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Reisebericht Nordspanien und Pyrenäen - Camper-55plus Info

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<strong>Pyrenäen</strong> <strong>und</strong> Biskaya<br />

Ein <strong>Reisebericht</strong> von Conny <strong>und</strong> Jock<br />

07.08.2009 – 06.09.2009


Freitag, 07.08.2009<br />

Es wäre das erste Mal gewesen, wenn wir zum geplanten Abreisetermin auch tatsächlich<br />

abgereist wären. Und wer war wieder der Verursacher? Ich dieses Mal nur bedingt. Nein, wir<br />

warteten auf unsere zweite Thetford-Ersatzkassette. Ich hatte sie ersteigert <strong>und</strong> sie sollte<br />

schon zur Wochenmitte angekommen sein. Wir hatten auch schon nicht mehr geglaubt, dass<br />

sie am Freitag kommen würde, nachdem der Postmann schon durch war. Gerade wollten wir<br />

ohne sie los, da kam sie, von Hermes’ Flügeln getragen, gerade noch rechtzeitig. Conny<br />

empfing den Götterboten mit den Worten „auf Sie haben wir gewartet“ worauf der erst einmal<br />

ziemlich platt war. Was dachte er wohl. Als er aber dann erfuhr, dass er eine<br />

Toilettenkassette durch die Gegend trug, trat auch bei ihm wieder die Ernüchterung ein.<br />

Um 14:00 starteten wir bei 29°C, <strong>und</strong> das an<br />

unserer so oft zu unrecht als kühl<br />

verleumdeten Ostsee. Unterwegs wurden es<br />

dann aber doch noch 33°C <strong>und</strong> wir kamen<br />

aus dem stauen nicht mehr heraus. Im Stau<br />

stehen wird immer beliebter. Das muss so<br />

sein, denn immer mehr nehmen an den Staus<br />

teil. Wir fuhren so lange, bis mir klar wurde,<br />

heute muss es ein Licher Pils sein. Da das<br />

auch in Connys Sinn war, übernachteten wir<br />

in Lich. Während meiner Studienzeit in<br />

Darmstadt wohnte ich mit meinem Kumpel<br />

Jochen aus Friedberg im Darmstädter<br />

Watzeviertel. Immer, wenn er aus dem<br />

Wochenende kam, gab’s leckeres Essen zum Aufwärmen <strong>und</strong> eine Kiste Licher Pils zum<br />

Einheizen. Mehr wusste ich damals nicht von Lich, <strong>und</strong> dabei ist es ein wirklich schönes<br />

Städtchen. Mitten im Zentrum, direkt neben einer urigen Bierkneipe fanden wir einen<br />

Parkplatz. In dieser Nacht schliefen wir w<strong>und</strong>erbar.<br />

Samstag, 08.08.2009<br />

Nach dem Frühstück machten wir einen schönen Spaziergang durch das Zentrum <strong>und</strong><br />

bew<strong>und</strong>erten die sorgfältig renovierten Fachwerkhäuser. Ein Mann in unserem Alter schloss<br />

gerade beim Vorbeigehen seine vier<br />

Mülltonnen mit einer Kette am Haus an. Das<br />

machte uns neugierig. Hätte wir nur nicht<br />

gefragt! Es kam, was kommen musste. Er sei<br />

es leid, immer seine Tonnen wieder<br />

einzusammeln <strong>und</strong> überhaupt sei die heutige<br />

Jugend doch keinen Schuss Pulver wert.<br />

„Wer soll denn denen noch eine Lehrstelle<br />

geben“ <strong>und</strong> so war er gleich auf 180. Da<br />

halfen auch keine Relativierungsversuche<br />

<strong>und</strong> so ließen wir ihn einfach stehen.<br />

Merkwürdig, dass die ältere Generation<br />

immer vergisst, dass die Generation vor ihr<br />

auch über sie gewettert hatte. Selbst<br />

Sokrates ließ sich dazu hinreißen, über die<br />

Jugend zu wettern. Wenn immer alles so<br />

gekommen wäre, wie viele es prophezeiten,<br />

wären wir nicht in Lich.<br />

Conny hatte ihre Uhr vergessen <strong>und</strong> wollte<br />

etwas Einfaches kaufen. Der Laden war gut<br />

sortiert <strong>und</strong> aus der zunächst gedachten<br />

2


einfachen Modeuhr wurde dann doch eine etwas teurere Skagen <strong>und</strong> ich musste sie dazu<br />

auch noch überreden. Wir gingen ein paar Dinge kaufen <strong>und</strong> fuhren durch den Regen bis<br />

zum Rasthof Lorsch. Dort war Mittagessen angesagt. Trotz Regen war es ziemlich warm <strong>und</strong><br />

vor allem sehr schwül. Kurz hinter Mühlhausen verließen wir die Autobahn, weil wir keine<br />

Maut bezahlen wollten. Aber nach wenigen Kilometern Nationalstraße mit Staus <strong>und</strong><br />

unendlich vielen Kreisverkehren sehnten wir<br />

uns auf die Autobahn zurück, pfeif doch auf<br />

die Autobahnmaut. In Villefranche sur Saône<br />

fuhren wir von der Autobahn ab, um nach<br />

einer Bleibe für die Nacht zu suchen. Wir<br />

hatten keine Lust auf einen lauten Platz in<br />

Mitten von LKWs, sondern wollten das<br />

mittlerweile wieder schöne Wetter noch vor<br />

unserem Auto bei Wein <strong>und</strong> Bier genießen.<br />

Also fuhren wir querbeet in Richtung<br />

Clermont-Ferrand. Kurz hinter dem Ort La<br />

Brevenne wurden wir fündig. Ein sauberer,<br />

schön gelegener <strong>und</strong> ruhiger Platz mit allem<br />

was man so braucht. Ich habe den Namen<br />

des Flüsschens vergessen, der den Platz teilt. Wir machten es uns gemütlich <strong>und</strong> genossen<br />

den milden Sommerabend vor unserem Auto. Nun hatte der Urlaub richtig angefangen.<br />

Sonntag, 09.08.2009<br />

Frisch entsorgt <strong>und</strong> mit Wasser aufgefüllt bis zum Stehkragen, so beginnt ein guter Womo-<br />

Tag. Wir frühstückten bei schönem Wetter vor unserem Womo <strong>und</strong> machten uns gemütlich<br />

reisefertig. Um 10:00 ging es weiter. Das<br />

Wetter wurde immer schlechter. Die Sicht<br />

war miserabel <strong>und</strong> auf der Straße floss das<br />

Wasser nicht schnell genug ab. Nach ein<br />

paar Kilometern ging es wieder auf die<br />

Autobahn <strong>und</strong> irgendwie lotste uns das GPS<br />

mitten durch Clermont-Ferrand. Dort wurden<br />

gerade die Kanalrohre neu verlegt <strong>und</strong> wir<br />

kamen nicht vom Fleck. Endlich waren wir<br />

auf der D62 <strong>und</strong> tasteten uns langsam wieder<br />

auf die Autobahn in Richtung Brive/Toulouse.<br />

Es ist ja schon erstaunlich, welche Energie<br />

bei so manchem PKW-Fahrer freigesetzt<br />

wird, wenn ein Wohnmobil zum Überholen<br />

ansetzt. Das kann man gut feststellen, wenn man mit Tempomat fährt <strong>und</strong> sich kontinuierlich<br />

von hinten nähert. Sobald man wahrgenommen<br />

wird, wird der Abstand wieder länger. Ist<br />

man dann außer Sichtweite, was bei manchen<br />

Fahrern schon nach wenigen Metern<br />

gegeben zu sein scheint, verringert sich der<br />

Abstand wieder. Uns so kann das ein ums<br />

andere Mal gehen. Seit ich mich darüber<br />

freue, wenn meine Vermutung hinsichtlich<br />

des plötzlichen Energieschubs immer wieder<br />

neu bewiesen wird, ärgert mich auch das<br />

dämliche Verhalten nicht mehr.<br />

Wir fuhren auf der <strong>Pyrenäen</strong>-Autobahn bis<br />

zur Abfahrt Tarbes/Lourdes. In Argelès-<br />

Gazost bogen wir auf die D918 <strong>und</strong> übernachteten<br />

in Arrens-Marsous im Ortsteil Marsous bei der Entsorgungsstation. Es regnete<br />

<strong>und</strong> zog sich bis ins Tal zu. Schlechte Aussichten für die bevorstehende <strong>Pyrenäen</strong>querung.<br />

3


Montag, 10.08.2009<br />

Wir stellten uns den Wecker auf 8:00, was im<br />

Urlaub äußerst selten vorkommt. Eine der<br />

Passstrecken soll nur bis 12:30 in unsere<br />

Richtung geöffnet sein. Es ist eine zeitlich<br />

begrenzte Einbahnstraßenregelung zwischen<br />

den beiden Pässen, die wir als nächstes<br />

(1709 m) waren noch etwas verhangen. Zum<br />

Wohl der unzählig vielen Radfahrer, die sich<br />

die Pässe hochquälten, war es nicht so heiß.<br />

Hier in den Bergen muss man sich als<br />

Autofahrer ziemlich weit hinten anstellen.<br />

Nun weiß ich nicht, wer mehr Rechte hat, die<br />

Radfahrer, die Pferde oder die Rinder. Eins<br />

ist aber sicher, die Autofahrer kommen erst<br />

ganz zum Schluss. Die Landschaft wurde<br />

immer eindrucksvoller <strong>und</strong> die wenigen<br />

besonders deshalb, weil es nicht wolkenfrei<br />

war. So mancher Blick wurde erst durch die<br />

Wolkenzeichnungen so richtig interessant.<br />

Wie unterschiedlich die Menschen doch<br />

empfinden können. In Band 20 „Mit dem<br />

Wohnmobil durch die <strong>Pyrenäen</strong>“ wurde<br />

davon abgeraten, die Passstraßen zu fahren,<br />

wenn man nicht schwindelfrei ist <strong>und</strong> wenn<br />

man die Abmaße seines Gefährts nicht<br />

genau kennt. Da Conny <strong>und</strong> ich nicht völlig<br />

frei von Schwindelgefühlen sind, waren wir<br />

etwas verunsichert. Beinahe hätten wir auf<br />

4<br />

fahren wollten. Das Wetter war weit aus<br />

besser als erwartet. Die Sonne zeigte sich<br />

anfangs zwar noch selten, war aber merklich<br />

guten Willens. Lediglich die Pässe Col du<br />

Soulor (1474 m) <strong>und</strong> Col d’Aubisque<br />

Bauernhöfe, die es dort gab, schienen auch<br />

nicht vom Reichtum gesegnet zu sein. Dafür<br />

geht es hier den Tieren gut. Freilaufende<br />

Pferde, Schweine, Ziegen, Schafe <strong>und</strong><br />

Hühner sind in dieser Gegend an der<br />

Tagesordnung. Wir genossen die tolle<br />

Landschaft <strong>und</strong> die schönen Blicke, vielleicht


die Strecke verzichtet <strong>und</strong> uns wäre diese w<strong>und</strong>erschöne Landschaft entgangen. Die<br />

schwindelerregenden Stellen haben wir übrigens nicht entdeckt. Dafür hatten wir das<br />

Vergnügen, einer Kuh beim Frühsport zuzusehen. Oder sie wollte nur zurückschauen, dann<br />

wäre ihr ein Rückspiegel zu wünschen. Aber wahrscheinlich hat’s nur gejuckt – Mahlzeit!<br />

