NEUMANN Oktober 2018
Das Magazin für Kultur & Lifestyle
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16<br />
Konzert<br />
KULTUR<br />
PRÄSENTIERT Südafrikas Musikexport Nummer eins: The Parlotones<br />
Energie und Leidenschaft<br />
The Parlotones sind die bekannteste Rockband Südafrikas. Ihr 20-jähriges Jubiläum<br />
feiern Kahn Morbee, Neil Pauw sowie Glen und Paul Hodgson mit einer Tour, die<br />
sie auch nach Stuttgart bringt. Im Gepäck hat das Quartett alte Hits und neue Songs.<br />
Kahn Morbee, was ist eigentlich mit der südafrikanischen<br />
Fußballnationalmannschaft los? Das<br />
Team hat sich weder für die Weltmeisterschaft<br />
noch für den Afrika Cup qualifiziert?<br />
Ich weiß, das ist ziemlich enttäuschend, wenn man<br />
bedenkt, dass wir größere Möglichkeiten haben, als<br />
jedes andere Fußball-Land in Afrika. Ich habe den<br />
Eindruck, dass den Trainern nicht genug Zeit gegeben<br />
wird, um einen Spielplan zu erstellen und diesen<br />
auszuprobieren. Sie werden so schnell ausgetauscht,<br />
dass einfach keine Einheit entstehen kann.<br />
Zudem ist unsere Sportindustrie von Korruption<br />
durchsetzt. Dadurch stehen nicht die besten Spielern<br />
auf dem Platz. Aber wir unterstützen weiterhin<br />
unser Team und hoffen, dass es wieder ganz nach<br />
oben geht, dahin, wo wir schon einmal waren.<br />
Ich frage, weil Euch der Auftritt bei der Eröffnungsfeier<br />
der WM in Südafrika weltweit bekannt<br />
gemacht hat und „Come Back As Heroes“ war der<br />
offizielle WM-Song im deutschen Fernsehen.<br />
Ja, das sind Erinnerungen, die wie niemals vergessen<br />
werden. Dass wir Teil eines solchen Mega-Events<br />
waren, darüber sprechen wir auch heute<br />
noch gerne in der Band.<br />
Jetzt seid Ihr auf Jubiläumstour. Kannst Du Dich<br />
noch an die Anfänge vor 20 Jahren erinnern?<br />
Ja, es ist so lebendig, dass es sich anfühlt als wäre es<br />
erst gestern gewesen. Es begann mit mir und Neil,<br />
unserem Schlagzeuger, in der Garage seiner Eltern.<br />
Danach kam Paul, unser Gitarrist, dazu. Kurz danach<br />
war Pauls jüngerer Bruder bei einer unserer<br />
Proben dabei und weil wir noch keinen Bassisten<br />
hatten, bekam Glen den Job. Alles begann als leidenschaftlich<br />
betriebenes Hobby und jetzt, 20 Jahre<br />
später, erkennen wir, was für ein Glück wir haben,<br />
dass uns dieses Hobby rund um den Globus bringt<br />
und andere Leute das lieben, was wir machen. Dafür<br />
sind wir wirklich ewig dankbar.<br />
Hattest Du musikalische Vorbilder?<br />
Ich hatte so viele: Paul McCartney ist mein größtes<br />
Aber ich liebe auch Bands wie The National,<br />
The Bleachers, Death Cab for Cutie, Damien Rice,<br />
Ryan Adams und absolut alles, was Brandon Flowers<br />
macht. Darüber hinaus haben uns The Smiths,<br />
Radiohead, The Cure und viele andere Indie-Bands<br />
beeinflusst. Im Laufe der Zeit haben wir allerdings<br />
versucht, unseren eigenen Sound zu entwickeln.<br />
Ich habe irgendwo gelesen, dass Du die Musik von<br />
Andrew Lloyd Webber liebst. Wie passt das zum<br />
Sound der Parlotones?<br />
Ich bin bei meiner Großmutter aufgewachsen und<br />
sie war ein riesiger Fan. So war ich dieser Musik<br />
ausgesetzt und ich habe mich in sie verliebt – und<br />
bin es noch. Ich liebe Theater und Musicals und obwohl<br />
wir nicht nach Musical klingen, bringen wir<br />
doch theatralische Elemente auf die Bühne.<br />
Gibt es einen besonderen afrikanischen Einfluss<br />
in Eurer Musik und wie würdest du den charakteristischen<br />
Parlotones Sound beschreiben?<br />
Ich denke, der einzige afrikanische Einfluss liegt<br />
wahrscheinlich in den Texten, die Bezug darauf<br />
nehmen, wie ich die Welt, als jemand, der in Südafrika<br />
aufgewachsen ist, sehe. Ansonsten hatten<br />
wir immer den Anspruch, einen Sound zu kreieren,<br />
der eine universelle Anziehungskraft besitzt – kein<br />
Nischenprodukt und auch ohne billige Spielereien.<br />
In meiner Jugend habe ich hauptsächlich internationale<br />
Künstlern gehört und darüber das Singen,<br />
Spielen und Komponieren gelernt. Damit ist es nur<br />
zu verständlich, dass wir wie unsere eigene Plattensammlung<br />
klingen. Ich denke, in gewisser Weise<br />
hat meine Aussprache etwas Südafrikanisches.<br />
Unsere Musik ist die einer melodischen Gitarrenband<br />
mit Sinn für Popmusik – wir sind aber keine<br />
Genre-Snobs. Wir lieben einfach gute Songs, unabhängig<br />
davon, in welche Kategorie sie passen und<br />
schreiben ambitioniert Songs, die zum Soundtrack<br />
für das Leben anderer Menschen werden.<br />
In Eurer Heimat füllt Ihr die größten Hallen. Wie<br />
fühlt sich das für Euch an, wenn Ihr nach Europa<br />
kommt und dort wieder kleinen Clubs spielt?<br />
Ich glaube, aufgrund der langen Reise, die hinter<br />
uns liegt und allem, was wir erlebt haben, ist das gar<br />
nicht so wichtig. Die Größe der Bühne oder des Publikums<br />
bestimmt selten den inneren Genuss, den<br />
wir bei einem Konzert verspüren. In gewisser Weise<br />
appellieren wir ja auch an unsere Zuschauer, einen<br />
ähnlichen Zeitgeist zu teilen. Unser Publikum ist<br />
also überall gleich, das einzige was sich unterscheidet,<br />
ist das Land und die Sprache.<br />
Wie wird die Jubiläumsschau aussehen? Stehen<br />
die Songs des neuen Albums „China“ im Mittelpunkt<br />
der Konzerte und gibt es spezielle Überraschungen<br />
für die Fans?<br />
Da die Show es unsere 20-jährige Reise dokumentiert,<br />
spielen wir Songs von jedem unserer Alben,<br />
Aber wir haben natürlich auch die neuen Songs über<br />
das gesamte Set verteilt. Es gibt also etwas Vertrautes<br />
und etwas Neues – das alles aber immer mit großer<br />
Energie und leidenschaftlicher Begeisterung<br />
vorgetragen. Die Fragen stellte Holger Berg<br />
THE PARLOTONES<br />
25.10. | 20 Uhr | Club Zentral | Stuttgart |<br />
theparlotones.co.za<br />
Foto: Joanne Oliver_Photography<br />
<strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong>