EDITORIAL
Energieeffizienz bleibt Trumpf!
„Energiewahnsinn“ in Deutschland beenden!
FOTO: ANDREAS BEDNARECK
Mit fast 700 Teilnehmern,
darunter 120 Studenten, war
der Gießereitag in Magdeburg
äußerst erfolgreich. Impressionen,
Preisverleihungen, Würdigungen
und eine Zusammenfassung
der technischen Vorträge
finden Sie in unserem
Special ab S. 93.
FOTO: BDG/SOSCHINSKI
Die Einstandspreise für Rohstoffe und Energie
haben heute bereits einen Anteil von etwa 35 %
an den Selbstkosten deutscher Gießereien. Energiemanagementsysteme
und Maßnahmen zur Verbesserung
der Material- und Energieeffizienz erfreuten sich
deshalb in jüngster Zeit steigender Beliebtheit. Angesichts
rapide gefallener Rohöl- und Erdgaspreise sind
die Amortisationszeiten für technologische Optimierungen
nun jedoch deutlich gestiegen, was die Investitionsfreudigkeit
in diesem Bereich mutmaßlich senken wird.
Aber, Hand aufs Herz: Die Notwendigkeit des verstärkten
Einsatzes energieeffizienter Technologien für die Zukunftsfähigkeit
der Branche bleibt offensichtlich, denn
die Preise werden wieder steigen, ebenso wie der Druck
auf die Industrie, Energie effizient zu nutzen. Denn an
den ehrgeizigen CO 2
-Zielen und dem Umbau der Energiewirtschaft, Stichwort Energiewende,
wird sich nichts ändern. Die derzeit geltende Gesetzeslage zur EEG-Umlage sollte Vater
Staat allerdings sehr wohl überdenken. Von einem „Energiewahnsinn in Deutschland“ wurde
jetzt in der ARD-Sendung Panorama vom 26. Mai 2016 gesprochen, weil Unternehmen
z. T. mehr Strom als nötig verbrauchen müssen, um die reduzierte EEG-Umlage in Anspruch
nehmen zu können. Stahlwerke Bochum-Geschäftsführer Bruno Mayer berichtete in der Sendung,
dass ein Stahlhärtungsofen im Werk von Gas auf Strom umgestellt worden sei, um
den nötigen Anteil der Stromkosten an den Gesamtkosten zu erreichen. Die traditionsreiche
Bochumer Gießerei hatte jahrelang konsequent Energie eingespart, bis der Strom anteil die
kritische Grenze von 17 % zu unterschreiten drohte. Verkehrte Welt: Wer viel einspart, zahlt
drauf! So kann die ursprüngliche Gesetzgebung nicht gedacht gewesen sein!
Nicht nur Stromsparmaßnahmen, auch die Abwärmenutzung kann die Energiekosten in
den 600 deutschen Gießereien senken. Manuel Bosse, Umwelt- und Energiemanagement-
Experte bei der BDG-Service GmbH, liefert in seinem Standpunkt ab Seite 26 einen Überblick
über den Stand der vielversprechenden Technologie: Die höchste Ausbeute dürften
die 60 Kupolöfen in deutschen Gießereien bieten. Abwärme kann z. B. zur Hallenheizung,
zur Trocknung von Roh- und Einsatzstoffen oder zur Qualitätssicherung von Schlichten und
Wasserlacken durch geringere Temperaturschwankungen in der Formerei und der Kernmacherei
genutzt werden. Auch die Verstromung von Abwärme bleibt interessant!
In Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit steht das Thema anorganische Form- und
Kernherstellung weiter oben auf der Agenda. Doch ein Umbau der Kernmachereien auf die
umweltschonende Kernfertigung ist bisher erst in geringem Umfang erfolgt, weil er anspruchsvoll
und investitionsintensiv ist. Steigender Beliebtheit erfreut sich in der Branche
jedoch der Ankauf anorganischer Kerne. Lesen Sie hierzu unsere Werksreportage ab S. 88.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
Robert Piterek, Technischer Fachredakteur (E-Mail: robert.piterek@bdguss.de)
GIESSEREI 103 06/2016 3
INHALT
FOTO: DM
FOTO:CLARIANT
FOTO: MEWO
22
Additive Fertigung
ESSAY
Die additive Fertigung könnte die klassische
automobile Wertschöpfungskette
auf den Kopf stellen. Während OEMs
damit Ersatzteile herstellen, könnten
Start-ups die Technologie viel umfassender
nutzen.
44
Formstoffadditivsystem
TECHNOLOGIE & TRENDS
Um die Emissionen aus dem Grünsandsystem
zu senken, wurden Gießereiadditive
entwickelt, mit denen ein Teil
der konventionellen Glanzkohlenstoffbildner
wie Steinkohle und Harze substituiert
werden können.
84
Kryogene Entgratung
SPEKTRUM
Unter Zuhilfenahme flüssigen Stickstoffs
können Gussteile so abgekühlt werden,
dass der im Gießprozess entstandene
Materialausfluss versprödet. Dadurch
wird eine äußerst präzise Entgratung
möglich.
88
Anorganische Kerne
UNTERNEHMEN & MÄRKTE
ASK Chemicals CoreTech be -
treibt die weltweit größte externe
anorganische Kernfertigung.
Hier entstehen Produkte mit bis
zu 1 Mio. Kernsätzen pro Jahr.
FOTO: BENJAMIN SCHULTHEIS, AGENTUR BILDSCHÖN.
4 GIESSEREI 103 06/2016
ESSAY
22 Google und Amazon als zukünftige Autozulieferer?
Barbara Stumpp
STANDPUNKT
26 Abwärmeverstromung muss sich wieder lohnen!
Manuel Bosse
REPORT
31 Sand in Motion: 3-D-gedruckte Kerne im Serieneinsatz
Holger Barth
FORSCHUNG & INNOVATION
40 Das Leichtmetallzentrum Soltau – anwendungsnahe Forschung für den
Aluminium-Druckguss
TECHNOLOGIE & TRENDS
44 Formstoffadditivsystem zur Reduktion der Emissionen
Thomas Engelhardt
50 Repetitorium zur Reinigung von Aluminiumschmelzen mit Salzpräparaten
Thomas Klug, Wolfgang Vogel, Beate Fankhänel, Michael Stelter
JAHRESÜBERSICHT
62 Simulation gießereitechnischer Prozesse (2. Folge)
Martin Liepe, Christian Krutzger
SPEKTRUM
72 Einfluss der Kornverteilung auf Formstoffparameter
Hanna Görke, Jörg Zilles, Marc Demary
76 Familienbetrieb seit über 30 Jahren – ao Giessereiservice & Gussoberflächentechnik,
Marina Kordesee
78 Mikrosprühen, Teil 1: Motivation, Eric Müller
81 Mit digitaler Radiologie verborgenen Fehlern auf der Spur
Uwe Zscherpel, Johann Pöppl
84 Kryogene Entgratung von NE-Metalldruckgussformteilen, Ralf Sinner
UNTERNEHMEN & MÄRKTE
88 Anorganische Kerne – ready to use!, Robert Piterek
SPECIAL
94 Gelungener Gießereitag in Magdeburg
100 Deutscher Gießereitag 2016 - Fachprogramm,
Teil 1: Vortragsreihe Technik
RUBRIKEN
3 Editorial
6 Aktuelles
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oder schicken eine E-Mail an: gabriele.wald@stahleisen.de
AKTUELLES
FOTO: ANDREAS BEDNARECK
6 GIESSEREI 103 06/2016
Foto des
Monats:
Verantwortung
tragen!
Justin Herbel, Auszubildender zum Elektroniker
im zweiten Lehrjahr, bei der Programmierung
eines Automatisierungsmodells
in der Ausbildungswerkstatt von
Fritz Winter in Stadtallendorf. Die Eisengießerei
stellt jedes Jahr rund 50 neue
Auszubildende ein und investiert viel Zeit,
Geld und Personal in die Nachwuchsgewinnung.
Hat auch Ihr Unternehmen interessante
Bildmotive? Senden Sie Ihre Bildvorschläge
an: soschinski@bdguss.de oder per
Post an die Bildredaktion, Giesserei,
Hansa allee 203, 40549 Düsseldorf.
GIESSEREI 103 06/2016 7
AKTUELLES
FOTO: BDG/BOSSE
Verbandsstaffeln erzielen gute Ergebnisse
Das Feld der Marathon-Läufer
kurz nach dem Startschuss.
> BDG: Beim METRO Group Marathon in
Düsseldorf haben am 24. April 2016
gleich zwei Teams des Bundesverbandes
der Deutschen Gießerei-Industrie e. V.
(BDG) die Firmenstaffeln bestritten. Persönliches
Ziel war es für beide Staffel-
Teams, die Marathonschallmauer von 4 h
zu durchbrechen. Trotz schlechtem Aprilwetter
mit Hagelschauern, Regen und nur
sporadischem Sonnenschein unterbot die
Staffel „Die Gießer 2“ die gesetzte Hürde
und kam auf 3 h, 59 min und 31 s. Die
vier Läufer der Staffel „Die Gießer 1“ liefen
an diesem Tag vier Mal persönliche
Bestzeit. Mit 3 h, 29 min und 32 s wurde
am Ende sogar die nächste große Marathonhürde
von 210 Minuten durchbrochen.
„Die Gießer 1“ belegten damit einen
ausgezeichneten 285. Platz. Angetreten
waren 2689 Staffeln. Ein überragendes
Ergebnis erzielte auch Heiko Lickfett, der
einzige Einzel-Marathonläufer aus dem
Haus der Gießerei-Industrie. Er meisterte
die volle Distanz in 3 h und 23 min. Der
Düsseldorfer Staffelmarathon ist in vier
Teilstrecken von 11,3, 13,1, 8,6 und
9,2 km aufgeteilt, die unter den acht Läufern
aus dem Haus verteilt wurden. Zur
Vorbereitung auf den Lauf wurden in den
kalten und dunklen Wintermonaten viele
Runden entlang des Rheins gelaufen, monatlich
konnte darüber hinaus an einem
Sonntag im Metro-Marathon-Training der
aktuelle Leistungsstand abgerufen werden.
Mit den gelben Powerguss-Laufshirts
setzten die Läufer ein deutliches Zeichen
für den Nachwuchs in der Gießerei-Industrie.
Die Geschäftsführung bedankte sich
bei allen Läufern für die großartige Teamarbeit:
Um den Zuckerhaushalt nach dem
Lauf wieder auf Vordermann zu bringen,
gab es für jeden Läufer der „Dream-
Teams“ alkoholfreies Weizenbier und eine
Packung „Cream Team“-Kekse.
www.bdguss.de
Die BDG-Marathonläufer trafen sich nach dem erfolgreichen Lauf in der Düsseldorfer Altstadt.
FOTO: BDG/SCHUMACHER
8 GIESSEREI 103 06/2016
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AKTUELLES
Produktion für Fertigbauteile wird erweitert
Thomas Westphal,
Wirtschaftsförderung
Dortmund,
Klaus Lungmuß, Uwe
Büscher, Dortmunder
Hafen AG, und
Uwe Lungmuß im
neuen Werk am
Dortmunder Hafen
(v. l. n. r.)
Bestückung des neuen
Trocknungsofens
bei Lungmuß.
> LUNGMUSS FEUERFEST: Lungmuß
Feuerfest, Dortmund, hat eine neue Produktionsstätte
für feuerfeste Fertigbauteile
in Betrieb genommen und das vorhandene
Betriebsgelände im Dortmunder
Hafen deutlich vergrößert. Diese Modernisierung
und Erweiterung eröffnet dem
familiengeführten Unternehmen neue
Möglichkeiten: Vorgetrocknete feuerfeste
Fertigbauteile sowie Pfannen und Ofengefäße
können nun unter noch professionelleren
Bedingungen und in noch größeren
Abmessungen und Stückzahlen
zugestellt werden. Darüber hinaus wurde
die Stahlbauabteilung erheblich erweitert
und maschinell aufgerüstet.
Größer, schneller, flexibler – so lassen
sich die Vorteile der hinzugewonnenen
Werkseinheit auf den Punkt bringen.
Deutlich größere Bauteile als zuvor können
nun noch schneller und effektiver zugestellt
werden. Auch die neue Stahlbauabteilung
ist erheblich produktiver geworden
und kann nun neben dem bewährten
Schablonenbau auch komplexe kundenspezifische
Stahlbaulösungen realisieren.
Ein zweiter Trocknungsofen schafft darüber
hinaus wesentlich mehr Flexibilität
bei der zeitnahen Fertigstellung der Produkte.
