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Nr. 1/2012 (PDF) - LASA Brandenburg GmbH

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Arbeitsmarktpolitischer Service<br />

der <strong>LASA</strong> <strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong><br />

<strong>Nr</strong>. 1/<strong>2012</strong><br />

GEBÜNDELT<br />

Erfahrungen mit älteren<br />

Beschäftigten<br />

Seiten 4 – 8<br />

GEWICHTET<br />

Arbeitsmarktbericht zieht<br />

Bilanz für das Land<br />

Seite 13<br />

GESAMMELT<br />

Gute Arbeit: Multikulti in<br />

Eisenhüttenstadt<br />

Seite 16<br />

GESUCHT<br />

JOB-Wegweiser hilft bei<br />

der Berufsorientierung<br />

Seite 24<br />

GEORDNET<br />

PARI transferiert Vereinbarkeitsansätze<br />

der EU<br />

Seite 26<br />

Jung und erfahren ein Team mit Zukunft<br />

Für eine altersgerechte Gesellschaft


Inhalt<br />

2 1|<strong>2012</strong><br />

Akzente-Themen: Ältere und Beruf Beruf und Familie<br />

4 – 5 INNOPUNKT-Initiative ‚Ältere – Erfahrung trifft Herausforderung‘<br />

6 Die Odersun AG war beim INNOPUNKT-Projekt dabei<br />

6 Ansprechpartnerin für ältere Beschäftigte<br />

7 Im Europäischen Jahr <strong>2012</strong> sollen gute Ideen in die Tat umgesetzt werden<br />

8 Jung und Alt in einem Team – aktuelle Einsichten der psychologischen Forschung<br />

9 – 10 Familie und Beruf – die Servicestelle hilft, Reibungsverluste zu vermeiden<br />

11 Die Bürgerhilfe in Königs Wusterhausen beschäftigt fast nur Frauen<br />

11 Unternehmen und Elternzeit – hierbei unterstützt die Servicestelle – Interview<br />

12 „Eine ‚Win-win-Situation‘ für Arbeitgeber und Arbeitnehmer“ – Interview<br />

Lesezeichen<br />

13 Arbeitsmarktbericht 2010/2011 zieht Bilanz über die Arbeitspolitik des Landes<br />

Förderticker<br />

14 – 15 Fördernachrichten aus der Europäischen Union, des Bundes und des Landes <strong>Brandenburg</strong><br />

Prisma<br />

16 Multikulturelle Teams bei ArcelorMittal Eisenhüttenstadt<br />

17 Migranten als Nachfolger – Interview<br />

18 ESF-Modellprojekt qualifiziert Migranten zu Sozialarbeitern<br />

19 Forschungsprojekt des RKW Deutschland bilanziert Ergebnisse und Erfahrungen<br />

20 – 21 Studie zeigt starke Geschlechtertrennung zwischen den Berufen<br />

22 „Frauen gehen zu wenige Risiken ein“ – Interview<br />

23 Standpunkte zur öffentlich geförderten Beschäftigung<br />

24 JOB-Wegweiser – ein Instrument für das Übergangsmanagement<br />

24 ‚Lehrern lehren helfen!‘ – Wie eine Idee zu reifen beginnt<br />

Rechteck<br />

25 Was die Bearbeitung von Mittelanforderungen erleichtern würde<br />

25 Der Vergabevermerk – Für ESF-Projekte<br />

EU-Bulletin<br />

26 Projekt PARI will europäische Vereinbarkeitsansätze transferieren<br />

27 5 Fragen – 5 Antworten: ‚Die LuTKIs – Interview mit Monika Schefuhs‘<br />

28 – 29 Die <strong>Brandenburg</strong>er Landesvertretung in Brüssel<br />

Tipps, Termine & Ausblicke<br />

30 Bundesweite Veranstaltungshinweise<br />

Kurz & bündig<br />

31 Aktuelle Nachrichten aus der Europäischen Union, des Bundes und des Landes <strong>Brandenburg</strong><br />

31 Zum Schluss bemerkt: Andreas Hoffmann zu den Regionalbüros für Fachkräftesicherung


Liebe Leserinnen und liebe Leser<br />

Aktives Altern – gut für ältere Menschen, für die<br />

Gesellschaft und für die Wirtschaft<br />

Die Europäische Union hat das Jahr <strong>2012</strong> zum ‚Europäischen Jahr für aktives<br />

Altern und der Solidarität zwischen den Generationen‘ ausgerufen. Glücklicherweise<br />

erfreuen sich immer mehr ältere Menschen einer guten gesundheitlichen<br />

Verfassung und sind in der Lage, wertvolle Fertigkeiten und Erfahrungen an die<br />

jüngeren Generationen weiterzugeben. Aktives Altern ist unverzichtbar, um die mit<br />

der Bevölkerungsalterung verbundenen Herausforderungen zu bewältigen und die<br />

Solidarität zwischen den Generationen zu bewahren.<br />

Beim aktiven Altern geht es keineswegs allein um die Beschäftigung älterer Arbeitnehmer.<br />

Ebenso wichtig ist das Engagement älterer Menschen im Ehrenamt oder<br />

als Familienpflegende sowie die Möglichkeit, dank altersfreundlicher Umgebung<br />

unabhängig und selbstständig leben zu können.<br />

Aktives Altern setzt eine Vielzahl von Maßnahmen in ganz unterschiedlichen<br />

Bereichen voraus. In erster Linie ist es an den Mitgliedstaaten, den Regionen, Kreisen und Städten<br />

sowie an den Sozialpartnern, den Verbänden und der Zivilgesellschaft, die geeigneten Initiativen zu<br />

ergreifen. Aber auch die Europäische Union kann im Rahmen ihrer Zuständigkeiten eine wichtige<br />

Rolle spielen. Ein gutes Beispiel ist der Europäische Sozialfonds, der in der Programlaufzeit 2007-<br />

2013 mit einer Milliarde Euro Maßnahmen zur Förderung des aktiven Alterns unterstützt. Zudem<br />

sind ältere Arbeitnehmerinnen bzw. Arbeitnehmer auch eine wichtige Zielgruppe aktiver Beschäftigungsmaßnahmen,<br />

auf die 15,3 Prozent der ESF-Fördergelder entfallen.<br />

Das Europäische Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen zielt darauf ab,<br />

gemeinsam eine altersfreundliche Gesellschaft zu schaffen, in der ältere Menschen ihren Beitrag<br />

leisten können. Es ist eine hervorragende Gelegenheit, um Altersdiskriminierung vorzubeugen, gute<br />

Lösungsansätze europaweit zu verbreiten sowie einen Wandel der Politikinhalte herbeizuführen.<br />

Doch das Europäische Jahr wird nur dann zu einem Erfolg, wenn sich Politik, Unternehmen, Sozialpartner,<br />

Verbände und Bürger aktiv einbringen. Als Europäische Kommission hoffen wir, dass sich<br />

<strong>2012</strong> handfeste Ergebnisse präsentieren lassen.<br />

Die jeweiligen Zielsetzungen für das Europäische Jahr <strong>2012</strong> können ganz unterschiedlicher Natur<br />

sein. Sie reichen von Gesetzesreformen (Abbau von Hindernissen, die ältere Menschen davon<br />

abhalten, länger im Erwerbsleben zu bleiben) über Studien und öffentliche Veranstaltungen, die<br />

sensibilisieren und zu künftigen Aktivitäten führen. Unternehmen können die Arbeitsbedingungen<br />

älterer Arbeitnehmer verbessern; gesellschaftliche Initiativen können ältere Freiwillige unterstützen.<br />

Die Europäische Kommission hat bereits begonnen, Informationen und Initiativen rund ums aktive<br />

Altern auf der Webseite des Europäischen Jahres zusammenzubringen. Auch in <strong>Brandenburg</strong> gibt es<br />

bereits entsprechende Aktivitäten, wie die hier im Heft vorgestellte INNOPUNKT-Initiative ‚Ältere –<br />

Erfahrung trifft Herausforderung‘.<br />

Ich bin zuversichtlich, dass das Europäische Jahr <strong>2012</strong> dabei helfen wird, die Chancen und Arbeitsbedingungen<br />

älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu verbessern sowie ältere Menschen<br />

durch deren aktives Engagement stärker in die Gesellschaft einzubinden. <strong>2012</strong> bietet auch eine<br />

Chance, um gesundes Altern und unabhängiges Leben zu befördern, und zwar dank vorsorgender<br />

Gesundheitsmaßnahmen und altersfreundlicher Umgebung. Das Europäische Jahr <strong>2012</strong> wird dazu<br />

beitragen, aktives Altern eine gesellschaftliche Realität werden zu lassen.<br />

Bitte bringen auch Sie sich aktiv ein!<br />

Seite DREI<br />

Cristina Arigho,<br />

Sprecherin für den EU-Kommissar László Andor<br />

1|<strong>2012</strong><br />

3


Akzente – Ältere und Beruf<br />

Die Initiative in Zahlen<br />

Akzente – Ältere und Beruf:<br />

Jüngste Umfragen zeigen: Bei mehr als der Hälfte der Unternehmen bundesweit gehört das Thema<br />

‚Beschäftigung älterer Arbeitnehmer‘ zu ihrer Personalpolitik. Aber es sind vor allem die umsatzstarken<br />

Unternehmen, die sich des Themas annehmen. <strong>Brandenburg</strong>s Wirtschaft wird jedoch von kleinen und<br />

mittleren Unternehmen getragen, und viele von ihnen beschäftigen sich noch nicht mit den Folgen des<br />

demografischen Wandels. Dabei werden sie ihren Fachkräftebedarf zukünftig über einen Arbeitsmarkt<br />

decken, in dem es viele Ältere gibt. Es wird somit immer wichtiger, dass auch kleinere Betriebe sich auf<br />

älter werdende Belegschaften einstellen und ältere Arbeitslose als zukünftige Fachkräfte erkennen. Die<br />

INNOPUNKT-Initiative ‚Ältere – Erfahrung trifft Herausforderung‘ hat Lösungsansätze gefunden.<br />

Teilziel 1 – Kreative Projektarbeit<br />

207 Arbeitslose im Alter von über 50 Jahren<br />

nutzten die Angebote der ‚Kreativen<br />

Projektarbeit‘.<br />

Die Teams erstellten 53 Projektarbeiten<br />

für 50 Betriebe.<br />

Eine Integration in eine sozialversicherungspflichtige<br />

Beschäftigung gelang in<br />

65 Fällen. Weitere 22 Personen kamen<br />

in Mini-Jobs unter oder machten sich<br />

selbstständig. Dies ist eine eindrucksvolle<br />

Integrationsquote von 42 Prozent.<br />

92,1 Prozent der befragten Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer erlebten ihre Teilnahme<br />

als persönliche Bereicherung, über<br />

80 Prozent würden sofort noch einmal<br />

mitmachen und gut die Hälfte der Nichtvermittelten<br />

blickt optimistischer in die<br />

berufliche Zukunft als vorher. Ein deutliches<br />

Zeichen für die hohe Akzeptanz der<br />

‚Kreativen Projektarbeit‘.<br />

Teilziel 2 -<br />

Individuelle Berufswegeplanung<br />

In 33 Betrieben haben die Projekte geholfen,<br />

Arbeitsplätze und Einsatzfelder an die<br />

Bedürfnisse älterer Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmer und die Möglichkeiten<br />

der Betriebe anzupassen.<br />

Es entstanden 197 Berufswegepläne.<br />

17 Demografielotsen wurden qualifiziert<br />

und eingesetzt.<br />

Die INNOPUNKT-Initiative lief von Dezember<br />

2008 bis Dezember 2011.<br />

Infos<br />

Initiative im Internet: www.lasa-brandenburg.<br />

de/Initiative-AEltere-Erfahrung-trifft-<br />

Herausforderung.789.0.html<br />

4 1|<strong>2012</strong><br />

Erfahrung traf (auf) Herausforderung<br />

Eine INNOPUNKT-Initiative zeigte Potenziale von Älteren<br />

Ältere wollen und können in der Arbeitswelt bestehen. Wenn die Rahmenbedingungen<br />

stimmen, bringen sie sich mit all ihren Erfahrungen in den Betrieben ein und nehmen neue<br />

Herausforderungen an. Das machten die Modellprojekte der INNOPUNKT-Initiative ‚Ältere<br />

– Erfahrung trifft Herausforderung‘ deutlich. Gefördert wurde die Initiative aus Mitteln des<br />

Europäischen Sozialfonds (ESF) und aus Landesmitteln. Vergangenen Novembers endete die<br />

dreijährige Projektzeit. Jörg Jurkeit vom <strong>Brandenburg</strong>er Arbeitsministerium fasst die Erfahrungen<br />

zusammen.<br />

Der <strong>Brandenburg</strong>er Arbeitsmarkt entwickelt<br />

sich gut. Die Beschäftigung nimmt zu, die<br />

Arbeitslosigkeit nimmt ab. Auch ältere Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmer profitieren<br />

von der Erholung auf dem Arbeitsmarkt,<br />

jedoch schwächer als die Jüngeren. Das liegt<br />

auch daran, dass viele Unternehmen leider<br />

immer noch denken, Ältere seien weniger<br />

leistungsfähig.<br />

Personalverantwortliche wählen<br />

noch immer meist Jüngere<br />

Auch wenn zahlreiche Studien das negative<br />

Altersbild widerlegen, Personalverantwortliche<br />

entscheiden sich bei der Neubesetzung von<br />

Stellen meistens für Jüngere. Deshalb bleibt<br />

die Situation für ältere Arbeitslose weiterhin<br />

sehr schwierig, auch wenn sie über gute Ausgangsqualifikationen<br />

verfügen.<br />

Wir stecken jedoch bereits mitten im Wandel<br />

der Arbeitswelt, in der zunehmend die Fähigkeiten<br />

und Erfahrungen der Älteren gebraucht<br />

werden. Das zeigt u. a. die Beschäftigungsentwicklung<br />

der Älteren. Waren im Jahr 2005<br />

nur knapp 39 Prozent (194.350) der über<br />

50-Jährigen in <strong>Brandenburg</strong> sozialversichert<br />

beschäftigt, so arbeiteten 2010 schon knapp<br />

48 Prozent (266.744) der Menschen über 50<br />

Jahre in einem sozialversicherungspflichtigen<br />

Job. Parallel dazu sank die Zahl der älteren<br />

Arbeitslosen von durchschnittlich 65.088 in<br />

2005 auf 50.183 Personen im Jahr 2010. Trotz<br />

der Erfolge, das Risiko, aus der Arbeitslosigkeit<br />

keine neue Anstellung zu finden, steigt mit<br />

zunehmendem Alter. Auch eine formal gute<br />

Qualifikation ist kein Garant für eine neue<br />

Arbeitsstelle. Unter den arbeitslosen Älteren<br />

sind sogar rund 4.000 Akademikerinnen und<br />

Akademiker.<br />

Beschäftigungschancen der<br />

Älteren verbessern<br />

Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, innovative<br />

Lösungen zu finden, die die Beschäftigungschancen<br />

älterer Menschen verbessern.<br />

Diesem Ziel hatte sich die Ende 2008 ins<br />

Leben gerufene INNOPUNKT-Initiative ‚Ältere<br />

– Erfahrung trifft Herausforderung‘ auf die<br />

Fahne geschrieben. Die Initiative hatte zwei<br />

Teilziele: ‚Kreative Projektarbeit‘ und ‚Individuelle<br />

Berufswegeplanung‘.<br />

Drei Modellprojekte arbeiteten im Rahmen<br />

des Teilziels 1 ‚Kreative Projetarbeit‘. Sie boten<br />

neue praxisbezogene Lernarrangements für<br />

ältere arbeitslose Akademikerinnen und Akademiker<br />

sowie Fachkräfte an. Dabei kooperierten<br />

sie mit Hochschulen und Unternehmen.<br />

Zielgruppe der beiden Projekte zum zweiten<br />

Teilziel waren ältere Beschäftigte. Sie testeten<br />

Methoden zur individuellen Berufswegegestaltung<br />

und zeigten neue Entwicklungsmöglichkeiten<br />

für ältere Beschäftigte auf.


Ältere Arbeitslose werden als<br />

Fachkräfte gebraucht<br />

Ein besonderes Merkmal der ‚Kreativen Projektarbeit‘<br />

war die Kooperation von Betrieben,<br />

Hochschulen und Weiterbildungsträgern. Sie<br />

stellten aus älteren, erwerbslosen Fachkräften<br />

Teams zusammen. Diese bearbeiteten konkrete<br />

betriebliche Aufgaben. Hochschulmitarbeiterinnen<br />

und -mitarbeiter begleiteten die<br />

Teams methodisch und fachlich. Im Ergebnis<br />

der Projektarbeit sollte ein Produkt entstehen,<br />

beispielsweise ein Konzept oder eine Analyse.<br />

Aufgabe der Weiterbildungsträger war es, die<br />

Lernprozesse zu organisieren.<br />

Situation der Teilnehmer<br />

entscheidend verbessert<br />

Die ‚Kreative Projektarbeit‘ hat die Situation<br />

der Teilnehmenden entscheidend verbessert.<br />

Zu diesem Schluss kommt der Evaluator der<br />

Initiative. Er hatte die Initiative von Anfang<br />

an begleitet und untermauert in seinem<br />

Abschlussbericht diese Aussage insbesondere<br />

anhand der Vermittlungszahlen (siehe Kasten<br />

S. 4, die Red.). Darüber hinaus hat die Initiative<br />

gezeigt, dass ältere arbeitslose Akademikerinnen<br />

und Akademiker sowie ältere Fachkräfte<br />

eine wichtige Gruppe sind, um zukünftig<br />

den Fachkräftebedarf im Land <strong>Brandenburg</strong> zu<br />

sichern.<br />

Ältere in Beschäftigung halten<br />

Mit Blick auf die schlechteren Einstellungschancen<br />

aus der Arbeitslosigkeit müssen<br />

alle Wege genutzt werden, um Ältere in<br />

Beschäftigung zu halten. Im zweiten Teilziel<br />

der Initiative befassten sich zwei Projekte<br />

mit der Berufswegegestaltung. Sie haben in<br />

Betrieben die Kompetenzen und Leistungsvoraussetzungen<br />

älterer Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmer mit den Möglichkeiten der<br />

Arbeitgeber zusammengebracht und Arbeitsplätze<br />

und Tätigkeitsfelder so gestaltet, dass<br />

es beiden Seiten gerecht wurde.<br />

Entstanden sind 197 Berufswegepläne. Diese<br />

zeigen Gestaltungsmöglichkeiten, um älteren<br />

Beschäftigten ein längeres Arbeiten im Betrieb<br />

zu ermöglichen. Als erfolgreich hat es sich<br />

erwiesen, Demografielotsen in den Betrieben<br />

einzuführen. Die Lotsen befassen sich mit Fragen<br />

der demografiefesten Personalentwicklung<br />

und kümmern sich um eine altersgerechte<br />

Arbeitsgestaltung. Insgesamt konnten 17 De-<br />

mografielotsen zunächst qualifiziert und dann<br />

eingesetzt werden.<br />

Das MASF wird die Projekterfahrungen in<br />

zukünftige Förderprogramme mit einfließen<br />

lassen. o<br />

Jörg Jurkeit,<br />

Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen<br />

und Familie des Landes <strong>Brandenburg</strong> (MASF)<br />

Infos<br />

Publikationen zur Initiative:<br />

Das Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und<br />

Familie des Landes <strong>Brandenburg</strong> hat die Broschüre<br />

‚Kreative Projektarbeit‘ (Teilziel 1) herausgegeben.<br />

Die WEQUA <strong>GmbH</strong> hat den Leitfaden ‚Zukunft<br />

braucht Erfahrung‘ zum Teilziel 2 herausgegeben.<br />

Die KOWA hat ein Faltblatt ‚Kreative Projektarbeit<br />

im Betrieb‘ herausgegeben.<br />

Die Publikationen finden Sie als <strong>PDF</strong>-Dateien auf den<br />

Internetseiten der <strong>LASA</strong> <strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong> unter<br />

www.lasa-brandenburg.de/Ergebnisse.846.0.html<br />

Die Dokumentation der Fachtagung ‚Alternsgerechte<br />

Arbeitswelt‘ vom 31. März 2011 finden Sie auf den<br />

Internetseiten des MASF: www.masf.brandenburg.de/<br />

sixcms/media.php/4055/ESF_Dokumentation_Alternsgerechte_Arbeitswelt.pdf<br />

Die Projekte der INNOPUNKT-Initiative<br />

wurden aus Mitteln des ESF und des Landes<br />

gefördert.<br />

Akzente – Ältere und Beruf<br />

Jörg Jurkeit, MASF:<br />

„Das Fachkräftepotenzial liegt vor der Tür, aber<br />

Unternehmen müssen die Arbeitskraft der Älteren<br />

besser nutzen. Das gilt bei Personalauswahl und<br />

-entwicklung. Die ‚Kreative Projektarbeit‘ hat<br />

gezeigt, wie viel Elan und Fachverstand ältere<br />

arbeitslose Akademiker haben. Faszinierend war<br />

auch der Einsatz der betrieblichen Demografielotsen,<br />

die darum gerungen haben, altersgerechte<br />

Arbeitsarrangements zu schaffen.“<br />

Beim INNOPUNKT-Projekt ‚Campus der Generationen‘ haben ältere erwerbslose Akademikerinnen und<br />

Akademiker in Projektteams mit Studierenden der Universität Potsdam zusammengearbeitet<br />

1|<strong>2012</strong><br />

5


Akzente – Ältere und Beruf<br />

Ihnen und uns eine Chance geben<br />

Die Odersun AG war beim INNOPUNKT-Projekt dabei<br />

Dr. Thomas Koschack ist stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Odersun AG in<br />

Frankfurt (Oder). Das Unternehmen entwickelt und produziert Dünnschichtsolarzellen und<br />

-module. „Wir haben natürlich Schwierigkeiten, geeignetes Fachpersonal zu bekommen“, sagt<br />

er. Qualifizierte Mitarbeiter zu akquirieren, sei auch das Hauptanliegen gewesen, bei dem<br />

INNOPUNKT-Projekt ‚erfahren – kreativ – teamorientiert‘ der KOWA mitzumachen.<br />

Die KOWA ist die Kooperationsstelle Wissenschaft<br />

und Arbeitswelt an der Europa-Universität<br />

Viadrina. „Mit der Viadrina arbeiten wir<br />

häufiger zusammen“, sagt Thomas Koschack.<br />

Die KOWA-Mitarbeiterin habe die Teilnehmer<br />

vorgestellt, die Profile passten – „warum<br />

sollten wir nicht ihnen und uns eine Chance<br />

geben?“<br />

Zwei Projektteams haben bei der Odersun AG<br />

Aufgaben bearbeitet. Einer der fünf Teilnehmer<br />

hat einen Arbeitsplatz bekommen. „Er wartet<br />

die Maschinen und Anlagen“, sagt Thomas<br />

Koschack. Dem Unternehmen habe das Projekt<br />

zwei Chancen geboten. „Die Projektteams<br />

haben für uns praktische Aufgaben gelöst und<br />

wir konnten die Teammitglieder kennenlernen<br />

und sehen, ob sie zu uns passen.“ o (jac)<br />

6 1|<strong>2012</strong><br />

„Ich bin auch in einem Alter, in dem man<br />

sich über eine zweite Chance freut, wenn<br />

etwas schief geht“, sagt Dr. Thomas Koschack,<br />

stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der<br />

Odersun AG<br />

Ansprechpartnerin für ältere Beschäftigte<br />

Demografielotsin Simone Carl<br />

Simone Carl leitet die Abteilung Personal- und Organisationsentwicklung im Klinikum Niederlausitz.<br />

Mehr als 1.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in dem Klinikum. Seit<br />

Kurzem ist sie eine von drei Demografielotsinnen und Demografielotsen im Unternehmen.<br />

