehe<br />

<strong>nur</strong> Bahnhof. Viel zu viele neue Wörter.<br />

Schließlich bin ich erst acht Monate alt. Und<br />

ich bekomme gerade etwas Neues zu essen.<br />

Etwas ungewohnt Kaltes. Aber trotzdem gut.<br />

Wahrscheinlich gucke ich deshalb glücklich.<br />

1972<br />

»Ach, was machst du denn da wie<strong>der</strong>?«<br />

Das ist Mama. Ich weiß nicht, warum sie fragt.<br />

Das sieht sie doch. Was ich mache, ist die Tätigkeit<br />

des Eisessens. Sie nähert sich mir. Mit<br />

einem Taschentuch, auf dem ihr Seiber ist. Das<br />

muss doch nicht sein. Es ist schließlich eine<br />

Selbstverständlichkeit, sich das Gesicht mit Eis<br />

einzureiben, wenn man drei ist.<br />

7<br />

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1974<br />

»Iss dein Eis vernünftig.«<br />

Klasse, Mama, was soll das denn? Vernünftig<br />

Eis essen. Wie sieht so etwas aus? Mit Messer<br />

und Gabel? O<strong>der</strong> muss ich dabei ernsthaft<br />

dreinblicken? Zuviel Tiefsinniges sollte sie nicht<br />

von mir erwarten. Wir Fünfjährige haben nichts<br />

Vernünftiges im Sinn, und so eine Auffor<strong>der</strong>ung<br />

vergällt ein wenig den Eisgenuss. Der Geschmack<br />

des Eises spielt noch keine so große<br />

Rolle. Was weiß ich schon von <strong>der</strong> Vielfalt.<br />

1977<br />

Ich übernachte bei Oma. Das ist was Gemütliches<br />

und Oma ist immer so entspannt. Also,<br />

noch kenne ich das Wort »entspannt« überhaupt<br />

nicht. »Gelassen« auch nicht, bin ja erst<br />

acht. Also nochmal. Oma ist immer so groovy.<br />

Das Wort kenne ich. Wir sind schließlich umzingelt<br />

von Hippies in diesen schlimmen siebziger<br />

Jahren. Es ist total fürchterlich, wie die<br />

Hosen alle aussehen, mit dem Schlag. Und<br />

manche Menschen haben sich auch noch einen<br />

»Kiss«-Schriftzug drauf gestickt. Warum?<br />

8<br />

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Ich habe also bei Oma geschlafen und bin jetzt<br />

aufgewacht. Oma sagt, dass Papa gestern Abend<br />

noch spät da war. Er hat mir ein Eis mitgebracht.<br />

Aber ich wurde nicht wach. Und was ist mit dem<br />

Eis passiert? Das ist im Gefrierfach, sagt Oma.<br />

Aber ich kann das jetzt noch nicht essen. Es wäre<br />

zu kalt, sagt sie. Ja, sicher. Und vom Fernsehen<br />

bekommt man viereckige Augen. So ist das, wenn<br />

man noch so klein ist. Man muss den Blödsinn<br />

hinnehmen, <strong>der</strong> einem vorgebetet wird. Genau so<br />

wie das Beten selbst. Alles <strong>nur</strong> abgeguckte Gewohnheiten,<br />

aber ich drifte ab. Ich muss wirklich<br />

eine halbe Stunde warten, bis ich das Eis essen<br />

darf, weil mein achtjähriger Körper scheinbar<br />

sonst zusammenbrechen würde.<br />

1978<br />

Juhu, welch wonniges Glück. Ich habe Taschengeld<br />

bekommen. Und ich weiß, was ich damit<br />

mache. Ich setze es teilweise in Wassereis um.<br />

10 Pfennig das Stück. Ich freue mich so. Was<br />

kann es Schöneres geben als eine Handvoll Eis<br />

in Plastikhülsen.<br />

Ich lasse mir ein Spiel einfallen, während ich<br />

das Eis esse. Als Erwachsener werde ich doch<br />

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bestimmt auch Eis essen, und ich beschließe,<br />

