Nr. 1/2012 (PDF) - LASA Brandenburg GmbH
Nr. 1/2012 (PDF) - LASA Brandenburg GmbH
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Arbeitsmarktpolitischer Service<br />
der <strong>LASA</strong> <strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong><br />
<strong>Nr</strong>. 1/<strong>2012</strong><br />
GEBÜNDELT<br />
Erfahrungen mit älteren<br />
Beschäftigten<br />
Seiten 4 – 8<br />
GEWICHTET<br />
Arbeitsmarktbericht zieht<br />
Bilanz für das Land<br />
Seite 13<br />
GESAMMELT<br />
Gute Arbeit: Multikulti in<br />
Eisenhüttenstadt<br />
Seite 16<br />
GESUCHT<br />
JOB-Wegweiser hilft bei<br />
der Berufsorientierung<br />
Seite 24<br />
GEORDNET<br />
PARI transferiert Vereinbarkeitsansätze<br />
der EU<br />
Seite 26<br />
Jung und erfahren ein Team mit Zukunft<br />
Für eine altersgerechte Gesellschaft
Inhalt<br />
2 1|<strong>2012</strong><br />
Akzente-Themen: Ältere und Beruf Beruf und Familie<br />
4 – 5 INNOPUNKT-Initiative ‚Ältere – Erfahrung trifft Herausforderung‘<br />
6 Die Odersun AG war beim INNOPUNKT-Projekt dabei<br />
6 Ansprechpartnerin für ältere Beschäftigte<br />
7 Im Europäischen Jahr <strong>2012</strong> sollen gute Ideen in die Tat umgesetzt werden<br />
8 Jung und Alt in einem Team – aktuelle Einsichten der psychologischen Forschung<br />
9 – 10 Familie und Beruf – die Servicestelle hilft, Reibungsverluste zu vermeiden<br />
11 Die Bürgerhilfe in Königs Wusterhausen beschäftigt fast nur Frauen<br />
11 Unternehmen und Elternzeit – hierbei unterstützt die Servicestelle – Interview<br />
12 „Eine ‚Win-win-Situation‘ für Arbeitgeber und Arbeitnehmer“ – Interview<br />
Lesezeichen<br />
13 Arbeitsmarktbericht 2010/2011 zieht Bilanz über die Arbeitspolitik des Landes<br />
Förderticker<br />
14 – 15 Fördernachrichten aus der Europäischen Union, des Bundes und des Landes <strong>Brandenburg</strong><br />
Prisma<br />
16 Multikulturelle Teams bei ArcelorMittal Eisenhüttenstadt<br />
17 Migranten als Nachfolger – Interview<br />
18 ESF-Modellprojekt qualifiziert Migranten zu Sozialarbeitern<br />
19 Forschungsprojekt des RKW Deutschland bilanziert Ergebnisse und Erfahrungen<br />
20 – 21 Studie zeigt starke Geschlechtertrennung zwischen den Berufen<br />
22 „Frauen gehen zu wenige Risiken ein“ – Interview<br />
23 Standpunkte zur öffentlich geförderten Beschäftigung<br />
24 JOB-Wegweiser – ein Instrument für das Übergangsmanagement<br />
24 ‚Lehrern lehren helfen!‘ – Wie eine Idee zu reifen beginnt<br />
Rechteck<br />
25 Was die Bearbeitung von Mittelanforderungen erleichtern würde<br />
25 Der Vergabevermerk – Für ESF-Projekte<br />
EU-Bulletin<br />
26 Projekt PARI will europäische Vereinbarkeitsansätze transferieren<br />
27 5 Fragen – 5 Antworten: ‚Die LuTKIs – Interview mit Monika Schefuhs‘<br />
28 – 29 Die <strong>Brandenburg</strong>er Landesvertretung in Brüssel<br />
Tipps, Termine & Ausblicke<br />
30 Bundesweite Veranstaltungshinweise<br />
Kurz & bündig<br />
31 Aktuelle Nachrichten aus der Europäischen Union, des Bundes und des Landes <strong>Brandenburg</strong><br />
31 Zum Schluss bemerkt: Andreas Hoffmann zu den Regionalbüros für Fachkräftesicherung
Liebe Leserinnen und liebe Leser<br />
Aktives Altern – gut für ältere Menschen, für die<br />
Gesellschaft und für die Wirtschaft<br />
Die Europäische Union hat das Jahr <strong>2012</strong> zum ‚Europäischen Jahr für aktives<br />
Altern und der Solidarität zwischen den Generationen‘ ausgerufen. Glücklicherweise<br />
erfreuen sich immer mehr ältere Menschen einer guten gesundheitlichen<br />
Verfassung und sind in der Lage, wertvolle Fertigkeiten und Erfahrungen an die<br />
jüngeren Generationen weiterzugeben. Aktives Altern ist unverzichtbar, um die mit<br />
der Bevölkerungsalterung verbundenen Herausforderungen zu bewältigen und die<br />
Solidarität zwischen den Generationen zu bewahren.<br />
Beim aktiven Altern geht es keineswegs allein um die Beschäftigung älterer Arbeitnehmer.<br />
Ebenso wichtig ist das Engagement älterer Menschen im Ehrenamt oder<br />
als Familienpflegende sowie die Möglichkeit, dank altersfreundlicher Umgebung<br />
unabhängig und selbstständig leben zu können.<br />
Aktives Altern setzt eine Vielzahl von Maßnahmen in ganz unterschiedlichen<br />
Bereichen voraus. In erster Linie ist es an den Mitgliedstaaten, den Regionen, Kreisen und Städten<br />
sowie an den Sozialpartnern, den Verbänden und der Zivilgesellschaft, die geeigneten Initiativen zu<br />
ergreifen. Aber auch die Europäische Union kann im Rahmen ihrer Zuständigkeiten eine wichtige<br />
Rolle spielen. Ein gutes Beispiel ist der Europäische Sozialfonds, der in der Programlaufzeit 2007-<br />
2013 mit einer Milliarde Euro Maßnahmen zur Förderung des aktiven Alterns unterstützt. Zudem<br />
sind ältere Arbeitnehmerinnen bzw. Arbeitnehmer auch eine wichtige Zielgruppe aktiver Beschäftigungsmaßnahmen,<br />
auf die 15,3 Prozent der ESF-Fördergelder entfallen.<br />
Das Europäische Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen zielt darauf ab,<br />
gemeinsam eine altersfreundliche Gesellschaft zu schaffen, in der ältere Menschen ihren Beitrag<br />
leisten können. Es ist eine hervorragende Gelegenheit, um Altersdiskriminierung vorzubeugen, gute<br />
Lösungsansätze europaweit zu verbreiten sowie einen Wandel der Politikinhalte herbeizuführen.<br />
Doch das Europäische Jahr wird nur dann zu einem Erfolg, wenn sich Politik, Unternehmen, Sozialpartner,<br />
Verbände und Bürger aktiv einbringen. Als Europäische Kommission hoffen wir, dass sich<br />
<strong>2012</strong> handfeste Ergebnisse präsentieren lassen.<br />
Die jeweiligen Zielsetzungen für das Europäische Jahr <strong>2012</strong> können ganz unterschiedlicher Natur<br />
sein. Sie reichen von Gesetzesreformen (Abbau von Hindernissen, die ältere Menschen davon<br />
abhalten, länger im Erwerbsleben zu bleiben) über Studien und öffentliche Veranstaltungen, die<br />
sensibilisieren und zu künftigen Aktivitäten führen. Unternehmen können die Arbeitsbedingungen<br />
älterer Arbeitnehmer verbessern; gesellschaftliche Initiativen können ältere Freiwillige unterstützen.<br />
Die Europäische Kommission hat bereits begonnen, Informationen und Initiativen rund ums aktive<br />
Altern auf der Webseite des Europäischen Jahres zusammenzubringen. Auch in <strong>Brandenburg</strong> gibt es<br />
bereits entsprechende Aktivitäten, wie die hier im Heft vorgestellte INNOPUNKT-Initiative ‚Ältere –<br />
Erfahrung trifft Herausforderung‘.<br />
Ich bin zuversichtlich, dass das Europäische Jahr <strong>2012</strong> dabei helfen wird, die Chancen und Arbeitsbedingungen<br />
älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu verbessern sowie ältere Menschen<br />
durch deren aktives Engagement stärker in die Gesellschaft einzubinden. <strong>2012</strong> bietet auch eine<br />
Chance, um gesundes Altern und unabhängiges Leben zu befördern, und zwar dank vorsorgender<br />
Gesundheitsmaßnahmen und altersfreundlicher Umgebung. Das Europäische Jahr <strong>2012</strong> wird dazu<br />
beitragen, aktives Altern eine gesellschaftliche Realität werden zu lassen.<br />
Bitte bringen auch Sie sich aktiv ein!<br />
Seite DREI<br />
Cristina Arigho,<br />
Sprecherin für den EU-Kommissar László Andor<br />
1|<strong>2012</strong><br />
3
Akzente – Ältere und Beruf<br />
Die Initiative in Zahlen<br />
Akzente – Ältere und Beruf:<br />
Jüngste Umfragen zeigen: Bei mehr als der Hälfte der Unternehmen bundesweit gehört das Thema<br />
‚Beschäftigung älterer Arbeitnehmer‘ zu ihrer Personalpolitik. Aber es sind vor allem die umsatzstarken<br />
Unternehmen, die sich des Themas annehmen. <strong>Brandenburg</strong>s Wirtschaft wird jedoch von kleinen und<br />
mittleren Unternehmen getragen, und viele von ihnen beschäftigen sich noch nicht mit den Folgen des<br />
demografischen Wandels. Dabei werden sie ihren Fachkräftebedarf zukünftig über einen Arbeitsmarkt<br />
decken, in dem es viele Ältere gibt. Es wird somit immer wichtiger, dass auch kleinere Betriebe sich auf<br />
älter werdende Belegschaften einstellen und ältere Arbeitslose als zukünftige Fachkräfte erkennen. Die<br />
INNOPUNKT-Initiative ‚Ältere – Erfahrung trifft Herausforderung‘ hat Lösungsansätze gefunden.<br />
Teilziel 1 – Kreative Projektarbeit<br />
207 Arbeitslose im Alter von über 50 Jahren<br />
nutzten die Angebote der ‚Kreativen<br />
Projektarbeit‘.<br />
Die Teams erstellten 53 Projektarbeiten<br />
für 50 Betriebe.<br />
Eine Integration in eine sozialversicherungspflichtige<br />
Beschäftigung gelang in<br />
65 Fällen. Weitere 22 Personen kamen<br />
in Mini-Jobs unter oder machten sich<br />
selbstständig. Dies ist eine eindrucksvolle<br />
Integrationsquote von 42 Prozent.<br />
92,1 Prozent der befragten Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer erlebten ihre Teilnahme<br />
als persönliche Bereicherung, über<br />
80 Prozent würden sofort noch einmal<br />
mitmachen und gut die Hälfte der Nichtvermittelten<br />
blickt optimistischer in die<br />
berufliche Zukunft als vorher. Ein deutliches<br />
Zeichen für die hohe Akzeptanz der<br />
‚Kreativen Projektarbeit‘.<br />
Teilziel 2 -<br />
Individuelle Berufswegeplanung<br />
In 33 Betrieben haben die Projekte geholfen,<br />
Arbeitsplätze und Einsatzfelder an die<br />
Bedürfnisse älterer Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer und die Möglichkeiten<br />
der Betriebe anzupassen.<br />
Es entstanden 197 Berufswegepläne.<br />
17 Demografielotsen wurden qualifiziert<br />
und eingesetzt.<br />
Die INNOPUNKT-Initiative lief von Dezember<br />
2008 bis Dezember 2011.<br />
Infos<br />
Initiative im Internet: www.lasa-brandenburg.<br />
de/Initiative-AEltere-Erfahrung-trifft-<br />
Herausforderung.789.0.html<br />
4 1|<strong>2012</strong><br />
Erfahrung traf (auf) Herausforderung<br />
Eine INNOPUNKT-Initiative zeigte Potenziale von Älteren<br />
Ältere wollen und können in der Arbeitswelt bestehen. Wenn die Rahmenbedingungen<br />
stimmen, bringen sie sich mit all ihren Erfahrungen in den Betrieben ein und nehmen neue<br />
Herausforderungen an. Das machten die Modellprojekte der INNOPUNKT-Initiative ‚Ältere<br />
– Erfahrung trifft Herausforderung‘ deutlich. Gefördert wurde die Initiative aus Mitteln des<br />
Europäischen Sozialfonds (ESF) und aus Landesmitteln. Vergangenen Novembers endete die<br />
dreijährige Projektzeit. Jörg Jurkeit vom <strong>Brandenburg</strong>er Arbeitsministerium fasst die Erfahrungen<br />
zusammen.<br />
Der <strong>Brandenburg</strong>er Arbeitsmarkt entwickelt<br />
sich gut. Die Beschäftigung nimmt zu, die<br />
Arbeitslosigkeit nimmt ab. Auch ältere Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer profitieren<br />
von der Erholung auf dem Arbeitsmarkt,<br />
jedoch schwächer als die Jüngeren. Das liegt<br />
auch daran, dass viele Unternehmen leider<br />
immer noch denken, Ältere seien weniger<br />
leistungsfähig.<br />
Personalverantwortliche wählen<br />
noch immer meist Jüngere<br />
Auch wenn zahlreiche Studien das negative<br />
Altersbild widerlegen, Personalverantwortliche<br />
entscheiden sich bei der Neubesetzung von<br />
Stellen meistens für Jüngere. Deshalb bleibt<br />
die Situation für ältere Arbeitslose weiterhin<br />
sehr schwierig, auch wenn sie über gute Ausgangsqualifikationen<br />
verfügen.<br />
Wir stecken jedoch bereits mitten im Wandel<br />
der Arbeitswelt, in der zunehmend die Fähigkeiten<br />
und Erfahrungen der Älteren gebraucht<br />
werden. Das zeigt u. a. die Beschäftigungsentwicklung<br />
der Älteren. Waren im Jahr 2005<br />
nur knapp 39 Prozent (194.350) der über<br />
50-Jährigen in <strong>Brandenburg</strong> sozialversichert<br />
beschäftigt, so arbeiteten 2010 schon knapp<br />
48 Prozent (266.744) der Menschen über 50<br />
Jahre in einem sozialversicherungspflichtigen<br />
Job. Parallel dazu sank die Zahl der älteren<br />
Arbeitslosen von durchschnittlich 65.088 in<br />
2005 auf 50.183 Personen im Jahr 2010. Trotz<br />
der Erfolge, das Risiko, aus der Arbeitslosigkeit<br />
keine neue Anstellung zu finden, steigt mit<br />
zunehmendem Alter. Auch eine formal gute<br />
Qualifikation ist kein Garant für eine neue<br />
Arbeitsstelle. Unter den arbeitslosen Älteren<br />
sind sogar rund 4.000 Akademikerinnen und<br />
Akademiker.<br />
Beschäftigungschancen der<br />
Älteren verbessern<br />
Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, innovative<br />
Lösungen zu finden, die die Beschäftigungschancen<br />
älterer Menschen verbessern.<br />
Diesem Ziel hatte sich die Ende 2008 ins<br />
Leben gerufene INNOPUNKT-Initiative ‚Ältere<br />
– Erfahrung trifft Herausforderung‘ auf die<br />
Fahne geschrieben. Die Initiative hatte zwei<br />
Teilziele: ‚Kreative Projektarbeit‘ und ‚Individuelle<br />
Berufswegeplanung‘.<br />
Drei Modellprojekte arbeiteten im Rahmen<br />
des Teilziels 1 ‚Kreative Projetarbeit‘. Sie boten<br />
neue praxisbezogene Lernarrangements für<br />
ältere arbeitslose Akademikerinnen und Akademiker<br />
sowie Fachkräfte an. Dabei kooperierten<br />
sie mit Hochschulen und Unternehmen.<br />
Zielgruppe der beiden Projekte zum zweiten<br />
Teilziel waren ältere Beschäftigte. Sie testeten<br />
Methoden zur individuellen Berufswegegestaltung<br />
und zeigten neue Entwicklungsmöglichkeiten<br />
für ältere Beschäftigte auf.
Ältere Arbeitslose werden als<br />
Fachkräfte gebraucht<br />
Ein besonderes Merkmal der ‚Kreativen Projektarbeit‘<br />
war die Kooperation von Betrieben,<br />
Hochschulen und Weiterbildungsträgern. Sie<br />
stellten aus älteren, erwerbslosen Fachkräften<br />
Teams zusammen. Diese bearbeiteten konkrete<br />
betriebliche Aufgaben. Hochschulmitarbeiterinnen<br />
und -mitarbeiter begleiteten die<br />
Teams methodisch und fachlich. Im Ergebnis<br />
der Projektarbeit sollte ein Produkt entstehen,<br />
beispielsweise ein Konzept oder eine Analyse.<br />
Aufgabe der Weiterbildungsträger war es, die<br />
Lernprozesse zu organisieren.<br />
Situation der Teilnehmer<br />
entscheidend verbessert<br />
Die ‚Kreative Projektarbeit‘ hat die Situation<br />
der Teilnehmenden entscheidend verbessert.<br />
Zu diesem Schluss kommt der Evaluator der<br />
Initiative. Er hatte die Initiative von Anfang<br />
an begleitet und untermauert in seinem<br />
Abschlussbericht diese Aussage insbesondere<br />
anhand der Vermittlungszahlen (siehe Kasten<br />
S. 4, die Red.). Darüber hinaus hat die Initiative<br />
gezeigt, dass ältere arbeitslose Akademikerinnen<br />
und Akademiker sowie ältere Fachkräfte<br />
eine wichtige Gruppe sind, um zukünftig<br />
den Fachkräftebedarf im Land <strong>Brandenburg</strong> zu<br />
sichern.<br />
Ältere in Beschäftigung halten<br />
Mit Blick auf die schlechteren Einstellungschancen<br />
aus der Arbeitslosigkeit müssen<br />
alle Wege genutzt werden, um Ältere in<br />
Beschäftigung zu halten. Im zweiten Teilziel<br />
der Initiative befassten sich zwei Projekte<br />
mit der Berufswegegestaltung. Sie haben in<br />
Betrieben die Kompetenzen und Leistungsvoraussetzungen<br />
älterer Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer mit den Möglichkeiten der<br />
Arbeitgeber zusammengebracht und Arbeitsplätze<br />
und Tätigkeitsfelder so gestaltet, dass<br />
es beiden Seiten gerecht wurde.<br />
Entstanden sind 197 Berufswegepläne. Diese<br />
zeigen Gestaltungsmöglichkeiten, um älteren<br />
Beschäftigten ein längeres Arbeiten im Betrieb<br />
zu ermöglichen. Als erfolgreich hat es sich<br />
erwiesen, Demografielotsen in den Betrieben<br />
einzuführen. Die Lotsen befassen sich mit Fragen<br />
der demografiefesten Personalentwicklung<br />
und kümmern sich um eine altersgerechte<br />
Arbeitsgestaltung. Insgesamt konnten 17 De-<br />
mografielotsen zunächst qualifiziert und dann<br />
eingesetzt werden.<br />
Das MASF wird die Projekterfahrungen in<br />
zukünftige Förderprogramme mit einfließen<br />
lassen. o<br />
Jörg Jurkeit,<br />
Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen<br />
und Familie des Landes <strong>Brandenburg</strong> (MASF)<br />
Infos<br />
Publikationen zur Initiative:<br />
Das Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und<br />
Familie des Landes <strong>Brandenburg</strong> hat die Broschüre<br />
‚Kreative Projektarbeit‘ (Teilziel 1) herausgegeben.<br />
Die WEQUA <strong>GmbH</strong> hat den Leitfaden ‚Zukunft<br />
braucht Erfahrung‘ zum Teilziel 2 herausgegeben.<br />
Die KOWA hat ein Faltblatt ‚Kreative Projektarbeit<br />
im Betrieb‘ herausgegeben.<br />
Die Publikationen finden Sie als <strong>PDF</strong>-Dateien auf den<br />
Internetseiten der <strong>LASA</strong> <strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong> unter<br />
www.lasa-brandenburg.de/Ergebnisse.846.0.html<br />
Die Dokumentation der Fachtagung ‚Alternsgerechte<br />
Arbeitswelt‘ vom 31. März 2011 finden Sie auf den<br />
Internetseiten des MASF: www.masf.brandenburg.de/<br />
sixcms/media.php/4055/ESF_Dokumentation_Alternsgerechte_Arbeitswelt.pdf<br />
Die Projekte der INNOPUNKT-Initiative<br />
wurden aus Mitteln des ESF und des Landes<br />
gefördert.<br />
Akzente – Ältere und Beruf<br />
Jörg Jurkeit, MASF:<br />
„Das Fachkräftepotenzial liegt vor der Tür, aber<br />
Unternehmen müssen die Arbeitskraft der Älteren<br />
besser nutzen. Das gilt bei Personalauswahl und<br />
-entwicklung. Die ‚Kreative Projektarbeit‘ hat<br />
gezeigt, wie viel Elan und Fachverstand ältere<br />