Gut 300 Beschäftigte des Klinikums sind 50<br />

Jahre alt und älter. Für sie sind Demografielotsin<br />

Simone Carl und ihre beiden Kollegen<br />

Ansprechpartner, wenn sie sich beruflich weiterentwickeln<br />

möchten. Dass es drei Demografielotsen<br />

in einem Unternehmen gibt, ist nicht<br />

die Regel. „Bei uns ist der Umgang mit älteren<br />

Beschäftigten gemeinsames Thema der Personalabteilung,<br />

der Personalentwicklung sowie<br />

des Betriebsrats“, sagt Simone Carl. Vorschläge<br />

und Entscheidungen werden gemeinsam erarbeitet<br />

und vorbereitet. Die Arbeit verteile sich<br />

auf drei Personen. Vor allem aber könnten sich<br />

die Beschäftigten ihren Demografielotsen, ihre<br />

Demografielotsin aussuchen.<br />

Für die Zukunft hat Simone Carl sich vorgenommen,<br />

Angebote für ältere Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter fest in der Personal- und Organisationsentwicklungsplanung<br />

zu verankern.<br />

Die Demografielotsen des Klinikums wurden<br />

mithilfe des INNOPUNKT-Projekts ‚Berufliche<br />

Perspektiven im demografischen Wandel‘ der<br />

WEQUA etabliert (siehe Kasten).<br />

Wissenszentrum Demografie<br />

Die WEQUA hat aus dem INNOPUNKT-Projekt<br />

heraus ein Wissenszentrum Demografie<br />

etabliert. Dieses entwickelt Strategien für<br />

Betriebe, die dazu beitragen, das Potenzial älterer<br />

Mitarbeiter zu halten und zu fördern. Das<br />

Zentrum erstellt u. a. Altersstrukturanalysen,<br />

unterstützt die Berufswegeplanung für ältere<br />

Mitarbeiter und entwickelt alternsgerechte<br />

Arbeitsarrangements. o (jac)<br />

Das Projekt – die Teams<br />

‚erfahren – kreativ – teamorientiert‘ richtete<br />

sich an ältere erwerbslose Fachkräfte.<br />

In Teams zu zwei bis fünf Teilnehmern<br />

bearbeiteten sie Aufgaben in Unternehmen.<br />

Drei Monate Zeit hatten sie für ihre<br />

Aufgabe. Pro Woche waren sie bis zu 14,9<br />

Stunden im Unternehmen, in der weiteren<br />

Zeit wurden sie bei Bedarf qualifiziert.<br />

1. Projektteam bei Odersun<br />

Das erste Team dokumentierte Mess- und<br />

Analyseergebnisse der Produktionsstandorte,<br />

damit diese statistisch erfasst werden<br />

können. Eine wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

der Viadrina unterstützte die<br />

Teilnehmer bei projektbezogenen Fragen<br />

zur Statistik.<br />

2. Projektteam bei Odersun<br />

Das zweite Team erstellte eine Anlagendokumentation<br />

für eine Datenbank, um<br />

Wartungsprozesse zu vereinheitlichen. Die<br />

Teilnehmer wurden u. a. vom TÜV zur Maschinenrichtlinie<br />

der EU qualifiziert.<br />

Berufswege geplant und<br />

Demografielotsen qualifiziert<br />

Das INNOPUNKT-Projekt ‚Berufliche Perspektiven<br />

im demografischen Wandel‘<br />

arbeitete zum zweiten Teilziel der IN-<br />

NOPUNKT-Initiative ‚Ältere – Erfahrung<br />

trifft Herausforderung‘. Das Projekt der<br />

WEQUA erstellte für ältere Beschäftigte<br />

Berufswegeplanungen. Außerdem wurden<br />

Beschäftigte in Unternehmen zu ‚Demografielotsen‘<br />

qualifiziert.<br />

Das Projekt war in mehr als 30 Südbrandenburger<br />

Unternehmen aktiv, insbesondere<br />

in kleineren Betrieben. In<br />

Zusammenarbeit mit Beschäftigten, Unternehmensleitungen<br />

und Sozialpartnern<br />

erstellten die Projektmitarbeiter Berufswegepläne<br />

für mehr als 120 Beschäftigte.<br />

Infos<br />

WEQUA <strong>GmbH</strong>, Christiane Worrack,<br />

Tel.: (0 35 74) 46 76 20 17, E-Mail: worrack@<br />

wequa.de, Internet: http://tinyurl.com/73atv3p


Der Anfang ist gemacht<br />

Im Europäischen Jahr <strong>2012</strong> sollen gute Ideen in die Tat umgesetzt werden<br />

Mit einem Beschluss vom 14. September 2011 haben das Europäische Parlament und der<br />

Rat der Europäischen Union das Jahr <strong>2012</strong> zum Europäischen Jahr für aktives Altern und<br />

Solidarität zwischen den Generationen erklärt. Dieses Jahr folgt auf das Europäische Jahr<br />

zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung (2010) und das Europäische Jahr der<br />

Freiwilligentätigkeit zur Förderung der aktiven Bürgerschaft (2011). Hier bieten sich sicher<br />

Anknüpfungspunkte, um Synergien zwischen Europäischen Jahren zu fördern.<br />

Der Begriff ‚aktives Altern‘ ist von der Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) übernommen<br />

worden. Danach ist ‚aktives Altern‘ ein Prozess,<br />

„in dem die Möglichkeiten im Hinblick auf<br />

Gesundheit, Teilhabe und Sicherheit optimiert<br />

werden, um die Lebensqualität der alternden<br />

Personen zu verbessern“.<br />

Daraus schließt man, dass die Förderung des<br />

aktiven Alterns einen mehrdimensionalen Ansatz<br />

sowie Mitverantwortung und dauerhafte<br />

Unterstützung aller Generationen erfordert.<br />

Ein Altern bei guter Gesundheit kann z. B. die<br />

Erwerbsbeteiligung älterer Menschen erhöhen,<br />

ihnen ein längeres Aktivsein ermöglichen, ihre<br />

individuelle Lebensqualität verbessern sowie<br />

die Gesundheits-, Sozial- und Pensions- und<br />

Rentensysteme entlasten – was wiederum im<br />

Interesse aller Generationen ist.<br />

EU-weit steigt die Zahl der<br />

60-Jährigen<br />

Der Prozess der demografischen Alterung in<br />

der EU schreitet unaufhörlich voran. Ab <strong>2012</strong><br />

wird in Europa die Bevölkerung im erwerbsfähigen<br />

Alter abzunehmen beginnen, während<br />

die Zahl der über 60-Jährigen jährlich um<br />

etwa zwei Millionen zunimmt. Der stärkste<br />

Druck wird in der Zeit zwischen den Jahren<br />

2015 und 2035 sichtbar werden, wenn die<br />

sogenannten geburtenstarken Jahrgänge in<br />

den Ruhestand eintreten.<br />

Diese abzusehende Entwicklung beinhaltet<br />

eine große Herausforderung für nachhaltige<br />

öffentliche Finanzen und insbesondere für die<br />

Finanzierbarkeit des Gesundheitswesens und<br />

der Renten. Dabei muss vermieden werden,<br />

dass die Solidarität zwischen den Generationen<br />

geschwächt wird. Wichtig ist, dass<br />

man nicht übersieht, welchen erheblichen<br />

tatsächlichen und potenziellen Beitrag ältere<br />

Menschen – insbesondere die der geburtenstarken<br />

Jahrgänge – für die Gesellschaft<br />

insgesamt leisten können.<br />

Aktives Altern erfordert eine breite Palette von<br />

Politikmaßnahmen auf allen Regierungsebenen.<br />

Die EU hat in Bereichen wie Beschäftigung,<br />

Sozialschutz und soziale Eingliederung,<br />

Gesundheit, Informationsgesellschaft und<br />

Verkehr gewisse Aufgaben<br />

zu erfüllen. Hauptsächlich<br />

aber tragen Bund, Länder<br />

und Kommunen die Verantwortung<br />

und es sind<br />

die Sozialpartner sowie die<br />

Zivilgesellschaft gefragt.<br />

<strong>Brandenburg</strong>er<br />

Maßnahmenpaket<br />

Die Notwendigkeit der<br />

aktiven Politikgestaltung<br />

wird im Besonderen bei der<br />

demografischen Entwicklung<br />

im Bundesland <strong>Brandenburg</strong><br />

deutlich. Nach dem Maßnahmenpaket<br />

der Landesregierung<br />

(Mai 2011) sind die<br />

Bevölkerungszahlen nicht nur<br />

rückläufig, sondern auch die<br />

Altersverteilung verschiebt<br />

sich in den nächsten Jahrzehnten<br />

dramatisch. Heute<br />

ist jeder fünfte <strong>Brandenburg</strong>er<br />

über 60 Jahre alt. Im Jahr<br />

2030 wird bereits jeder Dritte diese Altersgrenze<br />

überschritten haben.<br />

Die Folgen für den Arbeitsmarkt sind damit<br />

bereits jetzt abzuschätzen. Vor allem der Fachkräftemangel<br />

wird in <strong>Brandenburg</strong> Politik und<br />

Unternehmen vor große Herausforderungen<br />

stellen. Die Potenziale älterer Arbeitnehmer<br />

müssen daher effektiv genutzt werden.<br />

Die Landespolitik hat bereits frühzeitig ihre<br />

Politikmaßnahmen an diese Entwicklungen<br />

angepasst und Seniorenpolitik zu einem<br />

wesentlichen sozialpolitischen Handlungsfeld<br />

erklärt. Aktive Teilhabe Älterer am sozialen,<br />

Akzente – Ältere und Beruf<br />

wirtschaftlichen, kulturellen und bürgerschaftlichen<br />

Leben sowie der Dialog zwischen den<br />

Generationen werden als wichtige Leitlinien<br />

der Seniorenpolitik verstanden. Das daraus<br />

entwickelte seniorenpolitische Maßnahmenpaket<br />

der Landesregierung vom vergangenen<br />

Jahr umfasst vielfältige Aktivitäten wie<br />

regionale Konferenzen zur Seniorenpolitik, um<br />

Akteure aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft<br />

zusammenzubringen. Außerdem sollen<br />

Informationsmaterialen erstellt werden, die die<br />

Möglichkeiten zur aktiven Teilhabe aufzeigen.<br />

Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, ist es wichtig, dass die<br />

Potenziale älterer Arbeitnehmer effektiv genutzt werden<br />

In Bezug auf die Sensibilisierung des Themas<br />

hat <strong>Brandenburg</strong> bereits sehr gute Vorarbeit<br />

geleistet. Nun heißt es, im Zuge des Europäischen<br />

Jahres für aktives Altern und Solidarität<br />

zwischen den Generationen weitere konkrete<br />

Maßnahmen und Projekte zu entwickeln und<br />

auf den Weg zu bringen, um dem demografischen<br />

Wandel aktiv zu begegnen. o<br />

Stephanie Stockklauser, BBJ Consult AG<br />

Infos<br />

<strong>Brandenburg</strong>er Maßnahmenpaket im Internet unter<br />

http://tinyurl.com/7q7us99;<br />

Informationen zum EU-Jahr ‚Aktives Altern‘ im<br />

Internet unter http://tinyurl.com/6sqmrzl<br />

1|<strong>2012</strong><br />

7


Akzente – Ältere und Beruf<br />

Jung und Alt in einem Team<br />

Aktuelle Einsichten der psychologischen Forschung<br />

Wenn Alt und Jung zusammenarbeiten, bietet allein der Altersunterschied Potenzial für Konflikte.<br />

Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Universitäten in Dresden und Dortmund.<br />

Damit die Stärken im Team genutzt und Konflikte reduziert werden können, brauchen altersgemischte<br />

Teams ein spezifisches Management. Prof. Dr. Jürgen Wegge von der Universität<br />

Dresden hat untersucht, unter welchen Bedingungen altersgemischte Teams funktionieren.<br />

Menschen verschiedenen Alters haben immer<br />

schon zusammengearbeitet. Warum sollte die<br />

Psychologie sich also mit der Frage beschäftigen,<br />

ob und wann altersgemischte Teamarbeit<br />

eine gute Idee ist? Dies scheint auf den ersten<br />

Blick auch deshalb kaum lohnend, weil die vielen<br />

Vorurteile gegenüber älteren Beschäftigten<br />

inzwischen als solche entlarvt wurden.<br />

Alter hängt nicht systematisch<br />

mit Leistungsfähigkeit zusammen<br />

Die neuere Forschung belegt klar, dass das<br />

kalendarische Alter eines Menschen mit seiner<br />

beruflichen Leistungsfähigkeit nicht systematisch<br />

zusammenhängt (Ng & Feldmann, 2008;<br />

Wegge, Frieling & Schmidt, 2008). Jeder altert<br />

zu einem anderen Zeitpunkt. Und in jeder Lebensphase<br />

können bestimmte Kompensationsstrategien<br />

genutzt werden, die das Leistungsniveau<br />

aufrechterhalten, trotz gegebenenfalls<br />

altersbedingter Probleme, wie beispielsweise<br />

nachlassende Muskelkraft, Probleme beim<br />

Sehen und Hören.<br />

In einigen Leistungsbereichen, etwa bei sozialen<br />

Kompetenzen und dem Hilfeverhalten, sind<br />

sogar Leistungsgewinne über die Arbeitslebensspanne<br />

nachzuweisen. Arbeiten Jung und<br />

Alt zusammen, dürfte es also kaum Probleme<br />

geben, zumal in altersgemischten Teams die<br />

Jungen von der Erfahrung der Älteren profi-<br />

Beim INNOPUNKT-Projekt ‚Campus der<br />

Generationen‘ arbeiteten Alt und Jung zusammen<br />

8 1|<strong>2012</strong><br />

tieren und die Alten sich freuen können, wenn<br />

die Jungen manchmal die Aufgaben übernehmen,<br />

die den Alten etwas Sorge bereiten. Ganz<br />

so einfach ist es allerdings nicht.<br />

Konfliktpotenzial<br />

Das Projekt ADIGU untersucht die Arbeit in<br />

altersgemischten Teams (s. Kasten, die Red.).<br />

Die Forscher erwarteten aufgrund vorliegender<br />

Erkenntnisse zur Produktivität altersgemischter<br />

Teams, dass die Zusammenarbeit von Jung<br />

und Alt – allgemein betrachtet – nicht gut<br />

funktioniert. Sie nahmen an, dass unterschiedliche<br />

Denk- und Arbeitsweisen sowie<br />

Vorurteile gegenüber der anderen Generation<br />

Konflikte hervorrufen und diese Konflikte sich<br />

negativ auf die Stimmung, die Leistung und<br />

die Gesundheit auswirken. Die über ADIGU<br />

erhobenen Daten haben die eher skeptische<br />

Haltung leider belegt. Es kommt in der Tat zu<br />

Konflikten, die auf Altersunterschiede in den<br />

Teams zurückzuführen sind. Es zeigte sich<br />

aber, dass altersgemischte Teamarbeit unter<br />

besonderen, durchaus gestaltbaren Bedingungen<br />

erfolgreich war.<br />

Altersgemischte Teams funktionieren<br />

dann, wenn ...<br />

Die Ergebnisse des ADIGU-Projekts zeigen,<br />

dass altersgemischte Teamarbeit dann gut<br />

Literatur<br />

Ng, T. W. H. & Feldman, D. C. (2008):<br />

The relationship of age to ten dimensions<br />

of job performance. Journal of<br />

Applied Psychology, 93, 392-423.<br />

Wegge, J.; Frieling, E. & Schmidt, K.-H.<br />

(2008): Alter und Arbeit. Wirtschaftspsychologie,<br />

10 (3).<br />

Wegge, J.; Jungmann, F.; Schmidt, K.-H.<br />

& Liebermann, S. (2011): Das Miteinander<br />

der Generationen am Arbeitsplatz.<br />

funktioniert, wenn:<br />

die Altersunterschiede im Team wenig<br />

auffallen, was beispielsweise dadurch<br />

gefördert wird, indem ein Team über alle<br />

Altersspannen gleichmäßig besetzt wird;<br />

Personen mit geringen Altersvorurteilen<br />

zusammenarbeiten;<br />

komplexere Arbeitsaufgaben ohne großen<br />

Zeitdruck bearbeitet werden;<br />

eine gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung<br />

angestrebt wird;<br />

die Vorgesetzten das Alter wertschätzen<br />

und den altersbedingten Problemen und<br />

individuellen Potenzialen der Arbeitnehmer<br />

Rechnung tragen.<br />

Effizient und Miteinander<br />

‚Gutes‘ durch die Zusammenarbeit von Jung<br />

und Alt kann also nicht einfach deshalb erwartet<br />

werden, weil man Jung und Alt zusammenarbeiten<br />

lässt! Das effiziente Miteinander<br />

der Generationen braucht ein spezifisches<br />

Management. o<br />

Prof. Dr. Jürgen Wegge<br />

Infos<br />

ADIGU im Internet:<br />

http://tinyurl.com/7vta34o<br />

Projekt ADIGU<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des<br />

Projekts ADIGU haben sechs Jahre lang<br />

Daten von mehr als 8.800 Arbeitnehmern<br />

aus 745 Arbeitsgruppen gesammelt. Die<br />

Gruppen sind in verschiedenen Bereichen<br />

tätig, beispielsweise in der Automobilproduktion,<br />

Finanzdienstleistung und Verwaltung.<br />

Zudem wurde eine für Deutschland<br />

repräsentative Telefonumfrage bei 2.000<br />

Erwerbstätigen durchgeführt, in der das<br />

Miteinander der Generationen bei der Arbeit<br />

untersucht wurde.<br />

ADIGU – Altersheterogenität in Arbeitsgruppen<br />

als Determinante von Innovation,<br />

Gruppenleistung und Gesundheit – ist<br />

ein Projekt der Universitäten Dresden und<br />

Dortmund. ADIGU wird von der Deutschen<br />

Forschungsgemeinschaft gefördert.


Akzente – Beruf und Familie<br />

Akzente – Beruf und Familie:<br />

Familienbedingte Erwerbsunterbrechungen durch Mutterschutz und Elternzeit stellen ein wichtiges<br />

Ereignis im Leben berufstätiger (werdender) Mütter und Väter dar. Aber auch Arbeitgeber stehen<br />

vor einer ganzen Reihe organisatorischer Herausforderungen und eine Vielzahl oftmals neuer Fragen<br />

stellt sich auf beiden Seiten: Welche Fristen und Schutzvorschriften sind zu beachten? Welche<br />

Meldungen und Behördengänge sind nötig? Werde ich auf meinen Arbeitsplatz zurückkehren können?<br />

Wie kann ich meine Qualifikation erhalten? Seit 2008 unterstützt die Servicestelle Arbeitswelt und<br />

Elternzeit Beschäftigte und Arbeitgeber in <strong>Brandenburg</strong> dabei, Mutterschutz und Elternzeit möglichst<br />

reibungslos zu organisieren und zu gestalten.<br />

100 Prozent sind, wenn beides funktioniert<br />

Familie und Beruf – die Servicestelle hilft, Reibungsverluste zu vermeiden<br />

Die Staatssekretärin der <strong>Brandenburg</strong>er Landesvertretung beim Bund, Tina Fischer, hatte ihre<br />

neun Monate alte Tochter mitgebracht. Die Vertreterin der Deutschen Bank, Beate Hofmann,<br />

ist Mutter von drei Kindern, sie arbeitet, ihr Mann kümmert sich um die Kinder. Und für<br />

Hans-Dietrich Metge vom Unternehmerverband <strong>Brandenburg</strong> sei es schon mal schwer, Abendtermine<br />

mit jüngeren Verbandsmitgliedern zu finden, weil diese zu Hause bei ihren Kindern<br />

sein möchten, erzählt er.<br />

Gekommen waren sie zur Fachtagung der<br />

Servicestelle Arbeitswelt und Elternzeit, kurz<br />

SAE. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des<br />

ESF-geförderten Projekts beraten Unternehmen<br />

und (werdende) Eltern rund um Mutterschutz<br />

und Elternzeit. Die SAE sei einmalig in<br />

Deutschland, weil Eltern und Unternehmen<br />

beraten werden, sagte Beate Hofmann. Unter<br />

anderem deshalb habe das Projekt die Auszeichnung<br />

‚Ausgewählter Ort‘ erhalten. Den<br />

Preis verleiht die Deutsche Bank zusammen<br />

mit der Initiative ‚Deutschland – Land der<br />

Ideen‘ (s. S. 10).<br />

Größere Bereitschaft bei Jüngeren<br />

Gerade um die Unternehmen zu erreichen,<br />

sei die Servicestelle wichtig, sagte Professor<br />

Carsten Becker, der die Servicestelle evaluiert<br />

hat. Unternehmen nähmen noch nicht<br />

genügend wahr, dass Vereinbarkeit vom<br />

Thema Fachkräftemangel nicht zu trennen sei.<br />

Hans-Dietrich Metge vom Unternehmerverband<br />

bewertet es etwas anders: „Unternehmer<br />

machen, was betriebswirtschaftlich notwendig<br />

ist.“ Unternehmer sähen den Bereich Familie<br />

nicht vorrangig als Unternehmensaufgabe.<br />

Aber er sieht Wandel. In vielen Unternehmen<br />

sei Familienfreundlichkeit zunehmend gelebte<br />

Praxis. Gerade jüngere Unternehmer hätten<br />

eine größere Bereitschaft, sich der Vereinbarkeit<br />

aktiv anzunehmen, so Metge. Ständige<br />

Forderungen der Politik an die Unternehmen,<br />

etwa in Bezug auf mehr Familienfreundlich-<br />

keit, mag Metge nicht mehr hören. Allerdings<br />

gehöre für ihn die Familienfreundlichkeit auf<br />

jeden Fall zur „Arbeitgebermarke“, sagt er.<br />

Von da ist es nur noch ein kleiner Schritt zum<br />

Thema Fachkräfte. Ein originär frauen- und<br />

familienpolitisches Thema ist die Vereinbarkeit<br />

schon lange nicht mehr. Frauen werden in der<br />

Wirtschaft gebraucht. Arbeitsminister Günter<br />

Baaske wies auf der Tagung darauf hin, dass<br />

in <strong>Brandenburg</strong> Stellen für Fachkräfte nicht<br />

besetzt werden können, „obwohl bundesweit<br />

fünf Millionen gut ausgebildete Frauen zu<br />

Hause bleiben“. Günter Baaske unterstrich,<br />

dass das Angebot der Servicestelle nachgefragt<br />

wird. In den ersten drei Projektjahren<br />

hätten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

mehr als 2.400 Beratungsgespräche geführt,<br />

davon mehr als 700 mit Unternehmensvertreterinnen<br />

und -vertretern.<br />

Arbeitgeber ländliche Gemeinde<br />

Ganz praktische Probleme hat Barbara Klembt,<br />

Bürgermeisterin der Gemeinde Wiesenburg/<br />

Mark. Die Gemeinde erstreckt sich über eine<br />

große Fläche. Fünf gemeindeeigene Kitas<br />

bieten ortsnahe Betreuung. „Wenn eine<br />

Erzieherin schwanger wird, ist es für uns fast<br />

unmöglich, Ersatz zu bekommen“, sagt sie. Auf<br />

dem Arbeitsmarkt gebe es so gut wie keine Erzieherinnen.<br />

Sie würde gerne das Angebot der<br />

Servicestelle testen, dabei zu helfen, eine Ersatzkraft<br />

zu finden. Ihre Bitte auf der Tagung,<br />

den ländlichen Raum zu berücksichtigen, geht<br />

Staatssekretärin Tina Fischer mit ihrer Tochter. „Es<br />

ist eine Illusion, zu glauben, dass beides einfach<br />

klappt – 100 Prozent im Beruf und 100 Prozent<br />

für die Familie geht nicht“<br />

aber weiter. Sie denkt dabei beispielsweise an<br />

den Betreuungsschlüssel, der es ihr finanziell<br />

nicht ermöglicht, in kleinen Kitas mehr als<br />

eine Erzieherin zu beschäftigen.<br />

Berechtigtes Interesse der Frauen<br />

– Befürchtungen der Arbeitgeber<br />

Karin Böttger ist im <strong>Brandenburg</strong>er Arbeits-<br />

ministerium für die Servicestelle zuständig.<br />

Sie ist die Initiatorin der Servicestelle, hatte<br />

die Idee dafür. Karin Böttger betont das „berechtigte<br />

Interesse“ von Frauen, im Anschluss<br />

an Mutterschutz und Elternzeit auf einen<br />

Arbeitsplatz zu gleichen Bedingungen ww<br />

1|<strong>2012</strong><br />

9


Akzente – Beruf und Familie<br />

vv zurückzukehren. Denn das sei häufig nicht<br />

der Fall. So hätten bundesweit 36 Prozent der<br />

Rückkehrerinnen eine andere Stellenbeschreibung,<br />

bei 37 Prozent hätten die Unternehmen<br />

Managementaufgaben entzogen. „Die Arbeitgeber<br />

befürchten Reibungsverluste nach der<br />

Rückkehr“, sagt Böttger. Deswegen würden Arbeitsaufgaben<br />

anders verteilt. Die Servicestelle<br />

soll helfen, diese Befürchtungen zu reduzieren.<br />

Etwa dadurch, dass die Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter Arbeitgeber und Eltern dabei unterstützen,<br />

die Rückkehr auf den Arbeitsplatz<br />

frühzeitig zu organisieren.<br />

Professor Carsten Becker plädierte dafür, die<br />

Arbeit der Servicestelle zu verstetigen. Perspektivisch<br />

müsse die Servicestelle ein Dienstleistungszentrum<br />

werden, das Unternehmen<br />

hilft, sich familienfreundlich zu entwickeln.<br />

Vereinbarkeit, ein neuer Trend<br />

Bundesweit wird für Unternehmen die<br />

Vereinbarkeit als Strategie zur Fachkräftesicherung<br />

wichtiger. Das ist ein Ergebnis der<br />

DIHK-Unternehmensbefragung vom Herbst<br />

Eine tolle Idee am richtigen Ort – die Servicestelle Arbeitswelt und Elternzeit<br />

