Doppelseiter Shri Tobi NR 11
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Neue Reihe <strong>11</strong>
Der Sinn jeder spirituellen Übung,<br />
ist ihr völliges Scheitern vor Gott.<br />
<strong>Tobi</strong>s Beiträge vom<br />
6. Mai 2018 bis 16. Juli 2018
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Ich bin das „Licht der Welt“ -nicht teilbar, nicht<br />
trennbar und ohne Gegenüber. . . kein echter Meister,<br />
kein echter Schüler. Ich kenne keine Hierarchie,<br />
Was von mir sollte auch höher oder tiefer zu mir<br />
selbst stehen?<br />
Niemand kann mich übersehen, dann ich sehe.<br />
Niemand muss mich erringen, weil ich bereits alles<br />
bin, was ist. Ich bin -ein tiefer Blick in d/mein Auge<br />
und die Illusion heilt am „Licht der Welt“.<br />
Wer bin ich?<br />
+ + +<br />
Da das Selbst wie das israelische Militär ist und<br />
weder bejaht, noch verneint, dass es das Selbst<br />
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sei, „es schweigt“, muss ich es selbst identifizieren:<br />
„keine bestimmte Gestalt“.<br />
+ + +<br />
Teile der spirituellen Quasselszene ist wohl im<br />
Bann des Schreckgespenstes ICH.<br />
Wer hat Angst vor dem Schwarzen Mann, dem ICH?<br />
HAHAHAHAHAHAHAHA<br />
Rennt, so schnell ihr könnt. : -) Weg vor euch selbst.<br />
Es wird nicht gelingen.<br />
+ + +<br />
Manche denken, wenn man das Ich zu einem<br />
Nicht-Ich umdefiniert, wäre etwas gewonnen.<br />
HAHAHAHAHA... HIER bin ich: ICH<br />
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+ + +<br />
Wenn ich also die Politik betrachte, nicht nur die<br />
zwischen den Nationen, sondern bis hinab auf<br />
die familiäre Ebene, erkenne ich bald, woher die spirituelle<br />
Aussage kommt, dass wirklicher Friede verlässlich<br />
nur „innen“ zu finden ist. „Innen“ heißt, so<br />
nah bei mir, so nah im Hier, dass das Soziale erlischt,<br />
wo niemand mehr ist, außer „ich“. . . ein undefiniertes<br />
Sein meiner selbst. Das ist die einzig uneinnehmbare<br />
Burg des Friedens, wie es einmal eine Mystikerin thematisierte,<br />
deren Name ich vergessen habe. Leider ist<br />
es so, und ich kann es auch nicht ändern.<br />
BE HERE NOW<br />
+ + +<br />
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Ohnmacht im Willen ist der natürliche Zustand<br />
+ + +<br />
Du musst gar nichts, und das, was du „musst“,<br />
wird dir als dein Wille erscheinen.<br />
+ + +<br />
Da wir die Wirklichkeit sind, im Wesen, nehmen<br />
wir im Wesen auch nur „das Wesen der<br />
Wirklichkeit“ wahr: „die Leere von (und in) allem<br />
und jedem“.<br />
Alles Darüber-hinaus ist bereits relative<br />
Wahrnehmung, also abhängig von einem Körper.<br />
Schaue ich daher in eine Situation oder einen anderen<br />
Menschen, in egal was, sehe ich gesichert (di-<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
rekt) nur die Leere. Und in dieser Leere gibt es keinen<br />
Unterschied.<br />
Der Stein, der Hase, der Vogel, egal was- alles<br />
„teilt“ (besser: ist) im Wesen dieselbe Leere. . . permanent,<br />
oder besser gesagt, jenseits jeder relativen<br />
Ausdehnung.<br />
Und das ist die einzig wirklich gesicherte<br />
Wahrnehmung. . . alles weitere wird schon spekulativ.<br />
Da also im permanenten Wissen alles gleich aussieht,<br />
kann ich daraus kein Wissen über die Vielfalt ableiten,<br />
außer dem, dass alles im Wesen dasselbe ist. Für<br />
relatives Wissen (Wissen über die Vielfalt) braucht<br />
es einen Körper, der auf dieser Grundwahrnehmung<br />
aufbaut.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Das Sehen der Leere in allem und jedem ist die einzige<br />
Wahrnehmung, die über die Raumzeit hinaus<br />
blickt und die permanent blickt. Das Ich auf dem das<br />
persönliche Ich aufsattelt.<br />
+ + +<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Subjektive und objektive Wahrheit...<br />
...verschmelzen in der Leere; Vergangenheit und<br />
Zukunft.<br />
verschmelzen in der Leere. Alles verschmilzt in der<br />
Leere zum HIER,<br />
dem eigentlich seienden Wesen, Jenseits von Person<br />
und Nicht-Person. . .<br />
verschmolzen zum greifbaren ICH,<br />
bin Ich alles und nichts. Doch ist alles völlig natürlich:<br />
Facebook nervt,<br />
die Hühner haben Hunger, es regnet nun den zweiten<br />
Tag.<br />
+ + +<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Ein Jnani<br />
geht unbeirrt seinen Weg, egal was kommt, denn<br />
er geht nicht, er steht still.<br />
+ + +<br />
Es ist vielleicht übertrieben, zu sagen, ein Jnani<br />
geht, doch auch nicht, denn er spricht auch nicht.<br />
+ + +<br />
Warum alles so ist, wie es ist,<br />
weiß keine Sau, nicht mal ein Jnani.<br />
+ + +<br />
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Nichtwissen ist das einzig verlässliche Wissen, aber<br />
mehr braucht es im Grunde auch nicht, denn alles<br />
trägt sich selbst, selbst das Wissen.<br />
+ + +<br />
Es gibt eine grenzelose Einbildung des Menschen,<br />
die der Macht. doch ist er ihr Spielball.<br />
+ + +<br />
Die Einheit ist so perfekt, dass niemand nicht<br />
einmal aus eigen Stücken furzen kann.<br />
+ + +<br />
Wer „Gott“ nicht sehen kann, obwohl es nur Gott<br />
gibt, sucht immer einen Gott, den es nicht gibt.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
+ + +<br />
Hingabe ist im Wesen nur die Erkenntnis, dass eh<br />
niemand was zu sagen hat, noch jemals hatte.<br />
+ + +<br />
In der bewussten Einheit mit Gott ist der Mensch<br />
ohne empfundene persönliche Macht und jede<br />
Bewegung: „höhere Macht“.<br />
+ + +<br />
Da ist niemand, der spricht, als Gott mit sich selbst.<br />
+ + +<br />
Es wird viel über die Motivation Gottes spekuliert,<br />
doch ist sie für den Menschen nicht zu begreifen.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Alles menschliche Wissen über Gott bleibt so ein<br />
Missverständnis Gottes.<br />
+ + +<br />
Wer die Idee persönlicher Macht aufgibt, wird<br />
nicht ohnmächtig, sondern empfunden im Handeln<br />
getragen.<br />
+ + +<br />
Da es keine Trennung gibt, real, also über die<br />
menschliche Idee der Trennung hinaus, gibt es<br />
auch real kein Ego. Das Ego (im spirituellen Sinne)<br />
und die Vorstellung von Trennung sind im Wesen einund<br />
dasselbe. Was kann ich also tun, um das Ego zu<br />
überwinden? Am Ich muss ich dazu gar nichts ändern,<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
denn real kann ich nur existieren, da ich ungetrennt<br />
bin. Viele versuchen sich selbst zu ändern, um das<br />
„Ego“ zu überwinden.<br />
Das ist überflüssige Fleißarbeit. Ich muss also, will<br />
ich das Ego überwinden, die postuIierte Idee meines<br />
Getrennt-Sein hinterfragen. Stimmt das überhaupt,<br />
was da immer wieder postuliert wird? Bin ich überhaupt<br />
getrennt, wie behauptet wird? Denn im Wesen<br />
hat die Ego-Idee keine reale Grundlage. Sie ist nur ein<br />
sozial-spiritueller Glaube.<br />
Das ist so ähnlich, wie ich als Kind an Gespenster<br />
glaubte und Klopapier ins Schlüsselloch steckte,<br />
damit sie nachts nicht durch das Schlüsselloch ins<br />
Zimmer schlüpfen konnten. Wie in der aufgeklärten<br />
Naturwissenschaft der Gespensterglaube durch<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Erkenntnis überwunden wurde, so überwinde ich in<br />
der aufgeklärten Spiritualität das Ego einfach dadurch,<br />
dass ich selbst überprüfe, ob es dieses wirklich<br />
gibt, um dann festszustellen, dass es ein Gespenst der<br />
sozial-spirituellen Vorstellung ist.<br />
Es gibt einfach weit und breit real kein Ego (und<br />
damit meine ich nicht ich)- und jeder Versuch, ein<br />
Ego zu überwinden ist wie eine mittelalterliche<br />
Geisterbeschwörung.<br />
Der Mensch bildet sich ein Hindernis ein, das es gar<br />
nicht gibt und leidet dann unter seiner Einbildung.<br />
Und mit Einbildungen ließ sich schon immer sozial<br />
ein gutes Geschäft machen.<br />
Das ist so ähnlich wie mit dem Sünder und allen<br />
anderen machtpolitischen Spielchen. Der Mensch ist<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
raffiniert darin, seinen Mitmenschen einen Mangel<br />
einzureden, um sich dann an der virtuellen Heilung<br />
des eingeredeten Mangels zu bereichern. Doch ich<br />
mache hier ein Angebot.<br />
Wer mir ein Ego zeigen kann, wie klein auch immer,<br />
dem zahle ich 1000 Euro. : -)Was micht nervt, ist dieser<br />
neue Sehschlitz bei der Eingabe von Texten auf<br />
facebook, aber dazu brauche ich kein „Ego“.<br />
+ + +<br />
Heute habe ich gestreikt, gegenüber dem Selbst,<br />
und nicht einmal dazu braucht es einen Hauch<br />
von „Ego“. Und ich habe gesagt, ich schreibe nichts<br />
mehr „spirituelles“, bis du mich bezahlst.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Und dann bekam ich 50 Euro, daher schrieb ich wieder<br />
etwas. Auch das war ohne jedes „Ego“. Ansonsten<br />
lag ich etwas in der Sonne, ein Mittagsschläfchen,<br />
Schweigen mit den Hühnern, Quaken mit den<br />
Fröschen, Wachsen mit den Pflanzen und eben ein<br />
Genralstreik, der aber nur kurz weilte, weil das Selbst<br />
auf meine Gehaltsforderungen einging.<br />
In der Beziehung zum Selbst muss ich als Mensch<br />
nicht unterwürfig sein, noch Hingabe in diese<br />
Richtung missinterpretieren, denn letztlich ist „Gott“<br />
und „Mensch“ eine Einheit.<br />
Der Mensch lebt eine ungetrennte Beziehung, für<br />
die es keine fixe Regel gibt.<br />
+ + +<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Als Antwort auf die neonationale und esoterische<br />
Verunstaltung meines Lieblingsthemas,<br />
Spiritualität, überlege ich derzeit, eine neues Buch<br />
zu schreiben. Eine klare Antwort im Geiste des<br />
Humanismus und der Aufklärung, denn diese braune<br />
Bauernfängerei im Thema geht mir auf den Sack.<br />
Was ist aufgeklärte Spiritualität, die ohne diese<br />
ganzen dubiosen „Führer“ auskommt, die durch<br />
ihren Kleingeist im Thema brillieren? Die spucken<br />
doch einem Ramana geradezu ins Gesicht. Ich kann<br />
eh nicht verstehen, wie man das Selbst erkennen kann<br />
und dann noch an diese braune Scheiße glauben.<br />
Vor dem Selbst sind alle gleich, ob Hund, Katze, Inder,<br />
Chinese, Deutscher, Franzose, Mücke oder Elefant.<br />
Und diese grundsätzliche Gleichheit, trotz der völ-<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
ligen Verschiedenheit der Rollen, stellte Ramana sehr<br />
schön heraus. Und auch, dass es in diesem braunen<br />
Gegeneinander, ob dem Hinfurz Rasse oder Kaste,<br />
keinen Frieden gibt. Und vor allem keine Lösung im<br />
Miteinander.<br />
Und da fehlt, empfinde ich, eine ganz klare und<br />
deutliche Gegenstimme. Wenn ich als durch facebook<br />
wandere, überkommt mich das kalte Kotzen.<br />
Selbsterkenntnis, in ihrer sozialen Manifestation,<br />
ist wie die Aufklärung vom grundsätzlichen<br />
Gleichheitsgedanken getragen, nicht als Ideal, sondern<br />
als ERKENNTNIS.<br />
+ + +<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Ich liebe es, mehrmals täglich in das soziale Getöse<br />
einzutauchen, sei es auf facebook, den Medien,<br />
oder im materiellen Umfeld, wobei das materielle<br />
Umfeld meist noch die friedlichste Variante ist.<br />
Allerdings halte ich das nicht mehr so lange durch<br />
wie früher, denn Frieden (und damit Zufriedenheit)<br />
ist darin wenig zu finden. Friede kann ich nur in mir<br />
selbst finden, dort wo das Soziale still ist und alles<br />
Vergleichen erlischt-. Und dort ist auch kein Meister<br />
mehr, kein anderer, aber Wahnehmung der Welt. Nur<br />
wird sie kaum noch reflektiert.<br />
Die Geräusche sind einfach Geräusche, die Farben<br />
Farben, die Pflanzen Pflanzen, ohne Anspruch auf<br />
weitere Be-Deutung. Und wo nichts mehr irgend etwas<br />
bedeuten muss, ist es auch von allem Anspruch<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
befreit, etwas anderes zu sein, als was es ist: Farbe,<br />
Form und Ton in stiller Präsenz, im Kommen und<br />
Gehen. . . und eine Quelle des Genusses. Kein toter<br />
