Jugendreisen mit Respekt
Naturfreund*innen reisen mit Respekt. Wir respektieren zukünftige Generationen, indem wir mit unseren Jugendreisen nicht achtlos Naturräume zerstören, Ressourcen verschwenden oder zum Klimawandel beitragen. Wir respektieren die Menschen im Reiseland, indem wir mit ihnen in den Austausch treten und offen für interkulturelle Erfahrungen sind. Wir respektieren die Mitreisenden, indem wir sie in ihrer Vielfalt anerkennen und gemeinsam an einem positiven Gruppenerlebnis mitwirken. Als Teamer*innen gestaltet ihr die Jugendreisen, Freizeiten und Seminare des Verbandes. Mit eurer Arbeit ermöglicht ihr den Teilnehmer*innen intensive Erlebnisse und Erfahrungen. Ihr vermittelt ihnen, was es bedeutet, mit Respekt für Mensch und Natur zu verreisen. Die Materialien in diesem Ordner sollen euch dabei helfen. Er gliedert sich in vier Abschnitte: Die Einführung erklärt, was es mit dem Leitbild der Naturfreundejugend auf sich hat und wie wir unser Leitbild auf unseren Reisen und Freizeiten mit Leben füllen. Die Grüne Werkzeugkiste führt in das Thema „nachhaltiges Reisen“ ein und zeigt, wie man bei Anreise, Unterkunft, Verpflegung und Programm auf Nachhaltigkeit achten kann. Die Methoden und Spiele laden euch ein, mal etwas Neues in der Natur auszuprobieren, Herausforderungen für eure Teilnehmer* innen zu schaffen und über die Umwelt ins Gespräch zu kommen. Unter Ergänzungen und Notizen könnt ihr das abheften, was ihr zum Thema sonst noch für eure Arbeit braucht oder in euren Fortbildungen Interessantes lernt.
Naturfreund*innen reisen mit Respekt. Wir respektieren zukünftige Generationen, indem wir mit unseren Jugendreisen nicht achtlos Naturräume zerstören, Ressourcen verschwenden oder zum Klimawandel beitragen. Wir respektieren die Menschen im Reiseland, indem wir mit ihnen in den Austausch treten und offen für interkulturelle Erfahrungen sind. Wir respektieren die Mitreisenden, indem wir sie in ihrer Vielfalt anerkennen und gemeinsam an einem positiven Gruppenerlebnis mitwirken.
Als Teamer*innen gestaltet ihr die Jugendreisen, Freizeiten und Seminare des Verbandes. Mit eurer Arbeit ermöglicht ihr den Teilnehmer*innen intensive Erlebnisse und Erfahrungen. Ihr vermittelt ihnen, was es bedeutet, mit Respekt für Mensch und Natur zu verreisen.
Die Materialien in diesem Ordner sollen euch dabei helfen. Er gliedert sich in vier Abschnitte:
Die Einführung erklärt, was es mit dem Leitbild der Naturfreundejugend auf sich hat und wie wir unser Leitbild auf unseren Reisen und Freizeiten mit Leben füllen. Die Grüne Werkzeugkiste führt in das Thema „nachhaltiges Reisen“ ein und zeigt, wie man bei Anreise, Unterkunft, Verpflegung und Programm auf Nachhaltigkeit achten kann. Die Methoden und Spiele laden
euch ein, mal etwas Neues in der Natur auszuprobieren, Herausforderungen für eure Teilnehmer* innen zu schaffen und über die Umwelt ins Gespräch zu kommen. Unter Ergänzungen und Notizen könnt ihr das abheften, was ihr zum Thema sonst noch für eure Arbeit braucht oder in euren Fortbildungen Interessantes lernt.
Verwandeln Sie Ihre PDFs in ePaper und steigern Sie Ihre Umsätze!
Nutzen Sie SEO-optimierte ePaper, starke Backlinks und multimediale Inhalte, um Ihre Produkte professionell zu präsentieren und Ihre Reichweite signifikant zu maximieren.
Liebe Nutzer*innen dieses Handbuchs,<br />
Naturfreund*innen reisen <strong>mit</strong> <strong>Respekt</strong>. Wir respektieren zukünftige Generationen, indem<br />
wir <strong>mit</strong> unseren <strong>Jugendreisen</strong> nicht achtlos Naturräume zerstören, Ressourcen verschwenden<br />
oder zum Klimawandel beitragen. Wir respektieren die Menschen im Reiseland, indem wir <strong>mit</strong><br />
ihnen in den Austausch treten und offen für interkulturelle Erfahrungen sind. Wir respektieren<br />
die Mitreisenden, indem wir sie in ihrer Vielfalt anerkennen und gemeinsam an einem positiven<br />
Gruppenerlebnis <strong>mit</strong>wirken.<br />
Als Teamer*innen gestaltet ihr die <strong>Jugendreisen</strong>, Freizeiten und Seminare des Verbandes. Mit<br />
eurer Arbeit ermöglicht ihr den Teilnehmer*innen intensive Erlebnisse und Erfahrungen. Ihr<br />
ver<strong>mit</strong>telt ihnen, was es bedeutet, <strong>mit</strong> <strong>Respekt</strong> für Mensch und Natur zu verreisen.<br />
Die Materialien in diesem Ordner sollen euch dabei helfen. Er gliedert sich in vier Abschnitte:<br />
Die Einführung erklärt, was es <strong>mit</strong> dem Leitbild der Naturfreundejugend auf sich hat und wie<br />
wir unser Leitbild auf unseren Reisen und Freizeiten <strong>mit</strong> Leben füllen. Die Grüne Werkzeugkiste<br />
führt in das Thema „nachhaltiges Reisen“ ein und zeigt, wie man bei Anreise, Unterkunft,<br />
Verpflegung und Programm auf Nachhaltigkeit achten kann. Die Methoden und Spiele laden<br />
euch ein, mal etwas Neues in der Natur auszuprobieren, Herausforderungen für eure Teilnehmer*innen<br />
zu schaffen und über die Umwelt ins Gespräch zu kommen. Unter Ergänzungen<br />
und Notizen könnt ihr das abheften, was ihr zum Thema sonst noch für eure Arbeit braucht<br />
oder in euren Fortbildungen Interessantes lernt. Die Bundesgeschäftsstelle der Naturfreundejugend<br />
wird außerdem weitere Handreichungen erstellen, die ihr hier hinzufügen könnt.<br />
Wir wünschen euch und euren Teilnehmer*innen viel Spaß in der Natur und beim Ausprobieren<br />
der Methoden,<br />
Tobias Thiele (Projektleiter)<br />
Clara Wengert (Mitglied der Bundesleitung)<br />
Wir danken dem Bundesministerium<br />
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />
für die Förderung des Projekts<br />
„Jugend reisen <strong>mit</strong> <strong>Respekt</strong>!“, in dessen<br />
Rahmen diese Pub likation entstanden<br />
ist.
*<br />
Zur Verwendung des Gender-Sternchens<br />
Das Gender-Sternchen wird in dieser Publikation bei Wörtern eingefügt, die (ungewollte)<br />
Informationen über das soziale oder biologische Geschlecht enthalten (beispielsweise Lehrer*innen).<br />
Es ist eine Alternative zum Binnen-I (LehrerInnen). Das Binnen-I berücksichtig im<br />
Gegensatz zum Gender-Sternchen nur Männer und Frauen. Das Gender-Sternchen dient dazu<br />
alle Geschlechter (ja es gibt mehr als zwei!) zu berücksichtigen. Also nicht nur Männer und<br />
Frauen sondern auch Menschen, die rein körperlich in keine der beiden Kategorien passen (das<br />
trifft vor allem auf intersexuelle Menschen zu) oder Menschen, die sich <strong>mit</strong> dem Geschlecht<br />
das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde nicht (ausreichend) identifizieren können/wollen<br />
(Transgender, Transsexuelle). Die Intention des Gender-Sternchens ist also einen Hinweis auf<br />
diejenigen Menschen zu geben, die nicht in das Frau/Mann-Schema passen, sondern etwas<br />
ganz anderes sind. Das Gender-Sternchen ist deshalb ein Mittel für eine geschlechtergerechte<br />
Sprache.<br />
Die Naturfreundejugend Deutschlands treten seit jeher für eine solidarische Gesellschaft ein,<br />
in der alle die Möglichkeit erhalten, sich entsprechend ihrer Fähigkeiten und Bedürfnisse in<br />
die Gesellschaft einzubringen und Anerkennung zu erfahren (siehe Leitbild). Mit der Benutzung<br />
des Gender-Sternchens zeigen wir, dass wir uns bewusst darüber sind, dass es Menschen<br />
gibt die weder Männer noch Frauen, weder Mädchen noch Jungen, sind und dass diese<br />
Menschen bei uns als Teilnehmer*innen, Teamer*innen, Ehrenamtliche und Hauptamtliche<br />
genauso willkommen und geschätzt sind wie alle anderen auch.
Inhalt<br />
Einführung<br />
<strong>Jugendreisen</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>Respekt</strong> 1<br />
Hinweise zu den<br />
Methoden 9<br />
<br />
Grüne Werkzeugkiste<br />
Nachhaltig unterwegs 2<br />
Anreise 7<br />
Unterkunft 11<br />
Verpflegung 15<br />
Müll 29<br />
Draussen 37<br />
Aktionen 47<br />
<br />
Methoden und Spiele<br />
Bäume – Menschen – CO 2<br />
Biologische Vielfalt im Alltag<br />
Elektrozaun<br />
Finde deinen Baum<br />
Fischfang<br />
Frühstück Globalista<br />
Gruppen-Seilspringen<br />
Habitat<br />
Jäger und Gejagte &<br />
Wolfsrudel<br />
Kontakt zur Erde <br />
Land Art – im Feuer<br />
Levitation<br />
Loesje<br />
Netz des Lebens<br />
Oh deer! & Fuchslauf<br />
Ökosystem<br />
Paar-Fall & Pendel<br />
Planet Cleaners<br />
Recycling-Staffel<br />
Regenwaldgipfel<br />
Solo in der Natur<br />
Spuren lesen<br />
Vertrauensfall<br />
Weg durch die Dunkelheit<br />
Wie schädlich sind Bananen<br />
Ergänzungen<br />
und Notizen
Impressum<br />
Herausgeber und Verlag:<br />
Naturfreundejugend Deutschlands<br />
Warschauer Str. 59a<br />
10243 Berlin<br />
Telefon: 0 30 – 29 77 32 70<br />
Telefax: 0 30 – 29 77 32 80<br />
E-Mail: info@naturfreundejugend.de<br />
Internet: www.naturfreundejugend.de<br />
und Gejagte & Wolfsrudel), klammerfranz /<br />
photocase.com (Methode Kontakt zur Erde),<br />
Pippilotta* / photocase.com (Methode Levitation),<br />
everscreen / photocase.com (Methode<br />
Netz des Lebens), ines89 / photocase.<br />
com (Methode Paar-Fall & Pendel), kaliha /<br />
photocase.com (Methode Planet Cleaners),<br />
maryimwunderland / photocase.com (Methode<br />
Loesje), laz / photocase.com (Methode<br />
Regenwaldgipfel), Fritz / photocase.com (Methode<br />
Spuren lesen), Nicole Jaecke (Methode<br />
Wie schädlich sind Bananen?)<br />
Konzeption und Redaktion: Tobias Thiele<br />
Autor*innen: Anete Liepina, Ewa Iwaszuk,<br />
Friedrich Köckert, Ilze Jece, Ivan Blazek,<br />
Johanna Lochner, Madara Peipina, Pawel<br />
Pustelnik, Tobias Thiele, Vanessa Hofeditz<br />
Übersetzungen: Jasper Nicolaisen<br />
Fotos: little-smile / photocase.com (Titel),<br />
FOTOliziös / photocase.com (Vorwort), Naturfreundejugend<br />
Bayern (Titel Einführung),<br />
Naturfreundejugend Baden (Einführung S. 2, S.<br />
4, S. 7, Titel Grüne Werkzeugkiste, Titel Methoden),<br />
Hannah Weck (Einführung S. 1, S. 3,<br />
S. 5, Titel Ergänzungen), Henrique Gonçalves<br />
(Einführung S. 9, S. 10, S. 11, S. 12, Methoden<br />
Bäume – Menschen – CO 2<br />
, Land Art – im<br />
Feuer), Friedrich Köckert (Methoden Finde<br />
deinen Baum, Oh deer! & Fuchslauf, Recycling-Staffel,<br />
Vertrauensfall, Weg durch die<br />
Dunkelheit), Naturfreundejugend Deutschlands<br />
(Methode Frühstück Globalista), Johanna<br />
Lochner (Methode Biologische Vielfalt<br />
im Alltag), wetwater / photocase.com (Methode<br />
Fischfang), stille wasser / photocase.<br />
com (Methode Gruppen Seilspringen), lea_kl<br />
/ photocase.com (Methode Habitat), una.<br />
knipsolina / photocase.com (Methode Jäger<br />
Grafiken: Marika Latsone (Grüne Werkzeugkiste)<br />
Gestaltung: Nicole Jaecke (fija.de)<br />
Druck: DCM Druck Center Meckenheim GmbH<br />
Gefördert durch:<br />
Der Herausgeber ist alleine für den Inhalt<br />
verantwortlich
Register<br />
EINFÜHRUNG
<strong>Jugendreisen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Respekt</strong><br />
Was bedeutet unser Leitbild für unsere Reisen und<br />
Freizeiten?<br />
Reisen und Freizeiten der Naturfreundejugend sind mehr als<br />
reine Spaßveranstaltungen. Teil nehmer*innen erleben bei uns<br />
ein Miteinander, das durch bestimmte Werte geprägt ist. Sie<br />
lernen nicht nur neue Länder und Menschen kennen, sie lernen<br />
auch, was es heißt, sich in eine Gruppe einzubringen, sich<br />
an demo kratischen Prozessen zu beteiligen und sich anderen<br />
Kulturen zu öffnen. Die intensive Gruppenerfahrung sorgt dafür,<br />
dass das Gelernte besonders dauerhaft und wirkungsvoll ist.<br />
Wir haben uns im Leitbild der Naturfreundejugend<br />
Deutschlands auf grundlegende<br />
Werte verständigt. Diese Werteorientierung<br />
ist es, die auch unsere Reisen und Freizeiten<br />
auszeichnet: Selbstorganisation durch<br />
ehrenamtliche Teamer*innen und Mitbestimmung<br />
durch die Teilnehmer*innen sind<br />
Grundlage unserer Reisen und Freizeiten.<br />
Nachhaltiger Tourismus ist dabei der Kern<br />
unserer Reisephilosophie: Umweltschonende<br />
und sozialverträgliche Reiseangebote sind<br />
ein Beitrag zur Verbreitung eines nachhaltigen<br />
Lebensstils. Sie leisten außerdem einen<br />
Beitrag dazu, dass Reisen auch für zukünftige<br />
Generationen attraktiv, ökologisch verantwortbar<br />
und bezahlbar bleibt. Solidarischer<br />
Umgang <strong>mit</strong>einan der, Umwelt- und<br />
Gemeinschafts erlebnis, Toleranz und Offenheit,<br />
eine Mädchen wie Jungen gleichermaßen<br />
gerecht werdende Angebotsgestaltung<br />
– dies sind nur einige Stichworte, die die<br />
Reisen der Naturfreundejugend Deutschlands<br />
auszeichnen.<br />
Ehrenamtliche Teamer*innen spielen bei der<br />
Planung und Durchführung unserer Reisen<br />
und Freizeiten die zentrale Rolle. Sie sorgen<br />
dafür, dass sich pädagogische, soziale<br />
und ökologische Aspekte verbinden und der<br />
Spaß für die Teilnehmenden nicht zu kurz<br />
kommt. Zu ihrer Ausbildung gehört die Auseinandersetzung<br />
<strong>mit</strong> dem Leitbild deshalb<br />
zwingend dazu. In der Ausbildung lernen<br />
unsere Teamer* innen – über die bestehenden<br />
Anforderungen der Jugendleiter*innen-Ausbildung<br />
hinaus – wie sich das Leitbild des<br />
<strong>Jugendreisen</strong> <strong>mit</strong> respekt 1
Verbands in gelebte Praxis auf der Reise oder<br />
Freizeit übersetzen lässt.<br />
Im Folgenden wird ausgeführt, wie sich die<br />
zentralen Begriffe unseres Leitbildes auf unsere<br />
Reiseangebote auswirken.<br />
Unser Gesellschaftsbild geht davon<br />
aus, dass jede Art von Arbeit, ob ökonomisch<br />
oder sozial, ob haupt- oder<br />
ehrenamtlich ein wertvoller Beitrag<br />
ist. Auf Seiten der Individuen setzt ein<br />
solches Gesellschaftsmodell ein hohes<br />
Maß an Solidarität voraus, da es nur<br />
funktionieren kann, wenn jede und jeder<br />
aktiv an der Entwicklung der Gesellschaft<br />
<strong>mit</strong>arbeitet.<br />
Unsere Idee einer sozialistischen<br />
Gesellschaft basiert auf der Anerkennung<br />
eines jeden Mitglieds<br />
der Gesellschaft. Eine Gesellschaft<br />
kann nur leben, wenn alle die Möglichkeit<br />
erhalten, sich entsprechend<br />
eigener Fähigkeiten in die Gesellschaft<br />
einzubringen, an ihrer Entwicklung<br />
zu partizipieren und Anerkennung<br />
zu erfahren.<br />
DAS BEDEUTET FÜR UNSERE JUGEND<br />
REISEN:<br />
Mit unseren Reisen und Freizeiten bieten<br />
wir Alternativen zur bestehenden<br />
Konsum- und Ellenbogengesellschaft. In<br />
der Gruppe kommt es weniger darauf an,<br />
woher man kommt oder was man besitzt,<br />
sondern darauf, wie man <strong>mit</strong> seiner<br />
Person das Leben der Gemeinschaft<br />
bereichern kann. Diesen Gruppenerlebnis<br />
macht vorstellbar, wie eine solidarische<br />
und gerechtere Gesellschaft funktionieren<br />
kann.<br />
DAS BEDEUTET FÜR UNSERE JUGEND<br />
REISEN:<br />
Wir öffnen unsere Reisen und Freizeiten<br />
auch für Kinder und Jugendliche aus<br />
sozial schwächeren Familien, indem wir<br />
den Teilnahme beitrag ermäßigen bzw.<br />
die Beantragung von öffentlichen Zuschuss<strong>mit</strong>teln<br />
unterstützen.<br />
Wir lehnen die Zur-Schau-Stellung von<br />
Status s ym bolen ab und achten auf einen<br />
verständ lichen, nicht diskriminierenden<br />
Sprachgebrauch gegenüber allen Teilnehmenden.<br />
Die Naturfreundejugend Deutschlands<br />
tritt für eine offene Gesellschaft<br />
ein. Dies beinhaltet für uns Toleranz,<br />
Gleichberechtigung von Männern<br />
und Frauen und eine akzeptierende<br />
Integration von Menschen <strong>mit</strong><br />
Migrationshintergrund, die hier leben.<br />
Das bedeutet für unsere <strong>Jugendreisen</strong>:<br />
Bei der Konzeption der Reisen und<br />
Freizeiten, bei der Angebotsgestaltung<br />
sowie in der pädagogischen Begleitung<br />
durch das Team spielen die besonderen<br />
2<br />
Einführung
Be dürf nisse von Mädchen und Jungen<br />
eine wich tige Rolle. Wenn es gewünscht<br />
oder sinnvoll ist, werden geschlechtsspezifische<br />
Angebote oder Programmpunkte<br />
ermöglicht, ohne dabei bestehende<br />
Rollenzuweisungen („Die Mädchen waschen<br />
ab, die Jungen bauen die Zelte<br />
auf“) zu verstärken. Im Gegenteil bieten<br />
gerade Reisen und Freizeiten außerhalb<br />
des familiären und alltäglichen Kontextes<br />
Jugendlichen die Gelegenheit, sich<br />
in neuen Rollen auszuprobieren und einen<br />
möglichst zwanglosen Umgang von<br />
Mädchen und Jungen zu erleben.<br />
Die Naturfreundejugend Deutschlands<br />
setzt sich für die Grundwerte<br />
Demokratie, Völkerverständigung<br />
und Toleranz ein. Dies ist unver einbar<br />
<strong>mit</strong> Fremdenfeindlichkeit, Rechtsextremismus,<br />
Unterdrückung und Diskriminierung.<br />
Das bedeutet für unsere <strong>Jugendreisen</strong>:<br />
Gemeinsam <strong>mit</strong> unseren Partnern aus der<br />
internationalen Naturfreundebewegung<br />
organisieren wir internationale Begeg<br />
nungen und Seminare. Diese Angebote<br />
und auch unsere Kinder- und <strong>Jugendreisen</strong><br />
ins Ausland haben das Ziel, ein<br />
tief eres Verständnis für die Bedeutung<br />
von Frieden und Völkerverständigung,<br />
kulturellen Austausch und Toleranz zu<br />
schaffen.<br />
Nachhaltigkeit bedeutet Kampf<br />
für bessere Lebensbedingungen für<br />
alle heute lebenden Menschen und<br />
für zukünftige Generationen. Das<br />
Konzept Nachhaltigkeit berührt<br />
da<strong>mit</strong> die Grundwerte unseres Verbandes<br />
im Kern: Gerechtigkeit und<br />
Solidarität.<br />
Das bedeutet für unsere <strong>Jugendreisen</strong>:<br />
Die Naturfreundejugend Deutschlands<br />
fühlt sich dem nachhaltigen Tourismus<br />
verpflichtet. Schon bei An- und Abreise,<br />
aber auch vor Ort, wird auf eine umweltfreundliche<br />
Mobilität geachtet. Bus und<br />
Bahn als umweltfreundlichste Verkehrs<strong>mit</strong>tel<br />
werden nach Möglichkeit bevorzugt<br />
genutzt.<br />
<strong>Jugendreisen</strong> <strong>mit</strong> respekt 3
Die Naturfreundejugend Deutschlands<br />
bietet keine Flugreisen an. Lediglich bei<br />
internationalen Jugendbegegnungen in<br />
entferntere Länder finden im Einzelfall<br />
Flugreisen statt. Insbesondere bei diesen<br />
Reisen sollte die Aufenthaltsdauer in angemessenem<br />
Verhältnis zur Entfernung<br />
stehen. Vor Ort wird auf einen umweltund<br />
sozialverträglichen Umgang <strong>mit</strong> der<br />
Zielregion, ihren Menschen und ihrer<br />
– oft empfindlichen – Umwelt großen<br />
Wert gelegt.<br />
Bildungsarbeit stellt ein wichtiges,<br />
wenn nicht das wichtigste Instrument<br />
zur Erreichung einer nachhaltigen<br />
Entwicklung dar. Ziel der Bildungsarbeit<br />
der Naturfreundejugend<br />
Deutschlands ist es, in einem partizipativen<br />
Prozess <strong>mit</strong> den jeweiligen<br />
Akteuren nachhaltige Lebensstile<br />
zu entwickeln.<br />
Das bedeutet für unsere <strong>Jugendreisen</strong>:<br />
Beispiele für nachhaltige Alltagserfahrungen<br />
sind Müllvermeidung und<br />
Mülltrennung, sparsamer Umgang <strong>mit</strong><br />
Energie, Strom und Wasser, die Nutzung<br />
umweltfreundlicher, landestypischer<br />
Unterkünfte, eine möglichst regionale,<br />
saisonale und ökologische Verpflegung<br />
sowie die Einhaltung von Umweltregeln<br />
zum Schutz der natürlichen Ressourcen.<br />
Erlebnispädagogik und Sport in der<br />
Natur gehören zu den traditionellen<br />
Schwerpunkten des Verbandes. Sie<br />
ermöglichen Naturgenuss auf eine<br />
besonders intensive und gesunde<br />
Art.<br />
Mit dem Kanu, dem Fahrrad, zu Fuß<br />
oder am Felsen lässt sich die Natur<br />
hautnah erleben – sanft und abenteuerlich<br />
zugleich. Dabei steht bei<br />
uns nicht die Leistung des Einzelnen,<br />
sondern das intensive Erlebnis<br />
von Natur und Gemeinschaft<br />
im Vordergrund.<br />
Wie nachhaltige Lebensstile aussehen,<br />
kann auf unseren Reisen und Freizeiten<br />
ganz konkret erfahren werden.<br />
4<br />
Einführung
Das bedeutet für unsere <strong>Jugendreisen</strong>:<br />
Im direkten Kontakt <strong>mit</strong> der Natur werden<br />
Ruhe- und Schutzzonen beachtet<br />
und nur ausgewiesene Wege benutzt.<br />
Besonders bei natursportlichen Angeboten<br />
wird auf die Umweltverträglichkeit<br />
geachtet. Der soziale Umgang <strong>mit</strong> den<br />
Menschen, die in der Urlaubsregion leben,<br />
ist für uns selbstverständlich. Wir<br />
wollen keinen Massentourismus <strong>mit</strong> an<br />
jedem Ort reproduzierbaren Erlebnissen,<br />
sondern Urlaub, Bildung und Erholung<br />
orientiert an den Menschen, Möglichkeiten<br />
und Ressourcen der Region.<br />
Wir streben eine offene und lebendige<br />
Gesellschaft an, in der die<br />
Menschen sich selbst frei entfalten<br />
können. Dazu müssen demokratische<br />
Prinzipien in allen Lebensbereichen<br />
verankert werden. Wir<br />
begreifen gesellschaftliche Mitbestimmung<br />
nicht nur als ein<br />
Grundrecht, sondern auch als eine<br />
Voraussetzung für eine demokratische<br />
Gesellschaft. Weil Demokratie<br />
vom Engagement aller lebt, hat<br />
besonders die Beteiligung von Kindern<br />
und Jugendlichen eine große<br />
Bedeutung.<br />
Das bedeutet für unsere <strong>Jugendreisen</strong>:<br />
Unsere Kinder- und <strong>Jugendreisen</strong> sind<br />
ein Praxisfeld für Demokratie und Beteiligung.<br />
Daher kommt den Mitspracheund<br />
Mitgestaltungsrechten der Teilnehmenden<br />
eine wichtige Bedeutung zu.<br />
In unterschiedlichen und altersangemessenen<br />
Formen wird eine direkte Beteiligung<br />
an Entscheidungen, Programmgestaltung<br />
und Vereinbarungen angeregt,<br />
aber auch erwartet und gefördert.<br />
Wir eröffnen jungen Menschen so Gestaltungsräume,<br />
da<strong>mit</strong> sie lernen Verantwortung<br />
zu übernehmen und demokratische<br />
Entscheidungswege zu erfahren,<br />
zu nutzen und <strong>mit</strong>zugestalten.<br />
<strong>Jugendreisen</strong> <strong>mit</strong> respekt 5
Bildung ist eine Grundvoraussetzung<br />
für gesellschaftliche Mitbestimmung.<br />
Unser Verständnis von<br />
Bildung ist es, junge Menschen<br />
in die Lage zu versetzen, sich von<br />
gegebenen Machtverhältnissen zu<br />
emanzipieren und sie kritik-, urteilsund<br />
entscheidungsfähig zu machen.<br />
Dazu gehört politische Bildung<br />
genauso wie die Befähigung zum<br />
Einsatz für Werte und Normen, die<br />
wir der Gesellschaft zugrunde legen<br />
wollen.<br />
Das bedeutet für unsere <strong>Jugendreisen</strong>:<br />
Reisen und Freizeiten bieten einen hervorragenden<br />
Ort für informelle Bildungsprozesse<br />
und den Erwerb sozialer<br />
Schlüsselkompetenzen für den beruflichen<br />
und den privaten Bereich.<br />
Wenn ein junger Mensch die Kasse einer<br />
Ferienfreizeit führt oder als Kanu-Teamer<br />
*in die Verantwortung für eine Kindergruppe<br />
trägt, lernt er Dinge, die in der<br />
Schule nicht auf dem Lehrplan stehen.<br />
Unsere Reiseangebote stärken die sozialen<br />
Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen,<br />
üben das Gleichgewicht zwischen<br />
Einzel- und Gruppeninteressen, zwischen<br />
Individualität und Gemeinschaft ein.<br />
Sie sind ein Lernfeld für Solidarität, den<br />
offenen und neugierigen Umgang <strong>mit</strong><br />
Unbekanntem, eine gewaltfreie Konfliktlösung<br />
und den Abbau von Berührungsängsten.<br />
Durch Beteiligung an der Programmgestaltung<br />
und demokratische Strukturen<br />
in der Gruppe wird die Kommunikation<br />
und Entscheidungsfindung innerhalb<br />
von Gruppen erlernt. So leisten wir einen<br />
Beitrag zu einer ganzheitlichen Persön<br />
lichkeitsentwicklung von Kindern und<br />
Jugendlichen.<br />
Die Naturfreundejugend Deutschlands<br />
setzt sich dafür ein, dass alle<br />
Kinder die gleichen Chancen<br />
im Leben haben. Dies bedeutet,<br />
dass beispielsweise Kinder <strong>mit</strong><br />
Migrations hintergrund und aus bildungsfernen<br />
oder sozial schwachen<br />
Familien besonders gefördert werden<br />
müssen.<br />
Das bedeutet für unsere <strong>Jugendreisen</strong>:<br />
Um junge Menschen unabhängig von<br />
ihrer sozialen und kulturellen Herkunft<br />
zu erreichen, kooperieren wir <strong>mit</strong><br />
Schulen. Auch die Schulen haben sich<br />
in den letzten Jahren verstärkt für die<br />
Zusammen arbeit <strong>mit</strong> Trägern außerschulischer<br />
Jugendbildung geöffnet.<br />
Kooperationsprojekte bieten für uns die<br />
Chance, junge Menschen <strong>mit</strong> unseren<br />
Angeboten zu erreichen und sie durch<br />
unsere Vielfalt für eine andere Gesellschaft<br />
zu begeistern.<br />
Spaß, Entspannung und Erlebnis<br />
sind für uns ein elementarer<br />
Bestandteil unserer Aktivitäten.<br />
Dabei sind auch in der Freizeitgestaltung<br />
unsere Werte, wie zum<br />
Beispiel Solidarität, Nachhaltigkeit,<br />
Bildung und Demokratie, wiederzufinden.<br />
Sinnfreie Freizeit, in der<br />
nur der Spaß im Mittelpunkt steht<br />
– möglicherweise sogar auf Kosten<br />
von anderen oder der Natur – lehnen<br />
wir ab.<br />
6<br />
Einführung
Das bedeutet für unsere <strong>Jugendreisen</strong>:<br />
Zahlreiche Reiseangebote der Naturfreundejugend<br />
Deutschlands beinhalten<br />
Programmpunkte aus den Bereichen<br />
Natursport und Naturerlebnis. Wir verbinden<br />
erlebnispädagogische und umweltpädagogische<br />
Elemente und Programmpunkte,<br />
um unsere Reiseangebote<br />
gleichzeitig attraktiv und nachhaltig zu<br />
gestalten. Statt auf den moralischen<br />
Zeigefinger setzen wir dabei auf über<br />
zeugende Erlebnisse und Erfahrungen<br />
in der Gemeinschaft und eine intensive<br />
Begegnung <strong>mit</strong> Umwelt und Natur.<br />
Attraktive Angebote in den Bereichen<br />
Wandern, Klettern, Skifahren, Radwandern,<br />
Kanuwandern und weiteren Natursportarten<br />
öffnen insbesondere Kindern<br />
und Jugendliche, die in der Stadt aufwachsen,<br />
Zugänge zur Natur. Sie versprechen<br />
Spaß und Erlebnis und fördern<br />
gleichzeitig das Umweltbewusstsein und<br />
soziale Kompetenzen.<br />
Quelle: Leitbild der Naturfreundejugend Deutschlands, beschlossen von<br />
Bundeskonferenz der Naturfreundejugend Deutschlands 2009 in Bremen<br />
(http://www.naturfreundejugend.de/ueber_uns/leitbild/)<br />
Leitbild für Reisen und Freizeiten der Naturfreundejugend Deutschlands,<br />
beschlossen vom Bundesausschuss der Naturfreundejugend Deutschlands<br />
2002 in Hannover, ergänzte Fassung beschlossen auf dem Bundesausschusses<br />
der Naturfreundejugend Deutschlands 2006 in Hannover<br />
(http://www.naturfreundejugend.de/service/downloads/doit/297/)<br />
jung. bunt. aktiv.<br />
www.naturfreundejugend.de<br />
<strong>Jugendreisen</strong> <strong>mit</strong> respekt 7
8<br />
Einführung
Hinweise zu den Methoden<br />
Auf <strong>Jugendreisen</strong> können die Teilnehmer*innen sehr viel lernen. Allerdings<br />
ist es ein anderes Lernen als in der Schule, ohne Zwang und Noten,<br />
weniger strukturiert und häufig merkt man erst am Ende, was man<br />
alles Neues kann. Man nennt diese für die persönliche Entwicklung so<br />
wichtige Art des Lernens „nicht-formales Lernen“. Auf das, was gelernt<br />
wird, haben die Teamer*innen einen großen Einfluss. Sie organisieren<br />
den Ablauf der Reise, den Umgang <strong>mit</strong>einander und das Programm. Der<br />
Methodenteil des Handbuchs soll dabei helfen, spielerisch neue Zugänge<br />
zur Natur und eine Idee von Nachhaltigkeit zu erschließen.<br />
Nicht formales Lernen<br />
Lernen beruht für die Naturfreundejugend besonders auf Lernmöglichkeiten durch selbst<br />
gemachte Erfahrungen: in der Natur, im Sport, <strong>mit</strong> Spiel, Spaß und Bewegung, <strong>mit</strong> Abenteuer<br />
und Herausforderung und vor allem <strong>mit</strong> anderen zusammen. Wissensver<strong>mit</strong>tlung fängt nicht<br />
<strong>mit</strong> Wissen an, sondern <strong>mit</strong> Interesse und Neugierde für ein Thema. Neugierde wiederum<br />
können wir nicht erzwingen, aber durch positive Erfahrungen und einen emotionalen Bezug<br />
zum Thema hervor locken.<br />
Für die Arbeit am Thema Nachhaltigkeit bedeutet das für uns, eine große methodische Vielfalt<br />
einzusetzen. Zum einen soll Lernen in und <strong>mit</strong> der Natur stattfinden und eine positive<br />
Beziehung zur Natur, sich selbst und der Gruppe fördern. Zum anderen sollen – zum Beispiel<br />
über Rollenspiele – auch komplexe sozio-ökonomische und globale Zusammenhänge erlebbar<br />
gemacht werden.<br />
Schaffen wir es bedeutungsvolle Erlebnisse für Kinder und Jugendliche zu kreieren, die sie<br />
berühren und in denen sie Gestaltungsspielräume nutzen können, kann dies die innere<br />
Motivation für den Lernprozess fördern. Dadurch wird jede weitere Arbeit an Themen der<br />
Nachhaltigkeit positiv beeinflusst.<br />
Hinweise zu den Methoden 9
Viele Übungen haben einen stark spielerischen Charakter und bringen Spaß, Herausforderung,<br />
Selbsterfahrung und thematische Inhalte zusammen. Außerdem helfen Spiele dabei komplexe<br />
Inhalte und Zusammenhänge vereinfacht dar zustellen und erleichtern den Teilnehmer*innen<br />
ungewohnte Rollen einzunehmen und neue Verhaltensweisen auszuprobieren.<br />
Eine Spielerfahrung ist aber nicht automatisch eine Lernerfahrung. Sie kann auch nach dem<br />
Spaß einfach vorbei sein. Deswegen ist es uns wichtig, Spiele und Übungen durch eine Reflektion<br />
gemeinsam <strong>mit</strong> den Teilnehmer*innen nachzubereiten. Dafür gibt es für jede Methode<br />
einige Vorschläge, wie ihr die gemachten Erfahrungen <strong>mit</strong> Hilfe von Fragen reflektieren könnt.<br />
Für wen sind diese Methoden gedacht?<br />
Die in diesem Buch beschriebenen Methoden richten sich vor allem an junge Menschen zwischen<br />
12 und 18 Jahren. Die Altersangaben sind natürlich nur Empfehlungen und können durch<br />
entsprechende Anpassungen der Methode auf für Ältere schwieriger oder Jüngere leichter gemacht<br />
werden. Auch kann ein Spiel für Achtjährige der große Hit bei einer Gruppe 16-Jähriger<br />
werden. Und eine Gruppe 14-Jähriger kann körperlich wenig oder sehr weit entwickelt sein<br />
und dementsprechend körperlich herausgefordert werden. Insofern sind die Rahmendaten,<br />
die hier beschrieben sind, vor allem erfahrungsbasierte Richtwerte. Wichtig ist, dass ihr eure<br />
Gruppe gut einschätzen könnt, dass ihr euch über die unterschiedlichen Bedürfnisse und Fähigkeiten<br />
bewusst seid und die Methoden für euer Programm so anpasst, dass alle Mitglieder<br />
eurer Gruppe aktiv <strong>mit</strong>machen können.<br />
Dabei ist es wichtig ein gutes Maß an Herausforderung für eure Gruppe zu finden, denn<br />
Jugendliche sind nicht zum Spielen per se motiviert. Die Jugend ist eine Zeit des sich Ausprobierens,<br />
des sich selbst Messens und Testens, des Zweifelns und Bestehens. Dementsprechend<br />
sollten die Übungen und Spiele ein Grad an Risiko, Abenteuer und Herausforderung beinhalten,<br />
ohne jedoch zu überfordern.<br />
Die klassische Umweltbildung im Sinne von Verstehen von ökologischen Zusammenhängen<br />
(zum Beispiel „Wie funktioniert der Wald?“) wird Jugendliche in der Regel nicht un<strong>mit</strong>telbar<br />
begeistern. Neben den spielerischen Ansätzen zu solchen Themen kann es helfen, Methoden<br />
und Ansätze für spontane Naturerfahrungen für eure Gruppen auszuwählen, die Erlebnisse in<br />
und <strong>mit</strong> der Natur fördern.<br />
10<br />
Einführung
Die Kategorien in diesem Buch<br />
Wir haben die Methoden in diesem Buch in<br />
sieben verschiedene Kategorien eingeteilt,<br />
die euch helfen sollen, schnell die passende<br />
Übung für euer Programm zu finden.<br />
Teamübungen behandeln vor allem<br />
sozia le Aspekte wie Kooperation und<br />
Unterstützung, Absprachen treffen und<br />
gemeinsam Entscheidungen fällen, den<br />
anderen vertrauen und Verantwortung<br />
füreinander übernehmen. Auch sich<br />
selbst besser kennenzulernen, eigenen<br />
Ängsten zu begegnen und <strong>mit</strong> ihnen<br />
umzugehen spielen eine wichtige Rolle.<br />
Solche Übungen können Gruppen helfen,<br />
sich selbst zu finden, Rollen auszuprobieren<br />
und (neu) zu verteilen. Die<br />
Gruppen lernen spezifische Stärken und<br />
Schwächen wahrzunehmen und <strong>mit</strong> ihnen<br />
zu arbeiten.<br />
Dabei sprechen Spiele, die sich zum Beispiel<br />
um Jagd und Verteidigung, Wasserzugang<br />
und Unterschlupf drehen, auch<br />
unsere eigenen Urinstinkte an, denen wir<br />
uns aufgrund unseres Lebensstils wahrscheinlich<br />
gar nicht mehr so bewusst sind.<br />
Übungen in diesem Bereich laden dazu<br />
ein, ausgetretene Pfade hinter sich zu<br />
lassen, Neuland zu entdecken und gemeinsam<br />
etwas zu erschaffen. Diese<br />
Methoden helfen dabei, bekannte Denkmuster<br />
(für eine Weile) loszulassen und<br />
gemeinsam auf neue Ideen und Aktionen<br />
zu kommen.<br />
Hier geht es im Besonderen um Selbsterfahrungen<br />
der Teilnehmer*innen in der<br />
Natur. Diese Übungen könnt ihr nutzen,<br />
um eurer Gruppe zu helfen, persönliche<br />
und oft auch sinnliche und konkrete Erfahrungen<br />
<strong>mit</strong> der Natur zu machen und<br />
so die Beziehung der Teilnehmer*innen<br />
zur natürlichen Umwelt zu stärken und<br />
die Neugierde für die großen Mysterien<br />
des Lebens zu wecken.<br />
Spiele rund um das Thema Wildtiere<br />
helfen, die Fantasie anzuregen. Sie erweitern<br />
unser Wissen darüber, was jeden<br />
Tag und jede Nacht in unseren umliegenden<br />
Feldern und Wäldern vor sich<br />
geht, ohne dass wir es <strong>mit</strong>bekommen.<br />
Hinweise zu den Methoden 11
Hier findet ihr vor allem Spiele, in denen<br />
Laufen oder Rennen nötig ist – ideal, um<br />
nach langem Sitzen wieder munter zu<br />
werden oder die überschüssige Energie<br />
einer Gruppe zu kanalisieren.<br />
Komplexe Zusammenhänge in der Natur<br />
erfahrbar zu machen ist das Ziel von<br />
Spiel en aus dieser Kategorie. Sie sind<br />
oftmals etwas komplizierter als andere<br />
Übungen, bieten dafür aber auch thematisch<br />
vielseitige Auswertungsmöglichkeiten<br />
und die Chance <strong>mit</strong> echtem Interesse<br />
tiefer in ein Thema einzusteigen.<br />
Einige Methoden fokussieren zudem auf<br />
den Einfluss des Menschen auf natürliche<br />
Kreisläufe und Zusammenhänge.<br />
!Sicherheitshinweise<br />
Die Arbeit <strong>mit</strong> körperlichen, emotionalen, kreativen, sozialen und kognitiven Herausforderungen<br />
bietet viele Möglichkeiten für Wachstum und Lernen – aber auch das Risiko<br />
von körperlichen und seelischen Verletzungen und Schäden. Für jede Übung findet ihr<br />
deswegen spezifische Sicherheitshinweise, die ihr entsprechend eurer lokalen Gegebenheiten<br />
auch erweitern könnt. Wichtig ist, diese auch den Teilnehmer*innen bewusst zu machen und<br />
sie in das Thema Sicherheit <strong>mit</strong> einzubeziehen – ohne Angst vor Aktivitäten im Freien zu<br />
verbreiten. Falls eure Gruppe sich wiederholt nicht an eure Sicherheitsvorgaben hält, solltet<br />
ihr auch bereit sein, Übungen abzubrechen. Dafür ist es hilfreich, vorher ein Abbruchsignal<br />
zu vereinbaren. Auch gescheiterte Übungen können spannende Auswertungsrunden ergeben.<br />
Neben den hier genannten Sicherheitsvorkehrungen macht es Sinn, sich generell zu einigen,<br />
wer von der Leitung im Falle eines Notfalls was tut. Wer hat das Erste Hilfe Set? Wer kann<br />
fahren? Wer hat eine aktuelle Erste Hilfe Ausbildung? Wer bleibt beim Verletzten? Des Weiteren<br />
solltet ihr vor Beginn einer Übung, vor allem bei solchen, die Bewegung einbeziehen, die<br />
un<strong>mit</strong>telbare Umgebung nach potenziellen Risiken absuchen: nach Stolpersteinen, Ästen auf<br />
12<br />
Einführung
Augenhöhe, nassem Laub et cetera. Ihr könnt euch eine imaginäre Sicherheitsbrille aufsetzen<br />
und alle Gefahrenpunkte innerlich <strong>mit</strong> einer roten Fahne markieren. Besprecht diese <strong>mit</strong> eurem<br />
Team oder gegebenenfalls auch <strong>mit</strong> der ganzen Gruppe und klärt, wie ihr ihnen aus dem Weg<br />
gehen könnt.<br />
Außer auf die körperliche Sicherheit müsst ihr auch auf die Stimmungen in der Gruppe achten.<br />
Wichtig ist, dass ihr auch <strong>mit</strong> Emotionalität, Spannungen, Frust und Enttäuschung umgehen<br />
könnt und ihnen nicht aus dem Weg geht oder sie „wegmachen“ wollt. Dafür ist es unerlässlich,<br />
alle Teilnehmer*innen ernst zu nehmen, ihnen wertschätzend gegenüber zu treten und<br />
sie dabei zu unterstützen sich <strong>mit</strong>zuteilen.<br />
Zuletzt:<br />
Vertraut auf euer Bauchgefühl. Habt ihr <strong>mit</strong> einer Gruppe, dem Ort, der Wetterlage oder der<br />
Komplexität einer Methode ein ungutes Gefühl, dann macht sie nicht, selbst wenn keine objektiven<br />
und rationalen Gründe dagegen sprechen. Eine gute Portion Aufregung vor der ersten<br />
Durchführung einer Methode ist aber natürlich vollkommen angemessen.<br />
Ausprobieren - lernen - weiterprobieren!<br />
Bei allen Sicherheitsvorkehrungen und der Komplexität mancher<br />
Methoden wollen wir euch vor allem ermuntern, einfach<br />
mal eine Übung auszuprobieren!<br />
Eure eigenen Erfahrungen werden nicht nur ein wichtiger<br />
Schatz für eure Leitungskompetenzen, sondern sie werden es<br />
euch auch leichter machen, euch in andere Methoden reinzudenken<br />
und diese zu testen. Falls eine Methode mal nicht gut<br />
ankommt, heißt das nicht, dass eine andere Gruppe sie nicht<br />
super findet. Da hilft nur ausprobieren, Fehler machen, daraus<br />
lernen und weiter ausprobieren.<br />
Wir wünschen euch ganz viel Spaß und Abenteuer dabei!<br />
jung. bunt. aktiv.<br />
www.naturfreundejugend.de<br />
Hinweise zu den Methoden 13
14 Einführung
Register<br />
GRÜNE WERKZEUGKISTE
Willkommen<br />
zur Grünen<br />
Werkzeugkiste<br />
Das kleine Wort „nachhaltig“ begegnet uns heute an vielen Stellen.<br />
Kaum eine politische Grundsatzrede oder eine unternehmerische<br />
Selbstdarstellung kommt ohne das Wort aus. Wir werden aufgefordert,<br />
nachhaltig einzukaufen, zu reisen oder unser Geld anzulegen. Wenn<br />
wir uns jedoch den Kerngedanken der Nachhaltigkeit vor Augen<br />
führen, so klafft zwischen unserer heutigen Lebensweise und einem<br />
nachhaltigen Lebensstil ein tiefer Graben. Nachhaltig leben heißt, die<br />
Wirkung unseres Handelns gleichzeitig global und <strong>mit</strong> Bezug auf die<br />
Zukunft zu reflektieren. Nur wenn ich so wirtschafte, dass ich weder<br />
den Menschen im globalen Süden noch den zukünftigen Generationen<br />
ihre Möglichkeiten beschneide, handele ich nachhaltig.<br />
Wie wenig nachhaltig unserer individueller<br />
Lebensstil ist, können wir leicht anhand unseres<br />
ökologischen Fußabdrucks er<strong>mit</strong>teln.<br />
Das Modell des ökologischen Fußabdrucks<br />
besagt, dass alle Rohstoffe, die wir zum Essen,<br />
Trinken, Wohnen, in den Urlaub fahren<br />
und Bekleiden brauchen, Platz zum Wachsen<br />
benötigen. Darüber hinaus braucht die Natur<br />
auch noch Ressourcen, um die von uns<br />
produzierten Abfälle wieder abzubauen (zum<br />
Beispiel Wälder, um Kohlendioxid zu binden).<br />
Der ökologische Fuß abdruck beziffert die<br />
benötigte Fläche und ver<strong>mit</strong>telt so ein verständliches<br />
Bild der ökologischen Grenzen<br />
unseres Planeten und der ungerechten Verteilung<br />
der Ressourcen. Wenn alle Menschen<br />
so leben würden wie der*die durchschnittliche<br />
Deutsche, so wären 2,8 Erden nötig, um<br />
alle Bedürfnisse zu erfüllen. Wir haben aber<br />
nur die eine Erde, und die müssen wir uns <strong>mit</strong><br />
sieben Milliarden anderen Menschen teilen.<br />
Auf www.footprint-deutschland.de kann man seinen eigenen ökologischen<br />
Fußabdruck berechnen und <strong>mit</strong> dem Durchschnitt vergleichen.<br />
2 grüne werkzeugkiste
Der ökologische Fußabdruck macht deutlich,<br />
dass die Berücksichtigung nachhaltiger<br />
Aspekte in einzelnen Lebensbereichen, zum<br />
Beispiel beim Reisen, nur von begrenzter<br />
Wirkung ist. Selbst wenn wir gar nicht reisen,<br />
leben wir schon auf Kosten zukünftiger<br />
Generationen. Nichtsdestotrotz macht es<br />
Sinn, sich bei der Planung und Durchführung<br />
von <strong>Jugendreisen</strong> vom Konzept der<br />
Nachhaltigkeit leiten zu lassen. Dabei sollte<br />
der Fokus aber in erster Linie darauf liegen,<br />
Teilnehmer*innen an das Thema heranzuführen,<br />
zur Auseinandersetzung <strong>mit</strong> Fragen der<br />
Gerechtigkeit und der Zukunftsfähigkeit anzuregen<br />
und sie nachhaltige Alternativen zu<br />
unserem Lebensstil erleben zu lassen. Handlungsbereiche<br />
für nachhaltige <strong>Jugendreisen</strong><br />
sind zum Beispiel die Anreise, die Unterkunft<br />
