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Ab welchem Cholesterinwert soll in der Schweiz eine Behandlung ...

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<strong>Ab</strong> <strong>welchem</strong> <strong>Cholester<strong>in</strong>wert</strong> <strong>soll</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

e<strong>in</strong>e <strong>Behandlung</strong> erfolgen?<br />

Nicolas Rodondi a , Baris Gencer a ,T<strong>in</strong>h-Hai Collet a , Edouard Battegay b<br />

a Consultations des lipides et de prévention cardiovasculaire, Policl<strong>in</strong>ique Médicale Universitaire, Lausanne<br />

b Kl<strong>in</strong>ik und Polikl<strong>in</strong>ik für Innere Mediz<strong>in</strong>, UniversitätsSpital Zürich, Zürich<br />

Qu<strong>in</strong>tessenz<br />

P Bei <strong>der</strong> primären Prävention hängt die Indikation zur medikamentösen<br />

Lipidsenkung von <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung des kardiovaskulären Risikos und dem<br />

LDL-<strong>Cholester<strong>in</strong>wert</strong> ab.<br />

P Die <strong>Behandlung</strong> mit Stat<strong>in</strong>en ist für die Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen<br />

erwiesenermassen wirksam, speziell bei Patienten mit hohem<br />

Risiko. Weniger e<strong>in</strong>deutig ist die Evidenz für die Wirksamkeit e<strong>in</strong>er medikamentösen<br />

Lipidsenkung bei Patienten mit mässigem und vor allem ger<strong>in</strong>gem<br />

Risiko, für die nur wenige randomisierte kontrollierte Studien vorliegen.<br />

P Bei <strong>der</strong> Beratung von Patienten mit ger<strong>in</strong>gem Risiko geht es <strong>in</strong> erster<br />

L<strong>in</strong>ie um die Motivation für e<strong>in</strong>e gesunde Lebensweise.<br />

P Auch an mögliche Ursachen sekundärer Formen von Dyslipidämie ist zu<br />

denken; durch <strong>der</strong>en <strong>Behandlung</strong> lässt sich das Lipidprofil u.U. verbessern.<br />

P Die <strong>Behandlung</strong> mit Stat<strong>in</strong>en ist sicher; am häufigsten s<strong>in</strong>d muskuläre<br />

und hepatische Nebenwirkungen. In bestimmten Situationen, wie bei Medikamenten<strong>in</strong>teraktionen,<br />

ist spezielle Vorsicht geboten.<br />

P Zu Komb<strong>in</strong>ationstherapien verfügen wir verglichen mit Stat<strong>in</strong>en alle<strong>in</strong><br />

über weniger gesicherte Daten betr. Wirksamkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prävention kardiovaskulärer<br />

Erkrankungen sowie Sicherheit.<br />

P Häufigste familiäre Dyslipidämien s<strong>in</strong>d die familiäre Hypercholester<strong>in</strong>ämie<br />

und die familiäre komb<strong>in</strong>ierte Hyperlipidämie. Es ist wichtig, diese<br />

Fälle zu identifizieren, da <strong>der</strong>en <strong>Behandlung</strong> sich von <strong>der</strong>jenigen bei gewöhnlichen<br />

Formen unterscheidet.<br />

Nicolas Rodondi<br />

Dr. Nicolas Rodondi<br />

hat Kolloquien über<br />

die <strong>Behandlung</strong><br />

von Dyslipidämien<br />

gehalten; e<strong>in</strong>ige<br />

Fortbildungsveranstaltungen<br />

wurden<br />

von pharmazeutischenUnternehmen<br />

durch<br />

Überweisung von<br />

Honoraren an<br />

die mediz<strong>in</strong>ische<br />

Universitätspolikl<strong>in</strong>ik<br />

unterstützt.<br />

E<strong>in</strong>leitung<br />

Kardiovaskuläre Erkrankungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Industrielän<strong>der</strong>n<br />

nach wie vor wichtigste Ursache von Tod und<br />

Krankheit. Bei Patienten mit bereits bestehen<strong>der</strong> kardiovaskulärer<br />

Krankheit (sekundäre Prävention) ist die<br />

Wirksamkeit von Stat<strong>in</strong>en erwiesen [1]. Dagegen ist <strong>der</strong>en<br />

Wert als primäre Prävention nach wie vor unsicher,<br />

wie e<strong>in</strong>e Cochrane-Review kürzlich gezeigt hat [2].<br />

Zwar kann man offenbar durch die Anwendung von<br />

Stat<strong>in</strong>en bei Dyslipidämien im Rahmen <strong>der</strong> primären<br />

Prävention das Risiko koronarer Ereignisse um 28%<br />

und kardiovaskulärer Todesfälle um 17% senken, das<br />

Problem besteht dar<strong>in</strong> zu bestimmen, welche <strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

kardiovaskulärer H<strong>in</strong>sicht gesunden Patienten denn<br />

nun von dieser meist lebenslangen <strong>Behandlung</strong> profitieren<br />

werden [3].<br />

Die Arbeitsgruppe «Lipide und Atherosklerose» (AGLA)<br />

empfiehlt zur Identifikation <strong>der</strong> Patienten, die von e<strong>in</strong>er<br />

medikamentösen Therapie profitieren dürften, den für<br />

die <strong>Schweiz</strong> adaptierten PROCAM-Score. Dieser Score<br />

sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> leistungsfähiges Instrument <strong>in</strong> <strong>der</strong> Präven-<br />

CME zu diesem Artikel f<strong>in</strong>den Sie auf S. 466 o<strong>der</strong> im Internet unter www.smf-cme.ch.<br />

curriculum<br />

tion kardiovaskulärer Ereignisse <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>erischen<br />

Bevölkerung zu se<strong>in</strong> [4], wenn auch Daten aus<br />

prospektiven Kohortenstudien zur formellen Beurteilung<br />

<strong>der</strong> Scores <strong>in</strong> unserem Land fehlen.<br />

Weitere Methoden wie die Bestimmung von Markern,<br />

z.B. des hochsensitiven (hs) CRP, o<strong>der</strong> die Früherfassung<br />

von Atherosklerose durch die IMT-Messung<br />

(Intima Media Thickness) o<strong>der</strong> Messung <strong>der</strong> Plaques<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Prüfung, um die Patienten zu identifizieren, für<br />

die e<strong>in</strong>e aggressivere Medikamentenbehandlung nutzbr<strong>in</strong>gend<br />

se<strong>in</strong> könnte. Die Verschreibung e<strong>in</strong>es lipidsenkenden<br />

