MK-E-Mag-0818
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ZKZ 4937
8 I 2018
MAGAZIN FÜR DAS MÖBEL-BUSINESS
Globales
Sourcing
Der EMV spricht
offen über sein
Importgeschäft
Coole
Marke
Wie Liebherr
das Thema Kühlen
neu definiert
Lern-Effekte
Foto: Samsung
Ikea-Deutschlandchef Dennis Balslev über
die radikale Wende in der Expansionsstrategie
INDUSTRIE-ZAHLEN
DIE AKTUELLEN
STATISTIKEN
Dunlopillo: Liegt absolut im Plan
Hausmesse Süd: Die Zeit ist reif
Outdoor-Markt: 24 Extra-Seiten
Janua: Einzigartig & charakterstark
Hartman-Interview: Vor Ort in Holland
Blomus: Revolution statt Evolution
TOP-THEMA/IKEA
Seit 1. Januar ist Dennis Balslev
Geschäftsführer von Ikea Deutschland.
Bereits 1979 begann er seine
Karriere bei Ikea Dänemark. Dort war
Balslev 20 Jahre Einrichtungshauschef
in Odense, Aalborg sowie
Taastrup und zuletzt Landeschef.
Zwischenzeitlich war der Däne auch in
den Niederlanden tätig, u. a. leitete er
dort für neun Jahre die Ikea Concept
Business Unit bei Inter Ikea Systems.
24 möbel kultur 8/2018
Wir haben noch
viel zu
lernen
Ikea will nicht mehr so weitermachen wie bisher. Die Nr. 1 im deutschen Möbelhandel befindet sich
mitten im Umbruch. Die Expansionspläne mit immer noch mehr Einrichtungshäusern nach der gängigen
Schablone wurden komplett gestoppt. Im ersten Interview mit der „möbel kultur“ erläutert der neue
Deutschlandchef Dennis Balslev, wie sich die Schweden, die in diesem Jahr ihren 75. Geburtstag feiern,
an die Spitze der Multichannel-Anbieter im Bereich Wohnen und Einrichten setzen wollen – und wie sie
es den Kunden dabei so bequem wie möglich machen.
Fotos: André Grohe
möbel kultur: Herr Balslev, zum Start als
Country-Manager für Deutschland haben
Sie sich vorgenommen, bundesweit
sämtliche Einrichtungshäuser zu besuchen.
Wie viele der 53 Stores haben Sie
bislang gesehen?
Dennis Balslev: Ja, das ist mein großes
Ziel. Und ich habe gesagt, dass
ich das bis zum Sommer schaffe –
und der ist ja noch lang (lacht).
Aber das sind wirklich weite Wege,
die ich hier zurücklegen muss.
Immerhin 36 Häuser habe ich
bereits besucht. Bis Oktober sollte
ich alle unsere Filialen gesehen
haben. Mir liegt es wirklich am
Herzen, mich mit allen Store-Managern
vor Ort auszutauschen. Das
ist ganz wichtig für mich, um diesen
großen, deutschen Markt zu
verstehen. Das Feedback ist sehr
positiv. Und mir macht das auch
wirklich Spaß.
möbel kultur: Sie arbeiten seit 1979,
also seit fast 40 Jahren, für Ikea. Einen
Großteil davon in Dänemark, außerdem
in den Niederlanden. Und nun sind Sie
für Deutschland, einen viel größeren,
sogar den nach wie vor umsatzstärksten
Markt für Ikea, verantwortlich. Was hat
Sie hier besonders überrascht?
Dennis Balslev: Der deutlichste Un terschied
zeigt sich in erster Linie in
der Größe – bei mehr als 80 Mio.
Einwohnern! Und: Deutschland ist
nicht gleich Deutschland. Es gibt
riesige Unterschiede zwischen
Nord, Süd, Ost und West.
Die Kollegen hier vor Ort
wissen, dass Deutschland für Ikea
das wichtigste Land ist. Aber: Sie
wollen auch das beste sein. Das
bleibt eine große Herausforderung.
Ich freue mich darauf, Dinge zu
optimieren. Wobei die Häuser hier
wirklich schon sehr kompetent
geführt werden. Und: Ikea ist dann
doch Ikea – und das ist das Gute für
mich.
möbel kultur: Was können Sie hier noch
besser machen?
Dennis Balslev: Wir müssen noch
mehr über die Bedürfnisse der Kunden
herausfinden. Und darauf unseren
Fokus richten. Dafür ist es notwendig,
den Verbrauchern unsere
volle Aufmerksamkeit zu schenken.
In diesem Punkt können wir wirklich
besser werden. Zudem wollen
wir die Multichannel-Erfahrung
optimieren. Auch hier ist noch viel
zu tun.
Die Geschwindigkeit, mit der
sich heute die Gesellschaft verändert,
ist enorm. Diese müssen wir
mitgehen können.
Dazu kommt, dass sich der deutsche
Markt immer noch etwas traditioneller
darstellt, neuen digitalen
Möglichkeiten nicht so aufgeschlossen
zeigt wie beispielsweise der
dänische oder der holländische.
Beide Länder sind sehr klein. Und
dort gibt es keine großen Industrien.
Deshalb sind sowohl die Dänen als
auch die Holländer schon viel länger
darin geübt, Handel zu betreiben.
Ich glaube, dass es
sehr gesund ist, jetzt die
Richtung zu ändern und
über neue Konzepte in den
Städten nachzudenken.
möbel kultur: Im April hat Ikea mit der
Ankündigung überrascht, seine Expansionsstrategie
ändern zu wollen. In den letzten
Jahren hieß es immer, dass in Deutschland
noch Platz für rund 20 große Einrichtungshäuser
ist. Jetzt soll nur noch der
neue, bereits sehr weit fortgeschrittene
Standort in Karlsruhe realisiert werden.
8/2018 möbel kultur 25
TOP-THEMA/EMV-IMPORTGIPFEL
Globales
Sourcing
für den Mittelstand
Der EMV ist weltweit mittendrin: Die Mitglieder haben die Chancen
erkannt, die im internationalen Sourcing liegen. Nun geht es
darum, mehr Zuverlässigkeit und Qualität in die Supply-Chain zu
bringen. Die „möbel kultur“ sprach deshalb mit EMV-Geschäftsführer
Ulf Rebenschütz, EMV-Chefeinkäufer Wolfgang Rauscheder
und Möbel-Hesse-Inhaber Robert Andreas Hesse im Hamburger
Hafen über die Herausforderungen, die im Importgeschäft liegen.
Ein Sourcing-Gipfel, der zeigt, warum es für den Mittelstand ein
Muss ist, weltweit Warenströme zu organisieren.
30 möbel kultur 8/2018
Wir kämen ohne die Beschaffungsmärkte
vom Baltikum bis in
den Fernen Osten überhaupt nicht
mehr zurecht.
Ulf Rebenschütz
möbel kultur: Der EMV beschäftigt sich
seit einigen Jahren verstärkt mit Importware
und schafft entsprechende Strukturen
in der Verbandszentrale. Was
steckt dahinter?
Wolfgang Rauscheder: Die internationale
Ware wird immer besser.
Sowohl in qualitativer als auch in
prozessualer Hinsicht. Die Logistik
und der Service sind kaum noch
begrenzende Faktoren. In diesen
Punkten hat sich in den vergangenen
zehn Jahren sehr viel getan.
Für EMV-Geschäftsführer Ulf Rebenschütz
ist Sourcing eine strategische Aufgabe
des Mittelstands. „Sonst werden wir von
den großen Ketten abgehängt.“
Foto: Christoph Niermann
Zum anderen hat sich der Wettbewerb
um die optimale Ware noch
mal verschärft. Das treibt uns an.
möbel kultur: Mir fällt auf, dass Sie
nicht zuerst den Preis als entscheidenden
Faktor genannt haben. Ist das ein
Paradigmenwechsel?
Ulf Rebenschütz: Da haben Sie recht.
Dieses Kriterium wird beim Thema
Importe zumeist als Erstes genannt.
