Seite 6 | <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong> www.theatercourier.de THEATER In den Landesbühnen leuchtet „Das Licht auf der Piazza“ Vom Broadway nach Radebeul: Erst Buch (1960), dann Film (1962), später Musical (2003) Im Italien der 50er Jahre, konkret in Florenz und Rom, macht die Amerikanerin Margaret mit ihrer Tochter Clara Urlaub: Diese ist zwar schon 26, wegen eines Unfalles im Kindesalter aber geistig zurückgeblieben, was sich vor allem in unkonventioneller Kommunikation mit ihrer Umgebung zeigt. Doch trotz aller Ablenkungs- und Behütungsversuche ihrer Mutter verliebt sich der junge Florentiner Fabrizio in die zarte hübsche Clara und diese in ihn. Seine typisch italienische Großfamilie schließt sie so wie sie ist sofort in ihr Herz – zumal der in Amerika gebliebene Vater ein passabler Geschäftsmann ist und „in Tabak macht“. Immer wieder versucht die Mutter auf die Besonderheit ihres Kindes zu verweisen, doch in der lauten, direkten Großfamilie kommt sie nicht zu Wort. Sie erlebt und sieht, wie ihre geliebte Tochter in der Liebe zu Fabrizio aufblüht und immer selbständiger wird. Das veranlasst sie, auch über ihre Ehe nachzudenken... und genau wie Clara verändert sie sich und trifft wichtige Entscheidungen. Lange hat sich Regisseur Sebastian Ritschel, neben anderen Theatern, um die Aufführungsrechte der psychologisch anspruchsvollen Geschichte bemüht und konnte jetzt die deutschsprachige Erstaufführung an die Landesbühnen Sachsen holen, mit einer besonderen Vereinbarung. Die anrührende Liebesgeschichte vom Finden und Loslassen steht unter einem besonderen Stern in einem besonderen Michael König, Gero Wendorff, Anna Preckeler und Sarah Schütz (von links) Licht. Herrlich spontan, oft naiv, aber immer voller Herzlichkeit und zunehmend selbstreflektierter spielt und singt die elfenhafte Sopranistin Anna Preckeler die Clara. Anrührend ist die Szene, als sie feststellt, dass sie „anders“ ist und nur schwer damit umgehen kann. Die wohl größte Entwicklung macht ihre Mutter (mit viel verdientem Applaus bedacht: Sarah Schütz) durch. Sie bevormundet, behütet, lenkt von Schuldgefühlen über den Unfall getrieben ihre eigentlich erwachsene Tochter, wird kurzfristig gar zum „Wachhund“, ehe sie nach einem Wutanfall von Clara („Daddy liebt dich nicht!“) erschüttert anfängt, über sich und ihre Rolle nachzudenken. Sie schafft es, sich ihrem insistierenden Mann entgegenzustellen und das Glück ihrer Tochter zu sehen. Eine Unmöglichkeit zur damaligen Zeit: Frauen, bzw. nichtarbeitende Ehefrauen, hatten nicht aufzumucken! Dazu hat sicher auch der Blick in die temperamentvolle italienische Großfamilie, aus der Fabrizio kommt, beigetragen. Und Fabrizio? Gero Wendorff spielt und singt ihn als schockverliebten Schwiegermutterliebling ohne Ecken und Kanten, dafür charmant, liebenswert. Offen bleibt, wie er sich verhält, wenn dieser Zustand vorbei ist. Erstaunlicherweise kann der Zuschauer die teilweise recht langen italienischen (gesprochenen) Phasen auch ohne Sprachkenntnisse intuitiv erfassen. Bilder in einem großen güldenen Rahmen im Hintergrund der Bühne zeigen die jeweiligen Standorte. Er wird aber auch genutzt, um © Pawel Sosnowski Telefonate zwischen Margaret in Italien und ihrem Mann in Amerika darzustellen. Und in diesem von der Welt abgeschotteten Raum befindet sich am Ende das glückliche Brautpaar. Und ihre Mutter bemerkt mit Staunen endlich auch dieses ganz besondere Licht auf der Piazza. Ein Ohren- und Augenschmaus mit Sternchen! Regine Eberlein „Das Licht auf der Piazza“ Landesbühnen Sachsen 06.10. | 04.11. | 07.12. | 14.12. | 28.12.18 www.landesbuehnen-sachsen.de Tickethotline: 0351 - 895 42 14 1. SÄCHSISCHES MUNDART-THEATER MALZAU, DEINE KURSACHSEN! Eine sächsische Schlammschlacht mit Heilwirkung Jetzt Tickets sichern! Lachmuskelkater garantiert! Infos & Tickets (03528) 48 70 70 www.biertheater.de