Der Erfolg hat viele Gesichter, von links<br />

Christian Neumann (SAE), Dr. Veit-Stephan<br />

Zweynert (Geschäftsführer der <strong>LASA</strong> <strong>Brandenburg</strong><br />

<strong>GmbH</strong>), Monika Fischer (SAE), Monika<br />

Burkhard (Land der Ideen), Simone Olbrich<br />

(SAE), Gerlinde Grass (SAE), Minister Günter<br />

Baaske, Katarina Weisberg (Landesamt für<br />

10 1|<strong>2012</strong><br />

2011: Innerhalb der letzten vier Jahre habe<br />

der Anteil der Unternehmen, die ihre Maßnahmen<br />

ausbauen wollen, von 15 Prozent auf 25<br />

Prozent zugenommen. Auch in <strong>Brandenburg</strong><br />

gehen Unternehmen diesen Weg. Hans-Dietrich<br />

Metge kennt Unternehmen, „ich kann auf<br />

der Stelle fünf oder sechs nennen“, die flexible<br />

Arbeitszeiten oder Belegplätze in Kitas haben.<br />

„Der Mittelstand tut es, wenn es betrieblich<br />

notwendig und machbar ist“, sagt er.<br />

Sabine Hübner, Abteilungsleiterin im Arbeitsministerium,<br />

sieht die Entwicklung. Die<br />

Arbeitgeber hätten erkannt, dass eine gute<br />

Work-Life-Balance eine produktive Ressource<br />

der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist, so<br />

Sabine Hübner. „Beruf und Familie sind zu<br />

vereinbaren“, sagt auch Staatssekretärin Tina<br />

Fischer, aber es gebe Grenzen: „100 Prozent<br />

auf der Arbeit und für die Familie geht nicht.“<br />

Für Arbeitsminister Baaske sind „100 Prozent,<br />

wenn beides funktioniert“. o (jac)<br />

Infos<br />

DIHK-Arbeitsmarktreport 2011 im Internet: www.dihk.<br />

de/ressourcen/downloads/arbeitsmarkt-herbst-11.pdf<br />

Arbeitsschutz), Staatssekretärin Tina Fischer,<br />

Beate Hofmann (Deutsche Bank), Karin Böttger<br />

(<strong>Brandenburg</strong>er Arbeitsministerium). Auf der<br />

Fachtagung am 9. Dezember in der Berliner<br />

Vertretung des Landes <strong>Brandenburg</strong> erhielt<br />

die Servicestelle den Preis ‚Ausgewählter Ort‘.<br />

Überreicht wurde dieser von Beate Hofmann<br />

Die Servicestelle<br />

Die Servicestelle Arbeitswelt und Elternzeit<br />

berät Betriebe und (werdende) Eltern<br />

rund um die Themen Mutterschutz, Elternzeit<br />

und Rückkehr an den Arbeitsplatz.<br />

Die SAE hilft, familienbedingte Auszeiten<br />

zu planen und berät zu rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen.<br />

Kleine und mittlere Unternehmen werden<br />

unterstützt, Familienphasen ihrer<br />

Beschäftigten zu überbrücken.<br />

Die Servicestelle unterstützt in Zusammenarbeit<br />

mit der Agentur für Arbeit<br />

Unternehmen dabei, passende Ersatzkräfte<br />

zu finden.<br />

Infos<br />

Die Servicestelle im Internet:<br />

www.lasa-brandenburg.de/Arbeitswelt-und-<br />

Elternzeit.812.0.html<br />

Die Servicestelle Arbeitswelt und<br />

Elternzeit wird aus Mitteln des ESF und<br />

des Landes gefördert.<br />

Deutschland – Land der Ideen<br />

Deutschland – Land der Ideen ist eine Initiative<br />

von Wirtschaft und Bundesregierung.<br />

Die Initiative prämiert Projekte, die Innovation,<br />

Erfindergeist und Einfallsreichtum leben.<br />

365 Orte im Land der Ideen<br />

Seit 2006 ehrt die Initiative ‚Deutschland –<br />

Land der Ideen‘ in Kooperation mit der Deutschen<br />

Bank Ideen und Projekte, die einen<br />

nachhaltigen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit<br />

Deutschlands leisten. Die 365 ‚Ausgewählten<br />

Orte‘ stehen für Ideenreichtum und Umsetzungsstärke<br />

der Menschen im Land.<br />

Infos<br />

Die Initiative im Internet: www.land-der-ideen.de<br />

von der Deutschen Bank. Beate Hofmann hob<br />

hervor, dass hinter dem Projekt SAE vier Institutionen<br />

stünden, die den Erfolg begründeten:<br />

das Gleichstellungsreferat des <strong>Brandenburg</strong>er<br />

Arbeitsministeriums, der Projektbeirat, die<br />

<strong>LASA</strong> und das Team SAE. o<br />

(jac)


Jede Woche eine Meldung<br />

Die Bürgerhilfe in Königs Wusterhausen beschäftigt fast nur Frauen<br />

400 Beschäftigte und es sollen noch mehr werden. Die Volkssolidarität Bürgerhilfe g<strong>GmbH</strong> ist<br />

ein gutes Beispiel dafür, dass die Pflegebranche wächst. „Die Arbeit ist da, wir könnten noch<br />

viel mehr annehmen“, sagt Geschäftsführerin Carola Ahlert. Groß geworden ist das Unternehmen<br />

mit der Arbeit von Frauen, sie machen „99 Prozent“ der Beschäftigten aus.<br />

Die Bürgerhilfe betreibt ambulante Pflegedienste<br />

und Seniorenheime, vor allem im<br />

Landkreis Dahme-Spreewald, aber auch darüber<br />

hinaus. „Wir bekommen jede Woche eine<br />

Schwangerschaftsmeldung“, erzählt Carola<br />

Ahlert. Mutterschutz und Elternzeit ist für sie<br />

nichts Neues. Dennoch arbeitet sie regelmäßig<br />

mit der Servicestelle Arbeitswelt und Elternzeit<br />

zusammen. „Ich gleiche mit der Servicestelle<br />

ab, ob meine Informationen noch stimmen,<br />

die Gesetze ändern sich so schnell.“ Auch ihre<br />

Mitarbeiterinnen riefen bei der Servicestelle<br />

an, sagt Ahlert.<br />

Über die Informationen hinaus schätzt Ahlert<br />

die Anregungen, die sich aus der Zusammenarbeit<br />

mit der Servicestelle ergeben. „Wir haben<br />

ein Brainstorming gemacht, was die Bürgerhilfe<br />

Müttern anbieten kann, wenn sie anfangen<br />

zu arbeiten.“ Herausgekommen seien etwa<br />

verschiedene Arbeitszeitmodelle. „Manche<br />

fangen um 6:00 Uhr, andere um 8:00 Uhr an,<br />

es müssen nicht alle Mitarbeiterinnen gleich<br />

früh da sein“, sagt sie.<br />

Eine weitere Idee, die mit der Zusammenarbeit<br />

gereift ist, ist ein eigener Kindergarten. „Das<br />

ist mein Traum.“ Die Bürgerhilfe hat sich als<br />

Betreiber in Königs Wusterhausen beworben.<br />

Aber auch wenn es mit der Trägerschaft nicht<br />

klappt, freut sich Carola Ahlert über weitere<br />

Plätze. Als Arbeitgeberin ist sie darauf angewiesen.<br />

„Eine Krankenschwester möchte seit<br />

September wieder bei mir arbeiten, bekommt<br />

aber keinen Kitaplatz.“ o (jac)<br />

Infos<br />

Die Volkssolidarität Bürgerhilfe g<strong>GmbH</strong> finden sie im<br />

Internet unter www.vs-buergerhilfe.de<br />

Akzente – Beruf und Familie<br />

Carola Ahlert arbeitet seit Langem mit der <strong>LASA</strong><br />

zusammen. Über die INNOPUNKT-Kampagne 13<br />

‚Perspektiven für junge Frauen‘ qualifizierten sich<br />

drei Mitarbeiterinnen als Pflegedienstleiterinnen.<br />

„Sowie sie Leiterinnen waren, bekamen alle drei<br />

Babys. Die Position muss Sicherheit bieten“, sagt<br />

Ahlert. Inzwischen arbeiten alle drei wieder<br />

Unternehmen und Elternzeit – hierbei unterstützt die Servicestelle<br />

„Oft die erste Schwangerschaft im Betrieb“ – Interview mit Simone Olbrich von der Servicestelle<br />

Ein gutes Drittel derjenigen, die bei der Servicestelle Arbeitswelt und Elternzeit um Rat fragen,<br />

sind Arbeitgeber. Wenn eine Mitarbeiterin schwanger wird, müssen sie die gesetzlichen<br />

Vorschriften befolgen, häufig zum ersten Mal. Die Servicestelle Arbeitswelt und Elternzeit<br />

hilft den Betrieben, die richtigen Schritte in der richtigen Reihenfolge zu gehen.<br />

Frau Olbrich, welche Probleme haben die<br />

Betriebe, die sich an Sie wenden?<br />

Für viele kleinere Unternehmen, und zu uns<br />

kommen hauptsächlich kleinere Unternehmen,<br />

ist es häufig die erste Schwangerschaft, die<br />

sie im Betrieb haben. Diese Betriebe wünschen<br />

Das Landesamt für Arbeitsschutz unterstützt<br />

die Servicestelle dabei, Kontakt mit<br />

Unternehmen und Schwangeren aufzunehmen.<br />

Sowie ein Arbeitgeber der Behörde<br />

eine Schwangerschaft meldet, schickt<br />

diese dem Arbeitgeber und der Schwangeren<br />

Informationsmaterial der Servicestelle<br />

zu.<br />

sich eine Komplettberatung: An wen müssen<br />

sie die Schwangerschaft melden? Wie lange<br />

fällt die Beschäftigte aus, kommen zusätzliche<br />

Kosten auf den Betrieb zu und wie gestaltet<br />

sich die Arbeitsorganisation? Gegebenenfalls<br />

muss der Arbeitgeber die schwangere Mitarbeiterin<br />

auf einen anderen Arbeitsplatz umsetzen<br />

oder ein Beschäftigungsverbot aussprechen.<br />

Die Servicestelle versucht, umfassend Auskunft<br />

zu geben, und verweist bei Detailfragen an die<br />

zuständigen Stellen. Dazu gehören beispielsweise<br />

das Landesamt für Arbeitsschutz, bei<br />

dem Schwangerschaften anzuzeigen sind und<br />

welches über zu beachtende Mutterschutzvorschriften<br />

informiert, und die Elterngeldstellen,<br />

die für die Elterngeldberechnung zuständig<br />

sind.<br />

Kann die Servicestelle Arbeitgeber im Fall<br />

eines Beschäftigungsverbotes bei der Suche<br />

nach einer Ersatzkraft unterstützen?<br />

Ja. Wir arbeiten eng mit den Beauftragten<br />

für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der<br />

Arbeitsagenturen zusammen. Die setzen sich<br />

in ihrem Haus dafür ein, dass der Arbeitgeber<br />

schnell einen Ersatz bekommt.<br />

Welche Qualifikationen werden am häufigsten<br />

gesucht?<br />

Gesucht werden Ersatzkräfte in den Gesundheitsberufen.<br />

Hier haben Schwangere häufig<br />

sofort ein Beschäftigungsverbot. Eine Zahnarzthelferin<br />

darf beispielsweise nicht mehr<br />

arbeiten, weil das Infektionsrisiko zu hoch ist.<br />

Auch ein Frisörgeschäft in der Prignitz hat es<br />

nicht leicht, eine Ersatzkraft zu finden. o (jac)<br />

Infos<br />

Das Beratungsangebot für Arbeitgeber der Servicestelle<br />

Arbeitswelt und Elternzeit finden Sie im Internet<br />

unter http://tinyurl.com/6m32ua3<br />

1|<strong>2012</strong><br />

11


Akzente – Beruf und Familie<br />

„Eine ‚Win-win-Situation‘ für Arbeitgeber und Arbeitnehmer“<br />

Interview mit Uwe Schumacher, Direct Line Versicherung, über das ‚audit berufundfamilie‘<br />

Im August 2010 erhielt die Direct Line Versicherung AG das Zertifikat zum<br />

‚audit berufundfamilie‘. Das Audit unterstützt Unternehmen, eine familienbewusste<br />

Personalpolitik nachhaltig umzusetzen, indem Instrumente entwickelt<br />

werden, mit denen sich Beruf und Familie besser vereinbaren lassen.<br />

BRANDaktuell sprach mit Uwe Schumacher, dem Vorstandsvorsitzenden der<br />

Direct Line, über Gründe, das Audit durchzuführen, über bisher eingeleitete<br />

Maßnahmen und weitere Planungen.<br />

‚audit berufundfamilie‘ bei der<br />

Direct Line Versicherung AG<br />

Die Direct Line Versicherung AG mit Sitz in<br />

Teltow bei Berlin ist mit Beitragseinnahmen<br />

von rund 150 Millionen Euro im Jahr 2010<br />

eines der größten Kfz-Direktversicherungsunternehmen<br />

in Deutschland. Die Gesellschaft<br />

ist auf dem deutschen Markt seit<br />

2002 aktiv und beschäftigt über 360 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter. Das Unternehmen<br />

nimmt an dem Audit teil, weil mit<br />

den vereinbarten Instrumenten die verschiedenen<br />

Lebensphasen und familiären Verantwortlichkeiten<br />

der Beschäftigten besser<br />

berücksichtigt werden können. Ein wichtiges<br />

Maßnahmenpaket bei der Direct Line sind<br />

die flexiblen Arbeitszeitmodelle, insbesondere<br />

für die kundennahen Bereiche.<br />

Infos<br />

Internet: http://tinyurl.com/7ee3sg6<br />

‚audit berufundfamilie‘ –<br />

Förderung in <strong>Brandenburg</strong><br />

Das Land <strong>Brandenburg</strong> förderte vom Dezember<br />

2006 bis März 2011 insgesamt 20 kleine<br />

und mittlere Unternehmen beim Erlangen<br />

des Zertifikates ‚audit berufundfamilie‘ im<br />

Rahmen des familien- und kinderpolitischen<br />

Maßnahmenpakets der Landesregierung. In<br />

einer aktuellen Best-Practice-Broschüre informiert<br />

das Ministerium für Arbeit, Soziales,<br />

Frauen und Familie (MASF) über die Förderung<br />

und stellt ausgewählte Betriebe vor.<br />

Infos<br />

Bestellung der Broschüre: MASF-Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Heinrich-Mann-Allee 103, 14473 Potsdam;<br />

E-Mail: masf.presse@masf.brandenburg.de<br />

Die Auditierungen wurden durch das MASF<br />

aus Mitteln des ESF gefördert.<br />

12 1|<strong>2012</strong><br />

Herr Schumacher, warum<br />

hat Direct Line am Audit<br />

teilgenommen?<br />

Der Hauptgrund, warum wir<br />

uns dem Thema stellen, ist,<br />

dass wir hoffen, dadurch<br />

für Fachkräfte attraktiver<br />

zu werden. Wir sind als<br />

Versicherung vergleichsweise<br />

kein großes Unternehmen und<br />

auch der Standort ist für die<br />

Versicherungsbranche eher<br />

untypisch. Da es mittlerweile schwerer wird,<br />

neue Mitarbeiter zu rekrutieren, wollen wir<br />

uns als Unternehmen im Bereich Work-Life-<br />

Balance profilieren. Wir haben zwar bereits vor<br />

dem Beginn des Audits im Jahr 2010 Maßnahmen<br />

eingeführt, doch die sind eher zufällig<br />

entstanden. Mit dem Audit versuchen wir nun,<br />

strukturierte Verbesserungen und weitere<br />

Instrumente einzuführen.<br />

Welche Maßnahmen haben Sie bereits umgesetzt<br />

bzw. wollen Sie noch einführen?<br />

Bereits vor dem Audit haben wir die Kinderferiencamps<br />

für die Kinder unserer Belegschaft organisiert,<br />

die wir auch weiterhin veranstalten.<br />

Die 10- bis 14-tägigen Sommercamps, die stets<br />

unter einem thematischen Motto stehen, erfreuen<br />

sich einer regen Nachfrage. Dann haben<br />

wir ein Eltern-Kind-Zimmer eingerichtet, um<br />

den Mitarbeitern bei plötzlichen Betreuungsengpässen<br />

eine weitere flexible Möglichkeit der<br />

Betreuung anzubieten. Auch dieses Angebot<br />

wird gut nachgefragt.<br />

Ein großer Komplex sind bei uns die verschiedenen<br />

Arbeitszeitmodelle. Für den nicht<br />

kundennahen Bereich ist dies relativ einfach.<br />

Wir haben hier eine Regelung auf Vertrauensarbeitszeit,<br />

wonach jeder Mitarbeiter selbst<br />

bestimmen kann, wie er seine Arbeitszeit<br />

weitestgehend gestaltet. Nicht so einfach sind<br />

die Arbeitszeitmodelle in den Bereichen mit<br />

Kundenkontakt. Unser Anspruch ist es, den<br />

Kunden von 7:00 bis 21:00 Uhr zur Verfügung<br />

zu stehen. Unsere Arbeitszeitregelung sieht<br />

nun vor, dass die Mitarbeiter sich für die vier<br />

Stunden mit Kundenkontakt festlegen müssen<br />

und ansonsten vier Stunden ihre Arbeitszeit<br />

flexibel wählen können. Insgesamt haben wir<br />

festgestellt, dass nicht nur die Mitarbeiter mit<br />

dieser Regelung zufriedener, sondern auch die<br />

Bearbeitungszahlen gestiegen sind. Es gibt<br />

also eine Win-win-Situation für beide Seiten.<br />

Aufgrund dieser positiven Erfahrung planen<br />

wir nun ein mehrjähriges Arbeitszeitkonto zum<br />

Ansparen längerer, bezahlter Freistellungen<br />

einzuführen. Doch der Ansatz lässt sich nicht<br />

so einfach umsetzen.<br />

Können Sie schon einschätzen, welche Vorteile<br />

Ihnen die Teilnahme am Audit gebracht<br />

hat?<br />

Direkt lassen sich die Vorteile nicht messen.<br />

Ich denke aber, dass bei der ‚eigentlichen‘<br />

Bewerbung das Siegel nicht ausschlaggebend<br />

ist. Gerade bei jungen Fachkräften, beispielsweise<br />

im Bereich E-Commerce oder Social<br />

Media, gewinnt das Thema Work-Life-Balance<br />

an Bedeutung. Wenn sich Direct Line dabei von<br />

anderen Unternehmen in der Region positiv<br />

abheben kann, wachsen auch Chancen, diese<br />

Fachkräfte für uns zu gewinnen. o (em)


Trends – Tendenzen – Entwicklungen<br />

Arbeitsmarktbericht 2010/2011 zieht Bilanz über die Arbeitspolitik des Landes<br />

Das Land <strong>Brandenburg</strong> gehört zu den Bundesländern mit dem höchsten Zuwachs an sozialversicherungspflichtiger<br />

Beschäftigung während der letzten eineinhalb Jahre – dies ist ein<br />

Aspekt des <strong>Brandenburg</strong>er Arbeitsmarktes, der in dem Arbeitsmarktbericht 2010/2011 des<br />

Ministeriums für Arbeit, Soziales, Frauen und Familie analysiert wird. Der Bericht umfasst drei<br />

Bereiche: erstens die Analyse der Beschäftigungsentwicklung, zweitens die Entwicklung der<br />

Arbeitslosigkeit und drittens eine Übersicht und Bewertung der arbeitspolitischen Förderansätze<br />

des Landes, der Bundesagentur für Arbeit und der Jobcenter.<br />

Beschäftigungsentwicklung<br />

Im Jahr 2010 betrug der Beschäftigungsanstieg<br />

im Land <strong>Brandenburg</strong> 1 Prozent. Die Zahl<br />

der Erwerbstätigen stieg damit auf 1.069.200<br />

Personen. Zum Beschäftigungsanstieg trugen<br />

insbesondere die Bereiche Finanzierung,<br />

Vermietung und Unternehmensdienstleistungen<br />

bei, gefolgt von den öffentlichen und<br />

privaten Dienstleistungen. In <strong>Brandenburg</strong> lag<br />

die Erwerbstätigenquote 2010 bei 73 Prozent,<br />

für Männer erreichte sie 75 Prozent und für<br />

Frauen 71 Prozent. Der Wert für die Älteren ab<br />

55 Jahre betrug 60 Prozent.<br />

Allerdings – nicht jeder Beschäftigungszuwachs<br />

ist automatisch Anlass zur Freude.<br />

Denn die atypischen Arbeitsverhältnisse, wie<br />

Teilzeitarbeit oder Leiharbeit, haben in den<br />

vergangenen Jahren deutlich zugenommen<br />

und machen in <strong>Brandenburg</strong> inzwischen rund<br />

ein Drittel aller Beschäftigungen aus.<br />

Arbeitslosigkeit<br />

Für das Jahr 2010 ist folgende Entwicklung<br />

festzustellen:<br />

Die Zahl der registrierten Arbeitslosen<br />

nahm in <strong>Brandenburg</strong> im Jahresverlauf<br />

2010 von 170.282 auf 141.019 ab. Das ist<br />

ein Rückgang von 17 Prozent.<br />

Im Jahresdurchschnitt 2010 waren in <strong>Brandenburg</strong><br />

148.749 Personen arbeitslos. Das<br />

sind 10 Prozent weniger als im Vorjahr.<br />

Im Ländervergleich weist <strong>Brandenburg</strong> nach<br />

Thüringen und Sachsen-Anhalt den drittgrößten<br />

Rückgang der Arbeitslosenzahlen<br />

im Jahr 2010 auf.<br />

Doch trotz dieser insgesamt positiven Entwicklung<br />

ist anzumerken, dass vor allem Ältere,<br />

Geringqualifizierte und Schwerbehinderte<br />

ein hohes Risiko haben, den Weg zurück in<br />

die Beschäftigung auch längerfristig nicht zu<br />

schaffen. So waren 2010 mehr als 16 Prozent<br />

aller Arbeitslosen in <strong>Brandenburg</strong> zwei Jahre<br />

und länger arbeitslos.<br />

Ein ähnlich differenziertes Bild zeigt die<br />

Jugendarbeitslosigkeit. Ihr Rückgang um fast<br />

15 Prozent in 2010 im Vergleich zum Vorjahr<br />

ist erfreulich. Dennoch war die Arbeitslosenquote<br />

unter den Jugendlichen und jungen<br />

Erwachsenen in <strong>Brandenburg</strong> mit über 11<br />

Prozent immer noch fast doppelt so hoch wie<br />

in Westdeutschland.<br />

Arbeitspolitik im<br />

Land <strong>Brandenburg</strong><br />

Die bisher beschriebenen Entwicklungen zeigen,<br />

dass die Arbeitspolitik des Landes weiterhin<br />

vor großen Herausforderungen steht. Nach<br />

wie vor erfordert es besondere Anstrengungen,<br />

auch Menschen mit schlechteren Integrations-<br />

Lesezeichen<br />

und Vermittlungschancen am Arbeitsleben<br />

zu beteiligen. Dafür werden die Programme,<br />

die aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF)<br />

und Landesmitteln finanziert werden, ebenso<br />

benötigt, wie die Maßnahmen der aktiven<br />

Arbeitsförderung durch die Bundesagentur für<br />

Arbeit und die Jobcenter.<br />

Mit dem Arbeitspolitischen Programm <strong>Brandenburg</strong>s<br />

‚In Menschen investieren – Regionen<br />

stärken‘ (APP) reagiert das Land auf diese<br />

Herausforderungen. Es wird im Wesentlichen<br />

aus dem ESF in der Förderperiode von 2007<br />

bis 2013 finanziert. Bis Ende 2010 wurden<br />

über das APP 360.000 Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer gefördert. Insgesamt wurden im<br />

