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Die Heilkraft der Pilze von Prof. Dr. Jan I. Lelley

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Hallimaschs verursacht in Forstbeständen weltweit erhebliche Ausfälle. Zu beklagen sind Verluste<br />

genauso in den Nadelwäl<strong>der</strong>n des Fernen Westen <strong>der</strong> USA, wie in den alten Pinienhainen <strong>der</strong><br />

östlichen Pyrenäen, in den Eukalyptusbeständen Südaustraliens als auch bei den deutschen Eichen,<br />

um nur einige Beispiele zu nennen. Zugleich jedoch bilden einige Hallimascharten mit verschi edenen<br />

Orchideen eine fruchtbare Lebensgemeinschaft, die dem Orchideensamen überhaupt erst ermöglicht<br />

zu keimen und danach als Pflanze zu überleben.<br />

Der Honiggelbe Hallimasch (Armillaria mellea), <strong>der</strong> wegen seiner Verwendungsmöglichkeit in <strong>der</strong><br />

alternativen Heilkunde uns hier hauptsächlich interessiert, ist ein relativ kleiner Vertreter <strong>der</strong> Gruppe.<br />

Er wächst vom Spätherbst bis in die kalte Jahreszeit in dichten Büscheln auf den Stümpfen <strong>von</strong> Laub-<br />

und Nadelhölzern, über flachliegenden Wurzeln auf dem Boden, manchmal sogar an den unteren<br />

Teilen leben<strong>der</strong> Baumstämme. Sein Hut ist im Jungstadium kugelförmig, später ausgebreitet und<br />

meistens <strong>von</strong> honiggelber Farbe. Manche Exemplare sind olivbräunlich o<strong>der</strong> nur am Rand honiggelb<br />

gefärbt. <strong>Die</strong> Hutoberfläche dieser Art ist glatt o<strong>der</strong> nur <strong>von</strong> feinen Schuppen besetzt. Als wichtiges<br />

Erkennungsmerkmal gilt ein auffallen<strong>der</strong> Ring, <strong>der</strong> auf dem Stiel unter dem Hut sitzt. Der Stiel selbst<br />

ist recht lang. Er verjüngt sich am unteren Ende, da er oft eng mit den Stielen an<strong>der</strong>er Exemplare<br />

verwachsen ist.<br />

Der Hallimasch ist, wie bereits angedeutet, essbar, aber nur abgekocht. Roh gilt er als schwach giftig.<br />

Es wird sogar berichtet, dass sich neuerdings die Fälle einer Hallimasch-Allergie häufen sollen. <strong>Die</strong><br />

Empfehlung ist daher, probieren Sie zuerst eine kleine Menge und nehmen Sie erst dann mehr da<strong>von</strong>,<br />

wenn Sie ihn vertragen. Das Kochwasser sollte bei <strong>der</strong> Zubereitung nicht verwendet werden.<br />

Eine beson<strong>der</strong>e Eigenschaft des Hallimaschs ist die Bildung <strong>von</strong> so genannten Rhizomorphen. Es<br />

si nd pflanzenwurzelähnliche Gebilde, di e für den T ransport <strong>von</strong> Wasser und Nährstoffen, j a sogar<br />

Gasen wie Sauerstoff dienen. <strong>Die</strong> Rhizomorphe können mehrere Millimeter Durchmesser haben und<br />

si ch im Boden <strong>von</strong> Baum zu Baum ausbreiten. So kann <strong>der</strong> Pilz mi t diesem Netzwerk im Laufe <strong>von</strong><br />

Jahrhun<strong>der</strong>ten eine Fläche <strong>von</strong> mehreren hun<strong>der</strong>t Metern Durchmesser durchwuchern. Als eine<br />

Beson<strong>der</strong>heit gilt in diesem Zusammenhang <strong>der</strong> Bericht des amerikanischen Mykologen M. L. Smith<br />

und seiner Mitarbeiter in <strong>der</strong> angesehenen Wissenschaftszei tschri ft "Nature" i m Jahre 1992. Si e<br />

entdeckten in Kalifornien ein Hallimaschindividuum, dessen Rhizomorphe ein Gebiet <strong>von</strong> 15 ha<br />

durchwuchern, dessen Gewicht auf 10.000 kg und Alter auf etwa 1.500 Jahre geschätzt wird. Somit<br />

avanciert ein Pilz zu den mächtigsten und ältesten Lebewesen aller Zeiten.<br />

Inhaltsstoffe und medizinische Wirkung<br />

Chemische Analysen des Hallimaschs haben keine allzu hohen Nährstoffwerte ergeben.<br />

Chinesischen, amerikanischen sowie ungarischen Angaben zufolge sind in 100 g Frischpilzen 1 bis 3<br />

g Eiweiß und bis zu 7,5 g Kohlenhydrate enthalten. Man hat ferner 0,6 g Fett und ebensoviel<br />

Ballaststoffe in ihm gefunden. Der Mineralstoffgehalt des Hallimaschs ist geradezu bescheiden. An<br />

Kalium enthält er 32 bis 43 mg, an Kalzium 0,3 bis 0,4 mg und an Phosphor nur ganze 80 mg in 100 g<br />

Frischmaterial.<br />

Umso interessanter sind die Ergebnisse, die <strong>von</strong> verschiedenen Forschergruppen in Amerika und<br />

China in den letzten 15 Jahren über die aktiven Substanzen des Hallimaschs präsentiert wurden. Viele<br />

<strong>von</strong> diesen Substanzen sind so genannte sesquiterpenische aromatische Esterverbindungen, die aus<br />

<strong>der</strong> Vereinigung <strong>von</strong> Säuren mit Alkoholen unter Abspaltung <strong>von</strong> Wasser entstehen. Solche sind das<br />

Armillaricin, Armillarigin, Armillarikin, Armillarinin, Armillaripil und an<strong>der</strong>e. Eine antibakterielle und<br />

antimykotische Wirkung besitzen unter an<strong>der</strong>en die Substanzen Melleolid, Armillol, Judeol, Armillyl<br />

und Arnamiol. Ferner fand man in den Fruchtkörpern Propionsäure, Valeriansäure, Isokapronsäure<br />

und Kapronsäure, wobei die Valeriansäure überwog. In kleineren Mengen wies man auch noch<br />

Buttersäure, Isobuttersäure, Isovaleriansäure und Heptansäure im Hallimasch nach.<br />

Schon in den 70er Jahren zeigte <strong>der</strong> kanadische Wissenschaftler C. Richard in Laborversuchen, dass<br />

<strong>der</strong> Hallimasch eine antibakterielle Wirkung hat. Er testete den Pilz mit Erfolg gegen Bacillus subtilis<br />

und Bacillus cereus sowie gegen den beson<strong>der</strong>s gefährlichen Eitererreger Staphylococcus aureus.<br />

Auch an<strong>der</strong>e Experten bestätigten die antibakterielle Wirkung und zwar hauptsächlich gegen so<br />

genannte grampositive Bakterien. Als grampositiv bezeichnet man solche Arten, die nach einer<br />

spezi ellen, <strong>von</strong> dem däni schen Forscher Hans Chri stoph Joachim Gram entwi ckel ten Färbemethode<br />

eine bleibende dunkelblaue Farbe annehmen. Zu dieser Gruppe gehören die meisten kugelförmigen<br />

Bakterien wie die Pneumokokken, Erreger <strong>der</strong> Lungenentzündung und die Streptokokken. Letztere<br />

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