und die Verpflegung. Diese Bereiche werden<br />
in der Grünen Werkzeugkiste ausführlich<br />
dargestellt.<br />
Nachhaltigkeit begreifen in 60 Sekunden<br />
Der Mensch „gehet verschwenderisch<br />
da<strong>mit</strong> um, meynet, es könne nicht alle<br />
werden“. Hans Carl von Carlowitz, Oberberghauptmann<br />
in Sachsen, sorgte sich<br />
um das Holz, als er diesen Satz vor 300<br />
Jahren niederschrieb und eine „nachhaltende<br />
Nutzung“ des Forsts forderte.<br />
Während er selbst seiner Wortwahl offenbar<br />
wenig Bedeutung zumaß, sollte sie<br />
ihm einen Eintrag in die Geschichtsbücher<br />
sichern: Er gilt als der Erste, der den<br />
Begriff Nachhaltigkeit in seiner heutigen<br />
Bedeutung benutzt hat. Von Carlowitz<br />
prangerte in seinem dickleibigen Lehrbuch<br />
„Sylvicultura oeconomica“ nicht nur die<br />
Kurzsichtigkeit der Forstwirtschaft an, er<br />
wollte außerdem den Einklang von Ökologie,<br />
Ökonomie und Sozialem. Und auch<br />
dabei war er ein Vorreiter, denn auf diesen<br />
drei Punkten basiert heute das Drei-Säulen-Modell<br />
oder das magische Dreieck<br />
der Nachhaltigkeit. Dessen Vorstellung<br />
ist, dass umweltbezogene, wirtschaftliche<br />
und soziale Ziele gleichermaßen umgesetzt<br />
werden müssen. Nur so können wir<br />
unsere Bedürfnisse befriedigen, ohne unseren<br />
Kindern und Kindeskindern die gleiche<br />
Möglichkeit zu nehmen.<br />
Die drei Säulen des Modells orientieren<br />
sich an drei verschiedenen Idealen. Ökologische<br />
Nachhaltigkeit will erreichen, dass<br />
wir unsere natürlichen Lebensgrundlagen<br />
nur in dem Maße beanspruchen, wie sie<br />
sich wieder regenerieren können. Wir<br />
sollen also keinen Raubbau an der Natur<br />
betreiben, wie wir es jedoch in den letzten<br />
Jahrzehnten zunehmend getan haben<br />
– man denke nur an die Aus beutung der<br />
Urwälder oder an die Überfischung der<br />
Meere.<br />
Soziale Nachhaltigkeit hingegen will einen<br />
gerechten Zugang zu Chancen und<br />
zu Ressourcen für alle. Das soll die Befriedigung<br />
unsere Grundbedürfnisse sichern<br />
und die Armut bekämpfen.<br />
Und die ökonomische Nachhaltigkeit will<br />
eine Wirtschaftsweise, die auf Dauer funktioniert.<br />
Also nicht eine, die zwar für den<br />
Moment und für den einen Standort ertragreich<br />
ist, aber Einbußen in der Zukunft<br />
oder an einem anderen Ort bedeutet.<br />
Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz<br />
etwa hielt den Holzmangel am Fuße<br />
des Erzgebirges seiner Zeit für selbst verschuldet.<br />
Denn einige Forstwirte hatten<br />
wohl zuvor den Hals nicht voll be kommen<br />
und die Wälder rigoros abgeholzt, um<br />
dann „selber Mangel daran“ zu leiden.<br />
Nachhaltig unterwegs<br />
3
Auch wenn von Carlowitz diese Dinge bereits<br />
1713 festhielt, ist es nicht verwunderlich,<br />
dass die Debatte um die Nachhaltigkeit<br />
erst in jüngerer Zeit an Fahrt<br />
aufgenommen hat. Denn jetzt ist die<br />
Endlichkeit einiger Ressourcen in Sicht,<br />
sie führt uns die Konsequenzen unseres<br />
Wirtschaftens vor Augen wie nie zuvor.<br />
Das Verbrennen fossiler Rohstoffe, das<br />
Abholzen der Wälder sowie unsere Landund<br />
Viehwirtschaft haben zur globalen<br />
Erwärmung geführt, die das Leben auf der<br />
Erde schon bald massiv erschweren wird.<br />
Das Erdölvorkommen neigt sich dem Ende<br />
zu, immer mehr Tierarten sterben aus, und<br />
wie wir die rasant wachsende Bevölkerung<br />
in naher Zukunft ernähren sollen,<br />
wissen wir sowieso nicht.<br />
Doch noch kaum einer gibt sich reinem<br />
Pessimismus hin. Stattdessen suchen immer<br />
mehr nach Lösungen, ob politisch, wirtschaftlich<br />
oder privat.<br />
Immerhin: Das Streben nach Nachhaltigkeit<br />
schweißt zusammen, auch wenn wir<br />
bisher Erfolge eher nur im Kleinen feiern.<br />
Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung,<br />
Verlagsspezial „Nachhaltigkeit – Made in<br />
Germany“ vom 22.11.2013<br />
© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine<br />
Zeitung GmbH, Frankfurt. Zur Verfügung gestellt<br />
vom Frankfurter Allgemeine Archiv.<br />
Die einzelnen Kapitel der Grünen Werkzeugkiste<br />
orientieren sich an folgenden Prinzipien:<br />
Versuche <strong>mit</strong> weniger auszukommen:<br />
Orientiere dich bei Anschaffungen an dieser Rangfolge: 1. Wenn möglich,<br />
verzichte. 2. Beschränke dich auf ein Minimum. 3. Verwende Dinge<br />
immer wieder. 4. Recycle. Und 5. Wenn du etwas wirklich brauchst,<br />
versuche zu tauschen, auszuleihen, Second Hand zu kaufen oder einen<br />
kaputten Gegenstand zu reparieren.<br />
Lebe umweltfreundlicher:<br />
Verbrauche weniger Energie, Wasser und<br />
Chemikalien und produziere weniger Müll.<br />
Nutze ökologische Alternativen:<br />
Suche nach natürlichen, erneuerbaren, wiederverwertbaren, biologisch<br />
und regional erzeugten Produkten, die die Umwelt nicht verschmutzen<br />
und für die keine Energie und kein Wasser verschwendet werden.<br />
Motiviere andere:<br />
Informiere dich über Nachhaltigkeit und ermutige auch<br />
andere, die Prinzipien der Nachhaltigkeit zu beachten.<br />
4 grüne werkzeugkiste<br />
Quelle: Mark Mann (2007): It‘s Easy Being Green, Vereinigtes Königreich
WAS BRINGT NACHHALTIGKEIT FÜR<br />
MICH?<br />
Du sparst Geld<br />
Manche nachhaltige Produkte, wie zum Beispiel<br />
Biolebens<strong>mit</strong>tel, sind zwar etwas teurer<br />
als konventionell Hergestelltes, aber wenn<br />
du Energie sparst, weniger konsumierst,<br />
häufiger Sachen wiederverwendest oder Second<br />
Hand kaufst, sparst du am Ende bares<br />
Geld.<br />
Du bleibst gesund<br />
Ein nachhaltiger Lebensstil bedeutet weniger<br />
Chemikalien, mehr Biolebens<strong>mit</strong>tel,<br />
weniger Fleisch und mehr Bewegung an der<br />
frischen Luft beim Radfahren und Laufen. So<br />
kannst du dich vor Herz- und Atemwegserkrankungen,<br />
Diabetes, Krebs und Allergien<br />
schützen. Zeit in der Natur ist außerdem das<br />
beste Mittel gegen Stress – einer Ursache für<br />
viele Zivilisationskrankheiten.<br />
Du bist <strong>mit</strong> weniger glücklich<br />
Der Tretmühle des ständigen Konsumierens<br />
zu entkommen, kann sehr befreiend sein.<br />
Dein Leben wird einfacher, billiger und weniger<br />
stressig.<br />
UND WIE FANGE ICH AN?<br />
Konzentriere dich auf das Wesentliche<br />
Über globale Probleme zu grübeln ist zermürbend.<br />
Besser du konzentrierst dich auf<br />
das, was du selber tun kannst, und beginnst<br />
da<strong>mit</strong>, Verantwortung für dein eigenes Handeln<br />
zu übernehmen.<br />
Tue das, was du kannst<br />
Auch wenn du nur ab und zu nachhaltiger<br />
lebst, ist das immer noch besser als gar<br />
nichts zu tun.<br />
Entwickle neue Gewohnheiten<br />
Nach 21 Tagen wird aus einer neuen Verhaltensweise<br />
eine Gewohnheit. Danach merkst<br />
du gar nichts mehr von der Anstrengung, die<br />
die neue Verhaltensweise dich am Anfang<br />
gekostet hat.<br />
Erlebe die Natur<br />
Die Natur um ihrer selbst willen zu schätzen<br />
ist der erste Schritt zur Lösung unserer Umweltprobleme.<br />
Du entdeckst neue Möglichkeiten<br />
Die Beschäftigung <strong>mit</strong> Nachhaltigkeit kann<br />
dir ganz neue Welten eröffnen - intellektuelle,<br />
soziale oder sogar spirituelle.<br />
Nachhaltig unterwegs<br />
5
6 grüne werkzeugkiste
Mobilität ist das herausragende Charakteristikum des 21. Jahrhunderts. Jetzt,<br />
in dieser Sekunde, befinden sich circa 12 000 zivile Fluggeräte am Himmel.<br />
Ob für die Arbeit oder in der Freizeit, wir sind ständig unterwegs. Unter<br />
Umweltschutzgesichtspunkten bedeutet mehr Mobilität vor allem auch mehr<br />
Belastung für die Natur. Sie führt zu erhöhtem Ausstoß von Treibhausgasen,<br />
mehr Lärmbelästigung und Lichtverschmutzung. Zudem wird auf Reisen oft<br />
auch mehr Müll produziert, zum Beispiel, wenn wir unterwegs zu abgepackten<br />
Sandwiches oder Wasser in Flaschen aus dem Automaten greifen. Das ließe sich<br />
aber <strong>mit</strong> etwas Überlegung mühelos vermeiden.<br />
Selbstverpflichtungen beim<br />
Reisen<br />
Viele Jugendverbände haben schon einen<br />
Katalog von Selbstverpflichtungen beim<br />
Thema Reisen. Darin steht beispielsweise,<br />
dass beim Zugreisen nur die zweite Klasse in<br />
Frage kommt oder dass Reisekosten <strong>mit</strong> der<br />
Buchhaltung abzustimmen sind. Wie aber<br />
steht es <strong>mit</strong> Punkten, die den Umweltschutz<br />
betreffen? Auch solche lassen sich zur Ressourcenschonung<br />
und für ein gutes Image<br />
des Verbands leicht aufnehmen. Einmal eingeführt,<br />
muss dann nur noch sichergestellt<br />
werden, dass diese Vorschriften jederzeit<br />
leicht einsehbar sind und auch befolgt werden.<br />
Es gibt einige wichtige Punkte, die man<br />
bedenken sollte, wenn man Regeln für umweltschonendes<br />
Reisen aufstellt:<br />
Wo immer möglich, sollten öffentliche<br />
Verkehrs<strong>mit</strong>tel bevorzugt werden.<br />
Achtet darauf, dass ihr Fliegen so weit<br />
wie möglich vermeidet. Flugzeuge sind<br />
zwar schnell und bequem, aber auch<br />
die größten Dreckschleudern: Die Luftfahrt<br />
ist für circa drei Prozent des globalen<br />
C0 2<br />
-Ausstoßes verantwortlich. 45<br />
Prozent der Flugreisen in Europa überbrücken<br />
Entfernungen von 500 Kilometer<br />
oder weniger. Haltet ausdrücklich<br />
fest, dass ihr Flugreisen für bestimmte<br />
Distanzen (sagen wir, unter 1 000 Kilometer)<br />
wirklich nur dann zulasst, wenn<br />
es keine Alternative gibt.<br />
Lobt die umweltfreundlichsten Reisenden<br />
für ihre Bemühungen. Verkündet<br />
bei Veranstaltungen öffentlich, wer den<br />
längsten Weg <strong>mit</strong> dem geringsten C0 2<br />
-<br />
Ausstoß zurückgelegt hat. Vielleicht ist<br />
ja sogar jemand <strong>mit</strong> dem Fahrrad oder<br />
per Autostopp zu euch gekommen?<br />
Wenn statt des öffentlichen Nahverkehrs<br />
Autos zum Einsatz kommen, bildet Fahrgemeinschaften<br />
und versucht, anreisende<br />
Gruppen zum Zusammenreisen<br />
8 grüne werkzeugkiste
Bezieht in euren Reiserichtlinien<br />
KLAR Position!<br />
Die Naturfreundejugend Internationale hat sehr eindeutige<br />
Mobilitäts richtlinien. Grundsätzlich sind Flugreisen nur dann erlaubt, wenn<br />
andere Transport<strong>mit</strong>tel zu unsicher wären, die Reisedauer in keinem Verhältnis<br />
zur Dauer der Veranstaltung stünde oder die Alternativen deutlich teurer wären.<br />
Scheiden alle Alternativen zum Fliegen aus, so muss noch eine weitere Bedingung<br />
erfüllt sein: Jede*r Teilnehmer*in muss 50 Prozent des Emissionsausgleichs<br />
übernehmen, die Naturfreundejugend Internationale die andere Hälfte.<br />
in ressourcenschonenden Fahrzeugen<br />
zu bewegen. Stellt so früh wie möglich<br />
Kontakt zwischen den Betreffenden<br />
her, sodass sie sich gut organisieren<br />
können.<br />
Jemand muss quer durch Europa zu<br />
eurem Event kommen? Dann ist vielleicht<br />
ein InterRail-Ticket das Richtige.<br />
Selbst wenn die Strecke so lang ist, dass<br />
nach euren Richtlinien ein Flug in Frage<br />
käme, schlagt eine Bahnfahrt vor. Wenn<br />
ihr eine zusätzliche Übernachtung zahlt<br />
oder Verpflegung bezuschusst, ist das sicher<br />
ein verlockendes Argument!<br />
Wenn alle anderen Möglichkeiten ausscheiden<br />
und es wirklich der Flug sein<br />
muss, sorgt für einen Emissionsausgleich<br />
(siehe unten).<br />
Die Deutsche Bahn bietet einen Verkehrs<strong>mit</strong>telvergleich<br />
für PKW, Flugzeug und Bahn<br />
an. Verglichen werden Reisedauer, Preis und<br />
Umweltbelastung:<br />
www.bahn.de/p/view/buchung/auskunft/<br />
verkehrs<strong>mit</strong>telvergleich.shtml<br />
Zu guter Letzt sei noch darauf hingewiesen,<br />
dass man sich nicht bei jeder Gelegenheit<br />
persönlich treffen muss. Online-Meetings,<br />
die kaum Emissionen verursachen, sind eine<br />
gute Alternative. Jährliche Konferenzen oder<br />
Mitglieder-Vollversammlungen sollten so<br />
viele Themen wie möglich behandeln. Wenn<br />
die Teilnehmenden Untergruppen für einzelne<br />
Themen bilden, schafft man auch in kurzer<br />
Zeit eine größere Bandbreite an Tagesordnungspunkten.<br />
Mit dem Rad zum<br />
Seminar<br />
In den Anreiseinfos zu einer Veranstaltung<br />
der Naturfreundejugend<br />
Internationale in Glücksburg stand<br />
zu lesen:<br />
„Wer <strong>mit</strong> dem Rad kommt, wird<br />
nicht nur <strong>mit</strong> dem guten Gefühl belohnt,<br />
einen wesentlichen Beitrag<br />
zur Rettung des Planten geleistet<br />
zu haben, sondern bekommt auch<br />
ein einzigartiges, handgemaltes<br />
Zertifikat der Netzwerk-Koordinatorin.“<br />
Welches der beiden Argumente nun<br />
mehr überzeugt hat, ist schwer zu<br />
sagen, aber eine Teilnehmerin hat<br />
tatsächlich nach 300 Kilometer im<br />
Sattel glücklich und wohlbehalten<br />
die Veranstaltung erreicht.<br />
Anreise<br />
9
Was ist eigentlich Emissionsausgleich?<br />
Flugreisen verursachen einen erhöhten Ausstoß<br />
an Treibhausgasen, der sich je nach Entfernung<br />
und Art des Fluggeräts unterscheidet.<br />
Dies lässt sich in Kilogramm beziffern.<br />
Aus dieser Zahl kann man dann wiederum<br />
die Kosten errechnen, die zur Neutralisierung<br />
der Gase nötig sind. Es gibt Anbieter,<br />
die diese Beträge entgegennehmen und sie<br />
in erneuerbare Energien, Energieeffizienz,<br />
Waldschutz, Wiederaufforstung und andere<br />
Maßnahmen zum Klima schutz investieren.<br />
Beispiel<br />
VERPFLICHTENDER<br />
Emissionsausgleich<br />
Naturfreundejugend Internationale<br />
und Naturfreunde Internationale haben<br />
sich zum Emissionsausgleich verpflichtet.<br />
Nach genauer Überprüfung<br />
zahlreicher Anbieter hat sich die Naturfreundejugend<br />
Internationale für<br />
Atmosfair entschieden, weil die dort<br />
geförderten Projekte auf möglichst<br />
vielfältige Weise nachhaltig wirken<br />
sollen. Das Unternehmen setzt die<br />
zum Emissionsausgleich eingezahlten<br />
Mittel zur Förderung erneuerbarer<br />
Energien und von Energiesparprojekten<br />
in „Entwick lungsländern“ ein,<br />
und zwar so, dass lokale Interessen<br />
gewahrt werden und vor Ort Arbeitsplätze<br />
entstehen. Atmosfair arbeitet<br />
dabei <strong>mit</strong> Investoren zusammen, die<br />
bereit sind, von konventionellen, fossilen<br />
Energieträgern auf Solar- oder<br />
Windenegie umzusteigen, und so<br />
<strong>mit</strong> ungleich geringerem CO 2<br />
-Ausstoß<br />
dieselbe Energie zu produzieren.<br />
Emissions ausgleich trägt überdies viel<br />
zur Aufklärung über Klimaschutz bei,<br />
da Flugreisende auf der Webseite die<br />
Kosten ihrer Reise berechnen können,<br />
und zwar sowohl, was die finanziellen<br />
als auch die Kosten für das Klima angeht.<br />
Mehr Infos unter: www.atmosfair.de<br />
10 grüne werkzeugkiste
Erreichbarkeit<br />
Menschen haben unterschiedliche Bedürfnisse und Erwartungen hinsichtlich<br />
Unterbringung und Veranstaltungsorten für Seminare, Camps, Kurse<br />
oder Feiern ihres Verbands. Wie kannst du diesen Bedürfnissen und Erwartungen<br />
gerecht werden und gleichzeitig <strong>mit</strong> Veranstaltungsorten zusammenarbeiten,<br />
die nachhaltig arbeiten?<br />
Ein Seminar oder eine Versammlung auf einer<br />
ein sam en Insel irgendwo vor der Nordküste<br />
Finnlands zu organisieren, wäre bestimmt<br />
schön, aber stell, dir bitte mal vor, wie mühsam<br />
die Anreise wäre. Natürlich ist jede*r auf<br />
der Suche nach einzigartigen Locations und<br />
nicht jede Veranstal tung kann in einem Land<br />
stattfinden, das für Teilnehmer*innen aus allen<br />
Himmelsrichtung gleich gut erreichbar ist,<br />
aber es empfiehlt sich, die Geographie zumindest<br />
nicht völlig außer Acht zu lassen.<br />
Wenn das Gros der Teilnehmer*innen aus<br />
derselben Region kommt (z.B. wenn das<br />
Thema direkt <strong>mit</strong> bestimmten Ländern<br />
verbunden ist), entscheide dich für einen<br />
Veranstaltungsort, der auch dort liegt. So<br />
können mehr Menschen auf dem Landweg<br />
anreisen.<br />
Wenn du nur über ein knappes Budget<br />
verfügst, solltest du Großstädte meiden.<br />
Trotzdem sollte der Veranstaltungs ort <strong>mit</strong><br />
öffentlichen Verkehrs<strong>mit</strong>teln erreichbar<br />
sein.<br />
Wenn es keine öffentlichen Verkehrs<strong>mit</strong>tel<br />
gibt, musst du die Teilnehmer*innen<br />
möglicher weise selbst vom nächstgelegenen<br />
Bahnhof abholen. Am besten sammelst<br />
du dabei gleich mehrere Gäste ein,<br />
um unnötige Fahrten zu vermeiden.<br />
Denk daran, dass manche Gäste vielleicht<br />
auf Barrierefreiheit angewiesen sind.<br />
Beachte dies bei der Auswahl des Ver anstaltungs<br />
ortes.<br />
Eine intensive Arbeitswoche ist anstrengend.<br />
Längere Seminare sollten möglichst im<br />
12 grüne werkzeugkiste<br />
Grünen stattfinden, sodass man zwischendurch<br />
schnell entspannen kann.<br />
Verpflegung<br />
Ist der passende Veranstaltungsort gefunden,<br />
gilt es zu bedenken, dass die Küche oder Kantine<br />
dort unterschiedlichen Ernährungsbedürf nissen<br />
gerecht muss. Neben Vegetarier*innen und<br />
Veganer*innen gibt es auch Menschen <strong>mit</strong><br />
Gluten intoleranz und Nahrungs<strong>mit</strong>telallergien.<br />
Auch wenn ein Veranstaltungsort auf den<br />
ersten Blick perfekt erscheint, kann es sein,<br />
dass gerade dieser Punkt zum Problem wird.<br />
Eine einfache Lösung könnte darin bestehen,<br />
die Küche <strong>mit</strong> entsprechenden Rezepten zu<br />
versorgen. Manchmal ist man dort einfach<br />
<strong>mit</strong> der Frage überfordert, was um Himmels<br />
Willen man denn nun kochen soll und wenn<br />
du die Sache dann nicht in die Hand nimmst,<br />
essen die dir anvertrauten Veganer*innen und<br />
Vegetarier*innen die ganze Zeit bloß Nudeln<br />
<strong>mit</strong> Ketchup.<br />
Ist die Frage nach verschiedenen Essgewohnheiten<br />
geklärt, ist die Speisekarte an der Reihe.<br />
Das Kapitel Verpflegung zeigt einige Punkte<br />
auf, die du in punkto Nachhaltigkeit beim<br />
Essen beachten solltest.<br />
Tagsüber gibt es wahrscheinlich mindestens<br />
einmal eine Tee- und Kaffeepause. Dazu reichen<br />
die meisten Veranstaltungsorte irgendetwas<br />
Süßes. Frag doch mal nach, ob es stattdessen<br />
nicht Obst geben könnte.<br />
Einsparungen sind auch durch eine vernünftige<br />
Benutzung von Gläsern möglich. Auch<br />
wenn es trivial erscheint: Werden die Gläser<br />
<strong>mit</strong> Namen versehen und über mehrere Tage<br />
genutzt, kann beim Abwasch Wasser und
Energie eingespart werden. Am besten stehen<br />
für alle Teilnehmer*innen Gläser, Tassen<br />
und ausreichend kalte und warme Getränke<br />
zur Verfügung, da<strong>mit</strong> sie keine Plastikflaschen<br />
oder Getränkedosen verwenden müssen.<br />
Viele kleine Schritte<br />
Die Teilnahme an einer Veranstaltung, bei der<br />
nachhaltiges Handeln in allen Bereichen zum<br />
Alltag gehört, kann den Gästen ganz neue<br />
Möglichkeiten aufzeigen und ein echter An<br />
Unterkunft bei<br />
einer NGO<br />
Bei der Wahl des Veranstaltungsortes<br />
gibt es noch einen weiteren wichtigen<br />
Punkt zu bedenken. Wer betreibt die<br />
Location, wer profitiert also von eurer<br />
Miete? Mit der Wahl eines Veranstaltungsortes,<br />
der von einem Jugendverband<br />
oder einer anderen gemeinnützigen<br />
Organisation betrieben wird, leistest du<br />
zugleich einen Beitrag zur Finanzierung<br />
ihrer Arbeit. Die Häuser der Naturfreunde<br />
sind dafür ein gutes Beispiel. Dort<br />
kommt nicht nur zu 100 Prozent Strom<br />
aus erneuerbaren Energien zum Einsatz,<br />
auch die Abwasserentsorgung ist vorbildlich.<br />
Die Gäste der Naturfreunde haben<br />
Gewissheit, dass die Gebäude sich in die<br />
regionale Infrastruktur einfügen und aus<br />
vor Ort verfügbaren Materialien gebaut<br />
wurden. Darüber hinaus legt das Management<br />
großen Wert auf eine faire Behandlung<br />
der Angestellten. Groß geschrieben<br />
wird hier auch der „sanfte Tourismus“, bei<br />
dem den Gästen Kultur und Natur rund um<br />
die Häuser näher gebracht werden sollen<br />
– die perfekte Gelegenheit, seine Fühler in<br />
die örtliche Gemeinschaft auszustrecken.<br />
Mehr unter: www.naturfreundehaeuser.de<br />
Augen auf beim Gästehaus<br />
Zusammenarbeit <strong>mit</strong> der<br />
Gemein schaft vor Ort<br />
Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen<br />
(also Sonnen-/Wind-/Biomasse kraftwerke,<br />
eigene Windmühlen oder Solarzellen am Haus)<br />
Umweltfreundliche Baumaterialien<br />
Toiletten, die <strong>mit</strong> Regenwasser<br />
gespült werden<br />
Biolebens<strong>mit</strong>tel<br />
Faire Arbeitsbedingungen<br />
gute Wärmedämmung<br />
Seminarräume <strong>mit</strong><br />
gutem Tageslichteinfall<br />
Umweltschonende Putz<strong>mit</strong>tel<br />
Recycling;<br />
Mülltrennung in<br />
möglichst viele<br />
verschiedene<br />
Behälter<br />
Sammelstellen<br />
für Regenwasser<br />
Unterkunft<br />
13
lass sein, das eigene Verhalten zu überdenken<br />
– schließlich haben sie nun schon mindestens<br />
einmal ausprobiert, wie sich so etwas anfühlt.<br />
Da<strong>mit</strong> sich diese Chance ergibt, sind vor allem<br />
die kleinen Dinge wichtig. Am besten machst<br />
du die Teilnehmer*innen schon vor der Veranstaltung<br />
per E-Mail und gleich zu Beginn <strong>mit</strong><br />
einem Flyer darauf aufmerksam, wo sich im<br />
Alltag während der Veranstaltung unauffällige,<br />
aber entscheidende Unterschiede zum Gewohnten<br />
verbergen. Dabei sollten die folgenden<br />
Punkte angesprochen werden:<br />
Handtücher und Bettwäsche müssen<br />
nicht täglich gewechselt werden; man<br />
kann sie an den Haken hängen, dem<br />
Reinigungspersonal eine Nachricht<br />
schreiben oder ganz einfach das „Nicht<br />
stören!“- Schild an der Tür anbringen.<br />
Beim Verlassen des Zimmers sollte man<br />
alle Elektrogeräte ausschalten oder vom<br />
Stromnetz trennen (Lampen, Fernseher,<br />
Laptop, Handyladegerät …)<br />
Wenn du nicht da bist, muss das Zimmer auch<br />
nicht unbedingt geheizt oder klimatisiert<br />
werden. Frage dich immer mal wieder beim<br />
Gehen, ob es wirklich nötig ist, dass die<br />
Geräte laufen.<br />
Wenn du dir ein Zimmer <strong>mit</strong> anderen teilst,<br />
ist das nicht nur preiswerter, sondern auch<br />
energie sparender. Du kannst zugleich den<br />
CO 2<br />
-Ausstoß verringern und neue Freunde<br />
finden.<br />
Eine halbe Stunde duschen? Erledige das<br />
lieber so schnell wie möglich. So sparst<br />
du Wasser und Energie, die zum Erhitzen<br />
benötigt wird.<br />
Wenn du Seifenstücke oder Shampoo nicht<br />
ganz verbrauchst, nimm den Rest <strong>mit</strong> nach<br />
Hause.<br />
Essen kann auch als Büffet angeboten<br />
werden. Das ist eine gute Gelegenheit, die<br />
Gäste auf Nahrungs<strong>mit</strong>telverschwendung<br />
aufmerksam zu machen (mehr dazu im<br />
Kapitel Verpflegung)<br />
Die Held*innen<br />
VON Artefact<br />
Artefact ist eine non-profit-<br />
Organisation zur Anwendung<br />
und Verbreitung<br />
wirtschaftlich tragfähiger<br />
und dabei ökologisch und<br />
sozial verträglicher Technologien,<br />
die international und<br />
regional gesundes und nachhaltiges<br />
Wachstum unterstützen sollen. Die<br />
Organisation bietet Lösungen zur Verringerung<br />
der Umweltbelastung für<br />
Veranstaltungsorte und -zentren an.<br />
Sie berät nicht nur andere, sondern<br />
betreibt auch selbst ein ökologisches<br />
Zentrum in Deutschland, das bis zu<br />
50 Gäste beherbergen kann. Das Haus<br />
verfügt über eine autonome Energieversorgung<br />
aus kombinierten Wind-,<br />
Sonnen- und Biomassekraftwerken<br />
und produziert dabei sogar mehr<br />
Strom, als im Betrieb benötigt wird,<br />
sodass der Überschuss ans örtliche<br />
Stromnetz verkauft werden kann. Die<br />
Toiletten werden <strong>mit</strong> Regenwasser<br />
gespült, Abwasser vom Spülen oder aus<br />
den Duschen wird recycelt. Wo immer<br />
möglich nutzen die Betreiber*innen<br />
regionale und saisonale Lebens<strong>mit</strong>tel.<br />
Mehr unter: www.artefact.de<br />
Wie du siehst, gibt es bei der Wahl eines<br />
„grünen“ Veranstaltungsorts so einiges zu<br />
bedenken. Darum ist es von Vorteil, wenn<br />
eine*r aus dem Orga-Team sich ausschließlich<br />
um nachhaltiges Handeln rund um das Event<br />
kümmert.<br />
14 grüne werkzeugkiste
Die vegetarische<br />
ALTERNATIVE<br />
Wenn du tierische Produkte einfach mal<br />
beiseite lässt, hast du dir ruck-zuck ein paar<br />
Nachhaltigkeitspunkte verdient. Denn:<br />
du isst ressourcenschonend<br />
Wenn du für Veranstaltungen kein Fleisch orderst,<br />
schonst du da<strong>mit</strong> wertvolle Anbauressourcen,<br />
wie etwa Land, Wasser und Energie.<br />
Lebens <strong>mit</strong>tel werden in großem Umfang an<br />
Tiere verfüttert; heraus kommt aber nur vergleichsweise<br />
wenig Fleisch und Milch: eine<br />
Kuh, die am Ende zu 200 Kilogramm Steak<br />
verarbeitet werden kann, frisst zuvor im Laufe<br />
ihres Lebens 7200 Kilo gramm Rohfutter und<br />
1300 Kilogramm Getreide (das genauso gut<br />
Menschen ernähren könnte). Ein Großteil<br />
der von dieser Kuh aufgenommenen Kalorien<br />
wird in Form von Körperwärme abgegeben und<br />
da<strong>mit</strong> verschwendet, bevor sie auf deinem<br />
Teller landet. Unser Planet ist ganz einfach<br />
nicht dafür gemacht, eine (ständig wachsende)<br />
Bevölkerung von sieben Milliarden zu<br />
ernähren, von denen jede*r einzelne am liebsten<br />
täglich Fleisch essen will.<br />
Ob wir nun essen gehen, den Mitschüler*innen<br />
etwas zum Naschen <strong>mit</strong>bringen<br />
oder uns um die Küche einer Jugendfreizeit<br />
kümmern: Es kommt immer darauf an, beim<br />
Essen die richtige Wahl zu treffen. Entscheidend<br />
ist dabei auch, wie die Lebens<strong>mit</strong>tel<br />
hergestellt wurden. Im Folgenden findest du<br />
Informationen, die dir dabei helfen sollen,<br />
immer die richtige Balance zwischen deinem<br />
persönlichem Geschmack, deiner Gesundheit<br />
und nachhaltigem Handeln für Umwelt<br />
und Gesellschaft zu finden.<br />
du reduzierst den CO 2<br />
-FuSSabdruck<br />
deiner Veranstaltung und MINI MIERST<br />
Umweltverschmutzung<br />
Eine Untersuchung der Vereinten Nationen<br />
von 2006 hat ergeben, dass Viehzucht – wenn<br />
man die ganze Produktionskette betrachtet<br />
– <strong>mit</strong> zu den größten Verursacherinnen der<br />
drängends ten Umweltprobleme unserer Zeit<br />
gehört. Sie ist für 18 Prozent der weltweiten<br />
Emission an Treibhausgasen verantwortlich;<br />
das ist ein größerer Ausstoß, als ihn alle<br />
Verkehrs<strong>mit</strong>tel zusammengenommen verursachen.<br />
Lamm- und Rinderzucht führt zu einem<br />
besonders großen Aufkommen an Treibhausgasen,<br />
weil die Tiere bei der Verdauung unablässig<br />
Methan produzieren. Methan (CH 4<br />
)<br />
ist ein 25-mal schädlicheres Treibhausgas als<br />
Kohlendioxid (CO 2<br />
).<br />
Hinzu kommt, dass die Gülle aus fabrikmäßig<br />
betriebener Landwirtschaft Flüsse, Seen und<br />
schlussendlich unser Trinkwasser vergiftet.<br />
Und als ob das noch nicht genug wäre, führt<br />
intensive Viehwirtschaft, wie sie in den meisten<br />
Teilen der industrialisierten Welt gang<br />
und gäbe ist, zu Erosion und Kontamination<br />
natürlicher Ressourcen.<br />
16 grüne werkzeugkiste
X 30,6<br />
FUTTERMITTEL-<br />
PRODUKTION<br />
TRINK-<br />
WASSER<br />
WASSERBEDARF<br />
DES HOFS<br />
Die Produktion des Futters, das eine einzige Kuh im<br />
Laufe ihres Lebens benötigt, verschlingt 3 060 000<br />
Liter Wasser. Darüber hinaus trinkt die Kuh in diesem<br />
Zeitraum 24 000 Liter Wasser. Weitere 7 000 Liter<br />
gehen für Hof-und Schlachtbetrieb drauf.<br />
15 400<br />
LITER<br />
1kg<br />
Ein Stück Vieh verbraucht an einem<br />
einzigen Tag zehnmal so viel Wasser wie<br />
eine indischen Familie – wenn sie Zugang zu<br />
so viel Wasser hätte.<br />
1830 L<br />
822 L<br />
CO 2<br />
1kg<br />
1kg<br />
1kg<br />
1kg<br />
Die Produktion von 1 Kilogramm Rindfleisch führt zu<br />
13-mal so viel CO 2<br />
-Ausstoß wie die Produktion von<br />
1 Kilogramm pflanzlichem Protein (Bohnen, Linsen, Soja).<br />
Eine Studie der Chicago University hat gezeigt,<br />
dass Ernährung, die auch Fleisch beinhaltet (und<br />
den für die USA üblichen Kaloriengehalt aufweist)<br />
zwar genau so viel Energie liefert wie reine<br />
Pflanzenkost, aber pro Jahr das Äquivalent von<br />
1485 Kilogramm CO 2<br />
mehr verursacht als<br />
die pflanzliche Ernährung. Das entspricht<br />
etwa dem CO 2<br />
-Fußabdruck von zwei Hin- und<br />
Rückflügen zwischen London und Madrid.<br />
madrid<br />
london<br />
Eine andere Studie kam zu dem Schluss, dass ein Umschwenken der<br />
gesamten Bevölkerung von Großbritannien auf vegetarische oder<br />
vegane Ernährung der Umwelt genauso gut täte, wie wenn die Hälfte der Autos im<br />
vereinigten Königreich von der Straße verschwände – das sind über 15 Millionen!<br />
Verpflegung<br />
17
du tust etwas gegen Grausamkeit und<br />
unmenschliche Arbeitsbedingungen<br />
Um des Profits willen werden Tiere in der<br />
modernen industriellen Fleischproduktion<br />
unter unwürdigsten Bedingungen gehalten.<br />
Sie stehen auf zu engem Raum, haben kaum<br />
Bewegungsfreiheit und Auslauf, und kennen<br />
kein Herdenleben, wie es ihrer Natur<br />
entspricht. Oft sehen die Tiere nie Tageslicht.<br />
Die grausamen Umstände der Haltung führen<br />
oft zu schweren Krankheiten, die dann <strong>mit</strong><br />
Antibiotika bekämpft werden müssen, ebenso<br />
wie die Folgen der mangelnden Hygiene und<br />
das gigantische Keimaufkommen. Die Tiere<br />
werden <strong>mit</strong> Wachstumshormonen gefüttert,<br />
da<strong>mit</strong> die Fleischausbeute pro Tier gesteigert<br />
werden kann.<br />
Auch die Arbeitsbedingungen der Menschen<br />
in der Fleischproduktion sind unwürdig: Die<br />
Grünes Trinken<br />
Wahrscheinlich wird bei euren Seminaren<br />
und Veranstaltungen viel Tee und Kaffee<br />
getrunken. Wenn du normalerweise Milch<br />
dazu nimmst, solltest du wissen, dass<br />
Milch für zwei Drittel des CO 2<br />
-Fußabdrucks<br />
deines Getränks verantwortlich ist.<br />
Das heißt, dass schwarzer Kaffee nur 30<br />
Prozent so viel Schaden für die Umwelt<br />
verursachen würde, wie Kaffee <strong>mit</strong> Milch.<br />
Und es kommt noch krasser: Ein großer<br />
Latte von einer Kaffeehauskette verursacht<br />
16-mal so viel Treibhausgase wie<br />
eine Tasse schwarzer Kaffee.<br />
Die Umweltbelastung, die durch Getränke<br />
auf deinen Veranstaltungen verur sacht<br />
wird, kannst du aber leicht und fast mühelos<br />
senken, wenn du statt gewöhnlicher<br />
Milch Bio-Sojamilch oder andere Kaffeezusätze<br />
und -weißer auf pflanzlicher Basis<br />
anbietest.<br />
Ar beiter*innen sind ungeschützt giftigen<br />
Chemikalien ausgesetzt, leiden unter Lärm<br />
und Staub und ziehen sich wegen lax gehandhabter<br />
Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften<br />
oft schwere Verletzungen zu.<br />
Wenn du bei Reisen und Veranstaltungen<br />
deines Verbands von vornherein auf vege ta<br />
VEGETARISCHE<br />
Ernährung zum<br />
Standard machen<br />
Wir leben immer noch in einer Welt, in<br />
der Fleischgerichte <strong>mit</strong> größerer Selbstverständlichkeit<br />
serviert wer den als Gerichte<br />
ohne Fleisch. Ve getarier*innen<br />
gelten nach wie vor als „Ausnahmefälle“<br />
oder „Minderheit“. Wie kannst du<br />
also durch deine Veranstaltungen dazu<br />
beitragen, nachhaltige Ernährung zum<br />
Normalfall zu machen?<br />
Frag´ die Teilnehmer*innen im Vorfeld<br />
einer Veranstaltung lieber: „Seid<br />
ihr Fleischesser?“ statt: „Braucht<br />
ihr vegetarisches Essen?“<br />
Nehmt vegetarisches Essen als<br />
Stan dardverpflegung in die Leitlinien<br />
eurer Organisation auf.<br />
Wenn du dich für einen Veranstaltungsort<br />
oder eine Cateringfirma<br />
entscheidest, achte darauf,<br />
dass nahrhafte und leckere vegetarische<br />
Kost zur Verfügung steht.<br />
Wenn es für die Teilnehmer*innen<br />
nur Nudeln <strong>mit</strong> Ketchup und Kartoffeln<br />
gibt, ermutigt das nicht<br />
gerade, auch zu Hause mal auf<br />
Fleisch zu verzichten.<br />
Erkläre den Teilnehmer*innen der<br />
Veranstaltung, warum ihr euch gegen<br />
Fleisch entschieden habt. Das<br />
kann schon im Infomaterial vor der<br />
Veranstaltung passieren oder im<br />
Rahmen einer kurzen Ansprache.<br />
18 grüne werkzeugkiste
isches Essen setzt, tust du ganz direkt etwas<br />
gegen solche Praktiken, indem du auf die effektivste<br />
Art abstimmst, die es gibt: <strong>mit</strong> Geld.<br />
du übernimmst Verantwortung für<br />
DIE Gesundheit der Teilnehmer*innen<br />
Wenn dich die bisher genannten Argumente<br />
nicht überzeugt haben, dann denk´ doch einfach<br />
mal an deine Gesundheit. Das meiste<br />
Fleisch, das wir heute im Supermarkt kaufen,<br />
enthält Antibiotika, Hormonzusätze, Nahrungsergänzungs<strong>mit</strong>tel,<br />
Geschmacksverstärker,<br />
Chemikalien, die die Ware länger frisch<br />
halten sollen und Salzwasserlösungen. Da<strong>mit</strong><br />
führst du deinem Körper jedes Mal, wenn<br />
du dir ein Steak oder ein Omelett bestellst,<br />
sehenden Auges einen Riesenhaufen Chemie<br />
zu. Zahlreiche verlässliche Studien renommierter<br />
Institutionen haben ergeben, dass<br />
eine ausgewogene vegetarische oder vegane<br />
Ernährungsweise für Menschen jeden Alters<br />
geeignet ist, und zwar auch, wenn sie körperlich<br />
stark belastet sind. Das gilt sogar für<br />
Sportler*innen.<br />
REGIONAL und saisonal:<br />
Kurze Lieferketten unterstützen!<br />
Deutschland ist ein Land <strong>mit</strong> moderatem<br />
Klima, in dem das Thermometer im Winter<br />
unter null Grad fällt. Trotzdem sind die Regale<br />
im Supermarkt vor deiner Haustür auch im<br />
Januar noch prall gefüllt <strong>mit</strong> bunten Sommerfrüchten.<br />
Ganzjährig so eine Riesenauswahl<br />
zu haben, das klingt erst einmal super. Es gibt<br />
allerdings gute Gründe, stärker auf regionale<br />
und saisonale Lebens<strong>mit</strong>tel zu setzen:<br />
Kürzere Transportwege (und da<strong>mit</strong><br />
auch weniger Treibhausgase) – das Essen<br />
muss nicht rund um die Welt gekarrt werden,<br />
bis es auf unserem Teller landet.<br />
Mehr Frische und Geschmack. Die<br />
meisten Früchte und Gemüse, die lange<br />
Wege hinter sich haben, stammen aus<br />
der Massenproduktion, und das bedeutet<br />
oft weniger Geschmack und geringerer<br />
Nährwert. Vieles wird geerntet, noch bevor<br />
es eigentlich reif ist, und dann lange gelagert,<br />
oft unter Einsatz von Chemikalien,<br />
um die Haltbarkeit zu verlängern.<br />
Stärkung der Landwirtschaft<br />
vor Ort. Faire Bezahlung für regionale,<br />
saisonale Produkte statt unnützer Kosten<br />
für Transport, Kühlung und Verpackung<br />
bei Essen vom anderen Ende der Welt.<br />
Dass solches Essen manchmal trotzdem<br />
noch billiger ist, liegt einzig und allein an<br />
Handelsbedingungen, die vielfach durch<br />
Subventionen verzerrt sind.<br />
Esskultur bewahren: In einer zuneh<br />
mend globa lisierten Welt geht uns oft<br />
der Blick für die wunderbare Vielfalt der<br />
heimischen Küche verloren, die für unsere<br />
Kultur und unsere typische Landschaft so<br />
wichtig ist.<br />
Wie kannst du regionale Lebens<strong>mit</strong>tel<br />
bei euren Veranstaltungen stärken?<br />
Such´ nach Veranstaltungsorten und<br />
Cate ring, die auf lokale Produkte setzen.<br />
Selbst wenn es dort normalerweise anders<br />
zugeht, kannst du darum bitten, dass für<br />
eure Veranstaltung regionale Lebens<strong>mit</strong>tel<br />
zum Einsatz kommen.<br />
Wenn ihr die Verpflegung bei einem Event<br />
selbst in die Hand nehmt, informiert euch,<br />
welche Lebens<strong>mit</strong>tel gerade Saison haben.<br />
Knüpft Kontakte zu Bäuer*innen in der<br />
Region. Kauft frische, saisonale Ware<br />
auf dem Wochen markt oder lasst euch<br />
wöchentlich eine Gemüsekiste aus dem<br />
Umland liefern.<br />
Back´ doch mal einen leckeren Kuchen aus<br />
100 Prozent regionalen Produkten und verteil´<br />
ihn unter Mitschüler*innen. Achte darauf,<br />
dass die Beschenkten begreifen, wie<br />
wichtig es ist, regionale Produkte zu unterstützen,<br />
bevor sie ein Stück abbekommen.<br />
Erklärt den Teilnehmer*innen bei größeren<br />
Veranstaltungen, wie und warum ihr die<br />
Verpflegung<br />
19
Verpflegung organisiert habt. Viele Menschen<br />
sind es gewöhnt, das ganze Jahr<br />
über unbeschränkten Zugang zu allen<br />
Lebens<strong>mit</strong>teln zu haben, und da ist es<br />
wichtig, dass sie verstehen, warum es in<br />
Deutschland im Dezember rote Beete und<br />
Äpfel gibt statt Tomaten und Bananen.<br />
Wir leben in einer globalisierten Welt und<br />
Handel spielt darin eine entscheidende Rolle,<br />
auch und gerade für die Wirtschaft in sich<br />
entwickelnden Ländern. Natürlich geht es<br />
nicht darum, niemals und unter keinen Umständen<br />
Nahrungs<strong>mit</strong>tel aus dem Ausland<br />
zu kaufen. Wir wollen dich nur ermutigen,<br />
auf regionale Produkte umzusteigen, wenn<br />
sie leicht verfügbar sind und ein bestimmtes<br />
Produkt genauso gut aus heimischer Produktion<br />
erworben werden kann.<br />
Kaufst du Ware aus dem Ausland, achte darauf,<br />
dass sie, wenn es geht, auf dem Seeweg<br />
transportiert wurde und nicht per Flugzeug.<br />
Schau auch auf Lebens<strong>mit</strong>tel siegel wie das<br />
„Fair Trade“-Label und die verschiedenen Biokennzeichnungen<br />
(siehe unten).<br />
haben zum massiven Einsatz von Pestiziden<br />
und Chemiedünger geführt, zum Siegeszug<br />
der Monokultur und der Einführung genmanipulierter<br />
Organismen. Die Befürworter des<br />
Genfood behaupten, es habe dazu beigetragen,<br />
die rasant wachsende Weltbevölkerung<br />
zu ernähren. Dabei verschweigen sie dramatischen<br />
Folgen für die Umwelt und die<br />
menschliche Gesundheit. Ungerechte Lebens<strong>mit</strong>tel<br />
verteilung und Verschwendung von<br />
Nahrungs <strong>mit</strong>teln sind Gründe für den Hunger<br />
in der Welt, nicht etwa eine zu geringe Produktivität.<br />
Die so genannte grüne Revolution hat zur<br />
Verringerung der Biodiversität in der Landwirtschaft<br />
und in der freien Natur geführt.<br />
Massiver Pestizideinsatz führt nachweislich<br />
zu einer erhöhten Krebsrate beim Menschen.<br />
Chemische Eingriffe und Monokultur haben<br />
zu gravierenden Umweltschäden, Bodenerosion,<br />
Wasserknappheit, höherer Schädlingsanfälligkeit<br />
und vereinzelt sogar zu gewaltsamen<br />
Konflikten in vielen Weltregionen<br />
geführt.<br />
Biolebens<strong>mit</strong>tel<br />
Im Lauf des 20. Jahrhunderts hat sich die<br />
Lebens <strong>mit</strong>telproduktion dramatisch verändert.<br />
Forschung und Technologieentwicklung<br />
20 grüne werkzeugkiste
Genfood<br />
Einige wenige große Unternehmen haben<br />
das Geschäft <strong>mit</strong> genetisch verändertem<br />
Saatgut unter sich aufgeteilt. Die Auswirkungen<br />
von Genfood auf die Gesundheit<br />
sind noch weitgehend unerforscht, belastbare<br />
Langzeitstudien am Menschen existieren<br />
nicht. Allerdings haben Tierversuche gezeigt,<br />
dass Genfood bei Tieren zu Organ störungen<br />
führt. Gengetreide hat verheerende Folgen<br />
für die Umwelt und die Biodiversität. Am<br />
schwersten wiegt aber wohl die Errichtung<br />
von Saatgut-Monopolen, die bäuerliche<br />
Existenzen in aller Welt vernichten.<br />
Die weltweit größte Firma für Gensaaten,<br />
Monsanto (2011 von den Leser*innen des<br />
Magazins Natural News zum „schlimmsten<br />
Unternehmen der Welt“ gewählt) hält die<br />
Rechte an Patenten für die Gene von fast 90<br />
Prozent aller Soja- und Maissorten, die in<br />
den USA angebaut werden – und wenn dieses<br />
Saatgut sich im Lauf der Zeit auf natürlichem<br />
Wege auf umliegende Kleinbetriebe<br />
verbreitet, dann kann Monsanto diese wegen<br />
Urheberrechtsverletzung belangen.<br />
Noch dramatischer sind die Selbstmorde<br />
indischer Bäuer*nnen, die als „Monsanto-Völkermord“<br />
bekannt geworden sind.<br />
Hundertausende indische Bäuer*innen<br />
haben Kredite aufgenommen, um<br />
sich Monsanto-Saat kaufen zu können,<br />
nachdem ihnen ertragreichere Ernten<br />
und widerstandsfähigeres Getreide versprochen<br />
wurde. Dieses Versprechen<br />
blieb mehrere Male in Folge uneingelöst.<br />
Bis 2008 hatten 125 000 indische Bäuer*innen<br />