Arbeitspolitischen Programm im Jahr 2010<br />

<strong>Brandenburg</strong><br />

1,0<br />

Berlin<br />

1,0<br />

Bundesgebiet Ost<br />

0,7<br />

Thüringen<br />

0,7<br />

Sachsen<br />

0,7<br />

Rheinland-Pfalz<br />

0,7<br />

Niedersachsen<br />

0,7<br />

Hamburg<br />

0,7<br />

Bayern<br />

0,6<br />

Deutschland<br />

0,5<br />

Bundesgebiet West<br />

Schleswig-Holstein<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Saarland<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Baden-Württemberg<br />

Hessen<br />

Bremen<br />

0,5<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,4<br />

0,4<br />

0,4<br />

0,3<br />

-0,1<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

-0,4<br />

-0,4 -0,2 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0<br />

Erwerbstätige in den Bundesländern: Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in Prozent;<br />

Quelle: Arbeitskreis ‚Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Länder‘ (März 2011)<br />

durch das MASF Zuwendungen in Höhe von<br />

rund 94 Millionen Euro ausgezahlt. Von den<br />

ausgezahlten Fördermitteln kamen knapp 80<br />

Millionen Euro aus dem ESF und rund 15<br />

Millionen Euro wurden aus Landesmitteln<br />

gezahlt. o (em)<br />

Infos<br />

Bestellungen: MASF , Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Heinrich-Mann-Allee 103, 14473 Potsdam;<br />

E-Mail: masf.presse@masf.brandenburg.de<br />

Der Arbeitsmarktbericht wurde aus Mitteln<br />

des ESF und des Landes gefördert.<br />

1|<strong>2012</strong><br />

13


Förderticker<br />

+ + + <strong>Brandenburg</strong>-Förderticker + + +<br />

Regionalbudget V<br />

Neue Runde startet<br />

Im Land <strong>Brandenburg</strong> startet am 1. März <strong>2012</strong><br />

die fünfte Runde des seit 2007 aufgelegten innovativen<br />

Förderprogramms ‚Beschäftigungsperspektiven<br />

eröffnen – Regionalentwicklung<br />

stärken, kurz: Regionalbudget V. Insgesamt<br />

stehen etwa 50 Mio. Euro zur Verfügung. Pro<br />

Jahr werden ca. 180 Projekte gefördert, die bis<br />

Februar 2014 Landkreise und kreisfreie Städte<br />

in <strong>Brandenburg</strong> unterstützen, die Vermittlungschancen<br />

von arbeitslosen Frauen und<br />

Männern zu verbessern, die soziale Teilhabe<br />

von arbeitslosen Frauen und Männern zu<br />

vergrößern und Akteurskooperationen und die<br />

Netzwerkbildung vor Ort anzuregen. Zurzeit<br />

+ + + Bundes-Förderticker + + +<br />

High-Tech Gründerfonds II<br />

Die 2. Runde eröffnet<br />

Das Bundeswirtschaftsministerium stellt mit<br />

dem High-Tech Gründerfonds II (HTGF) kapitalsuchenden<br />

Unternehmen eine Erstfinanzierung<br />

von bis zu 500.000 Euro als Risikokapital<br />

zur Verfügung. Damit sollen aussichtsreiche<br />

Forschungsvorhaben auf dem Weg in ein<br />

Unternehmen unterstützt werden. Junge<br />

Unternehmen verfügen dadurch über ausreichendes<br />

Kapital, um eine Anlaufphase von ein<br />

bis zwei Jahren zu überbrücken. Vielen gelingt<br />

es bis dahin, eine Anschlussfinanzierung durch<br />

private Kapitalgeber einzuwerben oder auf<br />

Grundlage eigener Umsätze zu wachsen.<br />

Infos<br />

Internet: http://tinyurl.com/7zhe7ur<br />

Bildungsprämie<br />

Förderphase verlängert<br />

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />

(BMBF) verlängert die Förderrichtlinie<br />

‚Bildungsprämie‘ um zwei Jahre. Damit unterstützt<br />

das BMBF seit 2008 bildungsinteressierte<br />

Erwerbstätige. Diese können sich an eine<br />

der fast 600 Beratungsstellen in Deutschland<br />

wenden, um einen ‚Bildungsprämiengutschein‘<br />

zu erhalten, der die Hälfte der Kosten der<br />

Qualifizierung abdeckt, maximal bis zu 500<br />

14 1|<strong>2012</strong><br />

werden zwischen allen Kreisen und kreisfreien<br />

Städten und dem Ministerium für Arbeit,<br />

Soziales, Frauen und Familie (MASF) Zielvereinbarungen<br />

abgeschlossen.<br />

Die <strong>LASA</strong> hat zur Information der Träger ein<br />

Merkblatt des MASF und alle anderen wichtigen<br />

Dokumente zur Antragstellung auf ihren<br />

Internetseiten zur Verfügung gestellt. Nutzen<br />

Sie bitte auch das Beratungsangebot der <strong>LASA</strong>.<br />

Infos<br />

Ansprechpartnerinnen sind Beraterinnen und ein<br />

Berater des Teams Regionalberatung, Tel.: (03 31)<br />

60 02-2 00, Internet: www.lasa-brandenburg.de/<br />

Regionalbudget.522.0.html<br />

Das Regionalbudget wird durch das MASF aus<br />

Mitteln des ESF gefördert.<br />

Euro. Die Bildungsprämie trägt auch zum<br />

notwendigen Mentalitätswechsel in Bezug auf<br />

das lebenslange Lernen bei.<br />

Infos<br />

Internet: www.bildungspraemie.info,<br />

Tel.: (08 00) 2 62 30 00<br />

Das Programm wird aus Mitteln des<br />

ESF und des Bundes gefördert.<br />

AZWV-Zertifizierung<br />

Achtung, wichtige Änderungen<br />

Bisher mussten Anbieter beruflicher Weiterbildung<br />

eine AZWV-Zertifizierung für ihr<br />

Unternehmen und den entsprechendem Kurs<br />

vorhalten, um Bildungsgutscheine abrechnen<br />

zu können. Nun benötigen ebenso Anbieter<br />

mit Maßnahmen zur Aktivierung und<br />

beruflichen Eingliederung, Berufsvorbereitung<br />

und -orientierung, ausbildungsbegleitenden<br />

Hilfe, außerbetrieblichen Berufsausbildung<br />

diese Zertifizierung, wenn sie Bildungs-,<br />

Aktivierungs- oder Vermittlungsgutscheine<br />

abrechnen möchten. Die Akkreditierung der<br />

fachkundigen Stellen wird zukünftig durch die<br />

Deutsche Akkreditierungsstelle <strong>GmbH</strong> (DAkkS)<br />

erfolgen. Die Änderungen werden in der neuen<br />

AZAV (Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung<br />

– Arbeitsförderung) berücksichtigt.<br />

Nach Aussagen der aktuellen fachkundigen<br />

Stelle, der Bundesagentur für Arbeit, ist vor<br />

Qualifizierung in Unternehmen<br />

Richtlinie verlängert<br />

Die Richtlinie des Ministeriums für Arbeit,<br />

Soziales, Frauen und Familie (MASF) zur Förderung<br />

der Kompetenzentwicklung durch Qualifizierung<br />

in Unternehmen vom 10. Dezember<br />

2010 wurde verlängert und gilt jetzt bis zum<br />

30. Juni <strong>2012</strong>. Gefördert wird die Qualifizierung<br />

von Beschäftigten und des Managements<br />

nach betrieblichem Qualifizierungsbedarf in<br />

kleinen und mittleren Unternehmen (KMU).<br />

Infos<br />

Internet: www.lasa-brandenburg.de/Qualifizierung-in-<br />

Unternehmen.652.0.html<br />

Die Richtlinie wird durch das MASF aus<br />

Mitteln des ESF gefördert.<br />

dem 1. April <strong>2012</strong> nicht mit der Umsetzung<br />

der neuen Anerkennung zu rechnen. Für Träger<br />

mit einer AZWV-Zertifizierung ändert sich<br />

vorerst nichts. Die Zulassungen bleiben gültig<br />

und werden beim nächsten Audit auf AZAV<br />

umgestellt.<br />

Infos<br />

Das Gesetz finden Sie auf den Internetseiten des Bundesministeriums<br />

für Arbeit http://tinyurl.com/7ge9wx6<br />

Beratungsförderung<br />

Angebot erweitert<br />

Das Bundesministerium für Wirtschaft und<br />

Technologie (BMWi) unterstützt noch bis 2014<br />

mit Zuschüssen kleine und mittlere Unternehmen,<br />

um Beratungsleistungen zu kaufen<br />

oder die Teilnahme an Qualifizierungen zu<br />

ermöglichen. Ab 1. Januar <strong>2012</strong> kamen neue<br />

Förderschwerpunkte hinzu. Gefördert werden<br />

jetzt auch Beratungen und Seminare zur Fachkräftesicherung,<br />

zur Übergabe von Unternehmen,<br />

zur Integration von Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern mit Migrationshintergrund in den<br />

Betrieb und zum Aufbau von Schutzsystemen<br />

gegen Wirtschaftskriminalität.<br />

Infos<br />

Internetseiten des Bundesamtes für Wirtschaft und<br />

Ausfuhrkontrolle: www.bafa.de/beratungsfoerderung<br />

Das Programm wird aus Mitteln des<br />

ESF und des Bundes gefördert.


Gründungszuschuss<br />

Änderung<br />

Das Gesetz zur Verbesserung der Eingliederungschancen<br />

am Arbeitsmarkt wurde am 27.<br />

Dezember im Bundesgesetzblatt veröffentlicht.<br />

Die meisten Änderungen wurden am 1. Januar<br />

wirksam, außer die zum Gründungszuschuss.<br />

Diese traten bereits am 28. Dezember in Kraft.<br />

Ab diesem Tag gilt:<br />

Der Gründungszuschuss kann nur dann gewährt<br />

werden, wenn am Tag der Gründung<br />

noch ein Restanspruch auf das Arbeitslosengeld<br />

von mindestens 150 Tagen besteht.<br />

Mittelstandsförderung<br />

Bis 2020 fortsetzen<br />

Die Europäische Kommission hat am 30.<br />

November 2011 den Entwurf einer Verordnung<br />

über die Einrichtung eines Programms zur<br />

Förderung der Wettbewerbsfähigkeit kleiner<br />

und mittlerer Unternehmen (KMU) für die Förderperiode<br />

2014 bis 2020 vorgestellt. Mit dem<br />

Programm soll die Wettbewerbsfähigkeit der<br />

europäischen Industrie gestärkt, unternehmerische<br />

Initiative sowie die Gründung und das<br />

Wachstum von KMU unterstützt werden.<br />

Jetzt müssen EU-Rat und das EU-Parlament<br />

über alle EU-Förderprogramme verhandeln.<br />

Der Staatssekretär des Bundeswirtschaftsministeriums<br />

fordert, die EU-Förderung für KMU<br />

mit nationalen und regionalen Instrumenten<br />

so abzustimmen, dass sie sich ergänzen.<br />

Infos<br />

Pressemitteilung auf den Internetseiten des Bundeswirtschaftsministeriums:www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Presse/pressemitteilungen,did=459192.html<br />

Dringende Sofortmaßnahmen<br />

Jugendarbeitslosigkeit<br />

Die EU-Kommission fordert die Mitgliedstaaten<br />

auf, den Europäischen Sozialfonds (ESF)<br />

noch besser im Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit<br />

zu nutzen. Noch würden 30 Mrd.<br />

Euro dafür bereitstehen. Da sich die Jugendarbeitslosigkeit<br />

im EU-Durchschnitt auf einem<br />

gefährlich hohem Niveau befindet, schlägt die<br />

Kommission mit der neuen Initiative ‚Chancen<br />

für junge Menschen‘ folgende Sofortmaßnahmen<br />

vor:<br />

In den ersten sechs Monaten (bisher neun<br />

Monate) erhalten Existenzgründer den<br />

Gründungszuschuss in Höhe des bisherigen<br />

Arbeitslosengeldes plus 300 Euro monatlich<br />

zusätzlich.<br />

Der Gründungszuschuss kann für weitere<br />

neun Monate (bisher sechs Monate) in<br />

Höhe von 300 Euro monatlich geleistet<br />

werden.<br />

Unverändert ist die Tragfähigkeit der Geschäftsidee<br />

durch eine Stellungnahme einer<br />

fachkundigen Stelle nachzuweisen.<br />

Ebenfalls unverändert müssen Gründungswillige<br />

die persönliche Eignung nachwei-<br />

Mit 4 Mio. Euro sollen ‚Jugendgarantie‘-<br />

Systeme entwickelt werden, die gewährleisten,<br />

dass junge Menschen innerhalb von<br />

vier Monaten nach Verlassen der Schule<br />

entweder eine Arbeitsstelle oder einen Ausoder<br />

Weiterbildungsplatz finden.<br />

Mit 1,3 Mio. Euro sollen in der EU 10<br />

Prozent mehr Lehrstellen, etwa 370.000,<br />

geschaffen werden.<br />

3 Mio. Euro stehen für die technische<br />

Unterstützung der ESF-Maßnahmen zur<br />

Verfügung, um mit Förderprogrammen junge<br />

Existenzgründer und Sozialunternehmer<br />

in den Mitgliedstaaten zu unterstützen.<br />

Für die bessere Vermittlung von Lehr- und<br />

Praktikumsstellen in Unternehmen sollen<br />

im Jahr <strong>2012</strong> mindestens 130.000 Vermittlungen<br />

im Rahmen der Programme ERAS-<br />

MUS und LEONARDO DA VINCI erfolgen.<br />

Im Zuge der Initiative ‚Dein erster EURES-<br />

Arbeitsplatz‘ sollen 5.000 junge Menschen<br />

in den Jahren <strong>2012</strong>/2013 bei der Suche<br />

nach einem Arbeitsplatz in einem anderen<br />

Mitgliedstaat unterstützt werden. (Die<br />

Antragsfrist hierfür ist bereits abgelaufen.)<br />

Durch den Europäischen Freiwilligendienst<br />

sollen <strong>2012</strong> mindestens 10.000 Arbeitsgelegenheiten<br />

bereitgestellt werden.<br />

Im Jahr <strong>2012</strong> soll ein Qualitätsrahmen für<br />

die Gewährleistung hochwertiger Praktika<br />

in der EU vorgestellt werden.<br />

ERASMUS für Unternehmer wird <strong>2012</strong> rund<br />

600 weitere Austausche finanzieren.<br />

Infos<br />

Pressemitteilung der EU-Kommission mit weiterführenden<br />

Links unter http://tinyurl.com/77c5v9h<br />

Teile der Initiative werden aus Mitteln des<br />

ESF gefördert.<br />

Förderticker<br />

sen. Bei Bedenken an der Eignung kann<br />

die Teilnahme an einer Maßnahme der<br />

Eignungsfeststellung oder zur Vorbereitung<br />

der Existenzgründung erfolgen. Zur Klärung<br />

der Eignung stehen auch die Fachdienste<br />

(Psychologischer Dienst, Ärztlicher Dienst)<br />

zur Verfügung.<br />

Arbeitslosengeldbezieher, die beabsichtigen,<br />

sich selbstständig zu machen, sollten dies<br />

rechtzeitig mit ihrem Arbeitsvermittler<br />

besprechen.<br />

Infos<br />

Internetseiten der Bundesagentur für Arbeit:<br />

http://tinyurl.com/7d6uzlp<br />

+ + + EU-Förderticker + + +<br />

Mehr für östliche EU-Nachbarn<br />

Neue Förderrichtlinie<br />

<strong>2012</strong> und 2013 werden 13 Mio. Euro mehr<br />

für JUGEND IN AKTION in Deutschland<br />

bereitgestellt. Neu ist eine Förderrichtlinie im<br />

Aktionsfeld 3, die Fördermittel und spezifische<br />

Prioritäten für die Jugendarbeit zwischen<br />

der EU und den östlichen Nachbarländern<br />

bereithält. Für das ‚Eastern Partnership Youth<br />

Window‘ des Europäischen Nachbarschaftsund<br />

Partnerschaftsinstruments (ENPI) sind<br />

insgesamt ca. 31,5 Mio. Euro vorgesehen.<br />

Umgesetzt werden soll die Förderung gemäß<br />

den Grundsätzen von JUGEND IN AKTION.<br />

Nutznießer sind Kooperationsprojekte mit<br />

Partnern aus Armenien, Aserbaidschan,<br />

Belarus, Georgien, Moldawien und der Ukraine.<br />

Die Russische Föderation gehört nicht<br />

dazu. Die Förderung geschieht analog der<br />

EuroMed-Kooperation mit den mediterranen<br />

Nachbarländern außerhalb der EU. Ziel ist es,<br />

die Förderung von Jugendorganisationen vor<br />

Ort in diesen Ländern und den Ausbau der<br />

Projekte im Sinne von JUGEND IN AKTION mit<br />

den Nachbarstaaten zu kombinieren. Es sollen<br />

insbesondere junge Menschen aus ländlichen<br />

oder benachteiligten städtischen Gebieten erreicht<br />

werden. Projekte sollen das Bewusstsein<br />

und das Wissen über Jugendarbeit und ihren<br />

Wert vermitteln helfen.<br />

Infos<br />

Internet: www.jugend-in-aktion.de/aenderungen-<strong>2012</strong>;<br />

Hier finden Sie alle Antragshinweise,<br />

Ansprechpartner und die veränderten Antragsfristen<br />

des EU-Programms JUGEND IN AKTION.<br />

Die Richtlinie wird aus Mitteln des<br />

ESF gefördert.<br />

1|<strong>2012</strong><br />

15


Prisma<br />

A. J. P. Carneiro steht vor der Stahlblume<br />

und dem Verwaltungsgebäude<br />

„Ich fühle mich wohl“<br />

R. Movsisyan aus der Ukraine, ArcelorMittal Eisenhüttenstadt<br />

Roza Movsisyan in der Eingangshalle<br />

des Verwaltungsgebäudes<br />

16 1|<strong>2012</strong><br />

„Eine interessante Erfahrung“<br />

A. J. P. Carneiro aus Brasilien, ArcelorMittal Eisenhüttenstadt<br />

Alexandre Janot Pacheco Carneiro ist 27 Jahre alt. Seit August 2008 arbeitet der gelernte<br />

Bauingenieur in Eisenhüttenstadt. Er ist im Verbesserungswesen (Progress Academy) beschäftigt,<br />

wo 12 Mitarbeiter tätig sind, darunter viele mit internationalem Hintergrund.<br />

Der Ingenieur aus Belo Horizonte, einer Großstadt<br />

im Süden Brasiliens, hat zunächst bei<br />

ArcelorMittal, in dem Werk von Vega do Sul,<br />

Brasilien gearbeitet. Dort war er im Projektmanagement<br />

beschäftigt, das eine Verzinkungsanlage<br />

aufgebaut hat. Danach hat er sich für<br />

ein Austauschprogramm interessiert, das der<br />

Konzern aufgelegt hatte, um junge Führungskräfte<br />

zu motivieren, eine Zeit lang im Ausland<br />

tätig zu sein.<br />

„Meine Wahl fiel auf Deutschland, weil<br />

deutsche Produkte einen Hightech-Standard<br />

besitzen und ich denke, dass ich davon profitieren<br />

kann. Außerdem wollte ich gerne noch<br />

eine fremde Sprache lernen, so begründet<br />

A. J. P. Carneiro seine Auswahl für den Standort<br />

Eisenhüttenstadt.<br />

Seit 2002 ist die Ingenieurin Roza Movsisyan<br />

bei ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt<br />

beschäftigt. Sie ist derzeit im Roheisenwerk<br />

als Managementingenieurin für die Bereiche<br />

Umwelt, Arbeitsschutz und Qualitätssicherung<br />

zuständig.<br />

Nach Deutschland gekommen ist die junge<br />

Ukrainerin im Jahr 1998. Sie hatte zuvor in der<br />

Stahlstadt Dnepropetrovsk ein Metallurgie-<br />

Studium begonnen. Ein Austauschprogramm<br />

ihrer Universität mit der TU Freiberg ‚lockte‘<br />

sie dann nach Sachsen. „Es war alles sehr neu<br />

für mich. Die deutsche Sprache, die lockere<br />

Atmosphäre an der Uni und der Komfort der<br />

Unterkunft“, so beschreibt die damalige Studentin<br />

ihre ersten Eindrücke.<br />

Sie berichtet aber auch von der ersten<br />

schwierigen Zeit, die zwei ihrer ehemals vier<br />

ukrainischen Studienkolleginnen nicht lange<br />

durchgehalten haben. Sie habe aber die<br />

Chance genutzt und 2002 einen Abschluss in<br />

Werkstoffwissenschaft erworben.<br />

Und was sind seine bisherigen Erfahrungen?<br />

Lachend berichtet er: „Es stimmt, die Deutschen<br />

sind pünktlich und zuverlässig.“ Aber er<br />

schätzt auch die Direktheit. In Brasilien gehe<br />

es höflicher zu, dabei würde nicht immer gesagt,<br />

worum es gehe. „Gerade für meine Arbeit<br />

im Verbesserungswesen ist diese Direktheit<br />

von Vorteil“, so Carneiro.<br />

Der junge Brasilianer will in zwei Jahren<br />

wieder zurück in seine Heimat gehen, wenn<br />

er sein Masterstudium ‚Projektmanagement‘<br />

beendet hat. Dieses absolviert er neben der<br />

Arbeit am Wochenende in Berlin. o (em)<br />

Reihe ‚Gute Arbeit‘<br />

In dieser Ausgabe stellen wir den Aspekt<br />

‚Multikulturelle Teams‘ vor. Für Arbeitgeber<br />

hat die Multikulturalität den Vorteil,<br />

dass sich international zusammengesetzte<br />

Teams durch ein hohes Maß an Kreativität,<br />

Flexibilität und Sensibilität auszeichnen.<br />

Allein durch ihre Zusammensetzung<br />

sind sie in der Lage, eine größere Zahl von<br />

Alternativen und Ideen zu generieren als<br />

kulturell homogene Teams, da die Teammitglieder<br />

unterschiedliche Perspektiven<br />

und Erfahrungen mitbringen.<br />

Diese Vorteile versucht auch der internationale<br />

Konzern ArcelorMittal zu nutzen,<br />

der am Standort Eisenhüttenstadt ein<br />

integriertes Hüttenwerk mit hoch technisierten<br />

Anlagen und Technologien unterhält.<br />

Hier werden multikulturelle Teams,<br />

z. B. in der ‚Verbesserungsabteilung‘, gezielt<br />

eingesetzt. Mittlerweile haben von<br />

den 2.306 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen<br />

27 einen Migrationshintergrund.<br />

Direkt nach ihrem Studium hat sich R. Movsisyan<br />

bei ArcelorMittal beworben und ist nach<br />

einem Traineeprogramm eingestellt worden.<br />

Und sie fühlt sich wohl, im Werk und in<br />

Eisenhüttenstadt, wo sie wohnt. „Ich kann mir<br />

nicht vorstellen, woanders zu arbeiten oder zu<br />

wohnen“, stellt sie zufrieden fest. o (em)


Migranten als Nachfolger<br />

Interview mit Birgit Felden, HWR Berlin<br />

Mittelständler haben immer häufiger Schwierigkeiten, qualifizierte Nachfolger für den<br />

Chefsessel zu finden. Warum nicht auf externe oder interne Fachkräfte zurückgreifen, die<br />

einen Migrationshintergrund haben? Bisher ist dieses Potenzial noch nicht ausgeschöpft, weiß<br />

Professorin Birgit Felden von der Berliner Hochschule für Wirtschaft und Recht, denn sie hat<br />

zu diesem Thema eine Potenzialanalyse durchgeführt (s. Infokasten). Zu welchen Ergebnissen<br />

und Schlussfolgerungen die Analyse kam, dazu befragte BRANDaktuell die Wissenschaftlerin.<br />