arbeitslose Akademiker haben. Faszinierend war<br />
auch der Einsatz der betrieblichen Demografielotsen,<br />
die darum gerungen haben, altersgerechte<br />
Arbeitsarrangements zu schaffen.“<br />
Beim INNOPUNKT-Projekt ‚Campus der Generationen‘ haben ältere erwerbslose Akademikerinnen und<br />
Akademiker in Projektteams mit Studierenden der Universität Potsdam zusammengearbeitet<br />
1|<strong>2012</strong><br />
5
Akzente – Ältere und Beruf<br />
Ihnen und uns eine Chance geben<br />
Die Odersun AG war beim INNOPUNKT-Projekt dabei<br />
Dr. Thomas Koschack ist stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Odersun AG in<br />
Frankfurt (Oder). Das Unternehmen entwickelt und produziert Dünnschichtsolarzellen und<br />
-module. „Wir haben natürlich Schwierigkeiten, geeignetes Fachpersonal zu bekommen“, sagt<br />
er. Qualifizierte Mitarbeiter zu akquirieren, sei auch das Hauptanliegen gewesen, bei dem<br />
INNOPUNKT-Projekt ‚erfahren – kreativ – teamorientiert‘ der KOWA mitzumachen.<br />
Die KOWA ist die Kooperationsstelle Wissenschaft<br />
und Arbeitswelt an der Europa-Universität<br />
Viadrina. „Mit der Viadrina arbeiten wir<br />
häufiger zusammen“, sagt Thomas Koschack.<br />
Die KOWA-Mitarbeiterin habe die Teilnehmer<br />
vorgestellt, die Profile passten – „warum<br />
sollten wir nicht ihnen und uns eine Chance<br />
geben?“<br />
Zwei Projektteams haben bei der Odersun AG<br />
Aufgaben bearbeitet. Einer der fünf Teilnehmer<br />
hat einen Arbeitsplatz bekommen. „Er wartet<br />
die Maschinen und Anlagen“, sagt Thomas<br />
Koschack. Dem Unternehmen habe das Projekt<br />
zwei Chancen geboten. „Die Projektteams<br />
haben für uns praktische Aufgaben gelöst und<br />
wir konnten die Teammitglieder kennenlernen<br />
und sehen, ob sie zu uns passen.“ o (jac)<br />
6 1|<strong>2012</strong><br />
„Ich bin auch in einem Alter, in dem man<br />
sich über eine zweite Chance freut, wenn<br />
etwas schief geht“, sagt Dr. Thomas Koschack,<br />
stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der<br />
Odersun AG<br />
Ansprechpartnerin für ältere Beschäftigte<br />
Demografielotsin Simone Carl<br />
Simone Carl leitet die Abteilung Personal- und Organisationsentwicklung im Klinikum Niederlausitz.<br />
Mehr als 1.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in dem Klinikum. Seit<br />
Kurzem ist sie eine von drei Demografielotsinnen und Demografielotsen im Unternehmen.<br />
Gut 300 Beschäftigte des Klinikums sind 50<br />
Jahre alt und älter. Für sie sind Demografielotsin<br />
Simone Carl und ihre beiden Kollegen<br />
Ansprechpartner, wenn sie sich beruflich weiterentwickeln<br />
möchten. Dass es drei Demografielotsen<br />
in einem Unternehmen gibt, ist nicht<br />
die Regel. „Bei uns ist der Umgang mit älteren<br />
Beschäftigten gemeinsames Thema der Personalabteilung,<br />
der Personalentwicklung sowie<br />
des Betriebsrats“, sagt Simone Carl. Vorschläge<br />
und Entscheidungen werden gemeinsam erarbeitet<br />
und vorbereitet. Die Arbeit verteile sich<br />
auf drei Personen. Vor allem aber könnten sich<br />
die Beschäftigten ihren Demografielotsen, ihre<br />
Demografielotsin aussuchen.<br />
Für die Zukunft hat Simone Carl sich vorgenommen,<br />
Angebote für ältere Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter fest in der Personal- und Organisationsentwicklungsplanung<br />
zu verankern.<br />
Die Demografielotsen des Klinikums wurden<br />
mithilfe des INNOPUNKT-Projekts ‚Berufliche<br />
Perspektiven im demografischen Wandel‘ der<br />
WEQUA etabliert (siehe Kasten).<br />
Wissenszentrum Demografie<br />
Die WEQUA hat aus dem INNOPUNKT-Projekt<br />
heraus ein Wissenszentrum Demografie<br />
etabliert. Dieses entwickelt Strategien für<br />
Betriebe, die dazu beitragen, das Potenzial älterer<br />
Mitarbeiter zu halten und zu fördern. Das<br />
Zentrum erstellt u. a. Altersstrukturanalysen,<br />
unterstützt die Berufswegeplanung für ältere<br />
Mitarbeiter und entwickelt alternsgerechte<br />
Arbeitsarrangements. o (jac)<br />
Das Projekt – die Teams<br />
‚erfahren – kreativ – teamorientiert‘ richtete<br />
sich an ältere erwerbslose Fachkräfte.<br />
In Teams zu zwei bis fünf Teilnehmern<br />
bearbeiteten sie Aufgaben in Unternehmen.<br />
Drei Monate Zeit hatten sie für ihre<br />
Aufgabe. Pro Woche waren sie bis zu 14,9<br />
Stunden im Unternehmen, in der weiteren<br />
Zeit wurden sie bei Bedarf qualifiziert.<br />
1. Projektteam bei Odersun<br />
Das erste Team dokumentierte Mess- und<br />
Analyseergebnisse der Produktionsstandorte,<br />
damit diese statistisch erfasst werden<br />
können. Eine wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
der Viadrina unterstützte die<br />
Teilnehmer bei projektbezogenen Fragen<br />
zur Statistik.<br />
2. Projektteam bei Odersun<br />
Das zweite Team erstellte eine Anlagendokumentation<br />
für eine Datenbank, um<br />
Wartungsprozesse zu vereinheitlichen. Die<br />
Teilnehmer wurden u. a. vom TÜV zur Maschinenrichtlinie<br />
der EU qualifiziert.<br />
Berufswege geplant und<br />
Demografielotsen qualifiziert<br />
Das INNOPUNKT-Projekt ‚Berufliche Perspektiven<br />
im demografischen Wandel‘<br />
arbeitete zum zweiten Teilziel der IN-<br />
NOPUNKT-Initiative ‚Ältere – Erfahrung<br />
trifft Herausforderung‘. Das Projekt der<br />
WEQUA erstellte für ältere Beschäftigte<br />
Berufswegeplanungen. Außerdem wurden<br />
Beschäftigte in Unternehmen zu ‚Demografielotsen‘<br />
qualifiziert.<br />
Das Projekt war in mehr als 30 Südbrandenburger<br />
Unternehmen aktiv, insbesondere<br />
in kleineren Betrieben. In<br />
Zusammenarbeit mit Beschäftigten, Unternehmensleitungen<br />
und Sozialpartnern<br />
erstellten die Projektmitarbeiter Berufswegepläne<br />
für mehr als 120 Beschäftigte.<br />
Infos<br />
WEQUA <strong>GmbH</strong>, Christiane Worrack,<br />
Tel.: (0 35 74) 46 76 20 17, E-Mail: worrack@<br />
wequa.de, Internet: http://tinyurl.com/73atv3p
Der Anfang ist gemacht<br />
Im Europäischen Jahr <strong>2012</strong> sollen gute Ideen in die Tat umgesetzt werden<br />
Mit einem Beschluss vom 14. September 2011 haben das Europäische Parlament und der<br />
Rat der Europäischen Union das Jahr <strong>2012</strong> zum Europäischen Jahr für aktives Altern und<br />
Solidarität zwischen den Generationen erklärt. Dieses Jahr folgt auf das Europäische Jahr<br />
zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung (2010) und das Europäische Jahr der<br />
Freiwilligentätigkeit zur Förderung der aktiven Bürgerschaft (2011). Hier bieten sich sicher<br />
Anknüpfungspunkte, um Synergien zwischen Europäischen Jahren zu fördern.<br />
Der Begriff ‚aktives Altern‘ ist von der Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) übernommen<br />
worden. Danach ist ‚aktives Altern‘ ein Prozess,<br />
„in dem die Möglichkeiten im Hinblick auf<br />
Gesundheit, Teilhabe und Sicherheit optimiert<br />
werden, um die Lebensqualität der alternden<br />
Personen zu verbessern“.<br />
Daraus schließt man, dass die Förderung des<br />
aktiven Alterns einen mehrdimensionalen Ansatz<br />
sowie Mitverantwortung und dauerhafte<br />
Unterstützung aller Generationen erfordert.<br />
Ein Altern bei guter Gesundheit kann z. B. die<br />
Erwerbsbeteiligung älterer Menschen erhöhen,<br />
ihnen ein längeres Aktivsein ermöglichen, ihre<br />
individuelle Lebensqualität verbessern sowie<br />
die Gesundheits-, Sozial- und Pensions- und<br />
Rentensysteme entlasten – was wiederum im<br />
Interesse aller Generationen ist.<br />
EU-weit steigt die Zahl der<br />
60-Jährigen<br />
Der Prozess der demografischen Alterung in<br />
der EU schreitet unaufhörlich voran. Ab <strong>2012</strong><br />
wird in Europa die Bevölkerung im erwerbsfähigen<br />
Alter abzunehmen beginnen, während<br />
die Zahl der über 60-Jährigen jährlich um<br />
etwa zwei Millionen zunimmt. Der stärkste<br />
Druck wird in der Zeit zwischen den Jahren<br />
2015 und 2035 sichtbar werden, wenn die<br />
sogenannten geburtenstarken Jahrgänge in<br />
den Ruhestand eintreten.<br />
Diese abzusehende Entwicklung beinhaltet<br />
eine große Herausforderung für nachhaltige<br />
öffentliche Finanzen und insbesondere für die<br />
Finanzierbarkeit des Gesundheitswesens und<br />
der Renten. Dabei muss vermieden werden,<br />
dass die Solidarität zwischen den Generationen<br />
geschwächt wird. Wichtig ist, dass<br />
man nicht übersieht, welchen erheblichen<br />
tatsächlichen und potenziellen Beitrag ältere<br />
Menschen – insbesondere die der geburtenstarken<br />
Jahrgänge – für die Gesellschaft<br />
insgesamt leisten können.<br />
Aktives Altern erfordert eine breite Palette von<br />
Politikmaßnahmen auf allen Regierungsebenen.<br />
Die EU hat in Bereichen wie Beschäftigung,<br />
Sozialschutz und soziale Eingliederung,<br />
Gesundheit, Informationsgesellschaft und<br />
Verkehr gewisse Aufgaben<br />
zu erfüllen. Hauptsächlich<br />
aber tragen Bund, Länder<br />
und Kommunen die Verantwortung<br />
und es sind<br />
die Sozialpartner sowie die<br />
Zivilgesellschaft gefragt.<br />
<strong>Brandenburg</strong>er<br />
Maßnahmenpaket<br />
Die Notwendigkeit der<br />
aktiven Politikgestaltung<br />
wird im Besonderen bei der<br />
demografischen Entwicklung<br />
im Bundesland <strong>Brandenburg</strong><br />
deutlich. Nach dem Maßnahmenpaket<br />
der Landesregierung<br />
(Mai 2011) sind die<br />
Bevölkerungszahlen nicht nur<br />
rückläufig, sondern auch die<br />
Altersverteilung verschiebt<br />
sich in den nächsten Jahrzehnten<br />
dramatisch. Heute<br />
ist jeder fünfte <strong>Brandenburg</strong>er<br />
über 60 Jahre alt. Im Jahr<br />
2030 wird bereits jeder Dritte diese Altersgrenze<br />
überschritten haben.<br />
Die Folgen für den Arbeitsmarkt sind damit<br />
bereits jetzt abzuschätzen. Vor allem der Fachkräftemangel<br />
wird in <strong>Brandenburg</strong> Politik und<br />
Unternehmen vor große Herausforderungen<br />
stellen. Die Potenziale älterer Arbeitnehmer<br />
müssen daher effektiv genutzt werden.<br />
Die Landespolitik hat bereits frühzeitig ihre<br />
Politikmaßnahmen an diese Entwicklungen<br />
angepasst und Seniorenpolitik zu einem<br />
wesentlichen sozialpolitischen Handlungsfeld<br />
erklärt. Aktive Teilhabe Älterer am sozialen,<br />
Akzente – Ältere und Beruf<br />
wirtschaftlichen, kulturellen und bürgerschaftlichen<br />
Leben sowie der Dialog zwischen den<br />
Generationen werden als wichtige Leitlinien<br />
der Seniorenpolitik verstanden. Das daraus<br />
entwickelte seniorenpolitische Maßnahmenpaket<br />
der Landesregierung vom vergangenen<br />
Jahr umfasst vielfältige Aktivitäten wie<br />
regionale Konferenzen zur Seniorenpolitik, um<br />
Akteure aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft<br />
zusammenzubringen. Außerdem sollen<br />
Informationsmaterialen erstellt werden, die die<br />
Möglichkeiten zur aktiven Teilhabe aufzeigen.<br />
Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, ist es wichtig, dass die<br />
Potenziale älterer Arbeitnehmer effektiv genutzt werden<br />
In Bezug auf die Sensibilisierung des Themas<br />
hat <strong>Brandenburg</strong> bereits sehr gute Vorarbeit<br />
geleistet. Nun heißt es, im Zuge des Europäischen<br />
Jahres für aktives Altern und Solidarität<br />
zwischen den Generationen weitere konkrete<br />
Maßnahmen und Projekte zu entwickeln und<br />
auf den Weg zu bringen, um dem demografischen<br />
Wandel aktiv zu begegnen. o<br />
Stephanie Stockklauser, BBJ Consult AG<br />
Infos<br />
<strong>Brandenburg</strong>er Maßnahmenpaket im Internet unter<br />
http://tinyurl.com/7q7us99;<br />
Informationen zum EU-Jahr ‚Aktives Altern‘ im<br />
Internet unter http://tinyurl.com/6sqmrzl<br />
1|<strong>2012</strong><br />
7
Akzente – Ältere und Beruf<br />
Jung und Alt in einem Team<br />
Aktuelle Einsichten der psychologischen Forschung<br />
Wenn Alt und Jung zusammenarbeiten, bietet allein der Altersunterschied Potenzial für Konflikte.<br />
Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Universitäten in Dresden und Dortmund.<br />
Damit die Stärken im Team genutzt und Konflikte reduziert werden können, brauchen altersgemischte<br />
Teams ein spezifisches Management. Prof. Dr. Jürgen Wegge von der Universität<br />
Dresden hat untersucht, unter welchen Bedingungen altersgemischte Teams funktionieren.<br />
Menschen verschiedenen Alters haben immer<br />
schon zusammengearbeitet. Warum sollte die<br />
Psychologie sich also mit der Frage beschäftigen,<br />
ob und wann altersgemischte Teamarbeit<br />
eine gute Idee ist? Dies scheint auf den ersten<br />
Blick auch deshalb kaum lohnend, weil die vielen<br />
Vorurteile gegenüber älteren Beschäftigten<br />
inzwischen als solche entlarvt wurden.<br />
Alter hängt nicht systematisch<br />
mit Leistungsfähigkeit zusammen<br />
Die neuere Forschung belegt klar, dass das<br />
kalendarische Alter eines Menschen mit seiner<br />
beruflichen Leistungsfähigkeit nicht systematisch<br />
zusammenhängt (Ng & Feldmann, 2008;<br />
Wegge, Frieling & Schmidt, 2008). Jeder altert<br />
zu einem anderen Zeitpunkt. Und in jeder Lebensphase<br />
können bestimmte Kompensationsstrategien<br />
genutzt werden, die das Leistungsniveau<br />
aufrechterhalten, trotz gegebenenfalls<br />
altersbedingter Probleme, wie beispielsweise<br />
nachlassende Muskelkraft, Probleme beim<br />
Sehen und Hören.<br />
In einigen Leistungsbereichen, etwa bei sozialen<br />
Kompetenzen und dem Hilfeverhalten, sind<br />
sogar Leistungsgewinne über die Arbeitslebensspanne<br />
nachzuweisen. Arbeiten Jung und<br />
Alt zusammen, dürfte es also kaum Probleme<br />
geben, zumal in altersgemischten Teams die<br />
Jungen von der Erfahrung der Älteren profi-<br />
Beim INNOPUNKT-Projekt ‚Campus der<br />
Generationen‘ arbeiteten Alt und Jung zusammen<br />
8 1|<strong>2012</strong><br />
tieren und die Alten sich freuen können, wenn<br />
die Jungen manchmal die Aufgaben übernehmen,<br />
die den Alten etwas Sorge bereiten. Ganz<br />
so einfach ist es allerdings nicht.<br />
Konfliktpotenzial<br />
Das Projekt ADIGU untersucht die Arbeit in<br />
altersgemischten Teams (s. Kasten, die Red.).<br />
Die Forscher erwarteten aufgrund vorliegender<br />
Erkenntnisse zur Produktivität altersgemischter<br />
Teams, dass die Zusammenarbeit von Jung<br />
und Alt – allgemein betrachtet – nicht gut<br />
funktioniert. Sie nahmen an, dass unterschiedliche<br />
Denk- und Arbeitsweisen sowie<br />
Vorurteile gegenüber der anderen Generation<br />
Konflikte hervorrufen und diese Konflikte sich<br />
negativ auf die Stimmung, die Leistung und<br />
die Gesundheit auswirken. Die über ADIGU<br />
erhobenen Daten haben die eher skeptische<br />
Haltung leider belegt. Es kommt in der Tat zu<br />
Konflikten, die auf Altersunterschiede in den<br />
Teams zurückzuführen sind. Es zeigte sich<br />
aber, dass altersgemischte Teamarbeit unter<br />
besonderen, durchaus gestaltbaren Bedingungen<br />
erfolgreich war.<br />
Altersgemischte Teams funktionieren<br />
dann, wenn ...<br />
Die Ergebnisse des ADIGU-Projekts zeigen,<br />
dass altersgemischte Teamarbeit dann gut<br />
Literatur<br />
Ng, T. W. H. & Feldman, D. C. (2008):<br />
The relationship of age to ten dimensions<br />
of job performance. Journal of<br />
Applied Psychology, 93, 392-423.<br />
Wegge, J.; Frieling, E. & Schmidt, K.-H.<br />
(2008): Alter und Arbeit. Wirtschaftspsychologie,<br />
10 (3).<br />
Wegge, J.; Jungmann, F.; Schmidt, K.-H.<br />
& Liebermann, S. (2011): Das Miteinander<br />
der Generationen am Arbeitsplatz.<br />
funktioniert, wenn:<br />
die Altersunterschiede im Team wenig<br />
auffallen, was beispielsweise dadurch<br />
gefördert wird, indem ein Team über alle<br />
Altersspannen gleichmäßig besetzt wird;<br />
Personen mit geringen Altersvorurteilen<br />
zusammenarbeiten;<br />
komplexere Arbeitsaufgaben ohne großen<br />
Zeitdruck bearbeitet werden;<br />
eine gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung<br />
angestrebt wird;<br />
die Vorgesetzten das Alter wertschätzen<br />
und den altersbedingten Problemen und<br />
individuellen Potenzialen der Arbeitnehmer<br />
Rechnung tragen.<br />
Effizient und Miteinander<br />
‚Gutes‘ durch die Zusammenarbeit von Jung<br />
und Alt kann also nicht einfach deshalb erwartet<br />
werden, weil man Jung und Alt zusammenarbeiten<br />
lässt! Das effiziente Miteinander<br />
der Generationen braucht ein spezifisches<br />
Management. o<br />
Prof. Dr. Jürgen Wegge<br />
Infos<br />
ADIGU im Internet:<br />
http://tinyurl.com/7vta34o<br />
Projekt ADIGU<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des<br />
Projekts ADIGU haben sechs Jahre lang<br />
Daten von mehr als 8.800 Arbeitnehmern<br />
aus 745 Arbeitsgruppen gesammelt. Die<br />
Gruppen sind in verschiedenen Bereichen<br />
tätig, beispielsweise in der Automobilproduktion,<br />
Finanzdienstleistung und Verwaltung.<br />
Zudem wurde eine für Deutschland<br />
repräsentative Telefonumfrage bei 2.000<br />
Erwerbstätigen durchgeführt, in der das<br />
Miteinander der Generationen bei der Arbeit<br />
untersucht wurde.<br />
ADIGU – Altersheterogenität in Arbeitsgruppen<br />
als Determinante von Innovation,<br />
Gruppenleistung und Gesundheit – ist<br />
ein Projekt der Universitäten Dresden und<br />
Dortmund. ADIGU wird von der Deutschen<br />
Forschungsgemeinschaft gefördert.
