MONITOR nachgefragt: GAGFAH–Immobilienmonopoly ... - WDR.de
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unzulässig und strafbar. Insbeson<strong>de</strong>re darf er<br />
we<strong>de</strong>r vervielfältigt, verarbeitet o<strong>de</strong>r zu<br />
öffentlichen Wie<strong>de</strong>rgaben benutzt wer<strong>de</strong>n. Die<br />
in <strong>de</strong>n Beiträgen dargestellten Sachverhalte<br />
entsprechen <strong>de</strong>m Stand <strong>de</strong>s jeweiligen<br />
Sen<strong>de</strong>termins.<br />
Beitrag: <strong>MONITOR</strong> <strong>nachgefragt</strong>: <strong>GAGFAH–Immobilienmonopoly</strong> auf Mieter Kosten vor<br />
<strong>de</strong>m Aus?<br />
Bericht: Lutz Polanz, Andreas Maus<br />
Datum: 07.04.2011<br />
Sonia Seymour Mikich: "Sehr viel Wirbel hat <strong>MONITOR</strong> losgetreten mit <strong>de</strong>m Beitrag über <strong>de</strong>n<br />
Wohnungskonzern GAGFAH. Mieter klagten über vergammelte Wohnungen und<br />
heruntergekommene Stadtteile, die Anteilseigner <strong>de</strong>s Hedge-Fonds Fortress, <strong>de</strong>m die GAGFAH<br />
gehört, machten dagegen Kasse. Ein Beispiel für fehlgeschlagene Privatisierung von<br />
kommunalem Eigentum. Und jetzt die Fortsetzung. Eine Milliar<strong>de</strong>n-Klage, ein Verdacht auf<br />
Insi<strong>de</strong>rhan<strong>de</strong>l, ein spannen<strong>de</strong>r Wirtschaftskrimi."<br />
____________________<br />
Hamburger Mieter <strong>de</strong>r GAGFAH, Deutschlands wohl größtem börsennotierten Immobilien-<br />
Unternehmen. Sie gehen auf die Straße, weil ihre Wohnungen immer weiter verwahrlosen, und<br />
nichts passiert.<br />
Demonstrantin: "Viele Mieterinnen und Mieter fühlen sich ohnmächtig gegenüber diesem<br />
Wohnungskonzern hier, <strong>de</strong>r die angezeigten Mietmängel einfach ignoriert."<br />
Im Februar hatte <strong>MONITOR</strong> über die Geschäftspraktiken <strong>de</strong>r GAGFAH berichtet. Über<br />
schimmelige Wohnungen, mangelhafte Reparaturen, gravieren<strong>de</strong> Sicherheitsmängel. Und über<br />
<strong>de</strong>n Verfall ganzer Wohnviertel. Seit<strong>de</strong>m ist einiges passiert. Die Stadt Dres<strong>de</strong>n hat die GAGFAH-<br />
Gruppe nun in Milliar<strong>de</strong>nhöhe verklagt und die Bun<strong>de</strong>saufsicht für Finanzdienstleistungen prüft,<br />
ob GAGFAH-Chef William Brennan verbotene Insi<strong>de</strong>rgeschäfte gemacht hat. Bei<strong>de</strong>s hat direkt<br />
miteinan<strong>de</strong>r zu tun. Zur Erinnerung: 2004 verkaufte die Rot-Grüne Regierung die bun<strong>de</strong>seigene<br />
GAGFAH an <strong>de</strong>n amerikanischen Hedge-Fonds Fortress - für dreieinhalb Milliar<strong>de</strong>n Euro. In
Monitor vom 07.04.2011 - <strong>MONITOR</strong> <strong>nachgefragt</strong>: GAGFAH-Immobilienmonopoly auf Mieter Kosten vor <strong>de</strong>m Aus?2 / 3<br />
Dres<strong>de</strong>n ging die Einkaufstour dann weiter. Da schien die Zukunft noch rosig, als die GAGFAH<br />
<strong>de</strong>r Stadt ihre 48.000 Wohnungen abkaufte.<br />
Robert I. Kauffman, GAGFAH (10.03.2006) (Übersetzung <strong>MONITOR</strong>): "Dres<strong>de</strong>n bietet gute<br />
Zukunftsaussichten. Die Stadt ist ein großer Technologiestandort. Die Universitäten und all die<br />
kulturellen Aspekte machen es attraktiv für langfristige Investitionen und bieten Chancen für<br />
Wachstum."<br />
Doch schon bald zeigte sich, wie das wohl gemeint war. Hohe Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n für die Aktionäre -<br />
wenig Geld für die Wohnungen. So haben wir es auch im Februar erlebt. Egal, wo wir uns in<br />
GAGFAH-Siedlungen umschauten.<br />
<strong>MONITOR</strong> vom 17.02.2011: "In je<strong>de</strong>r Wohnung, die wir betreten, fin<strong>de</strong>t sich Schimmel. "Ja, und<br />
meine Tochter ist immer erkältet. Wir wissen alle, <strong>de</strong>r Schimmel ist gesundheitsgefährlich." Karl-<br />
Heinz Rubel zeigt uns <strong>de</strong>n Notausgang. "Vor Kurzem hat es im Keller gebrannt unten. Das ist hier<br />
<strong>de</strong>r Notausgang, und unten ist keine Klinke dran. Man kommt überhaupt nicht raus."<br />
