07.09.2018 Aufrufe

Wo Eier der Außerirdischen leuchten

Bericht der Nordsee-Zeitung zu der theatral-fundierten Kunstinstallation "Sie waren auf dem Zolli" - von Sebastian Loskant (7. September 2018)

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<strong>Wo</strong> <strong>Eier</strong> <strong>der</strong> <strong>Außerirdischen</strong> <strong>leuchten</strong><br />

Der„Zolli“ wird beim Leher Kultursommer zum Science-Fiction-Gelände –Besucher erkunden in Schutzanzügen sieben Stationen<br />

VonSebastian Loskant<br />

BREMERHAVEN. Wirhaben es<br />

immer geahnt: Lehe istScience<br />

Fictionpur!Vor dreiTagen sind,<br />

so hörtman, Außerirdischeauf<br />

dem Zollinlandplatz gelandet.<br />

Wassie hinterlassenhaben,<br />

können Neugierige beim Leher<br />

Kultursommer erkunden, auch<br />

heute noch. DieguteNachricht:<br />

„Wir brauchen unsnichtzu<br />

fürchten.“<br />

Ein weißes Zelt versperrt den Zugang<br />

zur Grünanlage. Pro Gruppe<br />

sind nur bis zu zwölf Teilnehmer<br />

zugelassen. Unter den Löchern<br />

im Zeltdach müssen sich die Besucher<br />

– nach einer Einweisung<br />

<strong>der</strong> Wissenschaftler Ingeborg<br />

Sunlight und Dr. William Blackhole<br />

– erst mal Schutzanzüge<br />

überstreifen. Als weiße Gestalten<br />

folgen sie dann imGänsemarsch<br />

zwei Mitarbeitern zusieben Stationen<br />

übers Gelände.<br />

Erster Stopp in <strong>der</strong> Dämmerung:<br />

eine Ansammlung von<br />

Grablichtern –„wohl eine Ruhestätte<br />

o<strong>der</strong> ein Tempel <strong>der</strong> <strong>Außerirdischen</strong>“.<br />

ImForscherdorf hängen<br />

Infotafeln wie aus dem Naturkunde-<br />

und Sozialunterricht<br />

<strong>der</strong> 60er Jahre. Es darf gerätselt<br />

werden: Waren die Besucher aus<br />

<strong>der</strong> Zukunft vielleicht von gestern?<br />

Da strahlt künstliche Intelligenz: Die Besucher inden Schutzanzügen müssen vorsichtig sein.<br />

An einem Gestell flackert ein<br />

„Apparat“: Offenbar arbeitet dort<br />

künstliche Intelligenz, die auch<br />

noch Wurzeln schlägt. Plötzlich<br />

erscheinen Buchstaben auf den<br />

Anzügen <strong>der</strong> Gäste, die aus Sicherheitsgründen<br />

eine Weile seitwärts<br />

o<strong>der</strong> im Polonaisentrott gehen<br />

sollen. Sonst, so warnen die<br />

Führer, könnten bestimmte Extremitäten<br />

unkontrolliert wachsen<br />

o<strong>der</strong> schrumpfen.<br />

Inzwischen ist es stockdunkel.<br />

Ein „Feuchtbiotop voller UV-<br />

Strahlung“ glimmt im Rasen. Und<br />

wie<strong>der</strong> ein paar Schritte weiter<br />

<strong>leuchten</strong> wie kleine Zelte neun<br />

bunte „<strong>Eier</strong>“, sehen sich die Sci-<br />

Fi-Flaneure schemenhaft auf Monitoren.<br />

Und Prof. Milkyway wettert:<br />

„Nicht auf Nabelschnur treten,<br />

sonst alles kaputt!“<br />

Es ist richtig drollig, das Multimedia-Spektakel<br />

„Sie waren auf<br />

dem Zolli!“. Die Installationen<br />

wirken vor <strong>der</strong> dunklen Silhouette<br />

des „Leher Doms“ ausgesprochen<br />

stimmungsvoll. Robert <strong>Wo</strong>rden<br />

und Martin Kemner haben<br />

da ganze Arbeit geleistet. Nicht<br />

ganz so überzeugend wirkt Erpho<br />

Bells Theaterkonzept. Die Erläuterungen<br />

können sich nicht recht<br />

zwischen Forscherernst, Grusel<br />

und Ironie entscheiden, vor allem<br />

aber holpert und haspelt <strong>der</strong> entscheidende<br />

Führer „Thomas Ufo“<br />

so ausdauernd durch seinen Vortrag,<br />

dass sich über den Text nie<br />

wirklich Atmosphäre einstellt.<br />

Hier müsste ein Schauspiel-Profi<br />

stehen, umwirklich glaubhaft zu<br />

sein. Sobleibt das Ganze am Ende<br />

ein origineller, illuminierter<br />

Abendspaziergang, bei dem man<br />

jeden Buckel des „Zolli“ gründlich<br />

kennenlernt. Wer später zu<br />

Hause seine Mückenstiche zählt,<br />

Foto:Hartmann<br />

darf sich damit trösten, dass er<br />

die Wissenschaft in Lehe entscheidend<br />

vorangebracht hat.<br />

NächsterTermin<br />

› Heutegehtesmit Beginn<strong>der</strong> Dämmerung<br />

(etwaab20Uhr) erneut<br />

über den„Zolli“EckePestalozzistraße/Kistnerstraße.Der<br />

Eintritt ist frei.<br />

› Am selben Ort wird amSonntag<br />

von 14 bis 18 Uhr das<br />

Sommerfest gefeiert.

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