Akzente – Beruf und Familie<br />
Akzente – Beruf und Familie:<br />
Familienbedingte Erwerbsunterbrechungen durch Mutterschutz und Elternzeit stellen ein wichtiges<br />
Ereignis im Leben berufstätiger (werdender) Mütter und Väter dar. Aber auch Arbeitgeber stehen<br />
vor einer ganzen Reihe organisatorischer Herausforderungen und eine Vielzahl oftmals neuer Fragen<br />
stellt sich auf beiden Seiten: Welche Fristen und Schutzvorschriften sind zu beachten? Welche<br />
Meldungen und Behördengänge sind nötig? Werde ich auf meinen Arbeitsplatz zurückkehren können?<br />
Wie kann ich meine Qualifikation erhalten? Seit 2008 unterstützt die Servicestelle Arbeitswelt und<br />
Elternzeit Beschäftigte und Arbeitgeber in <strong>Brandenburg</strong> dabei, Mutterschutz und Elternzeit möglichst<br />
reibungslos zu organisieren und zu gestalten.<br />
100 Prozent sind, wenn beides funktioniert<br />
Familie und Beruf – die Servicestelle hilft, Reibungsverluste zu vermeiden<br />
Die Staatssekretärin der <strong>Brandenburg</strong>er Landesvertretung beim Bund, Tina Fischer, hatte ihre<br />
neun Monate alte Tochter mitgebracht. Die Vertreterin der Deutschen Bank, Beate Hofmann,<br />
ist Mutter von drei Kindern, sie arbeitet, ihr Mann kümmert sich um die Kinder. Und für<br />
Hans-Dietrich Metge vom Unternehmerverband <strong>Brandenburg</strong> sei es schon mal schwer, Abendtermine<br />
mit jüngeren Verbandsmitgliedern zu finden, weil diese zu Hause bei ihren Kindern<br />
sein möchten, erzählt er.<br />
Gekommen waren sie zur Fachtagung der<br />
Servicestelle Arbeitswelt und Elternzeit, kurz<br />
SAE. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des<br />
ESF-geförderten Projekts beraten Unternehmen<br />
und (werdende) Eltern rund um Mutterschutz<br />
und Elternzeit. Die SAE sei einmalig in<br />
Deutschland, weil Eltern und Unternehmen<br />
beraten werden, sagte Beate Hofmann. Unter<br />
anderem deshalb habe das Projekt die Auszeichnung<br />
‚Ausgewählter Ort‘ erhalten. Den<br />
Preis verleiht die Deutsche Bank zusammen<br />
mit der Initiative ‚Deutschland – Land der<br />
Ideen‘ (s. S. 10).<br />
Größere Bereitschaft bei Jüngeren<br />
Gerade um die Unternehmen zu erreichen,<br />
sei die Servicestelle wichtig, sagte Professor<br />
Carsten Becker, der die Servicestelle evaluiert<br />
hat. Unternehmen nähmen noch nicht<br />
genügend wahr, dass Vereinbarkeit vom<br />
Thema Fachkräftemangel nicht zu trennen sei.<br />
Hans-Dietrich Metge vom Unternehmerverband<br />
bewertet es etwas anders: „Unternehmer<br />
machen, was betriebswirtschaftlich notwendig<br />
ist.“ Unternehmer sähen den Bereich Familie<br />
nicht vorrangig als Unternehmensaufgabe.<br />
Aber er sieht Wandel. In vielen Unternehmen<br />
sei Familienfreundlichkeit zunehmend gelebte<br />
Praxis. Gerade jüngere Unternehmer hätten<br />
eine größere Bereitschaft, sich der Vereinbarkeit<br />
aktiv anzunehmen, so Metge. Ständige<br />
Forderungen der Politik an die Unternehmen,<br />
etwa in Bezug auf mehr Familienfreundlich-<br />
keit, mag Metge nicht mehr hören. Allerdings<br />
gehöre für ihn die Familienfreundlichkeit auf<br />
jeden Fall zur „Arbeitgebermarke“, sagt er.<br />
Von da ist es nur noch ein kleiner Schritt zum<br />
Thema Fachkräfte. Ein originär frauen- und<br />
familienpolitisches Thema ist die Vereinbarkeit<br />
schon lange nicht mehr. Frauen werden in der<br />
Wirtschaft gebraucht. Arbeitsminister Günter<br />
Baaske wies auf der Tagung darauf hin, dass<br />
in <strong>Brandenburg</strong> Stellen für Fachkräfte nicht<br />
besetzt werden können, „obwohl bundesweit<br />
fünf Millionen gut ausgebildete Frauen zu<br />
Hause bleiben“. Günter Baaske unterstrich,<br />
dass das Angebot der Servicestelle nachgefragt<br />
wird. In den ersten drei Projektjahren<br />
hätten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
mehr als 2.400 Beratungsgespräche geführt,<br />
davon mehr als 700 mit Unternehmensvertreterinnen<br />
und -vertretern.<br />
Arbeitgeber ländliche Gemeinde<br />
Ganz praktische Probleme hat Barbara Klembt,<br />
Bürgermeisterin der Gemeinde Wiesenburg/<br />
Mark. Die Gemeinde erstreckt sich über eine<br />
große Fläche. Fünf gemeindeeigene Kitas<br />
bieten ortsnahe Betreuung. „Wenn eine<br />
Erzieherin schwanger wird, ist es für uns fast<br />
unmöglich, Ersatz zu bekommen“, sagt sie. Auf<br />
dem Arbeitsmarkt gebe es so gut wie keine Erzieherinnen.<br />
Sie würde gerne das Angebot der<br />
Servicestelle testen, dabei zu helfen, eine Ersatzkraft<br />
zu finden. Ihre Bitte auf der Tagung,<br />
den ländlichen Raum zu berücksichtigen, geht<br />
Staatssekretärin Tina Fischer mit ihrer Tochter. „Es<br />
ist eine Illusion, zu glauben, dass beides einfach<br />
klappt – 100 Prozent im Beruf und 100 Prozent<br />
für die Familie geht nicht“<br />
aber weiter. Sie denkt dabei beispielsweise an<br />
den Betreuungsschlüssel, der es ihr finanziell<br />
nicht ermöglicht, in kleinen Kitas mehr als<br />
eine Erzieherin zu beschäftigen.<br />
Berechtigtes Interesse der Frauen<br />
– Befürchtungen der Arbeitgeber<br />
Karin Böttger ist im <strong>Brandenburg</strong>er Arbeits-<br />
ministerium für die Servicestelle zuständig.<br />
Sie ist die Initiatorin der Servicestelle, hatte<br />
die Idee dafür. Karin Böttger betont das „berechtigte<br />
Interesse“ von Frauen, im Anschluss<br />
an Mutterschutz und Elternzeit auf einen<br />
Arbeitsplatz zu gleichen Bedingungen ww<br />
1|<strong>2012</strong><br />
9
Akzente – Beruf und Familie<br />
vv zurückzukehren. Denn das sei häufig nicht<br />
der Fall. So hätten bundesweit 36 Prozent der<br />
Rückkehrerinnen eine andere Stellenbeschreibung,<br />
bei 37 Prozent hätten die Unternehmen<br />
Managementaufgaben entzogen. „Die Arbeitgeber<br />
befürchten Reibungsverluste nach der<br />
Rückkehr“, sagt Böttger. Deswegen würden Arbeitsaufgaben<br />
anders verteilt. Die Servicestelle<br />
soll helfen, diese Befürchtungen zu reduzieren.<br />
Etwa dadurch, dass die Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter Arbeitgeber und Eltern dabei unterstützen,<br />
die Rückkehr auf den Arbeitsplatz<br />
frühzeitig zu organisieren.<br />
Professor Carsten Becker plädierte dafür, die<br />
Arbeit der Servicestelle zu verstetigen. Perspektivisch<br />
müsse die Servicestelle ein Dienstleistungszentrum<br />
werden, das Unternehmen<br />
hilft, sich familienfreundlich zu entwickeln.<br />
Vereinbarkeit, ein neuer Trend<br />
Bundesweit wird für Unternehmen die<br />
Vereinbarkeit als Strategie zur Fachkräftesicherung<br />
wichtiger. Das ist ein Ergebnis der<br />
DIHK-Unternehmensbefragung vom Herbst<br />
Eine tolle Idee am richtigen Ort – die Servicestelle Arbeitswelt und Elternzeit<br />
Der Erfolg hat viele Gesichter, von links<br />
Christian Neumann (SAE), Dr. Veit-Stephan<br />
Zweynert (Geschäftsführer der <strong>LASA</strong> <strong>Brandenburg</strong><br />
<strong>GmbH</strong>), Monika Fischer (SAE), Monika<br />
Burkhard (Land der Ideen), Simone Olbrich<br />
(SAE), Gerlinde Grass (SAE), Minister Günter<br />
Baaske, Katarina Weisberg (Landesamt für<br />
10 1|<strong>2012</strong><br />
2011: Innerhalb der letzten vier Jahre habe<br />
der Anteil der Unternehmen, die ihre Maßnahmen<br />
ausbauen wollen, von 15 Prozent auf 25<br />
Prozent zugenommen. Auch in <strong>Brandenburg</strong><br />
gehen Unternehmen diesen Weg. Hans-Dietrich<br />
Metge kennt Unternehmen, „ich kann auf<br />
der Stelle fünf oder sechs nennen“, die flexible<br />
Arbeitszeiten oder Belegplätze in Kitas haben.<br />
„Der Mittelstand tut es, wenn es betrieblich<br />
notwendig und machbar ist“, sagt er.<br />
Sabine Hübner, Abteilungsleiterin im Arbeitsministerium,<br />
sieht die Entwicklung. Die<br />
Arbeitgeber hätten erkannt, dass eine gute<br />
Work-Life-Balance eine produktive Ressource<br />
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist, so<br />
Sabine Hübner. „Beruf und Familie sind zu<br />
vereinbaren“, sagt auch Staatssekretärin Tina<br />
Fischer, aber es gebe Grenzen: „100 Prozent<br />
auf der Arbeit und für die Familie geht nicht.“<br />
Für Arbeitsminister Baaske sind „100 Prozent,<br />
wenn beides funktioniert“. o (jac)<br />
Infos<br />
DIHK-Arbeitsmarktreport 2011 im Internet: www.dihk.<br />
de/ressourcen/downloads/arbeitsmarkt-herbst-11.pdf<br />
Arbeitsschutz), Staatssekretärin Tina Fischer,<br />
Beate Hofmann (Deutsche Bank), Karin Böttger<br />
(<strong>Brandenburg</strong>er Arbeitsministerium). Auf der<br />
Fachtagung am 9. Dezember in der Berliner<br />
Vertretung des Landes <strong>Brandenburg</strong> erhielt<br />
die Servicestelle den Preis ‚Ausgewählter Ort‘.<br />
Überreicht wurde dieser von Beate Hofmann<br />
Die Servicestelle<br />
Die Servicestelle Arbeitswelt und Elternzeit<br />
berät Betriebe und (werdende) Eltern<br />
rund um die Themen Mutterschutz, Elternzeit<br />
und Rückkehr an den Arbeitsplatz.<br />
Die SAE hilft, familienbedingte Auszeiten<br />
zu planen und berät zu rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen.<br />
Kleine und mittlere Unternehmen werden<br />
unterstützt, Familienphasen ihrer<br />
Beschäftigten zu überbrücken.<br />
Die Servicestelle unterstützt in Zusammenarbeit<br />
mit der Agentur für Arbeit<br />
Unternehmen dabei, passende Ersatzkräfte<br />
zu finden.<br />
Infos<br />
Die Servicestelle im Internet:<br />
www.lasa-brandenburg.de/Arbeitswelt-und-<br />
Elternzeit.812.0.html<br />
Die Servicestelle Arbeitswelt und<br />
Elternzeit wird aus Mitteln des ESF und<br />
des Landes gefördert.<br />
Deutschland – Land der Ideen<br />
Deutschland – Land der Ideen ist eine Initiative<br />
von Wirtschaft und Bundesregierung.<br />
Die Initiative prämiert Projekte, die Innovation,<br />
Erfindergeist und Einfallsreichtum leben.<br />
365 Orte im Land der Ideen<br />
Seit 2006 ehrt die Initiative ‚Deutschland –<br />
Land der Ideen‘ in Kooperation mit der Deutschen<br />
Bank Ideen und Projekte, die einen<br />
nachhaltigen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit<br />
Deutschlands leisten. Die 365 ‚Ausgewählten<br />
Orte‘ stehen für Ideenreichtum und Umsetzungsstärke<br />
der Menschen im Land.<br />
Infos<br />
Die Initiative im Internet: www.land-der-ideen.de<br />
von der Deutschen Bank. Beate Hofmann hob<br />
hervor, dass hinter dem Projekt SAE vier Institutionen<br />
stünden, die den Erfolg begründeten:<br />
das Gleichstellungsreferat des <strong>Brandenburg</strong>er<br />
Arbeitsministeriums, der Projektbeirat, die<br />
<strong>LASA</strong> und das Team SAE. o<br />
(jac)
Jede Woche eine Meldung<br />
Die Bürgerhilfe in Königs Wusterhausen beschäftigt fast nur Frauen<br />
400 Beschäftigte und es sollen noch mehr werden. Die Volkssolidarität Bürgerhilfe g<strong>GmbH</strong> ist<br />
ein gutes Beispiel dafür, dass die Pflegebranche wächst. „Die Arbeit ist da, wir könnten noch<br />
viel mehr annehmen“, sagt Geschäftsführerin Carola Ahlert. Groß geworden ist das Unternehmen<br />
mit der Arbeit von Frauen, sie machen „99 Prozent“ der Beschäftigten aus.<br />
Die Bürgerhilfe betreibt ambulante Pflegedienste<br />
und Seniorenheime, vor allem im<br />
Landkreis Dahme-Spreewald, aber auch darüber<br />
hinaus. „Wir bekommen jede Woche eine<br />
Schwangerschaftsmeldung“, erzählt Carola<br />
Ahlert. Mutterschutz und Elternzeit ist für sie<br />
nichts Neues. Dennoch arbeitet sie regelmäßig<br />
mit der Servicestelle Arbeitswelt und Elternzeit<br />
zusammen. „Ich gleiche mit der Servicestelle<br />
ab, ob meine Informationen noch stimmen,<br />
die Gesetze ändern sich so schnell.“ Auch ihre<br />
Mitarbeiterinnen riefen bei der Servicestelle<br />
an, sagt Ahlert.<br />
Über die Informationen hinaus schätzt Ahlert<br />
die Anregungen, die sich aus der Zusammenarbeit<br />
mit der Servicestelle ergeben. „Wir haben<br />
ein Brainstorming gemacht, was die Bürgerhilfe<br />
Müttern anbieten kann, wenn sie anfangen<br />
zu arbeiten.“ Herausgekommen seien etwa<br />
verschiedene Arbeitszeitmodelle. „Manche<br />
fangen um 6:00 Uhr, andere um 8:00 Uhr an,<br />
es müssen nicht alle Mitarbeiterinnen gleich<br />
früh da sein“, sagt sie.<br />
Eine weitere Idee, die mit der Zusammenarbeit<br />
gereift ist, ist ein eigener Kindergarten. „Das<br />
ist mein Traum.“ Die Bürgerhilfe hat sich als<br />
Betreiber in Königs Wusterhausen beworben.<br />
Aber auch wenn es mit der Trägerschaft nicht<br />
klappt, freut sich Carola Ahlert über weitere<br />
Plätze. Als Arbeitgeberin ist sie darauf angewiesen.<br />
„Eine Krankenschwester möchte seit<br />
September wieder bei mir arbeiten, bekommt<br />
aber keinen Kitaplatz.“ o (jac)<br />
Infos<br />
Die Volkssolidarität Bürgerhilfe g<strong>GmbH</strong> finden sie im<br />
Internet unter www.vs-buergerhilfe.de<br />
Akzente – Beruf und Familie<br />
Carola Ahlert arbeitet seit Langem mit der <strong>LASA</strong><br />
zusammen. Über die INNOPUNKT-Kampagne 13<br />
‚Perspektiven für junge Frauen‘ qualifizierten sich<br />
drei Mitarbeiterinnen als Pflegedienstleiterinnen.<br />
„Sowie sie Leiterinnen waren, bekamen alle drei<br />
Babys. Die Position muss Sicherheit bieten“, sagt<br />
Ahlert. Inzwischen arbeiten alle drei wieder<br />
Unternehmen und Elternzeit – hierbei unterstützt die Servicestelle<br />
„Oft die erste Schwangerschaft im Betrieb“ – Interview mit Simone Olbrich von der Servicestelle<br />
Ein gutes Drittel derjenigen, die bei der Servicestelle Arbeitswelt und Elternzeit um Rat fragen,<br />
sind Arbeitgeber. Wenn eine Mitarbeiterin schwanger wird, müssen sie die gesetzlichen<br />
Vorschriften befolgen, häufig zum ersten Mal. Die Servicestelle Arbeitswelt und Elternzeit<br />
hilft den Betrieben, die richtigen Schritte in der richtigen Reihenfolge zu gehen.<br />
Frau Olbrich, welche Probleme haben die<br />
Betriebe, die sich an Sie wenden?<br />
Für viele kleinere Unternehmen, und zu uns<br />
kommen hauptsächlich kleinere Unternehmen,<br />
ist es häufig die erste Schwangerschaft, die<br />
sie im Betrieb haben. Diese Betriebe wünschen<br />
Das Landesamt für Arbeitsschutz unterstützt<br />
die Servicestelle dabei, Kontakt mit<br />
Unternehmen und Schwangeren aufzunehmen.<br />
Sowie ein Arbeitgeber der Behörde<br />
eine Schwangerschaft meldet, schickt<br />
diese dem Arbeitgeber und der Schwangeren<br />
Informationsmaterial der Servicestelle<br />
zu.<br />
sich eine Komplettberatung: An wen müssen<br />
sie die Schwangerschaft melden? Wie lange<br />
fällt die Beschäftigte aus, kommen zusätzliche<br />
Kosten auf den Betrieb zu und wie gestaltet<br />
sich die Arbeitsorganisation? Gegebenenfalls<br />
muss der Arbeitgeber die schwangere Mitarbeiterin<br />
auf einen anderen Arbeitsplatz umsetzen<br />
oder ein Beschäftigungsverbot aussprechen.<br />
Die Servicestelle versucht, umfassend Auskunft<br />
zu geben, und verweist bei Detailfragen an die<br />
zuständigen Stellen. Dazu gehören beispielsweise<br />
das Landesamt für Arbeitsschutz, bei<br />
dem Schwangerschaften anzuzeigen sind und<br />
welches über zu beachtende Mutterschutzvorschriften<br />
informiert, und die Elterngeldstellen,<br />
die für die Elterngeldberechnung zuständig<br />
sind.<br />
Kann die Servicestelle Arbeitgeber im Fall<br />
eines Beschäftigungsverbotes bei der Suche<br />
nach einer Ersatzkraft unterstützen?<br />
Ja. Wir arbeiten eng mit den Beauftragten<br />
für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der<br />
Arbeitsagenturen zusammen. Die setzen sich<br />
in ihrem Haus dafür ein, dass der Arbeitgeber<br />
schnell einen Ersatz bekommt.<br />
Welche Qualifikationen werden am häufigsten<br />
gesucht?<br />
Gesucht werden Ersatzkräfte in den Gesundheitsberufen.<br />
Hier haben Schwangere häufig<br />
sofort ein Beschäftigungsverbot. Eine Zahnarzthelferin<br />
darf beispielsweise nicht mehr<br />
arbeiten, weil das Infektionsrisiko zu hoch ist.<br />
Auch ein Frisörgeschäft in der Prignitz hat es<br />
nicht leicht, eine Ersatzkraft zu finden. o (jac)<br />
Infos<br />
Das Beratungsangebot für Arbeitgeber der Servicestelle<br />
Arbeitswelt und Elternzeit finden Sie im Internet<br />
unter http://tinyurl.com/6m32ua3<br />
1|<strong>2012</strong><br />
11
Akzente – Beruf und Familie<br />
„Eine ‚Win-win-Situation‘ für Arbeitgeber und Arbeitnehmer“<br />
Interview mit Uwe Schumacher, Direct Line Versicherung, über das ‚audit berufundfamilie‘<br />
Im August 2010 erhielt die Direct Line Versicherung AG das Zertifikat zum<br />
‚audit berufundfamilie‘. Das Audit unterstützt Unternehmen, eine familienbewusste<br />
Personalpolitik nachhaltig umzusetzen, indem Instrumente entwickelt<br />
werden, mit denen sich Beruf und Familie besser vereinbaren lassen.<br />
BRANDaktuell sprach mit Uwe Schumacher, dem Vorstandsvorsitzenden der<br />
Direct Line, über Gründe, das Audit durchzuführen, über bisher eingeleitete<br />
Maßnahmen und weitere Planungen.<br />
‚audit berufundfamilie‘ bei der<br />
Direct Line Versicherung AG<br />
Die Direct Line Versicherung AG mit Sitz in<br />
Teltow bei Berlin ist mit Beitragseinnahmen<br />
von rund 150 Millionen Euro im Jahr 2010<br />
eines der größten Kfz-Direktversicherungsunternehmen<br />
in Deutschland. Die Gesellschaft<br />
ist auf dem deutschen Markt seit<br />
2002 aktiv und beschäftigt über 360 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter. Das Unternehmen<br />
nimmt an dem Audit teil, weil mit<br />
den vereinbarten Instrumenten die verschiedenen<br />
Lebensphasen und familiären Verantwortlichkeiten<br />
der Beschäftigten besser<br />
berücksichtigt werden können. Ein wichtiges<br />
Maßnahmenpaket bei der Direct Line sind<br />
die flexiblen Arbeitszeitmodelle, insbesondere<br />
für die kundennahen Bereiche.<br />
Infos<br />
Internet: http://tinyurl.com/7ee3sg6<br />
‚audit berufundfamilie‘ –<br />
Förderung in <strong>Brandenburg</strong><br />
Das Land <strong>Brandenburg</strong> förderte vom Dezember<br />
2006 bis März 2011 insgesamt 20 kleine<br />
und mittlere Unternehmen beim Erlangen<br />
des Zertifikates ‚audit berufundfamilie‘ im<br />
Rahmen des familien- und kinderpolitischen<br />
Maßnahmenpakets der Landesregierung. In<br />
einer aktuellen Best-Practice-Broschüre informiert<br />
das Ministerium für Arbeit, Soziales,<br />
Frauen und Familie (MASF) über die Förderung<br />
und stellt ausgewählte Betriebe vor.<br />
Infos<br />
Bestellung der Broschüre: MASF-Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Heinrich-Mann-Allee 103, 14473 Potsdam;<br />
E-Mail: masf.presse@masf.brandenburg.de<br />
Die Auditierungen wurden durch das MASF<br />
aus Mitteln des ESF gefördert.<br />
12 1|<strong>2012</strong><br />
Herr Schumacher, warum<br />
hat Direct Line am Audit<br />
teilgenommen?<br />
Der Hauptgrund, warum wir<br />
uns dem Thema stellen, ist,<br />
dass wir hoffen, dadurch<br />
für Fachkräfte attraktiver<br />
zu werden. Wir sind als<br />
Versicherung vergleichsweise<br />
kein großes Unternehmen und<br />
auch der Standort ist für die<br />
Versicherungsbranche eher<br />
untypisch. Da es mittlerweile schwerer wird,<br />
neue Mitarbeiter zu rekrutieren, wollen wir<br />
uns als Unternehmen im Bereich Work-Life-<br />
Balance profilieren. Wir haben zwar bereits vor<br />
dem Beginn des Audits im Jahr 2010 Maßnahmen<br />
eingeführt, doch die sind eher zufällig<br />
entstanden. Mit dem Audit versuchen wir nun,<br />
strukturierte Verbesserungen und weitere<br />
Instrumente einzuführen.<br />
Welche Maßnahmen haben Sie bereits umgesetzt<br />
bzw. wollen Sie noch einführen?<br />
Bereits vor dem Audit haben wir die Kinderferiencamps<br />
für die Kinder unserer Belegschaft organisiert,<br />
die wir auch weiterhin veranstalten.<br />
Die 10- bis 14-tägigen Sommercamps, die stets<br />
unter einem thematischen Motto stehen, erfreuen<br />
sich einer regen Nachfrage. Dann haben<br />
wir ein Eltern-Kind-Zimmer eingerichtet, um<br />
den Mitarbeitern bei plötzlichen Betreuungsengpässen<br />
eine weitere flexible Möglichkeit der<br />
