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Das Andere Orchester_Programmheft PROMS 2018

Programmheft zur 5. Karlsruher PROMS am 14. Juli 2018 im Konzerthaus. Zusammen mit proVocal Münzesheim und dem Badischen JugendChor spielte das Sinfonieorchester an der DHBW Karlsruhe Werke von Brahms, Berlioz, Borodin, Bellido, Bizet, Benjamin, E. Bernstein, Gershwin, Márquez, Zimmer und L. Bernstein. Dirigent war Matthias Böhringer.

Programmheft zur 5. Karlsruher PROMS am 14. Juli 2018 im Konzerthaus. Zusammen mit proVocal Münzesheim und dem Badischen JugendChor spielte das Sinfonieorchester an der DHBW Karlsruhe Werke von Brahms, Berlioz, Borodin, Bellido, Bizet, Benjamin, E. Bernstein, Gershwin, Márquez, Zimmer und L. Bernstein. Dirigent war Matthias Böhringer.

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VON<br />

BRAHMS BIS<br />

BERNSTEIN<br />

<strong>PROMS</strong> <strong>2018</strong><br />

KARLSRUHE<br />

a<br />

das ndere<br />

orchester<br />

SINFONIEORCHESTER AN DER<br />

DUALEN HOCHSCHULE KARLSRUHE<br />

Sinfonieorchester an der Dualen Hochschule Karlsruhe<br />

Badischer JugendChor | proVocal Münzesheim<br />

Solisten der HfM Karlsruhe<br />

Dirigent: Matthias Böhringer<br />

14. Juli <strong>2018</strong> | 20 Uhr | Konzerthaus Karlsruhe


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von brahms bis bernstein<br />

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Musikfreunde,<br />

unsere erfolgreiche Konzertreihe feiert dieses Jahr ein kleines Jubiläum, denn die<br />

Karlsruher <strong>PROMS</strong> finden nun schon zum fünften Mal in Folge statt.<br />

Dem Kerngedanken der »Promenadenkonzerte« (Proms) folgend, wollen wir Sie<br />

auch dieses Jahr auf eine musikalische Entdeckungsreise durch die Vielfalt der<br />

Klassik, Filmmusik und anderer Genres mitnehmen. Es ist uns immer ein Anliegen,<br />

neben populären auch unbekanntere oder selten gespielte Werke aufzuführen.<br />

So beginnen wir dieses Jahr mit dem ersten Satz aus dem monumentalen doppelchörigen<br />

»Triumphlied« von Johannes Brahms. Unterstützt werden wir hierbei vom<br />

Badischen JugendChor und dem Meisterchor proVocal.<br />

In unserem Opernblock mit Werken von Borodin und Bizet zeigen junge Solisten der<br />

Hochschule für Musik in Karlsruhe ihr Können – auch das ist gute <strong>PROMS</strong>-Tradition<br />

und Beleg dafür, dass die Reihe ein fester Bestandteil im kulturellen Leben der<br />

Stadt geworden ist. Die erste Konzerthälfte endet mit der selten live aufgeführten<br />

»Storm Clouds Cantata« des australischen Komponisten Arthur Benjamin, der dieses<br />

Werk für die berühmte Attentatsszene in der Royal Albert Hall in Alfred Hitchcocks<br />

Der Mann, der zuviel wusste geschrieben hat.<br />

Die zweite Konzerthälfte ist geprägt von Film- und Musicalmusik unterschiedlichsten<br />

Ausdrucks. Während wir bei Elmer Bernsteins Hallelujah Trail die Planwagen<br />

westwärts rollen sehen, wird bei Hans Zimmers Soundtrack zu The Da Vinci Code<br />

eine erkenntnisreiche Spannung erzeugt, und bei Leonard Bernsteins Tonight erleben<br />

wir dann den Herzschlag frisch Verliebter, mit einer deutlichen Vorahnung<br />

des tragischen Endes. Zum ersten Mal in unserer Konzertreihe erklingt zudem bei<br />

Gershwins Rhapsody in Blue ein Flügel. Seinen krönenden Abschluss findet das<br />

heutige Programm mit Highlights des Dirigenten, Komponisten und Pianisten Leonard<br />

Bernstein, dessen 100. Geburtstag und – sehr passend zu unserer <strong>PROMS</strong>-<br />

Reihe – musikalische Vielseitigkeit man in diesem Jahr feiert.<br />

Wir wünschen Ihnen einen kurzweiligen, bereichernden und »anderen« Konzertabend!<br />

Ihre<br />

Anne Schwarz<br />

<strong>Orchester</strong>management<br />

Matthias Böhringer<br />

Künstlerischer Leiter<br />

a<br />

das ndere<br />

orchester<br />

SINFONIEORCHESTER AN DER<br />

DUALEN HOCHSCHULE KARLSRUHE


4<br />

<strong>PROMS</strong> <strong>2018</strong><br />

KARLSRUHE<br />

Programm<br />

JOHANNES BRAHMS (1833 – 1897)<br />

n Triumphlied, op. 55<br />

Teil I: Halleluja 6<br />

n Symphonie Nr. 4, op. 98<br />

3. Satz: Allegro giocoso 7<br />

HECTOR BERLIOZ (1803 – 1869)<br />

n La damnation de Faust (Fausts Verdammnis), op. 24<br />

Marche hongroise 8<br />

ALEXANDER BORODIN (1833 – 1887)<br />

n Knjas Igor (Fürst Igor)<br />

Akt II: Arie »Umsonst nach Ruhe sucht das trübe schwere Herz« 9<br />

Marcel Brunner, Bassbariton<br />

JERÓNIMO GIMÉNEZ Y BELLIDO (1854 – 1923)<br />

n La Boda de Luis Alonso<br />

Intermezzo 10<br />

GEORGES BIZET (1838 – 1875)<br />

n Carmen<br />

Akt I: Arie »Je dis que rien ne m’épouvante« 11<br />

Clara-Sophie Bertram, Sopran<br />

n L’Arlesienne<br />

Prelude und Farandole 12<br />

n Les pêcheurs de perles (Die Perlenfischer)<br />

Akt II: Duett »Au fond du temple saint« 14<br />

Yiwei Xu, Tenor<br />

Marcel Brunner, Bassbariton


a<br />

das ndere<br />

orchester<br />

SINFONIEORCHESTER AN DER<br />

DUALEN HOCHSCHULE KARLSRUHE<br />

5<br />

ARTHUR BENJAMIN (1893 – 1960)<br />

n The Storm Clouds Cantata<br />

aus dem Film Der Mann, der zuviel wusste 16<br />

Pause<br />

ELMER BERNSTEIN (1922 – 2004)<br />

n The Hallelujah Trail<br />

aus dem Film Vierzig Wagen westwärts 18<br />

GEORGE GERSHWIN (1898 – 1937)<br />

n Rhapsody in Blue<br />

Matthias Böhringer, Klavier 19<br />

ARTURO MÁRQUEZ (*1950)<br />

n Danzón No. 2 20<br />

HANS ZIMMER (*1957)<br />

n Chor »Chevaliers de Sangreal«<br />

aus dem Film The Da Vinci Code – Sakrileg 21<br />

LEONARD BERNSTEIN (1918 – 1990)<br />

n Wonderful Town<br />

Akt II: Entr’acte 22<br />

n West Side Story<br />

Akt I: Duett »Tonight« 23<br />

n Candide<br />

Finale »Make Our Garden Grow« 24<br />

Clara-Sophie Bertram, Sopran<br />

Yiwei Xu, Tenor


6 HULDIGUNG IN TÖNEN<br />

HALLELUJA AUS DEM TRIUMPHLIED<br />

1959 etablierte der Philosoph Helmuth Plessner den Begriff von Deutschland als<br />

»verspäteter Nation«. Während England und Frankreich ihre moderne Gestalt im<br />

Geist der Aufklärung erhalten hatten und eine Idee von Zukunft und Fortschritt der<br />

Menschheit transportierten, sah Plessner in dem unter Bismarck geeinten Reich genau<br />

das Gegenteil: die Ablehnung der humanistischen Werte Westeuropas und die<br />

daraus folgende Opposition in Form des berüchtigten »deutschen Sonderwegs«, der<br />

die Welt in den folgenden Jahrzehnten mehr als einmal an den Abgrund führen sollte.<br />

So dachte im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts hierzulande jedoch niemand. Vielmehr<br />

herrschte weitgehend Einigkeit darüber, dass dem Deutschen Reich die führende<br />

Rolle in Europa quasi von Natur aus zufallen müsse: als Kulturnation, als<br />

Wirtschafts- und Wissenschaftsmotor, vor allem aber als Militärmacht. In diesem<br />

Sinne erfüllte sich nach dem Sieg gegen Frankreich 1870/71 und in der nachfolgenden<br />

Reichsgründung für weite Kreise der Bevölkerung eine ohnehin gottgewollte<br />

und historisch zwingende Ordnung.<br />

Johannes Brahms’ Triumphlied passt perfekt in diese Zeitstimmung. <strong>Das</strong> dem deutschen<br />

Kaiser Wilhelm I. gewidmete Werk beruht auf einer Passage im 19. Kapitel<br />

der biblischen Offenbarung des Johannes, worin der Untergang Babylons prophezeit<br />

wird. Da Brahms direkt nach dem Sieg in der Schlacht bei Sedan (1./2. September<br />

1870) mit der Komposition begann, ist die Umdeutung in tagespolitische Bezüge<br />

zum geschlagenen Nachbarland offensichtlich.<br />

<strong>Das</strong> monumentale dreisätzige Werk steht in der Nachfolge der barocken Festkantate,<br />

die häufig zu politisch-militärischen Anlässen eingesetzt wurde. Als Vorbild<br />

dürfte in erster Linie Händels Dettinger Te Deum gedient haben, das von Brahms<br />

sehr geschätzt wurde. Anklänge an Kantatenchöre von Johann Sebastian Bach sind<br />

ebenfalls zu finden.<br />

<strong>Das</strong> Hauptthema des 1. Satzes spielt mit der Melodie des bekannten Liedes »Heil dir<br />

im Siegerkranz«, das nach der Reichgründung zur offiziellen Kaiserhymne geworden<br />

war und heute die Melodie für die englische Nationalhymne liefert, begleitet von<br />

»Halleluja«-Ausrufen des Chores. Brahms vertont nur die Eingangsworte der Bibelstelle<br />

(»Denn wahrhaftig und gerecht sind seine Gerichte«), während die Fortsetzung (»daß<br />

er die große Hure verurteilet hat«) in einem Instrumentalteil umgesetzt ist. In Brahms’<br />

handschriftlicher Partitur ist der entsprechende Textbezug jedoch hinterlegt, so dass<br />

die Anspielung auf die Stadt Paris als modernes »Sündenbabel« offenkundig wird.<br />

Der 1. Satz des Triumphlieds erklang erstmals am 7. April 1871 im Dom zu Bremen,<br />

die Erstaufführung des kompletten Werkes erfolgte am 5. Mai 1872 im Großherzoglichen<br />

Hoftheater Karlsruhe unter dem Dirigenten Hermann Levi.<br />

Johannes Brahms war bei weitem nicht der einzige Komponist, der sich zu dieser<br />

Zeit mit Huldigungswerken an das »neue« Deutschland hervortat. Richard Wagners<br />

Kaisermarsch etwa gehört in diese Reihe, ebenso das damals populäre Chorwerk<br />

Die Grenzberichtigung von August Klughardt.