Frau Felden, aus welchen Gründen haben Sie<br />

die Analyse durchgeführt?<br />

Es ist ja bekannt, dass es bei den mittelständischen<br />

Betrieben Probleme bei der Nachfolgeregelung<br />

gibt. Wir haben uns deshalb gefragt,<br />

weshalb das Potenzial der Migranten dabei<br />

so wenig berücksichtigt wird. Salopp gesprochen,<br />

warum übernimmt Ali Abdilla nicht den<br />

Handwerksbetrieb seines Chefs Martin Müller,<br />

obwohl er schon seit über 20 Jahren dort arbeitet.<br />

Oder anders formuliert, wir wollten wissen,<br />

welche Hürden Migranten zusätzlich überwinden<br />

müssen, abgesehen von den generellen<br />

Hindernissen einer Übernahme.<br />

Haben Sie die Ergebnisse überrascht?<br />

Ja. Dies gilt einmal für die Datenlage. Es ist<br />

kaum möglich, genaue Informationen zu<br />

erhalten. Die von uns per Statistik ermittelte<br />

Zahl der Unternehmen scheint viel zu niedrig.<br />

Es bleibt zu vermuten, das stützt sich auch auf<br />

unsere Interviews, dass hier vieles im Verborgenen<br />

geschieht und keinen Eingang in die<br />

Zahlenwelt der Statistik erhält.<br />

Überrascht hat mich außerdem die Vielfalt, die<br />

unter dem Begriff Nachfolge subsumiert wird.<br />

Übergabe, Verpachtung oder Beteiligung sind<br />

nur einige Beispiele dafür. Diese Vielfalt in der<br />

Praxis kollidiert aber oftmals mit dem engen<br />

Korsett der Statistik, das die Bandbreite der<br />

Nachfolge-Praxis nicht abdeckt.<br />

Weiterhin überrascht haben mich die Ergebnisse<br />

der Tiefeninterviews, die wir mit Beratern<br />

und anderen Experten geführt haben. Demnach<br />

zeichnen sich deutsche Unternehmer durch<br />

rationales, vernünftiges und bürokratisches<br />

Handeln aus. Unternehmer mit Migrationshintergrund<br />

würden dagegen im Allgemeinen<br />

eher kreativ und chaotisch handeln. Außerdem<br />

konstatierten die Experten den Migrantenunternehmern<br />

niedrigere Qualifikationen und<br />

schlechte Bonität.<br />

Professorin Birgit Felden<br />

Gibt es eine <strong>Brandenburg</strong>er Spezifik?<br />

Ja, denn die Nachfolge von Migranten ist<br />

hier fast nicht virulent. Auch unsere beiden<br />

befragten Experten Andreas Lehmann von der<br />

IHK und Hans-Dietrich Metge vom Unternehmerverband<br />

kannten kaum Fälle migrantischer<br />

Nachfolgen. Da wir nur <strong>Brandenburg</strong> als<br />

einziges ostdeutsches Bundesland untersucht<br />

haben, wissen wir allerdings nicht, ob die<br />

<strong>Brandenburg</strong>er Spezifik auch auf die anderen<br />

ostdeutschen Bundesländer übertragbar ist.<br />

Welche Konsequenzen sollten aus den Ergebnissen<br />

gezogen werden?<br />

In der Analyse haben wir mehrere Handlungsempfehlungen<br />

gegeben. Dazu gehört auch eine<br />

verbesserte Öffentlichkeitsarbeit: So kennen<br />

beispielsweise viele Migranten die Datenbank<br />

Nexxt-change nicht. Außerdem sollte der<br />

Vorteil einer Migrationsübernahme vielmehr in<br />

den Vordergrund gestellt werden. Denn im Zuge<br />

der Globalisierung sind Mehrsprachigkeit und<br />

kulturelle Kompetenz ein Wettbewerbsvorteil.<br />

Wichtig ist es auch, den engen Nachfolgebegriff,<br />

der vor allem in der Statistik angewandt<br />

wird, offener zu verwenden, denn die Praxis ist<br />

bunter. Außerdem sollte es eine zielgruppengerechte<br />

Ansprache der Migranten geben, die<br />

besonders auf die ethnischen Milieus Rücksicht<br />

nimmt. o (em)<br />

Prisma<br />

Analyse soll den Anteil der Migranten<br />

als Nachfolger erhöhen<br />

Die ‚Potenzialanalyse von Migrant/innen zur<br />

Lösung der Nachfolgelücke im Deutschen<br />

Mittelstand‘ (MiNa) hat folgende Zielsetzung:<br />

das Nachfolgepotenzial von Migrantinnen<br />

und Migranten zu quantifizieren und<br />

in den Untersuchungsregionen Berlin, <strong>Brandenburg</strong>,<br />

Hamburg und Nordrhein-Westfalen<br />

vertiefende qualifizierte Daten zu ermitteln.<br />

Außerdem sollen Handlungsempfehlungen<br />

für die Beratung und Begleitung sowie ein<br />

Handlungsleitfaden für Multiplikatoren erstellt<br />

werden. Das Projekt wurde von der<br />

Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin<br />

(HWR) in Kooperation mit der Alice Salomon<br />

Hochschule Berlin (ASH) durchgeführt. Der<br />

Projektzeitraum war von August 2010 bis<br />

Dezember 2011.<br />

Handlungsempfehlungen<br />

Anhand der Ergebnisse geben die Forscher<br />

folgende vier Empfehlungen:<br />

1. Wissen verbessern<br />

Dazu gehören verschiedene Maßnahmen,<br />

wie eine bessere Werbung für die Nachfolgedatenbank<br />

der KFW ‚Nexxt-change‘<br />

oder migrantische Nachfolgerstammtische<br />

einzurichten.<br />

2. Prozesse optimieren<br />

Zu dieser Kategorie gehören Maßnahmen,<br />

wie Zeitregime abzustimmen und die Vernetzung<br />

zu verstärken.<br />

3. Interkulturalität als Ressource nutzen<br />

Hierunter schlagen die Wissenschaftler<br />

vor, dass den Migranten die Nachfolgeregelungen<br />

in einer zielgruppengerechten<br />

Ansprache erläutert werden und dass generell<br />

eine Diversity-Sensibilisierung erfolgen<br />

sollte.<br />

4. Vorurteile abbauen und vor Benachteiligung<br />

schützen<br />

In dieser Kategorie werden Aktionen<br />

empfohlen, wie Hervorheben des Potenzials<br />

von migrantischen Nachfolgern und<br />

Nachfolgeinteressierten, Reduktion von<br />

Fremdwahrnehmung bei Migranten, Verfahrensweisen<br />

für Klienten transparenter<br />

zu machen und objektive Kriterien der<br />

Nachfolgerbewertung zu stärken.<br />

Infos<br />

Die Potenzialanalyse wird demnächst im Internet<br />

veröffentlicht unter: www.emf-berlin.org/projekte<br />

1|<strong>2012</strong><br />

17


Prisma<br />

Modellprojekt ‚Weiterbildung<br />

zur Fachkraft für Sozialarbeit‘<br />

Das Projekt wurde vom Ministerium für Arbeit,<br />

Soziales, Frauen und Familie initiiert,<br />

um Migrantinnen und Migranten aus <strong>Brandenburg</strong>,<br />

die einen pädagogischen Abschluss<br />

besitzen, der in Deutschland nicht anerkannt<br />

wird, zu einem zertifizierten Abschluss zu<br />

verhelfen.<br />

Die 15-monatige Weiterbildung startete im<br />

Januar 2011 und endet im März <strong>2012</strong>. Sie<br />

wird von der Otto-Benecke-Stiftung e. V. und<br />

der Fachhochschule Potsdam (FHP) durchgeführt.<br />

An dem Projekt beteiligen sich insgesamt<br />

19 Teilnehmerinnen und 2 Teilnehmer.<br />

70 zugewanderte Ausländer hatten sich beworben,<br />

21 wurden ausgewählt. Sie kommen<br />

überwiegend aus den GUS-Staaten der ehemaligen<br />

Sowjetunion. 14 Teilnehmer haben<br />

einen ausländischen Lehrerabschluss, sechs<br />

sind Pädagogen beziehungsweise Geisteswissenschaftler.<br />

Die Ausbildung begann mit einem dreimonatigen<br />

Sprachkurs, der neben allgemeinem<br />

Wissen vor allem Fachvokabular vermitteln<br />

sollte. Danach schloss sich eine achtmonatige<br />

Theorieschulung an, in der Grundlagen<br />

der ‚Sozialen Arbeit‘, Sozialpolitik, Soziologie<br />

und Psychologie gelehrt wurden. Das<br />

Ende der Theoriephase bildete eine Spezialisierung<br />

in den Bereichen Migration, Alter<br />

und Behinderung oder Kindheit und Jugend.<br />

Zurzeit befinden sich die Teilnehmer in der<br />

abschließenden viermonatigen Praktikumsphase.<br />

In dieser Phase treffen sie sich einmal<br />

wöchentlich in der Fachhochschule zur Praktikumsbegleitung.<br />

Am Ende der Qualifizierung erhalten die<br />

Projektteilnehmer das Zertifikat ‚Fachkraft<br />

für Sozialarbeit‘. Allerdings ist der Abschluss<br />

staatlich nicht anerkannt. Die Projektverantwortlichen<br />

sind sich dennoch sicher, dass die<br />

Teilnehmer einen Job finden werden, denn<br />

bereits im Vorfeld haben große Wohlfahrtsverbände<br />

als potenzielle Arbeitgeber Interesse<br />

gezeigt.<br />

Infos<br />

Website der FHP unter http://tinyurl.com/7ebkvje<br />

Das Projekt wird aus Mitteln des ESF und<br />

des Landes gefördert.<br />

18 1|<strong>2012</strong><br />

Endlich ein deutscher Abschluss<br />

ESF-Modellprojekt qualifiziert Migranten zu Sozialarbeitern<br />

Das Dilemma ist bekannt: Unter den Migranten aus den osteuropäischen Ländern befinden<br />

sich viele mit einem pädagogischen Berufsabschluss, der aber in Deutschland nicht anerkannt<br />

wird. Gerade angesichts des ansteigenden Fachkräftebedarfs wäre es volkswirtschaftlich<br />

wenig sinnvoll, dieses Potenzial nicht zu nutzen. Ein erster Schritt hierzu ist das Projekt ‚Weiterbildung<br />

zur Fachkraft für Sozialarbeit‘.<br />

Die Atmosphäre ist entspannt – die Teilnehmer<br />

des Modellprojekts freuen sich auf das<br />

wöchentliche Treffen in der Fachhochschule<br />

Potsdam. Denn die Migrantinnen und Migranten<br />

haben sich in dem gut einem Jahr als<br />

Gruppe zusammengefunden.<br />

Doch nun ist es bald vorbei. Und wie bewerten<br />

die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die<br />

Weiterbildung? „Die Qualifizierung ist gut, sie<br />

hat mir viel gebracht“, dies ist nicht nur die<br />

Einschätzung von Natalie Schmidt, sondern<br />

auch die ihrer Kollegin Bella Jakowlewa. Beide<br />

begründen dies vor allem mit den theoretischen<br />

Inhalten, die sie während der 15 Monate<br />

gelernt haben. „Durch die Theorie kann<br />

ich mich in der Praxis viel sicherer bewegen“,<br />

so Natalie Schmidt.<br />

„Viel gebracht“ hat die Weiterbildung auch<br />

für das Selbstwertgefühl, denn es sei einfach<br />

etwas anderes, mit dem Wissen und dem<br />

Abschluss in ein Bewerbungsgespräch zu<br />

gehen. „Vorher konnte ich nur sagen, ich habe<br />

Erfahrungen auf diesem Gebiet, weil ich das<br />

und das gemacht habe. Jetzt kann ich ganz<br />

anders auftreten“, beschreibt Bella Jakowlewa<br />

die neue Situation.<br />

„Viel bringen“ wird hoffentlich auch das ‚deutsche<br />

Zertifikat‘. Bisher hat zwar noch keine der<br />

Warten auf die nächste Unterrichtsstunde – während der viermonatigen<br />

Praktikumsphase findet für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einmal<br />

wöchentlich in der Fachhochschule Potsdam eine Praktikumsbegleitung statt<br />

beiden eine Stelle – aber sie sind optimistisch,<br />

dass sie den Schritt in die Erwerbstätigkeit<br />

schaffen werden. Denn die Wohlfahrtsverbände<br />

haben bereits signalisiert, dass sie Interesse<br />

an den Projektteilnehmern haben, denn ihr<br />

Pluspunkt neben dem Zertifikat sei der Migrationshintergrund.<br />

o (em)<br />

Natalie Schmidt<br />

Der Abschluss der aus Sibirien stammenden<br />

Erzieherin wird in Deutschland nur teilweise<br />

anerkannt. Die Spätaussiedlerin hat nach ihrer<br />

Ankunft über öffentlich geförderte Maßnahmen<br />

als Sozialarbeiterin in der Migrantenbetreuung<br />

gearbeitet. Zurzeit absolviert sie ein<br />

Praktikum bei der Kreisverwaltung<br />

Ostprignitz-Ruppin


Erfolgsfaktor FLEXIBILITÄT<br />

Forschungsprojekt des RKW Deutschland bilanziert Ergebnisse und Erfahrungen<br />

Ziel des Projektes KMUflex ist es, Konzepte und Instrumente für interne sowie externe Flexibilisierungsstrategien<br />

in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zu entwickeln und zu<br />

erproben. Seit September 2009 erforschen die Projektpartner aus Wirtschaft, Forschung und<br />

Beratung, wie sich in KMU in neuen industriellen Wachstumsclustern eine Unternehmensflexibilität<br />

herausbildet, die der Dynamik der Märkte standhält. Auf neue Weise soll KMUflex die<br />

Unternehmen nachhaltig bei der Anwendung von individuellen Strategien zur Flexibilisierung<br />

ihrer Organisations- und Managementprozesse unterstützen. Die Untersuchungen fanden in<br />

den Ländern Berlin, <strong>Brandenburg</strong>, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen statt.<br />

In der Vergangenheit konzentrierte sich die<br />

Forschung eher auf einzelne Flexibilisierungsstrategien<br />

und deren Anwendung. Ein Überblick<br />

darüber, welche Strategien bekannt sind<br />

und aktuell in der Praxis von KMU genutzt<br />

werden, fehlt bisher. Deshalb wurden in einer<br />

ersten Phase in den beteiligten Bundesländern<br />

Unternehmen in den Wachstumsclustern Energietechnik/Erneuerbare<br />

Energien, der Hochleistungsverbundwerkstoffe,<br />

der Präzisions- und<br />

Feinwerktechnik und des Maschinen- und<br />

Anlagenbau befragt. Insgesamt wurde in 133<br />

Betrieben recherchiert.<br />

Partner des Forschungsprojekts<br />

Die über 100 Unternehmen aus der Solarwirtschaft,<br />

dem Maschinen- und<br />

Anlagenbau, der Präzisions- und Feinwerktechnik<br />

sowie der Hochleistungswerkstoffe<br />

werden vertreten durch<br />

Projektpartner:<br />

RKW Berlin-<strong>Brandenburg</strong><br />

VDMA Ost<br />

RKW Sachsen-Anhalt<br />

RKW Sachsen<br />

und<br />

Forschungspartner:<br />

TU Chemnitz<br />

University of Bologna<br />

University of Helsinki<br />

Schlüssel Selbstauskunft<br />

Das Ergebnis: Um den Veränderungsdruck<br />

zu bewältigen, nutzen KMU nur punktuell<br />

und eingeschränkt interne bzw. externe<br />

Flexibilisierungsstrategien. Überraschend:<br />

Arbeitnehmerüberlassung und flexible Marktstrategien<br />

spielen eine geringere Rolle als<br />

erwartet. Dagegen werden Instrumente zur<br />

Arbeitsflexibilisierung am häufigsten einge-<br />

setzt. Insgesamt wurden die Instrumente der<br />

internen Flexibilität mehr genutzt als solche,<br />

die die Flexibilität der Unternehmen extern<br />

fördern (s. Kasten unten).<br />

Anwendung der Flexibilisierungsinstrumente<br />

in Prozent<br />

Es wurden insgesamt 133 Unternehmen zur Nutzung von<br />

Flexibilisierungsinstrumenten befragt.<br />

Gruppe der Flexibilisierungsinstrumente Prozent<br />

Arbeitsflexibilität 92<br />

flexible Arbeitsorganisation 85<br />

flexible technische Arbeitsmittel 70<br />

überbetriebliche Zusammenarbeit 70<br />

flexible Finanzierung 66<br />

flexible Marktstrategien 66<br />

Arbeitnehmerüberlassung 38<br />

Quelle: RKW, Details zu den Instrumenten im Internet (s. Infos)<br />

Ein Katalog soll es werden<br />

Aus der Fülle der praktischen Erfahrungen und<br />

Vorgehensweisen sollen verallgemeinerungsfähige<br />

Erkenntnisse für ein strategieorientiertes<br />

Flexibilisierungsmanagement für KMU zusammengestellt<br />

werden. Sogenannte ‚Bauchentscheidungen‘<br />

werden in einer globalen<br />

Wirtschaftswelt nicht mehr ausreichen, sagt<br />

Walter Brückner, Projektleiter bei der RKW<br />

Deutschland <strong>GmbH</strong>, und betont, dass die Defizite<br />

in der Handhabung der Flexibilisierungsinstrumente<br />

von den KMU zunehmend selbst<br />

angezeigt werden. Als Grund nennt er: „In den<br />

KMU der industriellen Wachstumscluster vollziehen<br />

sich Wachstumsprozesse und ein Trend<br />

hin zur Arbeitsanreicherung, mit Tendenzen zu<br />

größerer Fertigungstiefe und der Integration<br />

von Stufen innerhalb der Wertschöpfungskette.<br />

Damit gehen auch höhere Anforderungen<br />

an die Kompetenz und Eigenverantwortung<br />

der Mitarbeiter einher.“<br />

Prisma<br />

Im Gegensatz zu größeren Unternehmen, die<br />

in der Regel auf eine ganze Palette von Instrumenten<br />

zurückgreifen können, sind die Möglichkeiten<br />

der KMU eingeschränkt. Deshalb<br />

befindet sich gerade ein Katalog in Arbeit.<br />

Dieser soll kriterienbasiert und zielgenau die<br />

für das jeweilige Unternehmen geeigneten<br />

Instrumente der Flexibilisierung zur Verfügung<br />

stellen. Das wird Zeit sparen und bei der<br />

Entscheidungsfindung helfen.<br />

Ergänzt werden soll er mit Good-Practice-<br />

Beispielen, die in einem Online-Strategielabor<br />

jedem zugänglich sein sollen.<br />

Das Ziel ist, KMU in die<br />

Lage zu versetzen, die ganze<br />

Palette der Flexibilisierungsinstrumente<br />

zu nutzen ohne<br />

dabei auf Stabilitätsas-pekte<br />

verzichten zu müssen.<br />

Internationale<br />

Zusammenarbeit<br />

Das Projekt ist Teil des europäischenForschungsnetzwerkes<br />

WORK-IN-NET. Diese<br />

aus ERA-NET-Mitteln finanzierte<br />

Koordinierungsaktion<br />

verbindet 17 Forschungsprojekte<br />

aus Finnland, Deutschland, Schweden,<br />

Italien, Griechenland und den Niederlanden.<br />

Im November 2011 stimmten die Projekte in<br />

einer Work Research Conference ihre weitere<br />

Zusammenarbeit ab. Das Projekt endet im<br />

April 2013.<br />

Regionale Bilanzveranstaltung<br />

Der nächste größere Höhepunkt wird die<br />

regionale Bilanzveranstaltung am 2. Mai <strong>2012</strong><br />

im Jagdschloss Glienicke in Berlin sein. Die<br />

Veranstaltung wird als öffentlicher Workshop<br />

organisiert, bei dem die Flexibilisierungslösungen<br />

beteiligter Unternehmen im Mittelpunkt<br />

stehen werden. Interessenten sind<br />

herzlich eingeladen. o (kr)<br />

Infos<br />

KMUflex im Internet: www.kmuflex.de<br />

Das Projekt wird vom Bundesministerium<br />

für Bildung und<br />

Forschung und aus Mitteln des ESF<br />

gefördert.<br />

1|<strong>2012</strong><br />

19


Prisma<br />

Studie: Segregierte Berufsfelder<br />

im Land <strong>Brandenburg</strong><br />

IAB-Studie<br />

Ausgangspunkt für die Regionalstudie Berlin-<strong>Brandenburg</strong><br />

des Instituts für Arbeitsmarkt-<br />

und Berufsforschung war, dass sich<br />

geschlechtsspezifische Berufsstrukturen immer<br />

noch stark unterscheiden und vor allem<br />

Frauen sich in ihrer Berufswahl auf wenige<br />

Berufe konzentrieren. Der Untersuchungszeitraum<br />

war 1993-2009.<br />

Infos<br />

Wiethölter, Doris; Bogai, Dieter; Schönwetter, Stephanie<br />

(2011): Berufliche Segregation von Frauen<br />

und Männern in Berlin-<strong>Brandenburg</strong>. IAB-Regional,<br />

Heft 1/2011, Internet: http://doku.iab.de/regional/<br />

BB/2011/regional_bb_0111.pdf<br />

Die fünf frauendominierten Berufsfelder<br />

Körperpflege;<br />

soziale Berufe;<br />

Gesundheitsberufe;<br />

Berufe des Finanz- und Rechnungswesens,<br />

der Buchhaltung;<br />

Bürohilfsberufe.<br />

Die neun männerdominierten Berufsfelder<br />

Die Anzahl der stark segregierten männertypischen<br />

Berufsfelder <strong>Brandenburg</strong>s ist mit<br />

neun Berufsfeldern fast doppelt so hoch wie<br />

bei den Frauen. Zu den stark segregierten<br />

männertypischen Berufsfeldern zählen:<br />

Metall-, Anlagenbau, Blechkonstruktion,<br />

Installation, Montierer/innen;<br />

Hausmeister/innen;<br />

Metallerzeugung und -bearbeitung;<br />

Verkehrsberufe;<br />

Elektroberufe;<br />

Bergleute, Mineralgewinner;<br />

Bauberufe, Holz-, Kunststoffe;<br />

Industrie- und Werkzeugmechaniker/innen;<br />

Fahr-, Flugzeugbau und Wartungsberufe.<br />

Zahl frauentypischer Berufsfelder ist<br />

gesunken, die der Männer gestiegen<br />

Die Zahl der stark segregierten frauentypischen<br />

Berufsfelder im Land <strong>Brandenburg</strong><br />

ging 2009 gegenüber 1993 von elf auf fünf<br />

im Jahr 2009 zurück. Im Gegensatz dazu<br />

ist die Zahl der stark segregierten männertypischen<br />

Berufsfelder von sieben auf neun<br />

gestiegen.<br />

20 1|<strong>2012</strong><br />

Männerberufe – Frauenberufe<br />

Studie zeigt starke Geschlechtertrennung zwischen den Berufen<br />

Was eine Person beruflich macht, hängt vor allem von ihrem Geschlecht ab. So sind Krankenpfleger<br />

seltene Exemplare, ebenso wie Maurerinnen oder Kfz-Mechatronikerinnen. Und<br />

Frauen konzentrieren sich auf weit weniger Berufe als Männer. Das Institut für Arbeitsmarkt-<br />

und Berufsforschung (IAB) hat untersucht, wie sich in <strong>Brandenburg</strong> Frauen und Männer auf<br />

die Berufe verteilen. Dr. Sandra Wagner vom <strong>Brandenburg</strong>er Arbeitsministerium hat die Studie<br />

