Tassilo, Ausgabe September/Oktober 2018 - Das Magazin rund um Weilheim und die Seen
Pa-Kua in Weilheim und Tutzing - Körper und Geist im Einklang - Um 5 Uhr früh auf dem Starnberger See: Der Fang seines Lebens - Axel Piper auf der Roten Couch; Pfarrer, Dekan und Bald-Bischof - Polling und seine Weinerer - Historie als Triebfeder - Maßgeschneidert und von Hand gemacht: hochwertige Ballettkleider aus Starnberg - Einsatzmonitoring bei Feuerwehren, ein Quantensprung in Sachen Alarmierung - ifb mit Sitz in Seehausen hat jährlich über 70.000 Teilnehmer - Interview mit dem Ausbildungsleiter von Roche, Dr. Andreas Gebbert - Die Regisseure von morgen: Trickfilmwerkstatt in der Stadtbücherei Weilheim - Angebote für Analphabeten: raus aus dem gesellschaftlichen Tabu - Die Berufsschule, ein Kompetenzzentrum für Technik, Bau und Agrar - Ausbildung zum Hufschmied: der Orthopädieschuhmacher fürs Pferd - Mit Vollgas in den Herbst: unser Veranstaltungskalender für September und Oktober
Pa-Kua in Weilheim und Tutzing - Körper und Geist im Einklang - Um 5 Uhr früh auf dem Starnberger See: Der Fang seines Lebens - Axel Piper auf der Roten Couch; Pfarrer, Dekan und Bald-Bischof - Polling und seine Weinerer - Historie als Triebfeder - Maßgeschneidert und von Hand gemacht: hochwertige Ballettkleider aus Starnberg - Einsatzmonitoring bei Feuerwehren, ein Quantensprung in Sachen Alarmierung - ifb mit Sitz in Seehausen hat jährlich über 70.000 Teilnehmer - Interview mit dem Ausbildungsleiter von Roche, Dr. Andreas Gebbert - Die Regisseure von morgen: Trickfilmwerkstatt in der Stadtbücherei Weilheim - Angebote für Analphabeten: raus aus dem gesellschaftlichen Tabu - Die Berufsschule, ein Kompetenzzentrum für Technik, Bau und Agrar - Ausbildung zum Hufschmied: der Orthopädieschuhmacher fürs Pferd - Mit Vollgas in den Herbst: unser Veranstaltungskalender für September und Oktober
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Stege, Bootshäuser <strong>und</strong> Uferwände aus Holz<br />
Zimmerer in Neoprenanzug & Badehose<br />
Haunshofen | Normalerweise nageln,<br />
sägen <strong>und</strong> schrauben Zimmerer<br />
auf Dächern oder in Werkstätten.<br />
In Haunshofen aber gibt es<br />
eine Zimmerei, <strong>die</strong> ihre Mitarbeiter<br />
beinahe täglich in Neoprenanzüge,<br />
Fischerlatz- oder Badehosen<br />
schlüpfen lässt. Gemeint ist <strong>die</strong><br />
Zimmerei Brennauer, spezialisiert<br />
auf See-Einbauten. Inhaber Florian<br />
Brennauer, 39, ersetzt oder repariert<br />
gemeinsam mit seinen sieben<br />
Mitarbeitern – darunter eine Bürokraft<br />
sowie ein Zimmerer-Azubi –<br />
Stege, Bootshäuser, Uferwände,<br />
Springtürme sowie komplette Hafenanlagen<br />
im <strong>und</strong> am Starnberger<br />
See. „Nicht jedermanns Sache“,<br />
sagt Brennauer auf <strong>die</strong> Frage, wie<br />
vielen Bewerbern er absagen müsse<br />
für einen Arbeitsplatz an einem<br />
der schönsten Fleckerl der Welt.<br />
„An warmen, sonnigen Tagen gibt<br />
es wirklich keinen besseren Ort<br />
z<strong>um</strong> Arbeiten“, bestätigt er. Doch<br />
bei Kälte, Regen, Eis <strong>und</strong> Schnee?<br />
„Am ehesten lässt sich <strong>die</strong> Begehrtheit<br />
unseres Jobs anhand des<br />
Praktikanten-Feedbacks erklären.“<br />
Wer in einer sonnigen Woche dabei<br />
sei, möge am liebsten gleich dabeibleiben.<br />
Wer aber eine Woche<br />
„Sauwetter“ erwische, „ist eher<br />
weniger begeistert von unserer Arbeit,<br />
<strong>die</strong> hauptsächlich außerhalb<br />
der Segelsaison von <strong>September</strong> bis<br />
April stattfindet“. Also auch in den<br />
zapfigen Wintermonaten, „wofür<br />
man schon gemacht sein muss“.<br />