Nachdem das Triumphlied zwar nicht durchgängig, aber doch mehrheitlich auf<br />

sehr positive Resonanz stieß, riss das Interesse nach dem Ersten Weltkrieg aus naheliegenden<br />

Gründen komplett ab. Auch im Nationalsozialismus erfuhr das Stück<br />

keine Renaissance, da Wagner und Bruckner als Bezugspunkte zu dieser Epoche<br />

wesentlich höher angesehen waren als Brahms. Auf der Konzertbühne gehört das<br />

Triumphlied noch heute zu den Raritäten, was aufgrund seiner unumstrittenen<br />

musikalischen Qualität jedoch nicht gerechtfertigt ist.<br />

7<br />

JOHANNES BRAHMS (1833 – 1897)<br />

n 1. Satz: Halleluja aus dem Triumphlied, op. 55<br />

FÜR KENNER UND EINGEWEIHTE<br />

DRITTER SATZ AUS DER SINFONIE NR. 4<br />

»Eine kleine Welt für die Klugen und Wissenden, an der das Volk, das im Dunkeln<br />

wandelt, nur einen schwachen Anteil haben könnte«. Mit diesen Worten skizzierte<br />

die Pianistin und Mäzenin Elisabeth von Herzogenberg ihren Eindruck von<br />

Brahms’ vierter Sinfonie. Als der einflussreiche Musikkritiker Eduard von Hanslick<br />

das Stück auf zwei Klavieren dargeboten bekam, fühlte er sich »von zwei schrecklich<br />

geistreichen Leuten durchgeprügelt«. Diese frühen Urteile, wonach die Komposition<br />

nur für wenige Auserwählte etwas taugen könne, stehen in völligem Kontrast<br />

zur Reputation und Beliebtheit des Werkes auf den Konzertbühnen.<br />

Ähnlich wie Beethoven in seiner 9. Sinfonie folgt Brahms zwar gesetzten Konventionen,<br />

durchbricht sie aber fortlaufend, etwa indem er unerwartete Tonarten einführt,<br />

den Charakter von Haupt- und Nebenthema vertauscht (leidenschaftlich vs.<br />

lyrisch), Motive nicht wieder aufnimmt oder Abschnittsgrenzen verwischt. Auf die<br />

Spitze treibt Brahms das Spiel mit dem Ungewohnten im Schlusssatz, wo er eine<br />

Chaconne zugrunde legt, einen streng formalen barocken Tanzrhythmus, sie in 30<br />

Variationen verarbeitet und dabei auf ein Thema aus einer Bach-Kantate zurückgreift.<br />

In der Tat eine Herausforderung, der zu folgen sicher auch die »Klugen und<br />

Wissenden« einige Mühe kostete.<br />

Für den dritten Satz ist der Begriff »schrill« als Charakteristikum vielleicht am<br />

passendsten. Dazu trägt schon die Instrumentierung bei. Brahms besetzt Piccoloflöte<br />

und Triangel, was für ihn sehr untypisch ist. Auch die Tempobezeichnung<br />

Allegro giocoso (»scherzhaft«) ist alles andere als konventionell, wobei die Musik<br />

eine ungetrübte, heitere Stimmung aber nur in Ansätzen vermittelt. Vielmehr meint<br />

man einiges an Sarkasmus serviert zu bekommen, woran auch das im romantischen<br />

Hornklang ausgearbeitete Motiv im Mittelteil nur kurz etwas ändert.<br />

<strong>Das</strong> alles ergibt jedoch in Brahms’ eigener Bewertung der Sinfonie einen Sinn. »Ich<br />

fürchte nämlich, sie schmeckt nach dem hiesigen Klima – die Kirschen hier werden<br />

nicht süß, die würdest Du nicht essen!« So äußerte sich der Komponist gegenüber<br />

dem befreundeten Dirigenten Hans von Bülow, als dieser das Werk im thüringischen<br />

Meiningen einstudieren sollte.


8<br />

Bei aller durchaus befremdlichen Kompromisslosigkeit des ersten Eindrucks wurde<br />

die vierte Sinfonie schon früh auch als ein Meisterwerk gesehen und eingeordnet. Der<br />

mit Brahms eng befreundete Geiger und Dirigent Joseph Joachim pries den »geradezu<br />

packenden Zug des Ganzen, die Dichtigkeit der Erfindung, das wunderbar verschlungene<br />

Wachstum der Motive« und urteilte: »Wer Augen zu sehen und ein musikalisches<br />

Gemüt hat, kann nicht leicht als Dirigent dabei fehlgehen«. Selbst das überkritische<br />

Wiener Publikum feierte den Komponisten überschwänglich, als er kurz vor seinem<br />

Tod bei einer Aufführung der vierten Sinfonie persönlich zugegen war.<br />

JOHANNES BRAHMS<br />

n 3. Satz: Allegro giocoso – Poco meno presto – Tempo I<br />

aus Sinfonie Nr. 4, e-moll, op. 98<br />

CROSSOVER AUS LITERATUR UND GESCHICHTE<br />

MARCHE HONGROISE<br />

AUS LA DAMNATION DE FAUST<br />

Der Komponist Hector Berlioz war ein großer Fan von Goethes Faust: »Dieses wunderbare<br />

Buch fesselte mich sofort. Ich trennte mich nicht mehr davon und las dauernd<br />

darin: beim Tisch, im Theater, auf der Straße, überall!« Eine Vertonung des<br />

Stoffes lag daher auf der Hand. In den Jahren 1828/29 schrieb Berlioz eine Schauspielmusik<br />

zu acht Szenen, die er Goethe persönlich zukommen ließ. Nach einem<br />

Totalverriss durch seinen engen Freund, den Musiker und Komponisten Carl Friedrich<br />

Zelter, verfolgte der Dichterfürst die Sache aber nicht weiter.<br />

Berlioz ließ sich davon jedoch nicht abschrecken und nahm 15 Jahre später das<br />

Thema wieder auf. La damnation de Faust (Fausts Verdammnis) entstand als eine<br />

Mixtur aus Nummernoper und Oratorium. <strong>Das</strong> Werk wurde von Berlioz aber nie<br />

ernsthaft für eine szenische Aufführung in Betracht gezogen, da er die Möglichkeiten<br />

der Bühnentechnik für die sich teilweise überlagernde Handlung als nicht<br />

ausreichend erachtete.<br />

Was auffällt, ist eine Merkwürdigkeit beim ersten Ort der Handlung: Berlioz verlegt<br />

Fausts Erwachen in die ungarische Puszta-Landschaft. <strong>Das</strong> hat nichts mit Goethes<br />

Text zu tun, aber sehr viel mit der bekanntesten Musiknummer des Abschnitts, dem<br />

Marche Hongroise (Ungarischer Marsch). Dabei handelt es sich um Berlioz’ Adaption<br />

des Rákóczi-Marsches, bis heute eine inoffizielle Hymne in Ungarn.<br />

Der Marsch entstand um das Jahr 1730 und bezieht sich auf Franz II. Rákóczi<br />

(1676–1735), der den letzten großen, nach ihm benannten Aufstand des ungarischen<br />

Adels gegen die Habsburger anführte. Diese setzten immer mehr einen absolutistischen<br />

Herrschaftsanspruch durch und belasteten die ungarischen Untertanen nach<br />

deren Ansicht unverhältnismäßig hoch mit Steuern, um die immensen Kosten der<br />

Türkenkriege wieder hereinzuholen. Rákóczi setzte sich an die Spitze der 1701 beginnenden<br />

Rebellion, die von den kaiserlichen Truppen erst nach jahrelangen Auseinandersetzungen<br />

niedergeschlagen werden konnte.


Berlioz war nicht der einzige Komponist, der sich des Marsches annahm. Franz<br />

Liszt etwa nutzte ihn als Basis für seine Ungarische Rhapsodie Nr. 15, Johannes<br />

Brahms bearbeitete ihn ebenfalls. Vor allem die Version von Berlioz hat sich in der<br />

populären Musiktradition Ungarns behauptet und wird bis heute häufig bei feierlichen<br />

staatlichen und militärischen Anlässen zu Gehör gebracht.<br />

9<br />

HECTOR BERLIOZ (1803 – 1869)<br />

n Marche hongroise<br />

aus La damnation de Faust (Fausts Verdammnis), op. 24<br />

KOMPONIEREN IM NEBENJOB<br />

ARIE »UMSONST NACH RUHE SUCHT DAS TRÜBE<br />

SCHWERE HERZ« AUS FÜRST IGOR<br />

Nicht nur Richard Wagner war sein eigener Librettist. Auch Alexander Porfirjewitsch<br />

Borodin schuf sich die Textvorlage für die 1890 uraufgeführte vieraktige<br />

Oper Knjas Igor (Fürst Igor) selbst. <strong>Das</strong> Libretto beruht auf dem mittelalterlichen<br />

Igorlied (Slowo o polku Igorewe, Lied von der<br />

Heerfahrt Igors). <strong>Das</strong> historische Ereignis dahinter<br />

ist der gescheiterte Feldzug, den der Umsonst nach Ruhe sucht das trübe schwere Herz.<br />

Umsonst nach Ruhe sucht das trübe schwere Herz<br />

Die müden Augen finden keinen Schlummer.<br />

russische Fürst Igor Swjatoslawitsch von<br />

Vergangenes steigt auf in der Erinn’rung,<br />

Nowgorod-Sewersk 1185 gegen die Polowetzer<br />

oder Kiptschaken unternommen hatte, die Noch steht vor mir das Himmelszeichen.<br />

Der Freiheit fernes Glück!<br />

damals große Teile des südlichen Russland Klar sehe ich den Trug des Ruhmes,<br />

und angrenzender Länder bis nach China hinein<br />

zu ihrem Einflussgebiet zählten.<br />

Zu wahr gesprochen hat der Himmel.<br />

In heisser Schlacht verlor ich meine Ehr’.<br />

Ich bin besiegt, ich bin gefangen.<br />

Im Kern des 218 Strophen umfassenden Nun seh ich oft in dunkler Nacht Leichen.<br />

Igorlieds stehen die Uneinigkeit der Russen Sie klagen an: Du hast uns geopfert!<br />

und das Fehlen eines starken, einenden Anführers,<br />

was die Niederlage fast folgerichtig Die ferne Heimat verfluchet mich – Weh!<br />

Geschändet ist mein Ruhm und meine Ehre;<br />

Nur Schimpf und Schmach,<br />

erscheinen ließ. »Es ist schwierig für den<br />

Welch ein grausames Geschick!<br />

Kopf, ohne Schulter zu sein. Aber es ist ein Weit besser wär für mich der Tod!<br />

Unglück für den Körper, ohne Kopf zu sein«, Dich allein, du Heissgeliebte,<br />

lautet ein häufig gebrauchtes Zitat aus dem Dich möcht‘ ich noch einmal sehen –<br />

Werk. Obwohl seine Echtheit in der Forschung<br />

immer wieder angezweifelt wurde<br />

Ach, ich fühl‘ es, wie du um mein hartes Schicksal weinst.<br />

Machtlos muss ich hier verweilen,<br />

Während du treu meiner Rückkehr harrest.<br />

und wird, hat das Igorlied seit dem Fund des<br />

Schuld trag‘ ich auch gegen dich, ach,<br />

Manuskripts im Jahr 1795 anhaltende Popularität<br />

in Russland und Osteuropa erlangt. In Not und Zweifeln quält mein Herz sich ruhelos.<br />