Selbstmord begangen, nachdem<br />
sie sich beim Kauf von Gensaaten heillos<br />
verschuldet hatten. Zum Glück besteht<br />
in der EU für Genfood eine Kennzeichnungspflicht.<br />
Mehr über Gensaat und Monsantos<br />
Geschäfts gebahren erfährst du in der<br />
Filmdoku „The world acoording to Monsanto“,<br />
die frei auf YouTube verfügbar ist.<br />
Verpflegung<br />
21
Eine gute Alternative zur intensiven Landwirtschaft<br />
ist der Biolandbau. Zu den Vorteilen<br />
der ökologischen Landwirtschaft gehören<br />
unter anderem:<br />
Weniger Pestizidrückstände als bei konventionell<br />
erzeugten Früchten und Gemüsen.<br />
Biolebens<strong>mit</strong>tel enthalten oft mehr wertvolle<br />
Nährstoffe als konventionell produzierte<br />
Nahrung.<br />
Biolandbau arbeitet <strong>mit</strong> der Natur<br />
statt gegen sie, weil Biodiversität und<br />
Bodengesundheit dort eine zentrale Rolle<br />
spielen. Konventionelle Landwirtschaft<br />
führt zu Bodendegradation und kann sogar<br />
zum Entstehen von Wüsten beitragen.<br />
Biolandbau bedeutet bessere Löhne für<br />
Land arbeiter*innen und bessere Haltungsbedingungen<br />
für Nutztiere.<br />
Auf www.slowfood.de kannst du eine<br />
Gruppe in deiner Nähe finden und dich<br />
über Aktivitäten vor Ort informierenI<br />
Ein Biosiegel zu bekommen ist für Bäuer*innen<br />
oft sehr umständlich und <strong>mit</strong> hohen Kosten<br />
verbunden. Auch Lebens<strong>mit</strong>tel ohne Siegel<br />
können deshalb „bio“ und fair produziert<br />
sein. Vor hundert Jahren wurden alle unsere<br />
Lebens <strong>mit</strong>tel gewissermaßen „bio“ produ ziert<br />
und viele kleine Betriebe verzichten nach<br />
wie vor auf chemische Schädlingsbekämpfung.<br />
Schau´ dich deshalb nach regionalen<br />
Erzeuger*innen um; oft darf man dort im Betrieb<br />
zu Besuch kommen und sich <strong>mit</strong> eigenen<br />
Augen davon überzeugen, wie die Lebens<strong>mit</strong>tel<br />
produziert werden und sich vergewissern,<br />
dass alles naturbelassen ist.<br />
Was kann ich tun, um Biolandbau zu<br />
unterstützen?<br />
Achte beim Einkaufen auf dieses<br />
Symbol; es ist das offizielle Siegel<br />
der EU für Biolebens<strong>mit</strong>tel.<br />
Besuche Restaurants und buche<br />
Veranstaltungsorte, die Biolebens<strong>mit</strong>tel<br />
verwenden.<br />
Slow Food ist eine internationale<br />
Bewegung<br />
zur Förderung<br />
regionaler und traditioneller<br />
Nah rungs<strong>mit</strong>tel<br />
und traditioneller Anbau- und Zubereitungsweisen,<br />
die sich auch der<br />
Pflege regionaler Küche und ihrer<br />
Spezialitäten sowie dem Erhalt überlieferter<br />
Re zepte widmet. Slow Food<br />
betreibt auch Aufklärung über die<br />
Nachteile des kom merziellen Agrarbusiness´,<br />
der Mono kultur und der<br />
Gesundheitsrisiken von Fast Food. Die<br />
Bewegung betreibt Lobbyarbeit<br />
gegen Pestizideinsatz<br />
und Gensaaten.<br />
22 grüne werkzeugkiste
LEBENSMITTELVERSCHWENdung<br />
minimieren.<br />
Kauf nur das, was du auch wirklich essen<br />
kannst und recycle Lebens<strong>mit</strong>tel. Über die<br />
Hälfte der weltweit produzierten Lebens<strong>mit</strong>tel<br />
wird nicht gegessen, sondern weggeschmissen.<br />
Jedes Jahr landen pro Kopf in der<br />
EU etwa 179 Kilogramm Lebens<strong>mit</strong>tel im<br />
Müll.<br />
Achte bei deinen Veranstaltungen darauf,<br />
Lebens<strong>mit</strong>tel so gut wie möglich<br />
zu nutzen:<br />
Kauf nur so viel ein, wie auch wirklich<br />
gebraucht wird. Wenn man eine größere<br />
Gruppe zu bekochen hat, ist es leicht,<br />
sich zu verschätzen. Plane also sorgfältig,<br />
wie viel Essen nötig ist. Es gibt dafür<br />
Werkzeuge, etwa den Kalkulator von<br />
www.reiseproviant.info, die für jede<br />
Gruppengröße die richtige Menge an<br />
Essen berechnen.<br />
Die Gäste sollen sich selbst auffüllen,<br />
statt vorportionierte Mahlzeiten vorgesetzt<br />
zu bekommen. Wer sich selbst<br />
den Teller füllt, isst im Durchschnitt zu 92<br />
Prozent auf. Erin nert die Teilnehmen den<br />
freundlich daran, nur so viel zu nehmen,<br />
wie sie auch essen möchten.<br />
Wenn ihr extern verpflegt werdet, bitte<br />
darum, dass nicht verbrauchtes Essen<br />
anderweitig verwendet wird. Wenn von<br />
eurem Mittagessen noch jede Menge Reis<br />
übrig ist, findet sich vielleicht in der Suppe<br />
am nächsten Tag noch ein Platz dafür.<br />
Wenn du Gäste zum Essen einlädst, sollte<br />
es dir nicht zu peinlich sein, die Reste<br />
einpacken zu lassen, falls die Portionen<br />
sehr groß ausfallen.<br />
Gib´ der hässlichen Karotte eine<br />
Chance: Viele Früchte und Gemüse<br />
landen nicht auf dem Ladentisch, weil<br />
sie nicht perfekt geformt sind. Krumme<br />
Möhren, Äpfel <strong>mit</strong> winzigen braunen<br />
Stellen, Bananen, die nicht krumm genug<br />
sind … solche Produkte enthalten die gleiche<br />
Menge an Nährstoffen und schmecken<br />
genauso gut, also sollte man sie vor dem<br />
Weg schmeißen retten.<br />
Achte bei der Lagerung darauf, dass<br />
nichts verderben kann. Vermeide Licht<br />
und hohe Temperaturen, lagere die<br />
Lebens<strong>mit</strong>tel im Kühlschrank, wenn nötig.<br />
Weg <strong>mit</strong> den Flaschen!<br />
Kauf kein Wasser in Flaschen mehr.<br />
Verwende stattdessen einfach Wasserkrüge,<br />
vielleicht <strong>mit</strong> einem Filtersystem.<br />
Bitte an Veranstaltungsorten oder in<br />
Restaurants, die du <strong>mit</strong> der Jugendgruppe<br />
besuchst, um das Ausschenken von Leitungswasser.<br />
Erkundige dich bei <strong>Jugendreisen</strong> ins Ausland,<br />
ob das Leitungswasser vor Ort bedenkenlos<br />
trinkbar ist.<br />
Verteil´ wiederverwendbare Wasserbehälter<br />
an die Teilnehmer*innen deiner<br />
Ver an staltungen, um den Umstieg auf<br />
Leitungswasser zu erleichtern. Solche<br />
Behälter und Flaschen machen sich auch<br />
gut als Merchandise-Artikel für deinen<br />
Verband.<br />
Verpflegung<br />
23
Das Öl, das allein in den USA für den jährlichen Verbrauch an Plastikflaschen<br />
aufgewendet wird, würde ausreichen, um ein Jahr lang eine Million<br />
Autos fahren zu lassen.<br />
OIL<br />
1000000<br />
Mehrere Studien zeigen, dass zwischen<br />
50 Prozent und 80 Prozent der in der EU<br />
hergestellten PET-Flaschen<br />
nicht recycelt werden.<br />
Die Millenium Goals der UN empfehlen, jährlich 10 Milliarden<br />
US-Dollar aufzuwenden, um bis zum Jahr 2015 50 Prozent der<br />
Menschheit nachhaltigen Zugang zu Trinkwasser zu<br />
gewähren. Zum Vergleich: Die Produktion von Wasser in Flaschen<br />
verschlingt jährlich 100 Milliarden US-Dollar.<br />
Fast 25 Prozent aller Wasserflaschen überquert<br />
mindestens einmal eine Ländergrenzen, bis sie bei dem*der<br />
Kund*in ankommt.<br />
Wasser in Plastikflaschen verursacht<br />
weltweit jährlich 1,5 Millionen Tonnen<br />
Müll. Das entspricht dem Gewicht von<br />
150 Eiffeltürmen.<br />
x150<br />
Jedes Essen sollte wertgeschätzt<br />
werden. Auch vergleichsweise billige<br />
Produkte verursachen der Umwelt und<br />
der Gesellschaft hohe Kosten, wenn sie<br />
achtlos weggeworfen werden.<br />
Alles, was auf <strong>Jugendreisen</strong> auf den Tisch<br />
kommt, sollte … lecker sein! So bleibt<br />
ganz bestimmt weniger liegen.<br />
Wasser<br />
Wollte dir jemand Luft in Flaschen verkaufen,<br />
würdest du ihn sicherlich auslachen. Wer eine<br />
derart allgemein und völlig anstrengungslos<br />
verfügbare Ressource <strong>mit</strong> einem Preisschild<br />
versähe, der würde ganz zu Recht für verrückt<br />
erklärt. Trotzdem kommt vielen Menschen<br />
der Kauf von Wasser in Flaschen gar nicht<br />
komisch vor. In den meisten europäischen<br />
Ländern kann man völlig bedenkenlos Leitungswasser<br />
trinken. Der Preis eines Liters<br />
Leitungswasser ist etwa 2500 mal niedriger<br />
als der eines Liters Wasser aus der Flasche,<br />
und das Wasser, das uns in Plastikflaschen<br />
verkauft wird, ist oft nichts anders als …<br />
gefiltertes Leitungswasser. Trinkbares Leitungswasser<br />
wird von den Behörden streng<br />
kontrolliert: Die Länder der EU haben sich auf<br />
klare Regeln zur Wasse rqualität verständigt<br />
und so ist es nachweislich auch mindestens<br />
ebenso sicher und gesund – wenn nicht sogar<br />
gesünder – wie abgefülltes Wasser.<br />
Abgesehen von dem absurden Preis, der plötzlich<br />
für etwas verlangt wird, was doch in jeder<br />
Wohnung umsonst zu haben ist, gibt es noch<br />
andere gute Gründe, kein Wasser in Flaschen<br />
zu kaufen:<br />
24 grüne werkzeugkiste
Bei der Produktion von Plastikflaschen<br />
wird Öl verbraucht. Zudem kostet die Produktion<br />
unverhältnismäßig viel Energie.<br />
Flaschenwasser muss in die Läden und<br />
von dort aus zu dir nach Hause oder zur<br />
Veranstaltung transportiert werden; dabei<br />
fallen weitere Treibhausgase an. Wasser<br />
in Glasflaschen ist noch um einiges<br />
schwerer als in Plastikflaschen, sodass<br />
hier die Energiebilanz noch ungünstiger<br />
ausfällt.<br />
Kaum hast du das Wasser getrunken,<br />
ist die Flasche schon Müll. Wird sie<br />
nicht wiederverwertet, liegt sie jahrhundertelang<br />
auf einer Müllkippe.<br />
Das Geld, das für die Produktion von<br />
Flaschenwasser und die Eindämmung<br />
der Folgeschäden aufgewendet wird,<br />
fehlt bei einer viel wichtigeren Aufgabe:<br />
der Sicherung der Wasserversorgung<br />
für die gesamte Menschheit. Sauberes<br />
Trink wasser soll te eigentlich ein<br />
selbstverständ liches Menschenrecht sein<br />
– und kein profi tabler Markt für Unternehmen.<br />
Fair trade<br />
„Fair Trade“ ist ein Siegel für Produkte, deren<br />
Hersteller in sich entwickelnden Ländern<br />
einen garantierten Mindestpreis<br />
erhalten haben. Die beteiligten<br />
Arbeiter*innen müssen<br />
faire Löhne bekommen. Die<br />
Produzent*innen müssen sich<br />
zur Einhaltung von Standards<br />
bei Arbeitsbedingungen und Gesundheitsschutz<br />
verpflichten. Zwangs- und Kinderarbeit<br />
sind ausgeschlossen.<br />
Grund für die Einführung des Siegels war die<br />
Tatsache, dass Lebens<strong>mit</strong>telproduzent*innen<br />
in entwickelten Ländern oft hohe Regierungssubventionen<br />
erhalten, die es ihnen erlauben,<br />
ihre Produkte auf dem internationalen Markt<br />
billiger anzubieten. Produzent*innen aus sich<br />
entwickelnden Ländern hingegen werden<br />
Fair gehandelte Pro-<br />
DUKTE kaufen!<br />
Such´ auf www.fairtrade.de nach einer<br />
Organisation in deiner Nähe, die sich<br />
um Fair Trade kümmert, und finde heraus,<br />
wo du „faire“ Produkte kaufen<br />
kannst.<br />
Verpflichte deine Organisation auf Kauf<br />
und Verwendung von fair gehandeltem<br />
Tee, Kaffee und Kakao fürs Büro und bei<br />
Veranstaltungen.<br />
Erkundige dich im Laden um die Ecke,<br />
bei Veranstaltungsorten und Restaurants,<br />
die zum Beispiel von deiner Jugendgruppe<br />
genutzt werden, ob es dort<br />
Fair Trade-Produkte gibt oder ob auf die<br />
Arbeitsbedingungen bei den Zulieferern<br />
geachtet wird.<br />
Ähnlich wie bei Biolebens<strong>mit</strong>teln heißt<br />
das Fehlen eines Siegels nicht automatisch,<br />
dass ein bestimmtes Produkt<br />
nicht fair produziert und gehandelt ist;<br />
möglicher weise war es einfach nur zu<br />
aufwendig und teuer, das Siegel zu<br />
bekommen.<br />
oft durch Zölle ausgebremst: Die Ausfuhr in<br />
Richtung Weltmarkt wird ihnen erschwert,<br />
während sie die Einfuhr von Zulieferprodukten<br />
zu Dumpingpreisen in Kauf nehmen<br />
müssen. International <strong>mit</strong>zuhalten ist da<strong>mit</strong><br />
nur schwer möglich. Gleichzeitig werden die<br />
Märkte vor Ort <strong>mit</strong> Billigware aus dem Ausland<br />
geflutet, was es regionalen Produkten<br />
schwer macht und Weiterentwicklung verhindert.<br />
Fair Trade-Betriebe verpflichten sich außerdem<br />
dazu, Umweltschutz und Unternehmensgewinn<br />
gleichermaßen im Blick zu<br />
behalten. Sie erhal ten Prämien, wenn sie in<br />
soziale und Umweltschutzprojekte invetieren,<br />
die der Gesellschaft insgesamt zugutekommen.<br />
Verpflegung<br />
25
Das Fair Trade-Siegel findet sich meist auf<br />
Ware, die aus ärmeren Ländern importiert<br />
wird, wie etwa Tee, Kaffee, Kakao, Schokolade,<br />
Tropenfrüchte (vor allem Bananen) und Saft.<br />
Ausgehen – die Entscheidung<br />
für das richtige Restaurant.<br />
Ob in der Mittagspause oder beim Abendessen<br />
<strong>mit</strong> Freund*innen – dein Geld sollte bei<br />
Unternehmen landen, die verantwortungsvoll<br />
und nachhaltig wirtschaften. Auf die folgenden<br />
Punkte solltest du bei der Suche nach<br />
dem richtigen Restaurant achten:<br />
Das Angebot sollte unterschiedliche<br />
Ernährungsweisen und Lebensstile berücksich<br />
tigen, also auch vegetarische und<br />
vegane Gerichte umfassen und Alternativen<br />
für Menschen parat haben, die an<br />
Allergien und Unverträglichkeiten leiden.<br />
Unterstütze Restaurants, die nachhaltig<br />
einkaufen, also regionale Bioprodukte<br />
beziehen.<br />
Schau dir mal an, wie es sonst so um das<br />
Bio-Bewusstseins des Restaurants steht:<br />
Werden dort Öko-Putz<strong>mit</strong>tel verwendet?<br />
Wird Müll vermieden und auf Recycling<br />
Wert gelegt?<br />
Im Idealfall unterstützt ein Restaurant<br />
auch noch gemeinnützige Projekte.<br />
DARREICHUNG und<br />
VERPACKUNG<br />
Manche Lebens<strong>mit</strong>tel, zum Beispiel Bananen,<br />
sind direkt vom Baum schon <strong>mit</strong> 100 Prozent<br />
kompostierbarer Natur-Verpackung ausgestattet.<br />
Viele andere Produkte aber müssen<br />
in viele Schichten Folie, Papier und Plastik<br />
gewickelt werden, bevor man sie <strong>mit</strong> gutem<br />
Gewissen auf die Kund*innen loslassen kann<br />
– oder jedenfalls scheinen das manche Firmen<br />
zu glauben. Hier ein paar Tipps, wie du den<br />
Müll „drum herum“ bei Freizeiten und Reisen<br />
reduzieren kannst:<br />
Bei Mahlzeiten und Snacks sollte immer<br />
richtiges Geschirr verwendet werden, kein<br />
Einwegzeug aus Pappe oder Plastik.<br />
Bei großen Events, etwa bei Konzerten<br />
oder Festivals, lässt sich das allerdings<br />
nicht gut durchhalten. Vor allem Gläser<br />
und Tassen sind teuer und gehen leicht<br />
kaputt. Dann gibt es aber immer noch<br />
wiederverwendbare Trinkbehälter aus<br />
Hart plastik, die man gegen Pfand ausgeben<br />
kann.<br />
Entscheide dich beim Einkaufen für eine<br />
Ver anstaltung immer für die Großpackung<br />
(was nebenbei auch noch Geld spart) und<br />
mach einen Bogen um unnötige Verpackungen.<br />
Frisches Obst und Gemüse aus der Region<br />
ist immer besser als Dosenware. Dosen wurden<br />
ursprünglich im Krieg eingeführt; in unserer<br />
vergleichsweise friedlichen Zeit gibt es<br />
keinen Grund mehr, sie zu verwenden.<br />
Manche Verpackungen lassen sich nur<br />
schwer umgehen. In solchen Fällen bleibt<br />
dir nur die Entscheidung für das „gering ere<br />
Übel“. Halte Ausschau nach Materialien,<br />
die wenigstens leicht zu recyceln sind<br />
und nimm lieber Papier und Glas als Plastik<br />
und Styropor.<br />
Sämtlicher anfallender Verpackungsmüll<br />
bei einer Veranstaltung muss ordnungsgemäß<br />
getrennt und in passenden Recyclingcontainern<br />
entsorgt werden. Essensreste<br />
sollten, wann immer möglich, kom postiert<br />
werden.<br />
26 grüne werkzeugkiste
1000 neue FREUND-<br />
*innen finden … im<br />
KOMPOSTHAUFEN!<br />
Essensreste aus der Jugendgruppe<br />
oder von einer Veranstaltung zu kompostieren<br />
ist gar nicht so schwer, wie<br />
du vielleicht denkst. Viele Baumärkte<br />
und Gärtnereien bieten Behälter für<br />
die Wurmkompostierung an. Aus<br />
Gemüseabfällen, Essensresten und<br />
Kaffee filtern wird so im Handumdrehen<br />
Dünger für den Garten oder<br />
die Zimmerpflanzen. Mehr zum Thema<br />
„Kompost“ im Kapitel „Müll“.<br />
Zu guter Letzt …<br />
ernähr´ dich gesund!<br />
Wer Kopf und Körper <strong>mit</strong> gesunder, ausgewogener<br />
Kost versorgt, bleibt fitter und kann<br />
mehr erreichen. Und wenn du möchtest, dass<br />
die Teilnehmer*innen eines Seminars oder<br />
einer Jugendreise sich wohlfühlen und so gut<br />
wie möglich lernen und sich einbringen können,<br />
dann brauchen sie natürlich nahrhafte,<br />
ausgewogene Mahlzeiten, die eine gesunde<br />
Lebensführung unterstützen. Junk Food und<br />
Süßigkeiten, die viele gesättigte Fette und<br />
Industriezucker enthalten, sollten Früchten,<br />
Gemüse und möglichst natur belassener Nahrung<br />
weichen. Hör dich um, was Ärzt*innen<br />
und Ernährungsexpert*innen dazu zu sagen<br />
haben.<br />
Beispiel<br />
Das Café<br />
Sizilien<br />
In Prag gibt es ein Restaurant, das<br />
sich zum Ziel gesetzt hat, die Umwelt<br />
so wenig wie möglich zu belasten. Die<br />
Speisekarte wird saisonal angepasst,<br />
die Zutaten kom men überwiegend von<br />
Bäuer*innen aus der Umgebung und Bioprodukte<br />
erhalten immer den Vorzug.<br />
Vegane und vegetarische Gerichte sind<br />
immer verfügbar. Das Restaurant läuft<br />
komplett <strong>mit</strong> Strom aus erneuer baren<br />
Energiequellen. Die verwendeten Putz<strong>mit</strong>tel<br />
sind allesamt umwelt scho nend.<br />
Die Belegschaft hält das Müllaufkommen<br />
so gering wie möglich und<br />
recycelt, wo es nur geht. Essen zum<br />
Mitnehmen wird in wiederverwendbare<br />
Schachteln verpackt, die gegen Pfand<br />
an die Kund*innen ausgegeben werden.<br />
Die meisten Getränkeflaschen kann<br />
man zurückbringen; Plastikflaschen<br />
sind verpönt. Zu jeder Mahlzeit kann<br />
man gratis Leitungswasser bekommen.<br />
Im Café herrscht striktes Rauchverbot<br />
(immer noch eine Seltenheit in Tschechien).<br />
Für Familien <strong>mit</strong> Kindern gibt es<br />
eine eigene Spielecke. www.sicily.cz<br />
Verpflegung<br />
27
28 grüne werkzeugkiste
Wusstest du schon…?<br />
Nur 10 Prozent<br />
unseres Mülls lässt sich<br />
nicht recyceln.<br />
45 Prozent des europäischen Mülls landet auf Mülldeponien.<br />
Diese sind die größte von Menschen gemachte Quelle von<br />
Methan-Emissionen und tragen so zum Klimawandel bei. Die Treibhauswirkung<br />
von Methan ist 25-mal stärker als die von CO 2<br />
.<br />
Mit der Plastikfolie, die die Amerikaner*innen<br />
jedes Jahr verwenden,<br />
ließe sich ganz Texas bedecken.<br />
Würden wir die Müllwagen, die wir jedes<br />
Jahr füllen, in eine Reihe aufstellen, so<br />
würde diese halb bis zum Mond reichen.<br />
Jeden Sonntag werden mehr als 500 000<br />
Bäume gefällt, um das Papier für die<br />
88 Prozent der Zeitungen herzustellen,<br />
die nicht recycelt werden. > 500 000<br />
Diese Fakten kommen aus unterschiedlichen Bereichen. Sie zeigen aber<br />
alle, wie wichtig es ist, für Müllvermeidung aktiv zu werden.<br />
30 grüne werkzeugkiste
SAUBER IN DIE ZUKUNFT –<br />
RECYCELN!<br />
Recycling [riˈsa͜iklɪŋ]<br />
Substantiv, Neutrum<br />
» Aufbereitung und Wiederverwendung<br />
bereits benutzter Rohstoffe<br />
Recycling ist das Beste, was man <strong>mit</strong> Müll<br />
machen kann. Allerdings sind die zur Verfügung<br />
stehenden Möglichkeiten oft von Land<br />
zu Land, ja sogar von Stadt zu Stadt verschieden.<br />
Deshalb solltest du als allererstes<br />
herausfinden, wie es in punkto Recycling am<br />
Veranstaltungsort aussieht.<br />
Müll wird meistens nach folgenden Bestandteilen<br />
getrennt: Papier, Glas, Plastik, Aluminium,<br />
Biomüll und „Restmüll“. Richtig<br />
zu trennen ist dabei der erste Schritt zum<br />
funktionierenden Recycling. So gehört zum<br />
Beispiel nicht alles, was nach Plastik aussieht,<br />
auch in die Plastiktonne. Essensreste<br />
sollten aus Gläsern und Dosen durch Ausspülen<br />
entfernt werden. Plastik- und Pappbestandteile<br />
von Verpackungen müssen<br />
getrennt recycelt werden. Im Team sollte<br />
jede*r wissen, wo und wie recycelt werden<br />
kann. Kinder (und auch viele Erwachsene …)<br />
kann man oft auf spielerische Art am besten<br />
über Mülltrennung aufklären. Und natürlich<br />
solltest du selbst immer <strong>mit</strong> gutem Beispiel<br />
vorangehen.<br />
Für mehr Infos zum Thema Recycling schau<br />
doch mal auf der englischen Webseite<br />
www.recyclenow.com nach.<br />
RECYCLING-EUROPAMEISTER DEUTSCHLAND?<br />
Jede*r Deutsche erzeugt im Durchschnitt 564<br />
Kilogramm Müll pro Jahr, also circa 1,5 Kilogramm<br />
pro Tag (Stand 2009). Insgesamt sind<br />
das für Deutschland 45 Millionen Tonnen.<br />
Dazu kommt noch mal soviel Müll aus der<br />
Gewerbeproduktion. Zwar führt Deutschland<br />
die Recyclingquote in der EU: 46 Prozent<br />
allen Mülls wird wiederverwertet und nur<br />
ein Prozent landet noch auf Mülldeponien.<br />
Dafür wird aber immer mehr Müll verbrannt,<br />
wobei viele neue Stoffkombinationen <strong>mit</strong><br />
unbekannter Wirkung auf die Natur entstehen<br />
können, sowie unverwertbare Reststoffe<br />
entstehen, die so giftig sind, dass sie nur in<br />
Bergwerken endgelagert werden können.<br />
GRENZEN DES RECYCLING<br />
Recycling funktioniert leider nicht wie ein<br />
ewiger Kreislauf. Genau wie das Herstellen<br />
von Produkten kostet auch das Recycling<br />
Energie durch Transport und Verarbeitung.<br />
Und die gewonnenen Rohstoffe sind nicht<br />
unendlich wieder verwertbar, sondern nehmen<br />
immer weiter an Qualität ab:<br />
Aus Papier kann nur fünfmal neues Papier<br />
hergestellt werden.<br />
Kunststoffe werden in ihrer Qualität<br />
immer schlechter, je öfter sie genutzt<br />
werden.<br />
Das Metall Aluminium wird ebenfalls immer<br />
schlechter je öfter man es wieder<br />
ein schmilzt.<br />
Glas kann sehr oft wieder eingeschmolzen<br />
und wiederverwertet werden, bevor<br />
es aus dem Produktionskreislauf genommen<br />
wird. Aber es ist auch sehr energieaufwendig,<br />
da Glas erst bei sehr hohen<br />
Temperaturen schmilzt.<br />
Des Weiteren sind viele Produkte eine Mischung<br />
aus verschiedenen Stoffen, oft zusammengefügt<br />
<strong>mit</strong> unterschiedlichen Klebstoffen.<br />
Sie können nicht einfach wieder<br />
voneinander getrennt werden und wenn,<br />
dann nur <strong>mit</strong> viel Energieaufwand oder<br />
durch Handarbeit. Dabei werden jedoch auch<br />
giftige Stoffe freigesetzt, denen man nicht<br />
ausgesetzt werden sollte. Deswegen ist bei<br />
vielen Mischprodukten das Verbrennen die<br />
„energieeffizientere“ und billigere Lösung.<br />
MÜLL<br />
31
AUS ALT MACH NEU<br />
Zum Glück geht der Trend in letzter Zeit<br />
auch dahin, Dinge nicht einfach wegzuwerfen,<br />
sondern aus scheinbarem Müll neue<br />
Gebrauchs gegenstände zu basteln. Das ist<br />
sogar noch besser als Recycling, weil dabei<br />
der Energieaufwand für das Sammeln, Sortieren<br />
und Aufbereiten der Abfälle gespart<br />
wird. Außerdem sparst du so auch insgesamt<br />
Energie (weil nicht so viel Neues produziert<br />
wird) und den Verbrauch an Rohmaterialien.<br />
„Upcycling“, wie diese Methode genannt<br />
wird, ist seit den 1990er Jahren wieder richtig<br />
angesagt, obwohl bestimmt schon deine<br />
Eltern und Großeltern selbstverständlich<br />
davon ausgegangen sind, dass leicht beschädigte<br />
oder abgetragene Dinge <strong>mit</strong> ein<br />
bisschen Bastelarbeit noch ein zweites Leben<br />
haben können.<br />
Was ist so toll am Upcyceln?<br />
Du verbrauchst dabei meistens nur deine<br />
eigene Energie.<br />
Du sparst dadurch Geld, das du anderswo<br />
einsetzen kannst.<br />
Du kaufst weniger Neuware und trägst<br />
so dazu bei, dass auch weniger produ ziert<br />
werden muss.<br />
Du hast jede Menge Spaß.<br />
Du kannst Upcycling-Workshops organisieren,<br />
bei denen du <strong>mit</strong> anderen in<br />
Kontakt kommst. Zusammen macht<br />
Basteln noch mehr Spaß – und vielleicht<br />
wird sogar eine kleine Geschäftsidee daraus.<br />
Das Internet ist voll von Tipps und<br />
Tricks zu dem Thema.<br />
Plastik<br />
Weißblechdosen<br />
Organisches Material<br />
Baumwolle, Stoffreste, Papier<br />
6<br />
Monate<br />
Glas<br />
zersetzt sich<br />
NIE<br />
VERFALLZEIT verschiedener Materialien<br />
Menge an gesparter Energie durch RECYCLING<br />
500<br />
Jahre<br />
3<br />
Stunden<br />
25<br />
Minuten<br />
3<br />
Stunden<br />
32 grüne werkzeugkiste
In sieben einfachen Schritten zum<br />
eigenen Kompost<br />
KOMPOSTIEREN<br />
Fast 30 Prozent unseres Müllaufkommens<br />
besteht aus Gartenabfällen und Essensresten.<br />
Diese gewaltige Masse könnten wir genau<br />
so gut auch zu Hause, in der Schule, im<br />
Verein oder bei Veranstaltungen direkt kompostieren,<br />
statt sie sinnlos auf die Müllkippe<br />
zu schmeißen.<br />
Zum Kompostieren muss man eigentlich nur<br />
organisches Material sammeln und abwarten,<br />
bis es sich in Humus verwandelt hat<br />
(nicht zu verwechseln <strong>mit</strong> dem schmackhaften<br />
Brotaufstrich aus dem nahen Osten!).<br />
Humus lässt sich als Dünger für Topfpflanzen<br />
und im Garten verwenden.<br />
1. Such dir den richtigen Platz aus<br />
Ein sonniges Plätzchen auf nackter Erde, das<br />
ist genau der richtige Ort für deinen Komposthaufen.<br />
Wenn es weit und breit nur gepflasterten<br />
Boden gibt, musst du zumindest<br />
alte Zeitungen oder eine Schicht fertigen<br />
Kompost als Fundament nehmen.<br />
2. Die Mischung macht´s<br />
Als Behälter eignet sich jede genügend große<br />
Kiste; das Material ist ziemlich egal. Darin<br />
sammelst du zum Beispiel Gemüse- und<br />
Obstschalen, Kaffee, Teebeutel, Papier und<br />
Karton, Eierschalen, Fruchtkerne. Ob auch<br />
Fleisch oder Essensreste kompostierbar sind,<br />
ist umstritten.<br />
3. Zugabe, Zugabe!<br />
50 Prozent Küchen- und 50 Prozent Gartenabfälle,<br />
das ist die perfekte Mischung.<br />
4. Abwarten und Tee trinken<br />
Jetzt macht sich Mutter Natur an die Arbeit.<br />
Nach sechs bis zwölf Monaten ist der Kompost<br />
fertig. In dieser Zeit kannst du neue organische<br />
Abfälle einfach oben drauf stapeln.<br />
5. Auf die Plätze, fertig, los.<br />
Wenn die unterste Schicht im Komposthaufen<br />
krümelig und dunkel ist und nach Erde<br />
riecht, hast du es geschafft.<br />
6. Das schwarze Gold fördern<br />
Öffne den Behälter vorsichtig (oder hebe ihn<br />
an) und entnimm den fertigen Kompost <strong>mit</strong><br />
einer Forke.<br />
7. Kompost ausbringen<br />
Komposterde sieht nie sehr fein aus, es ist<br />
zum Beispiel total normal, wenn noch ein<br />
paar größere Stücke erkennbar sind. Folgende<br />
Dinge solltest du beim Ausbringen<br />
beachten:<br />
Die beste Zeit im Jahr ist Frühling oder<br />
Herbst.<br />
Neu angelegte Beete bedeckst du <strong>mit</strong> einer<br />
zwei, drei Zentimeter starken Schicht.<br />
MÜLL<br />
33
Kennst du schon<br />
Mater-Bi ® ?<br />
Mater-Bi ist eine italienische<br />
Erfindung. Es handelt<br />
sich um biologisch<br />
abbaubaren, kompostierbaren<br />
Kunststoff,<br />
der aus pflanzlichen<br />
Komponenten, wie zum Beispiel<br />
Maisstärke oder biologisch abbaubaren<br />
Polymeren hergestellt wird. Der<br />
Stoff kann genau wie konventionelle<br />
Kunststoffe verarbeitet werden und<br />
eignet sich etwa zur Herstellung von<br />
Agrarprodukten (fürs Mulchen oder<br />
für Abdeckungen und Einfassungen),<br />
Cateringbedarf (Teller, Besteck, Becher,<br />
Tabletts), Verpackungen (für Obst und<br />
Gemüse, Frühstücksflocken oder Teigprodukte),<br />
technisches Zubehör und<br />
Spielzeug. Leider werfen allerdings viele<br />
Menschen dieses Material in die Plastiktonne,<br />
was dann zu Problemen beim<br />
Recycling führt. Das Material ist toll,<br />
aber wir müssen noch lernen, richtig<br />
da<strong>mit</strong> umzugehen.<br />
http://materbi.co.uk<br />
Danach streust du jährlich weniger als<br />
einen Zentimeter Kompost als oberste<br />
Schicht aus.<br />
Für Topfpflanzen mengst du gewöhnlicher<br />
Erde ein drittel Kompost bei.<br />
Viele gute Tipps zum Kompostieren für Profis<br />
findest du unter:<br />
www.mein-schoener-garten.de/de/gartenpraxis/nutzgarten/kompost-abfall-recycling-im-garten-60864<br />
für Regenwürmer, die sich quer durch den<br />
Großstadtkompost schlemmen wollen. Man<br />
besorgt sich einfach ein paar Regenwürmer,<br />
denen man im eigenen Biomüll sozusagen<br />
ein kleines Bioschlaraffenland einrichtet,<br />
und bekommt zum Dank Spitzenkompost aus<br />
ihren Exkrementen. Dabei entfernen die fleißigen<br />
Wühler auch gleich Schadstoffe wie<br />
Blei, Zink, Kadmium, Kupfer und Mangan aus<br />
den Abfällen.<br />
Falls dir Würmer zu eklig oder New York zu<br />
hip ist, findest du im Internet <strong>mit</strong> dem Suchbegriff<br />
„Kompost“ noch viele andere Methoden<br />
der traditionellen Humuserzeugung.<br />
Weniger kaufen, mehr<br />
TAUSCHEN!<br />
Von zentraler Bedeutung für die Müllvermeidung<br />
und Ressourcenschonung ist es, gar<br />
nicht erst so viel neu zu kaufen.<br />
Tauschbörsen<br />
Tauschbörsen kannst du leicht selbst organisieren,<br />
vielleicht sogar auf der Arbeit oder in<br />
deiner Organisation.<br />
Das Ganze läuft so: Jede*r bringt Klamotten,<br />
Bücher, Einrichtungsgegenstände und so weiter<br />
<strong>mit</strong> und tauscht <strong>mit</strong> den anderen Teilnehmer*<br />
innen. Die tschechische Organisation DUHA<br />
etwa (ein Mitglied der Naturfreundejugend<br />
Internationale) organisiert regelmäßig Büchertauschbörsen.<br />
Die Teilnehmer*innen<br />
können dabei nicht nur eigene Literatur loswerden,<br />
sondern auch ausgemusterte Exemplare<br />
aus Büchereien und Buchläden bekommen,<br />
sodass am Ende jede*r mehr <strong>mit</strong> nach<br />
Hause nimmt, als er*sie <strong>mit</strong>gebracht hat.<br />
Eine weitere weit verbreitete Methode ist<br />
die Wurmkompostierung, die man auch sehr<br />
gut in der Stadt durchführen kann – New<br />
York zum Beispiel ist ein echtes Paradies<br />
34 grüne werkzeugkiste
Geschenketisch<br />
Stellt bei euren Veranstaltungen einen Tisch<br />
auf, auf dem alle Dinge hinterlassen können,<br />
die sie nicht mehr brauchen. Wer etwas haben<br />
möchte, nimmt es einfach <strong>mit</strong>.<br />
Spenden<br />
Alte Dinge, die noch gut in Schuss sind,<br />
kannst du spenden. In jeder Stadt gibt es<br />
Sammelstellen und Filialen von humanitären<br />
Organisationen, die solche Spenden entgegen<br />
nehmen. Mach dich aber schlau, an wen<br />
du etwas gibst und vergewissere dich, dass<br />
deine Spenden nicht verkauft werden oder<br />
in anderen Gegenden der Welt den Markt für<br />
lokale Händler*innen kaputt machen.<br />
Tauschläden und Gratisshops<br />
Tauschläden und Gratisshops finden sich in<br />
immer mehr Städten. Dort werden gebrauchte<br />
Waren angeboten, die andere Kund*innen<br />
gespendet haben. Es gibt unterschiedliche<br />
Prinzipien: mal kann man alles sehr, sehr<br />
preiswert kaufen, mal gilt das Tauschprinzip<br />
und mal ist alles ganz und gar gratis.<br />
Filmtipp<br />
“The Story of Stuff“ ist ein 20 Minuten<br />
langer humorvoller Film über den<br />
Zusammenhang zwischen unseren<br />
Konsumgewohnheiten und ökologischen<br />
und sozialen Problemen.<br />
www.storyofstuff.org<br />
Freecycling<br />
…ist eine Initiative zum freien Tausch<br />
in Communities. Das Non-Profit-Netzwerk<br />
besteht aus über 5 000 Gruppierungen<br />
<strong>mit</strong> mehr als 9 Millionen Mitgliedern.<br />
Im Zentrum der Bemühung<br />
stehen der Tausch, die Wiederverwendung,<br />
die Müllvermeidung und das<br />
Recycling.<br />
Eine Gruppe in deiner Nähe findest du<br />
unter www.freecycle.org<br />
MÜLL<br />
35
36 grüne werkzeugkiste
Draußen im Freien geht einfach alles besser: Unterrichten,<br />
Lernen, sich Entwickeln und Spielen. Fast jede*r, der*die schon<br />
mal an einer Bildungsveranstaltung unter freiem Himmel<br />
teilgenommen hat, schwärmt hinterher von bestandenen<br />
Herausforderungen und erweiterten Horizonten.<br />
Dabei muss es nicht <strong>mit</strong> erhobenem Zeigefinger<br />
zugehen. Vieles, was im Freien stattfindet,<br />
soll schließlich einfach nur Spaß<br />
machen: Wandern, Bootfahren oder Sport.<br />
Egal, ob es um drei Leute geht, die ihren<br />
Workshop im Wald abhalten, oder Tausende,<br />
die drei Tage bei einem Festival feiern – die<br />
potentielle Umweltbelastung ist dabei sehr<br />
verschieden, die grundlegenden Fragen bleiben<br />
aber immer die gleichen. Wie wird die<br />
Veranstaltung ein Erfolg? Und zwar auch in<br />
punkto Ressourcenmanagement?<br />
Darüber hinaus haben Veranstaltungen unter<br />
freiem Himmel immer auch eine starke<br />
soziale Komponente. Draußen in der Natur<br />
können die meisten Menschen nicht einfach<br />
in gewohnte Mus ter verfallen. Und das kann<br />
sehr befreiend sein.<br />
Bei der Planung von Veranstaltungen in der<br />
freien Natur gibt es einiges zu bedenken:<br />
Der richtige Zeitpunkt<br />
Wann soll die Aktivität über die Bühne gehen?<br />
Ein Blick in den Wetterbericht em p fiehlt<br />
sich auf jeden Fall. Wenn es die ganze Zeit<br />
wie aus Eimer gießt, hat niemand wirklich<br />
Spaß. In manchen Gegenden musst du<br />
abhängig von der Jahreszeit noch besondere<br />
Dinge beachten, etwa die Brutzeit<br />
von Vögeln und dergleichen. Wenn du von<br />
vornherein weißt, dass die angepeilte Location<br />
für seltene Vögel bekannt ist, musst du<br />
zwischen April und Juni besonders vorsichtig<br />
sein. Andere Gründe für einen zweiten,<br />
aufmerksamen Blick sind zum Beispiel das<br />
Ungezieferaufkommen oder erhöhte Waldbrandgefahr.<br />
38 grüne werkzeugkiste
Der richtige Ort<br />
Wo soll´s denn hingehen? In den Wald, auf<br />
die Wiese, ins Moor, in die Berge oder ans<br />
Meer? Der Ort sollte auf alle Fälle zu der<br />
Veranstaltung passen, die du dort planst.<br />
Auch deshalb em pfiehlt sich ein bisschen<br />
Recherche im Vorfeld. In Naturschutzgebieten<br />
wird es Vorschriften zum Verhalten<br />
geben und manche Aktivitäten sind dort einfach<br />
nicht möglich. An solchen Ort ist achtsames<br />
Verhalten oberstes Gebot. Und selbstverständlich<br />
musst du als Teamer*in Sorge<br />
tragen, dass ihr alles so hinterlasst, wie ihr es<br />
vorgefunden habt.<br />
Die richtige GruppengröSSe<br />
Wie viele Leute kommen <strong>mit</strong>? Nur du und<br />
ein paar andere oder wird es eine Großveranstaltung?<br />
Je mehr Teilnehmer*innen, desto<br />
größer die Belastung für die Umwelt. Stell dir<br />
nur mal vor, wie es ist, fünf Leute für zwei<br />
Stunden im Garten hinter eurem Haus zu<br />
beherbergen oder 100 Leute für zwei Tage!<br />
Weniger ist hier mehr, und wenn die Veranstaltung<br />
länger als drei Tage dauert, solltet<br />
ihr auch nicht die ganze Zeit an einem Ort<br />
Protected Planet<br />
Protected Planet ist ein Projekt, das auf<br />
Google-Maps basiert. Dort kann man<br />
sich rund um die Welt geschützte Gebiete<br />
anzeigen lassen. Dahinter steckt<br />
die World Database on Protected Areas<br />
(WDPA, die weltweite Datenbank für<br />
Schutzgebiete). Die Seite wird fortlaufend<br />
<strong>mit</strong> neuen Informationen, Bildern<br />
und Ortsangaben aktualisiert.<br />
www.protectedplanet.net<br />
Natur begeisterte, die dabei helfen sollen,<br />
un terwegs beim Wandern, Zelten, Picknicken,<br />
Schneeschuhlaufen, Laufen, Radfahren,<br />
Pa ddeln, Rei ten, Skifahren oder Klettern<br />
mög lichst wenig zu verbrauchen und zu<br />
zerstören. Es geht um ein besseres Bewusstsein<br />
für das, was das liebste Hobby kaputtmachen<br />
kann, und Praxistipps, um gerade<br />
das zu ver hindern.<br />
blei ben. Kommen sehr viele Menschen (zum<br />
Beispiel bei einem großen Pfingstcamp),<br />
solltest du schon im Vorfeld für möglichst<br />
schonendes Verhalten sorgen, da<strong>mit</strong> es hinterher<br />
nicht einen Riesenhaufen Müll zu beseitigen<br />
gibt.<br />
Das Prinzip Keine<br />
FuSSspuren“<br />
Unter dem Prinzip Keine Fußspuren versteht<br />
man eine Reihe von Verhaltensregeln für<br />
Gute Vorbereitung<br />
Wenn man schlecht vorbereitet ist, greift<br />
man unter Stress oft zum sprichwörtlichen<br />
Holzhammer und nimmt keine Rücksicht<br />
mehr auf sich, die Gruppe und die Natur.<br />
Dauert es zum Beispiel bis zum nächsten<br />
Rastplatz doch plötzlich viel länger als gedacht,<br />
kommt man um wildes Campen nicht<br />
herum. Ist die Verpflegung schlecht geplant<br />
oder wurde das Falsche eingekauft, improvisiert<br />
man unsichere Feuerstellen und hinterlässt<br />
eine Menge Müll.<br />
Draussen<br />
39
Immer festen Boden unter den FüSSen<br />
haben<br />
Wo Bewuchs und Kleinstlebewesen einfach<br />
plattgetrampelt werden, tritt man die<br />
Erde im wahrsten Sinne des Wortes <strong>mit</strong> den<br />
Füßen. Der Boden verödet, Wanderwege<br />
und Rastplätze werden unbenutzbar und im<br />
schlimmsten Fall kommt es sogar zu Erosion.<br />
Überall da, wo viele Menschen herumlaufen,<br />
bündelt man die Aktivität am<br />
besten an einem Ort, um den Schaden<br />
gering zu halten.<br />
Dort, wo es nicht so überlaufen ist, sollte<br />
man sich hingegen lieber verteilen.<br />
Wenn man abseits der Wege wandert,<br />
kann man so zum Beispiel die Entstehung<br />
von Trampel pfaden verhindern,<br />
die wiederum zu Erosion führen würden.<br />
Neue, öde Lichtungen entstehen gar<br />
nicht erst, wenn man Zelte und Ausrüstung<br />
täglich anderswo aufschlägt und<br />
sich beim Campen gut verteilt.<br />
Korrekte Abfallentsorgung<br />
Müll kann die natürliche Schönheit einer<br />
Landschaft heillos verschandeln. Es gilt<br />
die Faustregel: Sämtlichen Müll wieder<br />
<strong>mit</strong>nehmen! Außerhalb fester Ansiedlungen<br />
erzeugt man natürlich auch Ausscheidungen<br />
und Abwasser; beides muss ebenfalls richtig<br />
entsorgt werden:<br />
Abwasser: Am besten verzichtet man<br />
auf Seife und Spül<strong>mit</strong>tel; nach Gebrauch<br />
das Wasser so weit wie möglich entfernt<br />
von natürlichen Quellen wegschütten. In<br />
Flüssen und Seen sollte man sich nie <strong>mit</strong><br />
Seife waschen, auch nicht <strong>mit</strong> „Bioseife“<br />
oder „biologisch abbaubaren“ Produkten.<br />
Es bleiben immer Rückstände, die<br />
die Zusammensetzung des Wassers auf<br />
Dauer verändern.<br />
Ausscheidungen: Hier geht es bei der<br />
richtigen Entsorgung um Krankheitsvermeidung<br />
und rasches Kompostieren.<br />
Eine einfache und praktische Lösung<br />
sind circa 20 Zentimeter tiefe Löcher, die<br />
mindestens 70 Meter von allen Wasserquellen<br />
entfernt sein sollten.<br />
nichts <strong>mit</strong>nehmen<br />
Nur, wenn du Steine, Pflanzen, Ruinen und<br />
alles, was es sonst noch zu finden gibt, an<br />
Ort und Stelle lässt, haben andere noch die<br />
Chance auf die gleiche Entdeckung. Außerdem<br />
solltest du so wenig wie möglich in<br />
die Natur eingreifen und nichts dauerhaft<br />
verändern. Vorsicht also <strong>mit</strong> Gräben um das<br />
Zelt, in Bäumen gehämmerte Befestigungen<br />
oder das „Kahlfegen“ eines Rastplatzes, bis<br />
keine Äste und Zweige mehr am Boden liegen.<br />
vorsichtig <strong>mit</strong> Lagerfeuern<br />
Am besten benutzt du leichte Campingkocher,<br />
statt ein Lagerfeuer zu entzünden.<br />
Vielerorts hat die Natur gelitten, weil auf der<br />
Suche nach Feuerholz Bewuchs und Unterholz<br />
beschädigt wurden. Wenn schon Lagerfeuer,<br />
dann bitte nur in einem Feuerring auf<br />
einem Campingplatz oder in einer Feuermulde<br />
oder -pfanne. „Keine Spuren“ hinterlässt<br />
du nur dann, wenn man am nächsten Tag<br />
nicht mehr erkennen kann, dass hier je ein<br />
Feuer gebrannt hat.<br />
40 grüne werkzeugkiste
<strong>Respekt</strong> vor Tieren<br />
Tiere fühlen sich rasch gestört, wenn Menschen<br />
ihnen zu nahe kommen. Mit etwas<br />
Abstand wird auch die Aufzucht der Jungen<br />
nicht gestört.<br />
Rücksicht gegenüber anderen Besucher*innen<br />
Das Befolgen der Wanderordnung und<br />
allgemei ne Ruhe sind Voraussetzung<br />
dafür, dass sich ver schie dene Be sucher*<br />
innengruppen nicht in die Quere kommen.<br />
Mehr unter www.Int.org<br />
Ich packe meinen<br />
Koffer …<br />
Wenn du in die Natur auf brichst, sind manche<br />
Dinge ein fach ein Muss. Aber auch hier<br />
gibt es umweltschonende und umweltschädliche<br />
Varianten.<br />
Ausrüstung<br />
Woraus besteht sie und wo wurde sie von<br />
wem produziert? Achte auf das Material,<br />
aber auch auf die Herstellerfirmen: manche<br />
produzieren ressourcen schonend und<br />
zu fairen Löhnen, andere nicht.<br />
Überleg es dir zweimal, bevor<br />
du etwas kaufst, von dem du<br />
ohnehin weißt, dass du es nur<br />