aber interpretativ stiller Zustand der Dinge.<br />
Und wer das einmal für sich entdeckt, will es<br />
nicht mehr missen, Friede mit dem Leben. Dieser<br />
Friede ist weder in der Konkurrenz der Dinge, noch<br />
im Vergleichen der Dinge zu finden, nur dort, wo<br />
das Bewusstsein ein konkurrenzloses Solitär klarer<br />
Präsenz ist. . . .<br />
Es mag viele Zufluchten im Leben geben, aber keine<br />
gleicht der weltunabhängigen Zuflucht im unbegrenzen<br />
in sie einigen und ungeteilten Bewusstsein,<br />
das sich selbst erleuchtet und genügt.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Kein Mensch, kein Guru, kein anderer, kann diesen<br />
Halt bieten, den das ungeteilte und alles durchdringend-erleuchtetende<br />
Bewusstsein bietet, das ich (und<br />
alles) an der Basis des Ereignisses als die eingentliche<br />
Wirklichkeit bin.<br />
Und niemand kann es dir nehmen, da alle Nehmer<br />
hier tot sind, nichts zu sagen haben, nichts zu melden<br />
haben, und sei es Gott selbst, denn es ist selbst ungeteilte<br />
Einheit mit Gott.<br />
Ohne immer wieder in diese Einheit einzutauchen<br />
und völlig losgelöst von allem sozialen Gehampel<br />
darin zu verweilen, könnte ich persönlich diesen<br />
Wahnsinn, den Verständnis hier auf der Erde gerne<br />
in dieser pubertären Phase veranstaltet, nicht mehr ertragen.<br />
Verständnis ist die gewaltigste Waffe, die die<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Evolution auf der Erde hervorbrachte, aber wie jede<br />
Waffe ein zweischneidiges Schwert, das viel Wohl<br />
erwirken, wie auch alles in eine Hölle verwandeln<br />
kann.<br />
+ + +<br />
Nicht umsonst nannte Buddha den Weg des<br />
Erwachens die Wahnbefreiung und den<br />
Erwachten den Wahnbefreiten, als den vom (sozialen)<br />
Wahn Befreiten.<br />
Die Vielschichtigkeit dieses Wahns fasziniert mich<br />
immer wieder, da die Wahnbefreiung immer die eigene<br />
Befreiung von eigenem Wahn ist. Und der soziale<br />
Wahnsinn ist tatsächlich eher ein psychotischer<br />
Zustand, als dass er irgendwie (von außen gesehen)<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
als „gesund“ bewertet werden könnte. Das sagt im<br />
Grunde Buddha ganz radikal: es ist Wahnsinn.<br />
+ + +<br />
Heute Nacht hatte ich mehrere intensive Träume<br />
zum Thema Trump. Mein Unterbewusstsein<br />
sieht da ja immer Krieg kommen, und so auch in diesen<br />
Träumen.<br />
Erst war nur eine Rauchwolke am Horizont zu sehen,<br />
ich fuhr bei jemandem im Auto mit, Richtung<br />
Deutschland. .. dann sah ich in der Ferne am Boden sich<br />
ausbreitende Staubwolken, von Explosionen herrührend,<br />
dann wurde das Auto beschossen, dann flüchtete<br />
ich in einen Graben, die Spur eines Kettenfahrzeuges,<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
dann wachte ich in einem Massenlager auf. . . und<br />
alles sehr intensiv, eindrücklich und in Farbe.<br />
Und wenn ich nachts im Traum beschossen werde,<br />
bin ich morgens etwas nachdenklich, gerade ob<br />
der Intensivität des Erlebten. . . also, frage ich das<br />
Unterbewusstsein zum Thema Trump, ist das, wie<br />
schon vor zwei Jahren, das Ergebnis, das es mir von<br />
seinen Recherchen präsentiert.<br />
+ + +<br />
Im Grunde ist Erwachen im Westendie Vollendung<br />
der Aufklärung, der Austritt des Verständnisses<br />
aus dem religiösen Zeitalter in die gelebte Einheit mit<br />
„Gott“, der Wirklichkeit.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Daher werde ich in Zukunft entweder schweigen,<br />
oder verstärkt in Opposition zu Esoterik, Religion -<br />
und vor allem den neonationalen Ersatzreligionen treten,<br />
die sich gerne am religiös-esoterischen Eierkuchen<br />
nähren. . . und auch noch die Spiritualität verpesten.<br />
Ich gehe da bisher viel zu viele Kompromisse ein, die<br />
mich selbst immer mehr stören, gerade im Angsicht<br />
dessen, was wirklich ist, jenseits dieser Hirnfürze. . .<br />
und dem eigentlich meine Hingabe gilt.<br />
Hier hat weder der Neonationalismus, egal welcher<br />
beschissenen Couleur, ob nun Putin, Trump, Erdogan,<br />
Nathanjahu, ob indisch oder chinesisch oder sonstwie,<br />
etwas zu suchen. Werden alle rausgeschmissen.<br />
Hier hat Esoterik NICHTS mehr zu suchen, fliegen<br />
alle raus. Ich muss meinen Stall einfach sauber hal-<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
ten, damit das, was ich schreibe, den ganz wenigen<br />
Menschen, die dafür vielleicht ein Ohr haben, auch<br />
etwas nutzt. Und nutzt es keinem, so nutzt es halt nur<br />
mir.<br />
+ + +<br />
Die Verwechslung von Ich und Ego. . . oder<br />
„die spirituelle Sprachverwirrung“. Wenn ich<br />
Kommentare in spirituellen Diskussionen lese, fällt<br />
mir immer wieder auf, und das zieht sich durch ein<br />
Großteil der Diskussionen, dass Ich und Ego gleichgesetzt<br />
werden. Ego heißt zwar (aus dem Latein übersetzt)<br />
einfach „Ich“, aber auch „Selbst“. Im spirituellen<br />
Sinne steht der Begriff Ego für die Überzeugung<br />
des Ich vom Selbst (auch Ich, als die Wirklichkeit) ge-<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
trennt zu sein. Es geht in diesem Begriff „Ego“ (im<br />
spirituellen Sinne) gar nicht um das Ich, sondern um<br />
eine Überzeugung des Ich.<br />
Nämlich die, vom Ich (dem Selbst, sich selbst als<br />
die Wirklichkeit) getrennt zu sein. Manche denken,<br />
das Ego zu überwinden hieße, das Ich zu überwinden.<br />
Das „Ego“ zu überwinden heißt, den Glauben<br />
(durch Erkenntnis) zu überwinden, dass Ich von der<br />
Wirklichkeit (dem Selbst) in der Identität (Ich) getrennt<br />
wäre. . . nicht mehr.<br />
Und alle falsch verstandene Ich-Überwinderei ist<br />
letztlich einfach Schaumschlägerei, die zu nichts<br />
führt. Ich kann sich selbst nicht überwinden, für was<br />
auch? Ich kann den Irrglauben „überwinden“ (durch<br />
Selbsterkenntnis), eine von der Wirklichkeit (dem<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Selbst) getrennte Instanz zu sein. Doch scheint dieser<br />
Unfug „Ich“ und „Ego“ gleichzusetzen: unausrottbar:<br />
was sehr viel überflüssige Selbstqual erzeugt.<br />
+ + +<br />
Nondualität heißt nicht, dass die Welt anders ist,<br />
als sie erscheint. Der Begriff deutet darauf, dass<br />
das, was diese Welt wahrnimmt, „Gewahrsein“, ohne<br />
ein zweites ist. . . egal durch wie viele Instrumente<br />
(Körper) der Wahrnehmung es schaut.<br />
+ + +<br />
Es wird immer wieder diskutiert, ob es „den<br />
Erwachten“ überhaupt gibt. Geschieht die<br />
Erkenntnis (wie jede andere Erkenntnis auch) blitz-<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
artig, als ein sogenanntes „Aha-Erlebnis“, bleibt die<br />
Rückwirkung der Erkenntnis auf die Persönlichkeit<br />
ein lebenslanger Prozess. Und wie soll ich nun eine<br />
Persönlichkeit nennen, die sich in diesem Prozess befindet?<br />
Sie kann ich doch ohne Probleme als den sogenannter<br />
„Erwachten“ bezeichnen, auch wenn der<br />
„erwachte Zustand“ selbst das ist, in den sie immer<br />
eingebettet war und bleibt? Wir haben sozial kein<br />
Problem, einen Menschen, der in die Geheimnisse der<br />
Mathematik eindringt, einen Mathematiker zu nennen,<br />
warum aber einen Menschen, der das Selbst erkannt<br />
hat, einen Erwachten? Es ist eine Erkenntnisqualität,<br />
die ihn im Leben von anderen unterscheidet.<br />
+ + +<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Zeit und Raum sind keine von den Ereignissen<br />
unabhängige Größen, sondern Qualitäten der<br />
Ereignisses selbst.<br />
Jedes hat so eine relative Ausdehnung in der<br />
Raumzeit. Und somit hat alles genau die Zeit, die es<br />
hat, wie eine Blume einfach die Farbe und Form hat,<br />
die sie hat. So hat kein Ereignis zu viel oder zu wenig<br />
Zeit, da dies keine vom Ereignis unabhängige Größen<br />
sind. Raum und Zeit sind Ausdruck der Ereignisse<br />
selbst. Die sogenannte Ewigkeit hat somit keine<br />
Größe in Zeit und Raum.<br />
Sie ist das, was die Raumzeit generiert, aber selbst,<br />
relativ gesehen, sprachlich mehr-und-weniger als alle<br />
Raumzeit ist: das HIER. Und dieser „Generator der<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Raumzeit“, die Ewigkeit, ist immer hier, hier, hier,<br />
hier.<br />
+ + +<br />
Das, was dieses Universum trägt, das, was alle<br />
Ereignisse bestimmt, ist das, was du im Wesen<br />
bist, ist das, was du wirklich bist, ist das, in dessen<br />
Herzen du ruhst, ist das, dessen absolute Mitte<br />
(Hier) du bist, ist das, vor dem sich der Weise verbeugt.<br />
Das, was „das Selbst“ genannt wird. . . und<br />
ohne Vergleichdas ist, was es IST<br />
+ + +<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Shakti Deva, Skakti Deva, Shakti Deva, SHAKTI<br />
DEVA. . . erwacht. . . „Spiritual underground“. . .<br />
demnächst in diesem Theater.<br />
+ + +<br />
Shakti Deva, Shakti Deva, SHAKTI DEVA!No<br />
need for words. . . silent teaching of the self. . .<br />
spiritual underground. . . here and now. . .<br />
+ + +<br />
Wenn ich als Menschtiefer in die Zusammenhänge<br />
im Selbst eindringe, erkenne ich auch, warum<br />
es im Grunde überflüssig ist, für die persönlichen<br />
Lehr-Bemühungen im Thema Geld zu verlangen.<br />
Andererseits hat es auch seinen festen Platz, da das<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Thema Geld eine Lehrveranstaltung bleibt, über die<br />
im Grunde niemand eine wirkliche Wahl hat. : -)<br />
Unser heutiges Denken ist auch zutiefst kapitalistisch<br />
unterwandert, ohne dass ich das hier nun zu<br />
tief ausleuchten will. Jede Epoche hat ihre Ideale, und<br />
heute wird der Wert eines Menschen tendenziell an<br />
seiner kapitalistischen Verwertbarkeit gemessen. Und<br />
der Looser ist der, der in dieser spezifischen Art des<br />
Wertekampfes nicht so recht mitmischen kann oder<br />
will.<br />
Doch ist es, persönlich gesehen, besser, das Selbst<br />
mit Selbsterkenntnis zu beschenken, als es für sich<br />
selbst bezahlen zu lassen. Das erzeugt eine riesige<br />
Kostenspirale, Kosten, die so hoch sind, dass selbst<br />
die reichsten Gurus nie genug Geld hatten, um all das<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
zu bezahlen, was ihnen das Selbst dann in Rechnung<br />
stellte. Es gibt da diese schöne Volksweisheit: „wie<br />
ich in den Wald rufe, so hallt es heraus.“<br />
Und gerade, rufe ich mit der Aufmerksamkeit in die<br />
Quelle, ist es besser, dieser Ruf gilt nur dem Selbst<br />
und nicht irgendwelchen Erwartungen von mir an das<br />
Selbst.<br />
Der Volksmund sagt auch „reinen Herzens“ dazu.<br />
Aber nicht, dass ich mir daraus ein Problem stricke,<br />
einfach aufrichtig bin.<br />
Was Buddha in meinen Augen anzudeuten versuchte,<br />
ist eben, dass die Quelle selbst im Wesen auch magisch<br />
ist, nicht umsonst heißt Bewusstsein auch: „der<br />
Baum der Wunscherfüllung“.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Doch ist diese „Magie der Quelle“ wenig erforscht.<br />
Ich kann auch nichts verbindliches dazu sagen.<br />
Jedoch, und man mag mich dafür kritisieren, bleibt<br />
die höchste Hingabe in der Lehre die Haltung persönlicher<br />
Erwartungslosigkeit, in jeder Hinsicht: auf<br />
ihr Erfolg oder Misserfolg, auf ihr Nutzen oder Nicht-<br />
Nutzen, auf ihre finanzielle Tragfähigkeit wie auf ihren<br />
finanziellen Bankrott.<br />
Dann bin ich die Sorge um die Lehre los und sie<br />
bleibt die Sache des Selbst, geschieht, geschieht nicht,<br />
nutzt, oder nutzt auch gar nichts. Ich kann das alles<br />
nicht entscheiden.<br />
Und, so erscheint es mir zumindest, nach meiner<br />
Erfahrung mit „Lehre“, dass ich selbst in den Zustand<br />
der „inneren Armut“ verfallen muss, ich muss ih-<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
rer erst einmal wieder völlig „ledig“ werden, ganz<br />
nach Meister Eckhart, arm im Geiste: ohne jede<br />
Erwartung.<br />
+ + +<br />
Mein Unterbewusstsein ist wohl so neurotisch<br />
wie mein Hahn, denn es schickte mich in einen<br />