Unser Ansinnen beim Sourcing war
aber von Beginn an, an neue und
exklusive Ware zu kommen. Da ist
der Preis zunächst einmal sekundär.
Und eines lässt sich auch nicht
verleugnen: Produktionskapazitäten
verlagern sich von West nach
Ost. Dem müssen wir als einkaufender
Verband Rechnung tragen.
Robert Andreas Hesse: Zunehmend
ist auch die Angebotsbreite ein
Thema. Es reicht nicht mehr aus,
sich lediglich bei den Importeuren
zu bedienen, bei denen auch viele
andere deutsche Händler einkaufen.
Zusätzlich müssen wir uns als
Verband auch selbst auf den Weg
machen, direkte Kontakte knüpfen
und so unsere Sortimentsstruktur
verbessern.
möbel kultur: Hat sich auch die Bereitschaft
der Ausländer verändert, nach
Europa zu verkaufen?
Wolfgang Rauscheder: Absolut. Als
ich noch vor etwa zwanzig Jahren
durch China gereist bin, gab
es keine E-Mails, keine Englisch
sprechenden Manager und auch
die Infrastruktur war mit der heutigen
nicht vergleichbar. Die Mentalität
hat sich grundlegend verändert.
Schauen Sie doch mal, wo
Lacoste-Hemden, Adidas-Schuhe
und andere Markenprodukte heute
herkommen. Aus Asien.
möbel kultur: Wie groß ist heute der
Auslandsanteil im EMV-Sortiment?
Ulf Rebenschütz: Bei unseren voll
exklusiven, also nicht nur leicht
modifizierten Kollektionen liegen
wir heute bei 45 Prozent. Wir
kämen also ohne die Beschaffungsmärkte
vom Baltikum über Polen
und den Balkan bis in den Fernen
Osten überhaupt nicht mehr
zurecht. Dafür ist der Warenanteil
inzwischen zu hoch.
möbel kultur: Gibt es auch Sortimente,
die Sie im Ausland nicht finden?
Wolfgang Rauscheder: Ich würde
die Frage heute zwangsläufig eher
umdrehen. Findet man denn im
Inland noch alle Warengruppen?
Denken Sie an Stühle. Oder Gartenmöbel.
Das sind essenzielle Sortimentsbausteine,
bei denen wir
auf ausländische Lieferanten angewiesen
sind. Wir sehen folgende
Gleichung: Je höher der technische
Grad in der Fertigung und
desto individueller das Endprodukt,
desto schwieriger wird es,
im Ausland entsprechende Ware zu
finden. Das gilt etwa für Küchenmöbel.
Aber je simpler die Ware,
desto geringer sind die Barrieren
für ausländische Produzenten.
möbel kultur: Welche Kapazitäten hat
der Verband geschaffen, um ein professionelles
Sourcing zu ermöglichen?
Wolfgang Rauscheder: Wir haben
einen Sourcing-Spezialisten
be schäftigt. Damit ist es allerdings
nicht getan. Zusätzlich haben wir
jemanden vor Ort, der sich um die
Organisation, Abwicklung und
Qualitätskontrolle kümmert. Sie
spielen eine ganz entscheidende
Rolle im gesamten Exportgefüge.
Die beiden sind allerdings nicht
fest angestellt, sondern arbeiten
auch für andere Handelsgruppierungen,
im Möbelbereich allerdings
exklusiv für uns.
Last but not least zeigen unsere
Händler großen Einsatz, denn
inzwischen hat sich ein Gremium
herausgebildet, das sich intensiv
mit Importfragen beschäftigt.
Ulf Rebenschütz: Es gilt auch in
diesem Bereich unsere Marschroute,
Betroffene zu Beteiligten
zu machen. So reisen auch immer
wieder unsere Händler mit, um
sich vor Ort ein Bild zu machen.
möbel kultur: Was man selbst gesehen
hat, wird verständlicher und zugäng -
licher.
Robert Andreas Hesse: Eine moderne
Einkaufsorganisation muss auch all
jene mit ins Boot nehmen, die die
8/2018 möbel kultur 31
INDUSTRIE
Daten & Fakten:
Statistik-News
aus Westfalen
Die komplette Branche auf einen Blick: Ob Im- und Exportzahlen,
Auftragseingänge nach Sortimenten, Preise oder Lohn- und
Gehaltskosten – die Fachverbände der Möbelindustrie in Herford
haben auch in diesem Jahr wieder ein topaktuelles Datenpaket
erstellt. Dicht am Markt, mit spannenden Analysen, Entwicklungen
und aktuellen Prognosen. Optimal als Basisinformationen für
strategische Planungen von Unternehmen und Verbänden.
Kompakt und gut lesbar im Special „Statistik“ von der Redaktion
der „möbel kultur“ im Rahmen der exklusiven Zusammenarbeit
mit den westfälischen Verbänden aufbereitet.
22 möbel kultur 8/2018
8 2018
RUBRIK
2018
STATISTIK
Möbelindustrie in Zahlen
> Küchenindustrie: Der Alno-Effekt wirkt sich aus
> Export-Plus: Wohn-, Ess- & Schlafzimmer
> Polster: Rückgang der Durchschnittspreise
> OWL: Mehr als 26 % der Möbelumsätze
> Kostenmanagement erfolgreich optimieren
HAUSMESSE SÜD
Heiner Goossens,
Geschäftsführer bei Ruf
Betten in Rastatt, will die
Verbraucher gemeinsam mit
dem Handel wieder mehr für
qualitativ hochwertige
Produkte begeistern.
Foto: shutterstock.com / Rawpixel.com
RUF BETTEN
... für Begeisterung
und Inspiration
Mehr Inspiration: Das erste Halbjahr war in Deutschland
insgesamt für den Möbelhandel und die
Hersteller enttäuschend. Die Ausnahme bleibt das
Segment Küche, das die Kunden mit Innovationen begeistert.
Dagegen steht der für Ruf interessante Bereich Schlafen
unter Druck. Obwohl dieser durch die Boxspring-
Begeisterung in den letzten Jahren gewachsen ist. Denn
immer mehr rückt nun leider der Preis in den Fokus der
Vermarktung. Gerade bei einem so emotionalen Produkt
wie einem Bett suchen die Kunden, wie aktuelle Studien
bestätigen, jedoch Attribute wie Qualität, Markensicherheit
und Design-Inspiration.
Mehr Attraktivität: Die Großfläche verzeichnet Frequenzrückgänge.
Der Kunde muss nicht nur
über den Preis, sondern auch über attraktivere
Argumente überzeugt werden, in das
Möbelhaus zu gehen. Hier besteht hohes
Potenzial, das im Moment konkurrierende
Branchen wie Touristik, Auto, Kommunikation
und Lifestyle viel besser für sich
nutzen.
Mehr Customer-Journey: Ich glaube, der
Ropo-Prozess (Research online, purchase
offline) wächst beim Kunden stetig. Deswegen
ist es wichtig, dass Handel und Industrie,
insbesondere wir als Markenhersteller,
inspirierende Inhalte und spezifischen
Mehrwert online zur Verfügung stellen und
uns dort entsprechend präsentieren, wo die
Kunden uns im Netz suchen.
Mehr Beratungsqualität: Gute Beratung steht beim Endkunden
ganz oben auf der Wunschliste für ein positives
Einkaufserlebnis. Gemeinsam mit unseren Handelspartnern
qualifizieren wir deshalb über unser umfangreiches
Schulungsprogramm das Verkaufspersonal kontinuierlich
weiter. Denn ein gut geschulter Verkäufer ist ausschlaggebend
für die Kaufentscheidung und hinterlässt beim Kunden
ein sicheres Gefühl. So bleiben sowohl der Verkäufer,
der Händler, die Marke Ruf Betten in guter Erinnerung und
der Kaufprozess wird positiv unterstützt.