selten benutzten wirst – ist es<br />
vielleicht schlauer (und billiger!)<br />
es für dieses eine Mal zu mieten oder zu leihen?<br />
Geräte für fast jeden Sport und beinahe<br />
jede Aktivität kann man heutzutage auch<br />
ressourcen schonend kaufen.<br />
Schau mal hier nach:<br />
www.greenoutdoorgear.wordpress.com<br />
Kleidung<br />
Erfahrene Wandersleute wissen: „Schlechtes<br />
Wetter gibt es nicht – nur schlechte Kleidung!“<br />
Da ist bestimmt was dran. Kleidung ist<br />
ja auch nicht gleich Kleidung. Schlimmsten<br />
falls passt sie nicht zu deinen Bedürfnissen,<br />
besteht aus den falschen Materialien, wurde<br />
unfair und wenig nachhaltig produziert oder<br />
ist einfach von schlechter Qualität. Das gleiche<br />
gilt für Ausrüstung: Erst<br />
denken, dann kaufen. Was<br />
du nur ein- oder zweimal<br />
brauchst, kannst du auch<br />
leihen oder aus zweiter<br />
Hand besorgen. Und wenn du etwas nicht<br />
mehr brauchst oder für dich eine bessere Lösung<br />
gefunden hast, gib‘ die alten Sachen<br />
auf jeden Fall weiter!<br />
Es lohnt sich auf jeden Fall, sich darüber zu<br />
informieren, woraus Kleidung gemacht ist,<br />
und erst dann zu entscheiden, ob sie für dich<br />
in Frage kommt.<br />
Beispiel<br />
Outdoor-KLAMOTTEN<br />
RECYCELN<br />
Recycle Outdoor Gear (ROG) ist ein<br />
kostenlose Onlineservice, der gut erhaltene<br />
und nicht länger benötigte<br />
Outdoor-Klamotten weiterver<strong>mit</strong>telt,<br />
das ansonsten nur auf dem Dachboden<br />
Staub ansetzen würde. ROG möchte<br />
außerdem auf bereits existierende<br />
Recyclinginitiativen von wohltätigen<br />
Organisationen aufmerksam machen<br />
und ihre Arbeit vorstellen.<br />
www.recycleoutdoorgear.com<br />
Draussen<br />
41
Die SACHE <strong>mit</strong> den<br />
Fleecejacken<br />
Polyesterpullis sehen an kalten Wintertagen<br />
ja vielleicht kuschelig aus, aber<br />
das Material ist möglicherweise äuß erst<br />
schädlich für unsere Meere, wenn es<br />
sich zersetzt.<br />
Eine Studie hat jüngst gezeigt, dass<br />
sich bei nur einem Waschgang bis<br />
zu 2 000 Polyesterfasern von einem<br />
Fleecepulli lösen. Diese Kunststofffusseln<br />
flutschen <strong>mit</strong> hoher Wahrscheinlichkeit<br />
durch die Filter der Kläranlagen<br />
und gelangen so in die Weltmeere. Es<br />
ist noch unklar, welche Folgen diese<br />
massenhafte Verschmutzung hat, aber<br />
Meeresbiologen sind sich einig, dass die<br />
mikroskopisch kleinen Plastikfasern das<br />
Leben im Meer schädigen können. Muscheln,<br />
die ihre Nahrung aus dem Wasser<br />
filtern, können die winzigen Plastikteile<br />
aufnehmen. In Fleisch der Tiere können<br />
die Fasern irgendwann auf unseren Tellern<br />
landen.<br />
Verzichte also lieber zugunsten umweltschonender<br />
Fasern auf Fleecekleidung,<br />
wenn möglich.<br />
42 grüne werkzeugkiste
Es gibt verschiedenste Synthetik- und Naturstoffe,<br />
die aufgrund ihrer unterschiedlichen<br />
Eigenschaften mal mehr, mal weniger geeignet<br />
sind. Zu den häufigsten Stoffen im<br />
Outdoor Bereich gehören:<br />
Baumwolle: Baumwolle kann an manchen<br />
Orten echt der Tod sein, weil sie hydro phil<br />
ist, also Feuchtigkeit nur schlecht von der<br />
Haut ableitet und manchmal sogar Luftfeuchtigkeit<br />
aus der Umgebung aufsaugt.<br />
Nasse Baumwolle fühlt sich kalt an und<br />
verliert bis zu 90 Prozent ihrer Isolationswirkung.<br />
Zudem leitet sie dann Wärme<br />
25-mal schneller von der Haut, als wenn<br />
sie trocken ist. Bei warmem Wetter ist<br />
Baumwolle allerdings ideal, weil sie<br />
leicht ist, schnell trocknet und angenehm<br />
auf der Haut liegt.<br />
Polypropylen: Dieses Material ist komplett<br />
wasserabweisend – es ist hydrophob.<br />
Da<strong>mit</strong> ist es ideal als unterste Schicht<br />
geeignet, die die Feuchtigkeit von der<br />
Haut ableitet. Leider ist Polypropylene<br />
aber sehr hitzeempfindlich, und schon<br />
ein Funken vom Lagerfeuer kann dir ein<br />
Loch in die Kleidung schmelzen.<br />
Wolle: Naturfasern wie Wolle absorbieren<br />
Feuchtigkeit, bleiben dabei aber<br />
wärmer als andere Materialien. Wolle ist<br />
außerdem schlecht brennbar und trägt<br />
sich angenehm.<br />
Essen und Trinken<br />
Schau ins Kapitel „Verpflegung“ im Grünen<br />
Werkzeugkasten, wenn du nach Anregungen<br />
suchst, was man draußen so alles zubereiten<br />
kann. Du bekommst dort einen Eindruck davon,<br />
was nachhaltiges Essen bedeutet. In der<br />
freien Natur gibt es natürlich noch einiges<br />
mehr zu beachten, aber im Grunde gelten<br />
die gleichen Regeln: lokal und saisonal sollte<br />
es sein, fleischlos ist die bessere Alternative<br />
und je weniger Verpackung, desto weniger<br />
umweltschädlich. In der Natur findest du<br />
viele essbare Dinge, aber Obacht: du solltest<br />
wissen, was du da isst, und wie man es richtig<br />
zu bereitet. Wenn du bei Pflanzen und Pilzen<br />
daneben greifst, kannst du dir kräftig den<br />
Magen verderben oder dich sogar ernsthaft<br />
vergiften.<br />
Bei Aktivitäten im Freien solltest du immer<br />
genug trinken. Unser Körper verbraucht<br />
viel mehr Wasser, sobald wir uns bewegen.<br />
Darum solltest du im Vorhinein klären, ob<br />
man dort, wo dein Zeltlager stattfindet,<br />
Wasser aus Flüssen und Seen trinken kann.<br />
Falls nicht, mach‘ dir rechtzeitig Gedanken<br />
darüber, wo du genügend Wasser herbekommst.<br />
Eine ganz einfache Methode zum Wasserfiltern<br />
findest du hier:<br />
http://greenliving.nationalgeographic.com/<br />
use-solar-power-purify-water-3062.html<br />
Mehr zum Kochen in und <strong>mit</strong> der Natur:<br />
www.lovetheoutdoors.com<br />
Draussen<br />
43
schadensausgleich<br />
So sehr wir uns auch bemühen, Aktivitäten<br />
umweltverträglich zu gestalten, es wird immer<br />
ein gewisses Maß an Ressourcen verbraucht<br />
werden. Bei großen Veranstaltungen<br />
ist nicht nur die Natur betroffen, auch<br />
Menschen werden durch Lärm, Beleuchtung,<br />
Autos und viele Besucher*innen gestört. Es<br />
kann nicht schaden, den Menschen vor Ort<br />
ein bisschen was zurückzugeben – da<strong>mit</strong><br />
zeigst du guten Willen und tust zugleich<br />
noch was für die Umwelt. Ein paar Ideen, was<br />
das sein könnte, findest du im Anschluss; am<br />
besten fährst du aber immer, wenn du dich<br />
vor Ort umschaust und herausfindest, was<br />
dort gebraucht wird.<br />
Bäume pflanzen<br />
Erkundige dich beim Forstamt oder einer anderen<br />
zuständigen Behörde, ob es rund um<br />
euren Ver anstaltungsort einen Platz gibt,<br />
an dem sich ein paar Bäume gut machen<br />
würden. Vielleicht könnt ihr euch zusammen<br />
<strong>mit</strong> einer Schule oder einem Verein<br />
aus der Gegend darum kümmern. So kommt<br />
ihr <strong>mit</strong> den Menschen aus der Umgebung<br />
ins Gespräch und könnt Erfahrungen austauschen.<br />
Wer weiß, vielleicht finden sich<br />
dabei auch gleich einige helfende Hände für<br />
die nächste Veranstaltung.<br />
beispiel<br />
Give&Get<br />
Open Air Festival<br />
Das Give & Get Open Air Festival in<br />
Lettland möchte seine Besucher*innen<br />
unterhalten und bilden – und zwar beides<br />
in der freien Natur. Der Gedan ke,<br />
dass wir alle etwas an unserer Umwelt<br />
ändern (und verbessern) können, soll<br />
hier gelebt werden. Hauptevent ist ein<br />
dreitägiges Festival in einem Park <strong>mit</strong><br />
Workshops, Konzerten, Happenings, Seminaren<br />
und Performances für alle, die<br />
Lust haben. Alle Teilnehmer*innen sind<br />
da<strong>mit</strong> zugleich auch Mitveranstalter*innen.<br />
Die Natur und Umweltbewusstsein<br />
spielen in allen Bereichen des Festivals<br />
eine große Rolle: Es gibt ausschließlich<br />
vegetarisches Essen (und nichts wird<br />
am Ende weggeworfen!), der Müll wird<br />
recycelt, nichts bleibt liegen.<br />
Das ganze Jahr über – vor und nach dem<br />
Festival – halten die Organisator*innen<br />
auf dem Gelände Wochenendaktionen<br />
ab, in deren Rahmen sie sich für die lokale<br />
Community engagieren und alles<br />
für die vielen hundert Teilnehmer*innen<br />
des nächsten Hauptevents vorbereiten.<br />
Sie pflanzen Bäume, pflegen Rasen und<br />
Büsche und räumen den Park auf, bis es<br />
aussieht, als habe hier nie eine Großveranstaltung<br />
stattgefunden.<br />
www.giveandget.lv<br />
44 grüne werkzeugkiste
Saubermachen<br />
Organisierte Aufräumaktionen in einem<br />
Stadt teil oder einem Waldgebiet finden<br />
meistens im Frühjahr oder im Herbst statt.<br />
Schau zunächst mal nach, ob bereits eine geplant<br />
ist, an der ihr euch beteiligen könntet.<br />
Und wenn nicht, macht es bestimmt auch<br />
einen guten Eindruck, wenn eines schönen<br />
Samstags 20 Unbekannte auftauchen und in<br />
einem vernachlässigten Park oder am Strand<br />
den Müll beseitigen.<br />
Die Trashbusters sind eine Aktion der Naturschutzjugend<br />
gegen Müll:<br />
www.trashbusters.de.<br />
Weltweite Aktionen gegen Müll finden sich<br />
auf www.letsdoitworld.org.<br />
Öffentliche Anlagen in Schuss halten<br />
Jeder Ort hat seine ganz eigenen Bedürfnisse<br />
und die lernst du nur kennen, wenn du <strong>mit</strong><br />
den Menschen dort das Gespräch suchst.<br />
Vielleicht werden im Stadtpark neue Bänke<br />
benötigt, vielleicht gibt es am Schulhof keinen<br />
Zaun, vielleicht haben die Kinder keinen<br />
schönen Spielplatz. Hört euch um und engagiert<br />
euch für das, was die Menschen<br />
wirklich brauchen.<br />
Eigentlich lässt sich das ganze Kapitel in einem<br />
Gedanken zusammenfassen: Draußen in der<br />
Natur sind wir nur Gäste, also sollten wir uns<br />
auch so verhalten! Höfliche Gäste be nehmen<br />
sich den Gastgeber*innen gegenüber respekt<br />
voll und achten ihre Regeln. Sie bemühen<br />
sich um passende Lautstärke und<br />
hinterlassen keinen Müll. Nicht zuletzt wissen<br />
sie, wann es Zeit wird zu gehen. Solche Gäste<br />
sind jederzeit wieder gerne willkommen.<br />
Draussen<br />
45
46 grüne werkzeugkiste
Jeden TAG,<br />
zu jeder Stunde<br />
Wie kannst du möglichst alles, was du tust,<br />
von der Teamsitzung bis zum Kinderspiel im<br />
Sommer lager, am Gedanken der Nachhaltigkeit<br />
ausrichten? Anregungen dafür finden sich im<br />
Leitbild der Naturfreundejugend, das im ersten<br />
Teil des Ordners vorgestellt wurde. Zu jedem Unterthema<br />
fin dest du in der Grünen Werkzeugkiste<br />
spezielle Hinweise, aber im Folgenden<br />
möchten wir dir noch einige weitere Tipps<br />
<strong>mit</strong> auf den Weg geben, die insbesondere bei<br />
der Vorbereitung und Durchführung von Projektangeboten<br />
wie Workshops, Diskussio nen<br />
und Spielen wichtig sind.<br />
Nachhaltigkeit ist nicht nur etwas für „radikale Ökos“<br />
oder spaßbefreite Eiferer*innen. Sie geht uns alle an<br />
und je selbstverständlicher wir sie bei allem, was wir<br />
tun, berücksichtigen, desto lebenswerter machen wir die<br />
Welt für alle. Nachhaltiges Handeln hat auch etwas <strong>mit</strong><br />
Integrität zu tun: Wenn du etwas als richtig erkannt hast,<br />
solltest du dafür auch deine Stimme erheben und dein<br />
Verhalten daran ausrichten. In diesem Sinne sollten auch<br />
Reisen, Freizeiten und Seminare an Werten orientiert sein.<br />
Aktivitäten müssen sinnvoll sein und<br />
zur Gruppe passen<br />
Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, aber<br />
oft macht man irgendetwas doch nur, weil<br />
es eben schon immer so war, weil alle anderen<br />
es auch machen, oder einfach, weil es so<br />
im Programm steht, ohne zu prüfen, worin<br />
der Nutzen für die anvisierte Gruppe besteht.<br />
Eine Aktivität sollte immer irgendeinen<br />
Mehrwert für die Veranstaltung bringen,<br />
sonst kann man sie sich sparen – und da<strong>mit</strong><br />
auch Zeit, Energie und Ressourcen.<br />
Welche Materialien brauchst du für<br />
eine bestimmte Aktivität? In welcher<br />
Menge? Und werden sie auch optimal<br />
genutzt?<br />
Überlege, ob du etwas benutzen kannst, was<br />
schon vorhanden ist, statt etwas Neues zu<br />
kaufen. Vielleicht kannst du auch anderswo<br />
etwas leihen. Vergewissere dich beim Kauf,<br />
dass du nur so viel <strong>mit</strong>nimmst, wie du auch<br />
wirklich brauchst – nämlich so viel, wie es<br />
der Anzahl der Teilnehmer*innen entspricht.<br />
Nimm keine Weg werfprodukte, nutze stattdessen<br />
lieber Wiederverwendbares. Materialien<br />
sollten nicht unnötig verschwendet<br />
werden, etwa, indem man nur ein paar Worte<br />
auf ein Flipchartpapier schreibt und es dann<br />
wegwirft.<br />
Das Rad nicht jedes Mal neu erfinden<br />
Mach´ dir das zunutze, was es schon gibt.<br />
Kreativität ist ja schön und gut, aber man<br />
sollte sie nicht verschwenden. Kreativ zu<br />
sein verschlingt viel Zeit und Energie und<br />
manchmal zerbrechen wir uns doch nur den<br />
Kopf über etwas, das anderswo schon besser<br />
gelöst wurde. Es gibt so viele Materialien zur<br />
Gestaltung von Aktivitäten, zur Veranstaltungsplanung<br />
und zum Abdecken verschiedenster<br />
Themen – spar´ dir deine persönlichen<br />
Ressourcen und setze sie sinnvoller ein.<br />
48 grüne werkzeugkiste
Grau ist alle Theorie: Zehn Ideen<br />
Auch wenn Nachhaltigkeit nicht im Mittelpunkt deiner Jugendreise steht, kannst du<br />
trotzdem ein oder zwei Methoden einsetzen, um die Themen der Grünen Werkszeugkiste<br />
anzusprechen. Schließlich geht es bei der Nachhaltigkeit immer auch um einen<br />
ganzheit lichen Ansatz. Vielleicht ist eine der folgenden Methoden ja was für dich.<br />
1<br />
Der<br />
ÖKOLOGISCHE<br />
FuSS -<br />
abdruck<br />
2<br />
Wissens-<br />
STATIONEN<br />
Der ökologische Fußabdruck beziffert die Belastung menschlicher<br />
Aktivität für das Ökosystem der Erde, zum Beispiel<br />
beim Gegensatz von Nachfrage nach natürlichen Rohstoffen<br />
gegenüber der Regenerationsrate einer Rohstoffquelle. Einfach<br />
gesagt: Wenn alle Menschen so leben würden wie wir jetzt<br />
gerade, wie viele Erden würden wir dann brauchen? Der weltweite<br />
Durchschnitt liegt im Moment bei 1,5 Erden, aber so<br />
viele haben wir natürlich nicht – es gibt nur diese eine. Während<br />
eines Projektes kannst du alle Teilnehmer*innen nebenbei<br />
<strong>mit</strong> dem Konzept des ökologischen Fußabdrucks bekannt machen,<br />
ihn gemeinsam berechnen, das Ergebnis zur Diskussion<br />
stellen und nach Lösungsansätzen suchen. Im Internet gibt es<br />
eine ganze Reihe von Berechnungswerkzeugen für den ökologischen<br />
Fußabdruck. Die Berechnungsgrundlagen sind überall<br />
leicht verschieden, aber der zugrunde liegende Gedanke ist<br />
immer derselbe.<br />
Du findest zum Beispiel den Rechner der BUNDjugend unter<br />
www.footprint-deutschland.de.<br />
Wissensstationen sind eine gute Methode, um<br />
das in einer Gruppe vorhandene Wissen über<br />
Nachhaltigkeit und bereits präsente Lösungsansätze<br />
zu teilen. Bitte jede*n Teilnehmer*in<br />
sich eine Sache zum Thema Nachhaltigkeit zu<br />
überlegen, die er*sie gerne <strong>mit</strong>teilen würde. Das<br />
muss nichts Großes oder Kompliziertes sein,<br />
etwas ganz Einfaches wie „10 gute Gründe,<br />
<strong>mit</strong> dem Rad zur Arbeit zu fahren“ oder „Wie<br />
ich Vegetarierin wurde“ reicht schon. Je fünf<br />
Personen tragen ihre Beiträge vor, die anderen<br />
sind so lange Zuhörer*innen. Dabei sollten sich<br />
die fünf so im Raum verteilen, dass jede*r eine<br />
„Wissensstation“ für sich ist, zwischen denen<br />
die Zuhörerinnen hin- und hergehen können,<br />
während erzählt wird. Diese kurze Einheit<br />
kannst du am nächsten Tag <strong>mit</strong> fünf anderen<br />
Sprecher*innen wiederholen, bis jede*r etwas<br />
beigetragen hat. Du wirst überrascht sein, was<br />
du <strong>mit</strong>hilfe dieser Metho de alles erfahren wirst.<br />
3Eine<br />
Fahr-<br />
rad-<br />
TOUR<br />
Zum Programm vieler Veranstaltungen gehören<br />
Exkursionen und Ausflüge. Wie wäre<br />
es, wenn man dabei einfach mal die ganze<br />
Gruppe aufs Fahrrad setzt, da<strong>mit</strong> das Ganze<br />
noch einen zusätzlichen Dreh bekommt?<br />
Die Leute bewegen sich mal ein bisschen<br />
und erfahren zugleich ganz praktisch, wie<br />
gelebte Nachhaltigkeit aussehen kann. Der<br />
Planungsaufwand vergrößert sich vielleicht<br />
etwas (meisten kann zumindest die Rä der<br />
irgendwo leihen), aber das ist die Sache<br />
allemal wert! Spaß ist garantiert und am<br />
Ende hat jede*r eine ganz besondere Geschichte<br />
zu erzählen.<br />
aktionen<br />
49
Ganz besonders möchten wir dich ermutigen,<br />
handwerkliche Workshops in deine Veranstaltungen<br />
<strong>mit</strong> aufzunehmen, ganz nach der Devise:<br />
Aus Alt mach Neu. Ob alte Klamotten, Zeitungen,<br />
Tetra Paks oder Holz – aus allem lässt sich<br />
noch was machen. Mithilfe einer Künstlerin oder<br />
eines Designers aus dem Umfeld deiner Veranstaltung<br />
kommt ihr sicher noch auf ganz neue<br />
Ideen – oder alle Teilnehmer*innen bringen zur<br />
Freizeit schon eine Idee für eine kleine Bastelei<br />
<strong>mit</strong>. Online kannst du dich unter anderem hier<br />
inspi rieren lassen:<br />
www.weupcycle.com<br />
www.upcyclethat.com<br />
www.craftgawker.com<br />
5<br />
Essens-<br />
WORKshop<br />
4<br />
Ein Workshop<br />
über<br />
Kreatives<br />
RECYCLING<br />
Essen und Nahrungs<strong>mit</strong>tel sind einfach auf jeder Ju gend <br />
reise ein Thema. Es liegt also nahe, einfach einen Work shop<br />
dazu einzurichten. Im Kapitel „Verpflegung“ findest<br />
du weitere Ideen dazu. Vielleicht wollt ihr vegetarische<br />
Rezepte tauschen oder neue erfinden. Vielleicht<br />
macht ihr euch auf Spurensuche, wo euer Frühstück<br />
eigent lich herkommt oder welchen Weg es bis zu euch<br />
zurückgelegt hat. Oder ihr überprüft, wie viel Verpackung<br />
um eure Lebens<strong>mit</strong>tel gewickelt wurde, überlegt<br />
euch, wie ihr Verpackungsmüll in Zukunft vermeiden<br />
könnt, und steigt in eine Diskussion über Lebens<strong>mit</strong>telverschwendung<br />
ein.<br />
Fashion doTALK (Lettland)<br />
beispiel<br />
doTalk ist eine aus Lettland stammende<br />
Methode zum Spiel <strong>mit</strong> Ideen zur Lösung<br />
bestimmter Probleme. Sie ist eine gute<br />
Alternative zum traditionellen Brainstorming,<br />
weil es hier auch gleich darum geht,<br />
Möglichkeiten der Implementierung, der<br />
Ressourcengewinnung und der Aktionsplanung<br />
zu sammeln, statt nur Ideen zusammenzutragen.<br />
Eine sehr erfolgreicher<br />
doTalk beschäftigt sich <strong>mit</strong> Mode. Die<br />
Grundidee besteht darin, dass die Leute<br />
alte Klamotten zu einer Ver anstaltung <strong>mit</strong>bringen,<br />
die ihnen nicht mehr gefallen, und<br />
sich gemeinsam überlegen, wie sie aufregende<br />
neue Stücke daraus basteln können.<br />
Alle <strong>mit</strong>gebrachten Kleidungsstücke bilden<br />
dabei einen gemeinsamen Fundus für die<br />
Gruppe. Zunächst entwickelt jede*r Teilnehmer*in<br />
eine eigene Idee, dann gibt es<br />
eine Runde <strong>mit</strong> Feedback und Vorschlägen,<br />
und am Schluss werden die Vorschläge <strong>mit</strong><br />
Unterstützung einer Designerin oder eines<br />
Schneiders in die Tat umgesetzt. Der ganze<br />
Prozess ist sehr lebhaft, kreativ und lustig,<br />
während man zugleich einen guten Eindruck<br />
davon bekommt, welche Rolle Nachhaltigkeit<br />
in der Modewelt spielen könnte.<br />
50 grüne werkzeugkiste
Statt über eine Presseerklärung kann die Bevölkerung am Veranstaltungsort<br />
auch mal durch eine direkte Aktion von euch erfahren.<br />
Dazu müsst ihr vor eurer Veranstaltung in Kontakt <strong>mit</strong><br />
Gruppen vor Ort treten, um herausfinden, was gebraucht wird<br />
und was ihr vielleicht beitragen könntet. Eine Möglichkeit wären<br />
zum Beispiel offene Workshops, zu denen Jugendliche aus<br />
der Nähe des Veranstaltungsortes eingeladen werden. Ihr könntet<br />
auch Bäume pflanzen, Müll sammeln, vegetarisches Essen<br />
aus eigener Produktion für Familien aus der Umgebung anbieten,<br />
eine öffentliche Kleidertauschparty veranstalten. Egal was,<br />
Hauptsache, ihr handelt nachhaltig und habt dabei noch Spaß.<br />
6Eine gute<br />
TAT für die<br />
Bevölkerung<br />
vor<br />
Ort<br />
7<br />
Ein<br />
Expert*-<br />
innen-vortrag<br />
zum Thema<br />
Nachhaltigkeit<br />
8Ein Film zu<br />
Nachhaltigkeitsthemen<br />
Manchmal ist es, je nach Zeitrahmen und<br />
verfügbaren Ressourcen, auch eine gute<br />
Idee, jemanden von „Außerhalb“ einzuladen,<br />
der*die Wissen und Erfahrung zum Thema<br />
Nachhaltigkeit <strong>mit</strong> euch teilt. Das kann eine<br />
Professorin, ein Mitarbeiter eines Umweltverbandes,<br />
eine Umweltaktivistin, ein Entscheidungsträger,<br />
eine Unternehmerin oder<br />
ganz einfach jemand interessantes, <strong>mit</strong>reißendes<br />
sein, der*die zu dem Thema etwas zu<br />
sagen hat. Schau dich mal in deinem Freundes-<br />
und Bekanntenkreis, bei Kolleg*innen,<br />
Partner*innen und im Verbandsumfeld um.<br />
Scheu dich nicht zu fragen, du wirst überrascht<br />
sein, wie gerne die meisten Leute<br />
andere an ihrer Erfahrung teilhaben lassen.<br />
Vielleicht gibt es auch in der Nähe eures<br />
Reiseziels Orte und Einrichtungen zu entdecken,<br />
die gute Beispiele für nachhaltiges Leben<br />
oder Wirtschaften abgeben. Die nächste<br />
Initiative, die sich für eine bessere Welt engagiert,<br />
ist meistens gleich um die Ecke!<br />
Veranstaltet einen Filmabend zum Thema<br />
Nachhaltigkeit oder haltet eine „Lange Nacht<br />
der inspirierenden Clips“ ab, zu der jede*r etwas<br />
<strong>mit</strong>bringt. Wenn du einen Schritt wei ter<br />
gehen willst, kannst du danach eine Diskussion<br />
ansetzen, bei der die besten Szenen noch einmal<br />
besprochen oder Wege aufgezeigt werden,<br />
wie man das Gesehene in den eigenen Alltag<br />
integrieren kann.<br />
Gute Videoquellen sind zum Beispiel:<br />
www.ted.com (gute Reden, teilweise <strong>mit</strong><br />
deutschen Untertiteln)<br />
www.truththeory.org (englischsprachige Dokumentationen<br />
unter anderem zu ökologischen<br />
und sozialen Themen)<br />
www.homethemovie.org (Dokumentarfilm<br />
des französischen Fotografen und Journalisten<br />
Yann Arthus-Bertrand, auch auf Deutsch im<br />
Internet frei zu sehen)<br />
aktionen<br />
51
9<br />
Ein<br />
FOTO-<br />
WETTBEWERB<br />
zum Thema<br />
„Nachhaltiges<br />
Handeln in<br />
UNSERER<br />
Umgebung“<br />
Veranstalte einen Wettbewerb, bei dem die Leute <strong>mit</strong> Handy oder<br />
Kamera die besten Ideen für nachhaltiges Handeln aus ihrem<br />
Freundeskreis oder rund um eine Freizeit festhalten. Der Zeitrahmen<br />
beträgt etwa eine Stunde. Während dieser Zeit können die<br />
Teilnehmer*innen alleine oder in Teams die Gegend erkunden, bevor<br />
dann die Ergebnisse auf einem Rechner gesammelt und per<br />
Slideshow präsentiert und anschließend diskutiert werden. Der*<br />
die Gewinner*in <strong>mit</strong> dem schönsten, besten, spannendsten Foto<br />
bekommt einen kleine Preis. Das gute an dieser Methode ist, dass<br />
die Teilnehmer*innen selbständig denken und aktiv werden mü ssen.<br />
Sie kommen <strong>mit</strong> der Umgebung in Kontakt, können sich eine eigene<br />
Meinung über das Erlebte bilden und am Ende voneinander<br />
lernen.<br />
10Ein Ein-<br />
TAGES-Experiment<br />
Versuche dich an einem Ein-Tages-Experiment. Ganz egal<br />
ob das Motto lautet „Einen Tag vegan“, „Ein Tag ohne<br />
Müll“, „Ein Tag zu Fuß“ oder sogar „Einen Tag ohne Strom“,<br />
in einem solchen Rahmen erhalten die Teilnehmer*innen<br />
die einmalige Gelegenheit, etwas ganz Neues auszuprobieren,<br />
ohne sofort das ganze Leben umkrempeln zu müssen.<br />
Vielleicht wird es dabei auch mal unbequem, aber am Abend<br />
ist ja alles wieder vorbei. Ein Tag – das ist eigentlich jedem*r<br />
zuzumuten, (fast) egal, worum es geht. Das Ganze<br />
sollte als Gelegen heit zum Lernen und zum Sich-Ausprobieren<br />
gestaltet sein, dann fällt es auch leichter, die eigene<br />
Bequemlichkeitszone mal kurz zu verla ssen. Natürlich<br />
muss eine solche Aktion aber gut vorbereitet und <strong>mit</strong> allen<br />
Gruppen<strong>mit</strong>gliedern abgesprochen sein, da<strong>mit</strong> sich keine*r<br />
überfahren fühlt. Bei der Vorstellung kannst du gleich noch<br />
ein paar Beispiele von Websites wie<br />
www.noimpactproject.org anbringen.<br />
Abschließend noch ein paar Leitfragen, an denen<br />
du dich entlang hangeln kannst, um Reisen,<br />
Frei zeiten und Seminare nachhaltiger zu<br />
gestalten:<br />
Welche Ressourcen und Materialien<br />
brau chen wir und wie achtsam setzen wir<br />
sie ein? Gehen wir da <strong>mit</strong> gutem Beispiel<br />
voran? Können wir uns noch verbessern?<br />
Haben wir Zeit und Raum, um das Thema<br />
Nachhaltigkeit im Lauf der Veranstaltung<br />
einmal in den Mittelpunkt zu rücken?<br />
Welche Themen und Methoden passen<br />
am besten zu unseren Teilnehmer*innen?<br />
Wollen wir uns jemanden einladen,<br />
der*die zum Thema Nachhaltigkeit<br />
referiert oder haben wir das Wissen und<br />
die Fähigkeiten, um das selbst in die<br />
Hand zu nehmen?<br />
Weitere (englischsprachige) Anregungen<br />
findest du unter folgenden Adressen im<br />
Internet:<br />
www.worldmapper.org<br />
www.gapminder.org<br />
www.wagggsworld.org<br />
www.ifm-sei.org<br />
www.esdtoolkit.org<br />
52 grüne werkzeugkiste
Register<br />
METHODEN
Bäume – Menschen – CO 2<br />
Ein spaßiger Energizer, ideal als Einstieg in das<br />
Thema Klimawandel oder für zwischendurch<br />
Ziele:<br />
»»<br />
Laufen, lockern, Spaß haben<br />
»»<br />
Interesse am Thema Klimawandel<br />
wecken<br />
Alter: 8+<br />
Gruppengröße: 2 – 80<br />
Dauer: 10 Minuten<br />
Ort: Fläche zum Laufen<br />
Material:<br />
Ablauf: Das Spiel basiert auf dem Prinzip von Stein – Schere –<br />
Papier. Der Mensch gewinnt gegen den Baum (durch Abholzung),<br />
der Baum gewinnt gegen das CO 2<br />
(durch Bindung) und das CO 2<br />
gewinnt gegen den Menschen (durch den Klimawandel).<br />
Seile, Eckpfeiler oder<br />
Pullover, um Mittellinie<br />
und Grundlinie<br />
der Teams zu<br />
mar kieren.<br />
Ihr bildet zwei Teams, die jeweils eine Grundlinie haben, circa<br />
20 Meter voneinander entfernt. Jedes Team überlegt sich ein<br />
Symbol, das es dem anderen Team zeigen wird. Dann treffen sich beide Teams aufgereiht an<br />
der Mittellinie.<br />
Auf ein vereinbartes Signal hin zeigen beide Teams gleichzeitig das ausgewählte Symbol. Das<br />
Team, das die Runde verliert, muss nun zur eigenen Grundlinie zurück rennen. Das Gewinnerteam<br />
rennt dem anderen Team hinterher und versucht, so viele Personen wie möglich abzuschlagen,<br />
die dann Mitglied ihres Teams werden. Ihr könnt spielen, bis ein Team alle Mitglieder<br />
des anderen Teams gefangen hat oder so lange es Spaß macht.<br />
Vorschläge für die Symbole:<br />
»»<br />
Der Mensch sägt <strong>mit</strong> einer Kettensäge den Baum ab (Bewegung und Geräusch).<br />
»»<br />
Der Baum schwingt seine Arme über dem Kopf hin und her, wie Äste und Blätter im Wind.<br />
»»<br />
Das CO 2<br />
steigt in die Atmosphäre und macht dafür einen Sternensprung <strong>mit</strong> gestreckten<br />
Armen und Beinen in die Luft.<br />
A B CDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ
BÄUME – MENSCHEN – CO 2<br />
Seite 2 von 2<br />
!<br />
Hinweise: Vorsicht bei rutschigem<br />
Untergrund. Spitze Gegenstände aus<br />
den Taschen entfernen.<br />
Abschlagen nur auf Schulterhöhe und<br />
im oberen Rückenbereich. Kein Festhalten.<br />
Gestestet von: Friedrich Köckert<br />
(friedrich@iynf.org)<br />
Quelle: atacc - Handbuch für Aktionen<br />
gegen Klimawandel,<br />
http://www.ifm-sei.org/files/up/ATACC_<br />
Publication_German.pdf
Biologische Vielfalt im Alltag<br />
Mit dieser Methode kombiniert ihr Stadtrallye, Citybound-Spiel und biologische<br />
Vielfalt und bietet eine schöne Gelegenheit, die lokale Umgebung<br />
und Gemeinschaft in das Lernen eurer Gruppe <strong>mit</strong> einzubeziehen.<br />
Ziele:<br />
»»<br />
Neue Perspektiven auf das Thema biologische<br />
Vielfalt und ihre Rolle für unser<br />
tägliches Leben gewinnen<br />
»»<br />
Zum kritischen Denken anregen<br />
»»<br />
Sozialkompetenzen durch Gruppenarbeit<br />
erweitern<br />
»»<br />
Handlungsoptionen für den Kontext biologischer<br />
Vielfalt entwickeln<br />
Alter: 15+<br />
Gruppengröße: 16 – 32<br />
(pro Station mindestens zwei und maximal<br />
vier Teilnehmer*innen)<br />
Dauer: Mindestens drei bis vier Stunden<br />
Ort: Ein Ort, in dem es mehrere Stationen<br />
– zum Beispiel eine Apotheke, einen<br />
Super markt, einen Blumenladen, einen<br />
Park, einen botanischen Garten oder sonstige<br />
Läden – gibt.<br />
Ablauf: Nach einer allgemeinen Einführung in das Thema biologische<br />
Vielfalt folgt eine Phase der Gruppenarbeit an verschiedenen<br />
Orten in der Stadt. Diese sollten zum Zeitpunkt der Durchführung<br />
der Methode geöffnet haben. Im Idealfall sind die<br />
Betreiber*innen informiert und kooperationsbereit.<br />
Material:<br />
Produkte aus dem<br />
Alltag (Arznei<strong>mit</strong>tel,<br />
Rohstoffe, Genuss<strong>mit</strong>tel,<br />
Nahrung, Futter<strong>mit</strong>tel),<br />
Stoffbeutel für<br />
die Kleingruppen <strong>mit</strong><br />
spezifische Materialen<br />
für jede Station<br />
Die Teilnehmer*innen werden in Kleingruppen eingeteilt und<br />
zu den einzelnen Stationen geschickt, wo sie dann selbstständig<br />
und kreativ arbeiten (siehe Anhang 1). Die verschiedenen<br />
Stationen ermöglichen unterschiedliche Blickwinkel auf das<br />
Thema biologische Vielfalt. Jede Gruppe erhält einen Stoffbeutel,<br />
darin sind verschiedene „Anstöße“ enthalten, die die Teilnehmer*innen<br />
zu interessanten Gesprächen und Fragen an den einzelnen Stationen anregen.<br />
Dazu gehören kurze, teils provokative Texte, Definitionen von schwierigen Begriffen und Fotos.<br />
Für jede Station finden sich im Stoffbeutel außerdem unterschiedliche Materialien für eine<br />
kreative Aufgabe: Die Gruppe im Supermarkt soll zum Beispiel alle Tier- und Pflanzenarten<br />
benennen, die an einem Schoko-Gewürzkuchen beteiligt sind. Diese schreiben sie in ein auf<br />
einen Plastikteller gemaltes Kuchenstück: Biene (Honig), Huhn (Ei), Kuh (Milch, Butter), Weintraube<br />
(Rosine), Kakao (Schokolade), Zuckerrohr (Zucker) und so weiter.<br />
A B CDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ
BIOLOGISCHE VIELFALT IM ALLTAG Seite 2 von 4<br />
Nach der Stationsarbeit werden die verschiedenen Perspektiven, Ergebnisse, Erkenntnisse und<br />
Fragen, die sich ergeben haben in einem Gruppenpuzzle zusammengetragen. Die bestehenden<br />
Kleingruppen lösen sich dazu auf und werden neu zusammengewürfelt, so dass in den neuen<br />
Gruppen jeweils alle Stationen vertreten sind und darüber berichtet werden kann.<br />
Zum Abschluss erstellt jede*r Teilnehmer*in einen „positiven Handabdruck“ – die Darstellung<br />
einer kleinen persönlichen Aktion zum Erhalt der biologischen Vielfalt, die auf ein Papier <strong>mit</strong><br />
dem Umriss der eigenen Hand geschrieben wird.<br />
Auswertungsfragen:<br />
»»<br />
Wie hat euch die Übung gefallen? Was<br />
war überraschend? Was habt ihr Neues<br />
gelernt?<br />
»»<br />
Was ist euer persönlicher Bezug zu biologischer<br />
Vielfalt? Wann habt ihr bisher<br />
über das Thema nachgedacht? Wo könnt<br />
ihr jetzt Bezugspunkte in eurem Alltag<br />
sehen?<br />
»»<br />
Welche globalen Einflüsse gibt es auf unsere<br />
lokale biologische Vielfalt?<br />
»»<br />
Welche lokalen Aktivitäten wirken sich<br />
auf die biologische Vielfalt an anderen Orten<br />
der Welt aus? Kann man biologische<br />
Vielfalt überhaupt einzeln betrachten,<br />
oder ist nicht alles <strong>mit</strong> allem verbunden?<br />
»»<br />
Welche Handlungsoptionen hinsichtlich<br />
des Erhalts der biologischen Vielfalt gibt<br />
es für uns?
BIOLOGISCHE VIELFALT IM ALLTAG Seite 3 von 4<br />
!<br />
Hinweise: Die Methode ist <strong>mit</strong> dem<br />
Hintergedanken konzipiert, dass die<br />
Teilnehmer*innen zu einem eigenen<br />
Urteil gelangen und auf eigene Handlungsoptionen<br />
kommen. Ein großes<br />
Anliegen ist es, die Dinge so gut wie möglich<br />
in ihrer Komplexität darzustellen und<br />
das existierende Nichtwissen zur Sprache<br />
kommen zu lassen, denn es ist zu einfach zu<br />
behaupten, dass das eine gut und das andere<br />
schlecht ist. Es geht um ein erstes Herantasten<br />
der Teilnehmer*innen an das Thema,<br />
ohne dass sie etwas übergestülpt bekommen.<br />
Da die Methode sehr vielseitig aufgebaut<br />
werden kann und es für diverse Varianten<br />
unterschiedliche zusätzliche Materialien<br />
gibt, wendet euch via E-Mail an Johanna<br />
Lochner für Fragen und Materialien.<br />
Getestet von: Johanna Lochner (freie Mitarbeiterin von WeltGarten<br />
Witzenhausen, www.weltgarten-witzenhausen.de, johanna.<br />
lochner@posteo.de)<br />
Quelle: Inspiriert von www.bgci.org/education/article/0293/<br />
jung. bunt. aktiv.<br />
www.naturfreundejugend.de<br />
A B CDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ
BIOLOGISCHE VIELFALT IM ALLTAG Seite 4 von 4<br />
Anhang 1<br />
Stationen am Beispiel der Stadt Witzenhausen<br />
Station<br />
Weltladen<br />
Supermarkt<br />
Apotheke<br />
Völkerkundliches<br />
Museum<br />
Spezifisches<br />
Thema<br />
Biologische Vielfalt als<br />
Thema der Einen Welt<br />
Pflanzenarten in der<br />
Ernährung, Ernährungssicherung<br />
Pflanzenvielfalt und Arznei<strong>mit</strong>tel<br />
Kultureller Einfluss auf<br />
biologische Vielfalt<br />
Kreative Aufgabe<br />
Auf einer Weltkarte einzeichnen,<br />
woher verschiedene Produkte im<br />
Laden kommen<br />
Alle Tier- und Pflanzenarten benennen,<br />
die an einem Schoko-Gewürzkuchen<br />
beteiligt sind<br />
Auf einer Puppe markieren: Bei<br />
Leiden an welchen Körperteilen<br />
hilft welche Pflanze?<br />
In einem Tortendiagramm darstellen,<br />
wer am meisten von der<br />
biologischen Vielfalt profitiert<br />
Bioladen Vermarktung von Vielfalt Einen Vermarktungsslogan für<br />
Bio-Lebens<strong>mit</strong>tel entwickeln<br />
Lehr- und Lerngarten<br />
Tropengewächshaus<br />
Erhaltung der Vielfalt von<br />
Saatgut<br />
Wandel der (Agrar-)<br />
Ökosysteme<br />
Ein Land Art gestalten<br />
Eine Anbauskizze für ein Grundstück<br />
entwickeln<br />
Blumenladen Ästhetik Eine Malerpalette <strong>mit</strong> den Farben<br />
der Blumen bemalen<br />
Bach/Wald Wohlfühlen Eine Malerpalette <strong>mit</strong> Blattformen<br />
ergänzen
Elektrozaun<br />
Der Gefängnisausbruch ist der Gruppe fast geglückt, aber nun steht ein<br />
letztes Hindernis im Weg! Wie soll man bloß unversehrt die ganze Gruppe<br />
über diesen Elektrozaun bekommen? Ein Klassiker unter den Kooperationsübungen,<br />
der immer wieder spannend und aufregend ist.<br />
Ziele:<br />
»»<br />
Kooperation und Problemlösung<br />
»»<br />
Planung und Zielsetzung<br />
Alter: 14+<br />
Gruppengröße: 8 – 16<br />
Dauer: 45 Minuten<br />
Ort: Der Untergrund sollte eben und weich<br />
sein (Gras oder Waldboden) und frei von<br />
Holz, Wurzeln oder Steinen.<br />
Ablauf: Das Seil wird auf Höhe der durchschnittlichen Hüfthöhe<br />
der Gruppe zwischen den Bäumen aufgespannt. Das Seil stellt<br />
einen elektrischen Zaun dar, dessen elektrisches Feld bis zum<br />
Boden reicht. Alles, was den Zaun berührt, hat eine Spannung<br />
von 100.000 Volt. Jede Person, die den Zaun berührt, bekommt<br />
einen elektrischen Schlag. Ebenso diejenigen, die diese Person<br />
berühren. Die Gruppe ist auf der Flucht aus dem Gefängnis und<br />
muss das Gebiet so schnell wie möglich verlassen. Dabei gelten<br />
folgende Regeln:<br />
»»<br />
Der einzige Weg auf die andere Seite führt<br />
über den Elektrozaun. Darunter durchkriechen<br />
oder Körperteile durchstrecken ist<br />
verboten (Elektroschock).<br />
»»<br />
Die umliegenden Bäume und auch sonstige<br />
Hilfs<strong>mit</strong>tel dürfen nicht genutzt werden.<br />
»»<br />
Es darf nicht gesprungen werden! Abheben<br />
und landen muss immer gesichert<br />
erfolgen.<br />
»»<br />
Die Gruppe bekommt Zeit zum Planen und<br />
gegebenenfalls ein Zeitli<strong>mit</strong>. Für den Fall,<br />
dass jemand das Seil beziehungsweise das<br />
elektrische Feld berührt (auch <strong>mit</strong> Kleidungsstücken),<br />
ist die Person „tot“, muss<br />
zurück und es noch einmal probieren.<br />
Material:<br />
Ihr benötigt ein Seil,<br />
das ihr zwischen zwei<br />
Bäumen <strong>mit</strong> mindestens<br />
vier Metern<br />
Abstand aufspannt.<br />
Paketschnur geht<br />
alternativ auch.<br />
Varianten:<br />
»»<br />
Falls jemand das Seil berührt, bekommt<br />
diese Person eine Augenbinde, darf nicht<br />
mehr sprechen oder sich überhaupt nicht<br />
mehr bewegen, muss aber noch mal von<br />
der Gruppe rübergehoben werden.<br />
»»<br />
Falls jemand den Zaun berührt, muss die<br />
gesamte Gruppe noch einmal neu beginnen.<br />
Das ist am schwierigsten und motiviert<br />
am meisten zu besserer Kooperation.<br />
»»<br />
Die gesamte Gruppe hält sich an den Händen<br />
und muss den Zaun überqueren, ohne<br />
ihn zu berühren. Bei Berührung müssen<br />
alle nochmal von vorne beginnen.<br />
ABCDE FGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ
ELEKTROZAUN Seite 2 von 2<br />
»»<br />
Um das Spiel leichter zu machen, dürfen<br />
zwei Personen auf die andere Seite, um den<br />
ersten beiden Personen beim Ankommen<br />
zu helfen.<br />
»»<br />
Die Planungszeit kann variiert werden. Am<br />
Ende der Planung fragt ihr die Gruppe, wie<br />
viel Zeit und wie viele Fehlversuche sie<br />
wohl brauchen wird, um die Aufgabe zu<br />
lösen. Nach der Durchführung vergleicht<br />
ihr Erwartungen und Ergebnisse.<br />
»»<br />
Die am wenigsten aktive Person wird<br />
ausgewählt, das Spiel zu leiten.<br />
»»<br />
Die Gruppe ist von drei Zäunen umgeben,<br />
auf Knie-, Hüft- und Halshöhe. Die<br />
Regeln sind dieselben. Hinzugefügt wird,<br />
dass über das niedrigste Seil maximal drei<br />
und über das höchste Seil mindestens drei<br />
Personen klettern müssen.<br />
Auswertungsfragen:<br />
»»<br />
Wie ging es euch während der Übung?<br />
»»<br />
Wie zufrieden seid ihr <strong>mit</strong> eurer Zusammenarbeit?<br />
Wie zufrieden seid ihr <strong>mit</strong> eurer<br />
eigenen Beteiligung?<br />
»»<br />
Was lief gut?<br />
»»<br />
Was hat gestört oder gefehlt? Was würdet<br />
ihr anders machen?<br />
»»<br />
Wie lief eure Planungsphase? Wie habt<br />
ihr Ideen gesammelt und Entscheidungen<br />
getroffen? Wie habt ihr euch während der<br />
Umsetzung koordiniert?<br />
Gestestet von: Friedrich Köckert<br />
(friedrich@iynf.org)<br />
Quelle: Neumann, Jan (2004): Education<br />
and Learning through outdoor activities,<br />
Tschechische Republik<br />
!<br />
Hinweise: Alle spitzen oder harten<br />
Gegenstände (Schlüssel, Mobiltelefone<br />
et cetera) müssen aus den Taschen<br />
entfernt werden. Uhren und Schmuck<br />
müssen abgenommen werden.<br />
Scherensprünge, Sprungrollen, Bocksprünge<br />
und ähnliche sind untersagt! Absprünge<br />
von „Plattformen“, die die Teilnehmer*innen<br />
<strong>mit</strong> ihren Körpern bilden (zum Beispiel<br />
Hände oder Oberschenkel), sollten langsam<br />
und kontrolliert ablaufen. Menschen dürfen<br />
nicht geworfen werden! Personen, die herübergehoben<br />
werden, sind steif wie ein Brett<br />
und werden <strong>mit</strong> den Füßen zuerst abgesetzt.<br />
Auch die letzte Person kann <strong>mit</strong> Hilfe der<br />
Gruppe auf der anderen Seite vorsichtig rübergehoben<br />
werden.<br />
Volle Konzentration aller Teilnehmer*innen<br />
ist notwendig. Vorsicht, Genauigkeit und<br />
Sicherheit sind wichtiger als Geschwindigkeit.<br />
Falls nötig, sollte das Spiel abgebrochen<br />
werden.<br />
Beim Ertönen des Abbruchsignals (vor Beginn<br />
vereinbaren) oder beim Verkünden einer<br />
Seilberührung müssen die Getragenen zuerst<br />
langsam heruntergelassen werden.<br />
Angst vor Körperkontakt, Kontrollverlust,<br />
Stürzen und Verletzungen kann bei dieser<br />
Übung auftreten. Gleichzeitig bringt ein<br />
„Nein“ die Angst <strong>mit</strong> sich, etwas zu verpassen.<br />
Teilnehmer*innen sollten ermutigt werden,<br />
<strong>mit</strong>zumachen. Gleichzeitig wird ein „Nein“<br />
jung. bunt. aktiv.<br />
www.naturfreundejugend.de<br />
von allen akzeptiert. Alle<br />
Teilnehmenden sollten jedoch<br />
ihren Fähigkeiten<br />
ent sprechend beim Tragen<br />
<strong>mit</strong> helfen.