Alptraum, in dem, egal wohin ich flüchtete, die Erde<br />
bebte, Steine von den Bergen rollten, Schlammlawinen<br />
Häuser umstießen. . . ein globales ökonomisches<br />
Beben, das mit den heutigen Strafzöllen des genialen<br />
Dealmakers Trump beginnt.<br />
Mein Unterbewusstsein ist auf Trump schlecht zu<br />
sprechen, das gebe ich zu. : -)<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Doch einen Trost beinhaltete diese Prognose. Es ist<br />
egal, wohin man sich flüchtet, es trifft alle - kurzum:<br />
man kann sich die Flucht auch sparen und gemütlich<br />
zuhause bleiben. Und ein weiterer Trost: als Prophet<br />
bin ich eine Niete. : -)<br />
Einen schönen Tag.<br />
+ + +<br />
Das Selbst ist das einzige, was, streng gesehen,<br />
keine Erinnerung ist, nie eine Erinnerung war<br />
und nie eine Erinnerung sein wird. Erinnerungsunbedürftiges<br />
Wissen um s/m/dich selbst.<br />
+ + +<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Was ich wirklich bin, das Selbst, kann ich weder<br />
erreichen, noch kann ich ihm entkommen, denn es<br />
ist das, was ich wirklich bin.<br />
+ + +<br />
Niemand erkennt mich, die/der mich als eine<br />
relative Wahrheit sucht. Relative Wahrheit kommt<br />
und geht IN mir: dem Selbst.<br />
+ + +<br />
Im Selbst zuhause zu sein, ist eine Heimat größer<br />
als das Universum. Diese Heimat steht buchstäblich<br />
über allen Welten, die sie schöpft.<br />
+ + +<br />
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Für das Selbst gibt es kein richtiges oder falsches<br />
Selbst: es gibt NUR das Selbst.<br />
+ + +<br />
In das Selbst zu blicken ist. . . unsagbar: nichts ist<br />
zu sehen, doch alles vorhanden.<br />
+ + +<br />
Wer Form und Erscheinung als wirklicher nimmt,<br />
als das, was Form und Erscheinung hervorbringt:<br />
ist ein Narr, verloren in Form und Erscheinung, als<br />
Form und Erscheinung.<br />
+ + +<br />
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Der Segen der Selbsterkenntnis ist der einzige<br />
Segen, der ein ganzes Universum erlösen kann.<br />
+ + +<br />
Das Selbst ist das einzige, was nie übersehen<br />
werden kann, doch hat es keine Form. Form ist<br />
„niederere“ Wahrheit zu dem, aus dem sie hervor<br />
geht.<br />
+ + +<br />
Weder „alles zusammen“ noch „nichts von allem“<br />
hat im Selbst eine wahre Größe. Vor höherer<br />
Wahrheit scheitert Verständnis. Es bleibt ein Kind<br />
der Raumzeit, das weder über alles hinaus noch<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
unter nichts hinab blicken kann: höhere Wahrheit ist<br />
für Verständnis unsichtbar.<br />
+ + +<br />
Wirklichkeitist weit weniger das, was wir über<br />
sie denken, als weit mehr das, was wir direkt<br />
über die Körpersinne wahrnehmen und erst dann<br />
von unserem Verständnis interpretiert wird. An der<br />
Basis dieser körpersinnlichen Wahrnehmung ist ungeteilte<br />
Selbstwahrnehmung der Wirklichkeit selbst.<br />
Der Ursprung des ICH, oder anders gesagt: das Ich<br />
vor dem artikulierten ICH.<br />
Ein wortloses und noch inhaltsloses und doch alles<br />
umfassendes: Ich bin die Wirklichkeit. Vor der<br />
Wirklichkeit gibt es nichts mehr, da jedes „vor ihr<br />
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selbst“ selbst eine Erfindung der Wirklichkeit ist. Wie<br />
soll ich etwas beschreiben, das alles erfindet, in seiner<br />
Erfindung lebt, aber im Wesen „vor“ jeder Erfindung<br />
sich selbst ist. . . unerfunden? Jede Aussage gehört ins<br />
Reich der Erfindung (Schöpfung).<br />
So kann ich zwar den Boden, das Selbst, jederzeit<br />
(denn es ist jenseits der Zeit, gg : -) ) wahrnehmen<br />
und es scheint glasklar, doch sobald ich diese Klarheit<br />
mit einer Aussage berühren will, zerschellt sie als<br />
„Unfug“. Dieses blanke Nichtwissen ist durch Wissen<br />
nicht berührbar, doch ist es wahrnehmbar: ich bin.<br />
Als eine absichtlose Wahrnehmung, die von selbst ist<br />
und sich selbst ist. „Verbleibe als ich bin“<br />
+ + +<br />
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Ich kann mich als Inhalte (relative Qualitäten), aber<br />
auch völlig unabhängig jedes Inhaltes als das „alle<br />
Inhalte Umfassende“ erkennen: das Selbst. Ersteres<br />
bleibt immer relative Selbsterkenntnis. Letzteres ist<br />
die „absolute Selbsterkenntnis“ -und sie ist eine „leere<br />
Erkenntnis“, doch so groß, dass sie alle möglichen<br />
Erkenntnisse umfasst.<br />
Ohne das Geringste bewusst wissen zu müssen: Frei<br />
im relativen Wissen, frei vom relativen Wissen. . .<br />
und auch vollständig sich selbst ohne jedes Wissen:<br />
Ich bin.<br />
+ + +<br />
Angenehm am Erwachenfinde ich die zunehmende<br />
leere Klarheit, in der vieles, was ich vor<br />
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Jahren schrieb, in einem überholten Licht erscheint.<br />
Die leere Klarheit, die sich vertieft, ist so selbstgenügsam,<br />
dass sie keinen Inhalt des Wissens bedarf.<br />
Daher erscheint der Begriff Klarheit in diesem<br />
Zusammenhang gerne wie ein Widerspruch, denn in<br />
der Sprache verbinden wir Klarheit mit einem Inhalt:<br />
Klarheit in Bezug auf eine Frage oder ein Thema.<br />
Diese Inhalte gibt es auch in der Peripherie der leeren<br />
Klarheit und um sie kreist seit Jahrtausenden die<br />
Spiritualität. Ob nun in westlichen oder östlichen<br />
Traditionen, sie thematisieren die Begegnung des relativen<br />
Wissens mit der leeren Klarheit.<br />
Ich finde immer wieder erstaunlich, wie sie persönlich<br />
empfunden noch weiter zunehmen kann, als<br />
würde alles Wissen ausradiert. Doch lebt sie nicht im<br />
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Kampf mit relativem Wissen. Wissen ist ein Vorgang<br />
der durch Verständnis geschieht und der immer genau<br />
so geschieht, wie er geschehen kann. Relativ gesehen<br />
gibt es Alternativen, absolut gesehen nicht.<br />
Doch muss ich vorsichtig sein, daraus Wissen abzuleiten,<br />
denn das menschliche Verständnis versteht absolutes<br />
Wissen nicht. Für das menschliche Verständnis<br />
ist absolutes Wissen daher inhaltslos: leere Klarheit<br />
ohne greifbare Eigenschaft.<br />
Doch in tief empfundener Einheit mit sich selbst:<br />
absoluter Friede, das sogenannte Nirvana. Aber auch<br />
aus absoutem Frieden kann das Verständnis keine<br />
weitere Wahrheit ableiten. Auch wenn Nirvana alles<br />
hinterlegt, immer ist, ist Nirvana für sich nur einen<br />
Augenblick „lang“.<br />
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Es hat keine Wahrheit in Größen, auch wenn es<br />
alle Größen hinterlegt, ein ewiges Hier zu allem ist.<br />
Und dieses ewige Hier zu allem bist im Wesen du<br />
selbst: das Nirvana. Kein außen, keine innen, kein<br />
vor, kein danach, keine wahre (permanente) Größe<br />
in der Raumzeit.<br />
Nirvana ist in der Form oder als Form nicht zu erreichen,<br />
besser gesagt: zu erkennen. Nirvana ist immer,<br />
ob in relativen Höllen oder Himmeln und macht<br />
im Wesen alle gleich. Was ewig ist kann nichts sein,<br />
was verloren wurde und erreicht werden müsste oder<br />
könnte. Ewig ist das Wesen, was sich selbst als sich<br />
selbst (im Wesen) erkennt.<br />
+ + +<br />
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Jnana<br />
Was kann dem gleichen, was sich nicht mehr<br />
vergleicht?<br />
Wie etwas beschreiben, was unbeschrieben ist?<br />
Was aus etwas ausgrenzen, was keine Grenzen<br />
kennt?<br />
Wie das in Worte binden, das alle Worte bindet,<br />
doch durch sie selbst ungebunden ist?<br />
Jnana<br />
+ + +<br />
Im Leben befinde ich mich in einem Zustand, für<br />
den wir heute keine befriedigende Erklärung haben.<br />
Natürlich gibt es unzählig viele Erklärungen<br />
zum Leben, angefangen mit den Religionen. . . und<br />
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doch sind alle bei Lichte betrachtet einfach nicht treffend.<br />
Da sich das Leben nicht wehrt, darf jeder darin<br />
sehen, was ihm beliebt. : -)<br />
Doch darf ich auch sehen, das keine dieser<br />
Erklärungen auf einem wirklich verlässlichen Boden<br />
ruht. Ihre Fundamente schweben alle in der Luft. Und<br />
es fehlt meist nicht viel, und sie fallen in einen bodenlosen<br />
Abgrund - und mit ihnen das Luftschloss<br />
der Erklärung.<br />
Da steht der Mensch und sucht eine neue Erklärung.<br />
Und so wechselt er im Leben gerne die Erklärungen,<br />
wie sich Reptilien häuten. . . wird die alte Haut zu eng,<br />
muss eine umfassendere her.<br />
Gerade an der interessanten Frage, was Bewusstsein<br />
eigentlich ist, scheitern sie immer wieder. „Wer bin<br />
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ich? “ und die Frage „Was ist Bewusstsein? “ sind<br />
dieselbe Frage. Erkenne ich mich als Bewusstsein, erkenne<br />
ich mich auch als das, worüber ich nicht weiß,<br />
was es /ich ist.<br />
Ich habe keine Antwort auf die Frage „ich? “ Eine<br />
nichtwissende Stille um die Frage „Ich? “, um die sich<br />
letztlich das ganze Leben dreht: „Ich? “. . . „Ich? “<br />
Und dieses „Ich? “, was dies veranstaltet: ein vollständiges<br />
Mysterium, das sich wie vor seinem eigenen<br />
Blick versteckt. So ruht jede Erklärung zum<br />
Leben auf einem Fundament, das niemand kennt:<br />
Bewusstsein.<br />
Doch jeder kennt Bewusstsein, da sie/er Bewusstsein<br />
ist. Das ist kein Kennen im Sinne von Wissen. Das ist<br />
ein Kennen im direkten Spüren: zu sein.<br />
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Und wirklich mehr wissen wir über Bewusstsein eigenltich<br />
nicht, also nicht mehr, als dass es ist und wir<br />
es sind. Doch fühlt es sich gut an.<br />
+ + +<br />
Erkenne ich sinnlich (im direkten Spüren) die<br />
Relativität der Raumzeit, erkenne ich mich als das,<br />
was ich unabhängig der Erscheinung wirklicher bin:<br />
das Selbst.<br />
+ + +<br />
Was der Mensch gerne vermisst ist die ihm wesensnatürliche<br />
Seligkeit. Seligkeit ist ohne jeden<br />
Anspruch an mich selbst, und jeder Anspruch,<br />
welcher subtilen Art auch immer, verdeckt nur die-<br />
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se wesensnatürliche Seligkeit. Wie sollte ich auch etwas<br />
erreichen, was ich im Wesen schon bin? Seligkeit.<br />
Was sollte es für einen Anspruch an das geben, was<br />
ich schon immer bin? Seligkeit.<br />
Die Menschen wollen alles mögliche sein und erreichen<br />
und erkennen in ihrem Streben nicht, dass das,<br />
was sie im Wesen sind, nicht zu erreichen ist: sie sind<br />
es bereits. Wie sagte doch Milarepa: „Der Geist, der<br />
voll Begehren ein Ziel sucht, verdunkelt nur das Licht.<br />
“Das Licht der ihm wesensnatürlichen Seligkeit.<br />
Um einen Strich durch die Rechnung des Erreichens<br />
zu machen, muss ich nicht eines nach dem anderen<br />
durchstreichen. Es reicht ein Strich, ein einziger<br />
Strich durch Alles.<br />
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Und Alles ist, wie es ist: nackte Seligkeit. Seligkeit<br />
hat keinen Anspruch an Gestalt. Sie ist nackt aller<br />
Gestalt sich selbst und keine Gestalt kann sie ersetzen.<br />
+ + +<br />
Manchmal frage ich mich selbst, was ich hier<br />
so treibe, denn ich werde - und dieser Begriff<br />
von Meister Eckhart gefällt mir so gut, dass ich ihn<br />
mal klaue - so vieler Dinge „ledig“ - auch immer<br />
mehr dem Sinn und Zweck meiner Veranstaltung im<br />
Thema.<br />
Der kommt mir tatsächlich immer mehr abhanden,<br />
wie auch die Idee, im Thema etwas bewirken zu können.<br />
„Gott“, oder „das Universum“, oder „das Selbst“,<br />
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oder „Allah“, oder „Bewusstsein“ erscheint ja in seiner<br />
Essenz (Wesen, Urgrund, ich bin, ICH . ...welches<br />
Wort einem als im Grunde nichtssagende Hülse beliebt)<br />
erscheint dem eigenen Verständnis so leer, dass<br />
ich im Grunde nichts richtiges über Gott sagen kann.<br />
Aber auch nichts falsches, da eh nichts trifft.<br />
Und von Gott ist nur das zu sehen, was ich tagtäglich<br />
wahrnehme. Und die Interpretation dazu, unser<br />