gelesen und stellt interessante Ergebnisse vor.<br />

Fast jede dritte Frau im Land <strong>Brandenburg</strong><br />

arbeitet in einem von fünf Berufsfeldern. In<br />

diesen Berufsfeldern beträgt der Anteil der<br />

Mitarbeiterinnen zwischen 80 und 100 Prozent.<br />

Dazu gehören unter anderem Berufe in<br />

der Körperpflege, soziale Berufe und Gesundheitsberufe.<br />

Noch stärker unter sich sind Männer in ihren<br />

Berufsdomänen. Neun Berufsfelder gehören in<br />

<strong>Brandenburg</strong> zu den stark segregierten männertypischen<br />

Berufsfeldern. Hier liegt der Anteil<br />

der Männer zwischen 90 und 100 Prozent.<br />

Fast jeder Zweite aller sozialversicherungspflichtig<br />

beschäftigten Männer ist in einem<br />

dieser neun Berufsfelder tätig. Zu den stark<br />

segregierten männertypischen Berufsfeldern<br />

zählen unter anderem Metall- und Anlagenbau,<br />

Elektroberufe sowie Fahr-, Flugzeugbau<br />

und Wartungsberufe.<br />

Eher jüngere Männer in<br />

frauendominierten Berufen<br />

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />

hat die Struktur der Beschäftigten in<br />

den segregierten Berufsfeldern <strong>Brandenburg</strong>s<br />

nach Alter, Arbeitszeit und Qualifikation<br />

analysiert. Dabei kamen die Wissenschaftler zu<br />

folgenden Ergebnissen:<br />

die Männer in den frauendominierten Berufsfeldern<br />

sind im Durchschnitt jünger als<br />

die Frauen;<br />

der Arbeitsmarkt in den frauendominierten<br />

Berufsfeldern ist auf Teilzeitbeschäftigungsmodelle<br />

eingestellt, beispielsweise<br />

Gesundheitsberufe;<br />

in den frauendominierten Berufsfeldern<br />

verfügen Männer häufiger über einen<br />

Hochschulabschluss als die dort beschäftigten<br />

Frauen.<br />

Die Wissenschaftler des IAB haben ermittelt,<br />

welche Prozentzahl der Beschäftigten ihren<br />

Beruf wechseln müssten, um eine Gleichverteilung<br />

der Geschlechter über alle Berufe zu<br />

ermöglichen. Dazu verwenden sie den ‚Dissimilaritätsindex‘.<br />

Im Jahr 2009 betrug dieser<br />

Indikator in <strong>Brandenburg</strong> fast 60 Prozent.<br />

Das heißt, fast 60 Prozent der Beschäftigten<br />

müssten den Beruf wechseln. Gegenüber<br />

dem Jahr 1993 waren das drei Prozentpunkte<br />

weniger. Dieser Rückgang wurde durch zwei<br />

Noch immer selten – Mechatronikerinnen


Komponenten je hälftig begünstigt: den ‚Berufseffekt‘,<br />

der auf einem berufsstrukturellen<br />

Wandel beruht, und den ‚Geschlechtereffekt‘,<br />

der sich aus der Veränderung der Geschlechterzusammensetzung<br />

in den Berufen ergibt.<br />

Beschäftigungsrückgänge in<br />

männertypischen Berufen<br />

Die stärksten Berufseffekte gingen in <strong>Brandenburg</strong><br />

von männerdominierten Berufsfeldern<br />

infolge von Beschäftigungsrückgängen aus. So<br />

verloren die Bauberufe von 1993 bis 2009 gut<br />

52 Prozent und die kaufmännischen Berufe<br />

4,5 Prozent der Beschäftigten. An den Schulen<br />

ging die Zahl der Lehrerinnen und Lehrer um<br />

fast die Hälfte zurück. Diese Beschäftigungsverluste<br />

reduzierten den Segregationsgrad in<br />

<strong>Brandenburg</strong>.<br />

Jedoch wurde der durch den Berufseffekt<br />

begünstigte Rückgang des Segregationsgrades<br />

durch die Beschäftigungszunahme in dem von<br />

Frauen dominierten Berufsfeld ‚Gesundheitsberufe‘<br />

gebremst. 2009 arbeiteten 74 Prozent<br />

mehr Beschäftigte in den Gesundheitsberufen<br />

als noch 1993.<br />

Die stärksten Geschlechtereffekte gingen von<br />

der veränderten Geschlechterzusammenset-<br />

Dr. Sandra Wagner, MASF<br />

zung in den Berufsfeldern<br />

Koch/Köchin, Geschäftsführung/Wirtschaftsprüfung/<br />

Unternehmensberatung sowie<br />

in Rechtsberufen aus.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Die IAB-Studie greift ein Thema<br />

auf, das die soziologische<br />

Arbeitsmarkt- und Ungleichheitsforschung<br />

seit Langem<br />

beschäftigt (siehe Kasten<br />

mit Literaturhinweisen, die<br />

Redaktion), auch international.<br />

So zeigt die International<br />

Labor Organization für über<br />

40 Länder ein hohes Ausmaß<br />

an beruflicher Geschlechtersegregation,<br />

das sich erst<br />

seit Anfang der 2000er-Jahre<br />

etwas verbessert (International<br />

Labor Organization 2003).<br />

Nur einige asiatische Länder<br />

bilden eine Ausnahme. Sie<br />

zeigen wenig geschlechtsspezifische<br />

berufliche Ungleichverteilung<br />

(Anker 1998).<br />

Für die Region Berlin-<strong>Brandenburg</strong> kommt<br />

die IAB-Untersuchung zu dem Ergebnis, dass<br />

die Verteilung von Frauen und Männern<br />

auf die Berufe in <strong>Brandenburg</strong> langfristig<br />

gleichmäßiger geworden ist. Dennoch sind die<br />

klassischen geschlechtsspezifischen Muster<br />

weitgehend erhalten geblieben.<br />

Der Rückgang der beruflichen Ungleichheit<br />

nach Geschlecht wird zum einen auf eine<br />

gleichmäßigere Geschlechterverteilung innerhalb<br />

der Berufe zurückgeführt. Zum anderen<br />

spielen erhebliche Beschäftigungsveränderungen<br />

im Untersuchungszeitraum 1993-2009<br />

eine Rolle.<br />

Eine Vorreiterrolle zeigt sich beim öffentlichen<br />

Dienst: So hat sich der Anteil von Frauen in<br />

Führungspositionen im öffentlichen Dienst in<br />

Ostdeutschland zwischen 2000 und 2007 auf<br />

45 Prozent erhöht. In der Privatwirtschaft Ostdeutschlands<br />

liegt er bei 29 Prozent, während<br />

in westdeutschen Privatunternehmen nur 24<br />

Prozent der Führungspositionen von Frauen<br />

besetzt sind.<br />

Zusammengefasst heißt das, dass die Konsequenzen<br />

geschlechtstypischer Berufsent-<br />

Prisma<br />

scheidungen mit den wirtschaftsstrukturellen<br />

und demografischen Bedingungen variieren.<br />

Deshalb sollten Maßnahmen der Berufs- und<br />

Studienorientierung im Land <strong>Brandenburg</strong><br />

weiterhin frühzeitig und geschlechtersensibel<br />

durchgeführt werden (vgl. Landeskonzept<br />

zur Berufs- und Studienorientierung 2008).<br />

Jedoch können langfristige Einflüsse, wie<br />

wirtschaftliche Entwicklung und Demografie,<br />

Karrierewege je nach Branche fördern oder<br />

behindern.<br />

Die Autorinnen und Autoren des IAB regional<br />

Berlin-<strong>Brandenburg</strong> haben die für die Arbeitsmarktpolitik<br />

interessante Frage nach der<br />

beruflichen Segregation von Frauen und Männern<br />

in Berlin-<strong>Brandenburg</strong> im Zeitverlauf empirisch<br />

anschaulich dargestellt. Im Anschluss<br />

an Falk (2002) wird die wissenschaftliche<br />

Auseinandersetzung um frauen- und männertypische<br />

Berufsfelder in Ostdeutschland durch<br />

diese Regionalstudie weiter angestoßen. o<br />

Dr. Sandra Wagner,<br />

Ministerium für Arbeit, Soziales,<br />

Frauen und Familie des Landes <strong>Brandenburg</strong><br />

Literatur<br />

Allmendinger, Jutta; Hackman, J. Richard<br />

(1995): The More, the Better? On the Inclusion<br />

of Women in Professional Organizations.<br />

In: Social Forces, Vol. 74. S. 423-<br />

460.<br />

Anker, Richard (1998): Gender and Jobs.<br />

Sex Segregation of Occupations in the<br />

World. Genf: International Labour Office.<br />

Falk, Susanne (2002): Geschlechtsspezifische<br />

berufliche Segregation in Ostdeutschland<br />

zwischen Persistenz, Verdrängung<br />

und Angleichung: ein Vergleich<br />

mit Westdeutschland für die Jahre 1992<br />

-2000. In: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt-<br />

und Berufsforschung, Jg. 35/2002,<br />

H. 1, S. 37-58.<br />

International Labor Organization (2003):<br />

Yearbook of Labour Statistics. Genf: International<br />

Labour Office.<br />

Trappe, Heike (2001): Berufliche Segregation<br />

im Kontext. Über einige Folgen geschlechtstypischer<br />

Berufsentscheidungen<br />

in Ost-und Westdeutschland. Kölner Zeitschrift<br />

für Soziologie und Sozialpsychologie,<br />

Vol. 58, <strong>Nr</strong>. 1, S. 50-78.<br />

1|<strong>2012</strong><br />

21


Prisma<br />

„Frauen gehen zu wenige Risiken ein“<br />

Dieter Bogai, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />

Dr. Dieter Bogai hat in zwei Studien untersucht, wie sich Frauen und Männer auf verschiedene<br />

Berufsfelder verteilen. Dass es so ist, ist nichts Neues. Der Vergleich zwischen Ost und<br />

West hat dem Wissenschaftler aber unerwartete Ergebnisse gezeigt.<br />

Herr Bogai, welches ist für Sie die interessanteste<br />

Erkenntnis, die Sie aus der Studie<br />

gewonnen haben?<br />

Ich war erstaunt, dass sich gerade in den neuen<br />

Bundesländern so wenig an der beruflichen<br />

Ungleichverteilung zwischen Männern und<br />

Frauen geändert hat. In den neuen Ländern ist<br />

die ungleiche Verteilung auf die Berufsfelder<br />

sogar noch etwas stärker ausgeprägt als in den<br />

alten Bundesländern. <strong>Brandenburg</strong> liegt dabei<br />

zwischen den neuen und den alten Bundesländern.<br />

Warum hätten Sie für die neuen Bundesländer<br />

ein anderes Ergebnis erwartet?<br />

Weil wir normalerweise davon ausgehen,<br />

dass hier die Integration von Frauen in den<br />

Arbeitsmarkt weiter fortgeschritten ist als im<br />

alten Bundesgebiet. Wenn ich mir jetzt aber<br />

anschaue, in welchen Berufen die meisten<br />

Frauen arbeiten, kann man das anzweifeln.<br />

Auch Frauen aus den neuen Bundesländern<br />

wählen noch immer schlecht bezahlte<br />

Dienstleistungsberufe, die meistens wenige<br />

Aufstiegsmöglichkeiten bieten. Dazu gehören<br />

beispielsweise Fachangestellte in Arztpraxen,<br />

also Sprechstundenhilfen, Bürohilfskräfte und<br />

Mitarbeiterinnen im Einzelhandel.<br />

Studie: Berufliche Perspektiven<br />

von Frauen und Männern<br />

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />

(IAB) hat eine zweite Regionalstudie<br />

zu beruflichen Perspektiven von Frauen und<br />

Männern in Berlin und <strong>Brandenburg</strong> herausgebracht.<br />

Die Autoren gehen auch darauf<br />

ein, wie eine verringerte Segregation helfen<br />

könnte, den Fachkräftebedarf zu decken.<br />

Infos<br />

Wiethölter, Doris/Bogai, Dieter/Schönwetter,<br />

Stephanie/Luipold, Christiane (2011): Berufliche<br />

Perspektiven von Frauen und Männern vor dem Hintergrund<br />

beruflicher Segregation: www.iab.de/238/<br />

section.aspx/Publikation/k110926n11<br />

22 1|<strong>2012</strong><br />

Dieter Bogai hat in zwei Regionalstudien die<br />

Segregation der Berufsfelder (S. 20 u. 21)<br />

sowie berufliche Perspektiven von Frauen und<br />

Männern untersucht<br />

Wie kommt es Ihrer Meinung nach dazu,<br />

dass Frauen und Männer immer noch so<br />

unterschiedliche Berufe wählen?<br />

Frauen gehen zu wenige Risiken ein. Das heißt,<br />

die meisten schlagen bei der Berufswahl keine<br />

für Frauen ungewöhnlichen Wege ein. 60 Prozent<br />

der weiblichen Auszubildenden konzentrieren<br />

sich auf zehn Berufe. Die männlichen<br />

Auszubildenden konzentrieren sich nur etwa zu<br />

40 Prozent auf zehn Berufe.<br />

Frauen sollten andere Berufe wählen.<br />

Ja. Oder aber in den klassischen Berufen höhere<br />

Positionen einnehmen. Etwa in Pflegeberufen<br />

ins Management aufsteigen.<br />

Wie wird die Entwicklung Ihrer Meinung<br />

nach weitergehen?<br />

Es wird sich so schnell nichts ändern, trotz vieler<br />

Initiativen. Es gibt aber auch ermunternde<br />

Entwicklungen. Es erwerben mehr Frauen als<br />

Männer einen Hochschulabschluss. Aber nach<br />

wie vor kommt der Karriereknick mit der Familienphase.<br />

o (jac)<br />

Das wurde geändert<br />

Arbeitsförderung des Bundes<br />

Am 27. November 2011 wurde das ‚Gesetz zur<br />

Verbesserung der Eingliederungschancen am<br />

Arbeitsmarkt‘ im Bundesgesetzblatt verkündet.<br />

Die Änderungen beim Gründungszuschuss und<br />

beim Kurzarbeitergeld traten sofort, die Änderung<br />

der Insolvenzgeldumlage am 1. Januar<br />

in Kraft.<br />

Am 1. April <strong>2012</strong> treten neue Regelungen für<br />

folgende Maßnahmen in Kraft:<br />

zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung,<br />

zu Maßnahmen zur Berufswahl und Berufsausbildung,<br />

zur beruflichen Weiterbildung,<br />

zu Eingliederungszuschüssen,<br />

zur öffentlich geförderten Beschäftigung,<br />

zu Leistungen zur Eingliederung von Selbstständigen,<br />

zur freien Förderung.<br />

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />

hat die Änderungen in einem Informationspapier<br />

chronologisch aufgeführt. o (jac)<br />

Infos<br />

Das Informationspapier des IAB finden Sie im Internet<br />

unter http://doku.iab.de/chronik/32/2011_12_27_32_<br />

arbeitsmarktinstrumentenreform<strong>2012</strong>.pdf<br />

Gebremste Mobilität<br />

WSI-Analyse des Arbeitsmarkts<br />

Die Reformen am Arbeitsmarkt haben die Mobilität<br />

gebremst, weil sie zu einem veränderten<br />

Verhalten der Arbeitsmarktakteure geführt<br />

haben. Das ist die These von Prof. Dr. Matthias<br />

Knuth vom Institut Arbeit und Qualifikation<br />

(IAQ) der Universität Duisburg-Essen. Zwar<br />

würden Arbeitslose, die Arbeitslosengeld I<br />

erhalten, schneller eine Arbeit annehmen,<br />

so Knuth. Aber Beschäftigte der Kernbelegschaften<br />

würden seltener ihren Arbeitgeber<br />

wechseln. Knuth führt dies unter anderem auf<br />

Unsicherheiten zurück, die mit einem Arbeitgeberwechsel<br />

verbunden seien. Knuths Analyse<br />

ist in den WSI Mitteilungen der Hans-Böckler-<br />

Stiftung erschienen. o (jac)<br />

Infos<br />

Die Analyse ‚Widersprüchliche Dynamiken im<br />

deutschen Arbeitsmarkt‘ finden Sie im Internet unter<br />

http://194.245.120.122/Sites/A/Online-Archiv/9039


‚Mea sententia‘ – Meiner Meinung nach ...<br />

Standpunkte zur öffentlich geförderten Beschäftigung<br />

Prisma<br />

„Das Geheimnis des Erfolges ist, den Standpunkt des anderen zu verstehen.“ Diesem Motto des Autobauers Henry Ford folgend, veröffentlichen<br />

wir diesmal die Standpunkte zur öffentlich geförderten Beschäftigung von Elona Müller-Preinesberger, Beigeordnete der Stadtverwaltung der<br />

Landeshauptstadt Potsdam, Geschäftsbereich 3 – Soziales, Jugend, Gesundheit, Ordnung und Umweltschutz, sowie Dr. Manfred Thuns vom<br />

Caritasverband für das Erzbistum Berlin e. V. und Vorsitzender der LIGA der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in <strong>Brandenburg</strong>.<br />

Elona Müller-Preinesberger, Stadtverwaltung der Landeshauptstadt Potsdam<br />

Die öffentlich geförderte Beschäftigung ist für<br />

die Integration von erwerbsfähigen Hilfeempfängern<br />

in den allgemeinen Arbeitsmarkt ein<br />

wesentliches und unverzichtbares Instrument<br />

aktiver Arbeitsmarktpolitik.<br />

„Die Heranführung an den ersten Arbeitsmarkt ... ist unmittelbar<br />

mit erwerbsbezogener Qualifizierung und sozialer<br />

Integration der Zielgruppe verbunden.“<br />

Gerade die Langzeitarbeitslosen mit ihren<br />

multiplen Unterstützungsbedarfen profitieren<br />

nicht im gewünschten Maß vom wirtschaftlichen<br />

Aufschwung. Diese Entwicklung wird<br />

noch verstärkt durch die Kürzung des Integrationsbudgets.<br />

Allein in der Landeshauptstadt<br />

Potsdam wurde das Integrationsbudget für die<br />

Jahre 2010 bis <strong>2012</strong> um 40 Prozent gekürzt.<br />

Die Heranführung an den ersten Arbeitsmarkt<br />

im Rahmen zusätzlicher Tätigkeiten zum<br />

gesellschaftlichen Gemeinwohl ist unmittelbar<br />

mit erwerbsbezogener Qualifizierung und<br />

sozialer Integration der Zielgruppe verbunden.<br />

Die positiven Ergebnisse der<br />

Landeshauptstadt Potsdam<br />

auf dem Gebiet zeigen, dass<br />

hilfebedürftige Potsdamerinnen<br />

und Potsdamer durch<br />

die Integration in öffentlich<br />

geförderte Beschäftigung<br />

organisierte Tagesstrukturen entwickeln, wirtschaftliche<br />

Unabhängigkeit erreichen können<br />

und ihr Selbstwertgefühl maßgeblich steigt.<br />

Gerade vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen<br />

mit dem Instrument und dem somit<br />

auch für die Kommune vorhandenen ideellen<br />

Mehrwert begrüßen und nutzen wir die<br />

Dr. Manfred Thuns, Caritasverband für das Erzbistum Berlin e. V.<br />

Der Integration arbeitsloser Menschen in den<br />

Arbeitsmarkt kommt ein hoher Stellenwert zu,<br />

denn die Erwerbstätigkeit ist ein wesentliches<br />

Kriterium gesellschaftlicher Zugehörigkeit und<br />

Teilhabe. Besonders langzeitarbeitslose Menschen<br />

erleben den Verlust dieser gesellschaftlichen<br />

Anerkennung in dramatischer Weise.<br />

„Das Gesetz ... bedeutet das Ende zielorientierter Konzepte<br />

zur Qualifizierung und Betreuung. Die Beschäftigungsfähigkeit<br />

wird abnehmen und die Langzeitarbeitslosigkeit<br />

ansteigen.“<br />

Für diese Menschen bedarf es langfristiger<br />

und individueller Integrationsleistungen, die<br />

durch qualifizierende und sozialpädagogische<br />

Maßnahmen unterstützt werden.<br />

Doch nun ist das Gesetz zur Verbesserung der<br />

Eingliederungschancen am Arbeitsmarkt im<br />

Bundesgesetzblatt veröffentlicht und damit<br />

ist amtlich, dass es im SGB III keine öffentlich<br />

geförderte Beschäftigung mehr gibt und im<br />

SGB II die Förderung auf 20 Prozent der Eingliederungstitel<br />

der Jobcenter gekürzt wird.<br />

Das bedeutet das Ende<br />

zielorientierter Konzepte zur<br />

Qualifizierung und Betreuung.<br />

Die Beschäftigungsfähigkeit<br />

wird abnehmen und<br />

die Langzeitarbeitslosigkeit<br />

ansteigen. Sinnvolle, zusätzliche<br />

Dienstleistungen, für die<br />

ein gesellschaftlicher Bedarf besteht, werden<br />

wegfallen. Die Auswirkungen werden sich<br />

nicht nur in den strukturschwachen Regionen<br />

<strong>Brandenburg</strong>s zeigen. Öffentlich geförderte<br />

Beschäftigung hat auch eine Brückenfunktion,<br />

denn sie sichert berufliche Perspektiven und<br />

zusätzlichen Möglichkeiten des Europäischen<br />

Sozialfonds, des Bundes und des Landes <strong>Brandenburg</strong><br />

gezielt. o<br />

die gesellschaftliche Teilhabe. Die LIGA fordert<br />

schon seit Jahren eine langfristige Finanzierung<br />

öffentlicher Beschäftigungsmaßnahmen,<br />

unabhängig von Eingliederungstiteln. o<br />

1|<strong>2012</strong><br />

23


Prisma<br />

Jugend braucht Orientierung für die Berufswahl<br />

JOB-Wegweiser – ein Instrument für das Übergangsmanagement<br />

Das 150 Jahre alte Gedicht vom dummen Hänschen, der sich in vielen Berufen probierte und<br />

sich letztlich nie richtig entscheiden konnte, schildert eine Situation, die auch heute noch<br />

vielen Jugendlichen bekannt vorkommen könnte. ‚Was will ich werden?‘ Diese Frage zu beantworten,<br />

braucht nicht nur Wissen und Kenntnisse auf Fachgebieten, sondern auch Mut zu<br />

Entscheidungen. Jedes Hilfsangebot ist hier willkommen, damit niemand wie am Ende jenes<br />

Gedichtes sagen muss: „Ach, nun glaub ich selbst daran, dass aus mir nichts werden kann!“<br />

Das Land <strong>Brandenburg</strong> hat neben dem<br />

Förderprogramm ‚Berufsorientierung als<br />

Chance – BaCh, mit dem gemeinsam mit den<br />

Agenturen für Arbeit die Berufsorientierung an<br />

den Schulen des Landes unterstützt wird, auch<br />

einen JOB-Wegweiser bei der <strong>LASA</strong> <strong>Brandenburg</strong><br />

<strong>GmbH</strong> in Auftrag gegeben.<br />

Der JOB-Wegweiser<br />

JOB steht für Jugend – Orientierung – Beruf.<br />

Der Wegweiser ist – angelehnt an die <strong>LASA</strong>-<br />

Weiterbildungsdatenbank – ein Instrument zu<br />

Herr Danneberg, Sie sind dabei, eine Initiative<br />

zu gründen, die Lehrerinnen und Lehrer<br />

bei der Berufsorientierung ihrer Schülerinnen<br />

und Schüler unterstützen soll. Wie kamen<br />

Sie darauf?<br />

Einerseits ist es für Ausbildungsbetriebe heute<br />

schwer, geeignete Bewerber für ihre freien<br />

Ausbildungsplätze zu finden. Dies ist ein branchenunabhängiges<br />

Phänomen. Andererseits<br />

kennen viele potenzielle Bewerber oft nicht<br />

einmal den nahe liegenden Ausbildungsbetrieb.<br />

Und die Schule? Sie ist, was die harten und<br />

weichen Anforderungsprofile für die künftigen<br />

Auszubildenden betrifft, manchmal sehr<br />

weit von den Realitäten entfernt. Und das<br />

ist der Ansatz für die neue Initiative. Für die<br />

Schülerinnen und Schüler gibt es inzwischen<br />

vielfältige Initiativen. Aber zur Unterstützung<br />

der Lehrer ...?<br />

Sie wollen den ‘Lehrern lehren helfen‘.<br />

Wie soll das aussehen?<br />

24 1|<strong>2012</strong><br />

Programmen, Projekten, Initiativen und Netzwerken<br />

für junge Menschen beim Übergang<br />

von der Schule in die Ausbildung oder zum<br />

Studium. Seit zwei Jahren werden auf den<br />

Internetseiten vielfältige Recherchemöglichkeiten<br />

zur Verfügung gestellt – von Informationsangeboten,<br />

Förderprogrammen, Initiativen<br />

bis zur Kurzdarstellung guter Projektbeispiele<br />

und den entsprechenden Kontaktdaten. Der<br />

JOB-Wegweiser vermittelt Akteuren von<br />

Institutionen, Verwaltungen, Agenturen für<br />

Arbeit, Trägern für Grundsicherung, Kammern,<br />

Verbänden, Schulen, Bildungs- und Beschäf-<br />

Und der Berg geht doch zum Propheten<br />

‚Lehrern lehren helfen!‘ – Wie eine Idee zu reifen beginnt<br />

Die Initiative ‚Lehrern lehren helfen!‘ ist eine Idee von Nico Danneberg, Geschäftsführer der<br />