Finde deinen Baum<br />
Vor langer Zeit wurden junge Menschen für ihre Initiation blind zu einem<br />
Baum in der Wildnis geführt. Dort mussten sie <strong>mit</strong> verbundenen Augen<br />
verweilen, bis sie nach drei Tagen zurückgeholt wurden. Anschließend galt<br />
es, selbst den einen Baum wiederzufinden. Könnten wir das auch?<br />
Ziele:<br />
»»<br />
Kontakt zur Natur <strong>mit</strong> allen Sinnen<br />
»»<br />
Vertrauen fördern innerhalb der Gruppe<br />
»»<br />
Aufmerksamkeit und Konzentration<br />
Alter: 8+<br />
Gruppengröße: Beliebig, ihr braucht Paare<br />
Dauer: 30 Minuten<br />
Ort: Mischwald<br />
Material:<br />
Augenbinden für die<br />
Hälfte der Gruppe<br />
Mögliche Vorgeschichte: In vielen Kulturen wurden Jugendliche<br />
speziellen Prüfungen unterzogen, um zu zeigen, dass sie<br />
bereit waren verantwortungsbewusste Erwachsene zu werden. Diese Aufgaben<br />
zeichneten sich durch einen hohen Risikograd aus und forderten neben verschiedenen Fähigkeiten<br />
auch Charakterstärke von den Geprüften.<br />
Eine dieser Prüfungen war die Folgende: Den jungen Menschen wurden die Augen verbunden<br />
und sie wurden aus ihrem Dorf viele Kilometer in die Wildnis gebracht, in Gegenden, in denen<br />
sie noch nie zuvor gewesen waren. Dort wurden sie jeder neben einen Baum gesetzt und gebeten,<br />
bei diesem Baum zu verweilen und ihn so gut wie möglich kennenzulernen. So saßen<br />
die Jugendlichen bei ihrem Baum, blind, Tag und Nacht, für drei bis vier Tage. Dann wurden<br />
sie wieder abgeholt und blind ins Dorf zurückgeführt. Erst dort durften sie die Augenbinden<br />
wieder abnehmen und bekamen ihre eigentliche Aufgabe: Geht raus in die umliegenden hunderte<br />
Quadratkilometer Wildnis <strong>mit</strong> ihren tausenden Bäumen und findet euren Baum wieder.<br />
Nachdem sie diese Aufgabe gemeistert hatten, wurden sie von ihren Mentoren und Ältesten<br />
als Erwachsene in die Gemeinschaft aufgenommen.<br />
Ablauf: Jetzt werdet ihr einen Baum aus diesem Wald wiederfinden, den ihr nie gesehen, sondern<br />
nur ertastet und gerochen habt. Bildet Paare, wobei einer Person die Augen verbunden<br />
werden. Der*die Partner*in leitet die blinde Person durch den Wald zu einem Baum in circa 30<br />
Meter Entfernung, <strong>mit</strong> ein paar Drehungen und vielen Kurven auf dem Weg dorthin. Falls die<br />
Gruppe größer ist, können sich die Paare am Anfang etwas im Wald verteilen und sich einen<br />
eigenen Startpunkt aussuchen. Wenn der*die sehende Partner*in einen passenden Baum gefunden<br />
hat, führte er*sie den*die blinde*n Partner*in ganz nahe an den Baum und sagt: „Darf<br />
ich vorstellen, dein Baum.“ Die blinde Person kann nun den Baum durch Tasten kennenlernen:<br />
die Größe, die Rinde, die Position und Ausrichtung der Äste, vielleicht der Blätter. Riechen ist<br />
ABCDEF GHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ
Gestestet von: Friedrich Köckert<br />
(friedrich@iynf.org)<br />
Quelle: Neumann, Jan (2004): Education<br />
and Learning through outdoor activities,<br />
Tschechische Republik<br />
FINDE DEINEN BAUM Seite 2 von 2<br />
definitiv auch erlaubt, sowie den Baum umrunden, ihn am Boden und weiter oben abtasten,<br />
auf umliegende Vogelstimmen zu hören, et cetera. Die Person darf aber nur den Baum und<br />
nicht die weitere Umgebung untersuchen. Wenn die blinde Person fertig ist <strong>mit</strong> der Untersuchung,<br />
führt der*die sehende Partner*in sie zurück zum Startpunkt, wieder <strong>mit</strong> vielen Kurven<br />
und Drehungen, da<strong>mit</strong> sie sich den Weg nicht merken kann. Dann kann die blinde Person die<br />
Augenbinde abnehmen und seinen*ihren Baum suchen gehen. Es gibt eine Zeitbeschränkung<br />
und zwei Rateversuche. Falls die Person völlig ratlos ist, kann der*die Partner*in einen Tipp<br />
geben. Wenn der Baum gefunden ist, werden die Rollen getauscht.<br />
Alle spielen das Spiel in Ruhe und niemand hilft den anderen beim Suchen des Baums.<br />
Varianten:<br />
Hinweise:<br />
»»<br />
Lasst die Teilnehmer*innen ihre Bäume der<br />
Gruppe vorstellen. Macht eine Tour und<br />
jede*r erzählt etwas über die Besonderheiten<br />
seines*ihres neuen Freundes.<br />
»»<br />
Fortgeschrittene Baumfinder*innen können<br />
von ihrem*ihrer Partner*in zu mehreren<br />
Bäumen hintereinander geführt<br />
werden, die dann auch in der gleichen<br />
Reihenfolge gefunden werden müssen.<br />
Auswertungsfragen:<br />
»»<br />
Wie war die Übung für euch?<br />
»»<br />
Was habt ihr <strong>mit</strong> euren Sinnen alles wahrgenommen?<br />
»»<br />
Was war überraschend für euch?<br />
»»<br />
Welche Baumarten gibt es hier im Wald?<br />
!<br />
»»<br />
Es dürfen keine Markierungen an den<br />
Bäumen hinterlassen werden, zum Beispiel<br />
durch Abbrechen von Ästen oder<br />
Ritzen in die Rinde!<br />
»»<br />
Der*die blinde Partner*in sollte langsam<br />
und vorsichtig geleitet werden.<br />
»»<br />
Diese und ähnliche Wahrnehmungsübungen<br />
bieten sich am Anfang eines Tagesausflugs<br />
oder einer Freizeit an, um die<br />
Gruppe zu sensibilisieren für die un<strong>mit</strong>telbare<br />
Umgebung und ihre Besonderheiten.<br />
»»<br />
Wenn Teilnehmer*innen ihren Baum nicht<br />
finden, wollen sie oft noch einen zweiten<br />
Versuch. Oftmals haben sie sich nicht lange<br />
genug Zeit genommen, um alle Nuancen<br />
eines Baumstamms zu beobachten. Dann<br />
kann aktive Beteiligung eurerseits hilfreich<br />
sein: Lasst sie länger an dem Baum verweilen<br />
und ihn entdecken und dabei alle<br />
ihre Beobachtungen laut aussprechen. Unterstützt<br />
sie <strong>mit</strong> leitenden Fragen rund um<br />
ihre Sinneswahrnehmungen. Helft ihnen,<br />
sich das Terrain des Hin- und Rückwegs<br />
einzuprägen oder zeigt ihnen drei verschiedene<br />
Bäume, von denen einer ihrer ist.
Fischfang<br />
An einem konkreten Beispiel (Fischerei) zeigt die Methode, was geschieht,<br />
wenn Ressourcen (hier die Fischbestände) nicht nachhaltig bewirtschaftet<br />
werden. Die Ergebnisse lassen sich auf andere Rohstoffe übertragen (zum<br />
Beispiel Land, Wasser, Wälder). Es lassen sich sowohl politische als auch<br />
individuelle Handlungsempfehlungen ableiten.<br />
Ziele:<br />
»»<br />
Erleben, wie sehr Menschen dazu neigen,<br />
sich nur um den eigenen Profit zu bemühen<br />
und andere dabei ausbooten, obwohl<br />
kooperatives Verhalten für alle von Vorteil<br />
wäre<br />
»»<br />
Erfahren, was passieren kann, wenn einige<br />
wenige ein System bis zur Zerstörung<br />
der gemeinsamen Ressourcen dominieren<br />
»»<br />
Verstehen, wie nachhaltiges Wirtschaften<br />
funktioniert und welche Widerstände<br />
dafür überwunden werden müssen<br />
Alter: 12+<br />
Gruppengröße: Zwei bis sechs Teams, jedes<br />
bestehend aus zwei bis sechs Mitgliedern<br />
Dauer: 15 – 30 Minuten<br />
Ort: Seminarraum oder großes Zelt<br />
Material:<br />
• Ein großes Gefäß, zum Beispiel eine<br />
Kanne, die 50 Münzen aufnehmen und<br />
dann noch geschüttelt werden kann<br />
• 200 Münzen, zum Beispiel fünf Rollen<br />
Hartgeld, Spielgeld oder Ähnliches<br />
Ablauf: Zuerst werdet ihr das Spiel für<br />
die ganze Gruppe einführen und erklären.<br />
Am Ende werdet ihr die Teilnehmer*innen<br />
durch ein kurzes Auswertungsgespräch<br />
führen. Bereitet vorher die Flipchart-Bögen<br />
und Materialien vor. Legt 40 Münzen<br />
in den Ozean (das große Gefäß). Teilt<br />
die Teilnehmer*innen in ungefähr gleich<br />
starke Teams auf und gebt jedem Team ein Schiff<br />
• ein Behälter pro Team, dar ein Schiff<br />
symbolisieren soll, zum Beispiel ein<br />
Pappbecher oder eine Tasse, <strong>mit</strong> sichtbaren<br />
Zahlen auf beiden Seiten beschriftet<br />
• Zehn leere Papierstreifen oder Karteikarten<br />
pro Team<br />
• Flipchart-Bögen <strong>mit</strong> vorbereiteten<br />
Texten und Abbildungen<br />
(Becher) <strong>mit</strong> zehn Papierstreifen. Jedes Team bekommt eine Nummer. Die<br />
Teams können ihren Schiffen auch Namen geben.<br />
ABCDEF GHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ
Schritt 1:<br />
Stellt die Teams zusammen. Führt die Teilnehmer*innen in das Spiel ein:<br />
FISCHFANG Seite 2 von 4<br />
„Herzlichen Glückwunsch. Jede*r von euch ist Mitglied eines Fischereiunternehmens. Das wunderbare<br />
Meer ist voller Fische.“ Haltet die Kanne hoch und schüttelt sie, so dass man die<br />
Münzen hört. „Ziel eures Teams ist es, euer Kapital bis zum Ende des Spiels zu maximieren. Zu<br />
diesem Zweck habt ihr einen supermodernen Fischkutter.“<br />
Zeigt einen Becher hoch. Lest die Regeln vor. Beantwortet eventuelle Fragen.<br />
Regeln (auf Flipchart festhalten):<br />
„Ihr seid Mitglieder eines Teams, das von der Fischerei lebt. Die Aufgabe eures Teams ist es, die<br />
Einkünfte bis zum Ende des Spiels zu maximieren. Jeder gefangene Fisch hat einen Wert von<br />
50 Cent. Im Ozean können maximal 50 Fische leben, wir beginnen <strong>mit</strong> einer Zahl zwischen 25<br />
und 50 Fischen. Wir spielen sechs bis zehn Jahre <strong>mit</strong> einer Entscheidungsrunde pro Jahr. In<br />
jeder Runde entscheidet euer Team, wie viele Fische es in diesem Jahr fischen will. Ihr gebt die<br />
gewünschte Zahl an, indem ihr sie auf einen Papierstreifen schreibt, diesen in euer Schiff steckt<br />
und das Schiff bei der Spielleitung abgebt.<br />
Die Spielleitung füllt die Schiffe in zufälliger Reihenfolge, solange Fische im Meer vorhanden<br />
sind. Falls ein Team mehr Fische wünscht als noch vorhanden sind, geht es leer aus. Nach der<br />
Ausgabe der Fänge regeneriert sich der Fisch entsprechend der Regenerationskurve.“<br />
Regenerationskurve (auf Flipchart zeichnen):<br />
25<br />
Neu hinzugefügter Fisch am Ende des Jahres<br />
0 Anzahl der Fische nach dem Fang 50<br />
Erklärt die Regenerationskurve: „Die Kurve zeigt: Wenn es keinen Fisch mehr gibt, nachdem ihr<br />
gefischt habt, kommen auch keine neuen dazu. Wenn es noch 38 gibt, kommen zwölf hinzu.<br />
Wenn es noch 25 gibt, kommen 25 hinzu, so dass die maximale Kapazität von 50 erreicht wird.<br />
Dies entspricht auch der maximalen Regenerationsfähigkeit. Befinden sich nur noch 20 Fische<br />
im Meer, kommen auch nur 20 Fische hinzu. Wir spielen sechs bis zehn Runden. Eine Runde<br />
entspricht einem Jahr. Jede Runde dauert ungefähr fünf Minuten.“
FISCHFANG Seite 3 von 4<br />
Schritt 2:<br />
Spielverlauf (auf Flipchart festhalten):<br />
1. Überlegt euch eine langfristige Strategie<br />
für das Spiel.<br />
2. Entscheidet in jedem Jahr, wie viele Fische<br />
ihr fangen wollt.<br />
3. Schreibt die Zahl auf einen Papierstreifen,<br />
steckt diesen in euer Schiff und gebt es<br />
bei der Spielleitung ab.<br />
4. Der Fang wird in zufälliger Reihenfolge<br />
ausgegeben.<br />
5. Ihr erhaltet euer Schiff zurück. Entnehmt<br />
eu re Münzen und beginnt erneut <strong>mit</strong><br />
Schritt 1.<br />
Erklärt den Spielverlauf. Hängt ihn so auf,<br />
dass alle Teams ihn während des Spiels sehen<br />
können. Gebt den Teams einige Minuten<br />
Zeit, um ihre Strategie zu diskutieren, die<br />
Höhe ihrer Fangmenge auf dem Papierstreifen<br />
zu notieren und ihr Schiff <strong>mit</strong> dem<br />
Papier streifen abzugeben.<br />
Schritt 3:<br />
Ordnet die Schiffe in zufälliger Reihenfolge.<br />
Schließt hierzu die Augen und mischt die abgegebenen<br />
Schiffe und stellt sie in einer Reihe<br />
auf, so dass die Teilnehmer*innen sehen,<br />
dass die Anordnung zufällig ist.<br />
Schritt 4:<br />
Füllt die Schiffe der Reihe nach entsprechend<br />
der Zahlen auf dem Papierstreifen.<br />
Wenn eine Forderung die Zahl der noch<br />
vorhandenen Fische übersteigt, geht dieses<br />
Team leer aus und ihr fahrt <strong>mit</strong> dem nächsten<br />
in der Reihe fort. Wenn ihr durch seid,<br />
gebt die Schiffe zurück.<br />
Schritt 5:<br />
Bittet die Teams, ihre Entscheidungen für<br />
die nächste Runde zu treffen. Während die<br />
Teams diskutieren, füllt ihr das Meer entsprechend<br />
der Regenerationskurve auf. Sind<br />
zwischen 25 und 50 Fischen in der Kanne<br />
gebt ihr so viele hinzu, dass<br />
es insgesamt 50 sind. Wenn<br />
weniger als 25 Fische vorhanden<br />
sind, gebt einfach<br />
genauso viele Fische hinzu,<br />
wie in der Kanne vorhanden<br />
sind.<br />
Schritt 6:<br />
Sammelt die Schiffe für<br />
das zweite Jahr ein, gebt<br />
die Fische aus und so weiter. Wenn die Teilnehmer*innen<br />
das Meer schnell leer fischen,<br />
spielt noch zwei bis drei Runden, da<strong>mit</strong> sie<br />
die Konsequenzen ihres Verhaltens spüren<br />
– kein Fang! Dann beendet das Spiel. Auch<br />
wenn die gesamte Gruppe eine Strategie<br />
ent wickelt, die die Anzahl der Fische im<br />
Bereich der maximalen Regeneration hält,<br />
könnt ihr abbrechen. In der Regel müsst<br />
ihr sechs bis acht Runden spielen, bis die<br />
Teilnehmer* innen die Folgen ihrer Entscheidungen<br />
zu spüren bekommen.<br />
Auswertung: Normalerweise verfolgen ein<br />
oder zwei Teams eine aggressive Strategie,<br />
indem sie sich gleich zu Beginn für hohe<br />
Fangmengen entscheiden und den Fischbestand<br />
so stark reduzieren, dass alle Gruppen<br />
nur wenig fischen können. Manchmal gibt<br />
es ernsthafte Versuche, die Gruppen zu koordinieren<br />
und Fangmengen festzulegen, die<br />
über das Spiel hindurch beibehalten werden<br />
können. Meistens schlägt dieses Bemühen<br />
fehl, entweder weil die höchstmögliche<br />
Fangmenge überschätzt wird oder ein Team<br />
sich nicht an die Abmachung hält.<br />
Nach der Regenerationskurve gibt es in einem<br />
Jahr höchstens 25 neue Fische. So können nachhaltig<br />
jährlich maximal 25 Fische gefangen<br />
werden. Über zehn Jahre wäre die maximale<br />
nachhaltige Fangmenge 250 Fische. Teilt<br />
man diese Zahl durch die Anzahl der Teams<br />
und multipliziert <strong>mit</strong> dem Verkaufspreis so<br />
erhält man den maximalen Durchschnittsgewinn,<br />
den ein Team erwirtschaften kann.<br />
ABCDEF GHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ
Falls ein Team diesen Wert nicht erreicht,<br />
liegt das in der Regel an der Überfischung.<br />
Lasst die Teams ihre Geschäftsergebnisse<br />
vorstellen und kommentieren.<br />
Auswertungsfragen:<br />
»»<br />
Was ist in dem Spiel passiert?<br />
»»<br />
Was war für das Ergebnis verantwortlich?<br />
Die Spielstruktur ist für den Ausgang stärker<br />
verantwortlich als einzelne Personen!<br />
»»<br />
Was wäre das höchste Einkommen für ein<br />
Team gewesen?<br />
»»<br />
Was haben die Teams tatsächlich erreicht?<br />
»»<br />
Wer ist der „Gewinner“ in dem Spiel?<br />
»»<br />
Welche Strategie wäre zum Erreichen maximaler<br />
Gewinne aller Teams nötig gewesen?<br />
»»<br />
Was führte zu zum Scheitern dieser Strategie?<br />
»»<br />
Wo gibt es im wirklichen Leben vergleichbare<br />
Situationen?<br />
»»<br />
Welche Strategien könnten hier zu einem<br />
besseren Ergebnis führen?<br />
FISCHFANG Seite 4 von 4<br />
!<br />
Hinweise: Es ist wichtig, die Regeln<br />
gut zu erklären und alle Fragen am Anfang<br />
zu klären, sonst leidet die Dynamik<br />
des Spiels.<br />
In der Auswertung ist es wichtig, nicht einzelnen<br />
Mitspieler*innen die Schuld zu geben,<br />
sondern die Zusammenhänge zu verstehen.<br />
Gestestet von: Tobias Thiele<br />
(tobias@naturfreundejugend.de)<br />
Quelle: Booth Sweeney, L.; Meadows,<br />
D. (2001): The Systems Thinking<br />
Playbook, Vol. III.<br />
New Hampshire: The Institute for<br />
Policy and Social Science Research.
Frühstück Globalista<br />
Bei einem Frühstück oder Brunch ordnen die Teilnehmer*innen<br />
die Speisen ihren Ursprungsländern zu.<br />
Ziele:<br />
»»<br />
Esskulturen als veränderbar begreifen<br />
»»<br />
Erfahren, dass Einflüsse aus anderen<br />
Kulturen unseren Speiseplan verändern<br />
»»<br />
Etwas über die Herkunft von Lebens<strong>mit</strong>teln<br />
erfahren<br />
Alter: 10+<br />
Gruppengröße: Beliebig<br />
Dauer: 30 - 45 Minuten<br />
Material:<br />
Papiertischdecken und<br />
dicke Filzstifte, Klebeband,<br />
Frühstücksbüffet<br />
Ablauf:<br />
Büffettische werden zusammengestellt und <strong>mit</strong> Papiertischdecken<br />
bezogen. Gut festkleben, die Decke darf nicht verrutschen!<br />
Auf die Papiertischdecke wird eine große Weltkarte gemalt. Wem<br />
das zu viel Arbeit ist, schreibt die Namen der Kontinente auf die Decke. Die<br />
Schriftzüge sollten der realen Lage der Kontinente auf einer Weltkarte entsprechen.<br />
Auf einem separaten Tisch stehen zum Beispiel folgende Lebens<strong>mit</strong>tel: Kaffee, Kakao, Orangensaft,<br />
Milch, Schokocreme, Müsli, Nüsse, Honig, Marmelade, geschnittenes Obst (Äpfel,<br />
Kiwi, Melone et cetera), Brot, Orangensaft, Eier und so weiter. Die Lebens<strong>mit</strong>tel sollten in<br />
ihren Originalverpackungen vorhanden sein. Oft kommt Honig beispielsweise aus Lateinamerika<br />
und so können die Teilnehmer*innen die Herkunft besser entschlüsseln. Es sollten auch<br />
Produkte aus fairem Handel und ökologischem Anbau dabei sein.<br />
Die Teilnehmer*innen werden aufgefordert den Tisch zu decken: Sie sollen die Speisen ihrer<br />
Herkunft entsprechend auf dem Tisch platzieren. Bei offenen Fragen hilft der*die Leiter*in<br />
und/oder der*die Koch*in.<br />
ABCDEF GHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ
FRÜHSTÜCK GLOBALISTA Seite 2 von 2<br />
Auswertungsfragen:<br />
In welche verschiedenen Kategorien kann<br />
man die Produkte einteilen (Milchprodukte,<br />
pflanzliche, tierische, internationale oder nationale<br />
Produkte, aus warmen Ländern, verpackte<br />
und unverpackte Produkte et cetera)?<br />
»»<br />
Wo und von wem werden sie produziert?<br />
»»<br />
Gibt es Produktionsschritte in verschiedenen<br />
Ländern?<br />
»»<br />
Überrascht es die Teilnehmer*innen, dass<br />
so viele Dinge von weit her kommen?<br />
»»<br />
Wie sähe unsere Speisekarte ohne die<br />
„fremden“ Produkte aus?<br />
»»<br />
Warum gibt es Milchprodukte oder Honig<br />
zum Beispiel aus Griechenland, wenn sie<br />
auch bei uns hergestellt werden können?<br />
»»<br />
Welche verschiedenen Siegel (Bio, Fair<br />
Trade et cetera) tragen die Produkte und<br />
was bedeuten sie?<br />
!Hinweise: „Frühstück Globalista“ kann<br />
gut als Einstieg zum Thema nachhaltige<br />
Ernährung genutzt werden. Siehe dazu<br />
das Kapitel „Essen“ im Infoteil.<br />
Gestestet von: Tobias Thiele<br />
(tobias@naturfreundejugend.de)<br />
Quelle: Naturfreundejugend Deutschlands<br />
(Hrsg.) (2010): Reiseproviant: Essen<br />
über den Tellerrand hinaus. Methoden<br />
und Spiele für Gruppen
Gruppen-Seilspringen<br />
Jeden Tag warten wir auf dem richtigen Augenblick, um unseren guten Vorsätzen<br />
Taten folgen zu lassen. Mit Hilfe eines großen Springseils können<br />
wir ausprobieren, Entscheidungen zu treffen und diese umzusetzen.<br />
Ziele:<br />
»»<br />
Gemeinsam Entscheidungen treffen<br />
»»<br />
Koordination und Kooperation der<br />
Gruppe stimulieren<br />
Alter: 8+<br />
Gruppengröße: 10 - 30 Personen<br />
Dauer:10 - 45 Minuten<br />
Ort: Eine Wiese, ein Feld oder ein breiter,<br />
ebener Waldweg<br />
Material:<br />
Ablauf: Zwei Leiter*innen halten jeweils ein Ende des Seils und<br />
schwingen es in einem großen Bogen. Die Teilnehmer *innen<br />
versuchen durch das Seil hindurch zu laufen, ohne es zu berühren.<br />
Wenn alle einmal erfolgreich hindurchgelaufen sind,<br />
nachdem sie selbst den besten Zeitpunkt zum Loslaufen abgewartet<br />
haben, gibt es einen zweiten Durchlauf. Dabei darf<br />
es nach der ersten Person, die durch das Seil läuft, keinen<br />
leeren Seilschwung mehr geben. Bei Seilberührungen „gewinnt“<br />
die ganze Gruppe einen Neustart.<br />
Varianten:<br />
»»<br />
Es gibt ein Zeitli<strong>mit</strong> für die ganze Gruppe, um durch das<br />
Seil zu laufen. Das heißt, es müssen mehrere Teilnehmer*innen<br />
zugleich starten.<br />
»»<br />
Teilnehmer*innen übernehmen das Seilschwingen, müssen<br />
aber auch durch das Seilsystem laufen, also während des<br />
Spiels ausgewechselt werden.<br />
Ein acht bis zehn<br />
Meter langes Seil. Zu<br />
leichte Seile lassen<br />
sich schlecht schwingen<br />
(zum Beispiel<br />
Paketschnur). Diese<br />
könnt ihr <strong>mit</strong> zusätzlichen<br />
Stofffetzen<br />
in der Mitte des Seils<br />
beschweren. Ideal ist<br />
ein Kletterseil oder<br />
eine mindestens fünf<br />
Millimeter dicke Reepschnur.<br />
»»<br />
Jede*r versucht, über das Seil zu springen. Er*sie muss also zum richtigen Zeitpunkt in das<br />
Seilsystem laufen, in der Mitte stehen bleiben und dann springen.<br />
»»<br />
Wenn die Einzelnen dies erfolgreich schaffen, können sie es in Paaren und Kleingruppen<br />
versuchen. Es kann einen Wettstreit geben: Welche große Gruppe schafft mindestens fünf<br />
erfolgreiche Sprünge?<br />
»»<br />
Wir können blind durchlaufen. Zuerst in Paaren, bei denen eine Person sieht und die blinde<br />
ABCDEFG HIJKLMNOPQRSTUVWXYZ
Person an die Hand nimmt, dann blinde<br />
Einzelpersonen, dann Paare, oder größere<br />
Gruppen. Die zuschauenden Teilnehmer*innen<br />
können durch Zurufe und Signale<br />
unterstützen.<br />
Auswertungsfragen:<br />
»»<br />
Wie zufrieden seid ihr <strong>mit</strong> Eurer Kooperation?<br />
Wie zufrieden seid ihr <strong>mit</strong> eurer<br />
eigenen Beteiligung?<br />
»»<br />
Wie habt ihr <strong>mit</strong>einander kommuniziert?<br />
Wie wurden Ideen gesammelt? Wie wurden<br />
Entscheidungen getroffen?<br />
»»<br />
Welche Strategien habt ihr entwickelt und<br />
ausprobiert?<br />
»»<br />
Wie habt ihr euch gegenseitig unterstützt?<br />
Was hat euch geholfen?<br />
»»<br />
Was könnt ihr daraus lernen zum Thema<br />
„Entscheidungen treffen und umsetzen“?<br />
!<br />
GRUPPEN-SEILSPRINGEN Seite 2 von 2<br />
Hinweise: Das Seil sollte nicht zu schnell<br />
geschwungen werden. Der Boden sollte<br />
gut zum Rennen geeignet sein, ohne<br />
Steine, Äste et cetera. Nasses Gras und<br />
Kies sind rutschig. Spitze Gegenstände<br />
sollen aus den Taschen entfernt werden.<br />
Der Vorteil dieser Übung ist, dass man den<br />
Schwierigkeitsgrad gut variieren und nach<br />
und nach steigern kann, um ein gutes Maß<br />
an Herausforderung für die Gruppe zu finden.<br />
Das Steigern der Schwierigkeit kann<br />
zusammen <strong>mit</strong> der Gruppe entschieden werden.<br />
Da das geschwungene Seil wie ein großer<br />
Torbogen wirkt, kann man diese Übung auch<br />
als symbolische Schwelle für einen Gruppenprozess<br />
nutzen, zum Beispiel als Einstieg<br />
oder Abschluss eines Camps.<br />
Gestestet von: Friedrich Köckert<br />
(friedrich@iynf.org)<br />
Quelle: Neumann, Jan (2004): Education<br />
and Learning through outdoor activities,<br />
Tschechische Republik
Habitat<br />
Dieses Spiel verpackt die Zusammenhänge zwischen Lebensraumbedingungen<br />
und Populationsentwicklung in ein einfaches und spaßiges Fangspiel<br />
und liefert am Ende ein visuelles Ergebnis, in dem sich der stete Wandel der<br />
Natur wiederspiegelt.<br />
Ziele:<br />
»»<br />
Den Zusammenhang zwischen Bestandsentwicklung<br />
und Habitatbedingungen<br />
kennen lernen<br />
Alter: 12+<br />
Gruppengröße: 10 - 30<br />
Dauer: 30 Minuten<br />
Ort: Ihr benötigt eine ebene Grasfläche von<br />
circa 20 mal 20 Meter zum Laufen.<br />
Material:<br />
Ablauf: Dieses Spiel beschäftigt sich <strong>mit</strong> der Entwicklung<br />
von Tierpopulationen. Rehe dienen dabei als Beispiel, aber<br />
ihr könnt auch irgendeine andere Tierart wählen, zu der ihr<br />
vielleicht einen konkreteren Bezug habt.<br />
Viele Faktoren sind für die Entwicklung von Wildtierpopulationen<br />
verantwortlich: zum Beispiel das Wetter, Krankheiten,<br />
natürliche Feinde sowie Verschmutzung und Zerstörung<br />
des Lebensraums. Der Lebensraum, auch Habitat genannt,<br />
wird in der Übung durch Futter, Wasser und Rückzugsraum<br />
dargestellt. Fehlt eines diese Habitatbestandteile oder ist in<br />
einem Gebiet nicht zugänglich, geht die Zahl der Rehe zurück.<br />
In dieser Übung lernen die Teilnehmer*innen, wie die<br />
Anzahl der Tiere durch die zur Verfügung stehenden Habitatbestandteile<br />
bestimmt wird.<br />
Teilt die Teilnehmer*innen in zwei Gruppen, die eine spielt<br />
die Rehe, die andere die Habitatbestandteile. Erklärt der<br />
ganzen Gruppe die einzelnen Habitatbestandteile und wie<br />
diese symbolisiert werden können:<br />
»»<br />
für Futter reibt man sich <strong>mit</strong> beiden Händen den Bauch<br />
»»<br />
für Wasser führt man eine imaginäre Tasse zur Lippe<br />
»»<br />
für Rückzugsraum (oder „Unterschlupf“ als alternativen Begriff)<br />
führt man die Hände über dem Kopf zusammen<br />
Die Ergebnisse der<br />
Übung (eine Entwicklungsübersicht<br />
im<br />
Koordinatensystem)<br />
sollten visualisiert<br />
werden. Entweder auf<br />
Flipchart <strong>mit</strong> Markern,<br />
oder jede*r Teilnehmer*in<br />
bekommt<br />
ein kariertes Blatt.<br />
Wollt ihr ohne Papier<br />
auskommen, könnt<br />
ihr ein Koordinatensystem<br />
<strong>mit</strong> Paketschnur<br />
oder Seilen<br />
auf den Boden legen.<br />
ABCDEFGH IJKLMNOPQRSTUVWXYZ
HABITAT Seite 2 von 4<br />
Zieht zwei gegenüberliegende Grundlinien, circa 20 Meter voneinander entfernt, eine für die<br />
Rehe und eine für die Habitatbestandteile. Beide Gruppen stellen sich an ihren Grundlinien<br />
auf und stehen <strong>mit</strong> dem Rücken zueinander. Alle Teilnehmer*innen entscheiden sich für ein<br />
Habitatbestandteil: die Rehe für eines, das sie benötigen, die anderen für das Habitatbestandteil,<br />
das sie zur Verfügung stellen werden. Wenn alle soweit sind, zählt ihr bis drei, dann<br />
drehen sich alle um und zeigen ihr gewähltes Symbol.<br />
Um zu überleben, muss jedes Reh nun ein Habitatbestandteil auf der anderen Seite finden, das<br />
seinem gewählten Symbol entspricht und sich dieses holen (indem es sein Habitatbestandteil<br />
an der Hand zur Reh-Grundlinie zurückführt). Die Rehe, die ihr Habitatbestandteil finden,<br />
können sich vermehren: Das gefangene Habitatbestandteil wird in der nächsten Runde ein<br />
Reh. Rehe, die ihr benötigtes Habitatbestandteil nicht gefunden beziehungsweise gefangen<br />
haben, sterben und werden für die nächste Runde ein Habitatbestandteil (da sie zu Nahrungsbestandteilen<br />
zersetzt und so<strong>mit</strong> <strong>mit</strong> der Zeit zu einem Bestandteil des Habitats werden). Nun<br />
positionieren sich alle Spieler*innen wieder auf ihrer Grundlinie, und eine neue Runde kann<br />
beginnen. Jede Runde symbolisiert ein Jahr. Die Spielleitung notiert sich die Zahl der Rehe in<br />
jeder Runde. Es werden zehn bis 15 Runden gespielt, um eine entsprechende Dynamik beobachten<br />
zu können.<br />
Wichtig ist: Sobald ein Symbol gewählt wurde, darf es nicht mehr gewechselt werden. Es<br />
hilft, wenn alle Spieler das Symbol weiterhin zeigen, während sie laufen oder warten.<br />
Ein Habitatbestandteil kann nur von einem Reh genutzt werden. Wollen mehrere Rehe ein<br />
Habitatbestandteil, bekommt es der*diejenige, der*die es zuerst erreicht hat.<br />
Zur Auswertung wird in einem Koordinatensystem die Zahl der Rehe über der Zeit aufgetragen.<br />
Ihr könnt <strong>mit</strong> den Teilnehmer*innen diskutieren, wie ihr welche Achse benennt und auch<br />
Habitatbestandteile über der Zeit auftragen. Wertet die Grafik (normalerweise entsteht eine<br />
zunächst auf- und dann absteigende Kurve) aus und diskutiert die Ergebnisse. Bezieht auch<br />
das Verhalten der Teilnehmer*innen bei sinkender Anzahl von Habitatbestandteilen <strong>mit</strong> in die<br />
Reflektion ein.
HABITAT Seite 3 von 4<br />
Varianten:<br />
»»<br />
Ihr könnt das Spiel <strong>mit</strong> nur ein oder zwei<br />
Rehen starten, dann sieht man die Entwicklungskurve<br />
etwas deutlicher.<br />
»»<br />
Ihr könnt verschiedene externe Faktoren<br />
einführen, die die Sterblichkeit der Population<br />
erhöhen, zum Beispiel Jäger*innen<br />
(ein bis zwei Freiwillige werden zu Jäger*innen<br />
und stellen sich an die Seitenlinie<br />
des Spielfelds. Sobald die Rehe auf<br />
die Habitatgrundlinie zu- oder von ihr<br />
zurücklaufen, können die Jäger*innen <strong>mit</strong><br />
Sockenballen die vorbeilaufenden Rehe<br />
abwerfen. Jagdbeschränkungen können<br />
ebenfalls diskutiert und eingeführt werden)<br />
oder eine Autobahn, die durch den<br />
Lebensraum gebaut wird (ein bis zwei<br />
Freiwillige werden LKWs, die sich auf<br />
der Mittellinie des Spielfelds <strong>mit</strong> ausgestreckten<br />
Armen bewegen und dort Rehe<br />
abschlagen). Außerdem könnt ihr als<br />
Spielleitung auch eine Naturkatastrophe<br />
einführen, zum Beispiel eine Flut. Dafür<br />
erklärt ihr der Habitatgruppe heimlich,<br />
dass es in dieser Runde nur Wasser als<br />
Habitatbestandteil gibt.<br />
Auswertungsfragen:<br />
»»<br />
In welchem Zusammenhang<br />
stehen Entwicklung<br />
der Rehpopulation<br />
und Habitat?<br />
»»<br />
Wie reagieren Tiere auf<br />
abnehmende Habitatverfügbarkeit?<br />
»»<br />
Welchen Einfluss hat der Mensch?<br />
!<br />
Hinweise: Das Spiel kann große Lauffreude<br />
freisetzen, da<strong>mit</strong> steigt aber auch<br />
die Verletzungsgefahr, vor allem wenn es<br />
mehr Rehe als Habitatbestandteile gibt.<br />
Das Abschlagen von Rehen und Fangen<br />
von Habitatbestandteilen sollte sich auf den<br />
Schulter- und oberen Rückenbereich konzentrieren.<br />
Kein Festhalten an Kleidungsstücken<br />
oder wildes Abschlagen.<br />
Vorsicht bei nassem Untergrund. Spitze und<br />
scharfe Gegenstände vorher aus Hosentaschen<br />
entfernen.<br />
Gestestet von: Friedrich Köckert (friedrich@iynf.org)<br />
Quelle: Dieses Spiel basiert auf der Übung „Population Study<br />
Game“ des River Venture Projects<br />
www.riverventure.org/charleston/resources/<br />
jung. bunt. aktiv.<br />
www.naturfreundejugend.de<br />
ABCDEFGH IJKLMNOPQRSTUVWXYZ
HABITAT Seite 4 von 4
Jäger und Gejagte & Wolfsrudel<br />
Habt ihr schon mal eine Katze eine Maus jagen gesehen? Oder einen Marder<br />
oder Fuchs? Welche Chancen hatte die Maus in dieser Situation? Das könnt<br />
ihr jetzt herausfinden!<br />
Ziele:<br />
»»<br />
Hineinversetzen in Beutetiere<br />
»»<br />
Stetigen Wandel in der Natur erleben<br />
»»<br />
Strategien für das Jagen und die Verteidigung<br />
ausprobieren<br />
Alter: 10+<br />
Gruppengröße: 10 - 20<br />
Dauer: 15 Minuten<br />
Ort: Eine ebene Fläche zum Laufen<br />
Ablauf: Stellt euch in einem Kreis auf. Jede*r Teilnehmer*in stellt sich vor, er*sie wäre ein<br />
Beutetier und wählt heimlich eine Person aus dem Kreis, von der er*sie in seiner*ihrer Vorstellung<br />
gejagt wird. Dann wählt jede*r als nächstes ebenso heimlich eine weitere Person, die<br />
in seiner*ihrer Vorstellung Schutz symbolisiert (zum Beispiel einen Hund).<br />
Auf „Los!“ geht’s los und alle Gejagten müssen sich schnell so positionieren, dass zwischen<br />
ihnen als Beutetier und ihrem*ihrer Jäger*in immer die Schutzperson positioniert ist.<br />
Chaos ist garantiert, da alle Beschützer*innen auch denken, sie werden gejagt und brauchen<br />
Schutz, und so ständig in Bewegung bleiben. Ausgiebiges Herumrennen und Lachen ist die<br />
Folge, und ihr könnt gut mehrere Runden hintereinander spielen.<br />
Varianten und Weiterführungen:<br />
»»<br />
Nach ein oder zwei Runden sollen die Teilnehmer*innen herauszufinden, wer sie als Jäger*in<br />
oder Beschützer*in ausgewählt hat. Wer sagt, man kann nicht rumrennen und gleichzeitig<br />
Details beobachten!<br />
»»<br />
Ein ähnliches Spiel, das sich gut anschließen lässt, ist „Wolfsrudel“: Drei bis fünf Freiwillige<br />
bilden das Wolfsrudel, sind also Jäger*innen. Der Rest der Gruppe ist eine Schafsherde und<br />
so<strong>mit</strong> potentielle Beute (es gehen auch Rehe, oder andere Tierarten). Die Wölfe jagen folgendermaßen:<br />
sie einigen sich untereinander auf ein potentielles Opfer aus der Herde. Dann<br />
geht ein einzelnes Individuum aus dem Wolfsrudel auf Jagd und versucht das gewählte<br />
Opfer abzuschlagen, während die anderen Wölfe an der Grundlinie des abgesteckten Spielfeldes<br />
warten. Wenn der Wolf sich verausgabt hat, kann er sich gegen einen anderen Wolf<br />
aus dem Rudel austauschen lassen. Die Schafe können sich gegenseitig beschützen, aber<br />
sie wissen nicht, wer von ihnen ausgewählt wurde. Nach ein paar Versuchen, können beide<br />
Teams sich zwei bis drei Minuten lang Strategien überlegen und es nochmal probieren.<br />
ABCDEFGHIJ KLMNOPQRSTUVWXYZ
Auswertungsfragen:<br />
Zu beiden Spielen:<br />
»»<br />
Wie war es für Euch, ein Beutetier zu sein?<br />
»»<br />
Was habt ihr erlebt und wahrgenommen?<br />
»»<br />
Was hat sich nach ein paar Versuchen verändert?<br />
Zu „Wolfsrudel“:<br />
»»<br />
Welche Strategien zum Jagen und zum<br />
Schutz habt ihr genutzt?<br />
»»<br />
Welche fallen euch noch ein?<br />
JÄGER UND GEJAGTE & WOLFSRUDEL Seite 2 von 2<br />
!<br />
Hinweise: Diese Spiele verdeutlichen<br />
zum einen den ständigen Wandel in<br />
der Natur und fördern zum anderen<br />
Empathie für Beutetiere. Nach einer<br />
Weile wird der Spaß daran, ein Beutetier<br />
zu spielen, erschöpft sein. Aber für Tiere<br />
in der Wildnis ist dieser Grad an Aufmerksamkeit<br />
sowie das ständige Schutz suchen<br />
Normalität und Dauerzustand.<br />
Diese Spiele bieten sich an, um die Energie<br />
der Gruppe durch Laufen zu entladen (oder<br />
nach langem Sitzen wieder aufzuladen).<br />
Außerdem kann es spannend sein, zu beobachten,<br />
wie das wilde, chaotische Rennen in<br />
langsamere und beobachtbare Muster übergeht,<br />
wenn Kräfte sparendes Verhalten und<br />
Überlebensstrategien erkannt werden.<br />
Beim Wolfsrudel ist das Abschlagen nur auf<br />
Schulterhöhe und im oberen Rückenbereich<br />
erlaubt. Spitze Gegenstände aus den Taschen<br />
entfernen und Vorsicht bei rutschigem Untergrund!<br />
Gestestet von: Friedrich Köckert<br />
(friedrich@iynf.org)<br />
Quelle: Young, Jon; Haas, Ellen, McGown,<br />
Evan (2010): Coyote’s Guide for<br />
Connecting with Nature, Shelton, USA
Kontakt zur Erde<br />
Wenn man die Relevanz von Reflexzonen an den Füßen akzeptiert, dann<br />
sollte man auch dem Laufen mehr Wichtigkeit zusprechen. Beim Laufen –<br />
vor allem barfuß – nehmen unsere Füße vieles wahr und beeinflussen die<br />
Körperfunktionen unserer Organe. Also nichts wie raus aus den Schuhen<br />
und rein in die natürliche Fußreflexzonenmassage.<br />
Ziele:<br />
»»<br />
Natur <strong>mit</strong> allen Sinnen erleben<br />
»»<br />
Verschiedene Untergründe <strong>mit</strong> den Füßen<br />
kennenlernen<br />
»»<br />
Neugierde auf die Natur wecken<br />
Alter: 10+<br />
Gruppengröße: Individuen<br />
Dauer: 30 Minuten<br />
Ort: Ein Waldrand, ein Feld, ein Wiesenteil,<br />
ein Teich- oder Seeufer<br />
Material:<br />
Ablauf: Spannt ein Seil über ein Gelände <strong>mit</strong> abwechslungsreichem<br />
Untergrund (Sand, Erde, Blätter, Nadelblätter, Kieselsteine,<br />
Gras, kalter, nasser oder warmer Boden et cetera. Nutzt Bäume<br />
für Richtungsänderungen. Die Teilnehmer*innen verbinden ihre<br />
Augen und folgen barfuß, langsam und in Ruhe dem aufgespannten<br />
Seil. Sie gehen einzeln und <strong>mit</strong> einigem Abstand nacheinander<br />
los. Idealerweise haben sie den Parcours ganz für sich<br />
allein. Ladet die Teilnehmer*innen ein, langsam und aufmerksam<br />
• 50 bis 80 Meter langes<br />
oder verbundenes<br />
Seil oder Schnur<br />
• Augenbinden für<br />
alle Teilnehmer*innen<br />
zu laufen und den Weg zu genießen. An Stellen, an denen es schön ist, kann kurz verweilt<br />
werden und <strong>mit</strong> den Füßen in der Erde gespielt werden – denn wir laufen viel zu selten barfuß.<br />
Einmal am Ende des Seils angekommen, kann man die gleiche Strecke zurückgehen. Vorsicht<br />
<strong>mit</strong> Gegenverkehr!<br />
Varianten:<br />
»»<br />
Ihr könnt auch in Paaren laufen, bei denen eine sehende Person die andere leitet. Das kann<br />
eine hilfreiche Alternative sein, wenn ihr kein optimales Gelände findet, bei dem alles nahtlos<br />
zusammenpasst. Nach einer Weile wird gewechselt.<br />
»»<br />
Ihr könnt mehr Zeit in die Vorbereitung investieren und die Bodenmaterialien (Sand, Nadelblätter,<br />
Kieselsteine, Gras, Blätter, et cetera) zu einem Standort eurer Wahl bringen.<br />
»»<br />
Ihr könnt Teilnehmer*innen ohne Augenbinde individuell über eine längere Strecke (500 bis<br />
1000 Meter) im Wald barfuß laufen lassen, zum Beispiel über eine Strecke <strong>mit</strong> Moos, Nadeln,<br />
Kiesel und Erde. So können sie selbst entscheiden, wo sie ihre Füße hinsetzen. An einem ge<br />
ABCDEFGHIJK LMNOPQRSTUVWXYZ
KONTAKT ZUR ERDE Seite 2 von 2<br />
meinsam verabredeten Treffpunkt sammeln<br />
sich alle wieder.<br />
»»<br />
Die Alternative <strong>mit</strong> Schuhen – immer<br />
noch blind an einem Seil – aber entlang<br />
an mehreren Hindernissen, darüber hinweg<br />
oder darunter hindurch. Geeignet<br />
sind zum Beispiel umgefallene Bäume,<br />
Baumstümpfe, unebener Boden und Äste.<br />
Bereitet die Teilnehmer*innen gut darauf<br />
vor, da<strong>mit</strong> sie sich vorsichtig durch das<br />
Gelände bewegen.<br />
!Hinweise: Falls der Parcours an Bäumen<br />
vorbeiführt, spitze Zweige auf Kopfhöhe<br />
entfernen. Sucht ein Terrain <strong>mit</strong> sicherem<br />
Untergrund aus.<br />
Diese Übung lässt sich wunderbar „zwischendurch“<br />
auf einem Weg zu etwas hin<br />
verwenden.<br />
Auswertungsfragen:<br />
»»<br />
Welche Gefühle hattet ihr während der<br />
Übung?<br />
»»<br />
Welche Orte haben sich wie angefühlt?<br />
»»<br />
Was war angenehm? Was war unangenehm?<br />
Gestestet von: Friedrich Köckert<br />
(friedrich@iynf.org)<br />
Quelle: Neumann, Jan (2004): Education<br />
and Learning through outdoor activities,<br />
Tschechische Republik
Land Art – im Feuer<br />
Land Art, also Kunst in und aus der Natur, kann überall gestaltet werden,<br />
wo es Natur gibt. Es ist eine Möglichkeit, <strong>mit</strong> wenigen Materialien gemeinsam<br />
kreativ zu arbeiten und sich von den Möglichkeiten der un<strong>mit</strong>telbaren<br />
Umgebung überraschen zu lassen. Hier beschreiben wir ein Beispiel, das in<br />
Flammen aufgeht.<br />
Ziele:<br />
»»<br />
Kreativer Umgang <strong>mit</strong> der natürlichen Umgebung<br />
»»<br />
Zusammenarbeit durch gemeinsames Bauen<br />
»»<br />
Gemeinsames Event in Form einer brennenden<br />
Vernissage<br />
Alter: 12+<br />
Gruppengröße: 8 – 16<br />
Dauer: 4 Stunden<br />
Ort: Ort <strong>mit</strong> verschiedenen passenden Ästen<br />
sowie einen Ort <strong>mit</strong> passender Feuer stelle und<br />
ohne Waldbrandgefahr<br />
Material:<br />
Ablauf:<br />
Allgemeine Hinweise für Land Art:<br />
Grundsätzlich sollte Land Art <strong>mit</strong> keinen beziehungsweise <strong>mit</strong><br />
so wenig Hilfs<strong>mit</strong>teln wie möglich umgesetzt werden. Vorwiegend<br />
werden unbelebte Materialien benutzt. Wenn ihr Blätter,<br />
Blüten, Moos et cetera verwenden wollt, dann nur so viel, wie<br />
ihr wirklich benötigt. Niemals seltene oder geschützte Pflanzen<br />
verwenden!<br />
Mehrere Fackeln, Feuerzeug,<br />
Unterschiedliche<br />
Äste und Holz<br />
Paketschnur, Schere,<br />
gegebenenfalls Messer<br />
und Sägen<br />
Es reicht oft aus, ein oder ganz wenige prägnante Naturmaterialien des Ortes zu nutzen (nur<br />
Steine, nur Blätter, Holzkonstruktionen et cetera) und sie kontrastreich in der Umgebung zu<br />
platzieren. Farbige Kontraste, zum Beispiel durch buntes Herbstlaub auf dunklem Erdboden<br />
oder klare Linien, Kreise oder Spiralen im natürlichen „Wild“-Wuchs, können beeindrucken.<br />
Ebenso faszinieren fließende Übergänge von hellen zu dunklen Steinen oder dünnen zu dicken<br />
Hölzern. Auch die zeitliche Dynamik und Veränderung lässt sich gut in Land Art integrieren:<br />
Kunstwerke die durch Regen hinweggespült, oder vom Wind weggeweht werden, können die<br />
Themen Vergänglichkeit und Veränderung aufgreifen und Teil der Performance werden.<br />
ABCDEFGHIJKL MNOPQRSTUVWXYZ
LANDART Seite 2 von 4<br />
Bei Jugendlichen kommt es darauf an, sie <strong>mit</strong> einer für sie spannenden Aufgabenstellung zu<br />
motivieren. Dabei kann es helfen, ungewöhnliche Orte und Zeiten zu wählen und zum Beispiel<br />
schwimmende Land Arts vom Boot aus ins Wasser zu setzen oder nachts im Mondschein ein<br />
Land Art zu bauen.<br />
Große Herausforderungen können die Teilnehmer*innen anspornen. Das kann eine spannende<br />
Aufgabenstellung sein, ein hoher Krafteinsatz oder die Verwendung besonders großer und<br />
schwerer Materialien.<br />
Die explizite Nutzung der vier Elemente Erde (zum Beispiel <strong>mit</strong> Steinen und Felsen), Wasser<br />
(schwimmende Land Arts, Schnee-Iglus), Luft (schwebende Elemente) und Feuer (Kunstwerke,<br />
die durch Kerzen hinterleuchtet oder am Ende ganz verbrannt werden) bietet viele Inspirationsmöglichkeiten.<br />
Mit Jugendlichen kann man sehr gut zu persönlichen Themen arbeiten, wenn man Metaphern<br />
verwendet, die innere Vorgänge kreativ und bildhaft darstellen und ausdrücken können. Gegebenenfalls<br />
kann es Sinn machen, den Begriff „Metapher“ und ein paar Beispiele aus der Natur<br />
<strong>mit</strong> der Gruppe zu brainstormen, zum Beispiel eine Astgabel als Symbol für die Möglichkeiten<br />
einer zu treffenden Entscheidung.<br />
Ablauf für ein feuerbasiertes Land Art:<br />
Startet <strong>mit</strong> einer Kreativitätsübung: Teilt dazu die Teilnehmer*innen in Kleingruppen ein. Gebt<br />
jeder Kleingruppe einen zufälligen Gegenstand (zum Beispiel eine Heftklammer, einen Stock,<br />
eine Suppenkelle et cetera). Lasst die Kleingruppen überlegen, wozu diese Gegenstände zu gebrauchen<br />
sein könnten. Gebt jeder Gruppe Stift und Zettel, sodass die Ergebnisse festgehalten<br />
und nach drei bis fünf Minuten den anderen vorgestellt werden können.<br />
Wichtig ist hier: Es gibt kein richtig und kein falsch! Jede Idee zählt, kann neue Ideen generieren<br />
und uns so helfen, in Möglichkeiten statt in Beschränkungen zu denken.
