Susanne Patzleiner, Kräuterschule – Wildkräuter sicher erkennen und anwenden
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Susanne
Patzleiner
Susanne
Patzleiner
Kräuterschule
Kräuterschule
Wildkräuter
sicher erkennen
und anwenden
Wildkräuter sicher erkennen
und anwenden
Heimische Kräuter
Wissenswertes,
Rezepte und
Anwendungen –
für Anfänger und Fortgeschrittene
1
Alle Rechte vorbehalten
© 2018
Berenkamp Buch- und Kunstverlag
Wattens–Wien
www.berenkamp-verlag.at
ISBN 978-3-85093-366-7
Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in
der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische
Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
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Susanne
Patzleiner
Kräuterschule
Wildkräuter
sicher erkennen
und anwenden
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Inhalt
Vorwort
Warum schon wieder ein Kräuterbuch? 9
Gänseblümchen 13
Beschreibung 13
Wirkungen 14
Anwendungen, Rezepte 15
Genusspflanze 18
Geschichten, Mythologie 19
Geist und Seele, Feinstoffliches 19
Der Gänseblümchen-Test 21
Wegerich 25
Beschreibung 25
Wirkungen 27
Anwendungen, Rezepte 27
Genusspflanze 32
Geschichten, Mythologie 33
Geist und Seele, Feinstoffliches 34
Der Wegerich-Test 34
Exkurs
Herstellung von Blütenessenzen 36
Was ist eine Blütenessenz? 36
Herstellung der Urtinktur für
eine Blütenessenz 37
Herstellung der Stockbottles (Konzentrate)
und Einnahme-Fläschchen 38
Bei der Herstellung einer Spitzwegerichessenz
beachte 38
Feinstoffliches Prinzip einer Pflanze 39
5
Brennnessel 41
Beschreibung 41
Wirkungen 42
Anwendungen, Rezepte 44
Genusspflanze 48
Landwirtschaft 53
Geschichten, Mythologie 55
Geist und Seele, Feinstoffliches 56
Der Brennnessel-Test 56
Schafgarbe 59
Beschreibung 59
Wirkungen 60
Anwendungen, Rezepte 60
Genusspflanze 63
Geschichten, Mythologie 65
Geist und Seele, Feinstoffliches 66
Der Schafgarbe-Test 66
Löwenzahn 69
Beschreibung 69
Wirkungen 70
Anwendungen, Rezepte 70
Genusspflanze 74
Landwirtschaft 77
Geschichten, Mythologie 77
Geist und Seele, Feinstoffliches 77
Der Löwenzahn-Test 78
Vogelmiere 83
Beschreibung 83
Wirkungen 83
Anwendungen, Rezepte 84
Genusspflanze 85
Geschichten, Mythologie 86
Geist und Seele, Feinstoffliches 86
Der Vogelmiere-Test 87
6
Gundelrebe 89
Beschreibung 89
Wirkungen 93
Anwendungen, Rezepte 93
Genusspflanze 95
Geschichten, Mythologie 95
Geist und Seele, Feinstoffliches 96
Der Gundelrebe-Test 97
Giersch 99
Beschreibung 99
Wirkungen 99
Anwendungen, Rezepte 102
Genusspflanze 104
Geschichten, Mythologie 105
Geist und Seele, Feinstoffliches 105
Der Giersch-Test 107
Beifuß 109
Beschreibung 109
Wirkungen 112
Anwendungen, Rezepte 113
Genusspflanze 117
Geschichten, Mythologie 119
Geist und Seele, Feinstoffliches 120
Der Beifuß-Test 126
Rezepte mit mehreren Kräutern 129
Anhang
Anhang 1: Auflösung der Testfragen 132
Anhang 2: Inhaltsstoffe und ihre
Wirkungen auf den Menschen 133
Anhang 3: Quellen 137
Anhang 4: Register 138
7
8
Vorwort
Warum schon wieder ein Kräuterbuch?
• Weil ich immer wieder gefragt wurde und werde,
warum es jede Menge Computerbücher
für Einsteiger gebe, Reparaturanleitungen,
Do-it-Yourselves in allen Variationen, aber
kein einziges Kräuterbuch für echte „blutige
Anfänger“.