Medikamentes stellt nur e<strong>in</strong>en Teil <strong>der</strong><br />

<strong>Behandlung</strong> von Patienten mit Dyslipidämie dar. Therapeutische<br />

Erziehung und Motivation zu gesün<strong>der</strong>er<br />

Lebensweise s<strong>in</strong>d nach wie vor entscheidend <strong>in</strong> <strong>der</strong> primären<br />

und sekundären Prävention kardiovaskulärer<br />

Erkrankungen.<br />

Wir schlagen im Folgenden e<strong>in</strong> Vorgehen zur Evaluation<br />

und <strong>Behandlung</strong> von Patienten mit Dyslipidämie<br />

vor, das auf wissenschaftlich gesicherter Evidenz aus<br />

randomisierten kl<strong>in</strong>ischen Prüfungen beruht, die als<br />

«Endpo<strong>in</strong>t» die Verhütung kardiovaskulärer Ereignisse<br />

untersuchten. Diese konservative Vorgehensweise <strong>soll</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> täglichen Praxis an die <strong>in</strong>dividuellen Verhältnisse<br />

angepasst werden, wie beispielsweise bei den familiären<br />

Dyslipidämien.<br />

<strong>Ab</strong>klärung von Dyslipidämien<br />

Früherfassung<br />

Die Untersuchung auf Dyslipidämie wird für alle Männer<br />

über 35 und Frauen über 45 empfohlen (Tab. 1 p),<br />

wenn weitere kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Hypertonie,<br />

Diabetes, Adipositas, positive Familienanamnese<br />

für frühzeitige kardiovaskuläre Erkrankungen vorliegen,<br />

bereits früher [5].<br />

Klassifikation<br />

Dyslipidämien können nach <strong>der</strong> für die Kl<strong>in</strong>ik vere<strong>in</strong>fachten<br />

Klassifikation von Fre<strong>der</strong>ickson <strong>in</strong> drei Gruppen<br />

e<strong>in</strong>geteilt werden:<br />

– Hypercholester<strong>in</strong>ämie alle<strong>in</strong>: Erhöhter LDL-Cholester<strong>in</strong>-Wert<br />

(gemäss Grenzwert für erhöhtes kardiovaskuläres<br />

Risiko).<br />

– Hypertriglyzeridämie alle<strong>in</strong>: erhöhte Triglyzeridwerte<br />

(05 mmol/l).<br />

– Komb<strong>in</strong>ierte Hyperlipidämie: erhöhte Werte von LDL-<br />

Cholester<strong>in</strong> und Triglyzeriden.<br />

Erhöht heisst über dem <strong>in</strong> den Guidel<strong>in</strong>es empfohlenen<br />

Grenzwert für erhöhtes kardiovaskuläres Risiko [4].<br />

<strong>Schweiz</strong> Med Forum 2011;11(27):467–472 467


Tabelle 1. Früherfassung kardiovaskulärer Risikofaktoren gemäss Empfehlungen<br />

2010 (aufgrund von Empfehlungen <strong>der</strong> United States Preventive Services<br />

Task Force und e<strong>in</strong>er früheren Übersicht [5]).<br />

Präventivmassnahme Population Häufigkeit<br />

Messung des arteriellen<br />

Blutdrucks<br />

Laboruntersuchung <strong>der</strong> Lipide Männer 035 Jahre,<br />

Frauen 045 Jahre<br />

Messung des Blutzuckers<br />

(Diabetes)<br />

Messung des BMI<br />

(Body Mass Index [kg/m 2 ])<br />

Erwachsene 018 Jahre E<strong>in</strong>mal alle zwei Jahre<br />

Jüngere Erwachsene bei<br />

Vorliegen weiterer<br />

kardiovask. Risikofaktoren<br />

Erwachsene mit arterieller<br />

Hypertonie o<strong>der</strong><br />

Dysdlipidämie<br />

E<strong>in</strong>mal jährlich,<br />

wenn BD 0120/80 mm Hg<br />

E<strong>in</strong>mal alle 5 Jahre<br />

E<strong>in</strong>mal alle 3 Jahre<br />

Alle Erwachsenen E<strong>in</strong>mal jährlich<br />

Beratung zu Rauchstopp Alle Erwachsenen E<strong>in</strong>mal jährlich<br />

Tabelle 2. Häufigste sekundäre Ursachen e<strong>in</strong>er Dyslipidämie.<br />

Sekundäre Hypercholester<strong>in</strong>ämie<br />

(Überschuss<br />

an LDL­Cholester<strong>in</strong>)<br />

Hypothyreoidismus Alkoholismus<br />

Obstruktive Lebererkrankung<br />

(Cholestase)<br />

Nephrotisches Syndrom Adipositas<br />

Sekundäre Hypertriglyzeridämie<br />

Diabetes mellitus (hauptsächlich bei mangelhafter<br />

Kontrolle)<br />

Magersucht Chronische Nieren<strong>in</strong>suffizienz<br />

Schwangerschaft Medikamente, die e<strong>in</strong>e<br />

mässige Erhöhung<br />

verursachen<br />

Medikamente, die e<strong>in</strong>e<br />

stärkere Erhöhung<br />

verursachen<br />

Östrogene, Thiazide,<br />

Betablocker, Kortikosteroide,<br />

atypische Neuroleptika<br />

Antiproteasen (HIV-Therapie),<br />

Ret<strong>in</strong>oide (Aknetherapie),<br />

Zyklospor<strong>in</strong><br />

Ursachen<br />

Die häufigste Ursache von Dyslipidämien, die gewöhnliche<br />

polygene Form, besteht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er komplexen Interaktion<br />

zwischen genetischen Faktoren und Umwelte<strong>in</strong>flüssen.<br />

Die familiären Dyslipidämien dagegen beruhen<br />

auf Vererbung dom<strong>in</strong>anter o<strong>der</strong> rezessiver Gene o<strong>der</strong><br />

aber auch auf komplexer polygener Vererbung.<br />

Ist klar, was für e<strong>in</strong>e Dyslipidämie vorliegt, muss auch<br />

nach sekundären Ursachen gesucht werden (Tab. 2 p),<br />

denn durch <strong>der</strong>en <strong>Behandlung</strong> kann u.U. e<strong>in</strong>e Normalisierung<br />