Wissen über Gott, egal welcher Art, befindet sich im<br />
permanent-relativen Kampf versuchter Annäherung<br />
an dieses Wesen.<br />
Viele Fehlschüsse und viele Treffer, die sich gerne<br />
erst später als Fehlschüsse zeigen. : -)Und irgendwann<br />
hat der Geist die Nase von diesem Hornberger<br />
Schießen voll und wird des Wissens ledig. Es ergibt<br />
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zwar realtiv gesehen in gewissen Größenbereichen<br />
Sinn, doch am Wesen schießt es immer vorbei, wie<br />
die Raumzeit permanent am Wesen vorbei zu gleiten<br />
scheint. Alles geht vorbei, auch das höchste vorstellbare<br />
Wissen.<br />
Und nur ein Wissen um mich selbst ist permanent.<br />
Das Wissen um mich selbst, an dem alles relative<br />
Wissen (Wissen Gottes) vorbei rauscht. Und diese<br />
Instanz hat nur das Wissen um sich selbst, das es als<br />
das ausmacht, an dem alles Wissen vorbei zieht. . .<br />
wie ein Himmel über den die Wolken ziehen.<br />
Und weder kann der Himmel die Wolken verhindern<br />
noch festhalten. Die Show unterliegt ihrer eigenen<br />
Dynamik, in der dann das relative Ich (Persönlichkeit)<br />
als die die Vielfalt wahrnehmende Instanz in diesem<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Flusse mitrauscht. . . ich bin in der Geschichte. . . das<br />
Blatt, das auf dem Flusse treibt. So bin ich einmal außerhalb<br />
(ledig) und einmal innerhalb der Geschichte.<br />
Der innerhalb ist halt nicht der, der außerhalb sein<br />
könnte.<br />
Und wer das begreift, begreift auch, dass es innerhalb<br />
der Geschichte keine Lösung für die Frage „erwacht“<br />
gibt. Die Antwort ist schon immer die, die<br />
das Außerhalb der Geschichte bildet, ist, zeitlos ist,<br />
hierig ist. . . und mit Wissen im Sinne der Geschichte<br />
gar nichts zu tun hat. Wissen gehört der Geschichte,<br />
wozu zwar das Ausserhalb letztlich die Ursache ist,<br />
doch derzeit unergründlich in jedem wie? , warum?<br />
und was auch immer.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Ich begegne einem mir rätselhaften Teil meiner eigenen<br />
Natur, über die ich im Wissen keine Macht habe:<br />
dem Leben.<br />
Die Macht Gottes, oder des Lebens, ist so gewaltig,<br />
dass sie persönlich eine völlige Ohnmacht ist. Und in<br />
dieser Ohnmacht geschieht „mein“ Tun. Und dieses<br />
„mein“ wird ich dann auch in erkannter Ohnmacht<br />
immer mehr ledig. Selbst aller guten Ratschläge ledig<br />
steht ich vor sich selbst. : -)Einen schönen Tag. . . all<br />
denen, die es so weit im Text schafften.<br />
+ + +<br />
Mir geht es mit meinen Texten zum Thema inzwischen<br />
mehr wie einem Baum, den eigent-<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
lich nicht mehr interessiert, was er für Früchte im<br />
letzten Herbst abgeworfen hatte.<br />
Die mögen wurmstichig gewesen sein, teilweise unreif,<br />
teilweise mit einem roten süßen und einem grünen<br />
sauren Bäckchen.<br />
Die mögen jemandem geschmeckt haben, oder jemand<br />
hat sich daran den Magen verdorben. . . manche<br />
mögen einfach verfault sein. aus der einen oder<br />
anderen ist vielleicht eine Pflanze gesprießt, die dann<br />
von einer Kuh gefressen wurde.<br />
Darauf habe ich wenig Einfluss, und es interessiert<br />
mich daher auch nur noch wenig, denn ich bin lieber<br />
das, in dem permanent geboren wird. . . und das stirbt<br />
auch alles permanent wieder. . . für eine neue Geburt,<br />
jeden Augenblick.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Und der Augenblick der permanenten Wiedergeburt<br />
ist immer neu, doch sehr vertraut, jenseits jeden relativen<br />
Ausdrucks.<br />
Der permanente Schritt des Lebens in die Weite. . .<br />
und alles „davor“ ist im Wesen immer auch überholt,<br />
so sehr es sinnvoll sein kann, Entwicklungen darin<br />
zu sehen.<br />
Im Grunde kann ich als Mensch alles auch immer<br />
wieder gleich loslassen, denn im Wesen, in seiner<br />
Substanz, ist es bereits wieder tot, für den neu geborenen<br />
Augenblick.<br />
Om Shiva = ewiges Leben, ewiger Tod<br />
+ + +<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Da es kein Leben ohne den Tod und keinen Tod<br />
ohne das Leben gibt, ist es auch überflüssig, der<br />
Frage nachzugehen, wer von den beiden wirklicher<br />
wäre: das Leben oder der Tod?<br />
Warum? Da beide Fähigkeiten sind. Fähigkeiten dessen<br />
sind, was wir „das Universum“ nennen, so beschränkt<br />
mein Bild ist. Ist das Leben die Potenz des<br />
Selbst zur Schöpfung, ist darin der Tod die Fähigkeit<br />
zum Wandel.<br />
Im menschlichen Körper sterben sekündlich ca. 3<br />
Milliarden Mitwesen (Zellen) und werden durch<br />
neue ersetzt. Geboren-werden und Sterben in allen<br />
möglichen Größenskalen, bis hin zum gesamten<br />
Universum selbst.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Der Eindruck von Zeit, die vergeht, ist selbst Ausdruck<br />
dieses Wandels, permanenter Tod und Wiedergeburt<br />
dessen, was ist -- gerade auch in menschlichen Persö<br />
nlichkeitsanteilen.<br />
Ohne die Fähigkeit zum Tode, wäre Evolution<br />
nicht vorstellbar. Die Welt wäre immer gleich und<br />
schon immer fertig und damit unsichtbar. Es gibt ja<br />
Mitmenschen, die denken, dem wäre so, doch ist das<br />
die Rechnung ohne die Fähigkeit zum Tode, die der<br />
Fähigkeit zum Leben ebenbürdig ist - da sie ein- und<br />
dieselbe Macht sind: Ausdruck der Macht des Selbst,<br />
auch der große Radiergummi zu sein, der permanent<br />
„korrigiert“ und nie mit dem Ergebnis zufrieden ist?<br />
Warum? Durch diese Fähigkeit des Leben immer<br />
wieder über sich selbst hinaus zu wachsen. Und da<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
es kein echtes Gegenüber gibt, gibt es keine echte<br />
Limitation seiner Explosion in die Weite: Welten, die<br />
es sich selbst erschafft.<br />
+ + +<br />
Alles kommt von selbst, erhält sich selbst und<br />
zerfällt von selbst. . . niemand kann etwas halten.<br />
. . darum lasse die Idee los, etwas - und sei es<br />
das Geringste - halten zu müssen. Und erkenne: alles<br />
trägt sich selbst.<br />
Lasse die Gedanken kommen und gehen, wie<br />
Schwärme von Vögeln oder in der Luft tanzende<br />
Insekten vor deinem Auge vorüber ziehen. Sie kennen<br />
ihren eigenen Weg. Sinneseindrücke, losgelassen, sind<br />
empfunden Ausdruck des Orgasmus der Schöpfung,<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
der sich immer wieder neu erlebt. Genieße ihn. Still<br />
im Bewusstsein, denn vor jeder Geburt und jedem<br />
Tod bist du.<br />
Ohne dich ist alles nichts. Selbst die höchsten Götter<br />
vergehen vor deinem unsichtbaren Antlitz: satguru.<br />
Spüre dein inneres Schaudern vor diesem Mantra:<br />
satguru. . . und satguru erwacht. . .<br />
+ + +<br />
Lasse los und sinke in die Quelle des ICH. Sie ist<br />
nicht vorne, nicht hinten, nicht oben, nicht unten,<br />
nicht gestern, nicht morgen, nicht innen, nicht außen.<br />
. . sie ist hier.<br />
Aller Ideen an ein vorne, hinten, oben, unten, gestern,<br />
morgen, innen, außen ledig: strahlt sie schon<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
immer als die Ewigkeit, in der vorne und hinten, oben<br />
und unten, gestern und morgen, innen und außen, nur<br />
relative Wahrheit haben.<br />
Doch deine Wahrheit, ICH, ist absolut: hier. Blanke<br />
Ewigkeit. Ewigkeit ist KEINE Zeit. Ewigkeit ist, was<br />
Zeit gebiert und frisst.<br />
Sie ist ihr Sklave. Nur Narren suchen ihr eigentliches<br />
Wesen in der Zeit, sind sie selbst doch die Ewigkeit.<br />
+ + +<br />
Wenn Meister Eckhart von der „Armut im Geiste“<br />
spricht, mag es verwundern, dass er in Paris<br />
studiert hatte, der Hauptstadt der Intellektuellen seiner<br />
Zeit und dort später auch als Professor lehrte. Er begleitete<br />
verschiedene höhere Ämter in der damaligen<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Kirche in Deutschland und ließ seine tiefen Einblicke<br />
in Gott überall in seine Predigten einfließen.<br />
Auch legte er seinen missionarischen Eifer, den<br />
christlichen Glauben mit Mystik (persönlicher<br />
Gotterkenntnis) zu durchtränken, nie ab, selbst als<br />
man ihn später der Ketzerei bezichtigte. Er gehörte<br />
also zur intellektuellen Elite seiner Zeit und spricht<br />
von der „Armut im Geiste“.<br />
Von einem Jnani wird gesagt, dass „er“ unbeirrt seinen<br />
Weg geht. Nicht, weil „er“ wüsste, wo es lang<br />
geht, sondern weil „er“ keinen „eigenen“ Weg mehr<br />
hat. So war Meister Eckhart in all seinem Wirken<br />
seines eigenen Weges ledig. . . denn in der erkannten<br />
Einheit mit Gott gibt es nur noch einen Wirkenden:<br />
„Gott“ selbst. . . selbst ungetrennt von jedem persön-<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
lichen Ich-Empfinden. Nicht einmal im persölichen<br />
Ich-Empfinden gibt es eine Trennung von Gott.<br />
Es gibt einfach kein „Ego“ (= (zweites ICH) . . . so<br />
ist ICH (persönlich) aller Dinge ledig. Ein Ich, das sie<br />
alle ist, sie alle bindet, sie alle trägt, sie alle bestimmt<br />
und durch alle blickt: und in allen sich selbst ist.<br />
+ + +<br />
Der ganze moderne neonationalistische Kleingeist,<br />
der um eine sozial-eigene wahre Gestalt schachert,<br />
wird sich an der wahren Gestalt die Finger verbrennen.<br />
. . denn: kein Wall ist vor ihr hoch genug,<br />
kein Zaun fest genug, kein Fanatismus wurzelt tief<br />
genug, um vor ihr sicher zu sein.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Sie bauen ihre Verschläge und Gott wird sie wieder<br />
niederbrennen. Vor Gott gibt es keinen Schutz. Auch<br />
nicht darin, sich selbst auf diese Weise selbst zu belehren.<br />
+ + +<br />
So wie im Sein sichLeben und Tod als die Potenz<br />
zum Wandel zeigen, wird auch der Widerspruch<br />
zwischen Chaos und Ordnung aufgelöst.<br />
Ein Widerspruch sind sie für das Verständnis nur<br />
so lange, wie es den Zusammenhang nicht greifen<br />
kann. Doch sieht es, wie sie sich gegenseitig bedingen,<br />
„echtes Chaos“ und „echte Ordnung“, gehören<br />
sie beide zu den Fundamenten dieser Schöpfung.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Wäre nicht in den ersten Bruchteilen der Zeit eine<br />
Unordnung in der Verteilung der Materie in der<br />
Raumzeitblase aufgetreten, hätte dieses Universum<br />
so nie existieren können.<br />
Hier hatte das „echte Chaos“ zugeschlagen, das der<br />
„echten Ordnung“ (gleichmäßige Verteilung) einen<br />
Strich durch die Rechnung machte. . . und für das<br />
Verständnis machen sie sich beide immer wieder gerne<br />
einen Strich durch die Rechnung.<br />
Das macht jede Planung so schwer. Es bleibt immer<br />
eine unberechenbare Kraft, wie klein, relativ gesehen,<br />
auch immer: das „echte Chaos“. Ohne es ist Wandel<br />
gar nicht vorstellbar.<br />
Die Welt wäre augenblicklich in absoluter Ordnung:<br />
ein ewiger Stillstand, bewegungslos. Und da ich es<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
letztlcih selbst bin, das „echte Chaos“ und die „echte<br />
Ordnung“, wird auch keiner jemals siegen, auch wenn<br />
sie beide das Ereignis überlagen, als eigenständige<br />
Wahrheiten. Im Selbst begegne ich mir selbst als „die<br />
absolute Ordnung“.<br />
Da war schon immer alles in Ordnung und da wird<br />
es auch nie unordentlich. Es ist hier aber auch nichts<br />
zu sehen, da die absolute Ordnung völlig bewegungslos<br />
ist.<br />
Auf der anderen Seite der „eigenständigen<br />
Wahrheiten“ ist alles immer in Bewegung. Im absoluten<br />
Chaos kann nie etwas fest stehen, da sein<br />
Aufenthaltsort ewig unbestimmbar ist: das Gegenteil<br />
von Ordnung, in der alles seinen festen Platz hat. U<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
nd zwischen Chaos und Ordnung bewegt sich das<br />
Leben. . . und was es auch ordnet, die Ordnung wird<br />
wieder umgeworfen.<br />
+ + +<br />
„Macht dich die Antwort glücklich? “, fragte Meister<br />
Fu, nachdem ihm ein Besucher seine Theorie zum<br />