Unsere Mittagspause hatten wir kurz hinter dem Col de Pourtalet (1794 m), auf der<br />

spanischen Seite am Rio Gallego am Fuße des Wintersportortes Formigal. Ab hier ging es<br />

dann sehr flott weiter über Sabinanigo, Jaca bis wir schließlich kurz vor dem Yesa-Stausee<br />

nach Sos del Rey Catòlico abbogen. Mittlerweile war es uns sehr heiß geworden, so dass<br />

der Schweiß gerade so herunterlief. Zum Glück konnten wir schnell aus dem Auto heraus, da<br />

wir uns nach wenigen Kilometern inmitten einer beeindruckenden Erosionslandschaft<br />

befanden . Das hatte was. Je nach Einstellung der Brennweiten, kann man da w<strong>und</strong>erbare<br />

weiche Formen sichtbar machen. Wir setzten uns einfach hin <strong>und</strong> ließen unserer Phantasie<br />

freien Lauf. Ich erinnerte mich sofort an die Sandworld in Travemünde, weil die Landschaft<br />

wie von Künstlerhand gemacht schien. Conny spazierte mit viel Spaß durch die zerklüfteten<br />

5


kleinen Täler. So bekommt man auch einen Eindruck von dortige Größenverhältnissen.<br />

Wieder zurück auf der Hauptstraße fuhren wir weiter in Richtung Pamplona am Yesa-<br />

Außer einem Heidelberger Womo mit H<strong>und</strong><br />

waren wir hier allein <strong>und</strong> der Schatten tat uns<br />

gut. Gegen 21:00 ließ der Wind nach <strong>und</strong> wir<br />

entzündeten unser erstes Lagerfeuer in<br />

diesem Urlaub. Holz war genügend vorhanden<br />

<strong>und</strong> so stand einem romantischen Abend<br />

am rauschenden Bach nichts im Wege. Wo<br />

kann man so etwas buchen?<br />

6<br />

Stausee entlang. Er wird wohl wegen seiner<br />

Größe auch Pyrenäisches Meer genannt.<br />

Leider war der Wasserstand sehr niedrig, so<br />

dass es uns nicht besonders reizte, eine der<br />

vielen Stichwege zum See zu nehmen. Wir<br />

sahen viele schöne Plätze aber der Platz am<br />

Rio Irati (Womo Reihe-Band 2) sollte es sein.<br />

Dienstag, 11.08.2009<br />

Etwas schwer waren die Beine ja noch vom Vorabend, aber er wird uns lange in guter<br />

Erinnerung bleiben. Wir frühstückten bei bestem Wetter in Begleitung des Jack Russels<br />

unserer Nachbarn, der uns zum Tageantritt begrüßte. Vor der Abfahrt nach Pamplona<br />

musste ich noch die Alarmanlage in Ordnung bringen. Weil ich die Heckklappe kurz vor<br />

Abreise in den Sicherheitskreis integrieren wollte, schloss ich das Kabel parallel zum Öffner<br />

an der Eingangstür im Aufbau an. Gleichzeitig baute ich an der Fahrer- <strong>und</strong> Beifahrertür<br />

Heosafe-Schlösser an. Als gelernter Elektriker hatte ich vergessen, dass man zwei Öffner<br />

nicht parallel verdrahten darf, sondern nur in Reihe <strong>und</strong> in Lich passierte dann das<br />

Missgeschick. Ich schloss die Tür am Aufbau auf, schaltete die Alarmanlage ab <strong>und</strong> öffnete<br />

die Tür. Wenn innerhalb von 30 Sek<strong>und</strong>en nach dem Entschärfen eine der Eingangstüren<br />

geöffnet wird, schaltet die Alarmanlage aus, wenn nicht, schaltet sie wieder ein. Das Öffnen<br />

der vorderen Türen ist mit Heosafe nur mit Schlüssel von innen möglich. Die Tür im Aufbau<br />

war aber falsch verdrahtet, so dass ohne Auslösen der Alarmanlage nicht in das Womo zu<br />

kommen war.


Um 10:30 waren wir startklar. In Pamplona angekommen, parkten wir direkt bei der Stierkampfarena<br />

auf einem gebührenpflichtigen Parkplatz <strong>und</strong><br />

gingen durch die Gassen, durch die auch die armen Stiere<br />

gerieben werden, bevor sie im ungleichen Kampf abgeschlachtet<br />

werden. Ich stellte mir vor, dass die Stiere den<br />

Spieß einfach herumdrehen<br />

<strong>und</strong> die Toreros in die Arena<br />

treiben, Stiere sind die<br />

nämlich für mich auch. Die vielen kleinen Gassen, die schöne Markthalle, die verglasten<br />

Balkone <strong>und</strong> die vielen gemütlichen Restaurants <strong>und</strong> Tapasbars haben uns gut gefallen. Wir<br />

stärkten uns <strong>und</strong> machten uns wieder auf die Piste. Unsere nächste Station war Burgos. Wir<br />

parkten auf einem Parkplatz an der Calle Conde de Vallellano (2h/1,40€) <strong>und</strong> überquerten<br />

den Rio Arlanzón. So kamen wir schnell ins<br />

Zentrum <strong>und</strong> an die Kathedrale. Der Park, der<br />

sich hinter der El Cid-Statue anschließt, lädt zu<br />

einer kurzen Rast im Schatten ein. Mit seinen<br />

beschnittenen Zypressen <strong>und</strong> den vielen<br />

Platanen<br />

wird er auch<br />

gerne von<br />

älteren<br />

Menschen<br />

als Treffpunkt<br />

genutzt. Die<br />

Kathedrale<br />

ist wirklich beeindruckend, von außen wie von innen. Teile<br />

davon wurden von Hans von Köln nach Plänen des Kölner<br />

Doms um 1500 erbaut <strong>und</strong> soll die drittgrößte Kathedrale in<br />

Spanien<br />

sein. Eine<br />

Besichtigung<br />

lohnt sich auf<br />

jeden Fall,<br />

zumal für uns der Eintritt aus unerfindlichen<br />

Gründen frei war. Burgos hat bei uns einen<br />

guten Eindruck hinterlassen. Wir suchten uns<br />

noch eine Übernachtungsmöglichkeit auf der<br />

Strecke in Richtung Leon aus. In Carrion de<br />

los Condes fanden wir den im Womo-Band 2<br />

beschriebenen Platz <strong>und</strong> machten es uns in<br />

einem Pappelwald in der Calle Las Huertas<br />

gemütlich. Jedenfalls so lange bis vier<br />

7


italienische Wohnmobile mit lautem Getöse eine Wagenburg aufbauten. Das nervte uns so,<br />

dass wir fast soweit waren, uns einen anderen Platz zu suchen. Dazu kamen noch Mücken,<br />

die wir mit US 622, einem bewährten Mückenroller, vertrieben. Dieser Tag hätte einen<br />

besseren Abgang verdient gehabt.<br />

Mittwoch, 12.08.2009<br />

Wir machten uns startklar <strong>und</strong> los ging die Reise. Zunächst über die Autobahn nach Astorga.<br />

Leon ließen wir schweren Herzens rechts liegen, weil es uns mit 38°C im Schatten für eine<br />

längere Stadtbesichtigung zu warm war. Astorga ist überschaubarer <strong>und</strong> es gibt einen<br />

Gaudi-Bau. Wir stellten wir uns direkt vor der Altstadt auf einen großen Parkplatz <strong>und</strong><br />

marschierten zur Kathedrale. Zunächst war die Kathedrale mit ihren verschiedenen Baustilen<br />

an der Reihe. Das dazugehörige Museum ist voller Ikonen<br />

<strong>und</strong> Monstranzen, was mich ehrlich gesagt nicht sonderlich<br />

interessierte. Unser kultureller Teil des Tages endete mit<br />

dem Bischofspalast, der hauptsächlich von Gaudi gebaut<br />

<strong>und</strong> geprägt wurde. Sein lustiger Baustil <strong>und</strong> die verspielte<br />

Innenarchitektur heben sich in besonderer Weise von den<br />

schwermütigen Baustilen anderer Gotteshäuser ab <strong>und</strong><br />

finden stets unsere besondere Beachtung. Alle Besichtigungen<br />

kosteten zusammen 4 €. Anschließend sättigten wir uns<br />

in einer Seitengasse mit ein paar wohlschmeckenden<br />

Tapas. Der Meeresfrüchtesalat war sensationell <strong>und</strong> die<br />

Albondigas (Hackbällchen) wie fast überall gut. Erstmals<br />

aßen wir ein Goulasch von der Rinderzunge <strong>und</strong> Kuddeln in<br />

scharfer Soße. Wer durch sich nicht abstoßen lässt, sollte<br />

Beides unbedingt probieren, uns hat es jedenfalls ausgezeichnet<br />

geschmeckt. Trotz angenehmer leichter Prise war<br />

es ganz schön heiß, so dass wir uns nicht länger als nötig in<br />

8


Astorga aufhalte wollten. Im Auto waren es mittlerweile gute 45°C <strong>und</strong> wir fuhren für den<br />

Rest des Tages überwiegend mit Klimaanlage. Über die Abfahrt hinter Ponteferrada<br />

verließen wir die Autobahn, denn wir wollten die Strecke südlich des Gargantas del Sil<br />

fahren. Die Strecke ist w<strong>und</strong>erschön. Sehr kurvig <strong>und</strong> häufig nicht übermäßig breit, aber<br />

weder gefährlich noch schwierig zu fahren. Dafür aber mit tollen Aussichten über eine grüne<br />

Gebirgslandschaft mit vielen unterschiedlichen Facetten. Auf der OU 636 kommen wir durch<br />

ein terrassiertes Weinanbaugebiet, den Terasas de Trives. Die Geländebedingungen lassen<br />

auf viel schwere Handarbeit schließen. Wir passieren den Ort A Pobra de Trives <strong>und</strong> setzen<br />

unseren Weg in Cestro Caldelas auf der OU 903 nach Teixeira fort. Den Gargantes del Sil<br />

können wir alsbald rechts von uns immer wieder einsehen. Auf der OU 0605 kommen wir an<br />

einer überhängenden Aussichtsplattform vorbei. Von hier aus kann man bei guter Sicht postkartenreife<br />

Bilder schießen. Trotz der enormen Hitze war die Fahrt sehr beeindruckend <strong>und</strong><br />

wir würden sie jederzeit wieder machen. Auf<br />

der Autobahn holten wir dann reichlich Zeit<br />

auf. Die Strecke führte uns über Vigo nach A<br />

Calle. Auf halber Strecke passierte wir einen<br />

9


gewaltigen Waldbrand. Der Hubschrauber füllte seinen Wassersack noch keinen Steinwurf<br />

von uns weg, im Stausee. Wir fuhren durch eine Rauchwand <strong>und</strong> sid glücklicherweise an der<br />