Wirst du mir verzeihn?<br />

Die Nacht bringt keinen Schlummer, keine Lind‘rung.<br />

Borodin begann bereits 1869 mit der Arbeit<br />

Vergangenes steigt auf in der Erinn’rung,<br />

an Fürst Igor, unterbrach sie aber immer Und rufet mich zur Tat!<br />

wieder, um Werke für den Konzertsaal zu Wie rette ich mein Land?<br />

schreiben. Da er im Hauptberuf als Arzt und Ach, wehe, wehe mir, nirgends ein Ausweg,<br />

Mir bleibet nur der Tod!<br />

Chemieprofessor tätig war, blieb für die Mu­


10<br />

sik ohnehin nur begrenzt Zeit übrig. Borodin erlebte die Uraufführung des Werkes<br />

selbst nicht mehr, denn er starb im Jahr 1887. Sein Freund Nikolai Rimski-Korsakow<br />

und dessen Schüler Alexander Glasunow führten die nicht fertig gewordene<br />

Oper zum Abschluss.<br />

In Fürst Igor spielen die Chöre und das Ballett eine wesentliche Rolle, letzteres<br />

insbesondere am Ende des zweiten Akts bei den bekannten Polowetzer Tänzen, die<br />

auch losgelöst vom Stück aufgeführt werden. Mit Bezug auf die rivalisierenden<br />

Volksgruppen erweist die Oper nicht nur der russischen Kirchenmusik ihre Reverenz,<br />

sondern bietet auch stark orientalisch gefärbte Klänge.<br />

In der Arie »Umsonst nach Ruhe sucht das trübe schwere Herz« aus dem zweiten<br />

Akt beklagt der gefangene Fürst, wie sehr er als Heerführer versagt und das Vertrauen<br />

seiner Heimat enttäuscht hat.<br />

ALEXANDER PORFIRJEWITSCH BORODIN (1833 – 1887)<br />

n Arie »Umsonst nach Ruhe sucht das trübe schwere Herz«<br />

aus Fürst Igor<br />

• Marcel Brunner, Bassbariton<br />

VOM BROMBEERSTRAUCH ZUM<br />

NATIONALEN KULTURGUT<br />

INTERMEZZO AUS LA BODA DE LUIS ALONSO<br />

Die Zarzuela ist eine genuin spanische Form des Musiktheaters. Der Name leitet<br />

sich vom Wort für »Brombeergebüsch« ab (zarza) und bezieht sich auf ein Jagdschloss,<br />

das König Philipp IV. im Jahr 1634 in der Nähe von Madrid hatte errichten<br />

lassen, mitten im Brombeerdickicht. Ließ das Wetter keinen Jagdbetrieb zu, wurden<br />

die Gäste mit theatralischen Darbietungen unterhalten, die tragische, komische<br />

und volkstümliche Versatzstücke enthielten und nachfolgend unter dem Namen<br />

dieses Aufführungs ortes firmierten.<br />

Nach der ersten Blüte verschwand die Zarzuela jedoch in der Mitte des 18. Jahrhunderts<br />

von den Bühnen – und damit auch ihre Musik, die meistens aus anderen<br />

Stücken entnommen wurde. Erst 100 Jahre später feierte die Gattung ein Comeback,<br />

als man sich auch in Spanien am Konzept der »Nationalkultur« orientierte. Äußerlich<br />

hatte die neuen Zarzuelas jedoch wenig mit ihren Vorläuferinnen gemeinsam, nur<br />

dass Musik und Dialog nach wie vor einander abwechselten. Unumstrittene Hauptstadt<br />

der Zarzula wurde Madrid, wo Ende des 19. Jahrhunderts nicht weniger als<br />

zehn Theater ausschließlich solche Werke spielten.<br />

Der aus dem andalusischen Sevilla stammende Jerónimo Giménez y Bellido war bereits<br />

mit zwölf Jahren erster Geiger im Theaterorchester seiner Heimatstadt. Nach<br />

Studien in Paris und Italien kam er nach Madrid, übernahm die <strong>Orchester</strong>leitung im<br />

renommierten Teatro de la Zarzuela und komponierte zwischen 1887 und 1920 jährlich<br />

mehrere Werke dieser Gattung.


La boda de Luis Alonso o La noche del encierro (Die Hochzeit des Luis Alonso oder<br />

die Nacht der Stierhatz) ist eines der bekanntesten. Giménez brachte das Stück im<br />

Januar 1897 zur Uraufführung. Die Handlung spielt im südspanischen Cádiz. Luis<br />

Alonso, der berühmte Ballettmeister der Stadt, will sich mit María Jesús vermählen,<br />

die viel jünger ist als er. Gabrie, ihr junger Ex-Freund, plant daraufhin eine kleine<br />

Rache und erzählt der bereits versammelten Hochzeitsgesellschaft etwas von einer<br />

unmittelbar bevorstehenden Stierhatz. Natürlich will niemand das Ereignis verpassen<br />

– auch der Bräutigam nicht – und alle rennen davon. Nur María Jesús bleibt<br />

zurück und muss sich von Gabrie Vorwürfe anhören, warum sie mit einem so alten<br />

Mann die Ehe eingehen will.<br />

11<br />

Giménez’ besondere Meisterschaft zeigt sich in der handwerklich herausragenden,<br />

effektvollen Verwendung des <strong>Orchester</strong>satzes und dem sicheren Gespür für den Einsatz<br />

typisch spanischer Klangfacetten, wofür das Intermezzo ein herausragendes<br />

Beispiel abgibt.<br />

JERÓNIMO GIMÉNEZ Y BELLIDO (1854 – 1923)<br />

n Intermezzo<br />

aus La Boda de Luis Alonso<br />

NICHT BELOHNTE TREUE<br />

ARIE »JE DIS QUE RIEN NE M’ ÉPOUVANTE«<br />

AUS CARMEN<br />

In der literarischen Vorlage für Bizets Oper Carmen, einer Novelle von Prosper<br />

Mérimée, kommt sie nicht vor: die verwaiste Bauerntochter Micaéla. Sie ist eine Ergänzung<br />

der Librettisten Henri Melhac und Ludovic Halévy. In der Opernhandlung<br />

verkörpert sie Bodenständigkeit und gesunden Menschenverstand – das komplette<br />

Gegenteil der Titelfigur mit ihrem verführerischen, launenhaften Wesen. Man könnte<br />

Micaéla genauso gut als etwas einfältig und weltfremd bezeichnen, denn sie war<br />

Don José versprochen und steht auch dann noch fest in Liebe zu ihm, als Carmen<br />

den Sergeanten schon völlig in ihren Bann gezogen hat.<br />

In der bekannten Arie des ersten Aktes »Je dis que rien ne m‘épouvante (Ich sprach,<br />

dass ich furchtlos mich fühle)« versucht Micaéla Don José zu überzeugen, sich von<br />

Carmen zu trennen und zu seiner todkranken Mutter zurückzukehren – und somit<br />

auch zu ihr selbst.<br />

Generell lässt Bizet die Figur der Micaéla durchaus selbstbewusst auftreten. In<br />

dieser Arie allerdings gibt sie dem Publikum Einblicke in ihren wirklichen Seelenzustand<br />

und fleht die himmlischen Mächte um Beistand für die bevorstehende<br />

Konfrontation an. Sie ahnt nicht, dass sie Carmen mit ihrer Aktion in die Karten<br />

spielt – diese hat sich schon wieder von Don José abgewandt –, gewinnt den Sergeanten<br />

aber auch nicht für sich zurück, weil er nie wirklich von Carmen loskommt.<br />

Insofern bleibt Micaélas Treue letztlich unbelohnt.


12<br />

Je dis que rien ne m‘ épouvante<br />

Je dis que rien ne m‘ épouvante,<br />

Je dis hélas que je réponds de moi,<br />

Mais j‘ai beau faire la vaillante,<br />

Au fond du cour, je meurs d‘effroi<br />

Seule, en ce lieu sauvage<br />

Toute seule, j‘ai peur,<br />

Mais j‘ai tort d‘avoir peur,<br />

Vous me donnerez du courage,<br />

Vous me protégerez, Seigneur.<br />

Je vais voir de près cette femme<br />

Dont les artifices maudits<br />

Ont fini par faire un infâme<br />

De celui que j‘aimais jadis;<br />

Elle est dangereuse, elle est belle,<br />

Mais je ne veux pas avoir peur,<br />

Non, non je ne veux pas avoir peur!<br />

Je parlerai haut devant elle,<br />

Ah! Seigneur ... Vous me protégerez.<br />

Ah! Je dis que rien ne m‘épouvante, etc.<br />

Protégez-moi! O Seigneur!<br />

Donnez-moi du courage!<br />

Protégez-moi! O Seigneur!<br />

Protégez-moi! Seigneur!<br />

Ich sprach, dass ich furchtlos mich fühle<br />

Ich sprach, dass ich furchtlos mich fühle,<br />

ich sagte, ach, dass ich für mich einstehe<br />

aber vergebens spiele ich die Tapfere,<br />

im Grunde meines Herzens sterbe ich vor Schrecken.<br />

Allein an diesem wilden Ort,<br />

ganz allein habe ich Angst,<br />

aber zu Unrecht habe ich Angst.<br />

Ihr werdet mir Mut geben,<br />

Ihr werdet mich schützen, Herr.<br />

Ich werde diese Frau aus der Nähe sehen,<br />

deren verwünschte Ränke<br />

schließlich einen Ehrlosen aus dem<br />

gemacht haben, den ich einst liebte;<br />

sie ist gefährlich, sie ist schön,<br />

aber ich will keine Furcht haben.<br />

Nein, ich will keine Furcht haben!<br />

Ich werde laut und deutlich vor ihr sprechen.<br />

Ach Herr ... Ihr werdet mich beschützen.<br />

Ah! Ich sprach, dass ich furchtlos mich fühle etc.<br />

Beschützt mich, o Herr!<br />

Gebt mir Mut!<br />

Beschützt mich, o Herr!<br />

Beschützt mich, Herr!<br />

Bizet kleidet die Arie in sanft wiegende Musik, die ohne dramatische Temperamentsausbrüche<br />

auskommt. Die Geradlinigkeit und Aufrichtigkeit in der Charakterzeichnung<br />

herauszuarbeiten, ohne dabei langweilig und trivial herüberzukommen,<br />

ist die große Herausforderung bei der Interpretation der Rolle, umso mehr in<br />

Kontrast zum schillernden Drama der Titelfigur.<br />

GEORGES BIZET (1838 – 1875)<br />

n Arie »Je dis que rien ne m‘épouvante«<br />

aus Carmen<br />

• Clara-Sophie Bertram, Sopran<br />

DRAMA MIT ABWESENDER HAUPTPERSON<br />

PRELUDE UND FARANDOLE<br />

AUS L’ARLESIENNE<br />

Bizet schrieb L’Arlesienne (<strong>Das</strong> Mädchen aus Arles) 1872 als Bühnenmusik für das<br />

gleichnamige Schauspiel von Alphonse Daudet. Während dieses beim Publikum<br />

durchfiel, fand die Musik sofort große Zustimmung. Bizet nutzte das Momentum<br />

und stellte eine <strong>Orchester</strong>suite aus einigen Stücken zusammen, die seine Popularität<br />

in Paris begründete und bis heute im Konzertrepertoire vertreten ist. Eine zweite,<br />

ebenfalls regelmäßig gespielte Suite wurde erst nach dem Tod des Komponisten<br />

erstellt.