Universum vorgetragen hatte und ihn nach seiner<br />
Meinung fragte. „Eigentlich nicht. . . “, antwortete<br />
dieser, und Meister Fu meinte: „Dann wirf sie<br />
weg. Eine Antwort, die dich nicht glücklich macht,<br />
vermittelt dir nicht die Weite deines Wesens, das<br />
Freiheit ist. . . weiter und freier als alle Vorstellung. “<br />
+ + +<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Die Möglichkeit zur Selbsterkenntnisist, wenn ich<br />
so will, der Beweis, dass sich die Singularität,<br />
die dieses Universum trägt, nicht in dieses Universum<br />
aufgelöst oder verwandelt hat. Wie auch, ist Zeit und<br />
Raum, also die Raumzeit, erst aus ihr entstanden?<br />
Kann Raumzeit dann höhere Wirklichkeit als die<br />
Singularität selbst haben?<br />
Scheint die Singularität, aus der das Universum entstand,<br />
in meiner persönlichen Perspektive Milliarden<br />
von Jahren weit weg zu sein, mündet ICH im Wesen<br />
selbst direkt in die Singularität, jenseits aller relativen<br />
Zeitvorstellung: Hier.<br />
Um das zu sehen, was ich am Anfang „war“, muss<br />
ich also das betrachten, was ich jetzt bin, unabhängig<br />
der Raumzeit bin: der Ursprung selbst. Das, in dem<br />
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sich dieses Leben ereignet. Ein Jetzt ohne Grenzen in<br />
der Raumzeit. Ich kann zwar nicht erklären, also wissen,<br />
was ich als die Singularität bin. Doch ich kann<br />
sie spüren, da ich sie im Wesen selbst bin: „ich bin“. .<br />
. in ihrer Weite: „Große Weite. Punkt. “<br />
+ + +<br />
Diese unerklärliche Empfindung, selbst zu sein,<br />
die wir Bewusstsein nennen, ist im Wesen<br />
schon die Selbstwahrnehmung der Singularität selbst.<br />
Daher wird so viel um das Thema Selbstbetrachtung<br />
geschrieben.<br />
Denn das Rätsel liegt unmittelbar „vor“ dem eigenen<br />
Auge, als dieses Auge der Singularität auf sich<br />
selbst. Heute nennt man es in der Naturwissenschaft<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Singularität, in der indischen Tradition des Hinduismus<br />
ist das Shiva. Zu Sein, diese Empfindung, ist das<br />
Wissen Shivas um sich selbst.<br />
Dieser Zustand des Sein jenseits jeglicher Beschreib<br />
ungsmöglichkeit, da kontrastlos in sich selbst, ist das<br />
„nicht-zwei“ des Advaita. Die wesenltiche Aussage<br />
des Advaita ist ja nur: alles geht um ICH.<br />
Und das ist „nicht-zwei“: das, was wir heute als<br />
Singularität bezeichnen. Ohne dass jemand wissen<br />
kann, was das ist, da es sich nicht in Begriffe der<br />
Raumzeit binden lässt. Doch jeder kennt Shiva, schon<br />
immer, als das, was „er“ singular ist: ICH BIN.<br />
+ + +<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Urlaub ist eine Erfindung des Kapitalismus, als<br />
zugebilligte Kompensation für das, was das<br />
Leben (nicht entfremdet) ursprünglich im Grunde<br />
schon immer war: ein (Abenteuer-) Urlaub. : -).<br />
So ließen sich die Menschen 12 Monate natürlichen<br />
Jahresurlaubs für einen Monat Kunsturlaub abkaufen.<br />
Das ist die sogenannte Entfremdung von der Arbeit. .<br />
. und damit auch mir selbst.<br />
+ + +<br />
Zufriedenheitist nicht das Ziel des Kapitalismus,<br />
denn in ihm ist der Bürger in ersten Linie ein<br />
Konsument, der so weit unzufrieden gehalten werden<br />
muss, dass er seine Unzufriedenheit (idealerweise)<br />
nur noch durch mehr Konsum kompensieren kann.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
+ + +<br />
Glück kann ich lernen, indem ich einfach das<br />
tue, was mich persönlich glücklich macht. Es<br />
kommt dabei nicht darauf an, was mir sozial als<br />
Glücksversprechen vermittelt wird, sondern nur auf<br />
mein echtes persönliches Gefühl. . . was macht mich<br />
selbst glücklich?<br />
Es gibt kein verbindliches Rezept für persönliches<br />
Glück, denn es ist persönlich (und sieht für jeden<br />
etwas anders aus), jedoch gibt es diese persönliche<br />
Stimme in mir, die wir über die ganze Entfremdung<br />
vom Leben (und damit mir selbst) oft verlernt haben<br />
zu hören: der ganz natürliche Lockruf des Glücks.<br />
Der Weg zu persönlichem Frieden führt über das persönliche<br />
Glücksempfinden.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
+ + +<br />
Das Leben gründet für das menschliche<br />
Verständnis auf so vielen Unbekannten, dass<br />
letztlich nur eine einzige Aussage zum Leben für<br />
mich selbst direkt überprüfbar ist: ich bin (die einfache<br />
Tatsache, selbst zu sein).<br />
Drüber hinaus bleibt jede Aussage zum Leben letztlich<br />
immer spekulativ, so viel Sinn sie in einer relativen<br />
Größenordnung auch machen mag. . . und in<br />
einem praktischen Sinne (Umgang mit der Welt) tragfähig<br />
ist.<br />
Die letztliche Unbekannte, die alle Aussagen zum<br />
Leben in einem verlässlichen Sinne relativiert, ist das,<br />
was wir Bewusstsein nennen, denn über Bewusstsein<br />
wissen wir nur, dass es ist („ich bin“), jedoch nicht ver-<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
bindlich, was es ist. Die Erforschung des Bewusstseins<br />
gleicht der Erforschung eines Schwarzen Loches.<br />
Niemand kann aus der Perspektive Mensch direkt in<br />
ein Schwarzes Loch schauen, denn dieser Blick käme<br />
aus dieser relativen Perspektive niemals in ihm an<br />
(Zeitdilatation aus der Perspektive des Beobachters).<br />
Das versucht das Verständnis zu umgehen, indem<br />
es aus der sichtbaren Wirkung des Schwarzen Loches<br />
auf seine Umgebung Rückschlüsse auf seine mögliche<br />
Beschaffenheit (sein Innen) zu ziehen versucht.<br />
In gewissen Sinne verhält es sich mit der auf dem<br />
ICH-BIN gründenden Persönlichkeit ganz ähnlich.<br />
Rückschlüsse auf sein relatives Wesen können wir<br />
nur aus der Interaktion mit der Umwelt ziehen, denn<br />
die Raumzeit (und damit Vielfalt) verwehrt uns den<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
direkten Blick (auf der Ebene der Vielfalt, was wiederum<br />
mit ihrer Struktur zu tun hat).<br />
Daher beginnt jede Untersuchung der Vielfalt immer<br />
wieder neu, ausgehend vom „ich bin“, der einzigen<br />
Tatsache, die direkt überprüfbar ist, da sie die Ursche<br />
dafür ist, dass mir die Welt erscheint. . . völlig unabhängig<br />
davon, welcher Natur sie letztlich ist.<br />
Darüber spekuliert die Menschheit, und damit das<br />
menschliche Verständnis, seit es dieses Verständnis<br />
gibt und erzeugt die verschiedensten Bilder einer<br />
möglichen Erklärung, wobei ich persönlich die<br />
Relativitätstheorie für den brauchbarsten Ansatz halte.<br />
Denn sie erklärt, warum ein direkter Blick in der<br />
Vielfalt nicht möglich ist, egal ob sie irgendwann durch<br />
eine treffendere Beschreibung der Zusammenhänge<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
in der Raumzeit abgelöst wird. Die Erforschung des<br />
Bewusstsein, und damit unseres eigenen Wesenskerns,<br />
heißt praktisch, dass keine einzige Erklärung, soviel<br />
Sinn sie derzeit (sozial oder für mich selbst) macht,<br />
dogmatisch gesehen werden sollte.<br />
Und dass jeder Blick immer wieder mit derselben<br />
einzigen Bekannten beginnt: ich bin - um die herum<br />
letztlich alles (Vielfalt) unbekannt ist. So beginnt<br />
letztlich auch die Untersuchung „Wer bin ich? “ immer<br />
wieder am selben mir einzig über mich bekannten<br />
„Punkt“: ich bin. Und damit am Ausgangspunkt alles<br />
Wissens: „ich weiß nichts, nur „ich-bin“. “<br />
+ + +<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Das Spüren des „ich bin“.<br />
Im Thema Selbsterkenntnis kommt der Betrachtung<br />
oder dem Spüren (wie einem die Beschreibung<br />
mehr beliebt) ein so hoher Stellenwert zu, da „ich bin“<br />
nicht nur der Ausgangspunkt jeder Weltbetrachtung<br />
ist, vielmehr ist „ich bin“ das einzig gesicherte Wissen<br />
überhaupt, was ich über mich selbst habe.<br />
Es ist ein Wissen über mich selbst, auf dem nicht nur<br />
alles relative Wissen beruht, es ist vielmehr auch das<br />
einzige Wissen über mich, das nicht relativ bedingt<br />
ist. Völlig unabhängig davon, was die Welt letztlich<br />
ist, ich weiß „ich bin“ immer in gleicher Weise, unbhängig<br />
der Gestalt erscheinenden Wissens. „Ich bin“<br />
ist das Wissen über mich selbst, das nicht durch rela-<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
tives Wissen (im Ausdruck Persönlichkeit) bedingt ist.<br />
Es ist der ewige Ausgangspunkt des ICH im Thema<br />
Wissen.<br />
Und dieser Kern allen Wissens ist selbst „im Wissen<br />
leer“. . . „allen Wissens ledig“. So ist es auch das befreiende<br />
Wissen des Selbst um sich selbst, denn es<br />
kondensiert alles Wissen auf seine gesicherte Essenz:<br />
Nichtwissen: und alle Fragen bleiben für uns letztlich<br />
offen: W E I T E.<br />
+ + +<br />
Das Verbleiben im „ich bin“. Bleibe in der Essenz<br />
allen Wissens ledig, sonst wirst du sein Sklave:<br />
Was weiß ich sicher? Ich bin. Wo ist meine wahre<br />
Heimat? Ich bin.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Worin bin ich weder Herr noch Sklave? Ich bin.<br />
Worin bin ich weltunabhängig ich selbst? Ich bin. Was<br />
ist das weltunabhängige Herz des Geistes? Ich bin.<br />
Buddha spricht vom weltunabhängigen Herzensglück:<br />
Ich bin.<br />
+ + +<br />
Stiller Raum aller Erscheinung und doch selbst<br />
kein Raum: ich bin. Mit leeren Händen Alles und<br />
Nichts und allen Anfang und alles Ende augenblicklich<br />
umgreifend: ich bin. Ungeteiltes Ich-Selbst-Sein:<br />
Nicht-Zwei-Sein: Ewiges-Ich-Sein: ich bin. Eine höhere<br />
Aussage über mich selbst gibt es nicht, und sie<br />
ist leer an Worten: ich bin.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
+ + +<br />
Ich falle ins Nichts und spüre den Grund, der wirklich<br />
trägt. Doch ist er kein Grund in relativem<br />
Sinne, als Gegenteil eines Abgrunds, vielmehr Grund<br />
für Grund und Abgrund: ich bin.<br />
Schwebe ich? Falle ich? Stehe ich?<br />
Ohne Unterschied, im Grund für Schweben, Fallen<br />
und Stehen. . . : ich bin. Ein Blick der allen Glauben<br />
über mich selbst vernichtet, ohne etwas anzutasten:<br />
„ich bin“ auf „ich bin“ gerichtet.<br />
+ + +<br />
Über „ich bin“ könnte ich endloß schwärmen,<br />
denn je leerer ich bin (ledig), desto mehr erscheint<br />
ich bin als Quelle blanker Inspiration. . . und<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
die Schöpfung (Persönlichkeit) begegnet ihrer eigene<br />
Quelle: der Quelle der Schöpfung. Und so leer sie ledig<br />
erscheint, so sehr ist sie andererseits ein Wissen,<br />
das alles Verstandeswissen übersteigt: W e i t e. . .<br />
...ein Wissen das durch alle Aussagen hindurch<br />
s c h e i n t, in der bewussten Vermählung der<br />
Schöpfung mit ihrer Quelle.<br />
+ + +<br />
Zu vielem des spirituellen Liebesgeflüsters, „alles<br />
ist Liebe“, würde ich sagen: „scheiß drauf“, da solche<br />
Aussagen gerne sehr menschliche Interpretationen<br />
des Begriffs „Liebe“ assoziieren. Das ist zwar keinesfalls<br />
negativ zu bewerten, zumindest meiner Ansicht<br />
nach nicht, doch kann ich bei solcher Wortwahl im<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Geiste einmal dieses „alles“ in seiner Bedeutung hinterfragen.<br />
„Nichts ist außerhalb“, „nichts steht dazu in<br />
Kontrast“.<br />
Somit auch nicht relative Ablehnung und Zuneigung.<br />
Gerne wird „alles ist Liebe“ so interpretiert, als<br />
müsste ich als Mensch alles lieben, um ihr gerecht<br />
zu werden. Aber kann und muss relative menschliche<br />
Liebe dieser Liebe gerecht werden? Sie kann es nicht<br />
und sie muss es auch nicht.<br />
Sie muss nichts und sie kann nichts. Schon ihr gerecht<br />
werden zu wollen, ist überflüssig im Sinne der<br />
Aussage: alles ist (bereits) Liebe. Ich kann mich verenken,<br />
wie ich will, ich kann Liebe versuchen zu kaufen,<br />
so oft ich will (und so viel auf dem spirituellen<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Rummelplatz angeboten wird), doch wenn alles bereits<br />
Liebe ist und auch bleibt, kann ich kein mehr<br />