LANDART Seite 3 von 4<br />
Dann erklärt den Teilnehmer*innen<br />
ihre Aufgabe:<br />
„Baut ein Land Art aus brennbaren Materialien,<br />
das als Finale in Flammen gesetzt wird<br />
und so seine volle Wirkung entfaltet.“ Die<br />
Übung ist oft sehr bewegend für die Teilnehmer*innen.<br />
Nehmt euch zwei bis drei Stunden Zeit für<br />
den Aufbau des Land Art und eine Stunde<br />
in der Dunkelheit für die Performance. Achtet<br />
darauf, dass der Aufbau gut erreichbare<br />
Stellen zum Anzünden hat, die entweder <strong>mit</strong><br />
Birkenrinde, Stroh oder anderem natürlichen<br />
Anzündhilfen gefüllt sind. Ihr könnt dickere<br />
Paketschnur aus Naturmaterialien, Scheren<br />
und gegebenenfalls Messer und Sägen bereitstellen,<br />
um den Aufbau zu erleichtern.<br />
Versucht das Objekt so zu gestalten, dass es<br />
möglichst von selbst steht und nicht völlig<br />
auseinanderfällt, wenn die ersten Schnüre<br />
verbrannt sind.<br />
Ist die Gruppe größer oder sehr enthusiastisch,<br />
können auch die Feuerstelle oder<br />
der Weg dorthin gestaltetet werden, zum<br />
Beispiel <strong>mit</strong> Installationen von Kerzen oder<br />
Fackeln und aufgesteckten Blättervorhängen<br />
et cetera.<br />
Es kann helfen eine Planungsphase zu initiieren,<br />
um Ideen zu sammeln und Aufgaben<br />
zu verteilen.<br />
Varianten:<br />
»»<br />
Ihr könnt Land Art auch für persönliche<br />
Reflexionen oder zum gegenseitigen Kennenlernen<br />
nutzen. „Geht raus in die Natur<br />
und findet einen Platz, der euch entspricht.<br />
Sucht nach Naturgegenständen,<br />
die zu eurem Charakter passen und fügt<br />
sie in ein System zusammen.“ Diese Variante<br />
kann man gut für eine naturbasierte<br />
Kennenlernrunde nutzen.<br />
»»<br />
Zusätzlich oder alternativ gestalten die<br />
Teilnehmer*innen ihren Weg für die kommenden<br />
ein bis zwei Jahre. Welche Entscheidungen<br />
stehen an? Was hat sich<br />
verändert im letzten<br />
Jahr? Was resultiert daraus<br />
für die Zukunft? Bei<br />
einer darauffolgenden<br />
Vernissage erläutern die<br />
Teilnehmer*innen ihr<br />
Kunstwerk, soviel sie<br />
selbst möchten.<br />
»»<br />
Wenn die Teilnehmer*innen ein gemeinsames<br />
Thema oder Anliegen haben, kann<br />
natürlich auch dies in den Vordergrund,<br />
be ziehungsweise in Zu sammen hang gestellt<br />
wer den.<br />
»»<br />
Eine andere Möglichkeit ist, einen begehbaren<br />
Parcours <strong>mit</strong> Start- und Endpunkt<br />
aufzubauen. Bei der Vernissage laufen<br />
alle Teilnehmer*innen einzeln und in Ruhe<br />
durch den Parcours.<br />
ABCDEFGHIJKL MNOPQRSTUVWXYZ
LANDART Seite 4 von 4<br />
Auswertungsfragen:<br />
»»<br />
Wie war es für euch?<br />
»»<br />
Was war überraschend?<br />
»»<br />
Wie war es, das Erschaffene in Flammen<br />
aufgehen zu lassen? Welche Gedanken<br />
kamen euch?<br />
!<br />
Hinweise: Die Arbeit <strong>mit</strong> Feuer bedarf<br />
eines verantwortungsbewussten Umgangs<br />
und ist bei Waldbrandgefahr nicht<br />
zu verantworten! Nehmt ein paar Kübel<br />
Wasser <strong>mit</strong> an die Feuerstelle. Achtet<br />
darauf, dass die Teilnehmer*innen genügend<br />
Abstand zum Feuer halten, vor allem bei<br />
Konstruktionen, die später zusammenfallen.<br />
Falls ihr Messer und vor allem Sägen zur Verfügung<br />
stellt, sollte ein*e Leiter*in den Umgang<br />
da<strong>mit</strong> anleiten.<br />
Wer Land Art nicht kennt, kann sich darunter<br />
vielleicht nur schwer etwas vorstellen. Sich<br />
im Internet oder in Büchern inspirieren zu<br />
lassen, ist erlaubt. Auch kann es Sinn machen,<br />
den Teilnehmer*innen ein paar schöne<br />
Beispiele als Inspiration zu zeigen, um sie zu<br />
motivieren.<br />
Gestestet von: Friedrich Köckert (friedrich@iynf.org)<br />
Quelle: Güthler, Andreas und Lacher, Kathrin (2005):<br />
Naturwerkstatt Landart, AT Verlag München und Baden<br />
jung. bunt. aktiv.<br />
www.naturfreundejugend.de
Levitation<br />
Fliegen ist einer der großen Klimakiller und gleichzeitig ein alter Menschheitstraum.<br />
Wir können nicht versprechen, dass ihr wirklich fliegen werdet<br />
in dieser Übung, aber ihr könnt ein ähnliches Gefühl erleben – und das<br />
ziemlich CO 2<br />
-neutral.<br />
Ziele:<br />
»»<br />
Vertrauen in die Gruppe vertiefen<br />
»»<br />
Verantwortung für einander übernehmen<br />
»»<br />
Kooperation und Konzentration<br />
Alter: 16+<br />
Gruppengröße: 8 – 16 Personen<br />
Dauer: 20 – 40 Minuten<br />
Ort: Eine ebene Fläche zum Laufen<br />
Ablauf: Lasst uns eine einfache Übung ausprobieren, die jedoch unsere volle Konzentration<br />
benötigt. Ein*e erste*r Freiwillige*r legt sich <strong>mit</strong> dem Rücken auf den Boden, die Arme an<br />
den Körper angelegt. Der restliche Körper ist angespannt (vor allem Bauch und Po) und wird<br />
steif wie ein Brett. Die Person stellt sich vor, wie er*sie den Boden verlässt und langsam zu<br />
schweben beginnt. Die anderen Teilnehmer*innen fassen den Körper von allen Seiten an Beinen,<br />
Hüfte und Schultern und heben ihn langsam über ihre Köpfe, bis sie ihn <strong>mit</strong> gestreckten<br />
Armen halten. Dort wird er*sie ein wenig gehalten und danach wieder langsam und vorsichtig<br />
auf dem Boden abgelegt. Niemand spricht während der Durchführung der Übung. Jede*r darf<br />
einmal probieren zu schweben. Sechs bis acht Träger sind eine gute Anzahl um eine Person<br />
zu heben.<br />
Varianten:<br />
»»<br />
Diese ruhige und meditative Übung kann auch als ein Rettungstraining gespielt werden. Die<br />
Aufgabe ist es, eine Person über eine bestimmte Distanz zu tragen. Jeder muss am Tragen<br />
teilnehmen. Der getragene Körper liegt horizontal, darf nicht den Boden berühren und sollte<br />
circa 30 Meter getragen werden (je nach Möglichkeiten des Teams).<br />
»»<br />
Zwei Teams können gegeneinander oder ein Team gegen die Zeit antreten. Jedes Team<strong>mit</strong>glied<br />
muss über eine kurze Distanz (zehn bis 15 Meter) gehoben, getragen, abgelegt, wieder<br />
gehoben und zurückgetragen werden. Die Aufmerksamkeit und Konzentration der Gruppe<br />
muss dafür sehr hoch sein.<br />
ABCDEFGHIJKL MNOPQRSTUVWXYZ
LEVITATION Seite 2 von 2<br />
Auswertungsfragen:<br />
»»<br />
Wie habt ihr euch während der Übung<br />
gefühlt?<br />
»»<br />
Was hat euch geholfen, euch in die Hände<br />
der anderen zu begeben?<br />
»»<br />
Was hat euch überrascht?<br />
Gestestet von: Friedrich Köckert<br />
(friedrich@iynf.org)<br />
Quelle: Neumann, Jan (2004): Education<br />
and Learning through outdoor activities,<br />
Tschechische Republik<br />
!<br />
Hinweise:<br />
Sicherheit:<br />
Alle spitzen oder harten Gegenstände<br />
(Schlüssel, Handys et cetera) müssen<br />
aus den Taschen entfernt werden. Uhren,<br />
hängender Schmuck (große Ohrringe, Ketten,<br />
große Ringe et cetera) müssen abgenommen<br />
werden.<br />
Volle Konzentration aller Teilnehmer*innen<br />
ist notwendig. Falls nötig, sollte das Spiel<br />
abgebrochen werden. Beim Ertönen des Abbruchsignals<br />
(vor Beginn vereinbaren) müssen<br />
die Getragenen zuerst langsam heruntergelassen<br />
werden, <strong>mit</strong> den Füßen zuerst.<br />
Danach wird alles Weitere geklärt.<br />
Bei dieser Übung kann Angst vor Körperkontakt,<br />
vor Sturz und Verletzung oder davor die<br />
Kontrolle abgeben zu müssen ein Problem<br />
sein. Gleichzeitig kann ein „Nein“ das Gefühl<br />
auslösen, etwas zu verpassen.<br />
Teilnehmer*innen sollten ermutigt werden<br />
teilzunehmen. Gleichzeitig wird ein „Nein“<br />
von allen akzeptiert. Alle Teilnehmenden<br />
sollten jedoch ihren Fähigkeiten entsprechend<br />
beim Tragen <strong>mit</strong>helfen.
Loesje<br />
Loesje will <strong>mit</strong> Postern die Welt verändern. Die Poster transportieren <strong>mit</strong><br />
einfachem schwarzem Text auf weißem Papier anregende Betrachtungen<br />
der Welt und regen zum Nachdenken an.<br />
Ziele:<br />
»»<br />
kreative Auseinandersetzung <strong>mit</strong> selbst<br />
gewählten Themen der Teilnehmer*innen<br />
»»<br />
Dialog <strong>mit</strong> der Öffentlichkeit<br />
Alter: 14+<br />
Gruppengröße: 4 – 20<br />
Dauer: 2 – 3 Stunden<br />
Ort: Ein gemütlicher Ort <strong>mit</strong> Tisch(en) und<br />
Stühlen für alle, drinnen oder draußen<br />
Material:<br />
Ablauf: Hier beschreiben wir euch einen Loesje-Schreibworkshop,<br />
den ihr <strong>mit</strong> eurer Gruppe durchführen könnt. Sind Leute dabei, die<br />
Loesje nicht kennen oder noch nicht an einem Loesje-Schreibworkshop<br />
teilgenommen haben, erklärt ihnen zu Beginn, worum<br />
es dabei geht.<br />
Genug Papier und<br />
Stifte für alle Teilnehmer*innen<br />
Loesje könnte man ins Deutsche vielleicht als „Luis-chen“ übersetzen. Der Name klingt nach<br />
einem jungen kecken Mädchen aus den Niederlanden, das uns <strong>mit</strong> seinen Fragen, Wortspielen<br />
und Statements zum Anhalten, Schmunzeln, Diskutieren oder Nachdenken anregt. Es gibt<br />
Loesje aber nicht als reale Person, etwa als Gründerin dieser einzigartigen Poster-Initiative.<br />
Loesje ist vielmehr eine wachsende Graswurzelbewegung, bei der jede*r <strong>mit</strong>machen kann,<br />
egal ob Mitglied oder nicht. 1983 in Arnhem, Niederlande, entstanden, gibt es Loesje-Gruppen<br />
und -Initiativen inzwischen auf der ganzen Welt.<br />
Loesje hat das Ziel, <strong>mit</strong> ihren Plakaten fortschrittliche Gedanken und einen Ideenaustausch<br />
im öffentlichen Raum anzuregen. Loesje glaubt an die Fähigkeiten des Menschen und unterstützt<br />
Eigeninitiative, Kreativität, Unabhängigkeit, Freiheit, Akzeptanz und Frieden. Humor ist<br />
dabei eine wichtige Inspirationsquelle. Ein Loesje-Workshop dauert circa zwei bis drei Stunden<br />
und bringt rund fünf Loesje-Poster hervor. Es ist aber auch in Ordnung, mal zu keinem<br />
fertigen Ergebnis zu kommen, <strong>mit</strong> dem alle einverstanden sind. Der Weg ist hier das Ziel, denn<br />
nach jedem Loesje-Workshop ist man um einiges inspirierter, schlauer und vielleicht voller<br />
neuer Fragen.<br />
ABCDEFGHIJKL MNOPQRSTUVWXYZ
LOESJE Seite 2 von 6<br />
Aufwärmübung:<br />
Beginnt den Workshop <strong>mit</strong> einer Aufwärmübung, um Ideen zum Laufen zu bringen und den<br />
Teilnehmer*innen zu zeigen, dass sie kreativ sind. Es gibt kein „zu seltsam“ oder „zu verrückt“<br />
beim Aufwärmen. Ziel der Übung ist, eine Geschichte aus einer zufällig entstandenen Gruppe<br />
von Wörtern zu entwickeln. Jede*r bekommt ein leeres Blatt Papier, auf dessen obere linke<br />
Ecke er*sie das erste Wort schreibt, das ihm*ihr einfällt. Dann gibt jede*r das Blatt an seine*n<br />
rechte*n Nachbar*in weiter. Diese*r assoziiert ein zweites Wort dazu und schreibt es unter das<br />
erste. Ihr gebt die Blätter weiter und schreibt Wörter auf, die ihr zum jeweils letzten Wort auf<br />
dem Blatt assoziiert, bis ihr ungefähr zehn Wörter habt. Dann kreist jede*r die drei Wörter auf<br />
seinem*ihrem Blatt ein, die er*sie am meisten mag und gibt es wieder weiter. Dann schreibt<br />
jede*r den Namen einer bekannten Person dazu, gibt das Blatt wieder nach rechts, schreibt<br />
dann ein Küchenwerkzeug auf, dann einen Ort, ein Problem, einen Stil und so weiter.<br />
Am Ende verfasst jede*r eine Geschichte, die die drei eingekreisten Wörter und die Person<br />
beinhaltet, die am ausgewählten Ort den Küchengegenstand benutzt (oder die anderen Elemente).<br />
Nachdem alle <strong>mit</strong> Schreiben fertig sind, lest ihr ein paar Geschichten laut vor. Fragt<br />
immer nach Freiwilligen und falls niemand anfangen möchte, fangt selbst an.<br />
1.) Themen sammeln:<br />
Nach dem Aufwärmen werden die Themen bestimmt, über die geschrieben werden soll. Alle<br />
können einbringen, was ihnen durch den Kopf geht, was sie zurzeit bewegt und worüber sie<br />
schreiben möchten, oder ihr könnt über die aktuellen Nachrichten sprechen. Vermeidet gleich<br />
klingende Themen und formuliert das, was die Teilnehmer*innen beschäftigt, als inspirierendes<br />
Thema. Nehmt nicht zu umfassende Themen: Zu „Krieg im Irak“ lässt sich zum Beispiel<br />
einfacher assoziieren als zu „Krieg“.<br />
Schreibt jedes Thema an den oberen Rand eines Zettels. Es sollte mindestens so viele Themen<br />
wie Teilnehmer*innen geben, ideal sind zwei bis drei Themen mehr als die Gruppengröße.<br />
2.) Schreiben:<br />
Jetzt können alle aufschreiben, was ihnen in den Sinn kommt. Betont, dass es sich um einen<br />
Gruppenprozess handelt und dass man nicht sofort ein Loesje-Poster schreiben muss. Es ist<br />
wichtiger sich von den Ideen der Anderen inspirieren zu lassen. Es ist okay, einfach nur ein<br />
Wort aufzuschreiben oder eine Idee und es ist auch okay etwas zu schreiben, was ein Loesje<br />
-Poster werden könnte. Beim Schreiben kann die ganze Seite kreativ genutzt werden (zum<br />
Beispiel <strong>mit</strong> Zeichnungen oder indem ihr im Kreis und quer über das Blatt schreibt). Es ist alles
LOESJE Seite 3 von 6<br />
erlaubt, was konstruktiv und inspirierend ist.<br />
Jede*r kann auf die Texte der Anderen reagieren, Fragen stellen, zitieren,<br />
Anekdoten erzählen und vieles mehr. Inspiriert euch das, was schon geschrieben<br />
wurde, zu irgendeiner Idee? Wir glauben nicht, dass es hilfreich<br />
ist, <strong>mit</strong> „Ja“ und „Nein“ auf Texte zu reagieren und kritisch zu sein. Texte<br />
von Mitschreiber*innen durchzustreichen oder negativ zu kommentieren<br />
ist destruktiv und deshalb nicht erwünscht.<br />
Wenn eine Person <strong>mit</strong> einem Thema fertig ist, gibt sie das Blatt an die<br />
Person zur Linken weiter. Es ist nützlich, die Reihenfolge der Blätter einzuhalten, so dass alle<br />
zu jedem Thema schreiben können. Achtet darauf, dass alle jedes Thema mindestens einmal<br />
hatten und hört auf, wenn ihr denkt, dass die Leute bald müde sein werden (je nach Gruppengröße<br />
nach ein bis zwei Runden). Lasst euch inspirieren und anstecken, sogar von euren<br />
eigenen seltsamsten Gedanken.<br />
Mit der Sprache zu spielen ist eine von Loesjes Lieblingsbeschäftigungen. Beim<br />
Schreiben verwendet sie verschiedene Techniken. Die meistgebrauchten und<br />
wichtigsten werden im Folgenden vorgestellt. Diese könnt ihr auch nach der Aufwärmübung<br />
beziehungsweise Themensammlung den Teilnehmer*innen vorstellen.<br />
Assoziation:<br />
Denke an so viele dem Thema verwandte<br />
Wörter und Ideen wie nur möglich oder<br />
bilde eine Kette von Assoziationen. Was<br />
können die Wörter alles bedeuten? Welche<br />
Gefühle wecken sie in dir? Was bedeuten<br />
sie für dich?<br />
Vergleich:<br />
Vergleiche dein(e Meinung zu einem) Thema<br />
oder etwas, das neu für dich (und andere)<br />
ist, <strong>mit</strong> etwas, das sehr bekannt ist. Das<br />
könnte helfen, die Bedeutung des Themas<br />
zu verdeutlichen.<br />
Gegensatz/Kontrast:<br />
Suche das Gegenteil oder einen Kontrast<br />
zu deinem Thema, um ein kräftiges Bild zu<br />
schaffen.<br />
Übertreibung:<br />
Vergrößere das Thema oder die Dinge, die<br />
es impliziert. Ein Kuss wird ein Verhältnis,<br />
Nieselregen ein Gewitter.<br />
Ansporn/Anregung/Vorschlag:<br />
Motiviere andere dazu, die Dinge auf andere<br />
Weise zu sehen oder eine Aktion zu<br />
starten. Zeige ihnen, wie lohnend es sein<br />
kann, die Initiative zu ergreifen und etwas<br />
Ungewöhnliches zu tun.<br />
Umkehrung:<br />
Sage Dinge auf eine andere Art und Weise,<br />
vertausche Subjekt und Objekt in einem<br />
Satz oder dreh den Kontext um. Mache<br />
so das Starke schwach und das Schwache<br />
stark.<br />
Frage:<br />
Du kannst Menschen sehr einfach zum<br />
Nachdenken bringen, indem du eine Frage<br />
stellst.<br />
ABCDEFGHIJKL MNOPQRSTUVWXYZ
LOESJE Seite 4 von 6<br />
3.) Einkreisen:<br />
Für den letzten Teil des Workshops braucht ihr Buntstifte. Lasse jede*n eine Farbe aussuchen<br />
und bittet alle, nochmal durch die Themenblätter zu gehen und diesmal die Texte einzukreisen,<br />
von denen sie wollen, dass sie Loesje-Texte werden. Jede*r darf mehrere (auch die<br />
eigenen) oder auch gar keinen Text pro Blatt auswählen. Wer beim Lesen noch etwas ändern<br />
möchte, schreibt die Idee einfach auf. Am Ende erkennt ihr die beliebtesten Texte an der<br />
Anzahl der farbigen Kreise.<br />
Sollte noch Zeit übrig sein und sollten die Leute nicht zu müde sein, könnt ihr eine Auswahl<br />
(die am häufigsten eingekreisten) der Texte laut vorlesen.<br />
4.) Feierabend oder Endredaktion:<br />
Falls die Gruppe schon erschöpft ist, was beim ersten Schreibworkshop passieren kann, ist<br />
hier ein guter Schlusspunkt. Ihr könnt die am häufigsten eingekreisten Texte in einer Liste<br />
zusammentragen. Die bei der Endredaktion ausgewählten Texte werden schließlich gelayoutet<br />
und als Poster gedruckt. Die Organisation Loesje Deutschland (www.loesje.de) kann euch<br />
beim Layout helfen. Holt euch etwas Feedback von den Teilnehmern und bedankt euch fürs<br />
Mitmachen.<br />
Alternativ könnt ihr an der Endredaktion weiterarbeiten oder dies an ein Redaktionsteam<br />
delegieren. Diese Arbeit geht ins Detail der Themen und Formulierungen und braucht noch<br />
mal eine gute Portion Aufmerksamkeit, Konzentration und Dialog. Für eure erste Poster-Serie<br />
solltet ihr die Texte an erfahrene Loesje-Aktivisten schicken, um eine zweite Meinung einzuholen.<br />
Es ist gut, für die Endredaktion eine Gruppe zusammenzustellen, deren Mitglieder<br />
unterschiedlichen Alters und auch unterschiedlich erfahren <strong>mit</strong> Loesje sind.<br />
5.) Nach all dem Einkreisen und Zusammenstellen der Textvorschläge, die ihr nach einem oder<br />
mehreren Workshops habt, geht es nun darum, Loesje-Texte auszuwählen.<br />
Niemand kann nur durch Lesen genau sagen, ob ein Text ein Loesje-Text ist oder nicht, denn<br />
jede*r kennt die Person Loesje auf eine eigene Weise. Und so wird über die einzelnen Texte viel<br />
diskutiert. Doch gibt es ein paar Standards, die sich auf das beziehen, was Loesje schon gesagt<br />
hat und auf ihre Gewohnheit, auf lustige Weise kritisch zu sein und Kommentare zu machen,<br />
die euch nachdenken lassen. Es ist nicht so gut, einen zynischen oder moralischen Text auszusuchen,<br />
der nur sagt, dass man auf eine bestimmte Art und Weise denken soll. Loesje entscheidet<br />
nicht, was wichtig ist im Leben und in der Welt. Sie macht Texte über alles und jeden<br />
und so<strong>mit</strong> ist Vielfältigkeit einer der Ausgangspunkte beim Zusammenstellen einer Serie.<br />
Ein guter Text kann ...<br />
»»<br />
einfach und auf verschiedene Weisen zu lesen sein.<br />
»»<br />
eine positive Bemerkung wiedergeben.<br />
»»<br />
die Vorstellungskraft kitzeln.<br />
»»<br />
jemanden zum Lächeln bringen.<br />
»»<br />
kritisch sein, ohne zu urteilen oder zu moralisieren.
LOESJE Seite 5 von 6<br />
Mehr Infos und Schritte:<br />
Bei Loesje Deutschland entstehen die Posterserien über das Internet. Jeden<br />
Monat wird eine Liste <strong>mit</strong> allen Textvorschlägen per E-Mail an alle, die es<br />
wollen, gesandt. So kann jede*r sagen, welche Texte er in der Serie haben<br />
oder nicht haben will und natürlich auch Verbesserungsvorschläge und<br />
Kommentare <strong>mit</strong>schicken. Die eingesandten E-Mails bilden die Grundlage<br />
für die Endredaktion. Wenn auch ihr <strong>mit</strong>entscheiden wollt, schickt eine<br />
E-Mail an loesje@loesje.de!<br />
Layout und Kleben der Poster:<br />
Der Hauptgedanke beim Layouten der Loesje<br />
-Poster ist „keep it simple“. In der Flut von<br />
bunter Werbung fällt schwarzer Text auf<br />
weißem Papier <strong>mit</strong> einer kurzen Nachricht<br />
aus dem Rahmen.<br />
Es gibt auch einige technische Dinge zu beachten,<br />
wie zum Beispiel, dass man niemals<br />
Satzzeichen auf Loesje-Postern verwendet,<br />
da sie den Text einengen und nur eine Interpretationsmöglichkeit<br />
zulassen. Außerdem<br />
stören sie die Schlichtheit des Text-Layouts.<br />
Ganz wichtig: Loesje benutzt festgelegte<br />
Schriftarten und -größen für die Texte, das<br />
Logo und die Kontaktinformation!<br />
Mehr Infos dazu bei Loesje Deutschland<br />
(www. loesje.de) und im Handbuch (http://<br />
issuu.com/loesjeint/docs/loesjehandbuch/1).<br />
Für das Plakatieren findet ihr im Handbuch<br />
sowohl eine Anleitung für billigen und ökologisch<br />
verträglichen Kleister, als auch für<br />
Richtlinien zum Plakatieren, da<strong>mit</strong> ihr auch<br />
gut bei Passant*innen und Ordnungshüter<br />
*innen ankommt.<br />
XENOPHOBIE<br />
WEIT WEG<br />
HAT JEMAND ANGST<br />
VOR DIR<br />
ABCDEFGHIJKL MNOPQRSTUVWXYZ
LOESJE Seite 6 von 6<br />
Auswertungsfragen:<br />
»»<br />
Wie habt ihr euch gefühlt?<br />
»»<br />
Was war gut? Was nicht?<br />
»»<br />
Habt ihr neue Ideen zu euren Themen bekommen?<br />
»»<br />
Würdet ihr gerne nochmal <strong>mit</strong>machen?<br />
»»<br />
Wollt ihr die fertige Poster-Serie gerne<br />
bekommen und selber plakatieren gehen?<br />
!<br />
Hinweise: Loesje lässt sich <strong>mit</strong> großen<br />
und kleinen Gruppen umsetzen. Ab einer<br />
bestimmten Größe (circa zehn Personen)<br />
lohnt es sich aber, die Gruppe zu teilen.<br />
Es kann dann immer noch ein*e Leiter*in<br />
den gesamten Prozess moderieren und auch<br />
das Vorlesen kann in einer Großgruppe geschehen.<br />
Aber die einzelnen Übungen lassen<br />
sich leichter in Gruppen von vier bis zehn<br />
Personen durchführen.<br />
Gestestet von: Friedrich Köckert (friedrich@iynf.org)<br />
Quelle: Die Loesje-Fibel, ein Handbuch für Aktive.<br />
http://issuu.com/loesjeint/docs/loesjehandbuch/1<br />
jung. bunt. aktiv.<br />
www.naturfreundejugend.de
Netz des Lebens<br />
Diese Aktivität ist ein Brainstorming zum Thema Nahrungsketten. Es<br />
geht um die wechselseitige Abhängigkeit von Lebewesen und Materie<br />
sowie die unvermeidlichen Auswirkungen menschlichen Handelns auf<br />
die Umwelt und ihre Konsequenzen.<br />
Ziele:<br />
»»<br />
Wissen um die gegenseitige Abhängigkeit<br />
von belebter und unbelebter Materie<br />
»»<br />
Einschätzung der Auswirkungen menschlichen<br />
Handelns auf Ökosysteme<br />
»»<br />
Den Wert des Lebens an sich respektieren<br />
lernen<br />
Alter: 12+<br />
Gruppengröße: 10 – 20<br />
Dauer: 30 Minuten<br />
Ort: Irgendwo sitzend im Kreis<br />
Material:<br />
Hintergrundinformationen: In der Natur hängt alles <strong>mit</strong>einander<br />
zusammen. Lebende und nicht lebende Materie sind durch<br />
Kreisläufe <strong>mit</strong>einander verbunden (zum Beispiel Kohlenstoffkreislauf<br />
oder Wasserkreislauf). Zu diesen Kreisläufen gehören<br />
Ein Knäuel dünne<br />
Schnur oder kräftige<br />
Wolle, eine Schere<br />
auch Nahrungsketten. Eine Nahrungskette beginnt, wenn eine Grünpflanze <strong>mit</strong>hilfe von<br />
Sonnen licht, Bodenmineralien und Wasser ihre Nahrung aufbaut, aus der sie Energie zum<br />
Leben und Wachsen gewinnt. Wird eine Grünpflanze wie zum Beispiel Kohl gegessen, dann<br />
werden in den Blättern gespeicherte Mineralien und Energie weitergegeben und, beispielsweise<br />
von der Raupe, zum Leben und Wachsen verwertet. Jedes Tier, das von einem anderen<br />
gefressen wird, gibt seine Energie und Mineralien über die Nahrungskette weiter. Wenn ein<br />
Tier am oberen Ende der Nahrungskette stirbt, dann wird sein Körper von Bakterien „gefressen“<br />
und zersetzt sich dabei. Die in dem Körper vorhandenen Mineralien werden von Grünpflanzen<br />
aufgenommen und es beginnt eine neue Nahrungskette.<br />
Ablauf: Die Aktivität besteht aus zwei Teilen: Teil eins – die Erschaffung des Netzes des<br />
Lebens – und Teil zwei – seine Zerstörung.<br />
ABCDEFGHIJKLMN OPQRSTUVWXYZ
Teil eins:<br />
NETZ DES LEBENS Seite 2 von 4<br />
Bildet <strong>mit</strong> den Teilnehmer*innen einen Kreis und ladet sie ein, ein interaktives Modell zu bilden,<br />
das die Vernetzungen der Natur darstellt. Ihr als Leitung fangt an. Ihr haltet das Schnurknäuel<br />
in der Hand und nennt eine Grünpflanze, zum Beispiel Kohl. Haltet nun das Ende der<br />
Schnur fest und werft das Knäuel einer Person gegenüber im Kreis zu. Der*diejenige der*die<br />
das Knäuel gefangen hat, muss ein Tier nennen, das Kohl frisst, zum Beispiel eine Raupe. Dann<br />
hält er*sie das Ende der Schnur fest und wirft das Knäuel einer dritten Person gegenüber zu.<br />
Diese überlegt sich ein Tier, das Raupen frisst, zum Beispiel einen Vogel, vielleicht sogar eine<br />
bestimmte Vogelart, zum Beispiel die Drossel. Dann wirft sie das Knäuel einer vierten Person<br />
zu. Spielt immer weiter und werft dabei das Knäuel kreuz und quer über den Kreis hinweg, bis<br />
„das Netz des Lebens“ entstanden ist.<br />
Die Teilnehmer*innen sollen sich so viele Nahrungsketten wie möglich überlegen. Denkt an<br />
Beispiele in unterschiedlichen Lebensräumen: in Wäldern, Bergen, Mooren, in Teichen, Flüssen<br />
und Meeren. Eventuell müsst ihr gelegentlich eingreifen und erklären, wie Mineralien ins<br />
Meer gespült und vom Phytoplankton (pflanzlichem Plankton) des Meeres aufgenommen<br />
werden. Der Übergang von einem marinen zu einem kontinentalen Ökosystem lässt sich zum<br />
Beispiel so bewerkstelligen: „Jetzt fliegt die Möwe, die die Strandkrabbe gefressen hat, landeinwärts,<br />
um auf einem Acker nach Nahrung zu suchen. Dort stirbt sie.“ Fällt jemandem kein<br />
neues Glied in der Nahrungskette mehr ein, bittet ihr die anderen um Vorschläge.
NETZ DES LEBENS Seite 3 von 4<br />
Teil zwei:<br />
Nehmt nun eine Schere und bittet eure Teilnehmer*innen um Beispiele, die<br />
dieses Netz beschädigen, zum Beispiel Autobahnen, die Ackerland zerstören,<br />
oder die Überfischung von Kabel jau. Durchschneidet bei jedem Beispiel<br />
ein Stück Schnur im Netz.<br />
Wenn ihr die Schnur zerschneidet, dann setzt die Schnitte ganz beliebig in<br />
verschiedenen Teilen des Netzes. Die ersten Schnitte werden keine große<br />
Wirkung haben, weil die sich überkreuzenden Schnüre das Netz relativ gut<br />
zusammenhalten. Doch je mehr Schnüre ihr zerschneidet, desto mehr löst sich das Netz auf.<br />
Am Ende liegt nur noch ein Haufen einzelner Fäden auf dem Boden, umringt von einem Kreis<br />
von Menschen, die alle ein kurzes, nutzloses Ende in der Hand halten.<br />
Macht euch auf einige kontroverse Antworten auf die Frage „Was zerstört das Gewebe?“<br />
gefasst. Einige Personen, zum Beispiel Vegetarier*innen, sagen vielleicht, dass der Fleischkonsum<br />
das Netz zerstört. Akzeptiert diese Ansicht und bittet die anderen um ihre Meinung. Lasst<br />
sie sich in dieser Phase jedoch nicht in große Debatten verwickeln, sondern spielt erst zu Ende<br />
und kommt dann bei der Nachbereitung darauf zurück.<br />
Auswertungsfragen:<br />
»»<br />
Fragt zunächst, wie die Teilnehmenden<br />
sich fühlen, wenn sie zusehen müssen, wie<br />
das Netz zerstört wird. Sprecht dann über<br />
die aufgebrachten Themen und über das,<br />
was für den Umweltschutz getan werden<br />
muss.<br />
»»<br />
Was war es für ein Gefühl zu sehen, wie<br />
das Netz nach und nach zerstört wird?<br />
»»<br />
War es leicht, Tiere und Pflanzen an verschiedenen<br />
Stellen der Nahrungskette zu<br />
nennen? Wie gut wissen wir über die Vorgänge<br />
in der Natur Bescheid?<br />
»»<br />
Wer ist für den Umweltschutz verantwortlich?<br />
»»<br />
Das Gleichgewicht der Natur ist sehr<br />
komplex und die globalen Folgen einer<br />
bestimmten Handlung sind nicht leicht<br />
vorherzusagen. Wie kann man da überhaupt<br />
Entscheidungen über die Nutzung<br />
von Ressourcen treffen? Wie zum Beispiel<br />
kann man entscheiden, ob man einen<br />
Wald abholzen soll, um das Land für den<br />
Ackerbau zu nutzen?<br />
»»<br />
Artikel 1 des Internationalen Pakts über<br />
wirtschaftliche, soziale und kulturelle<br />
Rechte (kurz UN-Sozialpakt) besagt, dass<br />
„alle Völker für ihre eigenen Zwecke frei<br />
über ihre natürlichen Reichtümer und<br />
Mittel verfügen“ können. Heißt das, dass<br />
der Mensch ein Recht hat, die Umwelt für<br />
sich zu nutzen?<br />
»»<br />
Wir sind davon abhängig, dass uns die<br />
Umwelt Nahrung und saubere Luft liefert.<br />
Ohne gesunde Umwelt könnten wir nicht<br />
leben, sie ist eine Bedingung des Lebens.<br />
Ist der <strong>Respekt</strong> vor der Umwelt also eine<br />
vorrangige Pflicht, die unser Nutzungsrecht<br />
einschränkt (etwa so wie unsere<br />
Pflicht, die Rechte und Freiheiten anderer<br />
Menschen zu respektieren, unsere eigenen<br />
Rechte als Individuen einschränkt)?<br />
»»<br />
Führt zum Schluss ein kurzes Brainstorming<br />
über erfolgreiche Umwelt aktionen<br />
durch. Es ist nicht alles hoffnungslos! Auf<br />
der ganzen Welt arbeiten viele Menschen<br />
daran, eine nachhaltige Umwelt für nachfolgende<br />
Generationen zu erhalten.<br />
ABCDEFGHIJKLMN OPQRSTUVWXYZ
NETZ DES LEBENS Seite 4 von 4<br />
!<br />
Hinweise:<br />
Jede Nahrungskette sollte tatsächliche<br />
oder mögliche Beziehungen aufzeigen.<br />
Zum Beispiel: Gras – Schafe – Menschen.<br />
Oder Plankton – Wale. Oder Plankton<br />
– Heringe – Schweine (Schweine werden oft<br />
<strong>mit</strong> Fischmehl gefüttert) – Menschen – Tiger!<br />
Vergesst nicht, dass beim Tod eines Tieres<br />
sein Körper von Bakterien zersetzt und die<br />
dadurch freigesetzten Mineralien von anderen<br />
Grünpflanzen aufgenommen werden. So<br />
beginnt der Kreislauf des Lebens wieder von<br />
vorn. Milliarden solcher Kreisläufe vernetzen<br />
sich zum Netz des Lebens.<br />
Verliert euch in der Diskussion nicht in Einzelheiten,<br />
sondern behaltet das große Ziel<br />
der Übung hinsichtlich der Auswirkungen<br />
menschlichen Handelns auf die Umwelt im<br />
Auge.<br />
Das zerstörte Netz ist ein sehr eindrückliches<br />
Bild. Daher sollte anschließend unbedingt<br />
ein kurzes Brainstorming oder eine Diskussion<br />
über die derzeitigen Fortschritte beim<br />
Umweltschutz folgen. Überlegt auch, was<br />
sonst noch getan werden könnte und was<br />
die Gruppe tun kann.<br />
Lest am besten geeignete Hintergrundinformationen,<br />
bevor ihr die Fragen über den<br />
Zusammenhang zwischen Menschenrechten<br />
und Umwelt stellt.<br />
Gestestet von: Friedrich Köckert (friedrich@iynf.org)<br />
Quelle: Englische Originalausgabe: COMPASS –<br />
A Manual on Human Rights Education with Young People.<br />
Deutschsprachige Onlineversion unter<br />
http://kompass.humanrights.ch<br />
jung. bunt. aktiv.<br />
www.naturfreundejugend.de
Oh deer! & Fuchslauf<br />
Wer möchte gerne wilde Tiere beobachten? Wer würde gerne lernen, wie man<br />
sich nahe an Tiere anschleichen kann? Für den*die wird es Zeit zu lernen wie ein<br />
Fuchs zu laufen.<br />
Ziele:<br />
»»<br />
Schleichen lernen<br />
»»<br />
Verhalten von Jägern und Gejagten verdeutlichen<br />
»»<br />
Aufmerksamkeit und Konzentration fördern<br />
Alter: 10+<br />
Gruppengröße: 6 – 20<br />
Dauer: 30 Minuten<br />
Ort: Nadelwald ist ideal, da wir die Zapfen<br />
nutzen wollen. Ansonsten gehen auch die<br />
Socken der Teilnehmer*innen.<br />
Ablauf:<br />
Material:<br />
Eine Augenbinde<br />
Fuchslauf<br />
Als Vorübung macht es Sinn, schleichen oder den Fuchslauf zu<br />
üben: Dafür beugt die Knie etwas und entspannt den Körper. Dann<br />
macht langsam einen Schritt nach vorne und stellt die Zehen zuerst auf. Setzt langsam den<br />
ganzen Fuß ab, und wenn ihr den Eindruck bekommt, ihr würdet ein Geräusch machen, hebt<br />
ihn wieder und setzt ihn woanders hin. Dann verlagert euer ganzes Gewicht auf diesen Fuß<br />
und wiederholt die Prozedur <strong>mit</strong> dem anderen Fuß. So tastet ihr euch langsam voran. Übt das<br />
Ganze als Gruppe im Kreis, um Gleichmäßigkeit und Konzentration zu fördern.<br />
Um den Kontrast und die Wirkung zu verstärken, kann man auch erstmal versuchen, so laut<br />
wie möglich zu laufen und dann den Fuchsgang üben. Fortgeschrittene können versuchen den<br />
Fuß nicht gerade abzusetzen, sondern ihn über die Außenkante abzurollen, um so weniger<br />
Auftrittsfläche zu nutzen. Alternativ kann man auch vom Hacken aus starten. Je dicker die<br />
Schuhe, desto weniger Feingefühl habt ihr. Barfuß schleicht es sich am besten.<br />
Nach einer Weile solltet ihr versuchen, nicht mehr so viel auf die Füße zu schauen und den<br />
Kopf auf einer Ebene zu halten, ihn also nicht hoch und runter zu bewegen, wie man es normalerweise<br />
beim Laufen tut. So seid ihr für viele Tiere, zum Beispiel für Rehe, schwerer zu<br />
erkennen.<br />
Oh deer!<br />
Rehe (englisch deer) haben einen ausgezeichneten Geruchs- und Gehörsinn (man sieht es<br />
an ihren großen Ohren, die sie in alle Richtungen drehen können), sie können aber relativ<br />
schlecht sehen. Vor allem können sie nur Bewegungen wahrnehmen, aber Menschen oder<br />
ABCDEFGHIJKLMNO PQRSTUVWXYZ
OH DEER! & FUCHSLAUF Seite 2 von 4<br />
tierische Jäger nicht an ihren Konturen erkennen, wenn diese sich nicht bewegen. Rehe eignen<br />
sich also hervorragend für Schleichspiele.<br />
Sammelt ein paar Hölzer <strong>mit</strong> circa 50 bis 100 Zentimetern Länge und so viele Tannenzapfen<br />
(oder ähnliche Zapfen) wie ihr finden könnt (circa 50 bis 100 Stück). Falls ihr keine findet<br />
und auch keine anderen leichten Wurfobjekte zur Verfügung habt, könnt ihr die Socken der<br />
Teilnehmer*innen zu Knäueln zusammenwickeln und als Wurfgeschosse nutzen.<br />
Ein*e Freiwillige*r setzt sich auf den Boden und bekommt die Augen verbunden. Diese Person<br />
ist das Reh und hat einen Haufen Tannenzapfen vor sich liegen. Mit den gesammelten Hölzern<br />
wird ein Kreis um das Reh gelegt, was die Beute symbolisiert. Der Rest der Gruppe stellt die<br />
Jagdtiere dar, die sich rund um das Reh in einem Radius von circa zehn Metern aufstellen. Das<br />
Ziel ist es nun, sich an den Holzkreis anzuschleichen, ein Holz aus dem Kreis zu nehmen und<br />
dieses zum eigenen Startpunkt zurückzubringen. Das in der Mitte sitzende Reh kann sich nur<br />
auf seinen Gehör- (und Geruchs-)sinn verlassen und wirft Tannenzapfen in die Richtung, aus<br />
der es Geräusche wahrnimmt. Wird ein*e Spieler*in getroffen, muss er*sie sich an diesem Ort<br />
hinhocken und bis zum Ende der Runde warten. Sobald es dem*der ersten Spieler*in gelungen<br />
ist, <strong>mit</strong> seiner*ihrer Beute an die Grundlinie zurückzukehren, wird diese Person zum Reh und<br />
eine neue Runde beginnt.<br />
Varianten:<br />
»»<br />
Falls der Wald sich gut zum Verstecken<br />
eignet, die Bäume groß genug sind und<br />
dicht genug stehen, könnt ihr diese Variante<br />
spielen, in der man sich komplett<br />
unsichtbar machen muss. Ein*e Freiwillige*r<br />
ist wieder das Reh und schaut sitzend<br />
oder stehend in eine Richtung. Alle<br />
anderen verstecken sich in einem Radius<br />
von mindestens 15 Metern im Halbkreis<br />
hinter dem Reh. Das Reh gibt ein Startsignal<br />
und alle Teilnehmer*innen versuchen<br />
nun sich anzuschleichen. Wenn das Reh<br />
ein Geräusch hört, zählt es laut bis drei<br />
oder sagt laut „Ja, was ist denn da?“ (oder<br />
etwas Ähnliches) und dreht sich um. Alle<br />
Personen, die es dann sieht, dürfen nicht<br />
mehr weiter jagen oder müssen zur Startlinie<br />
zurück. Auch, wenn nur Kleidungsstücke<br />
oder einzelne Körperteile zu sehen<br />
sind und namentlich einer Person zugeordnet<br />
werden können, muss diese Person<br />
nach Beschreibung seines*ihres Verstecks<br />
zurück zum Start. Die erste Person, die das<br />
Reh erreicht, berührt es an der Schulter<br />
und ist in der nächsten Runde das Reh.<br />
»»<br />
Alternativ reicht es aus, in der Bewegung<br />
zu erstarren statt sich zu verstecken.<br />
Alle Teilnehmer*innen, die das Reh beim<br />
Bewegen „erwischt“, müssen zum Start
OH DEER! & FUCHSLAUF Seite 3 von 4<br />
zurück. Für diese Variante hilft es, wenn<br />
ein*e Leiter*in als Schiedsrichter fungiert,<br />
um Streitigkeiten über rechtzeitiges oder<br />
zu spätes Erstarren zu lösen.<br />
»»<br />
Ihr könnt anschließend an das Spiel für<br />
eine Weile als Gruppe durch den Wald<br />
schleichen und versuchen, neue Laute<br />
wahrzunehmen und Tiere zu beobachten.<br />
»»<br />
Ladet die Teilnehmer*innen ein, das<br />
Schleichen weiter zu üben und zu versuchen<br />
sich <strong>mit</strong> echten Tieren (Katzen, Vögeln<br />
, Eichhörnchen et cetera) zu messen<br />
und sich möglichst nahe an sie ranzuschleichen.<br />
!<br />
Hinweise: Schleichen kann als Aspekt<br />
von Jagd- und Verteidigungsstrategien<br />
von Tieren thematisiert werden. Ansonsten<br />
sind die vorgestellten Spiele vor<br />
allem sehr spaßig und fördern die Aufmerksamkeit<br />
und Achtsamkeit beim Fortbewegen<br />
durch die Natur.<br />
Die Tannenzapfen sollten nicht zu hoch und<br />
nicht zu fest geworfen werden, um gefährliche<br />
Treffer in Kopfhöhe zu vermeiden.<br />
Für die Spiele im Wald sollten die Teilnehmer*innen<br />
gutes Schuhwerk benutzen, und<br />
auch der Rest der Kleidung sollte für Draußenspiele<br />
geeignet sein und gegebenenfalls<br />
dreckig werden können.<br />
Gestestet von: Friedrich Köckert (friedrich@iynf.org)<br />
Quelle: Der Fuchslauf stammt aus Young, Jon; Haas, Ellen,<br />
McGown, Evan (2010): Coyote’s Guide for connecting with nature,<br />
Shelton, USA<br />
jung. bunt. aktiv.<br />
www.naturfreundejugend.de<br />
ABCDEFGHIJKLMNO PQRSTUVWXYZ
OH DEER! & FUCHSLAUF Seite 4 von 4
Ökosystem<br />
In diesem Spiel geht es darum, möglichst effektiv verschiedene Nahrungsketten<br />
dreier Ökosysteme zu versorgen – und das <strong>mit</strong> ziemlich viel Denken<br />
und Laufen. Ein anspruchsvolles Teamspiel, das Raum für Auswertungen sowohl<br />
zur Teamkooperation als auch zur Komplexität von Ökosystemen bietet.<br />
Material:<br />
Ziele:<br />
»»<br />
Kooperation und Koordination fördern<br />
»»<br />
Nahrungsketten und Zusammenhänge<br />
eines Ökosystems verstehen<br />
• Tiere in Form von kleinen Stoffstücken,<br />
Holz, Spielfiguren, Zapfen oder ausgedruckten<br />
und laminierten kleinen Tierbildern<br />
(50 bis 100 Stück pro Tier)<br />
• eine Übersichtskarte des Spielgeländes<br />
(zum Beispiel auf einem Flipchart), auf der<br />
die Aufenthaltsorte der Tiere markiert sind<br />
• eine Legende, die angibt, welches Symbol<br />
für welches Tier steht<br />
• pro Teamleiter*in drei ausgedruckte<br />
Statistiktabellen (Anhang 1)<br />
• pro Team ein Jahreszeitenplan (Anhang 2)<br />
und eine Kopie der Regeln für die Teilnehmer*innen<br />
• Zettel und Stifte für die Teams<br />
Alter: 14+<br />
Gruppengröße: 10 – 60<br />
1 Leiter*in + 1 für jedes Team<br />
Dauer: 2 – 2,5 Stunden<br />
Ort: Wald, Wiese, Park oder Ähnliches <strong>mit</strong><br />
einem Radius von circa 200 Metern um die<br />
zentralen Basis herum<br />
Ablauf: Die Leitung bereitet einen gemeinsamen<br />
Startpunkt vor, der sich ungefähr in der<br />
Mitte des Geländes befindet. Dort wird der<br />
Übersichtsplan über das Gelände aufgehängt<br />
und eine Legende, die alle Tiersymbole benennt.<br />
Die einzelnen Tierarten werden jeweils<br />
an einem Punkt im Gelände, in circa<br />
100 bis 200 Meter Entfernung von der Basis<br />
versteckt, zum Beispiel in einem Beutel<br />
am Baum. Diese Standorte werden in der<br />
Übersichtskarte eingezeichnet, jedoch ohne<br />
anzugeben, welche Tierkarten sich dort<br />
genau befinden. Versucht die verschiedenen<br />
Ökosysteme möglichst gleichmäßig<br />
über das Gelände zu verteilen. Die Teams<br />
bekommen jeweils einen Platz neben der<br />
Basis zugewiesen, ausreichend weit voneinander entfernt,<br />
da<strong>mit</strong> sie akustisch voneinander getrennt sind (circa zehn Meter).<br />
Die Teilnehmer*innen werden in Teams von fünf bis acht Personen eingeteilt. Sie bekommen<br />
die Spielerklärung schriftlich ausgehändigt und bekommen Zeit zum Lesen in den Teams.<br />
Anschließend gibt es Zeit, um Verständnisfragen zu klären.<br />
ABCDEFGHIJKLMNO PQRSTUVWXYZ
ÖKOSYSTEM Seite 2 von 6<br />
Regeln für die Teilnehmer*innen:<br />
Jedes Team ist Versorger von drei verschiedenen Ökosystemen. Diese Ökosysteme funktionieren<br />
unabhängig voneinander. Jedes von ihnen hat eine bestimmte Nahrungskette: ein Organismus<br />
ist Futter für den nächsten (ein Frosch isst Mücken, ein Storch isst Frösche). Jedes<br />
Tier braucht genug Futter zum Überleben. In diesem Fall bedeutet „genug“ zweimal soviel.<br />
Zum Beispiel braucht ein Hai zwei Dorsche, ein Dorsch zwei Heringe und ein Hering zwei<br />
Seealgen. Also benötigt man acht Seealgen in einem Jahr, da<strong>mit</strong> ein Hai am anderen Ende der<br />
Nahrungskette überlebt. Für die drei Ökosysteme gelten für das zum Überleben notwendige<br />
Futter die folgenden Verhältnisse:<br />
HAI DORSCH HERING SEEALGE<br />
1 2 4 8<br />
STORCH FROSCH MÜCKE<br />
1 2 4<br />
BAUMMARDER EICHHÖRNCHEN NUSS<br />
1 2 4<br />
Ziel des Spiels ist es, am Ende die größte Anzahl an Haien, Störchen und Baummardern zu<br />
erreichen – also von den Tieren, die am höchsten in der Nahrungskette stehen. Dafür müsst<br />
ihr die gesamte dazugehörige Nahrungskette durch Sammeln organisieren. Um zu gewinnen<br />
müsst ihr jede Nahrungskette mindestens einmal komplett gesammelt haben! Dabei erhaltet<br />