mir vorzustellen, wie das wohl aussehen kann.<br />

Ich versuche, mir also mich vorzustellen. Als<br />

Mann. Mit Bart o<strong>der</strong> so. Und mit einer Frau.<br />

Wie die Frau in meinen Gedanken aussieht, ist<br />

egal. Irgendwie wird sie schon aussehen. Also,<br />

ich bin neun. Es ist mir wirklich egal.<br />

Aber dieser Fantasie-Erwachsene mit Frau <strong>will</strong><br />

mir nicht vor das Auge kommen.<br />

Stattdessen sehe ich jemanden in dunkler Nacht<br />

durch eine Straße torkeln. Mit einem Eis am<br />

Stiel in <strong>der</strong> Hand. Ein Betrunkener, um die<br />

zwanzig. Na, hoffentlich bin ich das nicht später.<br />

Was da alles passieren kann. Nachts, draußen.<br />

Und woher hat er/ich um diese Uhrzeit ein Eis?<br />

Schmeckt Alkohol? frage ich Mami und Vati.<br />

Nein, antworten beide.<br />

1979<br />

Mein Leben ist wun<strong>der</strong>voll. Mami gibt mir wöchentlich<br />

mein Taschengeld, damit ich Haushalten<br />

lerne. Bitte, was? Ich bin, meinem zehnjährigen<br />

Alter angemessen, sehr unüberlegt in<br />

meinen Handlungen. Obwohl, so unüberlegt<br />

auch wie<strong>der</strong> nicht. Ich weiß, was ich <strong>will</strong>.<br />

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Eis natürlich. Dieses Spiel habe ich noch nicht<br />

wie<strong>der</strong>holt. War ja doof. Wenn man sich vorstellen<br />

möchte, wie man als Familienmensch<br />

aussieht und dann eine betrunkene Gestalt<br />

sieht.<br />

Egal. Heute nochmal. Die Karten sind neu gemischt.<br />

Ich esse ein Kalter-Finger-Eis und lasse<br />

meine Gedanken in die eingebildete Zukunft<br />

sehen.<br />

Na, herrlich. Ich sehe mich wie<strong>der</strong>. Unheimlicherweise<br />

wie<strong>der</strong> nachts. Er sitzt an einer Bushaltestelle<br />

und ist bestimmt schon fast dreißig<br />

und er hat ein Hörncheneis in <strong>der</strong> Hand. in <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en hält er ein Foto, auf das er, also ich,<br />