Stadt Karlsruhe<br />

Jugendmusikschule Neureut<br />

Schlagzeug spielen lernen<br />

Jugendmusikschule Neureut<br />

Pauke, Große Trommel, Schlagzeug, Glockenspiel, Claves ...<br />

kann man heute Abend hören. Und lernen. An der Jugendmusikschule Neureut.<br />

Unterricht in fast allen Instrumenten und musikalische Früherziehung<br />

© Stadt Karlsruhe | Layout: Streeck | Bild: pixabay.com | Stand: Juni <strong>2018</strong><br />

Jugendmusikschule Neureut<br />

Schulleitung: Petra Dürr-Knittel<br />

Sprechzeiten: Montag und Mittwoch: 13:30 bis 15:30 Uhr<br />

Schulzentrum, Unterfeldstraße 6, 76149 Karlsruhe<br />

Telefon: 0721 704156 | Fax: 0721 7817632 | jms@neureut.karlsruhe.de


14<br />

Die Titelheldin kommt in Daudets Schauspiel gar nicht persönlich vor. Trotzdem<br />

dreht sich alles um sie, weil sie mit einem jungen Mann verlobt ist, ihm aber nicht<br />

treu sein kann und den Armen letztlich in den<br />

La marche de rois (Farandole)<br />

Selbstmord treibt. Parallelen zwischen den Figuren<br />

der Arlesierin und der Carmen sind natürlich<br />

De bon matin, j’ai rencontré le train<br />

De trois grands rois qui allaient en voyage,<br />

nicht zu übersehen.<br />

De bon matin, j’ai rencontré le train<br />

De trois grands rois dessus le grand chemin. Die Bühnenmusik zu L’Arlesienne umfasst 27<br />

Venaient d’abord les gardes du corps, meist kurze Nummern. Ausgerichtet auf ein überschaubares<br />

<strong>Orchester</strong> mit 26 Musikern, setzt Bi­<br />

Des gens armés avec trente petits pages<br />

Venaient d’abord les gardes du corps zet eine recht ungewöhnliche Instrumentierung<br />

Des gens armés dessus leurs justaucorps.<br />

ein, bei der auch Saxophon, Tamburin, Klavier<br />

Marsch der Könige<br />

und Harmonium zum Einsatz kommen. Die weitgehend<br />

eigenständig komponierte Musik greift<br />

Des Morgens früh im Dämmer sah ich sie,<br />

Die heil’gen Könige mit ihren Scharen.<br />

Mein Blick gebannt verfolgte unverwandt abschnittsweise auf bekannte provençalische<br />

Den Zug der Könige aus dem Morgenland. Melodien zurück, was den Bezug zum Ort der<br />

Dem Zug voran gingen dreißig Mann mit Handlung in Südfrankreich unterstreicht.<br />

Pauken<br />

Eine davon ist das Weihnachtslied, der »Marsch<br />

und mit Trompeten und Fanfaren.<br />

der Könige (La marche des rois bzw. La Marcho di<br />

Dem Zug voran gingen dreißig Mann,<br />

Die hatten wunderschöne Kleider an. Rèi)« im provençalischen Original), das Bizet auch<br />

Deutscher Text: Fritz Schröder<br />

in den Arlesienne-Suiten als Farandole verwendet.<br />

Die Farandole ist ein provençalischer Volkstanz,<br />

bei dem im Reigen verschiedene Figuren getanzt werden. Die musikalische<br />

Begleitung kommt traditionell von einer einzelnen Person, die Einhandflöte und<br />

Tamburin gleichzeitig bedient.<br />

In der originalen Bühnenmusik von L’Arlesienne bringen diese beiden Instrumente<br />

den Marschrhythmus des Liedes zu Gehör, bevor der Chor den Gesang übernimmt.<br />

Vorangestellt ist das atmosphärisch dichte Prelude, mit dem der letzte Akt des<br />

Schauspiels eingeleitet wird.<br />

GEORGES BIZET<br />

n Prelude & Farandole<br />

aus L’Arlesienne<br />

KOMPLIZIERTES DREIECKSVERHÄLTNIS<br />

DUETT »AU FOND DU TEMPLE SAINT«<br />

AUS DIE PERLENFISCHER<br />

Anlässlich der Pariser Weltausstellungen 1855 und 1867 inszenierte sich das Frankreich<br />

des Zweiten Kaiserreichs als führende Wirtschafts-, Industrie- und vor allem<br />

Kulturnation. Dabei spielten Artefakte, die aus den Kolonien herbeigeschafft wurden,<br />

eine wichtige Rolle, repräsentierten sie doch die globale Präsenz des Landes<br />

auf sichtbare Weise. Im Zuge dessen wuchs die Begeisterung für alles Exotische in<br />

Malerei, Kunst und natürlich auch in der Musik.


Au fond du temple saint<br />

NADIR Au fond du temple saint<br />

Paré de fleurs et d’or,<br />

Une femme apparaît!<br />

Je crois la voir encore!<br />

ZURGA Une femme apparaît!<br />

Je crois la voir encore!<br />

NADIR La foule prosternée<br />

La regarde, etonnée,<br />

Et murmure tous bas:<br />

Voyez, c’est la déesse!<br />

Qui dans l’ombre se dresse<br />

Et vers nous tend les bras!<br />

ZURGA Son voile se soulève!<br />

Ô vision! ô rêve!<br />

La foule est à genoux!<br />

NADIR Oui, c’est elle!<br />

et ZURGA C’est la déesse plus charmante et plus belle!<br />

Oui, c’est elle!<br />

C’est la déesse qui descend parmi nous!<br />

Son voile se soulève et la foule est à genoux!<br />

NADIR Mais à travers la foule<br />

Elle s’ouvre un passage!<br />

ZURGA Son long voile déjà<br />

Nous cache son visage!<br />

NADIR Mon regard, hélas!<br />

La cherche en vain!<br />

ZURGA Elle fuit!<br />

NADIR Elle fuit!<br />

Mais dans mon âme soudain<br />

Quelle étrange ardeur s’allume!<br />

ZURGA Quel feu nouveau me consume!<br />

NADIR Ta main repousse ma main!<br />

ZURGA Ta main repousse ma main!<br />

NADIR De nos cœurs l‘amour s‘empare<br />

Et nous change en ennemis!<br />

ZURGA Non, que rien ne nous sépare!<br />

NADIR Non, rien!<br />

ZURGA Jurons de rester amis!<br />

et NADIR Oh oui, jurons de rester amis!<br />

Oui, c’est elle! C’est la déesse!<br />

En ce jour qui vient nous unir,<br />

Et fidèle à ma promesse,<br />

Comme un frère je veux te chérir!<br />

C’est elle, c’est la déesse<br />

Qui vient en ce jour nous unir!<br />

Oui, partageons le même sort,<br />

Soyons unis jusqu’à la mort!<br />

In des heiligen Tempels Grund<br />

NADIR Und in des Tempels Grund<br />

Voll Gold und Blumenzier<br />

Tritt ein Weib jetzt hinein,<br />

Noch steht ihr Bild vor mir!<br />

ZURGA Tritt ein Weib jetzt hinein,<br />

Noch steht ihr Bild vor mir!<br />

NADIR Da schweigen die Gesänge<br />

Und die staunende Menge<br />

Flüstert heimlich und leis:<br />

O schaut ! Es steiget wieder<br />

Unsre Göttin hernieder<br />

In der Sterblichen Kreis!<br />

ZURGA Den Schleier seht sie heben!<br />

Ha! Ist‘s ein Traum? Ist‘s Leben?<br />

Die Menge gestürzt auf die Knie!<br />

NADIR Ja, sie ist‘s, die Hehre, die Eine!<br />

u. ZURGA Glanzumstrahlt steht die Reine;<br />

Ja, sie ist‘s, die Hehre, die Reine!<br />

Tausend Gnaden bringet sie!<br />

Den Schleier seht sie heben!<br />

Und das Volk stürzt auf die Knie!<br />

NADIR Sie aber schreitet langsam<br />

Durch die knieende Menge<br />

ZURGA Und ihr Schleier fällt;<br />

Sie schwindet im Gedränge<br />

NADIR Und umsonst, umsonst sucht sie mein Blick!<br />

ZURGA Sie entflieht!<br />

NADIR Sie entflieht!<br />

Da! Welch unselig Geschick!<br />

Fühl‘ mein Herz ich wild erbeben!<br />

ZURGA In meinen Adern welch Leben!<br />

NADIR Ein Blick, er stösst mich zurück!<br />

ZURGA Dein Blick, er stösst mich zurück!<br />

NADIR Und dies Weib lieben wir beide!<br />

Und der Freund, wird er zum Feind?<br />

ZURGA Nein, dass nichts die Freundschaft scheide!<br />

NADIR Nein, nichts!<br />

ZURGA Ein Schwur, ein Schwur uns aufs neue vereint!<br />

u. NADIR Ja, sie ist‘s, die Hehre, die Reine,<br />

Die uns an diesem Tag vereint.<br />

Um getreu dem Schwur alleine<br />

Will ich dich wie ein Bruder lieben!<br />

Sie ist’s, die Hehre, die Reine,<br />

Die uns an diesem Tag vereint!<br />

So tragen wir denn unser Schicksal<br />

Als Brüder bis zur Todesqual!<br />

15


16<br />

Auch Georges Bizet sog diesen Trend begierig auf und erhielt vom Pariser Théatre-<br />

Lyrique 1863 die Möglichkeit, ein Bühnenwerk mit großen Chortableaus und exotischer<br />

Färbung zu komponieren. Für den 25-Jährigen war das eine große Chance,<br />

auch auf dem Gebiet der Oper Fuß zu fassen, nachdem er bis dato vor allem als<br />

<strong>Orchester</strong>- und Klavierkomponist aufgefallen war.<br />

Les pêcheurs de perles (Die Perlenfischer) handelt, durchaus operntypisch, vom<br />

Konflikt zwischen Pflicht und Begierde, Liebe und Moral, Leidenschaft und Freundschaft.<br />

Der exotische Schauplatz ist Ceylon, das heutige Sri Lanka. Leila, die neue<br />

Tempelpriesterin, ist die Verbindung der Perlenfischer zu den Göttern und soll für<br />

ihr Wohlergehen sorgen. Sie ist auch die Frau, die von den Freunden Nadir und Zurga<br />

gleichermaßen begehrt wurde. Zum Erhalt der Freundschaft haben beide den Verzicht<br />

auf Leila geschworen. Nadir bricht jedoch seinen Schwur, wodurch auch Leila<br />

gegen ihr Keuschheitsversprechen verstößt. Beide sollen hingerichtet werden. Der<br />

betrogene Zurga jedoch überwindet seinen Hass und verhilft dem Liebespaar am<br />

Ende zur Flucht.<br />

Die Musik der Perlenfischer ist durchzogen von exotisch-fernöstlich anmutenden<br />

Motiven. Wie sich Bizet die Orchestrierung vorgestellt hat, lässt sich jedoch nicht<br />

mehr nachvollziehen, da die Originalpartitur verschollen ist und nur ein Klavierauszug<br />

aus dieser Zeit erhalten blieb. Somit können heute nur rekonstruierte Fassungen<br />

auf die Bühne gebracht werden.<br />

Die Uraufführung war kein großer Erfolg, so dass die Oper nur wenige Male zu Bizets<br />