Betreuung anzubieten. Auch dieses Angebot<br />
wird gut nachgefragt.<br />
Ein großer Komplex sind bei uns die verschiedenen<br />
Arbeitszeitmodelle. Für den nicht<br />
kundennahen Bereich ist dies relativ einfach.<br />
Wir haben hier eine Regelung auf Vertrauensarbeitszeit,<br />
wonach jeder Mitarbeiter selbst<br />
bestimmen kann, wie er seine Arbeitszeit<br />
weitestgehend gestaltet. Nicht so einfach sind<br />
die Arbeitszeitmodelle in den Bereichen mit<br />
Kundenkontakt. Unser Anspruch ist es, den<br />
Kunden von 7:00 bis 21:00 Uhr zur Verfügung<br />
zu stehen. Unsere Arbeitszeitregelung sieht<br />
nun vor, dass die Mitarbeiter sich für die vier<br />
Stunden mit Kundenkontakt festlegen müssen<br />
und ansonsten vier Stunden ihre Arbeitszeit<br />
flexibel wählen können. Insgesamt haben wir<br />
festgestellt, dass nicht nur die Mitarbeiter mit<br />
dieser Regelung zufriedener, sondern auch die<br />
Bearbeitungszahlen gestiegen sind. Es gibt<br />
also eine Win-win-Situation für beide Seiten.<br />
Aufgrund dieser positiven Erfahrung planen<br />
wir nun ein mehrjähriges Arbeitszeitkonto zum<br />
Ansparen längerer, bezahlter Freistellungen<br />
einzuführen. Doch der Ansatz lässt sich nicht<br />
so einfach umsetzen.<br />
Können Sie schon einschätzen, welche Vorteile<br />
Ihnen die Teilnahme am Audit gebracht<br />
hat?<br />
Direkt lassen sich die Vorteile nicht messen.<br />
Ich denke aber, dass bei der ‚eigentlichen‘<br />
Bewerbung das Siegel nicht ausschlaggebend<br />
ist. Gerade bei jungen Fachkräften, beispielsweise<br />
im Bereich E-Commerce oder Social<br />
Media, gewinnt das Thema Work-Life-Balance<br />
an Bedeutung. Wenn sich Direct Line dabei von<br />
anderen Unternehmen in der Region positiv<br />
abheben kann, wachsen auch Chancen, diese<br />
Fachkräfte für uns zu gewinnen. o (em)
Trends – Tendenzen – Entwicklungen<br />
Arbeitsmarktbericht 2010/2011 zieht Bilanz über die Arbeitspolitik des Landes<br />
Das Land <strong>Brandenburg</strong> gehört zu den Bundesländern mit dem höchsten Zuwachs an sozialversicherungspflichtiger<br />
Beschäftigung während der letzten eineinhalb Jahre – dies ist ein<br />
Aspekt des <strong>Brandenburg</strong>er Arbeitsmarktes, der in dem Arbeitsmarktbericht 2010/2011 des<br />
Ministeriums für Arbeit, Soziales, Frauen und Familie analysiert wird. Der Bericht umfasst drei<br />
Bereiche: erstens die Analyse der Beschäftigungsentwicklung, zweitens die Entwicklung der<br />
Arbeitslosigkeit und drittens eine Übersicht und Bewertung der arbeitspolitischen Förderansätze<br />
des Landes, der Bundesagentur für Arbeit und der Jobcenter.<br />
Beschäftigungsentwicklung<br />
Im Jahr 2010 betrug der Beschäftigungsanstieg<br />
im Land <strong>Brandenburg</strong> 1 Prozent. Die Zahl<br />
der Erwerbstätigen stieg damit auf 1.069.200<br />
Personen. Zum Beschäftigungsanstieg trugen<br />
insbesondere die Bereiche Finanzierung,<br />
Vermietung und Unternehmensdienstleistungen<br />
bei, gefolgt von den öffentlichen und<br />
privaten Dienstleistungen. In <strong>Brandenburg</strong> lag<br />
die Erwerbstätigenquote 2010 bei 73 Prozent,<br />
für Männer erreichte sie 75 Prozent und für<br />
Frauen 71 Prozent. Der Wert für die Älteren ab<br />
55 Jahre betrug 60 Prozent.<br />
Allerdings – nicht jeder Beschäftigungszuwachs<br />
ist automatisch Anlass zur Freude.<br />
Denn die atypischen Arbeitsverhältnisse, wie<br />
Teilzeitarbeit oder Leiharbeit, haben in den<br />
vergangenen Jahren deutlich zugenommen<br />
und machen in <strong>Brandenburg</strong> inzwischen rund<br />
ein Drittel aller Beschäftigungen aus.<br />
Arbeitslosigkeit<br />
Für das Jahr 2010 ist folgende Entwicklung<br />
festzustellen:<br />
Die Zahl der registrierten Arbeitslosen<br />
nahm in <strong>Brandenburg</strong> im Jahresverlauf<br />
2010 von 170.282 auf 141.019 ab. Das ist<br />
ein Rückgang von 17 Prozent.<br />
Im Jahresdurchschnitt 2010 waren in <strong>Brandenburg</strong><br />
148.749 Personen arbeitslos. Das<br />
sind 10 Prozent weniger als im Vorjahr.<br />
Im Ländervergleich weist <strong>Brandenburg</strong> nach<br />
Thüringen und Sachsen-Anhalt den drittgrößten<br />
Rückgang der Arbeitslosenzahlen<br />
im Jahr 2010 auf.<br />
Doch trotz dieser insgesamt positiven Entwicklung<br />
ist anzumerken, dass vor allem Ältere,<br />
Geringqualifizierte und Schwerbehinderte<br />
ein hohes Risiko haben, den Weg zurück in<br />
die Beschäftigung auch längerfristig nicht zu<br />
schaffen. So waren 2010 mehr als 16 Prozent<br />
aller Arbeitslosen in <strong>Brandenburg</strong> zwei Jahre<br />
und länger arbeitslos.<br />
Ein ähnlich differenziertes Bild zeigt die<br />
Jugendarbeitslosigkeit. Ihr Rückgang um fast<br />
15 Prozent in 2010 im Vergleich zum Vorjahr<br />
ist erfreulich. Dennoch war die Arbeitslosenquote<br />
unter den Jugendlichen und jungen<br />
Erwachsenen in <strong>Brandenburg</strong> mit über 11<br />
Prozent immer noch fast doppelt so hoch wie<br />
in Westdeutschland.<br />
Arbeitspolitik im<br />
Land <strong>Brandenburg</strong><br />
Die bisher beschriebenen Entwicklungen zeigen,<br />
dass die Arbeitspolitik des Landes weiterhin<br />
vor großen Herausforderungen steht. Nach<br />
wie vor erfordert es besondere Anstrengungen,<br />
auch Menschen mit schlechteren Integrations-<br />
Lesezeichen<br />
und Vermittlungschancen am Arbeitsleben<br />
zu beteiligen. Dafür werden die Programme,<br />
die aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF)<br />
und Landesmitteln finanziert werden, ebenso<br />
benötigt, wie die Maßnahmen der aktiven<br />
Arbeitsförderung durch die Bundesagentur für<br />
Arbeit und die Jobcenter.<br />
Mit dem Arbeitspolitischen Programm <strong>Brandenburg</strong>s<br />
‚In Menschen investieren – Regionen<br />
stärken‘ (APP) reagiert das Land auf diese<br />
Herausforderungen. Es wird im Wesentlichen<br />
aus dem ESF in der Förderperiode von 2007<br />
bis 2013 finanziert. Bis Ende 2010 wurden<br />
über das APP 360.000 Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmer gefördert. Insgesamt wurden im<br />
Arbeitspolitischen Programm im Jahr 2010<br />
<strong>Brandenburg</strong><br />
1,0<br />
Berlin<br />
1,0<br />
Bundesgebiet Ost<br />
0,7<br />
Thüringen<br />
0,7<br />
Sachsen<br />
0,7<br />
Rheinland-Pfalz<br />
0,7<br />
Niedersachsen<br />
0,7<br />
Hamburg<br />
0,7<br />
Bayern<br />
0,6<br />
Deutschland<br />
0,5<br />
Bundesgebiet West<br />
Schleswig-Holstein<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Saarland<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Baden-Württemberg<br />
Hessen<br />
Bremen<br />
0,5<br />
0,5<br />
0,4<br />
0,4<br />
0,4<br />
0,4<br />
0,3<br />
-0,1<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
-0,4<br />
-0,4 -0,2 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0<br />
Erwerbstätige in den Bundesländern: Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in Prozent;<br />
Quelle: Arbeitskreis ‚Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Länder‘ (März 2011)<br />
durch das MASF Zuwendungen in Höhe von<br />
rund 94 Millionen Euro ausgezahlt. Von den<br />
ausgezahlten Fördermitteln kamen knapp 80<br />
Millionen Euro aus dem ESF und rund 15<br />
Millionen Euro wurden aus Landesmitteln<br />
gezahlt. o (em)<br />
Infos<br />
Bestellungen: MASF , Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Heinrich-Mann-Allee 103, 14473 Potsdam;<br />
E-Mail: masf.presse@masf.brandenburg.de<br />
Der Arbeitsmarktbericht wurde aus Mitteln<br />
des ESF und des Landes gefördert.<br />
1|<strong>2012</strong><br />
13
Förderticker<br />
+ + + <strong>Brandenburg</strong>-Förderticker + + +<br />
Regionalbudget V<br />
Neue Runde startet<br />
Im Land <strong>Brandenburg</strong> startet am 1. März <strong>2012</strong><br />
die fünfte Runde des seit 2007 aufgelegten innovativen<br />
Förderprogramms ‚Beschäftigungsperspektiven<br />
eröffnen – Regionalentwicklung<br />
stärken, kurz: Regionalbudget V. Insgesamt<br />
stehen etwa 50 Mio. Euro zur Verfügung. Pro<br />
Jahr werden ca. 180 Projekte gefördert, die bis<br />
Februar 2014 Landkreise und kreisfreie Städte<br />
in <strong>Brandenburg</strong> unterstützen, die Vermittlungschancen<br />
von arbeitslosen Frauen und<br />
Männern zu verbessern, die soziale Teilhabe<br />
von arbeitslosen Frauen und Männern zu<br />
vergrößern und Akteurskooperationen und die<br />
Netzwerkbildung vor Ort anzuregen. Zurzeit<br />
+ + + Bundes-Förderticker + + +<br />
High-Tech Gründerfonds II<br />
Die 2. Runde eröffnet<br />
Das Bundeswirtschaftsministerium stellt mit<br />
dem High-Tech Gründerfonds II (HTGF) kapitalsuchenden<br />
Unternehmen eine Erstfinanzierung<br />
von bis zu 500.000 Euro als Risikokapital<br />
zur Verfügung. Damit sollen aussichtsreiche<br />
Forschungsvorhaben auf dem Weg in ein<br />
Unternehmen unterstützt werden. Junge<br />
Unternehmen verfügen dadurch über ausreichendes<br />
Kapital, um eine Anlaufphase von ein<br />
bis zwei Jahren zu überbrücken. Vielen gelingt<br />
es bis dahin, eine Anschlussfinanzierung durch<br />
private Kapitalgeber einzuwerben oder auf<br />
Grundlage eigener Umsätze zu wachsen.<br />
Infos<br />
Internet: http://tinyurl.com/7zhe7ur<br />
Bildungsprämie<br />
Förderphase verlängert<br />
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />
(BMBF) verlängert die Förderrichtlinie<br />
‚Bildungsprämie‘ um zwei Jahre. Damit unterstützt<br />
das BMBF seit 2008 bildungsinteressierte<br />
Erwerbstätige. Diese können sich an eine<br />
der fast 600 Beratungsstellen in Deutschland<br />
wenden, um einen ‚Bildungsprämiengutschein‘<br />
zu erhalten, der die Hälfte der Kosten der<br />
Qualifizierung abdeckt, maximal bis zu 500<br />
14 1|<strong>2012</strong><br />
werden zwischen allen Kreisen und kreisfreien<br />
Städten und dem Ministerium für Arbeit,<br />
Soziales, Frauen und Familie (MASF) Zielvereinbarungen<br />
abgeschlossen.<br />
Die <strong>LASA</strong> hat zur Information der Träger ein<br />
Merkblatt des MASF und alle anderen wichtigen<br />
Dokumente zur Antragstellung auf ihren<br />
Internetseiten zur Verfügung gestellt. Nutzen<br />
Sie bitte auch das Beratungsangebot der <strong>LASA</strong>.<br />
Infos<br />
Ansprechpartnerinnen sind Beraterinnen und ein<br />
Berater des Teams Regionalberatung, Tel.: (03 31)<br />
60 02-2 00, Internet: www.lasa-brandenburg.de/<br />
Regionalbudget.522.0.html<br />
Das Regionalbudget wird durch das MASF aus<br />
Mitteln des ESF gefördert.<br />
Euro. Die Bildungsprämie trägt auch zum<br />
notwendigen Mentalitätswechsel in Bezug auf<br />
das lebenslange Lernen bei.<br />
Infos<br />
Internet: www.bildungspraemie.info,<br />
Tel.: (08 00) 2 62 30 00<br />
Das Programm wird aus Mitteln des<br />
ESF und des Bundes gefördert.<br />
AZWV-Zertifizierung<br />
Achtung, wichtige Änderungen<br />
Bisher mussten Anbieter beruflicher Weiterbildung<br />
eine AZWV-Zertifizierung für ihr<br />
Unternehmen und den entsprechendem Kurs<br />
vorhalten, um Bildungsgutscheine abrechnen<br />
zu können. Nun benötigen ebenso Anbieter<br />
mit Maßnahmen zur Aktivierung und<br />
beruflichen Eingliederung, Berufsvorbereitung<br />
und -orientierung, ausbildungsbegleitenden<br />
Hilfe, außerbetrieblichen Berufsausbildung<br />
diese Zertifizierung, wenn sie Bildungs-,<br />
Aktivierungs- oder Vermittlungsgutscheine<br />
abrechnen möchten. Die Akkreditierung der<br />
fachkundigen Stellen wird zukünftig durch die<br />
Deutsche Akkreditierungsstelle <strong>GmbH</strong> (DAkkS)<br />
erfolgen. Die Änderungen werden in der neuen<br />
AZAV (Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung<br />
– Arbeitsförderung) berücksichtigt.<br />
Nach Aussagen der aktuellen fachkundigen<br />
Stelle, der Bundesagentur für Arbeit, ist vor<br />
Qualifizierung in Unternehmen<br />
Richtlinie verlängert<br />
Die Richtlinie des Ministeriums für Arbeit,<br />
Soziales, Frauen und Familie (MASF) zur Förderung<br />
der Kompetenzentwicklung durch Qualifizierung<br />
in Unternehmen vom 10. Dezember<br />
2010 wurde verlängert und gilt jetzt bis zum<br />
30. Juni <strong>2012</strong>. Gefördert wird die Qualifizierung<br />
von Beschäftigten und des Managements<br />
nach betrieblichem Qualifizierungsbedarf in<br />
kleinen und mittleren Unternehmen (KMU).<br />
Infos<br />
Internet: www.lasa-brandenburg.de/Qualifizierung-in-<br />
Unternehmen.652.0.html<br />
Die Richtlinie wird durch das MASF aus<br />
Mitteln des ESF gefördert.<br />
dem 1. April <strong>2012</strong> nicht mit der Umsetzung<br />
der neuen Anerkennung zu rechnen. Für Träger<br />
mit einer AZWV-Zertifizierung ändert sich<br />
vorerst nichts. Die Zulassungen bleiben gültig<br />
und werden beim nächsten Audit auf AZAV<br />
umgestellt.<br />
Infos<br />
Das Gesetz finden Sie auf den Internetseiten des Bundesministeriums<br />
für Arbeit http://tinyurl.com/7ge9wx6<br />
Beratungsförderung<br />
Angebot erweitert<br />
Das Bundesministerium für Wirtschaft und<br />
Technologie (BMWi) unterstützt noch bis 2014<br />
mit Zuschüssen kleine und mittlere Unternehmen,<br />
um Beratungsleistungen zu kaufen<br />
oder die Teilnahme an Qualifizierungen zu<br />
ermöglichen. Ab 1. Januar <strong>2012</strong> kamen neue<br />
Förderschwerpunkte hinzu. Gefördert werden<br />
jetzt auch Beratungen und Seminare zur Fachkräftesicherung,<br />
zur Übergabe von Unternehmen,<br />
zur Integration von Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern mit Migrationshintergrund in den<br />
Betrieb und zum Aufbau von Schutzsystemen<br />
gegen Wirtschaftskriminalität.<br />
Infos<br />
Internetseiten des Bundesamtes für Wirtschaft und<br />
Ausfuhrkontrolle: www.bafa.de/beratungsfoerderung<br />
Das Programm wird aus Mitteln des<br />
ESF und des Bundes gefördert.
Gründungszuschuss<br />
Änderung<br />
Das Gesetz zur Verbesserung der Eingliederungschancen<br />
am Arbeitsmarkt wurde am 27.<br />
Dezember im Bundesgesetzblatt veröffentlicht.<br />
Die meisten Änderungen wurden am 1. Januar<br />
wirksam, außer die zum Gründungszuschuss.<br />
Diese traten bereits am 28. Dezember in Kraft.<br />
Ab diesem Tag gilt:<br />
Der Gründungszuschuss kann nur dann gewährt<br />
werden, wenn am Tag der Gründung<br />
noch ein Restanspruch auf das Arbeitslosengeld<br />
von mindestens 150 Tagen besteht.<br />
Mittelstandsförderung<br />
Bis 2020 fortsetzen<br />
Die Europäische Kommission hat am 30.<br />
November 2011 den Entwurf einer Verordnung<br />
über die Einrichtung eines Programms zur<br />
Förderung der Wettbewerbsfähigkeit kleiner<br />
und mittlerer Unternehmen (KMU) für die Förderperiode<br />
2014 bis 2020 vorgestellt. Mit dem<br />
Programm soll die Wettbewerbsfähigkeit der<br />
europäischen Industrie gestärkt, unternehmerische<br />
Initiative sowie die Gründung und das<br />
Wachstum von KMU unterstützt werden.<br />
Jetzt müssen EU-Rat und das EU-Parlament<br />
über alle EU-Förderprogramme verhandeln.<br />
Der Staatssekretär des Bundeswirtschaftsministeriums<br />
fordert, die EU-Förderung für KMU<br />
mit nationalen und regionalen Instrumenten<br />
so abzustimmen, dass sie sich ergänzen.<br />
Infos<br />
Pressemitteilung auf den Internetseiten des Bundeswirtschaftsministeriums:www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Presse/pressemitteilungen,did=459192.html<br />
Dringende Sofortmaßnahmen<br />
Jugendarbeitslosigkeit<br />
Die EU-Kommission fordert die Mitgliedstaaten<br />
auf, den Europäischen Sozialfonds (ESF)<br />
noch besser im Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit<br />
zu nutzen. Noch würden 30 Mrd.<br />
Euro dafür bereitstehen. Da sich die Jugendarbeitslosigkeit<br />
im EU-Durchschnitt auf einem<br />
gefährlich hohem Niveau befindet, schlägt die<br />
Kommission mit der neuen Initiative ‚Chancen<br />
für junge Menschen‘ folgende Sofortmaßnahmen<br />
vor:<br />
In den ersten sechs Monaten (bisher neun<br />
Monate) erhalten Existenzgründer den<br />
Gründungszuschuss in Höhe des bisherigen<br />
Arbeitslosengeldes plus 300 Euro monatlich<br />
zusätzlich.<br />
Der Gründungszuschuss kann für weitere<br />
neun Monate (bisher sechs Monate) in<br />
Höhe von 300 Euro monatlich geleistet<br />
werden.<br />
Unverändert ist die Tragfähigkeit der Geschäftsidee<br />
durch eine Stellungnahme einer<br />
fachkundigen Stelle nachzuweisen.<br />
Ebenfalls unverändert müssen Gründungswillige<br />
die persönliche Eignung nachwei-<br />
Mit 4 Mio. Euro sollen ‚Jugendgarantie‘-<br />
Systeme entwickelt werden, die gewährleisten,<br />
dass junge Menschen innerhalb von<br />
vier Monaten nach Verlassen der Schule<br />
entweder eine Arbeitsstelle oder einen Ausoder<br />
Weiterbildungsplatz finden.<br />
Mit 1,3 Mio. Euro sollen in der EU 10<br />
Prozent mehr Lehrstellen, etwa 370.000,<br />
geschaffen werden.<br />
3 Mio. Euro stehen für die technische<br />
Unterstützung der ESF-Maßnahmen zur<br />
Verfügung, um mit Förderprogrammen junge<br />
Existenzgründer und Sozialunternehmer<br />
in den Mitgliedstaaten zu unterstützen.<br />
Für die bessere Vermittlung von Lehr- und<br />
Praktikumsstellen in Unternehmen sollen<br />
im Jahr <strong>2012</strong> mindestens 130.000 Vermittlungen<br />
im Rahmen der Programme ERAS-<br />
MUS und LEONARDO DA VINCI erfolgen.<br />
Im Zuge der Initiative ‚Dein erster EURES-<br />
Arbeitsplatz‘ sollen 5.000 junge Menschen<br />
in den Jahren <strong>2012</strong>/2013 bei der Suche<br />
nach einem Arbeitsplatz in einem anderen<br />
Mitgliedstaat unterstützt werden. (Die<br />
Antragsfrist hierfür ist bereits abgelaufen.)<br />
Durch den Europäischen Freiwilligendienst<br />
sollen <strong>2012</strong> mindestens 10.000 Arbeitsgelegenheiten<br />
bereitgestellt werden.<br />
Im Jahr <strong>2012</strong> soll ein Qualitätsrahmen für<br />
die Gewährleistung hochwertiger Praktika<br />
in der EU vorgestellt werden.<br />
ERASMUS für Unternehmer wird <strong>2012</strong> rund<br />
600 weitere Austausche finanzieren.<br />
Infos<br />
Pressemitteilung der EU-Kommission mit weiterführenden<br />
Links unter http://tinyurl.com/77c5v9h<br />
Teile der Initiative werden aus Mitteln des<br />
ESF gefördert.<br />
Förderticker<br />
sen. Bei Bedenken an der Eignung kann<br />
die Teilnahme an einer Maßnahme der<br />
Eignungsfeststellung oder zur Vorbereitung<br />
der Existenzgründung erfolgen. Zur Klärung<br />
der Eignung stehen auch die Fachdienste<br />
(Psychologischer Dienst, Ärztlicher Dienst)<br />
zur Verfügung.<br />
Arbeitslosengeldbezieher, die beabsichtigen,<br />
sich selbstständig zu machen, sollten dies<br />
rechtzeitig mit ihrem Arbeitsvermittler<br />
besprechen.<br />
Infos<br />
Internetseiten der Bundesagentur für Arbeit:<br />
http://tinyurl.com/7d6uzlp<br />
+ + + EU-Förderticker + + +<br />
Mehr für östliche EU-Nachbarn<br />
Neue Förderrichtlinie<br />
<strong>2012</strong> und 2013 werden 13 Mio. Euro mehr<br />
für JUGEND IN AKTION in Deutschland<br />
bereitgestellt. Neu ist eine Förderrichtlinie im<br />
Aktionsfeld 3, die Fördermittel und spezifische<br />
Prioritäten für die Jugendarbeit zwischen<br />
der EU und den östlichen Nachbarländern<br />
bereithält. Für das ‚Eastern Partnership Youth<br />
Window‘ des Europäischen Nachbarschaftsund<br />
Partnerschaftsinstruments (ENPI) sind<br />
insgesamt ca. 31,5 Mio. Euro vorgesehen.<br />
Umgesetzt werden soll die Förderung gemäß<br />
den Grundsätzen von JUGEND IN AKTION.<br />
Nutznießer sind Kooperationsprojekte mit<br />
Partnern aus Armenien, Aserbaidschan,<br />
Belarus, Georgien, Moldawien und der Ukraine.<br />
Die Russische Föderation gehört nicht<br />
dazu. Die Förderung geschieht analog der<br />
EuroMed-Kooperation mit den mediterranen<br />
Nachbarländern außerhalb der EU. Ziel ist es,<br />
die Förderung von Jugendorganisationen vor<br />
Ort in diesen Ländern und den Ausbau der<br />
Projekte im Sinne von JUGEND IN AKTION mit<br />
den Nachbarstaaten zu kombinieren. Es sollen<br />
insbesondere junge Menschen aus ländlichen<br />
