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REISEBERICHT<br />

leistungsstärkeren Motoren ausgestattet.<br />

So verfügt unser «Bussli» über einen 2,1<br />

Liter Wasserboxer-Motor mit sagenhaften<br />

95 PS. Dies ist gegenüber einem T1 mehr<br />

als das Doppelte. Vor allem bei Passfahrten<br />

wird der Unterschied offensichtlich.<br />

Denn da sind wir jeweils deutlich schneller<br />

als im Schritttempo unterwegs und<br />

dementsprechend sind auch die Autoschlangen<br />

dahinter etwas kürzer.<br />

IDYLL AUS SEEN UND BERGEN<br />

Zu reden gibt unser Bus vor allem deswegen,<br />

weil er völlig autark ist. Dies sei kein<br />

Camper, sondern ein Expeditionsfahrzeug,<br />

befand der Versicherungsexperte,<br />

der den Wert unseres Gefährtes zu schätzen<br />

hatte. Autark heisst: Wir müssen<br />

nicht an den Strom. Nirgendwo! Dies,<br />

obwohl wir sogar elektrisch kochen. Auch<br />

der Kühlschrank, das Aufladen von Handys<br />

und Laptops sowie die Beleuchtung<br />

sind Selbstverständlichkeiten. Dafür verantwortlich<br />

sind vier Solarpanels mit einer<br />

Leistung von insgesamt 410 Watt auf<br />

dem Dach sowie zwei leistungsstarke<br />

Lithium-Ionen-Batterien mit je 105<br />

Ampère-Stunden, die zusätzlich zur Starterbatterie<br />

verbaut wurden. Gaskocher<br />

und Gasgrill sind trotzdem mit dabei.<br />

Denn beim Kochen werden die Energiereserven<br />

rasch aufgebraucht. Es reicht aber<br />

für das Kaffeewasser am Morgen sowie<br />

bei schlechtem Wetter für Teigwaren, die<br />

wir dann als Beilage zu etwas aus dem<br />

Kühlschrank geniessen können. Gerade<br />

in Schweden und Norwegen findet man<br />

nicht an jeder Ecke ein Restaurant.<br />

Derart komfortabel ausgerüstet, tuckerten<br />

wir also durch Deutschland Richtung<br />

Schweden. Wobei tuckern durchaus<br />

das richtige Wort ist. Wir fahren nämlich<br />

keine Autobahnen. So legen wir an einem<br />

normalen Reisetag meistens kaum mehr<br />

als 300 Kilometer zurück, was bedeutet,<br />

dass wir bis zu vier Tage einrechnen müssen,<br />

um überhaupt nach Schweden zu<br />

gelangen. Trotzdem hätte die Zeit locker<br />

gereicht, um ans Nordkap und wieder zurück<br />

zu reisen. Doch wir beschränkten<br />

uns auf den Süden Skandinaviens, wo wir<br />

in Schweden sehr viel Idylle und in Norwegen<br />

fantastische Bergwelten antrafen.<br />

Und diese Reise lohnt sich durchaus. In<br />

Norwegen und Schweden trifft man bereits<br />

im Süden gefühlt hunderte von<br />

Seen, die meisten davon malerisch gelegen<br />

und mit völlig unverbauten Ufern.<br />

Mit seinen Wäldern und<br />

Seen scheint man in<br />

Skandinavien geradezu<br />

eingeladen, wild, also<br />

ausserhalb eines Campingplatzes<br />

zu campen.<br />

Mehr noch: Mit etwas Glück findet man<br />

einen See ganz für sich allein. Dabei lassen<br />

sich diese Gewässer oft problemlos zu<br />

Fuss umrunden. Diese Wanderungen und<br />

Spaziergänge lohnen sich. Weil man sie<br />

mit einem Bad im See verbinden kann.<br />

Das wunderbar saubere Wasser ist allerdings<br />

für einen verweichlichten Mitteleuropäer<br />

oft etwas gar kalt. Skandinavier<br />

haben damit aber keine Probleme.<br />

Das Faszinierende an Südnorwegen<br />

sind die Bergwelten, die teilweise auf<br />

Meereshöhe, an den Fjorden beginnen.<br />

Auf 700–1000 Meter über Meer fühlt man<br />

sich bereits wie in den Alpen.<br />

Das Fahren auf schwedischen Strassen<br />

ist äusserst gemütlich. Die Schweden lassen<br />

sich nicht stressen. Sogar als gemütliche<br />

VW-Bus-Reisende mussten wir oft<br />

unsere Geschwindigkeit nach unten anpassen.<br />

Die Norweger sind da etwas anders:<br />

Die Meisten von ihnen sind zwar<br />

ebenfalls gemütlich unterwegs. Doch in<br />

Norwegen gibt es deutlich mehr Eilige als<br />

in Schweden, und die werden zum Teil<br />

sehr grantig, wenn sie auf den schmalen<br />

Bergstrassen nicht überholen können.<br />

VIEL LAND MIT WENIG EINWOHNERN<br />

Schweden und Norwegen sind dünn besiedelt.<br />

Norwegen ist knapp acht Mal grösser<br />

als die Schweiz, hat aber mit 5,2 Mio.<br />

deutlich weniger Einwohner. Schweden<br />

ist sogar fast 11 Mal grösser als die<br />

Schweiz. Die Einwohnerzahl beträgt aktuell<br />

10,2 Millionen. So hat man Platz in<br />

diesen Ländern, die mit sehr viel Wald<br />

bedeckt sind. Norwegens Waldanteil auf<br />

die Gesamtfläche beträgt ziemlich genau<br />

einen Drittel. In Schweden sind es sogar<br />

gut zwei Drittel. Zusammen mit den Seen<br />

scheint man hier geradezu eingeladen,<br />

wild, also ausserhalb eines Campingplatzes<br />

zu campen. Doch aufgepasst: Wild zu<br />

campen, ist in beiden Ländern nur mit<br />

Zelten oder unter freiem Himmel erlaubt.<br />

So mussten auch wir mit unserem autarken<br />

Bus auf Campingplätze. Diese sind<br />

in beiden Ländern sehr zahlreich und vor<br />

allem in Schweden äusserst komfortabel.<br />

Sie kosten aber auch entsprechend. Sowohl<br />

Schweden als auch Norwegen sind<br />

in den meisten Dingen preislich fast auf<br />

Schweizer Niveau. Bei alkoholischen Getränken<br />

sogar weit darüber.<br />

4 5 6<br />

4 Auch in Skandinavien trifft man auf Fans amerikanischer Oldtimer. 5 Stavanger ist ein Besuch wert.<br />

6 Die unzähligen Seen laden zu einem Rundspaziergang mit anschliessendem Bad ein.<br />

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