Lebzeiten gespielt wurde. Erst nach dem Siegeszug seiner Carmen begann man sich<br />

wieder an das Werk zu erinnern.<br />

Anhaltende Popularität genießt das Duett »Au fond du temple saint«, das zum festen<br />

Repertoire im männlichen Stimmenfach zählt. In der Nummer thematisieren die<br />

Freunde ihre komplizierte Beziehung zur Priesterin und erneuern den Schwur, ihre<br />

Freundschaft darüber niemals zerbrechen zu lassen.<br />

GEORGES BIZET<br />

n Duett »Au fond du temple saint«<br />

aus Die Perlenfischer<br />

• Yiwei Xu, Tenor<br />

• Marcel Brunner, Bassbariton<br />

WARTEN AUF DEN BECKENSCHLAG<br />

THE STORM CLOUDS CANTATA<br />

Bei einem Regie-Genie wie Alfred Hitchcock würde man eher nicht vermuten, dass<br />

im Grunde der gleiche Film nach über 20 Jahren noch einmal gedreht wird. Genau<br />

das jedoch war der Fall bei Der Mann, der zuviel wusste. 1934 hatte der Regisseur<br />

zum ersten Mal die Story um das geplante Attentat auf einen wichtigen Staatsmann<br />

verfilmt, Peter Lorre lieferte in der Rolle des Bösewichts mit markanter Haarsträhne<br />

eine seiner stärksten Leistungen ab. Aus Qualitätsgründen gab es also sicher<br />

keinen Anlass für eine Neuverfilmung.


Offenbar hielt Hitchcock den Stoff aber für so hochwertig, dass er ihn 1956 noch<br />

einmal für sein erstes – und einziges – Remake verwendete. Verglichen mit der temporeichen<br />

Erstverfilmung kommt diese Version allerdings recht gemächlich daher,<br />

weshalb bei Kritikern das Original zunächst höher angesehen war.<br />

17<br />

<strong>Das</strong>s auch die Zweitverwertung heute zu den absoluten Meisterwerken des Engländers<br />

zählt, verdankt der Film nicht zuletzt seiner Musik. Auf der einen Seite steht<br />

natürlich der Oscar-prämierte, von Doris Day intonierte Allzeit-Klassiker »Que<br />

Sera, Sera (Whatever Will Be, Will Be)«, am anderen Ende die üppig instrumentierte<br />

Storm Clouds Cantata des Australiers Arthur Benjamin für großes <strong>Orchester</strong>,<br />

Solistin und Chor.<br />

The Storm Clouds<br />

There came a whispered terror on the breeze,<br />

And the dark forest shook.<br />

And on the trembling trees came nameless fear,<br />

And panic overtook each flying creature of the wild.<br />

And when they all had fled,<br />

Yet stood the trees – yet stood the trees.<br />

Around whose heads, screaming,<br />

The nightbirds wheeled and shot away.<br />

Finding release from that which drove them<br />

onward like their prey.<br />

Finding release, the storm-clouds broke and<br />

drowned the dying moon.<br />

Finding release, the storm-clouds broke.<br />

Finding release.<br />

Sturmgewölk<br />

Gerauntes Grauen trug der Wind von weit,<br />

bebte der dunkle Wald.<br />

Zitternde Bäume überrannte maßlose Angst,<br />

und Panik übermannte jedes geflügelte Naturgeschöpf.<br />

Alle waren geflohn, nur Bäume blieben dort;<br />

um ihre Häupter stoben kreischend<br />

die Nachtvögel und schossen fort.<br />

Endlich befreit von dem,<br />

was sie wie Beute vorwärts trieb.<br />

Endlich befreit, zerbarst das Sturmgewölk,<br />

ertränkte es den Mond, der starb.<br />

Endlich befreit, zerbarst das Sturmgewölk.<br />

Endlich befreit!<br />

Übersetzung: Gabriele Grunert<br />

<strong>Das</strong> auf einem Text des englischen Schriftstellers und Malers Percy Wyndham<br />

Lewis basierende Stück wurde schon für den dramatischen Höhepunkt der Erstverfilmung<br />

komponiert, der großen Konzertszene in der Londoner Royal Albert Hall,<br />

die auch im Remake vorkommt. Hitchcocks Genialität zeigt sich darin, dass er die<br />

Musik nicht nur zur Untermalung der Handlung einsetzt, sondern die Handlung<br />

komplett von ihr tragen lässt (es wird währenddessen nicht gesprochen). Die Musik<br />

drängt auf ihren Höhepunkt zu, einen enzigen Beckenschlag, der den Attentätern<br />

den geeigneten Moment für den Todesschuss auf den anwesenden Staatsmann signalisiert.<br />

Hitchcock lässt die Kamera kurz davor über die Notenpartitur gleiten und<br />

zeigt den Schlagzeuger, wie er sich langsam auf seinen großen Moment vorbereitet<br />

– ein typischer Kunstgriff des Regisseurs und ein grandioses Beispiel für seine<br />

Fähigkeit, mit vergleichsweise simplen Mitteln die Spannung ins Unterträgliche zu<br />

steigern: Man weiß, dass der Beckenschlag (und der Schuss!) erfolgt – man weiß<br />

aber nicht, wann.<br />

Wie gut die Storm Clouds Cantata in die Dramaturgie der Story passt, zeigt sich<br />

auch darin, dass sie mit nur kleinen Änderungen ins Remake übernommen wurde,<br />

während die übrige Musik von Hitchcocks »Hauskomponisten« Bernard Herrmann<br />

neu geschrieben wurde. Dieser wird übrigens selbst zum Schauspieler und steht


18<br />

am Dirigentenpult in der Royal Albert Hall, nachdem er zuvor im Film mit echtem<br />

Namen auf einem Plakat angekündigt worden waren – ein typisches Augenzwinkern<br />

Hitchcocks in Richtung Publikum, der ja auch für seine Kurzauftritte in den<br />

eigenen Filmen berühmt-berüchtigt war.<br />

ARTHUR BENJAMIN (1893 – 1960)<br />

n The Storm Clouds Cantata<br />

aus dem Film Der Mann, der zuviel wusste<br />

• Clara-Sophie Bertram, Sopran<br />

EINE STADT AUF DEM TROCKENEN<br />

THE HALLELUJAH TRAIL<br />

AUS DEM FILM VIERZIG WAGEN WESTWÄRTS<br />

Der kalte, schneereiche Winter steht vor der Tür – und die Alkoholvorräte gehen<br />

dem Ende entgegen. Nicht nur in Denver, das 1867 noch am Rande der Zivilisation<br />

liegt, ist das ein Horrorszenario. Es gilt also, rechtzeitig Abhilfe zu schaffen<br />

und die Bestände für die langen dunklen Monate aufzufüllen. Vierzig Wagen mit<br />

Hoch prozentigem sollten genügen, sie müssen nur noch bestellt und ausgeliefert<br />

werden.<br />

Darum geht es in der Westernparodie The Hallelujah Trail (Vierzig Wagen Westwärts),<br />

und natürlich erweist sich die Zustellung als nicht so einfach wie erhofft.<br />

Nicht nur Indianer interessieren sich für die Fracht, sondern auch eine Truppe resoluter<br />

Damen, die gegen die Sünde des Alkoholgenusses zu Felde ziehen. Zu allem<br />

Überfluss treten die Fuhrleute auch noch in den Streik für bessere Arbeitsbedingungen,<br />

was den Transport vollends zu einem Himmelfahrtskommando werden lässt.<br />

Der Streifen aus dem Jahr 1965 punktet vielleicht nicht mit subtiler Handlung, die<br />

Filmmusik aber gehört ohne Zweifel in die oberste Kategorie. Sie stammt von dem<br />

US-amerikanischen Komponisten Elmer Bernstein, der seine Karriere mit Musik für<br />

Radiosendungen und Dokumentarfilme begonnen hatte und sich ab 1950 in Hollywood<br />

der Filmmusik widmete.<br />

Im Western-Genre steuerte Bernstein 1955 die Musik zur Serie Gunsmoke<br />

(Rauchende Colts) bei und erlangte spätestens mit dem Soundtrack zu Die glorreichen<br />

Sieben aus dem Jahr 1960 Klassikerstatus. Ein weiteres Monument der Filmgeschichte,<br />

Cecil B. DeMiles’ Die zehn Gebote, gehört ebenfalls zum über 200 Werke<br />

umfassenden Output des mit einem Stern auf dem Hollywood Walk of Fame geehrten<br />

Komponisten, der mit seinem Kollegen und Namensvetter Leonard Bernstein<br />

übrigens nicht verwandt, aber gut befreundet war.<br />

ELMER BERNSTEIN (1922 – 2004)<br />

n The Hallelujah Trail aus dem Film Vierzig Wagen westwärts


SYNTHESE AUS ZWEI WELTEN<br />

RHAPSODY IN BLUE<br />

19<br />

Der Bandleader Paul Whiteman hatte bereits mit George Gershwin zusammengearbeitet,<br />

als er den Komponisten mit einem neuen Stück für ein Konzert am 12. Februar 1924<br />

öffentlich ankündigte. <strong>Das</strong> Problem war nur, dass Gershwin weder davon wusste noch<br />

sonderlich erpicht war, ein Jazzstück für klassisches <strong>Orchester</strong> zu schreiben. Nachdem<br />

sein Kollege mit der Ankündigung jedoch Tatsachen geschaffen hatte und die Zeitungen<br />

bereits über den Konzerttermin berichteten, ließ er sich schließlich darauf ein.<br />

<strong>Das</strong> erste Manuskript der Rhapsody in Blue trägt das Datum vom 7. Januar 1924.<br />

<strong>Das</strong> Stück sollte ursprünglich American Rhapsody heißen und erhielt seinen endgültigen<br />

Namen auf Anregung von Georges Bruder Ira Gershwin, der sich dabei<br />

vom Künstler James McNeill Whistler und dessen Verwendung von Farben in der<br />

Namensgebung seiner Werke inspirieren ließ.<br />

Die erste Aufführung erlebte Gershwins Kom position unter der Leitung von Paul<br />

Whitehead im Rahmen des erwähnten Konzertabends, der den Untertitel »An Experiment<br />

in Modern Music« trug. Zur zahlreichen Prominenz im Publikum zählten u. a. die<br />

Komponisten Igor Strawinsky und Sergei Rachmaninow sowie die Stargeiger Jascha<br />

Heifetz und Fritz Kreisler. 26 Stücke standen auf dem Programm, die Rhapsody in Blue<br />

kam als vorletztes an die Reihe. George Gershwin spielte selbst den Klavierpart. Die<br />

Komposition stieß auf gemischte Reaktionen. So nannte der Kritiker der New York Tribune<br />

das Stück »banal, schwach und konventionell« und bezeichnete die Harmonien<br />

als »kitschig und flach«. Der Kollege der New York Times sah es etwas differenzierter.<br />

Er erkannte das »außergewöhnliche Talent eines jungen Komponisten, der mit<br />

einer Form kämpft, von deren Beherrschung er noch weit entfernt ist«, bescheinigte<br />

Gershwin aber einen »eigenen, signifikanten Stil in der gesamten, höchst originellen<br />