Mehr individuelle Produkte: Das Produkt ist das A und
O. Deshalb werden wir dieses Jahr sowohl im Segment
Boxspring, aber insbesondere auch bei den weiterhin sehr
relevanten Polsterbetten Innovationen und hochwertige
neue Kollektionen bringen, die dennoch ein hervorragendes
Preis-Leistungs-Verhältnis besitzen. Wir werden Optimierungen
in unseren marktführenden Systemprogrammen
präsentieren, aber auch neue vermarktungsstarke
Produkte von unseren bekannten Designern zeigen. Abgerundet
mit unserem bereits bestehenden Sortiment entsteht
so ein breit gefächertes Portfolio, das überzeugt und
den Verkaufserfolg sichert.
Gute Beratung steht
beim Endkunden ganz oben
auf der Wunschliste für ein
positives Einkaufserlebnis.
Heiner Goossens
All dies gehen wir gemeinsam mit unseren Handelspartnern
an, entwickeln zur Hausmesse entsprechende
Konzepte und besprechen zusammen, wie wir unsere
Kunden stärker begeistern können.
44 möbel kultur 8/2018
ROLF BENZ
... für ein
neues „Ego“
Zur Hausmesse präsentieren wir unseren Handelspartnern
die Überarbeitung unseres Systemprogramms
„Ego“. Und das ist schon ein ganz besonderes Highlight,
handelt es sich doch um eines der bekanntesten und
erfolgreichsten Premium-Modelle überhaupt. Seit 15 Jahren
können sich anspruchsvolle Sofaliebhaber mit diesem
Programm aus einer Vielzahl an Modellen und optischen
bzw. ergonomischen Individualisierungsmöglichkeiten ihr
ganz persönliches „Sofa nach Maß“ zusammenstellen – als
quasi „Unikat“ kommt dieses dann wie alle unsere Polstermöbel
aus unserer vollstufigen Fertigung in Mötzingen.
Wir haben in den letzten Monaten sehr genau analysiert,
welche zusätzlichen Optionen zukünftige „Ego“-Käufer
wünschen. Der ergonomische Aspekt war uns hier sehr
wichtig – aber auch neue Möglichkeiten in der Grundrissgestaltung
des Polstermöbels. Im Zentrum stand, beispielsweise
mit neuen Fußabschlüssen und Bezügen, eine
Modernisierung des Looks. Auch kommunikativ werden
wir „Ego“ neu positionieren und damit gemeinsam mit
unseren Handelspartnern die Basis für eine weiterhin
erfolgreiche Vermarktung des Bestsellers schaffen. Natürlich
erwarten den Handel neben weiteren Neuheiten für
alle Marken auch noch andere Überraschungen.
Der Fokus bei Rolf-Benz-
Brand-Manager Jens Kittel
liegt in diesem Jahr auf
dem Systemprogramm
„Ego“, das komplett
überarbeitet wurde.
Wir haben in den
letzten Monaten analysiert,
welche zusätzlichen
Optionen gewünscht sind.
Jens Kittel
Hausmesse Süd: Nachgefragt
Die Zeit
ist reif ...
Entsprechend der diesjährigen Hausmesse-Süd-Botschaft „Nehmen
Sie sich Zeit“ wollte die „möbel kultur“ von den Teilnehmern wissen,
wofür die Zeit jetzt reif ist. Sowohl in Bezug auf aktuelle Marktentwicklungen,
die Beziehung zwischen Handel und Industrie oder
mit Blick auf die neuen Produkte. Als Ergebnis präsentieren wir eine
interessante Vorschau darauf, was die Händler im Süden erwartet.
8/2018 möbel kultur 45
KÜCHE
„New Thinking“: Unter diesem
Motto bietet Liebherr jetzt „My
Style“-Kühl-Gefrier-Kombis zum
Selbstdesignen an. Zur IFA werden
zudem digitale Lösungen gegen
Lebensmittelverschwendung
vorgestellt – als Fortsetzung der
SmartDevice-Apps.
Liebherr: Wie die deutsche Traditionsmarke das Thema Kühlen neu definiert
Noch individueller im
Big-Size-Format
Gerade im Bereich Kühlen ist der Wettbewerb durch internationale Marken hart.
Trotzdem bleibt Liebherr seinem Wachstumskurs treu. Von peppigem Lifestyle
durch individuell zu gestaltende Fronten über flexible und nachhaltige Vorratshaltung
bis zu vernetzten SmartDevice-Lösungen reicht das innovative Repertoire.
Was die deutsche Premiummarke zur IFA 2018 zeigt und sie im aktuellen Kontext
außerdem stark macht, erklären Steffen Nagel, Vertriebsgeschäftsführer global,
und Marketingleiter Günther Sproll im „möbel kultur“-Interview.
möbel kultur: Liebherr hatte dieses
Jahr schon einen großen internationalen
Auftritt zur Eurocucina mit einigen
innovativen Premieren. Was ist demgegenüber
jetzt noch in Berlin zu
erwarten?
Günther Sproll: Die beiden Messen
sprechen grundsätzlich ein unterschiedliches
Publikum an. Die
Eurocucina ist in allererster Linie
eine Plattform für Küchenfachhändler,
Designer und Architekten.
Die IFA hingegen wird schwerpunktmäßig
von Elektrofachhändlern
besucht. Beide Messeformate
sind international ausgerichtet,
ergänzen sich perfekt und haben
jeweils ihre Berechtigung.
50 möbel kultur 8/2018
möbel kultur: Werden neben den Mailand-News
wie dem „Monolith“-Konzept
und „My Style“ für die individuelle
Frontgestaltung zur IFA weitere Neuheiten
gezeigt?
Günther Sproll: Wir werden die
„Monolith“-Gerätereihe in Berlin
erstmals auf einer deutschen Messe
dem internationalen Publikum
präsentieren. Mit diesen Geräten
haben wir Kühlen neu definiert.
Dabei verbinden sie modernste
Kühltechnologie mit elegantem
Design, luxuriöser Ausstattung
und zukunftsorientierter Smart-
Device-Technologie. Die „Monolith“-Geräte
beeindrucken mit
einer Höhe von 213 cm, unterschiedlichen
Breiten und sind je
nach Kundenwunsch miteinander
kombinierbar. So entstehen großzügige
Side-by-Side-Frischecenter.
Dies ermöglicht großzügige und
flexible Lagermöglichkeiten. Egal,
ob XXL-Tiefkühlpackungen oder
kleinteilige Lebensmittel, hier findet
alles seinen Platz. Daneben
werden wir auch im Bereich digitale
Anwendungen und Geschäftsmodelle
weitere Entwicklungen
präsentieren.
möbel kultur: Glauben Sie, dass die neue
Klassifizierung der Energielabel – statt
A+++ nur noch A oder sogar B – Folgen
für das Kaufverhalten beziehungsweise
die Wahrnehmung der Kunden hinsichtlich
der Wertigkeit hat?
Steffen Nagel: Nachdem Kühl- und
Gefriergeräte rund um die Uhr im
Einsatz sind und bis zu 15 Prozent
der Stromrechnung verursachen,
achten Kunden verstärkt beim Kauf
auf die Energieeffizienzklasse. Als
Spezialist für Kühlgeräte haben wir
traditionell viel Wert auf supereffiziente
Geräte gelegt. Vor dem Hintergrund
steigender Stromkosten
und der Diskussion über den Klimawandel
ist Energieeffizienz ein
zentrales Thema für Kunden beim
Kauf eines Kühlgerätes. Wir bieten
daher das breiteste Produktprogramm
in den besten Energieeffizienzklassen
an.
Vor allem der Weiterentwicklung
von Elektronik, dem Einsatz
drehzahlgesteuerter Kompressoren
und verbesserten Isolationsmaterialien
ist es zu verdanken, dass wir
heute Komfortmerkmale wie No-
Frost oder BioFresh mit geringem
Energieverbrauch verbinden können.
Mit der neuen Klassifizierung
werden sich Kunden sicherlich
problemlos arrangieren können, da
diese in vielen anderen Bereichen
in derselben Art und Weise präsent
ist. Wir werden frühzeitig Handelspartner
und Endkunden darüber
informieren.
möbel kultur: Liebherr baut derzeit eine
Kühlgeräte-Fabrik in Indien. Inwieweit
spielt heute „made in Germany“ überhaupt
noch eine Rolle?