dieser Liebe erwirtschaften, so sehr ich mit meiner<br />
Vorstellung über diese Liebe schachere.<br />
Ich kann, bin ich dieses Liebesgeschäft leid, aber<br />
erkennen, dass die Aussage im Wesen keinerlei<br />
Anspruch an mich persönlich stellt. Denn wenn alles<br />
Liebe ist, gibt es in dieser Art der Liebe für mich persönlich<br />
weder etwas zu gewinnen - noch zu verlieren.<br />
Vielleicht dies zu erkennen, sofern das für diese Liebe<br />
gerade zum Thema „alles ist Liebe“ gehört.<br />
Niemand kann ihr gerecht werden, niemand muss ihr<br />
gerecht werden. Und wo ein Mensch denkt, er müsste,<br />
hängt er imo einer falschen Vorstellung über: „Alles<br />
ist Liebe“ nach.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
+ + +<br />
Das Problem mit Aussagen in der „spirituellen<br />
Sprache“ ist gerne, dass mit diesen Aussagen<br />
Inhalte assoziiert werden, wobei diese Aussagen eigenltich<br />
aus dem „leeren Geist“ kommen und versuchen,<br />
den „leeren Geist“ zu beschreiben.<br />
Das Verständnis versucht den „leeren Geist“ mit<br />
einem Inhalt zu beschreiben, z. B. „alles ist Liebe“,<br />
und das nächste Verständnis, das diese Aussage hört,<br />
verbindet dann den „leeren Geist“ mit dieser Aussage:<br />
„alles ist Liebe“.<br />
Doch eigentlich verweist sie auf den „leeren Geist“<br />
selbst, der immer hier ist. Es wird eine nonduale<br />
Aussage versucht, die aber als Inhalt der Aussage immer<br />
zum Scheitern verurteilt ist, denn Sprache ist und<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
bleibt ein duales Instrument und damit jede Aussage<br />
relativ.<br />
+ + +<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Machtinstrument Angst.<br />
Seit der Mensch sich über die eigene Sterblichkeit<br />
bewusst wurde, was neueren Erkenntnissen (-<br />
>Totenkult) wohl schon vor über einer Million Jahren<br />
geschah, wird die Angst (und damit Angst vor dem<br />
Tod als Sinnbild der Angst vor dem Unbekannten)<br />
auch als sozialpolitisches Machtinstrument genutzt.<br />
Im Totenkult als Angst vor den Ahnen (richtiger<br />
Umgang mit ihnen -> Priester), dann als Angst<br />
vor dem Jenseits (-> Fegefeuer, ewige Verdammnis,<br />
etc.).<br />
Und mit der Aufklärung, in der das Jenseits wieder<br />
ins Diesseits verschoben wurde, als die Angst<br />
vor dem Anderen (ob nun als Minderheit, Ausländer,<br />
Seite 89 von 133
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Andersgläubiger (auch politisch). . . was auch immer).<br />
Das Schüren von Ängsten, und damit die<br />
Verunsicherung des Menschen, ist nicht nur politisch<br />
ein brauchbares Instrument, wie der Neonationalismus<br />
zeigt, sondern auch ein kommerzielles Instrument der<br />
Werbeindustrie.<br />
Erst wird Angst geschürt und dann die Erlösung<br />
aus dieser Angst (im Sinne des hinter ihr stehenden<br />
machtpolitischen Zweckes) „gepredigt“. Eigentlich<br />
ist diese Einführung schon wieder viel zu lang, so<br />
kompakt ich sie halten wollte, um auf den spirituellen<br />
Ausgangspunkt der Angst zu kommen, die ich beliebig<br />
als „die Angst vor dem Tode“ als auch als „die<br />
Angst vor dem Leben“ umschreiben könnte. Im Wesen,<br />
kompakt, ist sie die Angst vor dem Unbekannten und<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
spirituell somit die Angst vor mir selbst, als die wirkliche<br />
Unbekannte in diesem Ereignis.<br />
Bei Lichte betrachtet kann ich grundsätzlich vor<br />
allem Angst haben, denn das Leben ist, all unserem<br />
relativen Wissens zum Trotz, insgesamt eine einzige<br />
Unbekannte: an der Basis blankes persönliches<br />
Nichtwissen um dieses Ereignis, am Leben zu sein -<br />
und damit blankes Nichtwissen um mich selbst.<br />
Will ich mich also der Angst stellen, persönlich, um<br />
nicht Spielball der politischen, religiösen und kommerziellen<br />
Angstindustrie zu werden, muss ich mich<br />
der alle Angst umfassenden Ursache von Angst stellen:<br />
nicht zu wissen, wer ich bin, obwohl ich bin. Alle<br />
beworbenen Sicherheitsversprechen sind Makulatur.<br />
Sicherheit ist eine Erfindung des Menschen.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
In der Angst erwachsen werden kann ich nur, indem<br />
ich mich ihrer blanken Nacktheit stelle; es gibt im<br />
Wesen keinerlei Sicherheit in diesem Ereignis. Und<br />
wer sie verspricht: lügt.<br />
+ + +<br />
Erst wenn „nicht-zwei“völlig nackt und permanent<br />
„strahlt“, hat jede Aussage Macht über<br />
mICH verloren und die Frage „Wer bin ich? “ keine<br />
Antwort mehr, die mICH empfunden binden könnte:<br />
„Ich bin frei“.<br />
+ + +<br />
Angst ist ein interessanter Partner für eine tiefe<br />
Selbstbesinnung, denn sie ist von prickenld-wa-<br />
Seite 92 von 133
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
cher energetischer Intensität. Und jede Emotion ist<br />
ein Pferd, das ich bei der Selbstbetrachtung reiten<br />
kann.<br />
Gerade die Angst treibt den Menschen, als intensiver<br />
körperlicher Steuerimpuls, gerne vor sich her, gerade<br />
auch im Denken, im Versuch ihr zu entkommen.<br />
Meditation. Bleib einfach stehen, spüre die Angst.<br />
Was ist sie eigentlich, was ist das eigenltich, vor dem<br />
ich hier davon laufen will? Angst?<br />
Ich bin mit der Angst, lasse mich verbrennen, bleibe<br />
stehen im Geiste, schaue wie auf ein Gespenst,<br />
vor dem ich ständig davon zu laufen versuche. Was<br />
ist Angst eigentlich? Diese brennend mich treibende<br />
Emotion. . . Angst?<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Das Herz schlägt schneller. . . Energie. . . die<br />
Gedanken rasen und überschlagen sich. . . Energie.<br />
. . lass mich dich spüren. . . Energie. . . brennender<br />
Feuerhauch. . . Energie. Intensivität des Fühlens. . .<br />
Energie.<br />
Die Angst annehmen = stehen bleiben und sie fühlen.<br />
. . ohne gleich eine Geschichte in sie hinein zu deuten<br />
= stehen bleiben im Geiste = sie nackt und schutzlos<br />
spüren = kein Ausweg suchen. . . spüren. Spürst du<br />
ihre Liebe zu dir? Ich umarme dich, Angst, als Teil<br />
meiner Selbst. . . nicht als ein Schwarzes Schaf, sondern<br />
als einer meiner Hirten, die ich kennenlernen<br />
will.<br />
+ + +<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Unter den Gefühlen ist die Angst der höchste<br />
Guru, nicht umsonst wurden in der mystischen<br />
Tradition viele Heilige von Dämonen, als Sinnbild der<br />
Angst, heimgesucht. Ramana wurde unmittelbar vor<br />
seinem Erwachen von einer gewaltigen Todesangst<br />
erfasst, sie ihn ganz in ihren Bann zog, er sich auf<br />
den Boden legte und sie betrachtete:<br />
Was ist der Tod? Was ist Sterben? Er lief nicht vor ihr<br />
weg. . . sie war sein „Sat-Guru“. In keinem Gefühl bin<br />
ich persönlich kleiner und empfinde mich ohnmächtiger,<br />
als in der Angst.<br />
In keinem Gefühl schwindet persönlicher Stolz und<br />
eingebildete Macht mehr, als in der Begegnung mit<br />
der Angst. Nichts entkleidet mich schneller und nichts<br />
macht mich demütiger als die Angst. . . nichts rela-<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
tiviert alles schneller, als die Angst. Sie ist eines der<br />
Tore zur Selbsterkenntnis.<br />
+ + +<br />
Heute könnte ich über die Angst schwärmen,<br />
doch will ich niemandem Angst einjagen. : -)Im<br />
Thema Spiritualität ist sie jedoch ein oft verkannter<br />
Guru. . . oder anders gesagt, ein „gewaltiger Arm der<br />
Gnade“.<br />
Sie wird oft verkannt, weil ein Großteil der<br />
Spiritualität, so sehr vordergründig „sei hier und jetzt“<br />
verkündet wird, eigentlich eine Fluchtbewegung aus<br />
dem Hier ist. Sie will ein anderes Hier, ein anderes<br />
Selbst - und nicht das, was ist. . . doch Spiritualität,<br />
was soll das anderes sein, als mich mir selbst zu stel-<br />
Seite 96 von 133
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
len? . . . Nicht mehr davon laufen (im Geiste), stehen<br />
bleiben = hier sein = gerade auch mit der Angst.<br />
Und zu was sie „gut“ ist oder zu was nicht, selbst<br />
das muss mich eigentlich gar nicht interessieren: sie<br />
ist einfach, ist sie. . . wo?<br />
Hier. Jede Emotion hat ihren eigenen Zweck, ist eine<br />
Stimme des persönlich-emotionalen Selbst, die einfach<br />
ihren Beitrag in der permanenten Diskussion des<br />
persönlichen Ich liefert.<br />
+ + +<br />
Der höchste Genuss ist ein stiller Geist, doch<br />
ist alles Streben danach kontraproduktiv,<br />
ist er doch selbst vollkommene persönliche<br />
Anstrengungslosigkeit. Nichts muss getan werden,<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
ihn zu erreichen, verschattet ihn doch alles persönliche<br />
Tätergefühl.<br />
Alle Macht der Welt, aller Reichtum, Ehre und<br />
Ruhm verblassen als Genüsse vor dem Genuss des<br />
stillen Geistes an sich selbst. Tue nichts.<br />
+ + +<br />
Der Hinweis „neti, neti“, als Hinweis auf das<br />
Ich, sagt im Grunde einfach: was nicht in der<br />
Raumzeit ist, bauche ich auch gar nicht est in der<br />
Raumzeit zu suchen: „nicht dies, nicht dies“. Ich ist<br />
das, was über ein Hilfsmittel („Brille“), also einen<br />
Körper, in die Raumzeit blickt, vereinfacht so, wie<br />
wenn ich über eine Sonde auf dem Mars wäre und mit<br />
dieser Sonde den Mars erfosche und in seinem Boden<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
herum stochere. Bin ich nun auf dem Mars? Ja, aber<br />
eben nur als diese Sonde.<br />
Wo bin ich dann?<br />
Im Beispiel vielleicht auf der Erde, jedoch in der<br />
Frage nach dem Ich im Wesen nicht einmal in der<br />
Raumzeit. Das sogenannte Hier. Hier ist bereits ausserhalb<br />
der Raumzeit und war schon immer ausserhalb<br />
der Raumzeit, der „Ort“, an dem Ich eigentlich<br />
„wohnt“ und als „ich bin alles, und ich bin nichts“ umschrieben<br />
wird.<br />
Die relativen Aufenthaltsorte der Sonde in der<br />
Raumzeit wechseln beständig, doch der Aufenthaltsort<br />
des durch sie wahrnehmenden Ich ist immer derselbe:<br />
hier. Das Rätsel escheint nur unauflösbar, glaube<br />
ich mich im Wesen innerhalb der Raumzeit. Ein<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
unendlicher Hintergrund, in dem ich mich selbst in<br />
anderen Galaxien vermuten kann, weit, weit weg von<br />
mir selbst. Doch im Hier des Ich gibt es keine realen<br />
Größen und Entfernungen mehr. Sie bilden eine<br />
Masse: ICH.<br />
+ + +<br />
Früher kam ich mir immer sehr kompliziert vor.<br />
Und heute fragte ich mich, warum ich mir so unkompliziert<br />
vorkomme, weil mir das auffiel. Ich habe<br />
einfach aufgegeben, mich verstehen zu wollen. Und<br />
dann ist es nicht mehr kompliziert, denn der Mensch<br />
funktioniert sogar von selbst, ohne dass er sich versteht.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
+ + +<br />
Das Rad muss nicht immer wieder neu erfunden<br />
werden, und so poste ich heute einen Teil eines<br />
Gedichtes von Tilopa, der um das Jahr Tausend lebte:<br />
Mahamudra ist jenseits aller Worte und Bilder.<br />
Doch dir, Naropa,<br />
dem ernst und gewissenhaft Übenden,<br />
sei diese gesagt: Die Leere bedarf keiner Stütze,<br />
Mahamudra stützt sich auf nichts.<br />
Ohne mich anzustrengen,<br />
gelöst und natürlich bleibend,<br />
kann ich das Joch zerbrechen<br />
und Befreiung erlangen. Wenn ich nichts sehe,<br />
während ich in den<br />
Raum hinaus starre,<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
und zugleich der Geist den Geist erblickt,<br />
vernichte ich alle Unterscheidung<br />
und erreiche Buddhaschaft. Die Wolken, die über<br />
den Himmel wandern,<br />
wurzeln nirgends, haben keine Bleibe. Und ebenso<br />
wenig<br />
die unterscheidenden Gedanken,<br />
die über den Geist hinwegziehen.<br />
Sobald der Selbst-Geist erblickt worden ist,<br />
endet alle Unterscheidung. Im Weltraum entstehen<br />
Formen und Farben,<br />
aber der Raum selbst ist weder schwarz noch weiß.<br />
Aus dem Selbst-Geist entspringen alle Dinge, aber<br />
der Geist selbst bleibt von Tugenden und Lastern<br />