Brandstelle vorbeigekommen. Von der N 550<br />

kommend muss man kurz vor der Brücke<br />

rechts in die Rua Da Cabadina <strong>und</strong> anschließend<br />

links in die Rúa Do Cuncheiro einbiegen.<br />

Die Straße ist nicht sehr breit aber für mittelgroße<br />

Womos gut zu schaffen. Nach einigen<br />

Metern fanden wir links einen Parkplatz mit<br />

einem kleinen Bouleplatz am Flussufer. Dort<br />

standen wir sehr ruhig <strong>und</strong> waren allein. Im<br />

Gegensatz zu dem offiziellen Stellplatz auf der<br />

anderen Seite der alten Brücke hinter dem<br />

Schwimmbad. Dort war ein öffentlicher Badestrand<br />

<strong>und</strong> dementsprechend auch viel Trubel,<br />

was uns veranlasste, diesen Alternativplatz zu<br />

suchen. Am Abend gingen wir in Richtung Hauptstraße <strong>und</strong> aßen in einem Restaurant auf<br />

Empfehlung einer einheimischen älteren Spanierin ausgezeichnet. Zurück an unserem<br />

Womo, tranken wir noch ein Gläschen auf einer der Bänke am Ufer, genossen den schönen<br />

Blick auf die alte Brücke <strong>und</strong> den uns gegenüberliegenden Ortsteil. Romantisch ließen wir<br />

diesen schönen Tag revuepassieren.<br />

Donnerstag, 13.08.2009<br />

In meinem früheren Leben war ich mit dem Zelt in Sanxenxo. Ich war damals sehr von dem<br />

tollen Strand <strong>und</strong> den netten Leuten beeindruckt <strong>und</strong> wollte mir das alles noch einmal 30<br />

Jahre später ansehen. Wir also los nach Pontevedra <strong>und</strong> dann entlang der Ria nach<br />

Sanxenxo. So war es jedenfalls gedacht. Schon in Pontevedra standen wir beinahe endlos<br />

im Stau. Das Meer war wegen der vielen Hotels meist nicht sichtbar <strong>und</strong> überhaupt war alles<br />

ganz anders. In Sanxenxo war die Hölle los<br />

<strong>und</strong> der Campingplatz, der früher so eine Art<br />

Solitärdasein führte, ist nun von Ferienanlagen<br />

<strong>und</strong> anderen Häusern umgeben. Nichts<br />

wie weg hier, waren wir uns einig <strong>und</strong> meine<br />

Erinnerung war zurechtgerückt. Auch die<br />

Halbinsel O Grove ist völlig überlaufen. Wir<br />

empfehlen, diesen Teil Galiziens weiträumig<br />

zu umfahren. Bei Boiro wurde es wieder<br />

schöner <strong>und</strong> wir fanden einen Parkplatz an<br />

der Praia Cabalo Baixo in der Nähe des<br />

Hafens von Noia. Wir saßen unter dem<br />

Sonnenschirm <strong>und</strong> tranken einen frischen<br />

Kaffee. Ich spielte mit meinem GPS <strong>und</strong><br />

10


suchte einen einsamen Platz, den wir drei Jahre zuvor gef<strong>und</strong>en hatten <strong>und</strong> der mit „Traba“<br />

in unseren Köpfen war. Damals schrieb ich noch keine <strong>Reisebericht</strong>e <strong>und</strong> deshalb war es<br />

schwer, diesen Platz wiederzufinden. In keiner Karte ist er beschrieben <strong>und</strong> als ich die<br />

Strecke von Ponte do Porto nach Laxe so auf dem GPS abfuhr, war ich mir sicher, Traba<br />

gef<strong>und</strong>en zu haben. Es war gegen 19:00 <strong>und</strong> wir entschlossen uns kurzerhand alles<br />

einzupacken <strong>und</strong> nach Traba zu fahren.<br />

Mittlerweile waren die Temperaturen auf<br />

knapp unter 30°C gegangen <strong>und</strong> wir fuhren<br />

zügig über Outes <strong>und</strong> Vimianzo auf der AC<br />

432. Wir sahen einige der für diese Gegend<br />

typischen Speicher, die so geschickt gebaut<br />

sind, dass keine Mäuse hineinkommen<br />

können. Die wie Pilze aufgebauten Füße<br />

lassen den Aufstieg für Nagetiere einfach<br />

nicht zu, weil sie nicht überhängend klettern<br />

können. Wir hatten schon welche mit über<br />

dreißig Metern Länge gesehen. Soviel wir<br />

wissen, stehen die alten Speicher unter<br />

Denkmalschutz.<br />

Hinter Vimianzo bogen wir nach Laxe rechts<br />

von der AC 432 ab. Rechter Hand tauchten<br />

lustig anmutende Felsformationen auf, die wir<br />

seltsamerweise in den Urlauben zuvor nicht<br />

gesehen hatten. Leider war es schon zu<br />

dunkel um eben schnell mal ein Foto zu<br />

machen. Vielleicht waren wir damals nur mit Blick in Richtung Meer, bzw. Strand unterwegs.<br />

Schließlich sahen wir „unseren“ Traba <strong>und</strong> waren hoch erfreut, dieses Mal ganz<br />

unproblematisch hingef<strong>und</strong>en zu haben. Doch die Ernüchterung folgte schnell. War vormals<br />

kaum Platz für drei Womos, so standen schon<br />

von weitem sichtbar mehr als zehn . Wie geht<br />

das an. Aus dem Geheimtipp wurde eine<br />

Anlaufstelle für Wellenreiter. Fast alle waren<br />

in kleineren Bussen unterwegs <strong>und</strong> glücklicherweise<br />

wurden auch Toiletten <strong>und</strong> Duschen<br />

aufgestellt, die aber leider ab 20:00<br />

verschlossen werden. Was dann? Natürlich in<br />

die Dünen <strong>und</strong> zwar mit oder ohne Spaten.<br />

Uns würde es nicht w<strong>und</strong>ern, wenn man<br />

demnächst mit dem Womo überhaupt nicht<br />

mehr erwünscht wäre – verstehen könnte ich<br />

es. Das war nun schon die zweite Ernüchterung<br />

an diesem Tag.<br />

Wir aßen an einem der aufgestellten Tische <strong>und</strong> lernten ein junges Paar aus Kiel kennen.<br />

Der Abend war dann doch noch sehr nett <strong>und</strong> es wurde ziemlich feucht <strong>und</strong> spät.<br />

11


Freitag, 14.08.2009<br />

Wir wachen erst gegen 10:30 auf. Beim Frühstücken trafen wir noch ein Ehepaar mit zwei<br />

Kindern <strong>und</strong> H<strong>und</strong>. Er war nur am Handy zu Gange <strong>und</strong> sie fauchte die Kids an. Die Surfer<br />

telefonierten jeder Welle hinterher, das war mir schon früher aufgefallen, na ja, jedem das<br />

Seine. Unseren jungen Kielern, selbst Surfer, ging das Getue auch ganz schön auf die<br />

Nerven. Sie beschwerten sich, weil sie durch deren frühen Lärm geweckt wurden.<br />

Wir gingen zum Strand <strong>und</strong> vergnügten uns beim Anblick der bestens gelaunten Delfine.<br />

Conny meldete uns bei ihrer Spanischlehrerin an, die zurzeit in Asturien bei ihrer Familie<br />

Urlaub macht <strong>und</strong> die wir besuchen wollten. Wir beschlossen, am Nachmittag weiterzufahren.<br />

Ich hatte schon mehr als zwei Tage keine Notizen mehr gemacht <strong>und</strong> schnappte mir<br />

mein Notebook. Nach 2 St<strong>und</strong>en kam Conny leicht überhitzt aber zufrieden vom Strand <strong>und</strong><br />

ich war mit meinem Bericht wieder auf der Höhe. Wir packten unsere sieben Sachen <strong>und</strong><br />

verließen Traba. Ich stellte „Foz“ auf dem GPS ein <strong>und</strong> los ging es. Ein Abstecher nach A<br />

Corunia hatten wir kurzfristig wegen der Hitze aus dem Programm genommen. In Foz waren<br />

wir vor Jahren auf dem Campingplatz <strong>und</strong><br />

hatten diesen auch wieder als Notnagel im<br />

Hinterkopf. Kurz vor dem Platz, am selben<br />

Strand stellten wir uns auf einen Parkplatz.<br />

Die gnadenlosen Hitze <strong>und</strong> der eher kühle<br />

Wind aus den Bergen verbanden sich zu<br />

Nebelschwaden an der Küste <strong>und</strong> zu Hochnebel<br />

auf den Anhöhen. Nach soviel Schweiß<br />

war das eine willkommene Abwechslung. Wir<br />

erinnerten uns, dass es hier bei unseren<br />

früheren Urlauben wettermäßig ähnlich war. Also wird es Morgen wieder schön, waren wir<br />

uns sicher. Wir nutzten die Tische <strong>und</strong> Bänke am Parkplatz für unser Abendbrot <strong>und</strong> blieben<br />

noch so lange sitzen, bis es uns zu kalt wurde. Irgendwie trauerten wir noch „unserem“<br />

Traba-Strand nach, den wir aus der ersten Enttäuschung heraus voreilig verließen. Letztlich<br />

war es trotz der Veränderungen immer noch ein w<strong>und</strong>erschöner Strand <strong>und</strong> der Parkplatz ist<br />

ja auch ganz ok. Offensichtlich waren unsere Erwartungen an diesen idyllischen Platz<br />

einfach zu hoch. Das nächste Mal werden wir wieder Nach Traba fahren. Allerdings nicht am<br />

Wochenende, dann könnte es auch hier Probleme mit der Guardia Civil geben.<br />

12


Samstag, 15.08.2009<br />

Es ist Feiertag in ganz Spanien! Wir wachten wegen der angenehmen Temperaturen erst<br />

gegen 9:30 auf. Die Sonne hatte gerade den Nebel in die Berge zurückverbannt, so dass wir<br />

das Müsli im Freien servierten. Conny erreichte endlich ihre Spanischlehrerin Monica, die<br />

uns für 2:00 zum Mittagessen einlud. Wir beschlossen kurzerhand ein kühles Bad im Meer<br />

zu nehmen, schließlich konnten wir ja nicht verschwitzt <strong>und</strong> ungepflegt dort erscheinen. An<br />

der Stranddusche machten wir trotz des eiskalten Wassers die Körperpflege perfekt.<br />