<strong>der</strong> Blutfette erreicht werden. Speziell ist bei<br />

plötzlichem Anstieg des LDL-Cholester<strong>in</strong>s und mangelndem<br />

Ansprechen auf die Therapie o<strong>der</strong> bei e<strong>in</strong>em<br />

nach Alter 40 neu aufgetretenem Gesamtcholester<strong>in</strong><br />

von >7 mmol/l an e<strong>in</strong>e Hypothyreose zu denken.<br />

An e<strong>in</strong>e familiäre Ursache ist zu denken, wenn <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

persönlichen Anamnese o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Familienanamnese<br />

vorzeitige Herz-Kreislauf-Erkrankungen (5 mmol/l o<strong>der</strong> Triglyzeriden >5,6 mmol/l vorliegen.<br />

curriculum<br />

Bestimmung des kardiovaskulären Risikos<br />

und Interpretation des Lipidprofils<br />

Für die Berechnung des kardiovaskulären Risikos wird<br />

das Vorliegen kardiovaskulärer Risikofaktoren berücksichtigt:<br />

Alter, Geschlecht, Tabakkonsum, Diabetes,<br />

arterielle Hypertonie, Lipidprofil sowie positive Familienanamnese<br />

für vorzeitige Herz-Kreislauf-Erkrankung.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Werte des gesamten Nüchtern-<br />

Lipidprofils kann das LDL-Cholester<strong>in</strong> mittels <strong>der</strong><br />

Formel nach Friedewald berechnet werden.<br />

LDL-Cholester<strong>in</strong> = Gesamtcholester<strong>in</strong> – HDL-Cholester<strong>in</strong><br />

– Triglyzeride/2,2<br />

Diese Formel gilt für Werte <strong>in</strong> mmol/l und ist nur<br />

anwendbar bei Triglyzeridwerten von


1. Anzahl Punkte<br />

pro Risikofaktor <strong>in</strong><br />

<strong>Ab</strong>hängigkeit des<br />

Schweregrades<br />

Alter (Jahre)<br />

35–39 0<br />

40–44 6<br />

45–49 11<br />

50–54 16<br />

55–59 21<br />

60–65 26<br />

Positive Familienanamnese<br />

Ne<strong>in</strong> 0<br />

Ja 4<br />

Raucher<br />

Ne<strong>in</strong> 0<br />

Ja 8<br />

Systolischer<br />

arterieller<br />

Blutdruck<br />

(mm Hg)<br />


Tabelle 3. Wahl des lipidsenkenden Medikaments (adaptiert nach AGLA: www. agla.ch).<br />

Umstände Re<strong>in</strong>e Hypercholester<strong>in</strong>ämie<br />

(erhöhtes LDL­Cholester<strong>in</strong>)<br />

Erste Wahl Stat<strong>in</strong>e (geordnet nach<br />

Wirkungsstärke)<br />

Alternativen<br />

(bei Unverträglichkeit o<strong>der</strong><br />

Medikamenten<strong>in</strong>teraktion)<br />

Komb<strong>in</strong>ation <strong>in</strong> Fällen, wo<br />

<strong>der</strong> therapeutische Zielwert<br />

verfehlt wurde<br />

Fluvastat<strong>in</strong><br />

Pravastat<strong>in</strong><br />

Simvastat<strong>in</strong><br />

Atorvastat<strong>in</strong><br />

Rosuvastat<strong>in</strong><br />

Ezetimib<br />

Res<strong>in</strong>e<br />

Nikot<strong>in</strong>säure<strong>der</strong>ivate<br />

Eventuell e<strong>in</strong>en Lipidspezialisten<br />

beiziehen<br />

Stat<strong>in</strong>e + Ezetimib<br />

Stat<strong>in</strong>e + Res<strong>in</strong>e<br />

Eventuell e<strong>in</strong>en Lipidspezialisten<br />

beiziehen<br />

* Vorsicht: Gefahr e<strong>in</strong>er Myopathie, speziell mit Gemfibrozil.<br />

Tabelle 4. Preise <strong>der</strong> Stat<strong>in</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>.<br />

Wirkstoff Handelsname Dosierung Preis pro Tablette<br />

(berechnet anhand<br />

<strong>der</strong> grössten Packung)<br />

Fluvastat<strong>in</strong> Fluvastat<strong>in</strong>e Sandoz mite ® 20 mg 0.56 CHF (98 Tabl.)<br />

Fluvastat<strong>in</strong> Sandoz ® 40 mg 0.80 CHF (98 Tabl.)<br />

Fluvastat<strong>in</strong>e Sandoz<br />

Retard ®<br />

80 mg 1.03 CHF (98 Tabl.)<br />

Fluvastat<strong>in</strong>-Teva ® 20 mg 0.52 CHF (98 Tabl.)<br />

Fluvastat<strong>in</strong>-Teva ® 40 mg 0.74 CHF (98 Tabl.)<br />

Fluvastat<strong>in</strong>-Teva Retard ® 80 mg 1.02 CHF (100 Tabl.)<br />

Lescol mite ® 20 mg 0.67 CHF (98 Tabl.)<br />

Lescol ® 40 mg 0.99 CHF (98 Tabl.)<br />

Lescol Retard ® 80 mg 1.27 CHF (98 Tabl.)<br />

Pravastat<strong>in</strong> Mevalot<strong>in</strong> ® 20 mg 0.78 CHF (100 Tabl.)<br />