sieht. Na, ich weiß nicht. Die Frau darauf hat<br />

bunte Haare. So eine <strong>will</strong> ich nicht im Dunklen<br />

sehen. Die spuckt bestimmt auf die Straße und<br />

lacht gerne grundlos. Warum habe ich mir keine<br />

an<strong>der</strong>e ausgesucht?<br />

Mami, sage ich zu Mami. Frauen mit bunten<br />

Haaren sehen komisch aus.<br />

Ja, sagt Mami.<br />

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1980<br />

Das Wichtigste im Leben ist das Eis, das zu<br />

einem passt. Ich habe e<strong>ins</strong> mit Lakritzstiel. Das<br />

ist mein Lieblingseis. Ich darf sowas haben. Ein<br />

Lieblingseis und eine Lieblingsfarbe. Gelb, weil<br />

mein Rad gelb ist. Ja, ich weiß, ist nicht einfallsreich,<br />

aber ich weiß das nicht besser, ich<br />

bin elf.<br />

Es ist wie<strong>der</strong> Zeit, mein Spiel zu machen.<br />

Ich sehe mich in so einer Disco. Komisch, so ein<br />

Blödsinn. So viele Leute und zu laute Musik.<br />

Was wollen wir hier? Und was tut er? Er<br />

quatscht mit einer Frau. Ach, die sieht gut aus.<br />

Wird das meine Ehefrau? Nee, wir gehen weiter<br />

und fassen einer Dame an den Popo. Schlägt sie<br />

ihn-mich-uns jetzt? Nein, sie küsst uns.<br />

Ach ja, die lasse ich mir auch gefallen. <strong>Keine</strong><br />

bunten Haare. Wieso habe ich ein Eis in <strong>der</strong><br />

Hand?<br />

Ah, ein kaltes Buffet mit Kühlschrank in <strong>der</strong><br />

Disco. Zumindest wissen wir zu leben.<br />

Vati, sage ich zu Vati. Wenn ich groß bin, werde<br />

ich in einer Disco Eis essen.<br />

Quatsch, sagt Vati.<br />

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1981<br />

Es ist Sommer, ich sitze in einer Eisdiele und<br />

habe ein Spaghettieis. Mein Lieblingseis. Noch<br />

bin ich erst zwölf und weiß deswegen nicht, dass<br />

Spaghettieis das Lieblingseis von allen Männern<br />

ist.<br />

Was mache ich wohl, wenn ich älter bin? Na<br />

gut, das alte Spiel.<br />

Ich sehe mich in einer Wohnung, ein Eis am<br />

Stiel an die Stirn haltend und rufend. Nee,<br />

doch nicht rufend. Streitend. Da ist noch eine<br />

Frau. Die streitet auch.<br />

Ob ich sowas <strong>will</strong>, in meiner Zukunft?<br />

Papa, sage ich zu Vati. Jetzt, wo ich schon was<br />

älter bin, sag ich nicht mehr Vati zu Papa, wenn<br />

ich groß bin, werde ich mit meiner Frau nie<br />

streiten.<br />

Ja, genau, sagt Vati und gr<strong>ins</strong>t.<br />

1982<br />

Ich habe viel Eis gegessen im letzten Jahr. Weil<br />

ich gefallen an meinem Spiel gefunden habe.<br />

Ich habe ihn immer öfter gesehen. Viel erlebt<br />

habe ich. O<strong>der</strong> werde ich.<br />

Es war immer nachts, immer mit Eis.<br />

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Irgendwie kam keine Familie vor. Ich heirate<br />

wohl nicht. Streiten kommt dafür trotzdem vor.<br />

Und das, obwohl ich mir doch vorgenommen<br />

habe, es nicht zu tun.<br />

Ich esse mein Eis und sehe mir zu. Wie ich an<br />

einem Fenster stehe und in die Nacht sehe.<br />

Scheinbar denke ich über etwas nach. Ab und<br />

zu gr<strong>ins</strong>en wir dabei.<br />

Laura, sage ich zu Laura. Ich werde nie heiraten.<br />

Willst du trotzdem meine Freundin werden?<br />

Laura wirft ihr Eis nach mir und geht weg.<br />

Flirten kann ich nicht. Das ist nicht schlimm,<br />

mit dreizehn.<br />

1983<br />

Ich komme in ein komisches Alter. Woran ich<br />

das merke? Ich schäme mich beim Bestellen<br />

meines Lieblingseises. Aber ich <strong>will</strong> es ja trotzdem<br />

haben.<br />

Also nehme ich all meinen Mut zusammen und<br />

gehe in den Kiosk.<br />

Ein Mecki von Schlecki, bitte.<br />

Was denken sich solche Hersteller eigentlich bei<br />

<strong>der</strong> Namensgebung? Ich bin 14 und ich weiß,<br />

dass es komische Drogen gibt.<br />

14<br />

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Ich denke, Eisnamenerfin<strong>der</strong> kiffen den ganzen<br />

Tag. Ich erhalte mein Mecki von Schlecki und<br />

freue mich.<br />

Und ich tauche ein, in meine Zukunft. Ich bin<br />

in einem Schlafzimmer. Mehrere Menschen<br />

sind um ein Bett versammelt.<br />

<strong>Keine</strong>r <strong>der</strong> Versammelten bin scheinbar ich.<br />