Ziel dieser Dienstleistung sind zum
einen die Reduzierung von Stillstandzeiten
beim Kunden, da das Verarbeiten und
Trocknen des Betons vor Ort entfällt; zum
anderen die spürbare Verlängerung von
Reparaturzyklen durch die Bereitstellung
einer optimalen Feuerfestqualität, die erst
im Zusammenspiel von maßgeschneiderten
Rezepturen, individuell angefertigten
Schablonen sowie einer professionellen
Zustell- und Trocknungstechnik erreicht
werden kann. „Das alles bringt technische,
organisatorische und kaufmännische
Verbesserungen für den Kunden mit
sich“, fassen die beiden Geschäftsführer
Klaus und Uwe Lungmuß zusammen.
Lungmuß Feuerfest hat seine Produktion
jüngst um 3500 m 2 Hallenfläche erweitert.
Damit bricht das Unternehmen
in neue Dimensionen auf: In der Fertigungshalle
können Bauteile mit bis zu 25 t
Gewicht und große Ofengefäße mit einem
Durchmesser bis zu 4 m und einer Maximalhöhe
von 3 m zugestellt werden. „Unsere
verbesserten Produktionsmöglichkeiten
ermöglichen es uns, neue Kunden
zu akquirieren und auch Märkte außerhalb
unseres klassischen Geschäftsfeldes zu
erschließen“, schildert Klaus Lungmuß.
Verbesserte Produktionsbedingungen
allein reichen für ein gutes Endprodukt
nicht aus. Vielmehr bedarf es eines umfangreichen
Know-hows, um allen Kundenanforderungen
gerecht zu werden.
Der Entwicklungsarbeit misst das Unternehmen
große Bedeutung bei. Umfassendes
Wissen, jahrelange Erfahrung, ein
personell stark aufgestelltes Labor und
die enge Zusammenarbeit mit den Kunden
garantieren, dass die Produkte kontinuierlich
verbessert, individuell auf die
Abnehmer zugeschnitten und laufend Produktneuheiten
entwickelt werden. Lungmuß
Feuerfest bietet das gesamte Portfolio
an – von der Planung und Konzeption
bis zum fertigen Produkt und dem
Einbau beim Kunden. „Ein komplettes
Produktportfolio ist einfach notwendig,
um unseren Kunden die jeweils individuell
beste Lösung bieten zu können. Wir
orientieren uns dabei an ihren Wünschen
und nehmen Ihnen den Teil der Arbeiten
ab, der extern effektiver erledigt werden
kann“, so Uwe Lungmuß.
Das Prinzip „alles aus einer Hand“ hat
sich bei Lungmuß Feuerfest seit annähernd
60 Jahren bewährt und wird heute
in der dritten Generation von den Brüdern
Klaus und Uwe Lungmuß fortgeführt. Wie
zuvor ihr Vater Dieter Lungmuß und ihr
Großvater Hans Lungmuß haben beide
das Unternehmen stetig weiterentwickelt.
Dieser Weiterentwicklung wurde auch mit
der kontinuierlichen Vergrößerung des
Firmengeländes Rechnung getragen, das
in den letzten zehn Jahren auf jetzt mehr
als 27 000 m² mehr als verdoppelt wurde.
„Die komplette Wertschöpfung erfolgt im
Inland“, betonen Klaus und Uwe Lungmuß.
„Und so wird es auch in Zukunft
bleiben.“
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FOTO LUNGMUSS FOTO: DORTMUNDER HAFEN/FLEISSNER
10 GIESSEREI 103 06/2016
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AKTUELLES
BDG-Arbeitskreis
Altsand am 5. April
2016.
FOTO: BDG
Die gesetzlichen Rahmenbedingen werden härter
> BDG-ARBEITSKREIS ALTSAND: Auf
seiner Sitzung am 5. April befasste sich
der Arbeitskreis Altsand des Bundesverbandes
der Deutschen Gießerei-Industrie
e. V. (BDG) u. a. mit der Ersatzbaustoffverordnung,
den knapper werdenden Deponiekapazitäten
und dem Entwurf einer neuen
BDG-Richtlinie zur Analytik der Parameter
TOC (Total organic carbon) und DOC
(Dissolved organic carbon) im Altsand.
Große Sorge bereitet die absehbare
Verknappung von Deponiekapazitäten zur
Entsorgung von Gießereialtsanden. Der
BDG hatte im Sommer letzten Jahres alle
Bundesländer zu den vorhandenen und
geplanten Deponiekapazitäten befragt. In
einigen Bundesländern zeichnen sich demzufolge
dramatische Engpässe in den kommenden
Jahren ab. Problematisch ist, dass
die Zuständigkeit für die Schaffung von
Deponieraum weder auf Bundes-, noch auf
Landesebene, sondern bei kommunalen
bzw. lokalen Betreibern liegt. Hier hat man
in den letzten Jahren offenbar keine ernsthaften
Anstrengungen mehr unternommen,
um für eine ausreichende Entsorgungssicherheit
zu sorgen. Da aber die
Ausweisung neuer Deponieflächen ca. 5
bis 10 Jahre Vorlauf benötigt, bahnt sich
in Deutschland ein neuer „Entsorgungsnotstand“
an. Zum Teil spüren einige Mitgliedsunternehmen
dies bereits heute und
sehen sich zum Beispiel mit steigenden
Deponiekosten konfrontiert.
Für Entspannung könnte hier die zukünftige
Ersatzbaustoffverordnung sorgen.
Leider sieht der aktuelle Entwurf
noch immer sehr ambitionierte Anforderungen
und Grenzwerte für infrage kommende
mineralische Abfälle – darunter
auch Gießereirestsande – vor. Zu befürchten
ist somit eher, dass es zu einer umfangreichen
Verschiebung großer Stoffströme
auf die Deponien kommt, in deren
Ergebnis Altsande aus Gießereien einem
erhöhten Verdrängungswettbewerb ausgesetzt
sein werden. Ein Vertreter der
Entsorgungsbranche brachte es auf den
Punkt: „Die Entsorgung von Altsand wird
schwieriger und teurer.“
Dem hartnäckigen Bestreben des BDG
ist es jedoch zu verdanken, dass der BDI
im April 2016 eine Arbeitsgruppe zu diesem
Thema installiert hat, die durch die
Erarbeitung eines politischen Papiers den
Druck auf die Verantwortlichen erhöhen
und letztlich zu einer Beschleunigung entsprechender
Zulassungsverfahren für
neue Deponien beitragen soll.
Auch in der Frühjahrssitzung des BDG-
Umweltausschusses am 21. April 2016
stand dieses Thema auf der Agenda. Darüber
hinaus wurde über die Sachstände
zu diversen Gesetzgebungsverfahren im
Umweltschutzbereich informiert, u.a.
über die Revision der TA Luft. Anfang
April hatte der Verband ein zweites Positionspapier
an das Bundes-Umweltministerium
versandt.
Turnusgemäß diskutierten und bestätigten
die Teilnehmer die Prioritätenliste
des Referates Umwelt- und Energiepolitik
– quasi der Fahrplan für die Umweltarbeit
des Verbandes im kommenden Halbjahr.
Wichtigster Tagesordnungspunkt war
jedoch die beabsichtigte Änderung der EU-
Krebsrichtlinie. Zukünftig soll Quarz unter
ihrem Regime gehandhabt werden, was
gravierende Auswirkungen auf viele weitere
Rechtsbereiche haben wird. Insbesondere
aber auf die Anforderungen im Arbeitsschutz
– obwohl die Gießereibranche
seit zehn Jahren im Rahmen der Berichterstattung
zum Sozialdialog Quarzfeinstaub
nachweist, dass in den Unternehmen
sehr verantwortungsvoll mit der Thematik
umgegangen wird. Ob und wie das
NepSi-Abkommen (Verhandlungsplattform
für Quarzfeinstaub) unter geänderten Vorzeichen
fortbestehen wird, entscheidet die
EU-Kommision in den nächsten Monaten.
Sowohl die Teilnehmer des BDG-Umweltausschusses
als auch die europäischen
Partnerverbände sprechen sich für die
Fortführung dieses erfolgreichen Tools zur
Umsetzung von Maßnahmen zum Schutz
der Arbeitnehmer vor Quarzfeinstaubexpositionen
aus. www.bdguss.de
Arbeitskreis Altsand
Sind Sie an einer aktiven Mitarbeit
in diesen Gremien interessiert?
Informationen zum Umweltausschuss
des BDG sowie seinen Arbeitskreisen
erhalten Sie im Referat
Umwelt- und Energiepolitik.
12 GIESSEREI 103 06/2016
Übernahme des CLAAS-Gießereigeschäfts
> ERGOCAST: CLAAS, Harsewinkel, einer
der international führenden Landtechnikhersteller,
trennt sich von seiner
Beteiligung an der CLAAS GUSS GmbH,
Gütersloh. Die Käufer aus dem Umfeld
der Ergocast Guss GmbH, Jünkerath,
übernehmen sämtliche Anteile an dem
Gießereiunternehmen. Über die vertraglichen
Details wurde Stillschweigen vereinbart.
„Wir sind überzeugt davon, dass
CLAAS GUSS jetzt nicht nur eine neue
Heimat sondern auch gute
Zukunftsperspektiven in einer
größeren Gießereigruppe
erhält. Sie bleibt auch mit
dem zukünftigen Eigentümer
ein wichtiger Zulieferer für
uns“, erklärt Lothar Kriszun,
Sprecher der CLAAS-Konzernleitung.
CLAAS GUSS ist eine der
führenden Eisengießereien
in Deutschland. Im Jahre
1948 gegründet, blickt das
Unternehmen auf eine lange
Tradition als Kundengießerei
zurück. CLAAS GUSS unterhält
Produktionsstandorte in
Gütersloh, im schwäbischen
Bad Saulgau sowie dem
schleswig-holsteinischen
Nortorf und beschäftigt rund
400 Mitarbeiter. In einem
durch Überkapazitäten gekennzeichneten
Wettbewerbsumfeld,
bei stark zunehmender
Internationalisierung
und Konsolidierung
der Branche, wurden bislang
bereits große Anstrengungen
zur Erschließung neuer
Geschäftsfelder und zur Kostensenkung
unternommen.
„Die Produktfelder beider
Unternehmen ergänzen sich.
Für beide Seiten ergeben sich
echte Synergien in der Marktbearbeitung,
der Weiterentwicklung
von Geschäftsfeldern
und der gemeinsamen
Nutzung von Ressourcen. Mit
der Branchenerfahrung der
neuen Eigentümer und den
Synergien der neuen Gruppe
wird es möglich, die Anstrengungen
der Vergangenheit
fortzuführen und das Unternehmen
zukunftsfähig zu machen“,
erläutert Karlheinz
Kalze, Geschäftsführer der
Mehrwert-Services
für Ihren Prozess
CLAAS GUSS GmbH, der weiter mit an
Bord bleiben wird.
Das neue Schwesterunternehmen
Ergocast Guss GmbH mit Sitz im rheinland-pfälzischen
Jünkerath wurde 1687
gegründet und gehörte bis 2000 zum
Mannesmann-Konzern. Das Unternehmen
liefert wichtige Gussteile für Kraftwerksturbinen,
den Maschinenbau und
die Antriebstechnik sowie Hydraulik. Ergocast
fertigt wie die CLAAS GUSS maschinengeformte
und zugleich handgeformte
Gussteile mit Gewichten bis
zu 70 t.
www.claasguss.de
www.ergocast.de
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AKTUELLES
Girls‘ Day in Ingolstadt: Technik zum Anfassen
> AUDI: Technik ist Mädchensache: 287
Schülerinnen haben am 28. April im Rahmen
des Girls‘ Day bei Audi Einblicke in
die Berufspraxis erhalten. An verschiedenen
Stationen im Werk Ingolstadt wurden
die Mädchen selbst aktiv und lernten die
Vielfalt technischer Berufe kennen.
183 Real- und Mittelschülerinnen erlebten
ein spannendes Programm im
Audi‐Bildungszentrum. Erstmals gaben
dort auch Auszubildende zum Fachinformatiker
einen Einblick in ihre Arbeit. Zusammen
mit den angehenden Mechatronikern
fertigten die Mädchen sogenannte
„Widerstandsmännchen“ mit Blink‐LEDs
an. Sie bogen und löteten dabei sämtliche
Einzelteile selbst zusammen. Richtig angepackt
wurde auch in der Kfz‐Werkstatt
des Bildungszentrums: Dort führten die
Schülerinnen einen TÜV‐Check durch und
lernten, wie man Autoreifen wechselt.
In der Technischen Entwicklung von
Audi besichtigten 104 angehende Abiturientinnen
unter anderem die Werkstatt,
in der Automobile für die Langzeiterprobung
vorbereitet werden. Die Mädchen
führten verschiedene Tests durch und
analysierten im Anschluss die Ergebnisse.
So geht’s: Reifenwechseln
unter Anleitung
einer Audi-
Auszubildenden in
der Kfz-Werkstatt
im Bildungszentrum.
Außerdem blieb genügend Zeit, die Autos
vor und nach der Erprobung ausführlich
zu erkunden. Auch ein Besuch der Werkstattbereiche
der Textil- und Materialentwicklung
stand für die Gymnasiastinnen
auf dem Programm.
Die weiteste Anreise zum Girls‘ Day
hatte in diesem Jahr die 13‐jährige Lara
Bußman aus Niedersachsen: 554 km aus
Hilter am Teutoburger Wald. „Ich freue
mich, dass ich beim Girls‘ Day mal etwas
anderes, Praktisches ausprobieren durfte“,
sagte Lara. „Audi bietet ein spannendes,
technisches Umfeld, das wollte ich
auf jeden Fall vor Ort erleben. Dafür habe
ich die weite Anreise gerne in Kauf genommen.“
Audi unterstützt seit mehr als 40 Jahren
Programme, die Mädchen frühzeitig
für technische Berufe begeistern. Auch
mit der Teilnahme am jährlichen Girls‘ Day
möchte Audi den Anteil weiblicher Experten
und Fachkräfte an der Belegschaft
noch weiter erhöhen. www.audi.de
FOTO: AUDI
PERSONALIE
Olaf Wiertz ist neuer Geschäftsführer
FOTO: MEUSELWITZ GUSS
Seit Januar 2016 ist Olaf Wiertz
Geschäftsführer bei Meuselwitz Guss.
Er bringt über 28 Jahre Erfahrung in
der metallverarbeitenden Industrie mit.
> MEUSELWITZ GUSS : Seit Januar 2016 ist Olaf Wiertz an der Spitze der Meuselwitz
Guss Eisengießerei GmbH tätig. Das Unternehmen ist eine Tochter der
DIHAG Holding, Essen, einer der größten unabhängigen Gießereigruppen Westeuropas.
Er folgt damit auf Herbert Werner, der nach 45 Jahren im Unternehmen in
den Ruhestand verabschiedet wurde. Der gelernte Industriekaufmann bringt über
28 Jahre Erfahrung in der metallverarbeitenden Industrie mit und arbeitete vor allem
in der Guss- und Schmiedebranche. Wichtigstes Ziel in der neuen Position ist
die Marktanteilserweiterung in strategischen Geschäftsfeldern.
Neben seiner neuen Aufgabe als Geschäftsführer, verantwortet Wiertz ab sofort
auch den Vertrieb. Vor seiner Tätigkeit bei Meuselwitz Guss arbeitete er in leitenden
Positionen bei der GMH Gruppe, voestalpine und thyssenkrupp. „In den
nächsten Jahren wollen wir qualitativ und quantitativ wachsen und so sicherstellen,
dass die Weiterentwicklung von Meuselwitz Guss nachhaltig fortgeführt wird.
Dazu erhöhen wir die Wertschöpfung und unsere Spezialisierung und setzen verstärkt
auf Forschung und Entwicklung“, erklärt Wiertz die mittelfristige Strategie.
Zudem stehen die internationale Expansion und ereignisbezogene Investitionen
auf dem Plan für die nächsten Jahre. Das Unternehmen, das Gussteile bis zu 80 t
im Handform-, Groß- und Schwergussbereich fertigt, will so neue Marktanteile im
Maschinen- und Anlagenbau gewinnen.
Auch der demografische Wandel und die damit verbundenen Auswirkungen auf
den Arbeitsmarkt sind in den kommenden Jahren wesentliche Themen: „Für uns
wird es immer wichtiger, junges und qualifiziertes Personal langfristig an uns zu
binden. Als traditionelle Gießerei mit modernen Strukturen bieten wir Fach- und
Führungskräften einen sicheren und abwechslungsreichen Arbeitsplatz.“
www.meuselwitz-guss.de
14 GIESSEREI 103 06/2016
FOTO: VDWF
Technikum des Werkzeugbau-Instituts
Südwestfalen
(wi-swf) in Lüdenscheidt.
Mit bestätigtem
Präsidium zu neuen Zielen
> VDWF: Mehr als 120 Mitglieder und Partner folgten am
21. April der Einladung des Verbandes Deutscher Werkzeugund
Formenbauer (VDWF) nach Lüdenscheid zu seiner 23. Jahreshauptversammlung.
Bei den turnusmäßigen Wahlen für die
Präsidiumsposten wurden dieses Jahr Verbandspräsident Professor
Thomas Seul und Ausbildungsvorstand Markus Bay jeweils
einstimmig in ihren Ämtern bestätigt.
„Ich bin gerührt von dem mir entgegengebrachten Vertrauen“,
erklärte Seul nach seiner Wiederwahl. Zuvor hatte er in
einem mitreißenden Vortrag über die erreichten Ziele des Verbandes
– vor allem aber über die anstehenden Aufgaben – referiert.
„Wir schaffen herausragende Werte, nur fällt es uns als
Werkzeug- und Formenbau-Branche immer noch schwer, diese
Werte auch darzustellen. Das muss sich ändern“, so Seul. Um
die globale Technologieführerschaft der Branche zu behalten,
sei es zudem wichtig, effiziente Fertigungsabläufe nicht nur
theoretisch zu präsentieren, sondern auf dem „Hallenboden“
der vielen kleinen und mittelständischen Betriebe konkret umzusetzen.
„Wir sind nicht mehr nur Handwerker. Wir müssen
lernen, unsere Werkzeuge und Formen industriell herzustellen,
um weiterhin leistungs- und wettbewerbsfähig unsere Produkte
anbieten zu können.“ Für Thomas Seul ist es dabei allerdings
wichtig, zusammenzuarbeiten. „Man kann nicht alles alleine
machen. Muss man auch nicht!“, erklärte der Prorektor der
Hochschule Schmalkalden und verwies auf die vielen speziellen
Betätigungsfelder, die die VDWF-Mitglieder bei der Vorstellungsrunde
zu Beginn der Jahreshauptversammlung zusammentrugen:
„Es ist alles da! Wir könnten ohne weiteres gemeinsam ein Auto
herstellen. Wir sind fasziniert von Technik und können diese
auch einsetzen, wir sind sichtbar und präsent. Die Verbandsmitglieder
mit ihrem Know-how stehen für die Leistungsfähigkeit
der Branche.“
Unterstützung erhielt Seul hier auch von Markus Bay, dem
wiedergewählten Ausbildungsvorstand: „Bildung – egal ob Ausoder
Weiterbildung – ist die Basis zukünftigen Erfolgs. Nur mit
Qualifikation kommen wir weiter“, erklärt der Geschäftsführer
der Formenbau Rapp GmbH aus Löchgau, für den klar ist: „Maschinen
kann man kaufen, Software kann man kaufen. Die richtige
Bedienung muss man können!“
www.vdwf.de
AKTUELLES
Erweiterung des Maschinenparks im Bereich Druckguss
> GIESSEREI-INSTITUT DER RWTH
AACHEN: Um im Bereich der Druckgussforschung
auch langfristig am Puls der
Zeit bleiben zu können, wurde im Jahr
2013 bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft
(DFG) ein Großgeräteantrag
für eine neue Druckgießmaschine zur Herstellung
von Hybridbauteilen und zur Verarbeitung
neuer Materialien gestellt und
im folgenden Jahr bewilligt. Ende des vergangenen
Jahres war es dann soweit und
der erste Schritt zu neuen Forschungshorizonten
konnte mit dem Einbringen der
Druckgießmaschine der Firma Frech,
Schorndorf, (DAK450-40 Vacural) im Gesamtwert
von 1,3 Mio. Euro beginnen.
Mit ihren umfangreichen Zusatzaggregaten,
darunter ein Spritzgießaggregat
der Firma Arburg, sowie drei Schmelzund
Warmhalteöfen stellt die Anlage eine
deutliche Modernisierung des Anlagenparks
und eine Erweiterung für das Werkstoffportfolio
dar. Neben Aluminium und
Magnesium können nun auch Kunststoffe
aus der Gruppe der Thermo- und Duroplaste
verarbeitet werden, wie etwa im
Exzellenz-Cluster-Teilprojekt „Herstellung
Aufbau der neuen Druckgießmaschine DAK450-40 Vacural der Firma Frech in der Gießhalle.
von Aluminium-Kunststoff-Hybriden für
konsequenten Leichtbau“. Mit dem Vacural-Verfahren
verfügt das Gießerei-Institut
darüber hinaus ab der für die erste Jahreshälfte
geplanten Inbetriebnahme über
eines der leistungsstärksten Vakuum-Systeme
am Markt.
www.gi.rwth-aachen.de
GRAFIK: RWTH AACHEN
Dosieröfen-Upgrade bei Ford
> STRIKOWESTOFEN GROUP: Aus alt
mach neuwertig: Um Produktivität, Verfügbarkeit
und Energieverbrauch den
neuesten Standards anzupassen, modernisierten
die Ford-Werke in Köln kürzlich
weitere Produktionsanlagen. Überzeugt
von der Qualität bestehender Anlagen
und der erfolgreichen Modernisierung in
den Vorjahren entschied sich Ford für den
Ofenherstellers StrikoWestofen aus Gummersbach.
Das maßgeschneiderte Projekt
diente der Verbesserung von Dosiergenauigkeit,
Energieverbrauch und Anlagenverfügbarkeit.
„Dank des raschen
Ablaufs hatten wir praktisch keine Ausfallzeit
in der Produktion“, freut sich
Klaus Herweg, Instandhaltungsmeister
beim Ford-Druckgusswerk in Köln. Der
Ersatz der alten Westronics-Steuerung
durch die neue ProDos 3 war dabei der
erste Schritt in Richtung Produktivitätssteigerung:
Mittels kontinuierlicher Analyse
der Prozessabläufe passt die intelligente
ProDos 3 den Dosierablauf des
Westomat exakt dem jeweiligen Produktionszyklus
an. So erhöht sie die Dosiergenauigkeit
um bis zu 35 % und trägt damit
maßgeblich zur Verringerung von
Ausschussteilen bei – und ist dabei auch
Optisch und finanziell
ein Gewinn: Modernisierungen
auch älterer Dosieröfen
Westomat machen
sich schnell
bezahlt, wie hier
beim Automobilhersteller
Ford in Köln.
noch leichter zu bedienen. „Über die letzten
drei Jahre haben wir bereits sieben
unserer Dosieröfen umrüsten lassen“,
erklärt Herweg. „Zudem haben wir im Zuge
der Generalüberholung einer Druckgießmaschine
noch eine zusätzliche Neuanlage
installiert.“
Bei Ford entschied man sich für die
Neuzustellung direkt im Lieferwerk von
StrikoWestofen. Die Anlieferung mit vollständig
getrockneter neuer Feuerfestauskleidung
gewährleistet eine schnelle Inbetriebnahme
des Dosierofens und macht
Spülchargen bei der Inbetriebnahme
überflüssig. Für einen Ofen wählte der
Kunde die Lieferung eines kompletten Ersatzofenkörpers,
der eine besonders
schnelle Wiederinbetriebnahme ermöglichte.
Ist die Feuerfestneuzustellung abgeschlossen,
erreichen selbst die Oldies
unter den Westomat-Öfen spielend die
Leistung der Youngster: Mit modernen
Isoliermaterialien können sie beim Energieverbrauch
mit vergleichbaren Neuanlagen
mithalten.
www.strikowestofen.com
FOTO: STRIKOWESTOFEN
16 GIESSEREI 103 06/2016
Generationenwechsel bei Präzisionsgießer
> NRU: Die NRU GmbH aus Neukirchen
nahe Chemnitz hat einen neuen Geschäftsführer.
Der bisherige langjährige
Geschäftsführer Dr. Jürgen Jahn ist am
1. Mai in den Ruhestand gegangen. Auf
ihn folgte Dr.-Ing. Tobias Schubert als
neuer Geschäftsführer. NRU setzt auf die
Kombination von klassischer Feingussund
moderner Rapid-Prototyping-Fertigung.
Das Ergebnis sind Präzisionsgussteile
in großer Werkstoffvielfalt.
Die gute Entwicklung des Unternehmens
machte eine Standorterweiterung
und Modernisierung erforderlich. 2006
konnte ein neues größeres Fertigungsgebäude
bezogen werden. Dadurch wurde
die NRU GmbH in die Lage versetzt, durch
Ein Industrieroboter
taucht eine Wachstraube
in der Präzisionsgießerei
NRU
in ein Schlickerfass.