ihr je nach Tier unterschiedliche Punktzahlen:<br />
Hai – 4 Punkte Storch – 3 Punkte Baummarder – 3 Punkte<br />
Die Summe der gesammelten Punkte bildet das Endergebnis.<br />
Jedes Team nimmt drei Jahre am Leben dieser Ökosysteme teil. Jedes Jahr dauert 20 Minuten<br />
und ist unterteilt in die vier Jahreszeiten, jede fünf Minuten lang. Während dieser Zeit können<br />
Tiere (Futter) von ihren bestimmten Sammelstellen gesammelt werden. Diese sind über das<br />
ganze Gebiet verteilt (siehe Karte). Der Jahreszeitenplan der Ökosysteme bestimmt die Vermehrungsrate<br />
für jede Art. Die Jahreszeiten verlaufen ohne Pause nacheinander und jeder<br />
Jahreszeitenwechsel wird laut angekündigt. Nach jedem abgeschlossenen Jahr gibt es eine<br />
Pause von zehn Minuten.<br />
Eine Person darf pro Lauf nur eine Sammelstelle anlaufe, von dort ein Tier <strong>mit</strong>nehmen und zur<br />
Teambasis bringen. Die gesammelten Tiere vermehren sich dann entsprechend des Jahreszeitenplans<br />
(Anhang 2), das heißt ihre Anzahl wird <strong>mit</strong> der entsprechenden Vermehrungsrate<br />
multipliziert. Ist die Rate Null, sind die Lebensbedingungen des Organismus nicht erfüllt und<br />
er „stirbt“. Die Vermehrung (Multiplikation) geschieht nur in dem Moment, in dem das Tier<br />
gesammelt und zur Teambasis zurückgebracht wird – einmalig für das ganze Spiel.<br />
Ein Tier zu füttern bedeutet, am Ende des Jahres, in dem es gesammelt wurde, genügend<br />
Futter zu haben. Am Jahresende werden alle gesammelten Tiere zusammengezählt und die<br />
Punkte für die höchsten Tiere der Nahrungsketten vergeben. Alle Tiere die gefressen oder<br />
bepunktet wurden, werden aus dem Spiel entfernt. Alle Tiere – egal auf welcher Ebene der
ÖKOSYSTEM Seite 3 von 6<br />
Nahrungskette – die nicht genug Futter zum Überleben hatten, werden aus<br />
dem Spiel entfernt, sie „sterben“. Alle nicht genutzten Tiere werden auf das<br />
nächste Jahr übertragen.<br />
Jedes gesammelte Tier muss sofort bei Rückkehr zur Basis eurer zugeteilten<br />
Leitung gemeldet und gezeigt werden. Es darf nicht für später aufgehoben<br />
werden. Eure*r Leiter*in notiert das gesammelte Tier in der aktuellen Jahreszeit<br />
und berechnet die Vermehrung anhand der Vermehrungsrate. Während<br />
der zehnminütigen Pause können die Teams ihre Strategien planen. Die Notizen<br />
der Leitung dürfen jedoch nicht erfragt werden.<br />
Jedes Jahr müssen ein bis zwei Personen in der Basis bleiben, um die Statistik zu notieren und<br />
die Läufer zu koordinieren. Diese Personen müssen nach jedem Jahr ausgewechselt werden.<br />
Sobald die Pause begonnen hat, darf niemand mehr die Teambasis verlassen. Falls noch Tiere<br />
zurückgebracht werden, können sie am Anfang des nächsten Jahres vermerkt werden.<br />
Varianten:<br />
Es gibt verschiedene Varianten, um den Ablauf<br />
zu vereinfachen oder zu verkürzen:<br />
»»<br />
Macht die Jahreszeiten kürzer: nur vier<br />
statt fünf Minuten.<br />
»»<br />
Verkleinert das Spielgelände beziehungsweise<br />
platziert die Tiere näher an der Basis.<br />
»»<br />
Spielt nur <strong>mit</strong> zwei Nahrungsketten, statt<br />
<strong>mit</strong> dreien.<br />
»»<br />
Spielt ohne die Multiplikationsfaktoren<br />
des Jahreszeitenplans. Diese sind eines der<br />
kompliziertesten Elemente des Spiels.<br />
Auswertungsfragen:<br />
Zur Kooperation im Team:<br />
»»<br />
Wie geht es euch jetzt? Wie ging es euch<br />
während der Übung?<br />
»»<br />
Wie zufrieden seid ihr <strong>mit</strong> eurer Zusammenarbeit?<br />
Wie zufrieden seid ihr <strong>mit</strong> eurer<br />
eigenen Beteiligung?<br />
»»<br />
Was lief gut? Was war schwierig?<br />
»»<br />
Was hat gestört oder gefehlt?<br />
»»<br />
Welche Rollen gab es in eurem Team?<br />
Welche hattet ihr? Wart ihr zufrieden da<strong>mit</strong>?<br />
»»<br />
Wie lief eure Planungsphase? Habt ihr<br />
euch am Anfang dafür Zeit genommen?<br />
Wie lief das Planen in den Pausen? Wie<br />
habt ihr Ideen gesammelt und Entscheidungen<br />
getroffen? Wie habt ihr euch während<br />
der Umsetzung koordiniert? Was würdet<br />
ihr beim nächsten Mal anders machen?<br />
Zum Thema Ökosystem:<br />
»»<br />
Was beeinflusst in diesem Spiel ein<br />
Ökosystem? Welche Faktoren könnten<br />
noch wichtig sein?<br />
»»<br />
Hat das Spiel Fragen über Ökosysteme bei<br />
euch aufgeworfen? (Sammelt und bearbeitet<br />
diese Fragen)<br />
»»<br />
Welche Nahrungsketten fallen euch noch<br />
ein?<br />
»»<br />
Welchen Einfluss haben die Jahreszeiten<br />
auf die unterschiedlichen Ökosysteme?<br />
Welche Konsequenzen hat das für die Tiere<br />
der Nahrungskette?<br />
»»<br />
Was würde passieren, wenn man ein Glied<br />
aus der Nahrungskette entfernt? Ganz<br />
„unten“, in der Mitte oder „oben“?<br />
»»<br />
Im Spiel sind die einzelnen Ökosysteme<br />
unabhängig voneinander. Welche Faktoren<br />
fallen euch ein, die sie <strong>mit</strong>einander verbinden?<br />
Gibt es Nahrungsketten die Wasser-<br />
und Landleben <strong>mit</strong>einander verbinden?<br />
ABCDEFGHIJKLMNO PQRSTUVWXYZ
ÖKOSYSTEM Seite 4 von 6<br />
!<br />
Hinweise:<br />
»»<br />
Jedes Team<strong>mit</strong>glied muss die Regeln des<br />
Spiels und die Nutzung der Statis tiktabelle<br />
verstehen, bevor das Spiel beginnt.<br />
»»<br />
Erfahrene Leiter*innen können auch die<br />
Punkte für zwei Teams notieren – aber<br />
erst nachdem sie genug geübt haben, die<br />
Statistiktabelle auszufüllen.<br />
»»<br />
Ein*e Leiter*in sollte nur dafür verantwortlich<br />
sein, die wechselnden Jahreszeiten<br />
an zukündigen, da die Teilnehmer* innen<br />
durch gehend kommen und gehen. Die Zeiten<br />
ansage ist auch gut für die Motivation.<br />
Mit einer Musikanlage könnt ihr für jede<br />
Jahreszeit einen anderen Musiktitel laut<br />
abspielen, der genau fünf Minuten läuft.<br />
So wissen die Teilnehmer*innen anhand der<br />
Musik, in welcher Jahreszeit sie sich befinden.<br />
»»<br />
Der*die Leiter*in sollte auch ein Erste-Hilfe<br />
- Set dabei haben.<br />
»»<br />
Während der Pausen solltet ihr die Beutel<br />
<strong>mit</strong> den Tieren kontrollieren und schauen,<br />
ob noch genügend Tiere vorhanden sind.<br />
Nachdem alle gesammelten Tiere gezählt<br />
wurden, können sie wieder zum Auffüllen<br />
der Vorräte genutzt werden.<br />
»»<br />
Das Endergebnis kann während der Auswertung<br />
vorgestellt werden. Anhand der<br />
vielen gesammelten Daten könnt ihr neben<br />
der Punktsumme auch die Effizienz<br />
der Teams (Anzahl der Läufe pro erhal tene<br />
Punkte), die Anzahl der „gestorbenen“ Tiere<br />
(also der Tiere, die gesammelt, aber nicht<br />
gefüttert wurden) sowie die Entwicklung<br />
dieser Größen über die drei Jahre betrachten.<br />
»»<br />
Plant eine Pause zwischen Ende des Spiels<br />
und der Auswertung, sodass sich die<br />
Teilneh mer*innen erholen und gegebenenfalls<br />
die Kleidung wechseln können.<br />
Außerdem be nötigt ihr als Leitungsteam<br />
die Zeit, um die statistischen Ergebnisse<br />
zu sammeln, euch über eure Beobachtungen<br />
der Teams aus zutauschen und die<br />
Auswertung vorzubereiten.<br />
»»<br />
Das Spiel bietet viele thematische Auswertungsmöglichkeiten.<br />
Gleichzeitig kann<br />
die erlebnispädagogische Team- und Kooperationskomponente<br />
ebenfalls sehr präsent<br />
sein. Dafür könnt ihr gegebenenfalls<br />
eine Auswertung der persönlichen Erfahrungen<br />
und Teamprozesse in den einzelnen<br />
Teams vornehmen. Die thematische<br />
Auswertung tritt dadurch in den Hintergrund<br />
und sollte erst <strong>mit</strong> etwas Abstand<br />
(zum Beispiel am nächsten Tag) wieder<br />
aufgenommen werden. Schaut deswegen<br />
gut, wie schwer oder leicht ihr das Spieldesign<br />
für eure Gruppe macht, je nach Fähigkeiten<br />
der Gruppe und euren Zielen. Je<br />
mehr ihr <strong>mit</strong> den thematischen Resultaten<br />
arbeiten wollt, desto leichter sollte das<br />
Spieldesign sein.<br />
»»<br />
Ihr könnt den Schwierigkeitsgrad auch<br />
dadurch beeinflussen, dass ihr mehr oder<br />
weniger Tipps gebt und Klarheit schafft.<br />
Wenn jemand die Regeln hinterfragt,<br />
könnt ihr entweder lediglich die entsprechenden<br />
Regeln vom Blatt zitieren oder<br />
hilfreiche Interpretation geben. Teilnehmer*innen<br />
sollten zum Rennen während<br />
des Spiels stabile Schuhe tragen, spitze<br />
Sachen aus den Taschen entfernen und<br />
genügend Wasser zu sich nehmen. Ihr als<br />
Leitung solltet euch dagegen warm genug<br />
anziehen, da es nach 80 Minuten sitzen<br />
und Notizen machen ganz schön kühl<br />
werden kann.<br />
Gestestet von: Friedrich Köckert<br />
(friedrich@iynf.org)<br />
Quelle: Martin, Andy; Franc, Dan;<br />
Zounkova, Daniela (2004): Outdoor<br />
and Experiential Learning. An Holistic<br />
and Creative Approach to Programme<br />
Design. England<br />
jung. bunt. aktiv.<br />
www.naturfreundejugend.de
Anhang 1: Ökosystem Statistiktabelle<br />
!Kopiertipp: <strong>mit</strong> 141% Vergrößerung auf A4 kopieren!<br />
Team:<br />
Übrig vom<br />
Vorjahr:<br />
Frühling ∑ Sommer ∑ Herbst ∑ Winter ∑ ∑ Überlebt Gefressen Übrig<br />
Seealgen x 4 x 6 x 3 x 3<br />
Heringe x 4 x 6 x 4 x 4<br />
Dorsche x 1 x 2 x 2 x 1<br />
Haie x 3 x 2 x 1 x 1 / /<br />
∑ Haie: Punkte:<br />
Mücken x 4 x 5 x 2 x 0<br />
Frösche x 2 x 2 x 2 x 1<br />
Störche x 3 x 1 x 0 x 0 / /<br />
∑ Störche: Punkte:<br />
Nüsse x 0 x 2 x 4 x 3<br />
Eichhörnchen x 2 x 2 x 1 x 0,5<br />
Baummarder x 2 x 2 x 1 x 1 / /<br />
∑ Baummarder: Punkte:<br />
∑ Läufe: ∑ verhungerte Individuen:<br />
Punkte aus dem letzten Jahr: Punkte für dieses Jahr: Punkte Insgesamt:
Frühling Sommer Herbst Winter<br />
6×<br />
5×<br />
4×<br />
3×<br />
Heringe<br />
Seealgen<br />
2×<br />
1×<br />
Dorsche<br />
Haie<br />
5×<br />
4×<br />
3×<br />
2×<br />
1×<br />
Frühling Sommer Herbst Winter<br />
Frösche<br />
!Kopiertipp: <strong>mit</strong> 141% Vergrößerung auf A4 kopieren!<br />
Anhang 2: Ökosystem Jahreszeitenplan<br />
Störche<br />
Mücken<br />
Frühling Sommer Herbst Winter<br />
4×<br />
3×<br />
Nüsse<br />
2×<br />
1×<br />
Baummarder<br />
Eichhörnchen
Paar-Fall & Pendel<br />
Sich einfach mal in die Hände des*der Partner*in fallen lassen? Einfacher<br />
gesagt als getan. Aber das kann man üben, als Paar, zu dritt oder in der<br />
ganzen Gruppe. Ein guter Einstieg in das Thema Vertrauen.<br />
Ziele:<br />
»»<br />
Vertrauen vertiefen<br />
»»<br />
Verlässlichkeit üben<br />
»»<br />
Physische Nähe und Mut fördern<br />
Alter: 14+<br />
Gruppengröße: 8 – 20<br />
Dauer: 20 Minuten<br />
Ort: Als Ort braucht ihr einen flachen, weichen<br />
Untergrund auf Wiese, Feld oder Wald<br />
Ablauf: Für diese Vertrauensübung braucht ihr Paare, bei denen beide etwa gleich groß sind.<br />
Jedes Paar benötigt genügend Platz um sich rum. Ein*e Partner*in wird sich nach hinten fallen<br />
lassen und der*die andere wird ihn*sie auffangen. Die Person, die sich fallen lässt, fragt immer<br />
zuerst, ob die auffangende Person bereit ist. Die fallende Person macht sich steif wie ein Brett<br />
und legt die Arme an den Körper an.<br />
Am Anfang stehen beide sehr dicht beieinander, sodass das Fallenlassen kurz und sicher ist.<br />
Dann vergrößern sie den Abstand voneinander langsam, und der*die Fänger*in verbessert die<br />
Sicherungstechnik, indem er*sie die Hände beim Fangen im Schulterbereich anlegt und ein<br />
Bein nach vorne stellt, um mehr Stabilität zu erreichen. Nach einigen Versuchen tauschen die<br />
beiden die Rollen.<br />
Varianten:<br />
»»<br />
Falls es Dreier-Gruppen gibt, steht eine<br />
sichernde Person vor der fallenden Person<br />
und eine hinter ihr. Dann lässt sich die<br />
Person in der Mitte erst nach vorne fallen<br />
und wird nach dem Auffangen vorsichtig<br />
wieder hingestellt. Anschließend lässt sie<br />
sich in die Arme des*der hinteren Fänger*in<br />
fallen. Falls den Teilnehmer*innen<br />
dies gut gelingt, können sie die <strong>mit</strong>tlere<br />
Person hin- und her schicken ohne in der<br />
Mitte anzuhalten.<br />
»»<br />
„Pendel“ oder „Torkelflasche“: Eine Gruppe<br />
von acht bis zehn Personen bildet einen<br />
Kreis, Schulter an Schulter stehend, die<br />
Handinnenflächen nach vorne in die<br />
Mitte des Kreises ausgestreckt, jeweils<br />
einen Fuß nach hinten versetzt für mehr<br />
Stabilität. Ein*e Freiwillige*r tritt in die<br />
Mitte des Kreises, macht sich steif wie<br />
ein Brett und verschränkt die Arme vor<br />
der Brust. Dann fragt er*sie die Gruppe,<br />
ob alle bereit sind, schließt nach einer positiven<br />
Antwort die Augen und lässt sich<br />
ABCDEFGHIJKLMNOP QRSTUVWXYZ
PAARFALL Seite 2 von 2<br />
nach hinten fallen. Dann wird die Person<br />
vorsichtig im Kreis herumgereicht. Jede*r<br />
muss aufpassen, sie nicht fallen zu lassen.<br />
Dafür müssen die Hände die ganze Zeit erhoben<br />
bleiben. Falls es zu schwierig ist, die<br />
Person zu halten, könnt ihr den Kreis kleiner<br />
machen. Die Person in der Mitte wird<br />
nach 30 bis 40 Sekunden ausgewechselt.<br />
Alle Teilnehmer*innen sollten die Möglichkeit<br />
bekommen, einmal in der Mitte<br />
zu stehen.<br />
Auswertungsfragen:<br />
»»<br />
Wie habt ihr euch gefühlt während der<br />
Übung?<br />
»»<br />
Was hat euch Sicherheit gegeben? Was<br />
hat gestört?<br />
!<br />
Hinweise: Die Oberfläche der Kleidung<br />
(Jacken, Pullis, T-Shirts) sollte trocken<br />
und ein bisschen rau sein, sodass die fallende<br />
Person gut gehalten werden kann.<br />
Bei der Paarübung achtet auf gleiche<br />
Größe der beiden Partner. Das Fangen sollte<br />
auf den oberen Rücken-/ Brust-/ Schulterbereich<br />
zielen und der Stand der Fänger durch<br />
breite und nach hinten versetzte Beine stabilisiert<br />
werden. Spitze Gegenstände (zum<br />
Beispiel Schlüssel) müssen aus den Taschen<br />
entfernt und große Schmuckstücke (Ketten,<br />
Ohrringe et cetera) abgenommen werden.<br />
Die Übungen sollten in Ruhe und <strong>mit</strong> voller<br />
Konzentration durchgeführt werden. Eingehende<br />
Handyanrufe und ablenkende Gespräche<br />
sind häufige Ursachen von Unfällen.<br />
Manchmal passiert es auch, dass die Person<br />
in der Mitte zwar ankündigt, dass sie sich<br />
jetzt fallen lässt, vor lauter Aufregung aber<br />
vergisst, die Bestätigung der Sichernden abzuwarten.<br />
Auch so kann es zu Stürzen kommen.<br />
Ihr könnt die Gruppe auffordern, sich<br />
in die fallende Person hineinzuversetzen. Die<br />
fallende Person bestimmt die Intensität, <strong>mit</strong><br />
der sie bewegt wird.<br />
Bei mangelnder Konzentration muss die<br />
Übung abgebrochen werden.<br />
Gestestet von: Friedrich Köckert<br />
(friedrich@iynf.org)<br />
Quelle: Neumann, Jan (2004): Education<br />
and Learning through outdoor activities,<br />
Tschechische Republik
Planet Cleaners<br />
Dieses Gesellschaftsspiel wurde von Teilnehmer*innen einer internationalen<br />
Jugendbegegnung selbst entwickelt. Die Spieler*innen repräsentieren<br />
dabei verschiedene Länder, gestalten eine nachhaltige Entwicklung und<br />
retten gemeinsam den Planeten – oder nicht! Ein kurzweiliges Spiel <strong>mit</strong><br />
vielen Strategieoptionen, das die Komplexität von Verhandlung und Kooperation<br />
verdeutlicht.<br />
Ziele:<br />
»»<br />
Globales Handeln zum CO 2<br />
-Sparen erlebbar<br />
machen<br />
»»<br />
Die Notwendigkeit von Kooperation zeigen<br />
»»<br />
Die Komplexität von Verhandlungen verdeutlichen<br />
»»<br />
Ressourcenknappheit verdeutlichen<br />
Alter: 14+<br />
Gruppengröße: Drei bis vier Personen<br />
pro Spielset<br />
Dauer: 15 Minuten Spielerklärung,<br />
40 Minuten Spielzeit und<br />
30 Minuten Auswertung<br />
Ort: Pro Spielteam ein Spieltisch<br />
Material:<br />
Ablauf:<br />
Jeweils drei oder vier Teilnehmer*innen sitzen an einem Spieltisch.<br />
Es lohnt sich, mehrere Spielsets zur Verfügung zu haben. Erstens<br />
können dann mehrere Gruppen gleichzeitig spielen, zweitens<br />
können so verschiedene Szenarien im Nachhinein verglichen<br />
werden. Ihr erklärt allen die Spielregeln und klärt Fragen.<br />
Jede*r Spieler*in denkt sich ein imaginäres Land aus, welches<br />
er*sie im Spiel repräsentiert. Er*sie überlegt sich, welche<br />
sozial en, ökonomischen und geografischen Bedingungen in<br />
dem Land herrschen. Vor Beginn der ersten Runde stellt jede*r<br />
Spieler*in sein*ihr Land den anderen vor. Habt ihr zu wenige<br />
Spielsets, können auch zwei oder drei Spieler*innen zusammen<br />
als ein Land spielen.<br />
Das Spielset ist englischsprachig<br />
und digital<br />
kostenlos erhältlich<br />
unter http://files.fm/u/<br />
qjpbqvg.<br />
Es besteht aus 114 Spielkarten<br />
und 4 Übersichtskarten,<br />
die auch<br />
die Spielerklärung beinhalten.<br />
Des Weiteren<br />
braucht ihr 40 Nüsse,<br />
Samen, Steine, Holzstücke<br />
oder Ähnliches,<br />
um die CO 2<br />
-Emissionen<br />
darzustellen.<br />
Jeder Spieltisch stellt den Planeten Erde dar. Pro Spieltisch<br />
gibt es 40 CO 2<br />
-Emissionen, zehn pro <strong>mit</strong>spielendes Land.<br />
Ziel des Spiels ist es, die CO 2<br />
-Emissionen durch den Bau klimafreundlicher<br />
Technologien (wie zum Beispiel Windräder, Solaranlagen und Recyclinganlagen)<br />
in den einzelnen Ländern zu reduzieren. Um diese zu bauen, brauchen die Länder<br />
ABCDEFGHIJKLMNOP QRSTUVWXYZ
PLANET CLEANERS Seite 2 von 2<br />
Ressourcen (Bildung, Agrarfläche, Wald, Flüsse, Sonne, Technologie und Wind, außerdem Investitionen<br />
und Kooperation), die sie in Form von Spielkarten jede Runde ziehen. Ressourcen<br />
können auch <strong>mit</strong> anderen Spielern getauscht werden, wofür es gutes Verhandlungsgeschick<br />
braucht. In jeder Spielrunde gibt es außerdem Aktionskarten, die positive wie negative Auswirkungen<br />
auf die Länder der Spieler*innen haben.<br />
Das Spiel endet, wenn alle 40 CO 2<br />
-Emissionen abgebaut wurden. Der*die Spieler*in <strong>mit</strong> den<br />
meisten abgebauten CO 2<br />
-Emissionen wird „Planet Cleaner No. 1“. Wenn jedoch zuvor alle<br />
Ressourcenkarten verbraucht wurden, gibt es keinen Gewinner, alle verlieren und das Spiel<br />
ist ebenfalls vorbei.<br />
Das Interessante an dem Spiel ist, ab wann und wie die Teilnehmer*innen <strong>mit</strong>einander kooperieren,<br />
um das gemeinsame Ziel, alle CO 2<br />
-Emissionen abzubauen, zu erreichen. Normalerweise<br />
hat die Tatsache, ein eigenes Land zu repräsentieren und eigene Spielkarten auf die Hand zu<br />
bekommen den Effekt, dass man zunächst „gegen“ die anderen spielt, um zu „gewinnen“. Im<br />
Angesicht schwindender Ressourcen gibt es dann sehr unterschiedliche kooperative Strategien<br />
und Verhaltensweisen.<br />
Varianten:<br />
»»<br />
Ihr könnt statt eines gemeinsamen<br />
CO 2<br />
-Stapels jedem Land individuell zehn<br />
CO 2<br />
-Steine geben. Am Ende gewinnt dann<br />
das Land, welches als erstes seine zehn<br />
CO 2<br />
-Emissionen abgebaut hat. Spätestens<br />
nach dem Spiel stellt sich dann die Frage:<br />
Wessen Problem sind eigentlich die verbleibenden<br />
CO 2<br />
-Emissionen der anderen<br />
Länder? Natürlich das Problem aller Länder!<br />
Manchen Teams wird dieses Problem<br />
schon während des Spiels bewusst, und<br />
sie ändern ihre Strategie.<br />
Auswertungsfragen:<br />
»»<br />
Wie hat euch das Spiel gefallen?<br />
»»<br />
Wessen Planet hat alle CO 2<br />
-Emissionen<br />
abgebaut und so<strong>mit</strong> überlebt?<br />
»»<br />
Wie habt ihr das geschafft? Was waren<br />
wichtige Momente, Ideen und Entscheidungen?<br />
»»<br />
Was passierte an den anderen Spieltischen?<br />
Welches Verhalten und welche<br />
Strategien haben bei euch dominiert?<br />
»»<br />
War es leicht oder schwer <strong>mit</strong>einander zu<br />
kooperieren? Was hat geholfen, was Kooperation<br />
verhindert?<br />
!<br />
Hinweise: Während des Spiels sollten<br />
ein bis zwei Leiter*innen anwesend sein,<br />
um Fragen zum Spiel individuell am jeweiligen<br />
Tisch zu klären und parallel die<br />
Spielverläufe an den übrigen Tischen zu<br />
beobachten.<br />
Gestestet von:Friedrich Köckert<br />
(friedrich@iynf.org)<br />
Quelle: http://files.fm/u/qjpbqvg
Recycling-Staffel<br />
Warum ist Müll und dessen Verwertung überhaupt ein Problem? Welche<br />
Stoffe stecken in unserem Müll? Wie lange brauchen sie, um sich zu zersetzen?<br />
Wie kann man sie richtig recyceln? Und was kann man noch tun, um<br />
das Müllproblem anzugehen?<br />
Da hilft nur, mal genau in die Mülltonne reinzugucken und endlich mal im<br />
Müll zu spielen!<br />
Ziele:<br />
»»<br />
Welche Stoffe zersetzen sich wie schnell?<br />
»»<br />
Wie recycelt man richtig?<br />
»»<br />
Wie kann man Müll reduzieren?<br />
Alter: 10+<br />
Gruppengröße: 8 – 20<br />
Dauer: 30 Minuten<br />
Ort: Eine ebene Fläche von 20 Meter, auf<br />
denen die Teilnehmer*innen schnell laufen<br />
können.<br />
Material:<br />
Ablauf:<br />
Vorbereitung:<br />
Wenn möglich und nötig könnt ihr die Übung <strong>mit</strong> einer kurzen<br />
Müllsammelphase in der Umgebung beginnen. Falls alles schon<br />
aufgeräumt ist, nutzt den Müll, der auf dem Camp anfällt. Bildet<br />
Teams <strong>mit</strong> vier bis sechs Mitgliedern pro Team. Die Teams stellen<br />
sich nebeneinander an eine Grundlinie. Auf dieser Grundlinie<br />
wird für jedes Team ein etwa gleich großer Haufen gemischter<br />
Müll aufgeschüttet.<br />
Durchführung:<br />
Jedes Team soll nun seinen Müllhaufen sortieren – und zwar<br />
auf einem Zeitstrahl nach Schnelligkeit des natürlichen Zersetzungsprozesses<br />
der einzelnen Stoffe. Der Zeitstrahl beginnt<br />
auf einer gegenüberliegenden Grundlinie, 20 Meter<br />
entfernt, und führt zum Team hin. Dabei werden schnell<br />
zersetzende Stoffe an den Anfang des Zeitstrahls gelegt. Sie<br />
Pro Team braucht ihr:<br />
• einen Sack <strong>mit</strong> circa<br />
40 Litern gemischten<br />
Müll<br />
• ein Paar Arbeitshandschuhe<br />
pro<br />
Teilnehmer*in, oder<br />
mindestens ein Paar<br />
pro Team<br />
• außerdem ein<br />
Flipchart und Marker<br />
oder Handouts oder<br />
Moderationskarten,<br />
sowie Seife zum Händewaschen.<br />
werden desto näher an die Grundlinie der Teams gelegt, je langsamer sie sich zersetzen.<br />
Beim Startsignal läuft ein Team<strong>mit</strong>glied pro Team <strong>mit</strong> einem Stück Müll los und legt es<br />
auf den Zeitstrahl. Dabei benutzen die Team<strong>mit</strong>glieder Handschuhe, die sie anschließend dem<br />
ABCDEFGHIJKLMNOPQR STUVWXYZ
RECYCLING-STAFFEL Seite 2 von 4<br />
nächsten loslaufenden Team<strong>mit</strong>glied übergeben. Ziel ist es, den Müllberg des Teams schnell<br />
und richtig zu sortieren.<br />
Sind alle Teams <strong>mit</strong> ihrem Müll-Zeitstrahl fertig, wird jeder Zeitstrahl abgelaufen und durch<br />
die Leiter*innen zusammen <strong>mit</strong> der Gesamtgruppe ausgewertet. Dabei dauert der erste<br />
Zeitstrahl am längsten, da ihr hier alles erklärt und die Zeiten für jedes neue Müllobjekt von<br />
der Gruppe nachgefragt und offengelegt werden. Trotzdem sollte jeder Zeitstrahl komplett<br />
abgelaufen und zusammen <strong>mit</strong> der Gruppe sortiert werden.<br />
Nachbereitung:<br />
Im Anschluss könnt ihr zuerst eine Übersicht über die Zerfallszeiten ver schiedener Stoffe<br />
geben (siehe Kasten). Bei Müll <strong>mit</strong> gemischten Materialien ist der Wertstoff <strong>mit</strong> der längsten<br />
Zerfallszeit der entscheidende. Schaut dafür nach Beispielen in der Müllsammlung (zum<br />
Beispiel ein Lederschuh <strong>mit</strong> Gummisohle). Die Zersetzungsgeschwindigkeit hängt außerdem<br />
von der Sonneneinstrahlung, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Größe der Müllstücke und der beteiligten<br />
Mikroorganismen ab.<br />
Zerfallszeiten<br />
Zwei bis fünf Wochen: rohes Essen, ein<br />
Apfelgehäuse, recyceltes Papier<br />
Ein bis drei Monate: ein Papiertaschentuch<br />
Ein bis fünf Monate: ein Baumwollshirt<br />
Drei bis 14 Monate: ein Hanfseil, eine Zeitung<br />
Ein bis fünf Jahre: ein Zigarettenfilter, ein<br />
Kaugummi, ein Kleidungsstück aus Wolle<br />
Fünf Jahre: <strong>mit</strong> Plastik beschichtetes Papier<br />
Zehn bis 20 Jahre: dünne Plastiktüte<br />
13 Jahre: ein behandeltes Stück Holz<br />
30 bis 40 Jahre: Nylonstoff<br />
Bis zu 50 Jahre: Leder<br />
50 bis 80 Jahre: Gummi (zum Beispiel<br />
eine Schuhsohle)<br />
100 Jahre: eine Blechdose, ein Feuerzeug<br />
200 bis 500 Jahre: eine Aluminiumdose<br />
100 bis 1 000 Jahre: eine Plastikflasche<br />
oder Aldi-Plastiktüte<br />
Eine Millionen Jahre: eine Glasflasche
RECYCLING-STAFFEL Seite 3 von 4<br />
Auswertungsfragen:<br />
Es gibt verschiedene Themenbereiche, die ihr<br />
von hier aus weiterverfolgen könnt:<br />
»»<br />
Wie werden die verschiedenen Sachen in<br />
unserem Müllsystem getrennt? Welcher<br />
Müll ist am meisten vorhanden?<br />
»»<br />
In wie vielen Produkten ist Plastik verarbeitet?<br />
Wie viele sind davon Verpackungen<br />
für Lebens<strong>mit</strong>tel? Was bedeutet die<br />
Verwendung von Plastik für das Recycling?<br />
»»<br />
Warum sollte man recyceln? Macht Recycling<br />
aus schlechtem Müll guten Müll?<br />
Was kann man noch tun um das Müllproblem<br />
in den Griff zu bekommen?<br />
»»<br />
In ärmeren Ländern wird der Müll auch<br />
sortiert, aber es gibt keine Fabriken, die<br />
diesen wieder zu Rohstoffen machen.<br />
Wozu wird er dort sortiert und wie geschieht<br />
das?<br />
»»<br />
Wie funktioniert natürliche Zersetzung in<br />
der Natur? Welche Faktoren spielen bei<br />
der Zersetzung eine Rolle? Wie baue und<br />
behandle ich einen Kompost?<br />
!<br />
Hinweise: Vorsicht bei Glasscherben<br />
und scharfen Kanten, zum Beispiel an<br />
Dosen. Achtet da rauf, dass alle Teilnehmer*innen<br />
die Arbeitshandschuhe benutzen.<br />
Nachdem <strong>mit</strong> dem Müll hantiert<br />
wurde, sollten sich alle Teilnehmer*innen die<br />
Hände <strong>mit</strong> Seife waschen gehen.<br />
Schaut, welcher Aspekt<br />
der Müllthematik euch<br />
für eure Veranstaltung<br />
besonders interessiert und<br />
lest vorher weitere Hintergrundinformationen<br />
zum<br />
Thema (zum Beispiel das Kapitel „Müll“ in<br />
der Grünen Werkzeugkiste). Auch ein thematischer<br />
Filmabend kann hier passend sein<br />
(zum Beispiel das Video „Story of Stuff“).<br />
Diese Übung ist vor allem ein erster spielerischer<br />
Einstieg ins Thema.<br />
Der Wettstreit ist bei diesem Spiel völlig<br />
zweitrangig und dient eher zum Spaß am<br />
Spiel.<br />
Gestestet von: Friedrich Köckert (friedrich@iynf.org)<br />
Quelle: Angelehnt an das Spiel „Recycle Relay“ der City of<br />
Lubbock Water Utilities Conservation Education Department, USA<br />
jung. bunt. aktiv.<br />
www.naturfreundejugend.de<br />
ABCDEFGHIJKLMNOPQR STUVWXYZ
RECYCLING-STAFFEL Seite 4 von 4
Regenwaldgipfel<br />
In dieser Methode soll die Bedeutung des Regenwaldes durch ein Rollenspiel<br />
verdeutlicht werden. Versetzt euch in die Rollen von Politiker*innen,<br />
Ureinwohner*innen und McDonalds-Vertreter*innen hinein und versucht<br />
einen gemeinsamen Kompromiss auszuarbeiten.<br />
Ziele:<br />
»»<br />
Bedeutung des Regenwaldes für den Klimaschutz<br />
begreifen<br />
»»<br />
Verschiedene Perspektiven im Zusammenhang<br />
<strong>mit</strong> Schutz und Zerstörung des Regenwaldes<br />
kennenlernen<br />
Alter: 10+<br />
Gruppengröße: 10 – 30<br />
Dauer: 90 – 120 Minuten<br />
Ort: Seminarraum oder großes Zelt<br />
Material:<br />
Ablauf:<br />
Vorbereitung<br />
Kopiert die Informations- und Rollenkarten. Jede Gruppe erhält<br />
eine Informations- und eine Rollenkarte. Die Vorsitzenden erhalten<br />
das gesamte Set.<br />
Informationskarten<br />
(Anhang 1), Rollenkarten<br />
(Anhang<br />
2), festes Papier und<br />
Marker<br />
Anleitung<br />
1. Erklärt, dass alle an der Durchführung eines „Nachhaltigkeitsgipfels“<br />
zum Thema Regenwald beteiligt sein werden, der in Brasilia, der Hauptstadt Brasiliens,<br />
stattfinden wird. Unterschiedliche Interessen werden dort vertreten sein. Ziel des Gipfels<br />
ist eine Empfehlung an die brasilianische Regierung, was <strong>mit</strong> einer bestimmten Region des<br />
Regenwaldes geschehen soll. Zwei große landwirtschaftliche Betriebe wollen je 25 000 Hektar<br />
Land kaufen, um dort Soja anzubauen und Rinder zu halten. Einige Bürgerinitiativen wollen<br />
dies verhindern.<br />
2. Wählt eine*n Vorsitzende*n (oder auch zwei), die den Gipfel als brasilianische*r Umweltminister*in<br />
leiten sollen. Sie sind verantwortlich dafür, die Diskussion zu moderieren und alle<br />
Interessen <strong>mit</strong> einzubeziehen. Verteilt die entsprechende Rollenkarte und auch eine Liste der<br />
anderen Rollen, sodass sie sich vorbereiten können.<br />
3. Teilt den Rest in fünf gleich große Gruppen. Jede Gruppe erhält eine Informationskarte (die<br />
Vorsitzenden bereiten sich währenddessen vor). Jede Informationskarte beinhaltet Informationen<br />
zu einem bestimmten Aspekt des Regenwaldes und ist wichtig für die Vorbereitung des<br />
Regenwaldgipfels, auf dem alle bestimmte Interessen vertreten müssen. Gebt jeder Gruppe<br />
ausreichend Zeit, ihre Informationskarten zu lesen.<br />
ABCDEFGHIJKLMNOPQR STUVWXYZ
REGENWALDGIPFEL Seite 2 von 6<br />
4. Jede Gruppe sollte die zwei oder drei wichtigsten Punkte ihrer Karte für die anderen zusammenfassen.<br />
5. Verteilt nun die restlichen Rollenkarten an die fünf Gruppen. Gebt allen ein paar Minuten,<br />
ihre Karten zu lesen und ihre Rolle in ihrer Kleingruppe zu diskutieren. Außerdem sollten sie<br />
<strong>mit</strong> dem festen Papier Namensschilder vorbereiten, auf denen Name und Organisation stehen,<br />
die sie repräsentieren. Diese Namensschilder können sie während der Diskussion vor sich auf<br />
den Tisch stellen.<br />
6. Bittet alle, das Ergebnis aufzuschreiben, das sie sich vom Gipfel erhoffen.<br />
7. Die Vorsitzenden eröffnen den Gipfel. Der*die Vorsitzende führt eine Redeliste und achtet<br />
auf möglichst faire Redezeiten. Wenn es zwei Vorsitzende gibt, teilen sie diese Aufgaben unter<br />
sich auf. Ansonsten assistiert einer der Leiter*innen dem*der Vorsitzenden.<br />
Auswertungsfragen:<br />
»»<br />
Seid ihr einverstanden <strong>mit</strong> dem Ergebnis<br />
des Gipfels? Warum (nicht)?<br />
»»<br />
Wie habt ihr euch während der Verhandlung<br />
gefühlt?<br />
»»<br />
War es schwierig, eine Lösung zu finden?<br />
Warum ist das so?<br />
»»<br />
Welche unterschiedlichen Interessen waren<br />
im Spiel? Welche Argumente fandet<br />
ihr überzeugend?<br />
»»<br />
Was können wir als junge Menschen tun,<br />
um den Regenwald zu schützen?<br />
!<br />
Hinweise: Nach Ende des Kongresses<br />
solltet ihr etwas machen, da<strong>mit</strong> alle aus<br />
den gespielten Rollen heraustreten können,<br />
bevor ihr in die Auswertung geht.<br />
Bittet die Teilnehmer*innen, <strong>mit</strong> großen<br />
Gesten ihren „Rollenanzug” auszuziehen,<br />
zusammenzuknüllen und <strong>mit</strong> einem lauten<br />
Schrei von sich zu werfen. Fragt am Ende der<br />
Auswertung nochmals nach, ob jede*r seine<br />
Rolle jetzt hinter sich gelassen hat und wiederholt<br />
gegebenenfalls die Übung noch mal<br />
oder in dieser oder einer anderen Form.<br />
Gestestet von: Friedrich Köckert<br />
(friedrich@iynf.org)<br />
Quelle: atacc - Handbuch für Aktionen<br />
gegen Klimawandel, www.ifm-sei.org/<br />
files/up/ATACC_Publication_German.pdf
Anhang 1: Informationskarten<br />
!Kopiertipp: <strong>mit</strong> 141% Vergrößerung auf A4-Karton kopieren!<br />
1. Den Regenwald kennenlernen<br />
Es gibt ungefähr 625 Millionen Hektar unberührten<br />
Regenwald; das ist etwas weniger als fünf Prozent<br />
der Erdoberfläche. Der größte Regenwald ist<br />
in Südamerika. Ungefähr ein Drittel des gesamten<br />
Regenwaldes befindet sich in Brasilien. Andere große<br />
Regenwälder befinden sich in Indonesien und<br />
im Kongobecken. Alle Regenwälder sind in Äquator-Nähe.<br />
Regenwälder gehören zu den komplexesten Ökosystemen<br />
der Erde. Sie beherbergen circa 50 Prozent<br />
aller Tier- und Pflanzenarten. Sie sind das Zuhause<br />
von 350 verschiedenen Säugetierarten, 950 Vogelarten,<br />
4 000 Fischarten und 2,5 Millionen Insektenarten.<br />
In einem tropischen Regenwald finden wir allein<br />
auf einem Hektar 400 verschiedene Baumarten.<br />
Ein einziger Busch im Amazonas beherbergt möglicherweise<br />
mehr Ameisenarten als alle Britische<br />
Inseln zusammen.<br />
Die Artenvielfalt kann in den Regenwäldern ein so<br />
großes Ausmaß annehmen, weil sich die Regenwälder<br />
so nah am Äquator befinden und dadurch<br />
sehr viel Sonnenlicht erhalten. Dieses wird dann in<br />
Energie umgewandelt und in Pflanzen gespeichert.<br />
Durch die Pflanzenvielfalt gibt es auch sehr viele<br />
Tiere, die auf diese als Nahrung und Unterschlupf<br />
zurückgreifen und angewiesen sind.<br />
3. Produkte des Regenwaldes<br />
Dies sind einige Erzeugnisse, die aus Pflanzen des Regenwaldes<br />
gewonnen werden können:<br />
Holz: Teak, Rosenholz, Mahagoni, Sandelholz Fasern:<br />
Rattan, Bambus, Jute, Bombaxwolle, Kenaf, Raffiabast,<br />
Ramie Obst: Avocado, Bananen, Brotbaumfrucht,<br />
Kokosnuss, Grapefruit, Guave, Jackfrucht,<br />
Zitrone, Limone, Mango, Orange Andere Lebens<strong>mit</strong>tel:<br />
Paranuss, Cashewnuss, Feige, Schokolade, Okra,<br />
Zuckerrohr, Erdnuss, Chilischoten, Süßkartoffeln,<br />
Maniok und Annatto (gelbes Färbe<strong>mit</strong>tel für Lebens<strong>mit</strong>tel)<br />
Gewürze: Pfeffer, Kardamom, Cayennepfeffer,<br />
Chilipulver, Zimt, Nelke, Ingwer, Muskatblüte, Muskatnuss,<br />
Paprikapulver, Kurkuma, Vanille Medikamente:<br />
25 Prozent aller Medikamente werden auf<br />
Basis von Regenwaldpflanzen produziert. Chinin vom<br />
Chininbaum wird gegen Malaria verwendet und wirkt<br />
als Insekten- und Sonnenschutz<strong>mit</strong>tel. Cortisol gegen<br />
Arthritis und Rheuma entstammt der mexikanischen<br />
Yamswurzel. Tubokurarin, ein Betäubungs<strong>mit</strong>tel,<br />
kommt von der Kurarepflanze. Alle Medikamente<br />
gegen Leukämie basieren auf Pflanzen des Regenwaldes.<br />
Rosenholz, Ylang-Ylang-Holz und Sandelholz<br />
sind wichtig in der Geruchstherapie. Weitere<br />
Erzeugnisse: Die Wachspalme wird zur Lippenstiftproduktion<br />
verwendet. Die Rinde einiger Bäume wird<br />
für Farbstoffe und Parfums verwendet; Gummibäume<br />
sind in der Produktion von Kaugummi und Golfbällen<br />
wichtig.<br />
2. Regenwälder und das Klima<br />
Regenwälder sind sehr wichtig für die Regulierung<br />
des Klimas. Regen wälder werden wegen ihrer Fähigkeit<br />
zur Sauerstoffproduktion häufig als die Lungen<br />
des Planeten bezeichnet. Jedes Jahr produzieren sie<br />
28 Tonnen Sauerstoff pro Hektar und helfen die Luft<br />
von Schadstoffen zu säubern. Sie sind unverzichtbar<br />
für die Bindung von Kohlendioxid (CO 2<br />
) und<br />
verhindern, dass es sich in der Atmosphäre weiter<br />
anreichert. Kohlendioxid ist eines der wichtigsten<br />
Treibhausgase.<br />
Wenn es weniger Bäume gibt, kann weniger Kohlendioxid<br />
gebunden werden und der Treibhauseffekt<br />
wird stärker.<br />
Die Folgen von Abholzung sind weitgehend bekannt,<br />
und es werden stetig weniger Hektar Regenwald<br />
abgeholzt. Dennoch ist die Zahl noch immer sehr<br />
hoch (circa 13 Millionen Hektar pro Jahr zwischen<br />
2000 und 2010).
4. Die Zerstörung des Regenwaldes<br />
5. Die Arbeiter*innen des Regenwaldes<br />
Viele Menschen sind abhängig von den Produkten<br />
des Regenwaldes, um ihre Grundbedürfnisse zu erfüllen.<br />
Sie sind gleichzeitig ihre Einkommensquelle.<br />
Sammlung von Gummi: Gummisammler*innen<br />
sammeln das Latex der wilden Gummibäume. Jeden<br />
Morgen erfolgt ein Schnitt in die Baumrinde und<br />
das Latex wird in einem Topf, der an den Baum gehängt<br />
wird, aufgefangen.<br />
Herstellung von Matten und Bürsten: Wein- und<br />
Palmblätter haben starke Fasern, die gesammelt und<br />
zu Fäden, Netzen, Körben, Hängematten und Matratzen<br />
gewebt werden.<br />
Sammlung von Färbe<strong>mit</strong>teln: Färbe<strong>mit</strong>tel werden<br />
von Bäumen und Pflanzen gesammelt. Sie finden<br />
Anwendung in der Kosmetik, zur Färbung von Kleidung<br />
und gewebten Körben.<br />
Fischerei: Mehr als 4000 verschiedene Fischarten<br />
schwimmen im Wasserlauf des Amazonasgebiets.<br />
Viele Menschen dort fangen Fische noch immer <strong>mit</strong><br />
Speer, Bogen, Harpunen, Netzen und Fallen. Riesige<br />
Fischereiflotten haben viele Flüsse überfischt.<br />
Jagd: Die Einwohner*innen des Regenwaldes haben<br />
ihre eigenen Regeln entwickelt, die den Arterhalt<br />
sicher stellen. Allerdings steigt die weltweite Nachfrage<br />
der Märkte und Restaurants nach Fleisch von<br />
Tieren des Regenwaldes.<br />
Regenwälder auf der ganzen Welt werden in einem<br />
ungeheuren Ausmaß zerstört. 13 Millionen Hektar<br />
wurden von 2000 bis 2010 pro Jahr durchschnittlich<br />
abgeholzt. 20 Prozent des Amazonas-Regenwaldes<br />
wurden bereits zerstört. Dadurch stirbt schätzungsweise<br />
eine Pflanzenart pro Tag aus. Jede aussterbende<br />
Art verursacht möglicherweise das Aussterben<br />
von bis zu 30 anderen Pflanzen-, Insekten- und<br />
Tierarten. Etwa 90 einheimische Stämme im Amazonasgebiet<br />
wurden während der letzten 100 Jahre<br />
ausgerottet.<br />
Die Ursachen der Abholzung:<br />
»»<br />
Landwirtschaft: Große Gebiete wurden zum Beispiel<br />
für den Sojaanbau abgeholzt. Der Bedarf<br />
steigt massiv, auch aufgrund der Nutzung von<br />
Sojabohnen als Bio- und Industriekraftstoff.<br />
»»<br />
Viehhaltung: Den größten Anteil an der Abholzung<br />
hat die Viehhaltung, die für mehr als zwei<br />
Drittel der jährlichen Abholzung des Regenwaldes<br />
verantwortlich ist.<br />
»»<br />
Holzgewinnung<br />
!Kopiertipp: <strong>mit</strong> 141% Vergrößerung auf A4-Karton kopieren!<br />
Anhang 1: Informationskarten
Anhang 2: Rollenkarten<br />
!Kopiertipp: <strong>mit</strong> 141% Vergrößerung auf A4-Karton kopieren!<br />
Brasilianische*r Wirtschaftsminister*in<br />
Du nimmst die Folgen der Abholzung ernst, allerdings<br />
besteht dein zentrales Interesse darin, die<br />
brasilianische Exportwirtschaft zu stützen. Deiner<br />
Meinung nach sollte Wirtschaftswachstum an erster<br />
Stelle stehen. Nur wenn die Menschen Arbeit<br />
haben, gibt es Zeit für ökologische Politik. Du betonst<br />
aber auch, dass die Regierung in den letzten<br />
drei Jahren die Abholzung bereits verringert hat.<br />
Die 25 000 Hektar, die jedes einzelne Unternehmen<br />
kaufen will, sind „Peanuts“ für dich - du findest das<br />
nicht so viel, da gewöhnlich jedes Jahr weltweit 13<br />
Millionen Hektar abgeholzt werden.<br />
Präsident*in des Bündnis der<br />
„Forest People“ (Waldmenschen)<br />
Dein Bündnis wurde von Menschen gegründet, die<br />
im Amazonasgebiet leben. Es hilft ihnen, den Interessen<br />
von Gruppen wie den Gummisammler*innen<br />
und Kayapo-Indianern Gehör bei Entscheidungsträgern<br />
zu schaffen. Deine Organisation will dafür<br />
sorgen, dass allen neuen Siedler*innen beigebracht<br />
wird, wie sie im Regenwald wohnen können, ohne<br />
diesen zu zerstören. Bildungsmaßnahmen helfen<br />
dabei, die umliegende Bevölkerung auf den Schutz<br />
des Regenwaldes aufmerksam zu machen. Du willst,<br />
dass ihr zusammen <strong>mit</strong> anderen NGOs mehr Mitspracherecht<br />
in politischen Angelegenheiten bezüglich<br />
des Regenwaldes habt.<br />
Vertreter*in einer Gruppe lokaler<br />
Erzeuger<br />
Die Mitglieder deines Bündnisses besitzen kleine<br />
Betriebe, die Naturprodukte <strong>mit</strong> einem Umweltzeichen<br />
an den Westen und vermehrt auch an Brasilianer*innen<br />
verkaufen. Eines deiner Mitglieder ist eine<br />
Kaugummifirma, die ein Kaugummi aus Naturrohstoffen<br />
entwickelt. Ein anderes Mitglied besitzt eine<br />
Bio-Kosmetik-Firma, die die Menge von Inhaltsstoffen<br />
aus dem Regenwald erhöhen will, vor allem für<br />
die Aromatherapie.<br />
Geschäftsführendes Vorstands<strong>mit</strong>glied<br />
von JBS Friboi<br />
Dein Unternehmen ist Brasiliens größte Fleischverarbeitungsfirma<br />
und der weltweit größte Rindfleischproduzent.<br />
Deine Firma hat beschlossen, kein<br />
Rind mehr aus illegal gerodeten Gebieten, wo Sklaverei<br />
noch immer gängig ist, zu beziehen. Auf diese<br />
Entscheidung bist du sehr stolz. Du findest, dass du<br />
nach diesem Beschluss das Recht hast, mehr legal<br />
gerodetes Gebiet zu kaufen. Mehrere Tausend Menschen<br />
arbeiten in deinen Fabriken.<br />
Sprecher*in von McDonalds<br />
McDonalds hat eine steigende Nachfrage für Burger<br />
und ist der wichtigste Kunde von JBS Friboi. Es ist<br />
sehr wichtig für dich, dass das Unternehmen Land<br />
kaufen kann und ihr seid bereit, die Abholzung des<br />
Regenwaldes „auszugleichen“, indem ihr Bäume in<br />
landwirtschaftlich weniger geeigneten Gebieten<br />
pflanzt.