• Weil ich zuerst ein Kräuterbuch für Kinder
schreiben wollte, dann aber sehr Brauchbares
auf dem Büchermarkt fand und mir Erwachsene
erklärten, dass auch sie etwas Einfaches,
„Basicsmäßiges“ bräuchten – etwas, das sie
ganz sicher die richtige Pflanze erkennen lässt
und gleichzeitig verständlich verrät, was es
mit dieser Pfanze auf sich hat.
• Weil es für mich eine große Herausforderung
bedeutet, genau das zu versuchen: eine Art
Kräuterschule, die bei null anfängt und vielleicht
auch Fortsetzungen erfährt: Dem „ersten
Kreis“ in diesem Buch, den absoluten „Anfängerpflanzen“
könnte dann ein zweiter Kreis
folgen: das Kennenlernen von 20 oder 30 neuen.
Und das Wissen könnte aufbauen auf dem
ersten Kreis.
• Weil es mir ein besonderes Anliegen ist, darauf
aufmerksam zu machen, dass alles, was
wir brauchen, in unserer Nähe zu finden ist:
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Hexen-Einmaleins
Du musst verstehn!
Aus Eins mach Zehn,
Und Zwei lass geh’n,
Und Drei mach gleich,
So bist du reich.
Verlier die Vier!
Aus Fünf und Sechs,
So sagt die Hex’,
Mach Sieben und Acht
So ist ’s vollbracht:
Und Neun ist Eins
Und Zehn ist keins
Das ist das Hexen-Einmaleins!
Johann Wolfgang von Goethe
Wir müssen weder weit hinauf ins Gebirge,
noch in geschützte Gebiete, wo überaus seltene
Pflanzen zu finden sind – wir müssen uns
nur in unserer nächsten Umgebung umsehen:
Wenn wir husten, finden wir Breit- und Spitzwegerich
an allen Ecken und Enden; wenn wir
unter zu starken Blutungen leiden, sammeln
wir die zarten Fiederchen der Schafgarbe, die
auch praktisch überall wachsen; zur Entschlackung
und Blutreinigung im Frühling laden
uns Brennessel und Gänseblümchen ein, Blähungen
heilt der Beifuß usw.
Meine Kräuterschule ist eingeteilt in neun
„Grundpflanzen“, sie sind meine ganz persönliche
„Grüne Neune“. Was hat es mit dieser Zahl auf
sich? In allen Kulturen gibt es eine Art „Zahlenmagie“,
d. h. bestimmte Zahlen werden als heilig
oder als besonders kraftvoll angesehen (siehe
die jüdische Kabbala, Numerologie, chinesische
Glückszahlen, indianische Zahlenmystik usw.).
Auch unsere Alten wussten um die Macht dieser
Symbolik. Meiner Großmutter war es sehr wichtig,
dass der „Kräuterbuschen“, der zu Mariä Himmelfahrt
am 15. August gebunden und geweiht
werden musste, die richtige Anzahl an Kräutern
hatte. Sie sprach auch immer von ihrer „Grünen
Neune“, die jedoch einige andere Pflanzen umfasste
als die meine. Sie meinte, jeder Mensch
sollte im Lauf seines Lebens – je früher desto besser
– seine eigene „Grüne Neune“ herausfinden,
10
weil diese Kräuter eine besonders heilsame Unterstützung
und treue Begleiter und Beschützer
seien. Ich selbst habe bis spät in meine Zwanzigerjahre
gezweifelt und gesucht. Lange Zeit war
die Knoblauchrauke Teil dieser erlauchten Gemeinschaft,
auch die Taubnessel, der persische
Ehrenpreis, das Ruprechtskraut. Aber seit sicher
30 Jahren steht fest: Genau diese neun Kräuter,
die du nun kennenlernst, sind die meinen. Da sie
alle fast überall zu finden sind, ganz in unserer
Nähe, meist als „Gartenunkräuter“, habe ich mich
entschlossen, sie zur Grundlage dieses ersten
Kreises der Kräuterschule zu machen. Jedes der
neun Kapitel ist benannt nach dem deutschen botanischen
Namen des jeweiligen Krauts, der häufig
bereits Informationen über die Anwendung
gibt. Die Kapitel sind deshalb nicht alphabetisch
geordnet, sondern nach Einsatz, Aussehen und
Standort. Jedes Kapitel enthält Beschreibung, Botanik,
Inhaltsstoffe, Einsatzbereiche und Rezepte,
Geschichten und Mythologie und den geistigen
Teil dazu (Meditationen, Übungen, Blütenessenzen
…).
