Rundbrief 81 PredigtGottesdienst Oktober 2018
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vorgelegt …<br />
Hinter solchen Aussagen steht m.E. ein<br />
Zerrbild von Mission als Gewaltausübung.<br />
In der Erklärung „Mission Respekt.<br />
Christliches Zeugnis in einer multireligiösen<br />
Welt aus dem Jahr 2011, die<br />
von katholischen, evangelischen und<br />
freikirchlichen Verantwortlichen gemeinsam<br />
herausgegeben wurde, heißt<br />
es zu den Prinzipien der Mission:<br />
Christen/innen sind aufgerufen, in<br />
ihrem Zeugnis alle Formen von Gewalt<br />
und Machtmissbrauch abzulehnen, auch<br />
deren psychologische und soziale Formen.<br />
(6) und:<br />
Christen/innen müssen aufrichtig und<br />
respektvoll reden, sie müssen zuhören,<br />
um den Glauben und die Glaubenspraxis<br />
anderer kennen zu lernen und zu verstehen.<br />
Da ist es doch verwunderlich, dass gerade<br />
muslimische Gesprächspartner Mission<br />
als bedrohlich ansehen, angesichts<br />
dessen, was der Koran den Muslimen im<br />
Blick auf den Umgang mit „Ungläubigen“<br />
vorschreibt. Und Ungläubige sind<br />
nach dem Koran auch die, die sagen:<br />
„Gott, er ist Christus, der Sohn Marias“<br />
(Sure 5,17+72). Ihnen gegenüber gilt:<br />
„Sie hätten euch gern ungläubig, wie<br />
sie ungläubig sind, so dass ihr gleich<br />
wärt. So nehmt euch nicht unter ihnen<br />
Freund und Beistand, bis sie auf Gottes<br />
Weg auswandern! Doch wenn sie sich<br />
abkehren, dann greift sie und tötet sie.“<br />
(Sure 4,90), oder: „Wenn ihr die trefft,<br />
die ungläubig sind, dann schlagt ihnen<br />
auf den Nacken.“ (Sure 47,4)<br />
Von daher ist zu sagen: Die Übersetzung<br />
„Lehren“ könnte Ausdruck einer<br />
grundsätzlichen Zurückhaltung gegenüber<br />
dem Auftrag Jesu, Menschen zum<br />
Glauben einzuladen, gegenüber allem<br />
Missionarischen sein.<br />
Dem ist mit Worten von Martin Hengel<br />
entgegenzuhalten: Eine Kirche und<br />
Theologie, die die missionarische Sendung<br />
der Glaubenden als Boten des<br />
Heils in eine von Unheil bedrohte Welt<br />
vergisst oder verleugnet, gibt ihren<br />
Grund und damit sich selber auf.“ 5<br />
Von daher werde ich es mit den erwähnten<br />
bayerischen Pfarrern halten. Sie erklären:<br />
„Wir werden bei gottesdienstlichen Lesungen,<br />
insbesondere bei Taufen, wie<br />
auch in der Predigt weiterhin die sechs<br />
Jahrzehnte lang zu Recht gebräuchliche<br />
Textfassung „machet zu Jüngern alle<br />
Völker“ zur Sprache bringen.<br />
1 Theodor Zahn: Das Evangelium des Matthäus, Leipzig 1910, S. 721, Anm.8<br />
2 Johannes Zimmermann: Zwei Mal „Lehren“? Ein Widerspruch zu Wolfgang Reinbolds Auslegung von<br />
Mt 28,19, ZThK 114/2017, S. 138-148<br />
3 Walter Klaiber: Das Matthäusevangelium, Tb.2, Mt 16,21-28,20, Neukirchen – Vluyn 2015<br />
4 Karl Barth: Auslegung von Matthäus 28,16-20, Basel 1954, S. 14<br />
5 Martin Hengel: Die Ursprünge der christlichen Mission, NTS 18/1971.72 (S. 15-38), S. 38;<br />
zitiert bei Peter Stuhlmacher, aaO., S. 118