Mevalot<strong>in</strong> Forte ® 40 mg 1.01 CHF (100 Tabl.)<br />

Pravalot<strong>in</strong>-Mepha ® 20 mg 0.78 CHF (100 Tabl.)<br />

Pravalot<strong>in</strong>-Mepha ® 40 mg 1.01 CHF (100 Tabl.)<br />

Pravastat<strong>in</strong> Actavis ® 20 mg 0.61 CHF (100 Tabl.)<br />

Pravastat<strong>in</strong> Actavis ® 40 mg 0.82 CHF (100 Tabl.)<br />

Pravastat<strong>in</strong>-Cimex ® 10 mg 0.42 CHF (100 Tabl.)<br />

Pravastat<strong>in</strong>-Cimex ® 20 mg 0.61 CHF (100 Tabl.)<br />

Pravastat<strong>in</strong>-Cimex ® 40 mg 0.82 CHF (100 Tabl.)<br />

Pravastat<strong>in</strong> 1 A Pharma ® 20 mg 0.61 CHF (100 Tabl.)<br />

Pravastat<strong>in</strong> 1 A Pharma ® 40 mg 0.94 CHF (100 Tabl.)<br />

Pravastat<strong>in</strong>e Axapharm ® 20 mg 0.61 CHF (100 Tabl.)<br />

Pravastat<strong>in</strong>e Axapharm ® 40 mg 0.82 CHF (100 Tabl.)<br />

Pravastat<strong>in</strong>e Helvepharm ® 20 mg 0.77 CHF (100 Tabl.)<br />

Pravastat<strong>in</strong>e Helvepharm ® 40 mg 0.98 CHF (100 Tabl.)<br />

Pravastat<strong>in</strong>e Sandoz ® 20 mg 0.64 CHF (100 Tabl.)<br />

Pravastat<strong>in</strong>e Sandoz ® 40 mg 1.01 CHF (100 Tabl.)<br />

Pravastat<strong>in</strong>e Streuli ® 20 mg 0.69 CHF (100 Tabl.)<br />

Pravastat<strong>in</strong>e Streuli ® 40 mg 0.91 CHF (100 Tabl.)<br />

Pravastat<strong>in</strong>-Teva ® 20 mg 0.64 CHF (100 Tabl.)<br />

curriculum<br />

Komb<strong>in</strong>ierte Hyperlipidämie Starke Hypertriglyzeridämie<br />

(TG 05 mmol/l)<br />

Stat<strong>in</strong>e (geordnet nach<br />

Wirkungsstärke)<br />

Fluvastat<strong>in</strong><br />

Pravastat<strong>in</strong><br />

Simvastat<strong>in</strong><br />

Atorvastat<strong>in</strong><br />

Rosuvastat<strong>in</strong><br />

Fibrate<br />

Nikot<strong>in</strong>säure<strong>der</strong>ivate<br />

Fischöle<br />

Eventuell e<strong>in</strong>en Lipidspezialisten<br />

beiziehen<br />

Stat<strong>in</strong>e + Ezetimib<br />

Fibrate + Ezetimib<br />

(Stat<strong>in</strong>e + Fibrate)*<br />

Eventuell e<strong>in</strong>en Lipidspezialisten<br />

beiziehen<br />

Lebensstil<br />

Fibrate<br />

Nikot<strong>in</strong>säure<strong>der</strong>ivate<br />

Stat<strong>in</strong>e<br />

Eventuell e<strong>in</strong>en Lipidspezialisten<br />

beiziehen<br />

E<strong>in</strong>en Lipidspezialisten beiziehen<br />

Ultrazentrifugation <strong>der</strong> Lipoprote<strong>in</strong>e<br />

(UFUG), sofern TG >4,5 mmol/l<br />

s<strong>in</strong>d 5 Wirkstoffe zur LDL-Cholester<strong>in</strong>senkung mit verschieden<br />

starker Wirkung erhältlich. Es existieren verschiedene<br />

Generika für Fluvastat<strong>in</strong>, Pravastat<strong>in</strong> und<br />

Simvastat<strong>in</strong>, wogegen für Rosuvastat<strong>in</strong> und Atorvastat<strong>in</strong><br />

gegenwärtig auf dem <strong>Schweiz</strong>er Markt nur das<br />

jeweilige Orig<strong>in</strong>alpräparat verfügbar ist. Die Tageskosten<br />

für die <strong>Behandlung</strong> mit e<strong>in</strong>igen Medikamenten zeigt<br />

Tabelle 4 p.<br />

Die verschiedenen Metaanalysen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur zeigen<br />

e<strong>in</strong>e Reduktion <strong>der</strong> Inzidenz kardiovaskulärer Ereignisse<br />

um etwa e<strong>in</strong> Drittel. Allerd<strong>in</strong>gs ist <strong>der</strong> absolute<br />

Gew<strong>in</strong>n durch diese <strong>Behandlung</strong> bei Patienten mit<br />

hohem Risiko höher, d.h., <strong>in</strong> <strong>der</strong>artigen Fällen müssen<br />

zur Verhütung e<strong>in</strong>es Ereignisses weniger Patienten<br />

behandelt werden (number needed to treat [NNT]). Beispielsweise<br />

beträgt bei Patienten mit e<strong>in</strong>em geschätzten<br />

absoluten Risiko von 20% <strong>der</strong> NNT 17, während dieser<br />

bei e<strong>in</strong>em absoluten Risiko von 1% 333 betragen<br />

würde. So gesehen müsste man sich <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie auf<br />

Patienten mit hohem Risiko konzentrieren. In absoluten<br />

Zahlen gesehen machen die kardiovaskulären Zwischenfälle<br />

bei Hochrisikopatienten allerd<strong>in</strong>gs nur e<strong>in</strong>en<br />

ger<strong>in</strong>gen Anteil an allen Ereignissen aus, die allermeisten<br />

treten bei Patienten mit mittlerem o<strong>der</strong> tiefem Risiko<br />

auf, die den Grossteil <strong>der</strong> Population ausmachen<br />

(Präventionsparadox).<br />

Häufigkeit <strong>der</strong> Nachkontrollen des Lipidprofils nach Beg<strong>in</strong>n<br />

<strong>der</strong> <strong>Behandlung</strong> je nach Umständen:<br />

– Nach e<strong>in</strong>em akuten Koronarsyndrom, e<strong>in</strong>em zerebrovaskulären<br />

Insult o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Gefässoperation<br />