Im Anhang finden sich die Lösungen der Fragen,
genauere Beschreibungen der wichtigsten Inhaltsstoffe
und deren Wirkungen auf den Organismus
und noch einige Rezepte mit Mischungen
aus den neun Kräutern.
Susanne Patzleiner
Frühjahr 2018
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GÄNSEBLÜMCHEN
Bellis perennis
Kleine weiße Sterne, die in jedem Rasen, aber auch an Acker-, Weg- und
Waldrändern zu finden sind, begleiten uns von Kindheit an. Viele erinnern
sich daran, aus den Blüten und Stängeln Diademe und Halsketten gefertigt
zu haben. So alltäglich diese Pflanze uns auch erscheinen mag, sie ist wohl
eines der wertvollsten Kräuter unserer Breitengrade! Und ihr Name passt
zu ihren Qualitäten als treue Begleiterin in allen Lebenslagen: „Bellis perennis“
bedeutet nämlich „Schöne Wiederkehrende“.
Beschreibung
Das Gänseblümchen gehört zur Pflanzenfamilie
der Korbblütler. Wie wir sehen können, tummeln
sich in dieser Familie Zungen- und Röhrenblüten
gemeinsam in einem winzigen Körbchen.
Die Röhrenblüten im Zentrum sind diejenigen,
die befruchtet werden; in jeder einzelnen davon
befinden sich die dazu nötigen Staubgefäße,
Stempel und Fruchtknoten. Die meist wesentlich
spektakulärer in Form und Farbe um die Röhrenblüten
herum angeordneten Zungenblüten dienen
dem Anlocken der Insekten; sie sind infertil
(unfruchtbar). Beim Gänseblümchen sehen wir
Röhrenblüten in einem satten Gelb und weiße, an
den Spitzen oft zartrosa angehauchte Zungenblüten.
Je nach Standort können die Blüten zwischen einem
knappen und zwei Zentimeter groß werden.
Bekommt eine Pflanze viel Sonnenschein, dazu
ausreichend Wasser und Nährstoffe, kann sie sich
nicht nur in der Größe, sondern auch in der Fär-
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Inhaltsstoffe
Ätherische Öle
Flavonoide (wirken gegen
brüchige Kapillaren, Herz- und
Kreislaufstörungen, Krämpfe
im Verdauungstrakt)
Gerbstoffe (heilen Haut und
Schleimhaut)
Saponine (wirken
wassertreibend)
Schleimstoffe
Vitamine, Mineralstoffe
Die genaue Beschreibung der
Wirkung jedes einzelnen Stoffs
ist im Anhang am Ende des
Buches zu finden.
bung und in der Konzentration der Inhaltsstoffe
stark unterscheiden von einer Pflanze, die im
Schatten auf magerem Boden wächst und zu trocken
oder zu nass hat.
Was den Standort angeht, ist das Gänseblümchen
nicht wählerisch, man kann es in jedem Rasen,
in jeder Wiese, im Laub- und auch in Misch- und
Nadelwäldern finden.
Die Stängel sind rund: Rollt man einen Gänseblümchenstängel
zwischen den Fingern, gibt es
eine völlig glatte Bewegung und kein Rucken und
Zucken, wie es bei Stängeln mit kantigem Querschnitt
auftritt.
Um sicherzugehen Gänseblümchen mit einem
scharfen Messer an einer dickeren Stelle des
Stängels abschneiden und den Querschnitt betrachten.
Danach unbedingt das Gänseblümchen
verzehren, damit nichts verschwendet wird! Ein
feiner Flaum bedeckt den gesamten Stängel und
die kleinen rundlichen Blätter. Deren Form nennt
der Botaniker „spatelförmig“.