Monicas Eltern wohnen in Agones-Pravia,<br />

einem kleinen Örtchen im nahen Hinterland.<br />

Wir fanden dank GPS das Haus relativ<br />

schnell, trotz der engen <strong>und</strong> verwinkelten<br />

Gassen. Dort erwartete uns die ganze Familie,<br />

Mutter, Vater, Oma <strong>und</strong> Monica mit ihren<br />

beiden Mädchen. Monicas Mann war beim<br />

Kajakfahren in den Picos de Europa. Es war<br />

sehr nett, alle haben sich gefreut <strong>und</strong> uns<br />

herzlich begrüßt. Küsschen links, Küsschen<br />

rechts, oder war es umgekehrt? Jedenfalls<br />

war es eine gute Erfahrung <strong>und</strong> super<br />

geschmeckt hat uns die einheimische Kost<br />

außerdem. Am Nachmittag verabschiedeten<br />

wir uns <strong>und</strong> Monica gab uns noch drei<br />

Besichtigungstipps mit auf den Weg. Die<br />

nahgelegene Kirche in Santianes ist wohl die<br />

älteste Kirche in Spanien, hatte aber ausgerechnet<br />

am Feiertag geschlossen. Hätten<br />

wir das früher gewusst, wäre uns ein heißer<br />

Ritt erspart geblieben. Unser elektronischer<br />

Copilot hatte sich wieder einmal eine ganz<br />

besondere Strecke ausgesucht. Es ging lange<br />

eng zu aber immer noch fahrbar. In der<br />

letzten Kurve vor der ersehnten breiteren<br />

Straße war dann aber endgültig Schluss <strong>und</strong><br />

das hieß Rückwärtsgang. Was aber vorwärts<br />

schon eng war, war rückwärts nicht breiter.<br />

Ein Sackgasseschild wäre hier gut<br />

angebracht!<br />

Die beiden anderen sehenswerten Plätze<br />

lagen am Meer <strong>und</strong> da Alles im Nebel lag,<br />

schenkten wir uns den Muros de Nalón <strong>und</strong><br />

den Mirador de Espiritu Santo. Unser<br />

nächstes Ziel hieß Villaviciosa oder besser der<br />

Playa Rodiles. Den Großraum Gijon wollten<br />

wir unbedingt meiden oder besser schnell<br />

hinter uns bringen. Aus den vorangegangenen<br />

beiden Urlauben an die Biskaya hatten wir keine guten Erinnerungen, was diese Gegend<br />

betrifft. 2004 hatten wir einen Getriebeschaden im Tunnel kurz vor Gijon <strong>und</strong> konnten gerade<br />

noch mit letzter Kraft aus dem Tunnel herausfahren. Von dort wurden wir in eine Werkstadt<br />

in Mieres geschleppt <strong>und</strong> mussten 5 Tage auf ein gebrauchtes Getriebe warten, ein neues<br />

hätte zehn Tage gedauert! Als das Auto endlich fertig war, stellte sich heraus, dass bei dem<br />

gebrauchten Getriebe der zweite Gang nicht schaltbar war. Wir fuhren trotzdem weiter. Nach<br />

einer Woche kamen wir wieder vorbei <strong>und</strong> bekamen ein neues Tauschgetriebe, das<br />

zwischenzeitlich beschafft wurde. Das spanische Wort für Getriebe (Caja de Cambios) werde<br />

13


ich vermutlich nie wieder vergessen. Zwei<br />

Jahre später ging uns kurz hinter Gijon der<br />

Motor kaputt. Der Turbo war <strong>und</strong>icht <strong>und</strong> alles<br />

Öl lief auf die Straße. Als die rote Lampe<br />

aufleuchtete stoppten wir zwar sofort, aber es<br />

war schon alles zu spät. Damals schleppten<br />

sie uns nach Avilès. Zunächst sollte der<br />

Motorentausch fünf Tage dauern. Letztlich<br />

wurden elf Tage daraus. In diesen elf Tagen<br />

machten wir Hotelurlaub mit Leihwagen. Da<br />

merkten wir erst, wie toll es ist, wenn man<br />

immer alles dabei hat <strong>und</strong> dort bleiben kann,<br />

wo es schön ist. Allerdings lernten wir die<br />

asturische Küche besser kennen.<br />

Villaviciosa ist die Hauptstadt des Cidras. Wir trinken das Zeug höllisch gerne, besonders<br />

wenn es kalt <strong>und</strong> traditionell serviert wird. Die Einschenkkünstler, Escanciadores genannt,<br />

lassen sie von möglichst weit oben in ein möglichst tief gehaltenes Glas plätschern <strong>und</strong> zwar<br />

soviel, dass man es mit einem Zug leertrinken kann. Die Cidra erhält dadurch einen<br />

besonders frischen, spritzigen Geschmack. Die letzten Tropfen werden in einer schwungvollen<br />

Bewegung auf den Boden geschüttet.<br />

Wir frischten kurz unsere Erinnerungen an die<br />

Stadt auf <strong>und</strong> fuhren weiter zum Playa<br />

Rodiles, wo wir damals, umgeben von<br />

Eukalyptusbäumen mit Ingrid <strong>und</strong> Volker ein<br />

paar Tage mit dem reparierten Womo<br />

standen. Leider ist auch das jetzt vorbei. Uns<br />

gefiel es dennoch <strong>und</strong> so blieben wir, nachdem<br />

wir einen akzeptablen Stellplatz auf dem<br />

neu angelegten Parkplatz gef<strong>und</strong>en hatten.<br />

Nun musste es reichlich Cidra sein. Nach<br />

einer Flasche in der Bar saßen wir wieder im<br />

Auto <strong>und</strong> erlebten, dass die Guardia Civil alle<br />

Womos <strong>und</strong> auch uns von diesem riesigen<br />

Platz verjagten. Na ja, 0,5 ‰ waren das bestimmt bei mir, aber wir mussten weg. Aber<br />

wohin, kurz vor 24:00? Uns viel der Großparkplatz in Villaviciosa bei dem Appartement ein,<br />

in dem wir vor drei Jahren ein paar Tage wohnten <strong>und</strong> auf dem wir mit dem Leihwagen<br />

parkten, als unser Womo seinerzeit in der Werkstadt war. Da war trotz des Feiertages noch<br />

ein Plätzchen frei. Allerdings war es sehr laut <strong>und</strong> permanent grölten Angetrunkene herum.<br />

Ich konnte kaum ein Auge zukriegen.<br />

Sonntag, 16.08.2009<br />

Auf das Frühstück in der wohlbekannten<br />

Kaffeebar in „unserem“ Appartementhaus<br />

freuten wir uns schon seit wir auf dem<br />

Parkplatz standen. Ein Bocadillo con Tortilla<br />

für mich <strong>und</strong> ein Schokocroissant für Conny,<br />

dazu zwei große Cafe con Leche <strong>und</strong> die Welt<br />

war wieder halbwegs in Ordnung. Wir<br />

spazierten ausgiebig durch Villaviciosa <strong>und</strong><br />

machten uns anschließend auf der N-632 auf<br />

den Weg. Gelegentlich fuhren wir auf<br />

Seitensträßchen in Richtung Küste, aber wir<br />

fanden keine Plätze. Lastres kannten wir ja<br />

schon <strong>und</strong> waren auch dieses Mal wieder<br />

14


allein vom Anblick aus dem Auto begeistert.<br />

Leider gab es wegen des Verkehrs keine<br />

Möglichkeit für einen Fotostop <strong>und</strong> zum Hafen<br />

darf man mit dem Womo mittlerweile auch<br />

nicht mehr fahren. Hinter Colunga fanden wir<br />

noch ein schönes Plätzchen am Playa el Viso<br />

<strong>und</strong> ich machte das Mittagessen. Hähnchen-<br />

<strong>und</strong> Kartoffelspalten dazu. Das Ganze mit<br />

Salz, Pfeffer, Paprika <strong>und</strong> Chili gewürzt <strong>und</strong><br />

mit gemischtem Salat serviert, lecker.<br />

Nachdem am Nachmittag ein Platz in der<br />

ersten Reihe frei wurde, entschieden wir uns,<br />

die Nacht dort zu bleiben. Gegen Abend zog<br />

es sich vollends zu <strong>und</strong> es begann sogar zu<br />

regnen. Wir gratulieren unserer Tochter Lena<br />

kurz nach Mitternacht zu Ihrem 28-igsten<br />

Geburtstag. Das Telefonat ging einmal quer<br />

durch Europa nach Åarhus in Dänemark <strong>und</strong><br />

hat dort viel Freude ausgelöst.<br />

15<br />

schlegel in der Pfanne mit Knoblauch, zwei<br />

kleinen Thymianzweigen <strong>und</strong> Zwiebeln<br />

angebraten <strong>und</strong> gedünstet, später kamen<br />

noch frische Tomatenstücke, Paprikawürfel<br />

Montag, 17.08.2009<br />

Am Morgen war es noch ganz schön neblig. Gute Gelegenheit, um die Toilette wieder klar zu<br />

machen. Mittlerweile war auch die zweite Toilettenkassette voll <strong>und</strong> ich musste wieder<br />

wechseln. Jetzt wurde ich für die Vorarbeit<br />

belohnt. Zuvor hatte ich schon eine Box für<br />

eine Ersatzkassette unter den Exsis gebaut.<br />

Vor diesem Urlaub habe ich eine neue Box für<br />

zwei Ersatzkassetten aus Edelstahl gefertigt.<br />

Zuerst wollte ich die Box beim Schlosser<br />

machen lassen, habe mir dann aber eine<br />

kleine Kantbank <strong>und</strong> ein Punktschweißgerät<br />

bei Ebay gekauft, nachdem ich den Kostenvoranschlag<br />

hatte. Das Gute daran ist, dass


die Box von beiden Seiten zugänglich ist <strong>und</strong> in der Mitte eine Trennwand hat. Man könnte<br />

darin auch alles andere transportieren. Schließlich kann man bei einem so kompakten Womo<br />

nie genug Stauraum haben. Wir gingen am Strand spazieren, riskierten ein kühles Bad im<br />

Meer <strong>und</strong> duschten uns anschließend. Das<br />

machte frisch <strong>und</strong> hungrig. Am Nachmittag<br />

kam dann tatsächlich noch die Sonne durch<br />

den Nebel hervor <strong>und</strong> bescherte uns einen<br />

schönen Tag. Endlich kehrte Ruhe ein. Ich<br />

begann schon am Vortag zu lesen. Dieses<br />

Mal hatte ich mir „Wüste“ von J.M.G. Le<br />

Célzio vorgenommen. Die Nachmittagsruhe<br />

wurde durch ein Telefonat getrübt. Zuhause<br />

waren die Kühltruhe <strong>und</strong> der Gefrierschrank<br />

ausgefallen <strong>und</strong> der Inhalt war zum Teil aufgetaut. Keiner weiß weshalb eine Sicherung in<br />

einem unbewohnten Haus abschaltet <strong>und</strong> wieder funktioniert, wenn man sie anschließend<br />

wieder hineindrückt. Weiß der Geier, was da los war. Wir blieben noch eine weitere Nacht.<br />