oder benachteiligten städtischen Gebieten erreicht<br />
werden. Projekte sollen das Bewusstsein<br />
und das Wissen über Jugendarbeit und ihren<br />
Wert vermitteln helfen.<br />
Infos<br />
Internet: www.jugend-in-aktion.de/aenderungen-<strong>2012</strong>;<br />
Hier finden Sie alle Antragshinweise,<br />
Ansprechpartner und die veränderten Antragsfristen<br />
des EU-Programms JUGEND IN AKTION.<br />
Die Richtlinie wird aus Mitteln des<br />
ESF gefördert.<br />
1|<strong>2012</strong><br />
15
Prisma<br />
A. J. P. Carneiro steht vor der Stahlblume<br />
und dem Verwaltungsgebäude<br />
„Ich fühle mich wohl“<br />
R. Movsisyan aus der Ukraine, ArcelorMittal Eisenhüttenstadt<br />
Roza Movsisyan in der Eingangshalle<br />
des Verwaltungsgebäudes<br />
16 1|<strong>2012</strong><br />
„Eine interessante Erfahrung“<br />
A. J. P. Carneiro aus Brasilien, ArcelorMittal Eisenhüttenstadt<br />
Alexandre Janot Pacheco Carneiro ist 27 Jahre alt. Seit August 2008 arbeitet der gelernte<br />
Bauingenieur in Eisenhüttenstadt. Er ist im Verbesserungswesen (Progress Academy) beschäftigt,<br />
wo 12 Mitarbeiter tätig sind, darunter viele mit internationalem Hintergrund.<br />
Der Ingenieur aus Belo Horizonte, einer Großstadt<br />
im Süden Brasiliens, hat zunächst bei<br />
ArcelorMittal, in dem Werk von Vega do Sul,<br />
Brasilien gearbeitet. Dort war er im Projektmanagement<br />
beschäftigt, das eine Verzinkungsanlage<br />
aufgebaut hat. Danach hat er sich für<br />
ein Austauschprogramm interessiert, das der<br />
Konzern aufgelegt hatte, um junge Führungskräfte<br />
zu motivieren, eine Zeit lang im Ausland<br />
tätig zu sein.<br />
„Meine Wahl fiel auf Deutschland, weil<br />
deutsche Produkte einen Hightech-Standard<br />
besitzen und ich denke, dass ich davon profitieren<br />
kann. Außerdem wollte ich gerne noch<br />
eine fremde Sprache lernen, so begründet<br />
A. J. P. Carneiro seine Auswahl für den Standort<br />
Eisenhüttenstadt.<br />
Seit 2002 ist die Ingenieurin Roza Movsisyan<br />
bei ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt<br />
beschäftigt. Sie ist derzeit im Roheisenwerk<br />
als Managementingenieurin für die Bereiche<br />
Umwelt, Arbeitsschutz und Qualitätssicherung<br />
zuständig.<br />
Nach Deutschland gekommen ist die junge<br />
Ukrainerin im Jahr 1998. Sie hatte zuvor in der<br />
Stahlstadt Dnepropetrovsk ein Metallurgie-<br />
Studium begonnen. Ein Austauschprogramm<br />
ihrer Universität mit der TU Freiberg ‚lockte‘<br />
sie dann nach Sachsen. „Es war alles sehr neu<br />
für mich. Die deutsche Sprache, die lockere<br />
Atmosphäre an der Uni und der Komfort der<br />
Unterkunft“, so beschreibt die damalige Studentin<br />
ihre ersten Eindrücke.<br />
Sie berichtet aber auch von der ersten<br />
schwierigen Zeit, die zwei ihrer ehemals vier<br />
ukrainischen Studienkolleginnen nicht lange<br />
durchgehalten haben. Sie habe aber die<br />
Chance genutzt und 2002 einen Abschluss in<br />
Werkstoffwissenschaft erworben.<br />
Und was sind seine bisherigen Erfahrungen?<br />
Lachend berichtet er: „Es stimmt, die Deutschen<br />
sind pünktlich und zuverlässig.“ Aber er<br />
schätzt auch die Direktheit. In Brasilien gehe<br />
es höflicher zu, dabei würde nicht immer gesagt,<br />
worum es gehe. „Gerade für meine Arbeit<br />
im Verbesserungswesen ist diese Direktheit<br />
von Vorteil“, so Carneiro.<br />
Der junge Brasilianer will in zwei Jahren<br />
wieder zurück in seine Heimat gehen, wenn<br />
er sein Masterstudium ‚Projektmanagement‘<br />
beendet hat. Dieses absolviert er neben der<br />
Arbeit am Wochenende in Berlin. o (em)<br />
Reihe ‚Gute Arbeit‘<br />
In dieser Ausgabe stellen wir den Aspekt<br />
‚Multikulturelle Teams‘ vor. Für Arbeitgeber<br />
hat die Multikulturalität den Vorteil,<br />
dass sich international zusammengesetzte<br />
Teams durch ein hohes Maß an Kreativität,<br />
Flexibilität und Sensibilität auszeichnen.<br />
Allein durch ihre Zusammensetzung<br />
sind sie in der Lage, eine größere Zahl von<br />
Alternativen und Ideen zu generieren als<br />
kulturell homogene Teams, da die Teammitglieder<br />
unterschiedliche Perspektiven<br />
und Erfahrungen mitbringen.<br />
Diese Vorteile versucht auch der internationale<br />
Konzern ArcelorMittal zu nutzen,<br />
der am Standort Eisenhüttenstadt ein<br />
integriertes Hüttenwerk mit hoch technisierten<br />
Anlagen und Technologien unterhält.<br />
Hier werden multikulturelle Teams,<br />
z. B. in der ‚Verbesserungsabteilung‘, gezielt<br />
eingesetzt. Mittlerweile haben von<br />
den 2.306 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen<br />
27 einen Migrationshintergrund.<br />
Direkt nach ihrem Studium hat sich R. Movsisyan<br />
bei ArcelorMittal beworben und ist nach<br />
einem Traineeprogramm eingestellt worden.<br />
Und sie fühlt sich wohl, im Werk und in<br />
Eisenhüttenstadt, wo sie wohnt. „Ich kann mir<br />
nicht vorstellen, woanders zu arbeiten oder zu<br />
wohnen“, stellt sie zufrieden fest. o (em)
Migranten als Nachfolger<br />
Interview mit Birgit Felden, HWR Berlin<br />
Mittelständler haben immer häufiger Schwierigkeiten, qualifizierte Nachfolger für den<br />
Chefsessel zu finden. Warum nicht auf externe oder interne Fachkräfte zurückgreifen, die<br />
einen Migrationshintergrund haben? Bisher ist dieses Potenzial noch nicht ausgeschöpft, weiß<br />
Professorin Birgit Felden von der Berliner Hochschule für Wirtschaft und Recht, denn sie hat<br />
zu diesem Thema eine Potenzialanalyse durchgeführt (s. Infokasten). Zu welchen Ergebnissen<br />
und Schlussfolgerungen die Analyse kam, dazu befragte BRANDaktuell die Wissenschaftlerin.<br />
Frau Felden, aus welchen Gründen haben Sie<br />
die Analyse durchgeführt?<br />
Es ist ja bekannt, dass es bei den mittelständischen<br />
Betrieben Probleme bei der Nachfolgeregelung<br />
gibt. Wir haben uns deshalb gefragt,<br />
weshalb das Potenzial der Migranten dabei<br />
so wenig berücksichtigt wird. Salopp gesprochen,<br />
warum übernimmt Ali Abdilla nicht den<br />
Handwerksbetrieb seines Chefs Martin Müller,<br />
obwohl er schon seit über 20 Jahren dort arbeitet.<br />
Oder anders formuliert, wir wollten wissen,<br />
welche Hürden Migranten zusätzlich überwinden<br />
müssen, abgesehen von den generellen<br />
Hindernissen einer Übernahme.<br />
Haben Sie die Ergebnisse überrascht?<br />
Ja. Dies gilt einmal für die Datenlage. Es ist<br />
kaum möglich, genaue Informationen zu<br />
erhalten. Die von uns per Statistik ermittelte<br />
Zahl der Unternehmen scheint viel zu niedrig.<br />
Es bleibt zu vermuten, das stützt sich auch auf<br />
unsere Interviews, dass hier vieles im Verborgenen<br />
geschieht und keinen Eingang in die<br />
Zahlenwelt der Statistik erhält.<br />
Überrascht hat mich außerdem die Vielfalt, die<br />
unter dem Begriff Nachfolge subsumiert wird.<br />
Übergabe, Verpachtung oder Beteiligung sind<br />
nur einige Beispiele dafür. Diese Vielfalt in der<br />
Praxis kollidiert aber oftmals mit dem engen<br />
Korsett der Statistik, das die Bandbreite der<br />
Nachfolge-Praxis nicht abdeckt.<br />
Weiterhin überrascht haben mich die Ergebnisse<br />
der Tiefeninterviews, die wir mit Beratern<br />
und anderen Experten geführt haben. Demnach<br />
zeichnen sich deutsche Unternehmer durch<br />
rationales, vernünftiges und bürokratisches<br />
Handeln aus. Unternehmer mit Migrationshintergrund<br />
würden dagegen im Allgemeinen<br />
eher kreativ und chaotisch handeln. Außerdem<br />
konstatierten die Experten den Migrantenunternehmern<br />
niedrigere Qualifikationen und<br />
schlechte Bonität.<br />
Professorin Birgit Felden<br />
Gibt es eine <strong>Brandenburg</strong>er Spezifik?<br />
Ja, denn die Nachfolge von Migranten ist<br />
hier fast nicht virulent. Auch unsere beiden<br />
befragten Experten Andreas Lehmann von der<br />
IHK und Hans-Dietrich Metge vom Unternehmerverband<br />
kannten kaum Fälle migrantischer<br />
Nachfolgen. Da wir nur <strong>Brandenburg</strong> als<br />
einziges ostdeutsches Bundesland untersucht<br />
haben, wissen wir allerdings nicht, ob die<br />
<strong>Brandenburg</strong>er Spezifik auch auf die anderen<br />
ostdeutschen Bundesländer übertragbar ist.<br />
Welche Konsequenzen sollten aus den Ergebnissen<br />
gezogen werden?<br />
In der Analyse haben wir mehrere Handlungsempfehlungen<br />
gegeben. Dazu gehört auch eine<br />
verbesserte Öffentlichkeitsarbeit: So kennen<br />
beispielsweise viele Migranten die Datenbank<br />
Nexxt-change nicht. Außerdem sollte der<br />
Vorteil einer Migrationsübernahme vielmehr in<br />
den Vordergrund gestellt werden. Denn im Zuge<br />
der Globalisierung sind Mehrsprachigkeit und<br />
kulturelle Kompetenz ein Wettbewerbsvorteil.<br />
Wichtig ist es auch, den engen Nachfolgebegriff,<br />
der vor allem in der Statistik angewandt<br />
wird, offener zu verwenden, denn die Praxis ist<br />
bunter. Außerdem sollte es eine zielgruppengerechte<br />
Ansprache der Migranten geben, die<br />
besonders auf die ethnischen Milieus Rücksicht<br />
nimmt. o (em)<br />
Prisma<br />
Analyse soll den Anteil der Migranten<br />
als Nachfolger erhöhen<br />
Die ‚Potenzialanalyse von Migrant/innen zur<br />
Lösung der Nachfolgelücke im Deutschen<br />
Mittelstand‘ (MiNa) hat folgende Zielsetzung:<br />
das Nachfolgepotenzial von Migrantinnen<br />
und Migranten zu quantifizieren und<br />
in den Untersuchungsregionen Berlin, <strong>Brandenburg</strong>,<br />
Hamburg und Nordrhein-Westfalen<br />
vertiefende qualifizierte Daten zu ermitteln.<br />
Außerdem sollen Handlungsempfehlungen<br />
für die Beratung und Begleitung sowie ein<br />
Handlungsleitfaden für Multiplikatoren erstellt<br />
werden. Das Projekt wurde von der<br />
Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin<br />
(HWR) in Kooperation mit der Alice Salomon<br />
Hochschule Berlin (ASH) durchgeführt. Der<br />
Projektzeitraum war von August 2010 bis<br />
Dezember 2011.<br />
Handlungsempfehlungen<br />
Anhand der Ergebnisse geben die Forscher<br />
folgende vier Empfehlungen:<br />
1. Wissen verbessern<br />
Dazu gehören verschiedene Maßnahmen,<br />
wie eine bessere Werbung für die Nachfolgedatenbank<br />
der KFW ‚Nexxt-change‘<br />
oder migrantische Nachfolgerstammtische<br />
einzurichten.<br />
2. Prozesse optimieren<br />
Zu dieser Kategorie gehören Maßnahmen,<br />
wie Zeitregime abzustimmen und die Vernetzung<br />
zu verstärken.<br />
3. Interkulturalität als Ressource nutzen<br />
Hierunter schlagen die Wissenschaftler<br />
vor, dass den Migranten die Nachfolgeregelungen<br />
in einer zielgruppengerechten<br />
Ansprache erläutert werden und dass generell<br />
eine Diversity-Sensibilisierung erfolgen<br />
sollte.<br />
4. Vorurteile abbauen und vor Benachteiligung<br />
schützen<br />
In dieser Kategorie werden Aktionen<br />
empfohlen, wie Hervorheben des Potenzials<br />
von migrantischen Nachfolgern und<br />
Nachfolgeinteressierten, Reduktion von<br />
Fremdwahrnehmung bei Migranten, Verfahrensweisen<br />
für Klienten transparenter<br />
zu machen und objektive Kriterien der<br />
Nachfolgerbewertung zu stärken.<br />
Infos<br />
Die Potenzialanalyse wird demnächst im Internet<br />
veröffentlicht unter: www.emf-berlin.org/projekte<br />
1|<strong>2012</strong><br />
17
Prisma<br />
Modellprojekt ‚Weiterbildung<br />
zur Fachkraft für Sozialarbeit‘<br />
Das Projekt wurde vom Ministerium für Arbeit,<br />
Soziales, Frauen und Familie initiiert,<br />
um Migrantinnen und Migranten aus <strong>Brandenburg</strong>,<br />
die einen pädagogischen Abschluss<br />
besitzen, der in Deutschland nicht anerkannt<br />
wird, zu einem zertifizierten Abschluss zu<br />
verhelfen.<br />
Die 15-monatige Weiterbildung startete im<br />
Januar 2011 und endet im März <strong>2012</strong>. Sie<br />
wird von der Otto-Benecke-Stiftung e. V. und<br />
der Fachhochschule Potsdam (FHP) durchgeführt.<br />
An dem Projekt beteiligen sich insgesamt<br />
19 Teilnehmerinnen und 2 Teilnehmer.<br />
70 zugewanderte Ausländer hatten sich beworben,<br />
21 wurden ausgewählt. Sie kommen<br />
überwiegend aus den GUS-Staaten der ehemaligen<br />
Sowjetunion. 14 Teilnehmer haben<br />
einen ausländischen Lehrerabschluss, sechs<br />
sind Pädagogen beziehungsweise Geisteswissenschaftler.<br />
Die Ausbildung begann mit einem dreimonatigen<br />
Sprachkurs, der neben allgemeinem<br />
Wissen vor allem Fachvokabular vermitteln<br />
sollte. Danach schloss sich eine achtmonatige<br />
Theorieschulung an, in der Grundlagen<br />
der ‚Sozialen Arbeit‘, Sozialpolitik, Soziologie<br />
und Psychologie gelehrt wurden. Das<br />
Ende der Theoriephase bildete eine Spezialisierung<br />
in den Bereichen Migration, Alter<br />
und Behinderung oder Kindheit und Jugend.<br />
Zurzeit befinden sich die Teilnehmer in der<br />
abschließenden viermonatigen Praktikumsphase.<br />
In dieser Phase treffen sie sich einmal<br />
wöchentlich in der Fachhochschule zur Praktikumsbegleitung.<br />
Am Ende der Qualifizierung erhalten die<br />
Projektteilnehmer das Zertifikat ‚Fachkraft<br />
für Sozialarbeit‘. Allerdings ist der Abschluss<br />
staatlich nicht anerkannt. Die Projektverantwortlichen<br />
sind sich dennoch sicher, dass die<br />
Teilnehmer einen Job finden werden, denn<br />
bereits im Vorfeld haben große Wohlfahrtsverbände<br />
als potenzielle Arbeitgeber Interesse<br />
gezeigt.<br />
Infos<br />
Website der FHP unter http://tinyurl.com/7ebkvje<br />
Das Projekt wird aus Mitteln des ESF und<br />
des Landes gefördert.<br />
18 1|<strong>2012</strong><br />
Endlich ein deutscher Abschluss<br />
ESF-Modellprojekt qualifiziert Migranten zu Sozialarbeitern<br />
Das Dilemma ist bekannt: Unter den Migranten aus den osteuropäischen Ländern befinden<br />
sich viele mit einem pädagogischen Berufsabschluss, der aber in Deutschland nicht anerkannt<br />
wird. Gerade angesichts des ansteigenden Fachkräftebedarfs wäre es volkswirtschaftlich<br />
wenig sinnvoll, dieses Potenzial nicht zu nutzen. Ein erster Schritt hierzu ist das Projekt ‚Weiterbildung<br />
zur Fachkraft für Sozialarbeit‘.<br />
Die Atmosphäre ist entspannt – die Teilnehmer<br />
des Modellprojekts freuen sich auf das<br />
wöchentliche Treffen in der Fachhochschule<br />
Potsdam. Denn die Migrantinnen und Migranten<br />
haben sich in dem gut einem Jahr als<br />
Gruppe zusammengefunden.<br />
Doch nun ist es bald vorbei. Und wie bewerten<br />
die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die<br />
Weiterbildung? „Die Qualifizierung ist gut, sie<br />
hat mir viel gebracht“, dies ist nicht nur die<br />
Einschätzung von Natalie Schmidt, sondern<br />
auch die ihrer Kollegin Bella Jakowlewa. Beide<br />
begründen dies vor allem mit den theoretischen<br />
Inhalten, die sie während der 15 Monate<br />
gelernt haben. „Durch die Theorie kann<br />
ich mich in der Praxis viel sicherer bewegen“,<br />
so Natalie Schmidt.<br />
„Viel gebracht“ hat die Weiterbildung auch<br />
für das Selbstwertgefühl, denn es sei einfach<br />
etwas anderes, mit dem Wissen und dem<br />
Abschluss in ein Bewerbungsgespräch zu<br />
gehen. „Vorher konnte ich nur sagen, ich habe<br />
Erfahrungen auf diesem Gebiet, weil ich das<br />
und das gemacht habe. Jetzt kann ich ganz<br />
anders auftreten“, beschreibt Bella Jakowlewa<br />
die neue Situation.<br />
„Viel bringen“ wird hoffentlich auch das ‚deutsche<br />
Zertifikat‘. Bisher hat zwar noch keine der<br />
Warten auf die nächste Unterrichtsstunde – während der viermonatigen<br />
Praktikumsphase findet für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einmal<br />
wöchentlich in der Fachhochschule Potsdam eine Praktikumsbegleitung statt<br />
beiden eine Stelle – aber sie sind optimistisch,<br />
dass sie den Schritt in die Erwerbstätigkeit<br />
schaffen werden. Denn die Wohlfahrtsverbände<br />
haben bereits signalisiert, dass sie Interesse<br />
an den Projektteilnehmern haben, denn ihr<br />
Pluspunkt neben dem Zertifikat sei der Migrationshintergrund.<br />
o (em)<br />
Natalie Schmidt<br />
Der Abschluss der aus Sibirien stammenden<br />
Erzieherin wird in Deutschland nur teilweise<br />
anerkannt. Die Spätaussiedlerin hat nach ihrer<br />
Ankunft über öffentlich geförderte Maßnahmen<br />
als Sozialarbeiterin in der Migrantenbetreuung<br />
gearbeitet. Zurzeit absolviert sie ein<br />
Praktikum bei der Kreisverwaltung<br />
Ostprignitz-Ruppin
Erfolgsfaktor FLEXIBILITÄT<br />
Forschungsprojekt des RKW Deutschland bilanziert Ergebnisse und Erfahrungen<br />
Ziel des Projektes KMUflex ist es, Konzepte und Instrumente für interne sowie externe Flexibilisierungsstrategien<br />
in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zu entwickeln und zu<br />
erproben. Seit September 2009 erforschen die Projektpartner aus Wirtschaft, Forschung und<br />
Beratung, wie sich in KMU in neuen industriellen Wachstumsclustern eine Unternehmensflexibilität<br />
herausbildet, die der Dynamik der Märkte standhält. Auf neue Weise soll KMUflex die<br />
Unternehmen nachhaltig bei der Anwendung von individuellen Strategien zur Flexibilisierung<br />
ihrer Organisations- und Managementprozesse unterstützen. Die Untersuchungen fanden in<br />
den Ländern Berlin, <strong>Brandenburg</strong>, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen statt.<br />
In der Vergangenheit konzentrierte sich die<br />
Forschung eher auf einzelne Flexibilisierungsstrategien<br />
und deren Anwendung. Ein Überblick<br />
darüber, welche Strategien bekannt sind<br />
und aktuell in der Praxis von KMU genutzt<br />
werden, fehlt bisher. Deshalb wurden in einer<br />
ersten Phase in den beteiligten Bundesländern<br />
Unternehmen in den Wachstumsclustern Energietechnik/Erneuerbare<br />
Energien, der Hochleistungsverbundwerkstoffe,<br />
der Präzisions- und<br />
Feinwerktechnik und des Maschinen- und<br />
Anlagenbau befragt. Insgesamt wurde in 133<br />
Betrieben recherchiert.<br />
Partner des Forschungsprojekts<br />
Die über 100 Unternehmen aus der Solarwirtschaft,<br />
dem Maschinen- und<br />
Anlagenbau, der Präzisions- und Feinwerktechnik<br />
sowie der Hochleistungswerkstoffe<br />
werden vertreten durch<br />
Projektpartner:<br />
RKW Berlin-<strong>Brandenburg</strong><br />
VDMA Ost<br />
RKW Sachsen-Anhalt<br />
RKW Sachsen<br />
und<br />
Forschungspartner:<br />
TU Chemnitz<br />
University of Bologna<br />
University of Helsinki<br />
Schlüssel Selbstauskunft<br />
Das Ergebnis: Um den Veränderungsdruck<br />
zu bewältigen, nutzen KMU nur punktuell<br />
und eingeschränkt interne bzw. externe<br />
Flexibilisierungsstrategien. Überraschend:<br />
Arbeitnehmerüberlassung und flexible Marktstrategien<br />
spielen eine geringere Rolle als<br />
erwartet. Dagegen werden Instrumente zur<br />
Arbeitsflexibilisierung am häufigsten einge-<br />
setzt. Insgesamt wurden die Instrumente der<br />
internen Flexibilität mehr genutzt als solche,<br />
die die Flexibilität der Unternehmen extern<br />
fördern (s. Kasten unten).<br />
Anwendung der Flexibilisierungsinstrumente<br />
in Prozent<br />
Es wurden insgesamt 133 Unternehmen zur Nutzung von<br />
Flexibilisierungsinstrumenten befragt.<br />
Gruppe der Flexibilisierungsinstrumente Prozent<br />
Arbeitsflexibilität 92<br />
flexible Arbeitsorganisation 85<br />
flexible technische Arbeitsmittel 70<br />
überbetriebliche Zusammenarbeit 70<br />
flexible Finanzierung 66<br />
flexible Marktstrategien 66<br />
Arbeitnehmerüberlassung 38<br />
Quelle: RKW, Details zu den Instrumenten im Internet (s. Infos)<br />
Ein Katalog soll es werden<br />
Aus der Fülle der praktischen Erfahrungen und<br />
Vorgehensweisen sollen verallgemeinerungsfähige<br />
Erkenntnisse für ein strategieorientiertes<br />
Flexibilisierungsmanagement für KMU zusammengestellt<br />
werden. Sogenannte ‚Bauchentscheidungen‘<br />
werden in einer globalen<br />
Wirtschaftswelt nicht mehr ausreichen, sagt<br />
Walter Brückner, Projektleiter bei der RKW<br />
Deutschland <strong>GmbH</strong>, und betont, dass die Defizite<br />