Wir halten jetzt dieses zarte flaumige Wesen
in unserer Hand und stellen fest: Der Duft ist
herb-süßlich, absolut angenehm; und wenn wir
die Pflanze essen, stellen wir das Gleiche im Geschmack
fest. Das Besondere an den Gänseblümchen
ist allerdings ein zusammenziehendes Gefühl
in den hinteren Geschmacksknospen, das
Kinder meist mögen, Erwachsene eher weniger.
Wirkungen
Eine Pflanze ist mehr als die Summe ihrer Inhaltsstoffe.
Ihre jeweils besondere Kombination,
ihr Geist und ihre Seele ergeben das Gesamtkunstwerk
der jeweiligen Pflanze. Ich bin deshalb
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überzeugt davon, dass man anhand bestimmter
isolierter Inhaltsstoffe keine Pflanze als z. B.
karzinogen (krebserregend) bezeichnen kann,
weil letzten Endes die Komposition aller Inhaltsstoffe
die Wirkung auf den menschlichen Körper
(und natürlich den Geist und die Seele) bestimmt.
Die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe des Gänseblümchens
lässt es wie geschaffen scheinen für:
• Appetitanregung und Stärkung des gesamten
Organismus
• Tees gegen Augenleiden
• blutreinigende Kuren (z. B. im Frühling)
• Entschlackung und Entgiftung
• Pfarrer Kneipp rühmt das Gänseblümchen als
das Kraut für zarte, blasse Kinder, die keinen
rechten Appetit haben!
• Waschungen, Teil- und Vollbäder bei Hautproblemen
(Ekzeme, trockene und hypersensible
Haut usw.)
Anwendungen, Rezepte
Gänseblümchentee
• Grundsätzlich kann aus jedem Kraut Tee
zubereitet werden. Für das Gänseblümchen
gibt es dabei zwei Varianten: Tee aus frischem
und Tee aus trockenem Kraut. Dabei
gilt: Frisches Kraut mit kochendem Wasser
überbrühen, 10 Min. abgedeckt ziehen lassen,
dann genießen.
• Trockenes Kraut in kaltem Wasser zugedeckt
auf die Wärmequelle stellen; erhitzen,
bis das Wasser einmal kurz aufwallt;
anschließend 10 Min. ziehen lassen; dann
trinken. Das ist notwendig, weil der Pflanze
durch den Trocknungsprozess die wäss-
Volksnamen
Angerbleamerl
Augenblümchen
Gänseliesl
Himmelsblume
Maiblume
Mairöserl
Margritli („Kleine Margerite“)
Marienblümchen
Maßliebchen
Monatsröserl
Mondscheinblume
Morgenblume
Mümmeli
Mutterblümchen
Osterblume
Regenblume
Sonnentürchen
Tausendschön
Anwendungsarten
• Tee (innerlich, als Bad, Spülung)
• Frischpflanzensaft
• Kaltansatz
• Öl
• Tinktur und Extrakt
• Essig
• Honig
• Räucherung
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igen Inhaltsstoffe entzogen wurden. Gibt
man ihr die Zeit, im kalten Wasser kurz
zu quellen, saugt sie sich wieder mit Wasser
voll und gibt die Inhaltsstoffe besser
an die Trägersubstanz – das Wasser – ab.
Einzig mit Kräutern, deren weitaus wichtigste
Inhaltsstoffe die ätherischen Öle sind
oder für einen reinen Genusstee, halte ich
das wie mit Frischpflanzen, weil sonst der
Geschmack etwas leiden könnte. Der Tee
wird – ob aus getrockneten oder aus frisch
gepflückten Pflanzen – mit Honig oder mit
Zucker, am besten jedoch ohne jeden Zusatz
getrunken. Kinder mögen ihn am liebsten
mit etwas Kandiszucker und evtl. einem
Hauch Zimt.
Anwendung
Mit dem Gänseblümchenöl
kann nicht nur empfindliche
Babyhaut äußerlich behandelt
werden, sondern auch sehr
trockene, zu Ekzemen und
sonstigen Hautausschlägen
neigende Erwachsenenhaut.
Auch als Massageöl äußerst
angenehm!