VCAT Consulting <strong>GmbH</strong> aus Potsdam. Zum Konzept befragte ihn BRANDaktuell.<br />

In verschiedenen Veranstaltungen soll<br />

fachbezogenes Wissen aus den regionalen<br />

Ausbildungsunternehmen direkt an die Lehrer<br />

weitergetragen werden. Ziel ist, dass die Lehrer<br />

– ähnlich wie die Schüler in ihren Schülerworkshops<br />

– ein hohes Maß an Motivation erfahren<br />

und direkt von den Unternehmen aktuelles<br />

Wissen aus der Wirtschaft erhalten, welches sie<br />

wiederum in ihrem eigenen Unterricht fachspezifisch<br />

einsetzen können. Darüber hinaus sollen<br />

auch die Namen und die Ausbildungsinhalte<br />

der Unternehmen über die Lehrer an die Schüler<br />

getragen werden, damit diese sich bereits<br />

frühzeitig interessieren und letzten Endes auch<br />

für eins der Unternehmen entscheiden, sprich<br />

sich bewerben.<br />

Soweit die Theorie und in der Praxis?<br />

Die erste Grundidee soll eine sogenannte ‚Summer<br />

School‘ sein, die die Sommerferien nutzt,<br />

um spezielles Wissen von Unternehmen einer<br />

Region zu erhalten. Uns schwebt da eine Art<br />

tigungsprojekten sowie Unternehmen und<br />

jungen Menschen, was im Land so läuft in Sachen<br />

Berufsorientierung. Und zwar nicht nur,<br />

um Anregungen für eigene Ideen zu erhalten,<br />

sondern auch, um regionale Synergieeffekte zu<br />

erzielen. Der JOB-Wegweiser soll damit auch<br />

ein zeitsparendes und effektives Instrument<br />

für das Übergangsmanagement sein.<br />

Für alle, die nachschauen möchten, was in<br />

ihrer Region oder auch landesweit zur Unterstützung<br />

der Berufs- und Studienorientierung<br />

sowie der Ausbildung möglich ist, wird sich<br />

der Blick in die Datenbank lohnen! o (kr)<br />

Infos<br />

Die Internetplattform wird von Dr. Matthias Vogel gepflegt.<br />

Dabei ist er auf Ihre Unterstützung angewiesen.<br />

Melden Sie ihm, was Sie als ergänzenswert einschätzen.<br />

Danke! E-Mail: matthias.vogel@lasa-brandenburg.de,<br />

Internet: www.jobwegweiser-brandenburg.de<br />

Roadshow vor, bei der in ‚5 Tagen, 5 Städte, 5<br />

Themen‘ abgearbeitet werden sollen. So könnte<br />

Tag 1 z. B. dem Thema ‚Internet und Neue<br />

Medien‘ im Raum Potsdam gewidmet sein, der<br />

durch die VCAT Consulting <strong>GmbH</strong> gefüllt wird.<br />

Der Tag 2 könnte dem Thema ‚Naturwissenschaften<br />

zum Anfassen‘ z. B. in Schwedt mit<br />

der PCK Raffinerie <strong>GmbH</strong> gewidmet sein. Es<br />

gibt bereits konkrete Gespräche.<br />

Wie wollen Sie Ihre Idee verwirklichen?<br />

Es wurden bereits erste Gespräche mit den<br />

regionalen Kammern und Netzwerken geführt.<br />

Auf der einen Seite hat die IHK Potsdam – im<br />

Speziellen der Bereich berufliche Weiterbildung<br />

– signalisiert, das ‚Mobile Klassenzimmer‘<br />

zur Verfügung zu stellen. Um Unterstützung<br />

wurde auch die Stiftung ‚Fachkräftesicherung<br />

in <strong>Brandenburg</strong>‘ der IHK Potsdam gebeten.<br />

Geplant ist, die erste Summer School in den<br />

Sommerferien <strong>2012</strong> stattfinden zu lassen. o<br />

(kr)<br />

Infos<br />

Unterstützer melden sich bitte bei Nico Danneberg; Tel.:<br />

(03 31) 72 13 39-0, E-Mail: nico.danneberg@vcat.de


Aus dem Leben eines MAFis<br />

Was die Bearbeitung von Mittelanforderungen erleichtern würde<br />

Der Arbeitsalltag, liebe Leserinnen und Leser, schreibt oft Geschichten, die, je nachdem auf<br />

welcher Seite der Betrachtung der oder die Betroffene steht, traurig, lustig, ironisch, interessant<br />

oder lehrreich sind. Von allem etwas soll dieser etwas ungewöhnliche Text erzählen, der<br />

dieses Mal unter der Rubrik sonst so sachlicher Rechtstexte steht.<br />

Als sich der Regen an diesem idyllischen Montagmorgen<br />

zu einem permanenten Peitschen<br />

gegen die Scheibe des Bürofensters entwickelt,<br />

ist die Stimme meiner Gesprächspartnerin<br />

in der Hörermuschel nur noch zu erahnen.<br />

Obwohl laut ihrer Aussage am Standort des<br />

Trägers, in dessen Auftrag sie anruft, die<br />

Sonne bereits die Oberhand gewonnen hat,<br />

scheint auch sie mich nicht richtig zu verstehen.<br />

Von den ursprünglich vier Fehlern des 1.<br />

Versuchs ihrer Mittelanforderung wurden in<br />

der mittlerweile 3. Überarbeitung schon zwei<br />

korrigiert. Immerhin – ein positiver Trend ist<br />

erkennbar.<br />

Der bestimmt freundlich gemeinte<br />

Hinweis der Anruferin,<br />

man hätte das doch immer<br />

schon so eingetragen, trägt<br />

jedoch nicht zur Bereinigung<br />

der Fehler bei – im Gegenteil,<br />

denn nun kommt Unmut auf<br />

beiden Seiten der Telefonleitung<br />

auf. Zum Glück erinnere ich mich in solch<br />

schwierigen Situationen an das ‚Kommunikative<br />

Deeskalationstraining‘, welches zusammen<br />

mit dem dazugehörigen Handbuch mich nicht<br />

vom recht(lich)en Weg abbringen lässt.<br />

Nach einigen ehrlichen, beschwichtigenden<br />

Worten und dem Hinweis, dass ich ihr<br />

nochmals Hinweise zu den Fehlern sowie den<br />

einzutragenden Werten für den 4. Versuch<br />

schreiben werde, ist das Gespräch zu Ende.<br />

Die Gleichung gilt für alle –<br />

actio gleich reactio<br />

Der Regen trommelt gleichmäßig weiter und<br />

animiert mich zum Fertigstellen eines gültigen<br />

Vorgangs – der Prüfvermerk ist auszufüllen.<br />

Das Erstellen des Dokuments durch das System<br />

erlaubt einen kurzzeitigen mentalen Abstecher<br />

in die theoretische Physik: Spaß beim Ausfüllen<br />

des Prüfvermerkes zur Mittelanforderung<br />

ergibt sich aus dem Nutzen geteilt durch den<br />

erforderlichen Aufwand. Diese Gleichung gilt<br />

auch für Träger in Bezug auf die Bearbei-<br />

tungszeit ihrer Mittelanforderung. Geringer<br />

Aufwand bei der Prüfung, sprich: schlüssige<br />

Beträge in der Mittelanforderung ergeben eine<br />

kurze Bearbeitungszeit für den Träger.<br />

Die Eigenart der Prüfvermerke<br />

Grundsätzlich scheint es zwei Arten von Prüfvermerken<br />

zu geben. Bei Vorgangsprüfungen<br />

ohne Beanstandungen sieht der erfahrene<br />

Sachbearbeiter den vollständig ausgefüllten<br />

Prüfvermerk bereits beim bloßen Nennen der<br />

Projektnummer vor seinem geistigen Auge.<br />

Gibt es<br />

andernfalls<br />

verschiedenartigeFeststellungen,<br />

etwa<br />

Unregelmäßigkeiten<br />

oder Fehler,<br />

gestaltet sich das Ausfüllen des Prüfvermerkes<br />

mitunter recht schwierig. Alle Fehler müssen<br />

an der richtigen Stelle gekennzeichnet werden,<br />

damit der Antragsteller sie nachvollziehen und<br />

schnell korrigieren kann. Ergo: Diese Prüfvermerke<br />

sind entweder ganz schnell fertig oder<br />

enorm aufwändig und dann eben nicht so<br />

schnell fertig. Bei dem jetzt vor mir liegenden<br />

handelt es sich um letzteren – also Konzentration!<br />

„Es ist viel einfacher,<br />

Kritik zu üben,<br />

als etwas anzuerkennen.“<br />

Benjamin Disraeli (1804 bis 1881),<br />

Staatsmann Großbritanniens<br />

Gedanklich hatte ich bereits alle wichtigen<br />

Informationen und Details für den Vermerk zusammen.<br />

Da klingelte wieder das Telefon. Die<br />

gesammelten Details im Kopf – dahin. Diesmal<br />

kann ich die Stimme des Anrufers sehr gut<br />

verstehen. Die Entrüstung richtet sich gegen<br />

mich und die <strong>LASA</strong> und die Welt im Allgemeinen<br />

und überhaupt ... Vor über einer Stunde<br />

sei von ihm die aktuelle Mittelanforderung<br />

über das <strong>LASA</strong>-Portal eingestellt worden und<br />

was denn nun damit sei ... o<br />

Peter Tyra, <strong>LASA</strong> <strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong><br />

Infos<br />

Siehe auch Hinweise in BRANDaktuell <strong>Nr</strong>. 6/2011, S. 21.<br />

Rechteck<br />

Der Vergabevermerk<br />

Für ESF-Projekte<br />

Soweit Zuwendungsempfänger in einem<br />

geförderten Projekt Aufträge für Lieferungen<br />

und Leistungen vergeben, sind sie bei ihrer<br />

Auswahl der Vertragspartner nicht völlig<br />

frei. Vielmehr sind sie Regeln unterworfen.<br />

? Was ist bei der Einhaltung der<br />

Vergabevorschrift zu beachten?<br />

Nach <strong>Nr</strong>. 6.3 der ESF-Fördergrundsätze und<br />

einem Verweis in die Verwaltungsvorschriften<br />

zur Landeshaushaltsordnung sind die<br />

Vorschriften der Vergabe- und Vertragsordnung<br />

für Leistungen – Teil A (VOL/A) bei allen<br />

Förderungen zu beachten. Unter anderem ist<br />

nach § 20 VOL/A das Vergabeverfahren von<br />

Beginn zu dokumentieren, sodass Verfahrensstufen,<br />

Maßnahmen sowie die Begründung der<br />

Entscheidungen festgehalten werden. Einen<br />

Vergabevermerk muss der Zuwendungsempfänger<br />

ab einem geschätzten Auftragswert von<br />

500,01 Euro netto anfertigen.<br />

? Was muss ein Vergabevermerk in<br />

etwa beinhalten?<br />

Dieser Vergabevermerk muss zu verschiedenen<br />

Punkten Aussagen treffen, unter anderem:<br />

Leistungsbeschreibung;<br />

Auflistung der Angebote und deren Eckdaten<br />

(insbes. Ausführungsart, Qualität …);<br />

Wertung der eingeholten Angebote;<br />

Begründung für die Auswahl des Bieters,<br />

der den Zuschlag erhält.<br />

Die eingeholten Angebote müssen folgende<br />

Angaben enthalten:<br />

Name und Anschrift des Anbieters,<br />

Vergleichbarkeit hinsichtlich der Leistungsbestandteile<br />

und ihrer Preisstruktur.<br />

Internetangebote oder Angebote aus Katalogen<br />

sind daher nicht ausgeschlossen. Gefälligkeitsangebote<br />

bzw. offensichtlich überteuerte<br />

Vergleichsangebote werden von der <strong>LASA</strong><br />

<strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong> nicht akzeptiert.<br />

Die Einhaltung der Vergabevorschriften ist<br />

für den Zuwendungsempfänger von großer<br />

Bedeutung. Bei Verstößen behält sich die <strong>LASA</strong><br />

<strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong> die Kürzung der Zuwendungsmittel<br />

vor. o<br />

Henning Vetter, <strong>LASA</strong> <strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong><br />

1|<strong>2012</strong><br />

25


EU-Bulletin<br />

Diese Modelle wurden vorgestellt:<br />

Betreutes Wohnen in französischen Gastfamilien, ...<br />

... Fahrdienst des französischen<br />

Arbeitgeberzusammenschlusses ...<br />

... und eine schwedische Genossenschaft<br />

mit Seniorenappartements<br />

26 1|<strong>2012</strong><br />

Pflege und Beruf – International (PARI)<br />

Projekt will europäische Vereinbarkeitsansätze transferieren<br />

Arbeitspolitisches<br />

Problemfeld und<br />

Ziel des Projektes<br />

Input der transnationalen<br />

Partner<br />

Bisherige Bilanz<br />

Auch in diesem Jahr wollen wir wieder über Projekte der<br />

‚Transnationalen Richtlinie‘ berichten. In dieser Ausgabe<br />

stellt sich das Projekt ‚PARI‘ vor, das von der tamen. <strong>GmbH</strong> in<br />

Kooperation mit dem Zentrum für Sozialforschung Halle e. V.<br />

von Oktober 2010 bis Dezember 2011 durchgeführt wurde.<br />

Die Betreuung einer steigenden Anzahl älterer Menschen<br />

nimmt auch viele Beschäftigte in <strong>Brandenburg</strong> in Anspruch.<br />

Auch ihre Arbeitgeber sind gefordert, Lösungen zu finden, wenn<br />

die überwiegend kleinen Unternehmen ihre gut ausgebildeten<br />

Fachkräfte nicht verlieren wollen. Im Projekt ‚PARI – Vereinbarkeit<br />

von Pflege und Beruf International‘ wurden hierfür sechs<br />

Beispiele aus fünf Ländern zusammengetragen.<br />

Auf drei Seminaren wurden jeweils zwei Modelle von den internationalen<br />

Partnern vorgestellt und von einer <strong>Brandenburg</strong>er<br />

Expertengruppe auf ihre Umsetzbarkeit hin geprüft: Aus einer<br />

ländlichen Region Ostungarns wurde ein Pflegeheim, welches<br />

mit den Bewohnern die Selbstversorgung (soweit möglich) organisiert,<br />

vorgestellt. Aus der Steiermark in Österreich konnten<br />

wir lernen, dass auch sehr kleinteilige Hilfsangebote kostendeckend<br />

zu organisieren sind. Aus Frankreich wurde ein Arbeitgeberzusammenschluss<br />

vorgestellt, der Hilfe für alte, kranke<br />

und behinderte Menschen organisiert. Durch die Kombination<br />

verschiedener Hilfen schafft er sichere Arbeit für die Beschäftigten.<br />

Ein weiteres Beispiel aus ländlichen Regionen sind die<br />

‚Gastfamilien‘: Wer will und genug Platz im Haus hat, nimmt<br />

hilfsbedürftige Menschen teilweise oder ganz bei sich auf. Dies<br />

schafft den Gastfamilien ein kleines Zusatzeinkommen und<br />

den ‚Gästen‘ und ihren Familien die Sicherheit einer familiären,<br />

wohnortnahen Betreuung. Aus den sehr dünn besiedelten<br />

Regionen Schwedens wurden uns Dorf-Genossenschaften vorgestellt,<br />

die ‚Seniorenhäuser‘ gemeinsam bauen und betreiben.<br />

Aus Dänemark kam ein betriebliches Beispiel: ein Tarifvertrag,<br />

der Freistellungen und die Absicherung der Beschäftigten im<br />

Pflegefall regelt.<br />

Alle Beispiele und die Lehren, die wir in <strong>Brandenburg</strong> daraus<br />

ziehen können, werden dokumentiert und daraus Handlungsempfehlungen<br />

abgeleitet. Aus der Evaluation des Zentrums<br />

für Sozialforschung entstand ein Leitfaden für Unternehmen,<br />

der über den Bundesverband Mittelständische Wirtschaft e. V.<br />

<strong>Brandenburg</strong> bei seinen Mitgliedsunternehmen verbreitet<br />

wird. Durch die Zusammenarbeit mit <strong>Brandenburg</strong>er Experten,<br />

u. a. mit Trägern der INNOPUNKT-Initiative ‚Vereinbarkeit von<br />

Erwerbstätigkeit und Pflege‘, ist ein Netzwerk entstanden,<br />

welches in <strong>2012</strong> die Umsetzung der vielversprechendsten<br />

Modelle, insbesondere der Gastfamilien und des Arbeitgeberzusammenschlusses,<br />

weiter vorantreiben wird. o<br />

Sigrid Wölfing, tamen<br />

Infos<br />

tamen, Tel.: (0 30) 78 79 42 11, E-Mail: swoelfing@tamen.de<br />

Das Projekt wurde aus Mitteln des ESF und des Landes gefördert.


5 Fragen – 5 Antworten<br />

Die LuTKIs – Interview mit Monika Schefuhs<br />

In der Artikelserie ‚5 Fragen – 5 Antworten‘ kommen Projektträger zu Wort, die Fördermittel<br />

aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) nutzen. Dieses Mal war die ESF-Technische Hilfe im<br />

Frauenzentrum Cottbus bei der Leiterin des Projekts ‚LuTKI‘, Monika Schefuhs, zu Gast. Ziel<br />

dieses Projekts ist es, hilfebedürftige und hilfsbereite Menschen im Alltag zusammenzubringen.<br />

Übrigens: Lutkis sind kleine sorbische Wichtel, die gerne helfen.<br />

Frau Schefuhs, das Projekt LuTKI wird<br />

durch das Land <strong>Brandenburg</strong> mit ESF- und<br />

Landesmitteln gefördert. Woher wussten Sie<br />

von der Fördermittelvergabe und wie diese<br />

Mittel beantragt werden müssen?<br />

Wir arbeiten im Frauenzentrum seit rund 20<br />

Jahren mit Projektförderungen und kennen uns<br />

deshalb mit den verschiedenen Instrumenten<br />

in der Kommune, im Land, im Bund und in<br />

Europa aus. In diesem Fall war das aber etwas<br />

anders, denn die Idee für LuTKI gab es schon<br />

länger, aber wir haben keinen Weg für die Finanzierung<br />

gefunden. Im vergangenen Jahr hat<br />

uns dann eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung<br />

Cottbus auf das ESF-Programm ‚Nachhaltige<br />

Stadtentwicklung‘ hingewiesen, das aus<br />

Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des<br />

Ministeriums für Infrastruktur und<br />

Landwirt- schaft<br />

des Landes<br />

<strong>Brandenburg</strong><br />

gefördert<br />

wird.<br />

LuTKIs sind kleine sorbische Wichtel<br />

Wofür setzen Sie die Mittel<br />

genau ein?<br />

Es geht uns darum, die<br />

Menschen, die Hilfe brauchen,<br />

mit denen zusammenzubringen,<br />

die helfen wollen.<br />

Dabei setzen wir darauf, dass<br />

sich die Hilfebedürftigen bei<br />

uns melden. Deshalb haben<br />

wir einen großen Teil der<br />

Mittel für die Bezahlung der<br />

Projektmitarbeiter und für die<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

genutzt.<br />

Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter, die<br />

sich aufgrund unserer Medienpräsenz bei uns<br />

gemeldet haben, wurden von uns dann für ihre<br />

neue Aufgabe gecoacht und mit<br />

den notwendigen Kenntnissen<br />

ausgerüstet.<br />

Nehmen wir an, Sie hätten<br />

die ESF-Fördermittel nicht in<br />

Anspruch genommen. Was würde in<br />

<strong>Brandenburg</strong> heute fehlen?<br />

Wir haben zu Beginn analysiert, welche<br />

Hilfsangebote es in Cottbus gibt und fanden<br />

rund 100 unterschiedliche Angebote. Dabei<br />

ist uns eine Angebotslücke aufgefallen,<br />

und zwar die ganz praktische, nachbarschaftliche<br />

Hilfe im Haushalt, zum<br />

Beispiel bei Krankheit oder Reparaturen.<br />

Mit LuTKI haben wir begonnen,<br />

diese Lücke zu schließen und das auf<br />

der Basis freiwilliger Arbeit. Wir hatten<br />

uns das Ziel gesetzt, 30 LuTKIs zu gewinnen<br />

– zwischenzeitlich hat sich diese Zahl sogar<br />

verdoppelt. Täglich bekommen wir Anrufe von<br />

Bürgerinnen und Bürgern mit der Bitte um<br />

Hilfe, die wir dann entsprechend vermitteln.<br />

Es haben sich auch schon feste Beziehungen<br />

zwischen Hilfesuchenden und Helfenden<br />

gebildet, bei denen wir gar nichts mehr<br />

EU-Bulletin<br />

tun müssen. Hier ist die Nachbarschaftshilfe<br />

entstanden, die wir uns gewünscht haben. Das<br />

alles würde in Cottbus fehlen, wenn es das<br />

Projekt nicht geben würde.<br />

‚LuTKI‘-Projektleiterin Monika Schefuhs<br />

Stichwort Öffentlichkeitsarbeit: Welche<br />

Erfahrungen haben Sie gemacht?<br />

Wir haben – wie schon erwähnt – sehr aktiv<br />

Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Zum einen<br />

haben wir an vielen Stellen, wie zum Beispiel<br />

bei Behörden, Ärzten, in Kitas und im Jobcenter,<br />

unsere Postkarten ausgelegt. Zum anderen<br />

waren wir bei allen großen Veranstaltungen<br />

in Cottbus mit einem eigenen Stand präsent.<br />

Darüber hinaus hat uns die örtliche Presse sehr<br />

geholfen, unser Angebot bekannt zu machen.<br />

Sie haben vor rund einem Jahr Mittel aus<br />

dem ESF beantragt. Wie lautet Ihre Bilanz<br />

zum heutigen Tag?<br />

Die Bilanz ist positiv – 63 LuTKIs und 352 Hilfsaktionen<br />

sind zu verzeichnen. Genau deshalb<br />

versuchen wir im Moment, das Projekt in anderer<br />

Form weiterzuführen, da die Fördergelder<br />

im April auslaufen. o<br />

Agentur BELLOT<br />

Infos<br />

Frauenzentrum Cottbus, Monika Schefuhs,<br />

Thiemstraße 55, 03050 Cottbus; Tel.: (03 55) 4 83 80 20,<br />

Internet: www.frauenzentrum-cottbus.de<br />

Das Projekt wird aus Mitteln des ESF und des<br />

Landes gefördert.<br />

1|<strong>2012</strong><br />

27


EU-Bulletin<br />

Die <strong>Brandenburg</strong>er Landesvertretung in Brüssel<br />

Interessenwahrnehmung vor Ort<br />

Im Jahr <strong>2012</strong> feiert die Vertretung des Landes <strong>Brandenburg</strong> bei der Europäischen Union ihren<br />

20. Geburtstag. Zwar haben hier seit der Gründung Besetzung, Räumlichkeiten und die für<br />

Europa zuständigen Personen mehrfach gewechselt. Die Aufgaben in Brüssel sind über die<br />