Steffen Nagel: „Made in Germany“
ist nach wie vor das weltweit führende
Qualitätssiegel und spielt bei
Verbrauchern eine Rolle. Es steht
neben Qualität und Sicherheit auch
für Design und fortschrittliche
Technik.
In unserem neuen Werk in
Indien produzieren wir Geräte speziell
für den indischen Markt. Im
Rahmen intensiver Marktstudien
haben wir Geräte speziell für die
indischen Verbrauchergewohnheiten
konzipiert. Dabei hat uns die
sogenannte „Fridge Clinic“ intensiv
unterstützt. Hierbei handelt es sich
um eine Spezialform von Produkttests,
in denen die Kühlgeräte in
unterschiedlichen Entwicklungsstadien
von der Zielgruppe getestet
wurden. Ein Beispiel hierfür sind
die sogenannten Spice-Boxen, in
denen Gewürze sicher und übersichtlich
gelagert werden können.
Auch wird in Indien häufig für die
gesamte Großfamilie gekocht und
werden Töpfe mit Vorgekochtem
direkt im Kühlgerät abgestellt.
Daraus ergeben sich andere
Anforderungen als auf dem europäischen
Markt. Aufgrund der
höheren Außentemperatur und
Luftfeuchtigkeit bewahren die Menschen
dort auch Kosmetik, Gewürze
und Pasten in ihren Kühlschränken
auf und kochen auch häufig vor,
weshalb sie größere Töpfe verwenden.
Wir können hierbei unser
gesammeltes Know-how der letzten
63 Jahre einbringen.
möbel kultur: Wie entwickelt sich der
Markt für Kühlgeräte 2018 generell im
In- und Ausland aus Sicht von Liebherr?
Steffen Nagel: Unsere Sparte Hausgeräte
erzielte im Jahr 2017 einen
Umsatz von 930 Mio. Euro. Dies
entspricht einem Plus von 32 Mio.
Euro oder 3,6 Prozent im Vergleich
zum Vorjahr. In Summe sehen wir
auf dem Weltmarkt im Bereich der
Weißen Ware ein moderates, aber
stabiles Wachstum. Dies ist auf eine
grundsätzlich positive Entwicklung
„Made in Germany“ ist
nach wie vor das weltweit
führende Qualitätssiegel
und spielt bei Verbrauchern
eine Rolle.
Steffen Nagel, Geschäftsführer
der Weltwirtschaft zurückzuführen.
Der Markt für Kühl- und
Gefriergeräte bewegt sich jedoch
weiterhin in einem stark umkämpften
Wettbewerbsumfeld.
möbel kultur: Was sind aus Ihrer Sicht
die wichtigsten Nachfragetrends bei
Kühl-Gefrier-Geräten?
Günther Sproll: Individuelle Produkte
sind einer der Megatrends,
weshalb wir mit „MyStyle“ absolut
am Puls der Zeit sind. Die Linie
bietet die einzigartige Möglichkeit,
Kühlgeräte nach eigenen Vorstellungen
zu gestalten. Dabei entscheidet
der Kunde nicht nur über
die Innenausstattung des Kühlschranks
oder das Material, sondern
gestaltet ebenso das Außendesign
nach seinem persönlichen
Geschmack.
Auch mit unserem innovativen
Einbaugeräteprogramm bieten wir
unseren Kunden maßgeschneiderte
Lösungen. Dank integrierter
Seitenwandheizungen können
viele Einbaugeräte individuell miteinander
kombiniert werden und
zu Side-by-Side-Frischezentren
8/2018 möbel kultur 51
IDEEN ZUR
LOOKINSPIRATION
66 möbel kultur 8/2018
Blauer Himmel, Poolliegen und Wasser, das mit dem Licht spielt. Das Kensho Boutique Hotel
auf Mykonos hat jeden seiner fünf Sterne verdient („Bamboo“-Leuchten: Vibia).
STARKE SOLISTEN
/// Um echte Wow-Effekte zu erzeugen, gibt es nichts Besseres als Solisten. Doch um
ihr Potenzial auszuschöpfen, sind sie auf ihre Umgebung angewiesen. Denn es ist oft ein
unscheinbares Detail, das aus kostbarem Stückwerk ein harmonisches Ganzes macht.
Architektur, die mit Qualität und Emotionen punktet.
8/2018 möbel kultur 67
SCHLAFEN
Dunlopillo: Eineinhalb Jahre nach der Übernahme fällt das Fazit positiv aus
„Wir liegen
absolut im Plan“
Der Auftrag Ende 2016 war klar: Die zuletzt schwächelnde Traditionsmarke
Dunlopillo sollte nach der Übernahme durch die Bettzeit-Gruppe wieder auf
Kurs gebracht werden. Mit welchen Mitteln dieses Ziel erreicht wurde und wie
das Fazit der Geschäftsführer Manuel Müller und Martin Schillo nach den ersten
eineinhalb Jahren ausfällt, berichten sie im Interview mit der „möbel kultur“.
Die Onlinepräsenz bei Dunlopillo
ist z. B. nur ein Instrument für
die heutige Customer-Journey, die
auch beratungsaffine Kunden mit
überwiegender Mehrheit im Internet
starten – aber in der Zielgruppe
eben auch mit überwiegender
Mehrheit im stationären Handel
zum Abschluss kommt. Es handelt
sich sozusagen um einen Katalog
auf digitaler Basis.
Zudem wird zunehmend deutlich,
dass wir neben dieser enormen
Marketing- und Omnichannel-Kompetenz
in Europa führend
in der Entwicklung von Matratzen
sind. Wir investieren alleine 2018
einen einstelligen Millionenbetrag
in die Forschung und Entwicklung
und haben bis heute bereits mehrere
Patente angemeldet. Als Resultat
hat „Stiftung Warentest“ eine
unserer Matratzen jüngst als haltbarste
je getestete Schaumstoffmatratze
ausgezeichnet. Mit dieser
tollen Bewertung wird gleichzeitig
das Paradigma, wonach hohe
Qualität ein gewisses Gewicht
erfordert, aufgebrochen, denn sie
hat ein Raumgewicht von nur etwa
30 Kilogramm.
Der Dunlopillo-Schowroom in der
Frankfurter Zentrale zeigt die
Highlights des aktuellen
Sortiments.
möbel kultur: Wie ist das erste Jahr
für Dunlopillo nach der Frischzellenkur
und der Übernahme der Bettzeit GmbH
gelaufen?
Manuel Müller: Das erste Jahr stand
im Zeichen der kompletten Überarbeitung
des Markenauftritts und
Produktportfolios. Wir haben mit
der „Fusion“-Serie eine komplett
neue Technologie vorgestellt, die zu
besseren Liegeeigenschaften und
niedrigerem Gewicht bei gleichzeitig
hoher Haltbarkeit führt. Die
Resonanz dazu ist enorm positiv:
Bisher war noch jeder, der eine
„Fusion“-Matratze Probe gelegen
hat, überrascht über den hohen
Komfort. Wirtschaftlich sind wir
ebenfalls sehr zufrieden. Wir werden
uns dieses Jahr in der Bettzeit-Gruppe
auf über 60 Mio. Euro
Umsatz verdoppeln. Und Dunlopillo
ist dabei ebenfalls im Plan, 2018
dann auch einen höheren einstelligen
Millionenbetrag beizutragen.
möbel kultur: Konnten die von Ihnen im
Vorfeld gesteckten Ziele und Erwartungen
erreicht werden?
Manuel Müller: Wir hatten glücklicherweise
von Beginn an ein realistisches
Bild von der Herausforderung
durch vorhandene Erfahrungen
im Team mit Übernahmen und
Restrukturierungen. Wir wussten
daher, dass wir vieles komplett neu
aufbauen müssten und dies Zeit in
Anspruch nehmen würde. Insofern
hatten wir uns ein Fünf-Jahres-Ziel
gesteckt, für das wir im Moment
absolut im Plan liegen.