Dienstag, 18.08.2009<br />

Am frühen Nachmittag zogen wir weiter. An Ribadesellia hatte ich eine wage Erinnerung,<br />

wusste aber nicht mehr so recht, was uns mit<br />

dieser Stadt verband. Ich vermutete, dass wir<br />

während der Motorreparatur vor drei Jahren in<br />

Ribadesellia gewohnt hatten <strong>und</strong> sah auch ein<br />

spitzenmäßiges Restaurant schemenhaft vor<br />

Augen. Dort angekommen erkannte ich die<br />

Stadt zwar wieder, aber ich musste da wohl<br />

etwas verwechselt haben. Das Restaurant<br />

war hier jedenfalls nicht. Kommt schon mal<br />

vor, wenn man viel unterwegs ist. Zudem war<br />

in Ribadesellia dermaßen die Hölle los, dass<br />

wir schleunigst an der Küste lang weiterfuhren,<br />

um uns von der Umklammerung zu<br />

befreien. Zwischendurch versuchten wir die<br />

16


ein oder andere Stichstraße von der AS 263 zu einem<br />

Strand, aber außer der Playa Huelta, kurz vor<br />

Villahormes, beeindruckte uns kein Strand so wirklich.<br />

Dort gab es wenigstens einen schönen Blick auf ein<br />

Felsentor oder wie auch immer man so etwas nennt.<br />

Außerdem gibt es dort eine Minibucht, die über eine<br />

Treppe erreichbar ist. An einer Seite steigen die Felsen<br />

ca. 50 m senkrecht hoch, so dass früher die Fischer mit<br />

einem kleinen Kran ihre Boote hochziehen konnten. Der<br />

Platz wäre für eine Nacht ganz ok gewesen, wären nicht<br />

unzählige Tretminen gleichmäßig auf dem Terrain verteilt<br />

gewesen. Wir fragten uns nicht wirklich, ob da nicht die<br />

vielen <strong>Camper</strong> dahinterstecken, die hier zuhauf<br />

unterwegs sind. Ich hätte da schon einen Vorschlag zu<br />

machen. Man könnte spezielle Plaketten einführen, die<br />

Wohnmobile <strong>und</strong> Busse qualifizieren, frei stehen zu<br />

dürfen. Gr<strong>und</strong>voraussetzung für freies Übernachten wäre<br />

eine Toilette. Wer länger als eine Nacht stehen möchte,<br />

sollte eine Toilettenkapazität von wenigstens<br />

5 l/Person haben. Wenn das auch vielleicht<br />

nicht im Ausland funktioniert, in Deutschland<br />

würde das mehr Sinn machen als so manche<br />

Umweltzone.<br />

Die weitere Fahrt führte uns von einem<br />

Campingplatz zum nächsten. Wir mussten so<br />

langsam an die Entsorgung denken. Unsere<br />

dritte Kassette war schon gut halb voll. Es war<br />

nicht zu fassen, alle Plätze waren ausgebucht.<br />

Also fuhren wir auf den Parkplatz einer<br />

großen Sidreria <strong>und</strong> fragten im Lokal, ob wir<br />

übernachten dürften. Kein Problem <strong>und</strong> so<br />

kamen wir zu einem köstlichen Abendessen<br />

<strong>und</strong> reichlich Sidra, alles zusammen für weniger als 40€.<br />

Mittwoch, 19.08.2009<br />

Die Sidreria Europa war Hotel <strong>und</strong> Bar, so dass wir unser Frühstück auch dort einnahmen<br />

<strong>und</strong> anschließend fest entschlossen bis San Vicente de la Baquera weiterfuhren. Wir hatten<br />

die Hoffnung auf dem dortigen Campingplatz El Rosal unterzukommen. Wir kannten den<br />

Platz schon aus den Urlauben davor <strong>und</strong> wussten, das der Platz zwar teuer ist (ca.<br />

30€/Nacht), aber er ist gut <strong>und</strong> der Strand ist super. Wir hatten Glück <strong>und</strong> fanden gerade<br />

noch ein Plätzchen. So mancher <strong>Camper</strong> staunte nicht schlecht, als wir eine Kassette nach<br />

der anderen auskippten. Anschließend ging<br />

es erst einmal an den schier endlos langen<br />

Strand. Am Ende des Strandes war ein<br />

Parkplatz, auf dem wir vor drei Jahren für<br />

2€/Nacht stehen konnten <strong>und</strong> den wir auch in<br />

diesem Urlaub anpeilten. Bevor wir aber dahin<br />

umziehen konnten, mussten erst einmal alle<br />

frisch gewaschenen Klamotten trocknen. Zum<br />

Abendessen gab es Reisfleisch <strong>und</strong><br />

Tomatensalat. Es war ein w<strong>und</strong>erschöner<br />

gemütlicher Abend mit viel spanischem Flair<br />

ringsum. Ich spürte meine leicht verbrannte<br />

Haut an den Beinen <strong>und</strong> Füßen. Es war mal<br />

wieder das Wetter, das man stets<br />

unterschätzt. Es scheint kaum die Sonne <strong>und</strong> es weht ein leichter Wind von der See <strong>und</strong><br />

17


nach kurzer Zeit hat man einen Sonnenbrand, der es in sich hat. Dieses Mal war es nicht so<br />

schlimm, denn ich war ja schon reichlich vorgebräunt.<br />

Donnerstag, 20.08.2009<br />

Der Tag begann so wie der vorherige aufgehört hatte. Um uns herum war es bewölkt, doch<br />

an unserem Platz schien die Sonne. Wir ließen uns in den Tag treiben <strong>und</strong> lasen. Ich konnte<br />

sogar am Platz über WLAN ins Netz. Die Qualität war aber so schlecht, dass ich nach ein<br />

paar Mails den Rechner wieder abschaltete. Während des Mittagessens fing es an zu<br />

regnen <strong>und</strong> hörte den Rest des Tages nicht mehr auf. Also lasen wir weiter <strong>und</strong> faulenzten.<br />

Freitag, 21.08.2009<br />

Wir packten unsere Sachen bei Regen weg, brachten unsere Vorräte wieder auf<br />

Vordermann <strong>und</strong> nutzten ein letztes Mal die Vorzüge des Campingplatzes Le Rosal. Die 25<br />

noch nicht geschriebenen Ansichtskarten machten uns unruhig. Deshalb fuhren wir nach<br />

San Vicente City per Stop and Go über die lange Brücke. Das war schon nervig genug, aber<br />

die anschließende Parkplatzsuche setzte dem<br />

noch einmal einen drauf. Mittlerweile war es<br />

Mittagszeit <strong>und</strong> wir kehrten im Restaurante<br />

Dulcinea ein, wo wir für viel Geld<br />

einigermaßen gut aßen. Beim Warten auf das<br />

Essen schrieben wir alle Ansichtskarten.<br />

Schließlich spazierten wir durch San Vicente<br />

<strong>und</strong> brachen auf. Aus der Stadt ging es dann<br />

deutlich zügiger. Den günstigen Parkplatz<br />

bzw. Übernachtungsplatz am Ende des<br />

Bei Suances wanderten wir über ein<br />

interessant geformtes Felsgestein, das zum<br />

Teil überhängend aber auf jeden Fall steil ins<br />

Meer abfiel. Mit etwas Fantasie kann man<br />

menschliche Gestalten erkennen <strong>und</strong> sich<br />

eine Geschichte zusammenbasteln. Ein paar<br />

Angler fischten mit langen Ruten von hoch<br />

oben in der tief liegenden See, typische<br />

Hochseeangler, dachte ich bei ihrem Anblick.<br />

Strandes fanden wir zwar wieder, er war aber,<br />

wegen der steilen Einfahrt, die bei dem<br />

Regenwetter nicht befahrbar ist, leider<br />

geschlossen. Wenigstens noch schnell ein<br />

Foto vom Traumstrand <strong>und</strong> wir fuhren weiter.<br />

Es ging immer dicht an der Küste lang, von<br />

einer ausgeschilderten Playa zur nächsten.<br />

18


Die Strände sind meist nur per Pedes<br />

erreichbar. Nichts für uns, also suchten wir<br />

weiter. Kurze Zeit später rasteten wir auf<br />

einem kleinen Aussichtsplatz, von wo aus ein<br />

kleiner tiefliegender Strand sichtbar wird.<br />

Dieser ist nur erreichbar wenn man über einen<br />

Berg marschiert, also auch nichts für uns.<br />

Schließlich landeten wir an der Playa de<br />

Usgo, Miengo <strong>und</strong> hofften, trotz nahendem<br />

Wochenende nicht verjagt zu werden, denn<br />

der Strand ist wirklich super <strong>und</strong> trotz der<br />

starken Brandung kann man ohne Risiko ganz<br />

schön weit hinauslaufen <strong>und</strong> sich mit den<br />

Wellen zurückspülen lassen. Das Baden<br />

hoben wir uns für den nächsten Tag auf.<br />

Samstag, 22.08.2009<br />

Die Nacht war sehr ruhig. Gegen 9:00 ging der große Sturmlauf los. Jede nur erdenkbare<br />

Parkmöglichkeit wurde überprüft <strong>und</strong> auf dem kleinen Parkplatz war ein ständiges<br />

Rangieren. Sobald ein Parkplatz frei wurde, schickten sich gleich mehrer an, ihn zu<br />

erheischen. Das war recht unterhaltsam. Am Ende des Parkplatzes konnten normale PKW<br />

mit geübten Fahrern noch einen unbefestigten Weg fahren, der bis an das Ende des<br />

Strandes ging <strong>und</strong> ebenfalls noch Parkmöglichkeiten bot. Das größte Getue machten die<br />

Fahrer in den mittlerweile fast unzähligen straßentauglichen Allradkisten. Ich werde den<br />

Verdacht nicht los, dass die überhaupt nicht fürs Gelände gebraucht werden <strong>und</strong> viele haben<br />

noch nicht einmal eine Anhängerkupplung, was darauf schließen ließe, dass die hohe<br />

Zuglast ein Gr<strong>und</strong> für die Anschaffung gewesen sein könnte. Nein, ich glaube mittlerweile,<br />

dass die Fahrzeughöhe <strong>und</strong> somit das bequemere Ein- <strong>und</strong> Aussteigen für den Kauf vielfach<br />

ausschlaggebend war. Wäre ich Verkehrsminister, würde ich an den Straßen noch weniger<br />

reparieren. Da sich immer mehr Leute auf Off-Road einstellen, tut das ja auch nicht mehr<br />

Not. Am wenigsten Probleme hatten Autos a la Polo, Golf, Corsa usw. Gespoilerte hatten<br />

keine Chance, was mich sehr freute, da ich diese, meist mit röhrender Doppelrohr-Auspuffanlage<br />

ausgestatteten Kisten, die vor jedem Loch in der Straße bis zum Stillstand heruntergebremst,<br />

um dann wieder voll beschleunigt<br />

zu werden, ohnehin nicht leiden kann. Oh, da<br />

fällt mir ein, dass ich frühe auch so drauf war!<br />

Alle, die zum Strand kamen erlebten einen<br />

Traumtag. Die Wellen peitschten in die Bucht<br />

<strong>und</strong> die Menschen spielten mit ihnen <strong>und</strong><br />

umgekehrt <strong>und</strong> das st<strong>und</strong>enlang. Gleichzeitig<br />

ging wieder ein gleichmäßiger Seewind, so<br />

dass höchste Sonnenbrandgefahr war. Dieser<br />

Strand war bislang das beste Wellenreitrevier.<br />

Ich traue es mich fast nicht zu sagen, da die Surfszene solche Nachrichten schnell verbreitet<br />

<strong>und</strong> man als Normalsterblicher dann nicht mehr zum Zug kommt, allerdings lesen die meinen<br />

Bericht ohnehin nicht. Ab 20:00 sind wir hier alleine <strong>und</strong> genießen unsere neue Freiheit <strong>und</strong><br />

obwohl Wochenende ist, schlafen wir völlig ungestört.<br />

19


Sonntag, 23.08.2009<br />

Wir entschieden beim allmorgendlichen Müsli, uns dem großen Trubel am Strand nicht<br />

auszusetzen <strong>und</strong> stattdessen an den Embalse de Ebro zu fahren. Noch ein letzter Blick auf<br />

den schönen Strand <strong>und</strong> ab ging es in die Berge. Wir fuhren parallel zur Autobahn über<br />