Anschaffung neuer Maschinen die Produktionskapazität
deutlich zu erweitern,
aber auch die Arbeitsbedingungen spürbar
zu verbessern. 2011 konnte ein Erweiterungsbau
fertig gestellt werden.
www.nru-gmbh.de
FOTO: MIRKO HERTEL
Mehrheitsbeteiligung an Schmidt Maschinenbau
> MAT FOUNDRY GROUP EUROPE:
Mit dem Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung
an der Schmidt Maschinenbau
GmbH mit Sitz in Westhausen, erweitert
die britische Konzerngruppe MAT Foundry
Group Europe Ltd. mit Sitz in Poole,
Großbritannien, ihr Investitionsvolumen
auf dem europäischen Automobilmarkt.
Die Schmidt Maschinenbau GmbH ist
Hersteller und Entwickler komplexer Komponenten
und Maschinenbauteile für international
führende Automobilhersteller.
Die Mehrheitsbeteiligung der MAT umfasst
die im württembergischen Westhausen
und im brandenburgischen Eberswalde
liegenden Werke sowie das in Aufbau befindliche
Produktionswerk im Technology
Park in Auburn, Alabama. Herbert Schmidt,
der die Schmidt Maschinenbau GmbH im
Jahre 1985 mitgründete, wird weiterhin in
der Geschäftsführung tätig sein. Seitens
der MAT Foundry Group Europe Ltd. übernimmt
Lars Steinheider die Geschäftsführung.
Neben seiner neuen Position als Geschäftsführer
der Schmidt Maschinenbau
GmbH obliegt Steinheider auch die Geschäftsführung
der Business Unit ‚Automotive
Ductile Iron‘ der MAT Foundry
Group Europe Ltd. Die MAT Foundry Group
betreibt in Deutschland in Neunkirchen
und Ueckermünde Gießereistandorte.
Der Erwerb dieser Beteiligung durchläuft
derzeit noch die fusionskontrollrechtlichen
Freigaben der zuständigen
Kartellbehörden. Der Umsatz der MAT
Foundry Group Europe Ltd. wird sich nach
Erwerb der Mehrheitsbeteiligung auf etwa
440 Mio. Euro jährlich belaufen.
www.mateurope.com
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AKTUELLES
PERSONALIE
Stefan Mettler wird COO
FOTO: BDG/SOSCHINSKI
Stefan Mettler, langjähriger Managing
Director bei Siempelkamp und ehemaliger
Präsident des Vereins Deutscher
Giessereifachleute (VDG) ist neuer
COO bei der DIHAG-Holding.
> DIHAG HOLDING : Stefan Mettler wird neuer Geschäftsführer Technik und Business
Development (COO) der DIHAG Holding GmbH, Essen. Gemeinsam mit den
beiden amtierenden Geschäftsführern Dr. Heiko Brauckhoff (CSO) und Carsten
Kloes (CFO) verantwortet er zukünftig die Geschäfte der größten unabhängigen
Gießereigruppe Westeuropas. Stefan Mettler übernimmt das Ressort Technik von
Matthias Pampus-Meder, dem bisherigen Vorsitzenden der Geschäftsführung, der
Ende April 2016 aus dem Unternehmen ausgeschieden ist.
Dr. Heiko Brauckhoff (CSO) ist weiterhin für den Vertrieb der DIHAG zuständig,
während Carsten Kloes (CFO) die kaufmännische Leitung und den Finanzbereich
verantwortet. Stefan Mettler bringt für seine neue Position als COO rund vierzig
Jahre Erfahrung in der Gießereibranche im In- und Ausland mit. Der gelernte Werkstoffprüfer
und Gießerei-Ingenieur ist seit 2013 als Technischer Direktor für die
DIHAG Holding tätig. Zuvor war er acht Jahre lang Managing Director der Siempelkamp
Gießerei und arbeitete als Vertriebsleiter und in der technischen Beratung.
„Mit Stefan Mettler haben wir einen exzellenten Kenner der Gießereibranche für
den Posten gewinnen können. Gemeinsam werden wir unsere starke Position als
größte Gießereigruppe in Westeuropa weiter ausbauen“, betont Dr. Heiko Brauckhoff,
CSO der DIHAG Holding. „Auch in Zukunft setzen wir in der Unternehmensgruppe
auf die Stärken unserer mittelständischen Gießereien. Dazu zählen Investitionskraft,
fundiertes technisches Know-how und Flexibilität. Durch die enge Zusammenarbeit
zwischen den Gießereien und die Kooperation mit Partnern sowie
weitere strategische Akquisitionen werden wir unsere Wachstumsziele erreichen“,
erklärt Dr. Brauckhoff weiter. Die DIHAG Holding zeichnet sich durch eine starke
Diversifizierung aus. So bietet die Unternehmensgruppe ihren Kunden ein breites
Spektrum an technisch anspruchsvollen und einbaufertigen Gussteilen – von weniger
als 1 kg bis zu 160 t als Einzelstücke.
http://dihag.com
Studentisches Treffen und NRW-Exkursion
> HOCHSCHULEN: Vom 18. bis 22.
April 2016 sind Studenten metallurgischer
Studiengänge der Universität Duisburg-Essen,
der RWTH Aachen und der
TU Bergakademie Freiberg zu einem studentischen
Treffen zusammengekommen.
Ausgangspunkt war eine MAGMA 5 -
Sandgussschulung in Aachen, an der Studenten
der drei Hochschulen teilnahmen.
An drei Tagen beschäftigten sich diese
tiefergehend mit der Simulationssoftware
und legten damit die Basis für Auswertungen
und Anwendungen bei späteren
Arbeitgebern.
Durch Kontakte, die wenige Tage zuvor
beim Deutschen Gießereitag 2016 in
Magdeburg geknüpft wurden, trafen sich
die Teilnehmer zudem mit den Aachener
Studenten im Haus der AGIFA (Aachener
Gießer Familie e. V.). In geselliger Runde
konnten Forschungsschwerpunkte, Studienmöglichkeiten
und Erfahrungen diskutiert
und ausgetauscht werden.
Nach der Schulung und dem Treffen
folgte eine NRW-Exkursion. Besucht wurden
die Firmen DK Recycling und Arcelor-
Studenten der Universität
Duisburg-
Essen, der RWTH
Aachen und der TU
Bergakademie Freiberg
zu Gast bei DK
Recycling in Duisburg.
Mittal in Duisburg sowie die Edelstahlwerke
Schmees in Langenfeld und M.
Busch in Bestwig. So konnten sich die
Studenten neben den gesammelten Erfahrungen
auch einen Eindruck der Unternehmen
und potenzieller Arbeitgeber
machen.
Nach interessanten und lehrreichen
Tagen nutzten weitere Studenten aus
Duisburg die Zeit zum Wissenstransfer
mit den Freiberger Gießereistudenten. Bei
einer Führung durch den Landschaftspark
Duisburg-Nord, einem ehemaligen Gelände
der Thyssen Gruppe mit stillgelegtem,
begehbarem Hüttenwerk sowie dem Naherholungsgebiet
Sechs-Seen-Platte waren
die besichtigten Unternehmen das Hauptgesprächsthema.
FOTO: FELIX TÖBERICH
18 GIESSEREI 103 06/2016
Übernahme der Gießerei
Inoxyda
> LBI FOUNDRIES: Mit der Übernahme der Gießerei Inoxyda
in Petit-Quevilly bei Rouen, Frankreich, erweitert die französische
LBI-Gruppe, Amnéville, Frankreich, ihre Produktpalette und
Geschäftstätigkeit im Bereich Sandguss. In Deutschland ist die
Unternehmensgruppe mit der LBI Guss GmbH in Hattingen –
einem Vertriebsbüro mit langjähriger Erfahrung – vertreten.
Mit der Übernahme vereint die LBI Foundries-Gruppe drei
Gießereiunternehmen und eine deutschen Vertriebsfiliale: LBI
(Schleuderguss), SRI (Sandguss), Inoxyda (Sandguss) sowie die
deutsche Tochter LBI Guss GmbH. Die Gruppe erwirtschaftete
2015 mit 350 Mitarbeitern einen Umsatz von 50 Mio. Euro,
davon 12 Mio. Euro Umsatz in Deutschland, was einem Umsatzanteil
von ca. 35 % entspricht.
Die Gießerei Inoxyda beschäftigt 50 Mitarbeiter und erwirtschaftet
einen Jahresumsatz von etwa 8 Mio. Euro. Inoxyda kann
Gussteile bis 15 t am Firmensitz in Petit-Quevilly und bis 50 t
bei der Tochter in Nantes gießen (Gießerei FAI).
Dank der Erweiterung der LBI-Gruppe beim Sandgießen von
Kupferlegierungen mit Schwerpunkt auf Kupferaluminiumlegierungen
konnte das Unternehmen seine Spitzenposition auf dem
französischen Markt festigen und seine starke Präsenz auf dem
europäischen Markt behaupten.
Mit den Synergieeffekten dieser Akquisition bietet LBI Foundries
ab sofort ein verbessertes und erweitertes Produktspektrum
an und erwartet darüber hinaus Synergien im Hinblick auf
sein Know-how und seine Wettbewerbsfähigkeit in den Marktbereichen
für Armaturen, Pumpen, Wärmetauscher, Turbinen
und im Schiffbau.
www.lbi-guss.de
Die lothringische Firma
Les Bronzes d’Industrie
(LBI) wurde 1919 gegründet.
Ursprünglich
auf die Herstellung von
Zahnradkränzen spezialisiert,
hat sich das Unternehmen
inzwischen
auf Gießerei und hier
besonders auf das
Bronze- und Aluminiumsandgießen
spezialisiert.
Genauer hinschauen
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FOTO: LBI
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AKTUELLES
Drei Fragen an...
Sebastian Höhn, Leiter Personalentwicklung bei Fritz Winter. Mit
der GIESSEREI sprach er über den Bedarf an Fach- und Führungskräften
in der Eisengießerei und die breite Palette an Strategien,
die das Familienunternehmen bei der Nachwuchswerbung einsetzt.
FOTO: BUDERUS GUSS
Herr Höhn, Sie haben 3700 Mitarbeiter
an drei Standorten, eine große Zahl für
eine Eisengießerei. Wieviel Auszubildende
stellen Sie jährlich ein ?
Wir stellen pro Jahr rund 50 neue Auszubildende
aus 15 Ausbildungsberufen ein,
unter anderem Gießereimechaniker und
Technische Modellbauer.
Wie hoch ist Ihr Bedarf an studierten
Berufseinsteigern?
Wir brauchen etwa 1-2 junge Ingenieure
aus den Bereichen Metallurgie, Werkstoffe
oder Gießereitechnik im Jahr. Dafür arbeiten
wir u. a. mit den auf Eisenguss spezialisierten
Hochschulen Duisburg-Essen,
der TH Bergakademie Freiberg, der HS
Kassel und der TH Clausthal zusammen.
Die Region Stadtallendorf zwischen
Marburg, Gießen und Kassel ist keine
Metallerhochburg. Wie schaffen Sie es,
jedes Jahr genug Neueinsteiger für Fritz
Winter zu begeistern? Schließlich ist
das Unternehmen der größte Ausbildungsbetrieb
der Region.
Hier in der Region sind alle anderen Ausbildungsbetriebe
unsere Konkurrenten bei
der Nachwuchswerbung, denn die Azubis
wählen zwischen den Branchen und da
kommt hier beispielsweise auch die
Pharmabranche in Frage. Wir beobachten,
dass die Jugendlichen immer länger in die
Schule gehen und dadurch immer später
mit der Ausbildung beginnen. Mit unserem
Team von acht Ausbildern und 20 Beschäftigten
im Personalbereich schaffen wir es
gerade, genug junge Leute für die Ausbildung
bei uns zu finden. Damit uns das gelingt,
stehen auf unserem Aktionskalender
an die hundert Termine: Wir laden Kindergärten
in unsere Ausbildungswerkstatt ein,
gehen mit unseren Auszubildenden in die
Schulen und präsentieren dort unser Unternehmen.
Außerdem nehmen wir an
Girls‘ Days, Industrie tagen, Messen und
vielen anderen Aktivitäten teil. Mit acht
Kooperationsschulen in der Region pflegen
wir besonders enge Kontakte. Interessierte
Schüler laden wir dann zu Schülerabenden
in Stadtallendorf ein. Um Vertrauen
zu uns und der Branche aufzubauen, laden
wir auch die Eltern möglicher Auszubildender
ein und stellen unser Angebot vor.
www.fritzwinter.de
Bereit für die Zukunft
> BOSCH LOLLAR: Der Bosch-Standort
Lollar ist dank seiner breiten Aufstellung
bereit für die Zukunft. Bis 2018 investiert
Bosch rund 40 Mio. Euro in die Gießerei
Lollar. Mit den Investitionen und der geplanten
Volumensteigerung in der Gießerei
leistet Bosch einen wesentlichen Beitrag,
um den Standort zukunftssicher aufzustellen.