Wir mussten zu Beginn sicherlich
viel Überzeugungsarbeit leisten,
weil uns viele Händler als
Onlinespieler und Wettbewerber
wahrgenommen hatten. Inzwischen
haben aber unsere Geschäftspartner
realisiert, dass unsere Strategie bei
Dunlopillo vollkommen auf den stationären
Handel und einen beratungsaffinen
Kunden fokussiert ist.
möbel kultur: War es rückblickend die
richtige Entscheidung, das Produktportfolio
auf lediglich drei Matratzen-Serien
deutlich zu verschlanken?
Martin Schillo: Das war absolut richtig
und wir werden auch weiterhin
sehr konsequent das Portfolio
managen. Wir haben festgestellt,
dass es dem Kunden wenig hilft,
wenn er aus einer unüberschaubaren
Anzahl an Produkten auswählen
kann. Vielmehr müssen die
Kunden durch ein übersichtliches
Portfolio mit klar unterscheidbaren
Produkten geführt werden. Und
Unterscheidbarkeit liefern dabei
nicht die technischen Merkmale
wie Raumgewicht, Bauhöhe oder
Anzahl der Federn – sondern der
Kundennutzen oder das Liegegefühl.
Denn wenn man den Kunden
über alle Marketing-Touchpoints
von TV über Informationen im
Internet und den Werbeflyer des
Händlers bis hin zum POS konsequent
mit den gleichen Produkten
und damit Werbebotschaften versorgt,
wird dies die Abschlussquote
enorm steigern. Diese Entwicklung
gab es bereits in anderen Branchen
und das haben ja gerade die ganzen
One-Fits-All-Produkte gezeigt: Der
Foto: Bettzeit Gruppe
74 möbel kultur 8/2018
Die Geschäftsführer
Manuel Müller (l.) und
Martin Schillo (r.) sind
mit dem Neustart nach
der Übernahme der Marke
Dunlopillo sehr zufrieden.
Erfolg basiert auf der überzogenen
Komplexität durch die bisherigen
Portfolio-Strukturen und damit
einhergehenden Überforderung
des Endkonsumenten.
möbel kultur: Im Januar wurde eine neue
Lizenzpartnerschaft mit John Cotton
vereinbart. Hat sich diese Entscheidung
bzw. die Erweiterung des Sortiments
bezahlt gemacht?
Martin Schillo: Wir haben damals
bewusst entschieden, dass wir uns
erst mal auf unsere Kernkompetenz
der Schlafsysteme mit Matratzen,
Lattenrosten und Betten
fokussieren. Dennoch ist es absolut
richtig, aus Sicht des Cross-Sellings
und bei einer auch im Weichwaren-Bereich
so starken Marke
wie Dunlopillo ein entsprechendes
Sortiment anzubieten. So kam
nach einigen Gesprächen mit John
Cotton, Europas führendem Hersteller
von gefütterten Bettwaren,
diese Kooperation im Rahmen
eines Lizenzmodells zustande. Und
die Entscheidung ist retrospektiv
auch genau richtig gewesen. Wir
sind inzwischen sehr weit in der
Optimierung unserer Lieferketten
für Matratzen und arbeiten gerade
an dem Ausbau und der Effizienz
der Lieferketten für Boxspringund
Polsterbetten. Aber Kissen und
Decken bedürfen einer anderen
Herangehensweise, die John Cotton
schon perfektioniert hat.
möbel kultur: Sind in Zukunft weitere
dieser Kooperationen geplant?
Martin Schillo: Wir sind immer offen
für sinnvolle Kooperationen – egal
ob auf Vertriebs-, Forschungs- oder
Produktionsseite. Wir haben uns
noch nie Diskussionen verschlossen
und haben insofern auf Kunden-
und Zulieferer-Seite heute
bereits zahlreiche strategische
Partner, mit denen wir sehr eng
zusammenarbeiten. Denn wir
glauben, dass man zusammen
deutlich erfolgreicher sein und die
Industrie mitgestalten kann. Dazu
muss man sich auf allen Ebenen
sehr eng abstimmen und austauschen.
Entsprechend haben wir bei
unseren Vorlieferanten wiederholt
Tage bis Wochen in der operativen
Produktion verbracht oder Kollegen
aus dem Marketing unserer
Kunden zu Workshops in Frankfurt
begrüßt.
möbel kultur: Wie ist die dreiteilige und
hochpreisige Premium-Serie „Fusion“
bisher am Markt angekommen?
Martin Schillo: Die Entscheidung von
Porta, ab Mitte August die Dunlopillo-„Fusion“
als das Produkt
ihrer Wahl in ihrem Premium-Segment
zu listen, freut uns riesig und
spricht auch ein Stück weit für
sich. Die Händler, die bereits einen
POS mit der „Fusion“-Serie ausgestattet
haben, sind sehr zufrieden
mit der Kundenresonanz, sodass
teilweise die verfügbare Fläche für
das Dunlopillo-Portfolio gerade
weiter ausgedehnt wird. Im Laufe
des Jahres wird noch eine Vielzahl
an weiteren POS hinzukommen.
möbel kultur: Sie haben es sich zur Aufgabe
gemacht, die Marke Dunlopillo wieder
mit Leben zu füllen und emotional
aufzuladen. Was wurde dafür getan?
Manuel Müller: Um eine Marke mit
Leben zu füllen und emotional
aufzuladen, bedarf es viel Konsequenz.
Wir haben nach der Marktforschung
zur Zielgruppe, die
hauptsächlich 40 Jahre und älter
ist, eine klare Positionierung er
arbeitet. Dunlopillo stellt den persönlichen
Heimathafen, d. h. das
gute Gefühl, zu Hause zu sein. In
dem Zuge wurde auch die Bildsprache
überarbeitet, eine komplett
neue Website entwickelt und
der „Fusion“-TV-Spot konzipiert.
Denn das ist der andere Teil der
Konsequenz: Man muss mit einem
langen Atem und damit Risikound
Investitionsbereitschaft die
Botschaften dem Endkunden
immer wieder kommunizieren.
Das Gute ist, dass wir mit Emma
Matratzen hier schon viel Erfahrung
sammeln konnten und Dunlopillo
davon nun sehr profitiert.
möbel kultur: Die Digitalisierung ist
noch immer die größte Herausforderung
für die gesamte Schlafenbranche. Wie
gehen Sie dieses Projekt an?
Manuel Müller: Wir haben als Bettzeit
den Vorteil, dass wir 2013
direkt als digitales Unternehmen
gestartet sind und Technologie Teil
unserer DNA ist. Wer uns in Frankfurt
besucht, ist oft überrascht, wie
wir arbeiten, mit welchem Selbstverständnis
wir uns immer wieder
hinterfragen und mit welcher
Agilität wir Themen angehen. Das
hilft uns sowohl bei der Adaption
neuer digitaler Prozesse als auch
der digitalen Customer-Journey.
Entsprechend werden bei uns
zweistellige Millionenbudgets im
Jahr für digitale Werbeausgaben
von einem nur vierköpfigen Team
für 14 Länder ausgesteuert. Ich
glaube aber auch, dass wir noch
viele weitere Veränderungen sehen
werden – von der Lieferkette bis
zum Produkt selbst. Wir arbeiten
bereits heute an neuen Ideen, und
Dunlopillo haben wir konsequent
und sorgfältig in unsere Strukturen
eingefädelt.
möbel kultur: Die Bettzeit-Gruppe strebt
in diesem Jahr eine Verdopplung des
Umsatzes an. Wie wichtig ist die Rolle
von Dunlopillo in diesen Planungen?
Manuel Müller: Dunlopillo wird in
diesem Jahr schon einen höheren
einstelligen Millionenbetrag zum
Wachstum beitragen – und wir
erwarten, dass sich über die nächsten
drei Jahre das Wachstum bei
Dunlopillo noch deutlich beschleunigen
wird. Denn auch in Zukunft
wird in Deutschland die überwiegende
Mehrheit der Matratzen
stationär verkauft oder durch den
stationären POS beeinflusst. Daher
investieren wir weiter in unsere
Marke Dunlopillo zugunsten des
stationären Handels.