Gänseblümchen-Babyöl
• An einem trockenen Tag zur Mittagszeit
(damit die Pflanzen nicht zu feucht sind; sie
würden sonst sehr rasch verderben) Gänseblümchen
sammeln – und zwar die ganze
Pflanze mit Köpfchen, Stängel und Blättern.
Ein Schraubglas (0,5 l) mit gut schließendem
Deckel zur Gänze mit den Pflanzenteilen
füllen.
• Mit gutem Raps-, Distel- oder Sonnenblumenöl
übergießen, bis alles gut bedeckt ist.
Achtung: Kein kaltgepresstes Öl verwenden,
weil es sehr rasch ranzig wird; Tafelöl
ist ein Mischöl aus verschiedenen Pflanzenresten
und sollte ebenfalls nicht verwendet
werden.
• An einen warmen Platz stellen und 6–8 Wochen
stehen lassen. Jeden Tag kräftig schütteln.
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• Dann abseihen, am besten mit einem Trichter
und einem Baumwolltuch (das man anschließend
gut auspressen kann; im Gegensatz
zu Filterpapier, das leicht reißt).
• In je 1/4 l Öl 5–15 Tropfen ätherisches Lavendelöl
geben und gut schütteln – fertig. Lavendelöl
am besten in der Apotheke besorgen.
Gänseblümchenhonig
• Hinweis zum Sammeln: Wie bei Ölansätzen
an einem trockenen Tag zur Mittagszeit
(damit die Pflanzen nicht feucht sind; sie
würden sonst sehr rasch verderben) Gänseblümchen
sammeln – es dürfen durchaus
die ganzen Pflanzen mit Köpfchen, Stängel
und Blättern sein. Ein Schraubglas (0,5 l)
mit gut schließendem Deckel zur Gänze mit
den Pflanzenteilen füllen.
• Mit möglichst dünnflüssigem, aber hochwertigem
Honig übergießen, bis alles gut
bedeckt ist.
• Das Glas jeden Tag einmal umdrehen. Der
Honig nimmt, wenn er durch das Kraut
hindurchsickert, stets wichtige Inhaltsstoffe
auf.
• Nach 4–6 Wochen ist der Honig fertig: Er
kann samt Blüten gelöffelt werden. Das
mögen meiner Erfahrung nach Kinder allerdings
nicht so gern, weshalb man den
Hönig auch abseihen kann.
Anwendung
Gänseblümchenhonig wirkt
kräftigend und aufbauend. Vor
allem in (z. B.) Brennnesseltee
gerührt, wirkt er blutreinigend
und den Stoffwechsel anregend.
Achtung!
Der Tee sollte beim Hineinrühren
des Honigs nicht zu
heiß sein, weil durch zu hohe
Temperaturen die wertvollen
Inhaltsstoffe des Honigs verloren
gehen!
Tipp!
Zum Abseihen den Honig in
ein warmes Wasserbad stellen,
damit er wieder möglichst
dünnflüssig wird. Abseihen
ähnlich wie das Öl – am besten
also mit Hilfe eines Baumwolloder
Leinentuchs, damit der
Honig gut aus den Pflanzenteilen
gedrückt werden kann.
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Genusspflanze
Gänseblümchenbutterbrot
(ein Rezept aus meiner Kindheit)
1 Scheibe Brot (am besten dunkles Vollkornbrot)
mit Butter bestreichen, Gänseblümchen
– ohne Weiteres die ganze Pflanze – klein hacken
und das Brot damit bestreuen. Beliebig
etwas Salz und Pfeffer drauf – schmeckt unglaublich
fein!
Anwendung
Gänseblümchen-
Liptauer ist als Brotaufstrich
in allen Lebenslagen bestens
geeignet. Er wird auch von
Kindern, die sich sonst gegen
gesunde Kost meist sträuben,
geliebt (vor allem, wenn sie die
Gänseblümchen selbst sammeln
durften!).
Tipp!
Gänseblümchenköpfchen eignen
sich bestens zum Garnieren
von Salaten, Gemüse, Obst
usw. Sie sind nicht nur Zierde,
sondern absolute Vitalbomben.
Gänseblümchen-Liptauer
• 1 Handvoll Gänseblümchen und 1 kleine
Zwiebel fein hacken.