In Dres<strong>de</strong>n investieren die GAGFAH-Töchter jährlich gut 6,50 € pro Quadratmeter, halb so viel<br />
wie marktüblich. Die GAGFAH hält das für angemessen, viele Mieter nicht. Zu ihrem Schutz war<br />
eigens eine Sozialcharta vereinbart wor<strong>de</strong>n. Keine Luxussanierung, sozialverträgliche Mieten und<br />
ein günstiges Vorkaufsrecht für die eigene Wohnung. Die Stadt Dres<strong>de</strong>n wirft <strong>de</strong>r GAGFAH-<br />
Gruppe nun vor, sie habe in etlichen Fällen gegen diese Sozialcharta verstoßen.<br />
Peter Krüger, Stadtrat Dres<strong>de</strong>n, CDU: "Der Vorwurf lautet, dass die GAGFAH bei <strong>de</strong>m<br />
Weiterverkauf von Immobilien die Klausel <strong>de</strong>s Vorkaufsrechtes für Mieter nicht mitverkauft hat und<br />
dadurch zu eventuellen besseren Verkaufserlösen gekommen ist."<br />
Dres<strong>de</strong>n hat jetzt zwei GAGFAH-Unternehmen auf eine Rekordsumme von mehr als einer<br />
Milliar<strong>de</strong> Euro verklagt. Die GAGFAH bestreitet die Vorwürfe. Doch was hat das alles mit<br />
GAGFAH-Chef William Brennan zu tun? Er steht im Verdacht, im Umfeld <strong>de</strong>r Klage noch<br />
rechtzeitig Geschäfte zum eigenen Vorteil gemacht zu haben. Es geht um einen Aktien<strong>de</strong>al. Am<br />
3. Februar hatte <strong>de</strong>r Geschäftsführer eigene GAGFAH-Aktien in Millionenhöhe auf <strong>de</strong>n Markt<br />
geworfen, und so Kasse gemacht. Der Tageskurs <strong>de</strong>r Aktie lag da noch bei 7,95 €. Am 4. März<br />
kündigte die Stadt Dres<strong>de</strong>n an, sie wolle klagen. Die Aktie brach ein, verlor ein Viertel ihres<br />
Wertes.<br />
Prof. Christoph Schalast, Frankfurt School of Finance: "Man fragt sich natürlich, warum<br />
verkauft dann <strong>de</strong>r Verwaltungsrat einige Wochen vor <strong>de</strong>r endgültigen Entscheidung <strong>de</strong>r
Monitor vom 07.04.2011 - <strong>MONITOR</strong> <strong>nachgefragt</strong>: GAGFAH-Immobilienmonopoly auf Mieter Kosten vor <strong>de</strong>m Aus?3 / 3<br />
Klageeinreichung Aktien? Und insoweit ist es ganz sicher angezeigt, dass hier die Bafin ermittelt<br />
wegen Insi<strong>de</strong>rhan<strong>de</strong>ls, und zwar für alle Beteiligten."<br />
Ein Insi<strong>de</strong>rgeschäft? Das wäre strafbar. Wusste Brennan also, dass die Klage <strong>de</strong>r Stadt Dres<strong>de</strong>n<br />
unmittelbar bevorstand und seine Aktien damit an Wert verlieren wür<strong>de</strong>n? Die GAGFAH teilt uns<br />
dazu mit, <strong>de</strong>r Aktienverkauf sei rechtlich einwandfrei gewesen. Und weiter:<br />
Zitat: "Über eine mögliche Klage <strong>de</strong>r Stadt Dres<strong>de</strong>n haben wir erstmals kurz vor unserer ad-hoc-<br />
Mitteilung vom 4. März 2011 erfahren."<br />
Also kein Insi<strong>de</strong>rhan<strong>de</strong>l? <strong>MONITOR</strong> liegen vertrauliche Dokumente vor, aus <strong>de</strong>nen hervorgeht:<br />
Schon vor zwei Jahren drohte die Stadt Dres<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r GAGFAH mit einer Klage. Wegen Verstößen<br />
gegen die Sozialcharta. Die GAGFAH verhan<strong>de</strong>lte, bot <strong>de</strong>r Stadt später sogar 150 Arbeitsplätze,<br />
wenn sie auf eine Klage verzichtet. Doch En<strong>de</strong> 2010 machte Dres<strong>de</strong>n dann endgültig klar, dass<br />
dieses Angebot nicht reicht.<br />
André Schollbach, Die Linke/Dres<strong>de</strong>n: "Spätestens seit Beginn dieses Jahres musste die<br />
GAGFAH davon ausgehen, dass die Lan<strong>de</strong>shauptstadt Dres<strong>de</strong>n gegen die Pflichtverletzungen,<br />
gegen die Vertragsverstöße vorgehen wird."<br />
Und wenig später verkaufte GAGFAH-Chef Brennan dann seine Aktien. Wird er nun ein Fall für<br />
die Strafverfolger? Viele Mieter je<strong>de</strong>nfalls haben das Vertrauen in die GAGFAH verloren. Auch in<br />
Dres<strong>de</strong>n.<br />
Mieterin: "Ich bin auf je<strong>de</strong>n Fall dafür, dass irgendwie die GAGFAH mal Rechenschaft ablegen<br />
muss."<br />
Mieter: "Ich mache meine Ausbildung noch fertig, und dann bin ich hier oben weg. Also das tue<br />
ich mir nicht mehr an, also nicht bei <strong>de</strong>m Vermieter."<br />
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