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WENN DIE „PUTZPERLE“ NICHT MEHR KLINGELT<br />
Wer heute eine zuverlässige Putzfrau hat, kann sich glücklich schätzen. Bei immer<br />
mehr Doppelverdiener- und Singlehaushalten wächst die Nachfrage rasant. Und die<br />
Preise für die Reinigungshilfe steigen.<br />
Gertrud Roos müsste man wohl klonen. Die 53-Jährige sie das als Selbstständige heute gut und gerne nicht mehr zu<br />
aus Üxheim, die in Hillesheim lebt, ist nach gut elf einstigen Stundenlöhnen machen müssen. Vor der Euro-<br />
Jahren aus dem Job als Fleischereifachverkäuferin ausgestiegen<br />
und hat sich für eine Alternative entschieden: „Ich wollte<br />
Stress abbauen. Und aus meinem Job weiß ich, was Hygiene<br />
bedeutet“, so Roos. Das hat ihr die<br />
Entscheidung leicht gemacht. Roos ist<br />
hauptberufliche Putzfrau geworden. Seit<br />
sechs Jahren ist sie bei einem mittelständischen<br />
Unternehmen in der Region<br />
festangestellt. „Ich arbeite fünf Tage die<br />
Woche, kann mir an Feiertagen frei<br />
nehmen. Das Wochenende sowieso.<br />
Umstellung waren Löhne zwischen zehn und zwölf D-Mark<br />
üblich, heute sind es nach Angaben der Internetplattform<br />
Helpling mit 15,50 Euro mehr als das Doppelte. Im Durchschnitt.<br />
Als Auftraggeber für Gertrud<br />
Roos müsste man ihr dann am besten<br />
einen offiziellen Minijob anbieten,<br />
um die gute „Perle“ nicht „schwarz“<br />
zu beschäftigen.<br />
450 Euro dürfte Roos dann nebenbei<br />
verdienen, so sie die Arbeit neben<br />
ihrer Hauptbeschäftigung in der<br />
Das war die richtige Idee!“<br />
Gertrud Roos ist als Putzfrau fest angestellt. Ihr Tipp<br />
Firmen- und Büroreinigung ausüben<br />
Hätte sie den Jobwunsch damals etwa für die beste Fensterreinigung? „Bei warmen Wetter<br />
nur lauwarmes Wasser! Ein bisschen Essigessenz<br />
will. Ist eine Putzfrau allerdings nur<br />
auf Facebook gepostet - vor Angeboten<br />
und Spülmittel rein, das reicht. Mit dem Mikrofasertuch<br />
arbeiten.“<br />
selbstständig, muss sie Rechnungen<br />
hätte sie sich vermutlich nicht<br />
schreiben und dann die Krankenkas-<br />
retten können. Denn „Putzperlen“ wie sie, sind Mangelware:<br />
Immer mehr Familien sind Doppelverdiener, weil es sonst<br />
einfach nicht reicht. Da wird das Home-Cleaning zum<br />
Zeitproblem. Zugleich steigt die Zahl der Singlehaushalte.<br />
Gerade bei älteren Menschen ist die Not, eine Frau oder einen<br />
Mann fürs Reinehalten zu finden, groß. Und das frühere<br />
Rollenmodell, die Hausfrau kümmert sich um alles inklusive<br />
Gebäudereinigung, wird auch in der Region langsam zum<br />
Vorbild von gestern. Wenn Gertrud Roos in ihrem Putzraum<br />
beim Arbeitgeber zu Schrubber, Abzieher, Lappen, Mikrofasertüchern,<br />
Eimer und Gummihandschuhen greift, würde<br />
senbeiträge selber bezahlen. Das Eine wäre vielen Putzhilfen,<br />
das Andere vielen Familien schlicht zu teuer, weshalb<br />
nach Schätzungen rund 80 Prozent aller Putzfrauen in deutschen<br />
Haushalten nach wie vor mehr oder weniger halblegal<br />
arbeiten – offiziell vielleicht als Nachbarschaftshilfeleisterin.<br />
Ein Ausweg aus dem Dilemma ist da nicht in Sicht – bleiben<br />
nur die Tipps der „Profiperle“, wie es denn am besten geht,<br />
wenn man „das bisschen Haushalt“ alleine machen muss:<br />
„Wenn ich putze, habe ich meinen MP3-Player dabei und<br />
die Ohrstöpsel im Ohr. Eine knackige, fröhliche Musik, bei<br />
der der Takt stimmt. Dann geht das richtig ab!“<br />
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