• Mit 250 g Topfen (Quark) und 2 EL Naturjoghurt
vermengen.
• Mit etwas Salz, Pfeffer und mildem Paprikapulver
abschmecken.
Gänseblümchenkapern
• 1 Handvoll geschlossene Blütenknospen
waschen und 24 Stunden in Salzwasser einlegen.
• Nach 24 Stunden abseihen und in Gläser
füllen.
• Hellen Balsamico-Essig und ein daumenlanges,
in Scheiben geschnittenes Ingwerstück
aufkochen. Den Essig abseihen und
über die Knospen gießen, bis sie komplett
bedeckt sind.
• Gläser verschließen und stehen lassen.
Nach zwei Wochen sind die Kapern genussbereit.
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Geschichten, Mythologie
Das Gänseblümchen wurde nach dem germanischen
Sonnengott auch Baldurs Auge genannt,
weil die Blüten bei Dunkelheit oder Regen geschlossen
bleiben und sich erst öffnen, sobald die
Sonne wieder scheint. Dementsprechend wird
das Gänseblümchen astrologisch auch der Sonne
zugeordnet.
In den Gegenden, in denen das Gänseblümchen
wächst, findet sich fast immer ein Bezug zu Kindern,
und viele Geschichten ranken sich darum.
Kinder erkennen es meist als erste aller Pflanzen
wieder und fühlen sich zu ihm hingezogen. Noch
immer werden Ketten und Diademe geflochten,
noch immer verleiht uns laut Herbalmagie ein
getrocknetes Gänseblümchen in der Tasche die
liebenswerte unschuldige Ausstrahlung eines
Kindes.
Pfarrer Kneipp rät: Kinder sollen von diesem
Kraut so viel wie möglich zu sich nehmen, in welcher
Form auch immer, um ein kräftiges Immunsystem
aufzubauen und „groß und stark zu werden“,
wie unsere Alten immer sagten!
Geist & Seele, Feinstoffliches
Eine kleine Meditation
• Nähere dich an einem ruhigen Platz, an dem
du ungestört bist, behutsam einem Gänseblümchen,
und setz dich daneben hin.
• Betrachte und streichle es, riech an ihm!
• Schließ deine Augen und versuch dann, es
auf deinem inneren Bildschirm erstehen zu
lassen: den zart schimmernden Pelz auf den
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sattgrünen Blättern, den dünnen, biegsamen
Stängel, das kräftige Gelb, umgeben von Weiß
mit rosa Spitzen.
• Dann versetz dich in einen möglichst unbeschwerten
Moment deiner Kindheit – an jenen
Sommertag vielleicht, an dem es dir zum
ersten Mal gelang, allein zu schaukeln, jenen
Moment, an dem deine kleinen Füßchen ganz
hoch über deinem Kopf schwebten und du
zwischen den Zehen die Sonne sehen konntest.
Stell dir dieses unschuldige, reine Glücksgefühl
vor und lass es zu, dass sich dieses Gefühl
in dir ausbreitet.
• Wenn du ganz voll davon bist, öffne die Augen,
bedanke dich bei der Blume und geh deines
Wegs …
„Gänseblümchen“-Blütenessenz
Fast jedem sind Bachblüten ein Begriff. Es handelt
sich dabei um Blütenessenzen (im wahrsten Sinn
des Wortes die „Essenz“ der Pflanze), die helfen
können, eine Krankheit zu heilen, indem sie die
psychische Ursache der Krankheit aufzeigen und
den Kranken unterstützen, wieder in das seelische
Gleichgewicht zurückzufinden.
Es ist sehr einfach, eine Blütenessenz selber herzustellen,
ich werde dieses Kapitel aber erst bei einer
„späteren“ Pflanze behandeln (siehe Seite 34 ff.).
Ich bin prinzipiell der Meinung, dass jeder Mensch
für sich selbst die Wirkung einer Essenz entdecken
muss, weil jeder anders darauf reagiert. Auch von
Lebensphase zu Lebensphase können wir unterschiedliche
Wirkungen spüren. Trotzdem gibt es
für jede Pflanze ein eigenes geistiges Prinzip – und
genau dieses wird von ihr dann angesprochen.