unbefleckt. Die Finsternisse der Jahrtausende<br />
vermögen<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
die strahlende Sonne nicht zu verdunkeln.<br />
Zahllose Äonen des Samsara vermögen nicht zu<br />
vermindern<br />
das strahlende Licht des Geistes. Wenn auch Worte<br />
gesagt werden, die Leere zu erklären,<br />
die Leere selbst kann niemals ausgedrückt<br />
werden, selbst wenn wir sagen: „Der Geist ist ein<br />
strahlendes Licht. “<br />
Er bleibt dennoch jenseits aller Worte und Bilder.<br />
Wenn auch der Geist in seinem Wesen leer ist,<br />
er umschließt und enthält alle Dinge.<br />
+ + +<br />
Populismus ist im Grunde nichts schlechtes, gerade<br />
als die Fähigkeit komplexe Zusammenhänge<br />
in eine einfache Sprache zu übersetzen. Ist ein Thema<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
für mich neu, gelingt mir gerne nur durch solche<br />
Vereinfachungen der persönliche Zugang.<br />
So bedient sich auch die spirituelle Sprache gerne<br />
des Populismus, als Versuch, eine extrem komplexe<br />
Beziehung (die des Selbst zu sich selbst) so einfach<br />
zu beschreiben, dass sie der/dem Leser/in thematisch<br />
greifbar wird.<br />
Ein Ereignis von der Komplexität unseres<br />
Universums, in dem im Wesen alles alles beeinflusst,<br />
überfordert das menschliche Verständnis. Das<br />
menschliche Verständnis ist so immer ein Populist.<br />
Der Populist vor dem Antlitz Gottes, der alles vereinfacht.<br />
Über das Bild vom alten Mann mit Bart bis<br />
hin zur Relativitätstheorie ist ein Populist am Werke:<br />
menschliches Verständnis. : -)Der Populismus ist<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
somit im Sozialen eine „neutrale Waffe“, die zur<br />
Förderung von Verständnis, wie auch zur Verwirrung<br />
von Verständnis eingesetzt werden kann.<br />
So begegne ich auch in der Spiritualität immer dem<br />
Populismus, in Sinne der Fähigkeit (oder dem Versuch)<br />
zur Vereinfachung, um den Zugang zum Thema zu<br />
erleichtern. Ein schönes populistisches Gedicht von<br />
Milarepa:<br />
„Wenn jemand im eigenen Geist sich besinnt<br />
auf den ursprünglichen Zustand seines Geistes, lösen<br />
sich alle trügerischen Gedanken von selbst auf, in<br />
das Reich der letzten Wirklichkeit.<br />
Niemand ist mehr zu finden, der Leiden verursacht,<br />
und niemand, der leidet.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Das erschöpfendste Studium der Sutren...<br />
...lehrt uns nicht mehr als dies Eine. “In der Suche<br />
nach mir selbst, begegne ich dem Urzustand meiner<br />
selbst, und das Fatale am Urzustand ist, dass er<br />
auch noch real der einzige Zustand ist, der eigentlich<br />
das Kriterium „wirklich“ erfüllt. Nur ist diese<br />
Wirklichkeit völlig leer.<br />
Und wo sich dann diese Leere mit Inhalten füllt,<br />
sind sie eigentlich nicht mehr so richtig wirklich, da<br />
in ihrem Hintergrund die eigentliche Wirklichkeit<br />
strahlt.<br />
Diese Wirklichkeit unterscheidet aber nicht mehr in<br />
wirklich oder unwirklich, denn sie IST wirklich. Die<br />
Wirklichkeit selbst stellt sich nie in Zweifel, doch wo<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
sie zweifelsfrei Wirklichkeit ist, ist sie eben leer. Und<br />
erst mit den Inhalten kommen dann die Zweifel und<br />
der Zweifler ins Spiel. : -)<br />
Das Holodeck (der Geist) ist zwar wirklich, aber<br />
nicht in seinen Inhalten verbindlich greifbar. Das<br />
Verständnis versucht dem Selbstgeist eine Gestalt zu<br />
verpassen, jedoch ist der Selbstgeist das, was erst solche<br />
Formgebung erschafft (Schöpfung).<br />
Und wir haben keine Ahnung, was das ist, was dies<br />
„kann“, warum es dies kann, was diese Wirklichkeit<br />
greifbar ist.<br />
Denn wo das menschliche Verständnis einen absolut<br />
klaren Blick auf die Wirklichkeit hat, ist sie, ganz<br />
populistisch gesagt:<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
ABSOLUT LEER. . . nicht einen Hauch von<br />
Raumzeit. Und doch ist die Raumzeit einfach hier,<br />
als die Inhalte dieser Leere. Wo die Wirklichkeit sich<br />
selbst in ihrer sichtbaren Essenz wahrnimmt, ist sie<br />
kontrastlos sich selbst.<br />
Das kann ich sehen lernen, populistisch gesagt, indem<br />
ich „Atman Vichara“ übe. Die Tradition ist so<br />
populistisch, dass sie die aufrichtige Übung in den<br />
Vordergrund stellt.<br />
Ist es nun Übung oder Geschehen? Darauf gibt es<br />
nur populistische Antworten, je nachdem, was ich ansprechen<br />
will. Um das zu sehen, was Milarepa so populistisch<br />
umschreibt, muss ich das tun, populistisch<br />
gesagt, was er beschreibt: „Wenn jemand im eigenen<br />
Geist sich besinnt auf den ursprünglichen Zustand<br />
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seines Geistes, lösen sich alle trügerischen Gedanken<br />
von selbst auf, in das Reich der letzten Wirklichkeit.<br />
Niemand ist mehr zu finden, der Leiden verursacht,<br />
und niemand, der leidet.<br />
Das erschöpfendste Studium der Sutren...<br />
...lehrt uns nicht mehr als dies Eine. “Und ob das<br />
dann geschah, oder ob es jemand tat? War es Tat, war<br />
es Gnade?<br />
Darauf gibt es in einem ungetrennten Ereignis nur<br />
POPULISTISCHE Antworten. Und wenn ich am Ziel<br />
bin, ist mir egal, wie ich dorthin kam, ob ich dorthin<br />
kam, ob ich ging, ob ich getragen wurde. . . alles nur<br />
Populismus. . . ohne verbindliche Wahrheit.<br />
Was ich über die Wahrheit weiß, ist völlig leer: blanker<br />
Geist, kein HAUCH von Raumzeit. Nichts ist,<br />
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nichts war, nichts wird jemals sein. Und doch wird<br />
geschrieben, gedacht, die Sonne scheint, die Vögel<br />
singen, Denn Gott ist aller Populismus egal: Gott ist,<br />
was „er ist“ und was kein Populismus wirklich greifen<br />
kann: Der Selbstgeist.<br />
+ + +<br />
Für das persönliche Bewusstseinist die sogenannte<br />
Leere nur im Kontrast zur Dynamik wahrnehmbar.<br />
Und die Dynamik ist nur im Kontrast zu dieser<br />
Leere wahrnehmbar. Wo also Dynamik wahrgenommen<br />
wird, muss automatisch die Leere mit wahrgenommen<br />
werden, ob mir das persönlich bewusst ist<br />
oder nicht.<br />
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In der dualen Betrachtung bildet der eine Pol den<br />
Hintergrund zum anderen. Erst dadurch ist bewusste<br />
Wahrnehmung (in Unterscheidung) vorstellbar.<br />
„Wenn jemand im eigenen Geist sich besinnt,<br />
auf den ursprünglichen Zustand seines Geistes. . . “ :<br />
meine Aufmerksamkeit von der Dynamik auf ihren<br />
Hintergrund richten: der immer gleiche Hintergrund<br />
meiner selbst, der, zu welcher Erinnerung auch immer,<br />
derselbe Hintergrund ist und war.<br />
Dieser Hintergrund, die Leere, erscheint nur durch<br />
die Ereignisse verstellt, so lange ich ihnen die alleinige<br />
Wahrheit zubillige und diesen zweiten Aspekt<br />
der Wirklichkeit ignoriere.<br />
Ich muss mich mit der eigenen Nase immer wieder<br />
auf ihn stoßen, bis er für mich sichtbar (erkannt)<br />
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wird. Und wird er für mich sichtbar, kann ich mit<br />
Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet bleibend (verbleibe<br />
im „ich bin“), meine Wahrnehmung zwischen<br />
diese Polen „einrichten“. Ich nehme dann bewusst<br />
Bewegung in der Unbeweglichkeit (Leere) und<br />
Unbeweglichkeit in jeder Bewegung wahr. Und dann<br />
begegne ich populistischen Aussagen wie „Ich bin<br />
und ich bin nicht. “. . . „Es ist und es ist nicht - und<br />
doch ist es. “ . . . „Was ist der Ton der einen Hand? “<br />
Jede Antwort wäre richtig, wäre sie nicht auch<br />
gleichzeitig falsch, meinte ich nur den einen erscheinenden<br />
Aspekt der Wirklichkeit ohne den anderen.<br />
Doch in der Sprache (Verständnis) schließt der<br />
eine den anderen aus und so bleibt jede Antwort<br />
Populismus.<br />
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+ + +<br />
In der Mystik kreist alles um die Ewigkeit, da die<br />
Ewigkeit selbst den Menschen aus dem Glauben<br />
an Gott befreit. Ich kann an einen Gott glauben, oder<br />
auch nicht, jedoch ist die Ewigkeit selbst der unwiderlegbare<br />
Beweis (direkt sichtbar, ohne erklärt werden<br />
zu müssen) der Einheit von allem mit Gott.<br />
Gott selbst wird darin als Wesen zu einer<br />
Unbekannten, sichtbar nur als die Schöpfung. Alles<br />
ist Gott und alles wird durch Gott geschaut. Gott hört<br />
auf, etwas besonderes, also abgesondertes zu sein.<br />
Gott ist die Schöpfung, aber geht noch weit darüber<br />
hinaus, ins Unsichtbare. „Ich bin Gott“, doch nutzt<br />
mir das persönlich nicht mehr als zuvor, denn wenn<br />
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alle Gott sind, was ist dann noch besonders daran,<br />
Gott zu sein? : -)<br />
Da wurde ich zu Gott, aber eben mit mir alle anderen<br />
auch. Das wäre so, als wolle ich mit einem Ferrari<br />
protzen, doch jeder fährt einen. : -)Wie die Ewigkeit<br />
in der Mystik einerseits als Erkenntnis (der Ewigkeit)<br />
der Gottesbeweis ist („Ich bin Gott“), hat sie noch<br />
viel mehr zu bieten, je nachdem wie sie den einzelnen<br />
Menschen durchdringen kann.<br />
Wo aus dem Erleben der Ewigkeit Erkenntnis über<br />
die Ewigkeit abgeleitet wird, ist immer ein Verständnis<br />
zwischengeschaltet, durch das sich die Ewigkeit selbst<br />
betrachtet. Bei Atman Vichara geht der Blick aus der<br />
Ewigkeit durch das Verständnis in die Ewigkeit. Das<br />
ist das Wesen der Haltung im Jnana-Yoga.<br />
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Der Blick bleibt nicht auf den Dingen stehen, er geht<br />
auch durch sie hindurch in die Ewigkeit „zurück“, nur<br />
gibt es da eben kein „Zurück“ oder „vor“.<br />
Die ganze Ewigkeit ist wie eine Masse, die unsichtbar<br />
ist und sich in ihrer Gesamtmasse in einer zeitlosen<br />
Berührung kennt.<br />
Aus der Perspektive der Zeit würde ich sagen: Sie<br />
ist die große Gleichzeitigkeit von allem, doch hat die<br />
Zeit in ihr selbst keine absolute Gültigkeit mehr. Zeit<br />
ist relative Erscheinung: Es kann mir so erscheinen,<br />
als gäbe es Zeit, doch bleibt ihr Wesen Ewigkeit. Oft<br />
bin ich an einem mir neuen Ort, und war doch andererseits<br />
schon immer dort. Wohin soll ich gehen, bin<br />
ich doch immer hier, und kann doch andrerseits nirgendwo<br />
verweilen.<br />
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Über die Ohnmacht.<br />
Wie auch immer ich das Kräfteverhältnis zwischen<br />
der Gesamtmasse des Universums und<br />
der persönlichen Masse beschreibe, es ist und bleibt<br />
eine Interpretation menschlichen Verständnisses.<br />
Es ist durchaus verständlich, wenn dem Verständnis<br />
diese Beziehung als zutiefst sadistisch oder masochistisch<br />
vorkommt, gerne in der Erkenntnis als völlige<br />
Ohnmacht der persönlichen Instanz. . . es bleibt trotzdem<br />
Verständnis. Erkennen kann ich nur, dass das<br />
Bestimmte und das Bestimmende im Wesen dasselbe<br />
sind, also dass es in Wirklichkeit keine Trennung<br />
relativer Ohnmacht von relativer Macht - und damit<br />
von erscheinender Macht und Ohnmacht - gibt.<br />
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Wir wissen zu wenig über die uns bestimmende(n)<br />
Instanz(en), um wirkliche relative Freiheitsgrade verlässlich<br />
bestimmen zu können. Persönlichkeit findet<br />
sich in relativer Macht und Ohnmacht auch erst einmal<br />
selbst, indem sie lernt, in was sie relativ mächtig<br />
und in was sie ohnmächtig ist. Es macht nicht viel<br />
Sinn, mich mit Dingen planerisch zu beschäftigen, in<br />
denen ich als Persönlichkeit ohnmächtig bin.<br />
Und dieses Erkennen bleibt immer ein Herantasten.<br />
Doch wird imo die menschliche Macht heute gerne<br />
überschätzt. Das uns wirklich Bestimmende ist, es sei<br />
geklagt oder gepriesen, für unser heutiges Verständnis<br />
unsichtbar.<br />
Sehen kann ich aber, dass es ein Gesamtereignis<br />
ist, in dem es keine wirkliche Trennung von Macht<br />