Ein*e Kayapo-Indiander*in<br />
Deine Existenz hängt vom Regenwald ab. Er versorgt<br />
dich <strong>mit</strong> allem, was du brauchst: Ein Zuhause,<br />
frisches Wasser, Nahrungs<strong>mit</strong>tel, Medikamente,<br />
Kleidung... Wenn ein Gebiet nicht mehr fruchtbar<br />
genug ist, ziehst du weiter. Du verstehst dich selbst<br />
als Teil des Ökosystems. Das Problem ist, dass es<br />
immer weniger Orte gibt, wo du hingehen kannst.<br />
Du bist gerade in das Gebiet gezogen, das der Sojabohnen-Händler<br />
kaufen will. Dieser findet, dass du<br />
weiterziehen solltest. Sie hätten bereits angefragt,<br />
das Land zu kaufen, bevor du dorthin gekommen<br />
bist, deshalb hättest du kein Recht dort zu leben.<br />
Deutsche*r Sojabohnen-Händler*in<br />
Du würdest gern 25 000 Hektar Regenwald kaufen<br />
und nutzen um Soja anzubauen. Das Sojaöl wird als<br />
Biokraftstoff genutzt, der mehr und mehr an Popularität<br />
gewinnt. Du denkst, dass Biokraftstoff viel<br />
umweltfreundlicher ist als fossiler Kraftstoff und<br />
daher von der brasilianischen Regierung gefördert<br />
werden sollte. Du versprichst <strong>mit</strong> deinem Betrieb<br />
mehrere hundert Arbeitsplätze zu schaffen.<br />
Vorsitzende*r des Gipfels<br />
Du bist der*die brasilianische Umweltminister*in und verantwortlich für alle Angelegenheiten, die den<br />
Regenwald betreffen. Die offizielle Zielsetzung deines Ministeriums ist es, den Regenwald zu schützen,<br />
aber auf diesem Gipfel musst du unparteiisch sein. Deine Regierung will ein Gleichgewicht zwischen wirtschaftlichem<br />
Wachstum und Umweltschutz schaffen.<br />
Der Grund des Gipfels<br />
Der Sojabohnen-Händler und der Fleischproduzent wollen schon seit langer Zeit 25000 Hektar der Regenwaldgebiete<br />
kaufen. Viele soziale Gruppen allerdings wehren sich dagegen. Das ist der Grund, warum du<br />
diesen Gipfel einberufen hast. Auf diese Weise können alle Gruppen zusammenkommen und dieses Thema<br />
diskutieren. Die endgültige Entscheidung darüber, ob und wie die Teile des Regenwaldes verkauft werden,<br />
wird von der Regierung getroffen. Der Gipfel sollte eine Empfehlung aussprechen.<br />
Dein Ziel:<br />
Dein Ziel ist es, einen möglichst einstimmig abgestimmten Vorschlag für die Regierung zu beschließen,<br />
unabhängig davon, wie dieser aussehen wird. Du wünschst dir, dass die Proteste ein Ende finden, da sie<br />
ein sehr schlechtes Licht auf dich werfen.<br />
Deine Aufgaben:<br />
1. Erkläre allen Delegierten die Rederegeln:<br />
Nachdem du den Gipfel eröffnet hast, darf sich jede*r nach der Reihe vorstellen, indem alle kurz sagen,<br />
warum sie hier sind und was sie sich als Ergebnis des Gipfels wünschen.<br />
Es folgt eine Diskussion: Wenn sie etwas sagen wollen, heben sie die Hand. Du wirst eine Redeliste führen,<br />
auf der du aufschreibst, in welcher Reihenfolge sie sich gemeldet haben.<br />
Es gibt eine Begrenzung der Redezeit. Jeder einzelne Beitrag darf nicht mehr als zwei Minuten in Anspruch<br />
nehmen.<br />
Ihr müsst nach 60 Minuten zu einem Ergebnis kommen.<br />
Wenn die Delegierten Fragen oder Anregungen haben, die nicht das Thema betreffen, sondern die Vorgehensweise<br />
des Gipfels, so heben sie beide Hände.<br />
Nach 30 Minuten wird es eine fünfminütige Pause geben, in der die Delegierten in Kleingruppen mögliche<br />
Lösungen diskutieren.<br />
2. Moderiere die Diskussion auf Grundlage der oben aufgeführten Regeln. Wenn ihr zu zweit seid,<br />
sollte eine*r die Assistenz übernehmen, die Redeliste führen und die Zeit im Blick haben (wechselt nach 30<br />
Minu ten die Rollen). Andernfalls kann der*die Gruppenhelfer*in die Assistenz übernehmen.<br />
3. Formuliere das Ergebnis des Gipfels: Was ist die Empfehlung des Gipfels an die Regierung?<br />
!Kopiertipp: <strong>mit</strong> 141% Vergrößerung auf A4-Karton kopieren!<br />
Anhang 2: Rollenkarten
Solo in der Natur<br />
Wann waren wir zuletzt alleine in der Natur, nur für uns, alleine <strong>mit</strong> unseren<br />
Gedanken und Gefühlen? Wie ist eigentlich momentan unsere persönliche<br />
Beziehung zur Natur? Was sehen wir, wenn wir in die Natur blicken?<br />
Zeit für ein Date <strong>mit</strong> Mother Nature!<br />
Ziele:<br />
»»<br />
Reflexion der Teilnehmer*innen über die<br />
Beziehung zwischen Mensch und Natur<br />
– persönlich und weltweit<br />
Alter: 18+<br />
Gruppengröße: Individuell<br />
Dauer: 60 Minuten<br />
Ort: Irgendwo in der Natur,<br />
wo man nicht gestört wird<br />
Ablauf: Jede*r Teilnehmer*in wählt eines der Zitate als Inspiration und<br />
Leitfaden für seinen*ihren Reflexionsprozess aus. Dann sucht sich<br />
jede*r einen einsamen Platz in der umliegenden Natur, um sich<br />
für mindestens 20 Minuten <strong>mit</strong> der folgenden Aufgabe zu beschäftigen:<br />
„Geht in die Natur und überlegt, welchen Platz die<br />
Natur in unserem Leben hat. Welchen Platz hat sie im Leben der<br />
Menschheit heute und in Zukunft?“<br />
Material:<br />
• Zettel <strong>mit</strong> Sprüchen,<br />
Zitaten, Überlegungen<br />
und Weisheiten zur<br />
Mensch-Natur-Beziehung,<br />
doppelt so viele<br />
wie Teilnehmer* innen<br />
• Sitzunterlagen (zerschnittene<br />
Isomatten,<br />
Malerteppiche, Bauplanen<br />
et cetera)<br />
Ihr könnt die Teilnehmer*innen dazu auffordern, nicht zu viel<br />
„nachzudenken“, sondern die Natur erstmal „wirken“ zu lassen<br />
und abzuwarten, wo es einen hinzieht und was es in der Natur<br />
für Metaphern zu finden gibt. Ladet ein zu einer Zeit ohne<br />
Handy, Musik, Surfen, Fotos machen, Rauchen, Einschlafen<br />
oder andere Ablenkungen. Außerdem sollten sich die Teilnehmer*innen gegenseitig<br />
in Ruhe lassen und weder ansprechen noch <strong>mit</strong> nonverbaler Kommunikation ablenken.<br />
Nach Ablauf der Zeit treffen sich alle am vereinbarten Treffpunkt wieder. Es macht Sinn, ein<br />
akustisches Signal zu vereinbaren, das alle über das Ende der Übung informiert. Das Signal<br />
kann zum Beispiel ein Krähen-, Tarzan- oder Uhuschrei sein, der Fantasie sind hier keine<br />
Grenzen gesetzt. Alle, die das Signal hören, sollen es auch selber ausrufen, sodass sich die<br />
Wirkung verstärkt und auch die Teilnehmer*innen, die sich an abgelegene Orte zurückgezogen<br />
haben, wieder zurückfinden.<br />
Sind alle wieder zusammen gekommen, ist es an der Zeit, die Geschichten, Gefühle, Inspirationen<br />
und Gedanken zu teilen, die während der Zeit in der Natur gesammelt wurden. Was<br />
hat uns beeinflusst in unserer Beziehung zur Natur? Wie kann unsere Beziehung zur Natur<br />
verbessert werden? Welche unterschiedlichen Haltungen und Ansätze gibt es?<br />
ABCDEFGHIJKLMNOPQRS TUVWXYZ
SOLO IN DER NATUR Seite 2 von 2<br />
Als Methode für den Gedankenaustausch kann ein Redekreis <strong>mit</strong> Redegegenstand genutzt werden,<br />
in dem alle nacheinander ihre Geschichte erzählen können, wenn sie wollen. Alternativ<br />
können sich die Teilnehmer*innen auch in Kleingruppen von drei bis vier Personen austauschen<br />
(jede*r erzählt ihre*seine Geschichte in maximal fünf Minuten). Die Highlights, Gemeinsamkeiten<br />
und großen Fragen werden dann den anderen vorgestellt und von allen gemeinsam diskutiert.<br />
Varianten:<br />
»»<br />
Während sie alleine in der Natur sind,<br />
schreiben die Teilnehmer*innen ihre Gedanken<br />
auf. Anschließend schreiben alle<br />
einen kleinen Essay, eine Geschichte, ein<br />
Gedicht oder malen ein Bild. Mit den<br />
Werken wird dann eine Vernissage veranstaltet.<br />
Falls es sich anbietet, kann sich<br />
die Gruppe <strong>mit</strong> einigen der bearbeiteten<br />
Themen im Anschluss noch weiter beschäftigen.<br />
Bei dieser Variante lohnt es<br />
sich, mindestens eine Stunde Zeit für das<br />
Solo zu geben.<br />
Auswertungsfragen:<br />
»»<br />
Wie war es alleine in der Natur zu sein?<br />
»»<br />
Welche Geschichten habt ihr <strong>mit</strong>gebracht?<br />
!<br />
Hinweise: Die reflexive Arbeit in der<br />
Natur kann sehr persönlich und emotional<br />
sein. Die meisten jungen (und auch<br />
erwachsenen) Menschen sind es nicht<br />
gewohnt, allein in die Natur zu gehen<br />
und „nichts“ zu tun. Dabei kann es zu Erinnerungen,<br />
Gefühlen, Inspirationen, Stimmungen,<br />
Ideen und Aktionen kommen, die nicht<br />
vorhersehbar sind und von denen die Personen<br />
selbst und der Rest der Gruppe (wenn er<br />
später die Geschichte hört) überrascht sein<br />
können. Diese Unvorhersehbarkeit bietet die<br />
Chance, Schätze in Form inspirierender Geschichten,<br />
Gedanken und Erlebnisse zu bergen<br />
– aber auch die Herausforderung, sich<br />
als Leitung <strong>mit</strong> persönlichen Themen und<br />
Emotionen konfrontiert zu sehen, <strong>mit</strong> denen<br />
man als Teil des Gruppenprozesses umgehen<br />
muss. Dafür solltet ihr euch in der Lage fühlen,<br />
zusammen <strong>mit</strong> der Gruppe eine intime<br />
und sichere Atmosphäre zu schaffen.<br />
Das heißt zum Beispiel, eine grundlegend<br />
wertschätzende Haltung gegenüber den Geschichten<br />
der Teilnehmer*innen einzunehmen,<br />
gleichzeitig möglichst wertungsfrei zu<br />
bleiben (also die Geschichten nicht als „toll“<br />
oder „schrecklich“ zu bezeichnen) und Emotionen<br />
auch stehen lassen zu können, ohne<br />
einer Person helfen zu müssen, weil sie Emotionen<br />
zeigt. Das kann auch bedeuten, dass<br />
ihr gegebenenfalls selber bereit seid, eigene<br />
Geschichten oder Emotionen zu teilen –<br />
wenn es dem Gruppenprozess dient. Zuletzt<br />
beinhaltet es auch, der Gruppe diese Sensibilität<br />
im Umgang <strong>mit</strong>einander bewusst zu<br />
machen, die Teilnehmer*innen nacheinander<br />
sprechen zu lassen und sie aufzufordern,<br />
nach dem Hören der Geschichten die Dinge<br />
nicht zu zerreden oder <strong>mit</strong> Witzen ins Oberflächliche<br />
abzurutschen.<br />
Wenn Leute alleine in die Natur gehen, erleben<br />
sie manchmal die aufregendsten Dinge,<br />
versinken im Hier und Jetzt und lassen sich<br />
durch Tiere und Pflanzen tief in den Wald locken.<br />
Dass sie dabei die Zeit vergessen oder<br />
eure Tarzanrufe nicht hören, kann passieren.<br />
Es ist gut, wenn ihr dann zu zweit seid und<br />
einer von euch <strong>mit</strong> dem Signalruf ein bisschen<br />
läuft und sucht, während der andere<br />
sich um den Rest der Gruppe kümmert.<br />
Falls ihr den Eindruck habt, ihr benötigt für<br />
die Übung mehr Sicherheit, könnt ihr euren<br />
Teilnehmer*innen Trillerpfeifen geben, die sie<br />
im Notfall benutzen können, um Hilfe herbeizurufen.<br />
Gestestet von:Friedrich Köckert<br />
(friedrich@iynf.org)<br />
Quelle: Neumann, Jan (2004):<br />
Education and Learning through outdoor<br />
activities, Tschechische Republik<br />
jung. bunt. aktiv.<br />
www.naturfreundejugend.de
Spuren lesen<br />
Wer hat nicht schon einmal davon geträumt, die Spuren der Tiere zu lesen<br />
und ihnen nachzuschleichen? Wildtiere un<strong>mit</strong>telbar zu sehen, ist nicht<br />
leicht, vor allem als Gruppe. Aber sogar gute Spurenleser*innen sehen nur<br />
wenig echtes „Wild“ sondern verstehen es eher, die hinterlassenen Spuren<br />
zu deuten. Dabei gibt es nicht nur Pfotenabdrücke im Schlamm zu entdecken.<br />
Ziele:<br />
»»<br />
Aufmerksamkeit für die Umgebung fördern<br />
»»<br />
Spuren deuten<br />
»»<br />
Fantasie anregen<br />
Alter: 8+<br />
Gruppengröße: 6 – 20<br />
Dauer: 30 Minuten<br />
Ort: Wald<br />
Ablauf: Sammelt zuerst <strong>mit</strong> der ganzen Gruppe alle Arten von Tierspuren, die es außer Pfotenabdrücken<br />
zu finden gibt: Fraßspuren an Blättern, Rinde und Tannenzapfen, Wühlspuren,<br />
Vogelfedern, Knochen, Insektenspuren auf dem Holz, Kot, Mäuselöcher und so weiter.<br />
Teilt die Gruppe dann in Kleingruppen <strong>mit</strong> je drei bis vier Teilnehmer*innen. Jede Gruppe sucht<br />
sich eine Stelle in der Nähe und sucht in einem Umkreis von circa zwei Metern nach Tierspuren.<br />
Nach 15 Minuten ruft ihr alle wieder zusammen, geht <strong>mit</strong> jeder Gruppe zu ihrem Terrain<br />
und lasst euch die Details vor Ort zeigen und vorstellen.<br />
Auswertungsfragen:<br />
»»<br />
Was könnte hier passiert sein? Welche Spuren lassen sich vielleicht ein paar Meter <strong>mit</strong> der<br />
Gruppe weiterverfolgen?<br />
»»<br />
Was lernen wir über diesen Ort hier? Welche Tiere leben wahrscheinlich hier? Welche neuen<br />
Fragen kommen uns?<br />
!<br />
Hinweise: Beim Vorstellen und Suchen macht es Sinn und Spaß <strong>mit</strong> allen zu fantasieren,<br />
was passiert sein könnte und ein paar Ideen zu spinnen. Wie viele Wildschweine haben<br />
hier den Boden aufgewühlt und nach Fressen gesucht? Aus welcher Richtung kamen sie?<br />
Was war Schnauze und was Hinterpfote? Wer hat sich an diesem Baum gerieben? ...<br />
Ihr könnt euch als Leiterteam selbst ein paar Quadratmeter vornehmen und ebenfalls Spuren<br />
suchen.<br />
ABCDEFGHIJKLMNOPQRS TUVWXYZ
SPUREN LESEN Seite 2 von 2<br />
Gestestet von: Friedrich Köckert<br />
(friedrich@iynf.org)
Vertrauensfall<br />
Der Vertrauensfall ist eine Übung, die eine Atmosphäre<br />
von Vertrauen und Entschlossenheit fördert.<br />
Ziele:<br />
»»<br />
Vertrauen vertiefen<br />
»»<br />
Verantwortung übernehmen<br />
»»<br />
Physische Nähe und Mut fördern<br />
Alter: 14+<br />
Gruppengröße: 10 - 16<br />
Dauer: 30 – 40 Minuten<br />
Ort: Das Gelände muss eben und weich<br />
sein (Gras oder Waldboden) und frei von<br />
Holz, Wurzeln oder Steinen!<br />
Ablauf: Zuerst braucht ihr eine passende Erhöhung (zum Beispiel<br />
eine Plattform), von der sich ein*e Teilnehmer*in fallenlassen<br />
kann. Die Höhe der Plattform ist wichtig. Sie sollte circa zehn<br />
Zentimeter höher sein als die durchschnittliche Schulterhöhe der<br />
Teilnehmer*innen, also zwischen 130 und 160 Zentimetern hoch.<br />
Davor bildet die Gruppe zwei Reihen, die sich <strong>mit</strong> einer Armlänge<br />
Abstand gegenüber stehen. Die Gruppe stellt sich so auf, dass<br />
kleinere Teilnehmer*innen die Füße und größere Teilnehmer*innen<br />
den Oberkörper und Kopf fangen. Die Teilnehmer*innen in<br />
jeder Reihe stehen dicht beieinander, Schulter an Schulter, und<br />
strecken ihre Arme auf Schulterhöhe grade nach vorne aus,<br />
Material:<br />
eine hölzerne Plattform<br />
von 130 bis 160<br />
Zentimetern Höhe,<br />
alternativ kleine<br />
Mauern, umgefallene<br />
Bäume, Baumstümpfe,<br />
Holzhaufen oder einen<br />
gut positionierten<br />
Felsen<br />
<strong>mit</strong> den Handflächen nach oben. Zwischen und neben den Armen einer<br />
Person muss nun jeweils ein Arm einer Person aus der gegenüberliegenden Reihe sein (wie ein<br />
Reißverschluss). Die Arme sind NICHT verschränkt und werden auch nicht von dem Gegenüber<br />
festgehalten. Das würde die Landung zu hart machen. Alle Fänger*innen haben außerdem<br />
die Köpfe nach hinten geneigt und ein Bein nach vorne gestellt. So kann sicher gefangen<br />
werden. Die nach dem Reißverschlussprinzip aufgereihte Arme-Plattform muss länger sein als<br />
die fallende Person, ihr benötigt also genügend Mitspieler*innen.<br />
Der*die erste Freiwillige (jemand, der nicht allzu groß und schwer ist) steigt auf die Erhöhung<br />
und dreht sich <strong>mit</strong> dem Rücken zur Gruppe. Er*sie muss sich dabei so positionieren, dass die<br />
Gruppe genau hinter ihm*ihr steht, um sicherzustellen, dass er*sie sicher aufgefangen wird.<br />
Bevor er*sie sich fallen lässt, fragt er*sie die Gruppe, ob alle bereit sind. Wenn das gegeben<br />
ist, ruft er*sie „Ich falle!“ und lässt sich steif wie ein Brett, die Arme an den Körper angelegt,<br />
ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUV WXYZ
VERTRAUENSFALL Seite 2 von 4<br />
rückwärts in die Hände der Gruppe fallen. Es ist aufregender, wenn der*die Freiwillige die<br />
Augen schließt. Die Fangenden können die Arme noch etwas höher heben, um die Person<br />
noch sanfter zu fangen. Sie können die Person dann noch ein bisschen schaukeln, bevor sie sie<br />
wieder auf den Boden stellen (<strong>mit</strong> den Füßen zuerst!).<br />
Eine erfolgreiche Durchführung dieser Übung ist ein guter Anlass zum Feiern und für eine<br />
gegenseitige Wertschätzung der Teilnehmer*innen! Das kann zum Beispiel folgendermaßen<br />
aussehen: Die Gruppe stellt sich im Kreis auf, jeder dreht sich zu seinem*r linken Nachbarn*in<br />
um, klopft ihm*ihr auf die Schulter und sagt laut „gut gemacht!“. Dann erfolgt die gleiche<br />
Prozedur <strong>mit</strong> dem*der rechten Nachbarn*in. Zuletzt drehen sich alle wieder nach vorne, überkreuzen<br />
die Arme, um sich selbst auf die Schultern zu klopfen, und loben sich selbst <strong>mit</strong> einem<br />
lauten „gut gemacht!“.
VERTRAUENSFALL Seite 3 von 4<br />
Varianten:<br />
»»<br />
„Vertrauenssprung“ als die Weiterführung<br />
des „Vertrauensfalls“: Wir überwinden die<br />
Angst vor dem Fliegen und Landen. Für<br />
manche Teilnehmer*innen kann diese Variante<br />
sogar leichter sein, da nun vorwärts<br />
gesprungen statt rückwärts gefallen wird.<br />
»»<br />
Der*die (leichteste) Freiwillige stellt sich<br />
auf die Plattform und die Fänger*innen positionieren<br />
sich in zwei Reihen vor ihm*ihr.<br />
Da es jetzt um einen Sprung geht, steht<br />
das erste Fängerpaar 1,5 Meter von der<br />
Plattform entfernt. Ansonsten ist die Aufstellung<br />
wie beim Vertrauensfall. Der*die<br />
Freiwillige fragt, ob die Fänger*innen bereit<br />
sind und springt erst nach einer positiven<br />
Antwort der Gruppe. Der*die Springer*in<br />
sollte auf ein imaginäres Trapez über den<br />
Köpfen der Fänger*innen zielen, um in einer<br />
angenehmen Position zu landen: grade<br />
und flach, steif wie ein Brett sowie <strong>mit</strong><br />
über dem Kopf ausgestreckten Armen und<br />
geöffneten Handflächen. „Köpper“ und<br />
„Arschbomben“ sollten explizit untersagt<br />
werden. Die Fänger*innen heben die Arme<br />
hoch, um den Fall möglichst weich aufzufangen.<br />
»»<br />
Wir tendieren dazu, uns zu unterschätzen<br />
was die Sprungweite betrifft, vor allem<br />
beim ersten Sprung. Es ist leicht, bis zu<br />
den Händen zu springen, aber gefährlich,<br />
über die Gruppe hinaus zu springen.<br />
Springt ihr zu kurz, berühren die Füße den<br />
Boden. Springt ihr aber zu weit, können<br />
Arme und Kopf auf den Boden treffen. Die<br />
Gruppe kann gemeinsam entscheiden, wie<br />
weit sie vom Springenden entfernt steht.<br />
Die Leitung kontrolliert die Situation!<br />
»»<br />
Für eine gut koordinierte und mutige<br />
Gruppe gibt es einen weiteren Vorschlag:<br />
Im Moment des Absprungs sind die Arme<br />
der Fänger*innen unten. Sie heben ihre<br />
Arme erst während des Fluges des*der<br />
Springer*in, um eine weiche Landung zu<br />
sichern.<br />
»»<br />
Den Vertrauenssprung<br />
könnt ihr auch auf einer<br />
flachen Ebene,<br />
ohne Absprungerhöhung,<br />
durchführen. Ihr<br />
legt eine Absprunglinie<br />
fest und positioniert<br />
die Fänger*innen circa 1,5 Meter davon<br />
entfernt. Der*die Freiwillige nimmt Anlauf<br />
und springt an der markierten Linie<br />
ab. Er*sie muss gut koordiniert sein und<br />
der Untergrund darf nicht rutschig sein.<br />
Die Körperhaltung der Fänger*innen und<br />
Springer*innen bleibt gleich.<br />
!<br />
Hinweise: Das Gelände muss flach und<br />
ohne Hindernisse sein. Ihr braucht eine<br />
stabile, unbewegliche Plattform zum<br />
Fallen. Die Höhe der Plattform richtet<br />
sich nach den Fähigkeiten, dem Alter<br />
und dem Gewicht der Teilnehmer*innen.<br />
Uhren und Armbänder müssen abgenommen<br />
werden. Die fallende Person entfernt<br />
außerdem alle spitzen und scharfen Gegenstände<br />
aus ihren Taschen, ebenso größeren<br />
Schmuck oder Nietengürtel und nimmt gegebenenfalls<br />
die Brille ab. Beim Vertrauenssprung<br />
müssen auch Gürtel <strong>mit</strong> großen Gürtelschnallen<br />
entfernt werden.<br />
Der Körper der fallenden Person ist „steif<br />
wie ein Brett“. Er*sie darf sich nicht „hinsetzen“,<br />
denn so kann die Gruppe ihn*sie nicht<br />
fangen. Folgendes Bild kann dabei helfen,<br />
die nötige Körperspannung aufzubauen:<br />
Man macht den Körper gerade und hält<br />
<strong>mit</strong> Bauchnabel und Pobacken jeweils ein<br />
50-Cent-Stück fest. Die Arme liegen beim<br />
Vertrauensfall eng am Körper, beim Vertrauenssprung<br />
werden sie gerade und hoch über<br />
den Kopf gestreckt.<br />
Die Mindestzahl an Fänger*innen ist acht.<br />
Man braucht zwei Leiter* innen für diese<br />
Übung. Einer*e ist <strong>mit</strong> auf der Plattform<br />
oder steht daneben, hilft dem*der Fallenden<br />
ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUV WXYZ
VERTRAUENSFALL Seite 4 von 4<br />
hoch und bereitet ihn*sie auf den Fall vor,<br />
nimmt Sachen, die abgelegt werden müssen<br />
(Schlüssel, Schmuck et cetera), entgegen<br />
und hilft beim Festlegen der Fallrichtung.<br />
Der*die zweite Leiter*in steht am Ende der<br />
Reihe der Fänger*innen und hält sich bereit,<br />
den Kopf der fallenden Person im Falle eines<br />
Sturzes zu schützen. Außerdem kann diese*r<br />
Leiter*in die Reihe gegebenenfalls in die<br />
richtige Richtung justieren und begradigen<br />
und alle erinnern, die Arme zu heben, sich<br />
stabil hinzustellen und die Köpfe nach hinten<br />
zu legen.<br />
Vor allem bei großen Personen ist es wichtig,<br />
dass diese für ihren Fall exakt positioniert<br />
werden und die Fangreihe gerade angeordnet<br />
ist!<br />
Falls Teilnehmer*innen Kleidung aus sehr<br />
glatten und rutschigen Materialien anhaben,<br />
ist besondere Vorsicht geboten.<br />
Die volle Konzentration aller Teilnehmer*<br />
innen ist Voraussetzung für eine sichere<br />
Durch führung! Falls nötig, sollte das Spiel<br />
abgebrochen werden.<br />
Die Leiter*innen sind niemals die ersten, die<br />
sich fallen lassen. Falls die Gruppe sie einlädt,<br />
auch <strong>mit</strong>zumachen, sollten sie dies erst<br />
nach einigen Runden annehmen. Sollten die<br />
Leiter*innen Gründe haben, nicht teilnehmen<br />
zu wollen, empfiehlt es sich, die Übung<br />
gar nicht erst durchzuführen.<br />
Die Scheu vor Körperkontakt, Unbehagen<br />
durch das Abgeben von Kontrolle und die<br />
Angst vor Sturz und Verletzung können<br />
durch diese Übungen ausgelöst werden.<br />
Gleichzeitig kann durch eine Verweigerung<br />
der Teilnahme die Angst hinzukommen,<br />
etwas zu verpassen.<br />
Alle sollten ermutigt werden teilzunehmen.<br />
Gleichzeitig wird ein „Nein“ von allen akzeptiert.<br />
Alle Teilnehmenden sollten jedoch<br />
zumindest ihren Fähigkeiten entsprechend<br />
beim Fangen <strong>mit</strong>helfen.<br />
Gestestet von: Friedrich Köckert (friedrich@iynf.org)<br />
Quelle: Neumann, Jan (2004): Education and Learning<br />
through outdoor activities, Tschechische Republik<br />
jung. bunt. aktiv.<br />
www.naturfreundejugend.de
Weg durch die Dunkelheit<br />
Nichts zu sehen und sich von anderen führen zu lassen ist eine spannende<br />
Übung für gegenseitiges Vertrauen und Verantwortung, aber auch<br />
um die eigenen Sinne neu zu erfahren und zu schärfen.<br />
Ziele:<br />
»»<br />
Vertrauen zueinander entwickeln<br />
»»<br />
Leiten und leiten lassen<br />
»»<br />
Deutliche und sensible Kommunikation<br />
»»<br />
Kreativität fördern<br />
Alter: 14+<br />
Gruppengröße: 8 – 30<br />
Dauer: 20 – 60 Minuten<br />
Ort: Überall, wo eine sehende<br />
Person sicher laufen kann<br />
Material:<br />
Material:<br />
Ablauf: Teilt die Gruppe in Paare. Eine Person leitet, die andere<br />
wird geführt. Dieser Person werden die Augen verbunden. Der*die<br />
Partner*in geht langsam vor und sucht einen interessanten Weg<br />
<strong>mit</strong> Hindernissen. Dabei beschreibt er*sie den Weg, sodass die<br />
blinde Person diesen sicher bewältigt. Nach einer ersten Runde<br />
können die Rollen gewechselt werden.<br />
Varianten:<br />
»»<br />
Falls es eine ungerade Zahl an Teilnehmer*innen<br />
gibt, kann es eine Gruppe <strong>mit</strong><br />
drei Personen geben, bei der eine Person<br />
führt und zwei blind geleitet werden.<br />
»»<br />
Die Teilnehmer*innen leiten nur <strong>mit</strong> Worten,<br />
ohne Hände oder Körperkontakt.<br />
»»<br />
Die Paare halten Hände, aber die leitende<br />
Person darf nicht sprechen, sondern nur<br />
über Körperkontakt die Informationen<br />
ver<strong>mit</strong>teln. Die geführte Person darf sprechen.<br />
»»<br />
Die blinde Person entscheidet selbst, wohin<br />
sie geht. Das heißt der*die sehende<br />
Partner*in interveniert nur, wenn dies zum<br />
Schutz nötig ist. Dies benötigt eine sehr<br />
Augenbinden für<br />
mindestens die Hälfte<br />
der Gruppe, alternativ<br />
Bettlaken zerschneiden<br />
oder Schals,<br />
Tücher, große T-Shirts,<br />
Strumpfhosen und<br />
Küchenhandtücher als<br />
Augenbinde verwenden,<br />
Kapuzenpullis<br />
verkehrt herum anziehen<br />
oder große Mützen<br />
über die Augen ziehen.<br />
Eventuell braucht ihr<br />
einen Pappbecher pro<br />
Teilnehmer*in.<br />
hohe Aufmerksamkeit und Ernsthaftigkeit,<br />
bietet sich aber vor allem an, wenn euer<br />
Ort nicht viele Hindernisse bietet (zum<br />
Beispiel ein Park).<br />
ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVW XYZ
WEG DURCH DIE DUNKELHEIT Seite 2 von 4<br />
»»<br />
Die Paare können auch versuchen gemeinsam<br />
zu rennen, erst Hände haltend und<br />
später nur auf Zuruf der sehenden Person.<br />
Beide Personen müssen gleich schnell laufen.<br />
»»<br />
Die ganze Gruppe ist blind. Sie läuft Hände<br />
haltend in einer Reihe und folgt der ersten<br />
Person, die die einzige ist, die sehen kann.<br />
»»<br />
Die ganze Gruppe ist blind bis auf zwei<br />
Teilnehmer*innen. Diese zwei müssen die<br />
Gruppe zu einem bestimmten Ort leiten,<br />
dürfen dabei aber nicht reden oder körperlich<br />
eingreifen. Sie dürfen aber Geräusche<br />
machen.<br />
»»<br />
Auch die Gruppe darf nicht sprechen. Die<br />
Teilnehmer*innen und die Leiter*innen<br />
können sich un<strong>mit</strong>telbar vor dem Spiel<br />
innerhalb von fünf Minuten eine Kommunikationsstrategie<br />
überlegen.<br />
»»<br />
Der*die Leiter*in führt die Gruppe durch<br />
einen dunklen Wald. Er*sie hat als Einzige*r<br />
Licht. Die Gruppe folgt und hält sich<br />
dabei an einem Seil fest.<br />
»»<br />
Teilt die Gruppe in Teams von drei bis acht<br />
Personen. Jedes Team wird zu einer Raupe<br />
(Hände an die Schultern des*der Vordermanns*frau),<br />
die sich zusammen elegant<br />
durch das Gelände bewegt. Jedes Team<br />
hat eine*n sehende*n Leiter*in (den Kopf<br />
der Raupe), alle anderen tragen Augenbinden.<br />
Außerdem bekommt jede*r einen<br />
bis oben <strong>mit</strong> Wasser gefüllten Pappbecher,<br />
den er*sie in einer Hand hält. Die andere<br />
Hand kommt auf die Schulter der nächsten<br />
Person. Dann gehen die Raupen los, die<br />
„Köpfe“ wählen eine Route <strong>mit</strong> ein paar<br />
Hindernissen und Herausforderungen. Die<br />
restliche Raupe versucht <strong>mit</strong>zugehen und<br />
so wenig Wasser wie möglich zu verschütten.<br />
Unterstreicht nach einer kurzen Einübungsphase<br />
nochmals die Aufgabe, sich<br />
als ganze Raupe so elegant wie möglich<br />
fortzubewegen.<br />
AUSWERTUNGSFRAGEN:<br />
An die Geführten:<br />
»»<br />
Wie ging es euch während der Übung als<br />
Nicht-Sehende?<br />
»»<br />
Wie war eure Wahrnehmung? Was war<br />
anders als sonst?<br />
»»<br />
Was war schwierig? Was war schön? Was<br />
war überraschend?<br />
»»<br />
Wie arbeiten eure Instinkte und euer Verstand<br />
zusammen, wenn ihr blind seid?<br />
»»<br />
Gab es Situationen, in denen ihr unsicher<br />
wart oder Angst hattet? Wie seid ihr da<strong>mit</strong><br />
umgegangen? Wie habt ihr dies eurem*r<br />
Partner*in <strong>mit</strong>geteilt?<br />
»»<br />
Was hat euch bei der Leitung des*der<br />
Partner*in gut getan? Was hätte euch geholfen?
WEG DURCH DIE DUNKELHEIT Seite 3 von 4<br />
An die Führenden:<br />
»»<br />
Wie ging es euch in der Übung als Führende?<br />
»»<br />
Was war herausfordernd? Was fiel euch<br />
leicht?<br />
»»<br />
Wie habt ihr <strong>mit</strong> eurem*r Partner*in kommuniziert?<br />
Habt ihr ihn*sie in die Gestaltung<br />
des Weges <strong>mit</strong>einbezogen?<br />
»»<br />
Woher kam die Leitung? Von euch oder<br />
auch von eurem*r Geleiteten? Was ist<br />
„Leitung“?<br />
An alle:<br />
»»<br />
Was braucht ihr, um Vertrauen zu geben<br />
und zu entwickeln? Was stört dabei?<br />
»»<br />
Wie war es in dieser Übung und wie ist es<br />
in anderen Situationen?<br />
!<br />
Hinweise: Die Bewegungen der blinden<br />
Personen müssen unter der Kontrolle der<br />
sehenden Personen sein. Die Leiter*innen<br />
können das Spiel abbrechen, sobald es zu<br />
einer gefährlichen Situation kommt. Dazu<br />
macht es Sinn, ein deutliches akustisches<br />
Stopp-Signal <strong>mit</strong> der Gruppe vor Beginn der<br />
Übung zu verabreden.<br />
Falls ihr einen Parcour durch einen bestimmten<br />
Waldabschnitt plant, sollten abstehende<br />
Äste auf Augenhöhe beseitigt werden.<br />
Nehmt außerdem euer Erste-Hilfe-Set <strong>mit</strong>.<br />
Die Erfahrung, nichts zu sehen, sich in der<br />
Dunkelheit zu bewegen oder sich ganz der<br />
Führung einer anderen Person<br />
hinzugeben, kann für<br />
Teilnehmer*innen eine sehr<br />
große Herausforderung sein.<br />
Hier ist es wichtig, am Anfang<br />
der Auswertung den<br />
Emotionen der Teilnehmer<br />
*innen Raum zu geben. Falls<br />
es der Gruppe schwer fällt, über Emotionen<br />
zu sprechen oder viel gestört und abgelenkt<br />
wird, könnt ihr den Anfang der Auswertung<br />
durch eine Blitzlichtrunde oder einen Redegegenstand<br />
strukturieren. Ebenfalls bietet<br />
sich an, die Teilnehmer*innen zuerst in<br />
Klein gruppen ihre Erfahrungen und Gefühle<br />
sammeln zu lassen und diese dann gemeinsam<br />
vorzustellen.<br />
Gestestet von: Friedrich Köckert (friedrich@iynf.org)<br />
Quelle: Neumann, Jan (2004): Education and Learning<br />
through outdoor activities, Tschechische Republik<br />
jung. bunt. aktiv.<br />
www.naturfreundejugend.de<br />
ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVW XYZ
WEG DURCH DIE DUNKELHEIT Seite 4 von 4
Wie schädlich sind Bananen?<br />
In dieser Methode diskutieren die Teilnehmer*innen den Einfluss<br />
verschiedener Aktivitäten auf ihre persönliche CO 2<br />
-Bilanz.<br />
Ziele:<br />
»»<br />
Die CO 2<br />
-Intensität verschiedener Aktivitäten<br />
reflektieren<br />
»»<br />
Ein Gefühl für die CO 2<br />
-Intensität verschiedener<br />
Aktivitäten bekommen<br />
»»<br />
Zeigen wie schwierig es ist, die CO 2<br />
-Intensität<br />
verschiedener Aktivitäten zu berechnen<br />
»»<br />
Deutlich machen, wie wichtig es ist, sowohl<br />
auf individueller als auch auf politischer<br />
Ebene, etwas für eine geringere<br />
CO 2<br />
-Bilanz zu tun.<br />
Ablauf:<br />
Alter: 12+<br />
Gruppengröße: 5 – 26<br />
Dauer: 60 Minuten<br />
Ort: Seminarraum oder großes Zelt<br />
Material:<br />
Papier oder Karten,<br />
Klebeband,<br />
Musikanlage und<br />
Musik<br />
Vorbereitung<br />
Schreibt die Aktivitäten (Anhang) auf Karten (nur die fettgedruckten Wörter, nicht die Zahlen<br />
und Erläuterungen).<br />
Anleitung<br />
1. Breitet die Aktivitätskarten auf dem Boden aus und stellt die Musik an. Bittet die Teilnehmer*innen<br />
herumzutanzen und wenn die Musik stoppt, eine Karte vom Boden zu nehmen. Sie<br />
sollen dann <strong>mit</strong> zwei anderen Teilnehmer*innen zusammen überlegen, wer von ihnen die Karte<br />
<strong>mit</strong> der höchsten CO 2<br />
-Intensität hat. Wiederholt dies einige Male.<br />
2. Beim letzten Mal bittet die Teilnehmer*innen, die Karte <strong>mit</strong> Klebeband auf ihren Bauch zu<br />
kleben.<br />
3. Bittet alle in der Gruppe eine Linie zu bilden, die Person <strong>mit</strong> der CO 2<br />
-intensivsten Aktivität<br />
an einem Ende, die <strong>mit</strong> der am wenigsten CO 2<br />
-intensiven Aktivität am anderen Ende. Wenn<br />
sie sich auf eine Linie geeinigt haben, bitte alle der Reihe nach ihre Aktivität vorzulesen. Dann<br />
können sie die Karten auf den Boden kleben und sich im Kreis herumsetzen.<br />
ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVW XYZ
WIE SCHÄDLICH SIND BANANEN Seite 2 von 4<br />
4. Wenn es Unklarheiten bei einigen Karten gibt, diskutiert diese kurz und gebt dann die<br />
fehlenden Informationen über die CO 2<br />
-Intensitäten aller Aktivitäten. Die Teilnehmer*innen<br />
können die Zahlen auf den Karten hinzufügen.<br />
5. Bittet die Teilnehmer*innen, diejenigen Aktivitäten in eine neue parallele Reihe zu legen,<br />
auf die sie keinen individuellen Einfluss haben, sondern für die Änderungen auf höherer Ebene<br />
(Stadtverwaltung, nationale Politik...) ausgeführt werden müssen.<br />
Auswertungsfragen:<br />
»»<br />
Wieso habt ihr die Karten in diese Reihenfolge<br />
gelegt?<br />
»»<br />
Gab es viele Diskussionen und Unklarheiten?<br />
»»<br />
Was war einfach zu platzieren? Was war<br />
schwierig zu entscheiden? Warum?<br />
»»<br />
Auf welcher Seite der Reihe liegen die Aktivitäten,<br />
die auf individueller Ebene verändert<br />
werden können?<br />
»»<br />
Sollten wir beginnen, unsere CO 2<br />
-Bilanz<br />
auf individueller Ebene zu reduzieren oder<br />
uns eher darauf konzentrieren, die politische<br />
Ebene zu beeinflussen?<br />
!Hinweise: Macht deutlich, dass es immer<br />
schwierig ist, Aktivitäten zu sortie ren,<br />
denn eine vollständige Messung aller<br />
Treibhausgase einer Aktivität ist fast<br />
unmöglich. Diese Zahlen sind aber relativ<br />
genaue Schätzungen namhafter Wissenschaftler*innen<br />
und es ist immer besser,<br />
wenigstens eine grobe Messung zu haben,<br />
als gar nicht über die CO 2<br />
-Intensität nachzudenken.<br />
Gestestet von: Friedrich Köckert<br />
(friedrich@iynf.org)<br />
Quelle: atacc - Handbuch für Aktionen<br />
gegen Klimawandel,<br />
www.ifm-sei.org/files/up/ATACC_Publication_German.pdf
WIE SCHÄDLICH SIND BANANEN Seite 3 von 4<br />
Anhang:<br />
Alle Zahlen stammen aus dem Buch „How Bad are Bananas?“ von Mike<br />
Berners Lee (2010). Die Zahlen sind Schätzungen des Kohlendioxid-Äquivalents<br />
(CO 2<br />
eq), das auch andere Treibhausgase wie Methan berücksichtigt.<br />
Eine Internetsuche (zwischen 0,7 und 4,5<br />
Gramm CO 2<br />
eq, abhängig von der Energieeffizienz<br />
des Computers)<br />
Hände trocknen (zehn Gramm CO 2<br />
eq <strong>mit</strong> einem<br />
Papierhandtuch, 20 Gramm CO 2<br />
eq <strong>mit</strong><br />
einem gewöhnlichen elektrischen Händetrockner)<br />
Eine Plastiktüte (zehn Gramm CO 2<br />
eq für<br />
eine gewöhnliche Einwegtüte. Wenn du in<br />
der Woche fünf Tüten <strong>mit</strong>nimmst, hat dies<br />
über ein Jahr verteilt den gleichen Fußabdruck<br />
wie ein großer Cheeseburger.<br />
Einen Liter Wasser kochen (70 Gramm<br />
CO 2<br />
eq <strong>mit</strong> einem elektrischen Wasserkocher)<br />
Ein Apfel (80 Gramm CO 2<br />
eq im Durchschnitt,<br />
wenn du manchmal lokale und saisonale<br />
Äpfel isst und manchmal importierte)<br />
Eine Banane (80 Gramm CO 2<br />
eq – gar nicht<br />
schlecht, denn sie wachsen in natürlichem<br />
Sonnenlicht, werden per Schiff transportiert,<br />
da sie nicht schnell schlecht werden, und sie<br />
brauchen nicht viel Verpackung, da sie ihre<br />
natürliche Verpackung haben)<br />
Ein Kilometer im Bus (95 Gramm CO 2<br />
eq in<br />
einem normalen Stadtbus)<br />
Ein Kilometer im Zug (95 Gramm CO 2<br />
eq in<br />
einem normalen Intercity-Zug)<br />
Ein Kilometer im Auto (440 Gramm CO 2<br />
eq<br />
im Durchschnitt)<br />
500 Milliliter Wasser in der Flasche (160<br />
Gramm CO 2<br />
eq im Durchschnitt, 80 Gramm<br />
davon nur für die Plastikflasche)<br />
Eine Dusche (500 Gramm CO 2<br />
eq für sechs<br />
Min uten in einer typischen elektrischen Dusche)<br />
Ein Kilogramm Müll (700 Gramm CO 2<br />
eq für<br />
gewöhnlichen Müllinhalt)<br />
Ein vegetarischer Burger<br />
(ein Kilogramm CO 2<br />
eq)<br />
Ein Cheeseburger (2,5 Kilogramm<br />
CO 2<br />
eq)<br />
Eine Baumwolljeans (sechs Kilogramm CO 2<br />
eq)<br />
Ein Kilogramm Tomaten (9,1 Kilogramm<br />
CO 2<br />
eq im Durchschnitt)<br />
Handy (1250 Kilogramm CO 2<br />
eq im Jahr<br />
wenn es eine Stunde pro Tag benutzt wird.<br />
47 Kilogramm im Jahr wenn es pro Tag weniger<br />
als zwei Minuten benutzt wird)<br />
Hin- und Rückflug von London nach Hongkong<br />
(4,6 Tonnen CO 2<br />
eq im Durchschnitt,<br />
mehr in der ersten Klasse)<br />
Eine Tonne Dünge<strong>mit</strong>tel (zwischen 2,7 und<br />
12,3 Tonnen CO 2<br />
eq abhängig davon, wie effizient<br />
der Dünger hergestellt wurde)<br />
Ein Kind in Europa (373 Tonnen CO 2<br />
eq im<br />
Durchschnitt)<br />
Ein Schwimmbad (400 Tonnen CO 2<br />
eq im Jahr)<br />
Ein Hektar Abholzung (500 Tonnen CO 2<br />
eq<br />
im Jahr, soviel wie 28 Umrundungen der Erde<br />
<strong>mit</strong> dem Auto. Jedes Jahr werden 13 Millionen<br />
Hektar Wald abgeholzt.)<br />
Ein Spaceshuttle-Flug (mindestens 4600<br />
Tonnen CO 2<br />
eq)<br />
Fußballweltmeisterschaft (2,8 Millionen<br />
Tonnen CO 2<br />
eq für die WM in Südafrika für<br />
Unterbringung, Transport und Bau und Benutzung<br />
der Stadien)<br />
Ein Waldbrand (165 Millionen Tonnen CO 2<br />
eq<br />
bei den Bränden in Australien 2009)<br />
Ein Krieg (250 bis 600 Millionen Tonnen<br />
CO 2<br />
eq für den Irakkrieg 2003 bis 2009)<br />
ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVW XYZ
WIE SCHÄDLICH SIND BANANEN Seite 4 von 4
Register<br />
ERGÄNZUNGEN