Reinosa nach Alto Campóo. Die Strecke ist<br />

wegen der tollen Blicke <strong>und</strong> der guten<br />

Befahrbarkeit ein Muss. Immer wieder<br />

begegnen wir Kühen <strong>und</strong> vor allem Pferde,<br />

die uns ungeniert die Straße streitig machen.<br />

Ich fragte mich immer wieder, was machen<br />

die nur mit diesen vielen Pferden? Salami<br />

allein kann es nicht sein, soviel Salami kann<br />

einer Bruthitze die letzten paar h<strong>und</strong>ert<br />

Höhenmeter bis zum Gipfel. Viel wachsen<br />

blühenden Pflänzchen unsere Augen. Vor<br />

allem aber ist fasziniert uns der Ausblick. Er<br />

ist einfach super, auch wenn bei einem<br />

solchen Sonnenschein in aller Regel die Sicht<br />

20<br />

man nicht essen <strong>und</strong> so groß ist Spanien nun<br />

auch nicht. Unterhalb des Gipfels des Pico de<br />

Tres Mares stellten wir unser Womo auf<br />

einem großen Parkplatz ab <strong>und</strong> liefen bei<br />

kann in dieser steinigen Umgebung nicht.<br />

Gerade deshalb erfreuen die kleinen


in die Ferne getrübt wird <strong>und</strong> wir unsere Blicke nicht endlos schweifen lassen konnten. Die<br />

drei Meere haben wir jedenfalls nicht gesehen, dafür aber den Embalse de Ebro von ganz<br />

oben. Nach dieser Anstrengung waren wir<br />

ausgetrocknet <strong>und</strong> hungrig. Ein gemütliches<br />

Lokal musste her, es war ja schließlich<br />

mittlerweile 03:00 geworden. Nun galt es<br />

wieder, sich mit den frei laufenden Tieren zu<br />

verständigen, wer sich wie <strong>und</strong> wo bewegen<br />

soll. In einer Ort-schaft am Fuße des Pico de<br />

gut wie nichts. Bis auf wenige Stellen hat uns<br />

die Westseite auch nicht besonders gefallen.<br />

Viehzucht bis zum Ufer <strong>und</strong> wenige<br />

Badestellen. Also starteten auch wir durch<br />

nach Arija. Der Strand ist sehr einladend <strong>und</strong><br />

so ließen wir es uns nicht nehmen, ein<br />

21<br />

Tres Mares wurden wir fündig <strong>und</strong> labten uns<br />

satte zwei St<strong>und</strong>en, ehe wir weiterfuhren. Aus<br />

reiner Neugierde starteten wir unsere<br />

Umr<strong>und</strong>ung des Ebro-Stausees an der<br />

Westseite. Überall kann man über den Strand<br />

von Arija lesen, über die Westseite aber so<br />

Süßwasserbad zu nehmen. Nach dem<br />

ganzen Geschwitze des Tages war ein Bad in<br />

diesem sauberen Wasser fast nicht zu bezahlen.<br />

Der Ort selbst hat uns nicht besonders<br />

überzeugt, so dass wir zur Übernachtung dort<br />

nicht bleiben wollten. Also zurück ans Meer<br />

an den Playa Valdearenas, Piélagos. Dort<br />

hatte es uns einst gut gefallen. Dort angekommen,<br />

sahen wir überall Verbotsschilder<br />

für Wohn-mobile. Es fiel uns nichts besseres<br />

ein, als an die Playa de Usgo zurückfuhren.<br />

Dieses Mal suchten wir uns einen Platz<br />

oberhalb des Strandparkplatzes, weil am Sonntagabend noch zuviel Trubel war.


Montag, 24.08.2009<br />

Es hatte sich zugezogen – also bestes Wetter um weiterzufahren <strong>und</strong> die Strände zu<br />

inspizieren. Wir kauften erst einmal groß ein, weil unsere Essensauswahl mehr als<br />

bescheiden war. Die Mittagspause machten wir an einem Strand in oder bei Loredo (Name<br />

vergessen). Wir spazierten auf „Gangways“<br />

über die Dünen <strong>und</strong> w<strong>und</strong>erten uns über die<br />

Zerstörungswut Einzelner. Zum Schutz der<br />

Dünenlandschaft wurden viele Erhaltungsmaßnahmen<br />

mit vielen EU-Zuschüssen<br />

durchgeführt <strong>und</strong> ich kann überhaupt nicht<br />

nachvollziehen, wieso man da etwas dagegen<br />

haben kann.<br />

Nächste Station machten wir an der Playa de<br />

Langre. Wer möchte kann hier auf einem<br />

Parkplatz für 2€ übernachten. Dazu muss man lediglich kurz vor dem angelegten<br />

Strandparkplatz rechts in eine kleine Straße einbiegen. Der Strand ist nicht schlecht <strong>und</strong> der<br />

große, grasbewachsene Parkplatz bietet gute Möglichkeiten, sich auch mal vor das Auto zu<br />

setzen. Wie das am Wochenende aussehen mag, können wir nicht sagen.<br />

Wir zogen weiter zur Playa los Barcos in Isla Playa. Leider ist dort Camping nicht erlaubt,<br />

ansonsten wäre dieser Strand super. Vor allem bei Ebbe kann man sehr ausgiebig auf<br />

festem Sand weit in die Flussmündung hineinlaufen <strong>und</strong> nirgendwo konnten wir so gut<br />

beobachten, wie schnell bei Flut der Wasserspiegel ansteigt, denn die Wellen kamen nicht<br />

bis in die Mündung <strong>und</strong> deshalb war die<br />

Wasseroberfläche glatt. Ich machte eine<br />

Markierung <strong>und</strong> wartete bis das Wasser dort<br />

angekommen war. Das Wasser stieg ca. 10<br />

cm in 5 Minuten. Überraschend schnell zwar,<br />

aber auch wiederum ziemlich logisch, denn<br />

zwischen Ebbe <strong>und</strong> Flut steigt der Wasserspiegel<br />

um ca. 6 m in 6 St<strong>und</strong>en an.<br />

Um 18:00 stellten wir unser Womo auf dem<br />

Parkplatz am Strand gleich hinter dem<br />

Campingplatz von Oriñón ab <strong>und</strong> ich bereitete<br />

unser Abendessen, Kaninchenpfanne à la<br />

Jock. Nach einem Strandspaziergang tranken wir mit unseren Nachbarn, einem netten<br />

Homburger Ehepaar, gemeinsam ein Gläschen Wein bei uns. Sowohl der Strand als auch<br />

der Ort Oriñón sind ziemlich verdreckt <strong>und</strong> konnten uns nicht lange festhalten.<br />

22


Dienstag, 25.08.2009<br />

Es hatte die ganze Nacht geregnet <strong>und</strong> hörte bis 11:00 noch immer nicht auf. Alles stand<br />

unter Wasser. Nichts wie weg hier. Wir hatten spontan den Embalse Ullibarri-Gamboa in der<br />

Nähe von Vitoria-Gasteiz ausgekuckt <strong>und</strong> sollten das nicht bereuen. Auf der N-240 ging es<br />

hurtig ins bergige Hinterland <strong>und</strong> je höher wir kamen, desto heller wurde der Himmel. Bei<br />

Ubide hatten wir schon die ersten Sonnenstrahlen dieses Tages eingefangen. Después de la<br />

lluvia viene el buen tiempo (Auf Regen folgt Sonnenschein), wie der Spanier sagt.<br />

In Landa fanden wir ein riesiges Restaurant,<br />

dessen Anblick bei uns schlagartig ein tiefes<br />

Hungergefühl auslöste. Wir aßen beide das<br />

Menú del día. Conny hatte als Hauptspeise<br />

eine bebratene Lammschulter <strong>und</strong> ich<br />

Seehecht nach Seemannsart. Mit Vor- <strong>und</strong><br />

Nachspeise <strong>und</strong> Getränke waren das<br />

zusammen 24€, kann man doch nicht<br />

meckern, oder? Von dem netten Barkeeper<br />

bekam Conny auch gleich die wichtigen Tipps<br />

<strong>und</strong> vor allem die Wetterprognose für die nächsten Tage. Der Stausee ist ein großes<br />

Wohlfühlzentrum. An zwei Stellen findet man wahre Badeparadiese. In Landa, dicht bei dem<br />

Restaurant ist das kleinere von beiden, Garaio<br />

ist das andere. Auf vielen tausend Hektar sind<br />

hier Liegewiesen <strong>und</strong> feine Kieselstrände,<br />

vermutlich von einem pfiffigen<br />

Landschaftsarchitekten, sehr schön angelegt.<br />

Auch wenn hier am Wochenende tausende<br />

von Menschen kommen sollten, kann das<br />

nicht sonderlich problematisch sein. Es ist für<br />

jederfrau/-mann etwas dabei. Schattenspendende<br />

Bäume mit Sitzgarnituren, eine<br />

kleine Bar, saubere Toilettenhäuser mit<br />

Spühlbecken für das Geschirr <strong>und</strong> jede<br />

Menge Strandduschen. Letztere waren heute<br />

zum Stillen unseres Reinlichkeitsdranges sehr<br />

23


24<br />

willkommen. Es empfiehlt sich zuerst ein<br />

Besuch der <strong>Info</strong>rmation im Erholungspark<br />

Garaio. Dort wird man mit allerlei <strong>Info</strong>-<br />

Material versorgt. Besonders reizvoll erschien<br />

uns die Möglichkeit, den Stausee zu<br />

umradeln. Wenn das Wetter sich so bessert<br />

wie der nette Barkeeper am Tresen sagte,<br />

wollen wir das am Mittwoch tun.<br />

Wir waren beide von diesem Stausee sehr<br />

angetan. Anders als der Embalse del Ebro<br />

erscheint uns der Aufenthalt hier eine echte<br />

Alternative zur Küste zu sein. Camping ist<br />

zwar nicht ganz einfach, aber in dieser Nacht<br />

wollen wir auf dem großen Parkplatz am<br />

Restaurants in Landa stehen bleiben <strong>und</strong> im<br />

Erholungspark Garaio gibt es gleich am<br />

Eingang ein Wohnmobilstellplatz für ca. 20 Fahrzeuge. Da man von 08:00 bis 23:00 im Park<br />

auch mit dem Womo stehen darf, ist das auf diesem Platz auch eine gute Sache. Am Abend<br />

gingen wir wieder in unser Restaurant, schließlich brauchten wir noch <strong>Info</strong>rmationen zu der<br />

bevorstehenden Radtour.<br />

Mittwoch, 26.08.2009<br />

Wir starteten unsere Radtour um halb elf am Parkplatz. Man kann wählen zwischen der 33<br />

km R<strong>und</strong>e <strong>und</strong> einem weiteren Schlenker von 12 km auf insgesamt 45 km. Die Strecke ist<br />

hügelig <strong>und</strong> meist in direkter Seenähe, mit<br />

Ausnahme eines Abschnitts zur Umfahrung<br />

der Staumauer. Da geht es etwa 2 km mit<br />

10% bergauf <strong>und</strong> anschließend 1 km fast<br />

doppelt so steil bergab oder umgekehrt, je<br />

nachdem, in welche Richtung man startet.<br />

Meist fährt man auf einer Split-Piste,<br />

zwischendurch auch auf Holzbohlenwegen.<br />

Es empfiehlt sich eine gute Kettenschaltung<br />

<strong>und</strong> eine Kopfbedeckung. Nach den ersten 15<br />

km an der Nordostseite kam die lange Alu-<br />

Brücke, bei der wir uns entschieden, die 12


km noch mitzunehmen. Die häufigen kurzen Anstiege verlangten uns einiges ab <strong>und</strong><br />

dummerweise hatten wir nur 1 l Wasser mitgenommen, was bei der Mittagshitze von 35°C<br />

natürlich weit weniger war, als von unseren Körpern verdunstete. Nach 12 km standen wir an<br />