<strong>soll</strong>te e<strong>in</strong>e Kontrolle nach 3, 6 und 12 Monaten erfolgen<br />

(vor <strong>Ab</strong>lauf dreier Monate s<strong>in</strong>d die Lipidwerte<br />

verfälscht und nicht <strong>in</strong>terpretierbar);<br />

– Bei ambulanter <strong>Behandlung</strong> e<strong>in</strong>e Kontrolle nach<br />

6 Wochen vorsehen, dann nach 6 und 12 Monaten;<br />

– Bei stabilen Werten unter <strong>der</strong> <strong>Behandlung</strong> danach<br />

jährliche Kontrollen;<br />

Wird das <strong>Behandlung</strong>sziel nicht erreicht, ist e<strong>in</strong>e Dosissteigerung<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Wechsel auf e<strong>in</strong> stärker wirksames<br />

Stat<strong>in</strong> zu erwägen, nachdem man sich vergewissert hat,<br />

<strong>Schweiz</strong> Med Forum 2011;11(27):467–472 470


Fortsetzung vonTabelle 4. Preise <strong>der</strong> Stat<strong>in</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>.<br />

Wirkstoff Handelsname Dosierung Preis pro Tablette<br />

(berechnet anhand<br />

<strong>der</strong> grössten Packung)<br />

Pravastat<strong>in</strong> Pravastat<strong>in</strong>-Teva ® 40 mg 0.96 CHF (100 Tabl.)<br />

Pravastax ® 20 mg 0.78 CHF (100 Tabl.)<br />

Pravastax ® 40 mg 1.01 CHF (100 Tabl.)<br />

Pravat<strong>in</strong>e ® 10 mg 0.44 CHF (100 Tabl.)<br />

Pravat<strong>in</strong>e ® 20 mg 0.78 CHF (100 Tabl.)<br />

Pravat<strong>in</strong>e ® 40 mg 1.01 CHF (100 Tabl.)<br />

Selipran ® 20 mg 1.19 CHF (100 Tabl.)<br />

Selipran ® 40 mg 1.53 CHF (100 Tabl.)<br />

Simvastat<strong>in</strong> Simcora ® 20, 40, 60, 80 mg 0.97 CHF (100 Tabl.)<br />

Simvas<strong>in</strong>e Spirig ® 20 mg 0.99 CHF (98 Tabl.)<br />

Simvas<strong>in</strong>e Spirig ® 40 mg 0.99 CHF (98 Tabl.)<br />

Simvas<strong>in</strong>e Spirig ® 80 mg 1.00 CHF (98 Tabl.)<br />

Simvast ® 20 mg 0.69 CHF (98 Tabl.)<br />

Simvast ® 40 mg 0.99 CHF (98 Tabl.)<br />

Simvastat<strong>in</strong> Actavis ® 20, 40, 80 mg 0.81 CHF (98 Tabl.)<br />

Simvastat<strong>in</strong>e 1 A Pharma ® 20, 40 mg 0.90 CHF (100 Tabl.)<br />

Simvastat<strong>in</strong>e Helvepharm ® 20, 40, 80 mg 0.90 CHF (100 Tabl.)<br />

Simvastat<strong>in</strong>e Streuli ® 20 mg 0.68 CHF (98 Tabl.)<br />

Simvastat<strong>in</strong>e Streuli ® 40 mg 0.97 CHF (98 Tabl.)<br />

Simvastat<strong>in</strong>-Teva ® 20 mg 0.64 CHF (100 Tabl.)<br />

Simvastat<strong>in</strong>-Teva ® 40 mg 0.90 CHF (100 Tabl.)<br />

Simvastat<strong>in</strong>-Teva ® 80 mg 0.92 CHF (98 Tabl.)<br />

Simvast<strong>in</strong>-Mepha ® 10 mg 0.60 CHF (100 Tabl.)<br />

Simvast<strong>in</strong>-Mepha ® 20, 40, 80 mg 0.97 CHF (100 Tabl.)<br />

Zocor ® 20, 40, 80 mg 1.15 CHF (98 Tabl.)<br />

Atorvastat<strong>in</strong> Sortis ® 10, 20, 40, 80 mg 2.12 CHF (100 Tabl.)<br />

Rosuvastat<strong>in</strong> Crestor ® 5 mg 1.33 CHF (100 Tabl.)<br />

Crestor ® 10 mg 1.49 CHF (100 Tabl.)<br />

Crestor ® 20 mg 2.09 CHF (100 Tabl.)<br />

Adaptiert nach www.pharmavista.net. Die Stat<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d nach Wirkungsstärke und anschliessend<br />

alphabetisch sortiert. Die Preise s<strong>in</strong>d auf die zweite Kommastelle gerundet.<br />

dass <strong>der</strong> Patient die <strong>Behandlung</strong> richtig durchführt. Was<br />

Komb<strong>in</strong>ationstherapien anbelangt, ist die Datenlage zur<br />

langfristigen Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung kardiovaskulärer Ereignisse<br />

und Sicherheit sowohl bei Fibraten, Ezetimib und Niac<strong>in</strong><br />

weniger gut [7]. E<strong>in</strong>e <strong>der</strong>artige Komb<strong>in</strong>ationstherapie<br />

kann man <strong>in</strong> speziellen Situationen mit hohem kardiovaskulärem<br />

Risiko erwägen, wie familiären Dyslipidämien<br />

o<strong>der</strong> Hochrisikopatienten, die Stat<strong>in</strong>e nicht gut<br />

vertragen. Die IMPROVE-IT-Studie, <strong>der</strong>en Resultate etwa<br />

2013 publiziert werden <strong>soll</strong>ten, wird mehr Gewissheit<br />

über die Wirksamkeit <strong>der</strong> Komb<strong>in</strong>ation Simvastat<strong>in</strong> und<br />

Ezetimib bezüglich Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung kardiovaskulärer Ereignisse<br />

nach akutem Koronarsyndrom br<strong>in</strong>gen.<br />

Nebenwirkungen <strong>der</strong> Stat<strong>in</strong>e<br />

Die Medikamentenklasse <strong>der</strong> Stat<strong>in</strong>e zeichnet sich durch<br />

hohe Sicherheit und befriedigende Verträglichkeit aus.<br />

curriculum<br />

Häufigste Nebenwirkungen s<strong>in</strong>d Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Leberwerte<br />