Ziel ist es, die Prozesse in der
Gießerei zu optimieren und das Produktportfolio
zu erweitern. Ein wesentlicher
Teil der Investitionen wird durch den Kooperationspartner
Buderus Guss GmbH
in Breidenbach getragen. Dabei geht es
insbesondere um die Kompetenzerweiterung
zur Bremsscheibenherstellung in
Lollar. Die ersten Investitionsprojekte wurden
bereits 2015 gestartet. In diesem Jahr
werden zwei neue Tiegelöfen, die Erweiterung
einer Formanlage und eine verkettete
Durchlaufstrahlanlage in Betrieb gehen.
Ab 2017 werden dann die ersten
Fertigungseinrichtungen in den Bereichen
Formerei, Sandaufbereitung, Kernfertigung
und Nachbearbeitung ihre Produktion
aufnehmen und Pkw-Bremsscheiben
mit besonders großen Durchmessern herstellen.
Seit Juni 2015 wird die Gießerei
am Standort Lollar als eigenständige
Eine Schmelzpfanne
wird bei Bosch in
Lollar mit flüssigem
Eisen gefüllt: Künftig
werden hier
auch Bremsscheiben
gegossen.
Rechtseinheit unter dem Namen Robert
Bosch Lollar Guss GmbH geführt. Zu den
etablierten Arbeitsgebieten in Lollar zählt
die Herstellung hocheffizienter bodenstehender
Heizkessel, wie zum Beispiel der
innovative Öl-Brennwertkessel Buderus
Logano plus GB145. Die Öl-Brennwerttechnik
ist 2015 im deutschen Markt um
30 % gewachsen, mehr als 5 Mio. veraltete
Ölheizungen sind allein in Deutschland
noch auszutauschen. Für Lollar ist der Logano
plus GB145 eine langfristige Investition
in den Standort und ein wichtiges
Standbein der Produktion. Weitere wesentliche
Produkte sind qualitativ hochwertige,
bodenstehende Gas-Brennwertkessel
mit optionaler Internet-Schnittstelle
für den klassischen Einsatz im 1-2
Familienhaus, wie z. B. der Buderus Logano
plus GB212, und leistungsstärkere Kessel
für den zentralen Einsatz in Mehrfamilienhäusern,
Büro- und Fabrikgebäuden
wie z. B. der Buderus Logano plus GB312.
Bodenstehende Kessel mit modernen
Glasfronten und besonders bedien- und
servicefreundlichen Ausstattungsmerkmalen
stehen kurz vor dem Produktionsstart.
www.bosch-thermotechnik.de
FOTO: BOSCH THERMOTECHNIK
20 GIESSEREI 103 06/2016
Weltweit größtes
3-D-Drucksystem
nimmt Betrieb auf
> VOXELJET: Voxeljet, Friedberg, forciert den Wachstumsmarkt
USA und nimmt das größte 3-D-Drucksystem in Michigan
in Betrieb. Mit dem 3-D-Drucker VX4000 unterstreicht
einer der führenden Anbieter von großformatigen 3-D-Druckern
und On-Demand-Teile-Dienstleistungen seine wichtige
Position auf dem US-Markt. Als Direktabnehmer profitiert
vor allem die amerikanische Gießerei-Industrie davon. Mit
3-D-Druckern lassen sich zum Beispiel große Lauf- und Turbinenräder
am Stück herstellen. Und das in der Regel in
kürzerer Zeit und kostengünstiger als mit traditionellen Verfahren.
Weltweit verfügt kein anderes 3-D-Drucksystem für Sandformen
über ein größeres, zusammenhängendes Bauvolumen.
Der Bauraum entspricht mit 4000 x 2000 x 1000 mm
(L x B x H) ungefähr Golfgröße. „Der Markt für Gussteile in
den USA war schon immer auf Größe ausgerichtet. Wir stellen
mit der VX4000 aber nicht nur die größten Sandformen
der Welt her, wir können diese auch mit kleineren Formbauteilen
kombinieren. Die sich daraus ergebende Flexibilität
sorgt für schnelle Lieferzeiten und eine kosteneffiziente Produktion“,
so David Tait, Managing Director von voxeljet America,
über die erweiterten Kapazitäten des voxeljet Maschinenparks
in den USA und den dortigen Dienstleistungsumfang.
Trenn- und Schmierstoffe für den Druckguss
Wir forschen
für Ihren Erfolg.
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Aktuelle Themen
Minimalmengensprühen
Strukturteilguss
In Druckgießereien sind Trennund
Schmierstoffe unverzichtbar.
FOTO: VOXELJET
Die VX4000, das größte industrielle 3D-
Drucksystem für Sandformen, nimmt den
Betrieb in den USA auf.
Die VX4000 ist sehr schnell und dabei noch einfach zu
bedienen. Der riesige 3-D-Drucker erlaubt neben der kostengünstigen
Produktion von sehr großen Einzelformen auch
die Herstellung von Kleinserienbauteilen oder die Kombination
aus beidem. Darüber hinaus werden stabile Seitenwände
mitgedruckt, d. h. die Größe des Baufeldes kann flexibel
angepasst werden. Bei keinem vergleichbaren System lässt
sich derart die Baugeschwindigkeit an das Bauvolumen anpassen.
www.voxeljet.de
Ganz besonders bei der Produktion hochqualitativer
Gussteile fällt ihnen eine
Schlüsselrolle zu. Mit der einwandfreien
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FOTO: EDAG
Google und Amazon als
zukünftige Autozulieferer?
Die Fahrzeugskulptur Genesis zeigt, welches
Potenzial in der additiven Fertigung
steckt.
Die additive Fertigung könnte die klassische automobile Wertschöpfungskette auf den
Kopf stellen – weniger bei den klassischen OEMs, die die Vorteile der additiven Fertigung
bei der Herstellung von Ersatzteilen und als Hilfsmittel bei der Entwicklung neuer
Fahrzeuge nutzen, als bei Start-ups mit additiver Fertigung als Basis.
VON BARBARA STUMPP, FREIBURG
Bei BMW entstehen gegenwärtig ca. 100 000 Bauteile pro
Jahr mit 3-D-Druck. Für die BMW i-Fahrzeuge z. B. konnten
– mangels Vorgängerfahrzeuge – keine Komponenten
übernommen werden und so fertigte man die ersten Prototypenfahrzeuge
zu einem großen Teil additiv. Auch zur Herstellung
von Ersatzteilen älterer Modelle lohnt sich der 3-D-Druck, aber
für Großserien ist die konventionelle Fertigung kostengünstiger
und schneller. BMW testet nun die neue Variante CLIP (Continuous
Liquid Interface Production). Im Vergleich zum konventionellen,
schichtweisen Drucken ist das Verfahren 25 bis
100 Mal schneller. Darüber hinaus entstehen hier Objekte ohne
sichtbare Schichten.
Der Vorteil, keine teuren Werkzeuge zu brauchen, sticht vor
allem bei der Entwicklung von Concept Cars. So nutzte Peugeot
für seinen Fractal den 3-D-Druck, um Komponenten für den
Innenraum zu fertigen, die durch ihre spezielle Oberfläche die
Akustik im Fahrzeug verbessern.
Der Audi-Werkzeugbau prüft gerade die Technologie des
metallischen 3-D-Drucks. Zunächst geht es um kleine Segmente
mit einer Größe von DIN A4 bis DIN A3. Dies sind z. B. Angussverteiler
für das Druckgießen und Segmente von Warmumform-Werkzeugen.
Primär stehen Funktionserweiterungen im
22 GIESSEREI 103 06/2016
ESSAY
FOTOS: LOCAL MOTORS
Bild 1: Ein Strati
entsteht in einem
3-D-Drucker mit
3-Achs-Führung –
mit notwendigerweise
nachzubehandelnden
Außenflächen.
Bild 2: Der SWIM-Prototyp
des zukünftigen
3-D-gedruckten Serienfahrzeugs
LM3D.
Fokus, mit denen sich bestimmte Prozesse optimieren lassen.
So z. B. der Einsatz von Sandprint- statt Styroporformen, wodurch
sich der Aufwand bei der Bearbeitung auf der Fräsmaschine
reduzieren lässt. Ob das additive Fertigen von Karosserien
für Audi technisch überhaupt machbar ist, werden die Entwicklungsfortschritte
der nächsten Jahre zeigen.
Den Gegenbeweis, ob Autos mehr oder minder ganz 3-Ddruckbar
sind, zu liefern, darin versuchen sich fast ausschließlich
Start-ups. Zwei Grundkonzepte scheinen sich hier zu etablieren:
die selbsttragende Karosserie und der Spaceframe.
Lonnie Love, Gruppenleiter Automation, Robotics, and Manufacturing,
am Oak Ridge National Laboratory (ORNL) und sein
Team druckten die1960er-Stilikone Shelby Cobra mit selbsttragender
Karosserie mittels BAAM (Big Area Additive Manufacturing).
Hierbei werden Kunststoffpellets erwärmt und durch
eine Düse extrudiert. Entsprechend rau sind die Teile danach,
sprich ohne Nachbearbeitung geht es hier nicht. Aber vom Konzept
bis zum fertigen Shelby brauchte man nur sechs Wochen.
Eines der ersten für den 3-D-Druck konzipierten Autos war
der Strati. Dahinter stehen Local Motors, Sabic, ORNL und Cincinnati
(Mitentwickler des BAAM). Sabic hat zusammen mit
ORNL dafür gesorgt, dass Material und Drucker zueinander passen.
Im Gegensatz zum Shelby Cobra hat der Strati eine monolithische
Karosserie von 635 kg Gewicht und brauchte ca.
GIESSEREI 103 06/2016 23
ESSAY
a
FOTOS: DM
b
Bild 3:
a) BLADE mit
b) 3-D-gedrucktem
Knoten.
40 h zum Druck. Bis jetzt benutzte man die große Version eines
kommerziellen 3-D-Druckers mit einer 3-Achs-Führung (Bild 1).
Der Einsatz eines Roboters würde hier weitere Möglichkeiten
eröffnen.
Das Nachfolgemodell ist der LM3D Swim. Der SWIM brauchte
gerade mal zwei Monate vom Design zum Prototypen (Bild 2).
Im Rahmen der LM3D-Serie sollen in der neuen Local Motors
Microfactory, die gerade in Knoxville, Tennessee, USA, entsteht,
weitere Automodelle im 3-D-Druck gebaut werden. „Natürlich
ist eine Anpassung an Kundenwünsche möglich, aber aus Sicherheitsgründen
wird der Unterbau in der ganzen Serie gleich
sein“, so Florian Feise, Brand-Manager bei Local Motors.
Mit der 3-D-gedruckten Fahrzeugskulptur Genesis (s. Bild
S. 22) zeigte EDAG, welches Potential in der generativen Fertigung
ruht. Genesis basiert auf bionischen Mustern einer Schildkröte
mit ihrem Panzer. Die 3-D-gedruckte Schale besitzt feine,
innenliegende Knochenstrukturen, die Festigkeit und Stabilität
geben, und kann nicht konventionell hergestellt werden.
Im Gegensatz zu diesen Monocoque-Strukturen sind die Basis
des BLADEs von Kevin Czinger (Bild 3a), CEO von Divergent
Microfactories (DM), so genannte „Nodes“ bzw. Knoten aus
Aluminium, 3-D-gedruckt mit Carbonfaser-Röhren dazwischen
(Bild 3b). Damit lässt sich ein sehr festes, leichtes Chassis in
gut 20 min ohne Spezialwerkzeuge montieren. Das Chassis
besteht aus ca. 70 solcher Aluknoten. Zum genauen Profil der
Nodes ließ Kevin Czinger nur verlauten, dass sie nicht gießbar
sind. Gebaut werden kann mit diesem Baukastensystem alles,
von einem 2-Sitzer-Sportwagen bis zu einem Pickup. Der
BLADE wiegt ca. 635 kg. Da seine Karosserie nicht tragend ist,
kann sie theoretisch sogar aus Lycra gefertigt werden.
Ziel von DM ist eine weltweite Lizenzvergabe an Teams, die
dann ihre eigene Mikrofabrik aufbauen. Eine solche sollte bis zu
10 000 Autos pro Jahr bauen können. Kevin Czinger schätzt, dass
eine Mikrofabrik Startup-Kosten von weniger als 20 Mio. Dollar
hätte.
Das Concept Car Light Cocoon von EDAG hat eine bionisch
optimierte Spaceframestruktur, kombiniert mit einer wettersicheren
äußeren Textilhaut von Jack Wolfskin (Bild 4a). „Die
ungewöhnliche Kombination von Skelettstruktur und Stoff ermöglichte
zudem die Integration eines neuartigen Beleuchtungskonzepts.
Ein LED-Hinterleuchtungssystem macht nicht nur die
Struktur des Cocoon sichtbar. Der Kunde kann das Aussehen
seines Fahrzeugs jederzeit durch Wahl seiner Wunschfarbe ändern“,
so Johannes Barckmann, Designchef bei EDAG.