der anderen Brückenseite. Die Umr<strong>und</strong>ung des Embalse fortzusetzen hätte nun bedeutet,<br />

uns das steile Teilstück zu gönnen. Wir überlegten nicht lange <strong>und</strong> nahmen die Brücke <strong>und</strong><br />

fuhren auf der Nordostseite wieder zurück. Nach 42 km kamen wir wieder am Auto an <strong>und</strong><br />

tränkten erst einmal unsere ausgetrockneten<br />

Leiber. Wieder bei Kräften waren wir uns<br />

einig, dass die Tour ein Muss ist. Tolle Blicke<br />

auf kreisende Störche oder Seeadler oder<br />

auch Geier, was ohne Fernglas für uns <strong>und</strong><br />

vor allem gegen die Sonne nicht zu erkennen<br />

war. Landschaftsmotive wie auf Postkarten<br />

<strong>und</strong> viele Bademöglichkeiten, waren die<br />

Anstrengung allemal wert, auch wenn das so<br />

einen Sesselfurzer wie mich ganz schön<br />

forderte. Ich ärgerte mich auch, dass ich<br />

unseren Fotoapparat nicht dabei hatte. Das<br />

Handy ist dafür eben doch nicht gut genug.<br />

Am Abend gönnten wir uns einen Bocadillo in<br />

unserer Pinte <strong>und</strong> ein paar Getränke waren notwendig, allein schon, um unseren Flüssigkeitshaushalt<br />

wieder ins Gleichgewicht zu bringen.<br />

Donnerstag, 27.08.2009<br />

Wir hatten dringend eine Ruhepause nötig<br />

<strong>und</strong> ließen es uns im Garaio Parque<br />

Provincial gut gehen. Gott sei Dank gibt es<br />

dort auch schattige Plätze, denn in der Sonne<br />

geht man ein. Gleich nach dem Aufwachen<br />

auf dem Parkplatz fuhren wir die wenigen<br />

Kilometer <strong>und</strong> nahmen als erstes unser<br />

Frühstück zu uns. Zum Mittag gab es<br />

Albondigas (Hackbällchen) in Milch-/Sahne-<br />

soße <strong>und</strong> Knoblauch mit Bandnudeln. Das<br />

Rezept ist eine Mischung aus Elsässer<br />

Kartoffelbällchen (Soße) <strong>und</strong> spanischen<br />

Hackbällchen (Albondigas). Dazu wie üblich<br />

ein gemischter Salat mit Balsamicoessig usw.<br />

Gegen 18:00 verließen wir den Ort unserer<br />

Erholung <strong>und</strong> fuhren nach Lumbier. Zuvor<br />

waren wir noch in einem riesigen<br />

Einkaufszentrum im Speckgürtel von<br />

Pamplona. Zum einen wollten wir unsere Regale wieder auffüllen <strong>und</strong> zum anderen hatten<br />

wir ein paar neue spanische Lieder im Ohr <strong>und</strong> wollten die dazugehörenden CDs ausfindig<br />

machen, was uns auch zum Teil gelang. Danach gönnten wir uns den Campingplatz in<br />

Lumbier <strong>und</strong> ließen den Tag ausklingen.<br />

Freitag, 28.08.2009<br />

Der Platz ist sehr großzügig, sauber <strong>und</strong> ruhig, außer einem permanenten Wasserrauschen,<br />

das uns nicht stört. Wir duschten in den bislang saubersten Duschen unserer Reise <strong>und</strong><br />

fuhren zu dem nahgelegenen Parkplatz vor der Schlucht „Foz de Lumbier“. Wer gerne ein<br />

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paar Schritte mehr gehen möchte, kann einen R<strong>und</strong>kurs von etwa 5 km wählen, bevor es in<br />

die Schlucht geht. Auch hier wäre eine Kopfbedeckung angeraten gewesen. Es war heiß<br />

aber zum Glück auch windig, so dass es trotz meiner gelegentlichen aber dafür um so<br />

beschwerlicheren Abkürzungsversuche gut machbar war. Es ging über einen Bergrücken auf<br />

leicht staubigen Wegen durch eine schöne<br />

Landschaft. Stets standen wir unter genauer<br />

Beobachtung von 10 -15 kreisenden Geiern,<br />

die gefühlsmäßig immer tiefer flogen, wenn<br />

wir uns wieder einmal verlaufen hatten.<br />

Abgenagte Knochen zeugten davon, dass die<br />

Geier nicht nur aus reiner Lebensfreude am<br />

Himmel kreisten. Dabei wäre es so einfach<br />

gewesen, immer auf dem breiten Weg zu<br />

bleiben <strong>und</strong> ihm zu folgen bis der Rio Irati am<br />

Fuß des Berges sichtbar wird. Der Abstieg ins Iratital war<br />

auf den staubige Wegen manchmal etwas beschwerlich.<br />

Den Eingang in die<br />

Schlucht bildet ein<br />

alter Tunnel, der<br />

früher einmal für die<br />

Eisenbahn gebaut<br />

wurde. Es ist<br />

stellenweise sackdunkel,<br />

so dass ich<br />

schon mal meine<br />

Arme seitlich ausgefahren<br />

hatte, um den<br />

Abstand zu checken,<br />

aber die Angst vor<br />

einer Beule war nicht<br />

wirklich vorhanden.<br />

Am Ende des<br />

Tunnels<br />

beginnt<br />

das beeindruckenden Schauspiel. - Viele<br />

kreisende Geier dazu noch jede Menge<br />

Mauersegler <strong>und</strong> Schwalben. Der Eine<br />

versuchte mit gekonnten Flugmanövern dem<br />

Anderen die Schau zu stehlen. Doch die<br />

Geier hatten es uns angetan. Ich hatte noch<br />

nie lebende Geier in freier Wildbahn gesehen<br />

<strong>und</strong> dann gleich so viele. Immerhin sollen sie<br />

eine Spannweite von 2,5 m aufweisen <strong>und</strong> sie<br />

gleiten durch die Luft, ohne mit den Flügeln<br />

zu schlagen. Alles Technik <strong>und</strong> Thermik,<br />

denke ich voller Neid. Ärgerlich war nur, dass<br />

ausgerechnet in der Schlucht der Akku unserer Pentax leer wurde. Der Akku hält so lange<br />

26


(min. 500 Aufnahmen), dass ich keinen Ersatzakku habe<br />

<strong>und</strong> auch nicht immer die Kapazität kontrolliere.<br />

Außerdem wollte ich noch ein stärkeres Teleobjektiv<br />

besorgt haben <strong>und</strong><br />

genau hier hätte ich<br />

es gebrauchen<br />

können. Wenigstens<br />

hatte ich das Handy<br />

dabei, die Bildqualität<br />

ist natürlich begrenzt<br />

<strong>und</strong> der Zoombereich<br />

erst recht. Wir<br />

rasteten eine gute<br />

halbe St<strong>und</strong>e ein<br />

paar Meter unterhalb<br />

des Tunnelausgangs<br />

am Ufer des Irati. Der<br />

Weg zurück zum<br />

Parkplatz führt auf der ehemaligen Eisenbahntrasse am<br />

Irati entlang <strong>und</strong> durch einen weiteren Tunnel verlässt<br />

man die Schlucht wieder. Wir waren froh, dass der Bus<br />

mit den deutschen Urlaubern nicht früher<br />

gekommen war, das hätte die idyllische Tour<br />

sicherlich vermasselt. Insgesamt brauchten<br />

wir etwa 2 St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> empfehlen zunächst<br />

mit der Wanderung über den Bergrücken zu<br />

beginnen.<br />

Nach dieser tollen Erfahrung gönnten wir uns<br />

im Restaurant „Asador Dantzari“ in Lumbier<br />

ein schmackhaftes Mittagsmenü. Die Nacht<br />

wollten wir auf dem schon bekannten schönen<br />

Stellplatz am Irati verbringen. Unser Platz war<br />

auch noch frei <strong>und</strong> wir fühlten uns sofort<br />

heimisch. Der Irati hatte aber deutlich mehr Wasser <strong>und</strong> aus den vorbeiziehenden Raftern<br />

gingen mehrere Leute unmittelbar vor<br />

unserem Platz baden. Mit Feuerchen war<br />

aber dieses Mal wegen des starken Windes<br />

leider nichts.<br />

27<br />

Samstag, 29.08.2009<br />

Wir waren wieder auf dem Nachhauseweg.<br />

Spätestens als wir am Embalse de Yesa in<br />

umgekehrter Richtung entlang fuhren wurde<br />

uns das klar. Wir ließen uns vom Band 2 der<br />

Womo-Reihe inspirieren <strong>und</strong> fuhren bei<br />

Berdún in Richtung Ansó. Die Strecke ist<br />

klasse, breit genug zum entspannten fahren<br />

<strong>und</strong> auch wenn es manchmal bei Gegen-


verkehr ein wenig eng wird helfen die ausreichend vorhandene Ausweichbuchten aus.<br />

Niemand konnte uns also davon abhalten, die w<strong>und</strong>erschöne oder besser mitreißende<br />

Schluchtenwelt zu erleben. Natürlich alles unter der Beobachtung von zahlreichen Geiern.<br />

Wir waren von der Kulisse völlig hingerissen. Plötzlich zappelte etwas am Straßenrand. Ein<br />

Geier – er war wohl abgestürzt <strong>und</strong> konnte an dieser Stelle nicht wieder starten oder<br />

vielleicht war er ja verletzt oder es war ein Jungtier mit fehlender Flugpraxis. Jedenfalls tat er<br />

uns sehr leid bei seinen vergeblichen Versuchen sich wieder in den wolkenfreien Luftraum<br />

zu erheben. Trotz seiner riesigen Spannweite konnte er nicht abheben <strong>und</strong> wirkte hilflos.<br />

Nach kurzer Zeit gab er auf <strong>und</strong> ließ uns passieren. Vielleicht brauchte er einfach mehr<br />

Ruhe, vielleicht aber auch noch ein paar Flugst<strong>und</strong>en. Wir waren uns sicher, dass er sich auf<br />

jeden Fall aus dieser blöden Situation selbst befreien konnte <strong>und</strong> waren beeindruckt davon,<br />

einem Geier in freier Wildbahn aus nächster Nähe gesehen zu haben. So gesehen war es<br />

gut, dass der Akku der Kamera ein Tag zuvor leer wurde <strong>und</strong> nicht in dieser Situation. An<br />

dieses Erlebnis sollten wir uns noch oft in<br />

unserem Leben erinnern.<br />

Vor Ansó folgten wir der neu gebauten Straße<br />

nach Hecho <strong>und</strong> fuhren in die sehenswerte<br />

Höllenschlucht (Boca del Inferno). Der<br />

Picknickplatz 2 km hinter dem mittlerweile<br />

stillgelegten Jugendcamp war ideal für eine<br />

ausgedehnte Mittagspause. Ich las schon<br />

mein zweites Buch aus. Gegen 17:00<br />

machten wir uns auf den Rückweg durch das<br />

Valle de Hecho. In Puente de la Reina de<br />

Jaca bogen wir auf die A-132 ab <strong>und</strong><br />

versuchten es mit dem Stellplatz am Embalse<br />

de la Peña (Womo-Reihe, Bd.2). Der Platz<br />

riss uns nicht vom Hocker. Tausende Fliegen schenkten uns ihre Aufmerksamkeit. Ich<br />