in der Handhabung der Flexibilisierungsinstrumente<br />
von den KMU zunehmend selbst<br />
angezeigt werden. Als Grund nennt er: „In den<br />
KMU der industriellen Wachstumscluster vollziehen<br />
sich Wachstumsprozesse und ein Trend<br />
hin zur Arbeitsanreicherung, mit Tendenzen zu<br />
größerer Fertigungstiefe und der Integration<br />
von Stufen innerhalb der Wertschöpfungskette.<br />
Damit gehen auch höhere Anforderungen<br />
an die Kompetenz und Eigenverantwortung<br />
der Mitarbeiter einher.“<br />
Prisma<br />
Im Gegensatz zu größeren Unternehmen, die<br />
in der Regel auf eine ganze Palette von Instrumenten<br />
zurückgreifen können, sind die Möglichkeiten<br />
der KMU eingeschränkt. Deshalb<br />
befindet sich gerade ein Katalog in Arbeit.<br />
Dieser soll kriterienbasiert und zielgenau die<br />
für das jeweilige Unternehmen geeigneten<br />
Instrumente der Flexibilisierung zur Verfügung<br />
stellen. Das wird Zeit sparen und bei der<br />
Entscheidungsfindung helfen.<br />
Ergänzt werden soll er mit Good-Practice-<br />
Beispielen, die in einem Online-Strategielabor<br />
jedem zugänglich sein sollen.<br />
Das Ziel ist, KMU in die<br />
Lage zu versetzen, die ganze<br />
Palette der Flexibilisierungsinstrumente<br />
zu nutzen ohne<br />
dabei auf Stabilitätsas-pekte<br />
verzichten zu müssen.<br />
Internationale<br />
Zusammenarbeit<br />
Das Projekt ist Teil des europäischenForschungsnetzwerkes<br />
WORK-IN-NET. Diese<br />
aus ERA-NET-Mitteln finanzierte<br />
Koordinierungsaktion<br />
verbindet 17 Forschungsprojekte<br />
aus Finnland, Deutschland, Schweden,<br />
Italien, Griechenland und den Niederlanden.<br />
Im November 2011 stimmten die Projekte in<br />
einer Work Research Conference ihre weitere<br />
Zusammenarbeit ab. Das Projekt endet im<br />
April 2013.<br />
Regionale Bilanzveranstaltung<br />
Der nächste größere Höhepunkt wird die<br />
regionale Bilanzveranstaltung am 2. Mai <strong>2012</strong><br />
im Jagdschloss Glienicke in Berlin sein. Die<br />
Veranstaltung wird als öffentlicher Workshop<br />
organisiert, bei dem die Flexibilisierungslösungen<br />
beteiligter Unternehmen im Mittelpunkt<br />
stehen werden. Interessenten sind<br />
herzlich eingeladen. o (kr)<br />
Infos<br />
KMUflex im Internet: www.kmuflex.de<br />
Das Projekt wird vom Bundesministerium<br />
für Bildung und<br />
Forschung und aus Mitteln des ESF<br />
gefördert.<br />
1|<strong>2012</strong><br />
19
Prisma<br />
Studie: Segregierte Berufsfelder<br />
im Land <strong>Brandenburg</strong><br />
IAB-Studie<br />
Ausgangspunkt für die Regionalstudie Berlin-<strong>Brandenburg</strong><br />
des Instituts für Arbeitsmarkt-<br />
und Berufsforschung war, dass sich<br />
geschlechtsspezifische Berufsstrukturen immer<br />
noch stark unterscheiden und vor allem<br />
Frauen sich in ihrer Berufswahl auf wenige<br />
Berufe konzentrieren. Der Untersuchungszeitraum<br />
war 1993-2009.<br />
Infos<br />
Wiethölter, Doris; Bogai, Dieter; Schönwetter, Stephanie<br />
(2011): Berufliche Segregation von Frauen<br />
und Männern in Berlin-<strong>Brandenburg</strong>. IAB-Regional,<br />
Heft 1/2011, Internet: http://doku.iab.de/regional/<br />
BB/2011/regional_bb_0111.pdf<br />
Die fünf frauendominierten Berufsfelder<br />
Körperpflege;<br />
soziale Berufe;<br />
Gesundheitsberufe;<br />
Berufe des Finanz- und Rechnungswesens,<br />
der Buchhaltung;<br />
Bürohilfsberufe.<br />
Die neun männerdominierten Berufsfelder<br />
Die Anzahl der stark segregierten männertypischen<br />
Berufsfelder <strong>Brandenburg</strong>s ist mit<br />
neun Berufsfeldern fast doppelt so hoch wie<br />
bei den Frauen. Zu den stark segregierten<br />
männertypischen Berufsfeldern zählen:<br />
Metall-, Anlagenbau, Blechkonstruktion,<br />
Installation, Montierer/innen;<br />
Hausmeister/innen;<br />
Metallerzeugung und -bearbeitung;<br />
Verkehrsberufe;<br />
Elektroberufe;<br />
Bergleute, Mineralgewinner;<br />
Bauberufe, Holz-, Kunststoffe;<br />
Industrie- und Werkzeugmechaniker/innen;<br />
Fahr-, Flugzeugbau und Wartungsberufe.<br />
Zahl frauentypischer Berufsfelder ist<br />
gesunken, die der Männer gestiegen<br />
Die Zahl der stark segregierten frauentypischen<br />
Berufsfelder im Land <strong>Brandenburg</strong><br />
ging 2009 gegenüber 1993 von elf auf fünf<br />
im Jahr 2009 zurück. Im Gegensatz dazu<br />
ist die Zahl der stark segregierten männertypischen<br />
Berufsfelder von sieben auf neun<br />
gestiegen.<br />
20 1|<strong>2012</strong><br />
Männerberufe – Frauenberufe<br />
Studie zeigt starke Geschlechtertrennung zwischen den Berufen<br />
Was eine Person beruflich macht, hängt vor allem von ihrem Geschlecht ab. So sind Krankenpfleger<br />
seltene Exemplare, ebenso wie Maurerinnen oder Kfz-Mechatronikerinnen. Und<br />
Frauen konzentrieren sich auf weit weniger Berufe als Männer. Das Institut für Arbeitsmarkt-<br />
und Berufsforschung (IAB) hat untersucht, wie sich in <strong>Brandenburg</strong> Frauen und Männer auf<br />
die Berufe verteilen. Dr. Sandra Wagner vom <strong>Brandenburg</strong>er Arbeitsministerium hat die Studie<br />
gelesen und stellt interessante Ergebnisse vor.<br />
Fast jede dritte Frau im Land <strong>Brandenburg</strong><br />
arbeitet in einem von fünf Berufsfeldern. In<br />
diesen Berufsfeldern beträgt der Anteil der<br />
Mitarbeiterinnen zwischen 80 und 100 Prozent.<br />
Dazu gehören unter anderem Berufe in<br />
der Körperpflege, soziale Berufe und Gesundheitsberufe.<br />
Noch stärker unter sich sind Männer in ihren<br />
Berufsdomänen. Neun Berufsfelder gehören in<br />
<strong>Brandenburg</strong> zu den stark segregierten männertypischen<br />
Berufsfeldern. Hier liegt der Anteil<br />
der Männer zwischen 90 und 100 Prozent.<br />
Fast jeder Zweite aller sozialversicherungspflichtig<br />
beschäftigten Männer ist in einem<br />
dieser neun Berufsfelder tätig. Zu den stark<br />
segregierten männertypischen Berufsfeldern<br />
zählen unter anderem Metall- und Anlagenbau,<br />
Elektroberufe sowie Fahr-, Flugzeugbau<br />
und Wartungsberufe.<br />
Eher jüngere Männer in<br />
frauendominierten Berufen<br />
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />
hat die Struktur der Beschäftigten in<br />
den segregierten Berufsfeldern <strong>Brandenburg</strong>s<br />
nach Alter, Arbeitszeit und Qualifikation<br />
analysiert. Dabei kamen die Wissenschaftler zu<br />
folgenden Ergebnissen:<br />
die Männer in den frauendominierten Berufsfeldern<br />
sind im Durchschnitt jünger als<br />
die Frauen;<br />
der Arbeitsmarkt in den frauendominierten<br />
Berufsfeldern ist auf Teilzeitbeschäftigungsmodelle<br />
eingestellt, beispielsweise<br />
Gesundheitsberufe;<br />
in den frauendominierten Berufsfeldern<br />
verfügen Männer häufiger über einen<br />
Hochschulabschluss als die dort beschäftigten<br />
Frauen.<br />
Die Wissenschaftler des IAB haben ermittelt,<br />
welche Prozentzahl der Beschäftigten ihren<br />
Beruf wechseln müssten, um eine Gleichverteilung<br />
der Geschlechter über alle Berufe zu<br />
ermöglichen. Dazu verwenden sie den ‚Dissimilaritätsindex‘.<br />
Im Jahr 2009 betrug dieser<br />
Indikator in <strong>Brandenburg</strong> fast 60 Prozent.<br />
Das heißt, fast 60 Prozent der Beschäftigten<br />
müssten den Beruf wechseln. Gegenüber<br />
dem Jahr 1993 waren das drei Prozentpunkte<br />
weniger. Dieser Rückgang wurde durch zwei<br />
Noch immer selten – Mechatronikerinnen
Komponenten je hälftig begünstigt: den ‚Berufseffekt‘,<br />
der auf einem berufsstrukturellen<br />
Wandel beruht, und den ‚Geschlechtereffekt‘,<br />
der sich aus der Veränderung der Geschlechterzusammensetzung<br />
in den Berufen ergibt.<br />
Beschäftigungsrückgänge in<br />
männertypischen Berufen<br />
Die stärksten Berufseffekte gingen in <strong>Brandenburg</strong><br />
von männerdominierten Berufsfeldern<br />
infolge von Beschäftigungsrückgängen aus. So<br />
verloren die Bauberufe von 1993 bis 2009 gut<br />
52 Prozent und die kaufmännischen Berufe<br />
4,5 Prozent der Beschäftigten. An den Schulen<br />
ging die Zahl der Lehrerinnen und Lehrer um<br />
fast die Hälfte zurück. Diese Beschäftigungsverluste<br />
reduzierten den Segregationsgrad in<br />
<strong>Brandenburg</strong>.<br />
Jedoch wurde der durch den Berufseffekt<br />
begünstigte Rückgang des Segregationsgrades<br />
durch die Beschäftigungszunahme in dem von<br />
Frauen dominierten Berufsfeld ‚Gesundheitsberufe‘<br />
gebremst. 2009 arbeiteten 74 Prozent<br />
mehr Beschäftigte in den Gesundheitsberufen<br />
als noch 1993.<br />
Die stärksten Geschlechtereffekte gingen von<br />
der veränderten Geschlechterzusammenset-<br />
Dr. Sandra Wagner, MASF<br />
zung in den Berufsfeldern<br />
Koch/Köchin, Geschäftsführung/Wirtschaftsprüfung/<br />
Unternehmensberatung sowie<br />
in Rechtsberufen aus.<br />
Schlussfolgerungen<br />
Die IAB-Studie greift ein Thema<br />
auf, das die soziologische<br />
Arbeitsmarkt- und Ungleichheitsforschung<br />
seit Langem<br />
beschäftigt (siehe Kasten<br />
mit Literaturhinweisen, die<br />
Redaktion), auch international.<br />
So zeigt die International<br />
Labor Organization für über<br />
40 Länder ein hohes Ausmaß<br />
an beruflicher Geschlechtersegregation,<br />
das sich erst<br />
seit Anfang der 2000er-Jahre<br />
etwas verbessert (International<br />
Labor Organization 2003).<br />
Nur einige asiatische Länder<br />
bilden eine Ausnahme. Sie<br />
zeigen wenig geschlechtsspezifische<br />
berufliche Ungleichverteilung<br />
(Anker 1998).<br />
Für die Region Berlin-<strong>Brandenburg</strong> kommt<br />
die IAB-Untersuchung zu dem Ergebnis, dass<br />
die Verteilung von Frauen und Männern<br />
auf die Berufe in <strong>Brandenburg</strong> langfristig<br />
gleichmäßiger geworden ist. Dennoch sind die<br />
klassischen geschlechtsspezifischen Muster<br />
weitgehend erhalten geblieben.<br />
Der Rückgang der beruflichen Ungleichheit<br />
nach Geschlecht wird zum einen auf eine<br />
gleichmäßigere Geschlechterverteilung innerhalb<br />
der Berufe zurückgeführt. Zum anderen<br />
spielen erhebliche Beschäftigungsveränderungen<br />
im Untersuchungszeitraum 1993-2009<br />
eine Rolle.<br />
Eine Vorreiterrolle zeigt sich beim öffentlichen<br />
Dienst: So hat sich der Anteil von Frauen in<br />
Führungspositionen im öffentlichen Dienst in<br />
Ostdeutschland zwischen 2000 und 2007 auf<br />
45 Prozent erhöht. In der Privatwirtschaft Ostdeutschlands<br />
liegt er bei 29 Prozent, während<br />
in westdeutschen Privatunternehmen nur 24<br />
Prozent der Führungspositionen von Frauen<br />
besetzt sind.<br />
Zusammengefasst heißt das, dass die Konsequenzen<br />
geschlechtstypischer Berufsent-<br />
Prisma<br />
scheidungen mit den wirtschaftsstrukturellen<br />
und demografischen Bedingungen variieren.<br />
Deshalb sollten Maßnahmen der Berufs- und<br />
Studienorientierung im Land <strong>Brandenburg</strong><br />
weiterhin frühzeitig und geschlechtersensibel<br />
durchgeführt werden (vgl. Landeskonzept<br />
zur Berufs- und Studienorientierung 2008).<br />
Jedoch können langfristige Einflüsse, wie<br />
wirtschaftliche Entwicklung und Demografie,<br />
Karrierewege je nach Branche fördern oder<br />
behindern.<br />
Die Autorinnen und Autoren des IAB regional<br />
Berlin-<strong>Brandenburg</strong> haben die für die Arbeitsmarktpolitik<br />
interessante Frage nach der<br />
beruflichen Segregation von Frauen und Männern<br />
in Berlin-<strong>Brandenburg</strong> im Zeitverlauf empirisch<br />
anschaulich dargestellt. Im Anschluss<br />
an Falk (2002) wird die wissenschaftliche<br />
Auseinandersetzung um frauen- und männertypische<br />
Berufsfelder in Ostdeutschland durch<br />
diese Regionalstudie weiter angestoßen. o<br />
Dr. Sandra Wagner,<br />
Ministerium für Arbeit, Soziales,<br />
Frauen und Familie des Landes <strong>Brandenburg</strong><br />
Literatur<br />
Allmendinger, Jutta; Hackman, J. Richard<br />
(1995): The More, the Better? On the Inclusion<br />
of Women in Professional Organizations.<br />
In: Social Forces, Vol. 74. S. 423-<br />
460.<br />
Anker, Richard (1998): Gender and Jobs.<br />
Sex Segregation of Occupations in the<br />
World. Genf: International Labour Office.<br />
Falk, Susanne (2002): Geschlechtsspezifische<br />
berufliche Segregation in Ostdeutschland<br />
zwischen Persistenz, Verdrängung<br />
und Angleichung: ein Vergleich<br />
mit Westdeutschland für die Jahre 1992<br />
-2000. In: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt-<br />
und Berufsforschung, Jg. 35/2002,<br />
H. 1, S. 37-58.<br />
International Labor Organization (2003):<br />
Yearbook of Labour Statistics. Genf: International<br />
Labour Office.<br />
Trappe, Heike (2001): Berufliche Segregation<br />
im Kontext. Über einige Folgen geschlechtstypischer<br />
Berufsentscheidungen<br />
in Ost-und Westdeutschland. Kölner Zeitschrift<br />
für Soziologie und Sozialpsychologie,<br />
Vol. 58, <strong>Nr</strong>. 1, S. 50-78.<br />
1|<strong>2012</strong><br />
21
Prisma<br />
„Frauen gehen zu wenige Risiken ein“<br />
Dieter Bogai, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />
Dr. Dieter Bogai hat in zwei Studien untersucht, wie sich Frauen und Männer auf verschiedene<br />
Berufsfelder verteilen. Dass es so ist, ist nichts Neues. Der Vergleich zwischen Ost und<br />
West hat dem Wissenschaftler aber unerwartete Ergebnisse gezeigt.<br />
Herr Bogai, welches ist für Sie die interessanteste<br />
Erkenntnis, die Sie aus der Studie<br />
gewonnen haben?<br />
Ich war erstaunt, dass sich gerade in den neuen<br />
Bundesländern so wenig an der beruflichen<br />
Ungleichverteilung zwischen Männern und<br />
Frauen geändert hat. In den neuen Ländern ist<br />
die ungleiche Verteilung auf die Berufsfelder<br />
sogar noch etwas stärker ausgeprägt als in den<br />
alten Bundesländern. <strong>Brandenburg</strong> liegt dabei<br />
zwischen den neuen und den alten Bundesländern.<br />
Warum hätten Sie für die neuen Bundesländer<br />
ein anderes Ergebnis erwartet?<br />
Weil wir normalerweise davon ausgehen,<br />
dass hier die Integration von Frauen in den<br />
Arbeitsmarkt weiter fortgeschritten ist als im<br />
alten Bundesgebiet. Wenn ich mir jetzt aber<br />
anschaue, in welchen Berufen die meisten<br />
Frauen arbeiten, kann man das anzweifeln.<br />
Auch Frauen aus den neuen Bundesländern<br />
wählen noch immer schlecht bezahlte<br />
Dienstleistungsberufe, die meistens wenige<br />
Aufstiegsmöglichkeiten bieten. Dazu gehören<br />
beispielsweise Fachangestellte in Arztpraxen,<br />
also Sprechstundenhilfen, Bürohilfskräfte und<br />
Mitarbeiterinnen im Einzelhandel.<br />
Studie: Berufliche Perspektiven<br />
von Frauen und Männern<br />
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />
(IAB) hat eine zweite Regionalstudie<br />
zu beruflichen Perspektiven von Frauen und<br />
Männern in Berlin und <strong>Brandenburg</strong> herausgebracht.<br />
Die Autoren gehen auch darauf<br />
ein, wie eine verringerte Segregation helfen<br />
könnte, den Fachkräftebedarf zu decken.<br />
Infos<br />
Wiethölter, Doris/Bogai, Dieter/Schönwetter,<br />
Stephanie/Luipold, Christiane (2011): Berufliche<br />
Perspektiven von Frauen und Männern vor dem Hintergrund<br />
beruflicher Segregation: www.iab.de/238/<br />
section.aspx/Publikation/k110926n11<br />
22 1|<strong>2012</strong><br />
Dieter Bogai hat in zwei Regionalstudien die<br />
Segregation der Berufsfelder (S. 20 u. 21)<br />
sowie berufliche Perspektiven von Frauen und<br />
Männern untersucht<br />
Wie kommt es Ihrer Meinung nach dazu,<br />
dass Frauen und Männer immer noch so<br />
unterschiedliche Berufe wählen?<br />
Frauen gehen zu wenige Risiken ein. Das heißt,<br />
die meisten schlagen bei der Berufswahl keine<br />
für Frauen ungewöhnlichen Wege ein. 60 Prozent<br />
der weiblichen Auszubildenden konzentrieren<br />
sich auf zehn Berufe. Die männlichen<br />
Auszubildenden konzentrieren sich nur etwa zu<br />
40 Prozent auf zehn Berufe.<br />
Frauen sollten andere Berufe wählen.<br />
Ja. Oder aber in den klassischen Berufen höhere<br />
Positionen einnehmen. Etwa in Pflegeberufen<br />
ins Management aufsteigen.<br />
Wie wird die Entwicklung Ihrer Meinung<br />
nach weitergehen?<br />
Es wird sich so schnell nichts ändern, trotz vieler<br />
Initiativen. Es gibt aber auch ermunternde<br />
Entwicklungen. Es erwerben mehr Frauen als<br />
Männer einen Hochschulabschluss. Aber nach<br />
wie vor kommt der Karriereknick mit der Familienphase.<br />
o (jac)<br />
Das wurde geändert<br />
Arbeitsförderung des Bundes<br />
Am 27. November 2011 wurde das ‚Gesetz zur<br />
Verbesserung der Eingliederungschancen am<br />
Arbeitsmarkt‘ im Bundesgesetzblatt verkündet.<br />
Die Änderungen beim Gründungszuschuss und<br />
beim Kurzarbeitergeld traten sofort, die Änderung<br />
der Insolvenzgeldumlage am 1. Januar<br />
in Kraft.<br />
Am 1. April <strong>2012</strong> treten neue Regelungen für<br />
folgende Maßnahmen in Kraft:<br />
zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung,<br />
zu Maßnahmen zur Berufswahl und Berufsausbildung,<br />
zur beruflichen Weiterbildung,<br />
zu Eingliederungszuschüssen,<br />
zur öffentlich geförderten Beschäftigung,<br />
zu Leistungen zur Eingliederung von Selbstständigen,<br />
zur freien Förderung.<br />
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />
hat die Änderungen in einem Informationspapier<br />
chronologisch aufgeführt. o (jac)<br />
Infos<br />
Das Informationspapier des IAB finden Sie im Internet<br />
unter http://doku.iab.de/chronik/32/2011_12_27_32_<br />
arbeitsmarktinstrumentenreform<strong>2012</strong>.pdf<br />
Gebremste Mobilität<br />
WSI-Analyse des Arbeitsmarkts<br />
Die Reformen am Arbeitsmarkt haben die Mobilität<br />
gebremst, weil sie zu einem veränderten<br />
Verhalten der Arbeitsmarktakteure geführt<br />
haben. Das ist die These von Prof. Dr. Matthias<br />
Knuth vom Institut Arbeit und Qualifikation<br />
(IAQ) der Universität Duisburg-Essen. Zwar<br />
würden Arbeitslose, die Arbeitslosengeld I<br />
erhalten, schneller eine Arbeit annehmen,<br />
so Knuth. Aber Beschäftigte der Kernbelegschaften<br />
würden seltener ihren Arbeitgeber<br />
wechseln. Knuth führt dies unter anderem auf<br />
Unsicherheiten zurück, die mit einem Arbeitgeberwechsel<br />
verbunden seien. Knuths Analyse<br />
ist in den WSI Mitteilungen der Hans-Böckler-<br />
Stiftung erschienen. o (jac)<br />
Infos<br />
Die Analyse ‚Widersprüchliche Dynamiken im<br />
deutschen Arbeitsmarkt‘ finden Sie im Internet unter<br />
http://194.245.120.122/Sites/A/Online-Archiv/9039
‚Mea sententia‘ – Meiner Meinung nach ...<br />
Standpunkte zur öffentlich geförderten Beschäftigung<br />
Prisma<br />
„Das Geheimnis des Erfolges ist, den Standpunkt des anderen zu verstehen.“ Diesem Motto des Autobauers Henry Ford folgend, veröffentlichen<br />
wir diesmal die Standpunkte zur öffentlich geförderten Beschäftigung von Elona Müller-Preinesberger, Beigeordnete der Stadtverwaltung der<br />
Landeshauptstadt Potsdam, Geschäftsbereich 3 – Soziales, Jugend, Gesundheit, Ordnung und Umweltschutz, sowie Dr. Manfred Thuns vom<br />
Caritasverband für das Erzbistum Berlin e. V. und Vorsitzender der LIGA der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in <strong>Brandenburg</strong>.<br />
Elona Müller-Preinesberger, Stadtverwaltung der Landeshauptstadt Potsdam<br />
Die öffentlich geförderte Beschäftigung ist für<br />
die Integration von erwerbsfähigen Hilfeempfängern<br />
in den allgemeinen Arbeitsmarkt ein<br />
wesentliches und unverzichtbares Instrument<br />
aktiver Arbeitsmarktpolitik.<br />
„Die Heranführung an den ersten Arbeitsmarkt ... ist unmittelbar<br />
mit erwerbsbezogener Qualifizierung und sozialer<br />
Integration der Zielgruppe verbunden.“<br />
Gerade die Langzeitarbeitslosen mit ihren<br />
multiplen Unterstützungsbedarfen profitieren<br />
nicht im gewünschten Maß vom wirtschaftlichen<br />
