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DENKRAUM Nr.6_Veränderung_WebVersion

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<strong>DENKRAUM</strong> Sommer 2018<br />

Das Ende des Homo sapiens?<br />

Mit seiner „Kurzen Geschichte der Menschheit“ hat der israelisch-britische Historiker<br />

Yuval Noah Harari einen viel diskutierten Megaseller vorgelegt. In seinem neuesten<br />

Werk „Homo Deus“ wagt er nun, gleichsam als Fortsetzung, einen Blick in die<br />

Zukunft der Menschheit.<br />

von Hans Becker<br />

Es ist eine Geschichte von morgen, die das menschliche<br />

Dasein auf eine völlig neue Stufe der Evolution hebt. In Relation<br />

zur bisherigen Entwicklungsgeschichte des Homo sapiens<br />

scheint diese Zukunft nicht mehr fern zu sein, die Welt des<br />

humanistischen Homo sapiens verändert sich im Augenblick<br />

rasend schnell in eine Welt des „Dataisten“.<br />

Menschliche Historie<br />

Die „Kurze Geschichte der Menschheit“ erzählt, wie vor 13,5 Milliarden<br />

Jahren Materie, Energie, Raum und Zeit entstanden (der<br />

Urknall), wie sich vor 3,8 Milliarden Jahren bestimmte Moleküle<br />

zu Organismen verbanden und vor ca. 2,5 Millionen Jahren die<br />

ersten menschenähnlichen Tiere die Weltbühne betraten. Die<br />

meisten Wissenschaftler sind sich einig darüber, dass vor ungefähr<br />

150.000 Jahren in Ostafrika die ersten anatomisch modernen<br />

Menschen lebten. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse<br />

deuten allerdings darauf hin, dass der Homo sapiens bereits<br />

vor ca. 300.000 Jahren existierte. Als dann vor ungefähr<br />

70.000 Jahren die kognitive Revolution in Gang kam, vollzogen<br />

sich die Veränderungen in der Entwicklung der Menschheit<br />

in immer kürzeren Zeiträumen. Unsere Spezies eroberte die<br />

Welt und ist gerade dabei, eine weitere neue Stufe der Evolution<br />

zu erklimmen.<br />

Rasender Fortschritt<br />

„Homo Deus“ versucht zu erklären, welche gravierenden Veränderungen<br />

uns bevorstehen. Der Blick in die Zukunft ist immer<br />

ein Risiko, weil viele unvorhergesehene Ereignisse die Entwicklung<br />

natürlich völlig verändern können. So überraschend<br />

sie auch zunächst klingen mögen, erscheinen die Thesen von<br />

Yuval Noah Harari dennoch als eine logische Fortführung dessen,<br />

was bisher passierte. Die neuen Technologien können<br />

dem Menschen gottgleiche Fähigkeiten verleihen – schöpferische,<br />

aber auch zerstörerische.<br />

„Big Data“, „Industrie 4.0“, das „Internet der Dinge“ usw. sind<br />

alles Begriffe, die uns schon seit einiger Zeit beschäftigen. Mit<br />

Algorithmen werden Unmengen von Daten verarbeitet und die<br />

technische Wissenschaft entwickelt mit großer Energie Methoden,<br />

wodurch der Mensch immer weniger selbst entscheiden<br />

muss, was für ihn (angeblich) gut ist. Das Navi sagt uns, wo wir<br />

hinfahren, und bald gibt es Autos, die nicht mal mehr einen<br />

Fahrer brauchen. Der Kühlschrank füllt sich von selbst. Partnerbörsen<br />

oder entsprechende Apps sagen uns, wen wir heiraten<br />

sollen. Eine Gesundheits-App sagt uns, wie viele Schritte<br />

wir heute noch gehen sollen und welche Lebensmittel wir noch<br />

essen sollen, damit unser Vitamin- und Mineralienhaushalt<br />

optimal ist, usw. usw. Die Algorithmen werden immer intelligenter.<br />

Aber was ist, wenn der Algorithmus bald so intelligent<br />

ist, dass er unsere geistigen Fähigkeiten nicht mehr benötigt<br />

und dann über die Menschheit entscheidet?<br />

Wohin führt der Weg?<br />

So muss der Mensch der Zukunft immer mehr zu einem Cyborg<br />

mutieren, dessen körperliche und geistige Fähigkeiten ein<br />

technologisches „Upgrading“ erleben. Er wird zu einer Kombination<br />

aus Organismus und Hightech-Implantaten, um ungeahnte,<br />

gottgleich scheinende Leistungen zu vollbringen. Dieser<br />

„Homo deus“ wird, so der Autor, weniger Verwandtschaft mit<br />

dem Homo sapiens haben als dieser mit dem Neandertaler<br />

oder einem Schimpansen.<br />

Eines ist sicher: So viel Veränderung und so schnelle Veränderung<br />

wie derzeit war noch nie. Ob sie zu unserem Nutzen<br />

oder sogar zu unserem Schaden ist, weil das Ende des Homo<br />

sapiens in der heutigen Form bald gekommen ist, wissen wir<br />

noch nicht. Das werden wir erst wissen, wenn die Zukunft Gegenwart<br />

geworden ist.<br />

Beide Bücher kann ich sehr empfehlen, da sie uns zeigen,<br />

woher wir kommen und wohin es gehen könnte. Wer beide<br />

Bücher liest, ist klar im Vorteil. Interessant und kurzweilig geschrieben,<br />

geht die Lust zum Lesen nie verloren. //

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