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01<br />

Das Stundenbuch<br />

der Katharina von Kleve<br />

Eine Bereicherung der Faksimile-Sammlung<br />

Katharina von Kleve (1417–1479) war eine der<br />

mächtigsten Frauen des Mittelalters und ihr<br />

Stundenbuch eines der interessantesten dieser<br />

Gattung. Ein Stundenbuch ist ein persönliches<br />

Gebetbuch, dessen Texte einer defi nierten inhaltlichen<br />

Anordnung folgen und das je nach Vermögen<br />

und Stellung der Auftraggeber mehr<br />

oder weniger kostbar illustriert ist. Im 14. und<br />

15. Jahrhundert entwickelten sich die bebilderten<br />

Stundenbücher adliger und vermögender<br />

Privatleute von einem persönlichen Gebetbuch<br />

für den täglichen Gebrauch hin zu einem Statussymbol,<br />

einer teuren Liebhaberei, die einer<br />

privaten Bildergalerie zwischen zwei Buchdeckeln<br />

gleichkommt.<br />

Das Stundenbuch der Katharina von Kleve weist<br />

einen ausserordentlichen Umfang von 357<br />

Seiten mit 25 ganzseitigen und 132 halbseitigen<br />

Miniaturen auf und gehört zu den schönsten<br />

und wertvollsten Stundenbüchern, die in Nordwesteuropa<br />

bekannt sind. Neben den für<br />

Stundenbücher üblichen biblischen Szenen und<br />

Heiligenfi guren lassen sich bei Katharina von<br />

Kleve Bilder zum Alltag, zur Arbeit und zum mittelalterlichen<br />

Familienleben entdecken. Erstmals<br />

wird das Leben der armen Landbevölkerung<br />

gezeigt, und auch Randgruppen wie Bettler oder<br />

Lepröse fi nden Eingang in die Darstellungen.<br />

Besondere Beachtung verdienen die Bordüren, die<br />

von einer hohen Erfi ndungsgabe des Malers<br />

zeugen. Nicht nur realistisch gemalte Blumen,<br />

Pfl anzen, Tiere und Drolerien in fein ausgearbeiteten<br />

Mustern bevölkern die Randpartien der Texte,<br />

sondern es fi nden sich auch Gegenstände des<br />

täglichen Lebens wie Bretzel, Brotlaibe, Bienenkörbe,<br />

Fischnetze, Waffen, aber auch Schmuck<br />

sowie Gold- und Silbermünzen. Letztere könnten<br />

eine Anspielung auf das Vermögen der Auftraggeberin<br />

sein.<br />

Das Stundenbuch wurde um 1430 vom Meister<br />

der Katharina von Kleve – wie der unbekannte<br />

Maler genannt wird – angefertigt. Er gehört zu den<br />

hervorragendsten niederländischen Künstlern<br />

seiner Zeit. Mittelalterliche Handschriften und<br />

Bücher gelten als höchst empfi ndliche Kunstwerke.<br />

Damit diese wertvollen Zeugnisse mittelalterlicher<br />

Kunst und Kulturgeschichte weiterhin<br />

betrachtet und studiert werden können, werden<br />

Faksimiles produziert, die in der Farbenpracht,<br />

in der Bildqualität und im gesamten Erscheinungsbild<br />

den Originalen kaum nachstehen.<br />

Das Schweizerische Nationalmuseum besitzt als<br />

einziges Museum – neben dem Deutschen<br />

Historischen Museum in Berlin – die gesamte<br />

Edition des ehemaligen Faksimile Verlages<br />

Luzern, der heute zum Bertelsmann Verlag gehört.<br />

48 Bilderhandschriften aus dem 8. bis 16. Jahrhundert<br />

zeigen einen einmaligen Querschnitt durch<br />

alle Gattungen der Buchmalerei. Während die<br />

Originale in Museen und Bibliotheken weltweit ver -<br />

streut sind, können die Faksimiles in unserer<br />

Sammlung | Schweizerisches Nationalmuseum.<br />

02 03<br />

Bibliothek zu den Öffnungszeiten eingesehen<br />

werden. Zu jeder Faksimileausgabe liegt ein<br />

wissenschaftlicher Begleitband vor. Blättern Sie<br />

nicht nur im Stundenbuch der Katharina von<br />

Kleve, werfen Sie auch einen Blick in die weltberühmten<br />

Stundenbücher des Duc de Berry<br />

oder lassen Sie sich in die abenteuerliche Welt<br />

des Marco Polo in seinem «Buch der Wunder»<br />

entführen.<br />

www.landesmuseum.ch<br />

Öffnungszeiten Bibliothek Landesmuseum Zürich<br />

Di und Do: 09.00–12.00 und 13.30–16.30<br />

Mi und Fr: 13.30–16.30<br />

01<br />

02<br />

03<br />

Maria und Joseph bei der Arbeit und Jesus im Laufstall,<br />

aus dem Stundenbuch der Katharina von Kleve, fol. 149.<br />

Der heilige Ambrosius aus dem Stundenbuch der<br />

Katharina von Kleve, fol. 244.<br />

Die drei Mäuler der Hölle nehmen die Bilderwelt von<br />

Hieronymus Bosch (1450–1516) vorweg, fol. 168v.<br />

© Nach der Faksimile-Edition des Faksimile Verlags in<br />

der wissenmedia GmbH, 2009<br />

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