Die Kombination generativ hergestellter, multifunktionaler
Karosserieknoten mit konventionell gefertigten Profilen aus
hochfesten Stählen erlaubt, verschiedene Fahrzeugvarianten
ohne zusätzliche Werkzeug-, Betriebsmittel und Anlaufkosten
in einer hochflexiblen Produktionszelle „on demand“ zu fertigen.
Die Spaceframe-Knoten (Bild 4b) können durch unterschiedliche
Wanddicken und bionische Geometrien den vorgegebenen Laststufen
angepasst und werkzeuglos gefertigt werden.
Zu dem Light Cocoon gehört noch ein ultraleichtes, multifunktionales
Gehäuse eines On-Board-Ladegeräts für Elektrofahrzeuge,
hergestellt im 3-D-Druck, das gerade einmal 900 g
wiegt – das konventionell gegossene wiegt 1900 g. Ebenfalls
24 GIESSEREI 103 06/2016
a
FOTOS: EDAG
b
c
Bild 4:
a) Das Concept Car
Light Cocoon,
b) generativ hergestellter,
multifunktionaler
Karosserieknoten,
c) 3-D-gedruckter
Scheinwerfer.
„Die Zunahme der Geschwindigkeit in den generativen Fertigungsverfahren,
lassen langfristig eine enorme Produktivitätssteigerung erwarten“.
dazu gehört ein 3-D-gedruckter Scheinwerfer, der mittels bionischer
Kühlstrukturen den Wirkungsgrad der verwendeten LEDs
erhöht und gleichzeitig Gewicht und Werkzeuginvestitionen reduziert
(Bild 4c).
„Die Zunahme der Geschwindigkeit in den generativen Fertigungsverfahren,
die Vergrößerung der Bauvolumen und die
entsprechende Automatisierungstechnik lassen langfristig eine
Produktivitätssteigerung um das bis zu 100-fache erwarten“,
ist sich Christian Kleinhans, Partner bei Berylls Strategy Advisors,
sicher. Als großen Vorteil zeigt seine Studie die Möglichkeit,
Werkstoffe in hybriden Strukturen mit Blech, Guss, Faserverbund
etc. zu kombinieren.
Weiter können Werkzeuge und Vorrichtungen um bis zu 80 %
schneller gefertigt werden. „Werkzeugänderungen sind vor und
nach SoP (Start-of-Production) äußerst effizient umsetzbar. Die
Produktion kleinerer Losgrößen wird wirtschaftlicher und schnellere
Reaktionen auf Marktschwankungen sind möglich“, so
Christian Kleinhans. Dazu entfallen Fügeschritte, Funktionsbaugruppen
werden direkt generiert und wenn nötig mit verstärkenden
Elementen bestückt. Das braucht weniger Produktionsund
Logistikflächen. Die Fertigung ist flexibler, wobei Umbauund
Rüstzeiten sinken oder ganz entfallen.
„Dazu kommt die Möglichkeit, Komponenten vor Ort zu fertigen.
Dadurch entfallen Transport- und Logistikkosten, Lagerhaltung
und Vorlaufzeiten werden reduziert“, schätzt Christian
Kleinhans ein. So können theoretisch Service-Anbieter Druckaufträge
übernehmen.
Damit können auch neue Player wie Google oder Amazon in
die automobile Zulieferkette eintreten. Bei dem dazu nötigen
Online-Datenaustausch der 3-D-Datenmodelle aus dem
CAD (computer aided design) könnten dann allerdings dieselben
Probleme auftreten, die es bei Musik und Filmen schon
gibt.
Barbara Stumpp, freie Fachautorin, Freiburg
GIESSEREI 103 06/2016 25
UNTERNEHMEN & MÄRKTE
Ein ASK-Mitarbeiter prüft einen anorganischen
Kern auf Fehlstellen
Anorganische Kerne – ready to use!
Die ASK Chemicals CoreTech GmbH liefert anorganische Kernsätze mit bis zu zehn
Einzelteilen fertig konfektioniert direkt an die Gießstrecke von Leichtmetallgießereien.
Ein Service mit Zukunft, wie die gestiegenen Umsätze mit Kernen und der in den letzten
Jahren kontinuierlich gewachsene Maschinenpark im Moosburger Werk zeigen.
VON ROBERT PITEREK, DÜSSELDORF
FOTOS: BENJAMIN SCHULTHEIS, AGENTUR BILDSCHÖN.
Die anorganische Form- und Kerntechnik
ist in der Gießereibranche
seit über zehn Jahren in aller Munde.
Vorteile sind insbesondere eine im
Vergleich zur konventionellen aminhärtenden
Kerntechnologie umweltfreundlichere
Fertigung, eine schadstoffreduzierte
Arbeitsumgebung sowie die höhere
Qualität der mit anorganischen Formen
und Kernen hergestellten Gussteile. Während
die anorganische Serienfertigung
von Eisen- und Stahlgussteilen noch nicht
umgesetzt ist, erste erfolgreiche Versuchsreihen
beim Motorengießen aber
Ein Industrieroboter bei ASK Chemicals
CoreTech packt Kerne in eine bereitstehende
Verpackung. Die zwölf Roboter am
Standort übernehmen Montage-, Verpackungs-
und Kennzeichnungsaufgaben.
Palettentransport: Mit einem Palettenstapler
bringt dieser Mitarbeiter Kernpaletten
zum Versand.
88 GIESSEREI 103 06/2016
Anorganische Kernmacherei:
ASK Chemicals
CoreTech
betreibt die weltweit
größte externe
anorganische Kernfertigung.
Hier werden
Produkte mit
bis zu 1 Mio. Kernsätzen
pro Jahr gefertigt.
bereits durchgeführt wurden, ist das anorganische
Leichtmetallgießen schon
state-of-the-art. Um das Anwendungsgebiet
anorganischer Kerne auf das Eisenund
Stahlgießen zu erweitern, werden
Entwicklungspartnerschaften mit Automobilgießereien
geschlossen.
Pionier der Anorganik
Ein Meilenstein auf dem Weg zur anorganischen
Gussteilfertigung war die Umrüstung
der Produktion in der BMW-Leichtmetallgießerei
in Landshut vor rund zehn
Jahren. Dort werden heute alle Volumenbauteile
im Kokillengießverfahren mit anorganisch
gebundenen Sandkernen hergestellt,
was positive Auswirkungen auf
die Produktqualität mit sich brachte. An
der Einführung der Anorganik bei BMW
in Landshut war der Gießereichemikalienhersteller
ASK Chemicals mit seinem
anorganischen Bindemittel Inotec beteiligt.
Das Hildener Unternehmen ist Pionier
bei der anorganischen Form- und Kernherstellung
und entwickelt das Bindemittel
Inotec seit Jahren weiter. Wesentlicher
Unterschied zu konventionellen aminhärtenden
Bindersystemen ist das Aushärten.
Es erfolgt hauptsächlich durch Dehydration,
also dem Entzug von Wasser.
Das hat Auswirkungen auf den Prozess:
Der verwendete Sand muss beispielsweise
in einem engen Temperaturbereich zur
Mischanlage gelangen, zudem sind Kernkastenheizungen
und Heißluftspüleinrichtungen
notwendig. Hinzu kommt, dass
regenerierter anorganischer Form- und
Kernsand bislang nicht so häufig wiederverwertet
werden kann wie organischer.
Die Umrüstung in Leichtmetallgießereien
gilt daher als vergleichsweise anspruchsvoll
und investitionsintensiv.
Tanz der Roboter:
Ein Roboter bringt
die Kerne zu den
Bearbeitungspunkten
und holt sie wieder
ab, die anderen
beiden kennzeichnen
sie. Bis zum Abguss
können die
Kerne dadurch genauestens
zurückverfolgt
werden.
Externe Kernfertigung
Die ASK Chemicals GmbH in Hilden setzte
daher vor rund acht Jahren mit dem Aufbau
der Kernmacherei ASK Chemicals
CoreTech GmbH den Grundstein für eine
externe Kernfertigung, um Gießereien die
fortschrittlichen Kerne „ready to use“ für
die Produktion anzuliefern. Zwei Standorte
in Fuldabrück und Moosburg an der Isar
produzieren seither Kerne im Auftrag von
Gießereikunden. 60 Prozent des erzielten
Umsatzes entfallen dabei auf anorganische
Kerne. Beide Standorte sind nach ISO
9001 (Qualitätsmanage ment system) und
14001 (Umwelt manage ment system) zertifiziert.
Während das Unternehmen in
Fulda brück organisch gebundene Kerne
nach dem Cold Box- oder Shell Sand-Verfahren
produziert, erfolgt die anorganische
Kernfertigung in Moosburg.
Weltgrößte anorganische
Kernmacherei
Die 17 000-Einwohner-Stadt in Oberbayern
ist heute Standort der weltweit größten
externen Kernmacherei für anorganische
Kerne. Die hier angebotenen Dienste
eignen sich vor allem für zwei
Benutzergruppen: „Kunden können die
neue anorganische Technologie nutzen,
ohne in neue Maschinen und Technik zu
investieren. Hinzu kommen Kunden, die
erste Erfahrungen mit der Technologie
sammeln, bevor sie ihre eigene Kernmacherei
umstellen“, zählt Jörg Knechten,
Geschäftsführer von ASK Chemicals
CoreTech, auf. Die Leistungen der ASK
Chemicals CoreTech gehen auf Wunsch
der Kunden inzwischen über die reine
Kernfertigung hinaus: „ASK Chemicals
CoreTech übernimmt soweit gewünscht
das komplette Kernkonzept – vom Entwurf
des Kerns über die Auslegung des
Prototypen- und Serienwerkzeugs sowie
der dazugehörigen Prozesse bis hin zur
Serienkernfertigung“, umreißt Jörg Brotzki,
Mitglied der Geschäftsleitung der ASK
Chemicals Gruppe, die umfangreiche Tätigkeitspalette
am Standort. Dabei setzt
der Gießereizulieferer Kernschießsimulationen
in MAGMA, Arena-Flow oder
Flow 3D ein und arbeitet mit Modellbau-
GIESSEREI 103 06/2016 89
UNTERNEHMEN & MÄRKTE
sätzen pro Jahr. Ein Kernsatz kann aus bis
zu zehn verschiedenen Einzelkernen bestehen.
In Moosburg werden Kerngroßserien
für Kunden wie BMW und Handtmann
gefertigt. Hinzu kommen Prototypen für
weitere namhafte OEMs. Abnehmer hat
ASK Chemicals CoreTech nicht nur in
Deutschland: Die Kunden sitzen auch in
angrenzenden Ländern wie den Niederlanden,
der Schweiz, Österreich, Italien, Polen
und der Tschechischen Republik.
Umsatzanteil: 5 Prozent
und steigend!
Ein letzter prüfender
Blick, dann
schließt sich diese
Transporteinheit
mit Kernsätzen.
Ausgefeilte Logistik:
Anorganische Kerne
werden individuell
für jede spezifische
Gießstrecke konfektioniert
und per Lkw
ausgeliefert.
Der Ausblick für das Geschäft mit anorganischen
Kernen ist für die Hildener so vielversprechend,
dass sie die Kapazitäten
deutlich erweitern wollen. Bislang ist die
Kernfertigung im Vergleich zu anderen Geschäftsbereichen
mit fünf Prozent am Gesamtumsatz
noch gering. „Es ist aber ein
spannender Geschäftsbereich, weil wir
damit in der Lage sind, neue Ideen und
neue Produkte in den Markt zu bringen
und in der Wertschöpfungskette eine Stufe
nach oben zu kommen“, so Brotz ki, der
vor seiner leitenden Tätigkeit bei ASK Chemicals
Geschäftsführer der Eisengießerei
Monforts in Mönchengladbach war. Neben
dem Geschäft mit Kernen handelt sein Unternehmen
mit Rohstoffen, Bindern,
Schlichten und Additiven, die Gießereien
in ihren Prozessen einsetzen. Grund für
den geplanten Ausbau der anorganischen
Kernfertigung sind die aktuellen Trends der
Branche, wie etwa neue Motorenkonzepte,
hochaufgeladene Motoren, Downsizing
und Nachhaltigkeit, für die ASK Chemicals
aktuell neue anorganische Kernfertigungskonzepte
entwickelt.
ern zusammen, die über lange Erfahrung
beim Bau von Kernkästen für die Anorganik
verfügen.
Kernfertigung für Großserien
In der Werkshalle des Kernherstellers
herrscht reges Treiben. Neben den Mitarbeitern,
die Kerne auf ihre Qualität prüfen,
spezielle Verpackungen und Transportboxen
mit Kernen bestücken und Paletten per
Gabelstapler zu den bereitstehenden Lkws
bringen, sind zwölf ABB-Industrieroboter
im Einsatz, die surrend ihren Arbeitsschritten
an den weiß-beigen Kernen nachgehen.