CHRISTIAN GESCHKE
www.dunlopillo.de
8/2018 möbel kultur 75
COOL KIDS
Kind + Jugend: Awards als Ankerpunkte der Messe
Inspiration für
die kleine Welt
Ein starkes Teilnehmerfeld und ein marktorientiertes
Eventprogramm: Dafür steht die Kind + Jugend in diesem
Jahr. Vom 20. bis 23. September trifft sich die Branche
wieder in Köln und verwandelt die Messehallen in ein
großes Spielzimmer.
Im vergangenen Jahr war die Messe gut besucht und
die Aussteller freuten sich besonders über das internationale
Publikum. Nach wie vor im Trend sind die Farben Weiß und
Grau mit Holzelementen – so viel steht bereits fest.
Bereits vor Monaten waren
nahezu alle Standflächen in
den Kölner Messehallen zur
bevorstehenden Kind + Jugend
vergeben. Damit erwarten die
Organisatoren jetzt schon ein
zufriedenstellendes Ergebnis. Und
wieder einmal wird es international:
Rund 85 Prozent der 1.200
Aussteller kommen aus dem Ausland
in die Rheinmetropole.
Zu den ausstellenden Keyplayern
gehören in diesem Jahr unter
anderem ABC Design, Alvi, Baby
Björn, Britax Römer, Delta Children,
iCandy, Kiddy, Mutsy, Newell,
Paidi, Pinolino, Sauthon, Sterntaler,
Wickelkinder/Manduca und Julius
Zöllner. Damit sind alle Ausstellungssegmente
optimal besetzt.
Aber auch Newcomer wie Schlafkontor
oder Lulando/Moleo sowie
die Wiederaussteller Jumbo Spiele
und Eventflow bereichern das
Angebot.
Darüber hinaus sind die Präsentationen
zum „Kind + Jugend
Innovation Award“ und „Kids
Design Award“ wichtige Ankerpunkte
auf der Messe. Sie zeigen,
welche Impulse in der kommenden
Saison zu erwarten sind, welche
Themen den Handel und
Eltern umtreiben und welche
Lösungen bereitgestellt werden.
Der „Innovation Award“ würdigt
innovative Produkte in insgesamt
acht Kategorien. Am Ende entscheidet
eine Jury aus internationalen
Fachjournalisten sowie
94 möbel kultur 8/2018
Pinolino zeigte 2017 neue Spielzeuge zum
Kochen und Doodle Pants überzeugte mit süßen
Tier-Designs auf Leggins und Strumpfhosen (r).
Sicherheits- und Gesundheitsexperten,
wer mit seinen Produkten
überzeugen konnte. Der „Kids
Design Award“ zeichnet herausragende
Konzepte und Entwürfe im
Bereich Ausstattung und Möbel für
Babys und Kinder aus. Zusammen
mit dem 2014 eingeführten „Consumer
Award“ decken die Wettbewerbe
der Kind + Jugend anschaulich
die Entstehung der Produkte
ab: Von ersten Ideen bis hin zum
Endprodukt. Doch nicht nur die
Jurys dürfen über „die besten“
Produkte entscheiden. Auch die
Verbraucher wählen ihre Lieblingsprodukte
und Bestseller. Dafür
befragen internationale Partnermagazine
und -portale ihre Kunden.
Die Gewinner werden am
Donnerstag, den 20. September,
bekannt gegeben.
Ein weiteres Messe-Highlight ist
die Sonderschau „Design Parc“, wo
Objekte, Möbel und Spielwaren präsentiert
werden, die sich durch ihre
außergewöhnliche Gestaltung auszeichnen
und bereits eine gewisse
Marktreife erlangt haben.
Die im vergangenen Jahr erstmals
präsentierte Sonderfläche
„The Connected Kidsroom“ wird
auch in diesem Jahr wieder integriert.
Das Thema Digitalisierung
im Kinderzimmer nimmt schließlich
immer mehr Bedeutung an,
worauf die Hersteller reagieren. Die
Unternehmen zeigen zahlreiche
Ideen, wie neue und wegweisende
Technologien zu mehr Sicherheit
und Wohlbefinden im Kinderzimmer
eingesetzt werden können. Im
„Trendforum“ können Besucher
spannenden Fachvorträgen lauschen
und die aktuellen Trends für das
Kinderzimmer entdecken.
Die Kind + Jugend findet vom
20. bis 23. September in den Hallen
4.1, 10 und 11 der Koelnmesse
statt.
GABRIELA HEIN
www.kindundjugend.de
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PAIDI ist Geborgenheit.
PAIDI Fiona
Kinderbett weiß
sehr gut
Ausgabe 7/2016
20.09. bis 23.09.2018
Halle 11.1 | Stand E/F 019
Fiona, das PAIDI-Kindermöbelprogramm in stylischem Kreide weiß, punktet mit fast unendlicher Flexibilität und wurde von ÖKO-TEST in
der Ausgabe 7/2016 beim Kinderbett mit „sehr gut“ bewertet. Konsequent erweitert ist Fiona nun um Schiebetürenschränke. Möbel mit
Schiebetüren sind echte Raumspar- Wunder und bieten eine schlicht-elegante Optik. Die Schiebetüren sind auch noch besonders sicher:
dank des Original PAIDI Slide Systems.
Erleben Sie die komplette Vielfalt unserer PAIDI Programme. Lassen Sie sich von raffi nierten Innovationen inspirieren und lernen Sie
neue Trends und Möglichkeiten kennen, die Ihre großen und kleinen Kunden verzaubern werden. Wir freuen uns auf Ihren Messebesuch!
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usiness
Blomus 2.0: Radikale Veränderung
Revolution
statt Evolution
Vor vier Jahren reifte bei Blomus-Geschäftsführer Willo Blome der
Entschluss, dass sich die Sortimentsstrategie grundlegend verändern
muss. Seitdem ist im sauerländischen Sundern viel passiert – besonders
durch Charlotte Thorhauge Bech, die vor gut einem Jahr die neu
geschaffene Positon des Creative Directors übernommen hat. Mit
einem Paukenschlag präsentierte die Marke zur Ambiente in Frankfurt
ihren neuen Auftritt. „möbel kultur Lifestyle“ sprach mit den beiden
über die Veränderungen.
Wer zur Ambiente im Februar nach
Frankfurt gefahren ist und den
Blomus-Stand besuchte, traute
seinen Augen kaum. Statt der üblichen
Edelstahl-Produktserien erwartete die Besucher
völlig neue Lifestylewelten mit anderen
Materialien und Sortimenten rund um Home
Interior. „Jetzt ist der Blome verrückt geworden
– in dieser Art klang durchaus der ein oder andere
Kommentar, der mir im nachhinein zugetragen
wurde“, erzählt Geschäftsführer Willo
Blome mit einem Augenzwinken und freut sich
diebisch über solche Reaktionen, die er bewusst
provozieren wollte und die auch auf der anschließenden
Maison & Objet in Paris nicht auf
sich warten ließen. Denn Blomus 2.0 soll mit
der Unternehmensphilosophie von einst nichts
mehr zu tun haben.
Doch warum ein so radikaler Umbruch? „Vor
ungefähr vier Jahren hatte ich zum ersten Mal
das Gefühl, dass ich mich mit dem, was wir tun,
nicht mehr so richtig wohl fühle“, erzählt der
Blomus-Geschäftsführer. Besonders in Frankreich
auf der Maison & Objet zeigte sich, dass
die angestammten Produkte nicht den internationalen
Erfolg hatten, den sich Blome insbesondere
für die Zukunft vorstellte. Zunehmend
reifte der Entschluss, dass sich etwas ändern
musste: „Ich wollte raus aus dem Edelstahlgefängnis.