[8] und diffuse Myalgien [9]. Die Prävalenz von<br />

Myalgien wird auf 5–10% <strong>der</strong> Patienten geschätzt und ist<br />

<strong>der</strong> häufigste Grund für e<strong>in</strong>en Therapieabbruch (<strong>in</strong> über<br />

25% <strong>der</strong> Fälle bis zum 6. Monat). Nach zwei Jahren nehmen<br />

im Rahmen <strong>der</strong> primären Prävention lediglich 25%<br />

<strong>der</strong> Patienten ihr Medikament weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> gegenüber<br />

40% nach Koronarsyndrom [10].<br />

Tabelle 5 p zählt Risikofaktoren für Nebenwirkungen<br />

von Stat<strong>in</strong>en und Medikamenten<strong>in</strong>teraktionen speziell<br />

mit Gemfibrozil auf. Letzteres darf nicht mit Stat<strong>in</strong>en<br />

zusammen verwendet werden.<br />

Die Muskelschädigung unter Stat<strong>in</strong>behandlung kann<br />

aufgrund <strong>der</strong> Kreat<strong>in</strong>k<strong>in</strong>aseerhöhung (CK) gemäss den<br />

Empfehlungen <strong>der</strong> AHA/NHLBI (American Heart Association<br />

und National Heart, Lung and Blood Institute) <strong>in</strong><br />

drei Gruppen e<strong>in</strong>geteilt werden.Wir schlagen folgendes<br />

Vorgehen vor (<strong>Ab</strong>b. 2 x):<br />

– Bei Myalgien (Muskelschmerzen ohne CK-Erhöhung)<br />

kann das Stat<strong>in</strong> je nach Verträglichkeit weiter<br />

gegeben werden. Je nach Verlauf kann e<strong>in</strong>e Dosisreduktion<br />

<strong>in</strong> Frage kommen.<br />

– Bei Myositis (Muskelbeschwerden mit Muskelschwäche<br />

und mässiger CK-Erhöhung von 10fachem Wert <strong>der</strong><br />

oberen Normgrenze) stellt e<strong>in</strong>e schwere Komplikation<br />

dar, die Grund für e<strong>in</strong>e Hospitalisation se<strong>in</strong> kann.<br />

Manchmal wird e<strong>in</strong>e Dialyse nötig, o<strong>der</strong> die Rhabdomyolyse<br />

kann gar zum Tod führen. Es wird empfohlen,<br />

die Therapie abzusetzen. In <strong>der</strong> Folge darf man<br />

e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es Stat<strong>in</strong> niedrig dosiert unter regelmässiger<br />

Überwachung <strong>der</strong> CK und <strong>der</strong> Lipidwerte versuchen.<br />

Die Therapie kann zu Beg<strong>in</strong>n die Manifestation e<strong>in</strong>er<br />

vorbestehenden (erworbenen o<strong>der</strong> genetischen) Myopathie<br />

begünstigen. In diesen Fällen s<strong>in</strong>d CK und TSH<br />

zu kontrollieren und e<strong>in</strong>e kl<strong>in</strong>ische Untersuchung vorzunehmen.<br />

E<strong>in</strong>e neurologische Untersuchung kann bei<br />

persistierenden Beschwerden o<strong>der</strong> Defiziten nach Therapieende<br />

nützlich se<strong>in</strong>.<br />

Es gibt nur wenige randomisierte Studien zum Problem<br />

<strong>der</strong> Muskelschmerzen [9]. Aufgrund kle<strong>in</strong>er Studien<br />

sche<strong>in</strong>t es, dass niedrig dosiertes Rosuvastat<strong>in</strong> und Fluvastat<strong>in</strong><br />

weniger muskuläre Symptome hervorrufen als<br />

an<strong>der</strong>e Stat<strong>in</strong>e. E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>nahme nur jeden zweiten Tag<br />

sche<strong>in</strong>t zu weniger Nebenwirkungen zu führen, aber es<br />

fehlen Daten zur langfristigen Wirksamkeit dieser Vorgehensweise<br />

zur kardiovaskulären Prophylaxe. AHA<br />

und NHLABI empfehlen e<strong>in</strong>e CK-Messung vor Therapiebeg<strong>in</strong>n<br />

[9], auch wenn das <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis <strong>in</strong> erster<br />

L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> Risikosituationen s<strong>in</strong>nvoll ist.<br />

Die Leberverträglichkeit <strong>der</strong> Stat<strong>in</strong>e ist gut; Fälle von<br />

fulm<strong>in</strong>anten Hepatitiden s<strong>in</strong>d äusserst selten (2 Fälle<br />

auf 1 Million behandelte Patienten pro Jahr) [8]. Manchmal<br />

sieht man e<strong>in</strong>e leichte Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Leberwerte<br />

(ALAT-Erhöhung auf das 2–3fache des Normalwerts,<br />

geschätzte Inzidenz 0 bis 3%), die kl<strong>in</strong>isch asymptoma-<br />

<strong>Schweiz</strong> Med Forum 2011;11(27):467–472 471


tisch ist und meist <strong>in</strong> den ersten 12 Wochen nach Therapiebeg<strong>in</strong>n<br />

auftritt, dies häufiger bei hohen Stat<strong>in</strong>dosen.<br />

Der Spontanverlauf ist im Allgeme<strong>in</strong>en günstig. Die<br />

Me<strong>in</strong>ungen über e<strong>in</strong>e Überwachung <strong>der</strong> Leberenzyme<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis s<strong>in</strong>d geteilt: E<strong>in</strong> guter Kompromiss sche<strong>in</strong>t<br />

uns, die Werte <strong>in</strong> Risikosituationen (chronische Hepatitis,<br />

Risikoalkoholkonsum o<strong>der</strong> Gefahr von Medikamenten<strong>in</strong>teraktionen)<br />

zu kontrollieren. Wenn <strong>der</strong> ALAT-<br />

Wert um mehr als das Dreifache <strong>der</strong> Norm ansteigt,<br />

empfiehlt sich e<strong>in</strong>e Dosisreduktion o<strong>der</strong> sogar das<br />