Sie montieren die Kerne automatisch und
übernehmen Verpackungs- und Kennzeichnungsaufgaben.
Ihnen sind in der Prozesskette
eine vollautomatische Mischanlage
sowie sieben Kernschießmaschinen vorgeschaltet.
Parallel zur Arbeit der Blechkameraden
erfolgt eine Kamerakontrolle an
der automatisierten Montagelinie, bei der
die geschossenen Kerne mit einem Referenzbild
verglichen werden. Zur Ausstattung
der Kernmacherei gehört darüber hinaus
ein 3-D-Scanner zur Kontrolle von
Kernkästen und Kernpaketen. ASK Chemicals
CoreTech fertigt acht verschiedene
Produkte mit 20 000 bis 1 000 000 Kern-
Jörg Brotzki, Mitglied der
Geschäftsleitung der ASK Chemicals
Gruppe, und Jörg Knechten,
Geschäftsführer von ASK Chemicals
CoreTech (v. l. n. r.) im Kernlager
in Moosburg an der Isar
90 GIESSEREI 103 06/2016
Nachgefragt: „Unsere Verfahren sind
auf die engen Prozessfenster der
Anorganik abgestimmt“
Jörg Brotzki, Mitglied der Geschäftsleitung bei ASK Chemicals, und Jörg Knechten,
Geschäftsführer von ASK Chemicals CoreTech, über die Besonderheiten einer
anorganischen Kernmacherei, den 3-D-Druck von Kernen und die Nachfrage nach
anorganischen Produkten.
Wie unterscheidet sich eine herkömmliche
Kernmacherei von der ASK-Kernfertigung
in Moosburg?
Knechten: ASK Chemicals CoreTech ist
als Teil von ASK Chemicals gemeinsam
mit der Entwicklung der Inotec-Technologie
gewachsen. ASK Chemicals gewinnt
bei dieser Technologie immer mehr Erfahrungen
in der kontinuierlichen Fertigung
und entwickelt die Produkte gemeinsam
mit seinen Kunden weiter. Daher sind
die Prozesse bei ASK Chemicals CoreTech
genau auf die engen Prozessfenster der
anorganischen Kernfertigung abgestimmt:
Kernsandmischen, Kernschießen,
-montage, Transport und gießgerechtes
Anliefern just-in-time. Damit stellen wir
einen neuen Maßstab der Qualität sicher!
Inwieweit geht die Zusammenarbeit
mit Ihren Kunden über das reine Fertigen
und Liefern von Kernen hinaus?
Knechten: ASK Chemicals CoreTech bietet
seinen Kunden komplette Logistikkonzepte,
bei denen die gefertigten Kerne
oder Kernsätze für die spezifische Gießstrecke
konfektioniert und per Lkw an den
Kunden ausgeliefert werden. Auch die
Entwicklung von Transportboxen und -gebinden,
die speziell auf die gefertigten
Kerne zugeschnitten sind, wird von ASK
Chemicals CoreTech übernommen. Der
Kunde erhält so seine gießfertigen Kerne
wann und wie er sie braucht, um sie direkt
weiterzuverarbeiten.
Ist der Standort Moosburg ein reiner
Fertigungsstandort oder forschen Sie
hier auch am Gegenstand Kernfertigung?
Knechten: Der Standort in Moosburg ist
ein reiner Produktionsstandort. Wir fertigen
dort in Großserie Kerne für namhafte
OEMs. Unsere Forschung & Entwicklung
findet in unserem weltweiten Forschungszentrum
in Hilden statt. Inotec, unser Bindemittel
für die anorganische Kernfertigung,
wurde dort entwickelt und über die
Jahre hinweg für die Serienanwendung
optimiert. Ganz entscheidend sind hier die
Erfahrungen unserer Kunden, aber auch
die Erfahrungen, die ASK Chemicals in der
anorganischen Großserienkernfertigung in
Moosburg gemacht hat. In unserer Versuchsgießerei
in Hilden werden unsere
Produkte auf Herz und Nieren getestet.
Hier zeigt sich dann das erste Mal, ob das
„Hilfsmittel“ Kern für die Fertigung eines
perfekten Gussteils eingesetzt werden
kann. ASK Chemicals gießt in der Versuchsgießerei
Prototypen in allen Aluminium-
und Eisenlegierungen sowie in Stahl.
Inwieweit tangiert Sie das Thema 3-D-
Druck, das in den vergangenen Jahren
mehr und mehr Publicity erlangt hat
und zu einer Alternative bei der Formund
Kernherstellung werden könnte?
Brotzki: Das 3-D-Drucken von Kernen
wird eindeutig weiter an Bedeutung gewinnen.
Allerdings ist der Weg zur Großserienreife
noch weit, da die Binder- und
Anlagenentwicklung die gewünschte Produktivität
zulassen muss, um eine echte
Großserie zu fertigen. Ich bin davon überzeugt,
dass die Flexibilität im Hinblick auf
Gestalt und Geometrie der gedruckten
Kerne dazu führen wird, dass einzelne
Kerne oder Komponenten von Kernpaketen
künftig ausschließlich in diesem Verfahren
gefertigt werden. Gemeinsam mit
Partnern und Kunden arbeitet ASK Chemicals
daran, die Technologie und die
Prozesse so zu gestalten und zu optimieren,
dass sie Serienreife erlangen. Gezielte
Investitionen, um diesem Ziel näher zu
kommen, haben eine hohe Priorität für
das Unternehmen und konkrete Pläne
sind in Arbeit und Umsetzung.
Hat das verstärkte Umweltbewusstsein
die Nachfrage nach Anorganik erhöht?
Brotzki: Beim Aluminiumgießen ist die
Anorganik state-of-the-art, sodass die
Prozesssicherheit kein Ausschlusskriterium
mehr ist. Die gestiegenen Umweltanforderungen
waren die erste Triebkraft
für Gießereien, den Schritt hin zur Anorganik
zu machen. Doch es hat sich gezeigt,
dass sie sich beim Aluminiumgießen
vor allem deshalb durchgesetzt hat, weil
sich die Gesamtprozesskosten mit der
Anorganik verringern ließen.
Bitte nennen Sie hierfür ein Bespiel?
Hier sind insbesondere die deutlichen
Produktivitätssteigerungen im Gießprozess
und ein drastischer Rückgang der
Ressourcen zu nennen, die für Wartungsund
Instandhaltungsarbeiten aufgebracht
werden mussten. Schnellere Erstarrungszeiten
durch geringere Kokillentemperaturen
führen zu kürzeren Taktzeiten. Im
Inotec-Verfahren findet keine Kondensatbildung
statt, sodass die Kokillenverfügbarkeit
deutlich gesteigert und der Reinigungsaufwand
verringert wird. Weiter
können der Wegfall von Luftaufbereitungsmaßnahmen
und die verbesserten
Gussteilqualitäten angeführt werden. Darüber
hinaus ist es mit der Anorganik noch
möglich, echte Innovationen in Bezug auf
das Dünnwandgießen und neue Motorenkonzepte
zu entwickeln, denn Abkühlraten
und Erstarrungszeiten im Inotec-Prozess
sind geringer bzw. kürzer und führen zu
kürzeren Dendritenarmabständen, die für
die Gefügequalität maßgeblich sind. Je
dünnwandiger und hochaufgeladener der
Motor, desto höher die Anforderung an
das Aluminiumgefüge. Wir sehen vor allem
beim Eisen- und Stahlgießen große
Potenziale. Umweltanforderungen sind
hier ebenso wichtig wie beim Aluminiumgießen
und die Bedeutung von Innovationen
gleichermaßen groß. ASK Chemicals
arbeitet mit Kunden daran, die Anorganik
beim Eisen- und Stahlgießen zur Serienreife
zu führen.
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Das Special zum
Deutschen
Gießereitag 2016
Nachberichte Teil 1
FOTO: ANDREAS BEDNARECK
Special
Gelungener Gießereitag
in Magdeburg
Ein Team aus Mitarbeitern von
BDG und VDG koordinierte das
Branchenevent und pflegte den
Kontakt zu seinen Mitgliedern und
der Branche vor Ort.
Networking, Nachwuchswerbung, Nimbus: Wie schon in den vergangenen Jahren hat
dieser Dreiklang auch den diesjährigen Deutschen Gießereitag im Maritim Hotel in Magdeburg
am 14. und 15. April 2016 geprägt – und zu einer überaus erfolgreichen Veranstaltung
mit fast 700 Teilnehmern, darunter 120 Studenten, beigetragen.
FOTOS: ANDREAS BEDNARECK
An den Rednerpulten in Magdeburg
wechselten sich hochkarätige
Spezialisten aus namhaften Gießereien
und Vertreter der Gießerei-Institute
an deutschen Hochschulen ab. Zugleich
moderierten die beiden Veranstaltungsreihen
Wirtschaft und Technik
bekannte Branchen- und Hochschulgrößen,
die mit fachkundigen Fragen die Diskussion
in den beiden Vortragssälen in
Schwung brachten. Überwiegend volle
Säle zeugten davon, dass dieses Konzept
aufgegangen war und die angebotene
Themenvielfalt die Teilnehmer überzeugt
hatte. Das Fachprogramm der Reihe
Technik wird in dieser Ausgabe der GIES-
SEREI veröffentlicht (ab S. 100), im kommenden
Heft folgen die Fachvorträge der
Reihe Wirtschaft.
Der Gießereitag
2016 war gut besucht:
Fast 700 Teilnehmer,
darunter
120 Studenten, waren
ins Maritim Hotel
nach Magdeburg
gekommen.
Networking erster Güte
In den Pausen schlossen sich ausgiebige
Unterhaltungen unter Fachleuten, Verbandsvertretern
und Gießereimanagern
an. Gut besucht waren auch die Stände
der Gießereizulieferer, die rund um die
Buffet tische im Foyer und einem Seitenraum
aufgebaut waren. Das Spektrum der
Unternehmen reichte von Formstoffherstellern
und Feuerfestexperten über
Schmelzofenhersteller und Anlagenbauer
94 GIESSEREI 103 06/2016
SPECIAL: DEUTSCHER GIESSEREITAG 2016
Vertreter deutscher
Gießerei-Institute
waren mit ihren
Studenten und Mitarbeitern
angereist.
Im Bild: Franz-Josef
Wöstmann (4. v. r.),
Abteilungsleiter Gießereitechnologie
des Fraunhofer
IFAM in Bremen, mit
seinem Team.
bis hin zu Software-Entwicklern und Anbietern
von industriellen Röntgensystemen.
Ein Team aus Mitarbeitern des Bundesverbandes
der Deutschen Gießerei-
Industrie e. V. (BDG) und des Vereins
Deut scher Gießereifachleute e. V. (VDG),
dem offiziellen Veranstalter des Gießereitages,
koordinierte das Branchenevent und
pflegte den Kontakt zu seinen Mitgliedern
und der Branche vor Ort.
Erster Programmpunkt am Vortag der
Veranstaltung war die Führung von Prof.
Rüdiger Bähr, Leiter des Instituts für Fertigungstechnik
und Qualitätssicherung
(IFQ) der Universität Magdeburg, zu den
Exponaten gegossener Kunst in und um
Magdeburg. Am darauffolgenden Tag startete
der Gießereitag mit Betriebsbesichtigungen
zum Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb
und -automatisierung IFF, zum
Institut für Fertigungstechnik und Qualitätssicherung
der Universität Magdeburg,
zu Nemak oder KSM Castings in Wernigerode,
zu Trimet Aluminium in Harzgerode
oder zur Havelländischen Zink-Druckguss
GmbH in Premitz. Zurück in Magdeburg
folgte die offizielle Begrüßung durch VDG-
Präsident Dr.-Ing. Jens Wiesenmüller und
BDG-Präsident Dr.-Ing. Erwin Flender.
Forum der Nachwuchswerbung
Um die Innovationsfähigkeit der Branche
zu erhalten, ist kompetenter Nachwuchs
unentbehrlich: VDG, BDG und die deutschen
Gießereihochschulinstitute hatten
sich deshalb für die rund 120 angereisten
Studenten etwas Besonderes einfallen lassen:
Jedem Studenten, der Mitglied im
VDG wird, boten sie ein kostenloses Abonnement
der Fachzeitschrift GIESSEREI für
die Dauer ihres Studiums an. 45 junge Leute
nahmen das Angebot bis heute an.
Die hohe Beteiligung
junger Studenten
am wichtigsten
Branchenevent in
diesem Jahr macht
zuversichtlich, dass
der künftige Fachund
Führungskräftebedarf
der Branche
gedeckt werden
kann.