28


dachte an die armen Kühe, die diesen lästigen<br />

Quälgeistern nicht entgehen können <strong>und</strong> wir<br />

beschlossen alles wieder einzuräumen <strong>und</strong><br />

den Standort zu wechseln. Als nächstes<br />

nahmen wir Kurs in Richtung Embalse Navas.<br />

Schon von weitem wurden wir auf die von der<br />

späten Nachmittagssonne brillant in Szene<br />

gesetzten Felsen von Riglos aufmerksam. Der<br />

Blick von der A-132 war uns jedoch nicht<br />

genug <strong>und</strong><br />

so fuhren<br />

wir die 6<br />

oder 8 km<br />

nach Las<br />

Peñas de Riglos. Wir genossen aus der richtigen Entfernung<br />

die Geierfelsen <strong>und</strong> hatten das Glück, dass gerade<br />

zu diesem Zeitpunkt die Sonne ideal dafür stand. Danach<br />

sollten es<br />

nur noch<br />

wenige<br />

Kilometer<br />

bis zum<br />

Embalse de<br />

Navas sein.<br />

Wir fuhren<br />

auch wie<br />

beschrieben<br />

in die Schotterpiste hinein <strong>und</strong> sahen die<br />

Staubfahne hinter uns. Nach 200 m drehten<br />

wir um. Das wollten wir uns <strong>und</strong> unserem Auto<br />

nicht antun. Bei diesem Gerüttel hätten sich<br />

auf dieser Piste alle Schrauben gelöst <strong>und</strong><br />

endlich dort angekommen, wäre das ganze<br />

Womo wie ein Kartenhaus in sich<br />

zusammengefallen. Letzte Rettung war nun<br />

der Parkplatz des Castillo de Loarre. Das<br />

Geschlängel durch die Mandelbäume hatte<br />

auch seinen Reiz. Erst beim näheren Hinsehen<br />

erkannten wir die erntereifen Früchte<br />

29


das weite Tal des Ebro war das Tüpfelchen<br />

auf dem i. Wir zählten noch einmal schnell alle<br />

Sterne durch <strong>und</strong> schliefen wie die<br />

Murmeltiere.<br />

30<br />

an den vielen Bäumen, die auf den Plantagen<br />

am Fuß der Burg in Reih <strong>und</strong> Glied auf die<br />

Ernte warteten. Die Abendsonne gab noch<br />

einmal alles <strong>und</strong> der Blick aus dem Auto in<br />

Sonntag, 30.08.2009<br />

Die Burg machte offiziell um 10:30 die Pforte auf, wir konnten aber schon etwas früher<br />

hinein. Das einstige Bollwerk gegen die Mauren ist noch gut erhalten. Das Castillo war<br />

Festung, Kloster <strong>und</strong> Schloss zugleich <strong>und</strong><br />

wurde schon damals sehr trickreich gebaut.<br />

Wer noch schlauer werden möchte, kann bei<br />

der Kasse ein Handyguide mieten. Nach<br />

einer knappen St<strong>und</strong>e waren wir historisch<br />

wieder auf der Höhe <strong>und</strong> gingen unter der<br />

gnadenlosen Sonne zum Womo zurück <strong>und</strong><br />

weiter<br />

ging’s. Bis<br />

kurz vor<br />

Huesca<br />

langweilten<br />

wir<br />

uns im<br />

eintönigen Ebrotal. Das war nichts für uns, so dass wir in<br />

Richtung Sabiñanigo abbogen. Am Gebirgsrand sahen<br />

wir so viele Geier am<br />

blauen Himmel, dass wir<br />

einen kurzen Fotostop<br />

einlegten. Conny versuchte<br />

eine Mischung<br />

aus Zählen <strong>und</strong> Schätzen<br />

<strong>und</strong> kam auf 100 oder<br />

mehr. Richtig schön<br />

wurde die Strecke dann,<br />

als wir auf der A-1604 über den Puertode Sarrablo nach<br />

Ainsa fuhren. Dort machten wir unsere Mittagspause in<br />

einem Restaurant, ganz nach dem Motto, wenn man schon<br />

nicht hart körperlich arbeitet, kann man doch wenigstens gut<br />

essen <strong>und</strong> viel trinken. Ab Ainsa ging es auf der N 260 an<br />

Flüssen entlang, die zwar alle wenig Wasser führten, aber<br />

dennoch klarstellten, wer im Frühjahr hier Herr im Haus ist.<br />

Es war wenig Verkehr <strong>und</strong> wir stellten die neue CD von<br />

Maná etwas lauter. Die neue Maná war eine von vier CDs,


die wir uns kurz zuvor im E Leclerc kauften. Mit der tollen<br />

Schluchtenlandschaft zusammen machte uns der<br />

Nachmittag<br />

selbst bei<br />

der großen<br />

Hitze einen<br />

riesigen<br />

Spaß.<br />

Irgendwann<br />

mündete die<br />

N-260 in die<br />

N-230 nach<br />

Viehla ein.<br />

Hinter<br />

Viehla bei<br />

Arros<br />

leisteten wir uns einmal wieder einen Campingplatz<br />

(Artigane) am Arran. Der Platz ist schön gelegen <strong>und</strong> hat<br />

alles was man braucht, sogar ein Restaurant in dem wir uns in den Abendst<strong>und</strong>en<br />

gebührend aus Spanien verabschiedeten.<br />

Montag, 31.08.2009<br />

Kurz nach der Abfahrt sahen wir noch etliche gute Plätze <strong>und</strong> auf der französischen Seite<br />

wäre auch ein Camping Municipal gewesen. Die sind meist sehr günstig <strong>und</strong> gut. Auf jeden<br />

Fall keine 20 – 30 EUR wie in <strong>Nordspanien</strong>.<br />

Wir fuhren über Toulous, Le Puy, Rodez, Clermand Ferrand, Vichy <strong>und</strong> fanden in Le Donjon<br />

einen wirklich entzückenden Camping<br />

Municipal beinahe in der Dorfmitte <strong>und</strong><br />

dennoch sehr ruhig. Die sanitären<br />

Einrichtungen sind super gut <strong>und</strong> zum<br />

Aufenthalt bei Regen gibt es neben einem<br />

ausgebauten Dachstuhl über den<br />

Waschräumen einen w<strong>und</strong>erschönen alten<br />

verglasten Holzpavillon. Für 7,50 € gibt es<br />

dazu keine Alternative <strong>und</strong> unsere Womo-<br />

Eitelkeit lässt es durchaus zu, auf einem<br />

günstige Campingplatz zu übernachten <strong>und</strong><br />

nicht unbedingt auf irgendeinem kostenlosen<br />

Stellplatz. Hier konnten wir noch einmal Tisch<br />

<strong>und</strong> Stühle aufbauen <strong>und</strong> ich kochte uns ein<br />

schnelles Abendmahl. Es geht sehr einfach <strong>und</strong> schmeckt sensationell, wenn man es mag.<br />

<br />

31


Wir saßen noch ziemlich lange vor unserem Womo <strong>und</strong> genossen den lauen Abend <strong>und</strong><br />

tranken in aller Ruhe eine ganze Flasche.<br />

Dienstag, 01.09.2009<br />

Wir fuhren ab jetzt viel Autobahn, wobei sich die Maut in Grenzen hielt. Insgesamt haben wir<br />

für die gesamte Strecke durch Frankreich ca. 25€ berappt. Von unterwegs riefen wir unsere<br />

seit vielen Jahren gut bekannte Ferme Auberge in Drachenbronn in der Nähe von<br />

Wissembourg an <strong>und</strong> wollten uns zum Abendessen anmelden. Pech, seit zwei Tagen<br />

Betriebsferien. Das hielt uns aber nicht davon ab, trotzdem eine kurze Stippvisite in<br />

Wissembourg zu machen. Conny ging in das Factory Outlet von Tandem <strong>und</strong> ich kaufte<br />

reichlich Käse, Rotwein <strong>und</strong> Sekt im<br />

Supermarkt ein. Wenn nicht Drachenbronn,<br />

dann war es die Pfalz. Sankt Martin hatten wir<br />

uns ausgesucht. Erstens gibt es dort mehrere<br />

Stellplätze <strong>und</strong> zweitens <strong>und</strong> viel wichtiger<br />

noch, Sankt Martin ist w<strong>und</strong>erschön. Wer es<br />

noch nicht gesehen hat, muss da hin. Es lohnt<br />

sich wirklich, ein oder zwei Wochen Urlaub in der Pfalz zu machen. Vor allem in dieser Zeit,<br />

wo die Weinberge voller saftiger Trauben hängen <strong>und</strong> wo vor allem dem Weinliebhaber<br />

schon einmal das Wasser im M<strong>und</strong> zusammenläuft, wenn<br />

er nur daran denkt, was aus diesen w<strong>und</strong>erbaren Trauben<br />

in Kürze wohl für ein köstlicher Tropfen werden wird.<br />

Soweit die Eigenwerbung als Pälzer Jung. Wir wählten<br />

den privaten Stellplatz<br />

des Winzerhauses<br />

Schreieck in der<br />

Friedhofstraße 8. Der<br />

kostet zwar 8€, hat<br />

aber alles was man<br />

braucht <strong>und</strong> ist mitten<br />

im Dorf. Das Einzige,<br />

was mich etwas<br />

irritierte war, dass es<br />

zum Friedhof viel näher<br />

ist als in die nächste<br />

Weinstube. Egal, wir<br />

kehrten in die<br />

Straußenwirtschaft Rabe ein <strong>und</strong> ließen es uns gut gehen.<br />

Ein italienisches Paar aus Bari in etwa unserem Alter saß<br />

an unserem Tisch, was in der Pfalz eher selten ist. Da wir<br />

ja gerade im Februar in deren Heimat waren <strong>und</strong> es uns<br />

dort sehr gut gefiel, hatten wir gleich reichlich Gesprächsstoff. Aber über Bari <strong>und</strong> Apulien<br />

wollten die beiden gar nicht so gerne reden, Sie waren total in die Pfalz verliebt <strong>und</strong><br />

schwärmten andauernd von San Martino, Speyer <strong>und</strong> anderen schönen Flecken. Ja die<br />

Pfalz, gute Speisen, guter Wein <strong>und</strong> gute Preise in w<strong>und</strong>erschöner Umgebung, das ist eben<br />

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auch liebenswert <strong>und</strong> dass wir Leute aus Italien trafen, die so begeistert über Deutschland<br />

sprachen, war ein seltenes Erlebnis, das uns sehr freute.<br />

Mittwoch <strong>und</strong> Donnerstag, 02./04.09.2009<br />

Wir machten noch einen kurzen Zug durch das Dorf <strong>und</strong> durch die Weinberge <strong>und</strong> setzten<br />

zum Endspurt an. Für den Abend hatten wir Visselhöved angepeilt. Dort hat die Liebe eine<br />

Fre<strong>und</strong>in aus Cismar hingetragen. Der Besuch bei unseren Fre<strong>und</strong>en war sehr nett. Wir<br />

saßen bis in die späte Nacht im Garten, hatten viel Spaß <strong>und</strong> verbrannten nebenbei den<br />

getrockneten Heckenschnitt vom Frühjahr.<br />

Nach dem gemeinsamen Frühstück fuhren wir nach Hause, wo nach vier Wochen eine<br />

Menge Arbeit auf uns wartete.<br />

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