Komposition«.<br />

Aus heutiger Sicht steht die Rhapsody in Blue nicht für die Stilübung eines aufstrebenden<br />

Komponisten, sondern für einen Meilenstein in der Synthese von Jazz<br />

und Kunstmusik. Dabei kam es Gershwin vor allem auf die Originalität der musikalischen<br />

Ideen an, die formale Entwicklung von Motiven und Themen, wie sie die<br />

klassische Musik über Jahrhunderte geprägt hatte, war ihm weit weniger wichtig.<br />

Ähnlich klar legte er sich fest, dass beim Jazz der Rhythmus in seiner Bedeutung<br />

über den Tönen und Harmonien anzusiedeln sei.<br />

Die Synthese beider Welten findet – gewollt oder zufällig – bereits im Titel des<br />

Stückes statt und zieht sich durch die gesamte Musik. <strong>Das</strong> Rhapsodische zeigt sich<br />

in der losen Verbindung von musikalischen Motiven und Gedanken, die nicht notwendigerweise<br />

weitergeführt werden. Mit ihrem Hang zu Monumentalität und Pathos<br />

stehen die <strong>Orchester</strong>teile in enger Verbindung mit der romantischen Sinfonik,<br />

und indem Gershwin das Eingangsthema am Ende noch einmal aufnimmt, erzielt<br />

auch die Rhapsody in Blue eine Geschlossenheit, wie man sie in einem klassischen<br />

Stück erwartet. Der Bezug zum Blues/Jazz zeigt sich bereits im berühmten Anfangs-<br />

Glissando der Klarinette und der Präsentation des ersten Hauptthemas, wo entsprechende<br />

Harmonien zum Einsatz kommen, sowie bei den aus dem Ragtime entlehnten


20<br />

Rhythmen im Klavierpart. <strong>Das</strong> alles sorgt dafür, dass die Rhapsody in Blue heute<br />

zum erlesenen Kreis der Kompositionen zählt, welche die Möglichkeiten und Entwicklungen<br />

in der Musik entscheidend vorangebracht haben.<br />

GEORGE GERSHWIN (1898 – 1937)<br />

n Rhapsody in Blue<br />

Matthias Böhringer, Klavier<br />

BÜHNE FÜR FREUDE UND WEHMUT<br />

DANZÓN NO. 2<br />

Arturo Márquez wurde 1950 in der nordmexikanischen Provinz Sonora in eine überaus<br />

musikaffine Familie hineingeboren. Sein Vater war Mariachi-Musiker, sein Großvater<br />

spielte Salon- und Volksmusik.<br />

Den internationalen Durchbruch als Komponist schaffte er Anfang der 1990er-Jahre<br />

mit seinen auf kubanischer und mexikanischer Rhythmik basierenden Danzones,<br />

von denen der Danzón<br />

No. 2 am populärsten<br />

geworden ist,<br />

nicht zuletzt weil der<br />

Dirigent Gustavo Dudamel<br />

das Stück mit<br />

Studiengänge<br />

Fakultät Wirtschaft<br />

Fakultät Technik<br />

Angewandte Gesundheits- und<br />

seinem Simón Bolívar<br />

Elektrotechnik<br />

Pflegewissenschaften<br />

Youth Orchestra immer<br />

wieder aufführt.<br />

Informatik<br />

Angewandte Hebammenwissenschaft<br />

Maschinenbau<br />

BWL-Bank<br />

Mechatronik<br />

BWL-Deutsch-Französisches Management<br />

Danzón No. 2 ist eine<br />

Papiertechnik<br />

BWL-Handel, BWL-Industrie<br />

Auftragsarbeit der<br />

Physician Assistant/Arztassistent BWL-International Business<br />

Sicherheitswesen<br />

RSW-Steuern und Prüfungswesen Universidad Nacional<br />

Wirtschaftsingenieurwesen BWL-Versicherung<br />

Autónoma de México<br />

Unternehmertum<br />

(UNAM) und wurde<br />

Wirtschaftsinformatik<br />

dort im Jahr 1994 uraufgeführt.<br />

Als Tanzform<br />

hat sich der<br />

Danzón von Kuba aus<br />

verbreitet. Dorthin<br />

war er gekommen, als<br />

Landarbeiter Ende<br />

des 18. Jahrhunderts<br />

vor den französischen<br />

Kolonialherren<br />

MIT DEM DUALEN STUDIUM –<br />

aus Haiti flohen und<br />

FIT IN THEORIE UND PRAXIS<br />

ihre Musik mitbrachten,<br />

darunter den aus<br />

Frankreich stammenden<br />

Erzbergerstr. 121, 76133 Karlsruhe, Tel. 0721-9735-5, www.karlsruhe.dhbw.de Contredanse.


Daraus entwickelte sich Mitte des 19. Jahrhunderts die Danza, eine vornehme Salonmusik,<br />

die einen Mix aus europäischen und indigenen Instrumenten einsetzte. Der<br />

Danzón ist die stärker rhythmisierte Variante davon und ähnelt in seinen eleganten,<br />

ausdrucksstarken Bewegungen dem Tango. Eine Tempobeschleunigung gegen Ende<br />

gehört ebenfalls zu den Merkmalen der Musik.<br />

21<br />

Während der Danzón in Kuba an Bedeutung verloren hat, ist er in México noch sehr<br />

lebendig, wobei es nicht nur um Traditionspflege geht. Komponisten und Arrangeure<br />

entwickeln seine Form ständig weiter, in vielen Theaterstücken und Filmen hat<br />

er seinen Platz – auch weil er eine wichtige Symbolik transportiert und es schafft,<br />

soziale Unterschiede und festgefahrene gesellschaftliche Strukturen zumindest vorübergehend<br />

außer Kraft zu setzen.<br />

Vor allem aber entspricht der Danzón in bester Weise der mexikanischen Seele, denn<br />

in Arturo Márquez’ eigenen Worten verkörpert diese Musik »die Sinneslust und<br />

Strenge, durch die wir Mexikaner gleichermaßen Freude und Wehmut empfinden<br />

und uns in eine Welt der Gefühle flüchten können.«<br />

ARTURO MÁRQUEZ (*1950)<br />

n Danzón No. 2<br />

GEHEIMNISSE UND VERSCHWÖRUNGEN<br />

CHOR »CHEVALIERS DE SANGREAL«<br />

AUS DEM FILM THE DA VINCI CODE – SAKRILEG<br />

Illuminaten, Freimaurer, Templer: In den Bestsellern des US-amerikanischen Autors<br />

Dan Brown toben sich Geheimgesellschaften und Verschwörungstheorien nach Herzenslust<br />

aus. Mittendrin: Der Symbologie-Professor Robert Langdon, der auf abenteuerlichen<br />

Schnitzeljagden jeden noch so kryptischen Hinweis entschlüsselt und<br />

drohende Katastrophen gerade noch abwendet.<br />

Im in 44 Sprachen übersetzten Roman Sakrileg (The Da Vinci Code) steht die katholische<br />

Kirche im Fokus. Sie will verhindern, dass geheimes Wissen ans Licht kommt,<br />

welches ihre Fundamente zum Einsturz bringen könnte. Es geht um nichts weniger<br />

als den Beweis, dass Jesus Christus und Maria Magdalena tatsächlich Nachkommen<br />

hervorgebracht haben, und die Kirche damit ihrer Legitimation beraubt wäre.<br />

Hüter des Geheimnisses ist die Bruderschaft vom Heiligen Gral, die Chevaliers de<br />

Sangreal. Dieser wird in Dan Browns Story nicht als der Becher (altfrz. Graal) gedeutet,<br />

aus dem Jesus beim Letzten Abendmahl trank, sondern als sein Blut selbst<br />

(sang real = königliches bzw. wirkliches Blut). Folglich dreht sich das geheime Wissen<br />

um die Blutlinie Jesu, und tatsächlich erweist sich Robert Langdons Begleiterin<br />

als direkte Nachfahrin von Jesus und Maria Magdalena. Letztere, so findet Langon<br />

auch heraus, hat ihre letzte Ruhe an dem Ort gefunden, über den sich heute die Pyramide<br />

im Louvre erhebt.<br />

Mag die Handlungslogik noch so aberwitzig sein – mit ihrem Tempo und dem gekonnten<br />

Spannungsaufbau schreien Dan Browns Thriller geradezu nach einer Verfilmung.<br />

Da in diesem Fall die katholische Kirche, gelinde gesagt, etwas verschnupft


22<br />

war, erwies es sich zunächst als schwierig, die notwendigen Drehgenehmigungen<br />

zu bekommen. Letztlich aber gelang es, so dass The Da Vinci Code – Sakrileg an den<br />

Orten gedreht werden konnte, deren konkrete Symbolik eine wesentliche Rolle in der<br />

Geschichte spielt. Der Film kam 2006 in die Kinos und erzielte seinerzeit das zweitbeste<br />

Ergebnis an einem Eröffnungswochenende überhaupt. Bei der Kritik fiel der<br />

Streifen jedoch einhellig durch.<br />

Die Filmmusik stammt von Hans Zimmer. Mit 11 Oscar- und 14 Golden-Globe-Nominierungen<br />

gehört der gebürtige Frankfurter zu den wichtigsten und erfolgreichsten<br />

Komponisten in Hollywood und lieferte seit Ende der 80er-Jahre die Soundtracks zu<br />

Erfolgsfilmen wie Rain Man, Der König der Löwen, Der letzte Samurai, Pearl Harbor,<br />

Fluch der Karibik und Blade Runner 2049.<br />

Einen »typischen Zimmer« erkennt man an den repetitiven Synthesizer-Linien, die auch<br />

im Arrangement zum Chor »Chevaliers de Sangreal« gut herauskommen. Sein revolutionäres<br />

»Wall-to-Wall«-Konzept – der Film ist fast durchgehend mit Musik unterlegt<br />

– hat sich in temporeichen Actionwerken als Kompositionsstandard etabliert.<br />

HANS ZIMMER (* 1957)<br />

n Chor »Chevaliers de Sangreal«<br />

aus dem Film The Da Vinci Code – Sakrileg<br />

DER SOUND DER WELTSTADT<br />

ENTR’ACTE AUS DEM MUSICAL WONDERFUL TOWN<br />

Leonard Bernsteins Musical Wonderful Town hatte am 19. Januar 1953 Premiere. Nach<br />

On The Town von 1944 war es das zweite Werk, in dem er seiner Heimatstadt New York<br />

ein musikalisches Denkmal setzte. <strong>Das</strong> Stück greift ein bekanntes Thema auf: Mädchen<br />

aus der Provinz kommt in die große Stadt und will Schauspielerin werden. Sie hat noch<br />

eine Freundin dabei, die als Autorin Fuß zu fassen versucht. Natürlich sind auch Männer<br />

im Spiel, und am Ende erfüllen sich alle Träume, beruflich wie privat.<br />

Wonderful Town lief bis zum 3. Juli 1954 insgesamt 559-mal am Broadway. Im folgenden<br />

Jahr hatte das Stück im Londoner West End Premiere, wo es auf 207 Vorstellungen<br />

kam. 2003 wurde das Musical in New York neu aufgelegt, diese Produktion<br />

brachte es auf 497 Aufführungen. Eine deutschsprachige Version wurde erstmals am<br />

9. November 1956 an der Wiener Volksoper gegeben. Am 22. Dezember 2016 kam das<br />

Musical als Premierenstück im Neubau der Staatsoperette Dresden auf die Bühne.<br />