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Wie könnte es anders sein, als dass das Gänseblümchen
in uns das Kind anspricht?
Vielleicht triffst du in einem Abschnitt deines Lebens
auf die Gänseblümchenessenz, wenn du gerade
furchtbar erwachsen bist oder glaubst, es sein
zu müssen? Wenn du viel Last zu tragen hast, viel
Verantwortung, viel Druck auf dir spürst. Dann
könnte die Gänseblümchenessenz bewirken, dass
du deine Leichtigkeit und Verspieltheit wiederentdeckst.
Vielleicht hast du den Eindruck, die feinstoffliche
Variante der Gänseblümchenmedizin könnte deinem
Sohn/deiner Tochter helfen, kräftiger und
widerstandsfähiger zu werden. Lass dich positiv
überraschen!
Darauf hingewiesen sei aber, dass die Essenz wie
jede feinstoffliche Form einer Pflanze (z. B. ein Homöopathikum)
eine sogenannte Erstverschlechterung
bewirken kann; d. h. du kannst am Anfang der
Einnahme kurzfristig (meist nicht länger als 2–3
Tage) noch verbissener und ernster werden oder
dein Kind zeigt noch weniger Appetit. Das deutet
aber nur darauf hin, dass der Mensch auf die
Pflanze reagiert – und das ist ein positives Zeichen!
Der Gänseblümchen-Test
Liebe Leserin, lieber Leser!
Bist du bereit für deine Gänseblümchen-Tauglichkeitsprüfung?
Jetzt geht es vor allem darum,
das Auge zu schulen, genau hinzusehen und die
kleinen Unterschiede erkennen zu lernen. Versuch
zu formulieren, was die richtige Pflanze ausmacht:
Ist die Form der Blüte anders als die restlichen?
Oder ist es die Färbung? Ist das Blatt glatter
oder behaarter? Ist es glattrandig oder gezahnt?
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Test 1: Du siehst hier vier verschiedene Blüten.
Eine davon die Blüte des Gänseblümchens. Welche
ist das? Die richtige Antwort findest du im
Anhang.
Test 2: Nun zu den Blättern. Welche sind die
Gänseblümchenblätter? Und warum sind sie es?
Wenn du ganz sicher und leicht die richtigen Antworten
gefunden hast, darfst du jetzt loslegen:
Ernte Gänseblümchen und koch dir einen aufbauenden
Tee, setz Honig oder Öl an oder stell einen
feinen Aufstrich her! Viel Freude dabei!
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Mit diesem Buch legt Susanne Patzleiner eine in neun
Grundpflanzen eingeteilte „Kräuterschule“ vor, die
sich auch an Anfänger wendet. Die Pflanzen richtig
erkennen und erfahren, was es mit ihnen auf sich
hat, lautet die Devise. Der Autorin ist ein besonderes
Anliegen, darauf aufmerksam zu machen, dass alles,
was wir brauchen, in unserer nächsten Umgebung zu
finden ist. Sie nennt die Volksnamen des jeweiligen
Krauts, beschreibt Aussehen, Botanik, Inhaltsstoffe,
Einsatzbereiche, Rezepte, Kräutermischungen und
Blüzenessenzen und erzählt von Geschichten, Mythologie
und Meditation – eine wahre Fundgrube für
alle, denen Kräuter nicht bloß Pflanzen sind.
Susanne Patzleiner, 1958 in Innsbruck geboren, absolvierte
nach Gymnasium und Sprachenstudium
umfassende Ausbildungen in Körpertherapie, Phytotherapie,
Bachblüten- und Aromatherapie sowie
Kräuterkunde. Das Salbenmischen und den Anbau
von Heilkräutern im eigenen Garten betreibt die
in den USA zur Schwitzhüttenleiterin ausgebildete
„Kräuterfrau vom Mieminger Plateau“ – sie lebt und
arbeitet heute in Obsteig im Oberinntal – mit großer
Begeisterung. In Seminaren und Workshops bietet sie
umfassende Kräuterausbildungen an und gibt ihr reiches
Wissen an alle Interessierten weiter.
ISBN 978-3-85093-366-7
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www.berenkamp-verlag.at
www.kraftplatzl.com