Tabelle 5. Risikofaktoren für Nebenwirkungen (muskuläre und hepatische)<br />

von Stat<strong>in</strong>en (nach [11]).<br />

Faktoren <strong>in</strong> Zusammenhang<br />

mit dem Patienten<br />

Muskelbeschwerden<br />

(Schmerzen o<strong>der</strong> Schwäche)<br />

CK normal CK 80 Jahre)<br />

Chronische Erkrankung (Nieren- o<strong>der</strong> Leber<strong>in</strong>suffizienz)<br />

Faktoren <strong>in</strong> Zusammen- Anfangsstadium <strong>der</strong> <strong>Behandlung</strong> (erste 3 Monate)<br />

hang mit <strong>der</strong> <strong>Behandlung</strong><br />

Hohe Dosis<br />

Medikamenten<strong>in</strong>teraktionen<br />

Gleichzeitige E<strong>in</strong>nahme<br />

weiterer lipidsenken<strong>der</strong><br />

Medikamente<br />

Inhibitoren von Cytochrom-P450 3A4: Antibiotika (Makrolide),<br />

Medikamente gegen Pilze (Ketoconazol, Fluconazol),<br />

Protease<strong>in</strong>hibitoren, Antiarrhythmika (Amiodaron, Diltiazem,<br />

Verapamil), Immunsuppressiva (Zyklospor<strong>in</strong>, Tacrolimus)<br />

Inhibitoren von Cytochrom-P450 2C9: Medikamente gegen<br />

Pilzerkrankungen (Fluconazol)<br />

Niac<strong>in</strong><br />

Fibrate (Gemfibrozil >Bezafibrat = Fenofibrat)<br />

Anamnese, kl<strong>in</strong>. Untersuchung, Messung <strong>der</strong> Kreat<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase (CK) und TSH<br />

Symptome beurteilen<br />

Erträglich Unerträglich<br />

CK >10x<br />

Normalwert<br />

Nierenfunktion und<br />

Myoglob<strong>in</strong> im Ur<strong>in</strong>.<br />

Lebertests<br />

RHABDOMYOLYSE<br />

Stat<strong>in</strong> absetzen<br />

1. CK normal: Stat<strong>in</strong> wechseln<br />

(o<strong>der</strong> eventuell an<strong>der</strong>er Lipidsenker).<br />

Indikation und Motivation des<br />

Patienten überprüfen.<br />

2. CK erhöht und persistierende<br />

Muskelbeschwerden: neurologische<br />

<strong>Ab</strong>klärung 8 EMG.<br />

<strong>Ab</strong>bildung 2<br />

Vorschlag für e<strong>in</strong>en Algorithmus zum diagnostischen und therapeutischen Vorgehen<br />

bei Muskelbeschwerden und Erhöhung <strong>der</strong> Kreat<strong>in</strong>k<strong>in</strong>ase (CK) unter Stat<strong>in</strong>behandlung<br />

(adaptiert nach [9, 13]).<br />

curriculum<br />

<strong>Ab</strong>setzen <strong>der</strong> <strong>Behandlung</strong>, und es <strong>soll</strong>te nach weiteren<br />

möglichen Ursachen dieser Störung gesucht werden.<br />

Bei Lebererkrankungen <strong>soll</strong>ten Stat<strong>in</strong>e bei starker Cholestase,<br />

akuter hepatozellulärer Insuffizienz sowie dekompensierter<br />

Zirrhose gemieden werden, wogegen<br />

e<strong>in</strong>e kompensierte Zirrhose o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e NASH (non-alcoholic<br />

steatohepatitis) ke<strong>in</strong>e absolute Kontra<strong>in</strong>dikation<br />

darstellen.<br />

Komplexere Situationen<br />

In bestimmten Situationen ist spezielle Vorsicht geboten,<br />

o<strong>der</strong> es drängt sich e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e als die <strong>in</strong> <strong>Ab</strong>bildung<br />

1 dargestellte Vorgehensweise auf.<br />

– Bei relativer Kontra<strong>in</strong>dikation gegen Stat<strong>in</strong>e (Hepatopathie,<br />

Nephropathie, Risiko medikamentöser Interaktionen).<br />

– Erhöhtes Nebenwirkungsrisiko (Tab. 5).<br />

– Verdacht auf familiäre Dyslipidämie (Gesamtcholester<strong>in</strong><br />

>7 mmol/l, LDL >5 mmol/l o<strong>der</strong> Triglyzeride<br />

>5,6 mmol/l, vorzeitiger Arcus senilis, Sehnen- o<strong>der</strong><br />

Hautxanthome, positive PA o<strong>der</strong> FA für vorzeitige<br />

vaskuläre Erkrankungen); die wichtigsten dieser Erkrankungen<br />

wurden oben beschrieben.<br />

– Bei Triglyzeriden von >8 mmol/l (Risiko e<strong>in</strong>er akuten<br />

Pankreatitis).<br />

– Therapierefraktäre Dyslipidämie.<br />

– Auf nichtmedikamentöse <strong>Behandlung</strong> nicht ansprechende<br />

Hypertriglyzeridämie.<br />

In solchen Situationen kann e<strong>in</strong>e Beratung durch e<strong>in</strong>en<br />

Lipidspezialisten nützlich se<strong>in</strong>.<br />

Korrespondenz:<br />

PD Dr Nicolas Rodondi<br />

Responsable des Consultations des Lipides et de Prévention<br />

Cardiovasculaire<br />

Policl<strong>in</strong>ique Médicale Universitaire<br />

Bugnon 44<br />

CH-1011 Lausanne<br />

nicolas.rodondi@hospvd.ch<br />

<strong>Ab</strong> 1. Oktober 2011:<br />

Chefarzt/Leiter <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>ischen Polikl<strong>in</strong>ik<br />

Universitätskl<strong>in</strong>ik und Polikl<strong>in</strong>ik für Allgeme<strong>in</strong>e Innere Mediz<strong>in</strong><br />