Aufschwung. Diese Entwicklung wird<br />
noch verstärkt durch die Kürzung des Integrationsbudgets.<br />
Allein in der Landeshauptstadt<br />
Potsdam wurde das Integrationsbudget für die<br />
Jahre 2010 bis <strong>2012</strong> um 40 Prozent gekürzt.<br />
Die Heranführung an den ersten Arbeitsmarkt<br />
im Rahmen zusätzlicher Tätigkeiten zum<br />
gesellschaftlichen Gemeinwohl ist unmittelbar<br />
mit erwerbsbezogener Qualifizierung und<br />
sozialer Integration der Zielgruppe verbunden.<br />
Die positiven Ergebnisse der<br />
Landeshauptstadt Potsdam<br />
auf dem Gebiet zeigen, dass<br />
hilfebedürftige Potsdamerinnen<br />
und Potsdamer durch<br />
die Integration in öffentlich<br />
geförderte Beschäftigung<br />
organisierte Tagesstrukturen entwickeln, wirtschaftliche<br />
Unabhängigkeit erreichen können<br />
und ihr Selbstwertgefühl maßgeblich steigt.<br />
Gerade vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen<br />
mit dem Instrument und dem somit<br />
auch für die Kommune vorhandenen ideellen<br />
Mehrwert begrüßen und nutzen wir die<br />
Dr. Manfred Thuns, Caritasverband für das Erzbistum Berlin e. V.<br />
Der Integration arbeitsloser Menschen in den<br />
Arbeitsmarkt kommt ein hoher Stellenwert zu,<br />
denn die Erwerbstätigkeit ist ein wesentliches<br />
Kriterium gesellschaftlicher Zugehörigkeit und<br />
Teilhabe. Besonders langzeitarbeitslose Menschen<br />
erleben den Verlust dieser gesellschaftlichen<br />
Anerkennung in dramatischer Weise.<br />
„Das Gesetz ... bedeutet das Ende zielorientierter Konzepte<br />
zur Qualifizierung und Betreuung. Die Beschäftigungsfähigkeit<br />
wird abnehmen und die Langzeitarbeitslosigkeit<br />
ansteigen.“<br />
Für diese Menschen bedarf es langfristiger<br />
und individueller Integrationsleistungen, die<br />
durch qualifizierende und sozialpädagogische<br />
Maßnahmen unterstützt werden.<br />
Doch nun ist das Gesetz zur Verbesserung der<br />
Eingliederungschancen am Arbeitsmarkt im<br />
Bundesgesetzblatt veröffentlicht und damit<br />
ist amtlich, dass es im SGB III keine öffentlich<br />
geförderte Beschäftigung mehr gibt und im<br />
SGB II die Förderung auf 20 Prozent der Eingliederungstitel<br />
der Jobcenter gekürzt wird.<br />
Das bedeutet das Ende<br />
zielorientierter Konzepte zur<br />
Qualifizierung und Betreuung.<br />
Die Beschäftigungsfähigkeit<br />
wird abnehmen und<br />
die Langzeitarbeitslosigkeit<br />
ansteigen. Sinnvolle, zusätzliche<br />
Dienstleistungen, für die<br />
ein gesellschaftlicher Bedarf besteht, werden<br />
wegfallen. Die Auswirkungen werden sich<br />
nicht nur in den strukturschwachen Regionen<br />
<strong>Brandenburg</strong>s zeigen. Öffentlich geförderte<br />
Beschäftigung hat auch eine Brückenfunktion,<br />
denn sie sichert berufliche Perspektiven und<br />
zusätzlichen Möglichkeiten des Europäischen<br />
Sozialfonds, des Bundes und des Landes <strong>Brandenburg</strong><br />
gezielt. o<br />
die gesellschaftliche Teilhabe. Die LIGA fordert<br />
schon seit Jahren eine langfristige Finanzierung<br />
öffentlicher Beschäftigungsmaßnahmen,<br />
unabhängig von Eingliederungstiteln. o<br />
1|<strong>2012</strong><br />
23
Prisma<br />
Jugend braucht Orientierung für die Berufswahl<br />
JOB-Wegweiser – ein Instrument für das Übergangsmanagement<br />
Das 150 Jahre alte Gedicht vom dummen Hänschen, der sich in vielen Berufen probierte und<br />
sich letztlich nie richtig entscheiden konnte, schildert eine Situation, die auch heute noch<br />
vielen Jugendlichen bekannt vorkommen könnte. ‚Was will ich werden?‘ Diese Frage zu beantworten,<br />
braucht nicht nur Wissen und Kenntnisse auf Fachgebieten, sondern auch Mut zu<br />
Entscheidungen. Jedes Hilfsangebot ist hier willkommen, damit niemand wie am Ende jenes<br />
Gedichtes sagen muss: „Ach, nun glaub ich selbst daran, dass aus mir nichts werden kann!“<br />
Das Land <strong>Brandenburg</strong> hat neben dem<br />
Förderprogramm ‚Berufsorientierung als<br />
Chance – BaCh, mit dem gemeinsam mit den<br />
Agenturen für Arbeit die Berufsorientierung an<br />
den Schulen des Landes unterstützt wird, auch<br />
einen JOB-Wegweiser bei der <strong>LASA</strong> <strong>Brandenburg</strong><br />
<strong>GmbH</strong> in Auftrag gegeben.<br />
Der JOB-Wegweiser<br />
JOB steht für Jugend – Orientierung – Beruf.<br />
Der Wegweiser ist – angelehnt an die <strong>LASA</strong>-<br />
Weiterbildungsdatenbank – ein Instrument zu<br />
Herr Danneberg, Sie sind dabei, eine Initiative<br />
zu gründen, die Lehrerinnen und Lehrer<br />
bei der Berufsorientierung ihrer Schülerinnen<br />
und Schüler unterstützen soll. Wie kamen<br />
Sie darauf?<br />
Einerseits ist es für Ausbildungsbetriebe heute<br />
schwer, geeignete Bewerber für ihre freien<br />
Ausbildungsplätze zu finden. Dies ist ein branchenunabhängiges<br />
Phänomen. Andererseits<br />
kennen viele potenzielle Bewerber oft nicht<br />
einmal den nahe liegenden Ausbildungsbetrieb.<br />
Und die Schule? Sie ist, was die harten und<br />
weichen Anforderungsprofile für die künftigen<br />
Auszubildenden betrifft, manchmal sehr<br />
weit von den Realitäten entfernt. Und das<br />
ist der Ansatz für die neue Initiative. Für die<br />
Schülerinnen und Schüler gibt es inzwischen<br />
vielfältige Initiativen. Aber zur Unterstützung<br />
der Lehrer ...?<br />
Sie wollen den ‘Lehrern lehren helfen‘.<br />
Wie soll das aussehen?<br />
24 1|<strong>2012</strong><br />
Programmen, Projekten, Initiativen und Netzwerken<br />
für junge Menschen beim Übergang<br />
von der Schule in die Ausbildung oder zum<br />
Studium. Seit zwei Jahren werden auf den<br />
Internetseiten vielfältige Recherchemöglichkeiten<br />
zur Verfügung gestellt – von Informationsangeboten,<br />
Förderprogrammen, Initiativen<br />
bis zur Kurzdarstellung guter Projektbeispiele<br />
und den entsprechenden Kontaktdaten. Der<br />
JOB-Wegweiser vermittelt Akteuren von<br />
Institutionen, Verwaltungen, Agenturen für<br />
Arbeit, Trägern für Grundsicherung, Kammern,<br />
Verbänden, Schulen, Bildungs- und Beschäf-<br />
Und der Berg geht doch zum Propheten<br />
‚Lehrern lehren helfen!‘ – Wie eine Idee zu reifen beginnt<br />
Die Initiative ‚Lehrern lehren helfen!‘ ist eine Idee von Nico Danneberg, Geschäftsführer der<br />
VCAT Consulting <strong>GmbH</strong> aus Potsdam. Zum Konzept befragte ihn BRANDaktuell.<br />
In verschiedenen Veranstaltungen soll<br />
fachbezogenes Wissen aus den regionalen<br />
Ausbildungsunternehmen direkt an die Lehrer<br />
weitergetragen werden. Ziel ist, dass die Lehrer<br />
– ähnlich wie die Schüler in ihren Schülerworkshops<br />
– ein hohes Maß an Motivation erfahren<br />
und direkt von den Unternehmen aktuelles<br />
Wissen aus der Wirtschaft erhalten, welches sie<br />
wiederum in ihrem eigenen Unterricht fachspezifisch<br />
einsetzen können. Darüber hinaus sollen<br />
auch die Namen und die Ausbildungsinhalte<br />
der Unternehmen über die Lehrer an die Schüler<br />
getragen werden, damit diese sich bereits<br />
frühzeitig interessieren und letzten Endes auch<br />
für eins der Unternehmen entscheiden, sprich<br />
sich bewerben.<br />
Soweit die Theorie und in der Praxis?<br />
Die erste Grundidee soll eine sogenannte ‚Summer<br />
School‘ sein, die die Sommerferien nutzt,<br />
um spezielles Wissen von Unternehmen einer<br />
Region zu erhalten. Uns schwebt da eine Art<br />
tigungsprojekten sowie Unternehmen und<br />
jungen Menschen, was im Land so läuft in Sachen<br />
Berufsorientierung. Und zwar nicht nur,<br />
um Anregungen für eigene Ideen zu erhalten,<br />
sondern auch, um regionale Synergieeffekte zu<br />
erzielen. Der JOB-Wegweiser soll damit auch<br />
ein zeitsparendes und effektives Instrument<br />
für das Übergangsmanagement sein.<br />
Für alle, die nachschauen möchten, was in<br />
ihrer Region oder auch landesweit zur Unterstützung<br />
der Berufs- und Studienorientierung<br />
sowie der Ausbildung möglich ist, wird sich<br />
der Blick in die Datenbank lohnen! o (kr)<br />
Infos<br />
Die Internetplattform wird von Dr. Matthias Vogel gepflegt.<br />
Dabei ist er auf Ihre Unterstützung angewiesen.<br />
Melden Sie ihm, was Sie als ergänzenswert einschätzen.<br />
Danke! E-Mail: matthias.vogel@lasa-brandenburg.de,<br />
Internet: www.jobwegweiser-brandenburg.de<br />
Roadshow vor, bei der in ‚5 Tagen, 5 Städte, 5<br />
Themen‘ abgearbeitet werden sollen. So könnte<br />
Tag 1 z. B. dem Thema ‚Internet und Neue<br />
Medien‘ im Raum Potsdam gewidmet sein, der<br />
durch die VCAT Consulting <strong>GmbH</strong> gefüllt wird.<br />
Der Tag 2 könnte dem Thema ‚Naturwissenschaften<br />
zum Anfassen‘ z. B. in Schwedt mit<br />
der PCK Raffinerie <strong>GmbH</strong> gewidmet sein. Es<br />
gibt bereits konkrete Gespräche.<br />
Wie wollen Sie Ihre Idee verwirklichen?<br />
Es wurden bereits erste Gespräche mit den<br />
regionalen Kammern und Netzwerken geführt.<br />
Auf der einen Seite hat die IHK Potsdam – im<br />
Speziellen der Bereich berufliche Weiterbildung<br />
– signalisiert, das ‚Mobile Klassenzimmer‘<br />
zur Verfügung zu stellen. Um Unterstützung<br />
wurde auch die Stiftung ‚Fachkräftesicherung<br />
in <strong>Brandenburg</strong>‘ der IHK Potsdam gebeten.<br />
Geplant ist, die erste Summer School in den<br />
Sommerferien <strong>2012</strong> stattfinden zu lassen. o<br />
(kr)<br />
Infos<br />
Unterstützer melden sich bitte bei Nico Danneberg; Tel.:<br />
(03 31) 72 13 39-0, E-Mail: nico.danneberg@vcat.de
Aus dem Leben eines MAFis<br />
Was die Bearbeitung von Mittelanforderungen erleichtern würde<br />
Der Arbeitsalltag, liebe Leserinnen und Leser, schreibt oft Geschichten, die, je nachdem auf<br />
welcher Seite der Betrachtung der oder die Betroffene steht, traurig, lustig, ironisch, interessant<br />
oder lehrreich sind. Von allem etwas soll dieser etwas ungewöhnliche Text erzählen, der<br />
dieses Mal unter der Rubrik sonst so sachlicher Rechtstexte steht.<br />
Als sich der Regen an diesem idyllischen Montagmorgen<br />
zu einem permanenten Peitschen<br />
gegen die Scheibe des Bürofensters entwickelt,<br />
ist die Stimme meiner Gesprächspartnerin<br />
in der Hörermuschel nur noch zu erahnen.<br />
Obwohl laut ihrer Aussage am Standort des<br />
Trägers, in dessen Auftrag sie anruft, die<br />
Sonne bereits die Oberhand gewonnen hat,<br />
scheint auch sie mich nicht richtig zu verstehen.<br />
Von den ursprünglich vier Fehlern des 1.<br />
Versuchs ihrer Mittelanforderung wurden in<br />
der mittlerweile 3. Überarbeitung schon zwei<br />
korrigiert. Immerhin – ein positiver Trend ist<br />
erkennbar.<br />
Der bestimmt freundlich gemeinte<br />
Hinweis der Anruferin,<br />
man hätte das doch immer<br />
schon so eingetragen, trägt<br />
jedoch nicht zur Bereinigung<br />
der Fehler bei – im Gegenteil,<br />
denn nun kommt Unmut auf<br />
beiden Seiten der Telefonleitung<br />
auf. Zum Glück erinnere ich mich in solch<br />
schwierigen Situationen an das ‚Kommunikative<br />
Deeskalationstraining‘, welches zusammen<br />
mit dem dazugehörigen Handbuch mich nicht<br />
vom recht(lich)en Weg abbringen lässt.<br />
Nach einigen ehrlichen, beschwichtigenden<br />
Worten und dem Hinweis, dass ich ihr<br />
nochmals Hinweise zu den Fehlern sowie den<br />
einzutragenden Werten für den 4. Versuch<br />
schreiben werde, ist das Gespräch zu Ende.<br />
Die Gleichung gilt für alle –<br />
actio gleich reactio<br />
Der Regen trommelt gleichmäßig weiter und<br />
animiert mich zum Fertigstellen eines gültigen<br />
Vorgangs – der Prüfvermerk ist auszufüllen.<br />
Das Erstellen des Dokuments durch das System<br />
erlaubt einen kurzzeitigen mentalen Abstecher<br />
in die theoretische Physik: Spaß beim Ausfüllen<br />
des Prüfvermerkes zur Mittelanforderung<br />
ergibt sich aus dem Nutzen geteilt durch den<br />
erforderlichen Aufwand. Diese Gleichung gilt<br />
auch für Träger in Bezug auf die Bearbei-<br />
tungszeit ihrer Mittelanforderung. Geringer<br />
Aufwand bei der Prüfung, sprich: schlüssige<br />
Beträge in der Mittelanforderung ergeben eine<br />
kurze Bearbeitungszeit für den Träger.<br />
Die Eigenart der Prüfvermerke<br />
Grundsätzlich scheint es zwei Arten von Prüfvermerken<br />
zu geben. Bei Vorgangsprüfungen<br />
ohne Beanstandungen sieht der erfahrene<br />
Sachbearbeiter den vollständig ausgefüllten<br />
Prüfvermerk bereits beim bloßen Nennen der<br />
Projektnummer vor seinem geistigen Auge.<br />
Gibt es<br />
andernfalls<br />
verschiedenartigeFeststellungen,<br />
etwa<br />
Unregelmäßigkeiten<br />
oder Fehler,<br />
gestaltet sich das Ausfüllen des Prüfvermerkes<br />
mitunter recht schwierig. Alle Fehler müssen<br />
an der richtigen Stelle gekennzeichnet werden,<br />
damit der Antragsteller sie nachvollziehen und<br />
schnell korrigieren kann. Ergo: Diese Prüfvermerke<br />
sind entweder ganz schnell fertig oder<br />
enorm aufwändig und dann eben nicht so<br />
schnell fertig. Bei dem jetzt vor mir liegenden<br />
handelt es sich um letzteren – also Konzentration!<br />
„Es ist viel einfacher,<br />
Kritik zu üben,<br />
als etwas anzuerkennen.“<br />
Benjamin Disraeli (1804 bis 1881),<br />
Staatsmann Großbritanniens<br />
Gedanklich hatte ich bereits alle wichtigen<br />
Informationen und Details für den Vermerk zusammen.<br />
Da klingelte wieder das Telefon. Die<br />
gesammelten Details im Kopf – dahin. Diesmal<br />
kann ich die Stimme des Anrufers sehr gut<br />
verstehen. Die Entrüstung richtet sich gegen<br />
mich und die <strong>LASA</strong> und die Welt im Allgemeinen<br />
und überhaupt ... Vor über einer Stunde<br />
sei von ihm die aktuelle Mittelanforderung<br />
über das <strong>LASA</strong>-Portal eingestellt worden und<br />
was denn nun damit sei ... o<br />
Peter Tyra, <strong>LASA</strong> <strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong><br />
Infos<br />
Siehe auch Hinweise in BRANDaktuell <strong>Nr</strong>. 6/2011, S. 21.<br />
Rechteck<br />
Der Vergabevermerk<br />
Für ESF-Projekte<br />
Soweit Zuwendungsempfänger in einem<br />
geförderten Projekt Aufträge für Lieferungen<br />
und Leistungen vergeben, sind sie bei ihrer<br />
Auswahl der Vertragspartner nicht völlig<br />
frei. Vielmehr sind sie Regeln unterworfen.<br />
? Was ist bei der Einhaltung der<br />
Vergabevorschrift zu beachten?<br />
Nach <strong>Nr</strong>. 6.3 der ESF-Fördergrundsätze und<br />
einem Verweis in die Verwaltungsvorschriften<br />
zur Landeshaushaltsordnung sind die<br />
Vorschriften der Vergabe- und Vertragsordnung<br />
für Leistungen – Teil A (VOL/A) bei allen<br />
Förderungen zu beachten. Unter anderem ist<br />
nach § 20 VOL/A das Vergabeverfahren von<br />
Beginn zu dokumentieren, sodass Verfahrensstufen,<br />
Maßnahmen sowie die Begründung der<br />
Entscheidungen festgehalten werden. Einen<br />
Vergabevermerk muss der Zuwendungsempfänger<br />
ab einem geschätzten Auftragswert von<br />
500,01 Euro netto anfertigen.<br />
? Was muss ein Vergabevermerk in<br />
etwa beinhalten?<br />
Dieser Vergabevermerk muss zu verschiedenen<br />
Punkten Aussagen treffen, unter anderem:<br />
Leistungsbeschreibung;<br />
Auflistung der Angebote und deren Eckdaten<br />
(insbes. Ausführungsart, Qualität …);<br />
Wertung der eingeholten Angebote;<br />
Begründung für die Auswahl des Bieters,<br />
der den Zuschlag erhält.<br />
Die eingeholten Angebote müssen folgende<br />
Angaben enthalten:<br />
Name und Anschrift des Anbieters,<br />
Vergleichbarkeit hinsichtlich der Leistungsbestandteile<br />
und ihrer Preisstruktur.<br />
Internetangebote oder Angebote aus Katalogen<br />
sind daher nicht ausgeschlossen. Gefälligkeitsangebote<br />
bzw. offensichtlich überteuerte<br />
Vergleichsangebote werden von der <strong>LASA</strong><br />
<strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong> nicht akzeptiert.<br />
Die Einhaltung der Vergabevorschriften ist<br />
für den Zuwendungsempfänger von großer<br />
Bedeutung. Bei Verstößen behält sich die <strong>LASA</strong><br />
<strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong> die Kürzung der Zuwendungsmittel<br />
vor. o<br />
Henning Vetter, <strong>LASA</strong> <strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong><br />
1|<strong>2012</strong><br />
25
EU-Bulletin<br />
Diese Modelle wurden vorgestellt:<br />
Betreutes Wohnen in französischen Gastfamilien, ...<br />
... Fahrdienst des französischen<br />
Arbeitgeberzusammenschlusses ...<br />
... und eine schwedische Genossenschaft<br />
mit Seniorenappartements<br />
26 1|<strong>2012</strong><br />
Pflege und Beruf – International (PARI)<br />
Projekt will europäische Vereinbarkeitsansätze transferieren<br />
Arbeitspolitisches<br />
Problemfeld und<br />
Ziel des Projektes<br />
Input der transnationalen<br />
Partner<br />
Bisherige Bilanz<br />
Auch in diesem Jahr wollen wir wieder über Projekte der<br />
‚Transnationalen Richtlinie‘ berichten. In dieser Ausgabe<br />
stellt sich das Projekt ‚PARI‘ vor, das von der tamen. <strong>GmbH</strong> in<br />
Kooperation mit dem Zentrum für Sozialforschung Halle e. V.<br />
von Oktober 2010 bis Dezember 2011 durchgeführt wurde.<br />
Die Betreuung einer steigenden Anzahl älterer Menschen<br />
nimmt auch viele Beschäftigte in <strong>Brandenburg</strong> in Anspruch.<br />
Auch ihre Arbeitgeber sind gefordert, Lösungen zu finden, wenn<br />
die überwiegend kleinen Unternehmen ihre gut ausgebildeten<br />
Fachkräfte nicht verlieren wollen. Im Projekt ‚PARI – Vereinbarkeit<br />
von Pflege und Beruf International‘ wurden hierfür sechs<br />
Beispiele aus fünf Ländern zusammengetragen.<br />
Auf drei Seminaren wurden jeweils zwei Modelle von den internationalen<br />
Partnern vorgestellt und von einer <strong>Brandenburg</strong>er<br />
Expertengruppe auf ihre Umsetzbarkeit hin geprüft: Aus einer<br />
ländlichen Region Ostungarns wurde ein Pflegeheim, welches<br />
mit den Bewohnern die Selbstversorgung (soweit möglich) organisiert,<br />
vorgestellt. Aus der Steiermark in Österreich konnten<br />
wir lernen, dass auch sehr kleinteilige Hilfsangebote kostendeckend<br />
zu organisieren sind. Aus Frankreich wurde ein Arbeitgeberzusammenschluss<br />
vorgestellt, der Hilfe für alte, kranke<br />
und behinderte Menschen organisiert. Durch die Kombination<br />
verschiedener Hilfen schafft er sichere Arbeit für die Beschäftigten.<br />
Ein weiteres Beispiel aus ländlichen Regionen sind die<br />
‚Gastfamilien‘: Wer will und genug Platz im Haus hat, nimmt<br />
hilfsbedürftige Menschen teilweise oder ganz bei sich auf. Dies<br />
schafft den Gastfamilien ein kleines Zusatzeinkommen und<br />
den ‚Gästen‘ und ihren Familien die Sicherheit einer familiären,<br />
wohnortnahen Betreuung. Aus den sehr dünn besiedelten<br />
Regionen Schwedens wurden uns Dorf-Genossenschaften vorgestellt,<br />
die ‚Seniorenhäuser‘ gemeinsam bauen und betreiben.<br />
Aus Dänemark kam ein betriebliches Beispiel: ein Tarifvertrag,<br />
der Freistellungen und die Absicherung der Beschäftigten im<br />
Pflegefall regelt.<br />
Alle Beispiele und die Lehren, die wir in <strong>Brandenburg</strong> daraus<br />
ziehen können, werden dokumentiert und daraus Handlungsempfehlungen<br />
abgeleitet. Aus der Evaluation des Zentrums<br />
für Sozialforschung entstand ein Leitfaden für Unternehmen,<br />
der über den Bundesverband Mittelständische Wirtschaft e. V.<br />
<strong>Brandenburg</strong> bei seinen Mitgliedsunternehmen verbreitet<br />
wird. Durch die Zusammenarbeit mit <strong>Brandenburg</strong>er Experten,<br />
u. a. mit Trägern der INNOPUNKT-Initiative ‚Vereinbarkeit von<br />
Erwerbstätigkeit und Pflege‘, ist ein Netzwerk entstanden,<br />
welches in <strong>2012</strong> die Umsetzung der vielversprechendsten<br />
Modelle, insbesondere der Gastfamilien und des Arbeitgeberzusammenschlusses,<br />
weiter vorantreiben wird. o<br />
Sigrid Wölfing, tamen<br />
Infos<br />
tamen, Tel.: (0 30) 78 79 42 11, E-Mail: swoelfing@tamen.de<br />
Das Projekt wurde aus Mitteln des ESF und des Landes gefördert.