Und mir war klar, dass ich das nicht mit
meinem angestammten Kreativteam schaffen
kann.“ So wurde kurzerhand die Position des
Creative Directors geschaffen, für die Willo
Blome keine geringere als Charlotte Thorhauge
Bech im Auge hatte, die zuletzt in dieser Position
bei Broste Copenhagen tätig war. Ein Telefonat
und ein Treffen später – und der Deal war perfekt.
Vor gut einem Jahr trat die Dänin ihre neue
„Challenge“ an, was für sie übersetzt viel mehr
als nur eine Herausforderung meint. Aus der
ehemaligen Marke für Edelstahlaccessoires eine
Home Interior Brand zu formen, Vom 1. März
2017 bis Januar 2018 entstand die erste Kollektion
aus der Feder Thorhauge Bechs, die ohne
Frage für Furore sorgt. „Niemand hätte uns einen
derartigen Richtungswechsel innerhalb so
kurzer Zeit zugetraut“, sagt Willo Blome nicht
ohne Stolz.Seidem gehört eine umfangreiche
Table Top-Kollektion zum Sortiment, die nicht
nur schlichte Formen in gebrochenen Grau und
Beigetönen beinhaltet, sondern auch ein Besteck.
„Was früher für uns undenkbar gewesen
wäre. Heute sehe ich das anders“, freut sich
Blome. Zumal es gelungen ist, Klassiker wie die
Wasserkaraffe aus dem Jahre 2009 nicht nur ins
neue Design zu integrieren, sondern in Rauchglas
sogar neu zu interpretieren. Darüber hinaus
haben eine Reihe von Heimtextilien – sowohl
Kissen, z. B. von
Kvadrat, als auch
feinste Handtücher
der japanischen
Marke Uchino –
Einzug in das Sortiment
gehalten. Die
Preisrange soll sich
Fotos: Blomus und möbel kultur
Emotionen vermittelt
auch der aktuelle, 300
Seiten starke Katalog,
der unter dem Motto
„Simplicity Revisited“
steht. Stimmungsvolle
Fotos veranschaulichen
die neue Materialvielfalt
und Designaussage.
98 möbel kultur 8/2018
Die Blomus-Kollektion
hat sich gewaltig
verändert. Vasen,
Kissen und Tischdecken
gehören genauso dazu
wie Artikel aus Kork.
Was Willo Blome und
Charlotte Thorhauge
Bech mit dem Messeauftritt
zur Ambiente
und Tendence (u. r.)
unterstrichen haben.
Für die Handelspartner
soll es künftig kein
starres POS-Konzept
mehr geben, sondern
individuelle Präsentationen
ab ca. 50 qm.
8/2018 möbel kultur 99
events
Kersten inszenierte das Thema
„Urban Oasis“ auf fantasievolle
Art. Zu diesem Look in Dunkelgrün
mit bunten Akzenten
gehören unbedingt goldene
Ananas-Accessoires wie
Spiegel oder Keramikfrüchte.
106 möbel kultur 8/2018
Unter dem Motto „70 Jahre Sompex“
ließ das Unternehmen den Messestand
(l.) mit angesagten Leuchten
erstrahlen. Außerdem hatte die
Marke eine eigene Uhrenkollektion
sowie trendige Vasen mit im Gepäck.
Blinkende Augenlider aus
Pailletten mit sanft geschwungenen
Wimpern passten perfekt zu
Blütendessins in Beeren tönen
kombiniert mit Curry bei Pad Home
Design (r.). Fink- Living-Geschäftsführer
Georg Messing (M.) präsentierte
neue Hängeleuchten, die für
ein stim mungsvolles Ambiente
sorgen. Edelstahlübertöpfe, die wie
gewebt wirken, und Marmortische
runden den edlen Look ab. Unten
links: Verblüffte in der „Outdoor
Area“ mit den superleichten,
recycelbaren Übertöpfen „Made in
Holland“: Capi Europe. Unten Mitte:
Positive Resonanz erhielt Jan
Philippi sowohl auf seine Präsentationsmöbel
als auch auf die
Neuheiten. Insbeson dere die
ausgefallene Weihnachts kollektion
kam gut an. Heimatgefühle weckte
Gilde mit einem stimmigen Konzept
aus Flaschenleuchten, Emaillebechern
und Dekoration (u. r.).
Tendence Trends: Opulente Inszenierungen
Dschungel-Lust
ganz edel
Dunkles Grün, bunte Pflanzen und Tiere sowie mattgoldene Ananas-
Früchte: Die Herbst/Winter-Saison 2018/2019 kommt mit exotischem
Flair. Allerdings nicht ohne Glanz und Gloria. Auf der Tendence konnten
die Besucher zudem schicke Glasleuchten, flauschige Kissen oder
Decken in Beerentönen entdecken, die den Look abrunden.
8/2018 möbel kultur 107
8 I 2018
IHR MARKTFÜHRER FÜR DIE SAISON 2019
Grün-Couture
Mit diesem Equipment
kann der Spaß beginnen
Foto: Doppler
möbel kultur
Medienpartner der
spoga+gafa für den
garden-unique-Bereich
Hartman: Mit Erlebnischarakter
Zebra: Open Air neu gedacht
Gardiente: Viel Inspiration
Trends 2019: Leicht & luftig
Outdoor-Leuchten: Pure Romantik
spoga+gafa: Mehr Themen-Tiefe
OUTDOOR
Kettal
Schwebende Inseln
Das bodennahe Sitzen liegt für den Freiluft-Bereich im Trend. Deshalb hat
Kettal die beliebte „Cala“-Kollektion um stylische Relax-Inseln erweitert,
die scheinbar über dem Boden schweben. Das ins Türkis driftende Blau erinnert
an die Farben des Ozeans, und die großzügigen Sitzflächen laden zum Entspannen
ein. Außerdem launchte der Italiener einen „Cala“-Essplatzstuhl sowie
dazu passende Tische. Inspiriert ist die Kollektion von der Idee, räumliche
Präsenz mit optisch leichten Oberflächen zu kreieren. www.kettal.com
Fast
Exklusive Partnerschaft
Für die aktuelle Outdoor-Saison bringt
Fast unter anderem die „Moai“-
Kollektion (Foto) auf den Markt, die in
Zusammenarbeit mit Alberto Lievore
entstanden ist. Seit gut einem Jahr
arbeitet der Designer exklusiv für den
Outdoor-Möbelhersteller. „Vom
berufsethischen und professionellen
Standpunkt aus bedeutet das, die
Identität des Unternehms zur eigenen
zu machen“, sagt er. Auch in Zukunft
soll die Zusammenarbeit fortgesetzt
werden. www.fastspa.com
Scab
Ein Alleskönner
Auf der „spoga+gafa“ ist der italienische
Traditionshersteller Scab
mit zwei Neuheiten am Start: Die Stühle
„Vela“ und „Summer“ feierten bereits
in Mailand Premiere und überzeugen
durch minimalistisches Design in hoher
Qualität. Außerdem ergänzte Scab die
„Lavinia“-Stuhl-Serie um eine weitere
Farbe: In Terracotta kommt das Produkt
vor jeder Kulisse gut zur Geltung. Die
ovale Lehne entlastet den Rücken und
sorgt für entspanntes Sitzen.
www.scabdesign.com
Top-Themen
in diesem Outdoor-Special:
Hartman:
Mit Erlebnischarakter
Trends 2019: Leicht & luftig
spoga+gafa:
Mehr Themen-Tiefe
Zebra: Open Air neu gedacht
Gardiente: Viel Inspiration
Outdoor-Leuchten:
Pure Romantik
Für die heiße Jahreszeit bringt Doppler die
„Active“-Kompaktschirmserie auf den Markt,
die maximale Schattenausbeute auf der
Terrasse oder dem Balkon garantiert.
8/2018 möbel kultur 121
OUTDOOR
Hartman: Zurück zu den Wurzeln
Mit Erlebnischarakter
Seit Gründung Ende der 1960er-Jahre ist der holländische Gartenmöbelhersteller
Hartman vor allem für seine Expertise im Umgang mit Kunststoff bekannt.