Inselspital<br />

Universitätsspital Bern<br />

CH-3010 Bern<br />

Nicolas.Rodondi@<strong>in</strong>sel.ch<br />

Empfohlene Literatur<br />

– Nanchen D, Chiolero A, Cornuz J, Marques-Vidal PM, Firmann M,<br />

Mooser V, Paccaud F, Waeber G, Vollenwei<strong>der</strong> P, Rodondi N. Cardiovascular<br />

risk estimation and eligibility for stat<strong>in</strong>s <strong>in</strong> primary prevention<br />

compar<strong>in</strong>g different strategies. Am J Cardiol. 2009;103(8):<br />

1089–95.<br />

– Cornuz J, Auer R, Senn N, Guessous I, Rodondi N. [Prevention and<br />

screen<strong>in</strong>g <strong>in</strong> adults: trends <strong>in</strong> 2010]. Rev Med Suisse. 2010;6(273):2276,<br />

2278–80, 2275–82.<br />

– Ghali WA, Rodondi N. HDL cholesterol and cardiovascular risk. BMJ.<br />

2009;338:a3065.<br />

– Brosteaux C, Ruiz J, Bucl<strong>in</strong> T, Kuntzer T, Rodondi N. [Stat<strong>in</strong>s and muscular<br />

side-effects]. Rev Med Suisse. 2010;6(239):510, 512–4,<br />

516–7.<br />

– Bellosta S, Paoletti R, Cors<strong>in</strong>i A. Safety of stat<strong>in</strong>s: focus on cl<strong>in</strong>ical<br />

pharmacok<strong>in</strong>etics and drug <strong>in</strong>teractions. Circulation. 2004;09(23<br />

Suppl 1):III50–7.<br />

Die vollständige nummerierte Literaturliste f<strong>in</strong>den Sie unter<br />

www.medicalforum.ch.<br />

<strong>Schweiz</strong> Med Forum 2011;11(27):467–472 472


Quels niveaux de cholestérol devrait-on traiter en Suisse? /<br />

<strong>Ab</strong> <strong>welchem</strong> <strong>Cholester<strong>in</strong>wert</strong> <strong>soll</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> e<strong>in</strong>e <strong>Behandlung</strong><br />

erfolgen?<br />

Literatur (Onl<strong>in</strong>e-Version) / Références (onl<strong>in</strong>e version)<br />

1 Graham I, Atar D, Borch-Johnsen K, Boysen G, Burell G, Cifkova R, et al. European guidel<strong>in</strong>es on cardiovascular<br />

disease prevention <strong>in</strong> cl<strong>in</strong>ical practice: full text. Fourth Jo<strong>in</strong>t Task Force of the European Society of Cardiology and<br />

other societies on cardiovascular disease prevention <strong>in</strong> cl<strong>in</strong>ical practice (constituted by representatives of n<strong>in</strong>e<br />

societies and by <strong>in</strong>vited experts). European journal of cardiovascular prevention and rehabilitation: official journal of<br />

the European Society of Cardiology, Work<strong>in</strong>g Groups on Epidemiology & Prevention and Cardiac Rehabilitation and<br />

Exercise Physiology. 2007; 14(Suppl 2):S1–113.<br />

2 Taylor F, Ward K, Moore TH, Burke M, Davey Smith G, Casas JP, et al. Stat<strong>in</strong>s for the primary prevention of<br />

cardiovascular disease. Cochrane database of systematic reviews. 2011;(1):CD004816.<br />

3 Deckers JW, Blumenthal RS. Stat<strong>in</strong>s for primary prevention of cardiovascular disease. BMJ. 2011;342:d1048.<br />

4 Nanchen D, Chiolero A, Cornuz J, Marques-Vidal PM, Firmann M, Mooser V, Paccaud F, Waeber G, Vollenwei<strong>der</strong> P,<br />

Rodondi N. Cardiovascular risk estimation and eligibility for stat<strong>in</strong>s <strong>in</strong> primary prevention compar<strong>in</strong>g different<br />

strategies. Am J Cardiol. 2009;103(8):1089–95.<br />

5 Cornuz J, Auer R, Senn N, Guessous I, Rodondi N. Prevention and screen<strong>in</strong>g <strong>in</strong> adults: trends <strong>in</strong> 2010. Rev Med<br />

Suisse. 2010;6(273):2276, 2278–80, 2275–82.<br />

6 Qureshi N, Humphries SE, Seed M, Rowlands P, M<strong>in</strong>has R. Identification and management of familial<br />

hypercholesterolaemia: what does it mean to primary care? Br J Gen Pract. 2009;59(567):773–6.<br />

7 Ghali WA, Rodondi N. HDL cholesterol and cardiovascular risk. BMJ. 2009;338:a3065.<br />

8 Stoll D, Darioli R, Rodondi N. Lipid-lower<strong>in</strong>g therapies and liver enzymes. Kardiovaskuläre Mediz<strong>in</strong>. 2009;12(9):239–<br />

44.<br />

9 Brosteaux C, Ruiz J, Bucl<strong>in</strong> T, Kuntzer T, Rodondi N. [Stat<strong>in</strong>s and muscular side-effects]. Rev Med Suisse.<br />

2010;6(239):510, 512–14, 516–17.<br />

10 Jackevicius CA, Mamdani M, Tu JV. Adherence with stat<strong>in</strong> therapy <strong>in</strong> el<strong>der</strong>ly patients with and without acute coronary<br />

syndromes. JAMA. 2002;288(4):462–7.<br />

11 Bellosta S, Paoletti R, Cors<strong>in</strong>i A. Safety of stat<strong>in</strong>s: focus on cl<strong>in</strong>ical pharmacok<strong>in</strong>etics and drug <strong>in</strong>teractions.<br />

Circulation. 2004;09(23 Suppl 1):III50–7.<br />

12 Pasche O, Pache S, Cornuz J, Darioli R, Rodondi N. [How to apply cl<strong>in</strong>ical guidel<strong>in</strong>es <strong>in</strong> medical practice? The<br />

example of dyslipidemia]. Rev Med Suisse. 2008;4(148):662–5.<br />

13 Sathasivam S, Lecky B. Stat<strong>in</strong> <strong>in</strong>duced myopathy. BMJ. 2008;337:a2286.

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