akzent September '18 BO
akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN
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MODENSEE | KREATIVE<br />
HINSEHEN<br />
D – Ravensburg, D – Aschau | Sie ist Chefdesignerin bei René Lezard, bei<br />
Orwell und dem Münchner Label 2XM. Mit ihrem eigenen Designteam entwirft<br />
sie zudem seit 20 Jahren Kollektionen für die Großen im Modezirkus<br />
wie etwa Marc O’Polo und More & More: Hedwig „Hedi“ Bouley. Als die<br />
gebürtige Ravensburgerin allerdings nicht mehr länger zusehen kann, wie<br />
die Textilindustrie jährlich Unmengen an Stoffen wegwirft, hat sie neben<br />
ihren Engagements eine eigene Marke aus dem Ärmel geschüttelt: LPJ. Ein<br />
Label gegen die Wegwerfmentalität der Konsumgesellschaft.<br />
Mit LPJ setzt Hedi Bouley ein Zeichen. Lange hatte sie als Rad im Getriebe<br />
der Bekleidungsindustrie an vorderster Front mit angesehen, wie Jahr für Jahr<br />
allein in Deutschland geschätzt eine Viertelmillion sogenannter Laschen, das<br />
sind Stoffstücke in etwa Din A4-Größe, und Coupons, das sind Stoffe zwischen<br />
etwa ein und zwei Metern Länge, in den Müll wandern. Laschen und<br />
Coupons sind quasi die Speisekarte der Kreativen. Auf internationalen Stoffmessen<br />
findet sich an langen Stangen eine umfangreiche Auswahl an Stoffen<br />
in verschiedenen Mustern und Farben für die kommenden Saisons. Angeboten<br />
von zahlreichen Herstellern aus der ganzen Welt. Haben die Designer und<br />
Einkäufer ihre Wahl getroffen, Laschen mitgenommen oder Coupons zu ersten<br />
Tests ins Labor geschickt, werden Baumwolle, Seide, Kaschmir & Co. jedoch<br />
am Ende der Kollektionsentwicklung zu luxuriösen Abfällen.<br />
Also hat Hedi Bouley sich 2014 aufgemacht, die ersten Tonnen an Stoff- und Zutatenresten<br />
bei bekannten Modefirmen einzusammeln. Kontakte hat sie ja dank<br />
ihrer Designerkarriere, die nach Ausbildung an der Modefachschule Sigmaringen<br />
über bekannte Marken wie Strenesse, Windsor und Chiemsee führte, genügend.<br />
Heute liefern regelmäßig bekannte Modeunternehmen ihre ausrangierten Laschen<br />
nach Aschau. In Hedi Bouleys „LPJ Concept House“: Wohnhaus, Designwerkstatt<br />
und Atelier in einem. Dort arbeitet sie mit derzeit neun Designern.<br />
Atelier und Werkstatt sind im Erdgeschoss, das Lager im Keller. Im Obergeschoss<br />
wohnt Hedi mit Mann Peter Koll und den Namensgebern ihres Labels: ihren Kindern<br />
Lisa, Paul und Joseph. Ihnen will sie einen neuen Schritt Richtung Zukunft<br />
weisen. „LPJ steht zudem auch für love, peace, joy“, ergänzt sie augenzwinkernd.<br />
RESSOURCEN SCHONEN<br />
Das Ziel von LPJ: Neue Teile schaffen aus dem, was andere als Müll deklarieren.<br />
Das Motto: Don’t be a recycler – become an upcycler! Mit hohem Designanspruch<br />
und in bester Qualität – dafür steht der Name Hedwig Bouley seit jeher.<br />
„Wir schonen damit unsere Ressourcen und fördern mit unseren Produkten<br />
auch regional Manufakturen. Unsere Webteppiche werden zum Beispiel auf<br />
alten Webstühlen von Webermeistern gefertigt. Die Kissen und Tischsets entstehen<br />
in unserem Atelier. Die Strickdecke wird in Aschau per Hand gefertigt.“<br />
Das Label teilt sich in zwei Bereiche: LPJ Studios ist eine Kollektion luxuriöser<br />
Interior-Designobjekte. Zum wachsenden Portfolio gehören derzeit 14 verschiedene<br />
Produkte wie etwa Decken, Kissen mit gefilzten Details, Web- und<br />
Wandteppiche, Hängematten und natürlich Kuscheltiere. Die Produkte haben<br />
teilweise eine sehr lange Produktionszeit, weil eben viel von Hand gemacht<br />
wird. Dennoch kann das junge Label ein stetiges Wachstum verzeichnen. Derzeit<br />
ist die LPJ Studio-Kollektion bereits in rund 35 Läden in Deutschland,<br />
Österreich, der Schweiz, Italien, Frankreich und sogar in Peking zu haben. Das<br />
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