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und Ohnmacht gibt, und trotzdem ist die persönliche<br />
Instanz in diesem Spiele der Macht so klein, relativ<br />
an der Masse gemessen, dass sie einfach zumindest<br />
nicht viel zu sagen hat. Absolut gesehen ist eh alles<br />
Ausdruck der Macht.<br />
+ + +<br />
Wenn ich als Mensch tiefer in die Zusammenhänge<br />
im Selbst eindringe, erkenne ich auch, warum<br />
es im Grunde überflüssig ist, für die persönlichen<br />
Lehr-Bemühungen im Thema Geld zu verlangen.<br />
Andererseits hat es auch seinen festen Platz, da das<br />
Thema Geld eine Lehrveranstaltung bleibt, über die<br />
im Grunde niemand eine wirkliche Wahl hat. : -)<br />
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Unser heutiges Denken ist auch zutiefst kapitalistisch<br />
unterwandert, ohne dass ich das hier nun zu<br />
tief ausleuchten will. Jede Epoche hat ihre Ideale, und<br />
heute wird der Wert eines Menschen tendenziell an<br />
seiner kapitalistischen Verwertbarkeit gemessen.<br />
Und der Looser ist der, der in dieser spezifischen Art<br />
des Wertekampfes nicht so recht mitmischen kann<br />
oder will. Doch ist es, persönlich gesehen, besser, das<br />
Selbst mit Selbsterkenntnis zu beschenken, als es für<br />
sich selbst bezahlen zu lassen.<br />
Das erzeugt eine riesige Kostenspirale, Kosten, die<br />
so hoch sind, dass selbst die reichsten Gurus nie genug<br />
Geld hatten, um all das zu bezahlen, was ihnen<br />
das Selbst dann in Rechnung stellte.<br />
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Es gibt da diese schöne Volksweisheit: „wie ich in<br />
den Wald rufe, so schallt es heraus. “ Und gerade,<br />
rufe ich mit der Aufmerksamkeit in die Quelle, ist es<br />
besser, dieser Ruf gilt nur dem Selbst und nicht irgendwelchen<br />
Erwartungen von mir an das Selbst.<br />
Der Volksmund sagt auch „reinen Herzens“ dazu.<br />
Aber nicht, dass ich mir daraus ein Problem stricke,<br />
einfach aufrichtig bin.<br />
Was Buddha in meinen Augen anzudeuten versuchte,<br />
ist eben, dass die Quelle selbst im Wesen auch magisch<br />
ist, nicht umsonst heißt Bewusstsein auch: „der<br />
Baum der Wunscherfüllung“.<br />
Doch ist diese „Magie der Quelle“ wenig erforscht.<br />
Ich kann auch nichts verbindliches dazu sagen.<br />
Jedoch, und man mag mich dafür kritisieren, bleibt<br />
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die höchste Hingabe in der Lehre die Haltung persönlicher<br />
Erwartungslosigkeit, in jeder Hinsicht: auf<br />
ihr Erfolg oder Misserfolg, auf ihr Nutzen oder Nicht-<br />
Nutzen, auf ihre finanzielle Tragfähigkeit wie auf ihren<br />
finanziellen Bankrott.<br />
Dann bin ich die Sorge um die Lehre los und sie<br />
bleibt die Sache des Selbst, geschieht, geschieht nicht,<br />
nutzt, oder nutzt auch gar nichts. Ich kann das alles<br />
nicht entscheiden.<br />
Und, so erscheint es mir zumindest, nach meiner<br />
Erfahrung mit „Lehre“, dass ich selbst in den Zustand<br />
der „inneren Armut“ verfallen muss, ich muss ihrer<br />
erst einmal wieder völlig „ledig“ werden, ganz<br />
nach Meister Eckhart, arm im Geiste: ohne jede<br />
Erwartung.<br />
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+ + +<br />
Ich bin Nichts. Für das menschliche Verständnis<br />
erscheint das sogenannte „Nichts“ erst einmal bedrohlich,<br />
denn es scheint (Interpretation) gerne ein<br />
weniger zu sein, als was ist, das was ich bin: nichts.<br />
Doch deutet diese Aussage auf die tragende (seiende)<br />
Quelle der Schöpfung, der formlos indifferente<br />
Zustand dessen, was wir Bewusstsein nennen. Im direkten<br />
Spüren identifiziert Verständnis Bewusstsein<br />
als die ungeteilte Wirklichkeit und damit das, worin<br />
ich wirklicher als ein erscheinender Teil bin.<br />
Und damit das, worin ich größer als alle Gestalt bin.<br />
Und damit das, worin ich wirklich bin und was ich<br />
wirklich bin: blanke Potenz, in der relative Größen<br />
wie Zeit und Raum keine Limiten (Grenzen der<br />
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Gestalt) mehr darstellen. Für was? Für das, was ich<br />
bin: „Nichts. “ Eine für das Verständnis unendliche<br />
Größe: die sogenannte „höhere Macht, “ der alle relative<br />
Erscheinung unterliegt.<br />
Ich bin als Mensch nicht machtlos, weil ich so<br />
klein bin, sondern weil ich im Wesen größer als das<br />
Universum bin, besser gesagt, eine Größe, in der relative<br />
Größen keine verbindliche Bedeutung haben.<br />
Das Hier, das Es, das Selbst. . . wie immer ich es<br />
nennen will. . . doch ist in ihm jeder Name nur Schall<br />
und Rauch momentaner Bewegung. Nicht einmal ein<br />
Name kann das binden oder limitieren, was wirklich<br />
ist: NICHTS.<br />
+ + +<br />
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Das Eintauchen des Verständnisses ins Nichts<br />
ist das erquickende Bad, die Frischluft, die es<br />
hinter aller biederen Interpretationsenge sucht. Das<br />
Bad in der alle Limitierung (Interpretation) sprengenden<br />
Weite des Selbst, die Berührung mit seinem<br />
Ursprung, der gleichzeitig das es selbst Tragende und<br />
Bestimmende ist.<br />
Das Nichts befruchtet so das Verständnis, indem<br />
es dem Verständnis seine eigenen Grenzen sichtbar<br />
macht und sie als wirkliche Limiten relativiert, wodurch<br />
es aus seinem Alptraum über diese Welt erwachen<br />
kann. Indem es diesen Alptraum als durch<br />
es selbst erschaffen und getragen erkennen kann.<br />
Niemand will aus einem schönen Traum erwachen.<br />
Wer aus einem Traum erwachen will, muss erst ein-<br />
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mal unter diesem Traum leiden. Ohne Leid kein<br />
Bedürfnis, die Natur des Leids zu durchschauen. Eine<br />
Notwendigkeit gibt es eh nicht.<br />
Und das Erwachen aus einem persönlichen Alptraum<br />
ist immer auch das Erkennen des (und Erwachen<br />
aus dem) sozialen Alptraum, der so alt ist, wie die<br />
Evolution: über drei Milliarden Jahre.<br />
Das ist alles mein Traum, der Traum des Selbst,<br />
„mein“ nicht mehr eng-persönlich, sondern so, wie<br />
es Buddha sagte: ICH BIN alle diese Wesen.<br />
+ + +<br />
Will ich also eine politische Leitlinie aufzeigen,<br />
ohne ihre persönliche Konsequenz vorgeben<br />
zu wollen, ist diese im Wesen sehr einfach und wur-<br />
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de schon vor 2000 Jahren von Buddha formuliert: Ich<br />
bin alle diese Wesen (Leben). Und am Ende führt<br />
nichts mehr um diese Wahrheit herum, als die Hölle<br />
selbst zu umarmen. . .<br />
+ + +<br />
Es gibt kein Nichts-Sein ohne gleichzeitiges Alles-<br />
Sein. Solange ich etwas bin und nicht nichts, und<br />
solange ich etwas bin und nicht alles, bin ich scheinbar<br />
nur scheinbar: „etwas. “Erkenne ich meinen<br />
Hintergrund, bin ich wirklich: Ich bin, der ich bin.<br />
+ + +<br />
Das Selbst hat echte Fähigkeiten, wie die, sich<br />
selbst wahrzunehmen (Bewusstsein) und seine<br />
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Potenz zur Schöpfung. Ich bin ja Zeuge und Ausdruck<br />
dieser Fähigkeiten. Das menschliche Verständnis hat<br />
echte Probleme mit Fähigkeiten, die kein davor kennen:<br />
also keine sichtbare Ursache haben.<br />
„Kann es nicht geben, gibt es nicht. . . es gibt nichts<br />
ohne Grund. . . “und trotzdem gibt es ganz grundlos<br />
etwas: mich selbst. : -)<br />
Es gibt zwar in der Raumzeit keinen wirklichen<br />
Grund, dass es mich geben könnte, aber es gibt mich<br />
halt trotzdem, aller letztlichen Grundlosigkeit zum<br />
Trotze.<br />
Das Verständnis ist unfähig, sich ein Bild des<br />
Ereignisses über die Raumzeit hinaus zu machen,<br />
und wenn, erhasche ich Einsichten in ein unvorstellbares<br />
Grösser. In der mystischen Erfahrung gibt es,<br />
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als Erlebnisse, andere Perspektiven auf die Raumzeit.<br />
Zeit kann auch dreidimensional erscheinen, was das<br />
physische Erlebnis das „A und O“ ist: ich bin am<br />
Anfang, am Ende und an jedem Zwischenpunkt aller<br />
Zeit gleichzeitig.<br />
Andererseits ist auch nicht mehr zu sehen als dieser<br />
leere, aber alle Zeit umfassende „Zeit-Raum“ der<br />
Hier-Präsenz des Ich.<br />
Meiner Erfahrung nach gibt es zumindest drei physische<br />
Erlebnisse um die Ewigkeit:<br />
1. Die gleichzeitige Präsenz aller Zeit in der<br />
Ewigkeit.<br />
2. Die leere Präsenz der Ewigkeit<br />
3. Die sich selbst reflektierende Ewigkeit:<br />
Sat-Chit-Ananda.<br />
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4. Die persönliche Ewigkeit „Ich bin Gott“.<br />
Ich könnte auch sagen: der Raum des Bewusstsein<br />
leuchtet sich selbst aus, und die einzige „Grenze“, die<br />
er findet, ist er selbst. . . heute könnte ich vielleicht<br />
auch sagen: die Matrix besinnt sich auf sich selbst.<br />
Als Erlebnisse kommen und gehen die wieder,<br />
als persönlich-sichtbare Reflektionen dieser<br />
Selbstausleuchtung des Bewusstseins. Seine Strahlen<br />
scheinen auf etwas zu fallen, einer Art „gegenständlicher<br />
Ewigkeit“.<br />
Ewigkeit mit Eigenschaften<br />
Ich habe oft den Eindruck, als würde ich dabei in<br />
die ersten Momente dieses Universums schauen, in<br />
denen es tatsächlich noch gar keine geordnete Zeit<br />
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gab. Und trotzdem war schon alle Zeit vorhanden,<br />
wie auch immer. Doch die Ewigkeit selbst ist noch<br />
eine relative Nanosekunde „früher“, dort wo noch<br />
gar keine Raumzeit ist und selbst die Ewigkeit als<br />
Eigenschaften schon Schöpfung ist.<br />
Ein völlig leeres, auch an mir leeres Selbst, das trotzdem<br />
in diesem Augenblick im Wesen alles birgt, was<br />
war, ist , sein wird - und sich trotzdem immer wieder<br />
neu erfindet, als würde sich die Ewigkeit nicht an sich<br />
selbst halten.<br />
Mit der ungeborene Ewigkeit habe ich als Verständnis<br />
das Problem (obwohl sie das einzige ist, was immer<br />
präsent ist, Präsenz ist, sich immer kennt, sich seiner<br />
selbst immer vertraut ist), dass sie zwar ist, ich mir<br />
aber keinen Reim auf sie machen kann. Vor ihr kann<br />
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ich eigentlich nur staunen und im Staunen die Weite<br />
spüren.<br />
Für das Verständnis ist die Ewigkeit ein Unwesen,<br />
das in völligem Widerspruch zu sich selbst zu existieren<br />
scheint. Etwas, was nicht sein kann und trotzdem<br />
ist. Es findet keinen Grund in der Geschichte, nur<br />
relative Gründeund im eigentlichen Grund ist nichts<br />
zu sehen. Denn der ist die Ewigkeit selbst, und darin<br />
ist die Ewigkeit so sich selbst, dass sie in sich selbst<br />
nicht als etwas anders wahrnimmt. Sie nimmt sich in<br />
allem als sich selbst wahr: Ewigkeit - und in dieser<br />
Kontrastlosigkeit zu sich selbst hat sie keinerlei erkennbaren<br />
Inhalt.<br />
+ + +<br />
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Aus den gefälschten Überlieferungen (1):<br />
Eines heißen Tages ging Buddha in der Mittagssonne<br />
einen Weg entlang, ein nicht beschatteter Lehmdamm<br />
zwischen Reisfeldern, als ihn einer der Bauern erkannte<br />
und fragte: „. . . ? “Buddha antwortete: „Wenn es dir<br />
in deinem Leben gelingt, auch nur für eine Sekunde<br />
deinen Mund zu halten, wirst du die Wahrheit sehen.<br />
“Er ging stöhnend weiter und ergänzte: „Es wäre so<br />
einfach, wenn es so einfach wäre. “<br />
+ + +<br />
Aus den gefälschten Überlieferungen (2):<br />
Tilopa sass am Ganges und dachte nichts besonderes,<br />
nichts was ihm aufgefallen wäre: ununterschiedenes-<br />
(un)scheinbares „Ins-Wasser-Starren“, ungespiegelter<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>11</strong><br />
Blick ins Nichts, als ihn jemand ansprach: „Was kann<br />
ich tun? “„Nichts, denn nur das Selbst kann tun. Du<br />
bist in allem Tun bereits „seine“ Tat. Sind da zwei<br />
Täter im Tun? “<br />
+ + +<br />
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