Obwohl die Songs aus Wonderful Town nie die Popularität anderer Werke erreicht<br />

haben, fällt das Musical in eine der produktivsten und kreativsten Schaffensphasen<br />

von Leonard Bernstein. Zwischen 1950 und 1957 schrieb er u. a. die Bühnenwerke<br />

Candide und West Side Story sowie die Filmmusik zu On The Waterfront (Die Faust<br />

im Nacken).<br />

LEONARD BERNSTEIN (1918 – 1990)<br />

n Akt II: Entr’acte<br />

aus dem Musical Wonderful Town


EIN FLÜCHTIGER AUGENBLICK DER ERFÜLLUNG<br />

DUETT »TONIGHT«<br />

AUS DEM MUSICAL WEST SIDE STORY<br />

23<br />

Von allen Shakespeare-Adaptionen auf der Bühne und im Film ist West Side Story<br />

nicht nur eine der qualitativ besten, sondern auch eine der erfolgreichsten. Die originale<br />

Broadway-Musicalproduktion von 1957 lief 732-mal und gewann alle Auszeichnungen,<br />

die in diesem Genre vergeben werden. Die Verfilmung von 1961 wurde für<br />

11 Oscars nominiert und gewann 10. Nur Titanic, Ben Hur und der Der Herr der Ringe:<br />

Die Rückkehr des Königs erhielten jeweils eine Statue mehr.<br />

Natürlich könnte man einwenden, dass man mit Romeo und Julia als Vorlage nicht<br />

viel falsch machen kann, gibt es doch wenige Stoffe, die beim dramatischen Potenzial<br />

mithalten können. Dennoch schaffte es Leonard Bernstein mit seiner Adaption,<br />

die Maßstäbe auf der Musicalbühne in eine andere Dimension zu katapultieren. Der<br />

renommierte Theaterkritiker Walter Kerr sprach von einem »radioaktiven Fallout«,<br />

der sich nach der Premiere über den Broadway legte und war Zeuge der »wildesten,<br />

rastlosesten und packendsten Choreographien«, die man seit vielen Jahren gesehen<br />

hätte. Besonders beeindruckt hatte ihn das Tanzduell der beiden Gangs: »Die Messer<br />

wurden gezückt, die Körper wirbelten wild durch die Luft – die visuelle Kraft der<br />

Szene nahm einem den Atem«. Kerrs Kritikerkollege John Chapman adelte Bernstein<br />

als direkten Nachfolger Gershwins in der Entwicklung einer »genuin amerikanischen<br />

Musiksprache«.<br />

Generell hielt die Kritik fest, dass die Choreographien der West Side Story insgesamt<br />

höher einzuschätzen seien als die dramatische Umsetzung des Stoffes. Dennoch hat<br />

sich Bernsteins Porträt der unglücklich Liebenden fest ins Gedächtnis der populären<br />

Kultur eingebrannt.<br />

Dafür sind Songs wie »Tonight« verantwortlich. Die »Balkonszene« der West Side<br />

Story folgt unmittelbar auf den erwähnten Tanzwettstreit der verfeindeten Clans,<br />

bei dem sich Tony und Maria begegnen und ineinander verlieben. Die träumerische,<br />

schmachtende Musik bietet den größtmöglichen Kontrast zur gnadenlosen Wirklichkeit,<br />

in der die Liebe der »Star-cross’d Lovers«, wie es bei Shakespeare heißt, keine<br />

Erfüllung finden kann und das Unglück vorprogrammiert ist.<br />

LEONARD BERNSTEIN<br />

n Akt I: Duett »Tonight«<br />

aus dem Musical West Side Story<br />

Clara-Sophie Bertram, Sopran<br />

Yiwei Xu, Tenor


24 ABSAGE AN TRÄUMEREIEN<br />

FINALE »MAKE OUR GARDEN GROW«<br />

AUS DEM MUSICAL CANDIDE<br />

Candide ou l’optimisme aus dem Jahr 1759 gehört zu den zentralen Texten der Aufklärung.<br />

Voltaire stellt in seiner Satire die Überheblichkeit des Adels bloß, prangert<br />

die Heuchelei der Kirche an und richtet sich gegen Krieg und Sklaverei. Vor allem aber<br />

negiert er die Vorstellung der von Leibnitz postulierten »besten aller möglichen Welten«.<br />

So ist es letztlich nur konsequent, wenn Candide, nachdem er auf seinen Wanderungen<br />

durch die Welt wenig positive Erfahrungen<br />

Make Our Garden Grow<br />

gemacht hat, seinem unerschütterlich optimistischem<br />

Mentor Pangloss vorhält: »Cela bien dit,<br />

You‘ve been a fool and so have I<br />

But come and be my wife<br />

And let us try before we die<br />

mais il faut cultiver notre jardin (Gut gesagt, aber<br />

To make some sense of life<br />

unser Garten muss bestellt werden)«.<br />

We‘re neither pure nor wise nor good<br />

Sollen andere vom Paradies träumen – wir müssen<br />

We‘ll do the best we know<br />

We‘ll build our house and chop our wood uns um die häusliche Arbeit kümmern: Dieses nüchterne<br />

Fazit stellt Leonard Bernstein ans Ende sei­<br />

And make our garden grow<br />

I thought the world was sugar cake<br />

ner Adaption von Candide. Der erste Versuch mündete<br />

in einer zweiaktigen Operette. Sie wurde am<br />

For so our master said<br />

But now I‘ll teach my hands to bake<br />

1. Dezember 1956 in New York uraufgeführt, kam<br />

Our loaf of daily bread<br />

aber beim Publikum nicht gut an und wurde nach<br />

We‘re neither pure nor wise nor good...<br />

nur 73 Vorstellungen abgesetzt. Die Schuld lag weniger<br />

an Bernsteins Musik, sondern vielmehr am<br />

Let dreamers dream what dreams they please<br />

Those Edens can‘t be found<br />

schwachen Libretto, das dem satirischen Esprit<br />

The sweetest flowers, the finest trees<br />

Are grown in solid ground<br />

der Vorlage in keiner Weise gerecht wurde.<br />

We‘re neither pure, nor wise, nor good .... Mit neuem Text erhielt Candide 17 Jahre später<br />

Den Garten wollen wir bestellen<br />

neuen Schwung. Am 8. März 1974 erlebte das überarbeitete<br />

Stück – jetzt als Musical-Einakter – seine<br />

Lass uns nicht länger närrisch handeln<br />

Im Glück der Ehe woll’n wir leben<br />

Premiere am Broadway. Dieses Mal wurde Bernsteins<br />

Klassiker-Adapation mit offenen Armen auf­<br />

Solange wir auf Erden wandeln<br />

Dem <strong>Das</strong>ein einen Sinn zu geben<br />

genommen und brachte es auf 740 Vorstellungen.<br />

Gelehrsamkeit ist’s, die wir uns versagen<br />

Nach Kräften wir dafür uns stets bemüh’n Da die ursprüngliche Musik nahezu unverändert<br />

<strong>Das</strong> Haus zu bauen, Holz zu schlagen übernommen wurde, klingt es in Candide für ein<br />

Und uns’rem Garten helfen blüh’n<br />

Musical immer wieder recht untypisch. Nicht<br />

Die Welt als süßes Zuckerstück<br />

von ungefähr wird es auch als »komische Oper«<br />

Für unsre Lehrer war’s Gebot<br />

bezeichnet. Die Hauptrollen sind musikalisch so<br />

Doch mir genügt’s zum kleinen Glück<br />

anspruchsvoll, dass sie von ausgebildeten Opernsängern<br />

bestritten werden. Die Konzertfassung der<br />

Zu backen unser täglich Brot<br />

Gelehrsamkeit ist’s, die wir uns versagen ...<br />

Ouvertüre hat ins Repertoire vieler <strong>Orchester</strong> Eingang<br />

gefunden und ist das bekannteste Stück aus<br />

Lasst Träumer ihre Träume hegen<br />

Ihr Garten Eden blüht zu keiner Stund’<br />

Die Blumen, Bäume woll’n wir pflegen diesem Werk.<br />

Auf festem, gut gewachs’nem Grund<br />

LEONARD BERNSTEIN<br />

Gelehrsamkeit ist’s, die wir uns versagen ...<br />

n Finale »Make Our Garden Grow«<br />

Deutscher Text: Stefan Müller-Ivok<br />

aus dem Musical Candide


DIE MITWIRKENDEN<br />

25<br />

MATTHIAS BÖHRINGER DIRIGENT<br />

Matthias Böhringer ist ein vielseitig begabter Musiker und studierte Dirigieren (Prof.<br />

Stiefel), Klavier (Prof. Speidel) und Schulmusik an der Hochschule für Musik Karlsruhe.<br />

Weitere bedeutende Impulse erhielt er im Rahmen internationaler Meisterkurse<br />

sowie Hospitationen, unter anderem bei Helmut Rilling, Kurt Masur und Hans-Christoph<br />

Rademann.<br />

Seit seinem achtzehnten Lebensjahr ist er hauptsächlich<br />

als <strong>Orchester</strong>- und Chordirigent tätig und leitet momentan<br />

sechs Chöre und zwei <strong>Orchester</strong>. Matthias Böhringer<br />

konzertierte und dirigierte bereits im In- und Ausland.<br />

Er leitete unter anderem Konzerte mit der Philharmonie<br />

Baden-Baden, den Stuttgarter Philharmonikern, der Philharmonie<br />

Reutlingen und vielen weiteren Ensembles.<br />

Am Institut für Musiktheater der HfM Karlsruhe war er<br />

mehrfach Korrepetitor und Dirigent bei Opernproduktionen.<br />

Die Internationale Bachakademie Stuttgart verpflichtet<br />

ihn seit 2014 regelmäßig als Korrepetitor. Zudem unterrichtet er als Lehrbeauftragter<br />

seit 2014 an der Hochschule für Musik Karlsruhe <strong>Orchester</strong>dirigieren.<br />

Darüber hinaus gehört Matthias Böhringer als musikalischer Direktor dem Präsidium<br />

des Badischen Chorverbandes an. Aufgrund seiner außergewöhnlichen musikalischen<br />

Vielseitigkeit erhielt er 2005 den Musikförderpreis des Kulturfonds Baden. Von 2006<br />

bis 2009 war er Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes sowie 2011 Stipendiat<br />

des Deutschen Musikrates.<br />

CLARA-SOPHIE BERTRAM SOPRAN<br />

Clara-Sophie Bertram studierte an den Hochschulen von Leipzig und Karlsruhe Gesang<br />

bei Friedemann Röhlig. Nach ihrem Abschluss (Master) im Fach Oper ergänzt sie<br />

gegenwärtig ihre Ausbildung durch den Masterstudiengang Lied bei Mitsuko Shirai<br />

und Hartmut Höll; zusätzlichen Unterricht erhält sie bei<br />

Julia Varady. Die Sopranistin besuchte Meisterkurse von<br />

Regina Werner, Brigitte Fassbaender und Claudia Visca.<br />

2012 gab sie in Thomas Leiningers Kinderoper Dino und<br />

die Arche am Badischen Staatstheater Karlsruhe ihr Debüt.<br />

Beim Festival Rising Stars! 2016 war Clara-Sophie<br />

Bertram mit einem Chanson-Programm von Georg Kreisler<br />

vertreten.<br />

In der Spielzeit 2017/<strong>2018</strong> gastiert die Sängerin am Badischen<br />

Staatstheater Karlsruhe in Terrence McNallys<br />

Broadway-Erfolgsstück Meisterklasse – Maria Callas und in der Oscar-Straus-Operette<br />

Die lustigen Nibelungen sowie am Nationaltheater Mannheim in Mischa Spolianskys<br />

Revue Wie werde ich reich und glücklich?