Diese Studentin
knüpfte auf dem
Gießereitag erste
Kontakte zu Branchenvertretern.
In Magdeburg waren Studenten, Professoren
und Institutsleiter von neun
Hochschulinstituten und Gießereiinstitutionen
vertreten: dem Fraunhofer Institut
für Fertigungstechnik und Angewandte
Materialforschung IFAM, der Hochschule
Aalen, der Hochschule Kempten, der
Otto von Guericke Universität Magdeburg,
der RWTH Aachen, der TU Clausthal, der
TU Bergakademie Freiberg, der Universität
Duisburg-Essen sowie der Universität
Kassel. Beim Studentenempfang beschrieb
VDG-Präsident Wiesenmüller den
VDG in seiner Rede als „lebenslange Heimat
und soziales Netzwerk“ mit starken
Banden zum BDG, zum Giesserei Verlag
und zur VDG-Akademie, betonte die Bedeutung
der VDG-Landesgruppen für den
Aufbau eines starken beruflichen Netzwerks
und schloss mit den Worten: „Wir
brauchen Sie für neue Impulse im VDG!“
BDG-Präsident Flender strich in seinem
anschließenden Vortrag die Bedeutung des
Branchenverbands BDG mit seinen starken
Partnern, dem Bundesverband der
Deutschen Industrie (BDI) und der Wirt-
GIESSEREI 103 06/2016 95
SPECIAL: DEUTSCHER GIESSEREITAG 2016
Hochschulaustausch: Prof. Rüdiger Bähr,
Leiter des Instituts für Fertigungstechnik
und Qualitätssicherung (IFQ) der Universität
Magdeburg, mit Prof. Andreas Bührig-
Polaczek, Leiter des Gießerei-Instituts der
RWTH Aachen und Professor für Gießereiwesen.
Dr. Andreia Sommerfeld, Betriebsleiterin
bei Benninger Guss, Uzwil, Schweiz,
im Fachgespräch.
Prof. Dr. Franz Josef Feikus, Nemak Europe
GmbH, Frankfurt, mit BDG-Präsident
Dr. Erwin Flender.
schaftsvereinigung Metalle (WVM), z. B.
bei gesellschaftlichen Großprojekten wie
der Energiewende heraus, lobte die weltweit
unübertroffene Produktivität deutscher
Gießereien und betonte, dass „Geschäfte
zwischen Menschen gemacht werden“.
Damit spannte er den Bogen zurück
zum VDG und lud die zahlreichen Studenten
abschließend ebenfall dazu ein, Mitglied
des Fachvereins zu werden. „Wir sind
eine Solidargemeinschaft, dafür brauchen
wir ständig neuen Nachwuchs“, sagte er.
Auch der letzte Redner des Studentenempfangs,
Gastgeber Prof. Rüdiger Bähr,
sprach sich wärmstens für die VDG-Mitgliedschaft
aus und betonte im weiteren
Verlauf seiner Rede die große Bedeutung
Magdeburgs für die Metallbearbeitung in
den vergangenen 3000 Jahren – einem
Thema, dem sich Bähr auch in seinem kürzlich
erschienenen Fachbuch „Gießen –
vom antiken Kunsthandwerk zur modernen
Fertigungstechnologie, Zeugnisse in
Magdeburg“ widmet.
Bei den Studenten kam das Angebot
für eine VDG-Mitgliedschaft in Kombination
mit einem kostenfreien GIESSEREI-
Abonnement gut an. Einige füllten die Mitgliedsformulare
gleich nach Abschluss der
Reden aus. „Ich schreibe gerade meine
Masterarbeit, die wertvollen Fachinformationen
aus der GIESSEREI kann ich da gut
gebrauchen“, freute sich der 29-jährige Jonas
Klei, derzeit studentischer Mitarbeiter
am Fraunhofer IFAM in Bremen. Auch
Nane Nolte vom IFAM entschied sich, Mitglied
im VDG zu werden. „Ich arbeite seit
einem Jahr beim IFAM und möchte mich
gerne noch intensiver mit dem Thema Gießerei
beschäftigen – da kommt mir das
kostenfreie Abonnement der GIESSEREI
und der Austausch im VDG gerade recht“,
so die 26-jährige.
Die Zukunft der Gießerei-Industrie
Im Nachmittagsprogramm des ersten Tages
wurde in einer Rede von Dr. Jens Wiesenmüller
zunächst der Stand der Gießerei-Industrie
angesprochen. Dr. Wiesenmüller
beschrieb die Branche zum einen
als gut organisiert und stark, sprach zum
anderen aber auch Probleme wie Preisdruck
und Überkapazitäten an. Es gelte,
die Märkte mit neuen Technologien und
der Substitutionen von Bauteilen zu verteidigen.
Wichtig für die Unternehmen sei
es auch, die Entwicklung hin zu Industrie
4.0 sowie zu additiven Technologien zu
beobachten.
Im weiteren Verlauf der Veranstaltung
wurde der Blick weiter gen Zukunft gerichtet.
Prof. Michael Schenk, Leiter des
Fraunhofer-Instituts für Fabrikbetrieb und
Automatisierung IFF in Magdeburg,
sprach über die Digitalisierung in der Produktion
und dabei besonders über Industrie
4.0. Die Digitalisierung könne die
Wettbewerbsfähigkeit deutscher Gießereien
erhöhen, zeigte er sich überzeugt,
gab jedoch zu bedenken, dass der Mittelstand
Schritte zur Einführung von Indus-
96 GIESSEREI 103 06/2016
virtuell
e
trie 4.0 nur sehr zögerlich annehme, was
unter anderem an den zahlreichen Einflussgrößen
und -faktoren auf den Gießprozess
liege. Prof. Schenk: „Wenn aus
dieser Fülle von Daten Wissen generiert
werden kann, verbessert das die Effizienz
der Produktion und die Qualität der Produkte.“
Ein Essay von Prof. Schenk zu diesem
Thema erscheint in der Juliausgabe
der GIESSEREI.
Auch der nächste Redner, Prof. Wolfram
Volk, Ordinarius am Lehrstuhl Umformtechnik
und Gießereiwesen der TU
München, teilte Schenks Überzeugung,
dass Industrie 4.0 künftig eine hohe Bedeutung
in der Gießerei-Industrie haben
werde. Gemeinsam mit Prof. Andreas Bührig-Polaczek,
Leiter des Gießerei-Instituts
der RWTH Aachen und Professor für Gießereiweisen,
hielt er einen Vortrag über
„Trends und Herausforderungen für die
deutsche Gießerei-Industrie aus Sicht der
akademischen Forschung“. Darin präsentierte
er die Akademische Interessensgemeinschaft
Gießereitechnik (akaGuss), einer
Arbeitsgemeinschaft von Professoren,
die sich für das Gießereiwesen einsetzen
und zu der deutsche, ein dänisches und
ein österreichisches Institut gehören. Bei
Industrie 4.0 gelte es, digitale Daten durch
Echtzeitübermittlung mit Sensoren in die
Dr. Jens Wiesenmüller, VDG-Präsident
und Geschäftsführer von Gussstahl
Lienen, bei einer seiner Reden in Magdeburg.
Dr. Carsten Kuhlgatz erhielt wegen
seines Einsatzes für Get-in-Form, einer
Initiative, die sich für den Aufbau von
Schulgießereien einsetzt, die höchste
Auszeichnung des VDG, die Adolf-
Ledebur Denkmünze.
Welt zu übertragen. Die Datenerfassung
müsse über die gesamte Prozesskette erfolgen,
z. B. beim Kernschießen. So
würden Probleme eindeutig erkannt. Als
weiteres Beispiel nannte Prof. Volk die
Werkzeugtemperierung. Mit einer umfangreichen
Datenerfassung sei eine eigenständige
Kühlung möglich, sagte er.
Besondere Auszeichnungen
Auch der Nimbus, also Veranstaltungspunkte,
die den Ruf und das Ansehen von
Branchenvertretern betreffen – mit anderen
Worten Ehrungen und Würdigungen
– kamen auf dem Gießereitag naturgemäß
nicht zu kurz. Zunächst erfolgte die
Verleihung der höchsten Auszeichnung
des VDG, der Adolf-Ledebur-Denkmünze,
an Hüttenes-Albertus-Geschäftsführer Dr.
Carsten Kuhlgatz wegen seines Einsatzes
für Get-in-Form, einer Initiative, die sich
für den Aufbau von Schulgießereien einsetzt
und dafür auch mit der BDG/VDG-
Nachwuchsinitiative POWERGUSS zusammenarbeitet.
Auf sein Engagement gehen
mittlerweile rund 40 Schulgießereien an
deutschen Schulen zurück. In seiner Dankesrede
machte er auf den ehrenamtlichen
Charakter von Get-in-Form aufmerksam
und verriet seine Motivation für die
Initiative: „Das schönste ist, in die Augen
der Kinder zu schauen, die sagen: Das habe
ich selbst gemacht!“
Anschließend folgte der „Innovationspreis
der Deutschen Gießerei-Industrie –
Peter R. Sahm“, der erstmals für hervorragende
Leistungen und nachhaltige Innovationen
auf dem Gebiet der Werkstoff-,
Prozess- und Bauteilentwicklung für die
Gießerei-Industrie verliehen wurde. Preisträger
hier war Georg Fischer Automotive,
Schaffhausen, Schweiz. Das Preisgeld
von 15 000 Euro spendeten Josef Edbauer,
Leiter GF Automotive, und Werner
Menk, Leiter Werkstoffentwicklung, an die
Initiative Get-in-Form. Der Innovationspreis
ist dem ehemaligen Aachener Professor
Prof. Peter R. Sahm gewidmet.
GIESSEREI 103 06/2016 97
SPECIAL: DEUTSCHER GIESSEREITAG 2016
Erstmals wurde der „Innovationspreis der
Deutschen Gießerei-Industrie – Peter R.
Sahm“ für hervorragende Leistungen und
nachhaltige Innovationen auf dem Gebiet
der Werkstoff-, Prozess- und Bauteilentwicklung
für die Gießerei-Industrie verliehen.
Preisträger war das Unternehmen Georg Fischer
Automotive, Schaffhausen, Schweiz.
Beim POWERGUSS-Videowettbewerb wurden
Auszubildende für selbstgedrehte Filme
über die Ausbildung in ihren Gießereien
ausgezeichnet. Den ersten Preis gewann
das Azubi-Team von Fritz Winter, Stadtallendorf.
„Prof. Sahm war seiner Zeit oft voraus.
Er hat grundlegende Innovationen für die
Industrie ermöglicht“, erinnerte sich BDG-
Präsident Dr. Erwin Flender bei der Preisverleihung.
Prof. Sahm hat das Gießerei-
Institut der RWTH von 1979 bis 1999 geleitet.
Er führte u. a. als wissenschaftlicher
Projektleiter Raumlabormissionen und
setzte sich dafür ein, dass die von ihm
nach Deutschland gebrachte, bis dahin
in Gießerkreisen unbekannte numerische
Simulation von Gieß- und Erstarrungsvorgängen
zur Anwendung gebracht wurde.
Die VDG-Mitgliederversammlung
schloss sich an das Nachmittagsprogramm
an. Ein Bericht hierzu erscheint in
der Juliausgabe der GIESSEREI, ebenso wie
über die Mitgliederversam mlungen des
BDG und der Forschungsvereinigung Gießereitechnik
(FVG).
Für das traditionelle Gießertreffen kamen
die Teilnehmer am Abend im Kongress
& Kulturwerk Fichte zusammen. Hier fand
auch die Preisverleihung des POWER-
GUSS-Videowettbewerbs statt. Auszubildende
konnten mit selbstgedrehten oder
animierten Videos über ihre Ausbildung
Preise zwischen 250 und 1000 Euro gewinnen.
Moderator Martin Tazl und VDG-
Präsident Dr. Jens Wiesenmüller überreichten
dem Gewinner-Team von Fritz Winter,
Stadtallendorf, einen Scheck über 1000
Euro für ihren Film über die Ausbildung in
ihrer Eisengießerei. Den zweiten Preis erhielt
Pressmetall Gunzenhausen, den dritten
die Schmiedeberger Gießerei.
Der zweite Tag wurde von einem umfangreichen
Fachprogramm geprägt, das
in dieser und der kommenden Ausgabe
veröffentlicht wird. Neben etablierten
Hochschulreferenten sowie Referenten
aus Gießereien wie Nemak, Zeitz Guss
und Pleissner Guss kamen dabei auch junge
Absolventen u. a. der TU München und
der RWTH Aachen mit fachlich hervorragenden
Vorträgen zum Zug.
Video: Gießereitag
2016 in Magdeburg
http://bit.ly/1XCgc94
GIESSEREI 103 06/2016 99