Jahre aber gleich geblieben. Sie lassen sich auf die Kurzform bringen: informieren, Interessen<br />

vertreten, repräsentieren.<br />

Die Tätigkeit der Landesvertretung erstreckt<br />

sich auf das komplette Spektrum der EU-Politiken,<br />

wobei die Prioritäten der Landespolitik<br />

die Schwerpunkte der Arbeit bestimmen.<br />

<strong>Brandenburg</strong>er Top-Themen<br />

<strong>Brandenburg</strong>er Top-Themen wie die EU-Regionalpolitik<br />

mit dem Europäischen Sozialfonds<br />

und dem Europäischen Fonds für regionale<br />

Entwicklung, Bildung oder Energie werden am<br />

intensivsten verfolgt und wahrgenommen. In<br />

diesen Politikfeldern fördert und unterstützt<br />

die EU besonders stark die Entwicklung des<br />

Landes <strong>Brandenburg</strong>. Damit dies so bleibt,<br />

die Strukturfonds und die anderen EU-Instrumente<br />

auch im Förderzeitraum 2014 bis 2020<br />

28 1|<strong>2012</strong><br />

bedeutende Beiträge leisten können, muss die<br />

<strong>Brandenburg</strong>er Landesregierung die laufenden<br />

Verhandlungen über Finanzen, Rechtsgrundlagen<br />

und Förderinhalte intensiv verfolgen und<br />

aktiv mitgestalten. Die Landesvertretung spielt<br />

also eine entscheidende Rolle in der Informationsbeschaffung.<br />

Informieren<br />

Bei Parlaments- und Ausschussdebatten,<br />

in Fachseminaren und Arbeitskreisen, bei<br />

Anhörungen und Abendveranstaltungen, in offiziellen<br />

und inoffiziellen Gesprächen sammeln<br />

und analysieren die Mitarbeiter der Vertretung<br />

so früh wie möglich alle Informationen, die<br />

für die Landesregierung nützlich sein könnten.<br />

Vertretung des Landes<br />

<strong>Brandenburg</strong> bei der<br />

Europäischen Union<br />

Die Vertretung des Landes <strong>Brandenburg</strong><br />

bei der Europäischen Union wurde 1992<br />

eingerichtet. Sie nimmt Interessen des<br />

Landes auf europäischer Ebene wahr und<br />

vermittelt Informationen zwischen der<br />

EU und der Landesregierung.<br />

Die Vertretung ist ein Referat der Abteilung<br />

‚Europa und Internationales‘ des<br />

Ministeriums für Wirtschaft und Europaangelegenheiten<br />

und untersteht dem<br />

Wirtschafts- und Europaminister.<br />

Infos<br />

Vertretung des Landes <strong>Brandenburg</strong> bei der EU,<br />

Rue Joseph II 108, B-1000 Brüssel, Tel.: (00 32)<br />

27 37 74 51, E-Mail: poststelle@eulv.brandenburg.de,<br />

Internet: www.eulv.brandenburg.de<br />

Der Eingangsbereich der Landesvertretung <strong>Brandenburg</strong> in Brüssel


Minister Baaske präsentiert die <strong>Brandenburg</strong>er Gründungsförderung in Brüssel<br />

EU-Bulletin<br />

Mit den regionalen Lotsendiensten zur zielgruppengenauen Existenzgründungsförderung hat das Land <strong>Brandenburg</strong> seit über 10<br />

Jahren ein ESF-Förderprogramm, das auch zur Auszeichnung <strong>Brandenburg</strong>s als ‚Europäische Unternehmerregion 2011‘ (EER) beigetragen<br />

hat. Am 21. November hat Arbeitsminister Günter Baaske dieses Programm in der Landesvertretung vor Regionalvertretern,<br />

Kommissions- und Europaparlamentsmitarbeiterinnen und -mitarbeitern sowie Gästen aus <strong>Brandenburg</strong> präsentiert.<br />

Für die EU-Kommission lobte Vize-Generaldirektorin Samuel das <strong>Brandenburg</strong>er Programm als gleichermaßen wachstums- wie<br />

inklusionsfördernd und empfahl es anderen Regionen als Vorbild für die künftige Förderperiode mit ihren erweiterten ESF-Einsatzgebieten.<br />

Anschließend diskutierten Praktiker, erfolgreiche Gründer und EU-Kommissionsvertreterinnen und -vertreter über<br />

Erfahrungen und künftige Herausforderungen für eine ESF-Gründungsförderung.<br />

Die <strong>Brandenburg</strong>er Gründungsförderung wurde auch für die Finalrunde des RegioStars Award <strong>2012</strong> ausgewählt.<br />

Infos<br />

Pressemitteilung auf den Internetseiten des MASF: http://tinyurl.com/8xthvo7,<br />

Ausführlich in BRANDaktuell <strong>Nr</strong>. 6/2011 im Internet: http://tinyurl.com/7z6ybpg<br />

Haben EU-Kommission oder Parlamentarier ein<br />

Eigeninteresse an Kontakten zu den Regionen,<br />

wie es zum Beispiel bei den Verhandlungen zur<br />

neuen ESF-Verordnung der Fall ist, fällt diese<br />

wichtige Aufgabe umso leichter.<br />

Interessen vertreten<br />

Ist dann ‚Potsdam‘ informiert und eine Position<br />

der Landesregierung abgestimmt, beginnt die<br />

Interessenvertretung. Auch hier dominiert das<br />

Zusammenspiel der verschiedenen Einflusskanäle.<br />

Während das Land über den Bundesrat<br />

seine formalen Mitwirkungsrechte ausübt,<br />

nutzen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

der Landesvertretung vor allem die Kraft des<br />

guten Arguments, um die <strong>Brandenburg</strong>er<br />

Standpunkte in die Brüsseler Prozesse einzuspeisen.<br />

Fachwissen, Auskunftsbereitschaft<br />

und Verständnis für die europäische Perspekti-<br />

ve helfen dabei, als Gesprächspartner gesucht<br />

zu werden und Gehör zu finden. Wenn dann<br />

Experten aus der Heimat anreisen, um wie<br />

bei der ESF-Zukunftswerkstatt <strong>Brandenburg</strong>er<br />

Ideen und Anliegen vorzutragen, hat man<br />

wieder einen kleinen Beitrag zur erfolgreichen<br />

Interessenvertretung gemacht.<br />

Repräsentieren<br />

Die Weitergabe von Informationen und Argumenten<br />

ist das Alltagsgeschäft, die Repräsentation<br />

sorgt für die Ausnahmetage. Dabei<br />

bringt ein guter Mix aus fachlichem Inhalt und<br />

festlichem Rahmen oft die größte Aufmerksamkeit.<br />

Besucht eine Ministerin bzw. ein Minister<br />

Brüssel und präsentiert ein erfolgreiches<br />

landestypisches Projekt, wie Arbeitsminister<br />

Dr. Marcus Wenig, Leiter der Landesvertretung,<br />

Minister Günter Baaske und Patrick Schneider bei<br />

der Präsentation des Existenzgründungsprogramms<br />

Günter Baaske im letzten November das<br />

ESF-geförderte Existenzgründungsprogramm<br />

‚Lotsendienste‘, kommen Gäste aus Parlament,<br />

Kommission und europäischen Regionen gerne<br />

in die Landesvertretung.<br />

Solche Gelegenheiten werden natürlich genutzt,<br />

um alle drei Aufgaben einer Landesvertretung<br />

gleichzeitig zu erfüllen: Man lauscht<br />

den Neuigkeiten in den Beiträgen hochrangiger<br />

Gäste, der Minister platziert in seiner<br />

Rede die wichtigsten <strong>Brandenburg</strong>er Anliegen<br />

und die <strong>Brandenburg</strong>er Gäste präsentieren<br />

sich gemeinsam mit der Landesvertretung als<br />

Botschafter ihres attraktiven Landes. o<br />

Patrick Schneider,<br />

Referent für Arbeit und Soziales,<br />

Vertretung des Landes <strong>Brandenburg</strong><br />

bei der Europäischen Union<br />

1|<strong>2012</strong><br />

29


Tipps, Termine & Ausblicke<br />

VITAMINT: Aktionstage für Schülerinnen<br />

29. Februar <strong>2012</strong>, 15:00 Uhr bis 18:00 Uhr;<br />

Im Projekt ‚VITAMINT‘ von LIFE e. V. laden<br />

das Mercedes-Benz Werk Berlin, Siemens<br />

und Telekom Schülerinnen der Klassenstufen<br />

9-11 zu Aktionstagen ein. Während der<br />

Veranstaltungen vor Ort erhalten die Mädchen<br />

Gelegenheit, ihre naturwissenschaftlichen<br />

und technischen Fähigkeiten auszuprobieren<br />

sowie technische Ausbildungsberufe und duale<br />

Studiengänge praxisnah kennenzulernen.<br />

Anmeldung: vitamint@life-online.de,<br />

Tel.: (0 30) 30 87 98-31, Facebook: LIFE Berufsorientierung,<br />

Internet: www.life-online.de<br />

17. Kongress Armut und Gesundheit –<br />

‚Prävention wirkt!‘<br />

9. bis 10. März <strong>2012</strong>; Ort: Technische Universität<br />

Berlin; Gebühr: von 10 bis 120 Euro;<br />

Der Kongress stellt Fragen nach Wirksamkeit<br />

und erfolgreichen Strategien der Prävention<br />

von armutsbedingten Gesundheitsschäden;<br />

Veranstalter: Gesundheit Berlin-<strong>Brandenburg</strong><br />

e. V. – Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung,<br />

Tel.: (0 30) 44 31 90 73,<br />

Internet: http://tinyurl.com/7bphpql<br />

Speed-Dating für Abiturienten des<br />

Abiturjahrgangs <strong>2012</strong><br />

17. März <strong>2012</strong>, ab 12:00 Uhr; Gebühr keine;<br />

IHK Berlin, Fasanenstr. 85, 10623 Berlin; Die<br />

IHK Berlin, der Verband der Freien Berufe und<br />

Im nächsten Heft<br />

Akzente – Instrumentenreform:<br />

Wie wirken die Neuregelungen des Gesetzes<br />

zur Verbesserung der Eingliederungs-<br />

chancen am Arbeitsmarkt in <strong>Brandenburg</strong>?<br />

Prisma:<br />

Eine Analyse des IAB: Welche Beschäftigungsakzente<br />

setzt das Großprojekt Flughafen<br />

Berlin-<strong>Brandenburg</strong>?<br />

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<strong>PDF</strong>-Format, die für Sie stets vor<br />

der Druckversion zur Verfügung steht.<br />

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30 1|<strong>2012</strong><br />

ZUKUNFTSTAG – Mit Vorbereitung Erfolg sichern!<br />

Die ersten Veranstalter beim diesjährigen Zukunftstag für Mädchen und<br />

Jungen im Land <strong>Brandenburg</strong> sind bereits angemeldet. Ermöglichen auch Sie<br />

Schülerinnen und Schülern ein ‚Hineinschnuppern‘ in die Berufsbilder Ihres Unternehmens.<br />

Auf den Internetseiten des Zukunftstages finden Sie, Lehrkräfte und die Schülerinnen und<br />

Schüler, hilfreiche Tipps zur Vor- und Nachbereitung des Aktionstages.<br />

Beantwortet werden Fragen wie: Was passiert an diesem Tag? Wie kann ich mich auf den<br />

Zukunftstag vorbereiten? Welche Fragen kann ich dem Ausbildungsleiter während des Zukunftstages<br />

stellen?<br />

Also, gut vorbereitet – ist die halbe Miete des Erfolgs für diesen Tag!<br />

Infos<br />

Internet: www.zukunftstagbrandenburg.de<br />

Der Zukunftstag wird aus Mitteln des ESF und des Landes <strong>Brandenburg</strong> gefördert.<br />

die Regionaldirektion Berlin-<strong>Brandenburg</strong> der<br />

Bundesagentur für Arbeit bieten den an einer<br />

dualen Ausbildung interessierten Abiturientinnen<br />

und Abiturienten des Abiturjahrgangs<br />

<strong>2012</strong> an, durch ein Speed-Dating (Kurzgespräche)<br />

Bewerbergespräche mit Unternehmensvertretern<br />

verschiedener Berufsfelder aus<br />

der Region Berlin-<strong>Brandenburg</strong> zu führen. Eine<br />

Anmeldung ist erforderlich. Ansprechpartnerin:<br />

Sandra Trommsdorf, Tel.: (0 30) 3 15 10-8 34,<br />

Internet: http://tinyurl.com/74jlbqx<br />

Informationsveranstaltung für Gründungsinteressierte<br />

für Potsdam und<br />

Potsdam-Mittelmark<br />

28. März <strong>2012</strong> und 25. April <strong>2012</strong>, 14:00<br />

Uhr; Ort: IHK-RC Potsdam-Mittelmark, Breite<br />

Straße 2 a-c, 14467 Potsdam; Gebühr: keine;<br />

Vertreter der Stadt Potsdam, des Lotsendienstes<br />

des Landkreises Potsdam-Mittelmark, der<br />

Bundesagentur für Arbeit, der Handwerkskammer<br />

und der IHK Potsdam informieren zu den<br />

Rahmenbedingungen einer Existenzgründung,<br />

zu Ansprechpartnern, Gründungsnetzwerken,<br />

Förderprogrammen und Förderinstrumenten.<br />

Um Anmeldung wird gebeten. Tel.: (03 31) 27<br />

86-2 05, Internet: http://tinyurl.com/6sd86p2<br />

Beratungstermine für Unternehmerinnen und<br />

Unternehmer zu den Wirtschaftsförderprogrammen<br />

des Landes bei der ILB<br />

1. März – Senftenberg Stadtverwaltung<br />

5. März – Herzberg WfG<br />

6. März – Cottbus ZAB<br />

8. März – Cottbus HWK<br />

12. März – Spremberg Altstadtsanierung <strong>GmbH</strong><br />

13. März – Cottbus IHK<br />

15. März – Senftenberg GS IHK<br />

19. März – Finsterwalde Kreishandwerkerschaft<br />

20. März – Cottbus ZAB<br />

22. März – Cottbus HWK<br />

26. März – Lübbenau Stadtverwaltung 2<br />

27. März – Cottbus IHK<br />

Bei Bedarf sind andere Terminvereinbarungen<br />

möglich. Die Beratungen sind kostenlos. Bitte<br />

melden Sie sich bei der ILB an. Tel.: (03 31)<br />

6 60-22 11, -15 97 oder per E-Mail im Internet<br />

unter www.ilb.de/rd/services/96.php<br />

Deutsch-Polnische Seniorenakademie<br />

10. April <strong>2012</strong>, 15:00 Uhr; Ort: Collegium<br />

Polonicum, Viadrina Frankfurt (O.), Słubice;<br />

Gebühr: keine; Die wirtschaftliche Entwicklung<br />

in Slubice nach 1990;<br />

Internet: http://tinyurl.com/7g2vgpn<br />

Systematische Personalentwicklung in KMU<br />

– Strategien zur Erschließung betrieblicher<br />

Qualifizierungspotenziale<br />

26. April <strong>2012</strong>; Ort: dbb forum berlin, Friedrichstraße<br />

169/170, 10117 Berlin; Gebühr: keine;<br />

Strategien zur Fachkräftesicherung durch<br />

Qualifikation; Veranstalter: Forschungsinstitut<br />

Betriebliche Bildung (F-BB); Internetseiten des<br />

F-BB: http://tinyurl.com/capdta5


Für Existenzgründer<br />

Bürgschaftsbank zieht Bilanz<br />

Bis Oktober 2011 hat die <strong>Brandenburg</strong>er Bürgschaftsbank<br />

260 Bürgschaften und Garantien<br />

für Kredite und Beteiligungen ausgereicht mit<br />

einem Volumen von 65 Mio. Euro. Bürgschaften<br />

verringern das Risiko finanzierender Hausbanken.<br />

Unternehmen würden immer wieder<br />

auf eine Bürgschaft zurückgreifen – auch ein<br />

Qualitätsmerkmal für die Arbeit der Bank. Mit<br />

der Erhöhung des haftungsentlasteten KfW-<br />

Startgelds auf 100.000 Euro im April 2011 ist<br />

zwar ein Konkurrenzprodukt auf dem Markt,<br />

doch es gäbe noch keine Auswirkungen, so Dr.<br />

Milos Stefanovic, Geschäftsführer der Bank.<br />

Für den Staat sei das effizientere Werkzeug zur<br />

Unternehmensförderung die Bürgschaft, denn<br />

seine Haftungsgrenze liegt im Gegensatz zum<br />

KfW-Startgeld (80 Prozent) bei nur 64 Prozent.<br />

Infos<br />

Pressemitteilung auf den Internetseiten der Bürgschaftsbank<br />

unter http://tinyurl.com/89nh8da<br />

Aktivität im Alter in Europa<br />

Umfrageergebnisse<br />

Zum Beginn des Europäischen Jahres <strong>2012</strong> für<br />

aktives Altern und Solidarität zwischen den<br />

Generationen legte die EU-Kommission ein<br />

neues Eurobarometer vor. Danach wissen 71<br />

Prozent der Europäer, dass die Bevölkerung<br />

Europas immer älter wird, aber nur 42 Prozent<br />

finden das besorgniserregend. Mehr als 60<br />

Prozent befürworten die Möglichkeit, auch im<br />

Rentenalter arbeiten zu dürfen. Die Umfrage<br />

zeigte auch, dass sich die Definitionen von<br />

‚Jung‘ und ‚Alt‘ in den einzelnen EU-Ländern<br />

unterscheiden.<br />

Infos<br />

Pressemitteilung der EU-Kommission mit dem Link<br />

zum Eurobarometer unter http://tinyurl.com/7lpvqw6<br />

Unternehmensumstrukturierung<br />

Neues Grünbuch in Vorbereitung<br />

Die Europäische Kommission startete eine<br />

europaweite öffentliche Debatte über Unternehmensumstrukturierungen<br />

und Bewältigungsstrategien<br />

in Krisen. Die Konsultation<br />

läuft bis zum 30. März <strong>2012</strong>. Die Ergebnisse<br />

werden in das nächste Paket beschäftigungspolitischer<br />

Maßnahmen einfließen. Zu Themen<br />

wie: Lehren aus der Krise, wirtschaftliche und<br />

industrielle Anpassung, Beschäftigungsfähigkeit<br />

von Arbeitnehmern, Erzeugung von<br />

Synergieeffekten und die Rolle der regionalen<br />

Behörden werden Ihre Beiträge erwartet.<br />

Infos<br />

Pressemitteilung auf den Internetseiten der EU-<br />

Kommission mit weiterführenden Links unter<br />

http://tinyurl.com/897j2kj<br />

Start ins Arbeitsleben<br />

Menschen mit Behinderungen<br />

Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen<br />

und sonderpädagogischem Förderbedarf sollen<br />

noch stärker beim Übergang von der Schule<br />

in das Arbeitsleben unterstützt werden. Ein<br />

Kooperationsvertrag mit konkreten Beratungsund<br />

Förderangeboten wurde dazu zwischen<br />

dem Bildungs- und Arbeitsministerium <strong>Brandenburg</strong>s<br />

und der Regionaldirektion Berlin-<br />

<strong>Brandenburg</strong> der Bundesagentur für Arbeit<br />

vereinbart. Damit wird die Umsetzung der<br />

Bund-Länder-Initiative ‚Inklusion – Berufsorientierung<br />

für <strong>Brandenburg</strong>‘ geregelt. Gefördert<br />

wird die Initiative ‚Inklusion‘ aus Mitteln des<br />

Ausgleichsfonds durch das Bundesministerium<br />

für Arbeit und Soziales. Die Schülerinnen und<br />

Schüler werden zwei Jahre gefördert.<br />

Infos<br />

Pressemitteilung auf den Internetseiten des MASF<br />

unter http://tinyurl.com/7dxdxor<br />

Unternehmensumstrukturierung führt zu freien Stühlen, aber nicht zwangsläufig zu Arbeitslosigkeit<br />

Kurz & bündig<br />

Zum Schluss bemerkt ...<br />

Andreas Hoffmann,<br />

<strong>LASA</strong> <strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong><br />

… Anfang Oktober 2011 übernahm ich die<br />

Leitung der Regionalbüros für Fachkräftesicherung<br />

bei der <strong>LASA</strong> <strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong>. Als<br />

langjähriger Regionalmanager kann ich dazu<br />

auf umfangreiche Erfahrungen zurückgreifen<br />

und verfüge auch über ein großes Netzwerk<br />

zu Wirtschafts- und Arbeitsmarktakteuren<br />

im Land <strong>Brandenburg</strong>. Die Regionalbüros<br />

für Fachkräftesicherung arbeiten an sechs<br />

Standorten. Sie informieren zur demografisch<br />

bedingten Fachkräfteentwicklung und<br />

sensibilisieren für relevante Lösungsansätze.<br />

Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen<br />

erhalten Hilfestellung bei der strategischen<br />

Personalentwicklung, bei Altersstruktur- und<br />

Qualifikationsbedarfsanalysen, Aus- und<br />

Weiterbildungsplanungen, der Vermittlung<br />

von Kontakten zu Bildungspartnern und zu<br />

Fördermöglichkeiten.<br />

Neu: Orientierungsberatung<br />

Ab <strong>2012</strong> unterbreiten wir ein neues Angebot.<br />

Mit einer Orientierungsberatung wollen wir<br />

die Entscheider in den <strong>Brandenburg</strong>er Unternehmen<br />

unterstützen, ihre betriebliche Fachkräftesicherung<br />

strategischer auszurichten.<br />

Hierzu gehört vor allem die Qualifizierungsplanung<br />

unter Berücksichtigung der Beschäftigten,<br />

aber auch die bessere Vermarktung als<br />

interessanter Arbeitgeber zur Gewinnung von<br />

Auszubildenden und Fachkräften. Zusammen<br />

mit dem Team der Regionalbüros für Fachkräftesicherung<br />

werde ich die bisherige erfolgreiche<br />

Arbeit fortführen, neue Impulse setzen<br />

und dazu beitragen, dass neue Leistungsangebote,<br />

wie z. B. die Orientierungsberatung,<br />

etabliert werden können.<br />

Infos<br />

Das Projekt wird aus Mitteln des ESF und des<br />

Landes gefördert.<br />

1|<strong>2012</strong><br />

31


Impressum<br />

1|<strong>2012</strong><br />

Arbeitsmarktpolitischer Service der<br />

Landesagentur für Struktur und Arbeit <strong>Brandenburg</strong> <strong>GmbH</strong>,<br />

ISSN 1863 – 5849<br />

Wetzlarer Straße 54, 14482 Potsdam<br />

Telefon: (03 31) 60 02-3 28<br />

Fax: (03 31) 60 02-4 00<br />

Internet: www.lasa-brandenburg.de/brandaktuell<br />

E-Mail: brandaktuell@lasa-brandenburg.de<br />

V.i.S.d.P.: Dr. Veit-Stephan Zweynert<br />

Projektleitung: Erika Nilsson<br />

Redaktion: Uta Jacobs (jac), Sylvia Krell (kr),<br />

Elke Mocker (em)<br />

Gestaltung: Uta Jacobs, Sylvia Krell,<br />

Elke Mocker, Petra Werner<br />

Fotos/Grafiken: <strong>LASA</strong>-Archiv; ESF-Technische Hilfe <strong>Brandenburg</strong><br />

bei der BBJ Consult AG Niederlassung Deutschland;<br />

Karla Fritze, Fotografin (Titelfoto, S. 5 unten, S. 8);<br />

Cristina Arigho (S. 3); Direct Line Versicherung (S. 12);<br />

BILDART, Volker Döring (S. 20); tamen. <strong>GmbH</strong> (S. 26);<br />

Dipl. Grafikdesignerin Friederike Kislinger (Grafik S. 27);<br />

Agentur BELLOT (S. 27); Patrick Schneider (S. 29);<br />

Grafisches Konzept: SCHWEIGER DESIGN, Potsdam<br />

Druck: <strong>Brandenburg</strong>ische Universitätsdruckerei und Verlagsgesellschaft<br />

Potsdam mbH, Karl-Liebknecht-Str. 24-25,<br />

14476 Potsdam<br />

Bestellung: Die Exemplare sind kostenlos und können<br />

telefonisch oder schriftlich bestellt werden.<br />

Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung des Autors<br />

wieder, nicht unbedingt die des Herausgebers oder der Redaktion.<br />

Nachdruck – auch auszugsweise – nur zulässig mit Quellenangabe<br />

und Zusendung von zwei Belegexemplaren!<br />

Redaktionsschluss für <strong>Nr</strong>. 2/<strong>2012</strong>: 9. März <strong>2012</strong><br />

Der ESF für <strong>Brandenburg</strong> im Internet:<br />

www.esf.brandenburg.de<br />

BRANDaktuell wird durch das Ministerium für Arbeit, Soziales,<br />

Frauen und Familie aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds<br />

und des Landes <strong>Brandenburg</strong> gefördert.<br />

Europäischer Sozialfonds – Investition in Ihre Zukunft.<br />

Schon mal drüber nachgedacht?<br />

Dann fragen Sie! Tel.: (03 31) 60 02-3 33<br />

Für alle Fragen zum ‚Arbeitspolitischen Programm <strong>Brandenburg</strong> –<br />

In Menschen investieren – Regionen stärken’ steht Ihnen unter dieser<br />

Telefonnummer das Call-Center zur Verfügung:<br />

Call-Center der <strong>LASA</strong><br />

Tel.: (03 31) 60 02 - 2 00<br />

GiP<br />

Abf.

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