26<br />

Wichtige Erfahrungen sammelte Clara-Sophie Bertram bei dem Komponisten und Musikpädagogen<br />

Daniel Fueter sowie in der Zusammenarbeit mit den Pianistinnen Freya<br />

Jung und Anni Poikonen. Die Stipendiatin der Peter-Klaus-Stiftung, des Richard-Wagner-Verbandes<br />

Baden-Baden/Pforzheim e.V. und der Heinrich-Hertz-Gesellschaft war<br />

in den Konzerten der Stiftung Berliner Philharmoniker im April erstmals zu erleben.<br />

YIWEI XU TENOR<br />

Der 1990 in Jiangsu (China) geborene Tenor Yiwei Xu studiert derzeit im Masterstudiengang<br />

Oper am Institut für Musiktheater der Hochschule für Musik Karlsruhe<br />

bei Christiane Libor.<br />

Zwischen 2009 und 2013 absolvierte er ein Gesangsstudium<br />

in Shanghai. Sein Repertoire umfasst eine Vielzahl von<br />

Genres. In seinem Heimatland sang er 2010 den Basilio aus<br />

Mozarts Hochzeit des Figaro und trat 2011 in der chinesischen<br />

Operette Jiang Jie (Schwester Jiang) auf.<br />

An der HfM Karlsruhe war er bereits als Scaramuccio in<br />

Strauss’ Oper Ariadne auf Naxos sowie als Manuel in Die<br />

Brücke von San Luis Rey von Hermann Reutter zu hören.<br />

<strong>2018</strong> übernahm er dort die Rolle des Alfred in Johann<br />

Strauss’ Die Fledermaus.<br />

Im symphonischen Fach sang er u. a. die Solo-Tenorstimme in Beethovens 9. Symphonie<br />

mit der Studentenphilharmonie Tübingen.<br />

MARCEL BRUNNER BASSBARITON<br />

Der 1992 geborene Bariton Marcel Brunner studierte von 2012 bis 2016 Gesang in<br />

Mannheim. In dieser Zeit debütierte er am Nationaltheater Mannheim mit der Rolle<br />

des Deputato in Verdis Don Carlos (2013). Ebendort war er in der Spielzeit 2016/2017<br />

als Dritter Spieler in Prokofievs Oper Der Spieler zu sehen.<br />

Seit April 2017 studiert Marcel Brunner im Masterstudiengang Oper an der Hochschule<br />

für Musik Karlsruhe in der Klasse von Christiane Libor und Stephan Klemm.<br />

Im April 2017 sang er im Rahmen einer Produktion des Instituts<br />

für Musiktheater Karlsruhe die Partie des Esteban<br />

in der Oper Die Brücke von San Luis Rey von Hermann<br />

Reutter. Ebenfalls in einer Hochschulproduktion debütierte<br />

er im Januar <strong>2018</strong> als Gefängnisdirektor Frank in der<br />

Operette Die Fledermaus.<br />

Im Februar <strong>2018</strong> gab Marcel Brunner bei der Uraufführung<br />

der Kinderoper Ritter Parceval, nach Motiven von<br />

Richard Wagner von Henrik Albrecht, sein Debüt mit den<br />

Berliner Philharmonikern als Klingsor im großen Saal der<br />

Berliner Philharmonie. Mit derselben Partie war er im Rahmen der Osterfestspiele im<br />

März <strong>2018</strong> im Theater Baden-Baden zu erleben.


Marcel Brunner trat bei Festivals wie der Internationalen Bachwoche Stuttgart oder<br />

dem Bronnbacher Musikfrühling auf und konzertierte als Solist u. a. mit der Württembergischen<br />

Philharmonie Reutlingen, dem Kurpfälzischen Kammerorchester Mannheim,<br />

der Camerata Würzburg, der Darmstädter Hofkapelle oder dem Beethoven Akademie<br />

<strong>Orchester</strong> Krakau.<br />

27<br />

DER BADISCHE JUGENDCHOR<br />

Der Badische JugendChor wurde 2010 vom Badischen Chroverband ins Leben gerufen,<br />

um begabten Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 27 Jahren eine Möglichkeit<br />

zum gemeinsamen überregionalen Musizieren zu bieten.<br />

Mehrmals im Jahr treffen sich die jungen Sänger/-innen unter der künstlerischen<br />

Leitung von Matthias Böhringer und erarbeiten sowohl traditionelle als auch moderne<br />

Programme. Die musikalische, auch genreübergreifende Vielfalt sowie das<br />

Experimentieren mit<br />

der Stimme spielen<br />

hierbei eine wichtige<br />

Rolle.<br />

Seit der Gründung<br />

konnte der Badische<br />

JugendChor bereits<br />

bei verschiedenen<br />

repräsentativen Auftritten<br />

sein Können<br />

eindrucksvoll unter<br />

Beweis stellen, z. B.<br />

beim Landesmusikfestival<br />

Baden-<br />

Würt temberg, den<br />

Badischen Chortagen am KIT Karlsruhe, dem Deutschen Chorfest in Stuttgart, beim<br />

Neujahrsempfang des Landes Baden-Württemberg sowie auf der chor.com in Dortmund.<br />

In der Saison <strong>2018</strong>/19 ist der Badische JugendChor Patenchor des SWR Vokalensembles<br />

Stuttgart.<br />

PROVOCAL MÜNZESHEIM<br />

proVocal Münzesheim – Meisterchor im Badischen Chorverband – wurde im Jahr<br />

2001 unter der künstlerischen Leitung von Matthias Böhringer gegründet und entwickelte<br />

sich schnell zu einem musizierfreudigen und leistungsstarken Ensemble,<br />

dessen Chorstärke kontinuierlich auf momentan über 70 Sängerinnen und Sänger<br />

(Einzugsgebiet zwischen Karlsruhe, Bruchsal, Kraichtal und Heidelberg) anwuchs.<br />

<strong>Das</strong> ungewöhnlich vielseitige Repertoire umfasst mehrere Epochen und Genres, vom<br />

Barock über die Romantik bis hin zu Arrangements aktueller Popsongs. Seit 2007<br />

gehört proVocal nach der erfolgreichen Teilnahme am Badischen Chorwettbewerb<br />

offiziell zu den Spitzenlaienchören des Badischen Chorverbandes.


28<br />

Im Jahre 2010 nahm proVocal am Deutschen Chorwettbewerb in Dortmund teil,<br />

erreichte 2012 einen 3. Preis (Frankfurt) und 2016 einen 2. Preis (Stuttgart) beim<br />

Chorwettbewerb im Rahmen des Deutschen Chorfestes. 2013 erhielt proVocal einen<br />

3. Preis beim Landeschorwettbewerb Baden-Württemberg sowie 2017 ebendort einen<br />

2. Preis.<br />

Musizier- und Experimentierfreude sowie die stimmliche Entfaltung in einer vielseitigen<br />

Gemeinschaft prägen den Charakter des Chores.<br />

SINFONIEORCHESTER AN DER<br />

DUALEN HOCHSCHULE KARLSRUHE<br />

<strong>Das</strong> Sinfonieorchester ist das kulturelle Aushängeschild der Dualen Hochschule Baden-Württemberg<br />

Karlsruhe. Musikbegeisterung, Gemeinschaftsgeist und die hohe<br />

Motivation jedes Einzelnen stehen im Vordergrund und so urteilte die Presse: »Man<br />

spürt, mit welcher Lust das <strong>Orchester</strong> zu Werke geht«. Seit 2013 hat Matthias Böhringer<br />

die musikalische Leitung inne.<br />

Foto: Jasmin Hernandez-Hügel


<strong>Das</strong> Markenzeichen ist die abwechslungsreiche und ausgefallene Gestaltung der<br />

Konzertprogramme, deretwegen der Beiname »<strong>Das</strong> andere <strong>Orchester</strong>« seine volle<br />

Berechtigung erfährt. An unterschiedlichen Spielorten werden im Schnitt zwei Konzerte<br />

pro Jahr aufgeführt, die meist unter einem bestimmten Motto stehen und bisweilen<br />

auch außermusikalische Elemente wie Wein-, Likör- und Schokoladenverkostungen<br />

beinhalten.<br />

29<br />

<strong>Das</strong> <strong>Orchester</strong> zeigt hierbei immer wieder, dass sich neben einem rein klassischen<br />

Programm auch sehr unterschiedliche Musikstile wie Oper, Operette, Ballettmusik,<br />

Musical bis hin zu Filmmusik und Jazz mühelos an einem Abend miteinander verbinden<br />

lassen.<br />

Vor diesem Hintergrund wurden 2014 die Karlsruher <strong>PROMS</strong> ins Leben gerufen und<br />

finden seitdem jährlich im Konzerthaus Karlsruhe statt. Der Erfolg der Reihe zeigt<br />

sich nicht zuletzt darin, dass die Konzerte bereits Monate vorher restlos ausverkauft<br />

sind.


30<br />

a<br />

das ndere<br />

orchester<br />

SINFONIEORCHESTER AN DER<br />

DUALEN HOCHSCHULE KARLSRUHE<br />

impressum<br />

Sinfonieorchester an der Dualen Hochschule Karlsruhe e.V.<br />

Kontakt<br />

Anne Schwarz & Stefan Müller-Ivok<br />

E-Mail: info@orchester-dhbw-ka.de<br />

Telefon: 0721 - 6 09 57 27<br />

facebook.com/Sinfonieorchester.DHBW.Karlsruhe<br />

Redaktion/Textzusammenstellung<br />

Stefan Müller-Ivok<br />

Gestaltung<br />

Art Crash Werbeagentur GmbH, Karlsruhe<br />

Sie können auch anders?<br />

Dann kommen Sie zu uns:<br />

MITSPIELER GESUCHT!<br />

E-Mail: info@orchester-dhbw-ka.de<br />

Telefon: 0721 - 6 09 57 27<br />

zukunftsmusik<br />

n Bruckners Neunte Sinfonie & Te Deum<br />

Samstag, 23. Februar 2019, 19 Uhr, Lutherkirche Karlsruhe<br />

n <strong>PROMS</strong> 2019 »Von Weber bis Webber«<br />

6. Karlsruher <strong>PROMS</strong><br />

Samstag, 13. Juli 2019, 20 Uhr, Konzerthaus Karlsruhe


BRUCKNER<br />

9. sinfonie<br />

te deum<br />

KARTEN<br />

20 € 15 € *<br />

* ermäßigt für Schüler und Studenten<br />

Mit freundlicher<br />

Unterstützung des<br />

23. Februar 2019 | 19 Uhr<br />

lutherkirche karlsruhe<br />

Sinfonieorchester an der<br />

DHBW Karlsruhe<br />

proVocal Münzesheim<br />

Solisten der HfM Karlsruhe<br />

Dirigent: Matthias Böhringer<br />

a<br />

das ndere<br />

orchester<br />

SINFONIEORCHESTER AN DER<br />

DUALEN HOCHSCHULE KARLSRUHE

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