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"eine grotesk überzogene Dämonisierung eines Mannes"

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Demokratiezentrum Wien<br />

Onlinequelle: www.demokratiezentrum.org<br />

Printquelle: in: Gehler, Michael / Sickinger, Hubert (Hg.): Politische Affären und Skandale in Österreich. Von Mayerling bis<br />

Waldheim. Kulturverlag, Thaur/Wien/München 1996, S. 614-666<br />

Am 12. Mai 1986 wurde er schließlich durch Helmut Krünes (FPÖ) abgelöst. Die Kl<strong>eine</strong><br />

Koalition hatte aber noch einmal gehalten. 15<br />

Nach kurzer Zeit waren die Diskussionen über die Rolle der Österreicher in der Ära des<br />

Nationalsozialismus indes abgeebbt. Medien und Politik gingen wieder zur Tagesordnung über.<br />

Die Affäre um Frischenschlager sollte aber nur den Auftakt für die ein Jahr später weitaus<br />

heftiger werdenden Debatten im Fall Kurt Waldheim bilden.<br />

II. Die "Aufdecker" der Waldheim-Affäre<br />

Zum besseren Verständnis der Affäre, die ein besonders stark personalisiertes Ereignis<br />

darstellte, müssen einige kurzbiographische Hinweise vorausgeschickt werden:<br />

Kurt Waldheim wurde am 21. Dezember 1918 in St. Andrä-Wördern bei Tulln in<br />

Niederösterreich geboren. Nach Ableistung der einjährigen "Bundesdienstpflicht" im<br />

österreichischen Heer trat er als externer Hörer in die Konsularakademie ein und begann das<br />

Studium der Rechte an der Universität Wien. Von 1938 bis 1945 war Waldheim mit einigen<br />

Unterbrechungen in der Deutschen Wehrmacht eingesetzt. 1944 schloß er sein Studium mit<br />

dem Doktorat der Rechte ab. Sein Dissertationsthema lautete "Die Reichsidee bei Konstantin<br />

Frantz". Nach Kriegsende wirkte Waldheim zunächst als Sekretär des Außenministers Karl<br />

Gruber. Danach war er Botschaftssekretär in Paris, österreichischer Botschafter in Kanada und<br />

bei den Vereinten Nationen. Unter der Alleinregierung Josef Klaus amtierte er von 1968 bis<br />

1970 als Außenminister. Bei den Präsidentschaftswahlen von 1971 war Waldheim<br />

Spitzenkandidat der ÖVP, unterlag allerdings gegen den amtierenden Bundespräsidenten und<br />

SPÖ-Kandidaten Franz Jonas. Von 1972 bis 1981 fungierte Waldheim als Generalsekretär der<br />

Vereinten Nationen. Nach Scheitern s<strong>eine</strong>r dritten Kandidatur kehrte er nach Österreich<br />

zurück. 16<br />

Gerüchte und Mutmaßungen über Waldheims Kriegsvergangenheit waren schon 1970<br />

während s<strong>eine</strong>r ersten Kandidatur aufgetaucht. Damals hatte das Salzburger Volksblatt am 24.<br />

Oktober insinuiert, Waldheim sei Mitglied <strong>eine</strong>r "SS-Reiterstandarte" gewesen. 17<br />

Aufgrund s<strong>eine</strong>r hervorragenden internationalen Karriere als Diplomat schien Waldheim aber<br />

für die Volkspartei weiterhin der ideale Kandidat für das österreichische Präsidentenamt zu sein.<br />

Am 2. März 1985 beschloß daher die ÖVP auf Vorschlag ihres Bundesparteiobmanns Alois<br />

Mock, Waldheim als Kandidaten der Volkspartei für den kommenden<br />

Bundespräsidentschaftswahlkampf aufzustellen. Einen Tag vorher hatte es noch ein Treffen<br />

zwischen Waldheim und Sinowatz gegeben, bei dem letzterer <strong>eine</strong> gemeinsame Nominierung<br />

nicht ausschließen wollte. Die vorzeitige Aufstellung des international bekannten Waldheim<br />

15 Österreichische Monatshefte (ÖMH 42), (1986,) Nr.4, S. 4.<br />

16 Hans Weiß/Krista Federspiel, Wer?, o. O. [Wien] 1988, S. 204; Ruth Wodak/Peter Nowak/Johann<br />

Pelikan/Helmut Gruber/Rudolf de Cillia/Richard Mitten, "Wir sind alle unschuldige Täter!".<br />

Diskurshistorische Studien zum Nachkriegsantisemitismus, Frankfurt/Main 1990, S. 59-120, hier S. 61.<br />

Die Arbeit stellt <strong>eine</strong> unentbehrliche Grundlage zur Waldheim-Affäre dar, wenngleich die darin<br />

enthaltenen Interpretationen vom Verfasser nicht immer geteilt werden.<br />

17 Christoph Kotanko, Verleumdungszeugnis, in: profil, 21. 4. 1986, Nr. 17, S. 22-24, hier S. 24.<br />

Autorin/Autor Michael Gehler • Titel: "...<strong>eine</strong> <strong>grotesk</strong> <strong>überzogene</strong> <strong>Dämonisierung</strong> <strong>eine</strong>s Mannes..." 1 ? Die Waldheim-Affäre 1986-1992<br />

Printquelle: in: Gehler, Michael / Sickinger, Hubert (Hg.): Politische Affären und Skandale in Österreich. Von Mayerling bis<br />

Waldheim. Kulturverlag, Thaur/Wien/München 1996, S. 614-666 • Onlinequelle: www.demokratiezentrum.org<br />

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