Unabhängig davon ist Florian<br />
Brennauer bestens aufgestellt mit<br />
seinem Team.<br />
Anfahrt mit Boot<br />
<strong>und</strong> Arbeitsfloß<br />
Er selbst hat gelernt, als Geselle<br />
gearbeitet <strong>und</strong> erfolgreich <strong>die</strong><br />
Meisterprüfung abgelegt bei der<br />
Zimmerei Gregor Müller in Tutzing,<br />
früher spezialisiert auf See-Einbauten.<br />
2013 machte sich der ehrgeizige<br />
Familienvater selbstständig.<br />
Und Anfang <strong>2018</strong> übernahm<br />
er von seinem ehemaligen Arbeitgeber<br />
das Spezialgebiet „See-Einbauten“<br />
– Maschinen <strong>und</strong> einige<br />
Mitarbeiter mit bis zu 40 Jahren<br />
Berufserfahrung auf See inklusive.<br />
Die Schwierigkeiten der Zimmerer-<br />
Arbeiten am <strong>und</strong> auf dem Starnberger<br />
See sind weitreichend, beginnend<br />
bei der Anfahrt. „Weil <strong>die</strong><br />
Uferbereiche meist nur über tiptop-gepflegte<br />
Rasen oder schmale<br />
Fußwege erreichbar sind.“ Heißt:<br />
Entweder ist es zu eng oder zu<br />
edel, Maschinen <strong>und</strong> Material<br />
ohne Schäden von der öffentlichen<br />
Straße über das G<strong>r<strong>und</strong></strong>stück<br />
des K<strong>und</strong>en an Ort <strong>und</strong> Stelle zu<br />
bringen. „Deshalb erfolgt <strong>die</strong> Zufahrt<br />
meistens über das Wasser“,<br />
sagt Florian Brennauer, der für<br />
den Transport von Werkzeugen<br />
<strong>und</strong> Mitarbeitern ein kleineres<br />
Motorboot besitzt, für Material,<br />
Maschinen <strong>und</strong> größere Werkzeuge<br />
ein stabiles, fünf auf zehn Meter<br />
großes Arbeitsfloß. Die zweite<br />
Schwierigkeit: Wasser ist unruhig,<br />
der G<strong>r<strong>und</strong></strong> von oben ka<strong>um</strong> einsehbar,<br />
uneben <strong>und</strong> je nach Tiefe <strong>und</strong><br />
Bodenbeschaffenheit meist sehr<br />
nachgiebig. Ob Bootshaus oder<br />
Steg: <strong>Das</strong> Errichten eines Stützgerüstes<br />
ins Wasser erfordert viel<br />
Erfahrung, Flexibilität sowie neben<br />
standardmäßigen Stahlrohren<br />
große, massive Holzbretter, <strong>die</strong> auf<br />
dem abfallenden, kiesigen, sandigen<br />
oder lehmigen Seeboden eine<br />
ausreichend stabile Auflagefläche<br />
bieten. Arbeitstaucher für <strong>die</strong> Gerüstfixierung<br />
in bis zu zehn Metern<br />
Seetiefe brauchen Brennauer <strong>und</strong><br />
Mitarbeiter jedoch nur in absoluten<br />
Notfällen. „Wir können fast alle<br />
Arbeiten vom Floß, den vorhandenen<br />
Stegen oder Bootshäusern<br />
oder eben vom Gerüst aus erledigen.“<br />
Was allerdings nicht heißt,<br />
dass <strong>die</strong> Mitarbeiter nicht nass<br />
werden – sie stehen oft st<strong>und</strong>enlang<br />
bis zur Brust im Wasser, <strong>um</strong><br />
schrittweise <strong>die</strong> alten, morschen<br />
Pfähle <strong>und</strong> Bretter uralter Stege<br />
durch neue zu ersetzen.<br />
Apropos alte Stege: „Man weiß<br />
im Vorfeld nie, wie aufwändig es<br />
ist, einen Pfahl auszutauschen.“<br />
Manche könne man relativ leicht<br />
nach nur 20-minütiger Arbeit<br />
mittels auf dem Floß installierten<br />
Kettenzug (Kran mit Seilzug) aus<br />
dem Wasser ziehen. „Andere sind<br />
so fest im Boden verankert, dass<br />
wir sie knapp über dem G<strong>r<strong>und</strong></strong> mit<br />
einer Unterwasser-Kettensäge abschneiden<br />
müssen.“ Allein <strong>die</strong>ses<br />
Beispiel zeigt, dass Zimmerer-Arbeiten<br />
auf See in Sachen Intensität<br />
Stege (unten) <strong>und</strong> Bootshausterrassen aus hochwertigem<br />
Holz gehören zu den Hauptaufgaben.<br />
42 | tassilo