5 Fragen – 5 Antworten<br />
Die LuTKIs – Interview mit Monika Schefuhs<br />
In der Artikelserie ‚5 Fragen – 5 Antworten‘ kommen Projektträger zu Wort, die Fördermittel<br />
aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) nutzen. Dieses Mal war die ESF-Technische Hilfe im<br />
Frauenzentrum Cottbus bei der Leiterin des Projekts ‚LuTKI‘, Monika Schefuhs, zu Gast. Ziel<br />
dieses Projekts ist es, hilfebedürftige und hilfsbereite Menschen im Alltag zusammenzubringen.<br />
Übrigens: Lutkis sind kleine sorbische Wichtel, die gerne helfen.<br />
Frau Schefuhs, das Projekt LuTKI wird<br />
durch das Land <strong>Brandenburg</strong> mit ESF- und<br />
Landesmitteln gefördert. Woher wussten Sie<br />
von der Fördermittelvergabe und wie diese<br />
Mittel beantragt werden müssen?<br />
Wir arbeiten im Frauenzentrum seit rund 20<br />
Jahren mit Projektförderungen und kennen uns<br />
deshalb mit den verschiedenen Instrumenten<br />
in der Kommune, im Land, im Bund und in<br />
Europa aus. In diesem Fall war das aber etwas<br />
anders, denn die Idee für LuTKI gab es schon<br />
länger, aber wir haben keinen Weg für die Finanzierung<br />
gefunden. Im vergangenen Jahr hat<br />
uns dann eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung<br />
Cottbus auf das ESF-Programm ‚Nachhaltige<br />
Stadtentwicklung‘ hingewiesen, das aus<br />
Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des<br />
Ministeriums für Infrastruktur und<br />
Landwirt- schaft<br />
des Landes<br />
<strong>Brandenburg</strong><br />
gefördert<br />
wird.<br />
LuTKIs sind kleine sorbische Wichtel<br />
Wofür setzen Sie die Mittel<br />
genau ein?<br />
Es geht uns darum, die<br />
Menschen, die Hilfe brauchen,<br />
mit denen zusammenzubringen,<br />
die helfen wollen.<br />
Dabei setzen wir darauf, dass<br />
sich die Hilfebedürftigen bei<br />
uns melden. Deshalb haben<br />
wir einen großen Teil der<br />
Mittel für die Bezahlung der<br />
Projektmitarbeiter und für die<br />
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
genutzt.<br />
Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter, die<br />
sich aufgrund unserer Medienpräsenz bei uns<br />
gemeldet haben, wurden von uns dann für ihre<br />
neue Aufgabe gecoacht und mit<br />
den notwendigen Kenntnissen<br />
ausgerüstet.<br />
Nehmen wir an, Sie hätten<br />
die ESF-Fördermittel nicht in<br />
Anspruch genommen. Was würde in<br />
<strong>Brandenburg</strong> heute fehlen?<br />
Wir haben zu Beginn analysiert, welche<br />
Hilfsangebote es in Cottbus gibt und fanden<br />
rund 100 unterschiedliche Angebote. Dabei<br />
ist uns eine Angebotslücke aufgefallen,<br />
und zwar die ganz praktische, nachbarschaftliche<br />
Hilfe im Haushalt, zum<br />
Beispiel bei Krankheit oder Reparaturen.<br />
Mit LuTKI haben wir begonnen,<br />
diese Lücke zu schließen und das auf<br />
der Basis freiwilliger Arbeit. Wir hatten<br />
uns das Ziel gesetzt, 30 LuTKIs zu gewinnen<br />
– zwischenzeitlich hat sich diese Zahl sogar<br />
verdoppelt. Täglich bekommen wir Anrufe von<br />
Bürgerinnen und Bürgern mit der Bitte um<br />
Hilfe, die wir dann entsprechend vermitteln.<br />
Es haben sich auch schon feste Beziehungen<br />
zwischen Hilfesuchenden und Helfenden<br />
gebildet, bei denen wir gar nichts mehr<br />
EU-Bulletin<br />
tun müssen. Hier ist die Nachbarschaftshilfe<br />
entstanden, die wir uns gewünscht haben. Das<br />
alles würde in Cottbus fehlen, wenn es das<br />
Projekt nicht geben würde.<br />
‚LuTKI‘-Projektleiterin Monika Schefuhs<br />
Stichwort Öffentlichkeitsarbeit: Welche<br />
Erfahrungen haben Sie gemacht?<br />
Wir haben – wie schon erwähnt – sehr aktiv<br />
Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Zum einen<br />
haben wir an vielen Stellen, wie zum Beispiel<br />
bei Behörden, Ärzten, in Kitas und im Jobcenter,<br />
unsere Postkarten ausgelegt. Zum anderen<br />
waren wir bei allen großen Veranstaltungen<br />
in Cottbus mit einem eigenen Stand präsent.<br />
Darüber hinaus hat uns die örtliche Presse sehr<br />
geholfen, unser Angebot bekannt zu machen.<br />
Sie haben vor rund einem Jahr Mittel aus<br />
dem ESF beantragt. Wie lautet Ihre Bilanz<br />
zum heutigen Tag?<br />
Die Bilanz ist positiv – 63 LuTKIs und 352 Hilfsaktionen<br />
sind zu verzeichnen. Genau deshalb<br />
versuchen wir im Moment, das Projekt in anderer<br />
Form weiterzuführen, da die Fördergelder<br />
im April auslaufen. o<br />
Agentur BELLOT<br />
Infos<br />
Frauenzentrum Cottbus, Monika Schefuhs,<br />
Thiemstraße 55, 03050 Cottbus; Tel.: (03 55) 4 83 80 20,<br />
Internet: www.frauenzentrum-cottbus.de<br />
Das Projekt wird aus Mitteln des ESF und des<br />
Landes gefördert.<br />
1|<strong>2012</strong><br />
27
EU-Bulletin<br />
Die <strong>Brandenburg</strong>er Landesvertretung in Brüssel<br />
Interessenwahrnehmung vor Ort<br />
Im Jahr <strong>2012</strong> feiert die Vertretung des Landes <strong>Brandenburg</strong> bei der Europäischen Union ihren<br />
20. Geburtstag. Zwar haben hier seit der Gründung Besetzung, Räumlichkeiten und die für<br />
Europa zuständigen Personen mehrfach gewechselt. Die Aufgaben in Brüssel sind über die<br />
Jahre aber gleich geblieben. Sie lassen sich auf die Kurzform bringen: informieren, Interessen<br />
vertreten, repräsentieren.<br />
Die Tätigkeit der Landesvertretung erstreckt<br />
sich auf das komplette Spektrum der EU-Politiken,<br />
wobei die Prioritäten der Landespolitik<br />
die Schwerpunkte der Arbeit bestimmen.<br />
<strong>Brandenburg</strong>er Top-Themen<br />
<strong>Brandenburg</strong>er Top-Themen wie die EU-Regionalpolitik<br />
mit dem Europäischen Sozialfonds<br />
und dem Europäischen Fonds für regionale<br />
Entwicklung, Bildung oder Energie werden am<br />
intensivsten verfolgt und wahrgenommen. In<br />
diesen Politikfeldern fördert und unterstützt<br />
die EU besonders stark die Entwicklung des<br />
Landes <strong>Brandenburg</strong>. Damit dies so bleibt,<br />
die Strukturfonds und die anderen EU-Instrumente<br />
auch im Förderzeitraum 2014 bis 2020<br />
28 1|<strong>2012</strong><br />
bedeutende Beiträge leisten können, muss die<br />
<strong>Brandenburg</strong>er Landesregierung die laufenden<br />
Verhandlungen über Finanzen, Rechtsgrundlagen<br />
und Förderinhalte intensiv verfolgen und<br />
aktiv mitgestalten. Die Landesvertretung spielt<br />
also eine entscheidende Rolle in der Informationsbeschaffung.<br />
Informieren<br />
Bei Parlaments- und Ausschussdebatten,<br />
in Fachseminaren und Arbeitskreisen, bei<br />
Anhörungen und Abendveranstaltungen, in offiziellen<br />
und inoffiziellen Gesprächen sammeln<br />
und analysieren die Mitarbeiter der Vertretung<br />
so früh wie möglich alle Informationen, die<br />
für die Landesregierung nützlich sein könnten.<br />
Vertretung des Landes<br />
<strong>Brandenburg</strong> bei der<br />
Europäischen Union<br />
Die Vertretung des Landes <strong>Brandenburg</strong><br />
bei der Europäischen Union wurde 1992<br />
eingerichtet. Sie nimmt Interessen des<br />
Landes auf europäischer Ebene wahr und<br />
vermittelt Informationen zwischen der<br />
EU und der Landesregierung.<br />
Die Vertretung ist ein Referat der Abteilung<br />
‚Europa und Internationales‘ des<br />
Ministeriums für Wirtschaft und Europaangelegenheiten<br />
und untersteht dem<br />
Wirtschafts- und Europaminister.<br />
Infos<br />
Vertretung des Landes <strong>Brandenburg</strong> bei der EU,<br />
Rue Joseph II 108, B-1000 Brüssel, Tel.: (00 32)<br />
27 37 74 51, E-Mail: poststelle@eulv.brandenburg.de,<br />
Internet: www.eulv.brandenburg.de<br />
Der Eingangsbereich der Landesvertretung <strong>Brandenburg</strong> in Brüssel
Minister Baaske präsentiert die <strong>Brandenburg</strong>er Gründungsförderung in Brüssel<br />
EU-Bulletin<br />
Mit den regionalen Lotsendiensten zur zielgruppengenauen Existenzgründungsförderung hat das Land <strong>Brandenburg</strong> seit über 10<br />
Jahren ein ESF-Förderprogramm, das auch zur Auszeichnung <strong>Brandenburg</strong>s als ‚Europäische Unternehmerregion 2011‘ (EER) beigetragen<br />
hat. Am 21. November hat Arbeitsminister Günter Baaske dieses Programm in der Landesvertretung vor Regionalvertretern,<br />
Kommissions- und Europaparlamentsmitarbeiterinnen und -mitarbeitern sowie Gästen aus <strong>Brandenburg</strong> präsentiert.<br />
Für die EU-Kommission lobte Vize-Generaldirektorin Samuel das <strong>Brandenburg</strong>er Programm als gleichermaßen wachstums- wie<br />
inklusionsfördernd und empfahl es anderen Regionen als Vorbild für die künftige Förderperiode mit ihren erweiterten ESF-Einsatzgebieten.<br />
Anschließend diskutierten Praktiker, erfolgreiche Gründer und EU-Kommissionsvertreterinnen und -vertreter über<br />
Erfahrungen und künftige Herausforderungen für eine ESF-Gründungsförderung.<br />
Die <strong>Brandenburg</strong>er Gründungsförderung wurde auch für die Finalrunde des RegioStars Award <strong>2012</strong> ausgewählt.<br />
Infos<br />
Pressemitteilung auf den Internetseiten des MASF: http://tinyurl.com/8xthvo7,<br />
Ausführlich in BRANDaktuell <strong>Nr</strong>. 6/2011 im Internet: http://tinyurl.com/7z6ybpg<br />
Haben EU-Kommission oder Parlamentarier ein<br />
Eigeninteresse an Kontakten zu den Regionen,<br />
wie es zum Beispiel bei den Verhandlungen zur<br />
neuen ESF-Verordnung der Fall ist, fällt diese<br />
wichtige Aufgabe umso leichter.<br />
Interessen vertreten<br />
Ist dann ‚Potsdam‘ informiert und eine Position<br />
der Landesregierung abgestimmt, beginnt die<br />
Interessenvertretung. Auch hier dominiert das<br />
Zusammenspiel der verschiedenen Einflusskanäle.<br />
Während das Land über den Bundesrat<br />
seine formalen Mitwirkungsrechte ausübt,<br />
nutzen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
der Landesvertretung vor allem die Kraft des<br />
guten Arguments, um die <strong>Brandenburg</strong>er<br />
Standpunkte in die Brüsseler Prozesse einzuspeisen.<br />
Fachwissen, Auskunftsbereitschaft<br />
und Verständnis für die europäische Perspekti-<br />
ve helfen dabei, als Gesprächspartner gesucht<br />
zu werden und Gehör zu finden. Wenn dann<br />
Experten aus der Heimat anreisen, um wie<br />
bei der ESF-Zukunftswerkstatt <strong>Brandenburg</strong>er<br />
Ideen und Anliegen vorzutragen, hat man<br />
wieder einen kleinen Beitrag zur erfolgreichen<br />
Interessenvertretung gemacht.<br />
Repräsentieren<br />
Die Weitergabe von Informationen und Argumenten<br />
ist das Alltagsgeschäft, die Repräsentation<br />
sorgt für die Ausnahmetage. Dabei<br />
bringt ein guter Mix aus fachlichem Inhalt und<br />
festlichem Rahmen oft die größte Aufmerksamkeit.<br />
Besucht eine Ministerin bzw. ein Minister<br />
Brüssel und präsentiert ein erfolgreiches<br />
landestypisches Projekt, wie Arbeitsminister<br />
Dr. Marcus Wenig, Leiter der Landesvertretung,<br />
Minister Günter Baaske und Patrick Schneider bei<br />
der Präsentation des Existenzgründungsprogramms<br />
Günter Baaske im letzten November das<br />
ESF-geförderte Existenzgründungsprogramm<br />
‚Lotsendienste‘, kommen Gäste aus Parlament,<br />
Kommission und europäischen Regionen gerne<br />
in die Landesvertretung.<br />
Solche Gelegenheiten werden natürlich genutzt,<br />
um alle drei Aufgaben einer Landesvertretung<br />
gleichzeitig zu erfüllen: Man lauscht<br />
den Neuigkeiten in den Beiträgen hochrangiger<br />
Gäste, der Minister platziert in seiner<br />
Rede die wichtigsten <strong>Brandenburg</strong>er Anliegen<br />
und die <strong>Brandenburg</strong>er Gäste präsentieren<br />
sich gemeinsam mit der Landesvertretung als<br />
Botschafter ihres attraktiven Landes. o<br />
Patrick Schneider,<br />
Referent für Arbeit und Soziales,<br />
Vertretung des Landes <strong>Brandenburg</strong><br />
bei der Europäischen Union<br />
1|<strong>2012</strong><br />
29
Tipps, Termine & Ausblicke<br />
VITAMINT: Aktionstage für Schülerinnen<br />
29. Februar <strong>2012</strong>, 15:00 Uhr bis 18:00 Uhr;<br />
Im Projekt ‚VITAMINT‘ von LIFE e. V. laden<br />
das Mercedes-Benz Werk Berlin, Siemens<br />
und Telekom Schülerinnen der Klassenstufen<br />
9-11 zu Aktionstagen ein. Während der<br />
Veranstaltungen vor Ort erhalten die Mädchen<br />
Gelegenheit, ihre naturwissenschaftlichen<br />
und technischen Fähigkeiten auszuprobieren<br />
sowie technische Ausbildungsberufe und duale<br />
Studiengänge praxisnah kennenzulernen.<br />
Anmeldung: vitamint@life-online.de,<br />
Tel.: (0 30) 30 87 98-31, Facebook: LIFE Berufsorientierung,<br />
Internet: www.life-online.de<br />
17. Kongress Armut und Gesundheit –<br />
‚Prävention wirkt!‘<br />
9. bis 10. März <strong>2012</strong>; Ort: Technische Universität<br />
Berlin; Gebühr: von 10 bis 120 Euro;<br />
Der Kongress stellt Fragen nach Wirksamkeit<br />
und erfolgreichen Strategien der Prävention<br />
von armutsbedingten Gesundheitsschäden;<br />
Veranstalter: Gesundheit Berlin-<strong>Brandenburg</strong><br />
e. V. – Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung,<br />
Tel.: (0 30) 44 31 90 73,<br />
Internet: http://tinyurl.com/7bphpql<br />
Speed-Dating für Abiturienten des<br />
Abiturjahrgangs <strong>2012</strong><br />
17. März <strong>2012</strong>, ab 12:00 Uhr; Gebühr keine;<br />
IHK Berlin, Fasanenstr. 85, 10623 Berlin; Die<br />
IHK Berlin, der Verband der Freien Berufe und<br />
Im nächsten Heft<br />
Akzente – Instrumentenreform:<br />
Wie wirken die Neuregelungen des Gesetzes<br />
zur Verbesserung der Eingliederungs-<br />
chancen am Arbeitsmarkt in <strong>Brandenburg</strong>?<br />
Prisma:<br />
Eine Analyse des IAB: Welche Beschäftigungsakzente<br />
setzt das Großprojekt Flughafen<br />
Berlin-<strong>Brandenburg</strong>?<br />
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der Druckversion zur Verfügung steht.<br />
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30 1|<strong>2012</strong><br />
ZUKUNFTSTAG – Mit Vorbereitung Erfolg sichern!<br />
Die ersten Veranstalter beim diesjährigen Zukunftstag für Mädchen und<br />
Jungen im Land <strong>Brandenburg</strong> sind bereits angemeldet. Ermöglichen auch Sie<br />
Schülerinnen und Schülern ein ‚Hineinschnuppern‘ in die Berufsbilder Ihres Unternehmens.<br />
Auf den Internetseiten des Zukunftstages finden Sie, Lehrkräfte und die Schülerinnen und<br />
Schüler, hilfreiche Tipps zur Vor- und Nachbereitung des Aktionstages.<br />
Beantwortet werden Fragen wie: Was passiert an diesem Tag? Wie kann ich mich auf den<br />
Zukunftstag vorbereiten? Welche Fragen kann ich dem Ausbildungsleiter während des Zukunftstages<br />
stellen?<br />
Also, gut vorbereitet – ist die halbe Miete des Erfolgs für diesen Tag!<br />
Infos<br />
Internet: www.zukunftstagbrandenburg.de<br />
Der Zukunftstag wird aus Mitteln des ESF und des Landes <strong>Brandenburg</strong> gefördert.<br />
die Regionaldirektion Berlin-<strong>Brandenburg</strong> der<br />
Bundesagentur für Arbeit bieten den an einer<br />
dualen Ausbildung interessierten Abiturientinnen<br />
und Abiturienten des Abiturjahrgangs<br />
<strong>2012</strong> an, durch ein Speed-Dating (Kurzgespräche)<br />
Bewerbergespräche mit Unternehmensvertretern<br />
verschiedener Berufsfelder aus<br />
der Region Berlin-<strong>Brandenburg</strong> zu führen. Eine<br />
Anmeldung ist erforderlich. Ansprechpartnerin:<br />
Sandra Trommsdorf, Tel.: (0 30) 3 15 10-8 34,<br />
Internet: http://tinyurl.com/74jlbqx<br />
Informationsveranstaltung für Gründungsinteressierte<br />
für Potsdam und<br />
Potsdam-Mittelmark<br />
28. März <strong>2012</strong> und 25. April <strong>2012</strong>, 14:00<br />
Uhr; Ort: IHK-RC Potsdam-Mittelmark, Breite<br />
Straße 2 a-c, 14467 Potsdam; Gebühr: keine;<br />
Vertreter der Stadt Potsdam, des Lotsendienstes<br />
des Landkreises Potsdam-Mittelmark, der<br />
Bundesagentur für Arbeit, der Handwerkskammer<br />
und der IHK Potsdam informieren zu den<br />
Rahmenbedingungen einer Existenzgründung,<br />
zu Ansprechpartnern, Gründungsnetzwerken,<br />
Förderprogrammen und Förderinstrumenten.<br />
Um Anmeldung wird gebeten. Tel.: (03 31) 27<br />
86-2 05, Internet: http://tinyurl.com/6sd86p2<br />
Beratungstermine für Unternehmerinnen und<br />
Unternehmer zu den Wirtschaftsförderprogrammen<br />
des Landes bei der ILB<br />
1. März – Senftenberg Stadtverwaltung<br />
5. März – Herzberg WfG<br />
6. März – Cottbus ZAB<br />
8. März – Cottbus HWK<br />
12. März – Spremberg Altstadtsanierung <strong>GmbH</strong><br />
13. März – Cottbus IHK<br />
15. März – Senftenberg GS IHK<br />
19. März – Finsterwalde Kreishandwerkerschaft<br />
20. März – Cottbus ZAB<br />
22. März – Cottbus HWK<br />
26. März – Lübbenau Stadtverwaltung 2<br />
27. März – Cottbus IHK<br />
Bei Bedarf sind andere Terminvereinbarungen<br />
möglich. Die Beratungen sind kostenlos. Bitte<br />
melden Sie sich bei der ILB an. Tel.: (03 31)<br />
6 60-22 11, -15 97 oder per E-Mail im Internet<br />
unter www.ilb.de/rd/services/96.php<br />
Deutsch-Polnische Seniorenakademie<br />
10. April <strong>2012</strong>, 15:00 Uhr; Ort: Collegium<br />
Polonicum, Viadrina Frankfurt (O.), Słubice;<br />
Gebühr: keine; Die wirtschaftliche Entwicklung<br />
in Slubice nach 1990;<br />
Internet: http://tinyurl.com/7g2vgpn<br />
Systematische Personalentwicklung in KMU<br />
– Strategien zur Erschließung betrieblicher<br />
Qualifizierungspotenziale<br />
26. April <strong>2012</strong>; Ort: dbb forum berlin, Friedrichstraße<br />
169/170, 10117 Berlin; Gebühr: keine;<br />
Strategien zur Fachkräftesicherung durch<br />
Qualifikation; Veranstalter: Forschungsinstitut<br />
Betriebliche Bildung (F-BB); Internetseiten des<br />
F-BB: http://tinyurl.com/capdta5
Für Existenzgründer<br />
Bürgschaftsbank zieht Bilanz<br />
Bis Oktober 2011 hat die <strong>Brandenburg</strong>er Bürgschaftsbank<br />
260 Bürgschaften und Garantien<br />
für Kredite und Beteiligungen ausgereicht mit<br />
einem Volumen von 65 Mio. Euro. Bürgschaften<br />
verringern das Risiko finanzierender Hausbanken.<br />
Unternehmen würden immer wieder<br />
auf eine Bürgschaft zurückgreifen – auch ein<br />
Qualitätsmerkmal für die Arbeit der Bank. Mit<br />
der Erhöhung des haftungsentlasteten KfW-<br />
Startgelds auf 100.000 Euro im April 2011 ist<br />
zwar ein Konkurrenzprodukt auf dem Markt,<br />
doch es gäbe noch keine Auswirkungen, so Dr.<br />
Milos Stefanovic, Geschäftsführer der Bank.<br />
Für den Staat sei das effizientere Werkzeug zur<br />
Unternehmensförderung die Bürgschaft, denn<br />
seine Haftungsgrenze liegt im Gegensatz zum<br />
KfW-Startgeld (80 Prozent) bei nur 64 Prozent.<br />
Infos<br />
Pressemitteilung auf den Internetseiten der Bürgschaftsbank<br />
unter http://tinyurl.com/89nh8da<br />
Aktivität im Alter in Europa<br />
Umfrageergebnisse<br />
Zum Beginn des Europäischen Jahres <strong>2012</strong> für<br />
aktives Altern und Solidarität zwischen den<br />
Generationen legte die EU-Kommission ein<br />
neues Eurobarometer vor. Danach wissen 71<br />
Prozent der Europäer, dass die Bevölkerung<br />
Europas immer älter wird, aber nur 42 Prozent<br />
finden das besorgniserregend. Mehr als 60<br />
Prozent befürworten die Möglichkeit, auch im<br />
Rentenalter arbeiten zu dürfen. Die Umfrage<br />
zeigte auch, dass sich die Definitionen von<br />
‚Jung‘ und ‚Alt‘ in den einzelnen EU-Ländern<br />
unterscheiden.<br />
Infos<br />
Pressemitteilung der EU-Kommission mit dem Link<br />
zum Eurobarometer unter http://tinyurl.com/7lpvqw6<br />
Unternehmensumstrukturierung<br />
Neues Grünbuch in Vorbereitung<br />
Die Europäische Kommission startete eine<br />
europaweite öffentliche Debatte über Unternehmensumstrukturierungen<br />
und Bewältigungsstrategien<br />
in Krisen. Die Konsultation<br />
läuft bis zum 30. März <strong>2012</strong>. Die Ergebnisse<br />
werden in das nächste Paket beschäftigungspolitischer<br />
Maßnahmen einfließen. Zu Themen<br />
wie: Lehren aus der Krise, wirtschaftliche und<br />
industrielle Anpassung, Beschäftigungsfähigkeit<br />
von Arbeitnehmern, Erzeugung von<br />
Synergieeffekten und die Rolle der regionalen<br />
Behörden werden Ihre Beiträge erwartet.<br />
Infos<br />
Pressemitteilung auf den Internetseiten der EU-<br />
Kommission mit weiterführenden Links unter<br />
http://tinyurl.com/897j2kj<br />
Start ins Arbeitsleben<br />
Menschen mit Behinderungen<br />
Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen<br />
und sonderpädagogischem Förderbedarf sollen<br />
noch stärker beim Übergang von der Schule<br />
in das Arbeitsleben unterstützt werden. Ein<br />
Kooperationsvertrag mit konkreten Beratungsund<br />
Förderangeboten wurde dazu zwischen<br />
dem Bildungs- und Arbeitsministerium <strong>Brandenburg</strong>s<br />
und der Regionaldirektion Berlin-<br />
<strong>Brandenburg</strong> der Bundesagentur für Arbeit<br />
vereinbart. Damit wird die Umsetzung der<br />
Bund-Länder-Initiative ‚Inklusion – Berufsorientierung<br />
für <strong>Brandenburg</strong>‘ geregelt. Gefördert<br />
wird die Initiative ‚Inklusion‘ aus Mitteln des<br />
Ausgleichsfonds durch das Bundesministerium<br />
für Arbeit und Soziales. Die Schülerinnen und<br />
Schüler werden zwei Jahre gefördert.<br />
Infos<br />
Pressemitteilung auf den Internetseiten des MASF<br />
unter http://tinyurl.com/7dxdxor<br />
Unternehmensumstrukturierung führt zu freien Stühlen, aber nicht zwangsläufig zu Arbeitslosigkeit<br />
Kurz & bündig<br />
Zum Schluss bemerkt ...<br />
Andreas Hoffmann,<br />
<strong>LASA</strong> <strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong><br />
… Anfang Oktober 2011 übernahm ich die<br />
Leitung der Regionalbüros für Fachkräftesicherung<br />
bei der <strong>LASA</strong> <strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong>. Als<br />
langjähriger Regionalmanager kann ich dazu<br />
auf umfangreiche Erfahrungen zurückgreifen<br />
und verfüge auch über ein großes Netzwerk<br />
zu Wirtschafts- und Arbeitsmarktakteuren<br />
im Land <strong>Brandenburg</strong>. Die Regionalbüros<br />
für Fachkräftesicherung arbeiten an sechs<br />
Standorten. Sie informieren zur demografisch<br />
bedingten Fachkräfteentwicklung und<br />
sensibilisieren für relevante Lösungsansätze.<br />
Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen<br />
erhalten Hilfestellung bei der strategischen<br />
Personalentwicklung, bei Altersstruktur- und<br />
Qualifikationsbedarfsanalysen, Aus- und<br />
Weiterbildungsplanungen, der Vermittlung<br />
von Kontakten zu Bildungspartnern und zu<br />
Fördermöglichkeiten.<br />
Neu: Orientierungsberatung<br />
Ab <strong>2012</strong> unterbreiten wir ein neues Angebot.<br />
Mit einer Orientierungsberatung wollen wir<br />
die Entscheider in den <strong>Brandenburg</strong>er Unternehmen<br />
unterstützen, ihre betriebliche Fachkräftesicherung<br />
strategischer auszurichten.<br />
Hierzu gehört vor allem die Qualifizierungsplanung<br />
unter Berücksichtigung der Beschäftigten,<br />
aber auch die bessere Vermarktung als<br />
interessanter Arbeitgeber zur Gewinnung von<br />
Auszubildenden und Fachkräften. Zusammen<br />
mit dem Team der Regionalbüros für Fachkräftesicherung<br />
werde ich die bisherige erfolgreiche<br />
Arbeit fortführen, neue Impulse setzen<br />
und dazu beitragen, dass neue Leistungsangebote,<br />
wie z. B. die Orientierungsberatung,<br />
etabliert werden können.<br />
Infos<br />
Das Projekt wird aus Mitteln des ESF und des<br />
Landes gefördert.<br />
1|<strong>2012</strong><br />
31
Impressum<br />
1|<strong>2012</strong><br />
Arbeitsmarktpolitischer Service der<br />
Landesagentur für Struktur und Arbeit <strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong>,<br />
ISSN 1863 – 5849<br />
Wetzlarer Straße 54, 14482 Potsdam<br />
Telefon: (03 31) 60 02-3 28<br />
Fax: (03 31) 60 02-4 00<br />
Internet: www.lasa-brandenburg.de/brandaktuell<br />
E-Mail: brandaktuell@lasa-brandenburg.de<br />
V.i.S.d.P.: Dr. Veit-Stephan Zweynert<br />
Projektleitung: Erika Nilsson<br />
Redaktion: Uta Jacobs (jac), Sylvia Krell (kr),<br />
Elke Mocker (em)<br />
Gestaltung: Uta Jacobs, Sylvia Krell,<br />
Elke Mocker, Petra Werner<br />
Fotos/Grafiken: <strong>LASA</strong>-Archiv; ESF-Technische Hilfe <strong>Brandenburg</strong><br />
bei der BBJ Consult AG Niederlassung Deutschland;<br />
Karla Fritze, Fotografin (Titelfoto, S. 5 unten, S. 8);<br />
Cristina Arigho (S. 3); Direct Line Versicherung (S. 12);<br />
BILDART, Volker Döring (S. 20); tamen. <strong>GmbH</strong> (S. 26);<br />
Dipl. Grafikdesignerin Friederike Kislinger (Grafik S. 27);<br />
Agentur BELLOT (S. 27); Patrick Schneider (S. 29);<br />
Grafisches Konzept: SCHWEIGER DESIGN, Potsdam<br />
Druck: <strong>Brandenburg</strong>ische Universitätsdruckerei und Verlagsgesellschaft<br />
Potsdam mbH, Karl-Liebknecht-Str. 24-25,<br />
14476 Potsdam<br />
Bestellung: Die Exemplare sind kostenlos und können<br />
telefonisch oder schriftlich bestellt werden.<br />
Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung des Autors<br />
wieder, nicht unbedingt die des Herausgebers oder der Redaktion.<br />
Nachdruck – auch auszugsweise – nur zulässig mit Quellenangabe<br />
und Zusendung von zwei Belegexemplaren!<br />
Redaktionsschluss für <strong>Nr</strong>. 2/<strong>2012</strong>: 9. März <strong>2012</strong><br />
Der ESF für <strong>Brandenburg</strong> im Internet:<br />
www.esf.brandenburg.de<br />
BRANDaktuell wird durch das Ministerium für Arbeit, Soziales,<br />
Frauen und Familie aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds<br />
und des Landes <strong>Brandenburg</strong> gefördert.<br />
Europäischer Sozialfonds – Investition in Ihre Zukunft.<br />
Schon mal drüber nachgedacht?<br />
Dann fragen Sie! Tel.: (03 31) 60 02-3 33<br />
Für alle Fragen zum ‚Arbeitspolitischen Programm <strong>Brandenburg</strong> –<br />
In Menschen investieren – Regionen stärken’ steht Ihnen unter dieser<br />
Telefonnummer das Call-Center zur Verfügung:<br />
Call-Center der <strong>LASA</strong><br />
Tel.: (03 31) 60 02 - 2 00<br />
GiP<br />
Abf.