Jetzt sehe ich den Bettlägerigen und wun<strong>der</strong>e<br />

mich. Schon so alt.<br />

Ich habe das Eis-Ess-Spiel sehr oft gespielt in<br />

den letzten Wochen. Da sind wir ordentlich<br />

gealtert.<br />

Und jetzt sehe ich mir zu, wie ich behütet in<br />

diesem Bett liege. Ohne Eis.<br />

Es passiert dieses Mal etwas Ungewöhnliches.<br />

Nicht <strong>nur</strong> ich sehe mich, wir sehen uns gegenseitig.<br />

Ich, <strong>der</strong> Alte, for<strong>der</strong>e die Menschen um mich<br />

herum auf, das Zimmer für einen kurzen Moment<br />

zu verlassen.<br />

Dann begrüße ich mich.<br />

Da bist du ja. Über die Jahre hinweg habe ich<br />

mich beobachtet gefühlt. Und ich weiß, dass du<br />

es warst, <strong>der</strong> hin und wie<strong>der</strong> in meiner Nähe<br />

war.<br />

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Dein Eis-Spiel ist gut. Es sorgte mein Leben<br />

lang dafür, dass du nicht in Vergessenheit geraten<br />

bist.<br />

Du, mein kindliches Gemüt, mit Hang zu rationalen<br />

Gedanken. Bei je<strong>der</strong> Handlung habe ich<br />

mich gefragt, was würdest du davon halten.<br />

Einiges aus deiner Zukunft wird beängstigend<br />

auf dich gewirkt haben, aber mach dir nicht zu<br />

viele Gedanken.<br />

Wenn du <strong>will</strong>st, dass dir dein Leben gefällt,<br />

dann wird es das auch. Am Ende wirst du <strong>nur</strong><br />

die Dinge bereuen, die du nicht gemacht hast.<br />

Und jetzt gib mir dein Mecki von Schlecki, mein<br />

letztes Eis.<br />

Epilog<br />

Papa? frage ich Papa. Kann ich Geld für ein Eis<br />

bekommen?<br />

Was ist aus deinem letzten Eis geworden? fragt<br />

er.<br />

Das habe ich gegessen, als ich zweiundneunzig<br />

war. Und es war gut.<br />

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Ein Osterspaziergang<br />

Es ist wirklich kalt. ich spaziere diesen Waldweg<br />

lang, von dem ich weiß, dass er e<strong>ins</strong>am und<br />

dunkel gelegen ist, und versuche zu denken. Der<br />

Frost verhin<strong>der</strong>t das ein wenig.<br />

Bei 42 Grad gerinnt Eiweiß. Darüber denke ich<br />

manchmal im Hochsommer nach, denn im<br />

Gehirn ist viel Eiweiß.<br />

Bei wie viel Grad minus gefriert Eiweiß wohl?<br />

Also, noch klappt es mit dem Nachdenken.<br />

So ein Osterspaziergang ist für viele Familien<br />

eine Tradition.<br />

Für mich nicht direkt. Man kann natürlich<br />

sagen, ich mache diesen Osterspaziergang, weil<br />

mal jemand auferstanden ist.<br />

Zufällig zum Anfang <strong>der</strong> Frühlingszeit.<br />

Und weil <strong>der</strong> Zufall es so <strong>will</strong>, ist <strong>der</strong> Betreffende<br />

auch zum früheren Fest <strong>der</strong> Wintersonnenwende<br />

geboren.<br />

Und plötzlich ist die Wintersonnenwende weg<br />

und Weihnachten da, und ein wandeln<strong>der</strong> Unto-<br />

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ter sorgt dafür, dass man Kirchensteuer zahlen<br />

muss. Für die GEZ-Steuer kann er nichts. Die ist<br />

aber genauso unberechtigt.<br />

Oh, ich schweife ab.<br />

Der Grund, warum ich diesen Spaziergang<br />

mache, ist die Sehnsucht nach <strong>der</strong> Sonne.<br />

Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> mich kennt weiß, ich hasse Sonne.<br />

Eigentlich.<br />

Und jetzt diese Sehnsucht nach Wärme.<br />

Weil mal jemand gesagt hat, Sonne auf <strong>der</strong><br />

Stirn sorgt für Glücksgefühle.<br />

Ja, gut. Das tut Joggen auch.<br />

Aber ich bin erkältet.<br />

Und das als Mann.<br />

AMAZON<br />

Da joggt man nicht.<br />

Man möchte das mit <strong>der</strong> Sonne ausprobieren.<br />

Und das mit einer unbegründeten Hoffnung<br />

auf bessere Zeiten.<br />

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