Die „möbel kultur“ traf Hartman-Inhaber Geert Steinmeijer und Deutschland-
Geschäftsführer Jörn-Hauke Nielsen am Hauptsitz in Enschede in den Niederlanden,
um über die Zukunft des Unternehmens zu sprechen.
Hartman-Deutschland-Geschäftsführer
Jörn-Hauke Nielsen und
Inhaber Geert Steinmeijer (v. l.)
zeigen die „Sunbrella“-Kollektion
im Showroom in Enschede.
möbel kultur: Herr Steinmeijer, Herr
Nielsen, welche Produkte bringt Hartman
für die Outdoor-Saison 2019 auf den
deutschen Markt?
Geert Steinmeijer: Zunächst wäre da
unser ganzer Stolz „Sophie“ zu nennen.
Das Stuhl-Programm haben
wir 2016 auf der „spoga+gafa“
erstmals präsentiert.
Jörn-Hauke Nielsen: Genau. Bei
„Sophie“ sind wir zu unseren Wurzeln
zurückgekehrt, denn unsere
größte Stärke liegt in der Verarbeitung
von Kunststoff. Nach der
Markteinführung haben wir allein
in Deutschland 60 Neukunden
gewinnen können. Das zeigt, dass
das Produkt den Zeitgeist findet.
Geert Steinmeijer: Dazu kommt
„Wicker“, eine hochwertige Kollektion
aus Kunststoff-Geflecht. Vor
rund zehn Jahren gab es eine regel-
rechte Welle an Geflechtmöbeln
auf dem Garten-Markt. Auch wir
haben schon damals tausende Container
an Ware für den Preiseinstieg
aus China und Vietnam importiert.
Auch hierbei setzen wir natürlich
bis heute auf Qualität, Komfort und
Design – dafür steht Hartman.
Jörn-Hauke Nielsen: Dasselbe gilt für
die „Sunbrella“- Polsterkollektion.
Der Stoff ist wetterfest und schmutzabweisend.
Jeder einzelne Faden ist
extrem belastbar, lichtecht und
kann nicht ausbleichen.
möbel kultur: Wo wird die Ware
produziert?
Geert Steinmeijer: Nach der Insolvenz
2005 haben wir unsere eigene Fabrik
verkauft und beauftragen seitdem
Dritte. Die Herstellung von
„Sophie“ erfolgt aber trotzdem in
Holland. Edelstahl beziehen wir aus
Rumänien und unsere Teakprodukte
lassen wir in Indonesien fertigen.
möbel kultur: Wie stellen Sie dann
sicher, dass Ihre Möbel den Handel auch
rechtzeitig erreichen?
Jörn-Hauke Nielsen: Früher war Hartman
ausschließlich im Container -
Geschäft beheimatet. Das hat sehr
gut funktioniert, aber wir führen
auch ein Lager, das mit ausgewählten
Sets in Betrieb ist. Gerade für
den inhabergeführten Handel spielt
das eine wichtige Rolle, um kurzfristig
auf Produkte zurückgreifen
zu können.
möbel kultur: Arbeiten Sie auch mit reinen
Onlinehändlern zusammen?
Jörn-Hauke Nielsen: Ja, in Deutschland
sind gartenmoebel.de und
garten-und-freizeit.de unsere
Partner. Reine Internetanbieter
beliefern wir nur, wenn sie mit
eigenem Lagerbezug kaufen. Das
ist unsere Bedingung. Ansonsten
konzentrieren wir uns auf den stationären
Handel, der mittlerweile
häufig einen eigenen Onlineshop
betreibt.
Wir wollen, dass der Endverbraucher
wirklich auf die Fläche
geht. Wenn ein Händler bei Hartman
Kunde ist, kauft er nicht nur
Gartenmöbel, sondern er bekommt
auch umfangreiche, kanalübergreifende
Unterstützung für den POS.
In Deutschland sind wir vor etwa
einem Jahr mit unserer internationalen
Marketingkampagne „Come
together“ gestartet und bieten tolles
Bildmaterial für die Fläche oder
den Onlineshop, unterstützen auch
im Bereich Social Media.
Fotos: möbel kultur, Hartman
möbel kultur: Wie ist die Rückmeldung
aus dem Handel?
Jörn-Hauke Nielsen: Sehr gut. Die
Kun den wünschen sich den Marketing-Support
von uns.
122 möbel kultur 8/2018
Adis sifgfgfNobitat rem
consequ iassedis alician
issita qui is et harcia
comnimaxim
Name Vorname
Geert Steinmeijer: In Holland haben
wir schon vor etwa drei Jahren mit
der Kampagne angefangen. Das
war auch gut so, denn hier haben
wir einen etwas höheren Marktanteil
und sehen gleich, ob eine Idee
funktioniert.
Bei „Come together“ geht es –
wie der Name schon sagt – darum,
die Menschen zusammenzubringen.
Wie gelingt uns das? Durch
unsere Produkte und dadurch,
dass Hartman an vielen Stellen den
Unterschied macht. Nehmen Sie
beispielsweise „Sophie“. Wenn Sie
einen Abend mit Freunden draußen
verbringen, ist dieser Stuhl die
beste Wahl. Am nächsten Morgen
werden Sie garantiert nicht über
Rückenschmerzen klagen, denn
Komfort und Qualität werden bei
uns großgeschrieben. Wir möchten
den Endverbrauchern ein Erlebnis
bieten. Produkte, die nicht nur
optisch im Trend liegen, sondern
an denen sie auch Spaß haben.
möbel kultur: Inwiefern unterscheidet
sich „Sophie“ von den Produkten Ihrer
Wettbewerber?
Geert Steinmeijer: Die Ergonomie ist
einzigartig. Sehen Sie, der Entwurf
für „Sophie“ stammt von mir. Ich
bin der Chefdesigner bei Hartman
und habe für dieses Produkt im
Vorfeld verschiedene Kunststoffstühle
getestet. Dabei stellte ich
fest, dass man auf vielen unbequem
sitzt. (lacht) Es ist wie beim Zahnarzt,
wenn man nach fünf oder
zehn Minuten froh ist, wieder aufstehen
zu dürfen.
Also stellte ich mir die Frage, wie
man die Schale bequemer gestalten
kann. Die Antwort: Es liegt an der
Technik. Für eine ergonomische
Form sind herkömmliche Werkzeuge
nicht gebaut.
Jörn-Hauke Nielsen: Eine Sitzschale
wie die von „Sophie“ braucht
sehr viel Druck und hochwertigen
Kunststoff.
Geert Steinmeijer: Deshalb haben wir
die alten Fachkräfte von Hartman
reaktiviert und gemeinsam anderthalb
Jahre an dem Produkt gearbeitet.
Mittlerweile gibt es acht unterschiedliche
Varianten von „Sophie“.
möbel kultur: Würden Sie sagen, dass
Sie sich auch als Trendsetter für die
grüne Branche verstehen?
Jörn-Hauke Nielsen: Ja, das erwartet
der Markt auch von uns. Und
wir sind froh darüber, schließlich
wollen wir unsere eigenen Ideen
vermarkten und gute Arbeit leisten.
Kopiert wird schon genug.
Geert Steinmeijer: Wie ich bereits
sagte, Hartman steht für Qualität,
Komfort und Design. Aber auch der
Preis ist entscheidend. Ohne die
richten Eckpreislagen erreichen wir
unsere Zielgruppe nicht.
Gerade die jüngeren Leute
haben vielleicht zwei Kinder und
gerade ein Haus gebaut. Da reichen
die finanziellen Mittel für ein
3.000-Euro-Set oft einfach nicht.
Aus diesem Grund fangen wir bei
Unter dem Motto „Come together“
vermarktet Hartman seine
Outdoor-Produkte und bietet seinen
Handelspartnern umfangreiche
Unterstützung am POS.
Deutschland ist ein
Zielmarkt für uns, in dem
wir uns weiterentwickeln
wollen.
Deutschland-Geschäftsführer Jörn-Hauke Nielsen
8/2018 möbel kultur 123