PATRICIA KOPATCHINSKAJA Wie extravagant tritt die Stargeigerin in Olten auf? 26
Am 26. <strong>Sept</strong>ember <strong>2018</strong> tritt die Star-Geigerin Patricia Kopatchinskaja mit dem Kammerorchester Basel im Oltner Konzertsaal auf. Herbert Schibler, Geschäftsführer des Stadttheater Oltens, ist es damit einmal mehr gelungen, einen Weltstar nach Olten zu holen. Wie extravagant wird die Kopatchinskaja in Olten auftreten? Keine Frage: Patricia Kopatchinskaja, 41jährig und gebürtig in Moldawien, gehört zu den gefragtesten Geigerinnen der Gegenwart. Die Liste ihrer Auszeichnungen ist ellenlang, gekrönt vom «Grammy» <strong>2018</strong> in der Kategorie «Chamber Music/Small Ensemble» für die CD «Schubert: Tod und das Mädchen» mit dem Saint Paul Chamber Orchestera. Nun also tritt der Star mit dem Kammerorchester Basel in Olten auf. Auf dem Programm steht u.a. Violinkonzert von Haydn und Gubaidulina. Eine prima Gelegenheit für TATSCH, der Musikerin ein paar Fragen zu stellen, zumal sie seit ein paar Jahren in Bern wohnt, mit dem früheren Nationalrat und Schriftsteller Lukas Fierz verheiratet ist und eine Tochter hat. Ein paar Fragen stellen? Leichter gesagt als getan. Eine erste Agentur in Basel verweist an eine Agentur in London, wo sich gleich zwei Sachbearbeiterinnen um die Angelegenheiten der Kopatchinskaja kümmern. Doch die Agenda der Stargeigerin ist randvoll. Ab <strong>Sept</strong>ember wird sie in Bern für mindestens drei Jahre künstlerische Leiterin des international bekannten Kammerorchesters Camerata Bern. Zuvor stehen diesen Sommer Auftritte mit bekannten Kammerorchestern auf dem Programm. Zeitintensiv ist zudem die Sommertournee mit der Pianistin Polina Leschenko mit Kammermusik-Abenden, welche sie durch Deutschland und auch ins Engadin führt. Auf diesen Sommerauftritt im Engadin freut sich auch Herbert Schibler, denn bei dieser Gelegenheit wird er Patricia Kopatchinskaja persönlich treffen und sich mit ihr über das Gastkonzert in Olten austauschen können. Aber der Stargeigerin persönlich ein paar Fragen am Telefon stellen? Das geht auf die Schnelle nicht. «Sie gilt als eigenwillig und extravagant», sagt Herbert Schibler, «aber das muss ja keinesfalls negativ sein.» Barfuss auf der Bühne Worin zeigt sich diese Extravaganz? Musikkenner finden, dass ihre Art, Geige zu spielen, sich von allen anderen Stars der Szene deutlich unterscheide. Speziell sei vor allem, dass es nicht DEN Kopatchinskaja-Stil gebe, sondern dass sie je nach Stimmung das gleiche Stück sehr unterschiedlich interpretiere. Zwei Kopatchinskaja- Konzerte des gleichen Stückes können für den Zuhörer – und nicht nur für absolute Spezialisten – deutlich unterschiedlich klingen. In einem Interview mit der «Schweiz am Wochenende» bezeichnete sich Patricia Kopatchinskaja selber als «Muse mit einem sehr eigenen Kopf». Ihre Auftritte sind äusserlich davon geprägt, dass sie sich spontan auch mal auf die Bühne setzt (siehe Bild unten), barfuss auftritt, immer Noten vor sich hat und – so Musikken- ner – bei ihren Auftritten Risiko über technische Sicherheit stellt. Die Wahl-Bernerin und seit einiger Zeit auch Schweizer Bürgerin sagt dazu: «Ich stelle fest, dass ich anders nicht frei Musik machen kann. Wenn man mich hört, muss man mich also so ertragen, wie ich bin. Ich kopiere mich selber auch ganz schlecht. So entsteht immer eine neue Sichtweise.» Dann fügt sie aber an: «Manchmal gehe ich damit auch zu weit.» Macht sie das bewusst? Die Antwort in der «Schweiz am Sonntag»: «Es ist, um auch meine eigenen Sinne zu wecken. Die Stücke, die ich spiele, sind so alt und schon so verstaubt, dass sie mir so keinen Sinn mehr machen. Wie ein Bild, das ich wundgeschaut habe. Ich sehe da fast nichts mehr.» Und weiter: «Ich kratze an der vertrauten Oberfläche, beleuchte anders, vergrössere, verkleinere, stelle verschiedene Zusammenhänge her. Ich empfinde Musik machen nicht als Stücke spielen, es ist ein Dialog mit den Komponisten.» Ein unvergessliches Erlebnis Für Herbert Schibler ist der Auftritt von Patricia Kopatchinskaja im Konzertsaal Olten einer der Höhepunkte der Saison <strong>2018</strong>/19. «Ich bin sehr gespannt, wie sie sich bei uns präsentieren wird. Ganz sicher bin ich, dass es für alle Musikfreunde ein unvergessliches Erlebnis sein wird.» Harald M. Küng «Grammy» <strong>2018</strong> für die Stargeigerin Die Grammy Awards (kurz Grammys) sind Musikpreise, die seit 1959 von der National Academy of Recording Arts and Sciences jährlich in den USA in zurzeit 84 Kategorien an Künstler wie Sänger, Komponisten, Musiker sowie Produktionsleiter und die Tontechnik verliehen werden. Am 28. Januar <strong>2018</strong> fand die 60. Grammy-Verleihung statt. Der Preis gilt als die höchste internationale Auszeichnung für Künstler und Aufnahmeteams. Er ist von der Bedeutung vergleichbar mit dem Oscar in der Filmindustrie. Die zugehörige Trophäe ist eine Grammophonskulptur in goldglänzendem Design. Patricia Kopatchinskaja erhielt den Grammy dieses Jahr in der Kategorie «Chamber Music / Small Ensemble» für die CD «Schubert: Tod und das Mädchen» mit dem Saint Paul Chamber Orchestera. 27